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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)



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weuze
16.09.2010, 18:54
Sie waren knapp zwei Tage nach Süden unterwegs. Am Vormittag des zweiten Tages erreichten sie die dichten Wälder, welche noch weiter südlich in die Sümpfe von Schwarzmarsch übergingen. Es war bereits dunkel, als sie vor sich zwischen den relativ licht stehenden Bäumen, ein großes Jagdhaus aus dem Wald auftauchen sahen. Eine massige Hütte, mit einem etwas kleineren Schuppen, nur wenige Meter weiter. Das Gebäude war ohne Brunk und Zierde und hatte nur ein Erdgeschoss. Das Dach war aus dunklen, hölzernen Schindeln und etwas flacher aufgesetzt. Dunkle Fenster und eine breite Tür waren in der Front zu erkennen. Als Arranges und Jurano näher kamen, erkannten sie etwas entfernt, nahe einem Dickicht im Wald, zwei Pferde stehen. Sahen sie noch genauer hin, konnten sie einige Meter weiter, nochmal ein Pferd sehen. Alles recht stattliche Tiere. 'Wir sind also nicht die Ersten...' Bemerkte Jurano.

Sie saßen vor dem Haus ab und ließen die Tiere vorerst einfach stehen. Die Tür war nicht abgesperrt, sodass sie einfach eintreten konnten. Drinnen eröffnete sich ihnen ein großer Raum. An einer Wand war eine Art Garderobe eingerichtet. Lange Bänke stützten sich an die Holzwand, alle paar Meter wurde sie von einem größeren, offenen Schrank unterbrochen. Links der Eingangstüre führte eine breite Steintreppe nach unten zu einer zweiflügeligen Tür. Auf der rechten Seite des Raums stand ein etwas größerer Tisch an der Wand. An diesem saß mit dem Rücken zu den beiden Neuankömmlingen, eine leicht über die Tischplatte gebeugte Gestalt, gekleidet in eine graublaue Robe. Erleuchtet wurde der ganze Raum von einem ausladenden Kerzenleuchter, welcher an einer massiven Kette von der Decke hing. Die Person an dem Tisch hob den Kopf, als sie die beiden hereinkommen hörte. Der Kopf war von einer Kapuze bedeckt. Dann schob die Gestalt den Stuhl zurück und stand auf. Jetzt erkannte man an der Statur, dass es sich wohl um eine Frau handeln musste. 'Haltet euch zurück, sie ist noch nicht sehr lange dabei... am besten ihr haltet komplett den Mund.' Flüsterte Jurano Arranges zu. Die Frau drehte sich zu ihnen um und kam die wenigen Schritte auf sie zu. Was zum Teufel...?! Der Kaiserliche musste sich für einen Moment beherrschen, um nicht überrascht zu schauen. Links und rechts fielen goldene Haarsträhnen aus der Kapuze. Die voll roten Lippen waren so perfekt geschwungen, als hätte man sie gemalt. Die Haut glich reinster Seide. Eine zierliche Nase fand sich zwischen den tiefbraunen Augen wieder. Der restliche Körper war soweit ebenfalls ohne Makel, zumindest konnte man das aufgrund der Umrisse und Konturen sagen, welche durch die wollene Robe zu erkennen waren, nicht zu üppig, aber auch nicht zu dürr. Ich wusste gar nicht, dass die Gathering neuerdings Wert auf das Äußere der neuen Schüler und Novizen legt... Grinste Arranges innerlich. 'Seid gegrüßt Meister Jurano. Auch ihr Mentor Arranges, seid willkommen!' Ihre Stimme war in etwa das, was man sich von dem Klang einer wohl gespielten Flöte oder Laute versprach, schön und zum Träumen einladend. Arranges zuckte etwas zusammen, als sie ihn mit seinem Titel ansprach. Er mochte diese Anrede nicht. Nur diejenigen, die von ihren Meistern anerkannt wurden, wurden aus dem Stand des Lernenden zum Mentor erhoben und konnten sich zur Verfügung stellen, neue Schüler und Novizen unter dem Leitfaden der Meister, an die Nekromantie und ihre Grundlagen heranzuführen. Arranges wurde zwar von Jurano hoch gelobt und auch einige aus der Gathering zollten ihm regelmäßig ihren Respekt, aber er versucht dies grundsätzlich nicht so zu sehen, wie es tatsächlich gemeint war. Er war in seinen eigenen Augen noch lange nicht so gut, wie man ihm immer sagte. Er versuchte die Gathering und Jurano grundsätzlich zu verdrängen, wenn er nicht gerade direkt mit ihnen sprach oder im Auftrag selbiger unterwegs war. Dies war wichtig, denn so konnte er sich praktisch parteilos unter Gleichgesinnten in Cyrodiil bewegen.

'Seid mir ebenfalls gegrüßt Vaiolenna!' Antwortete Jurano. 'Wie ich sehe, habt ihr euch inzwischen zum Schreiber durchgerungen, meinen Glückwunsch... Sagt, wer ist denn schon alles da?'
'Nun, danke... Bis auf den Meister aus Hammerfell und die Meisterin aus Schwarzmarsch sind schon alle da, aber es gibt zu Beginn erst noch eine traurige Nachricht, die man euch später mitteilen wird... Man erwartet die beiden noch heute zur späten Stunde... Die Gathering ist allerdings gestern schon vollzählig gewesen...' Sie sah mit einem undeutbaren Blick zu Arranges, dann blickte sie wieder zu Jurano. 'Holt eure Sachen rein und begebt euch schonmal nach unten in eure Gemächer, ich werde dann Bescheid geben, wenn die Letzten ebenfalls eingetroffen sind.' Vaiolenna senkte kurz ihren Kopf und wandte sich dann wieder ihrem Tisch zu.

Arranges und Jurano gingen derweil wieder hinaus. Sie sattelten die Pferde ab, brachten die Satteltaschen nach drinnen und das Zaumzeug in den kleinen Schuppen. Mit den Satteltaschen gingen sie nach unten und bezogen ihre Zimmer. Es war mehr als nur ein Keller unter dem Haus, es war eigentlich ein vor Jahrhunderten planmäßig angelegtes Höhlensystem, welches in den Boden aus Fels und Sandstein gehauen worden war. Dort waren Zimmer für alle Meister aus Tamriel, für einige Schüler und für die Gathering. Daneben gab es dort noch eine Art Ratshalle, eine recht großzügige Küche, eine Höhle, welche nur Ritenhalle genannt wurde und einen großen Speisesaal. Es gab noch weiter Räumlichkeiten, von deren Existenz zwar jeder, auch die Schüler, wusste, zu denen aber ausschließlich die Gathering Zugang hatte. Der Raum, welcher hinter der großen Tür lag, war allerdings als Trophäen- und Speisekammer getarnt. Schließlich blieb so eine große Jagdhütte wohl kaum unbemerkt von Wanderern oder Kundschaftern. Man konnte eines der breiten Regale wie eine Tür aufziehen, dahinter lagen nun die Höhlen. Nichts war irgendwie natürlich belassen worden. Die Gänge wie mit Steinen gebaut, eben und waagerecht, sowohl der Boden, als auch die Wände. In regelmäßigem Abstand waren Fackeln angebracht und tauchten so die Gänge in ein gleichmäßiges Licht. Alle paar Meter zweigte ein Gang nach rechts oder links ab. Sie mussten nicht sehr lange gehen, da die Höhlen logistisch recht kompakt angelegt worden waren. Nach wenigen Minuten schob Arranges die Tür zu seinem Zimmer auf, welches ihm vor knapp 6 Jahren zugeteilt wurde, als er das erste Mal vor der Gathering gesprochen hatte. Der Raum war recht groß. Ein edles Doppelbett stand an einer Wand, an der anderen ein großer Schrank und der Tür gegenüber ein großer Schreibtisch. Der Boden in der Mitte war mit einem großen Teppich ausgelegt. Von der Decke hing ein vierarmiger Leuchter. Alle Jahre wieder... Seufzte der Kaiserliche in Gedanken. Er legte seine Rüstung ab und verstaute die Sachen, damit sie nicht ungünstig herumlagen. Wieder in der blauen, weiten Kniehose und der grauen Tunika, an den Füßen nun mit halb über die Waden geschnürten Sandalen, trat er aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg zum Speisesaal, welcher auch noch als Aufenthaltsraum fungierte. Dort saß schon Jurano, jetzt wieder in der bequemeren Kleidung, ohne Rüstung. Arranges setzte sich zu dem Dunmer an den Tisch. Beide schwiegen sich einige Minuten an und schienen ihren Gedanken nachzuhängen, als Vaiolenna den Saal betrat. 'Die beiden Letzten sind gerade angekommen und schon auf dem Weg zur Gathering, ihr solltet euch auch dort hinbegeben.' Arranges atmete einmal tief ein und aus, dann erhob er sich. Und zusammen mit Jurano begab er sich auf den Weg zu der großen Halle, welche im Grunde nichts anderes war, als eine Ratshalle, aber von der Ausstattung und Gesamtgestaltung her eher einem Gerichtssal glich. Nur wenige Minuten später standen beide vor zwei Türen. Einer der Beiden Eingänge bestand nur aus einer kleinen, einfachen Tür, der andere zeichnete sich durch ein recht niedriges Tor mit flachem Bogen aus. Jurano legte Arranges eine Hand auf die Schulter. 'Dir kann nichts passieren, du kennst alle aus der Gathering und du weisst, wie du ihnen zu antworten hast... mach es einfach wie immer und wir sind bald wieder weg von ihnen.' Ja, ich segne einfach alles mit meiner Zustimmung ab, dann bin ich wohl morgen früh wieder hier heraus... Der Dunkelelf zog seine Hand zurück und schritt durch die kleine Tür neben dem Tor. Hinter dieser führte eine kleine Treppe hinauf zu einer Art Tribüne, welche sich über dem Tor, durch welches Arranges treten wird, befand. Der Kaiserliche wartete noch einen Moment, dann trat er durch das Tor.

Arranges stand nun am unteren Ende der gestuften Tribüne, deren vorderste Reihe über dem Tor lag. Die Tribüne bot Platz für alle Meister, ein paar wenige Schüler, welche hier Gast sein durften, während sie gelehrt wurden und theoretisch für alle Mentoren, aber von diesen kam nur seltenst die volle Zahl, im Schnitt waren es ihrer fünf. Normalerweise saß Arranges selbst dort oben, es war jetzt gerade erst das dritte Mal, dass er selbst vor der Gathering vorsprechen musste. Alles hätte er sich im Moment gewünscht, nur nicht hier stehen zu müssen. Vor ihm baute sich ein Halbkreis auf einem hufeisenförmigen Podest auf, welches nicht sehr hoch war. Auf diesem Halbkreis waren insgesamt dreizehn hölzerne Stühel, welche an schlichte Throne erinnerten. Eigentlich war nur die Lehne etwas erhöht, aber sonst waren es einfache und normale Stühle. Auf jedem dieser Stühle saß jemand. Die Mitglieder der Gathering waren in samtene, schwarze Roben gekleidet, die Kapuzen zurückgeschlagen, sodass man den Blickkontakt mit ihnen aufnehmen konnte, wenn man zu ihnen sprach. Arranges begab sich zur Mitte des Halbkreises und wartet einen Moment.

'Seid gegrüßt und uns allen willkommen Mentor Arranges Moryn.' Sagte ein Kaiserlicher, welcher ihm genau gegenüber auf einem Stuhl saß.
'Es freut mich ebenfalls hier zu sein Großmeister.'
'Nun, bevor wir uns anhören, was ihr zu erzählen habt, gibt es eine Nachricht, die bekanntgegeben werden will.' Der Kaiserliche erhob sich und deute auf einen Sitz in dem Halbkreis.
'Erst vor wenigen Tagen ist ein geschätzter Großmeister von uns gegangen.' Arranges folgte dem Zeig des Kaiserlichen und sah, dass auf dem Stuhl auf welchem normalerweise ein Bretone sitzen sollte, ein Nord saß. Ähh... der war ja auch schon älter, aber warum dieser Nachfolger? Der Nord war einer der zwei Meister in Himmelsrand gewesen und jetzt wohl das neue Mitglied und der Nachfolger des Bretonen. 'Wir haben uns entschieden, dass Meister Jacoll seine Nachfolge antreten wird.' Die Begrüßung erfolgte stumm. Dann sprach der Kaiserliche weiter: 'Nun zu euch Arranges. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten einige Beobachtungen gemacht, die uns etwas seltsam erschienen. Dabei fällt so manche Frage unter eine solch gewaltige Unverständnis, dass wir zu dem Entschluss gekommen sind, euch herkommen zu lassen. Aber vielleicht ist es ja besser und verständlicher, wenn ihr ohne Vorbelastung ersteinmal erzählt, wo ihr überhaupt ward, als unsere Botschafter euch nichtmehr auffinden konnten und das nirgends in Tamriel über einen Zeitraum von gut drei Wochen.' Der Kaiserliche hatte den Posten des Sprechers inne, seine Stimme war angenehm und klang mit keiner Silbe vorwurfsvoll. Jetzt erzählte Arranges von seinen Erlebnissen auf den Inseln. Teilweise wurden seine Worte von Raunen auf der Tribüne begleitet, als er geendet hatte, herrschte zunächst für ein paar Minuten das Schweigen - er hatte nichts davon erwähnt, dass Meryann ebenfalls eine Nekromantin war. Plötzlich erhob ein Hochelf seine Stimme, im Halbkreis links von Arranges: 'Ihr habt also ohne großes Überlegen die Bretonin angesprochen? Warum? Seit wann braucht der hochgeschätzte Mentor Arranges die Gesellschaft einer Frau?' Arranges drehte sich zu dem Hochelfen um. 'Nun, ich hatte einen langen und beschwerliche Ritt hinter mir nach Bravil, ich suchte einfach das Gespräch.'
'Das ist nicht das Problem, ihr habt ihre anschließende Begleitung noch immer geduldet. Warum?'
'Die Tatsache, dass ich mich in unbekanntes Terrain vorwagte, ließ mich überlegen, ob es nicht vielleicht ganz sinnvoll wäre, dort mit Begleitung hinzugehen.'
'Einer der besten und ergeizigsten Schüler braucht plötzlich eine Begleitung um seine Vorhaben zu meistern? Ich frage mich, warum ihr den Titel eines Mentors tragt...' Kam es von hinter Arranges. Dieser drehte sich um und sah sich einem Argonier gegenüber, der ihn nun fixierte und auf eine Antwort wartete. Ich frage mich, was eine Kreatur wie du in der Gathering verloren hat... 'Nun, wie ich bereits sagte, wollte ich sie auf dem Weg zu der Insel in der Nibeneisenke schon... neutralisieren, aber ihre Künste in der Schule der Illsuion haben mich beeindruckt und im Enfeffekt waren sie auf den Inseln recht nützlich. Daher habe ich ihre Gesellschaft angenommen.' Das war wohl Antwort genug für den Argonier und er sagte nichtsmehr darauf. Stattdessen erhob wieder der Hochelf seine Stimme: 'Das glauben euch wohl nur die wenigsten Arranges... Was war da tatsächlich? Habt ihr sie... geliebt?' Der Nekromant schwieg. Er konnte auf diese Frage nicht antworten, da er es selbst nicht wusste. Klar war seine Sympathie für die Bretonin recht groß gewesen, aber war das schon Liebe? Arranges glaubte nicht an soetwas wie Liebe, er tappte hier selbst im Ungewissen und tat die Frage als eine reine Fangfrage ab. 'Nun, es ist schon merkwürdig, dass ein Mentor, welcher das Kaltblutritual mit einem herausragenden Ergebnis abgeschlossen hat, auf eine solch klare Frage nicht antworten kann... für mich ist die Sache eindeutig würde ich meinen.' Damit lehnte sich der Hochelf in seinem Stuhl zurück und schwieg. 'Arranges?' Jetzt wurde er von einer Kaiserlichen, direkt neben dem Hochelfen angesprochen, sie wartete noch kurz, bis er zu ihr sah, dann sprach sie weiter: 'Bevor ihr euch das zweite Mal zu dem Portal in der Nibenbucht begeben habt, wurde euer Pferd verletzt und ihr habt es zurückgelassen. Darf man fragen warum?' Diese Frage war hart für den Kaiserlichen und er überlegte einen Moment fieberhaft, was er der Großmeisterin als ernsthafte Antwort verkaufen könnte. 'Ich habe es zurückgelassen, um den Händen der Legion zu entgehen und um auf die Inseln zu gelangen.'
'Mit der Bretonin?'
'Ja, mit der Bretonin.'
'Ihr habt also indirekt die Frau eurem Pferd vorgezogen?'
'Nein, ich musste es zurücklassen, um nicht jetzt im Kerker der Legion zu verfaulen.'
'Also habt ihr die Frau der Gefangenschaft vorgezogen?'
Was für eine dämliche Frage, natürlich, das hätte jeder andere auch getan... 'Was hättet ihr getan?'
'Arranges, ihr wisst, dass es euch untersagt ist, der Gathering Fragen zu stellen, wenn sie es nicht wünscht!' Sagte der kaiserliche Großmeister drohend.
'Ja.' Beantwortete Arranges die Frage.
'Gut, damit ist für mich auch alles recht klar.' Gab die Kaiserliche zurück. Arranges wurde von der unterschwelligen Mentalität der Großmeister fast erschlagen, aber dieses Verhör musste er über sich ergehen lassen, auch wenn er zunehmend daran zweifelte, hinterher noch gut dazustehen. 'Wie hat sie es geschafft euch an sich zu binden?' Ein alter Bretone neben dem Sprecher begann nun damit seine Fragen zu stellen. Arranges nahm den Blickkontakt zu ihm auf. 'Wie hat sie es geschafft, dass ihr anders als früher, kein eindeutiges nein von euch gegeben habt, euer Pferd liegen lasst und mit ihr auf die wahnwitzige Reise zu einer Oblivionebenen geht? Was hat sie euch geboten? Ihren Schoß, dafür, dass ihr euch als Schild und Schwert für sie gebt?'
'Weder noch, ich habe das alles aus freien Stücken auf mich genommen.' Ein lautes Raunen ging durch die Tribüne. 'Ihr habt euch doch nicht etwa irgendwelche Hoffnungen gemacht?' Setzte der Alte nach.
'Nein, ich bin vorrangig aus eigenem Interesse auf die Inseln gegangen...'
'Und was hat euch dieser Ausflug nun gebracht? Außer einem Zauber, den ihr für nichts bekommen habt und der Lichbeschwörung, die ihr euch seit drei Jahren versucht zu erarbeiten und erst seit knapp einem halben Jahr den Ansatz eines Fortschritts zeigtet und jetzt, innerhalb einer Handvoll Tage den König der Untoten fast aus dem Ärmel schüttelt... nachdem ihr mit dieser Frau zusammen unterwegs ward?! Ich glaube, die Ungereimtheiten dürften eindeutig gewesen sein und alle Zweifel beseitigt!' Der alte Bretone erntete zustimmendes Nicken von einigen. Es folgte ein kurzes Schweigen, während dem der Sprecher mit jedem Großmeister einen kurzen Blickwechsel hatte, bevor er wieder Arranges ansah. 'Arranges,' begann er freundlich, 'ihr habt uns eine recht klare Vorstellung davon geliefert, wie es wohl seit einigen Tagen in eurem Bewusstsein aussehen muss. Ihr seid einer unserer besten Schüler gewesen, ihr seid ein mächtiger Mentor und vor allem seid ihr ergeizig und das schätzen wir an euch. Damals, als ihr Falanu Hlaalu mehr als nur einmal zurückgewiesen habt, dachten viele, dass ihr das Kaltblutritual gar nicht nötig haben werdet und doch haben wir es euch durchführen lassen. Das Ergebnis war eines der besten, welches wir je hatten. Aber die Art und Weise eures Handelns in letzter Zeit und damit spreche ich von dem letzten halben Jahr und noch der Zeit davor, steht in völligem Kontrast zu den Jahren davor... Wir können uns das nicht so ganz erklären, haben aber ähnliches schon bei anderen beobachtet... die Wiederholung des Rituals zeigte deutliche Wirkung und danach hatten wir mit diesen Mentoren keinerlei seltsame Vorkommnisse mehr...'
'Ich bin mir sicher Großmeister, dass dies nur eine vorübergehende Sache ist... ich habe trotz der letzten Begleitungen und Gesellschaften stets taktisch und nie unüberlegt gehandelt.'
'Das ist richtig und im Grunde sehen wir bei euch im Kampf genau das, was wir uns auch bei eurem sonstigen Verhalten wünschen würden, aber wir wünschen seit mehr als einem halben Jahr vergebens fürchte ich, so kann das nicht weitergehen Arranges, ihr müsst wieder zu eurer Spur zurückfinden.'
'Ich werde diesem Wunsch nachkommen!' Sagte Arranges fest entschlossen.
'Das ist lobenswert, aber wir müssen befürchten, dass das, so ernst ihr das auch meint, nicht eintreten wird... Wir haben uns entschieden, euch nochmal das Kaltblutritual machen zu lassen. Wenn ihr euch dann dafür rüsten würdet und dann ohne Zeitverzug in die Ritenhalle kommen würdet? Wir erwarten euch dort.' Dann erhob sich die Gathering und ging geschlossen durch eine Tür hinter dem Halbkreis. Arranges war nicht ganz in der Lage einen sinnvollen Gedanken zu fassen, er wusste nur, dass er das Ritual nicht mochte, er hatte es damals schon nicht gemocht, aber komischerweise hatte ihm die ganze Sache vor den Jahren irgendwie nichts ausgemacht, er tat es einfach. Arranges drehte sich um. Auf der Tribüne herrschte Schweigen, alle sahen ihn entweder aufmunternd oder mitleidig an. Jurano stand als Erster auf und verschwand von der Tribüne. Arranges verließ nun ebenfalls die Ratshalle. Draussen traf er auf Juran, der ihn schweigend in Richtung Ritussaal begleitete. Vor der massigen Eingastür angekommen, bogen beide nach rechts ab und standen in einem kleineren Raum. Die folgenden Handgriffe bedurften keiner Verständigung, schließlich kannten beide schon alles. Arranges zog die Tunika und die Hose aus, ebenso, wie die Sandalen. Er streifte sich ein graues Gewand über, welches bis knapp über die Lenden reichte, dann schlüpfte er noch in Orkbeinschienen, welche den Bereich vom Knie aufwärts bis fast zum Bauchnabel schützten. 'Ich wünsche euch gutes Gelingen.' Sagte Jurano tonlos, klopfte dem Kaiserlichen auf die Schulter und blieb dann allein in dem kleinen Vorbereitungsraum zurück, während Arranges durch die Tür zum Ritensaal trat und diese sorgfältig hinter sich verschloss, indem er einen groben Metallriegel vorschob.

Er stand jetzt auf einem kleinen, runden Platz, der etwa sechs Meter im Durchmesser hatte. Die steinerne Fläche wurde von einer Mauer umgeben, die gut und gerne zwei Meter nach oben reichte und oben mit nach vorr gebogenen Eisendornen gespickt war. Über dem Ganzen saßen am Rande nun die Großmeister und konnten den ganzen Schauplatz einsehen. 'Arranges, Mentor in Cyrodiil, Schüler unter Jurano, ihr seid hergekommen, um das Kaltblutritual durchzuführen.' Sagte der Sprecher feierlich. Arranges drehte sich zu dem Kaiserlichen um und blickte zu ihm auf. Auf der gegenüberligenden Seite befand sich ebenfalls eine Tür, die sich jetzt öffnete. Durch die Öffnung trat ein etwas abgemagerter Bretone, nur mit einer ledernen Reiterhose bekleidet. Hinter diesem wurde die Tür wieder geschlossen. Der Man blickte sich verwirrd um, schwieg aber. 'Arranges, wenn ihr bereit seid, beginnen wir.' Arranges nickte nur und einen Moment später bemerkte er, wie ihn ein Zauber traf und seinen Körper von Magie durchflutet wurde. Auch der Bretone wurde von einem Zauber getroffen und schimmerte kurz auf. 'Arranges, beginne mit dem Ritual.'

Arranges bemerkte, wie langsam, ganz langsam, Wut, Zorn und Raserei in ihm auftsieg, aber noch nicht so, dass er direkte Aggressionen verspürte. Der Bretone hingegen schien etwas Schwierigkeiten zu haben sich zu beherrschen und kam auf Arranges zu. Allerdings alles andere als provozierend. Das änderte sich aber, als der Bretone begann irgendwelche Mätzchen zu machen. Arranges wusste nicht, was für ein Zauber man auf ihn geworfen hatte oder was für Drogen er im Vorfeld bekommen hatte. Er wusste nur, dass das dämliche Rumgehample des Bretonen vor ihm ihn langsam aber sicher nervte. Aber noch stand der Kaiserliche reglos da und verfolgte das seltsame Getänzel seines Gegenübers. Der Bretonen merkte wohl, dass etwas nicht stimmt und stellte sich ersteinmal nur ruhig vor Arranges und schaute diesen einen Moment an. Glotz nicht so dämlich, sonst kannst du deine Zähne bald an einer Halskette tragen... Dann tat der Bretone das, was der Zauber eigentlich bewirken sollte. Er tat noch einen Schritt auf Arranges zu und stand jetzt nur noch eine Handbreit vor der Kaiserlichen. Er hob die Hand und tätschelte Arranges etwas fester auf die Wange. 'He... mach was du feiges Schwein!' Raunzte der Bretone Arranges entgegen. Darauf kannst du wetten... du jedoch machts nachher nichts mehr! Der Zauber, welcher Arranges getroffen hatte, entfaltete jetzt seine Wirkung. Der Nekromant registrierte blitzschnell die genaue Standposition des Bretonen, welcher nur wenig größer war als er selbst. 'Stirb!' Knurrte Arranges diesem entgegen und zog dann ein Knie an. Ein Ruck ging durch den Körper des Bretonen, als die Oberschenkelplatte der Orkbeinschienen in die Weichteile des anderen schlug. Der Bretone taumelte zurück und japste nach Luft. Arranges kam direkt nach und trat den halb am Boden kauernden Bretonen einfach um. Dann ging er neben ihm in die Knie und griff in den Haarschopf. Er riss den Kopf nach hinten, sah in die vor Schmerz geweiteten Augen des Mannes und schlug dann den Kopf mit voller Wucht auf den Boden. Das wiederholte Arranges einige Male, bis die Nase komplett zertrümmert war, und der ein oder andere Zahn in dem zerschundenen Mund fehlte. Der Kaiserliche bearbeitete den Bretonen weiter mit bloßen Händen. Das Stroh und der Sand auf dem Boden sogen sich mit Blut voll. Die Wände waren Bald gespränkelt und Arranges sah nach kurzer Zeit aus, als wäre er hauptberuflich Schlachter und käme gerade von der Arbeit.

Das Ritual bewirkte, dass die Wahrnehmung, was Gefühl und Erbarmen oder gar Mitleid anging, total abgestumpft wurde. Man wurde so in Raserei versetzt, dass man zwar das komplette Bewusstsein behielt, aber nicht aufhören konnte, die arme Seele, welche eigens zu diesen Zwecken gefangen oder gelockt wurden, zu töten. Auch wenn das Opfer schon längst nichtmehr lebendig war, machte man einfach weiter und immer weiter. Emotionen, die sich ein Meuchelmörder entweder abtrainieren musste, oder nie hatte, wurde hier innerhalb weniger Stunden aus dem Verstand ausgeschlossen...

Arranges erwachte in einem weichen Bett. Er schlug die Augen auf und stellte fest, dass er sich in seinem Zimmer befand. Sofort kamen ihm wieder die Bilder in den Sinn, welche er aus dem Kampf... oder vielmehr der Hinrichtung, mitgenommen hatte, bevor er vor Entkräftung ohnmächtig wurde. Nachdem er das Gesicht des Bretonen auf dem Boden und an der Wand komplett zerstört hatte, drang er durch die Bauchdecke des Mannes, weidete ihn zur Hälfte aus und häutete ihn anschließend halbseitig. Danach trat er auf den Brustkorb ein, bis die Rippen nur noch ein großes Puzzle waren. Er hatte noch versucht, den Kopf irgendwie vom Rumpf zu trennen, aber bevor ihm das gelingen konnte - viel hätte es nicht mehr gebraucht - wurde er bewusstlos. Jetzt, da er so darüber nachdachte, störte ihn gar nicht, was er getan hatte, er reflektierte über das Kaltblutritual, als würde er über einen unterhaltsamen Roman nachdenken.

Er stand auf, zog seine Sachen an und ging raus auf den Gang. Er war auf dem Weg nach oben, unter einem Arm die Satteltaschen, als ihm Vaiolenna entgegenkam. 'Arranges, endlich seid ihr wach. Meister Jurano ist oben und wartet schon auf euch, er wollte unbedingt nochmal mit euch sprechen, bevor er wieder abreist.'
'Abreist? Wie lange habe ich denn geschlafen?'
'Gute zwei Tage.' Arranges stutzte. Folgte dann der Schülerin nach oben.

Oben angekommen, sah er Jurano schon auf der Bank sitzen und seine Glasstiefel anziehen, den Rest der Rüstung trug er bereits am Körper. 'So, ihr habt euch also selbst übertroffen... meinen Glückwunsch Arranges.' grinste der Dunkelelf.
'Nun, vielleicht hatte die Gathering Recht, wer weiss, auf jeden Fall habe ich das nun endlich hinter mir... Sind denn schon alle weg?'
'Ja, bis auf dich, mich und zwei Schüler ist keiner mehr da. Die Gathering fand dein Ritual so beeindruckend, dass alle zustimmten, es wäre alles gelaufen und es bedarf keiner weiteren Worte mehr.'
'So?'
'Ja, ich habe mich bei diesen Worten des Sprechers ebenfalls etwas gewundert, haben die dich ja noch davor ordentlich zusammengefaltet und waren so irgendwie gar nicht überzeugt von dir...'
Jurano bedeutete Arranges ihm nach draussen zu folgen, nachdem sie sich noch von Vaiolenna verabschiedet hatten. Vor dem Haus standen die beiden Pferde. Arranges sattelte seinen Rotfuchs und saß auf. Als beide auf ihren Rössern saßen, richtete Jurano nochmal das Wort an Arranges: 'Ich werde dich jetzt wieder verlassen und so wie ich dich kenne, werden wir uns für eine recht lange Zeit nicht mehr sehen... Ich wollte dir nur sagen, dass ich alt werde Arranges. Ich bin nicht mehr der, den du vor gut 10 Jahren kennegelernt hast, ich habe jetzt noch drei Schüler an der Hand, die ich lehren werde, aber danach werde ich keine mehr annehmen und mich als Berater zurückziehen... Ich brauche noch einen Nachfolger Arranges. Neben dir gibt es zwar noch einen weiteren Mentor, aber er, du kennst ihn ja, ist absolut ungeeignet... aber wir reden darübe, bei unserem nächsten Wiedersehen. Machs gut Arranges!' Damit preschte der Dunmer davon und ließ den Kaiserlichen allein zurück. Ich wollte nie Mentor werden, wie soll ich also der Nachfolger von Meister Jurano werden? Arranges schüttelte den Gedanken ab und ritt ebenfalls los.

Nach Westen, immerzu nach Westen, bis er die ersten Ausläufer der Valusberge im Süden Cyrodiils erreicht hatte. Er ritt weiter die offiziellen Straßen entlang in Richtung Skingrad.

Glannaragh
19.09.2010, 00:43
Zurück auf ihrem Zimmer verstaute Erynn zunächst die Botschaften in einer flachen Tasche, damit sie auf ihrer Reise keinen Schaden nähmen. Dann begann sie damit, ihre Lederrüstung akribisch auf ausgefranste Nähte und andere Schwachstellen zu überprüfen. Sie fand einige abgeschabte Stellen am Mittel- und Ringfinger des rechten Handschuhs, dort wo das Leder durch das Ziehen und Loslassen der Bogensehne stark beansprucht wurde. Seufzend begann sie, die schadhafte Naht auszubessern. Es erforderte einiges an Geduld, und geduldig war sie im Moment gar nicht. Hinter ihrer Stirn arbeitete es. Warum hat diese argonische Ziege so darauf herumgeritten, daß die Botschaften sicher ankommen müssen? Das ist doch selbstverständlich, oder etwa nicht? Entweder hatte sie in letzter Zeit Pech mit ihren Kurieren, oder sie hat mir nicht alles gesagt. Verdammt, wie ich diese Adelsheinis und ihre Spielchen hasse. Sie überlegte einen Augenblick, was sie über Bravil wußte: Ein Sumpfloch mit schlechter Luft und noch schlechterem Ruf. Über die Beziehungen zwischen Bravil und Skingrad wußte sie gar nichts. Mach dich nicht verrückt, Erynn, schimpfte sie mit sich selber. Vermutlich wollte sich dieses Weib nur beim einfachen Pöbel wichtig machen, weil sie sonst nicht viel zu melden hat.
Mit diesen Gedanken legte die Elfin sich hin und lauschte den Geräuschen im Gildenhaus, die gedämpft in ihre Kammer hinaufdrangen, bis ihr die Augen zufielen.

Als Erynn erwachte, war es, wie sie erwartet hatte, noch dunkel; vielleicht die achte Stunde der Nacht. Sie erhob sich und wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser, um die Müdigkeit zu vertreiben. Dann legte sie die Rüstung und Waffen an. Das Schwert hing schwer und beruhigend an ihrer linken Seite, der Köcher mit den neuen Pfeilen auf dem Rücken und der Dolch wie immer in dem Futteral im rechten Stiefel. Die Tasche mit den Botschaften ließ sie unter dem Lederharnisch verschwinden. Das würden die Schriftstücke vermutlich nicht ganz knitterfrei überstehen, aber es bestand auch nicht die Gefahr, daß sie verloren gingen oder gestohlen würden. Sie nickte entschlossen und griff nach dem Bogen, der entspannt auf der Kleidertruhe lag. Wahrscheinlich würde sie ihn nicht brauchen, aber man weiß ja nie...

Die Nachtluft war klar und kühl, als sie sich auf den Weg zu den Stallungen mache. Falchion begrüßte sie mit einem leisen, grollenden Wiehern. Kurz darauf waren sie unterwegs. Sie folgten der Goldstraße in einem weiten Bogen um Skingrad herum in die Richtung des großen Forstes. Noch immer war es dunkel, und die langsam im Westen versinkenden Zwillingsmonde warfen ihr Licht auf den Pfad vor ihr – der eine bleich und kalt wie der Tod, der andere warm und einladend wie das Leben selbst.

Als sie die Verlassene -und jetzt von Goblins besetzte- Mine erreichte, zügelte sie das Pferd und saß ab. Mißtrauisch sah sie sich um, lauschte angespannt auf irgendwelche verräterischen Geräusche, die auf das Vorhandensein der kleinen Mistviecher hindeuten konnten. Aber alles schien ruhig zu sein, keines der Wesen zeigte sich. Plötzlich fuhr sie herum und riß noch in der Drehung ihr Schwert aus der Scheide. Da war etwas, in den Büschen! Die Elfin verharrte reglos und lauschte, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Fünfzig Herzschläge später ging sie langsam auf das Gebüsch zu, das Schwert vorgestreckt, mit dem sie die Zweige auseinanderschob. Nichts. Kein Goblin, nicht einmal eine Ratte oder ähnliches.
Erynn schüttelte den Kopf. Scheinbar hatte ihr der Wind einen Strich gespielt.

Sie kehrte zu Falchion zurück und stieg wieder in den Sattel. Die dunkelste Stunde der Nacht war verstrichen, und der heraufziehende Tag ließ sich bereits erahnen. Wie auf ein geheimes Signal hin begannen Vögel zu zwitschern, einige wenige zunächst nur, doch schon nach wenigen Minuten piepste und zirpte es in allen Sträuchern der Westebene, als wollten sie mit ihrem Gesang die Sonne hinter dem Horizont hervorlocken. Erynn genoß ihr Konzert und die Morgendämmerung; wenngleich sie sich kaum noch an ihr Herkunftsland erinnerte wußte sie doch, daß die Dunmer eine besondere Beziehung zu Azura und dem Zwielicht hatten, das ihre Domäne war. In Momenten wie diesen fühlte sie einen tiefen Frieden, und im Stillen dankte sie der Daedrafürstin für das Geschenk des neuen Morgens.
Als die Sonne höher stieg, erreichte die Elfin den Rand des Großen Forstes und sah sich wachsam um. Direkt an dem Pfad gelegen gab es einige Höhlen, an denen sich manchmal seltsame und unberechenbare magische Kreaturen herumtrieben. Es würde besser sein, den Wald so schnell wie möglich zu durchqueren, um diese Wesen nicht mehr als nötig zu stören. Sie trieb Falchion zu einem flotten Trab und behielt während des ganzen Rittes ihre Umgebung im Auge. Mehrfach glaubte sie, daß unsichtbare Augen sie beobachteten, und langsam aber sicher wurde sie nervös, warf immer wieder Blicke über die Schulter, konnte aber nichts entdecken bis auf ein paar Rehe, die hinter ihr den Weg kreuzten und mit raschen Sprüngen wieder im Unterholz verschwanden.
Ungefähr auf halber Strecke durch den Wald holte sie einen Reiter der kaiserlichen Legion ein, parierte ihr Pferd und sprach den Kavalleristen an. „Seid gegrüßt, Soldat. Würdet Ihr mir erlauben, mich Euch anzuschließen? Zu zweit reist es sich sicherer durch diesen Wald als allein.“ Er musterte sie kurz und gab dann brummelnd, aber nicht unfreundlich seine Zustimmung. Er schien es gewohnt zu sein, Reisende durch den Forst zu eskortieren.
Ein bißchen dumm kam sie sich schon vor. Sie war ein Mitglied der Kriegergilde, in eine gute Rüstung gehüllt und ein Schwert an ihrer Seite, und hier war sie und bat um Begleitschutz. Jedoch wollte sie das Kribbeln im Nacken nicht einfach so abtun, das sie verspürte, seit sie Falchion in den Wald gelenkt hatte. ‚Ein Mer, der nicht auf seinen Instinkt hört, wird entweder ein ziemlich schlechter Jäger oder ein ziemlich toter Krieger sein’, pflegte ihr Vater zu sagen, und Erynn hatte nicht vor, diese Lebensweisheit jetzt auf die Probe zu stellen. Unauffällig tastete sie nach der Tasche mit den Briefen. Sie war noch da.
Schweigend ritten sie nebeneinander her, und als sie die alte Ayleidenstätte Ceyatatar passierten, atmete die junge Dunkelelfin auf. Jetzt hätten sie es fast geschafft.
Sie erreichten die Ringstraße am frühen Nachmittag. Der Soldat verabschiedete sich und wünschte ihr eine sichere Weiterreise; dann wandte er sich nach Norden, während Erynn den Weg nach Südosten einschlug, am Ufer des Rumaresees entlang. Auf ihrer Karte war etwa auf halber Strecke zwischen Skingrad und Bravil ein kleiner Ort mit Namen ‚Pells Tor’ eingezeichnet, in dem es auch eine Herberge geben sollte. Dort wollte sie rasten und am folgenden Tag nach Bravil weiterreisen.

Sie erreichte das Dorf noch bei Tageslicht, auch wenn die kümmerliche Ansammlung von Bretterbuden diese Bezeichnung kaum verdiente. Eine Herberge gab es, einen Stall allerdings nicht. Erynn betrat die Taverne, einen schummrigen Laden, dessen Luft rauchgeschwängert war. Jemand sollte sich dringend um den Abzug des Kamins kümmern, aber wenigstens wird hier geheizt, kommentierte sie in Gedanken. Sie sprach die ältliche Wirtin hinter dem Tresen an: „Seid gegrüßt. Ich hätte gern ein warmes Essen und ein Zimmer für die Nacht.“ „Das läßt sich einrichten“, erwiederte die Menschenfrau. „Es gibt Steinpilzsuppe, dazu Brot und Met oder Bier, je nachdem, was Euch lieber ist. Ihr könnt natürlich auch Wasser haben, billiger wird es dadurch allerdings nicht. Fünfzehn Septime für Essen und Übernachtung.“ Erynn nickte. „Einverstanden.“ Sie zählte die Münzen auf den Tresen. „Kann ich mein Pferd hier irgendwo unterstellen?“
Konnte sie nicht, denn es gab tatsächlich keinen Stall. Also pflockte sie Falchion auf der Wiese hinter der Herberge an. Für eine Nacht würde es schon gehen. Nachdem sie ihr Tier versorgt hatte, umrundete sie die Taverne wieder, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie drei Personen Pells Tor betraten. Sie wirkten etwas abgerissen, ihre Reisemäntel waren staubbedeckt und die Gesichter lagen im Schatten der Kapuzen, die sie sich übergestülpt hatten. Ziemlich viel Durchgangsverkehr hier, grübelte sie. Erstaunlich, daß die Bewohner dieses Kaffs nicht mehr Kapital daraus schlagen... Sie betrat die Taverne wieder, nahm jetzt auch wahr, daß der Schuppen offenbar ‚Zur schlafenden Stute’ hieß, jedenfalls behauptete das das verwitterte Schild über dem Eingang. Die Wirtin teilte Erynn mit, daß das Abendessen in einer halben Stunde fertig sei. Sie nickte zur Bestätigung und schleppte Falchions Sattel und Zaum auf ihr Zimmer, wo sie sich auch gleich ihrer Rüstung entledigte. Die Tasche mit den Botschaften befestigte sie an ihrem Gürtel. Auch wenn die Leute in Pells Tor wie einfache, anständige Menschen wirkten, würde sie nicht das Risiko eingehen, diese unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen. Die Elfin stieg die Treppe wieder herab, und ihr Blick fiel auf die drei verstaubten Reisenden, die offensichtlich ebenfalls die Taverne entdeckt hatten. „... Zimmer habe ich leider keine mehr frei, aber wenn die Herren zum Abendessen bleiben wollen...“, hörte sie die Wirtin sagen. Sie wollten.
Erynn suchte sich einen Tisch nahe am Kamin. Zwar war es nicht wirklich kalt, aber der lange Ritt saß ihr durchaus in den Knochen und die Wärme half ihr dabei, die protestierenden Muskeln zu lockern. Ich war wirklich schon viel zu lange nicht mehr unterwegs. Die drei Gestalten setzten sich ebenfalls an einen Tisch. Seltsamerweise machte keiner von ihnen Anstalten, seinen Reisemantel abzulegen, ja, sie schlugen noch nicht einmal die Kapuzen zurück. Seltsames Völkchen, dachte Erynn und begann, das Trio verstohlen zu beobachten. In dem Moment kam die Wirtin mit ihrer Suppe und einem Krug Bier, so daß sie für den Augenblick abgelenkt war.
Während des Essens blickte sie aus dem Augenwinkel immer wieder zu den drei Männern, die sich sich über ihre Suppenschüsseln gebeugt hatten. Sie schienen es nicht eilig zu haben, sprachen jedoch kein Wort miteinander. Schließlich schob sie den Teller von sich fort und beschloß, noch einmal nach Falchion zu sehen bevor sie schlafen ging. Dem Pferd schien es gut zu gehen, es graste zufrieden hinter der Taverne. Erynn kehrte ins Haus zurück und stellte fest, daß die Männer verschwunden waren. Was waren das bloß für komische Galgenvögel? Ich bin bloß froh, hier noch ein Zimmer bekommen zu haben. Denen möchte ich nicht allein und im Dunkeln begegnen. Sie ging nach oben und ließ sich auf die Matratze fallen. Das Stroh darin war frisch, die Laken fadenscheinig aber sauber. Wenigstens etwas...

In der Nacht schlug das Wetter um; es regnete, als sie Pells Tor verließ. Sie folgte jetzt der Grünen Straße nach Süden, die bereits schlammig zu werden begann. Der Regen wurde stärker und sie beugte sich im Sattel etwas vor, um die Kapuze über den Kopf zu ziehen. Das rettete ihr wahrscheinlich das Leben. Der Pfeil, der sie wohl im Rücken hätte treffen sollen, durchschlug ihre Rüstung am Oberarm und hinterließ dort einen tiefen blutigen Kratzer, taumelte, aus der Flugbahn gebracht, an Falchions Kopf vorbei und verschwand aus ihrem Blickfeld. Das Pferd scheute, und mit einem scharfen Ruck an den Zügeln brachte die Elfin es zum Stehen. Sie ließ sich aus dem Sattel fallen, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Im Aufstehen zog sie ihr Schwert.
Verflucht!
Einer der drei Kapuzenmänner stand hinter ihr auf dem Weg und hatte bereits einen weiteren Pfeil auf der Sehne, legte aber noch nicht an, da seine beiden Kumpane bereits mit gezogenen Waffen auf sie losstürmten. Dem Kerl, der ihr am nächsten war, war die Kapuze zurückgerutscht und sie konnte erkennen, daß es sich um einen Kaiserlichen mit dunkelblondem Haar handelte. Der dritte Angreifer folgte, durch schwere Rüstung behindert, etwas langsamer. Dann war der Kaiserliche heran und holte zu einem schräg nach oben geführten Rückhandhieb aus. Erynn blockte den Schlag, schloß mit einem schnellen Ausfallschritt den Abstand zu ihrem Gegner und ließ ihre Klinge an der des Widersachers herunterrutschen, bis sich beide Parierstangen ineinander verkeilten. Die Schneide ihres Schwertes lag jetzt seitlich am Hals des Halunken. Entschlossen riß sie ihre Waffe zurück; ein roter Nebel nahm ihr für einen Moment die Sicht, als der Kaiserliche stürzte.
Die kurze Orientierungslosigkeit kam sie teuer zu stehen, als der Schwergerüstete sich auf sie stürzte. Schon bei dem ersten, wuchtig geführten Hieb geriet sie hoffnungslos ins nach, blockte nur mit Mühe den Schlaghagel, der auf sie niederprasselte, indem sie ihr Schwert mit der einen Hand am Heft, mit der anderen kurz unter dem Ort gepackt hielt. Unnachgiebig trieb er sie vor sich her, während ihr nichts anderes übrig blieb als rückwärts zu stolpern. Ihr mußte etwas einfallen, und zwar schnell!
Ihr Feind holte zu einem neuerlichen Schlag aus, als Erynn sich fallen ließ. Sie rollte sie ihm entgegen und ihr Körper traf auf die Schienbeine des Gegners, während dieser sich in der Vorwärtsbewegung befand. Das Schwert kam ihr dabei abhanden, aber die überraschende Aktion erzielte den gewünschten Effekt. Der Angreifer verlor das Gleichgewicht, segelte über sie hinweg und schlug scheppernd der Länge nach in den Schlamm. Die Dunkelelfin wirbelte herum, kam auf die Füße und riß den Dolch aus dem Stiefelschaft. Sie sprang auf den Rücken des Mannes, der sich gerade wieder aufrappelte, und stach nach seinem Hals.
Einmal. Zweimal. Erneut spritzte ihr Blut ins Gesicht.
Noch immer auf der Leiche hockend, den Dolch halb erhoben, sah sie sich mit wildem Blick nach dem Schützen um. Der stand, wie versteinert, noch immer auf dem Weg und glotzte ungläubig. Dann ließ er seinen Bogen fallen und flüchtete ins Unterholz.

Mit unsicheren Bewegungen kletterte Erynn von dem toten Körper herunter, nur um drei Schritte weiter in die Knie zu brechen. Ihr war kotzübel.
Wahrhaftig, sie hatte getötet. Menschen getötet. Keine Goblins, Trolle oder tollwütige Wölfe. Zwar war ihr klar gewesen, daß es früher oder später so weit sein würde, allerdings hätte sie niemals geglaubt, daß sie in dieser Situation mutterseelenallein und in strömendem Regen auf einem matschigen Pfad hocken würde, blutbesudelt zwischen den Leichen ihrer Gegner.
Noch schlimmer als das war die Empfindung gewesen, als sie auf ihren zweiten Widersacher eingestochen hatte – die blinde, schiere Raserei. Sie hatte ihn töten wollen, zerfetzen wollen in dem roten Nebel ihrer ungezähmten Wut. Das war also der Blutrausch, über den selbst gestandene Krieger nur halb flüsternd und hinter vorgehaltener Hand sprachen, wenn sie es denn überhaupt taten.
Die Dunkelelfe schlug die Kapuze zurück, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Regen auf ihr Gesicht fallen. Wie lange sie so dort gehockt hatte, im Innern völlig taub und leer, vermochte sie später niemals zu sagen. Endlich erhob sie sich steifbeinig, sammelte ihr Schwert auf, fing Falchion ein und setzte ihren Weg fort.
Sie schaute nicht zurück.

weuze
19.09.2010, 01:22
Arranges kam auf der Höhe der Ausläufer des Panther wieder nach Cyrodiil und ritt dann auf der gelben Straße nach Norden. Er hatte den Fluss nach einem halben Tag überquert und war noch bis Anbruch der Dämmerung unterwegs. Etwas abseits des Weges, schlug er sein Nachtlager auf. Einen Strick zwischen zwei nahe beieinander stehenden Bäume gespannt und die grobe Filzplane darüber gelegt, ergab ein provisorisches, aber ausreichendes Zelt. Der Kaiserliche war, seit er aufgebrochen war, ausschließlich mit seinen Gedanken beschäftigt, welche sich wiederum um das Kaltblutritual drehten. Normalerweise wäre er gemütlich durch die Landschaft geritten und hätte die Natur bewundert, aber jetzt schien ihm das alles etwas zu unwichtig zu sein, als dass er sich tatsächlich damit beschäftigen hätte können. Er wusste nicht wirklich, was das zweite Ritual bewirkt hatte, hätte man ihn jetzt gefragt, hätte er vermutlich geantwortet, dass gar nichts anders sei als zuvor. Für ihn fühlte sich alles ganz normal an, wie er jetzt am Feuer saß, zu seinem Rotfuchs schaute, der ruhig ein paar Grashalme aus dem üppig bewachsenen Waldboden zupfte und ab und zu den Kopf hob, ob der nächtlichen Geräusche. Arranges blickte fragend zu den Sternen auf, welche er zwischen den lichten Zweigen erblicken konnte und überlegte, wie es damals nach dem ersten Ritual gewesen war. Er erinnerte sich nicht mehr ganz daran, aber er hatte die Zeit vor dem ersten Mal noch gut in Erinnerung. Die Studienzeit und die Gesellenprüfung zum aufsteigenden Schüler. An seine Studienzeit erinnerte er sich gerne zurück und normalerweise wäre an dieser Stelle ein wenig Sehnsucht in seinem Verstand aufgestiegen, aber er spürte nichts davon. Daran brauche ich nicht denken, während der Studienzeit war ich ein Nichts, ein Amateur, welcher dachte, er wäre begabt... nein, so war es nicht, so ist es nicht und so wird es auch noch länger nichts sein. Die Gathering hatte Recht und ihr Entschluss war richtig, ich habe nachgelassen und sie haben das erkannt. Warum habe ich mich auch nur versucht quer zu stellen? Die Gathering hat die Weisheit, sie hat das Wissen... Dass er überhaupt die schwachsinnige Idee hatte, die zitternden Inseln zu betreten, kam ihm jetzt mehr als nur ein bisschen töricht vor, ja am liebsten hätte er sich in diesem Moment geohrfeigt. Dass Meryann dabeigewesen war, machte die Sache nicht unbedingt besser... Als er noch ein wenig mehr in den Erinnerungen von der Zeit auf den Inseln stöberte, sank seine Laune. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er ließ sich von einem zusammengenähten Fleischberg den Weg verstellen, rettet eine Frau, die ihm als Leiche ganz klar nützlicher gewesen wäre und nimmt sie anschließend nochmal auf die Inseln mit, nachdem sie in der Zwischenzeit seine Taktiken und Handlungen mehr als nur einmal in Frage gestellt hatte. Ja sogar sein Pferd, seinen Rotfuchs, seinen Freund und treuen Begleiter, hatte er wegen ihr und den Inseln einfach den groben Händen der Legion überlassen. Und warum konnte sie Xiviliais rufen und brachte es fertig einen Lich zu kontrollieren?! Warum hatte Falanu mehr Ahnung von Alchemie als er, warum verstand es ein Gladiator aus der Arena besser mit dem Schwert umzugehen als er und warum zum Täufel konnte er den Blick nicht von Masser und Sekunda nehmen, welche seit einigen Augenblicken am Himmel standen und kalt auf ihn herabschienen. Etwa wegen ihrer Schönheit? Mach dich nicht lächerlich! Arranges stand vom Feuer auf und ging zu seinem kleinen Zelt hinüber. Neben den Statteltaschen ging er in die Knie und suchte ein Buch und ein fast leeres Papier hervor. Nach einigen weiteren Augenblicken des Suchens, hielt er auch ein kleines Beutelchen in Händen, aus welchem er zwei kleinere Stückchen Kohle herausholte. Er setzte sich wieder ans Feuer, schlug das Buch an irgendeiner Stelle auf, legte es neben sich, nahm ein Kohlestück zur Hand und legte das Papier auf eine Seite des aufgeschlagenen Buches. Dann begann er zu schreiben. Stichwortartige Abschriften und Randnotizen, wie zu seinen Anfängen, als er noch in Cheydinhal seine Selbststudien betrieben hatte. Er musste sich irgendwie ablenken. Nach einiger Zeit sah er auf zum Himmel und stellte fest, dass die beiden Monde schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatten. Er sah auf seinen Aufschrieb und überflog nochmals kurz, was er geschrieben hatte und was dort im Buch stand. Eine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn und Adern traten an den Schläfen hervor. Er hatte das Buch erwischt, welches die Grundlagen der Zerstörung beinhaltete. Es war noch ein Überbleibsel seines Vaters. Dummerweise hatte er die Seite aufgeschlagen, welche das Kapitel zur Schockmagie beihaltete. Vom Element Blitz hatte er nicht unbedingt viel Ahnung. Er konnte zwar Zauber daraus wirken, doch misslangen ihm diese gerne mal. Eis und Feuer lagen ihm eigentlich recht gut und zum Töten reichte beides mehr als genug, aber Schockzauber verstand er einfach schon in ihrem Wesenszug oft nicht so ganz. Links und rechts verkrallten sich seine Hände in die Seiten. Die ganze Zeit hatte er eigentlich nicht so darauf geachtete, was er geschrieben und gelesen hatte, aber jetzt, da er das Ganze bewusst durchlas, ärgerte er sich maßlos darüber, dass er den Teil der Magie nicht wirklich beherrschte. Aber warum nicht?! Er schlug das Buch so zu, dass sein Rotfuchs zusammenzuckte und die Ohren aufstellte. Gottverdammter Scheissdreck! Arranges stand abruppt auf, nahm das Buch in eine Hand und schleuderte es gegen den nächsten Baum. Der Nekromant zwang sich zur Ruhe und setzte sich wieder. Das Feuer vor ihm war auch schon gut heruntergebrannt und gab nur noch wenig Licht und Wärme ab. Ab morgen wird wieder intensiv gelernt... wie konnte ich nur so sinken und verweichlichen... Er trat neben sein Pferd und legte ihm sanft die Hand auf die Nüstern. 'Du stellst wenigstens keine Fragen...' Dann legte er sich in sein Zelt und schlief auch nur wenig später ein. Sein Schlaf war alles andere als erholsam. Er träumte wirres Zeug und welzte sich immer wieder herum.

Am Morgen erwachte er mit den ersten Sonnenstrahlen. Er baute rasch sein Zelt ab und war gerade dabei, die Satteltaschen zu packen, als ihm auffiel, dass eines der beiden Bücher, die er eigentlich immer dabei hatte, fehlte. Dass er es am Abend zuvor aus lauter Wut von sich geschleudert hatte, kam ihm im Moment nicht in den Sinn. Er schaute sich fragend um und erblickte den uralten Folianten am Fuße eines Baumes. Absolut gedankenleer ging er zu dem Baum, kniete sich nieder und hob das Buch auf. Er tat es zu den anderen Sachen und befestigte dann die Taschen am Sattel. Wenig später war er wieder auf der offiziellen Straße entlang des Niben nach Norden unterwegs. Er überquerte die große Brücke, welche sich in der Ringstraße eingliederte. Weiter war er nach Westen unterwegs. Nur einmal hatten Räuber versucht ihn zu überfallen. Sie wurden eiskalt von dem Kampfmagier niedergemacht. Dort wo sie versucht hatten Arranges zu überfallen, roch es jetzt nach verbrannten Haaren, ein grausam verstümmelter und verkohlter Khajiit und zwei Orks, welche nur noch von der Statur her als solche zu erkennen waren, lagen in ihrem Blut, welches jetzt die Straße buchstäblich überflutete und sich in größeren Lachen unter den Toten sammelte.

Arranges war gut dreieinhalb Tage unterwegs gewesen. Es war später Nachmittag und die Sonne war schon im Begriff hinter dem Horizont zu versinken, als der Kaiserliche endlich das Osttor Skingrads erreicht hatte. Einige Meter vor den Wehranlagen stieg er ab und führte sein Pferd die restlichen Meter am Zügle. 'Halt, wer da?' Rief ihm die Wache entgegen und kam auf ihn zu. Vor Arranges blieb der Wachmann stehen und musterte ihn kurz. 'Wenn ich eure Papiere kurz haben könnte?' Wortlos reichte Arranges dem Soldaten einen zerknitterten Wisch mit Stempelzeichnung. 'Ihr könnt passieren.' Das große Tor Skingrads war noch offen. Arranges lief die Hauptstraße der Stadt entlang und gab auf der anderen Seite sein Pferd ab. Dann machte er sich auf den Weg zu Falanu. Als er durch die etwas engeren Straßen der Stadt lief, wurde er plötzlich von einer etwas größeren Gestalt in eine kleine Nebenstraße gewunken. Arranges schaute kurz über die Schulter, aber die Wache hinter ihm war gerade mit einem Passanten beschäftigt, schnell tat er zwei Schritte zur Seite und verschwand zwischen den zwei Gebäuden rechts und links der Gasse.

'Der Meister lässt euch Grüße ausrichten... Zeitgleich gibt es aber auch eine schlechte Nachricht, wegen der ich euch aufgesucht habe. Arvundez, der gekaufte Dieb, der euch das Buch besorgen sollte, hat wohl entschieden, dass das Buch wo anders einen recht netten Preis erzieheln könnte. Torrah de Llevria ist bereits informiert und würde sich euch zur Seite stellen, wenn ihr es denn wünschen würdet.' Arranges zuckte bei der Erwähnung des Namens ein wenig zusammen. Nein, nicht Torrah! Sie wird hier, wie auch sonst, ihre Finger aus meinen Angelegenheiten schön rauslassen! 'Nun, weiss man denn, wo sich Arvundez im Moment aufhält?'
'Zuletzt hat man ihn gestern Mittag südlich von Chorrol gesehen. Er war in Richtung Kaiserstadt unterwegs. Aber er war nicht allein. Er hatte noch zwei dick gepanzerte Kumpanen bei sich. Ein Ork und ein Nord, deswegen das Angebot von de Llevria.'
'Nein, ich brauche Torrah nicht. Gebt die Grüße an den Meister zurück.'
'Also gut, bis zu unserem nächsten Treffen.' Plötzlich war der Hüne verschwunden.

Den restlichen Weg zu Falanu überlegte Arranges, was er jetzt tun könnte. Er musste dieses Buch bekommen, bevor der Rothwardon die Chance hatte, es in der Kaiserstadt zu verkaufen.

weuze
24.09.2010, 22:08
Arranges stand nach nur wenigen weiteren Schritten vor dem Geschäft der Dunkelelfin. Sich über das Kinn streichend, schaute er auf zu dem Aushang, welcher quer zur Straße stand und so das Gebäude als Geschäft der Alchemie kennzeichnete. Der Kaiserliche schaute unschlüssig nach links und rechts, dann wieder auf die Eingangstür vor sich. Er schüttelte den Kopf und machte sich dann wieder auf den Weg zu den Stallungen. Er holte sein Pferd und ritt dann im Schein von Masser und Sekunda los. Arranges trieb seinen Rotfuchs zu höchster Eile, er flog fast schon wie ein Schatten über die Landschaft.

Am nächsten Morgen erreichte Arranges zusammen mit der aufgehenden Sonne die Kreuzung, wo die Ringstraße auf die Brücke zur Kaiserstadt abzweigte. Während der Dämmerung hatte Arranges das Tempo gemäßigt und kam nun im Schritttempo auf den Brückenkopf zu. Als er gerade an den ersten Zwillingstürmen vorbeiritt, sah er im Augenwinkel noch eine Gestalt an der Mauer lehnen. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen, gekleidet war die Person in eine recht eng anliegende Lederrüstung, aber mehr als dass es sich um einen kleinen Menschen handelte, welcher sogar nochmal einen Ticken kleiner war als Arranges, konnte man im Dämmerlicht nicht erkennen.

'Ihr kommt ziemlich spät...' Ich hasse sie! Arranges zügelte sein Pferd und schaute zur Seite auf die Gestalt herab, welche sich jetzt von der Wand löste und mit beiden Händen die Kapuze zurückschlug. Zum Vorschein kam das Antlitz einer Kaiserlichen. Die goldenen, nackenlangen Haare nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ließen sie ihr trotzdem noch eine einzelne, kurze Strähne in die Stirn fallen. Die mandelförmigen Augen leuchteten blau unter den feinen, ebenfalls blonden Brauen hervor. Eine kleine Stubsnase war zu erkennen, unter welcher etwas blasse, aber dafür absolut runde und volle Lippen den Mund beschrieben. Torso, Schultern und Schenkel wurden, wie Arranges auch schon zuvor erkannt hatte, von einer engen Lederrüstung bedeckt, sodass man die vollkommenen weiblichen Rundungen praktisch nicht ignorieren konnte. Waden und Unterarme waren nackt und von der gleichen edlen, aber nicht ungesund wirkenden Blässe, wie ihr Gesicht. Die Füße steckten in Läuferschuhen, welche gerade bis über die Knöchel reichten und recht bequem aussahen. An den Händen hatte sie fingerlose Stoffhandschuhe. An der Seite hing ein vergleichsweise kurzes Bastardschwert aus einer rotgelben Legierung. Torrah de Llevria stand neben Arranges und schaute zu ihm auf, als wäre sie die oberste Instanz, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Gleichzeitig aber lag etwas Verletzliches und Beschützenswertes in ihrem Blick. Warum? Warum bei Dagon bekomme ich diese... Kreatur an die Seite gestellt, obwohl ich gesagt habe, dass ich keine Hilfe bräuchte?! 'Hat es euch die Sprache verschlagen Arranges?'
'Nein...'
'Nun, das will ich hoffen, denn ich will zu den folgenden Worten, die ich gleich an euch richten werde, eure Meinung hören.' Sagte sie und lächelte. Dieses Lächeln war wie der ungetrübte Sonnenaufgang an einem Wintermorgen, es war absolut unmöglich die Augen davon wegzubewegen. 'Achso?' Mehr brachte der Kaiserliche nicht hervor und dieses eine Wort war auch mehr gestammelt als ordentlich gesprochen. Der Kaiserliche stieg wie selbstverständlich ab und ging, die Zügel in einer Hand haltend, um das Pferd herum und trat vor Torrah. 'Ihr habt euch wiedereinmal nicht verändert Arranges.' Meinte sie und grinste verschmizt. Bei dem Nekromanten zuckte lediglich ein Augenlied, während er sich beherrschen musste, seine steinerne Maske des müden Wanderers mit den wachsamen Augen aufrecht zu erhalten. 'Genau das...' Legte sie nach. Haltet den Rand und kommt endlich zur Sache, damit ich euch baldmöglichst wieder los bin! 'Also, dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen, ich weiss doch, wie sehr ihr immer beschäftigt seid... Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr ein kleines Problem habt. Ein Rothwardon namens Arvundez steht zwischen euch und eurer Karriere. Die Meisterin ließ mir dies zutragen und bat mich darum, mich um die Sache zu kümmern, während ihr... weg sein würdet.' Während die Kaiserliche gesprochen hatte, war sie immer näher an Arranges herangetreten und stand jetzt nur noch gute zwei Handbreit vor ihm. 'Ich habe mich also auf den Weg gemacht um zu sehen, was meinem Mentorenkollege solche Schwierigkeiten bereitet... Aber was musste ich erfahren? Ihr habt jegliche Hilfe abgelehnt...' Die letzten Worte sprach sie mit gespielter Kränkung. Allerdings war sich Torrah darüber bewusst, wie Arranges reagieren würde. Sie kannte ihn schon zu lange. Der Kaiserliche wusste um die abartigen Künste der Magierin und nahm sich eigentlich jedes Mal vor, nicht wieder auf ihre Worte und Gesten anzuspringen, aber immer scheiterte er wieder daran. Lediglich in Gedanken konnte er sich neben seinem tatsächlichen Handeln den Weg zeichnen, den er eigentlich hätte einschlagen sollen, nämlich weg von ihr, weg von der unübertroffenen Torrah de Llevria. Was sie sagte legte bei Arranges eine Art Schalter um, er konnte einfach nicht umhin, nach ihrer Pfeife zu tanzen, zwar versuchte er dies zu vermeiden, aber er sah sich schon wieder als sabbernden Idioten im Schatten der Kaiserlichen wandeln, solange er mit ihr zusammenarbeiten würde. 'Ich... versteht doch, ich wollte euch nur nicht in Dinge miteinbeziehen, die ich selbst versaut habe... soetwas sollte ich selbst wieder geraderücken.' Ohne euch! Mit einem unfehlbaren Augenaufschlag sah sie zu ihm auf und seine Fassade begann zu bröckeln. 'Arranges, in Cyrodiil gibt es nur uns beide, wir müssen einander helfen...' Nein, eben nicht... von einer zweitklassigen Beschwörerin lasse ich mir nicht helfen! In der Tat war Torrah nichteinmal halb so gut wie Arranges, was die Schule der Beschwörung anging, dafür aber übetraf sie ihn in allen anderen Disziplinen. 'Das ist... richtig...'
'Auch wenn ich weiss, dass ihr lieber allein arbeitet, aber zumindest ich freue mich jedes Mal darüber, euch sehen zu dürfen...' Ein stummer Vorwurf hallte den Worten nach. Ich bin verdammtnochmal nicht dein Schoßhündchen... also hör auf mit diesem Gesülze! 'Ich arbeite eben am effektivsten, wenn ich allein bin...'
'Ich weiss doch, wie sehr ihr um euren Platz bei uns bemüht seid, aber trotz aller Befremdlichkeit und dem Drang nach dem einsamen und ruhigen Studium ist es wichtig auch Kooperation zu zeigen... aber genug dieser Dinge, wir haben noch einiges zu bereden.' Sie stellte sich neben ihn und schob ihn mit einem Arm, den sie um ihn legte, vorwärts, weg von der Kaiserstadt. 'Ich habe Arvundez außerhalb von Chorrol auf der Straße abgefangen. Ich gab mich als Händler und bot ihm einen Handel an. Er ist darauf eingegangen. Wir treffen uns heute bei Anbruch der Nacht im großen Forst an einem ausgemachten Platz.' Der hätte euch das Buch auch so gegeben, aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? 'Ihr habt den Weg also schon geebnet, ich muss praktischerweise nur noch die Pflastersteine fugenlos darauf verteilen?'
'Genau so ist es.'

Sie machten sich auf den Weg in den großen Wald, welcher das Herzland umgab. Während der Stunden, die sie unterwegs waren, bearbeitete Torrah Arranges wie sie es immer tat. Niemand beherrschte das Wort und die Gestik so wie sie. Half dies einmal nicht weiter, wusste sie sich ihre Partner und Partnerinnen auch mit Magie gefügig zu machen. Sollten alle Stricke reissen war sie dennoch unangreifbar. Ihre Schwerthiebe waren zwar nicht von großer Kraft geprägt, dafür aber mit schnellen und taktischen Streichen geführt, wie sie nur die aller Wenigsten hinbekamen. Ihre Zerstörungsmagie war absolut tödlich und das Zusammenspiel ihres Körpers mit der leichten Lederrüstung so tadellos, dass sie auch direkte Hiebe ohne merkliche Verletzungen wegstecken konnte. Sie war im weitesten Sinne unantastbar.

Es dunkelte bereits, als Torrah und Arranges in den dichten Wald eintauchten. Die Kaiserliche führte sie zu einem kleineren Grasfeld, welches dicht von Bäumen umwachsen war. Eine kleine Insel, wie es ihrer viele gab, über welcher man durch das Geflächt der Äste das Firmament sehen konnte. Sie blieb stehen und sah zu Arranges. 'Haltet euch zurück...' Sie wusste, dass diese Worte bei dem Kaiserlichen allein kaum helfen würden, schließlich kannte sie ihn und seine Art mindestens so gut, wie er sich selbst kannte. Sie trat an ihn heran und sah ihm kurz eindringlich in die Augen. Dann legte sie sanft ihre Hand auf Brusthöhe auf den Mithrilpanzer. 'Ihr wollt doch nicht, dass mir oder euch etwas passiert... wenn ich Hilfe brauche, sag ich es euch.' Arranges war wie Wachs in den Händen de Llevrias, er hatte nicht mehr das Verlangen, sich über sie ernsthaft aufzuregen. Mit einem undeutbaren Lächeln drehte sie sich um. Als die Sonne ganz untergegangen war, sorgte nur noch Sekunda für eine eher spärliche Beleuchtung. Die beiden Kaiserlichen mussten nicht sehr lange warten. Schon nach kurzer Zeit traten zwei Riesen aus dem Wald auf die kleine Fläche. Ein Ork und ein Nord, beide in kompletten Orkrüstungen mit zwergischen Claymoren auf dem Rücken. Die beiden Krieger traten einige schritte auf die Nekromanten zu, blieben aber ungefähr in der Mitte der Fläche stehen. Der Ork, welcher den Nord zwar nicht an Breite, aber an Höhe übertraf, tat einen großzügigen Schritt zur Seite. Hinter ihm erschien der schon fast lächerlich klein wirkende Rothwardon, unter dem Arm ein in Tuch gehülltes, eckiges Packet. 'Bleibt hier, ich regle das schon.' Flüsterte Torrah Arranges zu, der nur mit einem Nicken antwortete. Sie ging auf die drei Gestalten zu und blieb vor ihnen stehen. Sie beredeten etwas. Arranges sah teilnahmslos, wie der Rothwardon ein paarmal den Kopf schüttelte. Torrah versuchte ihn wohl noch irgendwie anders umzustimmen, aber Arvundez zeigte sich sichtlich unbeeindruckt von ihrer Art. Dann kam sie zurück zu Arranges, während die anderen an Ort und Stelle stehen blieben. Sie stellte sich wieder neben den Kaiserlichen und legte ihm die Hand auf den Rücken. Arranges wusste zwar, was kommen würde, aber Torrah hatte ihn schon in den Stunden zuvor so sehr für sich eingenommen, dass er es einfach geschehen ließ. Ich kann... einfach nichts dagegen tun... Der Kaiserliche merkte, wie ihn Magie durchflutete. Augenblicklich sah er nur noch rot. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Blick verängte sich. Ein ganzer Mix aus magischen Sprüchen und Formeln wirkte Torrah auf ihn ein. Seine Muskeln krampften und schmerzten unter dem Einfluss der Magie, sein Bewusstsein wurde nur noch auf seine Kampffertigkeiten ausgerichtet, er fühlte, wie Adrenalin durch seinen Körper rauschte. Dann nahm sie die Hand wieder runter und sah zu ihm auf. Das schwere Atmen und die hervortretenden Adern an den Schläfen zeigten ihr, dass ihre Zauberei so wirkte, wie sie es wollte. Sie zeigte nur auf den Rothwardonen und sprach leise zu Arranges: 'Er hat dein Buch, lehnt jetzt aber den vereinbarten Handel ab, ich weiss nicht wieso... wir müssen ihn loswerden...' Verrecken soll er! Schon als die Kaiserliche auf ihn zeigte, überkam Arvundez ein komisches Gefühl und er schaute zu seinen Beschützern links und rechts. Sie verstanden die Geste und langten nach ihren Waffen. Das leise Klirren von Metall auf Metall war zu hören, als der Ork und der Nord ihre Zweihänder zogen. Arranges hatte währenddessen ein ganzes Duzent Sprüche im Anschlag, sein Schwert gezogen und die Zügel seines Rotfuches losgelassen. Mit langen Schritten kam er auf die drei Gestalten zu. Er hob seine freie Linke, welche direkt von einer azurblauen Flamme eingehüllt wurde. Ein Meter vor Arvundez blieb Arranges stehen. 'Mein Buch wenn ich bitten darf!' In diesem Moment bemerkte er aber schon den neuerlichen Magieeinfluss, von hinten. Torrah hatte nochmal nachgelegt.

Ohne auf eine Antwort zu warten, zuckte die Klinge des Kaiserlichen nach vorn und Arvundez sackte zusammen. Mit so einem Angriff hatte er wohl nicht gerechnet. stöhnend presste er die Hand auf ein klaffendes Loch im Bauch. Die beiden Krieger erfassten die Bedrohung nicht gleich, sodass Arranges Zeit hatte, einen Satz nach hinten zu machen. Aber kaum hatten sie sich gefangen, stürmten sie auch schon auf Arranges ein. Der eine kam nicht sehr weit. Vor ihm wuchs ein Markynaz aus dem Boden und blockte den Hieb zur Seite weg. Dem Dachschlag des anderen begegnete Arranges mit einem Gegenschlag. Scheppernd prellten die Klingen auseinander. Beiden wurden ihre Waffen aus den Händen gerissen. Der Ork blickte etwas verwirrt, hatte aber weiters keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, was er tun sollte. Arranges hatte ihm bereits die zaubernde Hand entgegengestreckt und brachte den Spruch zu Ende. Die Grünhaut ging augenblicklich in Flammen auf. Brüllend und mit den Armen rudernd stolperte der Ork herum. Weiter gehts... Der Nord hatte den Markynaz nach einem kleinen Kampf überwunden und sah jetzt ein paar Sekunden verstört auf den brennenden Ork. Als sich seine hasserfüllten Augen wieder auf Arranges gerichtet hatten, war es schon zu spät. Der Kaiserliche hatte in der Zwischenzeit das Silberschwert mit einem verächtlichen Blick weggeschleudert und sich ein daedrisches Cleymore gerufen. Der Hieb war präzise und mit einiger Wucht geführt, von der Arranges für den Bruchteil einer Sekunde selbt überrascht war. Ein Scheppern, begleitet von einem widerlichen Knacken bestätigte, dass die rechte Schulter unter der Rüstplatte des Nords gebrochen war. Arranges ließ seinem Kontrahenten aber keine Zeit zum Schreien. Er drehte sich mit ordentlich Schwung um die eigene Achse und ließ das Schwert von der Seite heranfliegen. Knirschend schlug es eine Kerbe in die Rüstung auf Lungenhöhe. Pfeifend entwich dem Nord die Luft. Er ging vor Arranges in die Knie. Dieser ließ das Schwert mit einer Hand los und riss dem Krieger den Orkhelm vom Kopf. Dann packte er ihn in den Haaren und wechelste in der anderen Hand die Waffe. Das Cleymore verschwand und ein daedrischer Dolch manifestierte sich. Das blanke Entsetzen stand dem Nord ins Gesicht geschrieben, als er in die leeren Augen des Kaiserlichen blickte. Arranges setzte die Spitze des Dolchs über dem Kehlkopf des Nords an. Ein bestialisches Grinsen zeichnete sich auf dem Antlitz des Nekromanten ab, als er langsam aber beständig die Klinge im Halse des Nordmanns versenkte. Gurgelnd verkündete der Nordkrieger nach wenigen Augenblicken sein Ableben. Arranges blickte auf. Der Ork war mittlerweile auch tot und lag bis zur Unkenntlichkeit verkohlt mit glühender, deformierter Rüstung ein paar Meter weiter im Gras. Als er zu Arvundez sah, hielt er einen Moment inne und ein Ruck ging durch den Körper des Kampfmagiers. Er blickte direkt in die Augen des Rothwardonen, welcher sich von seinem ersten Schock erholt hatte und die Wunde jetzt wohl einfach zu ignorieren schien. Er hatte sich auf einen Ellenbogen gestützt und die andere Hand erhoben, als würde er etwas halten, aber da war nichts. Ungläubig schaute Arranges an sich herab und sah den Griff eines Ebenholzdolches aus seinem Bauch ragen. Er sah wieder auf und erkannte das triumphierende Grinsen im Gesicht des Rothwardonen. Er ließ den Nord los und richtete sich auf. Dann packte er den Loch und riss ihn aus seinen Eingeweiden. Mit der triefenden Waffe schritt er auf den Rothwardonen zu, dessen Grinsen gefroren war und sich jetzt langsam aber sicher zu einer Angstgrimasse wandelte. Er hob noch abwehren die Hand, was ihm aber überhaupt nichts nutzte. Nachdem Arranges sich einige Augenblicke später von Arvundez abwandte, war dessen Gesicht nur mehr eine rote, breiige Masse. Der Kaiserliche hob das Buch auf und ging ungeachtet des roten Stroms, welcher aus dem Loch in seinem Unterleib drang, zu Torrah de Llevria.

'Arranges, wie seht ihr denn aus? Ihr solltet mit den Leuten verhandeln... wisst ihr, verhandeln...' Sie kicherte und langte nach dem Buch. Mit der anderen Hand tippte sie dem Kaiserlichen an die Stirn, voraufhin dieser nach hinten kippte. Den Folianten in Händen haltend, ging sie neben dem Kaiserlichen in die Knie. Arranges selbst sah nur noch verschwommen. 'Keine Sorge, ich werdet morgen nichts mehr spüren... ich kann euch hier ja nicht einfach sterben lassen...' Wieder kicherte sie. Dann spürte Arranges die warme Umarmung des Schlafes.

Arranges erwachte, weil ihn irgendetwas an der Wange anstubste. Es war weich und haarig. Er schlug die Augen auf und sah die Nüstern seines Rotfuches über sich. Was zum Henker?! Er fühlte sich wie gerädert. Als das Tier wahrnahm, dass Arranges erwacht war, ging es zur Seite und blickte ihn nur an. Arranges setzte sich mühsam auf, ihm war als hätte er seit Wochen nicht geschlafen, obwohl er gerade erst erwacht war. Er lag auf einer kleinen baumlosen Fläche mitten im Wald. Was mache ich hier? Warum... Seine Gedanken brachen jäh ab, als er sich umblickte und die Verstümmelten sah. Torrah... DAS BUCH! Schnell war Arranges auf den Beinen, stöhnte aber auf und fasste sich keuchend an den Bauch. Als er die Hand wegnahm, sah er nur noch die Stelle, wo der Dolch durch den Mithrilpanzer gedrungen war, darunter aber war die Haut unversehrt. Trotzdem würde es noch eine Weile dauern, bis auch die letzten Schmerzen und Heilprozesse abgeklungen sein werden. Er sah sich um und langsam aber sicher kamen die Erinnerungen an das Massaker wieder zurück. Torrah hatte es einmal mehr geschafft, ihn komplett zu kontrollieren... und jetzt hatte sie auch noch das Buch mitgenommen, denn Arranges konnte es hier nirgends finden. Ich bin mal gespannt, was gewisse Leute dazu sagen werden... Aber Arranges drängte seinen Groll zurück, jetzt half ihm das auch nichts und außerdem war er viel zu müde und erschöpft, als dass er ihr hätte direkt nachjagen können. Davon mal abgesehen, wusste er überhaupt nicht, wo sie hingegangen sein könnte.

Der Kaiserliche machte sich auf nach Skingrad. Nach einem flotten Tagesritt war er in der Stadt angekommen. Nach einem Besuch bei Falanu, die er durch seine neuerlich noch kühlere Art mit tränenden Augen in ihrem Geschäft zurückgelassen hatte, nahm er sich am Abend ein Zimmer in der Herberge zur Westebene und verbrachte die Nacht damit, alchemistische Rezepte und Mischtaktiken aus einem etwas angestaubten Buch zu studieren.

Andromeda
09.10.2010, 14:07
Sie saß Mordan Neladren gegenüber, ihrem Mentor und Ziehvater. Beide saßen in gemütlichen Sesseln in seinem Haus in der Nähe von Cheydinhal, welches weit weg von den Straßen stand, im Kamin prasselte ein Feuer, draußen war es bereits dunkel geworden. Dreveni hielt eine Tasse mit heißem Tee in der Hand, und sah Mordan fragend und skeptisch an. "Sein letzter Aufenthaltsort war also das Schloss in Skingrad. Du weißt dass ich dort normal nicht arbeite."
"Ich weiß, es war auch sein letzter bekannter Aufenthaltsort, es besteht Grund zu der Annahme, dass er sich im Umland von Skingrad aufhält oder in einer anderen Stadt."
"Oh, vielleicht ist er ja schon in Hammerfell, oder in Skyrim, oder..."
"Dreveni...", dabei sah Mordan sie tadelnd an.
"Entschuldige, ich lass dich schon ausreden.", antwortete sie lächelnd.
"Er hat kaum die Mittel, weit zu kommen, außerdem ist er nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt in Tamriel. Jetzt hat er es sich auch in Cyrodiil verscherzt, dieser Adlige, der den Auftrag gegeben hat, hat eine Tochter, und das Ziel ist nicht wirklich standesgemäß und naja, ich denke du verstehst."
Sie nickte nur und beobachtete Mordan, während er weitersprach. Er hatte sich über die letzten Jahre eigentlich gar nicht verändert. Er trug das weiße Haar immer noch nach hinten in einem Zopf, sowie die einfache graue Robe, die er meistens im Haus trug.
"In den anderen Provinzen droht ihm vermutlich nur Gefängnis, aber dieses mal hat er sich den falschen herausgesucht. Der Auftraggeber ist genauso jähzornig und nachtragend wie reich an Geld und Einfluss, und möchte seine Tochter entsprechend verheiraten, da versteht er keinen Spaß." Mordan schob ihr ein paar Pergamente über den niedrigen Tisch. "Das sind Unterlagen, die wir bis jetzt erhalten haben. Alles weitere werden dir die Kontaktleute des Auftraggebers in Skingrad erklären können. Sie werden erst in etwa einer Woche dort sein, vielleicht findest du allein in der Stadt schon etwas heraus."
"Eilig scheint es ihnen ja nicht zu sein. In Ordnung, ich machs." Hauptsächlich reizte sie die Bezahlung an diesem Auftrag, weniger der vermutlich beträchtliche Aufwand das Ziel überhaupt zu finden. Wenn es soweit war, stellte er außerdem keine große Herausforderung da, ein Kämpfer war er nicht.

Als Dreveni begann, die Pergamente durchzublättern und zu überfliegen, erntete sie den nächsten tadelnden Blick von Mordan. "Das hat Zeit bis später, vor morgen Vormittag brauchst du überhaupt nicht aufzubrechen, du wirst eh ein paar Tage in Skingrad warten müssen. Erzähl lieber davon wie es dir ergangen ist in der letzten Zeit." Sie sahen sich nicht so oft wie sie es gewollt hätten, auch wenn Dreveni mehr oder weniger in diesem Haus wohnte, wenn sie einmal nichts zu tun hatte oder eine Zeit nicht gesehen werden wollte, aber das kam selten vor. "Da gibt es nicht viel zu erzählen", antwortete Dreveni schulterzuckend. "Der letzte Auftrag ist in eine ziemliche Sauerei ausgeartet, aber es ist gerade noch einmal gut gegangen, wie du weißt...."
"Das will ich doch meinen, was kann daran so schwer sein, jemandem im Schlaf die Kehle durchzuschneiden?"
"Der hat sich ausgerechnet in dem Moment herum geworfen, ich hab ihn nicht richtig getroffen, und er ist aufgewacht." Sie sah etwas betreten zu Boden, das passierte normal nur Anfängern, ihrer Meinung nach. "Zum Glück hatte ich schon ein Kissen halb in der Hand, das konnte ich ihm auf den Kopf drücken bevor er geschrien hat. Geblutet wie abgestochen hat er natürlich auch, daher die Sauerei, denn er hat immer noch gezappelt. Es war gar nicht so einfach, ihn im Dunkeln noch einmal richtig zu treffen ohne dass er los brüllt weil das Kissen verrutscht, ich weiß auch nicht woher er soviel Luft darunter her hatte. Wie gesagt, eine Riesensauerei am Ende, aber es hat keiner gehört. Hätte der Auftraggeber nicht ausdrücklich verlangt, dass er durch die Klinge stirbt, hätte ich ihn gleich erstickt."
"Na dann. Auch wenn ich DAS eigentlich nicht meinte."
"Mordan..."
"Was denn?" Er sah sie offen an, als er weitersprach. "Du sollst nicht dein ganzes Leben allein verbringen. Du bist in keiner Gilde, keinen Vorschriften unterworfen, du hättest die Möglichkeit..."
"Nein hätte ich nicht, wie denn wenn ich die nächsten Wochen wieder jemandem quer durch Cyrodiil folgen soll?" Sie sah ihn ärgerlich an. Dieses Thema hatten sie schon zu genüge durchgekaut, ein ums andere Mal.
"Danach..."
"Danach wird der nächste Auftrag kommen, oder willst du dass ich aufhöre damit?" fragte sie ihn.
"Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur nicht, dass du dich jemandem verpflichtet fühlst, dass du dich mir verpflichtet fühlst. Du kannst tun was du möchtest."
"Dann glaub mir bitte endlich dass ich weder einsam noch unglücklich bin. Außerdem hab ich ja noch etwas Zeit, ich bin ja noch jung." Damit war das Thema üblicherweise bis zum nächsten Mal erledigt, und sie verbrachten den Rest des Abends bei einem Kartenspiel.
Dreveni ging recht zeitig zu Bett, und las dort die Pergamente. Außer einer hoffentlich gut getroffenen Zeichnung enthielt es nicht viel nützliches. Es war ein Kaiserlicher, er nannte sich Jack. Vermutlich war das nicht sein richtiger Name, und es war vermutlich auch das letzte Mal gewesen, dass er ihn in Cyrodiil benutzt hatte. Ein paar Angaben, was er in der Vergangenheit getrieben hatte, enthielten sie auch, das übliche, anscheinend kein Wohnsitz und laufend Ärger am Hals weil er die Hände an den falschen Töchtern hatte. Sie prägte sich das Bild genau ein, er sah - für einen Mensch - tatsächlich nicht schlecht aus. Braune Locken die ihm auf die Schultern fielen, strahlend blaue Augen und ein gut geschnittenes Gesicht.

Am Morgen frühstückte sie noch mit Mordan und machte sich dann fertig zum Aufbruch. Sie trug einen schwarzen Overall mit kurzen Ärmeln, am linken einen Handschuh ohne Finger der bis zum Ellenbogen reichte, an dem ein Stilett aus Stahl befestigt war. Das lange, tiefschwarze Haar flocht sie im Nacken zu einem Zopf, den sie rund um den Kopf feststeckte. Sie nahm den daedrischen Dolch von der Kommode, schlug ihn in ein Stück Leder ein, tat ihn zu ihrem Gepäck und warf den langen schwarzen Wollmantel über die Schultern. Unten wartete bereits Mordan. "Hier, für deine Auslagen...", sagte er und drückte ihr einen Beutel mit Münzen in die Hand. "Die Kontaktleute werden in etwa einer Woche in der Zwei Schwestern Herberge eintreffen. Du hast gelesen, wie du sie triffst?"
"Ja."
"Über über sie kannst du mir auch einen Kurier schicken lassen."
"Ja.."
"Du kennst meinen Bekannten in Skingrad, wenn du etwas brauchst..."
"Jaha...", wobei sie mit den Augen rollte. "Ich weiß, wie immer, außerdem hab ich alles."
"Pass auf dich auf, sei Vorsichtig."
"Bin ich immer. Mach dir keine Sorgen wenn du eine Weile nichts von mir hörst." Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung, und Dreveni stieg auf ihr Pferd. Den Bogen hatte sie entspannt zusammen mit den Pfeilen in eine Decke gewickelt und hinten am Sattel befestigt, das Langschwert war griffbereit aber schwer sichtbar seitlich am Sattel unter den Taschen befestigt. Tagsüber waren die Straßen außerdem relativ sicher, und sie hatte nicht vor durchs Unterholz zu reiten. Sie lies sich Zeit und übernachtete in Bockbierquell, einer einfachen Herberge auf halber Strecke nördlich der Kaiserstadt, die von Dunmern geführt wurde.

Am nächsten Morgen ritt sie weiter nach Skingrad, was sie ohne Zwischenfälle am späten Nachmittag erreichte. Naja, der Bandit wäre fast ein Zwischenfall geworden, aber nach einem gut gezieltem Feuerball und einem Blick auf ihr gezogenes Schwert und dem entschlossenem Funkeln in ihren roten Augen hatte er sich dann doch für die Flucht entschieden. Sie gab das Pferd in die Hände des Stallburschen, nahm das Vulkanglasschwert was ihr einen erstaunten Blick von selbigen einbrachte, das Bündel mit dem Bogen sowie einen kleineren Beutel und ging auf das Tor zu. Die Stadtwache entschied sich bei ihrem Anblick, die Kontrolle doch einmal etwas ernster zu nehmen, und trat ihr in den Weg. Der Kaiserliche, Was auch sonst.., grinste sie schleimig an und fragte: "Ihr wollt also nach Skingrad?"
"Skingrad?? Verflucht, eigentlich wollte ich nach Chorrol..."
Die Wache schien ihren Sinn für Humor nicht so ganz zu teilen, auch wenn er bei einer solch dämlichen Frage doch mit so etwas rechnen musste. "Euren Pass. Habt ihr etwas zu verzollen?", fragte er sie jetzt, nicht mehr schleimig sondern ziemlich unfreundlich. Den Pass hatte sie griffbereit in einer Tasche und so musste sie ihre Sachen nicht ablegen, um ihn der Wache zu zeigen. Diese studierte den Pass eine Weile, bis er ihn ihr zurückgab. "Was zu verzollen?"
"Nein."
"Was ist das?", fragte er mit einem Blick auf ihr Schwert, das sie unter den Arm geklemmt trug.
"Ein Schwert?"
"Herrgott, nein, was wollt ihr damit?"
"Ist es seit neuestem verboten ein Schwert mit sich zu führen? Ich möchte mein Glück bei der Kämpfergilde versuchen." In diesem Moment trat eine zweite Wache dazu und tippte die erste auf die Schulter. Diese war inzwischen schon leicht rot geworden, und schnautzte: "Was willst du?" Die zweite Wache sagte ihm leise etwas, auf das er mit einem lauten: "Nicht schon wieder!" reagierte, Dreveni mürrisch durch winkte und verschwand, wobei sie ihn noch rufen hörte: "Dieses Weib bringt mich noch ins Grab!". Stattdessen stand der zweite Wachmann jetzt am Tor und blickte gleichgültig geradeaus, den Ausbruch seines Kollegen ignorierend. Dreveni schüttelte kaum merklich den Kopf, Ich könnte SIE für dich gern ins Grab bringen..., und wandte sich in der Stadt zur Zwei Schwestern Herberge, wo sie sich ein Zimmer nahm. Dort angekommen lies sie ihr Gepäck aufs Bett fallen, zog den Overall aus und ein petrolfarbenes Kleid über, dass in dem Beutel war. Es ging ihr bis zu den Knöcheln, lag in der Taille eng an und hatte nach unten weiter werdende Ärmel, unter denen man so gut wie unsichtbar einen Stilett an zwei Lederschlaufen tragen konnte, was sie auch tat. Sie machte den Zopf auf und kämmte den Staub von der Reise aus den Haaren, die glatt und seidig bis über die Hüften fielen. Nachdem sie einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen hatte, ging sie nach unten in den Schankraum und bestellte sich etwas zu Essen. Der Uhrzeit entsprechend war es relativ voll in der Taverne, sie beobachtete unauffällig die Anwesenden bis ihr ein Kaiserlicher auffiel, der sich gerade an der Theke niedergelassen hatte und mit der Wirtin, einer Ork, sprach. Sie beachtete ihn jedoch nicht weiter, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder einer Ausgabe des Rappenkuriers zu. Der Mann verließ nach etwa einer Stunde wieder die Taverne, Dreveni ging noch etwa eine Stunde später auf ihr Zimmer, um ihren Mantel zu hohlen und trat in die kühle Nachtluft vor der Taverne.

Es war inzwischen stockfinster, aber noch vor Mitternacht. Sie ging ein Stück die Hauptstraße entlang, verschwand dann aber auf den schmalen Wegen die hinter den Häusern an der Stadtmauer entlang führten. Kurz darauf hörte sie leise Schritte hinter sich und blieb stehen, nachdem sie vor sich niemanden sehen konnte. Die Hände vor dem Bauch zusammengelegt, die Rechte dabei in der Nähe des Griffes der Waffe unter ihrem Ärmel drehte sie sich um. Ein paar Schritte entfernt stand der Kaiserliche aus der Taverne und grinste sie an. "Was treibt dich denn mal wieder in diese schöne Stadt?", fragte er leise als er näherkam.
"Arbeit, was wohl sonst. Deshalb muss ich dich auch leider gleich enttäuschen, ich habe keinerlei freie Kapazitäten."
"Es tut sich ohnehin nicht viel hier, in Skingrad ist es erschreckend ruhig in den letzten Wochen. Ach, doch, zwei Geschwister wollen ihre alte Mutter loswerden, es geht wohl um ein Erbe."
"Wie viel Erbe?"
"Sowas interessiert uns doch nicht, dachte ich?", fragte er sie lächelnd.
"Wie ich dich kenne, weißt du es trotzdem."
"300 Septime, und gezahlt hätten sie 50. Da wäre meine Provision schon dabei gewesen."
Dreveni antwortete nicht sondern sah ihn nur erstaunt und ablehnend an.
"Genau die Reaktion habe ich ihnen gleich in Worte gefasst, du siehst, es gibt nichts zu tun hier."
"In welchen Zeiten leben wir eigentlich," fragte ihn Dreveni leise und kopfschüttelnd als sie ein Stück weiter den Weg entlang gingen. "Jemand wegen 300 Septimen umbringen zu wollen und erwarten, dass es jemand für 50 macht. Aber ich bin wie gesagt sowieso wegen jemandem anderen hier. Schaust du später noch bei mir auf dem Zimmer vorbei?"
"In Ordnung, nach Mitternacht."
Sie nannte ihm noch die Zimmernummer, dann trennten sie sich wieder. Dreveni ging noch eine Runde durch die Stadt bevor sie wieder den Weg zur Herberge einschlug.

Van Tommels
10.10.2010, 01:04
Langsam kehrte sein Bewusstsein wieder zurück. Die Hände des Rothwardonen verkrampften und krallten sich in den Sand, welcher sich unter ihm befand. Er versuchte sich zu erheben. Nichts. Sein Kopf fühlte sich an, als würde das Innere seines Schädels mit Spitzhacken bearbeitet, und als er die Augen aufschlug, explodierten die Punkte, welche vor seinen Augen herumschwirrten, in vielen bunten Farben. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, und schnell schloss er die Lider wieder. Das Gefühl legte sich langsam, und er traute sich nicht, die Augen wieder zu öffnen. Kraftlosigkeit war das vorherrschende Gefühl, und so wusste er nicht, wie lange er hier im Dämmerzustand jetzt gelegen hatte. Ihm kam es vor wie Stunden, in Wirklichkeit aber waren es lediglich wenige Minuten.
Endlich richtete er sich auf, zunächst nur bis in eine kniende Haltung auf allen Vieren. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund, den er nicht einordnen konnte. Als er den Kopf zur Seite drehte, erkannte er ein Seil neben sich auf dem Boden liegen, dazu viele größere und kleinere Steinbrocken. Seine Augen tasteten langsam, beinahe träge den Boden ab. Der Rothwardon lag in einem Kreis aus fahlem Licht. Nach der Ursache suchend, drehte er den Kopf noch weiter und blickte schließlich nach oben. Dort erkannte er ein Loch in der Decke, durch das er den Mond sehen konnte; offensichtlich war dieser die magere Lichtquelle, die wenigstens ein wenig von der Umgebung erkennen ließ. Ich bin in einer Höhle. Wie bin ich hier hergekommen? Der Gedanke war ebenso langsam in seiner Formulierung wie die Augenbewegungen, und plötzlich bekam der Rothwardon ungeheure Kopfschmerzen. Ein Fiepen, dass er glaubte, sein Kopf würde explodieren, erklang in seinen Ohren. Er griff sich schlagartig an die Schläfen und sank wieder zu Boden. Sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet, aber es erklang kein Laut; vor Schmerzen wandte er sich auf dem kühlen Sand hin und her. Gerade als er glaubte, sterben zu müssen, wurde der Ton leiser und leiser, bis er schließlich endgültig verschwand. Der plötzlich eintretenden Stille traute er noch nicht so ganz, so blieb er zunächst erschöpft und mit den Händen immer noch am Kopf auf dem Boden liegen.
Die Gedanken in seinem Gehirn überschlugen sich; angestrengt versuchte er Ordnung in das Chaos zu bringen, was ihm nur mit Mühe gelang. Ich muss hier raus! Aber warum? Wo raus? Was willst du hier? Woher kommt der Sand? Das Seil? Die Steine? Der Mond? Die Dunkelheit? Das Loch? Er schüttelte den Kopf, es machte keinen Sinn, was er sich dort zusammenreimte. Nochmal versuchte er von vorne zu beginnen. Und dann traf ihn mit einem Mal der Schlag. Die Augen weit aufgerissen, erhob er sich mit zittrigen Beinen und betrachtete seine Hände. Wieder wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf, aber er fand keine Antwort auf die Frage, der er sich bewusst geworden war. Sie war einfach. Und doch konnte er sie nicht beantworten. Mit leerem Blick schaute er auf und starrte in die Dunkelheit, bis er schließlich ungläubig flüsterte:
„Wer bin ich…“.

Über den Klang seiner eigenen Stimme erschrak der Rothwardon. Ich muss hier raus! Aber warum? Wer bin ich? Wo raus? Was willst du hier? Wer bin ich? Woher kommt der Sand? Das Seil? Die Steine? Wer bin ich? Der Mond? Die Dunkelheit? Das Loch? Zwischen seine Gedanken von vorhin mischte sich jetzt immer häufiger diese eine Frage, welche er auch unter größten Anstrengungen nicht beantworten konnte. Er war sich bewusst, dass er eigentlich gerade kurz davor stand, durchzudrehen, aber er zwang sich zur Ruhe. Der Rothwardon hatte sich an einer gemauerten Wand, etwas abseits des Mondscheinkegels, niedergelassen und musterte den Sand. Er spürte, es fehlte nicht mehr viel und er würde den Verstand verlieren. Du musst dich beruhigen. Atme ruhiger,..., aber wieder fiel ihm sein Name nicht ein. Tief atmete er ein und aus, und tatsächlich, je öfters er dies tat, desto ruhiger wurde der Herzschlag, bis er sich schließlich normalisiert hatte. Hinweise! Du brauchst Hinweise! Das wird dir helfen! Die Stimme in seinem Kopf klang verzweifelt, aber dennoch klammerte er sich daran. Im dämmrigen Licht musterte er seine Hände. Sie waren verschrammt und wiesen frische Kratzer auf. Sein Blick fiel zu dem Loch. Ich bin gestürzt. Dies klang logisch; der erste logische Gedanke. Das machte ihm Mut. Er suchte weiter mit seinen Augen. Seine Kleidung war verdreckt, aber noch halbwegs intakt. Sie war leicht und passte irgendwie in die Umgebung. Sand. Wüste. Noch immer hatte der Rothwardon keine Ahnung. Ein Halstuch, das voller Sand war. Ein Halstuch? Er zog es höher, es bedeckte seine untere Gesichtshälfte und den Hals. Eine Maske. Seine Hände tasteten zum Gürtel. An seiner rechten Hüfte am Gürtel war ein leerer Haken. Auf der anderen Seite: etwas Längliches und Gebogenes. Er löste es, hielt es sich vor die Augen und zog am Griff. Eine scharfe kurze Klinge kam zum Vorschein. Ein Krummdolch. Wozu? Ich weiß es nicht. Seine Gedanken wurden immer analytischer. Seine Finger betasteten jetzt seinen Oberkörper. Wieder Metall. Ein kleines Etui unter seinem rechten Arm. Vorsichtig öffnete er es. Fünf kleine Griffe erschienen, jedes gehörte zu einer kleinen spitzen, flachen Klinge. Wurfmesser. „Wozu? Ich weiß es nicht…“, flüsterte er und tat sie wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück. An seinem Gürtel ein weiteres kleines Ledertäschchen. Darin klimperte es. „Goldstücke“, stellte er ratlos fest, als er einen Blick hinein warf. Noch immer kam ihm seine Stimme wie die eines Fremden vor.
Er blieb nach seiner Analyse sitzen. Das Auseinandernehmen seiner Kleidung und Ausrüstung erbrachte nichts. Er strich sich mit der Hand über den Kopf. Er berührte kurzes Haar, welches vom Sand verdreckt war. Plötzlich ein stechender Schmerz, die Hand zuckte weg. Ein feuchtes Glänzen verriet: Blut. Daher die Kopfschmerzen. Ächzend erhob er sich, denn er spürte, wenn er jetzt wieder zu viel nachdachte, würde er wahnsinnig werden; ihm würden wieder diese wirren Gedanken kommen. Jene, die ihn verrückt machten. Er stand vor dem Seil und hob es auf. Die Augen richteten sich wieder in die Höhe, und er wog es in der Hand. Beinahe automatisch rollte er es auf und befestigte es an dem Haken an seinem Gürtel. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was er gerade getan hatte. Ein vollkommen automatischer Bewegungsablauf. „Ich habe das also schon öfters so gemacht“, seine Stimme war wenig überzeugt, denn weiter brachte ihn diese Erkenntnis nicht. Ratlos schaute er sich um. War das dort ein Lichtschein? Erst jetzt bemerkte er den Durchgang, welcher fast vollkommen im Dunkeln lag, und dahinter flackerte etwas. Unsicher bewegte sich der Rothwardon darauf zu und spähte hinein. Etwas weiter hinten erkannte er eine Fackel an der Wand, welche brannte. Hier musste also jemand leben. Die Hand nahm er nicht von der Wand, denn er hatte nicht das Gefühl, schon frei stehen zu können. Er tastete sich voran bis zu der Fackel und blickte sich dann um. Er war allein. Er hörte nichts. Und er war ein Niemand. Ein namenloser Niemand. NEIN!, rief er sich innerlich zur Ordnung; er wollte nicht doch durchdrehen. Stattdessen rüttelte er an der Fackel, und schließlich konnte er sie tatsächlich aus der Halterung lösen.
Sich immer noch an der gemauerten Steinwand orientierend, folgte der Rothwardon dem Gang. Der Wüstensand unter seinen Schuhen dämpfte die Schritte, und mehr oder weniger aufmerksam betrachtete er immer wieder den Boden auf der Suche nach Spuren. Plötzlich hörte er hinter sich etwas. Ein knackendes und klapperndes Geräusch. Hier? Was sollte hier klappern? Weicher Sand, festes Gestein. Langsam wandte er den Kopf herum, und im Schein der Fackel starrte ihn die Fratze eines Skelettes an, das aus einem Nebenraum, den er vollkommen übersehen hatte, auf ihn zulief. Waffen hatte es keine, aber der Rothwardon erschrak, ließ die Fackel fallen und rannte los.
Seine Lichtquelle hatte er zurückgelassen, aber der helle Sand erleuchtete den Gang gut genug um sich grob zu orientieren. Panisch rannte der Rothwardon den Gang entlang, er warf keinen Blick zurück. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und er glaubte, dass dieser von den Wänden widerhallen würde, so laut kam ihm dieses Geräusch vor. Der Gang machte eine Abzweigung. Der Rothwardon rannte kopflos weiter. Links. Geradeaus. Wieder Links. Rechts. Ein langer Gang, er wurde niedriger. Die Angst, in einer Sackgasse zu landen, wuchs und ließ ihn noch schneller laufen und noch hektischer reagieren. Schweiß rann ihm über die Stirn, vermischte sich mit dem Sand zu kleinen Klümpchen. Links. Links. Rechts. Links. Wo ist der Ausgang?! Ein Labyrinth?! Muss ich sterben?!

Er hörte erst auf zu laufen als er nicht mehr konnte und an der Wand zu Boden sank. Seine Lunge schmerzte und er keuchte stark. Das Adrenalin war verflogen und ließ einen erschöpften Körper zurück, welcher kurz vor dem Kollaps stand. Wasser, dachte er und warf den Kopf nach links und rechts. Nichts war zu hören oder zu sehen. Das Skelett schien er losgeworden zu sein. Ich werde hier sterben. Nein, ich darf nicht so denken. Es gibt immer einen Ausweg, aus jedem Labyrinth. Um Aufrecht zu gehen war der Gang jedoch bereits beinahe zu niedrig, so bewegte sich der Rothwardon leicht geduckt vorwärts. Da vorn machte der Gang eine Kurve, davor gab es einen Durchgang rechts in der Wand. Hier angekommen, schaute er hinein. Eine alte Grabkammer erkannte er. Ein mittelgroßer Sarkophag stand in der Mitte des Raumes, davor ein kleines Podest, auf dem etwas lag. Nachdem er sich versichert hatte, allein zu sein, trat er ein und an den Gegenstand heran. Er befühlte grobes Sackleinen, lange Ärmel, eine Kapuze. Dabei musste es sich um eine Robe handeln. Ohne zu wissen, warum, warf er sie sich über. Er dachte darüber nicht nach, die letzten Stunden waren sowieso zu unschlüssig gewesen um jetzt noch logisch das Anlegen der Robe zu argumentieren. Er verließ den Raum wieder und musste sich erst orientieren, woher er gekommen war; dann aber schlug er den richtigen Weg ein und folgte dem Gang.

Mit der Zeit wich der Sand auf dem Boden festem Höhlengestein, und auch die Wände wandelten sich von Gemäuer zu Naturstein. An der Verwinkelung der Gänge änderte sich jedoch nichts. Obwohl sich der Rothwardon bemühte, immer in eine Richtung zu laufen, trug der steigende Durst und die Verwirrung dazu bei, dass er oftmals im Kreis lief und an Stellen vorbeikam, die er bereits kannte. Gerade als er schon kurz davor war, wieder auf die Knie zu sinken und aufzugeben, erspähte er eine morsche Holztür, durch deren Ritzen schmale Sonnenstrahlen schienen. Wieder voller Hoffnung, stolperte er darauf zu, fiel dabei einmal hin, rappelte sich aber sogleich wieder auf, die schmerzenden Knie ignorierend, und warf sich schließlich gegen die Tür, welche sogleich aufschlug und den Rothwardonen in die gleißende Freiheit entließ.

Draußen bot sich dem Rothwardonen ein idyllischer Anblick. Sanfte Hügel erstreckten sich bis zum Horizont, der Boden war von hüfthohem Gras bedeckt und ab und an sah man einen vereinzelten Baum in der Landschaft stehen. Im Vergleich zu dem Martyrium, welches er gerade durchlebt hatte, kam ihm dieser Ort wie ein Paradies vor. „Vielleicht bin ich schon tot und dies ist das Paradies…“. Ihm erschien es logisch, vielleicht konnte er sich deshalb an nichts erinnern. Der Weg durch das Labyrinth war einfach nur ein Test gewesen. Ein Test, um hier Zutritt zu erhalten. Er machte ein paar Schritte. Nein. Das hier war real. Es musste real sein. Aber konnte er sich überhaupt noch erlauben, zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden? Wieder dröhnte ihm der Schädel. Er brauchte dringend Wasser. Hilflos blickte er sich um, in welche Richtung sollte er nur gehen? Schließlich entschloss er sich dazu, einfach weg von dieser Höhle zu gehen, soweit wie irgend möglich.
Nach einem Marsch querfeldein erblickte der Rothwardon endlich eine Straße, aber hier war niemand zu sehen. Ratlos blickte er nach links, nach rechts und wieder nach links. Dann aber, endlich, sah er einen großen Wagen näherkommen. Zwei Pferde zogen das Gespann, welches sich als Handelskarawane herausstellte und dann direkt vor dem Rothwardonen anhielt. „Na, mein Freund, ihr seht mir aber recht zerschlagen aus“, sprach ihn der Händler fröhlich an. Der Rothwardon war von der Direktheit des Mannes etwas verwirrt und schwieg, aber seinem Gesicht schien man anzusehen, dass er nicht wusste was er sagen sollte. „Na nun steigt schon hinten auf, eine gute Tat jeden Tag, und wenn ich euch mitnehmen kann, dann habe ich meinen Soll erfühlt“, posaunte er heraus und setzte den Wagen schon wieder in Bewegung. Der Rothwardon folgte dem Angebot einfach und setzte sich hinten auf den Wagen, ohne nachzudenken. Was er tun sollte, darüber war er sich sowieso selbst nicht bewusst.

Nach einer längeren Fahrt kamen die Türme Skingrads endlich in Sicht, und der Rothwardon stieg von dem Wagen, nachdem dieser etwas abseits gehalten hatte. Auf dem Weg hierher hatte er wieder Kopfschmerzen verspürt und das Fiepen in den Ohren, jedoch war beides wesentlich schwächer als noch in den Katakomben. Unsicher ging er auf das Stadttor zu, warum ihn seine Schritte dahin lenkten, wusste er nicht. Aber wo soll ich auch sonst hin? Dann stand er schon vor der Stadtwache.
„Nicht noch ein Landstreicher. Ich hatte euch doch gesagt, ihr sollt hier fernbleiben.“. Der Rothwardon erwiderte nichts und blickte den Wächter an, anscheinend etwas zu lange und mit zu verwirrtem Blick. „Du verstehst mich doch, oder?“, blaffte der Mann den Neuankömmling an. Als dieser immer noch nichts sagte, seufzte der Wächter. „Gut, geh rein. Aber wenn du Ärger machst, fliegst du raus. Und wage es nicht, auf den Straßen zu betteln. Geh zur Kathedrale und lass dich dort versorgen.“. Er nickte und ging einfach an der Stadtwache vorbei. Was genau diese gesagt hatte, hatte er nicht ganz verstanden; das Verlangen nach Wasser und seine Zerstreutheit machten es ihm unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn aufmerksam zu bleiben wenn ihm jemand etwas erzählte. So schritt er durch das Stadttor und wurde von der Betriebsamkeit auf den Straßen Skingrads förmlich erschlagen…

Andromeda
10.10.2010, 19:59
Händler hier, Wachen dort, Arbeiter da. Der Rothwardon sah sich angesichts der Betriebsamkeit in Skingrad mit vielerlei Eindrücken konfrontiert, mit denen er nicht umzugehen wusste. So versuchte er, niemanden anzurempeln und auch niemanden anzustarren, schließlich wollte er nicht auffallen. So wirklich gelang dies aber nicht, da ihn einige Leute komisch musterten. Was wollt ihr, warum schaut ihr so. Ein Mann ohne Namen in einer großen Stadt, die von seiner Existenz keine Kenntnis nahm, so kam er sich vor. An der ersten Kreuzung nach dem Tor hielt er etwas hilflos inne und blickte die Anhöhe hinauf. Ein Schild erregte seine Aufmerksamkeit; darauf abgebildet waren ein Mond und drei Sterne. Etwas sagte ihm, dass er hier richtig war, und so ging er hinein und betrat die Herberge „Zur Westebene“.
Drinnen bot sich ihm ein ordentlich eingerichteter Schankraum, hinter der Theke stand eine Kaiserliche und musterte den Neuankömmling skeptisch. „Habt ihr euch verirrt?“, wurde er angesprochen von der Frau, dies klang wenig freundlich. Er blickte an sich hinab. Die Robe war schon sehr zerschlissen und machte nicht mehr den besten Eindruck, aber etwas sagte ihm, dass es besser war, sie an zu behalten. Mit der Kleidung darunter würde er hier nicht glücklicher werden. Er ging nun auf die Frau zu. „Sagt, habt ihr etwas Wasser?“, fragte er leise, kramte in dem Beutel und ließ eine der Münzen auf den Tresen fallen. Die Augen der Kaiserlichen weiteten sich und sie betrachtete das Goldstück, danach den Rothwardonen. Plötzlich wurde sie freundlicher. „Aber natürlich!“, und sie legte auch noch einen Schlüssel auf die Theke. „Euer Zimmer ist ganz oben das hintere linke.“. Was ist hier los?, fragte sich der Rothwardon und sah sich dann im nächsten Moment am Tisch sitzend mit einem großen Krug Wasser wieder. Schnell leerte er das Gefäß; das kühle Nass verschaffte ihm endlich wieder eine etwas klarere Denkweise, und schließlich begab er sich auf sein Zimmer, immer noch verwirrt über diese Kehrtwendung der Kaiserlichen.
In seiner Räumlichkeit angekommen verschloss er die Tür hinter sich. Das Zimmer war klein, aber gemütlich. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war und erschrak, als er sich herumdrehte und in das Gesicht eines Fremden blickte.
Vorsichtig befühlte er zunächst den Spiegel, danach sein Gesicht. Grüne Augen musterten ungläubig Ihresgleichen und die staubbedeckte und verdreckte Haut. An der linken Seite hatte er eine Blutspur, welche von der Oberseite seines Kopfes herführte, und dort eine Platzwunde. Geschwind reinigte er sich mit dem bereitstehenden Wasser und besah sich danach abermals im Spiegel. Anfreunden konnte er sich mit sich selbst nicht. Er kannte sich nicht. Zumindest die Person dort nicht. Noch eine ganze Weile stand er einfach nur da und sah sich an, befühlte dort sein Ohr, da seine Nase.
Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. Der Rothwardon hatte inzwischen die Münzen genauer unter die Lupe genommen, welche die Kaiserliche so schnell davon überzeugt hatten, ihm hier Asyl zu gewähren. Sie glänzten golden und waren recht gewichtig dafür, dass sie nicht allzu groß waren. Er zuckte mit den Schultern und verstaute sie wieder. Dem Bett warf er einen Seitenblick zu. Nein. Schlafen kam nicht in Frage. Er brauchte frische Luft. Rasch verließ er sein Zimmer und verließ die Taverne.
Die Straßen waren wie leergefegt, und niemand war mehr zu sehen. Die richtige Zeit um mich ohne Aufsehen zu orientieren. Vielleicht fallen mir hier Sachen ein, die mir helfen, mich zu erinnern. Vielleicht stamme ich von hier. Bedächtig setzte er sich in Bewegung, aber schon kurze Zeit später musste er feststellen, dass er sich vollkommen verirrt hatte. Jede Gasse sah aus wie die andere, zumindest für ihn. So stand er jetzt auf dem Vorplatz der Kathedrale und blickte sich etwas verloren um. Außer ihm selbst erkannte er noch eine Stadtwache, welche sich aber von ihm entfernte, aber von jener hätte er wahrscheinlich sowieso keine Auskunft erhalten. So lief er einfach auf gut Glück nach Westen und fand sich dann allein in einer dunklen Gasse wieder.

Dreveni ging durch die kleineren Gassen zur Herberge zurück. Außer ihr war niemand mehr unterwegs, als sie vor sich eine Gestalt in einer Robe stehen sah. Ohne die Schritte zu verlangsamen, ging sie weiter auf diese zu, dabei sah sie, dass die Robe auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Bettler? Um diese Zeit? Die Gestalt stand immer noch in der Gasse und hatte sich ihr zugewandt. Ihre rechte Hand wanderte gerade instinktiv zu ihrem linken Handgelenk und dem Griff des Stiletts, auch wenn sie nicht ernsthaft damit rechnete, in Rufweite der Wachen angegriffen zu werden. Sie überlegte sich, ob sie die Gestalt, es schien ein Rothwardone zu sein, nicht einfach mit ein paar Münzen gesprächig machen sollte und nach den letzten Geschehnissen in Skingrad fragen, da hatte sie den Mann auch schon fast erreicht. Allerdings hielt sie etwas in seiner Haltung davon ab, was sie im Moment noch nicht genauer bestimmen konnte.

Er hatte Schritte hinter sich gehört, und fühlte sich unangenehm an die Situation in den Katakomben erinnert. Schnell wandte er sich um und sah sich einer Frau gegenüber. Durch die Dunkelheit in der Gasse konnte er nicht allzu viele Details ausmachen. Er erkannte lange Haare, eine wenig auffällige Kleidung. Als die Frau ihn fast erreicht hatte, stellte er auch ihre Rasse, Dunkelelfe, fest. Frag ich sie nach dem Weg? Wie wirkt das? Aber hast du eine andere Wahl? Aber wenn sie dich nach deinem Namen fragt, wirst du Probleme bekommen. Schließlich fasste er sich ein Herz. "Entschuldigt. Könnt ihr mir sagen, wie ich zur Herberge...", und plötzlich stutzte er. Ja, wie hieß denn diese Herberge. Selbst diesen Namen kannte er nicht. "...zur Herberge...", meinte er mit fragenden Gesichtsausdruck und kratzte sich an der Schläfe. "...mit dem Mond und den drei Sternen auf dem Schild...komme...". Das klingt nicht sehr überzeugend, du tust nicht gerade viel dafür, um nicht aufzufallen.

Die Entscheidung ob sie ihn ansprechen sollte oder nicht wurde ihr von dem Fremden abgenommen. Er fragte sie nach dem Weg zur Herberge, womit sich auch ihre Vermutung mit dem Bettler erübrigt hätte. Prüfend zog sie die Luft ein, als er etwas von einem Schild mit drei Sternen erzählte und anscheinend meinte, sie wüsste welche Herberge gemeint wäre. Aber nach Alkohol roch er auch nicht. Sie sah in skeptisch und mit verschränkten Armen an und sagte: "Welche Herberge? Es gibt zwei hier. Und dieses Schild hängt übrigens an jeder Taverne in Cyrodiil..." Sie konnte den Mann immer noch nicht einordnen. Er schien sich nicht auszukennen, war zumindest leicht verwirrt aber nicht betrunken. Und konnte sich trotz seines schäbigen Äußeren immerhin eine Taverne leisten.

Jede Herberge? Einen kurzen Moment kam er sich vor wie ein kleiner Junge, der etwas Dummes gefragt hatte und sich dann bewusst wurde, wie dämlich diese Frage doch war. Auch wenn ein wenig besserwisserische Arroganz in der Stimme der Dunmerin mitschwang, so war der Rothwardon doch froh, dass er sich hier keiner Stadtwache gegenübersah. Ob dies allerdings besser war, wusste er auch noch nicht, denn die Dunkelelfe schien ihn ebenfalls für einen Bettler oder dergleichen zu halten. Er rieb sich bedächtig die Stirn. "Ja...ähm...ich bin vom Stadttor auf eine Kreuzung gekommen, und von da sah ich die Taverne...". Bei meinem Glück gibt es auch mehrere Stadttore, sie kann damit wieder nichts anfangen und wendet mir gleich den Rücken zu. Sich die Dunkelelfe genauer zu betrachten, davon ließ er erst einmal ab, denn schließlich wollte er sie nicht irgendwie reizen oder es sich mit ihr verscherzen. Er wusste selbst nicht, warum, aber etwas an dieser Frau war...beängstigend. Aber vielleicht taten hier nur das Treffen in der dunklen Gasse und die Geschehnisse in den Katakomben ihre Wirkungen.

Aus seinem Gestottere konnte sie immerhin schließen, dass er anscheinend die Taverne zur Westebene meinte, die Zwei Schwestern Herberge lag etwas versteckter wenn man von den Stadttoren kam. "Die übernächste Straße Rechts, über die Brücke und auf der rechten Seite kommt die Herberge.", sagte Dreveni kurz angebunden. "Ihr seid noch nicht lange in der Stadt, oder?" Sie hatte immer noch nicht ganz erfasst, was sie an diesem Mann so störte, aber es musste die Diskrepanz zwischen seinem zerlumpten Äußeren und seiner Gestalt sein. Er wirkte nicht so schwächlich und krank wie die anderen Bettler und Landstreicher, wenn er ihr auch immer verwirrter vorkam. Vielleicht erfuhr sie ja doch noch etwas, wenn er auf den Straßen ein paar Reisende getroffen hatte, ihr Opfer war ja recht auffällig.

"Danke...", meinte er auf die Erklärung der Dunmerin. "Ja, ihr habt Recht, ich bin noch nicht lang hier und kenn mich auch noch nicht hier aus.". Dass er von so ziemlich allem keine Ahnung hatte, ob es nun der Ort, sein Beruf oder gar der Name war, versuchte er sich nicht anmerken zu lassen. Aber dennoch kamen ihm seine Antworten doch alle sehr unsicher und nichtsagend vor. Du musst dich fangen. Aber der Blick mit dem er belegt wurde, machte das Ganze nicht einfacher. "Ich bedanke mich nochmals.". Damit drehte er sich herum und ging in die von der Dunmerin beschriebene Richtung davon, vielleicht einen Tick zu hastig um es noch als normale Gangart zu bezeichnen.
Als er um die Ecke gebogen war und die Brücke in einiger Entfernung sah, verlangsamte er das Tempo und atmete ein paarmal tief durch. Er spürte wieder diese Panik in sich aufsteigen, aber er zwang sich zur Ruhe. Diese Dunmerin hatte etwas Kaltes an sich, ihr Blick bohrend, die Stimme fest und von sich überzeugt. Ihm kam der Gedanke, dass sie ihn verfolgen könnte, aber er wagte nicht, sich umzudrehen. Stattdessen passierte er die Brücke und erkannte plötzlich die Herberge wieder. "Endlich...", murmelte er erleichtert und betrat das Haus.
Drinnen begab er sich sofort auf sein Zimmer und verschloss es wieder hinter sich. Eine Zeitlang saß er auf dem Bett, seine Gedanken bekam er nicht geordnet. Er legte die Robe ab und warf sie achtlos in die Ecke. Seine Tuchrüstung, welche er darunter trug, behandelte er sorgsamer. Als er jedoch mit dem Arm aus dem Ärmel fuhr, stockte er. Er stand auf und blickte in den Spiegel. Ein großes und verschnörkeltes schwarzes Tattoo in der Form einer Schlange in Angriffshaltung wandte sich von seiner linken Brust hoch bis auf die Schulter, wo sich der Schwanz der Kreatur teilte und zum Einen auf der Hälfte seines Oberarms und zum anderen auf seinem Schulterblatt endete. Der Rothwardon stierte das scharf gestochene Kunstwerk an. Das musste doch etwas mit ihm zu tun haben. Lange schaute er es an, überlegte angestrengt; aber wie so oft endete dies wieder in starken Kopfschmerzen. Letztendlich legte er sich, die Hände an den Kopf gelegt, auf das Bett und hoffte, dass die Schmerzen vergehen oder sein Gedächtnis zurückkehren würde. Der zweite Wunsch blieb unerfüllt, und nachdem es auch in seinem Kopf ruhiger geworden war, schlief er schließlich ein.

Dreveni schaute dem Mann, der hastig in die angegebene Richtung verschwand, noch kurz hinterher. In der Taverne angekommen, ging sie in ihr Zimmer, versperrte die Tür von innen und verstaute Schwert, Bogen und Gepäck in einer größeren Kommode, legte den Dolch auf den Nachttisch und hängte den Mantel über einen Stuhl. Danach legte sie sich angezogen auf das Bett und döste etwas, bis sie leises Klopfen an der Zimmertür hörte. Mit dem Dolch in der Hand ging sie leise zur Tür, drehte den Schlüssel und zog sie vorsichtig einen Spalt auf. Als sie den Kaiserlichen erkannte, öffnete sie die Tür komplett und lies ihn eintreten, um hinter ihm wieder abzusperren.
"Leg bitte den Dolch weg, da läuft es mir immer kalt den Rücken runter..."
"Wieso, will dich jemand unter der Erde sehen?", fragte sie ihn grinsend, legte aber den Dolch wieder auf den Nachttisch und setzte sich mit angezogenen Beinen aufs Bett. Der Kaiserliche nahm auf dem Stuhl platz, der vor dem Schreibtisch stand. Er hatte schwarzes, halblanges Haar, dunkle, grüne Augen, war erstaunlich groß für einen Kaiserlichen und alles in allem kein schlechter Anblick. Sie kannten sich seit beinahe sieben Jahren inzwischen.
"Nein, nicht das ich wüsste jedenfalls."
Dreveni reichte ihm das Blatt mit der Zeichnung ihres Opfers, dass der Kaiserliche kurz ansah. "Ja, der ist vor etwa einer Woche hochkant aus dem Schloss geflogen. Ich kam gerade zufällig den Hügel hoch, und habe ihn vorbeilaufen sehen. Das Geschrei war vorher schon nicht zu überhören, ich dachte fast, die verhelfen ihn zu dem schnellen Weg aus Skingrad." Damit meinte er die hohe Brücke, die zum Schloss führte, einen Sturz überlebte man normal nicht. "Kurz danach ist er noch zweimal in der Stadt aufgetaucht, das letzte Mal vor vier Tagen."
"Schade, anscheinend zu spät. Aber danke soweit, könntest du dich noch etwas umhören?"
"Klar, für dich - und ein paar Münzen - immer.", lächelte er sie an.
"Vorher ist mir noch ein seltsamer Typ über den Weg gelaufen, ein Rothwardone. Er scheint neu hier in der Stadt zu sein, und fragte nach dem Weg zur Herberge mit dem Mond und den Sternen auf dem Schild..."
"Verrückte gibt es überall."
"Ja, aber irgendetwas stört mich an ihm. Er ist etwa 1,85, trägt eine zerschlissene Robe, schläft aber in der Taverne zur Westebene.", sagte sie mit leicht gerunzelter Stirn.
"Vielleicht halte ich die Augen nach ihm offen. So, das Geschäftliche hätten wir geklärt, nehm ich an?"
Dreveni sah ihn aus den Augenwinkeln an und lächelte leicht.
Er verlies das Zimmer früh am Morgen, noch vor der Dämmerung und bevor die ersten Gäste aufstanden. Dreveni schlief bis in den späten Vormittag.

Am nächsten Morgen wachte er schweißgebadet auf. Der Traum der vergangenen Nacht war angsteinflößend. Eine Grube voller Schlangen, er in ihrer Mitte. Unzählige schmerzhafte Bisse, aber er starb einfach nicht. Ächzend rappelte er sich aus dem Bett auf und nahm das Tuch, welches neben der Wasserschüssel lag, um sich damit das Gesicht trocken zu wischen. Er kühlte sich mit dem Wasser ab und betrachtete sich dann im Spiegel. Noch immer nicht. kein Name, keine Erinnerung, ihn schaute immer noch ein unbekanntes Paar Augen an. Gerade wollte er sich seinen Sachen zuwenden, als sein Blick auf seine Arme fiel. Winzig, kaum zu erkennen, waren die kleinen weißen Punkte, die über seine Haut verteilt waren. Ohne sehr nah heran zu gehen sah man sie überhaupt nicht, und wenn dann nur ganz undeutlich. Ihm wurde flau im Magen. An den Beinen fand er dieselben Spuren. Ohne es zu wollen tauchten die Schlangen vor seinen Augen auf; er berührte die Tätowierung. Schlangen. Was habe ich mit Schlangen zu tun? Langsam kleidete er sich wieder an und warf sich die Robe über. Er brauchte etwas Neues. Hiermit schien er zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Er verließ sein Zimmer und begab sich in den Schankraum hinunter. Eine Bosmer saß am Tisch, musterte ihn, wendete den Blick aber sogleich wieder desinteressiert ab. Auch die Kaiserliche von gestern stand noch am Tresen. "Guten Morgen, ich hoffe ihr habt gut geschlafen.". Der Rothwardon nickte nur verwirrt und trat an die Frau heran. "Sagt, wo bekomme ich Kleidung?", fragte er sie leise. Die Kaiserliche legte den Kopf schief. "Direkt Kleidung gibt es hier nicht. Versucht es beim colovianischen Händler. Der ist hier gleich um die Ecke. Wenn ihr die Herberge verlasst, nach rechts, und dann auf der rechten Seite. Für jemanden von eurem Stand jedoch hat er bestimmt nichts Hochwertiges anzubieten.". Er stockte. Was meinte sie damit? Die Waldelfe am Tisch war nun auch hellhörig geworden und musterte den Rothwardonen, das spürte er. "Danke", meinte er daraufhin kurz angebunden und verließ die Taverne.
Draußen war wieder die alltägliche Geschäftigkeit in Skingrad eingekehrt, überall liefen die Händler und Arbeiter geschäftig herum. Der Rothwardon wurde grob angerempelt und erntete dafür auch noch den giftigen Blick eines dicken Handwerkers, der sich dann über die Brücke davonmachte. Reaktion zeigte er selbst keine, und so orientierte er sich erst einmal. Irgendwie kam er sich beobachtet vor, aber das war hier auf dieser belebten Straße wohl lediglich eine Paranoia; so schlug er den von der Kaiserlichen beschriebenen Weg ein.

Dreveni erwachte, kleidete sich wie gestern Abend auch schon in das petrolfarbene Kleid und entschied dass es noch zu früh für Mittagessen und zu spät für das Frühstück war. Wirkliche Anhaltspunkte hatte sie noch nicht, sie hatte noch nicht einmal selbst mit den Auftraggebern gesprochen. Die Kontaktleute reisten aus Hochfels an, von dort stammte der Auftraggeber, aus einer der unzähligen Grafschaften und Herzogtümer dort. Die meiste Zeit reiste er mit Töchterchen und Gefolge durch Cyrodiil, Beziehungen pflegen, Intrigen spinnen und was solche Leute eben sonst taten. Ihr Opfer war zwar wichtig, aber nichts mit dem sich der Adlige persönlich abgeben wollte. Sie beschloss sich etwas durch Skingrad treiben zu lassen, vielleicht bekam sie ein paar Gerüchte mit, unauffällig schien sich "Jack" hier ja nicht gerade benommen zu haben, weshalb auch die Chancen gut standen, dass der Kaiserliche mehr in Erfahrung brachte. Sie wusste nicht, wie er wirklich hieß, er gab sich viele Namen - Vermittler, Schnüffler, Informant - was in seinem Beruf auch durchaus verständlich war. In der Stadt herrschte schon reger Betrieb, die Leute standen im Allgemeinen früher auf als Dreveni, die ihre Aktivitäten oft in die Nacht verlegte. Sie schlug den Weg in den anderen Teil der Stadt ein, wo die Gilden, Geschäfte und die Herberge zur Westebene lagen. Sie beobachtete Aufmerksam die Passanten, ob sie vielleicht den Rothwardonen von gestern noch einmal sah. Vermutlich war an ihm gar nichts, aber es konnte verflucht gefährlich werden, etwas zu übersehen oder falscherweise für unwichtig zu halten. Man konnte doch nicht nach Skingrad kommen, ohne an einer einzigen Taverne vorbeizulaufen?

Der Laden war schnell gefunden, und nachdem er ihn betreten hatte, fand er sich in einem geräumigen Verkaufsraum wieder. Der Händler, abermals ein kaiserliche, hatte viele verschiedene Waffen auf dem Tisch vor sich liegen und musterte den Rothwardonen bei seinem Eintreten.
"Bitte?", fragte er etwas skeptisch.
"Ich möchte gerne eine Robe kaufen", meinte der Rothwardon mit ruhiger Stimme und legte eine der Münzen aus dem Täschchen auf den Tresen. Wie am Vorabend weiteten sich die Augen des Mannes.
"Und was noch?", fragte er ungläubig und besah die Münze. Der potentielle Käufer stutzte, holte eine weitere Münze hervor und legte sie neben die erste. "Reicht das?", fragte er, unsicher auf was der Mann anspielen wollte.
"Soso, ein Scherzbold. Verzeiht mir...", sprach der Händler, drehte sich um und holte einen Stapel Stoffe von einem Regal. Alles waren es Roben aus dem feinsten Material. Sie waren reich verziert und schon recht auffällig. Dem Rothwardonen aber fiel ein zweiter Stapel auf, der neben dem ersten gestanden hatte. Er deutete darauf.
"Was ist damit?". Der Kaiserliche schaute noch verwirrter, brachte dann aber den Stapel auch zum Tresen. Der Rothwardon griff nach einer gewöhnlichen dunkelgrünen Robe, besah sie sich und bedankte sich dann beim Händler. Die beiden Münzen ließ er liegen.
"Danke. Auf bald", und er verließ das Geschäft und ließ einen verwirrt aussehenden Händler zurück, der ihm zur Tür folgte und dem ungewöhnlichen Kunden mit den Münzen in der Hand fassungslos hinterher blickte.
Der Rothwardon begab sich mit der Robe unter dem Arm zurück zur Herberge und betrat sie eilig, ohne nach links oder rechts zu sehen. Geschwind ging er auf sein Zimmer, zog sich um und betrachtete sich dann im Spiegel. Das sah schon besser aus, weit weniger nach Bettler. Die alte Robe ließ er achtlos in der Ecke liegen, ging dann in den Schankraum und setzte sich an einen freien Tisch.

Dreveni begegnete dem Rothwardonen nicht, bis sie mittags wieder in die Herberge ging. Auch Gerüchte hatte sie keine aufgeschnappt, dafür waren aber abends die Tavernen ohnehin der bessere Ort. Dafür hatte der Kaiserliche den Rothwardonen gefunden, und war ihm möglichst unauffällig aus der Taverne zum colovianischen Händler gefolgt. Dort wartete er in einer Nische bis der Mann mit einem Bündel unter dem Arm den Laden wieder verließ und in der Taverne verschwand. Darauf betrat der Kaiserliche den Laden und wandte sich freundlich lächelnd und im Plauderton an den Händler: "Was kauft denn bei euch neuerdings für Gesindel? Laufen die Geschäfte so schlecht?" Der Händler wirkte immer noch etwas verblüfft und hielt die Münzen in der Hand. Der Kaiserliche erkannte massive, dicke Goldmünzen mit einer fremdartigen Prägung. Man sah diese Zahlungsmittel selten in Cyrodiil, aber dem Kaiserlichen kamen sie bekannt vor. Er prägte sich die Zeichen gut ein, während der Händler antwortete,: "Das Äußere kann oft täuschen, das hat er für eine einzige Robe auf den Tisch gelegt... Was kann ich für euch tun?" Bei dem letzten Satz war er schon wieder gefasster, ganz Geschäftsmann.
"Ich bräuchte nur etwas Tinte, Pergament und eine Feder." Nachdem er das Gewünschte erhalten hatte, verlies er den Laden wieder und betrat die Taverne zur Westebene. Er sah den Rothwardonen an einem Tisch sitzen, setzte sich selbst an die Bar und bestellte einen Krug Bier. Leider wusste er noch nicht, in welchem Zimmer der Rothwardone wohnte, aber das würde er bald herausfinden.

Der Rothardon orderte sich ein Wasser und trank es schweigend und auf die Tischplatte schauend aus. Als der Kaiserliche die Herberge betrat, sah er nur kurz auf, aber der Mann sah gewöhnlich aus. Er bemerkte die Bosmer, die ihn nun interessiert von der Seite anschaute. Sie hatte braune Augen, etwa schulterlange fransige Haare, ein fein geschnittenes Gesicht und einen Zierlichen Körperbau. Sie trug ein graues, etwas edler aussehendes Kleid. Dass sie sich nun nur für ihn interessierte weil sie den Kommentar der Bedienung mitbekommen hatte, soweit dachte der Rothwardon nicht. Was soll's, beschloss er schließlich und setzte sich zu der Frau, um vielleicht ein paar Informationen über die Stadt heraus zu bekommen.
Der Kaiserliche unterdessen hatte nur auf einen solchen Moment gewartet. Die Frau hinter dem Tresen rückte nach ein paar Schmeicheleien sehr schnell mit der Sprache raus wo denn der Rothwardon wohnte, und schon war der Mann die Treppe hinauf verschwunden.
Das Gespräch mit der Waldelfe inzwischen hatte viele neue Informationen ergeben für den Rothwardonen. Die Stadt hier hieß Skingrad, wurde von einem Grafen geführt und war bekannt für ihren Wein. Die Bosmer selbst stellte sich als die Tochter eines ansässigen Adligen heraus, welche die Bevormundung jedoch gehörig satt hatte und sich einfach nur mal 'amüsieren' wollte, was immer das hieß. Gerade wurde er gefragt, wie er denn hieß, als die Kaiserliche von der Theke an ihn herantrat. "Verzeiht mir, aber...würdet ihr mir eure alte Robe geben? Ich sah, ihr nahmt sie mit auf das Zimmer.". Er blickte sie verwirrt an, wusste er doch nicht, dass sie das schlechte Gewissen gepackt hatte und sie so versuchte, ihn dazu zu bringen, nach seinem Zimmer zu sehen. Er nickte aber, entschuldigte sich bei der Waldelfe und begab sich die Treppe hinauf.
Oben angekommen, steckte er den Schlüssel ins Schloss und wollte aufschließen; jedoch: der Schlüssel ließ sich nicht drehen, die Tür war bereits offen.
"Was zum...", murmelte er und stieß die Tür auf. Der Anblick, welcher sich ihm bot, war skurril. In der Mitte des Raumes stand der Kaiserliche, seine alte Robe in der Hand, der leere Schrank war geöffnet. "Was tut ihr hier?" fragte der Rothwardon und trat in den Raum. Der Mann gab keine Antwort und schaute zum Fenster. Er will fliehen, schoss es dem Rothwardonen durch den Kopf. Warum, das wusste er nicht. Kaum hatte er zu Ende gedacht, zuckte der Kaiserliche zum Fenster, riss es auf und hatte schon einen Fuß auf das Fensterbrett gestellt. Die Bewegungsabläufe des Rothwardonen automatisierten sich. Plötzlich stand er hinter dem Eindringling, packte ihn an den Schultern und riss ihn mit Kraft zurück, wobei er selbst einen Schritt zur Seite machte. Der Mann stolperte rücklings in das Zimmer zurück und prallte hart gegen den Schrank, welcher daraufhin laut in sich zusammenfiel. Er wollte sich aufrappeln, aber da hatte der Rothwardon bereits ausgeholt und trat dem Mann mit dem Vollspann gegen die Schläfe. Er wurde zur Seite geschleudert, eine Platzwunde zeichnete sich an der getroffenen Stelle ab. Benommen richtete sich der Informant auf und fixierte den Rothwardonen. Aber dann kam auch schon dessen Faust angeflogen und traf ihn direkt auf die Nase, welche daraufhin auch stark blutete. Ein weiterer Schlag hinterließ unter einem Auge eine starke Schwellung. Der kaiserliche musste nun reagieren. Aus der Tasche zog er blitzschnell eine Phiole und blies den Inhalt dem Rothwardonen in die Augen - es war Pfeffer. Für einen kurzen Moment konnte der Getroffene nichts sehen, und der Spion nutzte dies. Er versetzte dem Rothwardonen einen Schubs, sodass dieser rücklings auf den Boden fiel, wandte sich dann zum Fenster, sprang kurzerhand hinaus und war verschwunden.
Mittlerweile ließ der Pfefferstaub nach, auch nachdem er endlich die Wasserschüssel ertastet hatte. Dann blickte er mit geröteten Augen zum offenen Fenster und dann durch sein zerstörtes Zimmer. Hinter ihm erschien die Kaiserliche, welche einen spitzen Aufschrei verlauten ließ und sich dann neben ihn kniete.
"Alles in Ordnung?", wurde er von ihr angesprochen. Er aber antwortet nur ungläubig: "Der ist aus dem Fenster gesprungen...", und deutete wage in die Richtung. Was genau hier gerade geschehen war realisierte er erst einmal nicht.

Dreveni ging nach dem Essen zu ihrem Zimmer, und sah dass die Tür angelehnt war und der Kaiserliche dort stand. Was will er denn hier?, dachte sie sich erschrocken, so suchte er sie nur auf, wenn etwas wichtiges passiert war. Als sie eintrat, sah sie auch, wie er zugerichtet war. Unter dem Auge war eine dicke, blaue Schwellung, an der Schläfe eine anscheinend versorgte Platzwunde und die Nase sah auch nicht gut aus. Sie trat in das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und sah ihn entgeistert an. "Wer war das?"
"Dein Rothwardone. Nachdem er mit zwei ausländischen Goldmünzen für eine neue Robe bezahlt hat. Danach wollte ich mir sein Zimmer ansehen, aber er ist leider dazwischen gekommen." Sie sah ihren Vermittler immer noch erstaunt an, um ihn dermaßen zuzurichten, brauchte es schon einiges. "Verflucht, ich habe ihm Pfeffer in die Augen gestreut, sonst hätte er mich gehabt, und das zu erklären wäre schwer geworden. Und vor allem teuer. Eins ist klar, was immer er in dieser Stadt will, mir ist es nicht recht."
"Du meinst Konkurrenz?"
"Vielleicht, irgendwo muss er gelernt haben, so zuzuschlagen. Ich werde mich um die Wache kümmern, falls er den Einbruch meldet. Mir und einigen anderen ist jedenfalls nicht daran gelegen, wenn er das Gleichgewicht hier in Skingrad stört."
Sie verabschiedeten sich, und Dreveni blieb etwas ratlos in ihrem Zimmer zurück. Neben dem Auftrag taten sich hier auch noch andere Probleme auf, wobei ihr noch immer nicht klar war, ob das überhaupt Probleme waren, auch wenn sich die Hinweise langsam mehrten.

"Ich hol die Stadtwache!", meinte die Frau aufgeregt, aber der Rothwardon hielt sie zurück. "Er hat mir nichts gestohlen, lediglich eure Einrichtung zerstört. Ich bezahle sie euch...", und er griff nach den Münzen. "Aber nein, das habt ihr doch schon. Ihr bekommt ein neues Zimmer.". Der Rothwardon war noch verwirrter. Wie hatte er bereits bezahlt? Was meinte sie? Auf dem Weg nach unten dachte er über das eben Geschehene nach. Wie konnte er diesen Kerl so in Schach halten? War das wirklich ich oder mein früheres ich. Unten setzte er sich wieder zu der Waldelfe und bekam von der Kaiserlichen einen weiteren Krug. "Alles in Ordnung mit euch?" fragte die Bosmer. Der Rothwardon winkte ab und trank das Wasser aus.

Dreveni saß auf dem Bett und rief sich noch einmal das Bild des verwirrten Mannes ins Gedächtnis, der sie gestern Nacht nach dem Weg gefragt hatte. Dieser sollte jetzt dafür verantwortlich sein? Sie war jedenfalls nicht gänzlich falsch damit gelegen, dass er für einen Landstreicher oder Bettler zu kräftig und trainiert in seiner Haltung gewirkt hatte, unter der schmutzigen Robe. Aber warum warf er dann dermaßen mit Geld um sich, wenn er schon in dieser Verkleidung in die Stadt gekommen war? Sie war sich sicher, dass sich der Kaiserliche melden würde, wenn er etwas über die Herkunft der Münzen in Erfahrung bringen konnte. In seinem Zimmer war anscheinend auch nichts weiter, sonst hätte ihr es der Informant sicher gesagt, wie das mit den Münzen, so gut kannten sie sich, dass sie sich ohne viele Worte verstanden in diesen Dingen. Kann ich es riskieren, zur Westebenen-Taverne zu gehen? Sie wusste nicht ganz, was sie dort erreichen wollte, und ohne Vorwand dort aufzutauchen, war zu auffällig, und für Abendessen war es definitiv noch zu früh. Wäre sie nicht außerdem für einen Auftrag hier, hätte sie selbst offensiver vorgehen können, so sollte sie allerdings besser nicht zu sehr auffallen, da sie nicht einfach aus der Stadt verschwinden konnte. Sie ging nach unten zur Wirtin, zahlte das Zimmer für die nächste Nacht und wartete dann oben, bis es Abend wurde. Sie aß etwas, ging noch eine Runde durch die Stadt und wieder auf ihr Zimmer. Nach Mitternacht hörte sie es wieder klopfen, und der Kaiserliche, dieses mal wieder fast ohne Verletzungen, er musste bei einem Heiler gewesen sein, stand vor der Tür.
"Über den Rothwardonen hab ich nichts herausgefunden, außer dass die Sache noch nicht gemeldet wurde. Aber es wurde mir zugetragen, dass ein paar Frauen aus der Stadt, darunter auch die Tochter des Bäckers, die letzten Tage öfter mit Körben aus der Stadt verschwunden sind. Besagte Tochter tut das immer früh morgens, in der Dämmerung. Sie verlässt die Stadt durch das Westtor, ich denke du solltest dir mal ansehen, wem sie das bringt. Dein Jack hat sich einen ziemlich eindeutigen Ruf hier in der kurzen Zeit erarbeitet."
Dreveni ging zu der Kommode mit ihrem Gepäck und zog einen kleinen Beutel heraus, den sie dem Kaiserlichen reichte. "Danke, ich hätte nicht so schnell mit Hinweisen gerechnet. Mit etwas Glück ist es erledigt, bevor die Kontaktleute auftauchen."
Der Kaiserliche verabschiedete sich, und Dreveni ging ins Bett, nachdem sie die Tür abgesperrt hatte. Morgen früh wollte sie sehen, wohin die Bäckertochter verschwand.

Der Rothwardon unterhielt sich noch eine Weile mit der Waldelfe, wobei er es entgegen seiner Erwartungen ganz gut verstand, das Thema um seine Herkunft und gar seinen Namen zu umgehen, indem er auf die Bosmer einging. Mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass diese Frau wohl mit Vorliebe über sich selbst redete, und dies nutzte er aus, um noch mehr über seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Er befand sich in der Provinz Cyrodiil, das hatte die Dunmerin letzte Nacht auch erwähnt, diesen Namen. Die Waldelfe erzählte von Städten wie Anvil, Cheydinhal oder der Kaiserstadt. Letztere stellte wohl die Hauptstadt dar, wenn man den Erzählungen glauben konnte.
Am Abend wurde es ihr wohl langweilig, etwas Neues zu erzählen; jedenfalls verabschiedete sie sich von dem Rothwardonen mit den Worten, sie wolle noch ein wenig durch die Stadt schlendern. In dem Rothwardonen keimte der Verdacht, dass dieses Schlendern wohl der Suche nach Spass gewidmet war. Aber ihm war das egal. Nach dem Verschwinden der Bosmer erhob auch er sich und ging in sein neues Zimmer. Es sah genauso aus wie sein erstes, war allerdings spiegelverkehrt aufgebaut, was ihn jedoch nicht störte. Nach dem Abschließen der Tür und dem entledigen seiner Kleidung legte er sich ins Bett. Lange noch lag er wach, zum einen weil er über den kaiserlichen Einbrecher nachdachte, zum anderen ihm wieder der Traum mit den Schlangen in den Sinn kam. Letztendlich schlief er aber doch ein.

Glannaragh
12.10.2010, 19:45
Es wäre Erynn am Liebsten gewesen, den Ort des Geschehens schnellstmöglich zu verlassen -zumal sie nicht wußte, wo sich der letzte Angreifer befand-, jedoch ließ der strömende Regen kein flottes Reisetempo zu. Vorsichtig suchte sich Falchion seinen Weg über die glitschige Straße, den Hals lang gestreckt um das Gleichgewicht zu wahren. Sie passierten die Schenke „Zum schlechten Omen“ noch vor dem Mittag. Unter normalen Umständen hätte Erynn hier jetzt wohl eine Rast eingelegt, um besseres Wetter abzuwarten – aber es waren keine normalen Umstände. Schon seit sie sich wieder dazu aufraffen konnte, ihre Reise fortzusetzen, überlegte sie fieberhaft, ob sie nur nur zufällig von den Wegelagerern als Opfer auserkoren wurde, oder ob mehr dahinter steckte. Wieder einmal wanderte ihre Hand zu der Stelle, wo sie die Nachrichten aus Burg Skingrad unter der Rüstung verstaut hatte: Noch immer waren diese sicher an Ort und Stelle.

Nach einer Weile besserte sich das Wetter, so daß sie Falchion zu einem schnelleren Tempo treiben konnte und Bravil noch am Nachmittag erreichte. Die Stadt machte nicht viel her; im Gegenteil. Alles an ihr schien sich im Zustand fortgeschrittenen Zerfalls zu befinden. Erynn gab das Pferd an den Ställen ab und wandte sich der eigentlichen Stadt zu. Eine Holzbrücke, die schon bessere Tage gesehen hatte, führte von den Stallungen zum Stadttor. Dort wurde sie von einem Wächter aufgehalten, allerdings nur kurz. Das Emblem der Kriegergilde auf ihren Papieren gewährte ihr wie so oft problemlos Einlaß. Rasch fragte sie noch nach dem Weg zur Burg, und der Torwächter gab ihr bereitwillig Auskunft, scheinbar froh darüber, daß seine langweilige Routine für einen Moment unterbrochen wurde.

Erynn betrat die Straßen von Bravil. So abgerissen und schlammbedeckt, wie sie aussah, wirkte es fast, als gehöre sie hierher. Als sie auf ihrem Weg die Kriegergilde passierte, überlegte sie kurz sich umzuziehen, bevor sie zum Schloß ging, entschied sich aber dagegen. Sie wollte ihren Auftrag so schnell wie möglich erfüllen und diese verdammten Depeschen loswerden, von denen sie vermutete, daß sie der Grund des Überfalls am frühen Morgen gewesen waren. Ist das wirklich erst einen halben Tag her? Es kommt mir schon jetzt fast unwirklich vor...
Sie überquerte eine weitere Brücke und den Burghof und betrat schließlich die Audienzhalle von Schloß Bravil. Ein paar Wachen standen herum; am fernen Ende des Raumes lümmelte sich ein Kaiserlicher in blauer Samtkleidung auf einem Thron - offensichtlich der Graf der Stadt. Zögernd trat sie ein paar Schritte auf ihn zu, während sie sich suchend nach einem Kämmerer oder Schreiber umsah – es kam ihr nicht ganz richtig vor, den Grafen direkt zu belästigen. Zu ihrem Verdruß konnte sie jedoch niemanden dergleichen erblicken. Innerlich seufzend straffte sie sich und trat vor den Thron. Sie verneigte sich, bevor sie ihr Anliegen vortrug: „Graf Terentius, Herr, mein Name ist Erynn Releth. Ich komme auf Geheiß der Kämmerin von Schloß Skingrad, um Euch einige Botschaften zu überbringen.“ Sie holte die Briefe hervor und reichte sie dem Grafen. Dieser nahm sie mit einem abschätzenden Blick auf ihr Äußeres, brach die Siegel und begann, mit gelangweiltem Blick zu lesen. Erynn trat zwei Schritte zurück und wartete, während sie die Augen gesenkt hielt. Zeit verstrich.
„Nun?“ fragte Terentius schließlich mit schneidender Stimme. „Herr“, antwortete die Dunkelelfin, die ob der unfreundlichen Behandlung immer genervter wurde, „es ist weiterhin Teil meines Auftrages, ein Schreiben zurück nach Skingrad zu bringen. Kämmerin Hal-Liurz hat sich in dieser Hinsicht sehr deutlich ausgedrückt; Graf Hassildor erwartet Eure Antwort ungeduldig.“
Na schön, das war geflunkert. Aber wenn sich dieser Clown einigermaßen wichtig fühlt, bewegt sich hier vielleicht endlich mal jemand.
Der Graf von Bravil ließ sich nicht zu einer Antwort herab, schnippte aber lässig mit den Fingern, woraufhin sich ein in der Nähe stehender Wächter aufmachte, Papier, Tinte und Siegelwachs zu besorgen. Eine weitere gefühlte Ewigkeit später hielt Erynn den Brief endlich in der Hand. Sie verneigte sich knapp, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Empfangshalle.

Mittlerweile dämmerte der Abend, doch die Luft in der Stadt war noch immer drückend und stickig. Die Elfin ging direkt zum Gildenhaus. Sie wollte nur noch raus aus ihren dreckigen Klamotten, außerdem mußte sie dringend mit irgend jemandem reden. Seit dem Vorfall mit den Wegelagerern lief sie wie betäubt durch die Gegend, so als würden Körper und Verstand nicht mehr zusammengehören. Als sie das Gebäude betrat, wandten sich ihr mehrere Gesichter zu. Eine andere Dunkelelfin erhob sich von einem großen Tisch zu Erynns rechten und kam auf sie zu.
„Mein Name ist Tadrose Helas“, begrüßte diese die jüngere Frau. „Ihr seht aus, als hättet Ihr einiges hinter Euch. Wie kann ich Euch helfen?“
„Erynn Releth, vom Skingrader Gildenhaus. Kann ich hier ein Bett für die Nacht und etwas zu essen bekommen?“ fragte Erynn. Sie war plötzlich sehr müde.
Tadrose führte sie zu einem Zimmer im ersten Stock und ließ sie dann allein. Erynn schälte sich aus ihrer Rüstung und zog sich eine relativ saubere Hose und eine einfache Bluse an, die sie in den Satteltaschen bei sich trug. Dann ging sie wieder nach unten in die Halle.

Die andere Dunkelelfin schien so etwas wie die Mutter der Kompanie der Braviler Gilde zu sein. Sie stellte einen Teller mit Brot und Fleisch vor Erynn ab, als diese sich auf einen Stuhl an dem großen Tisch plumpsen ließ. Sie wartete, bis die andere gegessen hatte, dann zog sie sich ebenfalls einen Stuhl heran und fragte: „Nun erzählt mal. Ihr seht aus, als hättet Ihr Euch mir einer Horde Minotauren gekloppt. Was ist geschehen?“
Erynn seufzte und überlegte einen Augenblick, wo sie anfangen sollte. Sie mußte es erzählen. Mußte sich alles von der Seele reden, oder sie würde noch verrückt. „Ich habe von Skingrad aus eine Botschaft für den Grafen von Bravil überbracht. Auf dem Weg hierher wurde ich überfallen und fast umgebracht. Es waren drei Angreifer; zwei habe ich getötet, einer ist geflohen. Es war...“, sie stockte. „Ich habe noch nie zuvor einen Menschen töten müssen. Ich dachte immer, daß ich darauf vorbereitet wäre. Aber dann ging alles so schnell...“ ihre Stimme versagte.

Tadrose zog eine Augenbraue hoch. „Niemand ist darauf vorbereitet. Der erste Tote durch die eigene Hand ist immer ein Schock. So war es bisher bei jedem Frischling, den ich gesehen habe. Eure Reaktion ist nicht nur normal, sondern sogar ermutigend. Ich wäre eher besorgt, wenn es Euch nichts ausmachen würde.
Ich will nicht sagen, daß Ihr Euch daran gewöhnen werdet – mit Glück werdet ihr das nämlich niemals. Zweifelt nicht an Euch. Dies ist nunmal der häßlichste Teil unserer Arbeit, aber auch dafür ist die Gilde da. Es ging um Leben und Tod, was hättet Ihr schon anderes tun sollen?“

„Ich weiß das alles. Seit heute morgen sage ich mir das Gleiche immer wieder. Aber trotzdem... vielleicht ist die Gilde nicht der richtige Ort für mich“, antwortete Erynn kleinlaut.
Die ältere Elfin lächelte leicht. „Und vielleicht solltet Ihr erstmal eine Nacht darüber schlafen. Ihr wirkt, als hättet Ihr selbst noch gar nicht richtig begriffen, was überhaupt geschehen ist. Euer Kopf weiß all diese Dinge, ja, aber sie sind noch nicht bis in Euer Herz gesunken. Erst wenn das geschehen ist, könnt Ihr eine vernünftige Entscheidung treffen. Unser Geschäft beinhaltet den Tod, sicher, aber die Kriegergilde ist keine Mörderbande – und niemand will Euch zu einem Mörder machen. Ihr wißt das. Wenn es Tote gibt, dann nur, weil das die einzige Lösung ist, nicht aus schierer Lust am Abschlachten anderer Leute. Auch das wißt Ihr“, beendete Tadrose ihre Ansprache mit fester Stimme.

Erynn stützte den Kopf in beide Hände. „Aber das ist doch das Problem“, flüsterte sie verzweifelt. „Als ich... einem der Angreifer wäre es fast gelungen, mich zu töten. Ich konnte ihn mit viel Glück zu Fall bringen, und dann... Ich habe ihn abgestochen wie ein Schwein!“ brach es aus ihr heraus. „Ich wollte ihn töten, versteht Ihr? Ich wollte, daß er verreckt! ... Und ich wollte, daß er leidet!“ Sie holt einmal tief und zitternd Atem: „Ich weiß nicht, ob ich mir selbst noch trauen kann. Was ist, wenn so etwas wieder passiert? Was ist, wenn ich unsere eigenen Leute in Gefahr bringe, weil ich wieder durchdrehe? Was ist, wenn...“

Tadrose nahm Erynns linke Hand in ihre und wartete, bis die jüngere Frau den Kopf hob und sie anschaute. „Was wäre, wenn ich Euch sagte, daß Ihr heute eine wichtige Lektion gelernt habt? Bisher wußtet Ihr nicht, wie Ihr auf eine lebensgefährliche Situation reagieren würdet. Jetzt wißt Ihr es. Und Ihr werdet es niemals wieder vergessen. Beim nächsten mal seid Ihr darauf vorbereitet, und werdet Euch nicht wieder vom Zorn mitreißen lassen. Ich kann und werde Euch keine Absolution erteilen, dafür sind die Neun zuständig. Aber ich kann Euch sagen, daß es kaum einen fähigen Kämpfer gibt, der nicht ebenfalls erlebt hätte, was Ihr erlebt habt. Wenn Ihr Euch in Selbstmitleid ergehen wollt, ist die Gilde wirklich nicht der richtige Ort für Euch. Wenn Ihr daraus lernen wollt, wo Eure Schwächen und Grenzen sind und wie Ihr sie überwindet, seid Ihr auf einem guten Weg. Ruht Euch jetzt aus. Denkt darüber nach. Und zieht erst Eure Schlüsse aus dem Erlebten, wenn Euer Gehirn wieder so funktioniert, wie es sollte.“ Sie schloß kurz die blutroten Augen, und ihr ernstes Gesicht wurde weicher. Dann erhob sie sich und drückte noch einmal kurz Erynns Hand. „Wenn Ihr wollt, werde ich mich um Eure Rüstung kümmern.“ Erynn nickte wortlos, und die Andere ließ sie allein.

Nach einer Weile stand Erynn schwerfällig auf und schleppte sich auf ihr Zimmer. Sie ließ sich aufs Bett fallen und schlief bald darauf ein. In der Nacht träumte sie. Träumte, wie ihr Schwert durch den Hals des einen Wegelagerers schnitt. Träumte, wie sie wie eine Harpyie auf dem Rücken des anderen saß, mit wildem, wutverzerrtem Gesicht, den blutigen Dolch erhoben. Dann veränderte sich der Traum: Sie hob den Dolch, stach aber nicht zu. Ihr Gegner warf sie ab, und sie landete mit dem Rücken im Dreck. Eine schnelle Bewegung, und ungläubig starrte sie auf den Zweihänder, den der Halunke in ihrer Brust versenkt hatte.
Erynn erwachte mit einem Schrei.
Jetzt war ihr, als beginne sie langsam zu verstehen, was die andere Kriegerin ihr hatte sagen wollen. Sie nickte bedächtig und ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Die restliche Nacht schlief sie tief und traumlos.

Am Morgen fand sie ihre Rüstung sauber und repariert vor der Zimmertür. Sie legte sie an, verstaute das Antwortschreiben für Hal-Liurz unter dem Harnisch und packte ihre Sachen zusammen. In der Halle traf sie noch niemanden an, also ließ sie eine kurze Nachricht und einen Beutel mit zwanzig Septimen für Tadrose zurück. Daraufhin ging sie zu den Ställen, sattelte Falchion und trat den Rückweg an. Heute würde sie nirgendwo anhalten, und wenn sie Tag und Nacht durchreiten müßte. Als Erynn den Wald erreichte, trieb sie das Pferd zum Galopp, ließ ihm die Zügel und jagte den Weg entlang Richtung Skingrad. Sie wurde auch nicht langsamer, als sie den Ort des Kampfes mit den Wegelagerern passierte. Die Leichen lagen noch dort.
Kurz überlegte sie querfeldein zu reiten, verwarf den Gedanken aber wieder, als ihr die Obliviontore wieder einfielen. Sie wollte wirklich nicht riskieren, an so einem Ding vorbei zu müssen.

Als Erynn Skingrad erreichte, standen beide Monde schon hoch am Himmel. Sie saß ab und führte ihr verschwitztes Pferd einige Runden durch den Paddock neben den Paßställen, bis es wieder ruhig atmete. Danach rieb sie es mit Stroh trocken und begab sich zum Gildenhaus. Den Brief von Graf Terentius würde sie gleich morgen als erstes im Schloß abgeben. Danach würde sie mit Ah-Malz über die Goblins sprechen. Morgen...

weuze
12.10.2010, 22:23
Arranges öffnete blinzelnd die Augen und starrte an eine Wand. Er war einen Moment verwirrd, bis er erriet, dass er über seinen Unterlagen eingeschafen war und jetzt seitlich mit dem Kopf auf dem Buch lag. War ich tatsächlich so müde?! Ungläubig schloss er nochmal die Augen, dann hob er den Kopf an. Das Reissen von Papier durchbrach die Stille des Raums. Verdammt! Arranges richtete sich im Stuhl auf und blickte durch das Fenster direkt vor ihm. Die Sonne war bereits aufgegangen und flutete das Zimmer mit ihren wärmenden Strahlen. Arranges sah vor sich auf den Tisch, begutachtete das Buch und stellte fest, dass auf der rechten Hälfte eine Seite zu fehlen schien. Einer Eingebung folgend langte er sich an die rechte Wange und fühlte vergilbtes Papier. Ein Seufzen, das eher an ein Knurren erinnerte, entwich seiner Kehle. Vorsichtig zog er das Papier von seiner Haut. Jetzt sabber ich schon im Schlaf oder was? ... Am besten wäre es wohl, wenn ich einfach in den Ruhestand gehen würde, ich habe keine Lust mehr... Behutsam legte er die ausgerissene Seite an ihren eigentlichen Platz im Buch und klappte es vorsichtig zu. Dann sah er nochmals nach draußen. Es herrschte sonniges Wetter, mit ein paar wenigen Wölkchen am Himmel. Naja, wenigstens etwas... Er schob sich mitsamt dem Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Den Umhang und seinen Gürtel hatte er achtlos auf das Bett geworfen. Er hatte seine Rüstung anbehalten. Hmm... Das verdammte Schwert ist schon wieder schartig und mein Mithrilpanzer hat einmal mehr ein Loch... Gut, dann gehts wohl mal wieder zu einem Schmied... oder vielmehr der Schmiedin... Dachte der Kaiserliche, als er an sich herabsah. Aber zuerst werde ich mal sehen, was sich schon wieder regeneriert hat... Arranges dachte wieder zähneknirschend daran, was Thorra de Llevria mit ihm gemacht hatte... Ihre Zauber wirkten zwar auf eine Weise aufputschend, zehrten aber andererseits an seinen Kräften im Allgemeinen. Der Nekromant fokusierte eine gewaltige Menge magischer Energie zwischen seinen Handflächen, die er vor sich hielt, als würde er eine Metallkugel wie jene vor sich halten, die Gefangenen an die Beine gehängt wurde, um eine Flucht zu erschweren. Ein statisches Knacken breitete sich im Zimmer aus, aber die Energie war für jeden Unwissenden dennoch unsichtbar, nur anhand des leichten Zitterns der Arme, das jetzt einsetzte, konnte man erahnen, was dort vor sich ging. Hmm... da ist ja noch einiges da... in ein oder zwei Tagen wird sich das wieder normalisiert haben... Jetzt, da der Energiefluss wieder in Schwung gebracht worden war, besserte sich auch die Laune des Kaiserlichen wieder. Zufrieden sah er sich im Zimmer um, packte dann seine Sachen zusammen und verließ den Raum. Ein Bad wäre mal wieder nicht schlecht... wie lange ist das jetzt wieder her? Fast schon wieder einen Monat... Auf den zitternden Inseln hatte er das letzte Mal ordentlich und ausgibig die Strömung von Wasser am ganzen Körper gespürt, als er in dem Meer des Wahngotts gebadet hatte.

Der Kaiserliche gab den Schlüssel ab und bezahlte. Dabei fiel ihm auf, dass seine Septime allmählich zur Neige gingen. Soetwas passierte ihm eigentlich recht selten, aber hin und wieder kam dieser Umstand vor. Hoffentlich reicht das noch für die Schmiedin... Arranges schlug den direkten Weg zur Schmiedin Skingrads ein. Als er eintrat mussten sich seine Augen erst kurz an das Zwielicht im Innern des Gebäudes gewöhnen, bevor er in den angrenzenden Raum gehen konnte. Die Nord hockte oder lehnte vielmehr wie immer mit einem gleichermaßen müden und genervten Blick an der Wand und starrte ihn an. Sie kannte Arranges, er war bei ihr ein ähnlicher Stammkunde, wie bei Falanu, nur mit dem Unterschied, dass er zu der Nord eine rein geschäftliche Beziehung pflegte und keine Freundschaft zu ihr unterhielt.

'Ich bräuchte einmal mehr ein wenig eurer wertvollen Zeit.' Arranges schob den Umhang etwas zur Seite, damit das leicht ausgefranste Loch in der unteren Hälfte des Panzers, sichtbar wurde. 'Und mein Schwert, es ist schon wieder schartig...' Sagte Arranges. 'Ihr seid grausam zu eurer Ausrüstung, wisst ihr das?' Meinte die Nord und grinste ihn an. 'Ja, es ist eben so, dass auch Mithril gerne mal kaputt geht.' Meinte er und erwiederte ihr Grinsen. 'Das macht dann 150 Septime.' Ja, das hatte ich geahnt... 'Hmm, das ist ärgerlich, so viel habe ich momentan nicht.' Meinte Arranges und sah sie abwartend an. 'Ja richtig, aber nicht nur für euch, für mich auch, denn ich verdiene so kein Geld... Kommt wieder, wenn ihr zahlen könnt.'
'Aber sicher doch.' Auch wenn die Unterhaltungen meistens etwas schroff schienen, wusste doch jeder der beiden, dass ihre gegenseitigen Sympatien hoch genug waren.

Arranges wechselte das Gebäude und betrat das Alchemiegeschäft eine Tür weiter. Falanu stand mit dem Rücken zur Tür, drehte sich aber um, als sie die Tür ins Schloss fallen hörte. Ein Anflug von Freude war auf ihrem Gesicht zu erkennen. 'Ich wollte dir dein Buch wieder zurückgeben, das du mir gestern geliehen hast...' Sagte er, als er an die Theke herantrat und den Folianten hervorholte. 'Allerdings ist mir ein Missgeschick passiert und ich habe eine Seite abgerissen.' Fügte er hinzu, als er ihr das Buch zuschob. 'Das macht nichts, es ist ja auch schon älter...'
'Warte, ich ersetze es dir...'
'Nein, das ist nicht nötig.' Sie griff nach seiner Hand, die gerade unter den Umhang zu seinem Barvermögen wandern wollte. War Arranges Gesichtsausdurck im Gegensatz zu gestern recht freundlich gewesen und auch seine Worte alles andere als kalt und abweisend, so streifte er jetzt ihre Augen mit einem scharfen Blick. Sie wusste, dass er es eigentlich nicht gebrauchen konnte, wenn man ihn ungefragt anfasste. Eigentlich wollte er das nie, außer, er konnte fremde Berührungen nicht direkt zurückweisen, den Händedruck zum Gruß einmal ausgenommen, vermied er sie, wo es nur ging. Schnell ließ die Dunmer seinen Arm wieder los. Das Funkeln in den Augen des Kaiserlichen erlosch direkt wieder und wich der normalen, müden Leere. Arranges förderte einige Septime ans Licht und drückte sie der Dunkelelfe in die Hand. 'Verzeih mir, aber ich muss schon wieder weg. Ich hoffe, ich bin dieses Mal nicht wieder so lange fort wie bei meiner letzten Abwesenheit.' Etwas traurig sah sie ihn an. 'Komm bald wieder!' Arranges verließ das Gebäude.

Nach wenigen Schritten bemerkte er, wie Hunger in ihm aufstieg. Oh ja, das ist eine hervorragende Idee! Lobte er mit einer gesunden Portion Ironie seinen Magen. Er hatte tatsächlich schon seit einer Ewigkeit nichts ordentliches mehr gegessen. Aber die Herberge zur Westebne war jetzt zu teuer, er machte sich auf zu der zweiten Herberge in Skingrad, die zwei Schwestern, im Grunde auch keine schlechte Taverne, er konnte nur mit Orks - er hatte nichts gegen die Grünhäute - nicht unbedingt viel anfangen, aber hier beschränkte sich die anstehende Konversation glücklicherweise nur auf das Beordern von Essen.

Glannaragh
13.10.2010, 23:31
Am darauffolgenden Morgen ging Erynn direkt zum Schloß und gab das Antwortschreiben aus Bravil ab. Das Verhalten der argonischen Kämmerin ihr gegenüber wandelte sich daraufhin fast schlagartig; Hal-Liurz wirkte jetzt gelöst, ja beinahe erleichtert. Kurz darauf war die Dunkelelfin, jetzt um 200 Septime reicher, wieder unterwegs zum Gildenhaus.
Dann habe ich jetzt endlich die Zeit, mit Ah-Malz über diese Goblinsache zu sprechen. Wir können das nicht mehr ewig vor uns herschieben.
Sie betrat die Gilde und machte sich auf die Suche nach dem großen Argonier, den sie ziemlich schnell im Gemeinschaftsraum fand, wo er mit einer Dunmerin sprach, die Erynn vage bekannt vorkam.
„Es ist gut, daß du hier bist.“ sagte Ah-Malz, als sie hinzutrat. Erynn nickte. „Ich muß mit dir reden. Es geht um die alte Mine neben dem Friedhof. Wir müssen uns darum kümmern, und das bald. Ständig kommen Berichte herein, daß es Zwischenfälle mit Goblins gab, und...“
„Später“, schnitt ihr Skingrads Gildenleiter das Wort ab. „Zunächst will ich dir Falanu Hlaalu vorstellen. Sie ist die hiesige Alchemistin und möchte einige Ingredienzien außerhalb der Stadt sammeln. Dafür benötigt sie Geleitschutz. Du kannst das übernehmen.“
Erynn seufzte. „Ja, das kann ich tun. Trotzdem sollten wir...“ „Jetzt, Erynn. Die Dame hat ein Geschäft zu betreuen und möchte vor Mittag wieder in der Stadt sein.“
Die Bogenschützin zog die Augenbrauen zusammen. Ah-Malz war nicht gerade für seine Feinfühligkeit bekannt. Normalerweise störte sie das nicht weiter, aber jetzt war er ihr schon zweimal übers Maul gefahren. „Na schön“, antwortete sie mit erzwungener Ruhe, und an Falanu gewandt: „Ich hole nur schnell meine Ausrüstung, dann können wir los.“

Kurze Zeit später schlenderten die beiden Dunkelelfinnen nebeneinander durch die Straßen von Skingrad auf das Westtor zu. „Wo wollt Ihr die Pflanzen denn sammeln, Muthsera?“ fragte Erynn. Das Wort in ihrer Heimatsprache war eines der wenigen, an die sie sich noch erinnern konnte. „Ein Stück hinter dem Surilieweingut ist ein guter Ort.“ antwortete die Andere. „Dort kann man eine reiche Ausbeute machen.“
Als sie die Stadt verließen, warf Erynn einen kurzen Blick zur Pferdekoppel herüber. Falchion bewegte sich steif und träge; scheinbar hatte der Arme fürchterlichen Muskelkater nach dem langen Ritt.
Sie ließen den Weinberg hinter sich und bogen in die Wildnis ab. Während Falanu begann, ihre Pflanzen zu schneiden oder zu brechen (scheinbar gab es da bedeutende Unterschiede), behielt Erynn die Umgebung im Auge. Alles schien ruhig. Ein kleines Rudel Wölfe zog in einiger Entfernung vorüber, hielt jedoch gebührenden Abstand. Nach einer Weile begann Falanu zu erzählen was sie gerade tat und welche Eigenschaften das ein oder andere Gewächs hatte. Scheinbar langweilte sich die Alchemistin ebenfalls. Erynn hörte nur mit halbem Ohr zu; sie konnte sich all das ohnehin nicht merken.
Irgendwann gab sie sich einen Ruck. Normalerweise bin ich doch gar nicht so knurrig. Ich habe nur gerade viel nachzudenken, und außerdem nervt es mich, daß Ah-Malz seinen schuppigen Hintern nicht hochkriegt. Aber dafür kann die Alchemistin doch nichts.
„Es tut mir leid, aber ich verstehe kaum etwas von Pflanzen“, sagte sie mit einem Lächeln. „daher kann ich nichts Kluges dazu sagen.“
Falanu zuckte die Achseln: „Ich rede ohnehin hauptsächlich, um mich abzulenken. Aber Ihr scheint momentan ganz andere Sorgen zu haben. Ich konnte nicht umhin, Euer Gespräch vorhin in der Gilde mit anzuhören. Die Goblins sind wirklich eine Plage.“
„Ja, aber es ist eine fast unmögliche Aufgabe. Sie vermehren sich wie die Ratten. Für jeden, den wir erschlagen, scheinen zwei neue nachzufolgen.“
„Ich hatte nicht den Eindruck, daß man das Problem in der Kriegergilde vordringlich behandeln würde“, bemerkte Falanu spitz.
Verdammt, und ich Trottel bin darauf eingestiegen. Es geht schon los. Das hast du jetzt davon, Ah-Malz.
„Nun... so würde ich das nicht sagen. Wir haben eine Menge zu tun...“
„Ja, natürlich...“
Erynn war froh, daß Falanu geneigt zu sein schien, sie in dieser Sache vom Haken zu lassen. Schließlich konnte sie wohl nicht schlecht über die Mitglieder ihrer Gilde reden.
„Wenn Ihr allerdings noch Hilfe gebrauchen könntet“, fing die andere Frau wieder an „ich kenne da jemanden, der Euch unterstützen könnte.“
Die Bogenschützin wurde hellhörig. „Ach, tatsächlich? Wen denn?“
„Er ist ein Kaiserlicher, und sicherlich ein starker und erfahrener Kämpfer. Und...“ sie betonte die folgenden Worte auf eine seltsame Weise „ein sehr interessanter Mann. Leider auch ein Herumtreiber“, -sie zog einen Schmollmund- „aber Ihr könntet Glück haben. So weit ich weiß, hält er sich momentan in Skingrad auf.“
Erynn überlegte kurz. Wenn sie jetzt zu interessiert wirkte, würde sie Falanus Eindruck von der Kriegergilde nur bestätigen. Das wollte sie auf keinen Fall. Es war ohnehin schon genug Schaden angerichtet worden.
„Ich glaube nicht, daß die Gilde Hilfe von außerhalb brauchen wird, Muthsera. Aber nur für den Fall: Würdet Ihr mir verraten, wie dieser Kaiserliche heißt und wo ich ihn finden kann?“
Falanu gab ihr die gewünschte Auskunft. Arranges war sein Name. Wenn er in der Stadt war, hielt er sich häufig in einer der Herbergen auf. Kurzes, dunkles Haar und außergewöhnlich dunkelblaue Augen – so jedenfalls sagte die Alchemistin. Erynn war seine Augenfarbe herzlich egal, aber für Falanu schien dieses Detail von Bedeutung zu sein. Wie dem auch sei, sie beschloß, diesen Kaiserlichen aufzusuchen. Sie war noch immer sauer auf Ah-Malz (wie konnte er es wagen, sie dermaßen abzukanzeln) und so reifte in ihr nach und nach der Plan, sich ohne seine Hilfe um die Goblinbrut zu kümmern. Zudem wollte sie damit sich selbst beweisen, daß sie auch in brenzligen Situationen sehr wohl in der Lage war, einen kühlen Kopf zu bewahren. Zumindest in dieser Hinsicht hatten Tadroses Worte gesessen wie ein Blattschuß.


Kurz vor Mittag war die Alchemistin endlich zufrieden mit ihrer Ausbeute, und so traten die beiden Frauen den Rückweg an. An den Stadttoren verabschiedeten sie sich voneinander. Erynn entschied, daß sie erst etwas essen wollte, bevor sie zum Gildenhaus zurückkehrte. Außerdem könnte sie dann direkt nachschauen, ob sich dieser Arranges in Mogs Taverne aufhielt. So lenkte sie ihre Schritte vom Tor aus nach rechts, zur Herberge der ‚Zwei Schwestern’.
Die Orkwirtin begrüßte sie freundlich wie immer. Die Dunkelelfin bestellte eine Schlachterfischsuppe und ließ dabei ihre Blicke durch die Taverne schweifen. Sie konnte tatsächlich einen Kaiserlichen entdecken, der an einem Tisch in der Ecke saß. Entschlossen ging sie auf den Menschen zu.
„Seid Ihr Arranges?“ fragte sie. Es erschien ihr nicht nützlich, groß um den heißen Brei herumzureden. Langsam hob der Mann den Kopf und sah sie an. Wirklich, sehr blaue Augen, schoß es ihr durch den Kopf.
„Ja. Wer will das wissen?“
Erynn setzte sich ungefragt an den Tisch. „Mein Name ist Erynn Releth. Ich gehöre der Kriegergilde an, aber das ist für die Sache, die ich mit Euch besprechen möchte, nur bedingt wichtig. Ich habe vor, eine Goblinhöhle hier in der Westebene auszuheben, allerdings kann ich das nicht allein tun. Eine Frau namens Falanu Hlaalu sagte mir, daß Ihr an dieser Art Arbeit Interesse haben könntet. Vorab: Ich kann Euch keine Bezahlung anbieten, aber Ihr könntet die ganze Beute behalten, falls Ihr Euch entscheidet, mir zu helfen. Mir geht es nur um die Ehre.“

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd (http://www.multimediaxis.de/threads/129186-Die-Jagd)" fortgesetzt.

weuze
14.10.2010, 14:30
Arranges erreichte die Herberge der Orks und bemerkte auch schon die normale Betriebsamkeit, welche hier um diese Zeit für gewöhnlich herrschte. Die Taverne war aber noch nicht so brechend voll wie abends manchmal. Schnell etwas essen und dann nichts wie weg hier... aber wo hin? Hmm... eigentlich sehe ich nicht ein, dass ich schon wieder den Meister aufsuchen sollte, nur, weil diese widerliche Frau mir mein Eigentum weggenommen hat... Die Meisterin in Cyrodiil wäre auch eine mögliche Anlaufstelle, aber will ich diese Frau wirklich sehen?! ... Nein... Bei dem Gedanken an die Meisterin, welche sich in Cyrodiil aufhielt und sich hier um die Schüler kümmerte, lief Arranges ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er war erst zweimal bei ihr gewesen. Das erste Mal noch als Schüler. Beide Male hatte ihn der Besuch bei ihr mehr verstört, als alles andere, was er erlebt hatte. Diese Frau war eigentlich wie jede andere auch. Aber musste man mit ihr tatsächlich Arbeiten im Sinne des eigenen Weiterkommens, konnte sie nicht nur grausam werden, wie viele der anderen Meister auch, sondern richtig abartig. Der Kaiserliche erinnerte sich nur ungern an sie und das, was er dort erlebt hatte.

Arranges hatte sich nur eine Kleinigkeit für sein Mittagsmahl bestellt und war entsprechend schnell fertig. Nachdem man das Geschirr abgeräumt hatte, saß er nur einige Minuten schweigend am Tisch und überlegte, während er auf den halbvollen Becher vor sich starrte, was er als Nächstes tun könnte. Er war gerade dabei, einen halbwegs annehmbaren Entschluss zu fassen, als er angesprochen wurde. Verdammt nochmal, ich will doch einfach nur meine Ruhe... Es war eine Frauenstimme und das wertete Arranges in diesem Moment schoneinmal grundsätzlich als negative Ausrichtung des Grundes, warum die Besitzerin der Stimme ihn überhaupt ansprach. Er hob den Kopf und blickte in das relativ jugendliche Antlitz einer Dunkelelfe. In der ersten Sekunde dachte er, dass Falanu ihn hier aufgesucht hätte, stellte dann aber erleichtert fest, dass es jemand anderes war, als er auf die weißen Haare blickte. Er fragte noch, wer sie sei, da saß die Dunmer praktisch schon ihm gegenüber und redete drauf los. Aja... also doch Falanu... wieso kann sie nicht einfach ihren Mund halten? Der Kaiserliche sah sie noch einen Moment eindringlich an, nachdem sie geendet hatte, dann hob er eine Hand und fuhr sich damit leicht frustriert übers Gesicht. Arranges wollte ihre Bitte gerade ablehnen, als er sich wieder daran erinnerte, wie schmahl sein Geldbeutel momentan war. Naja, keine Bezahlung, aber Beute... ob sich das wohl rentiert? Arranges sah wieder Erynn in die Augen. Wenn ich die Straße goblinsicher mache, könnte es sein, dass der Dekmantel des harmlosen und vor allem kaum bis nicht bekannten Reisenden, einen Schaden bekommt...

'Hmm... möglicherweise könnte ich euch bei dieser Sache behilflich sein... aber seit wann wirbt die Kriegergilde für fremde Hilfe?' Und mit Falanu muss ich das nochmal klären, ihr scheint die Tragweite ihres losen Mundwerks wohl immer noch nicht bewusst zu sein... Trotz des höflich freundlichen Klangs seiner Worte, blieb sein Gesicht versteinert, während er auf eine Antwort ihrerseits wartete.

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd (http://www.multimediaxis.de/threads/129186-Die-Jagd)" fortgesetzt.

Van Tommels
14.12.2010, 20:15
Sie erwachte rechtzeitig vor der Morgendämmerung. Nachdem sie den Overall und den Handschuh mit dem Stilett sowie die dünnen schwarzen Schuhe aus leichtem Leder angezogen hatte, hängte sie sich den daedrischen Dolch an den Gürtel und hängte sich den Mantel um. Sie hoffte dass sie nicht so genau kontrolliert wurde, wenn sie die Stadt verließ, außerdem gab es allerhand Getier draußen in den Wäldern. Den Bogen ließ sie hier, sie wollte sowieso hauptsächlich sehen, ob dort tatsächlich ihr Jack in den Büschen saß. Sie hängte sich einen kleineren Beutel um in dem sich ein paar Blatt Papier und ein paar kleine leere Flaschen befanden und ging aus der Herberge zum westlichen Stadttor, den Mantel vor dem Körper zusammengehalten, es war auch tatsächlich reichlich kühl. Die Wache schlief vor dem Tor im stehen, so dass Dreveni sich vernehmlich räuspern musste, bis diese reagierte. "Was ist?", fragte sie schließlich schläfrig.
"Ich würde gern die Stadt verlassen, Pflanzen suchen die in der Dämmerung gepflückt werden müssen. Alchemie..." Zum Glück war es nicht der gleiche der sie in die Stadt gelassen hatte.
"Ah ja, Alchemie, soso.", sagte die Wache plötzlich eine Spur wacher und grinste sie eindeutig an. Es schien sich wirklich schon rumgesprochen zu haben. Er öffnete die kleine Tür neben dem Stadttor, dass noch geschlossen war und lies sie durchgehen. Die Wache draußen vor dem Tor hob nur kurz ansatzweise den Kopf, beachtete Dreveni sonst nicht weiter. Sie ging ein paar Meter den Weg entlang, folgte dem Pfad der nach rechts abbog und als sie aus dem Licht der Fackeln war, suchte sie sich eine Stelle an der Stadtmauer wo sie ungesehen warten konnte, langsam kroch der erste Streifen der Dämmerung über den Horizont. Es schien ein klarer Tag zu werden. Sie fand einen Platz zwischen einem Busch und einem Felsen. Eine gute halbe Stunde nach ihr trat eine Gestalt aus der Tür und wandte sich ebenfalls dem Weg entlang, der rechts von der Hauptstraße wegging. Es war inzwischen heller geworden, und Dreveni erkannte eine junge Altmer, anscheinend die Tochter des Bäckers, die einen Korb mit Brot unter dem Arm trug. Dreveni zog den Kopf wieder hinter das Gebüsch zurück und lauschte, bis die Altmer an ihr vorbei gelaufen war. Nach ein paar Sekunden sah sie ihr vorsichtig nach, und als sie weit genug weg war, und die Stadtwache das Kinn wieder auf der Brust liegen hatte, stand sie auf und folgte ihr, wobei sie den Felsen an der Stadtmauer als Deckung zur Stadt hin benutzte. Sie hielt sich so weit hinter der Hochelfe, dass sie sie gerade nicht aus den Augen verlor, diese sah sich jedoch auch kein einziges Mal um und schien es recht eilig zu haben. Bald bog sie nach links vom Weg ab und Dreveni sah den Schein von Feuer und ein Stück vor sich zwischen Felsen das Lager zu dem die Altmer unterwegs war. Dort stand ein kleines offenes Zelt, ein Topf hing über dem Feuer und leere Flaschen lagen verstreut. Die Hochelfe warf sich gerade einem Mann in die Arme, der ein Stück kleiner war als sie, und aus der Entfernung leider nicht wirklich zu erkennen war, auch wenn er schulterlange Locken zu haben schien. Den Inhalt des Korbes legte sie jetzt auf eine Decke und hatte die Finger gleich wieder an dem Mann, der sie allerdings leicht wegschob und beschwichtigend gestikulierend auf sie einredete. Schließlich küssten sie sich und die Altmer verschwand wieder mit dem leeren Korb. Der Mann befasste sich mit dem Essen und dem Korken einer Weinflasche, als Dreveni es wieder im hohen Gras rascheln hörte. Das kann ja jetzt nicht wahr sein. Die nächste Frau betrat die Lichtung, dieses Mal mit einem Beutel aus dem sie, nach einer stürmischen Begrüßung, ebenfalls Lebensmittel holte. Diese schien mehr Glück zu haben, denn sie schaffte es immerhin in das offene Zelt mit ihm. Dreveni wandte den Blick ab und richtete sich gedanklich auf längeres Warten ein, wobei die Felsen und das hohe Gras eine ausgezeichnete Deckung boten. Anscheinend hatte aber die Frau dieses Mal andere Verpflichtungen, und sie verabschiedete sich bald, wobei er ihr sehnsüchtig nachsah. Danach legte er sich auf eine Decke vor das Feuer und fing bald darauf an leise zu schnarchen. Anscheinend war das vorerst der letzte Besuch gewesen. sie nutzte die Chance, lies ihn noch ein paar Minuten schnarchen während sie ihn beobachtete und kam dann langsam und leise näher. Auf der Lichtung war bis auf das Feuer alles still. Der Mann schnarchte immer noch friedlich, und als sie in sein Gesicht sah, hatte sie keinen Zweifel mehr, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Das und die Hinweise aus Skingrad genügten ihr, außerdem war die Gelegenheit gerade mehr als günstig. Sie zog geräuschlos den Dolch, hielt kurz inne und suchte nach Anzeichen im Gesicht des Kaiserlichen, dass er sich bewegen würde oder aufwachte, doch er lag friedlich auf dem Rücken.

Die Nacht war nicht sehr erholsam für den Rothwardonen. Geschlafen hatte er, aber nur kurz; den Rest der Zeit hatte er vor sich hingedämmert und an die Decke gestarrt. Cyrodiil, Kaiserstadt, Anvil. Diese ganzen Namen und Bezeichnungen sagten ihm nichts. Vielleicht sollte er mit einem Schlangen-Experten reden. Aber wo einen solchen finden?
Früh am Morgen stand er endlich auf und kleidete sich an. Seine Augen traktierten dabei sein Spiegelbild und die Tätowierung. "Was soll sie mir sagen...". Schließlich schlüpfte er in den Ärmel und warf sich dann die Robe über. Warum stand er jetzt eigentlich auf und ging nach unten? Wohin er sollte wusste er nicht, ebenso wenig was zu tun war. Er beschloss, die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Wenn ihm Leute begegnen würden, konnte er ja diese Fragen, ob sich hier jemand mit Schlangen auskannte.
Nach Verlassen der Herberge kam er am Westtor an. Die Wache döste noch vor sich hin und schaute auf, als der Rothwardon vor ihm stand.
"Darf ich hinaus?", fragte er mit ruhiger Stimme. Der Wächter musterte den Rothwardonen von oben bis unten, dann zuckte er mit den Schultern und öffnete wortlos die Tür. Der Rothwardon bedankte sich und verließ dann Skingrad.
Er ging an den Feldern entlang, bei seiner Ankunft hatte er dafür keinen Blick übrig gehabt, aber sie waren verwaist. Die Arbeiten mussten wohl erst später beginnen. So richtete er seinen Gang auf einen kleinen Weg, der unweit des Tores von der Hauptstraße abging und in den Wald führte. An einem kleinen See hielt er inne und strich mit der Hand durch das kühle Nass, nachdem er eine Weile sein Spiegelbild betrachtet hatte; dieses verschwamm daraufhin und symbolisierte so ziemlich den Umstand, wie er sich gerade fühlte. Er erhob sich und ging tiefer in den Wald.
In der Ferne erkannte er plötzlich eine Lichtung, und als er näher kam, erschlossen sich ihm weitere Details. Ein kleines zelt, Feuer, ein Kochtopf. Als er am Rande der Lichtung neben einen Baum trat, stockte er. In dem Zelt lag ein Mann, über ihm beugte eine Frau, und er erkannte die Klinge eines Dolches in ihrer Hand. Was sie vorhatte, wusste er. Aber Moment mal. Diese Haare. Eine Dunmerin. Doch nicht etwa...der Rothwardon wich zurück und ließ die Frau dabei nicht aus den Augen. nach einem Moment, der für den Rothwardonen ewig dauerte, erhob sich die Dunmerin plötzlich, drehte sich um und schaute ihn direkt an. In ihrem Gesicht zeigte sich Überraschung, aber der Rothwardon blickte auf den blutigen Dolch. Mit einem Mal warf er sich herum und rannte los.

Sie holte leicht aus und stieß mit einer blitzschnellen Bewegung zu, durch die Rippen links direkt ins Herz des Kaiserlichen. Er lies ein kurzes ersticktes Röcheln hören, dann wurde sein Gesicht seltsam fahl und die Augen öffneten sich leicht, als sein Kopf kraftlos nach hinten sank. Sie waren tiefblau. Dafür hatte sie jedoch kaum noch einen Blick, sie fühlte sich irgendwie beobachtet und sah, als sie sich umdrehte, direkt in die Augen eines Mannes. Sie realisierte in diesem Moment nicht, wer es war, das war ihr auch egal, Zeugen konnte sie bei Mephala keine brauchen. Als sich der Mann umwarf, rannte sie ebenfalls los, er war schnell, wurde aber durch die Robe die er trug behindert. Robe? Dazu sah er von der Hautfahrbe aus wie ein Rothwardone. Weiter kam sie nicht in ihren Überlegungen, da er auf einmal hinter einem Baum verschwand, er schien tatsächlich zu glauben, dass sie es nicht sehen würde. Sie grinste bösartig, wurde langsamer und sah sich suchend um. sie ging Rückwärts etwas auf den Baum zu, tat aber so als würde sie in der anderen Richtung etwas suchen. Auf einmal drehte sie sich um, sprang mit zwei langen Sätzen an dem Baum vorbei und stürzte sich mit dem Dolch zum zustechen erhoben auf den Rothwardonen, der sich dort versteckte.

Er rannte über den lockeren Waldboden, diese Szene kam ihm nur allzu bekannt vor. Nur jetzt hatte er es nicht mit einem klapprigen Skelett zu tun, sondern mit einer Auftragsmörderin. Er warf keinen Blick zurück, als er durch den Wald raste. Die Robe hätte er sich am Liebsten vom Leib gerissen, er kam sich so furchtbar langsam vor; aber im Laufen würde er sich ihr nicht entledigen können. So schlug er einen Haken und presste sich an einen der etwas dickeren Bäume. Sein Herz raste, er atmete hektisch. Jetzt hatte er die Chance, die Robe los zu werden, sie schien weit genug weg zu sein. Als er sie jedoch gerade einmal angehoben hatte, hörte er Zweige knacken. Nein! Wieder knackte es. Sie suchte ihn. Er spürte etwas Schweres in seiner rechten Hand. Als er dorthin schaute, erblickte er den Krummdolch, welchen er, etwas ungewöhnlich, anders herum festhielt, sodass das Heft der Waffe mit dem kleinen Finger abschloss und die Klinge nach außen zeigte. Wann hatte er ihn gezogen? Aber ehe er darüber sinnieren konnte, nahm er eine schnelle Bewegung neben sich wahr, sah das Blitzen einer Klinge, die auf ihn zugerast kam.
Er ließ sich einfach fallen. Nur knapp über seinem Kopf bohrte sich die Klinge in den Baum. Wieder diese automatischen Bewegungsabläufe. Die Dunmerin schien überrascht, dass sie den Baum und nicht ihn erdolcht hatte, und die Waffe schien zu fest zu sitzen, um sie mit einer Hand heraus zu ziehen. Der Rothwardon trat der Dunmerin von unten mit der Fußsohle in den Bauch, welche sich daraufhin krümmte, die Waffe jedoch nicht los ließ. Dass ihr kurz die Luft wegblieb, reichte ihm jedoch, denn plötzlich schnellte er vor ihr hoch, packte ihr Handgelenk der Dolchhand mit feste Griff und verdrehte es ihr schmerzhaft, sodass sie gezwungen war, ihre Waffe los zu lassen. Kurz darauf stand sie mit dem Rücken zu dem Baum mit ihrer Waffe, den Arm auf dem Rücken gedreht und in einem eisernen Griff gefangen. Kräftig trat er der Dunmerin von hinten in die Kniekehlen, sie sank auf die Knie, er folgte ihr und drückte ihr den Unterarm seiner Dolchhand ins Genick, und durch die nach außen zeigende Klinge befand sich diese nun direkt an ihrem Hals.
Dies alles hatte nicht mal zwei Sekunden gedauert, und in dieser Position verharrten sie beide. Der Rothwardon sagte kein Wort, sondern atmete erst einmal tief durch, sichtlich außer Atem.

Sie sah den überraschten Blick des Rothwardonen, da traf der Dolch auf Widerstand, aber leider war es nicht wie erwartet der Mann sondern er steckte im Baum. Sie wollte die Waffe gerade aus dem Stamm ziehen, als sie einen Tritt in den Magen bekam, unter dem sie sich zusammenkrümmte. Gerade als sie begriff, dass der Dolch einfach zu fest saß und nach dem Stilett an ihrem Arm greifen wollte, wurde ihr schmerzhaft der Arm verdreht, in die Kniekehle getreten und sie hatte einen Dolch am Hals. Das alles war so schnell gegangen, dass sie jetzt erst einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, und der lautete: Worauf wartet er noch? Sie wusste dass sie sich nicht befreien konnte, und als immer noch keine Reaktion erfolgte, fragte sie zwischen zusammengepressten Zähnen: "Und jetzt?".

Was jetzt? Dies war eine ausgezeichnete Frage, denn er wusste, wie nach einem Blackout, nicht, wie er das hier gerade fertig gebracht hatte. Die Mörderin dieses Mannes entwaffnet und ihr nun ein Messer an die Kehle gesetzt. Aber was ihn viel mehr beschäftigte: Diese Bewegungsabläufe mussten in ihm schlummern. Aber woher hatte er sie? Bei diesem hier hielt er ihr am Ende ein Messer an die Kehle. Er hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich am Ende war. Der Schluss wäre gewesen, ihr die Kehle durchzuschneiden. Aber er tat es nicht. Jetzt erst musterte er sie von hinten. Die schwarzen langen Haare fielen über seinen Arm, ihre Kleidung war dunkel, leicht und enganliegend und betonte ihre Körperform. Anscheinend war es kein Zufall, dass sie diesen Mann getötet hatte, dazu sah sie zu gut vorbereitet aus. Was würde sie tun, wenn er sie jetzt gehen ließ? Ihn wieder angreifen? Umbringen? Die einzige Alternative wäre...aber da mochte er nicht dran denken. Er erhob sich ein wenig und zog die Dunmerin auf die Beine, die Klinge bewegt sich dabei bedrohlich vor ihrem hals hin und her. Plötzlich zog er den Dolch weg und stieß die Dunmerin von sich, sodass sie ins Taumeln geriet und sich, um nicht zu fallen, an dem Baum vor sich festhalten musste. Stumm sah er sie an, den Dolch immer noch in den Händen, jedoch nicht erhoben, sondern an seiner Seite.

Von dem Mann kam immer noch keine Reaktion. Sie hatte ihn eindeutig unterschätzt, und umso verwunderlicher war, dass er jetzt zögerte. Das einzig konsequente wäre gewesen, sie jetzt zu töten, das musste er wissen. Schließlich wurde sie von ihm auf die Beine gezogen, die Klinge immer noch gefährlich dicht an ihrem Hals, als sie einen Stoß in den Rücken bekam und gegen einen Baum taumelte. Sie richtete sich ganz an dem Baum auf und spürte ein ziehen am Bauch, da wo der Rothwardone sie getreten hatte. Jetzt stand er da, den Dolch in der gesenkten Hand und sah sie an. Es war tatsächlich der Mann, der sie in Skingrad nach dem Weg gefragt hatte, der ihren Vermittler so verprügelt hatte. Sie hatte immer noch das Stilett, glaubte er, sie würde es nicht noch einmal versuchen? Allerdings war das riskant, doch blieb ihr eine andere Wahl? "Das war klug von euch.", sagte sie gefasst. "Ihr hättet euch vermutlich nicht lange über mein Ableben freuen können." Mordan wollte sie selbst nicht am Hals haben, und die Chancen standen nicht schlecht, den Rothwardonen früher oder später als Verantwortlichen zu identifizieren. "Was wollt ihr? Geld dafür dass ihr schweigt?"

Ob dies klug war wird sich noch zeigen. "Einzig die Gewissheit, nicht durch euch zu sterben wäre mir genug", antwortete er trocken. Langsam holte ihn der Stress ein, er spürte wieder diesen drückenden Kopfschmerz, der mittlerweile zu seinem ständigen Begleiter geworden war. Äußerlich aber ließ er sich nichts anmerken und fixierte mit seinen hellgrünen Augen die Dunmerin. Er griff mit der freien Hand hinter sich an den Griff des Dolches, ruckte ein paarmal grob daran und zog ihn schließlich heraus. Er warf der Dunmerin den Dolch zu, er war sich beinahe sicher, sie würde ihn problemlos fangen.

Sie fing den Dolch geschickt am Griff und steckte in wieder in die Halterung am Gürtel. "Dazu bräuchte ich die Gewissheit, dass ihr nichts gesehen habt.", sagte sie lauernd. Sie konzentrierte sich auf einen Lähmzauber, sie beherrschte keinen der lange anhielt, aber die zwei, drei Sekunden sollten ihr im Zweifelsfalle genug Vorsprung lassen. Die ganze Situation lief so gar nicht zu ihrer Zufriedenheit, sie konnte dem Mann in keinster Weise trauen. Wer war er, und vor allem: Was tat er hier in Skingrad?

Sie enttäuschte ihn nicht, als sie den Dolch fing. "Es wäre nicht das Erste, an was ich mich nicht mehr erinnern könnte...", meinte er lapidar, aber kaum hatte er das ausgesprochen, wurden die Kopfschmerzen wieder etwas stärker. Ja, da ist viel dran. Diese Frau ist mir trotzdem noch unheimlich. Sie ist gefährlich. Es dürfte ein Fehler gewesen sein, sie so glimpflich davonkommen zu lassen. Aber hätte ich sie bewusstlos schlagen sollen? Dann hätte sie mich wahrscheinlich für immer gejagt bis sie oder ich tot gewesen wäre. Davor, seinen Dolch wegzustecken, ließ er jedoch noch ab. Zum einen musste sie nicht sehen, was er unter der Robe trug, zum anderen würde dies als offene Einladung gelten. Er wusste nicht, was von ihrem Wort zu halten war.

Sie sah ihn auf seine Antwort hin skeptisch an. Was soll ich jetzt davon halten? Danach schwieg er wieder, den Dolch hielt er immer noch in der Hand. Hier draußen hatte sie so oder so wenig Chancen gegen ihn, wenn sie ihn noch einmal offen angriff. Und in Skingrad wurde er sowieso beobachtet. "Dann sind wir uns einig, oder?", fragte sie ihn schließlich kühl, nach dem sie ihn eine Weile ebenfalls schweigend gemustert hatte. Sie wollte möglichst in der Stadt sein, bevor die Leiche gefunden wurde, und zwar tunlichst durch das Osttor, sie wusste nicht wann die Wachen abgelöst wurden. Allerdings gefiel ihr der Gedanke gar nicht, den Rothwardonen im Rücken zu haben.

Er nickte auf ihre Frage hin, bewegte sich dann im Halbkreis um sie herum, ohne sie aus den Augen zu lassen, und entfernte sich dann, langsam rückwärts laufend, von ihr. Als er ein Stück weg war, drehte er sich um und schlug sich durch den Wald zurück auf den kleinen Pfad, welcher zum Westtor führte. Auf dem Weg dahin dachte er über das gerade Geschehene nach. Da war er dem Tod gerade im wahrsten Sinne des Wortes ausgewichen und hatte ihn auch noch 'bedroht'. Diese Frau war echt furchteinflößend. Darüber, dass sie ohne Dolch vielleicht ganz ansprechend aussah, dachte er jetzt nicht nach.
Am Stadttor angekommen, erwischte er einen guten Zeitpunkt. Gerade fuhr ein Handelskarren in die Stadt und wurde kontrolliert; der Rothwardon wurde einfach durch gewunken. Wieder keine Kontrolle. Beinahe zu viel Glück heute. Schnurstraks begab er sich in die Herberge und setzte sich an einen Tisch. Die Kaiserliche brachte ein Wasser, welches er aber ablehnte. "Habt ihr nicht etwas anderes...", fragte er und blickte sie etwas gequält an.

Sie sah dem Rothwardon hinterher, mit einem Blick der alleine hätte töten können. Verstohlen bewegte sie als er weg war ihren rechten Arm und das Handgelenk, welches er ihr verdreht hatte. So einfach kommst du mir nicht davon. Das gibt Rache. Wenn du schlau bist, verschwindest du aus der Stadt, sofort. Trotz ihrer hasserfüllten Gedanken wusste sie, dass sie nichts überstürzen durfte. Und ihn auf keinen Fall noch einmal unterschätzen. Zuerst musste sie in die Stadt zurück, und dort warten bis man die Leiche fand, was nicht lange dauern sollte, wenn täglich die Frauen zu ihm pilgerten. Verdächtige mit Motiven gab es so auch genug, und nachdem er keinen Wohnsitz hatte und sowieso in der Stadt nicht mehr gern gesehen war, würde die Wache nicht gerade gründlich bei der Ermittlung sein, wenn man auf im Wald seine Leiche fand. Und die Meldung seines Todes würde ihren Auftraggeber erreichen, sie wusste nicht was sie sonst als Beweis hätte mitbringen sollen. Sie verwarf den Plan durch das Osttor zu gehen, im Westen lagen die Felder und dort war um diese Tageszeit rege Betriebsamkeit. Sie ging ebenfalls auf den Pfad zurück, wusch das Blut in dem kleinen Weiher von ihrem Dolch und setzte den Weg zur Stadt fort. An den Stallungen sah sie kurz nach ihrem Pferd, bevor sie zwischen ein paar Passanten durch das Tor ging. Die Wache stand gleichgültig daneben. Sie ging in die Taverne, dort wollte sie noch diese Nacht warten und am nächsten Tag zu dem Bekannten ihres Vaters ziehen, bis sich die Bretonen hier blicken ließen und sie den Auftrag hier abschließen konnte. Sie sollten erst in knapp drei Tagen hier eintreffen, aber sie hoffte, dass sie schneller waren. Nach einem sehnsüchtigen Blick von der Galerie auf die Weinflaschen auf der Theke unten im Schankraum ging sie in ihr Zimmer, das glücklicherweise immer noch abgesperrt und leer war. Sie konnte es sich jetzt nicht leisten, sich zu betrinken. Sie sperrte ab, hängte den Mantel über den Stuhl, nahm den Dolch in die Hand, legte sich aufs Bett und fiel in einen leichten Schlaf, diese Nacht war wieder einmal zu kurz gewesen.

Er orderte schließlich auf Empfehlung der Kaiserlichen hin ein Glas Wein, welches er dann auch sogleich erhielt. Er saß allein in dem Schankraum, betrachtete die rote Flüssigkeit im Glas und schwenkte sie abwesend. Hierzubleiben ist bestimmt keine gute Idee, nicht bei dieser Dunmerin. Allerdings, wo sollte ich sonst hin? Anval...nein, Anvil war es. Das andere irgendwas mit C, und die Hauptstadt, ach, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß gar nichts mehr. Er blickte auf und schaute sich um. Mit der Bosmer vom Vortag war wohl nicht mehr zu rechnen, er hätte sie fragen können, wo die Stadt lag. Die Kaiserliche konnte er auch nicht fragen, die hielt ihn für einen wohlhabenden Menschen und würde ihn wohl auslachen, wenn er nach dem Weg fragte.
Nachdem er den Wein getrunken hatte, bestellte er noch etwas zu essen und verließ dann die Herberge. Bei dem colovianischen Händler kaufte er sich ein Buch mit dem Titel "Geschichte des Kaiserreichs I". Bezahlen musste er jedoch nichts, der Händler schien noch sehr beeindruckt vom letzten Mal zu sein, für den Rothwadonen mehr als unverständlich. Nachdem er wieder in der Taverne war, begann er in dem in dem geschichtlichen Buch zu lesen. Der Nachmittag verging wie im Fluge, und der Rothwardon war noch nicht mal bis zur Hälfte des Werkes gekommen.
Draußen war es bereits dunkel geworden, und er klappte das Buch zu und lehnte sich zurück. Es ließ sich schwer lesen und verstehen, und viel weiter schien es ihn auch nicht zu bringen, denn die Vergangenheit interessierte ihn nicht so sehr wie die Gegenwart. Er streckte sich und sah sich in dem Schankraum um ob er vielleicht ein bekanntes Gesicht sah, viel Hoffnung hatte er nicht.

Sie konnte nicht lange schlafen, da ihr sie immer noch an den Rothwardonen denken musste. Warum stand er wie festgewachsen in der Gegend bis sie ihn entdeckte, versteckte sich dann hinter einem Baum wie der letzte Anfänger und hielt ihr binnen Sekunden dann einen Dolch an den Hals? Bei diesem Mann passte überhaupt nichts zusammen. War er ein Agent, der sich nur wirklich wehrte, wenn ihm gar keine andere Chance blieb, um seine Tarnung nicht zu verlieren, aber dazu passte nicht, dass er den Händler quasi mit Gold beschenkt hatte. Gegen Abend stand sie schließlich auf, zog ihr Kleid an und ging, nicht ohne das Stilett am Arm, aus der Herberge, nachdem sie das Zimmer wieder bei der Wirtin bezahlt hatte. Den Dolch versteckte sie in ihrem Gepäck. Sie wusste nicht, was sie draußen wollte, allerdings wäre es auch zu auffällig die restlichen Tage im Zimmer zu sitzen. Sie lies sich durch die Straßen treiben bis sie auf einmal vor der Taverne zur Westebene stand. War der Rothwardon noch in der Stadt? Wenn sie jetzt in die Taverne ging und er war tatsächlich dort, konnte er ohnehin nicht viel tun in der Öffentlichkeit. Andererseits wenn er sie jetzt sah, zog er vielleicht um, sie dachte immer noch daran, ihn unauffällig aus dem Weg zu räumen. Sie rang noch mit sich, aber inzwischen war es dunkel und die Zwei Schwestern Herberge konnte sie gerade nicht mehr sehen. Dreistigkeit siegt. Er sollte ruhig sehen, dass sie sich nach wie vor frei in der Stadt bewegen konnte. Sie schob die Tür auf und betrat die Taverne. Es waren ein paar Gäste anwesend, auch wenn es nicht direkt voll war. Als sie den Blick durch den Schankraum wandern lies, sah sie rechts tatsächlich den Rothwardonen sitzen, ein Buch vor sich. Sie lies sich nicht anmerken, dass sie ihn wahrgenommen hatte, und ging zur Theke, wo sie einen Krug mit Saft bestellte. Sie setzte sich damit etwas entfernt von dem Rothwardonen, und so dass sie ihn nicht direkt im Blick hatte, sondern leicht aus den Augenwinkeln.

Gerade wollte er sich wieder dem Buch widmen, als er mit den Augen an der Dunmerin hängenblieb. Ist doch nicht wahr..., dachte er und fixierte die Frau. An einen Zufall glaubte er nicht, das war Absicht, dass sie hier herumsaß. Der Rothwardon lehnte sich zurück und blickte wieder betont gelassen in das Buch. Was sie wohl hier will. Mich erledigen wohl kaum, dazu sind zu viele Gäste anwesend. Vielleicht beschatten. Sie kam mir heute Morgen sehr wütend vor, es schien ihr gar nicht gepasst zu haben, dass ich sie verschont habe, auch wenn sie das betonte. Wahrscheinlich habe ich sie in ihrer Ehre verletzt, indem ich sie so rasch überwältigte. Wie ich das fertigbrachte, sei mal dahingestellt. Er schaute die ganze Zeit in sein Buch, aber Lesen tat er nicht mehr wirklich.

Ein Teil von ihr konnte es nicht so ganz fassen, dass der Mann hier seelenruhig in der Taverne saß und sich jetzt wieder seinem Buch widmete. Er schien sie zwar bis jetzt nicht verraten zu haben, oder die Wache ging noch nicht gegen sie vor. Wieso hat er mich überhaupt verschont. Diese Frage war ihr auch im Halbschlaf immer wieder durch den Kopf gegangen. Er hatte sie bei einem Mord beobachtet, normalerweise meldeten normale Menschen so etwas, oder brachten den Mörder zur Strecke, wenn sie schon die Gelegenheit hatten. Er hätte nur zur Wache laufen müssen und erwähnen, dass er außerdem bedroht wird. Oder war er einfach selten naiv? Konnte es sein, dass er ebenfalls den Auftrag erhalten hatte, Jack umzubringen? Dann hatte er allerdings erst recht keinen Grund für Gnade gehabt. Sie beobachtete den Mann aus dem Augenwinkel, er wirkte gelassen, auch wenn sie nicht glaubte, dass er das wirklich war. Als sie ausgetrunken hatte, verließ sie die Taverne, es reichte ihr zu wissen, dass er immer noch in der Stadt war. Langsam ging sie durch die Gassen, noch ohne direkt zu ihrer Herberge zu gehen.

Als sich die Dunmerin erhob und die Herberge verließ, folgte der Rothwardon ihr mit den Augen. Was sollte denn das? Eine Kontrolle ob ich auch bloß kein Wort zu irgendjemand gesagt habe oder dass ich mich benehme? Was genau ihn dazu trieb, wusste er nicht, aber er erhob sich, schaffte geschwind sein Buch auf das Zimmer und verließ dann die Herberge.
Es war dunkel draußen und die Straßen waren nicht gerade das was man belebt nennen konnte, was auch nicht sehr verwunderlich war zu dieser Uhrzeit.
Allein bewegte er sich durch die dunklen Gassen, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen, wo die Dunmerin hin sein könnte. Dabei achtete er darauf, auch die Schatten und Ecken genauestens zu betrachten, denn bei dieser Frau musste er sich auf alles gefasst machen. Aber bis auf ein Pärchen, welches sich in einer etwas schattigeren Ecke aufhielt, begegnete dem Rothwardonen bis jetzt niemand.

Hätte sie gewusst, in welchem Zimmer er jetzt wohnte, hätte sie fast überlegt, heute Nacht diese Sache ein für alle mal zu Ende zu bringen. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass es jemandem gab, von dem sie abhängig werden konnte, er musste nur drohen sie zu verraten und er hatte sie mehr oder weniger in der Hand. Solange bis er mir den Rücken zudreht jedenfalls. Sie lief noch etwas ohne richtiges Ziel durch die Stadt, als sie eine Gestalt vor sich sah, die verdächtige Ähnlichkeit mit dem Rothwardonen hatte. Dass er nach ihr die Taverne verlassen hatte, hatte sie nicht gesehen, auch wenn sie ebenfalls darauf achtete, wer unterwegs war. Sie trat noch leiser auf als eh schon, so dass man ihre Schritte auf dem glatten Pflaster kaum noch hören konnte. Als sie nahe genug an dem Rothwardonen heran war, sprach sie ihn halblaut von hinten an: "Gar keine Angst hier draußen in der Dunkelheit?" Sie stand nicht direkt hinter ihm, und war bereit sich zu verteidigen, noch einmal würde sie ihn nicht unterschätzen.

Er war noch ein wenig suchend umhergelaufen, als ihn plötzlich jemand von hinten ansprach. Er erstarrte auf der Stelle, aber der erwartete Angriff blieb aus. Nachdem er noch einen Augenblick so dagestanden hatte, drehte er sich langsam um und blickte sie an. "Allein bin ich ja offensichtlich nicht, wozu also Angst haben", meinte er ruhig und betrachtete sie von oben bis unten. Er musste vorsichtig sein, denn er hatte das Gefühl, dass die Dunkelelfe leicht reizbar war, schließlich hatte sie allen Grund, ihn abzustechen.

Sie sah in kühl und abschätzend an, als er sich umdrehte und antwortete. Sie sah sich kurz um, allerdings waren die Wachen in ihrer Rüstung ohnehin nicht zu überhören, es war gerade niemand in der Nähe. "Was wollt ihr? Welchen Vorteil wollt ihr daraus ziehen, dass ihr mich weder umgebracht noch verraten habt? Niemand tut etwas ohne Grund, vor allem nicht jemand mit euren Fähigkeiten." Sie hatte halblaut gesprochen und mit einem lauernden Unterton in der Stimme.

Was ich will? Meine Vorteile? Was mache ich überhaupt hier draußen? Habe ich etwa gehofft, dass sie mich kennen würde oder mir weiterhelfen könnte? Bis jetzt scheint sie jedoch nur darauf bedacht, wie sie mit mir verfahren soll. Sie spielt zweifellos mit dem Gedanken, mich los zu werden. Ihren Blick in die Umgebung hat er ebenfalls bemerkt. "Ich will von euch im Grunde nichts. Dass ich euch bei eurem Tun beobachtet habe, war purer Zufall. Warum ich euch weder getötet noch verraten habe, das ist eine gute Frage. Ich weiß, dass ich das hätte tun sollen, jedoch wollte ich ersteres nicht und zweiteres konnte ich nicht.". Wer hätte ihm bei einer Anzeige schon geglaubt? Er wusste ja selbst nicht, wer er war. Und mit dieser Ausrüstung am Körper wäre er zweifellos als Mörder identifiziert worden. Nun schwieg er. Jemand mit meinen Fähigkeiten. Meint sie etwa, ich bin so jemand wie sie? Vielleicht kann sie mir doch helfen. Unverhofft und ohne Zusammenhang sprach er sie an. "Kennt ihr mich?".

Dreveni zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als sie seiner Erklärung zuhörte. Sie kam sich irgendwie auf den Arm genommen vor, doch etwas war in der Stimme des Rothwardonen, dass es fast glaubhaft klingen lies. Ja, umbringen wolltest du mich nicht. Dann wäre immer noch die Frage: Warum nicht, verflucht noch mal? So kamen sie nicht weiter, und Dreveni wollte gerade kräftig auf Dunmeri fluchen, so ziemlich das einzige was sie von dieser Sprache beherrschte, als der Rothwardon noch eine Frage an sie richtete: "Kennt ihr mich?"
Sie sah ihn erstaunt an, fing sich gleich wieder. "Nein, sollte ich?" An wen war sie denn jetzt wieder geraten? Sie studierte sein Gesicht noch einmal genauer, konnte es aber nach wie vor niemandem zuordnen. Langsam keimte das unangenehme Gefühl in ihr, sich mit dem Falschen angelegt zu haben, das pflegten solche Fragen im Allgemeinen einzuleiten.

Er stutzte. Den Anflug von Überraschung hatte er gesehen, trotz der Dunkelheit. Wusste sie wirklich nichts? Oder kannte sie ihn doch und wollte jetzt nur ein makabres Spiel mit ihm spielen? Aber danach klang es nicht, allerdings wusste er, dass einer Mörderin wohl nicht zu schnell vertraut werden sollte. Andererseits machte ihm der Umstand, dass sie ihn nicht kannte, auch Mut. Vielleicht war er doch kein Mörder, so wie er es vermutet hatte. Er blickte ihr direkt in die Augen. "Seid ihr sicher, dass ihr mich nicht kennt? Auch nicht vom Sehen?". Er fragte sich, ob er sie auf die Schlangen ansprechen sollte, aber das würde wohl zu früh sein.

Sie beobachtete den Mann, der ihr jetzt direkt in die Augen sah. Seine waren hellgrün, dass war ihr heute im Wald aufgefallen, eine ungewöhnliche Farbe für einen Rothwardonen. "Ich habe euch nie gesehen, und ich weiß auch nicht, was ihr mit dieser Frage bezwecken wollt. Sollte ich vielleicht von euch oder eurem Ruf gehört haben?" Hätte sie von ihm gehört hätte man zweifelsohne sein Aussehen und seine Augenfarbe erwähnt, aber auch daran konnte sie sich nicht erinnern. "Außerdem habe ich mich lange nicht außerhalb von Cyrodiil aufgehalten." Sie spielte auf die ausländischen Goldmünzen an, mit denen er hier bezahlt hatte. Er konnte sie auch von einem Auftrag erhalten haben, aber sie wollte sehen, wie er darauf reagierte.

Mein Ruf? Welcher Ruf? Außerhalb von Cyrodiil? Eine andere Provinz? Wieder bekam er Kopfschmerzen. "Wie...wie meint ihr das mit außerhalb von Cyrodiil?". Ein wenig Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. War er hier einer Sache auf der Spur? Sicher, in dem Buch hatte er gelesen, dass die verschiedenen Rassen aus verschiedenen Gegenden stammten. Aber dann kam er wohl gar nicht von hier? Das war kein Indiz, er hatte hier auch schon welche seiner Rasse mit gebräunter Haut gesehen.

Dreveni rang mit sich. Der Mann kam ihr immer undurchsichtiger vor, auf einmal wirkte er wieder so seltsam unsicher, sie hätte ihm gerade nicht mehr zugetraut, dass er ihr heute noch ein Messer an den Hals gesetzt hatte. Wenn sie ihm von dem Gold erzählte, wusste er dass er beobachtet worden war und brachte den Einbruch mit ihr in Verbindung. Allerdings gab sie langsam ihre Theorie wieder auf, dass sie sich mit jemandem angelegt hatte, der zu groß für sie war. Sollte er ruhig noch etwas Angst bekommen. "Ihr werft mit ausländischen Goldmünzen um euch. Leider weiß ich nicht, woher sie stammen. Noch nicht." Sie sah sich wieder unauffällig um, es war zwar niemand mehr unterwegs, aber das Gespräch war definitiv nicht für fremde Ohren bestimmt.

Goldmünzen? Ausländisch? Er griff unter die Robe, holte das Ledertäschchen hervor und entnahm eine der Münzen, von denen sich noch unzählige darin befanden. Er hielt sie ins Licht und betrachtete sie genauestens. Ein Symbol. Verschnörkelt und mit Kraft in die unfertig aussehende Münze gedrückt. Er wusste nicht, was es bedeuten sollte. Plötzlich wieder dieser stechende Kopfschmerz, um ein Vielfaches stärker als der davor. Er ließ die Münze fallen, sie landete klimpernd auf dem Boden, griff sich an den Kopf und krallte sich in seine Haare. Scharf sog er die Luft ein und schaute dabei auf die Dunmerin. Als der Schmerz schwächer wurde, bückte er sich nach der Münze und hob sie schwerfällig auf. "Würdet ihr mir sagen, woher die Münzen kommen, wenn ihr es wisst?", fragte er sie, noch etwas schwer atmend.

Sie beobachtete wie der Mann eine Münze aus seinem Beutel nahm und genauer betrachtete. Sie kannte diese Münzen nicht, aber ihr Informant würde es sicher noch erfahren, es gab nicht viele Möglichkeiten. Bei diesen Gedanken ließ der Rothwardone die Münze fallen und griff sich an den Kopf. Er schien Schmerzen zu haben oder hatte irgendetwas Hinterhältiges vor und war ein guter Schauspieler. Sie beobachtete ihn misstrauisch, als er ihr die nächste seltsame Frage stellte. Dieses mal konnte sie sich nicht mehr beherrschen und fluchte in der Sprache ihres Volkes, hoffentlich verstand es der Mann nicht. "Ihr habt keine Ahnung woher das Gold kommt? Ich rate euch sehr, euch nicht über mich lustig zu machen."

Verwirrt blickte der Rothwardon die Dunmerin an, als diese eine Schimpftriade in einer ihm unbekannten Sprache losließ. Nachdem sie fertig war, wusste er nicht, was er daraufhin sagen sollte. Sie war anscheinend nicht davon begeistert, ihn über neue Erkenntnisse über die Münzen zu unterrichten. Er steckte die Münzen weg und blickte die Dunkelelfe stumm an.

Der Rothwardon sagte gar nichts sondern sah sie nur verwirrt an. Sie verkniff sich weitere Flüche, dass half ihr jetzt auch nicht. Wären sie nicht in der Stadt gewesen hätte sie ihm jetzt mit einer schnellen Bewegung das Stilett ins Herz oder den Hals gestochen und die Sache wäre erledigt gewesen. Seinen Dolch sah sie nicht, so schnell konnte er ihn vermutlich nicht ziehen. "Wer seid ihr, bei Mephala?".

Der Rothwardon beobachtete sie genau, sie sah nicht aus, als würde sie noch mehr solcher fragwürdigen Antworten vertragen können. Und dann stellte sie die Frage, vor der er sich gefürchtet hatte, denn das war so ziemlich das Schlimmste, was sie fragen konnte. Sie würde mit Sicherheit nicht sehr erfreut reagieren, wenn er jetzt sagte, dass er es nicht wüsste. Bestimmt würde sie denken, er will sie zum Narren halten. Er sah sich um. Er brauchte einen Namen. Irgendwas aus der Umgebung. "Ich...heiße...", begann er und schaute sich um. Er sah ihr Kleid. Nein, keine Idee. Der Mond. Nein, auch nicht. Was sollte er tun. Schließlich seufzte er. "Was soll's...ich weiß es nicht...", und er beobachtete genau ihre Reaktion.

Der Rothwardon überlegte. Er überlegte lange für eine solch einfache Frage. Schließlich sah er sich auch noch in der Gegend um, und als es ihr schon fast zu viel wurde und sie der Frage noch etwas Nachdruck verleihen wollte, gab er ihr endlich eine Antwort. "Wie kann man das nicht wissen? Entweder ihr seid selten dumm und wisst definitiv nicht, wann ihr besser ernst seien solltet, oder ihr habt hoffentlich eine verdammt gute Erklärung dafür.", zischte sie ihm zu. Ihr Gesicht wirkte beherrscht und lies nicht viel davon erkennen, was in ihr gerade vorging. Es war nie gut, so auszusehen als würde man gleich jemandem an die Kehle gehen. Nach den Ereignissen aus dem Wald heute war sie zwar nicht unbedingt in der Position, ihm groß zu drohen, aber im Moment wirkte er eindeutig verwirrt. Sie hatte genug Menschen beobachtet, dass ihr so etwas auffiel.

"Wie man das nicht wissen kann, frage ich mich selber. Jedoch ist das die Wahrheit. Ich weiß weder, wer ich bin, noch WAS ich bin oder wo ich herkomme...oder WIE ich hierher gekommen bin...". Gut, durch ein Katakombensystem und auf einem Handelswagen. Nicht gerade ein erwähnenswerter Werdegang. Dann fügte er hinzu, diesmal leiser: "Und ich weiß nicht, warum und wozu ich so etwas wie heute Morgen kann...". Wie die Dunmerin jetzt reagieren würde, stand in den Sternen, und so machte sich der Rothwardon auf einen weiteren Wutausbruch gefasst.

Dreveni sah ihn abschätzend an. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, außer dass es irgendwie passen würde. Er war vermutlich außer in Skingrad an wirklich keiner Taverne vorbeigekommen. "So wie ihr im Moment ausseht, würde ich es euch auch nicht mehr zutrauen, mir ein Messer an den Hals zu halten.", sagte sie nur um die Stille zu überbrücken, während sie noch ihre Gedanken ordnete. Es war ausgeschlossen ihn jetzt hier aus dem Weg zu räumen, also wären auch weiter Wutausbrüche sinnlos, sonst lies er sich doch noch zu unbedachten Dingen hinreißen. "Woher ihr das könnt, kann ich euch leider nicht sagen, aber es war alles andere als schlecht, beide Male." Ihre Stimme hatte jetzt wieder den normalen, leicht kühlen Tonfall angenommen.

War das gerade ein Kompliment? Der Rothwardon musterte die Dunmerin abermals, sagte darauf jedoch nichts. Was sollte er auch erwidern? Danke für diese Wertschätzung etwa? Dann würde sie sich bestimmt veralbert vorkommen und ihn angreifen, und er war nicht besonders erpicht darauf zu testen, ob diese Reflexe, wo immer sie herkamen, wieder funktionieren wie heute Morgen im Wald. Daher blickte er sie stumm an und wartete ab, was sie als nächstes tun oder sagen würde.

Der Rothwardone stand stumm vor ihr und sah sie an. Einerseits war ihr das nicht ganz unrecht, so konnte sie ihre Gedanken noch etwas sammeln, andererseits stachelte das wieder ihre Wut leicht an. Eigentlich wäre das alles kein Problem, wenn er erst gar nicht einfach durch den Wald geschlichen wäre, oder das getan hätte, was jeder halbwegs vernünftige Mensch in dieser Situation getan hätte. Flüchten und das möglichst leise, ohne sie noch bei der Erfüllung ihres Auftrags zu beobachten. Andererseits hätte sie dann jetzt vermutlich die Stadtwache am Hals gehabt. Dreveni war sich noch immer unschlüssig, wie sie mit dem Rothwardonen weiter verfahren sollte, da sie noch ein paar Tage in Skingrad bleiben musste, da kam eine Patrouille der Stadtwache um die Ecke. "Wenn ihr wirklich herausfinden wollt, woher euer Geld stammt, müsst ihr dafür zahlen. Ich wohne in der Zwei-Schwestern-Herberge.", sagte sie leise zu ihm, wobei sie ihn wie zum Abschied kurz umarmte. Sie hoffte, dass das für die Stadtwachen unverfänglich wirkte, und sie nicht annahmen, hier würden zwei finstere Gestalten krumme Geschäfte tätigen. Hoffentlich verstand das der Rothwardone auch als das, wie es gemeint war: Tarnung. Danach wandte sie sich ab und ging ohne große Hast zur Herberge.

Er war von der Umarmung zu überrascht um groß darauf zu reagieren, so ließ er die Situation unquittiert verstreichen und die Dunmerin ihres Weges gehen. Die Stadtwache, welche langsam näher kam, bedachte den Rothwardonen mit einem mürrischen Blick, ging dann aber weiter und verschwand in der Dunkelheit hinter der nächsten Ecke. Wie ich zurück zum Gasthaus komme weiß ich immer noch nicht. Und wo die Herberge ist von der diese...Frau gesprochen hat weiß ich auch nicht. Schließlich folgte er einfach den Weg, den die Wache genommen hatte, und kam tatsächlich wieder auf die Hauptstraße, bei welcher er wieder wusste, wo er sich befand. Obwohl er sich bei dem folgenden Rückweg mehr als einmal beobachtet vorkam und sich auch regelmäßig umsah, konnte er nichts entdecken, was diese Paranoia rechtfertigen könnte. Endlich hatte er seine Bleibe erreicht, und ohne große Umschweife begab er sich auf sein Zimmer, wo der die Tür hinter sich rasch verschloss und dann durchatmete. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er vielleicht nur ganz knapp dem Tod durch die Dunkelelfe entkommen war, sie hätte ihn schließlich ganz leicht ihren Dolch in den Rücken jagen können ohne dass er überhaupt gewusst hätte, wie ihm geschah. Warum sie es nicht getan hatte, beschäftigte ihn auch noch, als er sich in sein Bett gelegt hatte und versuchte zu schlafen, aber ihm schwirrten soviele derartige Gedanken durch den Kopf, dass es eine sehr unruhige restliche Nacht wurde...

Dreveni schlug den Weg zu ihrer Herberge ein, ohne sich noch einmal nach dem Rothwardonen umzusehen oder die Wache weiter zu beachten. Dort angekommen ging sie sofort in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und obwohl sie ein paar Stunden tagsüber geschlafen hatte, war sie ziemlich müde. Die Situation mit dem Rothwardonen war immer noch nicht zufriedenstellend gelöst, aber in der Stadt war der Versuch ihn zu töten einfach zu riskant gewesen. Allerdings war es jetzt auch überflüssig, weiter über ihn nachzudenken, im Moment waren ihr sowieso die Hände gebunden. So löschte sie die Kerzen und ging ins Bett. Hoffentlich kommt der Kaiserliche heute Nacht nicht..., dachte sie sich noch vor dem Einschlafen. Mehr Probleme konnte sie jetzt nicht gebrauchen und wer wußte schon, was ihr Informant noch alles über den Rothwardonen rausfinden würde.

KingPaddy
01.01.2011, 03:37
Es war der nächste Morgen, als Tarrior aus seinem traumlosen Schlaf erwachte. Die Meditation der vergangenen Nacht verschaffte ihm seit langem wieder deutliche Beruhigung. Noch immer saß er im Schneidersitz vor dem Schrein. Das Feuer im Kohlebecken war fast erloschen. Der Dunmer nahm einen tiefen Atemzug der rauschgeschwängerten Luft und versuchte aufzustehen. Seine Beine protestierten und Schmerz fuhr stechend durch seinen Körper. Er genoss ihn und stemmte sich hoch. Mit alter Gewohnheit löschte er die schwelenden Flammen mit etwas Sand aus einem bereitgestellten Eimer und ließ sich von Dunkelheit umhüllen. Im Anschluss verließ er den Raum durch die Geheimtür und gelangte in das Schlafzimmer zurück. Durch das Fenster schaute er nach draußen. Es befand sich ein kurzes Stück über dem Rand der Mauer, so konnte er das umliegende Land in der rötlichen Morgensonne betrachten. Es schien so friedlich, wie die Wiesen der Westspalte mit den vielen Felsen so dalagen und der azurblaue Himmel von roten Streifen der Sonne und blau-violetten Schlieren der vergangenen Nacht durchzogen wurde. „Tirian, mein Sohn“: kamen die Gedanken an den vergangenen Tag zurück. „Und er ist auf dem Weg hierher“: erinnerte er sich. Hinter den Mauern der Plantage würde er in Sicherheit sein. Er dürfe nur nicht erfahren, was sein Ziel war. Tarrior seufzte. „Wenn er erfährt, dass ich mich ins Landesinnere aufmachen will, dann wird er mir nachkommen. Ich werde Verasa bitten, ihm nicht zu erzählen, wohin ich gehe“: überlegte er und beschloss es in Gedanken. Er verließ das Zimmer und ging hinunter in den Speisesaal. Sein Haus nahm er dabei kaum wahr. Es schien alles so weit weg zu sein. Seit seinen Abenteuern in Cyrodiil hatte er unbedingt hierher zurückkehren wollen, doch jetzt erschien es ihm, als würden die Wände ihn förmlich erdrücken.

Er fand zwar Ruhe mit sich und seinem Geist, doch sein Körper war von tiefer Unruhe ergriffen. Es war keine Unstetigkeit, die durch zu viel Energie, sondern im Gegenteil durch eine tiefe Müdigkeit ausgelöst war. Seine Plantage, die Bediensteten, die Räume und Wände alles schien auf ihn einzudrücken und ihn einzuzwängen. Es war unmöglich für ihn nach Hause zu kommen, sofern diese Sache nicht geklärt war. Er war erschöpft an diesem schwebenden Zustand ungelöster Probleme. Die Sache mit Behram Meradanz trieb ihn um. Tarrior wollte nicht viel länger als nötig hier verweilen. Erst wenn der Telvanni ausgeschaltet war, erst dann konnte er sich wirklich ausruhen und zurück zu seinem Leben finden, zumindest glaubte er das. „Verzeiht Herr, dass das Essen noch nicht auf dem Tisch steht. Ich vermutete nicht, dass ihr so früh aufstehen würdet“: entschuldigte sich eilig eine argonische Magd, die ins Zimmer kam um den Tisch zu decken und ihn dann bemerkte. Er winkte ab: „Du bist nicht zu spät. Ich bin stattdessen zu früh.“ Die Echsenfrau nickte und wandte sich schnell wieder der Küche zu. Der Dunmer lehnte sich zurück und überlegte, wie es um seine weiteren Reisepläne nun bestellt war. Das Ziel war dieser Gildenmagier, der sich in einer Höhle bei Maar Gan versteckt hielt. Er sollte über die nötigen Beweise verfügen um Behram Meradanz endlich zu erledigen. Leider stand, wie er in Ebenherz in Erfahrung brachte, die gesamte Stadt unter einer direkten Belagerung durch die Daedra. Es erschien ihm ein kleines Wunder zu sei, dass der kleine Ort überhaupt solange gegen Mehrunes Dagons Horden stand hielt. Die Frage war jetzt nur, wie Tarrior den Ort erreichen sollte. Zum Einen gab es da die Absperrungen an den Straßen ins Aschland und zum Anderen den Belagerungsring selbst. Die Höhle selbst zu erreichen, konnte von Maar Gan aus nicht so schwierig sein. Der komplizierteste Teil bestand höchstwahrscheinlich wirklich darin, in den Ort zu gelangen.

Doch wenn er es recht bedachte, dann musste der Außenposten doch auch irgendwie mit Vorräten versorgt werden. Eventuell gab es einen geheimen Zugangsweg. Wenn es jemand wissen würde, dann sicherlich die Leute an der Straßensperre. Der Zugang zum Aschland lag nur wenige Stunden weiter nördlich, also war dies kein Problem. Am Besten er ließ Fryrr hier. Der Guar war viel zu auffällig um eventuell damit unbemerkt durch die daedrischen Verbände zu schleichen. Außerdem gab es noch Vorbereitungen im Bezug auf die Unterbringung der ganzen Gegenstände des Sechsten Hauses zu treffen. Für den Fall, das es einen Angriff auf die Westspalte gab, sollten die Kisten besser bereits weg sein. Sie enthielten so gut wie alles, was vom Kult und somit vom Erbe des Hauses Dagoth noch übrig war. Die Sachen durften einfach nicht verloren gehen. Tarrior trat an eine Kommode heran und entnahm Papier, Schreibfeder und ein verkorktes Fässchen Tinte, setzte sich wieder hin und begann zu schreiben.

Um ihn herum deckte die Argonierin den Tisch, derweil verfasste er den Auftrag an das Schatzhaus in Vivec, die Kisten unter seinem Namen in Empfang zu nehmen und zu verwahren. Die Gebühren würde er dann der Lieferung beilegen. Als er fertig war und das Schreibzeug weglegte, gab er der Magd, die inzwischen auch Besteck platzierte, einige Aufgaben: „Sorge dafür, dass mir Wasser für ein Bad heiß gemacht wird und hole Gilluk bitte her, wenn er noch nicht wach ist, dann wecke ihn auf. Die Bedienstete eilte sich die Aufgaben auszuführen, ließ den Tisch dabei halbgedeckt zurück. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er legte noch die letzten Gabeln und Messer auf die Tafel. In diesem Moment kam auch schon der Argonier herein. Es hätte Tarrior auch überrascht, wenn sein Freund noch geschlafen hätte. Mit seinen ausdruckslosen Echsenaugen musterte er den Dunkelelfen als er näher kam. „Du wolltest mich sprechen?“: fragte er. „Ja. Ich werde noch heute wieder aufbrechen“: machte er die Antwort kurz knapp und kassierte eine entsprechende Reaktion: „Du willst heute schon wieder los? Du bist doch gerade erst gestern wieder angekommen – nach so langer Zeit!“ Tarrior schüttelte fahrig den Kopf, um der stillen Aufforderung zu bleiben, zu widersprechen.

„Gilluk ich fürchte, ich bekomme meinen Frieden erst wieder, wenn ich diese Sache ein für alle Mal geklärt habe. Daher duldet es keinen Aufschub. Außerdem hast du dich ja als sehr fähig erwiesen, was die Führung der Plantage angeht. Ich werde sie dir weiterhin anvertrauen, bis zu meiner Rückkehr. Halte mich also nicht auf“: machte er dem Argonier klar. „Es wäre sinnlos dich abhalten zu wollen, auch wenn ich es schade finde, da wir uns ewig nicht gesehen haben und du nun schon wieder weg willst. Wann wirst du aufbrechen?“: wollte sein Freund wissen. „Ich werde nach dem Frühstück noch ein Bad nehmen, mein Gepäck zusammen suchen und mich dann auch schon auf den Weg machen. Ein junger Dunmer ist auf dem Weg hierher und ich möchte weg sein, bevor er hier eintrifft. Ich bin auf dem Weg ins Innere der Insel und er würde mir sicher folgen wollen. Sorg daher bitte dafür, dass er nicht erfährt, wohin ich gehe“: bat er Gilluk. Die Echse nickte. Sie war zwar nicht einverstanden, das er sobald wieder aufbrauch, aber sorgte sich zumindest nicht um ihn, schließlich kannte er die Stärke seines Freundes. „Willst du mir erzählen, wer dieser Mann ist?“: fragte Gilluk dann nach Tirian. Tarrior seufzte und erzählte ihm die Geschichte von Verasa, die der Andere mit Spannung verfolgte.

„So ist das also. Und sie soll es dem Jungen erzählen. Ich an seiner Stelle würde dich auch begleiten wollen“: meinte der Argonier. „Durchaus, aber es wird schon gefährlich genug, auch alleine“: sagte Tarrior. „Dann werde ich seine Mutter darum bitten, ihm nicht zu erzählen, dass du nach Maar Gan willst. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich auch nicht ganz, was seit damals in Balmora mit dir los ist. Wenn sich diese Sache um diesen seltsamen Telvanni-Magier dreht, dann verstehe ich nicht, was dich mitten ins Redoran-Gebiet führen sollte. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Hoffentlich bist du wieder normal, wenn du zurückkehrst“: hoffte Gilluk. „Wenn ich jemals so etwas wie „normal“ gewesen bin, hoffe ich das auch“: stimmte Tarrior seinem Freund in Gedanken zu. „Ich habe da dann noch ein paar Dinge, um die du dich kümmern solltest. Zum Einen wäre da dieser Karren, mit dem ich gestern hier ankam. Die Kisten darauf müssen in das Schatzhaus nach Vivec. Nimm einen Beutel Gold für die Gebühren und diesen Brief mit und die Leute dort wissen Bescheid. Zum Anderen sorg dafür, dass man sich gut um Fryrr den Guar kümmert. Ich werde ihn wohl nicht mitnehmen können“: bat er seinen Freund. Gilluk stimmte zu: „Natürlich. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde mich gleich nach dem Frühstück darum kümmern.“ Genau bei diesen Worten brachten endlich die Mägde aus der Küche das Essen. Neben dem Üblichen, Brot mit Fleisch oder Käse, gab es dann noch die klassischen gekochten Kwama-Eier und eine leichte Gemüsebrühe mit Salzreiseinlage. Nach und Nach kam das Stammpersonal der Plantage zusammen. Gilluk und die Argonier von seinem Hof zogen es vor, wegen der beengten Verhältnisse im Speisesaal in den Unterkünften der Bediensteten zu essen. Vorher nahm der Argonier jedoch einer Khajiit-Magd einen vollen Teller ab, der wohl für Verasa bestimmt war. Er würde ihn ihr selbst bringen. Tarrior besaß noch nicht wieder die Kraft, ihr persönlich gegenüber zu treten. Der Dunmer war in diesem Moment erneut froh Gilluk als seinen Freund zu haben.

Direkt nach dem Frühstück zog sich Tarrior wieder in sein Schlafzimmer zurück. Ein Zuber mit dampfenden Wasser stand nun, wie gewünscht, im Raum. Er schlüpfte schnell aus seiner muffigen Kleidung, betrachtete seine vernarbten Arme und den Oberkörper im Spiegel und stieg dann in die Holzwanne. Sofort fühlte er das Wasser an seinen Füßen und die herrliche prickelnde Wärme – erst auf seiner Haut und dann wie sie innerlich von den Füßen langsam aufstieg. Gemächlich setzt er sich nun hinein, sodass sein ganzer Unterkörper vom herrlichen Bad umhüllt war. Dem Oberkörper ließ er dieses wunderbare Gefühl zukommen, in dem er einen bereitliegenden Lappen nahm, mit dem Wasser tränkte und diesen dann auswrang. Wohlige Schauer liefen ihm über den Rücken. Tarrior wiederholte es einige Male und genoss dann einfach das Sitzen im Wasser und die Stille im Raum, die nur von den leisen Aufräumgeräuschen im Erdgeschoss durchbrochen wurde. Erst nach einiger Zeit begann er sich dann richtig zu waschen. Das Wasser war schon fast kalt, als er endlich damit fertig war, dem Zuber entstieg und sich einfache braune Kleidung anzog und sich ebenso einfache Kleider für sein Gepäck zusammenschnürte. Er wollte schließlich nicht lange weg bleiben und überhaupt würde er die meiste Zeit wahrscheinlich sowieso seine Rüstung tragen. Das restliche Reisegepäck konnte er von seiner Cyrodiil-Reise natürlich noch benutzen. Tränke gab es noch genug, sein Schwert und seine Knochenrüstung waren wieder in Ordnung, Wegzehrung würden die Mägde bereiten und seine Chitin-Rüstung konnte nun hier bleiben. Seine Zauber hatte er ja immer im Kopf bei sich. „Alles in bester Ordnung“: wie Tarrior fand und sich die frisch reparierte Rüstung anlegte. Der Schmied lieferte wirklich eine meisterliche Arbeit. Noch immer saß das Rüstzeug wie angegossen. Er überlegte kurz, ob er dem Mann doch mehr hätte zahlen sollen, verwarf den Gedanken dann aber schnell. „Was man nicht ändern kann…“: dachte er und lächelte sein Spiegelbild an und betrachtete sich noch einmal ausgiebig, bevor er den Raum verließ und wieder hinunterging.

Gilluk wartete bereits in der Eingangshalle auf ihn. „Hier ist dein Essen. Es ist alles haltbar und dürfte für zwei Tage reichen“: sagte der Argonier und reichte ihm ein kleines zugeschnürtes Päckchen. „Sehr gut. Hast du mit Verasa gesprochen?“: erkundigte er sich. „Ja. Sie meinte, sie würde sagen, dass sie nicht wisse, wo du hin bist“: gab ihm Gilluk zur Antwort. Tarrior nickte. „Gut dann kann ich ja aufbrechen. Ich werde wohl nicht länger als fünf Tage, wohl höchstens eine Woche weg sein, wenn Nichts dazwischen kommt. Die Höhle liegt meines Wissens nach, nicht zu weit von Maar Gan entfernt“: dachte Tarrior laut über die Zeitplanung nach. „Fünf Tage also. Und meinst du, da wäre dein Sohn schon wieder weg?“: wollte Gilluk wissen. „Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst?“: war der Dunmer ahnungslos, was der Andere von ihm wollte. „Ich habe das Gefühl du läufst vor irgendetwas davon. Meinst du, das da fünf Tage reichen, um Abstand zu gewinnen?“: präzisierte der Argonier die Frage. Sein Freund war auf dem Holzweg. Nicht die ungelösten Probleme seiner „Familie“ lasteten auf ihm, die hatte er hintenan gestellt um sie später zu klären. Das Problem mit Meradanz erdrückte ihn fast. Doch verstand er Gilluk, für ihn musste es so aussehen, als würde er vor Verasa und Tirian davonlaufen. „Ich laufe nicht davon Gilluk. Ich laufe dem Problem und seiner Lösung entgegen“: antwortete er daher. Der Argonier gab ein Schnaufen von sich und verabschiedete sich, in dem er mit seiner Klaue die Hand des Dunmers drückte. Dann umarmten sie sich und Tarrior verließ das Haupthaus.

Er ging über den Hof blickte sich noch einmal die angeschlossenen Gebäude an, wandte dann aber seinen Blick stur auf das Tor, dass ihm zusammen mit der hohen Mauer immer noch irgendwie fremd vorkam. Die vernarbten Torwächter erspähten ihn schon auf Entfernung und öffneten für ihn das Tor. Mit einem kurzen Dank und einigen Abschiedsworten durchschritt Tarrior den Torbogen und fand sich wieder außerhalb in der Natur der Westspalte wieder. Hinter ihm wurde das Tor schnell geschlossen. Seine Schritte lenkte er durch die Felder. Auf den großen Kürbissen und den Blättern der Kartoffelpflanzen glänzte der Tau. Einige Arbeiter waren gerade damit beschäftigt Tomaten einzusammeln und den durstigen Schlammschwämmen, die er um eine große Felsformation ausgesät hatte, die erste Wässerung des Tages zu geben. Man grüßte ihn respektvoll und er grüßte zurück, bis er dann irgendwann die Grenzen der Felder und somit seines Besitzes erreichte und die Plantage langsam hinter ihm verschwand. Nach einer Weile querfeldein Gehens durch die Landschaft, erreichte er die Straße. Tarriors Weg führte dann nach Norden in Richtung des Aschlandes.

Andromeda
04.02.2011, 23:39
Als Dreveni erwachte, war es bereits später Vormittag. Wenigstens hat noch keine Stadtwache das Zimmer gestürmt, dachte sie sich, als sie müde einen Fuß auf den Boden setzte. Wenn die Leiche nicht schon gestern gefunden worden war, dann spätestens heute in aller Früh, wenn wieder die Frauen aus Skingrad zum Lager ihres Opfers gepilgert waren. Sie wusch sich kurz das Gesicht über der Schüssel mit kaltem Wasser in ihrem Zimmer, zog wieder das Kleid an und steckte ihre langen Haare zum Zopf geflochten rund um ihren Kopf fest. Sie schwankte kurz, nahm dann aber noch ihren Mantel mit, da sie sich gleich noch etwas in der Stadt umsehen wollte. Nachdem sie das Stilett wieder an ihrem Unterarm befestigt hatte, verließ sie das Zimmer um unten in der Herberge etwas zu Essen. Der Schankraum war fast leer, da es noch nicht ganz Mittagszeit war. An einem Tisch saßen zwei Bretonen in gehobener Kleidung, die Dreveni aufmerksam musterten, als sie sich an einem Tisch am anderen Ende des Raumes setzte. Das werden doch nicht schon die bretonischen Kontaktleute sein... Dreveni beachtete sie nicht weiter, wie vereinbart, und versuchte stattdessen durch Anstarren die Aufmerksamkeit der Wirtin auf sich zu ziehen, die gerade konzentriert in einem Rappenkurier blätterte. Gerade als sich Dreveni doch entschlossen hatte, nach der Wirtin zu rufen, trat einer der Bretonen an ihren Tisch. "Dreveni Neladren?", fragte er sie gerade so laut, dass sie ihn noch verstand. Dreveni nickte nur leicht, und der Bretone redete weiter: "Wenn ihr die Güte hättet, uns in das Schloss von Skingrad zu folgen..."
Dreveni sah den Bretonen etwas missmutig an, ihr ging es immer etwas gegen den Strich, von jetzt auf gleich irgendwohin zitiert zu werden. Allerdings konnte die Sache so abgeschlossen werden, und sie Skingrad wieder verlassen. Wäre da nicht noch ein kleines Problem.... Sie hoffte inständig, dass sie nicht auf der Straße sofort verhaftet wurde, sobald eine Wache sie sah, stand auf und folgte ihm. Als sie die Taverne hinter den Bretonen verließ, war auf den Straßen alles ruhig, wie an jedem anderem Tag. Im vorbeigehen konnte sie allerdings hören, wie ein paar der Bewohner über die Leiche vor der Stadt tratschten. Die Wache beachtete sie nicht weiter, also war sie - hoffentlich - nicht unter den Verdächtigen. Sie verließen die Stadt und gingen den Hügel und über die Brücke zum Schloss. Dort angekommen wurde sie von den Bretonen in einen kleinen, aber trotzdem teuer ausgestatteten Raum geführt, in dem sich noch ein Bretone aufhielt, der sich in seiner Kleidung kaum von den anderen Beiden unterschieden. Außerdem lag auf dem Tisch ein Beutel in recht ansehnlicher Größe.
"Wir hätten nicht erwartet, dass der Auftrag bei unserem Eintreffen schon ausgeführt sein würde.", sprach der Mann der in dem Raum gewartet hatte, Dreveni an. Die anderen beiden hatten dezent die Tür geschlossen und sich rechts und links davon postiert.
"Die Gelegenheit war günstig.", antwortete sie ausweichend. Sie diskutierte normalerweise nicht mit ihren Auftraggebern die Erledigung der Aufträge.
"1500 Septime, in Münzen und Edelsteinen, wie vereinbart.", sagte der Bretone mit Blick auf den Beutel. Sie trat an den Tisch, öffnete den Beutel und begann, das Geld zu zählen und den Wert der Steine zu schätzen. Die Blicke der Bretonen ignorierte sie, sie zählte grundsätzlich die Bezahlung vor ihren Auftraggebern nach. Egal ob Adel oder einfache Leute. Als sie fertig war, verschloss sie den Beutel und verstaute ihn unter ihrem Mantel.
"Noch etwas? Ich werde die Stadt heute verlassen."
"Nein, das wäre alles. Wir sind sehr erfreut, dass alles so schnell und reibungslos verlaufen ist. Wir werden vermutlich auf euch zurückkommen. Für Dienste wie die euren hat unser Herr immer Bedarf."
Reibungslos, wenn ihr wüsstet... Und anscheinend nicht erfreut genug, noch ein paar Septime oben drauf zu legen., dachte sich Dreveni, sagte aber nur: "War mir eine Freude.", nickte den Bretonen zu und verließ das Schloss ohne sich weiter aufzuhalten.
In Skingrad angekommen, schlug sie den Weg zu ihrer Herberge ein, die Aktion im Schloss hatte nicht lange gedauert, es war gerade Mittag.In der Herberge überlegte sie kurz, etwas zu essen, allerdings war es jetzt zu voll. Nachdenklich ging sie deshalb auf ihr Zimmer, in dem sie wie immer die Tür hinter sich verschloss. Am liebsten wäre es ihr, jetzt gleich abzureisen, allerdings konnte sie das Problem mit dem Rothwardonen überhaupt nicht einschätzen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Problem war. Sie konnte ihn natürlich hier in Skingrad noch weiter beschatten lassen, auch wenn das nicht billig werden würde. Gedankenverloren spielte sie mit dem Zimmerschlüssel in ihren Händen. Am Schluss ist er das wirklich nicht wert... Wie groß standen schon die Chancen, dass man ihm glaubte, oder ihn überhaupt ernst nahm? Er hatte vermutlich keinen Pass, er wusste ja nicht einmal, wie er hieß, oder woher er kam. Vermutlich würde man ihn einfach für Irre halten. Letzten Endes kam sie zu dem Schluss, dass der Rothwardone kein so großes Problem darstellen würde, sie hatte eh nicht vor, so bald nach Skingrad zurückzukommen. Zur Not hielt sie sich etwas bedeckt, bis Gras über die Sache gewachsen war. Außerdem war der Mord vermutlich nicht ohne das Wissen des Grafen geschehen, waren die Bretonen doch zu Gast bei ihm, und auch ihr Opfer, Jack, war vor ein paar Tagen aus dem Schloss geflogen. Vermutlich gab es sowieso Anweisungen, das ganze nicht über-gründlich zu Untersuchen. Sie beschloss dennoch, diese Nacht noch in Skingrad zu verbringen, vielleicht hatte der Kaiserliche noch Neuigkeiten für sie.
Als sie gerade vom Bett aufstehen wollte, um in den Schankraum zu gehen, klopfte es plötzlich an die Tür. "Verfluchte Scheiße.", zischte sie leise. War das die Stadtwache? Dafür war das Klopfen fast zu leise gewesen. Hektisch sah sie sich um, zur Not könnte sie durchs Fenster fliehen, sie müsste zwar alles zurücklassen, was aber immer noch besser als der Galgen wäre. Wobei man mit einem Unsichtbarkeitszauber auch gute Chancen hatte, wieder zu fliehen... Sie hatte den Dolch inzwischen in der Hand und hatte sich halbwegs dazu entschlossen, das Klopfen erst einmal zu ignorieren, da klopfte es erneut. Verdammt. Gleich darauf hörte sie das Geräusch eines Dietrichs im Schloss. Ok, das ist definitiv nicht die Stadtwache. Die hätten die Türe einfach eingetreten. Leise glitt sie mit dem Dolch in der Hand zur Tür, wartete bis, wer immer auch auf der anderen Seite stand, das Schloss geöffnet hatte - Der ist schnell... - und zog die Tür mit Schwung auf. Prompt kam ihr eine Gestalt entgegen, die sie erst wirklich erkannte, als sie schon hinter ihr stand und ihr den Dolch an den Hals halten wollte. "Bist du lebensmüde? Völlig übergeschnappt? Hast du dich im Zimmer geirrt?" blaffte sie den Kaiserlichen an. Mehr noch aus dem Schreck heraus, gleich verhaftet zu werden, als dass sie dem Kaiserlichen seine Aktion wirklich übel nahm, sie wusste dass er so etwas nicht ohne guten Grund tun würde. Der sah sie nur überrascht an, als er sich aufrappelte, wobei sie ihm schließlich die Hand reichte. "Warum hast du nicht auf das Klopfen reagiert? Ich musste annehmen, du bist nicht da." Nachdem er sie kurz schweigend gemustert hatte, fragte er noch: "Nervös?"
"Ich würde es eher vorsichtig nennen. Der komische Rothwardone hat mich gesehen, und dann ist er mir.... entkommen. Ich glaube allerdings nicht, dass er mich verraten wird, aber Vorsicht hat noch nie geschadet."
"Die ist auch angebracht, die Wache sucht zwar nicht besonders eifrig nach dem Mörder, aber es werden trotzdem alle befragt, die im fraglichen Zeitraum die Stadt verlassen haben. Die meisten davon wohnen hier, da fangen sie natürlich an. Bei dir könnten sie schon etwas brauchen, bis sie dich finden, aber sobald du die Stadt verlässt, könnte es eng werden.""Und jetzt? Gibt es eine Stelle, wo man ungesehen über die Mauer..."
"Schlecht. Ich hab hier gefälschte Dokumente, die dir weniger Fragen am Stadttor einbringen sollten. Allerdings sind sie nicht ganz billig. 100 Septime."Dreveni antwortete nicht, sondern sah ihn nur entnervt an. Sie hatte es von Anfang an gewusst, Skingrad und Schloss war keine gute Kombination, auch nur die Erwähnung von beidem im selben Satz brachte irgendwie Unglück. Mit immer noch genervtem Gesicht kramte sie 100 Septime aus dem Beutel der Bretonen und gab sie dem Kaiserlichen. "Bis wann sind sie fertig?"
"Du hast Glück.", erwiderte er nur, und zog ein paar Seiten gerolltes Pergament unter seinem Umhang hervor.
"So ein Zufall.", antwortete sie mit hochgezogener Augenbraue. "Ich werde die Stadt am besten gleich verlassen, oder wie sieht es draußen aus?"Der Kaiserliche bestätigte ihr, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, aus Skingrad vorerst zu verschwinden, und sie verabschiedeten sich.
Dreveni zog das Kleid aus und ihren Overall an, hängte den Mantel um, das Schwert an einem Gürtel um die Hüfte, packte den Dolch sowie das Stilett in ihren Beutel zu ihrem restlichen Gepäck und dem Münzbeutel von ihrem Auftrag. Den Bogen und die Pfeile nahm sie so in die Hand. Das Haar hatte sie wieder zu einem Zopf geflochten und um den Kopf festgesteckt. Wenn schon denn schon. Es war nicht ungewöhnlich, derart bewaffnet unterwegs zu sein, und sie hoffte noch auf die gefälschten Dokumente. Es war riskant, aber sie hatte an sich kein schlechtes Gefühl dabei, und das hatte sie bis jetzt selten im Stich gelassen. Sie zahlte das Zimmer bei der Wirtin und verließ die Taverne. Draußen herrschte das geschäftige Treiben des frühen Nachmittags, und sie erreichte zumindest unangefochten das Tor, obwohl sie an einer Patrouille der Stadtwache vorbeikam. Sie ging zum Westtor, wo sich auch die Stallungen befanden. Dort standen zwei Wachen, die sie seit ihrem Aufenthalt hier noch nie gesehen hatte, höchstens im vorbeigehen. Es war immer gut zu wissen, ob man genau dieser Wache schon gegenüber gestanden hatte, deshalb merkte sie sich deren Gesichter schon aus Gewohnheit. Eine der Wachen kontrollierte gerade einen Ork, in dem sie sein komplettes Gepäck zerlegte, während die andere - ein junger, pickliger Kaiserlicher - Dreveni aufmerksam musterte. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, was er alles fragen konnte und wie sie am besten einfach nur durch dieses Tor kommen würde. Als er dann nicht einmal ihren Pass sehen wollte, war sie fast enttäuscht. Er winkte sie einfach durch. Fast hätte sie ihm aus trotz die Dokumente unter die Nase gehalten, ging aber einfach nur nach einem knappen Gruß zu den Stallungen. Ein leichtes Kopfschütteln ob des seltsamen Systems der Wachen konnte sie sich allerdings nicht verkneifen. Wie passte ein Ork in den Kreis der verdächtigen? Oder eher, warum sie selbst nicht?
An den Stallungen zahlte sie den Stallburschen und gab ihm noch ein paar Münzen dafür, dass er ihr Pferd sattelte.
Als sie ihr Gepäck am Sattel befestigt hatte, machte sie sich auf den Weg Richtung Cheydinhal.Gegen Abend erreichte sie Bockbierquell und rastete dort, wie auch schon auf dem Hinweg. Am nächsten Tag schüttete es, so dass sie nicht so schnell vorankam. Immerhin schienen bei diesem Wetter auch die Banditen nicht aus ihren Löchern zu kommen.

Am späten Abend sah sie schließlich die Lichter in den Fenstern von Mordans Haus. Sie war inzwischen völlig durchnässt und ihre Laune auf einem absolutem Tiefpunkt. Wenigstens musste sie niemanden mehr sehen an diesem Tag, außer Mordan, und der wusste dass man sie in solchen Momenten am besten in Ruhe lies. Oder rückte ihr den Kopf wieder zurecht, falls es nötig war. Mordan war auch so ziemlich der einzige, von dem sie sich wirklich etwas sagen lies. Sie führte ihr Pferd in den kleinen Stall neben dem Haus und nahm ihm das Gepäck und den Sattel ab. Sie klopfte an die Haustür und wartete bis Mordan öffnete. Sie hatte zwar einen Schlüssel - irgendwo in ihrem Gepäck - hatte aber keine nerven mehr, ihn zu suchen. Mit Magie hatte sie bei diesem Schloss kein Glück, Mordan bestand aus nachvollziehbaren Gründen auf sicheren Schlössern. Sie musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde, und ihr Ziehvater in seiner üblichen grauen Robe vor ihr stand. "So bald hätte ich dich nicht zurück erwartet."
"Ich mich auch nicht.", antwortete sie ihm, als sie an ihm vorbei in den Eingangsbereich trat, wo sie ihr Gepäck und die Waffen einfach auf den Boden fallen lies. Danach umarmten sie sich kurz, und Dreveni hängte ihren triefnassen Mantel an einen Haken an der Wand. "Keine Sorge, Jack ist tot, aber erinnere mich das nächste mal daran, dass das der letzte Auftrag in Skingrad war. Zumindest für eine ziemlich lange zeit." Auf Mordans skeptischen Blick antwortete sie nur: "Erzähl ich dir gleich, ich tropfe, falls du es nicht bemerkt hast." Dabei nahm sie den Worten durch ein leichtes Lächeln die Schärfe. Sie ging mit ihrem Gepäck nach oben auf ihr Zimmer, zog sich trockene Sachen an - eine knielange Weinrote Tunika und eine schwarze Hose - kämmte sich die nassen Haare und hängte die nassen Sachen aus ihrem Beutel in ein Nebenzimmer. Danach ging sie wieder nach unten, wo Mordan inzwischen etwas zu Essen und eine Flasche Wein auf den Tisch beim Kamin gestellt hatte.
Beim essen erzählte sie Mordan von den Ereignissen in Skingrad, wobei sie sich den ein oder anderen Tadel anhören durfte, warum sie den Kaiserlichen gleich getötet hatte, aus der Gelegenheit heraus, obwohl sie ihn eigentlich erst einmal nur beobachten wollte. Dann hätte sie vermutlich auch der Rothwardone nicht überrascht, aber jetzt war es schon geschehen.
Immerhin teilte er ihre Einschätzung der Situation, dass selbst wenn sie verraten wurde, nach einer Weile Gras über die Sache gewachsen sein würde. "An sich ist es gut, dass du früher wieder hier bist", wechselte er schließlich das Thema. "Ich hätte es sonst jemandem anderen angeboten. Heute kam ein Auftrag, der mehr als gut Bezahlt wird, und nicht sonderlich kompliziert zu sein scheint. Vielleicht hätte ich es sonst selbst getan, aber eigentlich kann ich zur Zeit nicht weg, ich habe Verpflichtungen in den nächsten Tagen." Dreveni gähnte hinter vorgehaltener Hand, es war inzwischen schon recht spät. Gleich der nächste Auftrag.. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die nächsten Tage nichts zu tun, gleichzeitig kam sie nicht umhin zuzugeben, dass ihr ihre Arbeit Spaß machte. In gewisser Weise war sie Stolz auf ihre Tätigkeit, nicht jeder war in der Lage, einfach jemandem Auge in Auge die Kehle durchzuschneiden. Auch vermied sie es, unschuldige zu Töten und sie jagte auch nicht jedem Banditen bis aufs Blut hinterher. Manchmal lies es sich abereinfach nicht vermeiden, dass Zeugen beseitigt werden mussten.
"Bist du noch wach?" riss Mordan sie aus ihren Gedanken. Nachdem sie ihm zugenickt hatte, fuhr er fort: "Es handelt sich um zwei Personen. Ein Kaiserlicher und eine Dunmer. Er ist Magier und sie anscheinend von der Kämpfergilde, von beiden wird als Beweis der rechte Zeigefinger geforert, sowie von der Dunmer ein goldenes Amulett, dass sie bei sich trägt. Du kannst sie im Dunkelwald einholen, vermutlich an der Grenze zu Schwarzmarsch. Das ist jedenfalls die Aussage der Auftraggeberin. Sie sind nach Süden unterwegs."
"Zwei also... Was für ein Magier?"
"Nichts spezielles angeblich, allerdings solltest du dich bei dieser hohen Bezahlung nicht darauf verlassen."
Ein Magier. Allerdings in der Wildnis, da hatte sie ganz andere Möglichkeiten als in einer Stadt. Mit etwas Glück konnte sie den Magier mit einem gut gezieltem Pfeil erwischen, zumindest so, dass er Kampfunfähig war. Es wäre ja auch nicht der erste Magier, der durch ihre Hände starb. In der Dunmer sah sie jedenfalls kein größeres Problem, auch wenn sie kämpfen konnte. Dann musste sie die beiden ja nur noch finden.....
"Du müsstest allerdings schon morgen aufbrechen."
"In Ordnung. Ich wollte sowieso wieder mal nach Leyawiin, das ist dann auch nicht mehr weit.", antwortete sie, wobei sie wieder ein Gähnen unterdrücken musste. Sie besprachen noch kurz ein paar Details, wo sie sich nach Erledigung des Auftrags melden sollte und, was ungewöhnlich war, sogar den Namen der Auftraggeberin. Danach ging sie ins Bett, und schlief wie ein Stein bis zum nächsten Morgen.
Nach einem kurzen Frühstück packte sie ihre Sachen, dieses mal auch Proviant und ein paar Fläschchen mit Gift. Nachdenklich hielt sie das Vulkanglasschwert in der Hand, und entschloss sich dann, es doch mitzunehmen. Eigentlich wollte sie so wenig wie möglich dabei haben, da sie in der Wildnis unterwegs war und kein Zimmer als Lager nutzen konnte, aber gerade bei zwei Personen und davon ein Magier war man besser auf alles vorbereitet. Ihre Haare steckte sie sich im Nacken zu einem Knoten, und über eine dunkle, langärmlige Tunika und eine dunkle Hose trug sie ihren Mantel. Am linken Arm hatte sie das Stilett befestigt, was irgendwie schon zu ihrer normalen Kleidung gehörte. Ausserdem hatte sie noch einen alten Steckbrief mit dem Gesicht des Magiers, den sie suchte. Sein Name war Arranges. Sie sattelte ihr Pferd, Schon wieder tagelang nur reiten..., befestigte das Gepäck und verabschiedete sich von Mordan.

Am frühen Vormittag brach sie schließlich auf und folgte der blauen Straße weg von Cheydinhal. Ab der Hälfte der Strecke zur gelben Straße nach Süden kürzte sie den Weg querfeldein ab, trotzdem war sie noch lange genug unterwegs. Nach etwa drei Tagen überquerte sie die Brücke über den Panther-Fluss auf der gelben Straße, und hielt sich von da ab links entlang des Flusses, in Richtung der Grenze zu Schwarzmarsch. Durch das zunehmend sumpfige Gelände kam sie nur langsam vorwärts, außerdem musste sie vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden, und um keine Spur zu ihren Opfern zu übersehen. Allzu schwer wurde es ihr allerdings nicht gemacht, sie entdeckte Spuren von Lagern und sogar ein paar Leichen. Es konnte natürlich auch jemand anders dafür verantwortlich sein, was sie sich bei deren Zustand fast wünschte.

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Jagd (http://www.multimediaxis.de/threads/129186-Die-Jagd?p=2737324&viewfull=1#post2737324)" fortgesetzt.

Andromeda
07.02.2011, 19:22
Anschluss an die Handlung von "Die Jagd (http://www.multimediaxis.de/threads/129186-Die-Jagd?p=2737620&viewfull=1#post2737620)".


Sie sah Arranges und der Dunmer nach, bis diese in der Dunkelheit verschwunden waren. Daran, dass ihr Leben gerade fast zu Ende gewesen wäre, dachte sie nicht mehr, sie ärgerte sich jetzt nur noch maßlos darüber, dass die beiden es wagen konnten, sie einfach hier an einen Baum gefesselt zurückzulassen. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln, merkte aber bald, dass sie sich so einfach nicht befreien konnte.
Nach einer Weile zwang sie sich zur Ruhe, da sie mit planlos an den Seilen zerren nicht weiter kam. Der Knoten schien hinter ihr zu sein, sie konnte die Arme etwa ab den Ellenbogen relativ frei bewegen, es reichte aber weder zu dem Stilett noch dazu, die Stricke zu verschieben. Langsam wurde sie immer verzweifelter, darauf dass jemand vorbeikam, der sie befreite, brauchte sie nicht zu warten. Ab und an waren mit Sicherheit Jäger hier unterwegs, aber auch jede Menge Banditen und wilde Tiere. Ok, Dreveni, denk nach. Vielleicht kann ich wenigstens... Sie winkelte den rechten Arm am Ellenbogen ab, so dass ihre Handfläche nach oben zeigte und konzentrierte sich. Natürlich funktioniert das, wieso auch nicht..., dachte sie sich, als ihre Hand von einem roten Glühen eingehüllt wurde. So würde sie zwar kaum auf jemanden Zielen können, aber sie konnte sich verteidigen, wenn ihr jemand zu nahe kam. Grübelnd sah sie auf den roten Schein um ihre Hand und dann auf das Seil, dass über ihre Brust lief. Das könnte.. Das funktioniert. Sie musste nur aufpassen, sich selbst nicht zu sehr zu verbrennen, aber ihr als Dunmer machte Feuer eh nicht soviel aus, wie zum Beispiel diesem elenden Kaiserlichen Magier ein Feuerball von ihr ausmachen würde... Sie durfte nur nicht zu viel Energie in den Zauber legen, ein einfacher Übungszauber von früher sollte ausreichen. Dummerweise war sie sonst nie darauf angewiesen, bei Zerstörungszaubern sonderlich vorsichtig zu sein, und so hoffte sie, dass es nicht doch zu heftig ausfallen würde.
Mit der rechten Hand berührte sie das Seil etwa über ihrem linken Oberarm, wobei sie das Handgelenk schon arg verdrehen musste. Sie verstärkte den Zauber, und gleich darauf spürte sie wie die Spannung des Seils nachliest, und auch gleich die Hitze auf ihrer Haut. Sie löste den Zauber und wollte aufspringen. Allerdings war sie wohl doch länger in der feuchten Nachtluft gesessen, als sie gedacht hatte, ihre Gelenke waren schon ganz steif. Fluchend erhob sie sich schließlich, begutachtete den angebrannten Stoff ihrer Tunika, sah aber, dass ihre Haut nicht verletzt war. Mit einer schwungvollen Bewegung zog sie ihr Stilett aus dem Stamm und sah danach in die Richtung, in die Arranges ihren Dolch geworfen hatte. Es war immer noch stockfinster, sie würde ihn jetzt kaum finden. Also ging sie erst einmal zurück zu ihrem Pferd, das zum Glück immer noch friedlich an der Stelle stand, an der sie es zurück gelassen hatte. Mit dem Pferd ging sie zum Lager der beiden zurück, entzündete das kleine Feuer erneut und versorgte erst einmal den Schnitt von Arranges Schwert mit einem Heiltrank. Bis zum Morgengrauen döste sie im Halbschlaf neben dem Lagerfeuer.
Als es langsam hell genug war, begann sie nach ihrem Dolch zu suchen. War ihr Zorn in den letzten Stunden etwas verraucht, bedachte sie den Kaiserlichen jetzt wieder mit den übelsten Schimpfwörtern, die sie unterwegs aufgeschnappt hatte, und das waren einige. Obwohl sie wenigstens die Richtung gesehen hatte, in die der Dolch geflogen war, und auch in etwa, mit wie viel Schwung der Magier geworfen hatte, suchte sie doch fast den ganzen Vormittag an einer Stelle etwas zu weit weg vom Lager. Letzten Endes fand sie ihn dann gute fünf Meter weiter rechts und ein paar Meter näher am Lager. Fast zärtlich strich sie über das rötlich schimmernde Metall, das - obwohl er im Schatten der Pflanzen gelegen hatte - eine leichte wärme ausstrahlte.
Sie aß noch kurz etwas, stieg auf ihr Pferd und ritt nach Westen, zurück zur gelben Straße. Weiter würde sie den beiden nicht folgen, für sie war die ganze Sache erledigt. Sollte sich doch jemand anders mit diesem kranken Kaiserlichen rumärgern. Jetzt waren sie gewarnt, und eine zweite Chance würde sie sowieso kaum noch erhalten. Diese Entscheidung ging ihr zwar gehörig gegen den Strich, da sie es nicht gewohnt war, so kläglich zu scheitern, aber ihre Vernunft siegte dann doch. Und irgendwann bist du fällig. Man sieht sich immer zweimal im Leben, Arranges. Alles in allem war sie sowieso glimpflich aus der Sache herausgekommen, sah man von ihrem doch arg angeknackstem Stolz ab.

Sie ritt den gleichen Weg wie schon auf dem Hinweg zurück zu ihrem Haus bei Cheydinhal. Dass sie den Auftrag nicht erledigen konnte, ärgerte sie nach wie vor, auch wenn sie sich sagte, dass das durchaus vorkam. Sie kannte zumindest niemanden, der bis jetzt alle Aufträge zu 100% erledigt hatte. Sie hoffte, dass Arranges wenigstens mit dieser Marie abrechnen würde, oder dass diese noch andere Assassinen angeheuert hatte, die erfolgreicher waren als Dreveni.
Als sie am Abend des vierten Tages das Haus erreichte, wechselte sie nicht viele Worte mit Mordan, sondern ging sofort auf ihr Zimmer und schlief bis in den nächsten Vormittag. Die nächsten Tage verbrachte sie damit, nach Cheydinhal zu reiten, um ein paar Dinge zu erledigen, und tat ansonsten nicht viel. Das Desaster ihres letzten Auftrages verdarb ihr immer noch die Laune, und ein neuer war noch nicht in Sicht.
Eines Abends, sie saß gerade wieder mit Mordan beim Kartenspielen, klopfte es an die Tür. Mordan öffnete, und kurz darauf hörte sie ihn rufen: "Für dich!"
Wer denn um die Uhrzeit?, überlegte sie, als sie aufstand und zur Tür ging. Dort stand ein Argonier aus Cheydinhal, den sie kannte, da er beinahe alles organisieren konnte, wenn man den Preis zahlen konnte.
"Heute ist wieder eine Lieferung gekommen.", sagte er zu ihr, Mordan war wieder in das Wohnzimmer gegangen. Statt eine Antwort zu geben, sah sie ihn abwartend an. Unterbrach man ihn, kam er nie auf den Punkt.
"Es hat etwas länger gedauert als sonst, zu viel Kontrolle, du weißt ja. Skooma."
"Und seit wann interessiert mich Skooma?", antwortete ihm Dreveni schließlich doch, da sie annahm, darum ging es dem Argonier.
"Und wie du auch weißt, werden ab und an auch andere Sachen mitgeschickt.", fuhr er ungerührt fort. "Hier," während er das sagte, zog er einen abgegriffenen Umschlag aus seiner Tasche, "ein Brief für dich. Ich weiß nicht von wem, oder woher ursprünglich. Derjenige, der die Lieferung begleitet hat, sagt er hätte es von jemandem den er kennt, und der kennt jemanden, der ist wieder nach dir gefragt worden. Oder so ähnlich"
"Danke.", sagte sie und nahm ihm den Brief aus der Hand. Er sah aus, als wäre er schon durch einige Hände gegangen, ein Siegel konnte sie auch nicht sehen. Nachdenklich betrachtete sie ihn, ihr fiel beim besten Willen nicht ein, wer ihr auf diese Art eine Nachricht schicken könnte. Schließlich wurde sie von dem Räuspern des Argoniers aus ihren Gedanken gerissen. "Der Weg zu eurem Haus ist ziemlich weit..."
Überrascht sah sie ihn an, sie hatte ganz vergessen, dass er immer noch neben ihr stand. "Du hättest mir den auch in Cheydinhal irgendwann geben können.", sagte sie während sie ein paar Münzen aus der Kommode neben der Tür nahm. "Hätte ich.", antwortete er grinsend, nahm das Geld und verschwand.
Unschlüssig stand sie einen Moment mit dem Brief in der Hand da. Sie maß dem ganzen keine große Bedeutung bei, so legte sie ihn auf die Kommode und ging wieder ins Wohnzimmer. Wenn der Brief schon länger unterwegs war, konnte er jetzt noch ein paar Stunden warten.
Als sie lange nach Mitternacht schließlich auf ihr Zimmer ging, nahm sie den Brief mit nach oben. Sie zündete die Kerze auf dem Tisch an, setzte sich auf den Stuhl daneben und zog den Bogen Pergament vorsichtig aus dem fleckigen Umschlag. Die Schrift, die zum Vorschein kam, als sie das Pergament auseinander faltete, wirkte irgendwie hastig geschrieben, und doch war es eine saubere, geübte Schrift. Bei dieser Schrift begannen die ersten leisen Alarmglocken in ihr zu schrillen, auch wenn es nur am Rande ihres Bewusstseins war.
Als sie die ersten Zeilen allerdings gelesen hatte, traf sie schier der Schlag. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, und hätte sie nicht von Natur aus die dunkle Haut der Dunmer gehabt, hätte man gesehen dass sie totenbleich geworden war. Bilder und Gefühle wallten in ihr auf, von Ereignissen die jetzt beinahe zehn Jahre her sein dürfen, und von denen sie gehofft hatte, nie wieder daran erinnert zu werden. Sie versuchte, den Brief zu Ende zu lesen, schaffte es aber nur noch, die restlichen Zeilen zu überfliegen. Ruckartig erhob sie sich, und hätte dabei fast den Stuhl umgeworfen. Sie musste nach draußen, das Zimmer schien ihr auf einmal viel zu eng zu sein.
Den Brief lies sie auf dem Tisch liegen, als sie die Treppe hinunter zur Haustür ging. Mit einer mehr automatischen als bewussten Bewegung nahm sie den Schlüssel von der Kommode und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Als sie die Haustür hinter sich zugezogen hatte, blieb sie einen Moment stehen und atmete tief durch. Das erste Mal, so schien es ihr, seit sie begriffen hatte, von wem dieser Brief stammte. Es war kühl, und die Sterne standen funkelnd am Himmel. Die beiden Monde Nirns waren knapp über dem Horizont. Sie ging ein Stück den Weg vom Haus weg, bis sie an eine kleine Bank an der Grenze des Grundstücks kam, auf die sie sich erschöpft fallen lies. Oben auf dem Pergament war ein Datum gestanden, demnach musste der Brief vor gut sieben Wochen geschrieben worden sein, und war länger unterwegs gewesen, als der Verfasser beabsichtigt hatte. "Verflucht." Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt und die Ellenbogen auf die Knie. Das ist nicht fair., dachte sie sich verzweifelt, wobei sie selbst nicht genau wusste, ob sie damit jetzt den Brief meinte, oder die Tatsache, dass sie das nach all den Jahren noch so mitnahm. Hätte sie in diesem Moment jemand gesehen, hätte er wohl schwer geglaubt, wie kaltherzig, berechnend und überheblich sie sonst war. Und das ärgerte sie noch zusätzlich. Sie hasste es, wenn es jemand geschafft hatte, sie zu verletzen, und sich selbst dafür, dem anderen überhaupt eine Chance dazu gegeben zu haben.
Nach einer Weile - sie wusste nicht, wie lange genau - war sie ziemlich durch gefroren und wieder halbwegs klar im Kopf, so dass sie zurück ins Haus ging. Schlaf fand sie kaum noch in dieser Nacht, und wenn sie doch kurz einschlief, wurde sie von eigenartig realistischen Träumen heimgesucht.

Als sie wieder einmal aus diesen Träumen erwachte, war es auf einmal ziemlich hell draußen. Noch etwas benommen erhob sie sich, den Brief auf dem Tisch demonstrativ ignorierend. Sie schlurfte ins Bad, in dem großen Zuber war natürlich gerade kein Wasser, aber eine Schüssel mit kaltem Wasser stand auf dem Waschtisch. "Scheiße.", fluchte sie leise vor sich hin, als sie sich mit dem kühlen Wasser wusch. Als sie sich wieder angezogen hatte, ging sie nach unten, Mordan konnte sie nirgends finden, er war vermutlich nach Cheydinhal geritten. Sie lief erst etwas unschlüssig durchs Haus, begann dann schließlich in einem Buch über Morrowind zu blättern, kehrte in Gedanken aber immer zu dem Brief zurück. Dibellas Schrein bei Chorrol, natürlich erinnere ich mich, wie könnte ich das vergessen., dachte sie mit bitterem Gesichtsausdruck. Und warum bei allen Daedraprinzen schickst du ausgerechnet von allen Leuten in Cyrodiil mir einen Brief. Dass er offenbar davon ausging, dass sie selbst noch lebte, wunderte sie weniger. Er hatte zweifellos mitbekommen, dass die Sache damals nicht ganz so geendet war, wie er es geplant hatte. Was sie allerdings wunderte war, dass er tatsächlich zu glauben schien, sie würde für ihn auch nur einen Finger krumm machen. Abgesehen von den Fingern um den Griff ihres Dolches vielleicht. In diesem Moment wurde die Haustür aufgeschlossen, und Mordan kam herein. Sie versuchte schnell, alle Gedanken an den Brief aus ihrem Kopf zu verscheuchen und einen möglichst normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Das gelang ihr leider nicht so ganz, noch dazu sah sie leicht übernächtigt aus.
"Was ist los Dreveni?", fragte er sie deshalb, nachdem sie sich begrüßt hatten. "Hat es mit dem Brief zu tun?"
"Eigentlich ist nichts los. Der Brief hat mit einer Sache zu tun, die lange her ist, und ich werde ihn ignorieren.", bemühte sie sich zu ihrer üblichen kühlen Art zurückzufinden. Mordan wusste natürlich von der Sache damals, wenn jemals etwas richtig schief gelaufen war, dann das. Das mit Arranges war zwar unschön, aber alles in allem kalkuliertes Risiko gewesen, die Situation war für sie zu jeder Zeit berechenbar gewesen, vor allem auch ihre eigenen Reaktionen. Allerdings hatte sie Mordan damals nicht alles erzählt, genau genommen hatte sie es niemandem erzählt, und war auch nicht scharf darauf, es jetzt zu ändern. Mordan sah sie nur prüfend an, sagte aber nichts weiter, wofür sie ihm sehr dankbar war. Irgendwann würde sie ihm die ganze Geschichte erzählen, vielleicht wenn die Sache ein für alle mal abgeschlossen war. Halt, du wolltest den Brief ignorieren. Also wird auch nicht nachgeforscht., ermahnte sie sich.
Sie beschloss, morgen zur Kaiserstadt aufzubrechen. Dass es schon die Hälfte der Strecke nach Chorrol war, verdrängte sie erfolgreich, sie hatte immerhin vor, in der Kaiserstadt ein paar Tage oder Wochen zu bleiben. Sobald man sich dort etwas auskannte, fand man immer etwas zu tun, und die meisten dieser Aufträge waren weniger heikel als der mit Arranges. In dem Haus bei Cheydinhal hielt es sie nie sonderlich lange, es war ihr fast zu abgeschieden.

Andromeda
08.02.2011, 19:36
Sie brach am frühen Morgen - die Sonne war noch nicht über dem Horizont - des nächsten Tages auf. Sie nahm den weg südlich an der Stadtinsel vorbei über die Brücke die über den Niben führte. Bis auf die üblichen Probleme mit Wegelagerern verlief die Reise ereignislos, und sie erreichte kurz vor Mitternacht die Tore der Kaiserstadt. Sie musste zwar den Stallburschen erst aus dem Bett klopfen, und die Wache reagierte auch immer skeptischer, je später die Stunde war, aber schließlich wurde sie in die Kaiserstadt gelassen. Dort wandte sie sich zum Marktviertel und nahm in der Taverne zum Kaufmann ein Zimmer. Zuvor hatte sie es gleich am Thalos-Platz versucht, dort waren aber alle Zimmer belegt. Gut, wenn es voll ist, dann gibt es vermutlich auch Arbeit hier. Im Zimmer angekommen räumte sie ihre Sachen in die Truhen. Dabei fiel ihr auch der Brief wieder in die Hände. Sie hatte ihn mitgenommen, da sie nicht wollte, dass Mordan ihn sah. Dazu hätte es allerdings auch gereicht, wenn sie ihn einfach verbrannt hätte, nachdem sie ihn ja sowieso ignorieren wollte. Immerhin schaffte sie es, ihn nicht wieder zu lesen.

Die nächsten Tage schlenderte sie durch die Kaiserstadt, vor allem durch die dunkleren Seitengassen und durch das Hafenviertel, grüßte alte Bekannte und verbrachte die Abende in deren Hütten, bei reichlich Wein und Met. Dadurch konnte sie tatsächlich für die nächsten Tage auch jeden Gedanken an den Absender des Briefes verdrängen. Nach einer knappen Woche hatte sie sogar einen Auftrag in der Kaiserstadt. Nichts außergewöhnliches, ein Nord der in einem größerem Haus im Tempelbezirk lebte. Es schien um Spielschulden zu gehen, auch wenn sie das eigentlich nicht interessierte. Es gab auch keine besonderen Auflagen, der beste Zeitpunkt war wohl Nachts, wenn er schlief. Die nächsten drei Nächte verbrachte sie damit, die Wachen im Tempelbezirk zu beobachten. Das Haus des Nord befand sich zwar in einer Gasse an der Stadtmauer und nicht auf dem Platz mit der Kapelle, doch es patrouillierten permanent Wachen durch diese Gasse, da am Ende der Eingang zu ihrem Wachturm lag. Also drückte sie sich durch das Gebüsch und hielt in den Schatten verborgen, und stellte fest, das sie zwischen zwei und drei Uhr nachts ein Zeitfenster von etwa einer halben Stunde hatte, in dem keine Wachen an dem Haus vorbeigingen. So konnte sie ungesehen hinein und wieder heraus kommen. Dabei war sie völlig in ihrem Element und hatte den Brief vorübergehend komplett vergessen.
Tagsüber war sie nur zum schlafen auf ihrem Zimmer.
In der vierten Nacht zog sie sich wieder ihre dunklen Sachen an, befestigte das Stilett an ihrem Arm und verließ die Herberge. Mehr Waffen nahm sie nicht mit, sollte irgend etwas schiefgehen, konnte sie zur Not fliehen, und das war unbewaffnet wesentlich unauffälliger, vor allem sollte sie kontrolliert werden. Sie ging in Richtung des Tempelbezirks und verschwand dort unauffällig in den Schatten der Gebäude, als gerade keine Wache hinsah. Es war inzwischen kurz nach zwei Uhr, und die letzten Wachen verschwanden gerade im Wachturm, also hatte sie jetzt theoretisch Zeit. Nach einem schnellen Blick in die Gasse legte sie die rechte Hand auf das Schloss der Tür und konzentrierte sich auf einen Zauber. Man brauchte dafür keinen speziellen Schlüssel, das hatte sie noch erfahren. Als das Schloss vernehmlich knackte, hielt sie kurz den Atem an, aber im Haus war nichts zu hören, als sie die Tür vorsichtig einen Spalt aufschob.
Drinnen war es beinahe stockfinster, aber ihre Augen hatten sich schon draußen an die Dunkelheit gewöhnt, so sah sie die Umrisse der Stufen. Die Tür zog Dreveni leise hinter sich zu, dann schlich sie leise die Treppe nach oben. So wie sie die meisten Häuser in der Kaiserstadt kannte, befand sich das Schlafzimmer im Obergeschoss. Und tatsächlich konnte sie es durch die Tür am oberen Ende der Treppe schnarchen hören. Perfekt. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter, immer darauf hörend, ob sich das Schnarchen des Nord änderte, doch den störte es nicht im geringsten, dass gerade ein Assassine durch sein Haus schlich. Hinten an der Wand stand das Bett, in dem ein wahrhaft riesiger Nord schlief, soweit sie das im halbdunkel ausmachen konnte. Werd jetzt bloß nicht wach... Sie warf einen kurzen Blick auf den Boden, aber es stand nichts im Weg. Mit wenigen, leisen Sätzen war sie bei ihrem Opfer und stach mit einer schnellen Bewegung das Stilett in sein Herz. Der Nord zuckte noch ein paar Mal kurz und röchelte, dann lag er still, die toten Augen zur Decke gerichtet. So, noch den Finger... Suchend sah sie sich um, sie hätte ihn zwar auch irgendwie mit dem Stilett abtrennen können, ein normaler Dolch oder Messer war dazu aber besser geeignet. An der Wand lehnte ein eisernes Schwert - Naja, auch noch besser - mit dem sie die Hand des Nord bearbeitete, als sie das Stilett wieder aus seinem Brustkorb gezogen hatte. Elende Sauerei... Sie wischte ihre Waffe am Bettzeug ab, wickelte den Finger in ein Stück Stoff, dass sie in den Beutel an ihrem Gürtel tat. JETZT sollte ich auch besser nicht kontrolliert werden... Sie warf noch einen letzten Blick auf den Nord, der jetzt in einer größer werdenden Blutlache in seinem Bett lag. Sie selbst hatte nichts abbekommen, darin hatte sie inzwischen Übung.
Genauso leise, wie sie in das Haus eingestiegen war, verließ sie es auch wieder, sie hatte nicht lange gebraucht und verschwand im Dunkeln. Und dieses mal hatte sie niemand gesehen, stellte sie befriedigt fest, als sie wieder in ihrem Zimmer war. Morgen würde sie sich mit ihrem Kontaktmann treffen um den Auftrag abzuschließen.

Sie setzte sich auf das Bett, sah in die Luft und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Die letzten Tage war sie entweder unterwegs gewesen, oder hatte - meistens gut angetrunken - geschlafen. Gerade schielte sie zu der Flasche Wein auf der Kommode, da tauchte das Bild eines Dunmer vor ihrem inneren Auge auf. Ein Gesicht, dass sie die ganzen Jahre versucht hatte, zu vergessen. Die scharf geschnittenen Züge wurden von schwarzem, halblangem Haar eingerahmt, und obwohl es jugendlich wirkte, konnte man schon leichte Fältchen sehen. Um den Mund schien immer ein leicht spöttisches Lächeln zu liegen, das auffälligste waren aber für sie immer die Augen gewesen. Solch dunkelrote Augen hatte sie bisher bei keinem anderen Dunmer gesehen. Sie schienen fast von innen zu glühen, und es war ihr immer schwer gefallen, nicht in ihnen zu versinken.
Sie schüttelte leicht den Kopf um das Bild zu verscheuchen, stand auf und griff zur Weinflasche. Dann nahm sie den Brief noch einmal zur Hand. Mit keinem Wort erwähnte er, was damals passiert war. Das war eins der Dinge, die typisch für ihn waren. Es wunderte sie überhaupt, dass er sich in Cyrodiil aufhielt, aber er schien in echten Schwierigkeiten zu stecken, soweit dass aus dem Brief hervor ging. Außerdem hatte er nicht damit gerechnet, dass es solange dauerte, bis sie den Brief erhalten würde. Er wollte vor inzwischen über drei Wochen bei Chorrol sein, gut möglich dass er inzwischen tot war. "Verdammt." Sie knüllte den Brief wütend zusammen und warf ihn an die Wand, danach nahm sie einen großen Schluck Wein aus der Flasche. Sie könnte natürlich nach Chorrol reiten, und versuchen etwas herauszufinden, auch wenn es eindeutig unvernünftig war, und normalerweise pflegte sie auf ihre Vernunft zu hören. Seit damals jedenfalls.
Irgendwann, als es draußen schon dämmerte, schlief sie doch noch ein.

Aaah, so geht das nicht weiter..., dachte sie sich, als sie gegen Abend mit Kopfschmerzen erwachte, und ihr Blick auf die zwei leeren Flaschen fiel. Hä? Zwei? Wieso zwei? Von der zweiten wusste sie gerade beim besten Willen nichts mehr. Die Sonne war schon wieder dabei, hinter dem Horizont zu verschwinden, als sie sich aus dem Bett schleppte und kaltes Wasser aus einer Schüssel in ihr Gesicht spritzte. Nachdem sie ihre Haare und Kleidung gerichtet hatte, verließ sie ihr Zimmer um sich mit dem Kontaktmann zu treffen. Dieser wartete am Hafenviertel auf Dreveni. Sie gingen zu dem etwas abseits gelegenem Friedhof, und Geld und Finger wechselten den Besitzer. Den Finger hätte es gar nicht mehr gebraucht, die Leiche war in der Früh von einem seiner Bediensteten gefunden worden, welcher schreiend aus dem Haus gerannt war. Natürlich ging sofort das Gerede über die dunkle Bruderschaft los, was Dreveni - auch angesichts ihres Katers - nur ein müdes Lächeln entlockte.
Zurück in der Herberge nahm sie ein heißes Bad, aß etwas und legte sich wieder ins Bett, dieses mal ohne vorher Wein zu trinken.

Sie erwachte früh am nächsten Morgen, und da war ihr auch klar, was ihr nächstes Ziel sein würde. Chorrol. Sie war sich klar, dass es dumm war, und sie die Sache eigentlich ruhen lassen wollte, aber das konnte sie nicht, obwohl es schon so lange her war. Zuviel war offen und unausgesprochen geblieben damals. Sie hatte die Gedanken nur alle die Jahre verdrängen können, weil sie nie mehr ein Lebenszeichen von ihm erhalten hatte. Außerdem möchte ich ja nur herausfinden, ob er überhaupt da war. Andererseits kam Dreveni ihr Verhalten absolut kindisch vor. Es war Jahre her, sie war älter geworden seit damals, zu dieser Zeit war sie noch jung und ohne viel Erfahrung gewesen, sowohl im Leben als auch in ihrem Beruf. Fast wünschte sie sich, ihm noch einmal gegenüber treten zu können, um... Ja, um was?, dachte sie, wohlwissend dass sie die Antwort kannte - es gab nicht viele Optionen.
Sie versuchte diesen Gedanken wieder zu verdrängen, als sie ihre Sachen packte. Darüber würde sie sich später Gedanken machen, wenn es soweit war. Inzwischen musste sie davon ausgehen, dass er eventuell nicht mehr lebte oder untergetaucht war. Sie zahlte das Zimmer unten beim Wirt, verließ die Kaiserstadt durch das Tor am Thalos-Platz-Bezirk, lies ihr Pferd vom Stallburschen satteln und machte sich auf nach Chorrol. Der Weg von der Kaiserstadt nach Chorrol war nicht weit, ging aber an ein paar Festungsruinen vorbei, und so blieb es nicht aus, dass sie von Banditen behelligt wurde. Glücklicherweise wurde die Straße nach Chorrol häufig von der Legion patrouilliert; mit den zwei Banditen, die sie bei der Ruine der Festung Ash auflauerten, wäre sie zwar auch allein fertig geworden, aber es hätten ja auch noch mehr versteckt warten können. Am späten Abend erreichte sie schließlich Chorrol, nahm ein Zimmer in der Taverne Eiche und Krummstab und spazierte durch die Stadt um ausschau nach jemandem zu halten, den sie kannte. Sie überlegte noch kurz, jetzt zu Dibellas Schrein vor den Toren Chorrols zu sehen, entschied sich aber vorerst dagegen.

Andromeda
09.02.2011, 23:44
An diesem Abend hatte sie kein Glück dabei, ein bekanntes Gesicht zu sehen, in Chorrol kannte sie auch bei weitem nicht so viele Leute, wie etwa in der Kaiserstadt. Nachdem sie sowieso müde war von der Reise, ging sie wieder in die Taverne und schlief bis zum nächsten Vormittag. Als sie aufwachte ließ sie sich Zeit, frühstückte in Ruhe in dem relativ leeren Schankraum, holte ihren Mantel, sowie den Bogen und ihren Dolch vom Zimmer und verließ Chorrol durch das Südtor. Sie hatte vor, ein bisschen vor der Stadt spazieren zu gehen, und an Dibellas Schrein vorbei zusehen. Dem Brief, den sie immer noch bei sich trug, nachdem sie ihn in der Kaiserstadt am Morgen wieder vom Boden aufgehoben und sorgfältig geglättet hatte, war zu entnehmen dass er hier auf sie warten würde oder ihr eine Botschaft hinterlassen würde. Genau hatte er es nicht geschrieben, eigentlich war nicht einmal Dibellas Schrein erwähnt, sondern nur ihr erstes Treffen.
Es war ein warmer, sonniger Tag, was sich auch auf die Stadtwache am Tor auszuwirken schien, wurde sie doch überraschend freundlich und nicht nur höflich gegrüßt. Als sie durch das Tor war, hielt sie sich auf der Straße, vorbei an der Weynon Priorei und noch ein Stück weiter, dort ging rechts ein Pfad weg, der direkt zu dem Wegschrein führte. Dieser war durchaus idyllisch gelegen, zwischen den Bäumen fiel die Sonne durch die Blätter und bunte Blumen wuchsen rings um den Schrein. Als sie ihn hier das erste mal gesehen hatte, war die Umgebung durch die untergehende Sonne in warmes, rotes Licht getaucht.
Weniger idyllisch war die riesige, fette Ratte die aus dem Unterholz kam, auf Dreveni zuhielt und sie dabei aus ihren Gedanken riss. Widerliches Mistvieh, dachte sie Dreveni nur, als sie fast schon aus Reflex einen Feuerball nach dem Vieh schmiss. Dieser lies die Ratte als verkohlenden Kadaver zurück, und sie warf noch einen angewiderten Blick auf die Überreste. Sollten noch mehr Ratten im Gebüsch gewesen sein, schien ihnen das eine Lehre gewesen zu sein, Dreveni wurde nicht von weiteren angegriffen. "Irgendwer muss die doch füttern...", stellte sie mit einem letzten Blick zu der fetten und jetzt toten Ratte fest, bevor sie sich wieder dem Schrein zu wandte. Auch nachdem sie ihn mehrmals umkreist hatte, an losen Steinen gewackelt hatte und in die Ritzen zwischen den Steinen gesehen hatte, konnte sie nichts finden, keine Spur, keinen Hinweis. auch oben auf dem Steinkreis, der über dem Schrein auf Säulen thronte, konnte sie nichts erkennen, auch wenn sie es nicht ganz nach oben schaffte, sondern nur von einem Felsbrocken in der Nähe wirklich Sicht auf die Oberfläche hatte. Beim Versuch doch an den Säulen nach oben zu klettern, wäre sie noch beinahe abgerutscht, und sie war heilfroh, dass es niemand gesehen hatte, es gab bestimmt irgendein Gesetz, das es verbot, auf Wegschreine zu klettern.
Auch im näherem und weiterem Umkreis um den Schrein fand sie keinerlei Hinweise, dass hier in letzter Zeit jemand ein Lager aufgeschlagen hätte. Schließlich umrundete sie die Stadt noch einmal, fand aber nichts.

Gegend Abend kehrte sie ziemlich hungrig in die Herberge zurück. Nachdem sie etwas gegessen hatte, wiederholte sie, was sie schon gestern Abend getan hatte, allerdings mit genauso wenig Erfolg. Am nächsten Tag traf sie zwar jemanden, den sie kannte, der hatte allerdings nichts von einem Dunmer gehört, der hier in der Nähe gewesen war, noch war er in letzter Zeit am Wegschrein gewesen. Inzwischen schon leicht frustriert vertrieb sie sich den restlichen Tag damit, vor der Stadt spazieren zu gehen. Als sie am späten Abend noch eine Runde durch die Stadt ging, sah sie einen abgerissen wirkenden Khajiit durch das Tor kommen. Die Wachen kontrollierten ihn gründlich, konnten aber anscheinend nichts finden, weshalb er Chorrol schließlich betreten durfte. Sein Fell wirkte selbst im Schein der Fackeln glanzlos, staubig und struppig. Die Ohren wurden von mehreren Ringen geschmückt, auf dem Rücken hatte er einen Stahlbogen und einen Köcher mit ein paar Pfeilen, am Gürtel baumelte ein Kurzschwert. Ach nein, S'Dar lebt auch noch. Nachdem sie sich sicher war, dass er sie gesehen hatte, ging sie in Richtung der Kapelle und dort an der Stadtmauer entlang. Sie musste nicht lange warten, dann hatte sie der Khajiit eingeholt. "S'Dar freut sich, dich zu sehen.", grüßte er Dreveni. S'Dar war nicht sein richtiger Name, sie wusste nicht einmal, ob er überhaupt einen hatte. Dar hieß nicht mehr als Dieb in der Sprache der Khajiit, und das war er auch. Zugegeben, kein schlechter, aber er machte dennoch immer den Eindruck als sei er kurz vor dem Verhungern oder anderweitig kurz davor, dahin zu siechen. Für was das S in seinem Namen stand, hatte er ihr auch einmal erzählt, sie hatte allerdings nicht zugehört. Als sie ein paar Worte und Floskeln gewechselt hatten, fragte ihn Dreveni: "Warst du zufällig in der letzten Zeit in der Umgebung von Chorrol unterwegs?" Als daraufhin in die Augen des Khajiit ein lauernder Ausdruck trat, bereute sie es fast schon wieder, so direkt gefragt zu haben. "Ja, S'Dar war hier in den letzten Wochen. Vielleicht hat S'Dar auch etwas gefunden." sagte er, als er sie eine Weile gemustert hatte. Mist. Sie hatte ihn einmal mehr unterschätzt, was immer er gefunden hatte, würde jetzt richtig teuer werden. "S'Dar weiß nicht ob es wertvoll ist, aber für alles findet sich jemand, der den passenden Preis zahlt... Auf dem Schrein lag eine kleine Kiste, mit einer Nachricht. S'Dar kann damit nichts anfangen, auch wenn S'Dar lesen kann. Aber dort steht kein Name, und kein Ort."
Dreveni war längst hellhörig geworden, auch wenn es nicht unbedingt von ihm sein musste. Aber wer sollte sonst ein Kästchen oben auf dem Schrein deponieren? Und warum bei Oblivion kam eigentlich jeder auf diesen Schrein, nur sie nicht? Aber vielleicht hatte war auch ein Telekinesezauber benutzt worden, und dass sie niemals so gut klettern können würde, wie ein Khajiit, war leider eine Tatsache.
"Wenn jemand an dem Zettel Interesse hat, dann kann er mir morgen helfen. S'Dar wird die Festung Carmala morgen plündern."
"Sonst gehts dir gut? In diesen Ruinen wohnt fast immer jemand - oder etwas.", antwortete sie ihm ernsthaft irritiert. Sie wusste zwar gerüchteweise, dass er gelegentlich kleinere Ruinen ausräumte, aber so richtig geglaubt hatte sie es nie.
"S'Dar kann schleichen, und er hat seinen Bogen."
"Du spinnst doch, sag doch einfach wie viel du für den Wisch willst.", sagte sie jetzt schon etwas ärgerlicher zu ihm.
"S'Dar findet in diesen Ruinen viel mehr, als du zahlen könntest. Hilf mir oder lass es bleiben. Morgen Mittag, wenn die Sonne im Zenit steht vor dem Eingang."
"Jaja, warte lieber nicht auf mich." Mit diesen Worten hatte sie sich mehr oder weniger verabschiedet, drehte sich um und ging zur Herberge, ohne sich noch einmal umzusehen. Dämliche Katze, was musst du auch auf dem Schrein rumklettern. Das dumme war nur, dass er den Zettel vermutlich bei sich trug, und wenn er morgen in der Festung starb, würde sie nie erfahren, was dort stand. Und warum er das ausgerechnet Tagsüber machen wollte, war ihr auch nicht ganz klar. Sie hasste es eh, durch staubige Festungen zu kriechen, in denen hinter jeder Ecke Fallen oder Gegner oder beides lauerte. Außer es wurde verdammt gut bezahlt, und ob das hier der Fall war, war leider überhaupt nicht abzusehen.
Nachdem sie zu Abend gegessen hatte, ging sie zeitig ins Bett, obwohl sie eigentlich immer noch nicht vor hatte, S'Dar zu helfen. Aber ihr fiel auch beim besten willen keine andere Möglichkeit ein, an den Zettel zu kommen, er trug sein gesamtes Habe bei sich, oder hatte es an einem sicheren Ort versteckt, den sie sicher nicht finden würde. Vermutlich irgendwo im Wald vergraben, zuzutrauen wäre es ihm.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, hatte sie sich dazu durchgerungen, dem Khajiit zu helfen. Allerdings immer mit der Option, ihm einfach seinem Schicksal zu überlassen, wenn es zu heikel wurde, ihr Leben würde sie dafür nicht unbedingt aufs Spiel setzen, und Seins war ihr relativ egal. Sie zog den schwarzen Overall an, hängte das Schwert an einem Gürtel um die Hüften und nahm den Bogen sowie ihre Pfeile. Nachdem es immer noch etwas kühl von der Nacht draußen war, hängte sie sich noch ihren Mantel um, den Köcher und den Bogen darüber. Die Festung konnte sie zu Fuß erreichen, sie lag nur ein Stück hinter dem Wegschrein. Bis zum Schrein folgte sie wieder dem Pfad, dann verließ sie ihn und ging etwas abseits durch den Wald, immer auf ihre Umgebung lauschend und überflüssige Geräusche vermeiden. Es schien, als wäre sie alleine unterwegs, und nach einer guten Stunde sah sie die Mauern der Festung vor sich aus dem Wald ragen. Ab sofort war sie noch vorsichtiger, sie wusste immer noch nicht, wer überhaupt in dieser Festung hauste, und ob es sich tagsüber ins Freie traute oder nicht. Bevor sie den Durchbruch der Wand in den Innenhof erreichte, zog sie es vor, sich unsichtbar zu machen, sie hatte wenig Lust, von Schützen auf den Mauern beschossen zu werden, die sie nicht sehen konnte. Als sie den Innenhof betrat, sah sie allerdings schon S'Dar vor der Tür zum inneren der Festung herumlungern. Es war noch nicht ganz Mittag, stellte sie nach einem kurzen Blick in den Himmel fest, und löste den Zauber. Der Khajiit zuckte kurz zusammen, als er sie aus dem Nichts auftauchen sah, hatte seine Waffe aber nicht gezogen, und selbst darauf wäre sie vorbereitet gewesen.
Sie wusste immer noch nicht so ganz, was sie hier draußen überhaupt tat, wenn sie etwas überhaupt nicht war, dann ein verfluchter Schatzsucher.
"Ich wusste, dass du kommst.", begrüßte er Dreveni.
"Freu dich nicht zu früh. Sei lieber vorsichtig da drinnen, ich habe nicht die geringsten Skrupel, dich zurückzulassen, wenn wir wegen dir in Schwierigkeiten geraten. Weißt du wenigstens, mit was wir rechnen müssen?" Während sie antwortete, nahm sie den Mantel ab und hängte ihn über einen Ast in der Nähe des Eingangs. Er würde sie in der Ruine nur behindern, und dass ihn hier jemand klaute, war unwahrscheinlich.
Der Khajiit sah sie verschmitzt an, als er antwortete: "Vampire."
"Fällt dir früh ein..."
"Du hast nicht gefragt."
Statt einer Antwort rollte Dreveni nur mit den Augen. Vampire waren in gewissem Umfang resistent gegen Waffen, es sei denn diese waren aus Silber oder es handelte sich um daedrische Waffen. Sie hatte zwar ihr Stilett dabei, aber nicht ihren Dolch oder wenigstens ein paar Silberpfeile. Bis auf Dolchlänge wollte sie die Vampire auch eigentlich nicht an sich heranlassen. Andererseits waren sie auch nicht komplett immun gegen normale Waffen, soweit Dreveni wusste. Allerdings hatte sie nicht viel mit Vampiren zu tun, also bewegte sie sich im Moment auf ziemlich dünnem Eis. Gegen Feuer sollten sie dann aber doch anfällig sein. Mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck wies sie auf die Tür, und lies S'Dar somit den vortritt. Währenddessen nahm sie den Bogen in die Hand sowie einen Pfeil aus dem Köcher und rief sich die Formeln für Feuerzauber und einen Schildzauber ins Gedächtnis. Schließlich hatte der Khajiit das Schloss aufgebrochen, und öffnete vorsichtig die Tür. Drinnen sah Dreveni nichts als schwärze, ihre Augen waren an das helle Licht des Mittags gewöhnt.

Nachdem ihr der Khajiit zu verstehen gegeben hatte, das - zumindest in der nähe der Tür - niemand war, folgte sie ihm und zog die Tür hinter sich zu. Nach einem Moment sah sie, dass sie in einer Art Vorraum waren, der von zwei kleinen Fackeln mehr als spärlich erhellt wurde. Viel Licht brauchte sie auch nicht, ihr reichte der Geruch um zu wissen, dass schon jemand vor ihnen sein Glück hier versucht hatte. Die Leiche lag ein paar Meter vom Eingang entfernt, und das vermutlich schon mehr als ein paar Tage. Ansonsten war der Vorraum leer, rechts und links hatte er jeweils eine kleine Ausbuchtung, in denen sich aber nichts interessantes befand. Vor ihnen war eine große, schwere Flügeltür. Inzwischen hatten sich ihre Augen soweit an die Lichtverhältnisse in der Ruine gewöhnt, dass sie halbwegs sehen konnte. Sie postierten sich zu beiden Seiten der Tür, nachdem S'Dar das Schloss untersucht hatte, allerdings war die Tür nicht verschlossen. Vorsichtig schob er den Flügel auf seiner Seite auf, und sie lugte um in den entstandenen Spalt.
Vor ihnen ging ein Gang ein paar Meter gerade aus, bevor es ein paar Stufen nach oben ging. Dort konnte sie auch schon die erste Gestalt ausmachen, die offensichtlich bemerkt hatte, dass etwas an der Tür war, sie drehte sich gerade um. Als sie S'Dar gerade zu verstehen geben wollte, dass sie sich doch lieber wieder in die relative Sicherheit der Mittagssonne begeben sollten, hatte dieser schon einen Pfeil angelegt, zielte auf den Vampir und schoss. Dreveni war erstaunt, dass er die Gestalt traf, und anscheinend auch noch ins Genick, sie kippte sofort regungslos nach vorn. Dummerweise war das nicht der einzig Anwesende, sie konnte hören wie jemand außerhalb ihres Blickfeldes sein Schwert zog. Der andere Vampir musste sich auf den Galerien links und rechts des Ganges aufgehalten haben, er kam gerade mit gezogenem Schwert die Treppe herunter. S'Dar zielte schon mit dem nächsten Pfeil, verfehlte den Vampir aber voll, da dieser sich am Fuße der Treppe auf den Boden warf und abrollte. Aus diesem Grund ging auch Drevenis Feuerball daneben, und ihr blieb gerade noch Zeit, den Bogen fallen zu lassen und selbst ihr Schwert zu ziehen. Für einen Schildzauber reichte es nicht mehr ganz, da musste sie auch schon den ersten Schlag ihres Gegners blocken. Dieser trug zwar nur eine leichte Rüstung aus Leder und musste einmal ein Bretone oder Kaiserlicher gewesen sein, aber er trug immerhin eine.
Den Khajiit konnte sie im Moment nicht sehen, sie hatte aber ohnehin andere Sorgen, da sie sich vornehmlich auf das Blocken der Schwerthiebe des Vampirs konzentrieren musste. Trotzdem gelang es ihr, ihn mit einem Feuerzauber zu treffen, wodurch er schreiend an die Wand taumelte und verzweifelt versuchte, sein brennendes Haar und Kleidung zu löschen. Kaum das Dreveni den Zauber gesprochen hatte, holte sie auch schon mit dem Schwert aus und wollte dem Vampir den Rest geben, als haarscharf an ihrem Kopf ein Pfeil vorbezischte, dort wo der Schwertkämpfer gerade noch gestanden war. Gehetzt sah sie in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war, und sah dass S'Dar geschossen hatte.
"Entschuldige, ich dachte der steht da noch ein paar Sekunden.", sagte er nur lapidar.
Wenn wir hier wieder draußen sind, und ich den Zettel habe, zieh ich dir eigenhändig das Fell über die Ohren., dachte sie sich, dann holte sie noch einmal aus, und stach dem Vampir das Schwert in die Brust. Dieser hatte sich inzwischen wimmernd am Boden gewälzt. Was mache ich hier eigentlich, fragte sie sich zum wiederholten Male. Nicht dass ihr das Leben dieser Vampire irgendetwas bedeutete, eine Menge Leute wären froh, wenn es davon ein paar weniger gäbe. Es widerstrebte ihr nur, hier eigentlich völlig ohne Grund einzudringen und jeden abzustechen, der ihnen über den Weg lief, und sie entdeckte.
Sie zog das Schwert aus dem Vampir, hob den Bogen und den Pfeil wieder vom Boden auf und wandte sich dann an S'Dar: "Halt dich mit deinem Bogen etwas zurück."
"S'Dar ist ein guter Schütze.", antwortete er mit leicht beleidigtem Ton. Das musste Dreveni sogar zugeben, er war zumindest nicht schlecht. Sie deutete ihm, weiterzugehen, musste ihn allerdings bald noch einmal am Kragen zurückhalten, da er fast in eine Falle gerannt wäre. Hinter der Treppe waren rechts und links Löcher in die Wand eingelassen, aus denen kleine Bolzen geschossen kamen. An den Boden gepresst robbten sie darunter hindurch. Vor ihnen gabelte sich der Gang nach links und rechts. Der Khajiit entschloss sich, nach links zu gehen, und Dreveni folgte ihm leise. Sie bewegten sich inzwischen durch eine Art Gewölbe mit Nischen für Särge an den Wänden und Säulen in kurzen Abständen im Raum, die die Sicht behinderten. Es war immer noch relativ dunkel, aber so wurden sie selbst wenigstens nicht gleich gesehen. Können Vampire eigentlich im Dunkeln sehen? Als vor ihnen wieder eine Gestalt sichtbar wurde, hatten sie mehr Glück. Dieses Mal erledigte Dreveni sie mit einem gut gezieltem Pfeil, und es wurde auch niemand unmittelbar darauf aufmerksam.
Auf ihrem weiteren Weg durch die Gewölbe der Festung trafen sie noch auf drei weitere Vampire, die sie alle in bewährter Weise einzeln ausschalten konnten Sie waren inzwischen auf dem Gang einmal im Kreis durch die Gewölbe gelaufen, so dass sie in dem Gang der vorher zu ihrer Rechten gelegen hatte, wieder herauskamen. Sie wollte schon aufatmen, doch S'Dar hatte die Türe nicht übersehen, an der sie vorbeigekommen waren, und sie hatte nicht die geringste Ahnung wie viel Festung dahinter noch liegen mochte.
Leise schimpfend folgte sie S'Dar wieder zu der Türe, die er sogleich öffnete. Leider tat sie das nicht, ohne laut und durchdringend zu quietschen, was Dreveni nach der Stille in der sie sich durch die Ruine geschlichen hatten, noch lauter vorkam. S'Dar hielt natürlich wieder nichts von Flucht, anstatt die Türe schnell wieder zu schließen, zog er sie jetzt mit Schwung komplett auf. Dreveni stand am Türrahmen und sah vorsichtig ums Eck. Sie konnte nur eine Gestalt ausmachen, die sich hektisch zur Tür drehte. Sonst hielt sich niemand in dem Raum auf, wie sie mit schnellem und geübtem Blick feststellte, hier war es auch nicht gar so dunkel, wie im Rest der Festung. Etwas störte sie nur, auch wenn sie nicht bewusst sagen konnte, was. Der Größe nach konnte die Gestalt ein Hochelf sein, trug eine Robe und keine sichtbaren Waffen. "Scheiße." Da hob er auch schon herrisch die Hand, und aus einem lila Nebel der sich vor ihm bildete, trat ein Skelett mit einem mächtigen Zweihänder. Als ob das nicht genug wäre, beschwor dieses Skelett einfach selbst noch eins. Verfluchte Beschwörer..., dachte sich Dreveni nur, als sie einen Feuerball in Richtung des Altmer warf. Das Verhältnis hatte sich auf einmal ungut verschoben, auf ihrer Seite war nur der abgerissene Khajiit, gegen einen mächtigen Magier und seine Beschwörungen auf der anderen Seite.

Andromeda
13.02.2011, 00:40
Der Feuerball streifte den Altmer sogar, allerdings wurde dieser nur kurz von einem lilanen Leuchten eingehüllt, und der Feuerzauber schien wirkungslos zu verpuffen. Weiter konnte sie sich nicht um den Altmer kümmern, da das eine der beiden Skelette sie gerade erreicht hatte. Nachdem es nur mit einer einhändigen Axt auf Dreveni einschlug, musste es das Beschworene des anderen Skelettes sein. Das wurde hoffentlich gerade von S'Dar beschäftigt, sie hörte das klirren von Schwertern. Den ersten Schlag der Axt konnte Dreveni nur noch mit Mühe blocken, dann holte sie ihrerseits mit dem Schwert aus, dass sie vorhin schon gezogen hatte. Ihr Bogen lag irgendwo bei der Tür auf dem Boden, er würde ihr gerade ohnehin nicht helfen. Sie traf das Skelett voll in die ungeschützte Seite, wobei sie ihr Schwert mit beiden Händen geführt hatte. Die Beschwörung taumelte zurück und schien ihre Knochen neu sortieren zu müssen, diese Zeit nutzte Dreveni, um sich in einen Schildzauber zu hüllen, der gut eine leichte Rüstung ersetzte. Kaum hatte sie den Zauber gesprochen, war das Skelett auch schon wieder bei ihr und sie musste den nächsten Schlag blocken. Da trat auch das ein, auf dass sie unbewusst schon gewartet hatte, der Altmer warf jetzt seinerseits mit Zaubern um sich. Glücklicherweise warf sich das Skelett in dem Moment in den Weg, und Dreveni wurde von dem Schockzauber nur noch gestreift, fühlte aber trotzdem wie sich ihre Muskeln kurz schmerzhaft verkrampften, wodurch sie kurz taumelte. Wäre sie voll getroffen worden, wäre es das eventuell gewesen. Erstaunt stellte sie fest, dass es das Skelett wohl erwischt hatte, zwischen ihr und dem Altmer befand sich jetzt nur noch freie Fläche. Ganz schlecht. Kaum hatte sie diesen Gedanken vollendet, hechtete sie auch schon nach links, gerade als der nächste Schockzauber in ihre Richtung flog. Nebenbei registrierte sie auch, dass das zweite Skelett nicht mehr da war, da hob der Beschwörer schon wieder die Hand. Er kam nicht mehr dazu, die Geste zu vollenden, da er auf einmal einen Pfeil im Kopf stecken hatte und langsam zusammensackte. Was zum Henker? Einen Moment stand sie wie betäubt da und sah auf S'Dar, der seinen Bogen gerade wieder auf den Rücken hängte. Wie war er alleine so schnell mit dem Skelett fertig geworden, und hatte es geschafft, seinen Bogen zu ziehen, auf den Altmer zu schießen, und auch noch zu treffen?

"S'Dar glaubt, dass hier nicht noch mehr Vampire sind. Als nächstes werde ich die Leichen und Kisten plündern. Danke.", sagte er nur grinsend zu Dreveni.
"Äh, ja. Wie ich sehe, hättest du es ja auch gut alleine geschafft. Bekomme ich jetzt den Zettel?", fragte sie ihn, immer noch ziemlich verblüfft über seine Fähigkeiten.
"Natürlich hätte ich das alleine geschafft. S'Dar langweilt sich aber alleine. Hier hast du ihn." Mit diesen Worten ging er zu ihr und drückte ihr eine etwas zerknitterte und speckige Seite Pergament in die Hand, die er zusammengefaltet irgendwo aus seiner Kleidung zog.
"Danke, viel Spaß noch." mit diesen Worten drehte sie sich um, um ihren Bogen aufzuheben.
"Du könntest S'Dar noch tragen helfen..."
"Vergiss es.", rief sie ihm im gehen über die Schulter zu. Ihren Plan, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen, setzte sie dann doch nicht in die Tat um, wer wusste wann ihr der Khajiit noch einmal von Nutzen sein konnte. Außerdem wusste sie jetzt wirklich nicht mehr, mit was sie rechnen musste, würde sie ihn einfach angreifen. Am Schluss war er selbst ein Magier, wer konnte das schon so genau sagen.

Auf dem Weg zum Ausgang besah sie sich die zwei Leichen hinter dem Eingangsbereich genauer, oder eher deren Überreste, die Körper selber waren zu Staub zerfallen. Sie fand immerhin etwa 200 Septime und einen kunstvoll verzierten Silberdolch. Beides nahm sie an sich, sie hatte allerdings beim besten Willen keine Lust, noch weiter in der Ruine zu suchen, auch wenn S'Dar recht gehabt hatte, es lohnte sich durchaus. Draußen angekommen nahm sie ihren Mantel von dem Ast, hängte ihn aber nicht um, da es inzwischen später Nachmittag war, und angenehm warm draußen. Vor allem nach der Kühle in der Festung. Sie schwankte kurz, zog dann aber doch den Zettel aus ihrer Tasche und faltete ihn auseinander. Allein die Schrift war schon wieder unverkennbar. Dem Datum nach hatte sie ihn nur um etwa zehn Tage verpasst. Danach war er anscheinend nach Cheydinhal aufgebrochen. Wieder stand das nicht einfach so dort, sondern war mit Situationen umschrieben, an die sie sich leider nur zu genau erinnerte. Ganz schön nahe an der Grenze zu Morrowind... Ihr war das egal, aber seinem Brief war zu entnehmen gewesen, dass ihm genau aus dieser Richtung Ärger drohte. Ihr Gesicht hatte einen verbitterten Ausdruck angenommen, als sie die Nachricht gelesen hatte. Sie steckte den Zettel wieder in ihre Tasche und ging in Gedanken versunken zurück. Dass sie kaum auf ihre Umgebung geachtet hatte, merkte sie erst, als sie plötzlich vor dem Schrein stand. Auf dem restlichen Weg nach Chorrol ärgerte sie sich über ihre Nachlässigkeit und achtete wieder mehr auf die Umgebung. In der Stadt angekommen ging sie sofort zur Herberge - eigentlich hatte sie etwas essen wollen, aber seit sie die Nachricht in Händen gehalten hatte, wollte sie nur noch alleine sein.

Auf ihrem Zimmer legte sie die Waffen ab und ließ sich auf das große Bett fallen.
Die Nachricht hatte das Ganze auf eine unangenehme und beängstigende Art realer und greifbarer gemacht. War es jetzt nicht nur ein Brief, der vor Wochen, vielleicht sogar noch aus Morrowind, auf die Reise gegangen war, war es jetzt ein recht neuer Hinweis, an dem Ort den er erwähnt hatte. Dafür war sie sogar mit einem seltsamen Khajiit durch eine Festung voll mit Vampiren. Davon, dass sie das ganze ignorieren wollte, konnte man spätestens jetzt nicht mehr sprechen. Dreveni erkannte sich die letzten Tage beinahe selbst nicht mehr. Sie war es gewohnt, dass sie alles aus einer gewissen Distanz betrachten konnte und sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen. Man konnte ihr durchaus eine gewisse Herzlosigkeit unterstellen, auch wenn ihre Opfer noch so sehr um ihr Leben bettelten, zögerte sie normalerweise keine Sekunde. Außerdem war sie der Überzeugung gewesen, sie hätte damals mit dem ganzen abgeschlossen. Wie anmaßend das gewesen war, kam ihr die letzten Tage erst. Wenn es jemals jemanden gegeben hatte, dem sie vertraut hatte - außer Mordan - dann war das er gewesen. Sie hatte bevor sie ihm begegnet war, schon immer vertrauen in andere als sich selbst für eine Schwäche gehalten, und danach hatte sie sich darin nur bestätigt gesehen.

Anfangs war alles noch so gut verlaufen, erinnerte sie sich. Es war einer ihrer ersten größeren Aufträge, und nicht so ganz gewöhnlich. Feryn, so nannte er sich jedenfalls, war Assassine der Morag Tong, und Mitgliedern einer einflussreichen Familie auf der Spur gewesen, was ihn zu einem längeren Aufenthalt nach Cyrodiil geführt hatte. Natürlich ließ es sich diese Familie nicht so einfach gefallen, dass eines ihrer Mitglieder nach dem anderen gemeuchelt wurde, und als sie schließlich einen Verdacht hatten, setzten sie ihrerseits Mörder auf Feryn an. Diese hatten allerdings nicht viel Glück - er war damals schon gut gewesen. Als das fehlgeschlagen war, änderte man die Taktik und Dreveni sollte ihm "zufällig" über den Weg laufen, in der Hoffnung, dass sich für sie eine Gelegenheit ergeben würde, zu vollenden was ihre Vorgänger nicht geschafft hatten.
Schon als sie ihn das erste mal sah, war sie von ihm fasziniert, was sie auch nicht weiter störte, da so der Auftrag wenigstens nicht langweilig wurde, und sie dachte, sie hätte alles im Griff. Schließlich sollte sie ihn dazu bringen, ihr zu Vertrauen, und das fiel ihr erheblich leichter, wenn er sie nicht total anwiderte. Ihr Plan ging auf, was sie zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht misstrauisch machte - das misstrauen kam ihr leider erst hinterher, doch da war es zu spät.
Sie hatte sich kaum zwei Wochen in seiner Nähe aufgehalten, als sie die Gelegenheit bekam, auf die sie gewartet hatte. Dass in der kurzen Zeit aus dem Spiel Ernst geworden war, merkte sie erst, als sie mit dem Dolch über seinen schlafenden Körper gebeugt ausholte. Die beiden Monde hatte das Zimmer der verlassenen Hütte, in der sie übernachteten, in bleiches Licht getaucht. Erschrocken blickte sie auf Feryn, seinen friedlichen Gesichtsausdruck, und sie konnte sich einfach nicht überwinden, zuzustechen. Es kam ihr in dem Moment vor, als würde sie sich selbst, oder einen Teil von sich dabei erstechen. Sie hatte sich vorher nie vorstellen können, so etwas wie Mitgefühl für ihre Opfer, oder überhaupt für jemanden in gesteigertem Ausmaß, entwickeln zu können. Ihre rechte Hand, die den Dolch hielt, zitterte, und so legte sie die linke auch noch an den Griff. Sie schloss kurz die Augen, da spürte sie auch schon Feryns Hand auf der ihren. "Ich wusste, du kannst es nicht.", hörte sie ihn sagen, während er ihr den Dolch aus den Händen nahm. Als sie die Augen öffnete, war sein Gesicht direkt vor ihrem, und im fahlen Licht konnte sie das leichte Lächeln um seinen Mund erkennen.
Sie hatte erwartet, dass er sie jetzt beseitigen würde, aber er hatte ihr Leben verschont. Hatte Dreveni noch gedacht, sie hätte vor ihm verborgen, wer sie wirklich war, hatte er es vermutlich schon von Anfang an gewusst. Aber ihr Misstrauen kam eben zu spät. An diesem Punkt hätte sie noch die nächste Gelegenheit zur Flucht nutzen können, und alles wäre noch halbwegs gut ausgegangen. Stattdessen folgte sie ihm freiwillig weiterhin, kam es ihr doch zu dem Zeitpunkt schon so vor, als würde sie ihn ihr ganzes Leben kennen. Spätestens damit hatte sie allerdings eine Grenze überschritten, als sie ihr Opfer nicht nur verschonte, sondern mit ihm gemeinsame Sache machte. Sie planten die Ermordung der restlichen Familie, und sie wäre ihm auch bis nach Morrowind gefolgt, und hätte alles in Cyrodiil hinter sich gelassen. Oh wie oft waren sie abends unter den Sternen gesessen und hatten Pläne geschmiedet. Bis die Dinge auf einmal anfingen, schief zu laufen, und er sie ohne Skrupel in eine Falle lockte und somit in den sicheren Tod. Das war nicht weiter schwer gewesen, hatte sie ihm doch vertraut, und sie war damals nur durch großes Glück noch einmal entkommen. Allerdings glaubte sie nach wie vor nicht, dass alles was er zu ihr gesagt hatte, gelogen war. Andererseits hatte er auch erwähnt, was die Prioritäten in seinem Leben war, und das waren die Morag Tong und nicht sein Privatleben.
Daran hatte Dreveni sich später ebenfalls orientiert, sie wollte nie wieder in eine ähnliche Situation geraten. Sie hatte damals gelegentlich überlegt, warum sie ihm so blind vertraut hatte, aber irgendetwas war zwischen ihnen gewesen. In der ersten Zeit war ihr noch das Wort Seelenverwandter in den Sinn gekommen, später hielt sie diesen Gedanken allerdings nur noch für widerwärtig kitschig und sentimental.
Sie wusste immer noch nicht, was sie jetzt von ihm wollte, würde sie ihn tatsächlich finden. Die Wahrheit? Manchmal war es besser, wenn man sie nicht kannte.

Inzwischen war es im Zimmer fast dunkel geworden, als sich Dreveni wieder vom Bett erhob. Müde ging sie hinunter in den Schankraum, um eine Flasche Wein oder etwas stärkeres zu kaufen. Da wurde sie von ihrem Magen daran erinnert, dass sie heute noch nichts gegessen hatte, und so bestellte sie sich relativ lustlos etwas zu Essen. Danach ging sie mit einer Flasche Brandwein wieder auf ihr Zimmer. Morgen würde sie nach Cheydinhal aufbrechen.

Andromeda
17.02.2011, 22:50
Aus dem Plan, am nächsten Tag nach Cheydinhal aufzubrechen, wurde nichts. Schuld daran war der billige Brandwein, der ihr einen Kater bescherte, gegen den der in der Kaiserstadt lächerlich gewesen war. So verbrachte sie den Tag im Halbschlaf auf ihrem Bett, ging Abends kurz etwas essen, als sich ihr Magen beruhigt hatte und schlief bis in den frühen Morgen weiter. Sobald sie die ersten Geräusche im Schankraum hörte, ging sie mit ihrem Gepäck nach unten, zahlte das Zimmer und verließ die Herberge. Draußen war es dunkel und relativ kühl, weswegen sie sich noch enger in ihren Mantel wickelte.
Sie hoffte, gegen Abend schon Cheydinhal zu erreichen, da sie wenig Lust hatte, unterwegs in Bockbierquell zu rasten. Leider überraschte sie Nachmittags ein schweres Unwetter, was sie doch zu einer Rast zwang. Als sich das Wetter beruhigt hatte, dämmerte es bereits, und so übernachtete sie einmal mehr in Bockbierquell, wo sie auch Schutz vor dem Gewitter gefunden hatte. Am nächsten Tag brach sie am frühen Vormittag wieder auf.

Als sie Nachmittags etwa in der Mitte der blauen Straße nach Cheydinhal war, fielen ihr die unüblich vielen Reisenden auf. Die meisten waren zu Fuß unterwegs und wirkten auf Dreveni eher wie Flüchtlinge. Zu dem Eindruck trug noch bei, dass alle von Cheydinhal kamen, und keiner in ihre Richtung unterwegs war. Schließlich stieg sie vom Pferd und näherte sich einer Gruppe Bretonen, wobei sie sich Mühe gab, möglichst harmlos und freundlich zu wirken. "Sagt, gibt es einen Grund warum so viele Reisende auf der blauen Straße unterwegs sind?", fragte sie nachdem sie die Bretonen begrüßt hatte. Ein älterer Mann sah sie erstaunt an, als er antwortete: "Ihr solltet auch lieber wieder umdrehen, bei Cheydinhal hat sich ein Obliviontor geöffnet.", wobei er eine Nuance bleicher geworden zu sein schien. Obliviontor? Sie hatte davon gehört, in Gesprächen in Tavernen und mit anderen Reisenden. Es waren angeblich Tore in das Reich Mehrunes Dagons. Da fiel es ihr auch wieder siedend heiß ein: Kvatch!
"Cheydinhal... Wie... Wie sieht es dort aus?", fragte Dreveni, auf einmal ziemlich besorgt. Hatte sie zuerst vorgehabt, überhaupt nicht bei Mordan vorbei zusehen, sondern in der Stadt zu bleiben, machte sie sich auf einmal große Sorge um ihn, und auch um Cheydinhal. Es war immerhin so etwas wie ihre Heimatstadt.
"Als wir weggingen, stand Cheydinhal noch, und es war abgeriegelt durch die Stadtwache. Aber jetzt müssen wir weiter, es ist schon spät.", antwortete der Bretone mit drängendem Ton in der Stimme.
Dreveni ließ die Bretonen ziehen, schwang sich wieder auf ihr Pferd und ritt in halsbrecherischem Tempo nach Cheydinhal. Als sie bei Cheydinhal angekommen war, hatte es wieder begonnen, zu gewittern. Allerdings schien das kein normales Gewitter zu sein, der Himmel war merkwürdig rot gefärbt und es lag eine allgemein seltsame Atmosphäre in der Luft. Dreveni sah sich um und konnte etwas südlich von Cheydinhal ein rotes Glühen sehen, außerdem stieg dort Rauch auf. Nach dem wenigen konkretem, dass sie über Obliviontore gehört hatte, konnte es durchaus dort drüben sein. Scheiße. Das war gefährlich nahe bei Mordans Haus. Für einen kurzen Moment wollte sie wieder auf ihr Pferd steigen und dorthin reiten, dann setzte ihr rationales Denken wieder ein, Mordan wäre, Wenn er noch lebt..., wohl kaum in dem Haus geblieben, sondern nach Cheydinhal gegangen oder hätte die Gegend ganz verlassen. Das Pferd an den Zügeln führend, hielt sie auf das Stadttor zu. Dieses war verbarrikadiert, keine Menschenseele schien sich hier aufzuhalten. Mit dem Knauf ihres Schwertes hämmerte Dreveni so lange an das Tor, bis sich eine Klappe öffnete. Die Stadtwache wollte erst anfangen mit ihr zu diskutieren, da die Stadt völlig überfüllt wäre, und sowieso nicht sicher, aber sie würgte seinen Redeschwall ab, hielt ihm den Pass unter die Nase, in dem die Grafschaft Cheydinhal als Wohnort angegeben war, und erklärte dass sie nach ihrem Vater sehen wollte. Daraufhin verschwand das Gesicht der Wache, und die Tür neben dem Tor wurde geöffnet. Dreveni führte ihr Pferd in die Stadt und widmete der Wache keinen Blick mehr. Drinnen war es beinahe totenstill, niemand war zu sehen, Fenster und Türen verrammelt. Sie ging zum Schloss, und nach einer kurzem Gespräch mit den Wachen wurde sie in den abgeriegelten Schlosshof gelassen. Ihr Pferd hatte sie draußen stehen lassen müssen, und jetzt sah sie auch, warum. Es war hoffnungslos überfüllt, ihre Chancen Mordan hier zu finden, waren eher gering. Alles wuselte durcheinander, so etwas wie ein System schien es in der Anordnung der Zelte und Schlafplätze nicht zu geben. Außerdem bezweifelte sie bei diesem Anblick langsam, dass Mordan wirklich hier geblieben war.
Ich sollte doch zum Haus sehen... Vielleicht hatte er dort eine Nachricht hinterlassen. Langsam hatte sie wirklich Angst um ihn, war er doch nicht nur ihr Ziehvater sondern auch ihr einziger wirklicher Freund.
In diesem Moment überkam sie fast so etwas wie Verzweiflung. Dieses Tor war drauf und dran, ihre Heimat zu zerstören, den Ort an dem sie aufgewachsen war. Und egal wie angestrengt sie auch überlegte, ihr fiel nicht ein, gehört zu haben, wie man diese Tore wieder schließen oder anderweitig beseitigen konnte. War das überhaupt möglich? Hier vor Cheydinhal konnte es jedenfalls nicht bleiben, dachte sie in einem Anflug von kindlichem Trotz. Darüber hatte sie Feryn fast vergessen, er würde vermutlich ohnehin nicht mehr hier sein. Wenn ihn die Daedra nicht schon erwischt hatten. Sie bemühte sich, diese Gedanken zu verdrängen, und zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte. Hier bleiben würde nicht viel bringen, auch wenn es ihr widerstrebte, die Stadt einfach so ihrem Schicksal zu überlassen. Aber was konnte sie schon ausrichten? Sie blickte zum Himmel, der immer noch rot leuchtete. Es musste inzwischen schon Nacht sein, auch wenn es nicht richtig dunkel war. Sie war während sie nachdachte durch die Zelte gegangen, allerdings war das Chaos einfach zu groß, und so ging sie zurück zu der Wache am Tor zum Schlosshof. Die sah sie nur desinteressiert an, und machte keine Anstalten, das Tor zu öffnen, obwohl er eindeutig erkennen musste, das Dreveni gehen wollte. "Könntet ihr bitte das Tor öffnen?", fragte sie deshalb, sich um einen ruhigen Ton bemühend.
"Glaubt ihr vielleicht, dass ihr hier ein und ausgehen könnt, wie ihr wollt? Seh ich aus als hätte ich nichts besseres zu tun, als Pförtner zu spielen?"
Dreveni hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, als ihr einfiel, dass es die Wache wirklich nicht leicht hatte. Auch wenn sie sonst nicht viel für die Stadtwache übrig hatte, im Moment tat er ihr fast leid.
"Ich habe nicht vor, wiederzukommen.", antwortete sie deshalb nur. "Eigentlich kann euch jeder weniger hier drinnen doch nur recht sein." Dabei schaffte sie es sogar, ihn freundlich anzulächeln.
"Solltet ihr auch besser nicht, noch einmal lasse ich euch nicht herein.", knurrte die Wache und begann, das Tor zu öffnen. Bei der Wache am Stadttor wiederholte sich die Szene so ähnlich, aber schließlich hatte sie die Stadt wieder verlassen. Vor dem Tor war nach wie vor keine Seele, zum Glück auch keine Daedra. Mordan hatte ihr früher schon viel von diesen Wesen erzählt, und so musste sie ausgerechnet jetzt wieder an die Gruselgeschichten aus ihrer Kindheit denken.

Sie beschloss, sich dem Haus in einem weiten Bogen von Süden her zu nähern. So würde sie so weit wie möglich um das Tor herumkommen. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, es schien ebenfalls die Nähe des Tores zu spüren und war ziemlich unruhig. In der Stadt konnte sie es allerdings nicht lassen, wahrscheinlich wurde dort schon geplündert was nicht Niet- und Nagelfest war, vor allem aber ein Pferd. Zu Fuß brauchte sie eine Weile, und gegen ein Uhr nachts erreichte sie die Hütte. Das Obliviontor befand sich doch deutlich näher bei Cheydinhal als bei dem Haus, stellte sie erleichtert fest. Die Fenster waren dunkel, und sie sah, dass das Pferd von Mordan fehlte, als sie ihr eigenes in den geschlossenen Bereich des kleinen Stalles führte.
Im Haus fand sie eine hastig geschriebene Notiz, dass Mordan tatsächlich die Gegend fluchtartig verlassen hatte, als sich das Tor geöffnet hatte. Das war noch gar nicht lange her, und Dreveni hielt eigentlich von diesem Moment an auch nichts mehr hier. Alleine konnte sie ja doch nichts gegen das Tor ausrichten, und die Stadtwache schien auch nicht zu wissen, was zu tun war.
Wehmütig sah sie sich im Wohnzimmer um. Wenn sie dieses Haus schon zurücklassen musste, wollte sie wenigstens einmal aus der Nähe sehen, was verantwortlich dafür war. Unsichtbar sollte das nicht allzu schwierig werden. Bis auf den Bogen, das Schwert und den Dolch lies sie ihr Gepäck im Haus zurück, als sie sich auf den Weg zum Tor aufmachte. Das erste Stück lief sie noch vorsichtig, aber nicht unsichtbar durch den Wald. Obwohl sie das Tor nicht direkt sehen konnte, spürte sie irgendwie, dass sie sich ihm näherte. sie hielt kurz inne, und obwohl sie bis jetzt keine Daedra gesehen hatte, machte sie sich unsichtbar. Als sie schließlich vor dem Tor stand, hätte sie fast den Zauber vergessen. Direkt aus dem Boden war ein Oval aus Stein gewachsen, dessen Inneres von einem rot-gelbem Flirren und Flimmern ausgefüllt war. Man konnte durchsehen, wenn auch die Landschaft dahinter seltsam verzerrt wirkte. Steinerne Dornen waren ebenfalls rundherum aus der Erde gebrochen. Das Tor mochte etwa drei Meter hoch sein, eigenartigerweise fiel es ihr schwer, es richtig zu schätzen. Dreveni war völlig in den Anblick des Tores versunken, so dass sie ihre Umgebung komplett vergaß, wenn auch zum Glück den Zauber nicht.

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Krisensitzung (http://www.multimediaxis.de/threads/130508-Krisensitzung?p=2742673&viewfull=1#post2742673)" fortgesetzt.

TiberSeptim
26.02.2011, 20:40
Arc­turus war ziem­lich un­ge­hal­ten dar­über zu so frü­her Stun­de schon ge­weckt zu wer­den be­gann seine Schicht doch erst in zwei Stun­den. Als er je­doch sah wenn er vor sich hatte wür­den seine züge so­fort wie­der ent­spann­ter. Es war Ra­mi­nus Polus der ihn ge­weckt hatte und nun sagte:" Es tut mir leid euch so früh zu we­cken Arc­turus aber der Erz­ma­gi­er Tra­ven ver­langt nach euch. Ihr sollt in spä­tes­tens 20 Mi­nu­ten bei ihm in sei­nen Pri­va­ten Ge­mä­chern sein. Es han­delt sich um einen Auf­trag aber sagt vor­erst noch nie­man­dem was auch nicht eurem Bru­der."
Bei den Letz­ten Wor­ten lä­chel­te der Ma­gi­er kurz und setz­te noch hinzu:" Ich weiss es ist früh aber lasst euch nicht zu­viel Zeit Tra­ven war­tet nicht gern." Da­nach dreh­te er sich um und ver­liess das Zim­mer der Ge­brü­der
Erune.

Arc­turus blieb eine weile auf­recht sit­zen und war­te­te bis der Rest der Mü­dig­keit ver­flog.Wäh­rend­des­sen schau­te er sich im Zim­mer um und wie­der ein­mal fiel ihm auf wie un­or­dent­lich das Zim­mer auf der Seite sei­nes Bru­ders war.​Zu­ge­ge­ben bei ihm hersch­te auch nicht ge­ra­de Ord­nung aber bei Oc­ta­vus sah es aus als hätte ein Feu­er­ball in sei­nem Klei­der­schrank und sei­ner Aus­rüs­tungs­tru­he ein­ge­schla­gen. Über­all lagen die Teile sei­ner Le­gi­ons­rüs­tung, Kla­mot­ten und auch sein Schwert lag ein­fach acht­los fal­len­ge­las­sen in­mit­ten der Un­ord­nung.
Ei­gent­lich soll­te er bei sei­nem Sta­tus als Haupt­mann schon lange ein Macht­wort ge­spro­chen haben aber da es sich um sei­nen Bru­der han­del­te, ihn die Un­ord­nung nicht stör­te und er sel­ber auch nicht ge­ra­de der Or­dent­lichs­te war liess er es auf sich be­ru­hen.

Oc­ta­vus schlief noch da ihre Schich­ten gleich­zei­tig be­gan­nen und er hatte auch nichts von dem Früh­mor­gent­li­chen Be­such mit­be­kom­men. Mo­men­tan lag er seit­lich auf dem Bett ein Bein angwin­kelt das an­de­re auf­recht an die Wand ge­lehnt. seine Arme waren seit­lich von ihm weg­ge­streckt und sein Kopf hing über den Rand des Bet­tes so das die Lan­gen wei­ßen Haare den Boden Be­rühr­ten.
Bei dem an­blick strich sich Arc­turus selbst durch seine eben­so­lan­gen je­doch Pech­schwar­zen Haare. Wie es Mut­ter wohl geht? Als er sei­nen Blick auf sei­nem Bru­der ruhen liess schüt­tel­te er den Kopf Ich kenne bis heute nie­man­den sonst der in solch ver­renk­ten Stel­lun­gen schla­fen kann

Durch das Kop­schüt­teln war nun auch der letz­te Rest der Mü­dig­keit von ihm ge­wi­chen und er Stand lang­sam auf. Als er sich streck­te knacks­te es kurz aber ver­nehm­lich in sei­ner Hüfte.Die­ser Gott­ver­damm­te Ban­dit mit sei­nem drei­mal von den Neun ver­fluch­ten Streit­kol­ben Er rieb sich Ge­dan­ken­ver­lo­ren über die Hüfte bei der Er­in­ne­rung an den Schlag den er da­mals ein­ge­steckt hatte. Er ver­trieb die wie­der­keh­ren­den Bil­der je­doch schnell aus sei­nem Kopf und be­gann zügig sich an­zu­zie­hen als er seine Rüs­tung trug, mit aus­nah­me der Stie­fel ging er an die Tür.​Er zog sie noch nicht an um durch die schwe­ren schrit­te seine Bru­der nicht zu we­cken An einem Ha­cken dort hin­gen ne­ben­ein­an­der seine Axt, sein Dolch und seine Kappe.
Er nahm alles mit und trat vor die Tür. Dort setz­te er sich auf eine Bank zog die Stie­fel an steck­te sei­nen Dolch hin­ein und hing sich die Axt an die Seite. Er stand auf und ging die Trep­pe hin­un­ter und stülp­te sich im Lau­fen noch die Kappe über den Kopf. Hier unten im Spei­se­sall Sas­sen zwei Per­so­nen. Die eine war ein Kai­ser­li­cher Scout der seine Helm vor sich hatte und ge­ra­de in einen Apfel biss der an­de­re war ein Kampf­ma­gi­er und trank ge­ra­de einen Schluck aus einem Krug als Arc­turus den Saal be­trat. Den Ma­gi­er kann­te er nur als un­ter­ge­be­nen nicht je­doch di­rekt aber als er den Scout sah fing er an zu Grin­sen und setz­te sich neber ihn.

"Guten Mor­gen Arc­turus" grüss­te ihn der Scout mit einem brei­ten Grin­sen als die­ser sich neber ihn setze. "Guten Mor­gen De­ci­us" er­wie­der­te er mir einem Lä­cheln. "Was treibt dich den hier­her an die Uni­ver­si­tät?" Der Scout sah in an und hob sei­nen Arm. Arc­turus sah so­fort den lan­gen und häss­li­chen Schnitt im Un­ter­arm des Freun­des. "Ein ge­wis­ser Gob­lin den ich hier in der Nähe tö­te­te woll­te ein wenig mit mir ku­scheln und als ich ihn nicht lies wurde gran­tig und mein­te mich ein­we­nig an­rit­zen zu müs­sen." mein­te er schief grin­send und streck­te Arc­turus bit­tend den Arm ent­ge­gen wor­auf­hin die­ser ihm die Hand reich­te und für einen Mo­ment Glüh­te sie weiß auf als sich auch schon der Schnitt am Arm von De­ci­us schloss. "Sei Froh das es kein Scha­ma­ne war wenn er dich mit einem Feu­er­zau­ber ein wenig an­ge­bra­ten hätte könn­te ich dir nicht hel­fen du weisst ich kann gut hei­len aber eben nicht alles." mein­te Arc­turus. "Vie­len Dank" sagte er und schau­te ihn nun wie­der an. "Ich weiss ge­ra­de nicht was ich tun soll ich war ei­gent­lich auf dem Weg nach Skin­grad aber da ich ge­ra­de keine Be­feh­le habe dach­te ich mir ich be­su­che mal meine bei­den bes­ten Freun­de hier in der Kai­ser­stadt und nach­dem ich die­ses Mist­vieh ge­trof­fen hatte schien mir das in An­be­tracht dei­ner Fer­tig­kei­ten gar nicht­mal so eine schlech­te Idee. Wo ist ei­gent­lich Oc­ta­vus? Nor­ma­ler­wei­se kommt ihr doch immer zu­sam­men hier run­ter?"

Nach­dem er De­ci­us an­ge­hört hatte fiel im wie­der ein warum er ei­gent­lich so früh auf­ge­stan­den war und er dass er sich be­ei­len muss­te. "Es tut mir leid aber deine Fra­gen muss ich spä­ter be­ant­wor­ten ich werde von einer....​wich­ti­gen Per­sön­lich­keit er­war­tet die un­gern war­tet und die ich auch un­gern ver­är­gern würde. Ich werde da­nach aber gleich wie­der hier­her kom­men und dann kön­nen wir noch ein wenig reden." De­ci­us sah leicht ent­täuscht aus ant­wor­te­te je­doch mit ver­ständ­nissvol­ler Stim­me "Nun gut aber be­ei­le dich bitte wenn dein Bru­der run­ter­kommt und ich al­lei­ne mit ihm hier bin artet das wie­der in ein Sauf­ge­la­ge ohne glei­chen aus und das währe etwas un­pas­send" Bei die­sen Wor­ten muss­ten sie beide la­chen.

Arc­turus stand auf und ver­ab­schie­de­te sich von den bei­den.​Er ging hin­aus und besah sich den Him­mel es däm­mer­te und es hing noch ein leich­ter Nebel über dem Erz­ma­gier­turm aber es sah jetzt schon nach einem son­ni­gem Tag aus.​Jetzt ging er zügig in Rich­tung der Trep­pen und stand auch schon bald im Turm.​Hier traf er in der Ein­gangs­hal­le auf die Ge­lehr­te Tar-Mee­na eine Ar­go­nie­rin und auch wie­der auf sei­nen Leh­rer Ra­mi­nus. Der Ma­gi­er war mehr oder we­ni­ger sein Lehr­meis­ter und Men­tor.​Er hatte ihm viel in Sa­chen Zer­stö­rung und Wie­der­her­stel­lung ge­lehrt sogar einen Le­bens­ent­de­ckungs­zau­ber und einen Nacht­sichts­zau­ber hatte er Arc­turus bei­ge­bracht und das Ob­wohl der ei­gent­lich in diese Rich­tung nicht so be­wan­dert war. Mo­men­tan ar­bei­te­ten sie daran den Zau­ber zur Be­schwö­rung des Ah­nen­geis­tes zu ver­stär­ken aber das woll­te noch nicht so wirk­lich klap­pen. Aber Arc­turus hatte ge­lernt sich in Ge­duld zu Üben und er war sich si­cher das er mit der Hilfe von Ra­mi­nus auch die­sen Zau­ber ir­gend­wann be­wäl­ti­gen konn­te. Er grü­ß­te die bei­den Freund­lich und gin an den bei­den vor­bei durch das Por­ta­lund Stand nicht lange da­nach in den Pri­va­ten Ge­mä­chern des Erz­ma­gi­ers Han­ni­bal Tra­ven.

Er war bis jetzt nur ein­mal hier ge­we­sen und konn­te sich nicht mehr er­in­nern wann und in wel­chem bezug das Ge­sche­hen war. Als Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er hatte man viele Pri­vi­le­gi­en nicht nur in­ner­halb der Le­gi­on wegen sei­nem Sta­tus als Haupt­mann auch da­durch das er duch sei­nen Satus als Kampf­ma­gi­er in­di­rekt ein Mit­glied der Ma­gier­gil­de war. Dies war in der Regel der ein­zi­ge Raum der Ma­gier­gil­de un der Kai­ser­li­chen Ein­rich­tun­gen den er nor­ma­ler­wei­se nicht be­tre­ten durf­te es sei den es war durch eine Ge­fah­ren­si­tua­ti­on not­wen­dig oder er wurde so wie jetzt her­be­or­dert.​Es dau­er­te auch nur ein paar Se­kun­den bis er den Erz­ma­gi­er er­blick­te der leicht schräg hin­ter ihm an einem Bü­che­re­gal stand.​Arc­turus woll­te sich ge­ra­de räus­pern als der Erz­ma­gi­er zu spre­chen be­gann.

"Nun habt ihr also euren weg doch noch ge­fun­den? Ich dach­te schon ich müsse Ra­mi­nus ein zwei­tes mal ent­sen­den.​Ihr seid 10 Mi­nu­ten über­fäl­lig" Mit die­sen Wor­ten dreh­te er sich um und Arc­turus sah seit lan­ger Zeit mal wie­der das Ge­sicht von Tra­ven vom nahen es wirk­te alt und zer­brech­lich wenn gleich der Kai­ser­li­che doch spü­ren konn­te wel­che Ma­gi­sche Macht hin­ter dem doch ei­gent­lich harm­lo­sen Aus­se­hen des Ma­gi­ers steck­te."Wir haben ein recht gro­ßes Pro­blem...." be­gann Tra­ven von neuem doch er stock­te und dreh­te sich noch­ein­mal um zog eine klei­ne Schrift­rol­le aus dem Regal und reich­te sie Arc­turus."Auf die­ser Karte ist ein Ort Mar­kiert der süd­öst­lich der Kai­ser­stadt liegt.​Es ist eine Sied­lung na­mens Crops­ford.​Sagt euch der Name was?"

Arc­turus öff­ne­te die Karte und ant­wor­te­te dann: "Ja ich habe von ihr ge­hört,man er­zählt sich das die Sied­lung als sie noch im Bau war von Gob­lins an­ge­grif­fen wurde und das oft und lang.​Aber ir­gend­wann soll dann ein Aben­teu­rer die Gob­lins ver­trie­ben haben.​Mehr weiß ich lei­der nicht.".
Der Blick von Tra­ven war un­er­gründ­lich als er fort fuhr."Nun an­schei­nend sind die Neun noch immer nicht zu einem Schluss über das Schick­sal die­ser Sied­lung ge­kom­men und nun ist ein wei­te­res Un­glück über das Junge Dörf­chen her­ein­ge­bro­chen wie es scheint.​Vor drei Tagen ritt ein Le­gio­när durch Crops­ford und fand kei­nen der Be­woh­ner mehr dort vor nur eine Lei­che fand er. Und sie trug die Robe eines To­ten­be­schwö­rers...."

Arc­turus Blick ver­fins­ter­te sich sicht­lich bei dem Letz­ten Wort des Erz­ma­gi­ers und im wurde schon wie­der schlecht als wie­der Bil­der aus sei­ner Er­in­ne­rung an die Ober­flä­che drän­gen woll­ten aber er be­herrsch­te sich noch­mal und frag­te."Nun gut was soll ich also tun?" Eine Re­gung zeig­te sich im Ge­sicht von Tra­ven und er über­leg­te kurz."Nun....​der Le­gio­när ver­folg­te Kampf­spu­en bis zu einer nahe ge­le­ge­nen Höhle die auch als Holz­nar­ben­sen­ke be­kannt sein soll­te.​Ihr wer­det mit "zwei" Mit­glie­dern der Kai­ser­li­chen Le­gi­on dort hin­ge­hen und euch um­schau­en seht zu das ihr die Be­woh­ner wie­der fin­det und wenn ihr To­ten­be­schwö­rer fin­den könnt dann scheut euch nicht so viele von ihnen zu ve­nich­ten wie ihr könnt.
Die zwei Le­gio­nä­re könnt ihr frei wäh­len sie wer­den für die Dauer des Auf­trags von jeg­li­chen Pflich­ten ent­bun­den und müs­sen sich nach dem Auf­trag wie­der hier mel­den.​Und so wie ich euch kenne weiß ich schon wer der erste ist den ihr wählt..." bei den letz­ten Wor­ten grins­te der Ma­gi­er Arc­turus kurz an und nahm ein Per­ga­ment auf das er etwas schrieb.​Arc­turus war bei der neu­er­li­chen Er­wäh­nung des wor­tes wie­der schlecht ge­wor­den als die Er­in­ne­run­gen nun doch kurz in sei­nen Kopf rausch­ten.​Er fing sich je­doch er­staun­lich schnell wie­der und woll­te zu reden be­gin­nen als der Ma­gi­er sie zu ihm um­wand­te und ihm die Liste vor das Per­ga­ment vor die Nase hob.​Er nahm es und fing an zu lesen.

Der Haupt­mann der Kampf­ma­gi­er Arc­turus Erune ist hier­mit be­rech­tigt eine klei­ne Trup­pe Be­ste­hend aus ihm selbst sei­nem Bru­der Oc­ta­vus Erune, sei­nes Zei­chens Kai­ser­li­cher Le­gio­när, und den Kai­ser­li­chen Scout De­ci­us Tal­wa­ti­us zu­sam­men­zu­stel­len.​Die ge­nann­ten Sol­da­ten sind wäh­rend der Dauer des Auf­trags von ihren sämt­li­chen Pflich­ten in der Kai­ser­stadt ent­bun­den und kön­nen nach ei­ge­nem Er­mes­sen han­deln um ihren Auf­trag zu er­fül­len

Ver­blüfft blick­te Arc­turus den Erz­ma­gi­er an und frag­te:"Mein Bru­der gut war lo­gisch aber wie kamt ihr auf mei­nen Freund De­ci­us?" Der Erz­ma­gi­er lä­chel­te Ge­heim­nis­voll und ent­lies ihn mit den Wor­ten "Viel Glück"

Wie­der in der Ka­ser­ne sah er auch schon Oc­ta­vus mit De­ci­us in einem Freund­li­chen Streit­ge­spräch dis­ku­tie­ren.​Er un­ter­brach die bei­den und er­zähl­te ihnen nun von ihrem Auf­trag.​De­ci­us gab sich über­rascht aber zu­frie­den mal etwas an­de­res tun zu dür­fen und Oc­ta­vus freu­te sich un­wahr­schein­lich auf eine Zu­sam­men­ar­beit mit sei­nem Bru­der und sei­nem Bes­ten Freund.​Die drei rüs­te­ten sich aus nah­men Pro­vi­ant mit und ver­lies­sen die Kai­ser­stadt Rich­tung Gelbe Stra­ße und Crops­ford.

Andromeda
05.03.2011, 13:28
Anschluss an die Handlung von "Krisensitzung (http://www.multimediaxis.de/threads/130508-Krisensitzung?p=2745308&viewfull=1#post2745308)".


Dreveni war mit Erynn die Treppe nach unten gerannt, als sie die Geräusche hörte. Draußen stand Arranges einem Dieb gegenüber, der gerade von innen heraus verbrannte. Mit regungsloser Mine beobachtete Dreveni das, genauso wie sich Arranges gleich darauf um sein Pferd sorgte. Das wird doch nicht eine deiner Schwachstellen sein? Der Dieb beunruhigte sie auch etwas, das war noch nie vorgekommen hier. Vielleicht sollten sie sich doch Wachhunde zulegen. Sie legten sich nicht noch einmal hin, stattdessen brachen Arranges und Erynn direkt auf.
„Ihr solltet auf jeden Fall noch einen Magier aufsuchen, sonst beschert Euch die Verletzung eine Zwangspause von mindestens sieben Wochen. Gebt auf Euch acht, Dreveni“, hörte sie Erynn sagen. Sie nickte nur nur nahm die Hand der Dunmer, Arranges würdigte sie nur eines kurzen Blickes. Sie würde auf sich aufpassen, da musste sich Erynn keine Sorgen machen. Viel mehr sollte sie selbst diesen Ratschlag beherzigen und Arranges so bald wie möglich loswerden. Sie kannte den Magier noch nicht sonderlich gut, aber das was sie bis jetzt von ihm gesehen hatte, ließ ihn schon etwas psychopathisch wirken. Vielleicht war er aber auch einfach nur verzogen. Aus Erynn könnte viel werden, wenn sie sich erst überwinden konnte, jemanden außerhalb der reinen Selbstverteidigung zu töten, sie konnte sich leise Bewegen und war gut mit dem Bogen, dachte Dreveni bei sich mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Mordan und Dreveni würden ihr den Rest schon beibringen. Dann würde es ihr auch erspart bleiben, mit irgendwelchen Magiern durchs Land zu ziehen, und sie könnte sich anständige Ausrüstung leisten. Nach einem letzten Blick auf den verkohlten Haufen, der einmal der Dieb gewesen war, ging sie wieder ins Haus. Sie hätte ihn vermutlich laufen gelassen, nachdem sie ihm ein paar Finger oder die Hand abgeschnitten hätte, dass hätte den Rest dieses Abschaums gleich gewarnt, sich von diesem Haus fernzuhalten.

Nachdem die Schmerzen in ihrem Arm deutlich besser geworden waren, seit Erynn ihn gerichtet hatte, schlief sie noch ein paar Stunden, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatte. Gegen Abend stand sie auf und beseitigte die Spuren von gestern Nacht. Viel war es nicht, die blutigen Tücher verbrannte sie im Kamin. Danach wollte sie eigentlich den Zuber füllen, aber nachdem sie den dritten Eimer aus dem Brunnen mit einer Hand geholt und ins Haus geschleppt hatte, gab sie es wieder auf. Den Abend verbrachte sie so damit, in Mordans Bücher über die Daedra zu lesen. vorher hatte es sie nie besonders interessiert, nicht darüber hinaus, was sie aus seinen Geschichten kannte.

Am nächsten Tag brach sie gegen Mittag nach Cheydinhal auf. Ihr Pferd führte sie an den Zügeln, und nach etwa zwei Stunden erreichte sie ohne Zwischenfälle das Westtor. Die Wache dort schien sich an sie zu erinnern, und nach einem genaueren Blick sah Dreveni, dass es die gleiche war, welche sie vorletzte Nacht aus der Stadt gelassen hatte. "Ah, jetzt wollt ihr also wieder hinein?", fragte er sie mit einem fiesen Grinsen, wobei er seinen Blick über ihren geschienten Arm schweifen lies.
"Ja, die Belagerung wurde vermutlich inzwischen aufgehoben, das Tor scheint weg zu sein.", antwortete Dreveni so ruhig wie möglich, wobei sie einen Blick in den Himmel warf, welcher jetzt wieder blau und nicht mehr blutrot war.
"Ja, das Tor.. Das ist einfach verschwunden.", antwortete der Kaiserliche der das Stadttor kontrollierte. "Wisst ihr vielleicht etwas darüber?" Dabei sah er sie lauernd an. "Wo habt ihr euch überhaupt herumgetrieben?"
Langsam reichte es Dreveni. Vor allem da sie wusste, dass sie gerade nichts anderes tun konnte, als seine Fragen zu beantworten, auch wenn er streng genommen gar nicht das Recht dazu hatte, das war schließlich keine Befragung. Andererseits war er die Stadtwache. Verflucht. "Ich war hier in der Gegend, ich habe jemanden gesucht. Ich wurde von einer Horde Daedra überrascht, und fast hätten sie mich gehabt, wenn...", dabei biss sie sich auf die Zunge, und sah sich erschrocken um, als hätte sie fast zu viel verraten.
"Bis was?", fragte die Wache jetzt ebenfalls etwas leiser, und rückte näher an Dreveni.
Nach einem verschwörerischem Blick in die Umgebung beugte sie sich zur Wache: "Ich war nicht weit weg vom Tor, da zersplitterte es plötzlich in unzählige Teile und auf einmal war es weg. Da, wo eben noch das Tor war, stand ein großer Mann in einer strahlenden Ebenerzrüstung. Er hat die restlichen Daedra einfach erschlagen, dann... verschwand er einfach."
Die Wache hatte sie nur erstaunt angestarrt, und jetzt kam leise über seine Lippen: "Was für ein Held..."
"Ja, nicht?", fragte Dreveni mit einem bewunderndem lächeln.
"Ihr dürft passieren."
Mit einem direkt vergnügtem Gesicht betrat Dreveni Cheydinhal. Gerüchte zu streuen war doch immer wieder schön. Die Stadt wirkte schon wieder direkt aufgeräumt, nur ein paar Fässer und Bretter erinnerten noch an den Belagerungszustand. Außerdem wirkten die Bewohner immer noch aufgebracht, was aber auch nicht verwunderlich war. Sie wandte sich direkt zur Magiergilde, die sich nicht weit vom Tor entfernt befand. Sie hoffte inständig, dass der Knochen nicht noch einmal gerichtet werden musste, allerdings konnte sie selbst nicht so wirklich beurteilen, ob beide Enden wirklich gerade aufeinander saßen. Dieses mal würde sie sich jedenfalls vorher so betrinken, dass sie nichts mehr mitbekommen würde.
In der Gilde wurde sie von einer Argonierin empfangen und in die Räume im Keller geführt. Dort hielt sich der Heiler auf, ein großer, hagerer Altmer. Dieser schien Dreveni nur insofern wahrzunehmen, als dass er ihren Arm gleich zwei Schülern vorführte, die dort mit ihm standen. Indirekt lobte er Erynns Arbeit, wenn auch mit der Einschränkung, dass es auf dem Feld wohl einfach nicht besser gegangen wäre. Er entfernte die Schienen, und Dreveni hielt schon die Luft an, als er anfing, ihren Arm abzutasten. Leicht enttäuscht, wie ihr schien, meinte er aber nur, da bräuchte er ja gar nichts mehr machen, sprach einen Heilzauber, sagte sie solle den Arm noch etwa eine Woche schonen und fuhr fort, seinen Schülern etwas zu erklären. Nachdem sie von den Magiern nicht weiter beachtet wurde, stahl sie sich wieder aus der Gilde. Umso besser wenn er dafür nicht einmal einen Lohn haben wollte.

Draußen stand sie erst eine Weile unschlüssig auf dem Platz vor den Gilden. Eigentlich war sie ja überhaupt erst wegen Feryn nach Cheydinhal gekommen, und inzwischen war es mehr als zweifelhaft, dass er sich überhaupt noch hier aufhielt. Sie beschloss, es wie in Chorrol zu machen, und spazierte langsam durch die Stadt, konnte allerdings kein bekanntes Gesicht erkennen, dass ihr weiterhelfen konnte. Danach wollte sie ein paar Vorräte kaufen, bevor sie zurück zum Haus reiten würde, hatte damit aber auch nicht viel mehr Glück. Mehr als etwas Brot und Käse konnte sie nicht auftreiben, es würde noch ein paar Tage dauern bis in Cheydinhal wieder alles seinen gewohnten Gang lief. Am späten Nachmittag ritt sie schließlich wieder zurück zum Haus.

TiberSeptim
22.03.2011, 04:11
Arcturus ritt voraus während Decius und Octavus im folgten. Es war bisher kein schwieriger Weg gewesen und sie kamen auch schnell voran. Es dauerte auch nicht lange bis sich Decius von hinten meldete: "Dort vorne links kommt gleich die Geborstenes Holz-Höhle,ein ehemaliger Goblinunterschlupf, wir müssen vorher rechts abbiegen. Dann sollte es nicht lange dauern bis wir in Cropsford ankommen und vor dort aus ist es auch nicht mehr weit bis zur Holznarben-Senke."
"Danke Decius" sagte Arcturus und sie ritten weiter bis sie schließlich in Cropsford ankamen.

Sie stiegen von ihren Pferden ab und erkundeten mit gezogenen Waffen die Umgebung. Decius, der einen Pfeil aufgelegt hatte ging gerade um eine Häuserecke als er den anderen beiden zurief:"Ich habe den Totenbeschwörer gefunden." Die Brüder gingen zu ihm und Octavus der vor Arcturus um die Ecke ging gab ein leises "Iärks" von sich. Als Arcturus um die Ecke kam sah er warum. Die Tierwelt hatte zwar noch einiges von dem Kerl übrig gelassen aber was noch übrig war, war nicht mehr wirklich hübsch anzusehen. Man konnte gerade noch erkennen das es sich einmal um einen Altmer gehandelt haben musste.

Octavus stupste die Leiche mit seinem Schwert an und meinte zu Decius:"Du weisst wo es langgeht also bring uns schnell zu der Höhle. Wenn ich den hier sehe bekomme ich schon wieder meine Wut." Decius sah ihn verwirrt an und sah etwas verwundert aus als er den blanken Hass in Octavus augen sah. Als er zudem noch zu Arcturus hinüberschaute sah er Haargenau den selben Gesichtsausdruck bei ihm und fragte nur: " Jungs ist mit euch alles in Ordnung? Jedes mal wenn das Wort Totenbeschwörer fällt oder wir einen sehen dreht ihr beiden total ab, was ist den los?"
Die Brüder wechselten einen Blich und Arcturus wandte sich mit den Worten:"Sag du´s ihm!"
von den beiden ab und ging ein paar Schritte auf die Häuser zu.

Octavus ging zu Decius und fing an ihm zu erklären:" Wir haben vor einigen Wochen Nachricht von unserer Mutter bekommen. Unser Vater wurde von Totenbeschwörern entführt und getötet. Wir beide wurden damals ausgesandt um uns um einen Totenbeschwörerhaufen zu kümmern der ,in einer Kapelle nicht weit von hier, seinen Stützpunkt aufgezogen hatte. Als wir dort ankamen wurden wir von einigen Zombies begrüsst unter denen auch unser Vater war......Arcturus hat ihn getötet und wir sind wieder gegangen." Er blickte kurz zu seinem Bruder und sprach dabei aber weiter:" Er kommt darüber nicht hinweg und ich ehrlich gesagt auch nicht aber wir werden es diesem Dreckspack schon zeigen. Wer sich mit den Gebrüder Erune anlegt ist so gut wie tot." Decius sah ihn an und war sprachlos. Octavus sagte nur:"Sag einfach nichts und lass uns weitergehen.Je eher wir die Scheisse hinter uns haben desto besser."

Die Drei gingen weiter und kamen nicht lange danach bei der Holznarben-Senke an. Sie betraten die Höhle ,und mussten alle drei erst gegen einen unfassbar starken Brechreiz ankämpfen, als sie zum ersten mal den Geruch der Höhle in der Nase hatten. Decius schaffte es nicht es zu unterdrücken und übergab sich, während Arcturus, mit der Hand vorm Mund und tränenden Augen, zu Octavus sagte:"Verdammt ich kann fast nicht atmen, hier unten stinkts ja schlimmer als in den Abwasserkanälen der Kaiserstadt." Octavus erwiderte:"Ich will gar nicht wissen wie viele Leichen hier unten liegen.Dem Verwesungsgestank zu urteilen müssen es hunderte sein.Lasst uns weitergehen."

Die drei banden sich Tücher vor die Münder und gingen tiefer in die Höhle hinab. Sie schlichen leise durch das Halbdunkel, und hin und wieder war das Tropfen von Wasser auf Stein zu hören, ansonsten war es totenstill. Ein leises Knirschen zerschnitt die Stille und alle drei blieben wie angewurzelt stehen. Arcturus horchte ins dunkel als er etwas pfeifen hörte und Octavus urplötzlich sein Schild hochriss und vor seinen Bruder hielt.Eine hundertstel Sekunde später zitterte ein Pfeil im Schild und ein hässliches Kreischen war aus dem Dunkel zu vernehmen. "LICHT" brüllte Octavus und schon kamen zwei Skelette aus dem dunkel gerannt, der eine mit einem Zweihänder, das andere mit einem Schild und einem Streitkolben. Decius entzündete eine Fackel, und erblickte ein drittes Skelett im Hintergrund, das wohl für den Pfeil verantwortlich war, den es trug einen Bogen den es gerade neu spannte. Decius liess die Fackel fallen, zog seinen eigenen Bogen und schrie:"ACHTUNG".

Octavus hatte das Skelett mit dem Streitkolben erwischt und hämmerte mit dem Schwert auf dessen Schild ein, konnte aber keine Deckungslücken treffen, und so wogte der Kampf zwischen den beiden hin und her ohne das sich einer sonderlich hervortun konnte. Arcturus hatte im moment ganz andere Probleme. Eigentlich wollte er das Skelett mit dem Zweihänder mit einem Feuerball begrüßen aber das Bogenschützen-Skelett lies ihm keine Zeit dazu. Gerade als er die Hand vom Griff seiner Axt nahm um dem Skelett seinen Zauber entgegenzuschleudern wurde sie ihm nach hinten weggerissen und er musste sich unter einem Schlag des anderen Gerippes hinwegducken. Dabei erblickte er seine linke Hand und sah entgeistert das ihm der kleine Finger Fehlte. Der Pfeil hatte ihm den Finger abgerissen aus dessen Stumpf jetzt munter das Blut herausschoss. Er realisierte die Schmerzen nicht und kam wieder auf die Beine. Mit einem Schrei hob er die Axt weit über seinen Kopf und liess sie auf den Schädel des Skeletts krachen, der mit einem lauten Knall in tausend teile zerbarst, woraufhin das Gerippe einfach umkippte und das Skelett mit dem Streitkolben sich einfach in Luft auflöste.

Octavus der jetzt freie Bahn hatte stürmte zu dem letzten Skelett und hieb mit einem gezielten Schlag die Wirbelsäule des Untoten entzwei, woraufhin auch dieses zusammenbrach. Der Kampf war Schneller vorbei als sie dachten und jetzt erst fuhren die Schmerzen mit voller Kraft in Arcturus Hand und er liess einen Schrei fahren so das die anderen beiden zusammenzuckten. "Was ist?" rief sein Bruder und rannte zu ihm während sein Bruder in die Knie ging und sich die Hand hielt. "Das Gottverdammte Mistvieh hat mir den Finger weggerissen!" sagte Arcturus der vor Schmerzen ächzte.
Decius und Octavus schauten sich eine weile um konnten den Finger aber nicht finden und so ballte Arcturus seine Hand zur Faust und sie glühte weiß auf. Innerhalb von Sekunden war der Stumpf mit Haut zugewachsen und sah so aus als wäre es eine alte Kriegswunde. Es dauerte nicht lange und die drei konnten weitergehen.

Es gab nicht mehr wirklich viele Probleme in den Gängen, aber als sie endlich in die große Haupthöhle kamen stockte ihnen der Atem. In dem Großen Raum waren ungefähr ein Dutzend Käfige aufgehängt in denen überall Zombies jaulten und stöhnten. Am Boden gingen einige Totenbeschwörer ihrer Arbeit nach und weiter hinten an einem Altar stand ein hochgewachsener Mann der im Gegensatz zu allen anderen Menschen im Raum keine Kappe trug und barhäuptig wie er war gerade ein par Formeln vor sich hinmurmelte. Plötzlich jedoch drehte er sich herum und schaute genau in ihre Richtung. Ein paar Kehlige Laute brachen aus seiner Kehle hervor und alle Totenbeschwörer starrten wie gebannt in die Richtung der drei Legionäre. Auf einmal kam Bewegung in die Bude und die ganze Necromanten-Schar rannte in eine Ecke des raumes in der ein Loch in der Wand war. Der Hochgewachsene zog zwei Hebel und lief mit einem hässlichem Grinsen ebenfalls durch das Loch, das sich kaum das er es durchschritten hatte hinter ihm schloss.

Durch den zweiten Hebelzug hatten sich die Käfige mit den Zombies geöffnet und alle kamen jetzt heraus und wankten den Kaiserlichen entgegen. Die zogen ihre Waffen und gingen in Verteidigungstellung. Sie waren fünf zu eins unterlegen und hatten eigentlich keine Chance.
Aber trotz allem griffen sie an und es wurde ein heilloses Gemetzel. Decius erkannte nach einer weile wenn sie da eigentlich abschlachteten, es waren die Bewohner von Cropsford die er früher kannte und jetzt nur noch als Untote ihr dasein fristeten. Er entdeckte zu spät das Schwert das auf ihn zugeflogen kam und die Sicht auf seinem rechtem Auge trübte sich auf einmal.während er zu Boden stürzte. Octavus sah das Decius fiel und rannte zu ihm. Er hatte einen langen hässlichen Schnitt der sich von über dem rechten Auge bis runter auf die Backe zog. Das rechte Auge war weg und Octavus starrte in ein blutiges Loch. Er schrie nach seinem Bruder Arcturus der sich umdrehte und zu ihnen herüberschaute. Als er jedoch seinen Bruder Octavus erblickte vergass er die Zombies und das Kämpfen völlig.

Wie in Zeitlupe näherte sich ein Schwert dem Hals seinen Bruders und er schrie:" OCTAVUUUUUUUS".......doch es war zu spät. Sein Bruder drehte sich um und sah seinen Bezwinger, es war der Hüne von vorhin der mit einem Schwert auf ihn einschlug. Octavus Kopf trennte sich von seinen Schultern und landete genau vor Arcturus Füssen. Der Gesichtsausdruck von Octavus enthielt keinerlei Schmerz sondern nur Überraschung und Verblüfftheit. Arcturus wurde es rot vor Augen und er spürte nicht mehr was er tat und realisierte es auch nicht mehr er kämpfte sich zu Decius und tötete alles was ihm vor seine Axt kam. Als er ihn erreichte riss er den Bewusstlosen auf die Füße und hob ihn auf seine Schulter, er rannte was er konnte, und er rannte immer weiter, aus der Höhle heraus, durch Cropsford hindurch, bis auf die Gelbe Straße bis er schließlich vor Erschöpfung einfach umkippte, und mitten auf der Straße liegen blieb.

Es dämmerte schon und es wurde langsam kühl als Arcturus wieder zu sich kam. Decius lag noch genau so neben ihm wie zuvor und stöhnte gerade leise als er versuchte sich aufzurichten es aber nicht schaffte und wieder zu Boden fiel. "Bleib liegen" Flüsterte Arcturus ihm zu "Was ist passiert" fragte Decius mit schwacher Stimme. Arcturus lag einfach nur da..."Octavus" flüsterte er. "Was ist mit ihm ?" erwiederte der Scout zitternd da es langsam wirklich kalt wurde."Er...er..ist .....tot"gab Arcturus zurück und in diesem Moment fing er an zu weinen und dir Tränen liefen im durch das Gesicht in seine schwarzen Haare. Er schluchzte und hörte lange Zeit nicht auf zu weinen bis Decius zu ihm rüberkroch und ihm die Hand auf den Arm legte. Im Dämmerlicht konnte Arcturus sehen das auch ihm Tränen auf den Wangen glänzten. "Wir müssen hier weg, wir dürfen nicht hier bleiben, wir müssen dem Erzmagier bescheid geben." "SCHEISS AUF DEN VERDAMMTEN ERZMAGIER DECIUS MEIN BRUDER IST TOT" Arcturus sprang auf und stiess Decius von sich weg. "Denkst du vielleicht das es mich jetzt noch interessiert was mit der Erzmagier ist?Oder der Gottverdammten Magiergilde?Geh doch zu deiner Legion ich werde desertieren. Die Legion hat mir meinen Vater genommen und jetzt auch noch meinen Bruder.Geh Decius werde glücklich aber ich mache das ich von hier wegkomme." Arcturus rannte nach Cropsford und zog im Laufen seine Handschuhe und seine Kappe aus die er achtlos ins Grass warf. Als er bei den Pferden angekommen war schwang er sich auf sein eigenes und preschte davon.

Decius sah seinem Freund hinterher. Langsam stand er auf und ging nach Cropsford unterwegs nahm er die Handschuhe und die Kappe von seinem ehemaligem Freund mit und sammelte auch Octavus Pferd ein das er an der Seite mitführte während er mit seinem eigenen in Richtung der Kaiserstadt ritt.

Andromeda
29.03.2011, 18:44
Sie verbrachte die nächsten Tage in Mordans Haus, wobei sie gelegentlich Ausflüge nach Cheydinhal unternahm. Das Leben dort normalisierte sich zusehends, und langsam kamen auch wieder die ersten Händler mit frischen Wahren in die Stadt. Die organisierte Kriminalität kam ebenfalls wieder aus ihren Löchern gekrochen, allerdings konnte sie über ihre Kontakte dort nicht herausfinden, ob Feryn hier gewesen war. Dafür bekam sie mit, dass ihr Gerücht gefruchtet hatte, jeder erzählte jetzt von dem strahlendem Held, der das Tor geschlossen hatte. Die Geschichte hatte noch die eine oder andere Ausschmückung erhalten, aber im wesentlichen entsprach es noch der Version, die sie der Wache erzählt hatte.

Dreveni hasste es zu warten, aber sie war praktisch zur Untätigkeit verdammt, da ihr Arm noch ein paar Tage brauchen würde, um richtig zu Heilen. Sie hatte versuchsweise ein paar Mal mit ihrem Bogen geschossen, und es ging sogar, aber eben nur ein paar Mal, dann waren die Schmerzen in dem Arm wieder zu stark. Frustriert ging sie mit dem Bogen wieder nach drinnen und ließ ihn achtlos im Eingangsbereich fallen. Mit einem genervtem Seufzen ließ sie sich auf einen Sessel im Wohnzimmer fallen und starrte durch das Fenster nach draußen. Sie hatte gerade auch absolut nichts zu tun, nichts dass sie endlich wieder von Feryn ablenken würde. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu ihm abschweiften, und das frustrierte sie noch viel mehr, als ihr gebrochener Arm. Sie konnte guten Gewissens von sich behaupten, die letzten drei, oder waren es schon fünf?, Jahre nicht mehr an ihn gedacht zu haben, jedenfalls nicht ohne dass sie es wollte, was vielleicht auch etwas damit zu tun hatte, dass sie meistens beschäftigt gewesen war, und bei ihrem Beruf konnte man es sich nicht leisten, abgelenkt zu sein.
Natürlich war sie in den letzten Tagen an dem Ort gewesen, den er in seiner Nachricht beschrieben hatte, aber sie hatte nichts gefunden. Er konnte nie hier angekommen sein, er konnte hier gewesen sein und die Nachricht war verschwunden, sie wusste es nicht. Ungewissheit konnte sie auch nur schwer ertragen. Sie war auch weiter um Cheydinhal unterwegs gewesen, auch wenn das wirklich wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen war, und weit entfernt von planvoll.

Plötzlich hörte sie, wie ein Schlüssel in der Haustür gedreht wurde. Mit einem Satz war sie auf den Beinen, im Vorraum und hob den Bogen auf, um ihn auf die Kommode zu legen. Da hatte er zwar auch nichts verloren, aber das war immerhin noch besser als auf dem Boden. Mordan war da etwas eigen, und außer ihm hatte niemand einen Schlüssel zum Haus. Im stillen war sie dankbar für ihre guten Reflexe, aber sie wohnte ja auch schon lange genug mit Mordan unter einem Dach. Der Rest des Hauses war aufgeräumt, sie hatte ja sonst nichts zu tun gehabt. Als sie den Bogen gerade auf die Kommode gelegt hatte, hatte Mordan die Tür vollständig geöffnet, sein Gepäck abgelegt und sie umarmten sich kurz und herzlich.
"Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu sehen.", sagte er zu Dreveni. "Wohin ist das Tor verschwunden?"
"Das ist eine lange Geschichte...", sagte Dreveni nur fürs erste, sie musste erst einmal überlegen, ob und wie sie von Arranges erzählte, und welche Teile sie besser auslassen würde.
Sie setzten sich an den Esstisch, nachdem sie etwas zu Essen und eine Flasche Wein aus der Küche geholt hatten, und Dreveni erzählte, was sich in den letzten Tagen hier ereignet hatte. Sie entschied sich dazu, nichts auszulassen, wie sie Arranges und Erynn vor dem Tor getroffen hatten, wie sie schließlich zusammen die Ebenen Oblivions betreten hatten, wie Arranges den Pfeil des Dremora "gefangen" hatte, wie sie selbst von dem Xivilai fast erschlagen worden wäre und das Tor schließlich geschlossen worden war. Sie verschwieg auch nicht, dass Arranges und Erynn hier im Haus gewesen waren, sie hatten immerhin Dreveni das Leben gerettet. "Auch wenn ich nach wie vor nicht weiß, warum, und es reichlich dämlich von ihnen fand, aus ihrer Perspektive gesehen, aber ich konnte sie danach nicht mehr umbringen. Davon abgesehen wäre ich dazu eh nicht mehr in der Lage gewesen.", endete sie schließlich. Bei ihren letzten Sätzen hatte Mordan sie leicht amüsiert angesehen, auch wenn ihn der Rest sichtlich erschreckt hatte. "Ach ja, du solltest über einen Wachhund nachdenken, hier waren Diebe. Arranges hat ihn leider verkohlt, sonst hätte ich ihn zurückgeschickt." Mordan wusste schon genau, wie sie das meinte, hatte er ihr doch diese ganzen Methoden beigebracht.
"Das hätte ich nicht unbedingt von dir erwartet.", sagte er schließlich, in einem Tonfall, der nur schwer zu deuten war.
"Ich hätte ihn ja auch wirklich gern getötet, aber er hat mich gerettet, und wie gesagt, es ging leider nicht, mit einem gebrochenem Arm gegen zwei..."
"Das meinte ich nicht, das war schon in Ordnung. Ich meinte, dass du einfach in das Obliviontor gegangen bist."
"Wir wohnen hier? Hätte das Tor hier bleiben sollen?"
"Wir hätten umziehen können. Und ich dachte immer, es gäbe nichts, dass dir wichtig wäre.", sagte er lächelnd und dabei leicht provozierend.
Normalerweise unterhielt sich Dreveni gern mit Mordan, aber das Gespräch ging langsam in eine Richtung, die ihr überhaupt nicht zusagte. Mordan wusste immer noch nicht, von wem der Brief war, oder warum sie überhaupt nach Cheydinhal gekommen war. Wenn er erfahren würde, dass sie versuchte, Feryn einzuholen, würde er sich denken können, dass damals nicht alles ganz so gelaufen war, wie sie ihm erzählt hatte. Außer er würde ihr abnehmen, dass sie ihn jetzt töten wollte, vollenden, was sie damals nicht geschafft hatte, aber sie wusste, sie würde Mordan nicht erfolgreich anlügen können bei dieser Sache.
"Du bist mir wichtig. Und ja, vielleicht auch Cheydinhal. Rein geschäftlich gesehen.", antwortete sie halbherzig. Danach sah sie Mordan in die Augen und überlegte kurz, ihm doch alles zu erzählen. Sie hatte nie Geheimnisse vor ihm gehabt, jedenfalls nicht bei wichtigen Dingen. Und das war, zumindest damals, ziemlich wichtig gewesen. Sie atmete tief durch, und fragte: "Und wo warst du die letzten Tage?" Etwas besseres war ihr nicht eingefallen, und sie brachte es einfach nicht übers Herz. Mordan wäre entweder ziemlich wütend oder maßlos enttäuscht, wahrscheinlich beides. Nein, wäre er vermutlich gar nicht. In Wahrheit schämte sie sich für ihr Verhalten damals ziemlich. Mordan hatte die Tage in der Kaiserstadt verbracht, bis die Nachricht vom Verschwinden des Tores den Weg dorthin gefunden hatte. Arbeit gab es dort ebenfalls genug, und in etwa einer Woche sollte Drevenis Arm komplett geheilt sein.

Am späten Nachmittag hielt es Dreveni schließlich nicht mehr im Haus aus, und ging eine Runde spazieren. Sie nahm nur den Dolch mit, gegen wilde Tiere konnte sie sich im Moment eh besser mit Magie wehren. Sie ging eine Weile ziellos durch die Gegend, und als es anfing zu dämmern hatten sie ihre Schritte wieder zu dem Ort gelenkt, den Feryn ihr beschrieben hatte. Es war eine Stelle am Ufer des Reed, südlich von Harlunswacht, und eigentlich nicht besonders auffällig. Hier hatten sie damals für ein paar Tage ihr Lager aufgeschlagen. Nachdem sie nicht mit einem Hinterhalt oder sonstigem rechnete, bewegte sie sich nicht absichtlich leise, auch wenn sie keinen Lärm machte, ihr Gang war auch sonst eher leicht und geschmeidig. Sie hörte natürlich auf ihre Umgebung, konnte aber außer dem Rauschen der Blätter nichts hören.
Umso überraschter war sie deshalb, als plötzlich jemand von hinten seinen Arm um ihren Hals legte und ihr mit der anderen Hand den Mund zuhielt. Sie hielt in solchen Situationen ohnehin nicht viel davon, zu schreien, und wollte dem Angreifer gerade in die Hand beißen und mit ihren Händen nach dem Dolch greifen, als sie eine Stimme an ihrem Ohr hörte: "Ich wusste dass du kommst." Bei deren Klang erstarrte Dreveni. Sie kannte sie nur zu gut. Inzwischen hatte er die Hand vor ihrem Mund weggenommen, so dass sie ansetzen konnte, zu antworten: "Dein Glück dass dein Plan..." weiter kam sie nicht, Feryn hatte sie zu sich herumgedreht, sie an den Schultern genommen und ehe sie noch wusste, wie ihr geschah, küsste er sie. Zuerst war zu perplex, um sich zu wehren, dann merkte sie, wie sie ihn eigentlich vermisst hatte. Seine Nähe, seinen Geruch, diese Vertrautheit.. Ja, vertrauen, da schaltete sich endlich ihre Vernunft wieder ein, und sie stieß ihn kräftig von sich, zog den Dolch und hielt ihn Feryn unter die Nase: "Du hättest mich elendig verrecken lassen.", schrie sie ihm wütend entgegen.
Feryns Blick ging zu dem Dolch, der leicht aber unübersehbar in ihrer Hand zitterte, und zurück zu ihren Augen: "Und ich dachte du hättest es verstanden, ich brauchte den Vorsprung und du kanntest meine Prioritäten." Seine Stimme war dabei leise geblieben, und er hatte wieder dieses Lächeln um den Mund.
Dreveni schüttelte nur stumm und fassungslos den Kopf. Wie konnte er jetzt so selbstgerecht hier stehen, und verlangen, dass sie dafür Verständnis haben sollte?
"Wenn es nach dir gegangen wäre, wäre ich bei lebendigem Leibe in diesem Haus verbrannt, nur um eine Horde Bauern und ein paar Legionäre glauben zu lassen, sie hätten dich erwischt?"
"Es ging nie darum, meine Haut zu retten. "
"Aber darum geht es dir jetzt, oder?" Dreveni war in diesem Moment nicht halb so selbstsicher, wie sie es gern gewesen wäre, sie spürte ihr Herz rasen und steckte den Dolch weg, um statt dessen die Arme zu verschränken, um das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
Er kommentierte das ganze mit: "Du hast dich überhaupt nicht verändert. Hast du dir jemals überlegt, wie viel einfacher alles für dich gekommen wäre, hättest du mich einfach getötet?"
Da reichte es Dreveni, sie holte mit der rechten Hand aus, ehe sie noch wirklich merkte, was sie tat, und schlug Feryn mit der Flachen Hand ins Gesicht. "Oh doch, ich habe mich verändert. Aber anstatt dich jetzt einfach zu töten, lasse ich dich lieber von den Morag Tong erwischen. Oder alternativ von der Bruderschaft, ich nehme an du weißt, was es mit dem verlassenem Haus in Cheydinhal auf sich hat? Denen ist es egal, ob du unehrenhaft aus der Gilde entlassen wurdest und von ihnen gesucht wirst, einmal Morag Tong, immer Morag Tong. Was hast du eigentlich getan?" Während sie geredet hatte, hatte sie ihn gemustert. Er sah auch fast noch genauso aus wie vor zehn Jahren, was für einen Mer auch keine Zeit ist. Ihr kam die Zeit nur so lange vor, da sie in Cyrodiil im Rhythmus der kurzlebigen Menschen lebten, die regelrecht durchs Leben hetzen mussten. Feryn verzog keine Miene, obwohl sie ihn ziemlich fest geschlagen hatte.
"Ich brauche deine Hilfe.", sagte er nur, wobei er ihr direkt in die Augen sah. Noch war es hell genug, dass sie seine Gesichtszüge erkennen konnte. Scheiße. Dreveni wusste im Moment wirklich nicht, was sie tun sollte. Aus ihrer Sicht hatte es Feryn mehr als verdient, zu sterben, und es ärgerte sie, dass sie es wieder nicht über sich brachte, davon abgesehen dass nicht sicher war, wer gewinnen würde, würde sie sich offen mit ihm anlegen. Sie bemühte sich, Feryn nicht in die Augen zu sehen, da sie fürchtete, sich anders zu entscheiden und antwortete nur: "Vergiss es." Sie wunderte sich selbst, wie abweisend und kalt ihre Stimme klang, obwohl sie sich gar nicht so fühlte. Konnten sie nicht einfach alles vergessen, was damals gewesen war, und von vorn beginnen?
Feryn ignorierte ihre Antwort, und sprach weiter: "Ich kann hier nicht länger bleiben, aber ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen in den nächsten Tagen, jetzt weiß ich ja wie ich dich finden kann. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen, auch nicht was ich getan habe." Danach lächelte er Dreveni noch einmal an, drehte sich um und ging. Er musste sich unsichtbar gemacht haben, denn sobald er den schlammigen Boden am Ufer verlassen hatte, konnte sie ihn nicht mehr sehen. "Für wen bei allen Daedra hältst du dich eigentlich?" war alles was sie ihm noch wütend nachrief, bevor sie sich erschöpft auf einen großen Stein fallen ließ.

KingPaddy
11.04.2011, 18:03
Tarrior war beinahe fünf bis sechs Stunden unterwegs, als er sich endlich dem Pass zum Aschland näherte. Inzwischen war es später Nachmittag und die Sonne war weit über den Horizont gezogen. Das Land stieg vor ihm an. Nur eine hohe Hügelkette trennte die Westspalte vom Aschland und somit vom Tod durch die daedrischen Horden. Glücklicherweise stiegen die Klippen nach oben hin steil genug an und waren mit schartigen Felsen übersät. So musste eine Armee in jedem Fall den Pass benutzen. Sollte Mar Gaan fallen, würde man die Dämonen am schmalen Durchgang vor ihm hoffentlich aufhalten können. Als er nun den ansteigenden Weg zum Pass erreicht hatte und die Umgebung zusehends öd und trostlos wirkte, sah er links der Straße ein riesiges Feldlager. Die gesamte Fläche neben der Straße war mit Zelten bedeckt. Es wirkte, als hätte man einen riesigen Baldachin über die Wiesen gespannt. Umgehend kamen einige gerüstete Männer auf ihn zu. Die Machart ihrer Knochenrüstungen wiesen sie als Soldaten des Hauses Redoran aus. „Was wollt ihr hier?“: fragte einer der Männer barsch. Da sie alle einen Vollhelm trugen, konnte er nicht verorten, von wem die Stimme kam. „Was ist dies hier?“: stellte Tarrior eine andere Frage statt zu antworten. „Dies hier ist unser Lager. Wir bewachen den Pass zum Aschland. Wenn ihr hier seid, um euch uns anzuschließen dann meldet euch bei Artem Wengert. Er ist für die Freiwilligen zuständig. Ihr findet ihn im Rüstungszelt im Zentrum des Lagers. Ansonsten verschwindet. Wir brauchen hier keine Leute, die uns die Zeit stehlen“: erklärte einer der Soldaten unfreundlich, bevor sie sich abwandten und zum Pass hinüber gingen. „Verdammtes redoranisches Pack“: zischte der Dunmer in Gedanken und ging ins Lager. Er wollte lieber nicht gleich herum erzählen, dass er nach Mar Gaan wolle, wer wusste schon, wie die Soldaten reagieren würden. War der Pass für Reisende gesperrt, und das war er mit Sicherheit, machte er sie mit so einer Bemerkung nur aufmerksam. Man würde ihn unter Beobachtung halten und ein heimliches Überwinden wäre schon schwieriger. Womöglich war es wirklich besser, wenn er sich zunächst im Lager umhörte.

Als er sich vom Felsengrat in die klaustrophobische Enge des gewaltig ausgedehnten Heerlagers hinab begab, strömten ihm umgehend alle möglichen Leute und Rassen, angefangen bei Dunmern bis hin zu Bretonen, entgegen. Als wären Zelte und Personen nicht genug, zeigte auch der unverwechselbare Geruch nach Kot, Schweiß und Urin, dass hier viele Menschen und Mer auf engstem Raum beieinander lebten. Der Duft verstärkte die Gefühle starker Beklemmung nochmals, die Tarrior sowieso schon längst empfand. Er brauchte unbedingt etwas Orientierung und da kam ihm ein großes offenes Zelt, unter dessen Vordach eine ganze Meute auf hölzernen Banken an einfachen Tischen saß, gerade Recht. Es musste eine Art Verpflegungszelt sein, denn viele Gerüstete aßen dort zu Mittag. In dem ganzen Gedränge aus Rüstungen und einfachen oder schäbigen Kleidern stach ein Dunkelelf in scharlachroter, samtener Kleidung deutlich heraus, der scheinbar mit Adleraugen über die Essensausgabe wachte und sich immer wieder Notizen auf einem Pergament auf seinem Schoß machte. Wie Tarrior beim Näherkommen erkennen konnte, hatte er sich die feine Kleidung bereits mit mehreren größeren und kleineren Tintentropfen besprenkelt. Der Mann schien offenkundig in einer herausgehobenen Position zu sein. Wenn jemand einen Plan von diesem Chaos besaß, dann war es wohl dieser.

Er kämpfte sich daher durch die Massen der Tischgänger, die hungrig an der Ausgabe standen und auf ihr Essen warteten oder sich bereits gesättigt nach draußen drängen wollten. Nach einigen Rempeleien, bei denen Tarrior darauf achtete, niemandem das Essen aus der Hand zu schlagen, denn dies hätte gewiss einen gewaltigen Streit bedeutet, schlüpfte er zwischen zwei letzten Dunmern hindurch und stand dem Dunkelelfen im roten Hemd nun gegenüber. Dieser war von seiner Arbeit derart gefangen, dass er den Neuankömmling gar nicht bemerkte. Erst als Tarrior noch einen Schritt vortrat und ihm somit im Licht stand, schaute der Mann auf. „Was wollt ihr? Ich habe zu tun. Geht mir bitte aus dem Licht“: fragte er leicht genervt, aber nicht unfreundlich. Er tat einen Schritt zur Seite, was der Mann als Anlass nahm, um weitere Notizen zu machen. „Ich hatte gehofft sie könnten mir weiterhelfen“: offenbarte der Krieger sein Anliegen. Zunächst schrieb sein Gegenüber für einige Augenblicke ungerührt weiter und besah noch einmal das frisch Geschriebene. Als er zufrieden schien, seufzte er und steckte die Feder zurück in ein Tintenfass, das ziemlich am Rand der Essensausgabe stand.

„Wie kann ich ihnen dienen?“: wollte er nun wissen und sah ihn mit einem geschäftig-gehetzten Blick an. „Ich bin gerade angekommen und hoffte, dass ihr mir etwas über dieses Lager erzählen könntet“: bat der Dunmer. Der Mann legte den Kopf schief und schüttelte den Kopf. „Ich habe leider keine Zeit euch ausführliche Auskunft über diesen organisatorischen Schweinestall zu erteilen. Redet mit Autem Wengert dem Proviantmeister. Er hat bestimmt Zeit für euch. Bei dieser Gelegenheit könnt ihr das gleich für ihn mitnehmen“: lehnte er die Bitte ab und verwies an jemand anderen. Beim letzten Satz hielt er ihm das, gerade beschriebene, Pergament hin. Tarrior verdrehte die Augen. „Warum kann es nicht einmal einfach sein?“: fragte er sich in Gedanken, fragte aber laut: „Meint ihr nicht Artem Wengert?“ Der Mann musterte ihn einen kurzen Moment. „Nein das ist sein Bruder, dieser nichtsnutzige Ausrüstungswart. Gebt diese Notiz nur Autem, denn auf seinen Bruder ist kein Verlass. Es ist mein Bericht über den derzeitigen Vorratsstand hier an der Essensausgabe Eins. Er ist sehr wichtig für die Planung. Ich achte zwar wie ein Adler darauf, dass niemand mehr als zwei Kellen Salzreis und eine Kelle Fleischtunke auf den Teller bekommt, aber manchmal schafft es dann doch einer noch ein bisschen mehr zu erbetteln. Ohne Ordnung, Verwaltung und Rationierung geht hier alles vor die Hunde. Stellt euch vor, die Leute bekommen irgendwann nichts mehr zu essen. Und wenn dieser Bericht verloren geht, stehen wir hier kurz vor dem Chaos! Diesem Artem ist nicht zu trauen. Wenn ich die Essensausgabe durchführen würde, wie er seine Waffen und Rüstungen verteilt, würde jeder Soldat soviel kriegen, wie er will und morgen sind die Vorräte schon aufgebraucht. Also gebt die Liste nur an Autem, nur an Autem weiter!“: hämmerte ihm der Mann mit dem roten Hemd als Antwort ein.

Tarrior konnte sich die Probleme bei der Organisation und Versorgung dieser, scheinbar bunt zusammen gewürfelten, Armee gut vorstellen, doch fand er es übertrieben, bei ein bisschen mehr Fleisch auf dem Teller gleich von Ansätzen von Chaos zu sprechen. Vermutlich war die Gemütslage im Lager wegen der latenten Bedrohung angespannt und gereizt und vermutlich konnte dieser Mann den Rüstungswart nicht leiden. Er zuckte innerlich mit den Schultern und nahm die Papiere entgegen. „Ich bringe es hin“: versicherte Tarrior und wollte sich zum Gehen wenden. „Nur an Autem. Vergesst das nicht! Nur an Autem!“: rief der Beamte ihm hinterher. Der Dunmer hob nur lustlos die Hand zum Abschied, ohne sich noch einmal umzudrehen und ging einfach weg. Er ließ das Verpflegungszelt hinter sich und tauchte aus der Beengtheit der Essensausgabe wieder in das Gewusel des Lagers ein und musste schnell zur Seite springen. Eine voll gerüstete Gruppe von Legionären marschierte gerade in einer Kolonne zwischen den Zelten hindurch und beanspruchte sämtlichen Platz für sich. Er sah den Männern einen Moment nach. In der Truppe dominierten neben Kaiserlichen vor allem Dunmer und versuchten sich mit ihren Turmschilden nicht in die Quere zu kommen. Tarrior schüttelte den Kopf. Wenn erst einmal die Xivilai aus den Daedra-Horden hervorbrächen, dann würde jede Formation von ihnen gesprengt. Er wusste noch von seinem damaligen Auftrag in den Ebenen von Oblivion um die gewaltige Kraft dieser Kreaturen. Sie konnten einen schweren Kriegshammer oder eine Kriegsaxt und wahrscheinlich auch einen Zweihänder ganz bequem mit einer Hand halten und schwingen. Träfe ein solcher Schlag einen Schildwall würden die Legionäre gewiss von den Füßen gefegt. Tarrior schätzte die fortschrittliche kaiserliche Disziplin, Formation und Taktik, doch in diesem Fall halfen sie wenig, denn die meisten Daedra kämpften wie Bestien und nicht wie Menschen und dies mit weit übermenschlichen Kräften.

Er versuchte sich vorzustellen, wie sich einer dieser Legionäre gegen einen Daedroth schlagen würde. Das krokodilähnliche Monstrum würde mit seinen scharfen Klauen diese Schilde im Handumdrehen zerreißen und dann damit beginnen das empfindliche Fleisch der Soldaten aus den Rüstungen zu schälen oder ihnen mit den messerscharfen Zähnen den Kopf abzubeißen. Er schüttelte den Kopf. Solange sie kämpften, würden die Daedra weder Balmora oder Caldera noch seine Plantage angreifen können, daher war er dankbar für ihr Opfer. Inzwischen bogen die Soldaten um ein Zelt herum und verschwanden aus seinem Sichtfeld. Er bewegte sich nun wieder freier durch das Lager. Die Gerüsteten hatte eine Gasse in der sonst durchwuselten Menge freigelegt, die er jetzt benutzte, bevor sie sich erneut mit Leuten füllte.

Das scharlachrote Rüstungszelt erkannte er schon auf Entfernung an seiner Höhe und der weiten Ausdehnung. Im Näherkommen sah er, dass man es zusätzlich noch mit einem einfachen Zaun umgeben hatte. Wachen des Hauses Redoran sowie des Hauses Hlaalu und Legionäre patrouillierten abwechselnd um das Zelt herum und stellten fast schon symbolisch die hier handelnde Verteidigungskoalition dar. Er trat an den Zaun heran und wurde von einem Kaiserlichen in Legionsrüstung aufgehalten. „Wo möchtet ihr hin?“: fragte er kurz. „Zu Autem Wengert dem Proviantmeister und danach zu seinem Bruder Artem dem Rüstwart“: gab er an. Der Mann nickte. „Geht ins Zelt hinein. Im linken Flügel findet ihr den Proviantmeister. Seinen Bruder findet ihr im rechten Flügel. Der Zutritt zum inneren Zelt ist untersagt“: ließ er ihn passieren. Die Sicherheitsvorkehrungen waren verständlich, denn schließlich sollte sich nicht jeder an den Waffen und Vorräten frei bedienen. Außerdem liefen sie in diesem Lager Gefahr Opfer von feindlichen Sabotageakten zu werden. Noch immer konnte die Mythische Morgenröte mit ihren Agenten überall lauern. Tarrior schob sich an dem Wächter vorbei, passierte den kleinen Grünstreifen um das Zelt herum und trat dann ein. Der erste Innenraum des Zeltes war mehr eine Art Gang von dem, durch Planen abgetrennt, drei Durchgänge abgingen. Je einer auf beiden Seiten und dann noch einer direkt gerade aus. Zunächst wählte er den linken Durchgang, denn hier sollte er ja den Bericht abgeben.

Nach dem eher schmalen Gang bot das Proviantlager einen ziemlich imposanten Anblick und verdeutlichte noch einmal die enorme Größe des Zeltes. Allein der linke Flügel dehnte sich über etliche Meter aus und bot dank hoher Holzmasten auch eine Menge Raum nach oben. Die Sonne schien nur in winzigen Pünktchen durch das karmesinrote Gewebe, dass durch das Licht im Innern einen deutlich helleren Farbton hatte. Da es jedoch recht dunkel war, erhellten einige Öllampen das Lager. Über und Über stapelten sich neben Körben, Transporturnen und Kisten mit Lebensmitteln auch ganz praktische Dinge wie Werkzeug, Zeltplanen, Alchemistische Gerätschaften und Medikamente. In der Luft lag ein starker Geruch nach Salz, der von einigen offenen Fässern herrührte, in denen vermutlich Fisch und Fleisch zum pökeln eingelegt war. In dem ganzen Durcheinander, das, sofern es überhaupt einer Ordnung folgte, nach einem System angeordnet war, das Tarrior nicht durchschaute, bemerkte er den kleinen rundlichen Mann gar nicht, der zwischen Kisten an einem Tisch über einem Wust von Papieren brütete. Dieser bemerkte den Eindringling in seinem Reich der Vorräte hingegen sofort. „Was wünscht ihr?“: schallte es mit einer kräftigen Stimme, die nur von einem Nord stammen konnte, durch das Zelt. Jetzt bemerkte auch Tarrior den vermeintlichen Proviantmeister.

„Ich bin Tarrior Gildres. Ich wurde in einem der Speisezelte von einem Verwalter gebeten einen Bericht zu euch zu bringen“: erklärte der Dunmer sein Begehr. Der Vorratshüter erhob sich und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Eine dicke Holzkeule mit einem martialischen Dorn an der Spitze baumelte an dessen Gürtel. „Dann übergebt ihn mir“: forderte ihn der Mann auf, als er direkt vor ihm stand. Tarrior konnte ihm auf den Kopf spucken, wenn er gewollt hätte. Für einen Nord war er ziemlich klein gewachsen. Er übergab die Papiere. Der Proviantmeister faltete sie auf und überflog sie rasch. „Die Rationen müssen deutlich verkleinert werden. Die Leute essen noch zu viel und das obwohl wir hier nur sitzen und ausharren. Das Versorgungsvolumen ist zu hoch“: sprach er mit sich selbst und nahm Tarrior Anwesenheit erst wieder zur Erkenntnis, als er sich endlich vom Bericht löste. „Ist noch etwas?“: fragte er und zerstörte damit die Erwartung des Dunmers auf eine etwaige Entschädigung oder zumindest ein Dankeschön. Nicht das er letzteres unbedingt nötig hatte, aber schließlich wäre eine kleine Anerkenntnis dieses zusätzlichen Aufwandes in seinen Augen nicht verkehrt gewesen. Er schüttelte als Antwort auf die Frage nur den Kopf und wandte sich dann um. Er verließ gerade den linken Flügel, da saß der Nord schon wieder über seinen Unterlagen. Er wandte sich dann als nächstes zum rechten Flügel hin. die beste Chance irgendwie in das Sperrgebiet zu gelangen, sah er mittlerweile darin, sich unter die Freiwilligen zu mischen. Sicherlich gab es irgendwelche Transporte zum belagerten Mar Gaan. Irgendwer würde sie übernehmen müssen. Wenn er es schaffte an einer der Versorgungslieferungen teilzunehmen, dann hatte er den schwierigsten Teil der Reise hinter sich.

Andromeda
27.04.2011, 14:49
Nach etwa einer halben Stunde ging sie langsam und wie in Trance zurück zum Haus. Erst als sie im Badezimmer vor dem großen Spiegel stand und ihren verbitterten Gesichtsausdruck betrachtete, fiel ihr auf, was sie für ein Glück gehabt hatte, nicht überfallen worden zu sein. Dieses mal hätte sie es erst gemerkt, wenn es zu spät gewesen wäre. Und jetzt konnte sie wieder weiter nichts tun, als zu warten. "Du musst wirklich unglaublich dumm sein.", sagte sie leise zu ihrem Spiegelbild. Sie wusste, dass sie die Sache am besten beenden sollte, wenn sie jemals frei von ihm sein wollte. Sie hatte sich das ganze ohnehin selbst zuzuschreiben, wäre sie damals nicht so weich gewesen wäre Feryn schon längst Geschichte.
Sie überlegte kurz, ob sie vielleicht doch mit Mordan reden sollte, entschied sich dann aber dagegen. Auch wenn sie ihm vertraute, diskutierte sie ungern solche Probleme mit anderen sondern machte es lieber mit sich allein aus. Außerdem hätte er ihr ohne zweifel angeboten, sich um Feryn zu kümmern, und das wollte sie nicht. Wenn dann muss ich es selbst tun. Es war nicht so dass sie es wollte, aber sie wusste welchen gefährlichen Einfluss er auf sie haben konnte. Jeden anderen ihrer "Freunde" hätte sie ebenfalls ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht nach einem derartigem Verrat, ob das jetzt der Kaiserliche aus Skingrad oder S'Dar war. Und bei Feryn sollte es einfach werden, er schien ihr immer noch zu vertrauen, oder eher noch zu denken sie wäre ihm noch genauso hörig wie vor zehn Jahren. Womit er nicht unrecht hat, oder Dreveni?

Den Rest des Abends verbrachte sie auf ihrem Zimmer, ohne Mordan über den Weg zu laufen. Leider musste sie in der Nähe des Hauses oder zumindest Cheydinhals sein, wenn sie Feryns Spur nicht verlieren wollte. Er würde ihr zweifellos hier irgendwo eine Nachricht hinterlassen.
Sie musste nicht lange warten, am Abend des übernächsten Tages stand der Argonier wieder vor ihrer Tür. Nachdem sie dem Argonier ein paar Münzen in die Hand gedrückt hatte und ihm mit einem Giftigem Blick bedacht hatte, nahm sie den Brief ohne ein Wort von ihm und ging nach draußen. Ihr war egal ob der Argonier etwas für ihre schlechte Laune konnte, immerhin überbrachte er nur die Nachricht, aber nachdem der wahre Grund gerade nicht greifbar war, mussten es eben andere ausbaden. Es war noch hell genug, um den Brief zu lesen. Feryn war auf dem Weg nach Bravil, und er wollte sie kurz außerhalb der Stadt treffen. Wunderbar, Bravil...

Als sie wieder ins Haus ging, erntete sie von Mordan nur einen erstaunten Blick. Sie wunderte sich nicht weiter, sie gab sich immerhin keine Mühe, ihre Laune vor irgendjemandem zu verbergen. Er tat ihr fast etwas leid, aber sie würde Mordan alles erklären, wenn sie die Sache ein für alle mal geklärt hatte. Sie hoffte nur ernsthaft, dass sie noch so entschlossen sein würde, wenn sie Feryn wieder gegenüberstand. In ihrem Zimmer zog sie sich um, hier im Haus hatte sie ein Kleid getragen, das war zu unpraktisch für den langen Ritt nach Bravil. Sie kleidete sich in den Overall, zog noch eine Tunika darüber da es nachts relativ kühl wurde, und hängte ihren Mantel über. In einen großen Beutel packte sie ein paar Sachen die ihr nützlich sein konnten, dazu ein paar kleine Glasfläschchen mit Gift sowie ein paar Septime. Als sie die Treppe runterging, lief sie direkt Mordan in die Arme, der sie in ihrem Zimmer anscheinend räumen gehört hatte.
"Ich muss etwas erledigen.", antwortete sie nur fahrig auf die unausgesprochene Frage in seinem Gesicht.

Im Stall sattelte sie ihr Pferd, befestigte Bogen und Langschwert am Sattel und machte sich auf nach Bravil. Inzwischen war es fast dunkel geworden, aber das war ihr egal. Sie ritt bis zum nächsten Morgen, als sie von Banditen überfallen wurde. Sie hatte die Brücke südlich der Kaiserstadt noch nicht ganz erreicht, als sie zufällig aus dem Augenwinkel den Bogenschützen im Gebüsch sitzen sah. Das reflektieren seiner leichten Kettenrüstung hatte ihn Verraten.
Nach einem gut gezieltem Feuerball noch vom Pferd aus rührte er sich nicht mehr. Vielleicht war es ein Nord gewesen, dann konnte er tatsächlich schon tot sein. Der zweite stand inzwischen herausfordernd mit einem Langschwert aus Feinstahl auf der Straße. Dreveni stieg vom Pferd und zog dabei ebenfalls ihr Langschwert aus der Befestigung am Sattel. Vermutlich hatte der Bandit es bis jetzt nicht gesehen, denn auf einmal machte sich ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. Nichts desto trotz hob er entschlossen das Schwert und stürmte auf Dreveni zu. Die Dunmer sprach schnell einen Schildzauber, hob ebenfalls ihr Schwert, da hatte der Bandit - vermutlich ein Bretone - sie schon erreicht. Krachend schlug seine Klinge auf die ihre, als sie seinen Schlag blockte. Der gebrochene Arm war anscheinend schon wieder verheilt, jedenfalls registrierte sie nur kurz, dass sie keinen Schmerz in ihrem Arm spürte. Ihr Gegner war gut, aber Dreveni wurde außerdem noch von der Wut auf Feryn und auf die gesamte Situation angetrieben. Nach einem kurzen Schlagabtausch hatte sie ihm das Schwert aus der Hand geschlagen, und bevor der Bretone noch richtig wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm das Schwert durch die Brust gestoßen. Die alte Lederrüstung hatte ihr nicht viel widerstand geboten, und er sah ihr noch einen Moment erschrocken in die Augen, bis er sie nach oben verdrehte und röchelnd zu Boden sank, als Dreveni ihr Schwert zurückzog.
Eigentlich war das ja nicht unbedingt ihr Stil, überlegte sie sich, als sie ihr Schwert am Umhang des toten Banditen säuberte. Es reichte ihr normalerweise, wenn sie solches Gesindel in die Flucht schlagen konnte, aber die beiden waren ihre jetzt gerade Recht gekommen. "Verflucht." Es wurde wirklich zeit etwas zu unternehmen, bevor sie den letzten Rest ihrer Beherrschung verlor. Sie durchsuchte kurz die beiden Leichen, konnte aber nichts wirklich nützliches finden, außer ein paar Septimen. Pferde konnte sie in der Nähe auch keine sehen. Sie ritt noch weiter über die Brücke und rastete gegen Nachmittag ein paar Stunden.

Lange nach Mitternacht erreichte sie schließlich Bravil. Im Silberheim am Wasser nahm sie sich ein Zimmer und versuchte etwas Schlaf nachzuholen, Müdigkeit schadete nur ihrer Konzentration, und um die stand es zur Zeit eh nicht zum besten. Als sie nach ein paar Stunden immer noch müde erwachte, war es gerade Nachmittag. Sie wollte noch warten bis es dunkel wurde, bevor sie die Stadt verlassen würde. Sorgfältig präparierte sie den Dolch und ihr Stilett mit Gift, danach versuchte sie sich auf ein Buch zu konzentrieren, dass sie mitgenommen hatte. Es handelte von der Geschichte Morrowinds, aber sie nahm die Sätze kaum auf, die sie las. Dass Dreveni öfter ein Buch dabei hatte, war von einigen ihrer Kollegen schon belächelt worden, aber es ließ sich nicht immer vermeiden, auch mal ein paar Tage warten zu müssen. Und immerhin konnte sie sehr gut lesen, Mordan hatte neben dem Training mit Waffen auch auf Bildung bestanden. Damals hatte sie das gelangweilt, inzwischen war sie ihm dankbar dafür.

Als es dämmerte verließ sie die Herberge, nur mit dem Dolch am Gürtel und das Stilett unter dem Ärmel ihrer Tunika verborgen. Sie hängte sich den Umhang um, zog die Kapuze tief in die Stirn und wich kurz nach der Brücke zum Stadttor vom Weg ab und ging in den Wald. Kurz hinter der Ayleidenruine Anutwyll wollte sich Feryn mit ihr treffen. Dieses mal war sie vorsichtiger unterwegs, allerdings konnte sie sich nicht unbemerkt anschleichen, wollte sie ihn nicht misstrauisch machen. Mit ihrer Entschlossenheit war es inzwischen auch nicht mehr weit her, als sie hinter sich ein leises knacken hörte. Hätte sie nicht damit gerechnet, wäre es ihr nicht weiter aufgefallen. Schwungvoll drehte sie sich um, und Feryn stand hinter ihr. Noch bevor er ein Wort sagen konnte, war sie es, die ihm dieses Mal um den Hals fiel. "Du hast mir gefehlt", hauchte sie ihm ins Ohr, bevor sie ihn wieder losließ und einen Schritt zurück ging. Der kurze Ausdruck von Erstaunen in seinem Gesicht wandelte sich wieder in seine übliche selbstsichere Überheblichkeit.
"Es freut mich dass du dich anscheinend auch wieder an die guten Dinge erinnert hast damals, wenn du jetzt gekommen bist.", sagte er leise mit einem lächeln. "Ich dachte schon du hattest vergessen, wie ähnlich wir uns sind.", fuhr er fort, während er er jetzt einen Schritt auf sie zutat und seine Hände auf ihre Schultern legte. In diesem Moment sah Dreveni die ganze Sache so klar wie niemals zuvor. Er hatte sie nicht angelogen, er hatte sie geliebt und tat es vermutlich immer noch, auf seine eigene kranke Weise, genauso wie sie ihn. Und er hatte Recht damit, wie ähnlich sie sich waren. Sie hatte nie einen Mer wie ihn getroffen. Mordan stand sie natürlich auch Nahe, aber er war ganz anderes als Dreveni selbst. Es war faszinierend gewesen, in Feryn jemanden zu treffen, den sie nur anzusehen musste, um zu wissen, was er dachte, und genauso selbst ohne Worte verstanden zu werden. Er hatte sie damals nicht reingelegt - sie hatte sich nur geweigert, es zu sehen. Und genau dass ist der Grund, warum das hier nicht gut enden kann, dachte sie sich bitter.
"Ja, da hast du recht.", sagte sie schließlich, und legte ihre Arme wieder um seinen Hals. Ein Teil von ihr schien die ganze Szene von außen zu beobachten, und konnte kaum glauben, dass sie Feryn so leicht hereinlegen konnte, als sie sich küssten und Dreveni vorsichtig das Stilett unter ihrem Ärmel hervorzog. Aber genau das war der Punkt. Vertraue keinem Feryn, warum musst du meinen Fehler von früher jetzt wiederholen? Sie umfasste den Griff der Waffe mit der rechten Hand, zögerte einen Sekundenbruchteil, bevor sie ihm in den Rücken stach, dort wo in etwa sein Herz war. Er sah sie nur absolut überrascht an, bevor er zu Boden sank. Nachdem er ein ganzes Stück größer war als Dreveni, konnte sie ihn nicht wirklich halten. Sie sah ihm noch einen Moment in die Augen, und er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Dann wurden seine Augen starr und sein Kopf sank nach hinten. Mit verschlossenem Gesicht sah sie ihn an, das Blut lief an seinem Rücken über ihre Hand die immer noch das Stilett hielt. Im Grunde war Feryn in dem ganzen Drama genauso gefangen gewesen wie sie, und vermutlich wäre sie selbst an der Reihe gewesen früher oder später. Trotzdem konnte sie keine Erleichterung empfinden, als sie die Waffe aus Feryns Rücken zog und ihn vorsichtig auf den Waldboden legte. Irgendwie fühlte sie gar nichts, außer einem leisen Schmerz irgendwo ganz tief in ihrem Herzen.

Sie hoffte ernsthaft, dass er dort blieb, und nicht größer wurde, als sie leise zurück ging und ein gutes Stück vor den Stadttoren zum Ufer des Niben hinabstieg um das Blut von ihren Händen zu waschen. Danach setzte sie sich auf einen größeren Stein und sah zu den zwei Monden. Inzwischen fühlte sie sich ausgesprochen schlecht, auf eine Weise, die sie kaum richtig einordnen konnte. Sie hatte nie jemanden verloren, der ihr nahe gestanden hatte, denn so etwas gab es einfach nicht. Außer Mordan fiel ihr niemand ein, das brachte ihre Art zu leben einfach mit sich. Natürlich gab es alte Freunde von Mordan, die sie auch lange kannte, aber das war eine komplett andere Ebene. Wer wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legte, war als Assassine definitiv falsch dran. Seufzend erhob sie sich und ging zurück zum Tor. Es war noch vor Mitternacht, also nicht besonders auffällig, wenn sie jetzt zurückkam. Die Leiche würde auch keinen großen Verdacht erwecken, wenn man sie überhaupt fand. Erstens kannte Feryn hier keiner, zweitens würde man denken, es war irgendetwas aus der Ayleidenruine gewesen. Dreveni wusste zwar nicht, was in dieser lebte, aber irgendwas lebte immer in diesen Dingern. Deswegen konnte Dreveni sie auch nicht ausstehen. Anstandslos wurde sie durch die kleine Tür neben dem Stadttor gelassen, und in der Herberge angekommen ließ sie sich kraftlos auf das Bett fallen. Sie hatte sie noch nie so alt, leer und einfach nur müde gefühlt. Sie konnte tatsächlich etwas schlafen, und am nächsten Vormittag brach sie nach einem kurzen Frühstück auf und ritt wieder Richtung Cheydinhal, auch wenn sie dort schon genug Zeit verbracht hatte die letzten Wochen. Sie wusste nicht, wohin sonst.

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Schildstadt (http://www.multimediaxis.de/threads/131680-Schildstadt)" fortgesetzt.

KingPaddy
09.05.2011, 22:44
Da der Bericht abgegeben war, wandte sich Tarrior nun der rechten Seite des großen Zeltes zu. Die Freiwilligen sollten sich bei dem anderen Bruder melden. Der Dunmer hoffte, dass dieser zugänglicher als der Proviantmeister war. Er schlug die Durchgangsplane zur Seite und trat dann in ein großes Waffenlager ein. Jeder Meter war zugestellt mit Waffenregalen, Schilden oder aufgeschichteten Haufen mit Pfeilen. Scheinbar waren keine Kosten und Mühen gescheut worden, um die zusammengewürfelte Armee dort draußen mit Waffen zu versorgen. Es schien wirklich, als rüsteten sie für eine Belagerung durch die Daedra. Die Frage war bloß, ob die Waffen überhaupt zum Einsatz kämen, bevor die Dämonen die Verteidigung des Passes überwanden. Sowie er in Ebenherz gehört hatte, war Ald’rhun recht schnell gefallen. Dort kamen die Feinde aus dem Innern der Stadt. Das Lager war sogar noch anfälliger. Würde sich innerhalb der Zeltstadt ein Oblivon-Tor öffnen, dann stünde gleich alles in Flammen und die Gegner hätten es einfach den Verteidigern in den Rücken zu fallen. Gar nicht zu reden von den Opfern, die sich gleich bei ihrer Ankunft fordern würden. Verwundete und Zivilisten, wie zum Beispiel den Proviantmeister. Aber an sich war die Ausrüstung von relativ guter Qualität. Die meisten Waffen bestanden aus Stahl. Nur Bögen und Pfeile waren aus einfacheren Materialien wie Eisen oder dem traditionellen Chitin. Nur Armbrüste suchte er in den Regalen vergeblich. Scheinbar kam diese Waffe aus der Mode. Er zuckte mit den Schultern. Er mochte sie noch nie. Sie war zwar durchschlagskräftig brauchte aber lange zum Nachladen und Nachspannen. In der nötigen Zeit konnte ein Daedroth heran kommen und den Schützen in Stücke reißen, noch bevor der überhaupt einen neuen Bolzen eingelegt hatte. Tarrior schritt durch die Regalreihen. Wie auch seinen Bruder musste Tarrior Artem zwischen dem ganzen Material erst einmal finden und traf den Nord schließlich über ein Waffenregal gebeugt an. Er war das komplette Gegenteil seines Bruders – schlank, muskulös und hochgewachsen. Ein Prachtexemplar seiner Rasse. Mit seinen kräftigen, prankengleichen Händen langte er nach einer stählernen Kriegsaxt und zog sie zu sich hoch. Mit prüfendem Blick schaute er sich die Schneide an und zog den Daumen über die Klinge. Er hinterließ einen leichten Blutfilm, den Artem mit einem Tuch aus seiner Hosentasche abwischte. Dann stellte er die Axt mit einem zufriedenen Lächeln zurück. „Typisch Nord. Sie sind total vernarrt in ihre Waffen“: befand Tarrior und ging zum Waffenmeister hinüber. Vielleicht geriet er endlich an jemanden, der nicht zu beschäftigt war, mit ihm zu sprechen.

„Wer seid ihr?“: fragte der Nord, als sich der Dunmer näherte. „Mein Name ist Tarrior Gildres. Man sagte mir, ihr wäret für die Freiwilligen zuständig“: stellte er sich vor. Artem deutete mit einem Seitenzeig auf ein paar Stühle, die zwischen dem ganzen Arsenal regelrecht verloren wirkten. Zusammen gingen sie hinüber und setzten sich hin. „Ihr interessiert euch also für einen Beitritt in unsere Wacharmee?“: fragte der Waffenmeister. „Ich wollte erst einmal ganz generell Informationen einholen. Die Leute hier sind so beschäftigt. Man hat mich da an euch verwiesen“: stellte Tarrior klar. Der Nord seufzte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Scheinbar hält man mich für einen Auskunftsbeamten. Verflucht noch eins. Ich bin hier der Waffenmeister und nicht irgendeiner dieser Paragraphenreiter, die hier die Vorräte überwachen. Ich bin für die Aufnahme der Freiwilligen zuständig, weil ich ihnen ihre Erstausstattung an Waffen und einfacher Rüstung gebe. Das heißt noch lange nicht, dass ich hier auch für jeden eine Einführung geben muss“: beschwerte er sich. „Aber…“: wollte der Dunmer daraufhin entgegnen, doch der Nord unterbrach ihn. „Lasst gut sein. Ich werde euch etwas über das Lager hier erzählen. Wir sind das Bollwerk der Westspalte. Derzeit belagern die Daedra noch immer die Stadt Mar Gaan. Wenn ihre Truppen dort durchbrechen, werden sie West-Vvardenfell als neues Ziel anvisieren. Während sich die Redoraner mit ihrer Exil-Regierung und einem Großteil ihrer Truppen im Norden verschanzt haben und sich auf die mögliche Invasion durch die Nord von Solstheim vorbereiten, sollen wir hier den Sturm abfangen, den diesen Dämonen über uns hereinbrechen lassen wollen. Zu diesem Zweck versammeln wir hier Legionäre, Kampftruppen von Haus Hlaalu und Haus Redoran, der Kriegergilde, der Magiergilde, Ritterschaften, anderer Organisationen und natürlich ein Heer von Freiwilligen. Ein reines Chaos. Jede der beteiligten Organisationen hat natürlich eine eigene Führung, eine eigene Organisation und eigene Offiziere und nicht selten auch andere Prioritäten. Die Einen wollen einen Erstschlag gegen die Daedra führen, während die Anderen lieber ausharren wollen, um den Angriff abzuwarten, diesen abzuschlagen und dann die feindlichen Verbände aufzurollen. Wiederum Andere wollen einfach nur ausharren und den Status Quo erhalten, bis irgendwer, irgendwo eine Lösung für die Krise findet. Stellt euch das Durcheinander vor, als hier Massen von Freiwilligen aufliefen. Es gab keine Führung, keine Organisation und ständigen Streit. Das war noch vor nicht allzu langer Zeit so. Der Herzog gab dann die Order aus den ganzen Freiwilligen eine Armee zu formen. Den Oberbefehl über die Freiwilligen und die anderen hier stationierten Akteure wurde einem Generalsrat der Häuser Hlaalu und Redoran übertragen. Er sitzt in der Festung Andasreth ein Stück weiter westlich in dem aschegefüllten Talbecken, genauso wie das redoranische Oberkommando. Gnisis hat ihnen scheinbar als Sitz nicht zugesagt. Wie dem auch sei. Seit dem Aufbaubefehl hat sich die Lage hier im Lager deutlich normalisiert. Die Häuser und das Kaiserreich haben sich mit großen Materialspenden eingesetzt. All diese Waffen sollen alsbald gegen die Daedra eingesetzt werden. Woran es aber mangelt sind Nahrungsmittel. Natürlich ist die Versorgung ausreichend, aber nicht gerade üppig. Im Moment werden wir hier ausharren und den Pass halten“: klärte der Waffenmeister ihn auf.

„Was wird die Vorgehensweise für die Zukunft sein?“: fragte Tarrior. Möglicherweise wurde bereits an einem Angriffsplan gearbeitet. Ein Vorstoß nach Mar Gaan käme ihm nämlich sehr gelegen. „Wie gesagt, wir harren aus. Wenn ich mehr wüsste, wäre ich nicht hier. Taktische Entscheidungen treffen die Generäle und ich habe ja bereits erwähnt, dass in diesem Mischmasch an Organisationen hier vor Ort keine einheitliche Meinung über das Vorgehen herrscht. Haus Hlaalu will vor allem auf Sicherheit setzen und das Risiko eines eigenen Vorstoßes vermeiden. Die eigenen Gebiete sollen nicht in Gefahr geraten. Das Haus Redoran hat unter der daedrischen Invasion besonders gelitten und will natürlich nicht nur Ald’rhun zurückgewinnen, sondern die Invasoren auch schnell aus ihrem Land jagen. Da die Redoraner die Hauptlast dieses Krieges tragen, sie sind mit den meisten eigenen Verbänden beteiligt und stellen den Großteil der Kriegswappenträger, wiegen ihre Stimmen bei den Entscheidungen natürlich schwerer. Die Möglichkeiten eines Angriffs werden, soweit ich bei Gesprächen der Offiziere vor Ort gehört habe, noch sorgfältig abgewogen. Schließlich will auch die redoranische Führung keine Katastrophe und Eskalation riskieren. Das Meiste ist aber Hörensagen. Ich glaube wir werden hier noch eine ganze Weile aushalten“: berichtete Artem Wengert.

„Was wäre denn die befürchtete Katastrophe?“: fragte Tarrior. „Nunja wenn sich die Führung für einen direkten Angriff auf die feindlichen Linien entscheiden würde, um den Belagerungsring um Mar Gaan aufzubrechen, könnte es passieren, dass die Daedra mittels ihrer Tore schnelle Verstärkung heranziehen und den Truppen in den Rücken fallen. Gleiches könnte auch bei einem Befreiungsversuch für Ald’rhun geschehen. Wenn man die Besatzer nicht schnell genug hinaustreiben kann, könnte es passieren, dass das Heer eingekesselt wird. Der schlimmste Fall wäre die weitläufige Vernichtung der Verteidigungskräfte und die Daedra hätten ungehinderten Zugang zur Westspalte. Ich war mal in der Legion und kann das Verteidigungspotenzial der Region hier einschätzen. Caldera würde einem konzentrierten Angriff keinen Tag standhalten. Die Angreifer könnten erst vor Balmora und Gnisis aufgehalten werden. Ich sage ihnen was: Ich bin zwar auch eher zupackender Natur und würde normalerweise auch lieber früh als zu spät selbst angreifen, doch es steht hier viel auf dem Spiel. Ich würde hier auch eher die Stellung halten wollen“: erläuterte der Nord die Unwägbarkeiten eines Angriffs auf den Feind. „Wollt ihr euch nun den Freiwilligen anschließen?“: wollte der Waffenmeister wissen und schob ihm ein Pergament mit einer Liste hinüber, auf der er sich nur noch eintragen brauchte. „Bevor ich mich einschreibe, habe ich noch eine Frage“: hielt der Dunmer ihn noch hin. Der Mann seufzte wieder und zeigte ihm mit einem Handzeichen, das er sie stellen solle.

„Wie wird eigentlich das belagerte Mar Gaan versorgt? Der Pass ist ja gesperrt und durch den Belagerungsring dürfte man ja wohl auch nur schlecht hindurch kommen“: stellte Tarrior die wichtigste Frage des Gespräches, denn davon hing der weitere Weg ab. Artem zog die Augenbrauen hoch und fragte sich scheinbar, warum sein Gegenüber das wissen wollte und seufzte nochmals. „Natürlich kann zu Land keine Versorgung der Stadt stattfinden. Diese Dämonen würden uns ja sofort in Stücke reißen. Die Priester des Tribunals und Gildenmagier aus Vivec haben eine magische Teleportverbindung nach Mar Gaan eingerichtet, über die die Stadt versorgt werden kann. Wegen den vielen Oblivion-Toren ist die Stabilität dieser Verbindung nur sehr schlecht, deshalb beschränkt man sich auf eine große Lieferung pro Woche, manchmal funktioniert der Übergang auch nur alle zwei oder drei Wochen. Da wurde die Versorgungslage in der belagerten Stadt schon einmal knapp“: beantwortete er die Frage. „Dann sorgt also die Magiergilde für die Versorgung?“: wollte Tarrior es noch etwas genauer wissen. „Das ist aber mehr als nur noch eine Frage“: wies Artem ihn auf diese Tatsache hin, doch Tarrior antwortete nicht, sondern harrte selbst einer Auskunft. Ein weiterer langgezogener und diesmal genervter Seufzer entrang sich dem Nord, bevor er auch diese Frage beantwortete: „Nicht direkt. Wie gesagt, die Verbindung ist nicht sonderlich stabil. Es kam schon vor, dass der Konvoi außerhalb der Stadt landete und sich den Rest des Weges freikämpfen musste. Aus diesem Grund wurde einer Gruppe von Fanatikern die Verantwortung für die Versorgung übertragen. Diese Typen wollen sowieso lieber heute als morgen den Daedra mit ihrer Magie einheizen. Da hat man sich entschieden, auch um Konflikten vorzubeugen, diese Leute einzusetzen. Ihr Verlust erscheint aufgrund ihres Fanatismus akzeptabel zu sein. Da es sich dabei um Mitglieder der Magiergilde handelt, habt ihr nicht ganz unrecht.“ Tarrior kam bei diesen Worten ein schrecklicher Verdacht.

„Es werden doch wohl nicht etwa diese Typen sein“: fürchtete er in Gedanken. „Nennen sich diese Fanatiker Liga der magischen Gewalt?“: fragte der Dunmer um sich Gewissheit zu verschaffen. Als würde es ein Gott mal wieder schlecht mit ihm meinen, bestätigte Artem diese Frage mit einem knappen: „Ja das sind sie.“ Diesmal musste Tarrior seufzen und stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Tisch ab, der neben den Stühlen stand. „Ich nehme an diese Magier schicken nur ihre eigenen Leute mit den Konvois mit“: vermutete er laut. „Ja sie wittern das Wirken der Mythischen Morgenröte überall im Lager und vertrauen sich nur gegenseitig. Das ist Schwachsinn, wenn ihr mich fragt. Sie denken wegen der langen Zugehörigkeit zur Gilde wären ihre Mitglieder über jeden Zweifel erhaben, aber die könnten genauso gut schon lange oder erst seit kurzem mit den Zielen dieses Kultes sympathisieren. Einen Außenstehenden würden die nie mitkommen lassen. Außerdem, wenn man kein Magier ist, hat man sowieso keine Chance“: bestätigte sein Gegenüber auch diese Befürchtung. „Habt dank für eure Geduld“: bedankte sich Tarrior und machte Anstalten aufzustehen. „Ich dachte ihr wolltet euch freiwillig für das Heer melden?“: war der Waffenmeister fassungslos. Tarrior lächelte kühl und sagte: „Ich sagte ich würde mich einschreiben. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich das bei euch tue. Es scheint als wäre mir eine andere Organisation bei meinen Zielen dienlicher.“ Artem Wengert stand sprachlos inmitten seiner vielen Waffen und schaute erstaunt dem Dunmer nach, der nun das Zelt verließ. „Was für eine Unverschämtheit“: dachte er sich noch, doch das bekam Tarrior nicht mit.

KingPaddy
04.06.2011, 14:32
Erst nachdem Tarrior wieder in dem Durchgang stand, wurde ihm bewusst, dass er noch eine ganz entscheidende Frage vergessen hatte. Er fasste sich an die Stirn. „Natürlich müsste ich auch noch wissen, wo diese Fanatiker ihr Quartier haben“: schüttelte er über sich selbst den Kopf. Vermutlich hatte ihn die Tatsache, überhaupt mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, so geschockt, dass er diese wichtige Richtungsfrage einfach verdrängt hatte. Die Sache war auch alles andere als angenehm. Um sein Ziel zu erreichen, musste er nun mit diesen Leuten zusammenarbeiten, die er in Caldera noch belächelt und dessen Banner er abgebrannt hatte. Für ihn war es unverständlich, dass man so jemanden überhaupt die wichtige Aufgabe übertrug, die Versorgung einer belagerten Stadt sicherzustellen. Womöglich waren es die einzigen, die über eine fundierte magische Ausbildung verfügten und sich sogar bereitwillig in den Kampf gegen die Daedra werfen wollten. Den Magier wiederrum wurde es mit dieser Übereinkunft ermöglicht ihren von Fanatismus getriebenen Kampfrausch und Hass gegen die daedrischen Invasoren zu befriedigen. Trotz des augenscheinlichen Vorteils erkannte Tarrior natürlich die eventuell leidtragenden des Ganzen, nämlich die Belagerten in Mar Gaan. Er seufzte. Es half nicht, darüber noch länger nachzugrübeln. Die Liga der magischen Gewalt war für ihn die einzige Möglichkeit ins umkämpfte Aschland zu kommen und mithilfe des Teleports sogar so gut wie unbeschadet und schnell. Der restliche Weg in die nördlichen Schluchten wäre gewiss nicht das Problem.

Tarrior wollte gerade das Zelt verlassen, da trat eine Frau aus dem Durchgang der direkt gegenüber dem Zelteingang in der Mitte lag und so direkt rechts von ihm stand. Wegen ihrer energischen Schritte hätte es beinahe einen Zusammenstoß gegeben, doch noch rechtzeitig bremste sie mit einem gehörigen Schrecken ab und zuckte einige Schritte zurück. „Was steht ihr hier rum!“: keifte sie ihn an. „Ich …“: wollte sich Tarrior rechtfertigen, doch da fuhr die Frau, offenbar eine Bretonin, fort: „Ich blockiere den Weg. Das weis ich schon. Würden sie die Güte besitzen und zur Seite treten. Schnell!“ Er war noch etwas baff und drückte sich hastig gegen die Wandplane des Waffenflügels. Sie musterte ihn kurz, lächelte und verschwand dann genauso eilenden Schrittes nach draußen. Doch auch jetzt bot sich für ihn keine Gelegenheit sich aus seiner unbequemen, strammen Haltung am Rand des Durchgangs zu lösen. Nur wenige Sekunden später stürzte eine weitere Person aus dem Zentrum des Zeltes. Der Mensch, der hinauskam, war knallrot im Gesicht und sah sich hektisch um, bevor er Tarrior entdeckte. „Wo ist sie hin?!“: wollte er eiligst wissen. Ohne ein Wort zu sagen, deutete der Dunmer auf den Ausgang. Der Mann, Tarrior konnte nicht entscheidenden ob es ein Nord oder ein Kaiserlicher war, nickte dankbar und rannte, wie die Frau zuvor, aus dem Zelt. Nach Augenblicken weiteren Wartens wagte der Dunmer sich von der Wand zu lösen, nur um dann nochmals zusammen zu zucken, als ein Schrei aus dem Innern des Zeltes drang.

Mit einer schnellen Bewegung zog Tarrior sein Schwert, riss die Durchgangsplane hinunter und drang mit einem bereitgelegten Feuerzauber in das Innere ein. Kaum stand er im Innenraum, wurde er auch schon von den dort Anwesenden seltsam angeguckt, sodass sich seine aschfarbene Haut deutlich verdunkelte, als das Blut hinein schoss. Keine Bedrohung und keine Gefahr weit und breit zu sehen. „Ich dachte, ich hätte…“: wollte er sich rechtfertigen, doch da unterbrach ihn ein weißhaariger, hochgewachsener Mann, womöglich ein Nord: „Vielen Dank für ihren Einsatz, doch hier ist kein Gegner. Ich schrie nur vor Verzweiflung.“ Tarrior schob das Schwert zurück in die Scheide und entließ die gesammelte Magie. „Wer seid ihr?“: fragte der Nord nun. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr“: stellte er sich vor. Die Männer hier schienen aufgrund ihrer feinen Kleidung und durchaus üppigen Ausstattung des Zeltes ziemlich wichtig. Feingearbeitete Holzmöbel und gepolsterte Sitzangelegenheiten standen in dem Raum und der Boden bestand nicht nur aus festgestampfter Erde, sondern war mit Teppichen ausgelegt. Alchemistische Gerätschaften, Bücher, Papiere auf einem und erlesene Getränke und Speisen auf einem anderen Tisch verliehen dem Raum deutliche Klasse. „Ah der Abgesandte von Haus Hlaalu. Endlich seid ihr da. Wir waren schon in eurer Erwartung, als euer Vorgänger vor zwei Tagen abreiste. Wir hatten nur nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Man sagte uns, dass ihr aus Vivec geschickt würdet“: wurde er empfangen und, bevor etwas sagen konnte, an den großen Konferenztisch geführt. „Da liegt wohl ein Missverständnis vor. Ich bin von niemandem entsandt worden“: stellte er schnellstmöglich klar. Dabei ließ er einen Blick über die Papiere auf dem Tisch schweifen. Neben Namenslisten und Aufstellungsplänen für Soldatenbataillone befand sich in der Mitte auch eine riesige Karte, die nur einen Ausschnitt Vvardenfells, nämlich das Aschland von der Westspalte bis zum Roten Berg, zeigte. Auf dem Dokument waren verschiedenfarbige Steine platziert, die wohl Einheitenverbände symbolisieren sollten oder andere Dinge. Steine mit dem eingekratzten daedrischen Buchstaben „Oht“ identifizierte er als Sinnbilder für Oblivion-Tore.

„Ihr seid es nicht? Was macht ihr dann hier?“: wollte der Weißhaarige nun schleunigst wissen. „Ich bin im Lager um mich den kämpfenden Truppen anzuschließen“: log er, obwohl es ja nur eine halbe Lüge war. Der Nord lachte. „Die kämpfenden Truppen. Die KÄMPFENDEN Truppen“: äffte er nach und sank dann auf einen Stuhl zurück und sein Lachen ging in ein gespieltes Schluchzen über. „Hier kämpft überhaupt nichts. Hier bewegt sich überhaupt nichts. Ihr schließt euch höchstens den stehenden Truppen an“: erläuterte er seinen Unmut. „Es gibt leider keinen akzeptablen Angriffsplan und wir scheitern hier gerade an der Ausarbeitung“: sagte jemand hinter ihm. „Ich dachte den Oberbefehl und die Planung hat der Generalsrat in der Festung Andasreth inne“: wandte Tarrior ein. „Und eigentlich stehen wir alle unter dem Oberbefehl des Ältestenrates und trotzdem würde keiner auf die Idee kommen hier die Verteidigung aufzugeben und das Lager in Cyrodiil neu aufzupflanzen“: kommentierte der Nord den Einwand ironisch. „Ihr Herr Gildres befindet euch – es scheint euch nicht bewusst zu sein – im Lagezentrum der Führer dieser Armee hier. Ihr seht hier die Leiter oder Abgesandten aller relevanten Gruppen, die hier in der Westspalte an der Abwehr der daedrischen Gefahr beteiligt sind. Natürlich hat dieser Generalsrat, der nur aus Hlaalu- und Redoran-Offizieren besteht, die Befehlsgewalt inne, doch sind sie nur die Vorgesetzten ihrer eigenen Streitkräfte. Wir sind auch hieran beteiligt. Zwar haben wir uns auf ihre Entscheidung verpflichtet, doch das heißt nicht, dass wir uns nicht an der Entscheidungsfindung beteiligen können. Die derzeitige Direktive besteht darin Mar Gaan und diesen Pass zu halten und die Daedra auszusitzen. Als wäre das eine Lösung! Wir haben Informationen, dass sich Verbände des Feindes auch schon im Süden, Südosten und im Osten formieren um, von dort aus, aus dem Innern der Insel auszubrechen. Wir können sie nicht ewig aufhalten. Wenn sie irgendwo durchbrechen, dann könnten sie ungehindert die Küsten über- und uns in den Rücken fallen. Wir müssen handeln. Das immer noch nichts passiert ist, liegt an dem Sicherheitsbedürfnis mancher Entscheidungsträger. Wir versuchen einen Angriffsplan zu entwickeln, der die Gefahr eines daedrischen Gegenschlags möglichst minimieren soll, um dem Rechnung zu tragen, aber leider sind wir hier im Rat auch gespalten. Manche brauchen noch etwas mehr Vorsicht und dann gibt es Leute, denen ist der Angriff nicht radikal genug, als das er etwas ausrichten würde. Und deshalb bin ich schon am Rande der Verzweiflung. Zumal uns ja der Vertreter Haus Hlaalus fehlt, um das auch mit ihm abzustimmen. Ich bin …“: berichtete der Nord nun von dem Vorhaben die Daedra anzugreifen, als die Bretonin von vorhin wieder ins Zelt kam und ihm ins Wort fiel:

„… ein Feigling? Dieser Plan ist vollkommener Unsinn. Wenn wir nur so zaghaft vorgehen, würden sich die Daedra neu formieren, bevor wie Ald’rhun überhaupt erreichen und auch noch Verstärkung vom Roten Berg heranziehen. Dann wäre der Kampf aussichtslos! Ich sagte doch ...“ Diesmal wurde sie unterbrochen: „Ja sie sagten und stießen hier selbst bei den meisten Angriffsbefürwortern auf Ablehnung und sind dann wie ein kleines Mädchen weggelaufen. Sämtliche gefestigten Institutionen wie die Legion, die Magiergilde, die Häuser oder die Kriegergilde, die ich vertrete, sehen diesen Angriff als zu riskant an und ihr wollt dennoch an dem Plan festhalten?“ Die Frau schaute trotzig und ihr Blick verfinsterte sich zusehends. Sie musste mit Mühe von dem Mann, der ihr vorhin schon nachgelaufen war, zurückgehalten werden, sonst wäre sie, da war sich Tarrior ziemlich sicher, dem Nord an die Kehle gegangen. Sie beruhigte sich scheinbar und der Mann ließ seine Arme und Hände sinken. Sie strich sich eine Strähne ihres schulterlangen welligen braunen Haares aus der Stirn und sammelte sich. Tarrior durchzuckte ein Erinnerungsfetzen und fühlte sich auf einmal an Naasira, die bretonische Heilerin aus Chorrol erinnert. Unbewusst sah er deshalb schon kommen, was gleich passieren würde. Nachdem sich die Bretonin nämlich gesammelt hatte, trat sie vom Zelteingang langsam nach vorne auf den Tisch zu. Ihr Blick war starr auf den Nord gerichtet. Schlussendlich blieb sie neben ihm stehen. Tarrior, der noch immer etwas verloren in dieser Versammlung saß, schaute zur ihr hinauf. Sie ballte die Faust und mit einem lauten Krachen schmetterte sie sie auf den Tisch. Ihr Blick war zunächst nach unten auf die Karte gerichtet, dann sah sie auf. Der Nord schluckte, als er in ihre Augen blickte. „Glaubt ihr etwa Krieg könne ohne jedwedes Risiko geführt werden? Natürlich sollte man sich nicht auf irgendwelche Himmelfahrtskommandos einlassen, aber absolut ohne Risiko ist ein Krieg nicht zu gewinnen. Was haben sie sich denn für Vorstellungen gemacht, als sie diese Sitzungen hier einberufen haben? Das wir den Königsweg finden und die Daedra mit einem genialen Plan ohne große eigene Verluste überwinden? Meine Einschätzung steht! Der Feind kann durch jedes verfluchte Tor seine Verstärkung beziehen. Aus diesem Grund müssen wir unseren einzigen Vorteil, nämlich die Geschwindigkeit gnadenlos ausspielen. Ein Zweifrontenangriff ist unablässig um zu verhindern, dass der Feind uns einschließt und ist die einzige Möglichkeit den Feind weit genug zurückzudrängen, bevor er sich erneut sammeln kann. Alles andere kostet zu viel Zeit!“: stellte sie in lautem und energischen Ton klar.

„Durch den Zweifrontenangriff wäre die Kraft der Armee jeweils um die Hälfte geschwächt. Wenn der Feind durchbräche, wäre die jeweils andere Gruppe erledigt und der Pass so gut wie schutzlos“: widersprach dem der Nord, der sich nun erhoben hatte und dessen rotangelaufenes Gesicht einen scharfen Kontrast zu den weißen Haaren gab. Seine Stimme verriet, dass er ein, aus seiner Sicht, dummes, kleines Mädchen belehrte. „Das Risiko ist nun einmal notwendig. Und ich habe euch vorhin schon erläutert, dass die Kräfte in Ald’rhun nicht so stark sein können, wie vor Mar Gaan und das wir den Belagerungsstreitkräften dank der Mittel meiner Liga in den Rücken fallen könnten“: schmetterte sie den Einwand ab. Inzwischen hatte sich die Diskussion im Zelt auf die Bretonin und den Nord verengt. Tarrior und die anderen waren mittlerweile nur noch Statisten, obwohl der Dunmer aus den Gesichtern der Anwesenden deutlich herauslesen konnte, wer für und wer gegen den Plan der jungen Frau war. Ihre Anhängerschaft war tatsächlich recht überschaubar. „Eure Mittel“: stieß der Weißhaarige hervor und brach in ein kehliges Galgenlachen aus. „Eure sogenannten Mittel würden uns noch ins Grab bringen. Selbst die Vertreter der Magiergilde haben diese Idee als verrückt bezeichnet. Ihr würdet riskieren ein Vierteil der Streitkräfte den Feinden direkt auszuliefern, wenn auch nur etwas schiefgeht! Dieser Plan ist intolerierbar!“: kanzelte er ihren Vorschlag einfach ab. „Aber …“: wollte sie einwenden, doch nun schlug der Nord seinerseits auf den Tisch. „NEIN! Genug davon! Die heutige Sitzung zu diesem Thema ist beendet. Die Gemüter haben sich erhitzt. Es bringt nichts mehr jetzt noch weiter diskutieren zu wollen. Euer Plan ist durch die Mehrheit abgelehnt. Ich würde es begrüßen, wenn ihr ihn nicht noch einmal einbringen würdet“: erklärte der Nord die Sitzung obrigkeitlich für geschlossen. „Das kann nicht euer Ernst sein“: ereiferte sich die Bretonin trotzallem weiter. „Die Sitzung ist beendet. Eure Worte werden von mir gar nicht gehört“: sagte der Mann ruhig und benahm sich nun selbst wie ein Kind, das einfach nicht hinhörte, anstatt sich weiter argumentativ damit zu befassen. Tarrior war dennoch auf dessen Seite. Nicht unbedingt was den Plan anging, sondern er sah auch keinen Sinn in weiterer Diskussion. Die Fronten standen fest, da nützten auch die besten Argumente nichts. Doch die Frau weckte sein Interesse.

Muffin
11.07.2011, 17:48
Das ist also Cyrodiil, war Rylts erster Gedanke, als er aus dem Wald heraustrat. Es war ein weiter Weg gewesen und seit er in Arenthia Halt gemacht hatte, hatte er nicht mehr geschlafen. Ich sollte hier ein Lager aufschlagen, dachte er. Die Sonne ging gerade unter, es machte also keinen Sinn mehr noch weiter zu gehen. Er schlug also sein Lager in der Nähe eines Wasserlaufes auf und entzündete ein Feuer. Während er in das Feuer starrte, dachte er nach. Jetzt bin ich also endlich bald da. Ich hoffe, es war eine gute Entscheidung hierher zu kommen. Bei dem Gedanken an seinen Stamm lachte er verbittert auf. Ich hätte wohl kaum dort bleiben können. Natürlich war es nicht die Schuld des Stammes, alles deutete auf mich hin. Dort gibt es kein Gericht das den "Fall" hätte prüfen können. Valenwald ist in politischer Hinsicht ein Wrack, auch wenn es in den letzten zehn Jahren durchaus Zeichen für eine Neuordnung gab. Leider kommt diese Neuordnung zu spät für mich. Er verbannte seine Heimat aus seinen Gedanken und legte sich schlafen, um sich am nächsten Tag in dieser neuen Welt zurechtzufinden.

Rylt wachte früh auf und begann sofort mit den Vorbereitungen für seine Reise. Er wollte zuerst in Skingrad Halt machen, um dann in die Kaiserstadt weiterzureisen. Zum Glück hatte er in Arenthia eine Karte von Cyrodiil "erstanden". Er konnte sich zwar in Valenwald ohne Karte zurechtfinden, aber hier in Cyrodiil nicht. Ein kurzer Blick auf die Karte genügte und er wusste wo er hin musste. Also wandte er sich gen Norden und ging los.

Er kam am frühen Mittag in Skingrad an. Das erste, was ihm auffiel, waren die großen Weinfelder. Er wusste, dass Skingrad die Stadt des Weines war, aber so große Anlagen von Weinreben hatte er nicht erwartet. Als er zum Tor gelangte begrüßten ihn die Stadtwachen gelangweilt als weiteren Reisenden und ließen ihn ein. Als erstes ging er in die Herberge "Zur Westebene" , um sich zu stärken. In der Taverne war heute viel los und alle Rassen von Kaiserlichen über Bretonen bis hin zu Argoniern waren hier vertreten. Manche von ihnen hatte Rylt noch nie gesehen und betrachtete sie neugierig. "Was darf´s sein?" fragte die Wirtin ihn. "Meint ihr mich?", antwortete Rylt dummerweise. Die Wirtin grinste und erwiderte:
"Natürlich mein ich dich, Waldgesicht!" Rylt schnaubte. Waldgesicht! Die hat vielleicht Nerven. "Etwas Brot und ein Stück Käse, bitte", sagte Rylt leicht verärgert. Die Wirtin brachte ihm sein Essen und Rylt bezahlte es. Nachdem er sich gestärkt hatte, ging er erstmal auf die Straße, um sich ein wenig umzuschauen. Es überraschte ihn völlig, als plötzlich ein Wolf um die Strassenecke bog. Anscheinend war er irgendwie in die Stadt gelangt und die Stadtwache verfolgte ihn. Rylt reagierte schnell und zog seinen Bogen. Er legte den Bogen auf den Wolf an und...ein platzierter Schuss in den Kopf setzte dem Treiben des Wolfes ein Ende. Die Stadtwache, die angerannt kam, glotzte ungläubig auf den Wolf. "Habt ihr das getan?" fragte ihn einer. Als Rylt bejahte, lächelte die Stadtwache und sagte: "Solche Leute, wie dich sieht man selten. Guter Schuss!" Lächelnd ging er weiter. Ich glaube hier wird es mir gefallen, dachte Rylt. Zufrieden ging er zurück in die Taverne und bezahlte für eine Nacht. In Gedanken an den vergangenen Tag ging er auf sein Zimmer und schlief schnell ein.

Muffin
12.07.2011, 18:24
Rylt wachte am frühen Morgen auf und berührte, wie fast jeden Morgen, die Narbe an seinem Hals. Das war eine Art Ritual von ihm, es sollte ihm Glück bringen. Er
mochte seine Narbe, sie unterschied ihn schon lange von anderen Waldelfen. Nachdem er sie also berührt hatte, stand er auf und schaute in seinen Geldbeutel. Das
reicht gerade noch für den Proviant, den ich brauche, um nicht auf dem Weg zur Kaiserstadt zu verhungern. Danach muss ich irgendwie an neues Geld kommen. Wie,
das soll mich jetzt noch nicht beschäftigen. Der Bosmer packte also seine restlichen Sachen ein und ging hinunter in die Taverne. Die Wirtin war schon wach und
spülte den letzten Rest Geschirr, der am vergangenen Tag angefallen war. Als sie ihn kommen sah, sah die Wirtin auf und begrüßte ihn mit den Worten: "Gut
geschlafen, Spitzohr?" Das "Spitzohr" ignorierte das und fragte: "Wie lange ist es von Skingrad zu Fuß zur Kaiserstadt?" "Ich schätze mal mindestens drei Tage. Mit
einem Pferd wärst du natürlich schneller da." Mit einem Pferd! Als ob ich mir das leisten könnte! "Nun gut, dann gebt mir bitte genug Proviant für diese drei Tage.
Hier ist euer Geld." Nachdem er aus der Taverne ausgetreten war, stieß er mit einem hoch gewachsenen Altmer zusammen. Mann, ist der groß! Der Riese schaute
hochnäsig auf Rylt herab und sagte: "Nun, du schaust mir nicht sehr kompetent aus, aber vielleicht irre ich mich ja." Er lachte auf. "Ich suche nach potenziellen
Anwärtern für die Magiergilde. Glaubst du, du bist gut genug dafür?" Ein Magier! Das hätte ich mir doch denken können. Welcher Hochelf ist denn bitteschön kein
Magier? "Ich glaube nicht, dass ich in der Magiergilde viel taugen würde. Nein, im Moment habe ich kein Interesse beizutreten." Der Riese schaute ihn verächtlich
an. "Hab mir doch gleich gedacht, dass du dazu nicht geeignet bist." Mit diesen Worten ging der Magier davon. Rylt schaute ihm böse hinterher. Ich komm auch ganz
gut ohne Magie klar. Außerdem hasste er Feuerzauber. Rylt gab sich einen Ruck und brach auf.

Die Reise dauerte nun schon zwei Tage an, aber Rylt sah schon die Kaiserstadt in einiger Entfernung. Auf einmal entdeckte der aufmerksame Waldelf hinter ein paar
Felsen ein Lager. Dort saßen ein Nord und eine Rothwardonin um ein Feuer. An ihrem Aussehen erkannte Rylt sofort, dass es Banditen waren. Sie hatten ihn nicht
bemerkt. Er zog seinen Bogen und zielte auf die Rothwardonin, die einen Bogen bei sich trug. Er ließ die Sehne los und der Pfeil rauschte durch die Luft. Er traf sie
zwischen den Schulterblättern und sie kippte um. Der Nord zog überrascht seinen Hammer, aber bevor er den Schützen auch nur gesichtet hatte, streckte ihn ein zweiter
Pfeil nieder. Das wäre Rylt nicht gelungen, wenn er bemerkt worden wäre. Er näherte sich den Leichen, um zu sehen, ob sie etwas Wertvolles dabei hatten. Und
tatsächlich, sie hatten insgesamt 320 Septime und eine Goldhalskette bei sich. Die Waffen waren zu schwer, um sie mitzunehmen, also ließ er sie im Gras liegen.
Da er nun wieder etwas Geld besaß, ging es ihm gleich besser und er machte sich auf, endlich in die Kaiserstadt zu kommen.

Die Stadt ist ja riesengroß! Rylt hatte nicht erwartet, dass die Kaiserstadt so groß ist. Er hatte so eine große Stadt noch nie gesehen, schließlich war das sein erstes
Mal in Cyrodiil. Die Wachen ließen ihn ein und er befand sich nun im sogenannten Talos-Platz-Bezirk, wie ihm ein Schild verriet. Bevor er sich einen Schlafplatz
suchte, wollte er erstmal die Kaiserstadt erkunden und nach einer Beschäftigung suchen. Er würde also jeden einzelnen Bezirk abklappern und sich umhören, ob es
irgendetwas lohnendes für ihn hier gebe. Nach zwei Stunden befand er sich dann im Hafenviertel. Man sagte ihm, es sei der ärmste Bezirk in der Kaiserstadt und hier
würden sich viele Diebe herumtreiben. Diebe! Anscheinend bin ich nicht der einzige, der sich ab und zu so Geld verdient. Er überlegte eine Weile.Vielleicht
könnte ich mir ein bisschen was dazu verdienen. Ich muss nur aufpassen. Er schaute sich also um, um nach einem geeigneten Opfer zu suchen. Sofort fand er es:
ein großer, reich gekleideter Kaiserliche stach ihm ins Auge. Der Dieb ging also in Position, wartete bis das Ziel nicht aufpasste und griff ihm schnell in die Tasche.
Puh, er hat nichts bemerkt. Ich verschwinde dann mal besser. Nachdem er um die Straßenecke gebogen war und einige Meter zurückgelegt hatte, betrachtete er
sein Diebesgut. Es bestand aus 70 Septimen , einer Perle und einem Ring. Hm, seltsam. Der Ring leuchtet so komisch. Und wirklich, er leuchtete hellila.
Der neugierige Rylt zog den Ring auf und spürte sofort eine Veränderung: Der Ring musste verzaubert sein! Aber auf welche Weise ist er verzaubert? Er bemerkte
es sofort: im Umkreis von ca. 5 Metern leuchtete jedes Lebewesen in einem hellen Lila. Sehr praktisch. So kann ich nicht mehr von irgendeinem Angreifer überrascht
werden, wenn er zu nahe kommt. Zufrieden ging er weiter, als er plötzlich etwas bemerkte. In seiner Tasche steckte ein Brief! Auf dem Umschlag stand:
"Vom Graufuchs".
Was sollte das nun wieder heißen?

KingPaddy
13.07.2011, 23:30
Nach dem Schlussspruch des alten Nords löste sich die Versammlung schnell auf und es begannen sich kleine Diskussionsrunden zu sammeln. Da er sich als Abgesandter der Kriegergilde zu erkennen gegeben hatte, waren die umstehenden Männer vermutlich von anderen Söldnergruppen. Um die Frau herum versammelten sich wesentlich weniger Leute. Neben dem Mann, der ihr vorhin aus dem Zelt schon nachgerannt war, gab es noch zwei Altmer unter ihren Anhängern, eine rothaarige Dunmerin und eine alte, runzelige Kaiserliche. Tarrior konnte ihre Worte nicht verstehen, da sie zu leise sprach, doch war ihrem Gesicht die Wut deutlich abzulesen. Er ging zu ihr hinüber. Sie entließ gerade ihre Getreuen, als er sich zu ihr gesellte. „Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr in Balmora. Wie ich den Herrschaften hier schon erläutert habe, bin ich nicht der Abgesandte des Hauses“: stellte er sich vor. „Und was wünscht ihr dann von mir?“: fragte sie abweisend. „Ich fand eure Planungen für einen Angriff auf die Daedra interessant. Würdet ihr sie mir noch einmal ausführlich erläutern?“: bat er. Sie sah ihn für einen Moment misstrauisch und abschätzend an, dann nickte sie und führte ihn zurück zum Kartentisch. Inzwischen verließ auch der Nord mit seinen Leuten das Zelt. Zurückblieben noch einige wenige Personen, die sich während der Diskussion eher neutral verhielten. „Vielleicht habt ihr im Gegensatz zu diesem Feigling die Chance in meinen Planungen erkannt“: sagte sie und gemeinsam beugten sie sich darüber. Sie begann mit dem Finger die Einheitenbewegungen zu zeigen.

„Ich würde wie gesagt einen Zweifrontenangriff durchführen. Wir teilen die Armee dazu zunächst zur Hälfte auf. Die eine Hälfte wird ohne größeren Zwischenwiderstand schnell nach Ald’rhun vorstoßen, oder was davon übrig ist, und einen Angriff auf die dortigen Feinde starten und versuchen sie zur Geisterpforte zurückzuwerfen. Die andere Hälfte soll den Belagerungsring um Mar Gaan knacken und die Dämonen dort vernichten. Das Ganze würde verhindern, dass uns der Feind in den Rücken fällt, während wir unsere Aufmerksamkeit auf die Befreiung der Stadt richten. So wären sie an beiden Positionen in der Defensive und könnten sich nicht helfen“: erklärte sie das Vorgehen. „Aber was ist mit dem Einwand, dass die Truppen durch die Aufteilung zu sehr geschwächt würden?“: fragte Tarrior interessiert. „Das ist Unsinn. Die daedrischen Truppen, die sich in den Ruinen von Ald’rhun festgesetzt haben, sind gewiss nicht so zahlreich wie die Hauptstreitkraft. Die Hälfte aller Leute die wir hier im Lager haben, sollte ausreichend sein, um sie zu vernichten. Ich sehe da gute Chancen“: antwortete die Bretonin. „Und Mar Gaan? Ihr sprecht ja selbst von der Hauptstreitkraft. Wäre da auf freiem Feld nur die Hälfte der Soldaten ausreichend?“: wies er sie auf eine Lücke in den Ausführungen hin. „Ich sagte ja, dass man ein Risiko eingehen müsse und dies wäre so eines. Gewiss ist der Gegner zahlreich, aber zusammen mit einigen Kriegern sind wir auf eine List gekommen. Diese würde unsere Unterzahl kompensieren und die Chance auf einen Sieg erhöhen. Der Kampf wird Verluste fordern, aber sie würden noch verkraftbar sein und die Belagerung beenden“: gab sie sich noch immer nicht eindeutig. „Und was soll dies für eine List sein?“: kam Tarrior zum Kern der Sache, die ihn eigentlich interessierte.

„Wenn ihr die Sache für verrückt haltet, sagt es gleich. Ich will dann nicht weiter meine Zeit mit euch verschwenden“: schwor sie ihn darauf ein, bevor sie fortfuhr: „Wir planen dem Feind doppelt in den Rücken zu fallen. Wir könnten so von beiden Seiten des Belagerungsringes eine Schneise in ihre Armee treiben und ihre Formationen auseinandersprengen. Die disziplinierten Dremoren müssten dann so planlos kämpfen, wie geistlose Clanbanne oder Daedroths. Ihr müsst wissen, dass meine Liga das belagerte Mar Gaan mittels magischen Transportes mit Gütern versorgt. Wir würden die Hälfte der Streitkräfte die in Mar Gaan angreift nochmals in zwei Gruppen aufteilen. Eine Gruppe wird die Daedra wie geplant auf dem Landweg vom Pass her angreifen. So fallen wir ihnen zuerst in den Rücken, da sie mit einem Gegenangriff gar nicht rechnen. In der Zwischenzeit bringen wir die andere Gruppe mittels Magie nach Mar Gaan und stürmen, während der Angriff der ersten Gruppe bereits läuft und der Feind sich zur anderen Richtung orientiert, dann aus der Stadt. So können wir ihnen ein zweites Mal in den ungeschützten Rücken fallen. Zwischen beiden Fronten würden wir dann die Daedra zerreiben und die Tore schließen. Den Abschluss bildet ein Gewaltmarsch zur Streitmacht, die Ald’rhun säubern soll. Sobald das Heer wiedervereint ist, drängen wir diese Dämonenbrut zur Geisterpforte zurück. Natürlich ist was Koordination und Detailarbeit angeht, noch einiges zu erledigen. Es wäre zum Beispiel nämlich schön, wenn wir koordiniert zusammen mit den kaiserlichen und häuslichen Truppen aus Süden, Westen und Südwesten vorrücken könnten. Aber leider wird dieser Plan hier, ihr habt es ja gehört, schon von dieser erlauchten Gruppe abgelehnt. Wenn nicht einmal die ganzen Organisationen des Lagers dahinterstehen, wie sollen wir uns dann beim Generalsrat und dieser sich beim Herzog und den Häusern durchsetzen?“

„Ihr versorgt Mar Gaan? Dann gehört ihr der Liga der Magischen Gewalt an?“: fragte Tarrior sehr erfreut über diese glückliche Tatsache. „Das ist richtig“: bejahte die Bretonin. „Euer Plan scheint gut zu sein. Doch sind da immer noch gewisse Unwägbarkeiten. Wenn ihr diese Truppen mittels Magie in die Stadt bringen wollt, könnte es doch passieren, das sie wegen der, von den Oblivion-Toren ausgehenden, Störungen vorher aus dem Zauber herausfallen und dann umzingelt inmitten des Feindes stehen“: griff Tarrior diese Bedenken noch einmal auf. „Das ist das größte Problem am Plan. Mit der Möglichkeit einer Niederlage muss man immer rechnen, da kann man auch nichts weiter tun, außer sich zu entscheiden nicht zu kämpfen und das ist gewiss keine Option. Trotzallem denke ich, sollten wir dieses Risiko eingehen. Wenn wir noch viel länger warten, könnte es zu spät sein und dann werden es alle bereuen diese Gelegenheit nicht wahrgenommen zu haben“: räumte sie ein. Tarrior lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch an und schloss die Augen.

„Die ganze Sache birgt Risiken und im Fall einer Niederlage wäre der Pass wirklich so gut wie schutzlos. Andererseits haben die anderen Herrschaften keinen besseren Plan präsentieren können und ohne Risiko und Opfer werden die Daedra auch nicht zu bezwingen sein. Der Sieg wird nicht einfach von Akatosh persönlich auf einem silbernen Tablett herbeigebracht, sondern muss mit Blut erkauft werden. Ihr hättet meine Unterstützung zu dem Plan, aber ich glaube mein Wort zählt hier nicht besonders viel. Ich bin schließlich nur ein kleiner Ratsherr und einfacher Magierkrieger“: sagte Tarrior ihr die Unterstützung des Planes zu.

„Euer Haus bräuchte ein paar mehr Leute, die so mutig denken. Den meisten geht es um ihren Profit. Aber in der Magiergilde ist es nicht besser. Jeder schiebt die Verantwortung an die Kampfmagier der Kaiserlichen Legion ab, die für die magische Kriegsführung zuständig wären. Oder wer auch gerne den Dunmern den Schwarzen Peter zuspielen möchte sagt, dass das Haus Telvanni gefälligst eingreifen solle. Die Legion verfügt nicht, vor allem nicht hier auf Vvardenfell, das ausreichende magische Potential um diese Aufgabe zu übernehmen und die Telvanni betrachten diesen Krieg in weltfremder Art nicht als ihre Angelegenheit. Ihre Festlandsverwandten kämpfen, aber die erlauchten Magierfürsten hier legen die Hände in den Schoß. Wer wenn nicht die Magiergilde sollte eingreifen? Doch was tut die Gildenführung Vvardenfells, der im übrigen mit dieser Ranis Athrys aus Balmora gerade mal die stellvertretende Erzmagierin und dazu noch eine Frau aus der sicherheitsbedürftigen Hlaalu-Ratsstadt vorsitzt, gegen diesen Mangel an magischer Kampfkraft? Sie schicken Magier nur auf freiwilliger Basis und dann auch nur als Heiler, humanitäre Helfer oder Ausbilder für die eigentlichen kämpfenden Truppen in die Lager. Ich sage euch: Unter Erzmagier Malukhat hätte es so etwas nicht gegeben. Er erschien mir immer eher eine kämpferische Natur zu sein. Er hätte nicht einfach zugelassen, dass die Magiergilde die Arme verschränkt, während die Daedra Vvardenfell in Brand setzen! Aus diesem Grund habe ich mich auch der Liga der Magischen Gewalt angeschlossen“: hielt sie eine Brandrede auf die zögerlichen Verhältnisse in den Gremien der Gilde.

„Das ist Politik“: widersprach Tarrior ihr nur gedanklich. Er konnte die Entscheider der Gilde verstehen, aber sein Herz gab ihr Recht. Die Daedra entstellten hier und heute seine Heimat und bedrohten seinen Besitz. Um das Kaiserreich oder um die Leben der Menschen und Mer, die sie in ihrer Zerstörungswut auf ganz Tamriel fordern würden, war es ihm ziemlich egal. Doch Morrowind und Vvardenfell, seine Heimat, waren für ihn vor der drohenden Vernichtung unbedingt zu bewahren.

„Ihr sagtet ihr wäret Magierkrieger?“: fragte die Bretonin und riss ihn so aus seinen kämpferischen Gedanken. „Das ist richtig. Ich verstehe mich auf die Zerstörungsmagie und ein wenig auf die anderen Schulen. Ansonsten bevorzuge ich das Schwert um meine Gegner meinen Zorn spüren zu lassen“: bejahte er die Frage. „Habt ihr schon über die Mitgliedschaft in der Magiergilde nachgedacht?“: fragte sie nun mit einem seltsamen Ton in der Stimme. Tarrior lachte innerlich auf. Er verstand, worauf das Gespräch hinaus laufen würde. „Ich bin schon seit vielen Jahren Mitglied. In der gleichen Gildenhalle aus der auch diese Ranis Athrys stammt. Aber ich beteiligte mich bisher nicht sonderlich aktiv am Gildengeschehen“: antwortete er. In die Augen der Frau trat plötzlich ein hocherfreuter und zugleich hochinteressierter Blick. Ein gefährliches Funkeln schimmerte auf den Pupillen. „Das ist ja hervorragend. Wisst ihr, dies wäre doch eine perfekte Gelegenheit euch aktiv an den Gildengeschäften zu beteiligen – an vernünftigen Gildengeschäften. Unsere Liga rekrutiert kampfwillige Gildenmagier, die im Gegensatz zur Feigheit der Gildenleitung die tapferen Soldaten hier im Kampf unterstützen und die Daedra mit Zerstörungszaubern überziehen wollen. Ihr wäret doch perfekt“: bot sie ihm eine Mitgliedschaft in der Liga an. Das war seine Chance. Als Mitglied dieser Fanatiker wäre bei genau jener Gruppierung, die die Versorgung Mar Gaans sicherstellt und hätte guten Aussichten auf einen Platz bei den Begleitern der nächsten Lieferung. Mit der Fürsprache der Bretonin, die immerhin Abgesandte der Liga in diesen Rat hier war, wäre es gewiss leichter.

„Ihr seid zwar nur ein kleiner Ratsherr, aber eure Fürsprache beim Abgesandten eures Hauses oder im Generalsrat könnte unserer Sache sicherlich dienlich sein. Die Daedra müssen bekämpft werden und wenn ihr euren Hausgenossen überzeugen könnt, würden die Anderen ihre Meinung gewiss überdenken und ich … ähm ich meine wir könnten diesem aufgeblasenen alten Narr von der Kriegergilde zeigen, dass selbst die papyruskritzelnden Zauberwerfer von der Magiergilde und die ängstlichen egoistischen Händler Hlaalus mutiger sind als die großen, tapferen und starken Krieger seiner Gilde“: warb sie bei ihm weiter für ihre Sache. „Also doch nicht ganz uneigennützig“: dachte er schmunzelt, doch er hatte sich sowieso bereits entschieden, wegen der besseren Zugangsmöglichkeit ins belagerte Mar Gaan. Die Aussicht diesen Nord von einem „kleinen Mädchen“ besiegt oder zumindest düpiert zu sehen, wäre ein Bonus. „Also wie ist eure Entscheidung?“: drängte sie ihn zur Antwort. „Ich werde eurer Liga beitreten. Sobald der Abgesandte meines Hauses eintrifft, werde ich mich bei ihm für euren Plan einsetzen. Ich kann natürlich nichts versprechen“: sagte er zu. „Wunderbar, wunderbar. Mehr verlange ich auch gar nicht. Kommt mit zu unserem Zelt. Dann kann ich euch in die Mitgliederliste aufnehmen. Wenn wir erst einmal siegreich hervorgegangen sind, werden die ganzen Toten gerächt und die Opfer der armen Familien Tamriels gesühnt sein“: sprach sie und wandte sich schnell zum Gehen. Scheinbar wollte sie ihm die Unterschrift so schnell wie möglich abnötigen, bevor er sich umentscheiden konnte. Tarrior allerdings hielt sie zurück. „Ich knüpfe allerdings meine Mitgliedschaft und meine Fürsprache an eine Bedingung“: eröffnete er ihr. Nun schaute sie ihn misstrauisch an. „Was für eine Bedingung?“: wollte sie wissen. „Es ist nichts Großes. Ihr erhaltet meine Fürsprache und dafür möchte ich eure Fürsprache. Ich möchte als einer der Wächter die nächste Versorgungslieferung nach Mar Gaan begleiten“: forderte er. „Ich soll dafür sorgen? Warum wollt ihr unbedingt nach Mar Gaan?“: fragte sie und überlegte scheinbar, ob sie vielleicht einen Agenten der Mythischen Morgenröte vor sich hatte.

„Ich habe Bekannte in der Stadt und möchte mich persönlich ihres Wohlbefindens versichern. Außerdem gibt es in der Stadt einen heiligen Schrein des Tribunalstempels. Seinen Segen würde ich in diesen schweren Zeiten als große Hilfe empfinden“: log er und eine unmerkliche Gänsehaut überkam ihn, als er an den Tempel und das Tribunal dachte. „Ich hätte euch nicht für einen Religiösen gehalten. Ihr macht eher einen kühlen, sachlichen Eindruck, aber ich kann euch verstehen. Ich bin eine Gläubige des Kaiserlichen Kultes und bete täglich zu den Neun. Der Tribunals-Tempel erscheint mir zwar eine Sekte von Götzenanbetern zu sein, doch sofern es euch im Kampf hilft… Nun gut. Ich werde mich dafür einsetzen, dass ihr die nächste Lieferung begleiten dürft. Man wird euch dann über die möglichen Gefahren aufklären. Vielleicht überlegt ihr es euch dann noch einmal anders. Ansonsten würdet ihr uns also beitreten?“: stimmte sie seiner Forderung zu. „Ja das werde ich. Auch um die Daedra aus diesem Land zu jagen“: sagte er und die Beiden wandten sich zum Gehen. „Ich heiße übrigens Alina“: sagte die junge Bretonin noch, bevor sie das Zelt verließen.

KingPaddy
22.07.2011, 11:32
Als sie aus dem Zelt herauskamen, führte Alina ihn durch die engen Gassen der Zeltstadt. Geschickt wich sie dabei marschierenden Soldaten und herumlungernden Freiwilligen aus. An den Zelten konnte Tarrior nun auch erkennen, dass sie sich langsam in den Bereich bewegten, in dem die Gilden ihre Unterkünfte aufgeschlagen hatten. Die Zelte waren größer, sahen ordentlicher und auch geordneter aufgestellt aus. Die roten Banner mit dem Schwert wehten im aufkommenden Wind, der etwas frische Luft in den Mief dieser Versammlung blies. Tarrior begrüßte regelrecht den salzigen Geschmack der Seeluft, die von Westen kam, auf der Zunge, als sie den Gestank von Kot, Urin und Schweiß für einen Moment hinwegfegte. „Da vorne ist unser Zelt. Da die Magiergilde keine eigene Heeresgruppe geschickt hat, sind wir Freiwillige von der Liga mehr oder weniger die Vertretung der Gilde hier“: sagte Alina und deutete auf ein hellblaues Zelt mit eingestickten silbernen Verzierungen, dass deutlich aus der Masse herausstach und zudem noch etwas erhöhter stand, als der Rest des Lagers. Im Näherkommen sah er, dass die kleineren Schlafzelte der Magier genauso aussahen. Das ihm bekannte Banner der Liga der Magischen Gewalt fiel ihm sofort ins Auge. An großen Standarten aufgehängt umgab es den ganzen Teil des Magierlagers, das tatsächlich auf einem kleinen Hügel errichtet war. Der Weg wurde daher auch steiler und der Dunmer und seine Begleiterin arbeiteten sich den steinigen Pfad hinauf. Die Höhe des Hügels war zwar nicht sonderlich beachtlich, doch gewann er trotzdem einen guten Eindruck vom gesamten Heerlager. Tarriors Augen tasteten diese Decke aus unterschiedlichen Zelten ab, die sich über das Land der Westspalte gelegt hatte. Tatsächlich dehnte es sich hier vom Pass bis an die Klippen des Aschebackens aus, in dem die Festung Andasreth lag. Die Nord-Süd-Ausdehnung war hingegen nicht so groß, womit es sich eher in die Länge, als in die Breite zog. Im Süden verlor sich sein Blick in der Entfernung. Wenn er sie zusammenkniff, glaubte er die Turmspitzen von Caldera zu erkennen. Im Westen schnitten die Klippen seine Sicht auf die Bitterküste und das Meer ab und im Osten Selbiges für das Aschland. Im Norden zeigten sich nur die unberührten Weiten der Westspalte. Irgendwo in dieser Richtung lagen Gnisis und die anderen Hafenstädte der Redoraner. Nochmals lenkte er seinen Blick auf das Innere der Insel. Hinter den Klippen zum Aschland stiegen gewaltige Rauchsäulen auf. Besonders eine stach ins Auge.

„Ist das der Rote Berg?“: fragte Tarrior die Bretonin. „Ja das wird er wohl sein. Komisch. Ich dachte er wäre inaktiv seit der Vernichtung Dagoth Urs damals“: wunderte sie sich. Er erinnerte sich noch daran, dass er diese Rauchsäulen auch schon bei seiner Ankunft in Ebenherz vor einer ganzen Weile gesehen hatte. „Wie lange raucht er denn schon?“: wollte er nun wissen. Alina zuckte mit den Schultern, bevor sie antwortete: „Ich habe da gar nicht darauf geachtet. Hättet ihr mich nicht darauf hingewiesen, wäre mir nicht einmal aufgefallen, dass der Vulkan wieder aktiv zu sein scheint.“ Tarrior kratzte sich das Kinn. „Wirklich eigenartig. Wer weiß? Vielleicht haben die ganzen Oblivion-Tore das Land in Unruhe versetzt“: dachte der Dunmer laut. „Ein Grund mehr sie von der Insel zu tilgen“: meinte die Bretonin und bat mit einem Wink, ihr ins Zelt zu folgen. Er fuhr noch einen Moment den Horizont ab. Die Sonne stand inzwischen schon wieder ziemlich tief. Es würde bald dunkeln. Tarrior riss sich los und folgte der Magierin in das Zelt.

Im Inneren war es deutlich dunkler als draußen. Der blaue Stoff fing eine Menge Licht auf und ließ nur sehr wenig davon hindurch dringen. Zudem war die Beleuchtung eher spärlich. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an den Unterschied gewöhnt hatten, doch dann konnte er endlich mehr von der Einrichtung erkennen. Er hatte schon den Besprechungsraum im großen Zelt als luxuriös empfunden, doch dies hier, stellte es noch einmal in den Schatten. Feingearbeitete Holzmöbel bis hin zu Kleiderschränken, Kommoden und Schubladen waren Pflicht. Feines alchemistisches Gerät lag auf vollen drei Tischen bereit, während scheinbar vollgestopfte Transporturnen die nötigen Zutaten bereitstellten. Ein Bücherregal, gefüllt mit magischer und alchemistischer Fachliteratur, gab dazu dann genaue Anweisungen. Den Boden hatte man wieder mit Teppichen ausgelegt. Sie waren nichts besonderes, doch man konnte hier bequem ohne Schuhe laufen. Auch hier wurde die Mitte des Raumes wieder von einem großen Tisch eingenommen, der mit Karten und Dokumenten übersät war. „Meine Vorgesetzten sind im Moment nicht da. Wahrscheinlich sitzen sie noch in der Festung und besprechen die nächste Lieferung und versuchen den Generalsrat von einem Angriff zu überzeugen. Der Rest dürfte derzeit in Caldera oder Balmora sein und versuchen neue Mitstreiter in den Gildenhallen zu finden und auszubilden. Unglücklicherweise sind die Meisten, die sich uns anschließen, noch junge Novizen und daher weder besonders gut im magischen, wie im kämpferischen Bereich. Zumindest tragen sie ihr Herz am rechten Fleck“: sagte die Bretonin und ging zu einem kleinen Schrank mit vielen Fächern hinüber und zog aus einem in der Mitte ein Stück Pergament hinaus. Dies legte sie zusammen mit einer Schreibfeder und einem Tintenfass auf den Tisch und bat ihn sich zu setzen. Tarrior kam dieser Aufforderung gerne nach und sah sich das Schriftstück an. Es handelte sich um einen Mitgliedskontrakt. Mit seiner Unterschrift würde er dann Teil der Liga werden.

„Ihr müsst nur noch unterschreiben und werdet Teil unserer Vereinigung. Dann werden wir gemeinsam die magische Zerstörung über die daedrische Brut bringen. Natürlich sobald ihr Haus Hlaalu davon überzeugt habt, dass unser Angriffsplan der einzige Weg ist, diese Dämonen zu besiegen“: forderte sie ihn zur Unterschrift auf. „Vergesst nicht euren Teil der Abmachung. Ich will nach Mar Gaan und ihr werdet dafür sorgen, wenn ich euch helfe“: erinnerte Tarrior sie. Alina nickte. „Habt keine Sorge. Redet ihr nur mit dem Abgesandten eures Hauses“: beruhigte sie ihn und hielt dem Dunmer die tintengetränkte Feder entgegen. Mit kurzem Zögern ergriff er das Schreibgerät und setzte geschwungen seine Unterschrift unter den Kontrakt. „Gut das wäre erledigt. Der Abgesandte eures Hauses wird wahrscheinlich noch vor der nächsten Lieferung hier eintreffen. Natürlich wollen wir eure Gegenleistung vor eurem Aufbruch haben“: sagte sie. „Vertraut ihr mir etwa nicht?“: fragte Tarrior scheinheilig. „Doch natürlich, aber wer wird mit eurem Abgesandten reden, wenn ihr in Mar Gaan seid. Außerdem nehmt es als kleine Vorsichtsmaßnahme. Es hängt viel davon ab, dass dieser Angriff gestattet wird. Wenn die Daedra schneller als wir sind, ist es aus für Vvardenfell“: machte sie ihm die Bedeutung des Angriffs noch einmal bewusst. Derweil setzte sie ein kurzes Schreiben auf, dass sie mit dem Wappen der Liga siegelte, zusammenfaltete und ihm übergab: „Dies weist euch als Mitglied unserer Vereinigung aus. Nun können wir leider nur noch warten.“ „Dann empfehle ich mich hiermit. Ich werde mich noch etwas im Lager umschauen“: verabschiedete sich der Dunmer und verließ ohne eine weitere Reaktion Alinas das Zelt. „Ganz toll!“: dachte er resignierend: „Jetzt bin ich Mitglied in diesem Verein von Fanatikern und muss auch noch diesen Angriffsplan unterstützen. Wenn das Heer vernichtet wird, dann ist meine Reputation Geschichte.“

Tarrior ging den Hügel, auf dem die Liga ihr Lager aufgeschlagen hatte, wieder hinunter. Sofort tauchte er in das wilde Gewusel des Heerlagers ein. In Anbetracht der Tatsache, sich wieder durch diese Menge quetschen zu müssen, kam ihm eine Idee. Behände streckte er seinen Geist aus. Natürlich konnte er den Verstand der Leute um ihn herum nicht kontrollieren, aber er konnte ihre Gehrichtung in etwa erahnen und konzentrierte sich zwecks der Genauigkeit nur auf die Leute, die ihm direkt entgegen kamen. So war es ihm möglich, sich mit einer ungewöhnlichen Grazilität durch die Massen zu bewegen und nur selten irgendjemanden anzurempeln. Unter Führung seines geistigen Auges gelangte er schnell zurück zum Verpflegungszelt, in dem er sich schon zu einem früheren Zeitpunkt des Tages aufgehalten hatte. Erschöpft von der zurückliegenden geistigen Anstrengung ließ er sich auf eine schlecht gezimmerte Holzbank sinken und brauchte einen Moment, um die Welt wieder mit seinen normalen Sinnen klar und deutlich wahrzunehmen. Er rieb sich die Augen. „Ich werde schwächer“: erkannte er in Gedanken.

Seine geistigen Fähigkeiten, schon immer vorhanden, aber erst durch das ständige Training und die Macht Dagoth Urs im Kult des Sechten Hauses gereift und gestärkt, verließen ihn langsam wieder. Lange Zeit hatte er nicht trainiert und es fehlte die Anleitung durch den Meister in seinen Träumen. Zuviel Zeit war ohne die wichtigen Meditationen verstrichen. „Ich werde schwächer“: wiederholte sich die schreckliche Erkenntnis in seinen Gedanken. Er erhob sich von seinem Platz und schlenderte zur Essensausgabe hinüber. In seinem Geist rang der Wunsch nach Nahrung mit dem drängenden Bedürfnis, sich sofort in Trance zu vertiefen. Sein Gewissen gebot ihm, sich dem Verfall seiner geistigen Kräfte umgehend anzunehmen, doch sein Verstand überzeugte ihn, zuvor etwas zu essen, da der hungrige Körper danach verlangte und sich bereits körperliche Schwäche ausbreitete. Umso glücklicher war Tarrior, als er endlich an die Reihe kam und ihm eine Fleischpampe mit Aschekartoffeln aufgetan wurde. Das Gewissen drängte der Anblick des Essens einen Moment zurück und er setzte sich wieder an den Tisch. Der erste Bissen verzerrte sein Gesicht. So lieblos wie das Gericht aussah, schmeckte es auch, doch forderte der Magen mehr davon. Gierig schlang er die braune Fleischtunke hinunter, griff über den Tisch und zog eine herrenlose Mazte-Flasche an sich heran und nahm einen kräftigen Schluck, der den Geschmack sofort wegspülte. Mit einem Keuchen setzte er ab und nahm noch einen tiefen Schluck. Als Tarrior die Flasche wieder zurück stellte, war sie nur noch halb so voll. Er lehnte sich zurück, schloss für einen Moment die Augen und spürte wie der Alkohol langsam durch seinen Körper gepumpt wurde. „Ich muss wieder meditieren. Ich muss vor der Reise nach Mar Gaan vorbereitet sein“: entschied er, denn seine Fähigkeiten erlaubten ihm die kurzzeitige Kontrolle von Kreaturen minderer Intelligenz wie Skampen und das Zerstören von Bindungen zwischen Beschwörern und ihren Kreaturen, sodass letztere ihre Rufer angriffen. Doch wenn ihn schon der Weg durch das Lager erschöpfte, wie sollte das noch gelingen. Training war geboten.

Die Dunkelheit senkte sich über bereits über die Westspalte und das Lager, als Tarrior zwei Stunden später einen geeigneten Ort auf einer winzigen Erhebung außerhalb der Zeltstadt gefunden hatte und sich unter dem dortigen einsamen Baum niederließ. Während das Licht schwand und sich die ersten Sterne am nur leicht bewölkten Himmel hervorhoben, entzündete man zu seinen Füßen erste Feuer und pflanzte Fackeln auf. Erst jetzt bemerkte Tarrior, dass man im Kreis um die Zelte einige provisorische Wachtürme, die man eher als Bretterverschläge bezeichnen sollte, errichtet hatte. Untereinander verband eine Kette aus Fackeln die Türme. Die Fläche um das Lager schien vollkommen ausgeleuchtet. Man wollte wohl vermeiden, dass sich jemand heimlich des Nachts einschlich. Tarrior hielt es für sinnlos. Dort unten herrschte den ganzen Tag über ein reges Kommen und Gehen. Allein heute hätten sich genug Spione der Mythischen Morgenröte einschleichen können. Gewiss gab es von ihnen genug zwischen den ganzen tapferen Kämpfern. Ein Schwall der abgestandenen Luft wehte zu ihm hinauf, als sich der Wind drehte. Es war das einzige Zeichen des Lagers und der vielen Menschen dort unten, das zur ihm herauf drang. Ansonsten hatte er sich mit seinem Aufstieg von der Beengtheit, der Unruhe und dem Makel der vielen Stimmen und Sinne dort unten befreit.

Er schaute nun vor sich auf den Boden. Für seine Zwecke war dieser Ort perfekt. Er saß inmitten eines kargen Flecks Erde, auf dem nur spärlich das Gras wuchs. Perfekt für ein Feuer. Er erkannte es gleich nach seiner Ankunft und sammelte sofort abgestorbene Äste des Baumes auf, die er zu einer Feuerstelle aufschichtete. Das Holz hatte er danach mit verschiedenen Kräutern aus der Umgebung abgedeckt, die einen anregenden Geruch verströmen würden, wenn er sie entzündete. Genau dies tat er nun mit einem Schnippen seiner Finger. Knisternd fingen die Äste Feuer und rauchend gaben die feuchten Kräuter ihre Aromen preis. Tarrior nahm einen tiefen Zug, setzte sich im Schneidersitz vor die Flammen und schloss die Augen. Die Meditation begann.

KingPaddy
03.08.2011, 00:11
Eine gefühlte Ewigkeit schwebte Tarrior durch die Dunkelheit der Meditation, doch plötzlich flammten helle kleine Punkte vor ihm auf. Wie Sterne den Nachthimmel erhellen, so erschienen nun immer mehr Lichtpunkte in der Dunkelheit seines Geistes. In der Entfernung unter ihm war es, als füllten sie ein Becken. Hunderte, womöglich Tausende ballten sich dort dicht an dicht zusammen. Mit den Lichtern veränderte sich auch die Schwärze. Langsam ging der einige schwarze Mantel zurück, enthüllte grau und nahm landschaftliche Konturen an. Wo zuvor nichts gewesen war, stand nun ein Abbild der Landschaft um das Feldlager. Sein Geist projizierte es aus seinen Erinnerungen direkt vor sein geistiges Auge. So verschwommen wie Erinnerungen oftmals waren, war auch dieses Abbild der Welt. Die Konturen waren seltsam unscharf, verschwommen und verwackelt und über Allem hing Nebel. Nichts war wirklich, sondern nur eine Einbildung seines Geistes. Die Lichter schienen dem zum Trotz wie kleine Sonnen und wirkten fast schon stofflich. Während das visualisierte Bild einer Landschaft seinen Erinnerungen entsprang, waren diese Lichter das Ergebnis seiner bescheidenen telepathischen Fähigkeiten. Sämtliche Geräusche, Gerüche und Empfindungen aus der „wirklichen“ Welt waren nun komplett ausgeschaltet. Inzwischen ging Tarrior in den Zustand ein, den sein Lehrmeister als Trance bezeichnet hatte. Eben der Ausschluss ablenkender Sinneseindrücke schärfte seinen Geist und machte ihn empfänglich für die subtileren Energien um ihn herum. In jedem Licht spiegelte sich der Geist eines Bewohners des Lagers. Seine Fähigkeiten reichten nur um das Lager in den Fokus zu rücken. Weder die Personen in der Festung im Westen noch die Bürger Calderas waren auch nur annähernd nahe genug, um sie spüren zu können. So gleich auch die Geister der unterschiedlichen Personen wirkten, so unterschiedlich waren sie dann doch, wenn man sie fokussierte.

So konnte man an ihnen die Stärke, Entschlossenheit und Gedankenaktivität ablesen oder auch einfach nur feststellen, ob die Person schlief oder wach war. Ganz je nachdem, wie gut man seine eigenen Fähigkeiten im Griff hatte. Tarrior sah sich nur als Anfänger in den geistigen Fähigkeiten. Was die erleuchteten Schläfer oder gar die Aschenvampire, Fürst Dagoths Brüder, alles Kraft ihrer geistigen Fähigkeiten und über Visionen vermochten... – seine eigenen Kräften waren dagegen lachhaft. Von Fürst Dagoth war gar nicht erst zu reden. Er konnte sämtliche Bewohner Vvardenfells sehen und ihren Verstand über Träume und Visionen manipulieren, sie sogar in den Wahnsinn treiben. Zwar waren seine Kräfte auch an die Notwendigkeit der großen und kleinen Aschestatuen als Sender und Verstärker gebunden, doch kam niemand seinen Fähigkeiten gleich. Selbst die so genannten Götter des Tribunals vermochten nicht, ihn zu stoppen oder sich ihm entgegen zu stellen. Tarrior selbst konnte froh sein, wenn er jemandem auf diesem Wege eine Nachricht übermitteln konnte. Auch reichte seine Kraft um den Verstand niederer Kreaturen, wie Goblins zu manipulieren und die geistigen Verbindungen zwischen Beschwörern, sofern sie nicht zu mächtig waren und deren Kreaturen zu zerstören oder schwächere beschworene Wesen zu übernehmen. Aber im Vergleich zu den möglichen Kräften war das wirklich nur Anfänger-Niveau.

Er streckte seine Sinne aus und es war als würde sich sein Geist von seinem Körper trennen, obwohl er das natürlich nicht tat, doch bewegte er sich in Gedanken durch das geistige, verschleierte Abbild der Welt. Er war körperlos und an keinerlei physikalische Gesetze gebunden. Mit einem kurzen Sprung hob er einfach vom Boden ab und besah sich das Lager von oben. Ab und an stieß er herab um sich einige der Lichter aus der nähe anzusehen. Einige der schlafenden Soldaten berührte er sogar mit seinem eigenen Geist. Immer nur sekundenlange Bruchstücke erhaschte er bei der ersten Berührung aus ihren Träumen, die sofort unruhiger wurden, wenn er sich ihnen näherte. Viele hatten Alpträume von den Daedra. Während des Schlafes mussten sie sich Bilder von eingebildeten Schlachten und Blutbädern ansehen. Tarrior entfernte sich nach einer Zeit wieder von den Träumenden, denn langsam sickerte deren Unruhe ihn hinein. Stattdessen schickte der Dunmer seinen Geist auf Wanderschaft und flog zu den Hügeln, die das Landesinnere von der Westspalte trennten. Doch noch bevor er deren Fuß erreichte, war es, als prallte er gegen eine unsichtbare Mauer. Das Land jenseits der Mauer war nur ein einziger verwaschener Fleck. Er vermochte nicht seinen Geist weiter als bis zu diesem Punkt auszustrecken und legte nun alle Kraft in die Konzentration. Auch wenn er sich nicht sehen und die Anstrengung in seinem Körper nicht spüren konnte, so war sich Tarrior dennoch sicher, dass er nun schwitzend und mit gerunzelter Stirn auf dem Hügel saß. Ganz langsam materialisierte sich aus dem verschwommenen Grau des jenseitigen Gebietes die geisterhafte Halbwelt, wie sie bisher auch das Lager dargestellt hatte. Unter Mühen wurde ihm langsam möglich weitere Schritte zu machen, bis er schlussendlich am Fuße des Hügels stand, doch weiter kam er nicht. Von einem Moment auf den anderen brach die Welt um ihn herum in sich zusammen. Die Nebelschicht begann zu verwirbeln und zog alles mit sich. Seine Konzentration hatte sich erschöpft. Tarrior verfolgte gelassen, wie er aus der Trance herausgerissen wurde. Mit schnellem Atem riss er die Augen auf. Das Feuer war fast herunter gebrannt. Nur kleine Flämmchen züngelten nach Luft. Er fühlte sich unglaublich müde. Die Meditation kostete ihn unheimliche Kraft. Mit einem Seufzen gab er seinem Körper und somit dem drängenden Gefühl nach Ruhe nach. Der Dunmer kippte einfach zur Seite und fiel ihn einen langen Schlaf.

Ein kräftiges Rütteln holte ihn aus den Tiefen seiner Träume. „Geht es euch gut?“: fragte eine Stimme besorgt und mit einem schlecht gelaunten Brummen richtete sich Tarrior auf. Ganz behutsam öffnete er die Augen, da er erwartete vom Licht der Sonne gepeinigt zu werden, doch tatsächlich war nur stark gedämpfte Helligkeit um ihn. Zeltleinen verdeckte seinen Blick gen Himmel und das einzige Licht kam von einigen flackernden Öllampen. „Wo bin ich?“: fragte er und versuchte sich aufzusetzen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und er ließ sich augenblicklich unter einem Stöhnen zurücksinken und faste sich an die rechte Schläfe. „Ihr seid wieder im Lager. Meine Männer fanden euch bewusstlos in den Hügeln“: antwortete die Stimme, die er jetzt endlich Alina zuordnen konnte. Er drehte den Kopf vorsichtig um sie anzuschauen. Sie saß auf einem kleinen Schemel neben dem Feldbett, in dem er nun lag. „Wie spät ist es?“: fragt Tarrior. „Schon um die Mittagszeit. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Als wir euch am Morgen im Lager nicht finden konnten, habe ich einige der Mitglieder der Liga angewiesen die Gegend abzusuchen. Sie haben euch dann neben einer Feuerstelle liegend vorgefunden, konnten euch aber nicht aufwecken. Sie haben euch dann hierher gebracht. Ihr trugt keine äußeren Verletzungen und wir befürchteten schon ein Kultist der Mythischen Morgenröte hätte euch vielleicht mit seiner Magie erwischt. Was ist passiert“: redete sie ohne Pause. Die vielen schnellen Worte überschlugen sich in seinem ausgelaugten Geist, der im Moment absolut nicht aufnahmefähig war und verhedderten sich in Knäuln. Es dauerte eine Weile bis er den Sinn ihrer Sätze verstand. „Ich kann mich an Nichts erinnern. Ich wollte mir eine Stelle zum Schlafen suchen und dann ist Nichts mehr“: log er. „Es ist besser diese verrückten Fanatiker erfahren Nichts davon, dass ich über gewisse Fähigkeiten verfüge“: überlegte er dabei. Sie runzelte die Stirn und machte ein besorgtes Gesicht.

„Wenn sie euch etwas antun wollten, haben sie offenkundig versagt. Ich werde beantragen, dass die Wachposten in und um das Lager herum verstärkt werden“: nahm sie sich vor und rief einen Mann in Rüstung zu sich, der wohl eine Botschaft mit entsprechendem Inhalt an jemand Entscheidungsbefugten übermitteln sollte. Als er abgetreten war, wandte sich Tarrior an die junge Bretonin: „Es heißt ja nicht, dass die Mythische Morgenröte dafür verantwortlich ist. Vielleicht könnten…“ „Banditen dafür verantwortlich sein? Macht euch nicht lächerlich. Außerdem ist es egal wer oder was es getan hat, sondern wichtig ist, dass es passieren konnte. Wir hätten euch als unseren Fürsprecher verlieren können!“: schlug sie den Einwand nieder. „Aha. Es geht euch also vor allem um die Fürsprache“: stellte der Dunmer etwas beleidigt fest. „Natürlich wäre der Tod eines aufrechten Mannes wie euch immer ein Verlust“: beeilte sie sich nun noch hinzuzufügen. „Aber im Moment seid ihr für uns vor allem aus ersterem Grund besonders wichtig. Deswegen habe ich auch versucht euch aufzuwecken, was mir, den Neun sei Dank, auch geglückt ist. Ein Bote ist heute früh eingetroffen, um den Anführerrat darüber zu informieren, dass der Abgesandte des Rates von Haus Hlaalu gestern Morgen bereits in Balmora eingetroffen ist. Er wird wohl noch an einigen Besprechungen in der Stadt teilnehmen und sich dann auf den Weg machen. Die Chance steht nicht schlecht, dass er auf den Nachmittag hier eintrifft, da er in Caldera keinen Halt einlegen will. Wenn sich alles zu unseren Gunsten fügt, könntet ihr noch heute mit eurem Haus-Genossen reden. Es wird unsere Sache sicherlich einen großen Schritt voranbringen“: erklärte sie seinen Einsatz für den Plan der Liga zum Hauptanliegen.

„Da der Moment schon so nahe ist, möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ich auf der Gegenleistung bestehe. Habt ihr mit den Verantwortlichen in der Festung Andasreth bereits gesprochen?“: erinnerte Tarrior sie an ihren Teil der Abmachung. Alina wich daraufhin seinem Blick aus und schwieg. Der Dunmer erkannte sofort, dass wohl nicht alles zu seiner Zufriedenheit lief. Mit einem Mal kam mit schnellerem Herzschlag auch wieder etwas Kraft in seinen Körper. Schnell stand er aus dem Bett auf, packte sie mit beiden Händen an den Schultern und zwang die kleinere Frau zu ihm aufzusehen und direkt in seine rotglühenden Augen zu schauen. „Nun sagt schon!“: verlangte er ruhig, aber bestimmt. Die Bretonin schluckte und holte noch einmal tief Luft. Dann begann sie zu erzählen: „Ja ich habe einen Boten zur Festung gesandt um dem Führungsstab der Liga euer Anliegen zu unterbreiten und habe mich mit dem Verweis auf euren Einsatz für unsere Sache auch für euch eingesetzt. Euer Ersuchen wurde jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, dass sie keinen unerfahrenen Hlaalu-Scholaren auf diese wichtige Mission ansetzen wollen. Es hänge zu viel von den Lieferungen ab, als das man einen Neuling damit betrauen könne. Durchaus erkennen sie aber den Willen uns zu unterstützen an.“ Tarriors Hände krampften sich etwas fester um die Schultern der armen Frau, die nun langsam Abwehrreaktionen zu zeigen begann. „Soll das heißen ich erscheine den Herren in der Festung zu schwach?!“: wollte er nun etwas lauter wissen. Alina konnte nur hilflos nicken. Er ließ sie endlich los. „Ich hoffe ihr werdet uns dennoch helfen, schließlich geht es ja auch um die Sicherheit Vvardenfells“: kam sie nun auf seinen Teil der Abmachung zu sprechen, obwohl sie den Ihren nicht einhalten konnte. Was so auch nicht ganz stimmte, wenn es Tarrior recht bedachte: „Sie hat nur gesagt, dass sie tut, was sie kann. Und bei Dagoth das wird sie!“

Er wandte sich um und ging wild einige Schritte in dem Zelt auf und ab, bis ihm wieder schwindlig wurde und er sich auf einen nahestehenden Holzstuhl sinken ließ. „Ihr seht noch nicht wieder fit aus. Ihr solltet euch noch etwas ausruhen“: sorgte sie sich. „Ja natürlich. Ich kann ja sonst nicht mehr für euren Plan werben“: zischte er säuerlich. Die Frau setzte nun einen beleidigten Gesichtsausdruck auf. „Ihr seid jetzt ein Kamerad der Liga und deshalb sorge ich mich ganz selbstverständlich um euch. Es geht nicht nur um eure Fürsprache. Ich mache mir wirklich Sorgen. Und ich kann verstehen, dass ihr wütend seid, dass eure Bitte abgelehnt wurde, aber ich habe mein Möglichstes versucht“: wies sie den Vorwurf scharf von sich. Beim letzten Satz lag etwas Entschuldigendes in ihrer Stimme. Bei Tarrior wollte sich dennoch kein versöhnliches Gefühl einstellen. Es hing viel davon ab, dass er es nach Mar Gaan schaffte. „Sie kann nicht einmal im Ansatz verstehen, wie wütend ich bin! Ich würde diesen Telvanni-Hund nur zu gerne in Stücke reißen, aber leider hat er mich in der Hand. Ich habe eine Möglichkeit an Beweise gegen ihn zu kommen, aber ständig legen die Götter und diese fanatischen Trottel mir Steine in den Weg. OH JA! Ich bin wütend!“: brodelte es in den Gedanken des Dunmers. Äußerlich zeigten nur ein starkes Stirnrunzeln und ein stechender Blick, wie es hinter seiner Stirn tobte. Eben mit jenen durchdringenden Augen wandte er sich nun an die Bretonin. „Oh Ja. Du wirst mir helfen!“: dachte er nur. Wenn die Magier der Liga ihn für zu schwach hielten, bedurften sie wohl eines Beweises. „Ihr habt euch für mich eingesetzt, doch hat das leider nichts genützt“: sprach er sie an. Alina zuckte zusammen, denn Tarriors Stimme klang nun hart und boshaft, ganz anders, wie sie es bisher erlebt hatte. Ein Schauer durchlief sie, als er fortfuhr: „Ihr werdet daher etwas anderes für mich tun!“ Die Worte und die Art, wie er sie aussprach, ließen keinen Zweifel daran, dass er darauf bestehen würde.

„Wenn die Führung der Liga mich für zu schwach hält, würde ich ihnen gerne das Gegenteil beweisen. Ich werde mit dem Abgesandten meines Hauses heute Nachmittag sprechen. Dafür werdet ihr mich morgen früh zur Festung Andasreth begleiten und eurem Anführer sagen, dass ich gegen ihn kämpfen möchte, um meine Kampfkraft unter Beweis zu stellen“: eröffnete er ihr seinen neuen Plan. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie diesen Vorschlag ablehnte. „Das könnt ihr nicht verlangen!“: stieß sie hervor und war in diesem Moment genauso trotzig und stur, wie gegenüber dem Nord am vergangenen Tag. „Achja und wieso nicht?“: fragte er und nahm ihr damit den Wind aus den Segeln. „Ich habe zugesagt euch zu helfen und ihr wolltet euer Möglichstes tun. Glaubt ihr euer Möglichstes bestände allein darin einen Brief zu schreiben? Ich habe euch gerade eine weitere Möglichkeit eröffnet, was getan werden kann“: argumentierte Tarrior. Seine Stimme hatte nun wieder einen normalen Ton. Offenbar hatte Alina mit einem stur geführten Streit, wie mit dem Nord gerechnet, doch damit enttäuschte der Dunmer sie. Sie war nun verunsichert: „Aber es ist schwierig euch Zutritt zur Festung zu verschaffen. Wegen der Mythischen Morgenröte und all dem Ganzen… Außerdem wenn ihr uns nicht helft, werden die Daedra Vvardenfell vielleicht überrennen. Müsst ihr denn wirklich unbedingt zu diesem Schrein pilgern? Und euren Bekannten geht es bestimmt gut.“

Er ergriff sie wieder, doch diesmal nur ihre Hand und drückte sie sanft mit seiner Eigenen. „Ich muss“: sagte er mit einem Ton, der von absoluter Gewissheit zeugte. Dabei blickte er tief in ihre blauen Augen. Wieder schluckte Alina, drehte den Kopf aus seinem Blickfeld und seufzte. „Zumindest an eurer Einsatzbereitschaft werden sie nicht zweifeln, da ihr unbedingt daran teilnehmen wollt. Ich stelle euch der Gildenleitung vor“: sicherte sie ihm nach einigen Augenblicken zu. Tarriors Stimmung hellte sich umgehend auf. Er war am Ziel. Sein Blutdruck sank wieder und mit ihm seine Kräfte. Er fühlte sich, als würde er zu Boden gerissen. „Ich danke euch“: bedankte er sich artig und brachte wieder ein Lächeln zustande, um die bedrohliche Kulisse, die er selbst verschuldet hatte, einzureißen und die Stimmung wieder zu normalisieren. Alina konnte schließlich Nichts für die Absage der Gildenleitung. Sie nickte stumm, aber schien trotzdem sehr nachdenklich. „Ihr habt Recht. Ich fühle mich noch recht schwach. Ich werde mich noch etwas ausruhen. Weckt mich, wenn der Ratsherr eintrifft“: erbat er sich noch etwas Ruhe. Während sich der Dunmer wieder auf das Feldbett legte, verließ die junge Frau das Zelt.

Van Tommels
05.08.2011, 20:59
Die zweite Nacht in Folge bekam der Rothwardon keine Auge zu, denn abermals wurde ihm bewusst, wie nah er an dem Tod vorbeigeschrammt war in der dunklen Seitengasse. Zuerst der Einbruch, dann der Mord im Wald, zuletzt das Zusammentreffen in der Seitengasse. Ich scheine den Ärger anzuziehen, aber wieso? Vielleicht war er schon immer so gewesen? Er schüttelte im Liegen den Kopf. Nein. Er hatte nicht das Gefühl, schon immer solche Probleme gehabt zu haben. Aber was sagten seine Gefühle schon aus; laut der Dunmerin war er 'alles andere als schlecht ausgebildet', Töten sollte laut ihr zu seinen Fähigkeiten gehören. Glauben konnte er dies nicht, allerdings bewiesen die Bewegungen und die Waffen etwas ganz anderes.
Kaum war der erste Lichtstrahl durch das Fenster zu sehen, erhob sich der Rothwardon, kleidete sich an und verließ sein Zimmer. Er musste raus aus der Stadt, hier war es zu stressig und zu gefährlich. Anvil war bestimmt besser, sprich weniger gefährlich, aber das war in Anbetracht seiner Erfahrungen mit Skingrad auch keine Kunst. Nur in welche Richtung lag diese Stadt? Wenn er hier irgendwen fragen würde, würde dies nur Aufmerksamkeit erregen, und von der hatte er definitiv schon genug als ihm lieb war. Er brauchte trotzdem Informationen, aber woher sollte er diese bekommen?
Nachdem er sich von der Besitzerin der Herberge verabschiedet und sie von seiner Abreise in Kenntnis gesetzt hatte, lief der Rothwardon zunächst ziellos durch Skingrad, in der Hoffnung, irgendwelche wegweisenden Schilder zu erblicken. Vor die Stadttore traute er sich noch nicht, denn die Wache würde ihn mit Sicherheit in den Fokus nehmen, wenn er das Tor passierte, nur um auf ein Schild zu schauen.
Schließlich ergab es der Zufall, dass er auf dem großen Platz vor der Kapelle landete. Ein Priester würde mir bestimmt leichtfertig glauben, dass ich nicht von hier bin und mir weiterhelfen.
Mit dieser Hoffnung betrat er das große Gebäude. Um diese Zeit war es noch nicht allzu gut besucht, die Morgenmesse war scheinbar schon vorbei, nur eine einzelne Gläubige kniete vor einer Statue mit gesenktem Kopf und murmelte unverständliche Worte in ihre gefalteten Hände. Angestrengt blickte der Rothwardon auf die Schriftzeichen, welche an dem großen Altar im Schiff der Kapelle eingemeißelt waren. "Julianos...", murmelte er vor sich hin und ging langsam auf den Hochelfen zu, welcher neben dem steineren runden Podest stand und einen silberner Kelch ausgiebig und in ruhigen Kreisen polierte. Als er den Rothwardonen bemerkte, blickte er auf und musterte sein Gegenüber etwas abweisend, und als der Altmer den Mund aufmachte, wusste der Rothwardon sofort, an wen er da geraten war.
"Ja, ihr wünscht?", gab der Hochelf in einem hochnäsigen und herablassenden Ton von sich.
"Verzeiht die Störung, ich dachte, ihr könnt einem...Reisenden helfen", antwortet der Redguard verunsichert.
Der Altmer gab keinen Ton von sich, sondern wartete nur ab, wie als wäre er des Fremden jetzt schon überdrüssig.
"Könnt ihr mir sagen, wie ich nach Anvil oder...Charrol komme?", versuchte es der Rothwardon weiter.
Der Priester rümpfte mürrisch die Nase, überlegte einen Moment und antwortete dann: "Es heißt Chorrol. Dahin kommt ihr, indem ihr die Stadt zum Osttor verlasst. Anvil liegt in westlicher Richtung.".
"Habt Dank", sagte der Rothwardon und wendete sich mit einer leichten Verbeugung ab, um die Kapelle zu verlassen. Eigentlich hatte er noch vor, den Priester zu fragen, ob er ihn kenne, aber damit hätte er wohl auf Granit gebissen, dieser Priester wollte ganz offensichtlich nicht gestört werden und sich nicht mehr als nötig mit dem Fremden abgeben.
Wieder draußen, lenkte der Rothwardon seine Schritte auf die Hauptstraße. Anvil oder Chorrol? Aus den Erzählungen des Mädchens erinnere ich mich, dass sie sagte, Anvil liege am Meer...wenigstens etwas, an dass ich mich erinnere. Ich fühle mich jedoch gar nicht zum Meer hingezogen. Was sollte ich dort? Etwas sagt mir ich sollte nach Chorrol. Aber kann ich mich darauf verlassen, was mir mein Innerstes sagt? Letztendlich blieb ihm nicht anderes übrig, als irgendwohin zu gehen und zu hoffen, sich zu erinnern, so schlug er den Weg zum Osttor ein und ging hindurch. Aufgehalten wurde er von der Stadtwache nicht, diese war gerade damit beschäftigt, einen Händler und dessen Karren zu durchsuchen.

Tatsächlich fand er draußen ein Schild, welches ihm die Richtung nach Chorrol angab. Darunter war noch 'Kaiserstadt' und 'Bruma' zu finden. Welch seltsame Namen...aber alles hier ist seltsam. Wie weit es wohl bis Chorrol ist? und er blickte sich etwas hilflos um. Die Meisten, welche die Stadt verließen, entfernten sich zu Pferde oder mit einem Wagen. Was würde dagegen sprechen, wenn er sich nach Chorrol auf dieselbe Weise transportieren lassen würde wie er nach Skingrad gekommen war? Wie auf Kommando fuhr gerade ein Karren vorbei, und der Rothwardon stellte sich leicht in den Weg, sodass der Mann halten musste. "Was zum...", fluchte der Nord auf dem Bock und setzte schon zu einer Schimpftriade an. Der Rothwardon hielt ihm aber schon eines seiner Goldstücke unter die Nase.
"Fahrt ihr nach Chorrol? Könnt ihr mich mitnehmen?".
Die Augen des Mannes weiteten sich.
"Junge, dafür würd ich mitten ins Herz von Himmelsrand fahren, nackt und ohne etwas zu essen", die Stimmung des Händlers schlug merklich um. "Worauf wartet ihr noch, springt auf", und der Rothwardon war kaum auf den Wagen geklettert, da fuhr der Nord auch schon los. Das ist nicht der Erste, der seltsam reagiert auf diese Münzen, dachte er sich, sagte aber nichts, sondern verbrachte den Großteil der Fahrt schweigend neben dem Händler.

Nach einer Weile wurde es dem Nord wohl zu langweilig, denn er suchte zuerst den Blick des Rothwardonen neben sich und sprach ihn dann an. "Sagt, Junge, nicht dass ich euch zu nahe treten will, aber warum kauft ihr euch von dem Gold nicht gleich ein eigenes Pferd? Davon habt ihr länger etwas, wärt schneller und müsstet nicht mein Gesaufe ertragen", lachte er und nahm einen Schluck aus dem Krug Met, den der Nordmann schon zum x-ten Mal nachgefüllt hatte. Ein ganzes Pferd? Für eine lumpige Goldmünze? Er wusste nicht was er sagen sollte und zuckte stattdessen nur mit den Schultern. Der Nord nahm dies rülpsend zur Kenntnis, gab aber sein Vorhaben, etwas über seinen Mitfahrer herauszufinden, nicht auf. "Was wollt ihr in Chorrol, Junge?".
"Herausfinden wer ich bin...", nuschelte der Rothwardon teils als Antwort, teils zu sich selbst.
Zunächst herrschte Stille, dann lachte der Nord. "Ah, verstehe, einer dieser vieldeutigen Antworten. Versuchen wir nicht alle Herauszufinden, wer wir sind?", und er ließ ein ersticktes Glucksen hören; ab dann war er ruhig, bis sie schließlich bei Abenddämmerung Chorrol erreichten.
"Endstation, Junge", grinste der Nord den Rothwardonen an. Dieser nickte jedoch nur und stieg ab. "Ich danke euch", sagte er schließlich noch, wandte sich zum Stadttor und kehrte dem Nord den Rücken zu.
"Komischer Junge...", murmelte der Händler noch, wendete den Wagen und fuhr Richtung Kaiserstadt davon.

Auf dem Weg zum Tor dachte der Rothwardon nochmal über die Dunmerin nach. Wem genau er es zu verdanken hatte, dass er noch lebte, wusste er selbst nicht. Sich selbst? Ihr? Einer höheren Macht? Vielleicht diesem Julianos, dem die Kirche in Skingrad gewidmet war? Was war, wenn sie ihm gefolgt war? Verstohlen blickte er sich um, aber außer den Stallungen, dem mit Fackeln beleuchteten Stadttor und den davor positionierten Wachen konnte er niemanden sehen. Aber hier auf dem Platz war er eine ideale Zielscheibe, also nichts wie rein. Die Wächter hielten ihn nicht auf beim Betreten der Stadt, dachten sie wohl er wäre ein Landstreicher wegen seiner schäbigen Robe.
Drinnen fiel dem Rothwardonen sofort die Statue gegenüber des Tores auf, und er blieb davor stehen und versuchte in der Dämmerung die Inschrift zu lesen. "St. Osla...", murmelte er vor sich hin und betrachtete die Bildhauerkunst. Ein gefallener Soldat wurde von einer Frau versorgt. Oder trauerte sie um den Mann? Für den Redguard war die Szene nicht eindeutig, auch was so etwas auf einem scheinbar öffentlichen Platz zu suchen hatte erschloss sich ihm keinesfalls. Schulterzuckend wandte er sich ab, zu viel Merkwürdiges hatte er schon gesehene in den letzten Tagen, da kam es auf eine komische Statue mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Gleich hinter dem Brunnen erblickte er das Schild einer Herberge, soviel hatte er dieser Tage schon gelernt, aber abermals war es der Name, der ihm suspekt erschien. Eiche und Krummstab? Wie bitte?, stand er etwas verwirrt vor der Herberge. In Zukunft würde er sich über keine Namen mehr wundern, das würde ihn nur noch mehr zu Grübeln geben, und damit betrat er die Taverne.

Drinnen stach sofort die Bar ins Auge, dahinter stand ein seltsam anmutendes Katzenwesen. Er hatte davon gelesen, kam aber nicht mehr auf den Namen ihrer Rasse. Außer der Khajiit, welche sich als Besitzerin der Herberge herausstellte, befanden sich nur zwei weitere Gäste hier im Raum; ein Ork an der Bar, welcher regungslos in den Krug vor sich starrte, und eine Kaiserliche mit mittellangen, braunen Haaren im mittleren Alter am Kamin.
Der Rothwardon trat an die Bar, die Schnurrhaare der Khajiit zuckten und sie blickte auf. "Willkommen im Eiche und Krummstab, der Herberge, welche besser ist als die graue Stute. Ich bin Talasma. Was kann ich für euch tun?".
Hatte ich nicht etwas von einem seltsamen Akzent dieser Wesen gelesen? Egal. Der Rothwardon nickte. "Ich hätte gern ein Zimmer und etwas zu essen", und nach einer kleinen Pause entschloss er sich zu etwas Forschheit und legte eines der Goldstücke auf den Tisch, "ich zahle auch im Voraus". Die Ohren von Talasma zuckten, als sie das Goldstück in den Pfoten drehte und wendete, den Neuankömmling wachsam musterte, dann aber nickte. "Natürlich, ich werde euer Zimmer herrichten lassen, derweil bekommt ihr etwas zu essen. Setzt euch. Was wollt ihr trinken?".
Der Rothwardon zuckte mit den Schultern. "Ich nehme einen Wein, egal welchen.". Tatsächlich war dieses Getränk das Einzige, was ihm auf Anhieb einfiel. Damit ließ er sich an einem der Tische im Raum nieder und stützte den Kopf in die Hände. Das alles hier kam ihm so unwirklich und suspekt vor. Wie als wäre alles ein böser Traum, aus dem er nicht aufwachen würde, egal was er tat.
Er hing noch eine Weile seinen Gedanken nach, dann endlich kam sein Essen und der Wein. Beides vertilgte er rasch, ihm war gar nicht bewusst gewesen, welchen Hunger er die ganze Zeit gehabt hatte. Sogleich kam Talasma an seinen Tisch und legte einen Schlüssel darauf. "Euer Zimmer ist die Treppe hinauf, geradezu. Ich wünsche euch eine gute Nacht, oder habt ihr noch einen Wunsch?".
Der Rothwardon schüttelte den Kopf, erhob sich und schleppte sich mehr als er ging die Treppe hinauf. Ihm war mit einem Mal schwindlig, und das erste Mal an diesem Tag hatte er wieder diese pochenden Kopfschmerzen, dieselben wie in der Ruine aus der er geflohen war. Er machte etwas hektisch die Tür hinter sich zu und schloss sie schnell ab, er konnte es sich nicht leisten, dass jemand seine Ausrüstung sah, welche er, nach der Robe, achtlos vor den Schrank fallen ließ. Er legte sich auf das Bett, der ganze Raum drehte sich; die Hände vor den Augen flüsterte er sich selbst gut zu. "Tief durchatmen, kein Grund, jetzt durchzudrehen...", und langsam öffnete er wieder die Augen. Der Raum drehte sich immer noch, allerdings nicht mehr so stark wie davor. Er strich sich mit den Händen über den nackten Oberkörper, er war verschwitzt, kalte Schweißtropfen rannen ihm durch die Finger. Plötzlich bemerkte er, dass seine linke Schulter taub wurde. Genauer gesagt strahlte dies von seiner linken Brust auf seine Schulter und von da auf den gesamten Arm. "Was zum...", murmelte er ungläubig und wollte sich aufrichten, aber es ging nicht. Er spürte Panik in sich aufsteigen, aber diese wurde jäh unterbrochen, als ihm schwarz vor Augen wurde...

Er stand, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, aufrecht vor dem mit Schlangenhaut bekleideten Mann. Die Musterung seiner Robe verlieh ihm etwas Mystisches, etwas Erhabenes, etwas...Unantastbares. Um ihn herum standen Menschen und bildeten einen Kreis um sie beide, sie alle hatten etwas gemeinsam: Sie trugen grotesk anmutende Masken, dabei machten sie seltsam, ruckartige Bewegungen, was durch das dämmrige Fackellicht eine unheimliche Note bekam; aber er fühlte keine Angst, nein, eher geborgen, und dabei blickte er sich ruhig um. Der Mann vor ihm sang ein Lied in einer seltsamen Sprache und sah ihn dabei unentwegt an. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, und fest erwiderte er den Blick. Neben dem Mann stand ein Korb. Langsam nahm der Schlangenmann den geflochtenen Deckel des Behältnisses ab, legte ihn behutsam beiseite, griff hinein. Eine schiere Ewigkeit verharrte er so, es schien, als würde er sich nie wieder aufrichten. Dann aber tat er es doch, und um seinen Arm, welchen er behutsam aus dem Korb zog, hatte sich eine schwarze Schlange gewickelt, welche bedrohlich zischelte und ihren Kopf nach allen Richtungen ausstreckte, als würde sie etwas suchen. Das Zucken der umstehenden Personen hatte, sobald das Tier sichtbar wurde, aufgehört, und alle schienen die Schlange voller Ehrfurcht anzusehen. Der Mann mit der Schlange an seinem Arm trat auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, streckte den Arm mit dem gefährlichen Tier in seine Richtung aus, und die Schlange fixierte ihn sofort wütend, zischelte immer bedrohlicher; abgesehen davon herrschte Totenstille. Er hatte keine Angst, blickte dem Mann weiterhin ins Gesicht, wendete die Augen dann auf die Schlange und starrte diese ebenso an. Der Mann hob schließlich seine freie Hand, ballte sie zur Faust, und mit einem mal riefen er und die Umstehenden laut: Satakal, zeig deine Gnade und schenk uns ein weiteres Kind! Heil Yokuda!
Die Schlange, durch diesen plötzlichen Bruch der Stille aufgeschreckt, griff sofort an. Sie schoss aus ihrer S-Haltung hervor und grub ihre Zähne in seine linke Brust. Er spürte förmlich das Gift des Tieres in sich schießen und sich in seinen Blutbahnen ausbreiten. Er stand noch einen Moment da, die Schlange hatte bereits von ihm abgelassen und kroch davon. Seine Augen lagen auf seiner Brust, zwei kleine Einstiche, aus denen Blut quoll, waren sichtbar. Langsam hob er den Blick, der Mann vor ihm lächelte und hatte die Arme zum Nachthimmel gestreckt; dann gaben seine Beine nach, er sank auf die Knie und fiel vornüber in den Wüstensand. Als er bereits auf dem Boden lag, kam es ihm vor, als würde er immer noch fallen, aber dann umgab ihn plötzlich nur noch Schwärze und er fühlte sich schwerelos, während die Bewusstlosigkeit von ihm Besitz ergriff...

Die Augen weit aufgerissen, schreckte er vom Bett hoch. Er atmete schwer und befühlte seinen Körper, wie als könne er nicht glauben, endlich wieder wach zu sein. Was für ein verrückter Traum. Aber...war es ein Traum? Panik ergriff ihn, als er an die Schlange dachte, an den priesterähnlichen Mann, an die grotesken Figuren um sich herum. Ein Rundumblick verriet ihm, dass er sich jedoch tatsächlich im Zimmer der Herberge befand, zugegebener Maßen in einem sehr Schönen. Draußen war es noch dunkel, so hatte er keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte oder wie spät es war. Schwerfällig und mit zittrigen Knien stand er auf und zündete die Kerze neben dem Bett an. Mit ihr in der Hand ging er zu einem großen Garderobenspiegel, welcher sich gleich neben dem Kleiderschrank befand, und blickte hinein. Das Kerzenlicht ließ ihn unheimlich erscheinen, augenblicklich dachte er wieder an die lodernden Fackeln und das unrhythmische Zucken der Figuren...und an die Schlange, welche ihn biss. Der Rothwardon ging näher an den Spiegel und betrachtete seine linke Brust; sie wies das Tattoo einer Schlange auf, auf den ersten Blick sehr kunstvoll, aber für ihn hatte es seit dem Traum eine abschreckende Wirkung. Er blickte es genauer an...und traute seinen Augen nicht, er ging noch näher an den Spiegel und hielt die Flamme der Kerze fast bis an seine Haut. Die Augen der tätowierten Schlange waren ausgespart, und in ihnen ließen sich zwei kleine, punktförmige Narben erkennen. Wie von einem Schlangenbiss. Wie von dem Schlangenbiss in seinem Traum.
Entgeistert musterte er sein entsetztes Gegenüber im Spiegel; wie lange er hier gestanden hatte, wusste er nicht, dann jedoch drehte er sich um und ging zurück zum Bett, stellte die Kerze auf das kleine Tischchen und legte sich wieder hin. An Schlafen war jetzt abermals nicht zu denken, stattdessen lag er wach im Bett und starrte an die Decke. Hatte er jetzt Angst vor dem Schlafen? Ja, irgendwie schon; andererseits hatte er das Gefühl, dass dieser Traum gar keiner war, sondern vielmehr eine Erinnerung aus seinem Leben. Was konnte es also schaden, noch mehr zu erfahren? Schon fühlte er, wie ihn die Müdigkeit übermannte, aber diesmal fiel er in einen traumlosen Schlaf, aus dem er erst spät am nächsten Tag wieder erwachte.

Kaum war er aufgestanden, hatte sich der Rothwardon einen Zettel von dem Tisch gegriffen und mit der dabei liegenden Feder drauflos geschrieben, denn er wollte keineswegs vergessen, was ihm diese Vision mitgeteilt hatte. "Satakal...Yokuda...Schlange...nein, giftige Schlange, ja...Masken", murmelte er während des Schreibens vor sich hin und betrachtete danach kurz sein Werk. Ihm kam dies alles so grotesk vor, aber darüber konnte er sich ein andermal den Kopf zerbrechen. Eilig kleidete er sich an und verließ das Zimmer und die Herberge hastig. Erst draußen vor der Tür, wobei er feststellte dass schon später Nachmittag war, fiel ihm auf, dass er ja gar nicht wusste, wohin er nun gehen, geschweige denn was er mit den Informationen anfangen sollte. Ziellos wandte er sich nach rechts, und wie es der Zufall wollte, erblickte der Rothwardon sogleich ein Schild, auf dem stand 'Renoits Bücher'. Hier gibt es bestimmt etwas, dass mir weiterhelfen kann, dachte er und betrat das Geschäft.
Drinnen wurde er sogleich von einer Bretonin freundlich empfangen. "Estelle Renoit, freut mich", überschüttete sie den Rothwardonen förmlich mit ihrer Freundlichkeit und wartete neugierig dreinblickend ab, was er denn hier wollte.
"Guten Tag", stammelte er zunächst nur, dann aber überwand er sich aufgrund des freundlichen Blickes der Frau dazu, mit der Sprache heraus zu rücken. "Ich suche Informationen über den oder das Satakal, und über einen Yokuda. Hat das zufällig etwas mit Schlangen zu tun? Oder Masken?". Erst als er das ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, wie unzusammenhängend das geklungen haben musste. Diese Annahme wurde durch das fragende Gesicht der Bretonin bestätigt.
"Verzeiht...", setzte der Rothwardon erneut an und reichte ihr den Zettel, blickte sich dann um, und als er niemanden weiter in dem Laden erblickte, fuhr er halblaut fort. "Ich habe mein Gedächtnis verloren und habe letzte Nacht von den Dingen auf dem zettel da geträumt. Ich bin mir bewusst, wie absurd das ganze ist, aber könnt ihr mir weiterhelfen? Ich habe das Gefühl, dass diese Dinge etwas mit meiner Identität zu tun haben.".
Er erwartete jetzt so etwas wie Ablehnung, Gelächter oder dergleichen; stattdessen aber machte die Frau einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und studierte den Zettel. Eine Zeitlang war es vollkommen still, dann blickte Estelle auf und musterte den Rothwardonen, ehe sie antwortete.
"Ich hoffe für euch, dass ihr nicht mit den Satakal in Verbindung steht, denn das was ich über sie las, ist alles andere als erfreulich gewesen...", begann sie halblaut, fuhr dann aber fort. "Ich habe nicht viele Bücher zu ihnen da, keines was sich speziell mit ihnen beschäftigt. Yokuda allerdings, dabei handelt es sich schlicht und einfach um die Provinz Hammerfell. Die Satakal sind ein alter Nomaden-Stamm, der dort lebt und auch dementsprechend etwas...altmodische Weltanschauungen und Glaubensrichtungen vertritt." Es folgte eine Pause. "Redet mit Casta Scribonia. Sie ist Autorin und hat schon oft über Hammerfell und seine Geschichte geschrieben, sie wird euch bestimmt weiterhelfen können. Ihr findet sie in der Taverne Eiche und Krummstab. Vielleicht auch der Priester Otius Loran in der Kapelle, er ist ebenfalls sehr bewandert was die alten Bräuche und Kulturen angeht. ich hoffe, ich konnte euch helfen...", endet die Bretonin schließlich.
Der Rothwardon seinerseits war zunächst etwas überrascht. Mit sovielen Informationen hatte er nicht gerechnet, sodass der jetzt nur ein aufrichtiges "Habt Dank" hervorbrachte und den Laden verließ. "Casta Scribonia? In derselben Taverne wie ich? War das etwa die Frau unten am Feuer?". Etwas hektisch machte er sich auf den Rückweg zur Herberge, und dort angekommen spricht er sogleich die Khajiit an.
"Casta Scribonia? Ja, sie wohnt hier. Aber im Moment ist sie nicht im Haus. Sie schlendert gern des Tages durch die Stadt, spricht mit Menschen oder genießt die Ruhe in der Kapelle. Warum, kann ich etwas ausrichten?", und die Ohren der Katze zuckten neugierig. Der Rothwardon aber winkte ab, verließ die Herberge wieder und schaute sich suchend um. Die Kapelle? Wo war die Kapelle? Er brauchte einen Moment, ehe er begriff, dass er geradewegs darauf starrte. Nun wurde ihm bewusst, dass er in Hektik verfiel. Er musste sich beruhigen, nur dann war es möglich, klare Gedanken zu fassen. Aber hatte er das nicht schon viel zu oft erfolglos versucht? Ja, das schon, aber nun war die Situation eine andere. Er hatte eine Spur.

Als er die Kapelle betrat, umfing ihn eine wohlige Kälte. Rein vom Baulichen her unterschied sich diese Kapelle nicht groß von der in Skingrad, abgesehen von der anderen Heiligkeit, die hier angebetete wurde. In der Kapelle selbst sah der Rothwardon zunächst niemanden, allerdings wirkte das Bauwerk auch nicht verlassen. Er machte ein paar Schritte, bis er auf dem Teppich stand, welcher zum Altar führte, und blickte sich um. Immer noch war niemand zu sehen, aber er bemerkte eine Treppe, die nach unten führte. Vorsichtig spähte er hinab, aber außer einer von Fackeln erleuchteten Tür sah er nichts. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter, der Rothwardon erschrak und fuhr hastig herum; nun blickte er in das freundliche Gesicht eines Kaiserlichen.
"Habt keine Furcht, mein Junge...", säuselte der Mann und ließ ein Lächeln sehen.
Ganz anderes Kaliber als noch in Skingrad, schoss dem Rothwardonen durch den Kopf. Er straffte sich und sprach den Mann an. "Entschuldigt mich. Ich suche den Priester Otius Laron...".
Der Kaiserliche grinste noch breiter als davor. "Man nennt mich zwar Otius Loran, aber eure Suche hat wohl ein Ende. Sagt, was ist euer Begehr?", und er faltete die Hände, anscheinend wollte er wirklich aufmerksam zuhören, und das einem Fremden gegenüber.
"Man sagte mir, ihr kennt euch mit der Geschichte von Yokuda aus. Die Buchhändlerin hier im Ort hat mich an euch verwiesen. Ich habe mein Gedächtnis verloren und suche Antworten. Ich habe von den Satakal und Yokuda geträumt...", platzte er mit einem Mal heraus, und im Gesicht des Priesters war deutlich zu sehen, dass er etwas überrumpelt war. Aber ehe er etwas dazu sagen konnte, trat eine Frau hinter einer Säule hervor, ebenfalls eine Kaiserliche.
"Satakal? Habe ich das richtig verstanden?", und schon gesellte sich die Frau zu ihnen. Der Priester aber hob beschwichtigend die Hand.
"Ruhig, Casta, lasst ihn doch erst einmal in Ruhe erzählen".
Der Rothwardon erkannte die Frau aus der Herberge, und der Name gab ihm die letzte Gewissheit, dass er jetzt die besagte Autorin Casta Scribonia vor sich hatte.
Nach einem kleinen Gespräch führte sie der Priester in ein kleines Zimmer, welches wohl als eine Art Arbeitszimmer fungierte. Hier erzählte der Suchende ihnen seine Geschichte; von der Ruine, von seinen Weg nach Skingrad und seinen Erlebnissen dort (die Dunmerin und seine Feststellung, dass er wohl sehr geübt im Töten war, ließ er gekonnt aus), und von seinem Traum, den er gehabt hatte.
Nachdem er geendet hatte, blickten sich die Autorin und der Priester an, und dann ergriff Letzterer als erster das Wort.
"Nun, mein Junge, wir glauben euch. Anscheinend hat euch das Schicksal kein schönes Los ausgeteilt, doch was die Neun Göttlichen euch auch für Prüfungen auferlegen, sie müssen einen Grund dafür haben. Stendarr...", dann aber wurde er jäh von Casta unterbrochen.
"Otius, ich glaube, ihr könnt euch diese Schicksals- und Göttereinleitung sparen, er wird sie nicht verstehen...", und dabei grinste sie vielsagend, dieses poetische Gerede des Priesters schien öfters vorzukommen, denn er nickte entschuldigend und fuhr dann fort.
"Verzeiht mir, mein Junge. Also, aus euren Erzählungen entnehme ich, dass ihr aus Yokuda, auch Hammerfell genannt, stammt. Es liegt an der nordwestlichen Grenze Cyrodiils und ist die Heimat der Rasse, der ihr angehört, Rothwardon. Euer Volk ist für sein robustes Auftreten bekannt, dieser Einschätzung scheint ihr auch voll und ganz zu entsprechen, wenn ich euch so ansehe, denn bei dem, was ihr durchgemacht habt in den letzten Tagen würde unsereins bei weitem nicht noch so gut erhalten aussehen. Aber ich schweife wieder ab, verzeiht abermals. Die Rothwardonen sind auch sehr traditionstreu, und viele in Hammerfell halten noch an den alten Gebräuchen fest, zu denen auch das Nomadentum zählt...", und der Priester blickte auffordernd zu Casta, welche sofort weiter erzählte. "Die Satakal, die ihr erwähntet, sind einer dieser Nomadenstämme, die der ehrenwehrte Otius soeben ansprach. Ich vermute stark, dass ihr zu ihnen gehört, denn was ihr dort aus eurem Traum beschrieben habt, ist ein Aufnahmeritual in den engsten Kreis der Satakal. Sie beten einen Schlangengott namens Satakal an, und dabei wird, wie sollte es auch sonst anders sein, die betreffende Person von einer giftigen Schlange gebissen. Nur wenige überleben dies, aber wenn sie es tun, dann wird ihnen als eine Art Anerkennung eben jene Tätowierung einer Schlange verliehen wie ihr sie mit euch herumtragt. Da dieser Aufnahmeritus sehr verschleißend ist was die Überlebenden angeht, wird er nur bei besonderen Leuten vollzogen, was uns zu der Frage bringt, wodurch EUCH diese Ehre zu Teil wurde. Ein Priester seid ihr nicht, zumindest seht ihr nicht danach aus, und solche verlassen auch ihren Stamm nicht, sondern bleiben stets bei ihm. Auf das Oberhaupt trifft dasselbe zu. Bleibt also nur einer der sogenannten Jäger. In unserer Sprache würden sie wohl Vollstrecker oder Assassinen heißen; sollte es Probleme mit anderen Stämmen oder unliebsamen Personen geben, kümmern sich diese Jäger darum. Sie werden nicht bezahlt, noch geht es um Ehre oder dergleichen; sie tun dies einzig und allein aus Ergebenheit zu ihrem Gott Satakal, und sehen die Priester ihres Stammes als Sprachrohr an.".
Der Rothwardon hatte geschwiegen, aber mittlerweile wusste er, worauf die Autorin hinauswollte. Er war also wirklich ein Auftragskiller. Quasi wirklich wie diese Dunmerin in Skingrad, wie war doch gleich ihr Name. Dabei machte es für ihn keinen Unterschied, ob er dies aus Ergebenheit zu irgendeinem Schlangengott tat oder um des Geldes willen.
Es herrschte eine Weile Schweigen, Otius und Casta beobachteten den Rothwardonen, wie er mit leerem Blick zu Boden starrte.
Seine Gedanken rasten. Gut, du bist ein Auftragskiller ohne Gedächtnis. Was für eine Ausgangssituation. Willst du wirklich noch mehr wissen? Was ist mit deinem Namen? Wenn du ihn erfährst, erinnerst du dich bestimmt auch an alles andere; wer weiß wen du schon umgebracht hast. Du könntest ein neues Leben beginnen. Hier, in Cyrodiil, oder wie auch immer der Ort hier heißt. Aber würde dich das Glücklich machen? Wenn du dich Jack oder Otius oder sonstwie nennen würdest? Diese Namen sind so fremd, das wärst nicht du. Und was ist wenn du dich plötzlich irgendwann erinnern würdest? Dein Leben würde abermals zerbrechen. Nein, es liegt schon alles in Trümmern, das muss nicht nochmal passieren...
Mit einem Mal blickte er auf. "Wie finde ich meinen Stamm?", fragte er unverhohlen, und die beiden Kaiserlichen waren sichtlich überrascht und blickten sich an. Der Priester fand zuerst seine Stimme wieder.
"Das wird nicht so einfach wie gedacht, Junge. Die Satakali sind wie alle anderen Nomaden auch. Sie haben keinen festen Ort, an dem sie sich aufhalten. Einzig die Alik'r-Wüste wäre als Gebiet zu nennen, auf das sie sich beschränken. Freut euch jedoch nicht zu früh, es gibt einige verschiedene Stämme, welche Fremden und ganz besonders anderen Stammes-Mitgliedern alles andere als freundlich gesonnen sind. Außerdem ist die Wüste nicht gerade klein.". Die Autorin sagte nichts, aber für den Rothwardon stand seine Entscheidung schon fest. Er würde in die Wüste gehen und erfahren, wer er ist; lieber würde er dabei umkommen als sich weiter wie ein Fremder zu fühlen.
"Ich werde gehen...", sagte er mit fester Stimme und blickte in die Gesichter.
"Es ist eure Entscheidung, mein Junge...", meinte der Priester diplomatisch, die Augen von Casta Scribonia jedoch fingen an zu leuchten.
"Wenn ihr es schafft, helft ihr mir ein Buch darüber zu schreiben?". Der Rothwardon war überrascht über diese Bitte, und auch der Priester schnappte nach Luft. "Casta...ich muss doch bitten!", keuchte er, aber diese ließ sich nicht beirren, und so nickte der Rothwardon schließlich vage, bevor er sich verabschiedete und die Kapelle verließ.

Lange musste er nicht suchen in Chorrol, da hatte er schon einen rothwardonischen Händler gefunden, welcher mit seinem etwas exotischen und sandverkrusteten Wagen auf dem Marktplatz gastierte und seine Waren feil bot. Als der ihm unbekannte Mann an seinen Stand trat, ließ der Händler von der Kundin, die er gerade noch beraten hatte, ab und wendete sich ihm zu.
„Grüße. Wann fahrt ihr wieder nach Hammerfell?“, fragte der Rothwardon und musterte ihn. Seine Gewänder waren einfach und leicht, wie man es erwarten würde, wenn jemand länger in einer warmen Region unterwegs ist. Seine Haare waren mithilfe vieler kleiner Perlen zusammengeflochten, man konnte den Eindruck gewinnen, dass er typisch traditionell wirken wollte um seine Waren besser verkaufen zu können. Der Mann blickte etwas skeptisch drein, antwortete dann aber: „Mein Wagen ist so gut wie leer. Warum, wollt ihr mitkommen?“. Er muss den Händler fragend angeschaut haben, denn dieser setzte sofort nach: “Schaut nicht so; Ihr seht so aus als ob ihr aus der Wüstengegend stammt, ich habe einen Blick dafür. Wenn ich euch mitnehme, erwarte ich aber, dass ihr mir erzählt, was euch hier in diese Gegend verschlagen hat.“. Der Gedächtnislose nickte, was hatte er schon zu verlieren, wenn er diesem Mann alles erzählte, was er wusste, ausgenommen die Sache mit den Auftragsmorden. Wer weiß, vielleicht erfuhr er neue Einzelheiten aus Hammerfell.
Kurze Zeit später baute der Händler seinen Stand ab. Der Rothwardon half ihm dabei, ihm kam es fast so vor, als wäre der Mann etwas neugierig und würde deswegen sein Lager früher abbrechen, denn noch lagen einige Waren auf dem Karren.
Die Sonne war schon am Untergehen, als sie auf dem Karren saßen und auf der Straße nach Hammerfell fuhren. Die Gespräche drehten sich größtenteils nur um das Erlebte des Rothwardonen, wobei er jedoch geschickt die Geschehnisse mit der Dunmerin aussparte. Viel Neues hatte der Händler nicht zu berichten, er erzählte ein Wenig über die Gegend und die Wüste. Hilfreich wurde es erst, als er auf die Stämme zu sprechen kam. „Alle beten sie diesen komischen Schlangengott an. Wenn ihr wirklich einer von ihnen seid oder wart, dann wirkt ihr ganz und gar nicht wie diese Verrückten. Fremden gegenüber sind sie wirklich nicht sehr freundlich gesonnen. Am Besten, ihr sucht euch eine Karawane und reist mit dieser mit, als Wächter oder Helfer, dann seid ihr relativ sicher und könnt nach Erinnerungen suchen oder hoffen, dass euch jemand erkennt.“. Mittlerweile war es schon dunkel geworden, der Händler fragte auch schon ob sie lieber rasten sollten, aber der Rothwardon winkte ab und bewegte den Mann zum Weiterfahren. Den aufkommenden Hunger stillten die beiden mit Trockenfleisch und irgendwelchen stachelbewehrten Früchten, welche noch auf dem Karren herumlagen.
Zum Glück war es eine klare Nacht, so konnte der Rothwardon die sich verändernde Umgebung auf ihren Weg nach Hammelfell sehr gut wahrnehmen. Die großen Laub- und Nadelbäume waren schon lang verschwunden, und je weiter sie Richtung Grenze kamen, desto mehr verkam die Vegetation zu kleinen Sträuchern, und auch das Terrain wurde bergiger. Kaum eine Stunde später waren sie dann in Hammerfell. Der schlammige Untergrund der Straße verwandelte sich immer mehr in groben Schotter, das Gras und die Felsen der Umgebung in trockene, nur noch mit vereinzelten Grasbutzen verzierte Steppe. In der Ferne türmten sich hohe Berge auf, welche im Mondlicht wie spitze Zacken gen Himmel wuchsen, und einige Zeit kam es dem Rothwardonen so vor, als würden sie ins schwarze Nichts fahren; dann aber erkannte man am Fuße der Gebirgskette schwache Lichter, welche rasch näherkamen. Ein fragender Blick Richtung Händler entlockte ihm nur ein Achselzucken und ein monotones Murmeln von wegen „Nur eine Siedlung“.

Diese Siedlung entpuppte sich als eine kleine Ansammlung von geduckten Häusern aus gehauenen Felsen und wurde Steinmoor genannt. Der Händler lenkte seinen Wagen zu einem der Häuser, an welchem sich seitlich ein kleiner Anbau befand, stieg ab und klopfte an die Tür. Sogleich wurde geöffnet, und zur Verwunderung des Rothwardonen blickte ihnen eine Hochelfe entgegen mit dem typischen, überheblich wirkenden Blick welcher wohl bei allen Vertretern dieser Rasse zu finden war. Der Händler aber ließ sich nicht beirren und redete auf die Frau ein, und schließlich wurden sie eingelassen. „Habt ihr Geld?“, fragte der Händler, und daraufhin bekam er von dem Rothwardonen eine der Goldmünzen, mittlerweile waren es nur noch wenige. Der Händler bekam große Augen und beäugte das Goldstück, steckte es dann aber ein und bezahlte von seinem eigenen Geld die Hochelfe, scheinbar war das hier so etwas wie eine Herberge, denn sie bekamen zwei Schlüssel und die Elfe deutete auf zwei verwahrlost aussehende Türen.
Die Skepsis, welche sich beim Anblick der Tür in dem Rothwardonen angesammelt hatte, wurde leider bestätigt, denn in dem kleinen Raum, der nicht größer war als ein kleiner Schuppen, stand lediglich ein modrig aussehendes Gestell mit einer grob geflochtenen Hängematte, darauf ein fleckiges Kissen und eine dünne Leinendecke; gar kein Vergleich zu der Herberge in Skingrad und Chorrol, soviel stand fest. Als er sich darauf niederließ, knackte die Konstruktion bedrohlich, und er traute sich die ganze Nacht nicht, sich bequem hinzulegen, aus Angst, mit der Hängematte zusammenzubrechen.

Am nächsten Morgen stand der Rothwardon mit dem ersten Sonnenstrahl auf; er hatte nicht viel geschlafen, eher vor sich hingedämmert, aber zu seinem Staunen hatte dieses „Bett“ wirklich gehalten. Einen Spiegel gab es hier nicht, und er war sich sicher, dass er den spöttischen Blick der Hochelfe draußen am Tresen mehr als verdient hatte, so wie er wahrscheinlich aussah. „Ist der Händler schon wach?“, fragte er mit etwas gequälter Stimme, seine Knochen schmerzen von der unbequemen Nacht. Wortlos schob sie ihm einen zettel hin, auf dem mit krakeliger Schrift geschrieben stand:
Bin wieder zurück nach Cyrodiil. Für dein Gold habe ich euch eines meiner Pferde vor der Tür gelassen. Reitet gen Norden über North Hall und Vulkneu Town nach Riverpoint, dort gibt es viele Wüstenkarawanen. Ich wünsche euch viel Glück.
Darunter war weder ein Name noch sonst ein Kürzel zu sehen. Der Rothwardon schob den Zettel zurück und verließ wortlos das Haus; die Hochelfe quittierte das mit einem verächtlichen Schnauben und zerknüllte den Zettel.
Draußen vor der Tür stand tatsächlich das schwarze Pferd des Händlers samt Sattel. „Wer weiß, am Ende ist das Gold soviel wert, dass er davon 10 neue kaufen kann“, murmelte er vor sich hin und löste das Pferd von dem Zaun, an welchem es angebunden war, und saß auf. Reiten bereitete ihm keinerlei Probleme, zu seiner eigenen Verwunderung, im Gegenteil, es kam ihm vor als hätte er das früher schon immer sehr gerne getan und auch sonst nichts anderes gemacht. Die Reitkunst soll ja bei meinem Volk auch eine große Rolle spielen, dachte er so für sich und erinnerte sich an dieses Buch, was er gelesen hatte. Große Krieger und viele Helden, ja, so komm ich mir allerdings ganz und gar nicht vor. Allerdings rutschte er etwas ungeduldig wirkend in dem Sattel hin und her, irgendwie war ihm das doch sehr unbequem zumute, aber wenn man so ritt, warum nicht. Er wollte gerade einen der mürrisch aussehenden Handwerker nach dem Weg fragen, als er ein verwittertes Straßenschild entdeckte, welches auf den Weg deutete, der genau in das Gebirge führte. Darauf stand geschrieben „North Hall“, und darunter in kleineren Lettern „Vulkneu Town“. Misstrauisch blickte der Rothwardon auf die Berge, ihm wurde bei der Höhe schon etwas mulmig zumute, zumal die Wolken, welche um die Formationen herumzogen, alles andere als einladend aussahen. „Egal, ich muss weiter…was kann mir schon groß passieren außer ein wenig Regen“.

Als er einige Stunden später an einer steilen Felsböschung hing, sich in verdorrtes Wurzelwerk krallte und sich wünschte, sie würde nicht immer mehr nachgeben während es leicht nieselte, hätte er sich für seine Leichtsinnigkeit ohrfeigen können.
Vor einiger Zeit hatte er North Hall passiert, welches in einem Gebirgskessel gelegen hatte. Die Gewitterwolken waren dabei immer näher gekommen, aber noch hatte er sie nicht erreicht, denn die hing genau über den Gipfel der Bergkette, welche er nun auf den Weg nach Vulkneu Town vor sich hatte. Kurz überlegte er, ob es besser wäre, abzuwarten dass sich das Wetter besserte, aber er entschied sich dagegen. Mittlerweile war er voller Tatendrang und fühlte sich den Antworten auf alle seine Fragen viel näher, da konnte man doch unmöglich warten. Außerdem, was konnte ein Gewitter schon anrichten. Dieser Frage ging er kurze zeit später auf den Grund. Der Pfad war breit genug, um darauf zu reiten, und der Rothwardon kam gut voran, aber dann fing es an zu regnen; erst nieselte es nur, aber mit der Zeit entwickelte sich das Ganze zu einem gehörigen Wolkenbruch, der den Rothwardonen zum Absteigen zwang und er das Pferd an den Zügeln weiterführte, während er vorauslief. Jetzt spielte er mit dem Gedanken, sich irgendwo unter zu stellen, denn er hörte Donnergrollen und der Weg wurde auch immer schmaler, und den Boden zu seiner Linken hatte er durch den Regen auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. So schlängelte er sich den leicht nach oben führenden Bergpfad entlang, rechts eine schroffe, steil nach oben führende Felsböschung, links ein ebenso steil abfallender Hang, welche in einiger Entfernung einfach aufhörte und in einen Abgrund endete. Beim ersten Donner und dem darauffolgenden Blitz scheute das Pferd, und auch er selbst erschrak; die Idee, weiterzugehen, als er in der Siedlung war, erschien ihm immer unüberlegter, aber er ging weiter. Immer wieder zerrissen Donner und Blitz das Geräusch des prasselnden Regens, mittlerweile waren die Sachen des Rothwardonen vollgesaugt mit Wasser und eine schwere Last. In der Monotonie des Vorankommens, immer einen Schritt vor den anderen setzend und sich mehr an der Wand als am Abgrund orientierend, vernahm der Rothwardon das entscheidende Donnern nur unterbewusst. Erst als winzige Steine vor ihm herüberrollten, wurde ihm bewusst, dass das Pferd an seinen Zügeln zog und das Donnergrollen einen durchgehenden und immer lauter werdenden Ton angenommen hatte. Er blickte die Böschung hinauf und sah eine Welle aus kleineren Steinen auf sich zurollen, gefolgt von einer größeren mit richtigen Felsbrocken, welche jeder für sich die Größe eines normalen Hauses hatten. Er war wie hypnotisiert von diesem Anblick, sodass er nicht reagierte. Das Pferd riss sich los, sogleich wurde der Rothwardon von der ersten Welle der Steine von den Füßen gerissen und rutschte mit ihnen die Böschung hinunter, auf den Abgrund zu. Das Pferd sah er nicht mehr, die Welt drehte sich, in dem Donnergrollen hörte er nur mit Mühe ein jämmerlich klingendes Wiehern heraus. Sein Körper schüttete Adrenalin aus; so konnte es nicht mit ihm zu Ende gehen, er war nicht so weit gekommen um in einer Gerölllawine zu sterben. Reflexartig versuchte er sich an irgendetwas festzuhalten oder sich wenigstens erst einmal zu orientieren. Er rutschte gerade mit dem Rücken auf der Böschung entlang, um ihn herum rumpelten die kleinen Steine, malträtierten seine Arme, den Nacken, den Kopf. Er drehte sich unbewusst, rutschte nun auf dem Bauch, zerschrammte sich die Arme. Geistesabwesend krallte er sich in den Abhang und suchte Halt. Seine Handflächen wurden aufgerissen und er bekam immer wieder einen Schlag von vorn, wenn er irgendwie das Tempo verlangsamte. Dann plötzlich spürte er es noch steiler bergabgehen. Die Steine rollen jetzt nicht mehr, sie flogen nur noch so an ihm vorbei, und in einer panischen Bewegung bekam er etwas Festes zu greifen, was nicht aus Stein oder Moss bestand. Mit beiden Händen griff er danach und hielt sich mit aller Gewalt daran fest. Hart schlug er gegen die steil nach unten führende Felswand und ihm wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Die Steine flogen über die Kante der Böschung hinweg und verfehlten den Rothwardonen nur knapp.
Nachdem die ganze Lawine die Böschung passiert hatte, vergingen Stunden, zumindest kam es dem Rothwardonen so vor. In Wirklichkeit waren es nur wenige Sekunden die das ganze Ereignis gedauert hatte, und nachdem nur noch kleine Steinchen über die Kante gerollt kamen, wurde der Regen schwächer und auch das Gewitter klang wie auf Kommando ab. Nun wagte es der Rothwardon, sich nach oben zu ziehen; vielmehr versuchte er es, scheiterte jedoch kläglich. Er strengte sich nur ein wenig an, aber die Wurzel nahm die kleinste Kraftanstrengung gleich persönlich, indem sie nachgab und den Mann noch eine Sektion tiefer rutschen ließ.
An seinen Armen floss das Blut von den Händen hinunter, und vorsichtig riskierte er einen Blick nach unten. Was er sah, ermutigte ihn nicht, denn nichts als gähnende Leere bot sich ihm dar. Was sollte er nun tun? Ewig konnte er hier nicht herumhängen, und darauf zu hoffen dass ihn irgendjemand fand auch nicht. Wer ist schon so dämlich und läuft bei diesem Wetter über den Pass? "Du natürlich...", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und unternahm einen weiteren Versuch, sich nach oben zu ziehen; aber dies sollte sein Letzter sein, denn im selben Moment gab das Wurzelwerk vollendens nach und der Rothwardon stürzte in die Tiefe...

Von dem Fall wusste der Rothwardon so gut wie nichts mehr. Auch nicht wie er hiergekommen war. Mit dröhnenden Schädel wachte er schließlich auf und schaute sich um. Er war in einer Steinhütte. Und es war heiß. Brütend heiß. Unglaublich heiß. "Was zum...", murmelte er und versuchte sich auf dem mit groben Leinen bezogenen Bett aufzusetzen, aber sein Körper machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es ging gar nichts. Gerade einmal die Finger schaffte er zu bewegen und den Kopf zu drehen, auch wenn selbst das ihm Schmerzen bereitete und die Halswirbel knackten wie als wären sie eine Zeit lang nicht mehr bewegt worden. Angestrengt versuchte er den Kopf zu heben und an sich herunter zu blicken. Er war vollkommen nackt, abgesehen von dem Lendenschurz und der Decke über seinen Unterschenkeln. Dunkelrote und bläuliche Flecken verzierten seinen Körper, den schmerzen nach zu urteilen Prellungen. Sein linker Arm und selbiges Bein waren mit Holz bandagiert und sahen professionell verbunden aus, anscheinend waren sie gebrochen. Angestrengt dachte er nach, was war passiert? Mein Gedächtnis, die Satakal, der Abgrund, die Wurzel...ich bin gefallen. Hoffnungsvoll stellte er fest, dass er sich wohl schwer verletzt hatte, aber vielleicht war jetzt seine Erinnerung wieder da? Schläge oder Stürze helfen doch?! Er konzentrierte sich, kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder....
Nichts. Absolut gar nicht. Das darf doch nicht wahr sein. Er erschlaffte, legte den Kopf zur Seite und sah sich deprimiert um. Das Haus hatte eine normale Größe, direkt gegenüber des Bettes, welches längs zur Wand stand, befand sich der Eingang, welcher mit einer Decke verhängt worden war, dasselbe bei den beiden Fenstern links und rechts davon. Ein kleiner Tisch samt Stühle stand links an der Wand, nachdem er den Kopf gehoben hatte, rechts sah er fremdartige Verzierungen an den Wänden und auf dem Boden, außerdem direkt neben seinem Bett eine weitere Schlafmöglichkeit. Als Lichtwelle identifizierte er nur eine fremdartig aussehende Lampe auf dem Tisch, ansonsten reichte die Sonne, welche durch die Ritzen zwischen Mauerwerk und Decke hineinschien, vollkommen aus um den Raum in angenehmes Licht zu tauchen. Nichtsdestotrotz war es stickig und heiß. Wo war ich gleich nochmal? Hammerfell, ja...wie bin ich hierher gekommen, von Sand war doch in den Bergen weit und breit nichts zu sehen.
Erst jetzt hörte er es von draußen. Musik. Oder besser gesagt, Trommeln und Rasseln. Wie konnte das sein? Und warum kam sie ihm so bekannt vor? Wo bin ich nur?
Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als der Vorhang plötzlich beiseite geschoben wurde. Das Licht von draußen blendete ihn und ließ die Person, welche in der Öffnung stand, wie eine geisterhafte Lichtgestalt wirken. Erst als sie eintrat und die Decke wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückglitt. Und dann sah er sie. Vor ihm stand eine Rothwardonin mit fein geschnittenen Gesichtszügen, langen schwarzen Haaren und einem Körper, welche die Rundungen genau an der richtigen Stelle hatte um sie insgesamt als eindeutig schön betiteln zu können. Auf ihrem Arm hielt sie eine Schüssel mit Wasser und hatte ein Tuch darum gelegt. Die dunklen Augen musterten ihn sanft, und mit langsamen Schritten kam sie näher und kniete sich vor ihm hin. Sie kam ihm bekannt vor...so verdammt bekannt. Sie schwieg, er ebenfalls. Und als sie die Stille durchbrach und seinen Namen nannte, war es als ob eine Blitzbombe vor seinen Augen explodieren würde.

Unzählige Bilder rasten dahin. Schlangen. Sand. Sonne. Tänze. Dörfer. Blut. Schlangen. Sahi. Jagd. Sand. Ruine. Dunkelheit. Es war als würden alle Erinnerungen auf einmal sich in seinen Kopf drängen wollen, als könnten sie sich nicht einigen, wer zuerst den Weg zurück in sein Gedächtnis findet. Farbige Punkte platzten vor seinen Augen, verwandelten sich in weitere Bilder, welche er in Sekundenbruchteilen in die richtige Chronologie brachte und so nach und nach alle Lücken füllte, welche er in seinen Erinnerungen hatte. Ungeheure Kopfschmerzen breiteten sich aus, schickten sich an, seinen Schädel zum Platzen zu bringen, so kam es ihm vor.
Doch mit einem Mal war alles verschwunden. Das Rauschen in seinen Ohren, das Kaskadengeräusch wenn die bunten Kugeln explodierten, die Kopfschmerzen, alles. Plötzlich sah er nur noch das Gesicht der Frau vor sich, ganz nah vor seinem. Sie strich ihm durch das Haar und sah besorgt aus. "Komm schon, Raccan, sag etwas...wie geht es dir...", flüsterte sie immer wieder unentwegt und streichelte sein Haar.
Entgeistert starrte er die Frau an. Raccan, Raccan. Der Name war ihm vertraut. Es ist sein Name. Ohne Zweifel. Auf einmal erschien ihm dieser Umstand so klar. Warum kam er nicht darauf? Raccan. Es ist doch das Natürlichste der Welt, dass ich Raccan bin. Seine Augen mussten verraten haben, dass er abwesend war, denn noch immer flüsterte die Frau ihm zu.
"Raccan, verdammt nochmal, jetzt rede mit mir...", flüsterte sie erstickt und man konnte erkennen, dass sie kurz davor war, zu weinen. Ohne groß nachzudenken schluckte er einmal und sprach, ohne zu wissen wieso und weshalb er dies tat: "Fang jetzt nicht an zu heulen, Sahi...". Ihm kam dieser Satz so selbstverständlich vor. Er entsprach genau seiner Art, wie als wär er nie weg gewesen. Mit Galgenhumor, ja so kannte ihn seine Schwester. Ihr Gesicht zeigte Erstaunen, dann plötzlich brach sie in Tränen aus, warf sich an seine Schulter und schluchzte. Kurz darauf ging das Ganze in ein ersticktes Lachen über; sie löste sich von ihm und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Dummkopf...", nuschelte sie, aber lächelte nun wenigstens wieder.
"Wo bin ich, Sahi...was ist passiert...", fragte er sie nach einer Pause, welche ihm endlos lang vorkam. Die Frau setzte sich bequemer und blickte ihn aufmerksam an. "Du weißt es nicht? Du bist zuhause, in unserem Dorf. Ein paar Banditen fanden dich in einer Schlucht zwischen North Hall und Vulkneu Town. Laut ihnen hast du Glück gehabt dass du genau in die Bäume der Oase, welche sich dort befindet, gefallen bist. Ein Wunder, dass d noch lebst....ein großes Wunder...oh, naja, jedenfalls erkannten sie deine Tätowierung und brachten dich her. Sie wollten dich an uns zurückverkaufen. Zalanu hat sie...verschwinden lassen...", senkte sie die Stimme, es war unmissverständlich was sie damit meinte. Raccan nickte entwaffnend, so gut das möglich war in seiner Position. "...du hast eine Menge Knochenbrüche und Prellungen. Sag, wo warst du nur? Dieser Weg lag doch gar nicht auf deiner Route...", und besorgt blickte sie ihn an. Der Rothwardon ließ ein wenig Zeit verstreichen um seine Gedanken zu ordnen. "Zalanu gab mir den Auftrag, einen Khajiit zu finden und zu töten. Ich habe ihn verfolgt, er ist nach...Cyrodiil geflüchtet. Ich bin in eine Ruine gestürzt und hatte...alles...vergessen. Mich. Dich. Das alles Hier. Aber...Satakal hat mich zurückgeführt...", lächelte er sie an.
Nachdem sie ein wenig geredet hatten, schickte sich Sahi an, sich zu erheben. "Zalanu will mit dir reden, ich werde ihn holen". Sie erhob sich und schaute, in der Tür stehend, nochmal zu Raccan zurück. "Ich bin froh, dass du wieder da bist, Brüderchen...", gab sie nochmals kund und verschwand dann.
Es dauerte nicht lang, da betrat ein großer, kräftiger, jedoch etwas dicklicher Mann mit einem braungebrannten Teint den Raum. Über den ganze Körper hatte er Schlangentattoos verteilt, selbst im Gesicht. Bekleidet war er mit einem Kürass der aussah wie aus vielen kleinen zusammengeklebten Strohhalmen, und einem ledernen ausladenden Lendenschurz. Stumm musterten sich die beiden Männer, ehe das Stammesoberhaupt das Wort ergriff.
"Raccan...du sahst auch schon einmal besser aus...", und ein Lächeln umspielte die Mundwinkel Zalanus. Dann aber wurde er ernst. "Hast du den Auftrag ausgeführt?".
"Nein, Zalanu, vergib mir. Das reudige Katzenwesen ist nach Cyrodiil geflüchtet. Durch einen Sturz verlor ich mein Gedächtnis und habe es nur Satakal zu verdanken, dass ich wieder zurückkehren konnte, um dir davon zu berichten.".
Zalanu nickte, bedachte Raccan mit einem nichtsagenden Blick und fuhr dann fort. "Dein Auftrag ist noch gültig, Assassine. Dein Schwur verlangt von dir, ihn zu beenden.".
Raccan nickte nur.
"Du warst mir immer ein zuverlässiger und treuer Anhänger. Deine Erfolge verschafften dir und deiner Schwester hier ein besseres Leben. Setz das nicht auf's Spiel...".
Wieder nickte Raccan nur. Er wusste, je besser und effizienter die Anhänger des Stammes ihre Aufgaben erfüllten, desto angesehener und höher in der Rangfolge waren sie hier und genossen gewisse Privilegien. Der Rothwardon sah sich um. Ein eigenes Haus war nur wenigen vergönnt, ebenfalls hatte er es geschafft, seine Schwester aus diesen ihm befremdlichen Ritualen der Satakal-Priester, welche meistens mit Orgien oder Vergewaltigungen im Namen der Schlange einhergingen, herauszuhalten, wenngleich er wusste, dass diese geifernden Säcke nur darauf lauerten, seine schöne Schwester in einem dieser Rituale zu schänden. Dementsprechend warteten sie darauf, dass er eine Reihe von Fehlern beging, die seinen Status abträglich wären. Allein das war Motivation genug, über Leichen zu gehen.
"Gut. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen. Wir reden weiter, wenn du genesen bist", und damit drehte sich Zalanu um und verließ das Haus.

Die folgenden Wochen waren für Raccan nicht leicht; anders als in der "zivilisierten" Welt benutzte der Stamm keine Wiederherstellungszauber, um Verwundete zu pflegen. Der Rothwardon war schon in Städten in Hammerfell gewesen und hatte die Magier beneidet. Einmal Handauflegen, und größere Verletzungen waren innerhalb von Sekunden Geschichte. Hier aber lief das anders ab. Der Kult sah die eigenständige Genesung als eine Form der Erschwerung des vom Schicksal bestimmten Weges, und diese Hürde hatte man nur mit eigener Kraft, ohne Magie, zu nehmen. Raccan machte sich in dieser Zeit nützlich und half hier und da, wo er konnte. Als er dann so weit genesen war, dass er sich wieder eigenständig bewegen konnte, begann er mit dem Training. Bogenschießen, der Kampf mit den Wurfmessern, Schwertkampf und waffenloser Kampf; Konditionstraining in der Wüste, Kletterpartien steile Felswände hinauf, Übungen in der Herstellung von Giften und Tränken. All das war für ihn ganz normal, vergessen war die Zeit, als er noch ziellos durch die Steppe irrte und nicht einmal wusste, wer er war. Es war, als wär er nie weg gewesen.

Als er sich fit genug fühlte, bat er bei Zalanu um eine Audienz, welche ihm überraschend schnell genehmigt wurde, und sogleich trat er in das Haus des Anführers.
Hier drin war es stickig und heiß, Raccan war nur selten hier drin. Es gab nur zwei Gründe, um hier zu sein: Entweder hatte man etwas falsch gemacht, oder die Obrigkeit hatte etwas mit einem vor. Aus anderen Gründen wurde so gut wie die eingewilligt, Zalanu "einfach so" zu treffen. Der Raum hatte eine runde Form, und allerlei Verzierungen hingen an den fensterlosen Wänden. Totenschädel, Wollgeflechte, bemalte Schlangenhäute. Selbst die beiden Wächter, welche drinnen links und rechts neben der Tür standen, machten schon beinahe den Eindruck, als gehörten sie zum Inventar. Eine Lederrüstung, mit Schlangenhaut bespannt, dazu ein Speer in der Rechten und ein ebenfalls mit der Schlangenhaut verzierter Rundschild verliehen den Kolossen den Eindruck, als ob es Statuen wären, denn sie zeigten keine Regung, als Raccan an ihnen vorbeischritt. Sie waren etwas größer und breiter als Raccan, was schon etwas heißen mochte, denn von schwacher Statur war er selbst ebenfalls nicht. Der Rothwardon versuchte die Wächter zu ignorieren und trat vor den hölzernen Thron, auf dem Zalanu saß und ihn interessiert musterte.
Er deutete eine leichte Verbeugung an. "Hallo, Zalanu. Ich bin nun bereit, meiner Pflicht nachzukommen und die Aufgabe, bei der ich versagt habe, erneut in Angriff zu nehmen.".
Der Mann nickte bedächtig. "Es freut mich, dass du dein Wort hälst, Raccan, ich hatte schon beinahe nicht mehr mit dir gerechnet und mir...Schritte überlegt. Deine Schwester wird es dir danken.".
Unmerklich zuckte Raccan zusammen, was dem Häuptling anscheinend sehr gut gefiel.
"Also, Raccan...", und er holte eine Schriftrolle aus Schlangenhaut hervor, "...hier ist dein Auftrag. Du sollst den Khajiit Hawa'ajala finden. Er ist ein Verräter unseres Clans und hat sich schuldig gemacht, Informationen an verfeindete Stämme weitergegeben zu haben, wofür ihm die Todesstrafe zusteht. Gemäß unserem Kodex muss er eine Wiedergeburt erfahren, damit Satakal sich seiner unreinen Seele annehmen kann.".
Raccan nickte stumm. Die Wiedergeburt war ein Ritual, welches die Häutung der Schlange symbolisieren sollte. Jenes Tier geht aus dieser gestärkt hervor. Der Khajitt wohl eher...tot, denn eine Häutung bei lebendigen Leib war für niemanden zu überleben. Es war brutal, pervers und bestialisch, aber Raccan wusste es nicht besser, mittlerweile war dieses Vorgehen für ihn wieder normal, und er mochte sich nicht ausmalen, dass das Ganze für ihn vor noch nicht einmal zwei Monaten alles andere als nachvollziehbar gewesen wäre.
Zalanu fuhr fort, nachdem er Raccan die Rolle in die Hand gegeben hatte. "Du wirst des nachts aufbrechen, denn heute Abend wird deine Waffe, welche du erhalten wirst, von Sahi geweiht, und es würde sie sicherlich schmerzen, wenn du währenddessen nicht anwesend wärst.".
Raccan nickte wieder, verbeugte sich leicht und entfernte sich wortlos aus dem Zelt.

Die Zeit bis zum Abend verbrachte der Rothwardon damit, seine übrigen Ausrüstungsgegenstände zusammen zu suchen und sie vorzubereiten. Wurfmesser, einen Bogen aus dunklem Stahl, Pfeile aus demselben Material, ein doppelschneidiger breiter Zeremoniendolch. Die Rüstung, welche er bei dem ortsansässigen Schmied erhielt, war eine dunkle, "weltliche" Lederrüstung. Anders, so waren sich die Ältesten, welche die Jagd abgesegnet hatten, einig, würde er sich in Cyrodiil nicht bewegen können, da er wie ein Ortsansässiger wirken musste. Skeptisch betrachtete der Rothwardon die Rüstung. Sie sah warm aus, war geschlossen und besaß eine Kapuze. Die Hose bestand aus dickem schwarzen Leder, die etwa wadenhohen Stiefel hatten eine kompliziert aussehende Verschnürung und saßen wie für ihn gemacht, desweiteren waren sie leise, boten viel Halt und hatten eine verstärkte Schuhspitze, ideal zum Klettern oder auch zum Zutreten. Abgesehen davon dass sich Raccan fragte, wie sehr er wohl in diesem Ding schwitzen würde, war ihm die Rüstung eigentlich ganz angenehm.

Die Sonne senkte sich langsam über den Drachenschwanzbergen, als die Weihe begann. Alle Stammesangehörigen saßen im Kreis auf dem großen Platz in der Mitte des Lagers, einige waren bunt geschmückt und tanzten zur Trommelmusik. Raccan, bereits in voller Montur, setzte sich zu Sahi, welche ein freizügiges seidenes Gewand trug, dass nur ihre Brüste und den Unterleib bedeckte. An dem losen Seilgürtel hingen zwei Stiletts, welches sie wohl für den Hauptteil des Rituals brauchte, denn sie hielt vor sich auf dem Schoß ein Silberlangschwert mit schlangenförmigen Gravuren, dass zweifellos für Raccan bestimmt war.
Kaum war die Sonne hinter den Bergen verschwunden, wurden Fackeln entzündet, der Lautstärkepegel fiel drastisch ab und die Weihe begann.
Sahi erhob sich und ging auf die Mitte des Platzes zu, das Silberschwert in der Hand; hunderte Augen folgten ihr auf ihrem Weg zu dem Korb, welcher dort in der Mitte stand. Langsam legte die die Waffe auf den Boden, nahm den Deckel vom Korb und warf das Behältnis um. Ein wütendes Zischeln erklang, als die große Schlange aus dem Korb schleuderte und im Staub landete. Sie war schwarz wie die Nacht und blickte sich hektisch nach dem Unruhestifter um, und sogleich fand sie ihn in Sahi. Diese hatte inzwischen die beiden dünnen Waffen gezogen und hielt sie in Abwehrhaltung vor sich, die Augen fest auf das Tier fixiert. Raccan machte sich um seine Schwester keine Sorgen, er wusste dass es für sie ein Leichtes war, die Schlange auszuschalten. Das Einzige, was er ihr immer wieder vorwarf war die Tatsache, dass sie es liebte, mit ihr zu spielen, sie zu necken und das Unausweichliche, nämlich die Tötung des Tieren, in die Länge zog. Aber so war sie nun einmal, sie wollte ihr Können darbieten. So auch jetzt. Immer wieder wich sie geschmeidig den Angriffen der Schlange aus. Diese spritzte mit ihrem Gift, schnappte nach Sahi, versuchte sie in die Enge zu treiben, sie zu überraschen; aber nichts was das Tier tat brachte sie auch nur im Entferntesten in Bedrängnis. Im Gegenteil, es sah fast so aus als würde sie mit der Schlange tanzen. Der Tanz wurde schneller und schneller, bis man deutlich bemerkte, wie der schwarze Riese müde wurde. Auch Sahi registrierte das und brachte sich in Pose. Abermals schoss die Schlange auf die Rothwardonin zu, diese wich aber diesmal nicht zurück, sondern stach mit beiden Stiletts gleichzeitig zu. Blut spritzte, als die spitzen, dünnen Klingen in den Rachen der Schlange eindrangen durch ihr Hirn fuhren und sie auf der Stelle töteten. Mit weit aufgerissenen Maul wurde sie aufgespießt, das Gift traf Sahi auf Arme und Oberkörper, aber es richtete keinen Schaden an. Von der Menge gab es anerkennende Zurufe, und die Trommeln begannen wieder schneller und lauter zu werden, während des Tanzes waren sie nur dezent im Hintergrund zu hören gewesen. Sahi zögerte nicht lang. Sie griff nach dem Silberschwert, setzte es am Rachen der Schlange an und stieß zu. Die gesamte Klinge der Waffe verschwand in der Schlange, die Menge jubelt und schrie. Sogleich zog sie die Waffe wieder heraus und, blutverschmiert wie sie war, reckte sie sie in die Luft.
Damit war das Weiheritual beendet, später am Abend wurde Raccan von seiner Schwester die Waffe ausgehändigt, samt dazugehöriger Schwertscheide, welche mit dem Leder jener Schlange bezogen war, die vorhin zugunsten des Schwertes geopfert wurde.

Der Abschied fiel recht nüchtern aus. Ziemlich genau um Mitternacht trat Raccan, in voller Kampfmontur an den Häuptling heran. Dieser musterte ihn kurz, schien mit dem Anblick zufrieden und berührte die Stirn des Rothwardonen. "Satakal schütze dich...", sprach er mit kehliger Stimme. Raccan nickte stumm und wandte sich zum Gehen. Das Pferd vor seinem Haus, ein Achal-Teke-Pferd, welches sich durch hohe Zähigkeit auch bei trockenen Klima auszeichnet, war aufgezäumt und bereit zur Abreise. Auch ein Sattel befand ich darauf, auch wenn Raccan lieber ohne ritt. Aber er musste sich der "zivilisierten" Welt anpassen, da gehörte dies wohl einfach mit dazu. Er wollte gerade Aufsitzen, als ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde.
"Typisch, wie immer vergisst du dich zu verabschieden...", hörte er die sanfte Stimme seiner Schwester hinter sich.
Er drehte sich um und blickte sie von oben bis unten an. Ungefragt wischte er ihr einen Tropfen Blut von der Wange, noch ein Überbleibsel des Rituals. "Entschuldigung...", erwiderte er und setzte ein Schuljungen-Blick auf, bei dem Sahi wie immer anfing zu lachen.
"Dummkopf...pass auf dich auf...", und sie schloss ihn in die Arme und drückte ihn herzlich. Nachdem sie sich von ihm gelöst hatte, drückte sie ihm noch ein kleines geschnitztes Ding an einer Halskette in die Hand. Ein S war eingeritzt.
Fragend blickte Raccan sie an.
"Eine Pfeife. Probier sie.".
Er tat wie ihm geheißen, ein hochfrequenter Ton erklang, fast nicht zu hören. Erst geschah nichts, dann aber landete ein Falke auf dem Sattel des Pferdes und blickte die beiden Rothwardonen vor sich fragend an.
"Er heißt Jail. Ein Kurierfalke. Wir bleiben in Kontakt...er sucht dich auf wenn ich eine Nachricht für dich habe, und anders herum auch...zum Beispiel, wenn ich einen Mann gefunden habe...", grinste sie breit.
"Vorsicht, Schwesterchen...aber ich danke dir...", sagte Raccan, umarmte Sahi abermals und schwang sich dann in den Sattel; der Falke war bereits wieder verschwunden und die Pfeife hatte er sich um den Hals gehängt und unter seine Rüstung versteckt. Leicht drückte er seine Fersen in die Flanken des Pferdes und es setzte sich in Bewegung. Sein nächstes Ziel würde Chorrol sein; aber diesmal würde er diese Stadt betreten als ein Jemand. Diesmal wusste er, wer er war. Er war Raccan...

Van Tommels
13.08.2011, 16:14
Was war das doch für ein Gefühl. Zu wissen wer er war. Zu wissen wo er war. Zu wissen wohin er ging. Raccan genoss den Ritt durch die unebene Steinwüste im Zentrum Hammerfells und nutzte dabei die ausgetrampelten Wege, welche die Karawanen hinterlassen hatten, um sein Pferd zu schonen. Kurzfristig hatte er sich um entschieden und den Weg Richtung Taneth eingeschlagen, um dann weiter über Roseguard und Rihad nach Anvil zu kommen. So konnte er Cyrodiil vom äußersten Rand nach und nach absuchen. Die Chance dass jemand den Khajiit dort gesehen hatte war zwar verschwindend gering, denn sicherlich war er nicht so dumm sich so nah an der Grenze Hammerfells aufzuhalten, aber so hatte Raccan die für ihn nicht alltägliche Möglichkeit, Cyrodiil kennen zu lernen. Als er so durch die Nacht ritt, musste er plötzlich an die Autorin denken. Er hatte ihr versprochen, vorbei zu schauen und ihr bei einem Buch zu helfen über die Satakal. Er schüttelte sich. Plötzlich kam ihm dieses Versprechen nicht mehr allzu schlau vor, denn was sollte er ihr erzählen? Den Khajiit verfolgte er, weil er Geheimnisse des Stammes weitergegeben und verkauft hatte; nichts anderes würde Raccan tun wenn er der Autorin Informationen geben würde. Ich muss mir das Ganze durch den Kopf gehen lassen, irgendwas muss ich ihr erzählen. Irgendetwas Belangloses, was sowieso jeder weiß. So hing der Rothwardon seinen Gedanken nach und bewegte sich mit moderaten Tempo auf Taneth zu.

Er erreichte die Stadt pünktlich zum Sonnenaufgang. Die Szenerie sah wie gemalt aus. Die Türme der Stadtmauer reckten sich in die Höhe und endeten in zipfelmützenähnlichen, abgerundeten Spitzdächern und verliehen der Stadt ein orientalisches Aussehen. In der Mitte der Stadt erhob sich ein gewaltiges Gebäude, welches alle anderen Gebäude überragte und wie ein großer Ableger der Wachtürme aussah. Tempel, Stadthalle, Rathaus, Militärzentrale. Dies alles vereinte das mächtige Bauwerk in sich und war somit der Dreh- und Angelpunkt von Taneth. zusammen mit der über dem Wasser aufgehenden Sonne im Hintergrund bot dieses Bild ein einzigartiges Kartenmotiv, welches sich noch in Raccans Gedächtnis hielt, als er schon fast beim Stadttor angekommen war.
Das Tor war geöffnet, das Fallgatter hochgezogen, und geschäftige Menschen strömten in und aus der Stadt. Die Wachen mit ihren Speeren und den bronzenen Metallrüstungen an den Toren blickten aufmerksam drein und beobachteten den Strom der Leute. Anders als in kleineren Städten in Hammerfell war die Bevölkerung Taneths bunt gemischt an Rassen, auch wenn den Hauptteil immer noch die Rothwardonen ausmachten. Händler aus allen Teilen Tamriels trafen sich hier, was auch an dem Hafen lag, der einer der wichtigsten Knotenpunkte in Hammerfell darstellte.
Einer der Wächter fasste Raccan ins Auge, als dieser abstieg und das Pferd an den Zügeln in die Stadt führen wollte. Alle Leute der Stadtwache waren Rothwardonen; vom kleinsten Stallburschen bis zum Heerführer, diese Institution duldete nur Leute der heimischen Rasse. Der Mann hatte einen stechenden Blick und einen kahl rasieren Schädel, dazu kantige Gesichtszüge und einen Körperbau wie ein Bulle. Den Speer mit beiden Händen quer vor sich haltend baute er sich von Raccan auf, sodass dieser anhalten musste.
"Wohin des Weges, Reisender...", brummte der Wächter.
Raccan war sonnenklar, warum er angehalten wurde. Er sah mit seiner Rüstung, welche weder dem Stil der Rothwardonen noch den Temperaturen hier angemessen war, auffällig genug um kontrolliert zu werden. Dennoch machte er keine Anstalten, eine Ausrede zu erfinden oder sich demütig zu zeigen. Raccan kannte nicht viele Leute außerhalb des Stammes, und doch war er vergleichsweise weltgewandt, da es immer er war, der Dinge außerhalb der Wüste in der Zivilisation zu erledigen hatte. Und wie es das Schicksal wollte, kannte Raccan diesen Wächter.
"Nur auf der Durchreise, Kalion", erwiderte er kurz angebunden und zeigte den leichten Anflug eines Lächelns.
Der Wächter stutzte, musterte Raccan genauer und seine Gesichtszüge entspannten sich deutlich. "Raccan...du siehst jedes Mal anders aus. Was hast du jetzt wieder verbrochen dass sie dich in diese Brutkammer gezwängt haben?", und der Mann nickte auf die Rüstung seines Gegenübers. Als Raccan keine Anstalten machte zu antworten, nickte Kalion. "Verstehe. Stammesangelegenheiten?", worauf Raccan nickte. "Ich werde nie begreifen, warum du immer noch dieser Ansammlung von...Verrückten...angehörst. Du könntest es bei uns weit bringen.".
Raccan zuckte mit den Schultern. Zum einen gehorchte er den Befehlen seines Häuptlings und der Priester blind und führte jeden Auftrag ohne nachzufragen aus, auf der anderen Seite hatte er nicht den Fanatismus bei der Sache dass er auf solche Äußerungen wie Kalion aggressiv reagierte. Er wusste, dass die Gebräuche der Satakal für Außenstehende befremdlich wirkten und den Sinn verstand er nicht immer, aber für ihn war sein Stamm sein Leben. Moment. Wirklich sein Stamm? Nein, eher seine Schwester. Und sie gehörte zu den Satakal, also war sein Erfolg und Gehorsam zeitgleich ihr Leben. Ein Leben ohne Sorgen und Nöte.
Kalion schmunzelte. "Wortkarg wie eh und je, aber das werden die Frauen an dir lieben. Gute Zuhörer sind begehrt...", grinste der Wächter, trat zur Seite und entlockte Raccan damit eine hochgezogene Augenbraue.
"Mach's gut, Kalion. Wir sehen uns...", verabschiedete sich der Rothwardon von seinem Freund und setzte seinen Weg durch die Massen aus Händlern und Reisenden fort.
Die Hauptstraße, welche einmal mitten durch die Stadt führte und an der das große Hauptgebäude lag, war gesäumt von Marktständen und entsprechenden Händlern. Teppiche, Packtiere, Rüstungen, Nahrungsmittel, exotische Waren, Zauberwasser und Totenschädel. Es gab hier nichts, was nicht versucht wurde an die arglose Kundschaft zu veräußern. Raccans Körpersprache aber half ihm dabei, sich den Großteil der Marktschreier vom Hals zu halten, welche wohl dadurch erkannten, dass bei ihm nichts zu holen war und es besser war, sich auf die kaufwilligere Kundschaft zu konzentrieren. Der Rothwardon entdeckte einen Stand an dem gefüllte Wasserschläuche verkauft wurden. Sogar Wasser wird verkauft, diese Betrüger. Entgegen jeder Logik war das Angebot aber gut besucht, hauptsächlich von Reisenden, denen man ansah, dass sie nicht von hier stammten.
Auf Höhe des Hauptgebäudes bog Raccan in eine Nebenstraße ein und stand kurz darauf vor einem kleinen Brunnen. Es war schon fast lustig. Da wurde auf der Straße Wasser zum Verkauf angeboten, und 20 Meter weiter befand ein Brunnen, an dem sich jeder kostenlos soviel Wasser nehmen konnte wie er wollte. In aller Ruhe füllte der Assassine seine Vorräte auf und lenkte seine Schritte danach wieder zurück auf die Straße. Taneth war einzigartig, auch was die Logistik anging. So gab es außerhalb der Stadt keine Ställe, sondern vor jedem Etablissement gab es einen Platz, wo man sein Reittier anbinden konnte. Wer es sicherer wollte, brachte seinen tierischen Begleiter in einen der geschlossenen und bewachten Ställe, welche über die ganze Stadt verteilt waren, aber dies kostete einen kleinen Obolus. Raccan blickte zum Himmel. Es würde ein warmer, wenn nicht sogar heißer Tag werden; er wusste dass sein Pferd diese Strapazen locker wegstecken würde, aber man musste es nicht provozieren. Kurz vor dem südlichen Tor wusste er von einer Herberge, welche auch einen Stall besaß und bei der schon öfters genächtigt hatte.
Er machte sich auf den Weg und war fast angekommen, als er von einem Händler angesprochen wurde, welche hier gegen Ende keinesfalls weniger wurden, denn es gab hier keine Hauptverkehrsrichtung, an beiden Stadttoren konnte man gleichgut Profit machen. Raccan wollte sich schon abwenden, als er die Auslagen betrachtete. Es handelte sich um einen Schmuckstand, und plötzlich kam ihm in den Sinn, was er immer tat wenn er auf Reisen war: Er brachte Sahi ab und an etwas schönes mit wenn er etwas sah. Das würde er auch jetzt tun, aber der Falke würde das Ganze erleichtern. Aufmerksam musterte er die Gegenstände. Ringe, Ketten, Armbänder, Haarreifen, Ohrringe. Der Großteil war Plunder und nichts wert. Er wollte sich wieder Abwenden, als ihm eine feingliedrige Silberkette in's Auge fiel mit einem kleinen Schlangenanhänger. Sie kunstvoll gearbeitet aus und unterschied sich deutlich von den umliegenden Gegenständen. Der Händler bemerkte Raccans Interesse und trat hinzu.
"Ah, ein Kenner. Da habt ihr euch mein bestes Angebot herausgesucht...", grinste er und wartete anscheinend auf ein Angebot.
Raccan überlegte. Diese Kette mochte gut und gerne einige hunderte Septime wert sein, er kannte die überhöhten Preise der Händler nur zu gut. "50 Septime", machte Raccan das Eröffnungsangebot.
Der Händler grinste noch breiter. "Nicht euer Ernst? Diese Kette ist mindestens...", und man sah es im Schädel des Händlers arbeiten, "500 wert".
Raccan winkte ab. 500 waren viel zuviel. Allerdings kannte er die Taktik dieser Leute. Wenn er dem Mann um 50 entgegenkam, würde dieser nur um 20 oder weniger sein Angebot senken. Darum rechnete er schnell im Kopf durch, ließ sich aber absichtlich etwas mehr Zeit. Schließlich sagte er: "Treffen wir uns bei einer runden Summe in der Mitte zu eurem Gunsten. 300.". Dieser Preis war gerade noch angemessen für diese Kette, von der er mittlerweile überzeugt war, dass es sich um echtes Silber handelte. Und 300 war ihm seine Schwester allemal wert.
Der Mann wirkte überrascht, es war nicht üblich, dass man so früh den Ausspruch für das in der Mitte treffen anwandte. Dass er überrumpelt wurde, sah man ihm deutlich an, und Raccan schien es, als habe er mit dem Wert der Kette genau in's Schwarze getroffen. Lange sagte der Mann nichts. Dann aber fing er sich wieder. "400, und kein Septim weniger".
Raccan war von der Dreistigkeit des Händler nun ebenfalls überrascht, aber dann schüttelte er den Kopf. "Nein. 300 wäre mein Maximum.". Als der Händler keine Anstalten machte, noch weiter zu verhandeln, verabschiedete sich der Rothwardon knapp, wandte sich ab und ließ den Händler einfach stehen. Die Kette war zwar wirklich schön, aber es würden sich bestimmt noch mehr Möglichkeiten ergeben, Sahi ein Geschenk zu besorgen. Als er sich von dem Stand entfernte und sich Richtung Herberge begab, kam ihm das eben Geschehene sogar wie ein Glücksfall vor. Warum sein Geld für ein Geschenk aus Hammerfell ausgeben, er würde etwas Schönes in Cyrodiil finden, das würde Sahi noch mehr freuen.
Die Herberge befand sich in Sichtweite zum Südtor von Taneth und machte einen gemütlichen Eindruck. Das Haus war aus gelblichen Sandsteinen errichtet worden und hatte eine kleine Veranda und Markise an der Front, auf der sich einige Stühle und Tische befanden. An einem davon saßen zwei Personen, vermutlich Händer vom Aussehen her, und unterhielten sich angeregt während sie an ihren Getränken nippten.
Raccan begab sich mit seinem Pferd zielstrebig auf die Rückseite des Hauses, hier war der Stall. Ein Wächter schob davor Wache, dabei hatte er es sich auf einem Hocker bequem gemacht, der im Schatten platziert war. Als er Raccan erblickte, macht er große Augen.
"Ist doch recht warme Kleidung bei diesen Temperaturen, nicht wahr?", versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen.
"Es geht...", erwiderte Raccan knapp und gab dem Mann die Zügel in die Hand, zusammen mit 15 Septimen. Dieser verstand, nickte und brachte das Pferd in den Stall. Der Rothwardon bedankte sich und betrat dann die Herberge über die Veranda, wobei ihn die Geschäftsleute keines Blickes würdigten.
Drinnen war alles sehr spartanisch, aber gemütlich eingerichtet. Der Empfang befand sich rechts der Tür, links war eine Kommode platziert auf der eine seltsam anmutende Skulptur stand. Hinter dem Tresen, auf dem das Gästebuch lag, stand eine ältere, etwas dickliche Rothwardonin und schrieb in einem anderen Buch irgendwelche Zahlen auf das Papier. Es war schön kühl hier drinnen, was eine willkommene Abwechslung zu der schwülen und drückenden Hitze draußen darstellte. Als die Frau aufblickte, erkannte sie den Mann vor sich sofort.
"Raccan, schön dich wieder zu sehen. Lang ist's her, was verschafft mir die Ehre?!", er hatte schon fast vergessen wie freundlich und lieb sie war. Fast wie die Mutter, die er nie hatte.
"Hallo Jaline, ich bin nur auf der Durchreise und bräuchte ein Zimmer zum Schlafen und danach etwas zu essen", und fast war es ihm ein wenig peinlich, dass ihm jetzt nicht danach war, sich groß zu unterhalten.
Die Frau bedachte Raccan mit einem tadelnden Blick, blätterte dann aber in dem Gästebuch. Einen Kommentar konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. "Du warst auch schonmal gesprächiger, Raccan. Hast mir erzählt was bei dir und Sahi so los ist. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Das Zimmer die Treppe hoch links. Das Essen stell ich dir heute Abend auf den Tisch davor. Hoffentlich hast du dann bessere Laune. Wenn du einen Auftrag hast bist du immer so in Plauderlaune...".
Unversehens musste Raccan dran denken, dass diese Frau wirklich wie eine Mutter war, wusste sie doch worum es ging ohne dass er groß etwas gesagt hatte. Vielleicht hatte sie als Herbergenleiterin auch schon zuviel gesehen und erlebt als dass man ihr etwas vormachen könnte. Der Rothwardon bedankte sich, nahm den Schlüssel für das Zimmer und begab sich ohne Umschweife dorthin.
Der Raum war spärlich, aber funktionell eingerichtet. Eine Matratze mit Kissen und dünner Decke in einem grob gezimmerten Bettgestell stand der Tür direkt gegenüber am Fenster, welches auf eine Nebenstraße hinausging und vor dem eine Art Gardine hing. Daneben ein Kleiderschrank, an der linken Wand eine Kommode und daneben ein Spiegel. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen. An der rechten Wand befand sich eine Tür, die zu einem Badezimmer führte. Dies war einer der Grund, warum Raccan diese Herberge schätzte, abgesehen von Jaline; jedes Zimmer hatte ein eigenes kleines Badezimmer, was hier in Taneth keinesfalls Standard war. Eine weitere Besonderheit waren die kleinen Tischchen draußen auf dem Flur vor jedem Gästezimmer, hier wurde beispielsweise das Essen abgestellt, wenn der Gast nicht gestört werden wollte, sodass er es sich hereinholen konnte wann immer er wollte.
Raccan verlor nicht viel Zeit, er legte die Rüstung ab und verstaute sie ordentlich im Kleiderschrank; Ordnung war für ihn schon immer das A und O gewesen, nur dann war er sich sicher, dass seine Sachen funktionell blieben und lange hielten. Er hatte nun nur noch ein Leinenhemd und eine schwarze Hose aus demselben Material an und begab sich ins Badezimmer. In dem kleinen Raum stand ein normalgroßer Waschzuber mit Wasser gefüllt, daneben ein kleiner Beistelltisch. Nach einer Fühlprobe stellte sich das Wasser als angenehm kühl heraus, solange konnte es also noch nicht hier drin sein, was ihn freute. Rasch entledigte er sich seiner Kleider, die er achtlos davor auf den Boden warf, und steig in das Wasser. Angenehme Kälte umfing ihn und er legte den Kopf zurück, um zu entspannen. Aber dies währte nicht lang, er hörte eine Tür und horchte auf. Schritte hallten dumpf über den Steinboden, jemand war in seinem Zimmer. Und sie kamen näher. Rasch öffnete Raccan die Augen und blickte zur Badezimmertür, als diese geöffnet wurde und eine junge Frau mit etwa schulterlangen, braunen Haaren und einem etwas längeren, luftigen Kleid, welches nicht mit eindeutigen Einblicken sparte, erschrocken in der Tür stand und ihn anstarrte. Auf den zierlichen Armen hatte die Rothwardonin einen Stapel Handtücher, und erst jetzt bemerkte Raccan, dass sich hier ja noch gar keine von selbigen befanden. Trotz ihrer gebräunten Haut war deutlich zu sehen, dass sie rot wurde und ihr für den ersten Moment die Luft fehlte um etwas zu sagen. Auch der Assassine sagte nicht und fand es beinahe schon etwas amüsant. Dann aber fing sie sich und begann zu stottern.
"Oh, verzeiht...ich wusste nicht, dass ihr schon...ich....hier, Handtücher für euch...", und sie hielt ihm ein paar davon hin. Raccan setzte einen fragenden Blick auf, denn um die Tücher anzunehmen hätte er aufstehen müssen aus dem Wasser, und er war sich nicht sicher, ob das Mädchen nun genau das beabsichtigte oder nicht. So beließ er es dabei, dass er andeutete, aufzustehen, aber sofort sah man es im Gesicht des Zimmermädchens arbeiten und eine noch intensivere Rötung schoss ihr in die Wangen.
"Oh, nein, ich...", wehrte sie ab und wedelte mit den Tüchern. Dann platzierte sie sie rasch auf den kleinen Tischchen und zog sich rasch in den Türrahmen zurück, wobei sie etwas bedröppelt dreinblickte. "Ich...ähm...verzeiht...", stammelte sie und schloss dann schnell die Tür hinter sich beim hinausgehen. Schnelle Schritte entfernten sich und die Zimmertür wurde geschlossen.
Auch als er sich schon längst wieder angekleidet hatte und auf dem Bett saß wollte das leichte Grinsen noch nicht von seinem Gesicht verschwinden. Er empfand zwar etwas Mitleid für das Mädchen welches wohl einfach nur unter Schock gestanden hatte, aber letztendlich überwog doch die Erheiterung darüber. "Immer mit einem positiven Gedanken einschlafen...", murmelte er lächelnd vor sich hin, legte sich auf das Bett und schlief kurz darauf ein...

Pünktlich zum Sonnenuntergang wachte Raccan wieder auf. Der Schlaf hatte gut getan, er fühlte sich ausgeruht und war bereit zur Abreise. Erst als er sich schon halb angekleidet hatte und den Kürass anlegen wollte, fiel ihm auf, dass er Hunger verspürte. Wer weiß, vielleicht stand das Essen ja schon draußen? Sogleich schaute er nach, und tatsächlich stand ein Tablett auf den kleinen Tischchen mit allerlei Nahrungsmitteln. Er holte es rein und setzte sich an den Tisch, um zu essen. Ein Stück Trockenfleisch, frischer Salat und Brot mit Käse befanden sich auf dem Teller, daneben ein Glas Guarmilch und zwei Äpfel. Jaline besteht wohl neuerdings auf gesunde Ernährung, dachte Raccan bei dem Gedanken an die großen gebratenen Fleischstücke, die er hier schon gegessen hatte. Letztendlich verspeiste er aber alles ohne groß zu Murren und kleidete sich dann komplett an. Mittlerweile war die Sonne am Horizont verschwunden und die Dunkelheit breitete sich aus.
Raccan trat unten an den Tresen, und Jaline hielt dort wie eh und je die Stellung. Der Rothwardon ließ 30 Septime au den Tresen klimpern und die Frau strich das Geld wortlos ein.
"Also dann, ich verabschiede mich, Jaline...", sprach Raccan mit ruhiger Stimme.
"Das nächste mal erschrickst du mir aber nicht meine Mädchen...", meinte die Frau ernst, aber Raccan wusste, dass sie ihn nur aus der Reserve locken wollte. Sogleich fuhr sie fort. "Bis zum nächsten Mal, mein Großer", und sie schenkte ihm doch tatsächlich ein herzliches Lächeln.
"Wir sehen uns...", erwiderte Raccan, hob die Hand zum Gruß und verließ die Herberge.
Draußen war es kühl geworden, Auf den Straßen waren nur noch leere Stände und hier und da ein Wachmann oder Passant zu sehen. Diese Temperatur empfand er als sehr angenehm, gerade zum Reisen, und so lief er schnurstraks in die Nebenstraße zu den Stallungen. Der Wächter davor war neu, aber zum Glück war sein Pferd das Einzige im Stall. Als der Wächter es herausholte und Raccan es entgegennahm, begann der Mann mit einem Gespräch, anscheinend war ihm langweilig.
"Wozu steh ich hier noch herum wenn der Stall sowieso leer ist?".
"Wir alle haben unsere Pflichten zu erfüllen...", erwiderte Raccan diplomatisch und kontrollierte das Zaumzeug.
"Ja, schon, aber was bewache ich dann hier? Das Stroh? Die Tür? Oder klaut jemand gar den ganzen Stall?", der Wächter wirkte mehr als gelangweilt.
"Wenn ihr jetzt von eurem Posten verschwindet und der Stall ist morgen wirklich weg möchte ich euer Gesicht sehen...gehabt euch wohl...", und Raccan bewegte sich zurück Richtung Hauptstraße. Hinter sich hörte er den Wächter lachen, und so war er zufrieden, dass wenigstens einer heute seinen Spaß hatte.

Das Stadttor passierte Raccan ohne Vorkommnisse. Wenn er um diese Uhrzeit hinein gewollt hätte, wäre er wohl kontrolliert worden, aber beim Hinausgehen gab es keine Probleme. Die Wachen sahen das ganze pragmatisch: Ein potentieller Unruhestifter weniger in der Stadt. Davon abgesehen sahen die Wächter alles andere als motiviert aus und würdigten den Rothwardonen mit seinem Pferd nur eines uninteressierten Blickes bevor sie sich abwandten.
Raccan beschloss, ein etwas höheres Tempo anzuschlagen, denn es war kühl und der Mond wies ihm durch den beinahe wolkenlosen Himmel sehr gut den Weg, sodass er auf Fackeln oder dergleichen verzichten konnte. So kam er nach bereits einer Stunde in Roseguard an, und auch die etwas verlebt aussehende Hängebrücke über den Fluss vor der Stadt Taneth stellte sich als äußerst stabil heraus.
Zunächst dachte Raccan, das Dorf sei verlassen, weil er nirgends Licht oder dergleichen ausmachen konnte, aber schließlich tat er dies als Spinnerei ab; es war bestimmt kurz vor Mitternacht, und hier lebten zumeist Arbeiter und Bauern, welche, geschafft von dem Tag, zeitig schlafen gingen. So hielt sich der Rothwardon nicht lange damit auf das Dorf zu inspizieren, sondern ritt zügig weiter.

Der Wald, den er nun durchquerte, war schon ein etwas anderes Kaliber, dass musste Raccan zweifelsohne zugeben. Hier gab es keine weitläufige Flächen auf der man Feinde schon von weitem erspähen oder vor ihnen flüchten konnte; das Dichte Gestrüpp links und rechts des Weges verbreitete ein unbehagliches Gefühl in Raccans Magengegend, und auch das immer wieder vorkommende Rascheln und knistern verbesserten diese Vorahnung nicht. Angespannt und nur im Schritttempo ritt er über den dunklen Waldweg. So langsam aber sicher kam er sich beobachtet vor und fühlte sich hier, hoch zu Pferde, wie eine Zielscheibe. Langsam saß er ab und führte das Reittier an den Zügeln hinter sich her.
Lange Zeit geschah nichts, entgegen aller Vorahnung griff ihn niemand an und auch kein Tier brach aus dem Gebüsch. In der Ferne aber entdeckte der Rothwardon plötzlich Fackeln. Als er näher kam, sah er sich 3 Männern mit eben diesen Leuchtmitteln gegenüber welche auf einer steineren Brücke standen, die über einen kleinen Fluss führte. Schon am Aussehen der Männer erkannte der Rothwardon, dass es sich hierbei um Wegelagerer handelte. Die schäbigen Rüstungen und das schmutzige Aussehen sprachen Bände. Als Raccan näherkam, lösten sie sich von den Geländer der Brücke und verstellten den Weg, sodass Raccan kurz vor der Brücke anhalten musste. Der kleinste von den Männern trat einen Schritt auf ihn zu, wohl der Anführer, und begann mit quäckender Stimme zu sprechen.
"Zollkontrolle...alles was du hast...oder Lasse schießt dir deinen Kopf vom Hals", und er grinste dreckig.
Raccan musterte den gesamten Verein. Der Kleine hatte einen 3-Tage-Bart, grobe Gesichtszüge und wirkte untersetzt. Zweifelsohne handelte es sich um einen Kaiserlichen, der mit einem eisernen Kurzschwert bewaffnet war. Die beiden Männer hinter ihm waren beide Nords, grobschlächtige Typen denen Raccan nichtmal zutraute, ein vernünftigen Satz zu sprechen. Einer von ihnen trug Schild und Axt, der andere einen Zweihänder auf dem Rücken. Kopf vom Hals schießen? Was meint er damit? Plötzlich dämmerte es ihm und er wandte den Kopf herum. Keine 10 Meter hinter ihm stand ein hager aussehender Waldelf mitten auf der Straße und hatte eine geladene Armbrust auf ihn gerichtet. Hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, immerhin etwas. Dies war ein schwacher Trost, und er wandte sich wieder dem Anführer zu und lächelte ihn entschuldigend an. Mit diesen Kerlen war nicht zu verhandeln, das sah jeder der Augen im Kopf hatte.
Noch immer das Lächeln auf dem Gesicht, ging alles ganz schnell. Raccan duckte sich blitzschnell, wendete und schon flog das Wurfmesser durch die Luft, direkt auf den Waldelfen zu. Dieser drückte ab, sichtlich von Panik ergriffen, und der Bolzen schoss los. Im selben Moment schlug auch das Wurfmesser leicht seitlich versetzt in den Hals des Bosmers ein. Eine Blutfontäne schoss aus der Wunde im Hals wo das Messer steckte, und er stürzte röchelnd zu Boden. Der Bolzen flog über Raccan hinweg, nur knapp an dem Anführer vorbei, welcher dem Projektil verdutzt nachblickte und schlug in die linke Brust des Nord-Kriegers mit dem Zweihänder ein. Noch bevor der massige Körper auf dem Boden aufschlug war bereits jegliches Leben aus dem Fleischberg gewichten und er war tot.
Noch in gehockter Haltung hatte sich Raccan wieder zu dem Anführer und seinem Helferlein umgewandt. Langsam erhob er sich wieder und zog den Dolch mit der linken und sein Langschwert mit der rechten Hand. Ausdruckslos starrte er die beiden Männer an, denen deutlich anzusehen war, dass sie mit sich rangen. "Treffsicher war euer Lasse ja, das muss ich sagen...", flüsterte Raccan halblaut und mit monotoner Stimme, und wie zur Bestätigung folgte aus dem Hintergrund ein ersticktes Röcheln von dem Waldelf, der sich im Todeskampf befand und auf dem Boden umherzuckte. Langsam zog der Anführer seine Waffe und bewegte sich einen Schritt auf Raccan zu, was der Nord als Signal verstand und sich auch daran machte, seine Axt und den Schild vom Rücken zu nehmen. Der Rothwardon erkannte die Situation mit geschulten Augen. Der Nord war noch nicht kampfbereit, und ein weiteres Zögern hätte zwei Gegner zur Folge. So griff er mit dem Langschwert den Anführer einen Wimpernschlag später an, welcher seine Waffe hob und den Schlag von oben abblockte. Darauf hatte jedoch Raccan nur gewartet, er wusste dass die meisten Gegner Probleme bekamen, wenn zwei Waffen im Spiel waren, und so war es für ihn ein Leichtes. Mit einem schnellen, kraftvollen Vorstoß trieb er den Dolch in die linke Seite des Schlüsselbeins, während sich der Kaiserliche noch auf das Langschwert konzentriert und es geblockt hatte. Blitzschnell änderte Raccan den Griff an der Waffe und riss sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach links herum. Der Dolch schnitt wie ein heißes Messer durch Butter und riss dem Anführer den gesamten Halsbereich von links nach rechts auf. Durch den Schwung mitgenommen, machte Raccan nach der Drehung einen Seitenschritt nach links und ließ den Banditen vorneüberfallen, sodass ihn auch der Blutschwall, der aus der durchtrennten Halsschlagader schoss, verfehlte. Ein paarmal zuckte der Mann noch, dann blieb er regungslos liegen, während die Blutlache immer größer wurde und sich auf dem Waldboden ausbreitete.
Der Rothwardon hatte ein paar Blutspritzer im Gesicht abbekommen und blickte nun, das Silberschwert und den blutigen Dolch in der Hand, den Nord an, welcher in der Bewegung erstarrt war und den Schild und die Axt kraftlos in den Händen hielt. Raccan trat an den Leichnam des Anführers heran, kniete sich hin und wischte den Dolch an dessen Sachen ab. Dann ließ er beide Waffen in den dazugehörigen Holstern verschwinden und musterte wieder den Nord. "Entweder suchst du jetzt das Weite und begegnest mir nie wieder, oder ich muss dich töten.". Der Barbar schien unsicher, dann aber griff er die Waffen fester, brüllte und lief mit erhobener Axt auf Raccan zu. Dieser warf erneut in einer flüssige Bewegung eines seiner zwei verbliebenen Messer, und diesmal traf er richtig, denn es bohrte sich genau mittig in den Hals des Nords und durchtrennte das Rückenmark. Wie vom Blitz getroffen fiel das Opfer vorneüber und rumpelte auf den Boden, wo er kurz hinter der Leiche des Anführers zum Stillstand kam.
Eine unheimliche Stille breitete sich im Wald aus, und Raccan verschaffte sich einen Überblick. "Diesmal hat mir Satakal wohl ausnahmsweise mal geholfen", murmelte er sarkastisch vor sich hin als er den vom Bolzen getroffenen Nord musterte. Ein Geräusch ertönte wieder hinter ihm, und nach einer Blickprobe sah er, dass der Waldelf wohl immer noch nicht das Zeitliche gesegnet hatte. Das gefiel dem Rothwardonen gar nicht, nach Möglichkeit tötete er seine Gegner sofort, außer es war Sinn und Zweck der Sache, dass das Opfer Qualen leiden musste. Als er auf den Bosmer zuschritt, musste er an seinen Auftrag denken. Die Wiedergeburt würde grässlich werden. Nicht für ihn, er hatte dabei die Angewohnheit, in Monotonie und Gleichgültigkeit zu verfallen, aber für den Khajiit würde es eine Qual werden. Dagegen waren die Schmerzen des Armbrustschützen zu seinen Füßen eine Streicheleinheit. Rasch kniete sich Raccan nieder, nahm den Kopf von Lasse in beide Hände und riss ihn, ohne auf die flehenden Augen zu achten, herum. Sogleich verstummte das Röcheln, als das Genick mit einem lauten Knacken brach.
Die Durchsuchung der Leichname brachte nicht viel zutage. 40 Septime insgesamt, dazu ein halbes Brot und zwei Heiltränke minderer Qualität fand er in den Habseligkeiten der Banditen. Gerne hätte er die Männer vergraben, denn trotz ihrer Taten sah er keinen Grund, sie nach ihrer gerechten Strafe respektlos zu behandeln; jedoch hatte er weder Schaufel noch andere Möglichkeiten, und so warf er sie, nachdem er seine Wurfmesser an sich genommen und ihnen die Augen geschlossen hatte, von der Brücke in den Fluss, wo sie in das Meer gespült wurden, und bei jedem "Begräbnis" wünschte er ihnen eine gute Reise in das Totenreich im Namen von Satakal. So recht glaubte er nicht daran dass die Banditen den Weg dahin finden würden, aber es gab ihm ein gutes Gefühl, die Toten mit Würde zu behandeln.
Die Brücke war nun gesäubert, und erst jetzt blickte sich Raccan nach seinem Achal-Tekkiner um. Dieser stand am Wegesrand vor der Brücke und wirkte irgendwie teilnahmslos. Abwesend tätschelte der Assassine den Hals des Pferdes. "Jaja, ich weiß. Hoffentlich musst du sowas nicht öfters erleben...", redete er auf das Tier ein, welches diesen Satz mit einem Schnauben quittierte, welches man beinahe für Zustimmung halten könnte. Einen Augenblick lang musterte Raccan verblüfft das Pferd, bevor er es an die Zügel nahm, die Brücke überquerte und seinen Weg Richtung Süden fortsetzte...

Später in der Nacht sah er am Horizont die Lichter der Stadt Rihad auftauchen. Die Stadt war in ihrer Architektur Taneth sehr ähnlich, jedoch gab es kein Hauptgebäude, welches alles überragte, sondern die Stadt wirkte natürlicher. Es gab keine Hauptstraße, nichts war geplant in dieser Stadt, in dem Straßennetz ließ sich kein System erkennen; die Gebäude waren so gebaut worden wie man sie brauchte. Obwohl sie unkoordinierter wirkte, war sie ein wichtiger Handelspunkt in Tamriel, denn sie verband die Provinzen Hammerfell und Cyrodiil und war deswegen für die Wirtschaft unersetzlich, was sie vor allem ihrer Nähe zur Grenze verdankte.
Raccan hatte jedoch nicht vor, die Stadt zu betreten. Vorräte brauchte er nicht, und bei dem Irrweg durch Rihad würde er wahrscheinlich mehr Zeit verlieren als wenn er Drumherum gehen würde. Nachdem der Wald lichter wurde, saß er wieder auf seinem Pferd auf und ritt in leichtem Trab auf den Umgehungsweg entlang. Viel wurde dieser nicht genutzt, denn fast jeder Reisende und Händler machte in Rihad Halt, sei es um die Stadt zu besichtigen oder um Profit zu machen. Als die Sonne sich langsam am Horizont bemerkbar machte, war Raccan bereits an der Grenze, welche durch den Fluss Brena symbolisiert wurde. Eine große Steinbrücke führte hier herüber. Auf der Hammerfell-Seite hielten die typischen Rothwardon-Wachen den Grenzverkehr im Auge, auf der anderen Seite auf Cyrodiil konnte man aus der Ferne bereits die grauen Rüstungen der kaiserlichen Wache erkennen. Die Grenzkontrolle an sich fiel recht sporadisch aus, denn die Wächter waren Rothwardonen gegenüber sehr viel aufgeschlossener als jeder anderen Rasse. So wurde er durch gewunken, lediglich ein größerer Grenzsoldat frotzelte "Und pass bloß auf die Nords auf, die sind in letzter Zeit überall", und dabei ließ er ein dröhnendes Lachen hören.
Raccan hoffte nur dass er auf der Cyrodiil-Seite ebenso leicht durchkommen würde, denn allzu begeistert sahen die Wächter nicht aus als er langsam näher kam und sie ihm den Weg versperrten...

Muffin
18.08.2011, 14:20
Der Brief selbst war nicht besonders lang:

Derjenige, der dies liest, hat die Ehre von meinen Dieben ausgesucht worden zu sein.
Ich suche momentan nach Mitgliedern für die Diebesgilde. Du solltest also darüber
nachdenken, ob du uns wirklich beitreten willst. Wir dulden keine späteren Aussteiger,
also überlege es dir gut. Zeig einem Bettler diesen Brief und er wird dir helfen können
die Gilde zu finden. Du würdest es bereuen ihn einem Wachmann zu geben. Wir werden
es herausfinden, wenn du uns verrätst. Wenn du jedoch beitrittst und dich anstrengst,
ist dir ein schneller Aufstieg gewiss. Du könntest viel verdienen und dir so einiges
leisten. Ich hoffe auf die richtige Entscheidung.

Der Graufuchs

Rylt atmete schneller. Eine Diebesgilde! Der perfekte Job für mich. Er dachte gar nicht daran, den Brief einem Wachmann zu geben. Also machte er sich auf einen Bettler zu finden. Sollte nicht zu schwer sein, hier gibt es bestimmt haufenweise von denen. Und er wurde nicht enttäuscht. Er brauchte zwei Minuten, bis er den ersten fand. "Hast du mal ne Münze?", fragte er. "Klar, habe ich ein bisschen Geld für dich." Er gab ihm ein Goldstück und holte den Brief raus. "Weißt du auch was das ist?" Die Augen des Bettlers weiteten sich. "Ah, ich sehe die Diebesgilde braucht deine Fähigkeiten. Es ist gut, dass du zu mir gekommen bist. Ich sage dir, wo du hin musst. Geh um Mitternacht zum Garten von Dareloth." "Garten von Dareloth? Wo ist der?" Der Bettler grinste. "Neu hier, was? Naja, geht mich wohl nichts an. Der Garten ist hinter dem Haus mit der vernagelten Tür, da vorne." Rylt zwinkerte ihm zu und gab ihm noch eine Münze. "Für deine Hilfe." "Ach, das macht der alte Ralf doch gerne." Rylt war zufrieden. Er hörte aus der Ferne einen Wachmann die Uhrzeit rufen. Was, schon 10 Uhr? Der Waldelf hatte gar nicht gemerkt, dass die Sonne untergegangen war. Ich glaube, so früh komm ich heut nicht mehr ins Bett. Er vertrieb sich die zwei Stunden, indem er ein bisschen das Hafenviertel erkundete, fand aber nichts Interessantes. Also ging er zu dem Garten, wo zwei Personen warteten. Es waren ein Khajiit und ein Rothwardone. Als der Rothwardone den angehenden Dieb kommen sah, fing er an zu sprechen: "Ah, du bist gekommen. Wir können dich gut gebrauchen, falls du uns nicht enttäuschst." Er richtete nun das Wort an beide Rekruten: "Mein Name ist Armand Christoph. Um der Diebesgilde beizutreten, müsst ihr zuerst einen Test bestehen. Dann sehen wir weiter." Der Khajiit schaute selbstsicher. "Den besieg ich doch mit links." Na, der wird sich wundern. Ich werde den beiden zeigen was ich drauf habe. Armand ergriff wieder das Wort. "Also gut. Eure Aufgabe ist folgendes: Brecht in das Haus des Kaiserlichen Arcturus ein und bringt mir sein Claymore. Er hütet es wie einen Schatz, also wird es nicht einfach. Wo er wohnt, müsst ihr selbst herausfinden. Wer Dietriche braucht, kann sie hier bei mir kaufen. Kehrt morgen um Mitternacht hierher zurück. Also los!" Rylt und der Khajiit liefen los.

Wo ist er? Er muss doch irgendwo hier sein. Dann sah er ihn um die Ecke huschen. "Hey! Ralf, warte!" Der Bettler drehte sich um. "Schön, dass man sich wieder sieht. Was ist los?" "Weißt du wo das Haus von Arcturus ist?" Der Bettler lächelte. "Der Test, was? Ich weiß, wo er wohnt. Für die richtige Summe könnte ich es dir verraten." Rylt verdrehte die Augen. "Reichen 15 Goldstücke?" Der Bosmer reichte ihm das Geld. Ralf freute sich: "Danke. Arcturus wohnt im Tempelbezirk. Dort vorne durch das Tor. Es ist das höchste Gebäude dort, abgesehen von den Türmen." Der Waldelf rannte sofort los. Auf seinem Weg zum Tor sah er den Khajiiten auf eine Dunkelelfin einreden. Er sah wütend aus. Hat wohl noch nicht herausgefunden wo das Haus ist. Ich muss aufpassen, dass er mir nicht folgt. Rylt schlich durch die Schatten an ihm vorbei und ging durch das Tor. Zwei Minuten später stand er vor dem Haus. Es war nicht schwierig gewesen es zu finden. Er prüfte das Schloss. Nicht besonders gut. Sollte leicht aufzukriegen sein. Er zückte einen Dietrich und schob ihn sachte in das Schloss. Bloß nichts falsch machen... geschafft! Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss. Der Einbrecher lächelte zufrieden und schlich hinein. Innen angelangt, schaute er sich um. Hm, ziemlich groß hier. Der muss ziemlich reich sein. Vielleicht gibt es hier etwas mehr zu stehlen, als das Claymore. Aber das ist Nebensache. Wo könnte das Claymore sein? Ich schätze mal, er bewahrt es ganz oben in seinen Gemächern auf. Der Dieb ging zur Treppe. Die Tür oben war auch verschlossen, stellte aber kein großes Problem dar. Nach einer Minute war er oben. Er war
sehr vorsichtig. Ich darf die Bediensteten nicht wecken. Diese schienen einen festen Schlaf zu haben, er kam ohne Probleme in die Gemächer des Hausherrn. Das Claymore lag auf der Kommode hinter dem Bett, in dem der Kaiserliche schlief. Rylt ging darauf zu... er war nur noch einen Meter davon entfernt... "Hm? Wasn los?" Rylt warf sich auf den Boden und hielt die Luft an.Ist er aufgewacht? Sieht er mich? Er drehte sich auf dem Boden um und sah auf das Bett. Der Hausherr schlief tief und fest.Der soll sich mal abgewöhnen im Schlaf zu reden. Das war knapp. Er schnappte sich das Claymore und machte sich auf den Rückweg.

Rylt saß in der Taverne und aß. Der Einbruch war erfolgreich gewesen, er hatte sogar noch etwas Geld mitgenommen. Er musste nur noch bis Mitternacht warten. Er war hundemüde, deswegen stand er auf, bezahlte für ein Zimmer und ging die Treppe hoch. Das Claymore legte er unter das Bett. Er schlief schnell ein. Als er aufwachte, hörte er wie ein Wachmann draußen die Uhrzeit verkündete. Schon 6 Uhr nachmittags? Gähnend stand er auf und griff unter das Bett. Das Claymore war nicht mehr da. Rylt erstarrte. Das muss der Khajiit gewesen sein! Ich muss es zurückholen. Er ging sofort runter in die Taverne. Dort stand der Besitzer der Taverne hinter dem Tresen. "Entschuldigen sie? War hier gestern ein Khajiit? Er ist blond und trägt eine Lederrüstung." Der Ork dachte einen Moment nach. "Ja, an den erinnere ich mich. Hat hier gestern ein Bier getrunken. " Er schaute finster drein. "Mit dem würde ich mich nicht anlegen. Ist ein finsterer Kerl. Der saß das ganze letzte Jahr im Gefängnis." "Wissen sie, wo er wohnt?" "Klar, der wohnt im Hafenviertel. Aber leg dich nicht mit ihm an. Das kann nicht gut enden." Der Bestohlene ging hinaus. Mit dem werd ich schon fertig. Eine Stunde später stand er vor der Hütte. Er hatte mal wieder Ralf gefragt, welche Hütter der Khajiit bewohnt und der hatte es ihm sogar ohne Gegenleistung verraten. Rylt prüfte das Schloss. Es war nicht verschlossen. Was für ein Idiot! Vergisst der doch glatt, abzuschließen. Drinnen war niemand. Er griff sich schnell das Claymore, das auf dem Tisch lag und ging wieder. Um Mitternacht ging er dann zum Garten von Dareloth und traf dort Armand Christoph und den böse dreinblickenden Khajiit. Er gab Armand das Claymore. "Sehr gut. Du hast bestanden. Dein erster Auftrag erwartet dich morgen. Selber Ort, selbe Zeit." Der Khajiit flüsterte, als er an ihm vorbeiging: "Na warte, das wird noch ein Nachspiel haben."

Van Tommels
19.08.2011, 21:31
Lange musste der Rothwardon nicht umherschauen um den Ursprung der schlechten Laune der Wache vor sich auszumachen; im Hintergrund, direkt am Ansatz der Brücke, diskutierte ein Händler wild gestikulierend mit den Wächtern, aus Wortfetzten hörte Raccan heraus dass es wohl um zollpflichtige Gegenstände ging, die in den Augen des Geschäftsmannes keine waren. Er nahm sich vor nicht großartig aufzufallen und kam dem Kaiserlichen in der schweren Rüstung vor sich mit Einsilbigkeit entgegen.
"Habt ihr etwas zu verzollen?"
"Nein."
"Wenn ich etwas finde, zieht das eine Strafe nach sich."
"Ja."
"Dann schau ich jetzt nach."
Stumm gab er seine Zustimmung dazu, er glaubte nicht, dass der Mann etwas finden würde. Allerdings hatte er weder die Satteltaschen noch die Taschen der Rüstung bis jetzt genauer untersucht. Ziellos kramte der Wächter in den Taschen herum, anscheinend machte ihm das nur zu viel Spaß, in den Sachen anderer Leute herumzuwühlen. Misstrauisch beäugte er hier und da die Gegenstände: Essen, einen Kompass, weiterer Wurfmesser, diverse rituelle Gegenstände, ein kunstvoll aussehendes Gerbermesser. Raccan musste unbehaglich von einem Bein auf das andere treten, denn er wusste, wofür ihm diese Gerätschaft eingepackt wurde. Der Kaiserliche aber kümmerte sich nicht darum, etwas Ungewöhnliches fand er nicht, und dies verhagelte ihm noch mehr die Laune.
"Einer von diesen Nomaden-Verrückten, wunderbar...", richtete er das Wort nach der Taschenkotrolle an Raccan. Er nahm dies schweigend zur Kenntnis und wollte sich auf das Pferd zubewegen, als der Wächter ihn argwöhnisch musterte. "Und was ist das da? Schmuggelware?", und der Finger der Zollkontrolle deutete auf das Silberschwert an seinem Gürtel, was in der mit Schlangenleder bespannten Scheide steckte.
"Nein. Ein Geschenk meines Stammes, welches mich auf meiner Reise beschützen soll", antwortete Raccan mit fester Stimme.
Einen Augenblick lang schaute der Kaiserliche verdutzt drein, dann plötzlich lachte er schallend los und winkte nach einem seiner Kollegen, der sofort herbeieilte. "Das musst du dir anhören. Dieses bunte Teil da an seinem Gürtel wird ihn beschützen auf seiner Reise...", und beide fingen abermals an zu lachen, was Raccan aber mit stoischer Ruhe ertrug. Nachdem das Gelächter abgeklungen war, straffte der Mann die Schultern. "Das Ding wird dich nicht beschützen, sondern nur die Aufmerksamkeit von Plünderern auf sich ziehen. Aber ich bin der letzte, der sich darüber aufregt, dass ein weiterer eurer Sorte das Zeitliche segnet...verdammte Nomaden...der Wegzoll beläuft sich auf 15 Septime, weitere 10 für das Pferd", und der Wächter streckte die Hand heraus.
Ich hätte jetzt nicht übel Lust, dir in deine lächerlich grinsenden Visage zu schlagen, aber anstatt sich auch nur das Kleinste nach außen hin anmerken zu lassen, kramte er in seiner Hosentasche und ließ 25 Sepime in die Hand des Wächters klimpern, nahm die Zügel des Pferdes und kehrte den beiden Männern mit einem "Gehabt euch wohl" den Rücken. Sie rissen noch weitere Witze, aber Raccan schenkte ihnen keinerlei Beachtung mehr. Auch den Händler passierte er ohne große Probleme, dieser war sowieso damit beschäftigt, seine Edelsteine als Imitate zu deklarieren, aber die Wächter sprangen nicht darauf an und forderten eine hohe Geldsumme. Der Rothwardon war etwas von der Brücke entfernt, erst dann steig er auf und ritt in leichtem Trab die Handelsstraße gen Süden Richtung Anvil entlang...

Das Landschaftsbild hier in Cyrodiil entlang der Handelsstraße änderte sich recht zügig, je näher Raccan der Hafenstadt kam und weiter er sich von Hammerfell entfernte. Die Steppe, welche in der Nähe von Rihad nur von einigen wenigen niedrigen Bäumen gesäumt war, wich hier sanften Wiesen mit schon recht ausgeprägter Nadelbäumen. Ab und an begegnete der Rothwardon Reisenden und Händlern, welche aber keine Notiz von ihm nahmen, aber Raccan war das nur Recht. Auffallen wollte er nun wirklich nicht. Es dauerte nicht lang, da erblickte er einen kleineren Weg, der von der Handelsstraße Weg führte, und unweit davon konnte man auf einer kleinen Anhöhe eine Statue erkennen. Ein kräftig wirkendes Wesen, welches einem Ork ähnelte, hielt ein zweihändiges Schwert über den Kopf, als wollte es zu einem gewaltigen Schlag direkt von oben ausholen. Vor dem Denkmal standen Bänke und ein Rednerpult, und an letzteren stand ein Ork in einem Leinengewand und trug aus einem Buch vor. Nicht wenige Zuhörer hatten sich um ihm versammelt, einige ebenfalls mit Kutten bekleidet, andere sahen aus wie normale Reisende. Raccan hielt einen Moment inne und lauschte dem Ork, aber sehr viel konnte er nicht verstehen; nur soviel dass er begriff dass es sich hierbei um den Schrein einer Gottheit handelte. Bedächtig musterte er das Denkmal. Sympathisch sah dieser Kerl ja nicht gerade aus, aber schnell rügte er sich für diesen Gedanken. Was verehrte er denn denn? Schlangen, von der in jeder einzelnen ein Stück von Satakal selbst enthalten war. Wie sah Satakal eigentlich aus? Er hat viele Gestalten, äffte er in Gedanken die Priester seines Stammes nach, welche ihn für so eine Frage wahrscheinlich gleich wieder einem ihrer vielen Rituale unterzogen hätten, um ihm diese blasphemischen Äußerungen auszutreiben. Raccan zuckte mit den Schultern und folgte dem Richtung Anvil, ohne sich um die Pilger weiter zu kümmern.
Der restliche Weg blieb ereignislos; außer der ein oder anderen Burgruine und Anwesen am Horizont bekam er nichts Bemerkenswertes mehr in Sicht, und selbst damit hatte er Glück, denn nur selten gaben die überall herumstehenden Bäume genug freie Sicht, um weit zu schauen. So war er froh, als mit Anvil endlich wieder Abwechslung in Aussicht gestellt wurde.

Eine einfache, bullige Stadtmauer, Rundtürme, eine alles überragende Kathedrale und im Hintergrund das große Schloss der Gräfin von Anvil. Ein Blickfang war ebenfalls der große Hafen mit den unzähligen Schiffen. Insgesamt betrachtet war Raccan dennoch etwas enttäuscht. Er hatte sich die Stadt etwas einzigartiger vorgestellt, war er doch den Anblick der pompösen und einzigartigen Städte Hammerfells gewohnt. Diese hier sah aber nicht großartig anders aus als dieses Chorrol oder Skingrad. Einfach zu bauen wenn man nicht immer wieder neue Dinge erfinden muss..., schmunzelte Raccan in sich hinein und hielt auf das Stadttor zu.
Die Stadtwache machte ihm keine Probleme, zumindest bis zu dem Zeitpunkt an dem er sein Pferd aus Gewohnheit an den Zügeln in die Stadt führen wollte. Der Torwächter stellte sich ihm in den Weg und blickte ihn grimmig an.
"Wo wollt ihr denn hin?!", fuhr er Raccan an.
Der Rothwardon blieb zunächst verdutzt stehen, dann dämmerte ihm sein Fehler. "Verzeiht, in Hammerfell ist es nichts ungewöhnliches, sein Pferd mit in die Stadt zu nehmen.".
"Jaaaahhhh...", der Wächter setzte einen Blick auf der irgendwie sagte Wo kommst du denn her, aber dann nickte er Richtung Stallungen und verschränkte die Arme, "...aber hier handeln wir das nicht so.".
"Ja, danke für den Hinweis...", bedankte sich Raccan freundlich und führte seinen Achal-Tekkiner zu dem Mann, der vor den Stallungen stand und desinteressiert seine Fingernägel musterte. Auf Nachfrage des Rothwardonen verlangte er 5 Septime und nahm ihm nach Erhalt des Geldes die Zügel aus der Hand. Etwas misstrauisch war Raccan, so weit entfernt von seinem Pferd entfernt zu sein, da war ihm nicht wohl zumute; aber wenn das hier alle so taten, dann würde das schon seine Richtigkeit haben. Nochmal einen letzten skeptischen Blick zurück zu den Stallungen werfend (und dabei registrierend, dass ihn der Wächter musterte, als habe Raccan nicht mehr alle Latten am Zaun) betrat er schließlich Anvil durch das nördliche Tor.
Cyrodiil scheint ein teures Pflaster zu sein, dachte er als er den Vorplatz betrat, denn er war erst wenige Stunden hier und hatte schon 30 Septime berappen müssen. Wer weiß was die Herbergen hier kosteten. Raccan schaute sich um. Links befand sich ein kleiner See mit der Statue einer Frau auf der anderen Seite. Hier auf dem Platz reckte sich ein mächtiger Baum in die Höhe, und allerlei interessanter Gebäude fanden sich hier. Aufmerksam ließ er seine Augen über die Schilder gleiten. Kriegergilde, Magiergilde, eine Schmiede und ein Wohnhaus. Rechts führte der gepflasterte Weg eine Anhöhe hinauf, wo er einen weiteren Platz mit Baum sehen konnte, sowie weitere Häuser. Eine Herberge oder Taverne war nicht zu sehen. Aber er war nicht hier um sich auszuruhen, sondern um den Khajiit zu finden. Einige Personen waren auf den Straßen unterwegs, aber keine sah irgendwie nach einem Katzenwesen aus. Kurzerhand wandte sich Raccan an eine Stadtwache, welche gerade vorüberschritt.
"Entschuldigt. Kennt ihr einen Khajiit namens Hawa'ajala?". Im nächsten Moment bereute er diese Frage, er konnte doch nicht einfach durch die Stadt laufen und offen nach so etwas fragen. Er wollte sich schon abwenden, als ihn die Antwort des Mannes überraschte.
"Was seid ihr, Kopfgeldjäger? Normalerweise verachte ich euresgleichen, aber wenn ihr solches Gesocks wie Khajiit und diese Echsen jagt, kann ich das nur unterstützen. Leider weiß ich aber nicht, wo ihr diesen Hawadingsbums finden könnt. Aber ich gebe euch einen Rat: Seid vorsichtig mit euren Fragen, wenn es die Falschen hören habt ihr schneller einen Mob dieser Katzen- und Echsenbefürworter am Hals als euch lieb ist. Haltet euch am besten an die Bettler, die bekommen alles mit und für ein paar Goldstücke lassen sie euch daran teilhaben.".
Die Ausführungen der Wache hatten Raccan überrumpelt, sodass er sogar vergaß, danke zu sagen während er sich verabschiedete. Waren diese Khajiit hier wirklich so verhasst wie die Wache ihm begreiflich machen wollte? Egal, um politische Angelegenheiten brauchte er sich nicht zu kümmern. Der Mann hatte etwas von Bettlern gesagt, und Raccan blickte sich nach eben solchen um. Augenscheinlich war hier keiner von diesen am Platz, so beschloss der Assassine, am Hafen nachzusehen, denn solche Leute befanden sich immer an gut besuchten Orten, und was das anging war die Anlaufstelle für Schiffe die erste Wahl. Auf seinem Weg dahin (er nahm an, dass er nur der Hauptstraße nach oben folgen musste) kam er an dem zweiten großen Platz vorbei. Ein Rundumblick verriet ihm, dass hier hauptsächlich nur Wohnhäuser ansässig waren, aber auch eine pompös aussehende Herberge fasste er in den Fokus. Generell sahen die ganzen Gebäude aus, als wären sie nicht gerade billig und einfach gehalten, sondern sie strahlten eine gewisse Eleganz aus. Raccan mochte gar nicht daran denken, was es kosten würde, in der Taverne zu übernachten, so nahm er sich vor, sobald wie möglich weiter zu ziehen.

Der Hafen überraschte den Rothwardonen nicht sonderlich, denn im Grunde waren sie alle gleich aufgebaut. Unzählige Piers, große und kleine Schiffe, Stapel von Kisten auf den Planken, geschäftige Packer und Geschäftsleute, Seemänner und Kapitäne überall. Schiffe aus allen Regionen erkannte er hier, auch eines dessen Besatzung ausschließlich aus Rothwardonen bestand. Ein wenig Heimweh hatte er bei diesem Anblick schon, allerdings wurde dies ganz schnell von der Erwartung überdeckt, viele neue Dinge hier in Cyrodiil zu sehen. Raccans wache Augen musterten die Menschen, und in all dem Getümmel sah er am Straßenrand einen Bettler sitzen. Zielstrebig ging er auf den schmutzigen Mann in den zerrissenen Kleidern zu und vor ihm in die Hocke. Müde Augen blickten ihn an.
"Seid gegrüßt. Habt ihr von einem Khajiit gehört, der in letzter Zeit hier in Anvil angekommen ist?", und Raccan reichte dem Bettler ein paar Septime in die schmutzige Pranke. Dieser musterte das Geld einen Augenblick und ließ dann ein zahnloses Grinsen sehen. "Geht in die Schwimmende Schüssel hier hinter mir, fragt Bert, er sitzt am Tresen und bechert sich die Hucke voll; der bekommt alles mit. Sagt, dass Ulfgard euch schickt", und plötzlich war das Geld verschwunden und der Bettler verfiel in seine Trance zurück. Etwas erstaunt darüber, wie ein paar Septime doch die Zunge lockerten und dieser griesgrämigen Person ein Lächeln entlockten, erhob sich Raccan und schaute sich die Spelunke hinter dem Bettler an. Auf dem Schild stand "Zur Schwimmenden Schüssel", und diese "Taverne" sah alles andere als einladend aus. Aber wenn er Informationen wollte, musste er wohl da rein, und so schob er die knarrende Tür auf und betrat das Haus.
Drinnen hielt Raccan erst einmal inne, der Geruch, der ihn entgegenschlug, raubte ihm den Atem. Eine Mischung aus Fisch, Erbrochenen, Bier und Schimmel, dies beschrieb es ziemlich genau. Nachdem sich der Rothwardon gefangen hatte, trat er ein paar Schritte in den Schankraum hinein. Der Laden war gut besucht, an jedem morschen Tisch saßen Seemänner, vereinzelt auch Frauen, und unterhielten sich lautstark über belanglose Themen wie der Seefahrt, Prügeleien, Alkohol oder Ungeheuer. Einige warfen Raccan einen mürrischen oder feindseligen Blick zu, als dieser sich zum Tresen vorkämpfte. Er fühlte sich hier nicht recht wohl, ein falsches Wort oder Blick, so kam es ihm vor, konnte dazu führen, dass er hier von der versammelten Mannschaft zusammengeschlagen wurde, und darauf hatte er nun gar keine Lust. An der Theke stand ein Bosmer und unterhielt sich mit einem Artgenossen. Raccan stutze. Nein, nicht nur mit einem Artgenossen. Er unterhielt sich....mit sich selbst! Der Rothwardon hielt erst einmal überrascht inne, und die beiden Waldelfen bemerkten seinen Blick.
"Schau mal, Maenlorn, noch einer, der noch nie Zwillinge gesehen hat", meinte der linke spöttisch. Der rechte nickte. "So zu starren ist aber auch reichlich unhöflich.".
Raccan schüttelte hastig den Kopf. "Nein, nein, Verzeihung. Ich suche Bert, Ulfgard meinte, ich fände ihn hier drinnen.". So etwas Seltsames aber auch, außer den Klamotten gab es keine Unterschiede.
"Bert, soso...", und die Blicke der beiden Elfen fielen auf die Bewaffnung von Raccan. "Wenn du hier Stress machen willst, verlässt du dieses Haus nicht mehr stehend", motze Maenlorn (oder war es doch der andere? Raccan hatte es vergessen) und deutete auf einen zerrissen aussehenden Typen in der Ecke, der einsam in einen halbvollen Krug Bier starrte. Der Rothwardon bedankte sich freundlich und kämpfte sich zu dem Bettler durch, wobei er den ein oder anderen gehässigen Ellenbogenschlag oder gestellten Bein ausweichen musste. Bei Bert angekommen ließ er sich auf dem freien Platz dem Mann gegenüber nieder; dieser blickte nicht einmal auf. Zunächst musterte Raccan den Kerl vor sich: Unrasiert, Bettlerkleidung, recht kräftig, Bretone, fettige schulterlange braune Haare. Sympathisch war etwas anderes, aber dennoch schlug der Assassine einen freundlichen Tonfall an.
"Hallo, Bert. Ulfgard schickt mich von draußen, er meint ihr könntet mir bei der Suche nach einem Khajiit helfen. Ich muss wissen ob einer in der letzten Zeit angekommen ist hier in Anvil.".
Eine lange Zeit geschah nichts, der Mann zeigte auch keine Reaktion. Raccan dachte schon, dass der Bretone ihn nicht verstanden hatte und wollte schon noch einmal ansetzen, als dieser plötzlich leise zu sprechen begann, ein wenig lallen schwang in der Stimme mit.
"Diese dämlichen Katzen. Zum Glück, nein, keine angekommen. Nur die üblichen verdammen Echsen hier in Anvil. Und die dämlichen Wachen. Dämliche Brut. Dämliche Händler. Alles dämlich. Khajiit? Nein, wirklich nicht. Und das wüsste ich. Ich hasse dämliche Khajiit."
Der Rothwardon war etwas verwirrt. Konnte er diesem sturzbesoffenen Kerl trauen? Auf der anderen Seite sprachen Betrunkene meistens die Wahrheit. Sehr viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen hatte er allerdings nicht, denn plötzlich wurde er von einer verführerischen, weiblichen Stimme angesprochen.
"Ihr seid nicht von hier, das sieht man..."
Raccan blickte auf, und neben ihm stand eine wunderschöne Rothwardonin mit langem schwarzen Haaren und einem blauen Kleid, welches ihren attraktiven Körper genau an den Rundungen betonte, welche einem Mann sofort ins Auge fielen, und auch der Assassine blieb mit seinem Blick zunächst an ihrem Ausschnitt hängen, bevor er ihr in die braunen Augen blickte, was aber wohl eher daran lag, dass er saß und sie stand. Die Frau quittierte dies mit einem warmen Lächeln, legte ihm ungefragt ihren Arm um die Schultern und bewegte ihren Lippen so nah an sein Ohr, dass sie ihn fast berührte.
"Wenn du sehen willst, was sich unter dem Kleid versteckt, komm kurz vor Mitternacht zu dem Bauernhof südöstlich von Anvil. Ich warte auf dich...", und die letzten Worte stöhnte sie ihm beinahe ins Ohr. Dann löste sie sich geschmeidig von ihm und ehe er fragen konnte, was das bedeutete, drehte sie sich um und verließ mit schwingenden Hüften die Spelunke, wobei sie neugierige und geifernde Blicke nach sich zog. Raccan jedoch blieb noch einen Moment lang verdutzt sitzen, eher er ein "Ich danke euch" Richtung Bert sprach und sich erhob; Bert quittierte dies seinerseits mit einem lauten Rülpser und starrte dann weiter in seinen Krug. Der Rothwardon bewegte sich eilig auf den Ausgang zu. Was war denn das gerade eben? ging ihm dabei durch den Kopf, und er stieß die Tür auf und trat hinaus.
Er wollte die Frau finden, ihm kam das Ganze sehr suspekt vor, aber sie war verschwunden; so sehr er sich auch bemühte, sich immer wieder umblickte und mit den Augen den Hafen absuchte, sie war verschwunden. Enttäuscht stemmte er die Hände in die Hüften. "Na dann werde ich wohl weiterreisen; in Anvil ist der Khajiit ja nicht", und er wollte sich zum gehen wenden. Dazu kam er jedoch nicht, denn plötzlich packte ihn eine kräftige Hand an der Schulter, riss ihn herum, und er sah eine Faust auf sich zufliegen.

Die Pranke des Nords traf ihn wie eine Dampframme, und er flog zurück und landete mit dem Hintern auf den Planken. Sein Mund füllte sich mit Blut, und er betrachtete, noch etwas benommen, sein Gegenüber. Es handelte sich um einen kahlköpfigen Nord mit dem Körperbau eines Kleiderschranks. Unzählige Tattoos und Verzierungen schmückten seine Arme und Beine, die meisten hatten etwas mit der Seefahrt zu tun. Der Muskelprotz schwankte ein wenig, ganz offensichtlich war er stark alkoholisiert, was bei einem Nord wohl bedeutete, dass er ein ganzes Fass voll Schwarzgebrannten intus haben musste. Raccan schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden und rappelte sich langsam auf. Kaum war er auf den Beinen, spuckte er das Blut auf den Boden, was der Nord mit einem zufriedenen Grinsen quittierte. Um die beiden herum hatte sich ein Kreis gebildet, keiner traute sich einzumischen, aber dennoch waren genug Leute neugierig was hier denn vor sich ging.
"Diiieeehhh Frauuu gehööört miiiir...", lallte der Barbar plötzlich lauthals los und zeigte mit dem Finger auf Raccan. "Mmmmmich hat seee zuuuuerssst ange....ange...besprooochn".
Dem Rothwardonen dämmerte jetzt, worum es ging, und er hatte die Ahnung, dass mit dieser Alkoholleiche nicht vernünftig zu reden war. Trotzdem versuchte er es. "Ich will doch gar nichts von ihr...".
"Duuuuhhhh lügst, duuuuh hast auf ihre....Brüüüühste gestaaaaahrrt", und der Kollos machte einen schwankenden Schritt auf Raccan zu.
Leugnen zwecklos, das habe ich tatsächlich wirklich, und dabei muss er leicht gegrinst haben, denn nun brachen bei dem Nord alle Dämme und er stürzte auf Raccan zu. Dieser machte einen Ausfallschritt zur linken Seite und wich dem Koloss aus, was angesichts dessen Zustandes ein Leichtes war, denn der Nord reagierte beinahe nur im Zeitlupentempo. Raccan hatte nicht die Absicht, ihn zu töten, aber um dieses Tier umzuhauen bedurfte es mehr als einen einfachen Schlag. Er ballte die linke Faust, und kaum hatte sich der Nord, in leicht gebückter Haltung den Kopf zu ihm gedreht, schlug Raccan zu. Dabei hatte er weit ausgeholt und darauf geachtet, sein gesamtes Körpergewicht hinter die Faust zu bekommen, was ihm offensichtlich sehr gut gelungen war. Krachend schlug seine Linke gegen die rechte Gesichtshälfte des Nords, und dieser brach wie ein nasser Sack zusammen und schlug bewusstlos auf den Boden auf. Ein Raunen ging durch die umstehenden Leute, und abwechselnd blickten sie ungläubig zwischen Raccan und dem Nord hin und her. Der Rothwardon inzwischen hatte seine Körperhaltung gelockert, blickte um sich und massierte sein Handgelenk; ihm kam es gerade so vor als habe er gegen eine Wand aus Stahl geschlagen, und dies machte sich in seinen Knochen bemerkbar. Wortlos drehte er sich um und ging Richtung Stadttor davon. Das Kapitel Anvil war für ihn beendet, hier ist der Khajiit nicht durchgekommen; und sich noch länger hier aufhalten wollte er auch nicht, am Ende hatte er noch eine ganze Horde betrunkener Nord-Seeleute am Hals, das konnte er nicht brauchen. An die Frau dachte Raccan auch nicht mehr, zu plump und spontan war ihm diese Offerte vorgekommen als dass sie wirklich ernst gemeint war.
Kurze Zeit später fand er sich wieder auf seinem Pferd wieder und ritt Richtung Skingrad & Kvatch. Jetzt noch ärgerte er sich, dass er die 5 Septime bezahlt hatte, er war nicht einmal eine Stunde in Anvil, da hatte sich diese Investition nicht gelohnt. Etwas außerhalb der Stadt saß er ab und befühlte seine Wange. Der Nord hatte ordentliche Arbeit geleistet, die Stelle wo er getroffen hatte, schmerzte und fing an zu schwellen, vielleicht war der Knochen sogar angebrochen. Hastig kramte er in der Satteltasche und holte einen kleinen abgedeckten Becher hervor, in dem eine dunkelgrüne Paste war. Eine Fingerspitze nahm er heraus und verschmierte sie auf seiner Wange, bis sie nicht mehr zu sehen war. Diese Salbe, aus Frauenmantel und Steinpilzen, vermengt mit Fett, unterstützte die natürliche Regeneration des Körpers um ein Vielfaches, innerhalb von ein paar Stunden würde er sich besser fühlen. Ordentlich verstaute er wieder alles, schwang sich in den Sattel und setzte seinen Weg fort.
Auf seinem Weg Richtung Skingrad kamen ihm allerhand Reisende entgegen, allerdings sahen die wenigstens sonderlich glücklich aus. Im Gegenteil, gehetzte und panische Gesichter erblickte er und musterten ihn, einige Frauen weinten und zogen ihre Kinder mit sich. Auffallend war, dass nur wenige Richtung Skingrad zogen, und wenn dann handelte es sich dabei um kleine Trupps Wachen oder um Händler mit ihren Wagen. Er fragte sich ernsthaft, ob es schlau war, weiterzuziehen, denn es dämmerte langsam und schon ein Gasthaus hatte er links liegen lassen. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und der Wald wurde dichter, schon fast hatte er sich damit abgefunden, die Nacht hier draußen zu verbringen, als ein Haus am Wegesrand auftauchte. Es stellte sich als Gottshaw-Herberge heraus, mit einem überdachten Stall an der Seite. Es war niemand zu sehen, so brachte er sein Pferd einfach da hinein und betrat dann das Haus durch den Vordereingang.
Drinnen war es dunkel, abgesehen von der Kerze, welche am Tresen brannte. Die Einrichtung präsentierte sich hauptsächlich im rustikalen Stil; einige Tische standen herum, an denen aber die Stühle hochgestellt waren. Insgesamt betrachtet sah das Ganze wenig einladend aus; wie als wäre die Herberge geschlossen worden. Etwas verwirrt trat er an die Kerze heran und schaute sich um.
"Hallo? Ist hier jemand?", rief er einfach mal auf gut Glück. Man hörte ein gedämpftes Poltern, dann wurde eine Tür hinter dem Tresen geöffnet und ein Waldelf trat heraus, der sichtlich überrascht aussah und Raccan fragend anblickte. Als er keine Anstalten machte, etwas zu sagen, bohrte der Rothwardon weiter.
"Bekommt man hier noch ein Zimmer?".
"Ihr wollt ein Zimmer?", große Überraschung schwang in der Stimme des Bosmers mit.
"Ja, eigentlich schon, aber zuerst müsst ihr mir sagen warum das alles hier aussieht als ob ihr nicht mehr offen habt".
Der Waldelf machte ein forschendes Gesicht; so recht schien er Raccan dessen Ahnungslosigkeit nicht abzunehmen. "Von wo stammt ihr?", fragte er stattdessen.
"Aus Hammerfell", und kaum hatte der Assassine die Worte ausgesprochen, zeigte sich Erkenntnis bei dem Mann.
"Hammerfell, da ist diese Krise noch nicht so verbreitet. Obliviontore, ich sag's euch. Überall im ganzen Reich, Unmengen von Daedra. Und als ob das nicht genug wäre, haben sie zu allem Überfluss gleich mal Kvatch überrannt. Kvatch ist nicht weit von hier wie ihr vielleicht wisst. Demzufolge kann ich meine Herberge erst einmal schließen, wer will schon in der Nähe dieser Hölle rasten. Schon ich selbst bekomme meine Zweifel, ob ich hierbleiben sollte. Ich habe Bekannte in Anvil, zu denen werde ich gleich aufbrechen. Also tut mir leid, ich habe kein Zimmer für euch. Ich würde euch auch empfehlen, sofort weiter zu ziehen nach Skingrad, wenn ihr ein gutes Tempo anschlagt schafft ihr es bis Mitternacht. Und macht einen Bogen um die Garnison, welche an der Abzweigung Richtung Kvatch rastet. Mittlerweile ist es so schlimm, dass sie jeden Vorbeiziehenden zwangsrekrutieren, der auch nur im Entferntesten danach aussieht als ob er kämpfen könnte.".
Raccan nickte stumm und verließ die Herberge. Das war nicht das was er hören wollte. Sich mit Daedras anlegen zu müssen war so gar nicht in seinem Sinne, auch wenn er nur im Entferntesten überhaupt wusste, was Daedra überhaupt waren. Irgendetwas Übernatürliches aus der roten Ebene, er hatte die Priester oft davon erzählen hören, mit klaren Aussagen war es bei denen aber nicht weit her, zu oft verloren sie sich in Metaphern, die das Ganze nur allzu stark verfälschten. Eine Katastrophe in Kvatch also, das erklärt Einiges. Raccan machte das Pferd fertig und reiste weiter den Weg entlang Richtung Skingrad; aufsteigen jedoch unterließ er, sondern er führte das Tier zu Fuß an den Zügeln hinter sich her, um so zu vermeiden, dass er der von dem Bosmer erwähnten Garnison in die Arme ritt.

Das Lager an der Abzweigung Kvatch-Skingrad hatte Raccan hinter sich gelassen, dabei gestaltete sich diese Unterfangen einfacher als gedacht. Schon von Weitem hatte er es gesehen und sich im Schutze der Nacht einfach ins Gebüsch geschlagen und war zum Weg parallel mitgelaufen ehe er einige hundert Meter hinter dem Lager wieder auf die Straße getreten war; Angst vor wilden Tieren hatte er nicht, die würden sich nicht so nah an ein großes Lager herantrauen. Im nachhinein betrachtet war das sicherlich leichtsinnig, Cyrodiil ist soviel anders als Hammerfell, warum sollten sich dann auch die Tiere gleich verhalten. Raccan schob den Gedanken beiseite und setzte seinen Weg fort, aber weit kam er nicht, da wurde ihm der Weg schon wieder versperrt. gerade noch rechtzeitig bemerkte er es, sodass er abermals ins Gebüsch ausweichen konnte.
Die Straßensperre stellte sich als Machwerk von Banditen heraus, welche die Straße blockierten und so arglose Reisende, Händler oder gar Flüchtlinge abfingen. Zuerst dachte Raccan an eine Maßnahme der Armee, aber die bunten Rüstungen und die zusammengewürfelte Truppe mutete doch sehr nach Kriminellen an. Da es sich um etwa 10 dieser Plagegeister handelte und Raccan weder die Lust hatte, sich ausnehmen zu lassen, noch sich mit ihnen anzulegen (wobei eine offene Konfrontation ausschied und nur das zeitraubende Infiltrieren bliebe) entschied er sich für dieselbe Variante wie bei dem Garnisonenlager. So schlug er sich mitsamt Pferd abermals in die Büsche, diesmal in nördliche Richtung, um dann den parallelen Weg zu nehmen. Diesmal holte er jedoch etwas weiter aus, da er sich nicht sicher war, wie weit nun die Wachen des Lagers verstreut standen.
Letztendlich brauchte der Rothwardon viel länger als beabsichtigt, was aber weder an dem unwegsamen Gelände noch an der Dunkelheit lag. Denn kaum hatte er den Weg Richtung Osten eingeschlagen, stolperte durch Zufall über eine Ruine - Miscarcand.
Diese alten Gemäuer zogen ihn in einen Bann, dem er sich, trotz der Dunkelheit, nur schwer entreißen konnte. Zuerst hatte er sich fluchend durch das Gehölz geschlagen und stand dann plötzlich vor der Statue eines Phönix, umgeben von weißem Gestein und geschwungenen Rundbögen. Selbst für Raccan, der nicht viel für Magie außer der eigenen Illusionen übrig hatte, war die Präsenz von etwas Höherem an diesem Ort spürbar. Die Tatsache, dass die Ruine selbst, wie auch immer, ein leichtes bläuliches Licht abstrahlte, verstärkte diesen mystischen Eindruck nur umso mehr. Gefesselt zog Raccan den Handschuh aus und berührte das Mauerwerk. Es fühlte sich kalt an, und überhaupt nicht magisch; dennoch bildete sich der Rothwardon ein, dass er an einem besonderen Ort gelandet war, und so Unrecht hatte er damit nicht. Er begutachtete die leuchtenden Mauern und fand auch ziemlich schnell die Ursache dieses Leuchtens. Kleine blaue Splitter, wie Glas, lagen überall verstreut, anscheinend waren sie mal Teil eines ganzen Steines, Raccan wusste es nicht, er hatte so etwas noch nie gesehen. Die Priester jedoch kannten diese...Dinger...bestimmt. Ein etwa fingernagelgroßes Stück hob er auf und begutachtete es. Ein leichter Schimmer ging von ihm aus, und er wusste, dass er hier das Geschenk für Sahi vor sich hatte, nach dem er schon die ganze Zeit gesucht hatte. Er würde es einem Schmied zukommen lassen und es zu einem Anhänger für eine Halskette verarbeiten lassen. Rasch steckte er das Bruchstück ein und erhob sich. Er musste weiter, aber irgendwo in seinem Hinterkopf flammte der Wunsch auf, die Ruine zu betreten und zu erforschen. Er würde hierher zurückkehren und sein Vorhaben in die Tat umsetzten, das nahm er sich an dieser Stelle vor. Noch ein letztes Mal ließ Raccan die Augen über diese riesige Anlage wandern, dann packte er das Pferd an den Zügeln und zog es weiter Richtung Osten.
Nach einigen hundert Metern schlug der Assassine wieder den südlichen Weg ein und traf kurze Zeit später auf die Hauptstraße. Links und Rechts war nicht von den Banditen zu sehen, und so setzte er seinen Weg nach Skingrad fort.

Erst spät nach Mitternacht traf er an dem Tor der Stadt ein und ein merkwürdiges Gefühl übermannte ihn, als er das Pferd in den Stallungen abgab und anwies, dass es am kommenden Morgen zur anderen Seite gebracht werden sollte, denn er rechnete nicht damit, den Khajiit hier zu finden. Sein Kloß im Hals verdankte er aber den Umstand, dass seine "Geschichte" quasi hier ihren Lauf genommen hatte. Bestürzt blickte auf den seitlich abgehenden Weg vor dem Tor und musste an die Dunmerin im Wald denken, welche er um ein Haar gelyncht hatte und welche wahrscheinlich nur darauf wartete, ihn zu beseitigen, schließlich kannte er ihr Handwerk als Außenstehender. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sehr viel offenherziger als erlaubt durch die Gegend reiste. Er durfte keine Aufmerksamkeit erregen, sonst würde er sie nur auf seine Fährte führen, sie konnte schließlich hinter jeder Ecke lauern. Der Wächter vor dem Tor hielt sich nicht lange mit Kontrollen auf und ließ Raccan schließlich ohne Proteste passieren.
Drinnen blickte sich der Rothwardon zunächst etwas ratlos um. Er erinnerte sich an seine Behausung, welche schon recht vornehm war. Dahin wollte er jetzt nicht mehr unbedingt, denn er hatte auch nicht vor, wieder so mit Gold um sich zu werfen wie noch bei seinem ersten Besuch in dieser Stadt, das konnte er sich auch gar nicht erlauben. Jedoch kam ihm diese andere Taverne in den Sinn, hatte die Dunmerin sie nicht erwähnt? Oder war er von selbst darauf gekommen? Raccan wusste es nicht mehr, aber er beschloss, dass dies der bessere Ort zum nächtigen war, zumindest für einen "einfachen" Reisenden. Kurze Zeit später betrat er das robust gebaute Haus, welches er entgegen aller Befürchten auf Anhieb gefunden hatte.
Drinnen musste er sich erst einmal orientieren. Er hatte den Eingang genommen, welcher seiner Meinung nach der Hauptzugang war, aber ein Tresen war weit und breit nicht zu sehen. Stattdessen befand er sich auf einer höheren Etage, deren Mitte ausgespart wurde, sodass man in den unteren Bereich blicken konnte. Tische und Stühle, viele davon, und der Tresen, hinter dem eine Hochelfe auf einem Stuhl saß und in einem Buch blätterte. Als Raccan die knarrende Holztreppe heruntergestiegen kam und an die Theke trat, blickte die Elfe auf und schaute freundlich drein.
"Ein Zimmer?", fragte sie mit ruhiger Stimme.
Raccan nickte und musterte die Elfe genauer. Weiße Haare, glatte hellgelbe Haut, eine zierliche Gestalt. Das Alter zu schätzen viel ihm nicht leicht, denn das war es bei Elfen nie, aber schließlich machte er sie bei etwa um die 30 (nach Menschenjahren) fest. Während die noch in dem Gästebuch blätterte und ein Zimmer suchte, versuchte Raccan ein Gespräch in Gang zu bringen. "Ihr gehört zu den zwei Schwestern?".
Die Hochelfe schaute erst entrüstet auf, aber als sie Raccans ahnungsloses Gesicht sah, schmunzelte sie wieder. "Nein, Nein. Ich bin nur die Nachtwache, und wenn dann ist sowieso nur eine Schwester hier, der anderen gehört die Pferdezucht draußen vor den Toren der Stadt. Ich heiße Elda. Euer Name, damit ich ihn eintragen kann?".
"Raccan", mehr sagte er nicht, denn wie schon so oft in letzter Zeit war ihm nicht groß nach reden zumute, woran das genau lag wusste er jedoch nicht.
Die Hochelfe nickte, kramte in einer Schublade nach dem Schlüssel und legte ihn auf den Tresen, dann deutet sie hinter den Rothwardonen in einen Gang. "Da entlang, die Treppe hinauf, die erste Tür rechts. Auf das Essen müsst ihr wohl bis morgen früh warten. Ich wünsche gute Nachtruhe", und Elda setzte sich wieder auf den Stuhl und blätterte in ihrem Buch weiter.
Raccan bedankte sich einsilbig und begab sich auf sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und blickte sich erst einmal um. Ein einfaches Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Truhe und ein Spiegel. Ja, was brauchte man denn auch mehr? Einen Blick warf er auf die Tür und einen auf das Fenster, beide sahen stabil aus; trotzdem steckte er den Schlüssel von innen und verschloss die Tür, ebenso prüfte er das Fenster; er wollte nicht schon wieder des nachts überfallen werden, er hatte das nicht vergessen. Dann legte Raccan langsam und ordentlich die Rüstung auf die Truhe und legte sich auf das Bett. Morgen schreibe ich Sahi eine Nachricht. Ja, ganz bestimmt. Oder ich suche erst einmal einen Schmied. Oder sollte ich lieber... aber da wurde es auch schon schwarz um ihn herum und er schlief ein...

Van Tommels
24.09.2011, 16:53
Mit schmerzenden Rückgrat erwachte Raccan früh am Morgen, und ächzend erhob er sich aus dem Bett. Wie kann man auf diesen Matratzen schlafen, dachte er sich und ließ durch ausschweifende Bewegungen seine Knochen knacken. In Hammerfell waren die Betten anders; härter würde es ganz gut beschreiben. Schwerfällig kleidete sich der Rothwardon an und begab sich in den Schankraum.
Viel war hier nicht los, aber dafür erkannte Raccan unter den drei Personen, welche anwesend waren, zwei bekannte Gesichter. Zum Einen Elda, welche gerade ihren Platz am Tresen räumte und sich dabei freundlich mit einem älteren Kaiserlichen unterhielt, und zum anderen saß eine ihm nur allzu bekannte Bosmerin an einem der Tische, las ein Pergament namens Rappenkurier und trank ein Glas Milch. Etwas anders als das letzte Mal sah sie schon aus; die Haare waren länger, sie trug ein Giftgrünes Kleid, welches einen tiefen Ausschnitt besaß der ihre Rundungen nur zu gut betonte, und hatte wertvoll aussehende Ringe in den Ohren und an den Fingern. So ganz passte dies nicht in das Bild der aufmüpfigen Tochter eines Adligen (abgesehen von den kurvigen Reizen), die er noch vor Wochen (oder waren es Monate?) bei seinem Aufenthalt ohne Gedächtnis hier in Skingrad kennengelernt hatte. Kennengelernt? Wie hieß sie eigentlich? Jetzt schämte sich der Assassine ein wenig, er hatte diese Frau eigentlich nur für den Zweck der Informationsbeschaffung benutzt. Gerade überlegte er ob er sich zu ihr setzen sollte, da blickte sie auf und schaute ihn direkt an. Kurz darauf wandte sie die Augen wieder ab, und Raccan fragte sich schon, ob er die Frau vielleicht verwechselte, dann aber blickte sie ihn wieder an, diesmal mit einer Art, welche aussagte, dass sie nun wusste wer er war. Sie lächelte, und der Rothwardon setzte sich dann, nachdem er an den Tisch getreten war, ihr gegenüber.
"Schön, euch wieder zu sehen, Namenloser...", grinste sie ihn an, woraufhin Raccan ein verdutztes Gesicht machte. "Nun schaut nicht so, ich kenne euren Namen ja noch immer nicht...".
Der Assassine räusperte sich. "Ich heiße Raccan, entschuldigt, dass ich dies letztens...vergaß", und damit sagte er mehr oder weniger sogar die Wahrheit.
"Raccan...", wiederholte sie säuselnd und lächelte zweideutig. "Ist nicht schlimm, ich habe euch ja auch nicht meinen gesagt. Adya...", und sie schenkte ihm einen kecken Blick; genauer betrachtet konnte sie nicht älter als zwanzig sein, so würde es zumindest Raccan einschätzen, aber bei den Elfen wusste man dies ja nie so genau.
"Eure freie Phase habt ihr jetzt wohl überstanden...", und er nickte Richtung Kleid und dem Schmuck. Daraufhin verdrehte die Waldelfe jedoch die Augen.
"Mein Vater gibt keine Ruhe, also mach ich ab und an sein Brave-Tochter-Spiel mit", meinte sie entnervt und nippte an ihrem Glas. Sogleich fuhr sie fort. "Aber ihr habt euch auch sehr...verändert...", und mit unverhohlenen Blick musterte sie den Rothwardonen. "Ich habe euch fast nicht erkannt...".
"Ja, ich habe in den letzten Wochen einige...Dinge geklärt...", und nun fragte sich Raccan, warum er mit dieser quasi Fremden so offen redete; warum sie das tat war offensichtlich, der Spass, den sie sonst abgriff, schien ihr nicht zu genügen. Dennoch stellte sich die Frage, warum er sich schon wieder mit ihr einließ, normalerweise war sie weder der Art Mensch noch die Art Frau mit der er sich sonst abgab, denn er hatte weder mit dem Adel noch mit lüsternen Frauen groß etwas am Hut. Als Raccan die kurze Schweigepause brach, wusste er die Antwort.
"Sagt, ihr habt nicht zufällig einen euch unbekannten Khajiiten hier gesehen...", und nun wusste der Assassine, was Sache war. Wieder einmal konnte er es nicht lassen und wollte sie als kostenlose Informationsquelle missbrauchen; dieses Mal allerdings tat er es bewusst und nicht aus Verzweiflung über den Verlust seines Gedächtnisses.
Die Reaktion auf seine Frage war zunächst ein ungläubiger Blick, der sich einen sekundenbruchteil später in Enttäuschung verwandelte. "Ach, darum geht es euch also...", murmelte sie vor sich hin und blickte, sichtlich geknickt, auf ihr Milchglas. Offensichtlich kam sie sich genauso vor wie Raccan es eingeschätzt hatte. Dann aber konnte man sehen, wie der Glanz in ihre braunen Augen zurückkehrte, und sie setzte ihren frechen Ausdruck aus, welcher nur zu gut zu ihrem fein geschnittenen Gesicht passte. "Wenn ihr versprecht, mich zu dem Bankett meines Vaters zu begleiten, dann helfe ich euch..." grinste sie breit und drippelte mit den Fingern auf der Tischkante herum, während sie den erstaunten Raccan belustigt musterte.
Der Rothwardon war baff. Von einem Moment auf den anderen war er dermaßen überrumpelt worden, dass er gar keine Möglichkeit fand, zu seiner gewohnten Abgeklärtheit zurückzufinden, und so lehnte er sich, geräuschvoll ausatmend, zurück und betrachtete die hübschen Waldelfe vor sich, die ihn amüsiert beobachtete. Ein Empfang? Ich auf einem Empfang? Mit Leuten, die ich nicht mal im Entferntesten kenne, in einem Kreis, zu dem ich mich nicht einmal ansatzweiße dazugehörig fühle? Ist das ein Test? Nur eine simple Bewährungsprobe von ihr?
Jäh wurde sein Gedankengang unterbrochen, als die zuckersüße Stimme von Adya erklang: "Jeden anderen, der bei solch einem Angebot so lang überlegt hätte, würde ich schon längst abschreiben...", und die erwartungsvollen Augen, welche allerdings auch einen gewissen Schalk beinhalteten, suchten die seinen und forschten nach einer Antwort.
Gib dir einen Ruck, das bist du ihr schuldig, schließlich hat sie dir damals sehr weitergeholfen, auch wenn du das noch nicht gewusst hast, und sie will dir auch jetzt unter die Arme greifen. Und so nickte Raccan. "Gut, einverstanden. Ich werde euch begleiten...", antwortete er schließlich, und die Bosmerin zeigte ein freudestrahlendes Gesicht.
"Das war ja einfach...", frotzelte sie, strich sich durch die langen Haare und belegte den Assassinen mit einem schelmischen Blick.
"Wann findet das Bankett eures Vaters denn statt?", fragte er sie nach einer kleinen Pause, in der er das Ganze erst einmal sacken lassen musste, denn nun wurde ihm erst bewusst, zu was er hier eigentlich seine Zustimmung gegeben hatte.
"In zwei Wochen...", flötete sie und war sichtlich glücklich mit sich und der Welt.
In zwei Wochen? In dieser Zeit könnte ich den Khajiiten suchen. Stattdessen soll ich mich zwei Wochen auf solch ein Bankett vorbereiten? Nein, das darf nicht sein. Mit festen Worten richtete er sich an Adya. "Adya, ich gebe euch mein Wort, dass ich euch begleiten werde. Aber ich bin nicht zum Vergnügen hier in Cyrodiil; ich suche einen Khajiiten, und es ist wirklich wichtig, dass ich ihn finde. Ich schwöre euch, ich halte mein Versprechen, aber bis dahin muss ich wirklich weiter nach ihm suchen, und alles, was ich erfahren kann, könnte der entscheidende Hinweis sein.".
Die Waldelfe seufzte, als Raccan geendet hatte. "Wie mein Vater, Aufträge hier, Geschäfte dort. Wenn du nicht so süß wärst, würde ich dir das nicht durchgehen lassen...", stichelte sie und wechselte bei dieser Gelegenheit gleich ungefragt ins Du. Raccan schwieg, weil er wusste, dass die Bosmerin gleich etwas nachsetzen würde. "Wie in jeder Stadt sind die Bettler und Landstreicher, so unattraktiv die auch allesamt aussehen, das Auge und Ohr der Stadt. Nichts entgeht ihren Sinnen, und gegen einen kleinen Obolus lassen sie dich gerne teilhaben daran. Wenn du Khajiits suchst, wirst du wohl in Bravil und der Kaiserstadt auch fündig, dort wimmelt es von diesen...Dingern", und Adya rümpfte die Nase. Dann erhob sie sich, trat an Raccan heran und flüsterte mit freundlicher Stimme in sein Ohr: "Aber ich warne dich, wenn du mich versetzt, dann kratze ich dir nicht nur die Augen aus, Raccan...", und sie kicherte, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ den verdutzten Rothwardonen einfach sitzen.
Verwirrt blickte dieser der Waldelfe hinterher bis sie aus der Herberge verschwunden war, wobei seine Augen nicht ganz so zufällig an ihrem einladenden Hinterteil hängen blieben, war dieses doch durchaus ein Blickfang. Dann drehte er sich wieder zum Tisch und sinnierte über das eben Erlebte nach. Der Umgang gerade war schon mehr als vertraut, dies stand außer Frage; Raccan war sich jedoch sicher, dass den Hauptanteil daran Adya hatte. Ihre Art war sehr bestimmt, forsch und selbstbewusst; sie wusste was sie wollte und wie sie es sich beschaffen konnte, und dabei half ihr neben ihrem blendenden Aussehen auch ihr Verstand, denn der Schachzug mit der Bankett-Einladung war mehr als brillant. Allerdings hatte sie ihm auch sehr gut weitergeholfen; zwar war die Information, dass die Bettler vieles wussten, nicht neu für ihn, jedoch hatte er das schon wieder ganz vergessen gehabt. Außerdem hatte er erfahren, dass sich Bravil als nächste Anlaufstelle ebenso gut eignete wie die Kaiserstadt.
Zunächst musste er das Ganze erst einmal setzen lassen, und so bestellte er ein Frühstück bei der immer noch anwesenden Elda. Nach der Mahlzeit, welche aus Brot, Fleisch und einem kleinen Kwama-Ei bestand (letzteres kannte Raccan nicht, aber es schmeckte ihm trotzdem), verließ er die Herberge und sah sich auf den Straßen um. Er rechnete nicht damit, hier auf den Khajiiten zu treffen, das wäre zu einfach gewesen; stattdessen versuchte er Adyas Rat zu befolgen und einen Bettler zu finden, aber so sehr er sich auch umsah, keinen konnte er entdecken. Schließlich sprach er einen der Wächter an, der an einer größeren Brücke stand, welche über die Hautstraße führte.
"Die Bettler? Die sind um diese Uhrzeit bei der Morgenmesse in der Kirche. Der Priester mag zwar keine Bettler, aber sein Gelöbnis zwingt ihn wohl dazu, sich um sie zu kümmern...", spottete der Mann und winkte ab. Raccan bedankte sich und schlug den Weg zur Kirche ein, denn diesen kannte er ja bereits von seinem früheren Besuch in Skingrad.

Auf dem Vorplatz des Gotteshauses angekommen hielt Raccan inne. Sollte er wirklich in die Kirche gehen und irgendeinen Bettler ansprechen, ihm vielleicht noch ein paar Septime unter die Nase halten und Informationen aus ihm herausbekommen? Das würde doch auffallen, und schließlich hatte er sich vorgenommen, keine Aufmerksamkeit mehr zu erregen; zugegeben, der Schachzug mit der Zusage zu dem Bankett war dabei alles andere als hilfreich, aber dies würde hoffentlich zu einem Zeitpunkt stattfinden, an dem er nichts mehr zu befürchten hatte. Auf dem Platz war nicht viel los, so beschloss der Assassine, auf den Stufen der Treppe, die zur Kirche hinaufführten, zu warten. Von drinnen hörte man Gesang und irgendwelches Gerede, auf dessen Inhalt sich der Rothwardon jedoch keinen Reim machen konnte. Stattdessen blickte er auf das Pflaster vor sich auf dem Boden und dachte über sich nach. Darüber, wie er hierhergekommen war; fremd, allein, ahnungslos. Dann war er mehr als glücklich nach Hammerfell zurückgekehrt und wurde dann unter noch glücklicheren Umständen zu seinem Stamm zurückgeführt. Satakal sei Dank. Ach was, Satakal hat damit rein gar nichts zu tun, was hat der schon für eine Macht außerhalb der Wüste? Raccan wusste, diese Worte laut vor seinem Stamm auszusprechen würde ihm den Tod einbringen. Dennoch kam er nicht umhin, sich zu fragen, warum dieser allwissende Gott ihn denn nun schon wieder in dieses Reich namens Cyrodiil geschickt hatte. War das nicht der Beweis dafür, dass Satakal außerhalb der Wüste ein Werkzeug brauchte; dass er, Raccan, nicht etwa diesen Gott brauchte, nein, der Gott brauchte ihn. Er brauchte Raccan, um seinen Willen Taten folgen zu lassen. Einen Bruchteil einer Sekunde lang spielte der Rothwardon mit dem Gedanken, den Auftrag hinzuwerfen; dann aber kam ihm Sahi in den Sinn. Die liebe, schöne, aber auch von der Tradition verblendete Sahi. Es würde schon reichen, würde der Häuptling auch nur einen Bruchteil der Gedanken von Raccan erfahren, seine Schwester wäre dem Untergang geweiht. In seinem tiefsten Inneren wusste der Assassine, dass das Oberhaupt bereits von seinen Zweifeln ahnte; zu oft und zu begeistert hatte er von der Zivilisation draußen, außerhalb der Wüste, erzählt. Aber solange Raccan tat, was die Priester und Zalanu von ihm wollten, konnten sie ihm nichts. Rein gar nichts. Und das stimmte den Assassinen ruhig, denn das bedeutete, dass auch seine Schwester nichts zu befürchten hatte. Verdammt, Sahi, ich wollte dir doch etwas schicken oder wenigstens einen Brief schreiben..., wurden seine Gedanken jäh unterbrochen, aber zur Wiederaufnahme kam er nicht mehr, denn sogleich öffnete sich das Portal der Kirche und unzählige Menschen strömten heraus...

Raccan hielt sich abseits der Menge neben der Treppe und fasste die verschiedenen Leute ins Auge. Es handelte sich um eine bunte Mischung von Personen; Adlige, normale Bürger, Bettler, Händler, Geistliche, Arbeiter, sie alle waren dieser Messe beigewohnt, wahrscheinlich die einzige Situation, in der sie alle dasselbe Ziel hatten und auf den Bänken Schulter an Schulter saßen, während sie dem Priester vorn am Altar lauschten. Der Glaube machte sie alle gleich, aber nach den Beobachtungen des Rothwardonen hielt dieser Umstand wohl nur bis zum durchschreiten der Pforte an, denn schon zerstreuten sie sich in alle Richtungen und hatten nicht einmal mehr den geringsten Blick füreinander übrig. Aber dies konnte Raccan gänzlich egal sein, denn kaum hatte sich die Masse aufgelöst, entdeckte er gegenüber der Kirche etwas abseits an der Hauswand einen Bettler sitzen, der ihn schon ins Auge gefasst hatte. Der Assassine straffte die Schultern und ging auf den Mann zu.
Bei ihm angekommen musterte er sein sitzendes Gegenüber erst einmal, und dieser tat dasselbe bei Raccan. Zerzauste Haare, trübe graue Augen, ein schmutziges Gesicht, verlebte Kleidung. Man sollte meinen, alle Bettler kleiden sich gleich, aber sofort rügte sich Raccan für diesen Gedanken; ob selbst schuld an dieser Situation oder nicht, so zu enden wünschte er niemanden. Er hockte sich vor dem Mann hin und blickte ihn an, und dieser ließ ein zahnloses Grinsen sehen.
"Ich bin mir sicher, ihr könnt mir helfen...", begann der Assassine mit gedämpfter Stimme, kramte in seiner Tasche und holte zehn Septime hervor.
"Da b-b-b-b-bin i-i-i-ich mi-i-i-ir s-s-s-s-i-i-i-i-cher...", stotterte der Kaiserliche und griff nach dem Geld, aber sogleich zog Raccan seine Hand weg.
"Nicht so schnell. Information gegen Septime. Ich suche einen Khajiit, der erst kürzlich hier in Cyrodiil angekommen ist, sein Name lautet Hawa'ajala", und in diesem Moment fragte sich der Rothwardon, ob das Ganze wirklich immer so einfach lief; in die Stadt, einen Bettler suchen, ihm ein paar Münzen in die Hand drücken, Informationen bekommen, denn auch diesmal wurde er nicht enttäuscht.
"Khajiit hatten wir einige hier, neu auch, ja, aber keiner von außerhalb Cyrodiils. Vielleicht auch nur nicht erwähnt, wenn ihr hinter ihm her seid wäre es unvorsichtig von ihm, mit seinem Namen oder Herkunft durch die Gegend zu laufen, nicht wahr...", sein Stottern war verschwunden, anscheinend war dies nur eine Masche des Bettlers.
Da ist etwas Wahres dran. Ich muss wohl präziser werden. Raccan holte das Pergament von seinem Häuptling hervor und rollte es auseinander. Darauf zu sehen waren zum einen seltsam anmutende Symbole, die selbst der Assassine nicht verstand, sie waren wohl irgendwelche magische Zeichen von den Priestern des Stammes. In der Mitte der Schlangenhautrolle jedoch wurde das Ganze greifbarer, denn hier war mit Farbe ein Abbild des Khajiits aufgezeichnet, darunter prangte der Name der Katze. Um die Schnurrhaare des Flüchtigen breitete sich schwarzes Fell aus, kurz über der Nase ging es abrupt in einen weißen Streifen über und der Rest des Gesichts hatte eine sandige Farbe; der Khajiit hätte durchaus als Allerweltsaussehen betitelt werden können, wenn er nicht zwei hervorstechende Merkmale hätte. Zum Einen sah sein linkes Ohr äußerst lädiert und ausgefranst aus, als wäre er einmal nur knapp einer Attacke entgangen, zum anderen hatte er mitten auf der Stirn einen schwarzen Punkt aus Fell, der den ebenmäßigen sandigen Farbton unterbrach. Die Augen von Hawa'ajala waren gelb und blickten verschlagen drein. Es war wirklich eine sehr originalgetreue und lebensechte Zeichnung, da hatten die Priester ganze Arbeit geleistet, befand selbst Raccan.
Nachdem der Bettler die Zeichnung studiert hatte, zog er eine Grimasse. "Ihr meint es wohl wirklich ernst mit ihm, was...", und er schielte nach den Septimen. "Wenn ich euch weiterhelfen soll, kostet euch das doppelt soviel...", und er machte ein unschuldiges Gesicht.
Raccan hatte diesen Mann durchschaut, selbst wenn er nun ablehnen und andeuten würde zu gehen, würde ihn der Bettler die Information auch für zehn Septime geben. Aber er legte es nicht darauf an, so griff er nochmal in seine Tasche, gab dem Mann sein Geld und schaute ihn auffordernd an.
Der Tagelöhner konnte sein Glück erst gar nicht fassen und drehte die Münzen jede einzeln ehrfürchtig in den Händen hin und her, ehe er sie unter seiner Kleidung (gar nicht dran zu denken wo genau) verschwinden ließ. "Vielen Dank. Auch wenn ihr jetzt enttäuscht sein werdet, aber ich habe ihn nicht gesehen. Aber ich kann euch sagen, dass er ganz sicher noch nicht hier in Skingrad war oder ist, so eine Fratze hätte ich mir gemerkt...".
Das war nicht das, was ich hören wollte, dachte Raccan zerknirscht. Auf der anderen Seite war es natürlich auch ganz gut zu wissen, dass der Khajiit hier nicht durchgekommen war, das grenzte die Suche weiter ein. Blieb nur die Frage, inwieweit man dem Bettler trauen konnte. Für Geld würde dieser bestimmt auch behaupten, dass ein Kaktus mit einem Gehstock hier durchgekommen wäre. Aber was blieb dem Assassinen anderes übrig, als ihm zu vertrauen; jeden Bettler konnte er nicht bestechen um die Informationen abzugleichen, sein Geld war endlich, und genug Zeit hatte er auch nicht, der Stamm wollte Ergebnisse sehen und dann war da noch ein Bankett, auf das er "eingeladen" wurde. Der Rothwardon erhob sich, nachdem er dankend genickt hatte, und schlug den Weg Richtung Stallungen ein.
"Komischer Kerl...", nuschelte der Bettler, als er Raccan hinterher blickte, dann aber widmete er sich wieder ganz seinen neuen Besitztümern.

Einen halben Tag nach dem Gespräch mit dem Bettler fand sich Raccan auf der Goldstraße inmitten des großen Forstes wieder. Er hatte diesen Weg schon einmal genommen, damals allerdings noch als gedächtnisloser Niemand. Zwangsläufig fiel ihm im Angesicht des dichten Gestrüpps der Raubüberfall in Hammerfell ein, und er blickte sich aufmerksamer um, nachdem er sein Pferd angehalten hatte und abgesessen war. Außer dem Zwitschern von Vögeln und dem Rauschen der Blätter war nicht viel mehr zu hören, und mehr als Baumstämme und dichte Büsche gab es nicht zu sehen. Wenigstens jetzt hatte er ein wenig Zeit um die Umgebung zu studieren, bei seinem Weg damals durch den Wald war er nicht ganz er selbst, und so sog er gierig die frische Waldluft ein. Dieser Geruch war neu, die Wälder in Hammerfell waren spärlich und wurden sehr von dem Seeklima beeinflusst, und im Inland hatte man, bedingt durch das warme Klima, alles andere als frische Luft, eher handelte es sich dabei um stickige Dschungel. Nachdem er so eine Weile dagestanden hatte und schon überlegte, ob er ein Lager aufschlagen sollte um erst einmal zu rasten, riss er sich selbst noch gerade so von diesem Gedanken los; er hatte keine Zeit, der Khajiit musste gefunden werden. Hier gab es doch an jeder Straße in regelmäßigen Abständen Gasthäuser und Herbergen, so zumindest Raccans bisherige Erfahrung; da konnte er doch ebenso darauf verzichten, es sich hier draußen gemütlich zu machen und ohne Nachtwache allein im Wald schlafen war schließlich das reinste Risikounternehmen.
Kurze Zeit später hatte er den Wald hinter sich gelassen und fand sich an einer Weggabelung wieder, zum Glück mit Straßenschildern. Ein Wegweiser zeigte nach Norden und war beschriftet mit 'Kaiserstadt', 'Chorrol' und 'Bruma', ein weiterer wies gen Südosten und verkündete 'Bravil', 'Leyawiin', 'Cheydinhal' und 'Pells Tor'. Als der Assassine den Namen Chorrol las, musste er plötzlich an die Autorin in eben jener Stadt denken. Auch ihr hatte er etwas versprochen, nämlich ihr bei einem Buch zu helfen. Diese Provinz verleitet dich zu etlichen Versprechen. Das Bankett, die Ruine, das Buch, und er schüttelte den Kopf. Erst einmal ging es für ihn nicht nach Chorrol, das stand fest. Nun aber musste die Entscheidung getroffen werden, in welche Richtung es weiterging. Raccan versuchte logisch zu überlegen. Wäre ich der Khajiit, würde ich Unterschlupf suchen. Er kennt hier niemanden, zumindest kann man nicht davon ausgehen. Es wäre einfach, in einer großen Stadt unterzutauchen, außerdem wird die Kaiserstadt der Knotenpunkt in alle anderen Provinzen des Kaiserreichs sein. Andererseits, nach dem was ich so mitbekam, sind die Vorurteile gegenüber Argoniern und Khajiit noch immer nicht ausgestorben. Das heißt, sie müssen zusammenhalten. Wo also wäre es wahrscheinlicher als in Bravil, dass er sich Hilfe gesucht hat? Er müsste nur behaupten, dass er auf der Flucht sei, und schon ständen ihm alle Türen offen bei seinesgleichen. Nach dem was mir Adya erzählt hat, ist Bravil eine dreckige Hochburg voller Schurken und Gauner, da würde er gut hineinpassen. Kaiserstadt oder Bravil...Hauptstadt oder Schmugglerloch.... Je länger sich Raccan das Straßenschild betrachtete, desto unentschlossener wurde er. "Ich kann mich nicht entscheiden, was sagst du?", wandte er sich an sein Pferd, welches aber nur gelangweilt schnaubte. "Dankeschön...", grummelte der Assassine und starrte entnervt auf die Wegweiser. Typisch, wenn man einmal Satakals Hilfe wirklich benötigt, aber natürlich sprach er dies nicht laut aus, sondern fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Hals und berührte mit seinen Fingern die Kette, an der die Pfeife hing. Einen Moment zögerte er. Warum nicht, der Falke ist von Sahi, er wird mir bestimmt weiterhelfen.... Kurzerhand griff er nach dem Geschenk seiner Schwester und blies hinein; nichts war zu hören. "Was zum...", stutzte er und blies abermals hinein, diesmal kräftiger. Kein Geräusch erklang. Skeptisch besah sich der Rothwardon das geschnitzte Stück und wollte es schon als nicht funktionstüchtig abtun, als plötzlich ein Schatten über ihn hinwegfuhr und das charakteristische eeeek ertönte . Rasch richtete er die Augen zum Himmel und sah einen großen, prächtig gemusterten Falken eine ausschweifende Kurve fliegen, ganz offensichtlich befand er sich im Landeanflug auf Raccan, zumindest hoffte es dieser. Instinktiv streckte der Rothwardon den Arm aus, und kurz darauf grub das Tier seine scharfen Krallen in den Unterarmschutz des Mannes, als es aufsetzte und die mächtigen Schwingen anlegte. Schwarze, wache Augen musterten Raccan. Der Vogel besaß einen kräftigen Rumpf, großen Kopf, relativ lange, etwas dreieckige, spitze Flügel und einem mittellangen, leicht gerundeten Schwanz. Der Schnabel war dunkelgrau und endete in einem rasiermesserscharfen Haken. Die Oberseite des Gefieders hatte eine dunkelbraune Färbung schwarzen Pigmenten, und der Bauch war cremefarben; die Größe des Vogels betrug in etwa fünfundvierzig Zentimeter.
Einen Moment lang starrten sich die beiden nur an, dann "ergriff" Raccan das Wort. "Du heißt also Jail. Gut, Jail, du kommst also von Sahi?". Der Falke schwieg, aber seine Art zu antworten war mit wachem Blick umher zu sehen und keinen Ton von sich zu geben. "Gut. Dann sag mir, soll ich nach Bravil gehen oder in die Kaiserstadt?", und der Assassine deutete mit seiner freien Hand auf die Wegweiser; der Falke aber rührte sich nicht und blickte den Rothwardonen nach dem Motto 'was willst du eigentlich von mir' an. Raccan machte ein zerknirschtes Gesicht und bewegte den Arm, auf dem Jail saß, leicht in die Richtung der Wegweiser, wie als würde er Schwung holen damit sich der Vogel abstoßen konnte. Und tatsächlich, mit Kraft stieß sich der Falke ab, tat einen Flügelschlag und landete schließlich auf dem Schild mit den Lettern 'Bravil'. "Na also, warum nicht gleich so...", rief Raccan dem Tier erleichtert zu, aber dieses saß so teilnahmslos auf dem Stück beschrifteten Holz, dass seine Absicht durchaus bezweifelt werden konnte. Zufrieden saß der Rothwardon auf dem Pferd auf, konnte sich aber eine Spitze nicht verkneifen. Er nickte zu dem Falken und sprach zu dem Achal-Tekkiner "Warum hast du dich nicht auf den Wegweiser gesetzt, ist doch nicht so schwer...", und dieser schüttelte sich daraufhin kurz, aber heftig. So langsam glaube ich, dass er jedes Wort versteht, wunderte sich Raccan abermals über die Reaktion des Tieres, aber sogleich meldete er ernste Zweifel an seinem eigenen Verstand an, denn er führte hier eine Konversation mit einem Pferd und einem Falken, also das war ebenfalls nicht normal. Ich bin wohl doch einsamer als ich mir eingestehen will, und ihm kam das Gespräch mit Kalion vor den Toren von Taneth in den Sinn, sogleich auch Adya und ihre selbstbewusste Art. Woran lag das jetzt, dass ihm ausgerechnet diese aufmüpfige Waldelfe wieder einfiel, die ihn schön sauber hereingelegt hatte mit ihrer mehr oder weniger freiwillig-erzwungenen Banketteinladung? Schnell schob er den Gedanken, der in ihm aufkeimte, beiseite, und setzte sich schulterzuckend Richtung Südosten in Bewegung, und als er sich nach ein paar Metern noch einmal umschaute, war der Falke bereits wieder verschwunden...
Der Weg nach Bravil gestaltete sich für den Assassinen sehr abwechslungsreich. Kurze Zeit nach seinem Aufbruch von den Wegweisern kam nahe des Pfades der weiße Stein in Sicht, den er schon einmal im Wald vor Skingrad gesehen hatte. Er saß von seinem Pferd ab und betrachtete das Gebilde genauer. Helle, geriffelte, teilweise abgebrochene und bemooste Säulen reckten sich um ein ringförmiges Gebilde in die Höhe, und in der Mitte des Ringes leuchtete es bläulich. Von diesem Ort ging eine starke Magie aus, das spürte selbst der relativ unbegabte Raccan. Vorsichtig näherte er sich dem Ayleiden-Brunnen, aber auf der Säulenebene hielt er inne; ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, er zweifelte daran, dass es eine gute Idee war, hier näher heran zu gehen, aber andererseits war der Rothwardon auch neugierig, was er hier denn nun vor sich hatte. Er war sich sicher, die Priester seines Stammes würden ihn für dieses Verhalten bestimmt auslachen, aber Raccan war sich zu unsicher als dass er jetzt den Mut hatte, näher heran zu gehen, und so zog er sich langsam Richtung Pferd von dem Brunnen zurück. Aus der Ferne betrachtete der Assassine nochmals die magische Quelle, und schüttelte langsam den Kopf. Nein, er würde auch diesmal seine Neugier im Zaum halten, der Auftrag war wichtiger als dass er es sich leisten konnte, von irgendeiner magischen Konzentration in tausend Stücke gerissen zu werden. Langsam führte er das Pferd von dem Ayleiden-Nachlass weg Richtung Süden, saß dann wieder auf und ritt weiter, noch immer mit dem "was wäre gewesen, wenn" im Kopf. Kurz darauf wurden seine Gedanken wieder unterbrochen, denn schon wieder sah er sich dem weißen Gestein gegenüber, welches sich unweit des Weges befand. "Wie viel von diesen Überbleibseln gibt es eigentlich hier?!", fragte sich Raccan laut, und sein Reittier gab seinen Kommentar in Form eines beiläufigen Schnaubens dazu ab. Im Vergleich zu seiner ersten Begegnung mit einem solchen Bauwerk wirkte diese hier geradezu mickrig, denn sie bestand nur aus ein paar verwitterten Wegsteinen, einer Handvoll zerstörter Säulen und einem Eingang, dessen weiße Tür inmitten der Wildnis dastand wie ein Fremdkörper. Immer mehr spürte er die Versuchung in sich, eine solche Ruine einmal zu erkunden. Wer weiß, was sich darin befand. Andererseits musste es doch einen Grund haben, warum man um die alten Bauwerke nie jemanden sah. "Nach dem Auftrag...", murmelte nun schon leicht zerknirscht, denn diese ständige Denk-an-deinen-Stamm-Ausrede ging ihm allmählig auf die Nerven, aber Raccan ermahnte sich wieder. Diese Provinz schürte seine blasphemischen Gedanken, dessen wurde er sich soeben mehr als deutlich bewusst, und bei seiner Rückkehr nach Hammerfell musste er dieses Gut so schnell wieder loswerden. Dann aber wurde er jäh aus seiner Nachdenklichkeit gerissen, denn ein kleiner Tropfen landete auf seinem Kopf. Er blickte nach oben, und sogleich traf ihn ein weiterer, dann noch einer, dann zwei. Es fing tatsächlich an zu regnen. "Wunderbar...", fluchte der Rothwardon. Der Himmel sah tatsächlich alles andere als einladend aus, warum war ihm das die ganze Zeit über nicht aufgefallen. Noch dazu dämmerte es bereits, es würde wohl bald dunkel werden, und als ob dies nicht genug sein würde, blitzte es in der Ferne hell und ein paar Sekunden später ertönte ein dumpfes Grollen. "Hat man Worte...du kannst wohl Gedanken lesen, Schlangengott...", knurrte er missmutig, drückte seine Fersen in die Flanken des Pferdes und setzte seinen Weg in flotter Geschwindigkeit fort; irgendwann musste doch so etwas wie ein Gasthaus in Sicht kommen...

Pitschnass und triefend vor Nässe saß er eine Stunde später in dem Gasthaus "Die Schlafende Stute" an dem kleinen Holztisch im gemütlich eingerichteten Schankraum und verzehrte hungrig das Stück Fleisch, welches die bretonische Gastwirtin für ihn zubereitet hatte. Überhaupt war es ein Glücksfall, dass ihm die kleine Ortschaft "Pells Tor" aufgefallen war, denn zum einen war es stark zugezogen und der Starkregen machte die Sicht nicht besser, zum anderen bestand die Ansiedlung aus kaum mehr als einer Handvoll Häuser und dem Gasthaus, die sich schützend in den dichten Laubwald duckten; ohne den fast unbedeutend wirkenden Wegweiser wäre er glatt an dem kleinen Pfad, welcher hierhin führte, vorbeigeritten. Aber das war vergessen, denn für 20 Septime hatte er ein Zimmer für eine Nacht gemietet und noch dazu ein Essen bekommen und sein Pferd unterstellen dürfen. Die Wirtin hatte sich als Candice Corgine vorgestellt und machte auch sonst einen freundlichen Eindruck, wenn auch Raccan das Gefühl hatte, dass die 20 Septime Gesamtpreis nicht die Normalität waren, denn der mitleidige Blick der Bretonin in Anbetracht des klatschnassen Reiter-Reittiergespanns musste sie wohl dazu bewegt haben, weniger zu verlangen als sie es für gewöhnlich tat. Schweigend stand sie hinter dem Tresen und beobachtete ihren einzigen Gast, was aber gar nicht störend oder aufdringlich wirkte. Als Raccan aufgegessen hatte, trat sie an den Tisch, räumte das Geschirr ab und stellte eine Flasche Bier auf den Tisch. "Das geht auf's Haus, wenn ihr mir ein wenig von euch erzählt", sagte sie mit ruhiger Stimme und setzte sich dem Rothwardonen gegenüber. Dieser musste dieses Angebot unbewusst mit einem fragenden Blick quittiert haben, denn sie setzte nach: "Ich will euch nicht aushorchen, keine Sorge. Hier kommen viele Fremde und Reisende vorbei, aber von so weit weg wie ihr wirkt doch eher selten...", und sie lächelte.
"Und ich dachte, ich hätte mich kleidungsmäßig Cyrodiil angepasst...", erwiderte Raccan kurz angebunden und musterte das Bier skeptisch. Die Bretonin musste wirklich sehr weltgewandt sein wenn sie ihn auf den ersten Blick als Nicht-Cyrodiiler erkannt hatte, aber vielleicht war seine "Anpassung" auch nicht so gut wie er bis jetzt gedacht hatte.
"Das schon, aber euer restliches Aussehen wirkt nicht wie als wärt ihr von hier...", antwortete sie auf die Mutmaßung des Rothwardonen.
Warum nicht, was kann es schaden, sich mit einer netten Wirtin zu unterhalten. "Ich komme aus dem Zentrum Hammerfell und bin in...geschäftlicher Sache in Cyrodiil", sagte Raccan, und die Quittung war ein Stirnrunzeln der Wirtin und eine kurz darauf eintretende Stille, wie als wollte die Bretonin erforschen, was genau er mit Geschäft meinte.
"Ihr seht nicht aus wie ein Händler, ich hoffe dass ist euch bewusst, wenn ihr vorhabt, diese Formulierung öfters zu wählen", sie nickte Richtung Schwert und Wurfmesser, und Candice versetzte den Assassinen dabei in Erstaunen. Sie ist gut, das war anscheinend zu durchschaubar.
Raccan ertappte sich dabei, dass er nun leicht lächelte. "Gut, ihr habt recht, so geschäftlich ist die Sache nicht. Ich bin auf der Suche nach einer Person", und er blickte sich um ob auch wirklich niemand weiter zuhörte. Dies registrierte die Bretonin.
"Macht euch keine Sorgen, ich weiß, wann ich meinen Mund zu halten habt. Ihr sitzt hier so sanftmütig und ruhig in meiner Herberge, aber in euren Augen sehe ich, dass ihr auch ganz anders sein könnt. Ich kann es nicht so ganz deuten, aber ich möchte euch nicht weiter in Verlegenheit bringen oder mir gar euren Zorn zuziehen, darum werde ich diese Information für mich behalten...", und sie blickte ernst drein.
Meine Augen? Was meint sie? Aber sie besitzt eine große Menschenkenntnis. Als Wirtin kann sie mir vielleicht weiterhelfen. Raccan ließ sich Zeit mit einer Antwort, er überlegte was der eleganteste Weg wäre, aber dann entschied er sich für den direkten Vorstoß. "Sagt, ist ein Khajiit vor einem oder zwei Monaten hier durchgekommen?", richtete er die Frage an die Bretonin.
Der Blick von Candice verwandelte sich in reine Überraschung, aber nur kurz, dann wurde daraus Abgeklärtheit. "Ihr seid sehr schlau. Ihr lasst mich zugeben, dass ich Respekt und auch ein wenig Furcht vor eurem Zorn habe, und fragt mich dann nach der Person die ihr sucht in dem Wissen, dass ich euch wohl kaum anlügen werde...". Raccan war für den ersten Moment etwas erstaunt, das war nun gar nicht seine Absicht, aber dann lächelte er stumm um vorzutäuschen, dass er genau dies vorgehabt hatte. "Gut...", seufzte sie, "...es sind tatsächlich einige Khajiit hier durchgekommen, aber ich erinnere mich an keinen Namen. Direkt im Gasthaus habe ich schon seit Ewigkeiten keinen mehr gehabt, meistens machen sie im Dorf Rast um dann weiter zu ziehen, diese Wesen leben ja lieber in der Natur als in einem stickigen Haus...", und damit ließ sie schon so ein wenig durchblicken, dass sie in Khajiit wohl mehr die Katze als das menschenähnliche Wesen sah. "Könnt ihr ihn beschreiben?", setzte sie nach, woraufhin Raccan nickte und ihr das Schlangenhaut-Pergament reichte. "Was ist das für ein Material...", murmelte sie, rieb es zwischen den Fingern und blickte den Rothwardonen fragend an, als dieser aber keine Anstalten machte, zu antworten, konzentrierte sich Candice auf die Zeichnung. Minutenlang herrschte Stille im Schankraum, bis die Wirtin diese brach. "Ja, der war hier in Pells Tor. Glaube ich. Sicher bin ich mir nicht, nein, gar nicht. Aber ich glaube schon, dieses Ohr, ja...wollte weiter nach Bravil, glaube ich zumindest, er ist in diese Richtung verschwunden. Aber ich kann mich auch täuschen, wie ich schon sagte, Khajiit sind sehr selten direkt hier bei mir...", und sie reichte dem Rothwardonen die Zeichnung mit einem entschuldigenden Blick zurück.
Raccan aber hörte nach den ersten Worten der Wirtin nur noch mit halben Ohr zu. Also war der Khajiit wirklich hier, es bestand zwar die Möglichkeit, dass sich die Frau irrte, aber was soll's, es war zumindest ein Hinweis, dass er auf der richtigen Spur war.
"Nun gut, wenn ihr noch einen Wunsch habt, kommt nur zu mir.". Damit erhob sie sich, nickte freundlich und ließ den Rothwardonen wieder allein. Dieser griff nun nach der Flasche und schaute sich geistesabwesend die Flüssigkeit darin an; sehr viel erkennen konnte er nicht, und so roch er daran und nahm schließlich einen Schluck. Das Getränk war bitter und etwas ungewohnt für den Gaumen des Assassinen, etwas angewidert verzog er zunächst das Gesicht; der Nachgeschmack allerdings rundete den Gesamteindruck wieder ab, und so trank er schließlich die gesamte Flasche leer. Etwas schummrig wurde Raccan nun schon; er trank zwar ab und an Alkohol, aber dies nicht regelmäßig, und hierbei musste es sich wohl um eine etwas stärkere Sorte gehandelt haben. Schwerfällig erhob er sich von dem Stuhl und ging mit langsamen Schritten Richtung seines Zimmers. Dort angekommen, verschloss er rasch die Tür hinter sich und blickte sich erst einmal um, insofern ihm das möglich war, denn es war doch recht finster hier drinnen. Abhilfe schaffte das Gewitter draußen, denn als es blitzte, erhellte dieser für einen kurzen Moment den Raum. Ein Doppelbett, ein Tisch am Fenster, zwei Stühle daneben, ein großer Kleiderschrank, eine Kommode, ein Spiegel, eine Truhe am Fußende des Bettes. Der kurze Moment reichte dem Rothwardonen, um ein Bild der Raumaufteilung vor dem geistigen Auge zu haben, und so tastete er sich Richtung Bett. Als er es endlich erreichte und sich daran machte, seine Kleidung abzulegen. Aber wohin mit den Sachen, etwa auf den nächsten Blitz warten? Hier musste doch auch irgendwo eine Kerze sein. Blind fühlte er neben das Bett auf dem kleinen Tischchen, und tatsächlich wurde er fündig. Nun stellte sich aber die Frage, wie er sie entzünden sollte. Seine Feuersteine befanden sich in den Satteltaschen, und die waren unten. Ebenso hatte er sich schon seit langem einmal vorgenommen, einen Feuerzauber zu erlernen um wenigstens Kerzen und Lagerfeuer zu entzünden. Ein wenig Magie beherrschte er, diese aber bezog sich eher auf die Schule der Illusion, und dies auch nur auf einen Spruch, um sich weniger sichtbar oder für ein paar Sekunden ganz unsichtbar zu machen. So musste er hoffen, dass er hier in dem Zimmer etwas fand. [/I]In der Schublade müsste doch etwas sein, falls eine da ist[/I], und er fummelte im Dunkeln an dem kleinen Nachttischchen herum, bis er endlich einen Knauf ergriff. In dem Fach fand er dann auch endlich zwei kleine, sich kantig anfühlende Steinchen. Die Kerze stellte er wieder auf den Nachttisch und entzündete sie schließlich. Endlich konnte er sich gezielter in dem Raum bewegen, der nun von der kleinen Kerze bei Weitem nicht vollständig, aber ausreichend ausgeleuchtet wurde. Seine Sachen hing Raccan auf die beiden Stühle zum Trocknen, wobei dies schon fast nicht mehr nötig gewesen wäre, denn mittlerweile waren sie schon fast nicht mehr nass. Das Bier hatte seine Spuren hinterlassen und im Kopf des Assassinen pochte es dumpf gegen die Innenseite seines Schädels. Ich wollte doch noch Sahi einen Brief schreiben...verdammtes Bier, dachte er sich und bewegte sich Richtung Bett. Als er dort so dalag und an die Decke schaute, wurde ihm etwas mulmig zumute. Was war, wenn die Wirtin mit dem Khajiiten unter einer Decke steckt? Wenn das Bier vergiftet war? "Unsinn", murmelte Raccan halblaut und schüttelte langsam den Kopf. Du wirst paranoid. Trotzdem raffte er sich noch einmal auf, schlurfte zur Tür, verschloss sie von innen und ließ den Schlüssel stecken bevor er sich wieder ins Bett legte und in einen traumlosen Schlaf fiel...

KingPaddy
12.10.2011, 15:38
„Wacht auf! Ihr müsst aufwachen!“: rief ihm jemand zu und schüttelte ihn unsanft. Verschlafen öffnete Tarrior die Augen und blickte in Alinas Augen. Sie sah nicht sonderlich glücklich aus. „Der Abgesandte Haus Hlaalus ist eingetroffen. Ihr müsst aufstehen. Vergesst unsere Vereinbarung nicht“: redete sie auf ihn ein. Mit einem Wink seiner Hand scheuchte er sie zur Seite, sodass er sich aufsetzen konnte. Bei dem Versuch wurde ihm umgehend wieder schwindlig. Noch immer hatte er sich nicht ganz erholt. Die Meditation forderte ihren Tribut. Er hoffte, dass er für den Kampf wieder genug Kraft gesammelt haben würde. Er fuhr sich mit der Hand noch einmal durch das Gesicht und massierte sich kurz die Augen, bevor er langsam das Bett verließ. Zwei Kaiserliche in einfacher Kleidung standen etwas abseits im Hintergrund, wie er bemerkte. Auf ein Nicken von Alina kamen sie näher und der Dunmer erkannte, dass sie eine Schüssel mit Wasser und frische Kleidung dabei hatten. „Nicht alle Mitglieder der Liga sind Kämpfer. Diese beiden Diener werden euch in Ordnung bringen, damit ihr uns nicht vor dem Abgesandten blamiert. Nichts gegen euch, aber diese feinen Politiker sind bekanntlich etwas eitel und respektieren daher ein feines Auftreten. Aber als Hausmitglied dürftet ihr dies ja wissen. Ich lasse euch nun allein und erwarte euch dann vor dem Zelt“: erklärte sie und überließ ihn der Obhut der Bediensteten. Misstrauisch beäugte der Dunmer die beiden Männer. „Ungewöhnlich für einen derart paranoiden Haufen, sich Bedienstete zu halten. Vermutlich sind sie sowieso nur für den Bedarf der Führung hier“: überlegte er und ließ die Prozedur über sich ergehen. Alina hatte Recht. Es machte wirklich einen besseren Eindruck, wenn er nicht verschmutzt und verschwitzt dem Abgesandten gegenüber trat, zumal eine delikate Vereinbarung ausgehandelt werden sollte. Er legte die dreckige Kleidung mitsamt seinem Lendenschurz ab und setzte sich auf den kleinen Hocker neben dem Feldbett.

Ohne ein weiteres Wort machte sich der Diener ans Werk und rieb seinen Körper mit einem Lappen ab, den er immer wieder in der Schüssel nass machte. Ein angenehmer Duft nach Blüten verbreitete sich im Zelt. Scheinbar war das Wasser mit irgendwelchen Duftstoffen versetzt. „Alina will wohl wirklich einen guten Eindruck hinterlassen“: dachte Tarrior mit einem unmerklichen Verdrehen der Augen. Zu guter Letzt musste er sich noch nach vorne beugen, damit der Mann auch noch seine roten Haare waschen konnte, was aber glücklicherweise nicht mehr solange dauerte. Danach legte ihm der andere Diener die frische Kleidung bereit, die offenkundig aus einem teuren Gewebe gefertigt war, aber auch nicht zu imposant wirkte. Die Farben waren in dezenten gelb- und brauntönen gehalten. Nur die eingearbeiteten Stickereien waren mit einem Goldfaden gemacht. Der Schnitt des Stoffes war eindeutig nach kaiserlicher Mode und das Hemd und die Hose waren weiter ausgelassen, als es seine eigentliche Form zuließ und das Hemd zudem etwas zu knapp. Offenkundig gehörten die Tücher jemand anderem. Ein kurzer Blick zur Seite auf sein Gepäck verriet ihm, dass man es wohl nach etwas Repräsentativem durchsucht hatte. Doch befand sich im Moment Nichts in seinem Besitz, dass Alina ausrechend erschienen wäre. Tarrior wollte sich damals nicht mit unpraktischer Kleidung belasten, als er von der Plantage aufgebrochen war. Er zog sie sich über, aber lehnte die bereitliegenden Spitzschuhe ab, die vor einiger Zeit ein richtiger Trend unter den Ratsherren Haus Hlaalus waren und zog sich lieber die Stiefel seiner Knochenrüstung an, die man ihm abgenommen hatte. Die Diener betrachteten ihn kritisch, aber nickten dann zufrieden. Er ließ sich erneut auf den Hocker sinken und schon platzierte sich einer der Kaiserlichen hinter ihm und kämmte seine inzwischen schon wieder langen Haaren und band sie auf Tarriors Wunsch in dessen Nacken mit einem Lederband zu einem Knoten zusammen. „Ihr seht gut aus, Herr. Ich denke es dürfte für das Treffen ausreichen“: meinte der Andere Bedienstete und geleitete ihn zum Zeltausgang. Man gönnte ihm nicht einen Moment der inneren Vorbereitung.

„Da seid ihr ja endlich. Wir müssen den Abgesandten abpassen, bevor dieser Feigling von einem Nord seine Zweifel bei ihm streut und das wäre…“: wandte sie sich um, als Tarrior die Zeltplane zurückschlug und verstummte. Eine leichte Röte bildete sich auf ihrem Gesicht. „Ihr seht gut aus. Ähm… das dürfte… ähm unserem Anliegen… sicher nützlich… sein“: fuhr sie etwas überrascht fort. Tarrior blinzelte gegen das Licht und schenkte ihr ein müdes Lächeln. Persönlich fand ihr diesen Aufwand unnötig, aber vermutlich tat er dennoch seinen Zweck. Die Sonne stand bereits tief und begann sich rot zu verfärben. Wenn der Gesandte eine längere Reise hinter sich hatte, würden sie ihn wirklich bald ansprechen müssen, ansonsten wäre er vermutlich nicht mehr in der Stimmung für ein Gespräch. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen, bevor euer Plan dadurch ruiniert wird“: schlug der Dunmer vor. Die Bretonin nickte. „Ich habe dem Abgesandten einen Boten geschickt. Er erwartet uns im Versammlungszelt der Hlaalu-Truppen hier im Lager. Zu unserem Glück liegt es ebenfalls am Rand und wir müssen uns nicht erst durch das Gedränge dort unten hindurch kämpfen. Die Essensausgabe beginnt bald und dann ist dort Dagon los“: erklärte sie und schickte die Diener, die ebenfalls aus dem Zelt traten mit einer herrischen Geste weg. „Gut dann lasst uns gehen“: meinte Tarrior, der dieses Pflichttreffen möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Seine Geduld war knapp bemessen. Sein einziges Ziel war den Telvanni endlich auszuschalten und jede dieser lästigen Störungen kostete ihn nur wertvolle Zeit.

Alina nickte auf seinen Vorschlag hin und sie machten sich auf dem Weg. Tarriors Gedanken schweiften dem Treffen zu und er überlegte sich, wie er den Plan am Besten an den Mann bringen sollte. Dabei berührten seine Gedanken die Frage, welchen Ratsherrn man mit dieser Aufgabe überhaupt betraut hatte. Seit der Sache mit der Mine Shulk vor ein paar Wochen hatte sich sein Ansehen sicherlich etwas verbessert, aber bestimmt war er für die Meisten immer noch eher ein Außenseiter. Er stand nur mit wenigen Ratsherren in guten Beziehungen. Außerdem fand er zwar den Plan sinnvoll, aber diese Einschätzung musste das Haus ja nicht unbedingt teilen. Das Risiko, da hatte der Nord Recht, war hoch und keineswegs eine Katastrophe auszuschließen. Die Risikobereitschaft im Haus beschränkte sich aber in der Regel auf illegale Geschäfte und den ein oder anderen Auftragsmord. So gesehen bestand aber auch eine Möglichkeit sich gegenüber den Redoranern zu profilieren. Tarrior war den ständigen Bürgerkrieg zwischen den Häusern leid. Jetzt wo das Kaiserreich seinen Herrscher verloren hatte und auch dessen sämtliche Erben tot waren, wäre es endlich möglich Morrowind wieder in die Unabhängigkeit zu führen, aber das konnte nur gelingen, wenn die mächtigsten Häuser dazu an einem Strang zogen. Die Hauskämpfe zwischen Redoran, Hlaalu und Telvanni nach dem Verschwinden des Nerevarine hatten Vvardenfell und ganz Morrowind in eine tiefe Krise gestürzt und es erheblich geschwächt. „Nur so“: erklärte sich Tarrior: „konnten diese verfluchten Daedra so schnell Fuß fassen“. Allerdings führte die Invasion zu dem Burgfrieden, der jetzt die Politik auf der Insel beherrschte. Redoran und Hlaalu arbeiten für die Rettung ihrer Gebiete zusammen. Nur die Telvanni, obwohl offiziell auf Seite der Allianz, hielten sich wie üblich aus allem heraus. „Und wollen sich vermutlich das krallen, was nach dem Krieg übrig bleibt“: ätzte Tarrior in Gedanken gegen die feigen Magier. Im Gegenzug zu diesen zwielichtigen Robenträgern erschienen ihm seine Leute, wie der Inbegriff von Ehrhaftigkeit. Seine Gedanken schweiften ab, doch glücklicherweise riss ihn die Ankunft im Hlaalu-Lager aus den Selbigen.

Zwei Hlaalu-Wächter traten vor. „Was ist euer Begehr?“: verlangten sie zu wissen. Alina kümmerte sich darum: „Wir sind mit dem Abgesandten eures Hauses verabredet. Er erwartet uns.“ Die Wachen schauten sich gegenseitig an. „Davon wissen wir nichts. Verzeiht Herrin, aber wir haben Anweisungen niemanden einzulassen, der nicht auf der Liste der Gäste steht. Ein Meuchelmörder hat versucht den letzten Abgesandten zu erdolchen“: verweigerte der Soldat ihnen den Einlass. „Bitte was?!“: war Alina schockiert: „Davon wusste ich Garnichts.“ Der Wächter beugte sich vor: „Es ist auch besser, wenn nicht soviele davon Wind bekommen. Die Lage hier im Lager ist angespannt und die politische Situation alles andere als einfach. Wenn herauskommt, dass jemand den Hlaalu-Abgesandten ermorden wollte, kommen nur unschöne Gerüchte in Umlauf. Dabei konnte die Identität des Auftraggebers nicht geklärt werden. Also verzeiht, dass wir euch nicht einlassen dürfen. Wir haben unsere Befehle.“ Tarrior verdrehte die Augen. Schon wieder kosteten ihn Sicherheitsbestimmungen kostbare Zeit. Deshalb trat er jetzt in imposanter Pose vor die Wache, die leider ohne die Rüstung nur halb so beeindruckend war, wie erhofft. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr von Haus Hlaalu. Dies hier ist doch wohl ein Lager des Fürstenhauses, also wünsche ich meinem Rang entsprechend behandelt und untergebracht zu werden. Gewährt mir also Zugang! Und die Dame an meiner Seite ist eine Offizierin der Liga der Magischen Gewalt. Ich verbürge mich hiermit für sie. Gewährt auch ihr Einlass!“: forderte er. Der Wachmann, dessen Gesicht Tarrior aufgrund des Vollhelms nicht einsehen konnte, schien kurz zu überlegen und beugte sich zu seinem Kollegen hinüber. Im Anschluss wandte er sich wieder an die beiden: „Auf eure Verantwortung, Sera“: gestattete der Mann, dem es offenkundig nicht gefiel, seine Befehle ignorieren zu müssen und trat zur Seite. Mit Alina im Schlepp betraten sie den separierten Hlaalu-Bereich des Feldlagers und hielten direkt auf das größte Zelt am Platz zu.

Sie hatten gerade den halben Weg überbrückt, da rief jemand von der Seite: „Bei Almsivi, Tarrior! Was macht ihr denn hier?“ Der Dunmer wandte sich rasch nach links und war erstaunt darüber, wen er dort aus einem Nebenzelt kommen sah. Tatsächlich hielt von dort nun Dram Bero mit schnellen Schritten auf sie zu. „Meister Bero“: begrüßte er den älteren Mann und deutete eine leichte Verneigung an. „Ich dachte ihr wolltet auf eure Plantage. Was führt euch denn in dieses Lager“: fragte der Ratsherr, der noch ganz von der überraschenden Begegnung eingenommen war. „Ich wollte mir die Befestigungen gegen die Angriffe der Daedra anschauen. Ich habe dabei diese Dame hier kennen gelernt, die mir einen interessanten Plan zu Befreiung Ald’rhuns vorstellte. Da sie nur sehr wenig Unterstützer unter den örtlichen Kampfgruppenführer gefunden hat, wollte ich vor dem Abgesandten unseres Hauses hier werben. Wir haben gleich einen Termin, doch allerdings hat man uns bei den Wachen nicht angekündigt“: erklärte Tarrior kurz die Gründe für seinen Aufenthalt. Meister Bero hörte aufmerksam zu und ein Lächeln stahl sich im Verlauf der Erläuterungen auf seine Lippen. „Verzeiht euer Besuch wurde mir erst kurzfristig angetragen und ich hatte noch nicht Gelegenheit dazu, die Wachen zu instruieren. Ihr schaut überrascht. Der Abgesandte, mit dem ihr sprechen wollt, bin ich“: deckte der Dunmer nun auch den Grund seiner Anwesenheit im Lager auf. Tarrior hätte sich in diesem Moment vor die Stirn schlagen können. „Natürlich. Es hieß der Abgesandte würde aus Vivec geschickt und Meister Bero lebt in Vivec“: ging ihm das Offensichtliche durch den Kopf. „Ich hoffe ihr hattet nicht zu viel Ungemach mit dem Wachen. Sie sind handverlesen und gehören zu unseren treuesten Soldaten. Sie nehmen ihre Aufgabe ausgesprochen Ernst. Entschuldigt bitte, aber ich hatte wirklich noch keine Zeit“: entschuldigte sich Bero, doch Alina unterbrach ihn: „Herr Gildres hat die Situation schnell geklärt. Es gab keine größeren Schwierigkeiten.“ Erst jetzt schien der ältere Dunmer die junge Bretonin zu bemerken. „Tarrior jetzt seid nicht so unhöflich und stellt mir eure Begleiterin vor“: verlangte der alte Ratsherr mit gespielter Empörung über seine schlechten Manieren. „Dies ist Alina, Offizierin der Liga der Magischen Gewalt und Entwicklerin des Planes, den wir euch vorstellen möchten“: stellte er sie pflichtschuldig vor. Die junge Frau gab Bero die Hand, der sie mit einem missmutigen Blick annahm und schüttelte. Tarrior lachte in sich hinein. Dem alten Ratsherr waren solche Gesten, die das Kaiserreich hier zusammen mit seiner Kultur eingeführt hatte, immer suspekt geblieben, aber er überspielte das Ganze gekonnt mit einem freundlichen Lächeln. „Es freut mich. Tarrior ist nicht leicht von einem Plan zu überzeugen, also muss er wohl gut sein. Dann bin ich gespannt, was ihr euch ausgedacht habt. Lasst uns daher am besten gleich zur Besprechung schreiten. Ihr kennt vielleicht das Klischee, das wir Hlaalu sehr ungeduldig sind. Ich muss sagen es ist wahr, denn wir haben selten weniger als zwei Geschäfte gleichzeitig am Laufen, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen“: lud er sie nun zur Besprechung und gemeinsam betraten sie das große Zelt.

Im Gegenzug zu dem Innenraum dieses Zeltes verblassten die, doch schon recht ansehnlichen, Unterkünfte der Liga gerade zu. Feingeschnitzte Holzbalken trugen eine reichverzierte Zeltplane oder dienten als Spannhölzer für weitere Planen, die den Innenraum in mehrere Teile teilten. Das Zentrum des größeren, fast kreisrunden Raumes, in dem sie sich jetzt befanden, nahm eine aus dutzenden Sitzkissen und Liegen aufgeschichtete Sitzecke ein, in deren Mitte wiederum eine große Wasserpfeife mit mehreren Schläuchen stand, sodass mehr als nur ein Gast gleichzeitig an der Pfeife ziehen konnte. Prallgefüllte Bücherregale und Schränke mit teurem Geschirr oder wichtigen Papieren standen entlang den Wänden und an den Holzbalken waren Banner und Gemälde angebracht. Auf einem großen Esstisch an der Seite waren Schalen mit frischem Obst und gläserne Karaffen mit rotem Inhalt, vermutlich Wein, drapiert. Zwei große Feuerschalen und viele kleinere Öllampen verbreiteten ein gediegenes Licht und der Geruch nach frischen Kräutern, die man wohl im Feuer verbrannt hatte, waberte durch den Raum. Der Boden bestand, dass bemerkte Tarrior schon beim ersten Auftreten, aus einem festen Unterbau aus Holz, der mit Teppichen aus feinen Stoffen bedeckt war. So wurden er und auch Alina gebeten die Schuhe beim Betreten auszuziehen und sich jeweils ein Paar bereitliegende einfache und saubere Holzpantoffeln zu nehmen. Auf dem Weg ins Zentrum des Zeltes, wo Dram Bero sie hinführte, liefen sie auch über einen großen Teppich, der fast vollständig vom Wappen des Fürstenhauses eingenommen wurde. Im Gegensatz zu draußen, herrschten hier eine angenehme Wärme und dadurch eine sehr heimelige Atmosphäre. Ein Seitenblick verriet Tarrior, dass die Bretonin diesen ganzen Luxus mit einem missbilligenden Kopfschütteln betrachtete. Er persönlich nahm keinen Anstoß daran, denn sein Haus konnte sich diesen Luxus durchaus leisten und musste dafür auch nicht an den Truppenunterkünften sparen, auch wenn ihm das Ganze doch ein wenig zu viel war. Vermutlich stammte das Inventar noch aus den Zeiten von Meister Beros Vorgänger, denn auch der Meister war eher ein schlichtet Mann, wie Tarrior wusste.

Mit einem lauten Seufzer ließ sich der Ratsherr auf eines der Kissen sinken und begab sich in eine horizontale Position. Mit einem Händezeig bedeute er seinen Gästen, es ihm gleich zu tun. Ohne größeres Zögern legte sich Tarrior auf eine der Liegen. Alina bewahrte hingegen die Haltung und ließ sich in aufrecht sitzender Position auf einem der Kissen nieder. „So was ist dies nun für ein Plan?“: fragte Bero. Während Alina zu erzählen begann, griff Tarrior nach einem der Schläuche der Wasserpfeife und nahm einen tiefen Zug daraus. „Ich hoffe wir bringen dies schnell zu einem Ende“: dachte er nur und nahm einen weiteren Zug.

Es war schon dunkel als sich die Besprechung endlich ihrem Ende näherte. Meister Bero war anscheinend nicht ganz überzeugt gewesen, dass eine junge Frau wie Alina einen vernünftigen Plan haben könnte, aber die Bretonin hatte ihre Sache gut gemacht. Tarrior hatte sie dabei nach besten Kräften unterstützt und die Zweifel seines alten Freundes entsprechend zerstreut. Die Risiken blieben zwar, doch schlussendlich war der Dunmer auf ihre Argumentation eingeschwenkt: „Es gibt einige Unwägbarkeiten in diesem Plan, aber ihr habt Recht, dass ohne Opfer ein Krieg nicht zu gewinnen ist und das auch noch nie ein Kampf beendet wurde, ohne auch etwas zu riskieren. Ich werde mich, ebenso wie der gute Tarrior hier, für den Plan einsetzen und versuchen ob unser Haus nicht noch mehr Streitkräfte schicken könnte, um unsere Chancen zu verbessern. Die Redoraner werden unserem Ansinnen folgen müssen, wenn sie nicht als Feiglinge dastehen wollen und die Gilden werden sich wohl der Mehrheit beugen. Es ist zwar noch eine Menge Feinplanung erforderlich, doch in Ermangelung irgendeiner vernünftigen Alternative, wird dieser Angriff wohl die einzige Chance sein, gegen die Daedra etwas zu unternehmen.“ Der Ratsherr rieb sich die Augen und nahm einen Zug aus der Wasserpfeife, derweil warf Alina Tarrior ein glückliches Lächeln zu. „Die Besprechung ist zu unseren Gunsten verlaufen“: las er in ihren Zügen. „Ihr seht müde aus, Meister Bero. Eure Anreise von Balmora war bestimmt lang und wir behelligen euch hier schon den ganzen Nachmittag. Ich denke es ist besser, wenn wir jetzt gehen und euch ausruhen lassen“: schlug Tarrior vor. Am kommenden Morgen wollte er zur Festung aufbrechen und dazu wollte er ausgeruht sein, doch der Ratsherr schüttelte den Kopf.

„Ihr beleidigt mich! Ihr könnt euch doch nicht einfach so davonstehlen!“: rief er mit gespielter Empörung aus. Tarrior brach sofort den Versuch ab aufzustehen und ließ sich wieder niedersinken. „So müde, dass ich einen Freund vor das Zelt schicke, kann ich gar nicht sein. Wir haben hier die ganze Zeit Geschäftliches besprochen, dabei wäre jetzt eine Möglichkeit zu erfreulicheren Dingen zu kommen. Damals in Ebenherz hatten wir schon kaum Zeit miteinander. Also bitte bleibt noch etwas. Ich lasse uns etwas zu essen kommen und ihr erzählt mir von dem Vorfall in Shulk. Ich habe zwar schon in Balmora die gröbsten Dinge darüber erfahren, aber ich bin gespannt darauf, Einzelheiten zu hören“: bat er darum, dass Tarrior noch ein wenig länger blieb. Er hatte keine andere Wahl. Es wäre wirklich eine Beleidigung, wenn er jetzt einfach gehen würde, also stimmte er zu. Im nächsten Augenblick rief Meister Bero schon einige Diener zu sich, die doch bitte ein Mahl für sie vorbereiten sollten. „Werte Frau, möchten sie uns auch noch Gesellschaft leisten“: stellte er es Alina frei, ob sie gehen wolle. Doch diese lehnte freundlich aber bestimmt ab: „Nein. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so davon stehlen muss. Aber die Geschäfte der Liga fordern mich selbst in der Nacht und meine Vorgesetzten erwarten einen täglichen Bericht von mir über die Vorgänge im Lager“: empfahl sie sich. „Wirklich schade, aber als Hlaalu-Ratsherr kann ich diese Verpflichtungen voll und ganz verstehen“: zeigte er sein Verständnis und verabschiedete sie. „Euch erwarte ich morgen früh bei uns im Lager“: sagte sie noch an Tarrior gewandt, bevor sie das Zelt ver- und die beiden Männer allein ließ.

„Ihr habt auch noch Termine?“: fragte Bero. „Ja, aber keine über die ich im Moment reden möchte“: antwortete er nur knapp. „Dann seid doch so gut und erzählt mir von der Mine“: bat er und Tarrior begann zu berichten.

KingPaddy
01.11.2011, 22:13
Tarrior rieb sich die müden Augen und schaute missmutig in den Sonnenaufgang. Die Nacht war kurz, sehr kurz. Natürlich war es nicht bei dem Abendessen geblieben, sondern leidlicher Weinkonsum und übermäßiger Genuss der Wasserpfeife füllten die halbe Nacht als Rahmenprogramm für interessante Geschichten, Berichte und politische Diskussionen. Und natürlich blieb ihm keine andere Wahl, als dies über sich ergehen zu lassen. Es war nicht so, dass Meister Bero ihn genervt hätte, allerdings unter den Rahmenbedingungen, wegen denen Tarrior sich überhaupt im Lager aufhielt, waren eben diese Gespräche nur eine weitere Störung, die sich zwischen ihn und sein erklärtes Ziel stellte, den Telvanni büßen zu lassen und auszuschalten. Doch zugleich hasste er sich in diesem Moment für diese Gedanken, denn noch nie hatte er aus der Laune heraus ein so entspanntes Gespräch mit einem seiner Freunde als Belastung beurteilt. Es wurde ihm langsam alles zuviel: Verasas Wiederauftauchen, Tirian war sein Sohn, der verfluchte Telvanni-Hexer hatte immer noch Beweise gegen ihn, die Daedra, die Reise durch Cyrodiil und diese ständigen Hindernisse auf dem Weg nach Mar Gaan. Er wollte endlich seine Ruhe haben und dazu musste es nun endlich vorangehen. Trotz der Müdigkeit packte ihn Ungeduld. Zwar hatte er nur wenige Stunden, als Gast im Hlaalu-Bereich des Lagers geschlafen, aber wenn er nun sowieso schon so früh und unausgeschlafen aufstehen sollte, könnte wenigstens Alina auch endlich kommen, da sie ihn sicherlich schon eine Viertelstunde warten ließ, aber dabei selbst so sehr auf sein pünktliches Erscheinen Wert gelegt hatte. Gerade wollte er eine weitere gedankliche Beschwerde loswerden, die sich nun auf die junge Bretonin als Stein in seinem Weg gerichtet hätte, da tauchte sie unvermittelt und flankiert von den, ihm bereits bekannten, Dienern aus dem großen Zelt der Liga auf.

„Verzeiht, dass ich euch warten ließ, aber ich wollte mich in Ordnung bringen, bevor wir der Leitung der Liga gegenübertreten. Normalerweise kommunizieren ich und die Führung nur per Boten miteinander, da ist so ein Aufwand nicht notwendig, doch jetzt schien er mir geboten“: entschuldigte sie ihre Verspätung, doch Tarrior, dem noch immer der böse Kommentar im Kopf schwebte, war zunächst von ihrem Auftritt gefesselt. Statt ihrer strengen Robe trug sie nun ein schönes, eng anliegendes Kleid. Da es nicht sonderlich voluminös war, sondern ihren Körper schmeichelnd umspannte, wäre es wohl auch auf einer längeren Reise kein sonderliches Hindernis. Die dominierende Farbe war grün, allerdings war der Stoff mit einem Muster in verschiedenen Brauntönen durchsetzt, das etwas von Ranken und Blättern hatte. Schmuck trug sie keinen dazu, allerdings waren ihre Haare ordentlich zurecht gemacht. Die braunen Locken trug sie nun gekämmt und mit mehreren Haarbändern gebändigt und mit einigen bronzenen Metallstiften hochgesteckt. Die ganze Konstruktion sah zwar äußerst aufwendig aus, war aber vermutlich einfacher herzurichten, wie er sich das vorstellte. Das Bild störten nur der Waffengurt, der etwas klobig ihre Hüfte umschloss, das geradezu martialische Schwert, das jedoch zu ihrer durchaus wehrhaften Persönlichkeit passte und die ledernen Stiefel, die ihr wohl praktischer für die Reise, als schicke Schuhe erschienen waren. Während er ihre Gestalt musterte, die für eine Menschenfrau sehr ansehnlich war und einen Moment lang etwas in ihm berührte, verschwand der vorherige Ärger über ihre Verspätung so, als wäre er nie da gewesen. „Ist etwas?“: sie legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Erst da bemerkte er, dass er sie angestarrt hatte. „Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, ob ich so einfach mit euch in die Festung hinein komme“: log er. „Keine Sorge. Mit eurem Liga-Ausweis kann ich euch als meinen Wächter ausgeben. Die Frage ist eher, ob unsere Anführer euch überhaupt zu einer Audienz vorlassen, denn geschweige sich auf einen Zweikampf einlassen“: machte sie sich andere Sorgen. Tarrior rieb sich das Kinn. „Ich glaube, sofern ich mich dem Rat vorstellen darf, werde ich die Möglichkeit im Zweikampf in jedem Fall bekommen. Man muss nur wissen, wie man die Leute manipuliert“: dachte er laut, aber sparte aus, wie er plante seinen Willen durchzusetzen. Alina zuckte nur mit den Schultern. „Ihr habt euren Teil der Abmachung erfüllt und ich kann wirklich nicht mehr tun, als euch in die Festung zu bringen und euch vorzustellen. Alles Weitere liegt dann bei euch. Und wir sind dann Quitt“: meinte sie daraufhin. Tarrior setzte ein Lächeln auf: „Keine Sorge. Ich werde das schon hinkriegen. Wir sollten aber langsam aufbrechen. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.“ Die junge Bretonin stimmte ihm darin zu und sie machten sich auf den Weg.

Nachdem sie das Lager hinter sich gelassen hatten, zogen sie in Richtung Westen, wo die Hügelkette, die das Aschebecken, in dem Andasreth lag, einschloss, bereits am Horizont zu erkennen war und sie benötigten nicht viel mehr als eine halbe bis dreiviertel Stunde um zum schmalen Stieg zwischen den Felsen zu gelangen. Ein Außenposten der Redoraner, die Stützpunkt auf dem nahen Hof eines Mitgliedes von Haus Redoran, Drulene Falen, bezogen hatten, sicherte und bewachte den Weg. Doch das Gildensiegel der Liga und die Ausweisung Alinas als Offizierin der Kampfmagier sorgten für ein schnelles Vorankommen über den Pass. Holztore in provisorischen Palisaden wurden zur Seite geräumt und Kriegswappenträger und Redoraner-Wachen mit verkniffenen Gesichtern machten den Weg frei. Auf der anderen Seite des schmalen Durchgangs blickten sie auf die flache Landschaft des mit Felsen übersäten Aschebeckens. Die Festung, ihr Ziel, war als dunkler, dräuender Umriss zu erkennen, der auf einem Hügel am Rand des Talkessels thronte. Ein Pfad war mit Hilfe regelmäßig eingeschlagener Holzpflöcke, die man mit Seilen verbunden hatte, markiert worden. Eben diesen wählten nun der Dunmer und seine Begleiterin, um zur Festung zu gelangen. Im Vorübergehen sahen sie weitere Zelte und kleine Lager, die weit verstreut überall im Kessel lagen und wohl Unterkünfte für redoranische Truppen darstellten, die zur Festung gehörten, aber wohl innerhalb keinen Platz fanden. Nach etwa einer weiteren Stund erreichten die Beiden schließlich den Sockel von Andasreth.

Die Festung war im typischen Stil der alten Dunmerfestungsarchitektur errichtet. Den unteren Teil der Anlage bildete ein künstlich aufgeschüttetes, in etwa rechteckiges Plateau, das sich von der Sohle nach oben hin schräg verjüngte und dessen Böschung mit großen, groben Platten in schwierigen Winkeln gemauert war, die ein Erklimmen des Plateaus besonders erschweren und Bogenschützen oberhalb Deckung bieten sollte. Das Plateau bildete dabei selbst das eigentliche Gelände der Festung und war nur über einen kleinen Dammweg an der Nordseite der Anlage zu betreten. Die Böschungen verhinderten ein Betreten nach Norden sowie Osten und die besondere Lage, nämlich direkt in die umliegenden Hügel angelehnt, blockierten ebenso die Zugänge von Westen oder Süden auf das Gelände von Andasreth. Somit blieb Tarrior und Alina auch nur der Weg über den Dammweg im Norden, der von einer stattlichen Anzahl an Wachen abgesichert wurde. Ebenso kontrollierten neu errichtete Wachtürme im Stil des Hauses Redoran den Pfad noch einmal von oben. Große Kohlebecken, die man wohl Tag und Nacht brennen ließ, würden selbst in der Dunkelheit der Nacht das Gelände völlig einsichtig halten. Es war kaum vorstellbar, dass sich jemand unbemerkt in die Festung einschleichen könnte. Man wollte wohl ein Eindringen von Agenten der Mythischen Morgenröte um jeden Preis verhindern und tatsächlich konnte der Verrat bei diesen Sicherungsmaßnahmen nur von innen kommen. „Beeindruckend was die Redoraner in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben“: dachte Tarrior laut, denn noch vor ein paar Jahren war Andasreth, wie eigentlich die meisten Festungsanlagen auf Vvardenfell, verlassen und ein beliebter Unterschlupf für Räuber, Diebe und anderes aussätziges Gesindel. Zugegeben dass auch seine Leute vom Kult des Sechsten Hauses häufiger verlassene Festungen als Stützpunkte nutzten. Dies hier jedoch stellte eine neue Qualität dar, denn tatsächlich war die Bausubstanz offensichtlich instand gesetzt und sogar um neue Wehranlagen wie die Türme und einige niedrigere Mauern und Torbögen erweitert worden. Entsprechend der hier herrschenden Sicherheitsbestimmungen, wurden sie umgehend aufgehalten und peinlich befragt, bis Alina ein Treffen mit der Führung der Liga als Grund ihrer Anwesenheit angab und die Wachen einen Boten in das Hauptgebäude schickten, der schauen sollte, ob die Ankömmlinge auch wirklich angemeldet seien.

Tarrior verdrehte ein aufs andere Mal die Augen. Gewiss gab es diese ganzen Sicherungsvorkehrungen nicht ohne Grund und gewiss stellte die Mythische Morgenröte mit der Unterwanderung des Widerstandes durch Agenten eine latente Bedrohung dar, aber musste das wirklich sein? „Wieder weitere kostbare Minuten, die ich bereits damit verbringen könnte, Beweise gegen den Telvanni zusammen zu tragen“: dachte Tarrior missmutig an sein eigentliches Ziel und in seinen Gedanken formierte sich erneut der Zorn gegen diese verfluchte Liga, der er nun beigetreten war, denn sie zwang ihn überhaupt zu diesem Umweg hierher, weil sie ihn nicht für fähig genug hielt, die Versorgungslieferung zu schützen. „Ich werde diesen Narren zeigen, wer hier nicht fähig genug ist!“: beschloss er innerlich und sammelte seine Wut in einer stillen Ecke seines Geistes, um sie für den Zweikampf gegen den Ligaführer zur Verfügung zu haben. Dieser würde dann ganz und gar Tarriors aufgestaute Frustration zu spüren bekommen! Und von Augenblick zu Augenblick, in der der Bote immer noch nicht zurückkehrte, sammelte sich diese weiter an, während Tarrior sich mit malendem Kiefer ausmalte, was er seinem Gegner so alles im Kampf antun könnte. Das sein Gegenüber stärker sein könnte als er selbst, blendete der Dunmer einfach aus und gab sich ganz der Vorstellung hin, den ganzen aufgestauten Unmut in feurige Magie zu verwandeln und diese die Magier schlucken zu lassen. Entsprechend vertieft in seine Gedanken bemerkte er die Rückkehr des Boten zunächst nicht, der Alinas Geschichte bestätigte. Diese hatte zuvor schon am Morgen einen anderen Boten geschickt, um ihr Eintreffen anzukündigen. So fiel es ihm auch besonders schwer, sich von den Bildern des flehenden Meisters der Liga in seinem Kopf loszureißen. „Geht es euch nicht gut? Ihr seht angespannt aus“: fragte ihn die Bretonin besorgt und riss ihn so zurück in die richtige Welt. „Vielleicht solltet ihr euch vor dem Kampf noch einmal ausruhen oder es euch doch noch anders überlegen. Es wird sich bestimmt irgendwann eine Möglichkeit für euch ergeben, nach Mar Gaan zu gelangen“: schlug sie ihm vor, doch er schüttelte, nun wieder voll anwesend, vehement den Kopf. „Nein es ist Nichts. Ich war gerade etwas in Gedanken. Der Kampf soll möglichst gleich stattfinden. Ich denke dann werde ich mich auch besser fühlen. Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Bekannten in der Stadt, das zehrt wohl etwas an meinen Nerven und da hilft es leider nicht, dass ich hier noch mehr Zeit vergeude, sondern nur wenn ich mich versichern kann, dass sie wohlauf sind“: frischte er noch einmal die Lüge von den eingeschlossenen Bekannten auf, um seine Ungeduld in Worte zu fassen. Sie sah ihn skeptisch an und das auch noch, nachdem ein Wächter sie nun endlich durchwinkte und den Weg freigab.

„Ich hoffe wirklich, dass ihr euch das gut überlegt habt. Der Großmeister wird es nicht schätzen, wenn ihr einfach so in eine Versammlung der Offiziere hinein stürmt und ihn dann auch noch zu einem Duell fordert. Schlimmstenfalls wird er sich gar nicht erst darauf einlassen und ihr hättet euch vor Führung der Liga unmöglich gemacht“: teilte sie noch einmal ihre Sorgen mit und es war deutlich an ihrem Gesicht abzulesen, dass sie sich auch Sorgen um ihre Reputation innerhalb der Liga machte, denn schließlich hätte sie ihm überhaupt erst Zugang zum Großmeister verschafft. „Wie ich euch schon im Lager sagte, bin ich zuversichtlich, dass der Zweikampf stattfinden wird, wenn ich die Herauforderung direkt vortragen kann“: gab sich Tarrior nochmals sicher und ließ auch keine weiteren Einwände mehr seitens Alina zu. Stattdessen konzentrierte er sich nun auf die bevorstehende Konfrontation. „Ich muss diese Fanatiker nur an ihrer Ehre packen und sie werden mit dem größten Vergnügen auf mich losgehen, was allerdings dann besonders mir ein Vergnügen sein wird“: durchdachte er nochmals seine Strategie, da standen sie inzwischen auf dem Plateau. Die eigentlichen Gebäude der Festungsanlage stellten ein großer, mehrstöckiger, rechtwinkliger Bau mit einem weiteren Anbau auf dem Dach sowie ein hohes Gebäude mit etwa quadratischer Grundfläche dar. In Ersterem waren die Soldaten und Offiziere der Redoraner und auch die Soldaten und die Führung der Liga der Magischen Gewalt untergebracht und ebenso lag dort das administrative Zentrum der gesamten Verteidigung der Westspalte. Das zweite Gebäude war die Propylon-Kammer der Festung. Soweit Tarrior wusste, dienten diese seltsamen, magischen Anlagen, die man Propylone nannte, dem Teleport in einem Netzwerk aus solchen Propylonen. So gut wie jede Dunmer-Festung verfügte über so eine Propylon-Kammer und konnte über dieses Netzwerk erreicht werden. Allerdings benötigte man für die Nutzung dieses uralten Transportweges einen so genannten Index, die allerdings über die Jahrhunderte verschwanden. Die Propylone konnten somit heute nicht mehr genutzt werden.

Aus diesem Grund war Tarrior überrascht, dass vor der Kammer große Banner der Liga gehisst waren, vier Kampfmagier der Liga die Tür ins Innere vollständig blockierten und weitere Kampfmagier das Gebäude umkreisend patrouillierten. Bisher ging er davon aus, dass die Führung zusammen mit den Redoranern im Hauptgebäude saß, aber scheinbar befand sie sich wohl doch in der Kammer. Automatisch schwenkte er vom Weg ab und lenkte seine Schritte auf die Kammer zu, doch Alina hielt ihn mit einer Hand auf der Schulter zurück. „Wir müssen in das Hauptgebäude“: sagte sie. Er war verwundert. „Aber dort sind eure Leute“: wandte er ein. „Das ist auch der wichtigste Ort in der Festung und wir sind für ihn und seine Bewachung zuständig. Aber der Großmeister und die Offiziere haben ihre Räumlichkeiten und den Besprechungsraum im Hauptgebäude von Andasreth“: erklärte die junge Bretonin. Tarrior zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Allerdings wollte er nun wissen, was dort vor sich ging: „Wenn es der wichtigste Ort des Festung ist für den ihr zuständig seid, was ist denn dort, wenn nicht die Ligaführung?“ Sie drehte sich zu ihm und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an seines. Er konnte ihren warmen Atem auf der Haut spüren und ihre Lippen fast an seinem Ohr. „Dort drin ist das, wegen dem ihr auch gekommen seid. Von dort schicken wir die Versorgungslieferungen nach Mar Gaan. Aber diese Information ist streng vertraulich. Eigentlich dürfte ich euch gar nicht einweihen. Wenn ihr euren Kampf gewinnt, dann werdet ihr es mit eigenen Augen sehen. Ansonsten dürft und solltet ihr auch nicht mehr darüber wissen“: erläuterte sie flüsternd und entfernte sich dann soweit von ihm, dass sie von unten in seine tiefroten Augen schauen konnte und damit noch einmal die absolute Vertraulichkeit dieser Information beschwor. Er schluckte und konnte nur nicken. Dann betraten sie auch schon das Hauptgebäude.

KingPaddy
03.11.2011, 21:55
Während im Vergleich zur Rampe auf dem Hof von Andasreth kaum Leben herrschte, war das Innere des Hauptgebäudes erfüllt davon. Das laute und ständige Rauschen dutzender Stimmen, das die Gänge durchdrang und Subtenor für Waffengeklirr aus den Trainingsräumen war, sowie für etliche Soldaten der Redoraner auf Botendienst, Patrouille oder damit beschäftigt Vorräte und Waffen zu verstauen. Der breite Wandelgang, der an der Außenseite einmal ganz um das Gebäude herum führte und an dem sämtliche Räume im Kern des Baus anlagen, war voll. Manchmal hingen sogar in den Gängen Hängematten. Alina und er bekamen häufig Probleme überhaupt noch voran zu kommen. Die Beengtheit gefiel Tarrior gar nicht und die Luft tat ein Übriges, dass in ihm leichter Schwindel aufkam. Sie war zum Schneiden und roch abgestanden, klamm und schweißgeschwängert. Da die Anlage aus Gründen der Sicherheit keine großen Fenster sondern nur wenige kleine, schlitzartige Öffnungen in der Mauer besaß, konnte auch kein wirklicher Luftaustausch mit draußen stattfinden. Der Dunmer wäre in diesem Moment sogar lieber in den stickigen Kavernen unter dem Roten Berg gewesen, als sich an diesem Ort aufzuhalten. Glücklicherweise konnten sie die Hitze und Modrigkeit der unteren Etagen hinter sich lassen, als Alina sie eine Treppe hinaufführte, womit sie in die obere Ebene von Andasreth gelangten. Hier waren die Gänge nicht ganz so voll und hielten sich auch weniger Personen außerhalb der Kammern auf.

„Die Führung unserer Liga hat ihr ihre Unterkünfte und ihren Sitzungssaal, ebenso wie die höherrangigen Mitglieder der Redoraner- und Hlaalu-Truppen. Die Generäle der Häuser selbst halten sich in dem kleinen Anbau auf dem Dach auf. Dort hat von unseren Leuten nur der Großmeister Zugang. Diese Männer dort oben treffen die operativen Entscheidungen über Angriffe und Verteidigung. Der Großmeister wirbt schon lange für einen Angriff, aber bisher wollen die beiden Fürstenhäuser nichts riskieren. Wenn euer Freund der Abgesandte, dieser Dram Bero, die Generäle eures Hauses überzeugen kann, dann werden vermutlich auch die Redoraner einknicken und dem Angriffsplan zustimmen und dann natürlich müssten auch die ganzen Gilden und Freiwilligenverbände im Heerlager mitziehen“: erklärte sie die unterschiedliche Bewohnung der Festung und schweifte dann zu ihrem Plan ab. Tarrior lehnte sich einen Moment an die Wand und dachte laut nach: „Die Daedra fallen ja auch im Osten, Südosten und Süden ein. Was wollt ihr eigentlich gegen die unternehmen?“ Die Bretonin verzog bei dieser Frage plötzlich das Gesicht vor Zorn. „Wir kümmern uns zuerst um das Hauptlager der Invasoren am Roten Berg! Die Gebiete, die ihr ansprecht, sind bis auf die Enklave des Tempels in Molag Mar Hoheitsgebiet dieser Totenbeschwörer vom Haus Telvanni. Soweit ich gehört habe, haben Redoran und Hlaalu um ein großes Bündnis und damit um Truppen für die Westspalte und die Ascadia-Inseln ersucht und dafür ihre Hilfe zur Sicherung der Ländereien der Telvanni angeboten, aber diese feigen Magier – so etwas überhaupt Magier zu nennen ist eine Aufwertung, die sie gar nicht verdient hätten! – haben abgelehnt und rühren nicht einen Finger gegen die Daedra. Nur diesen Meister Aryon in den Weidenländern will ich davon ausnehmen. Er hat hart mit den Angreifern zu kämpfen, aber versucht auch sie im Innern der Inseln abzufangen und Boden zurückzugewinnen, doch kämpft auch er alleine. Die restlichen Magier halten sich da komplett heraus, als ginge es sie gar nichts an. Also sollen sie zusehen, wie sie ihr Land gehalten bekommen. Unsere Ziele sind klar und für die Telvanni die Drecksarbeit zu machen, gehört eindeutig nicht dazu“: erboste sie sich über die eigenbrötlerischen Zauberer im Osten der Insel.

Tarrior stutzte. Die Bretonin schien ihrer Rolle als Offizierin voll aufzugehen und entsprechend über viele Details der militärischen Lage gut informiert zu sein. Das war umso beeindruckender, wenn er sich vorstellte, dass sie wohl vor der Invasion durch die Dämonen Oblivions eine ganz gewöhnliche Zauberin mit Talent für die Schule der Zerstörung gewesen sein musste. Jetzt in ihrer neuen Rolle schien sie sich richtig auszuleben. Während der Hasstirade gegen die Telvanni schwang das gleiche leidenschaftliche Feuer in ihrer Stimme mit, mit dem sie auch schon ihren Kampfplan präsentiert hatte. „Arme Fanatikerin“: bedauerte Tarrior, dass sie diese Leidenschaft dem Ziel dieser Fanatiker von der Liga gewidmet hatte. Doch erkannte er jetzt eine Gelegenheit etwas mehr über seinen Feind herauszubekommen. Wenn auch schon die Weidenländer angegriffen wurden, musste Tel Uvirith doch auch schon längst unter den Daedra zu leiden haben. Vielleicht war Behrams Position schon viel schwächer, als der Hexer sie selbst darstellte. Entsprechend stellte Tarrior nun eine Frage über die Lage in Molag Amur. Alina schaute ihn bei der Frage mit einem merkwürdig-lauernden Blick an. „Was interessiert ihr euch denn so für die Telvanni? Und vor allem für die Stadt dieses Bastards von einer Nekromantenmissgeburt?“: wollte sie wissen. Der Hass, den scheinbar auch Alina gegen Behram Meradanz hegte, war deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören. „Mein Interesse ist mehr allgemeiner Natur, denn ich bin gerne umfassend informiert“: log er und fuhr mit einer Frage fort: „aber sagt, ich höre da eine gewisse Abneigung gegen den Magierfürsten von Tel Uvirith heraus, was könnt ihr mir dazu sagen.“ Sie wurde leicht rot. „Verzeiht meinen unbeherrschten Ausbruch, aber die Schlange von einem Dunkelelfen ist für jedes Mitglied der Magiergilde ein rotes Tuch, zumindest für diejenigen, die damals in Vivec zugegen waren, als sich plötzlich eine Brücke unter unseren Füßen auflöste oder Mitglied der Gildenhalle in Sadrith Mora waren“: entschuldigte sie ihr Verhalten und wollte die Sache nun ad acta legen, doch Tarriors Neugier war nun geweckt. Von dem Vorfall in Vivec besaß er zwar bereits Kenntnis, aber konnte da jetzt keine direkte Verbindung zu Behram herstellen und von einer Sache, die die Wolfenhalle betraf, wusste er gar nichts. „Ich habe von diesem Vorfall mit Vivec gehört. Die Brücke soll die Illusion einiger Telvanni gewesen sein und die Magier der Gilde fielen dann ins Wasser. Aber was hat jetzt dieser Magierfürst damit zu tun? Und was ist dies für ein Vorfall in Sadrith Mora, den ihr gerade anspracht?“: wollte er nun Genaueres wissen. Sie seufzte und setzte sich dann nach der Pause, die sie hier am Treppenaufgang eingelegt hatten, wieder in Bewegung und begann während des Laufens zu erzählen.

„Die Magiergilde und auch die kaiserlichen Institutionen haben Kontakte in den Häusern, damit wir über alles Neue informiert sind. Und eine zuverlässige Quelle hat uns berichtet, dass Behram Meradanz ein mögliches magisches Bündnis zwischen der Magiergilde und den Telvanni, in Vivec ging es ja darum, schon im Vornherein untergraben und die Abgesandten aufgehetzt hatte. Schlussendlich hat er sie wohl auch zu dieser Demütigung angestachelt. Und was Sadrith Mora angeht… da hatte er seine Finger gleich direkt im Spiel. Er stellte in einer offiziellen Rede an die Einwohner unsere Gildenmitglieder als Agenten der Mythischen Morgenröte hin. Er bezichtigte die Magiergilde die Invasion zu unterstützen, da wir uns davon Macht durch die Daedra versprächen. Seiner Hasspredigt verlieh er mit der Tatsache Ausdruck, dass sich kurz zuvor ein Oblivion-Tor auf einer kleinen Felsinsel südlich der Wolfenhalle geöffnet hatte. Daraufhin vertrieb ein wütender Mob aus Bürgern sämtliche unserer Gildenmitglieder mit Gewalt aus der Stadt und sie mussten Zuflucht in der Wolfenhalle suchen, wo die Kaiserlichen Wachen sie beschützen konnten. Die Telvanni-Wachen selbst griffen auf Anweisung des Rates der Telvanni nicht ein. Vermutlich war auch dies ein Verdienst dieses Bastards. Wir Gildenmagier dürfen uns gar nicht mehr aus den Hallen hinein in die Stadt trauen. Es ist uns verboten, da wir die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährden. Und soweit ich erfahren habe, ist auch das Klima für Fremdländer in den Städten der Telvanni wesentlich rauer geworden, eben nur mit einer Ausnahme und die sind Meister Aryon mit seiner Stadt Vos. Ich sage euch, wenn es nach uns Gildenmagiern gegangen wäre, die sich nun zur Liga zusammengeschlossen haben, hätten wir längst gegen diese Provokationen zurückgeschlagen. Aber die Gildenführung beschwichtigt, lamentiert und möchte keinen offenen Konflikt riskieren. Dabei können wir uns das nicht leisten, denn sie unterminieren die gesamte Abwehr der Insel und wer weiß nicht, ob sie nicht sogar mit dem Kalkül die gemeinsame Verteidigung untergraben, um sich nach der Invasion als stärkste Macht zu etablieren. Und zum Wohle Nirns und Tamriels darf an solchen verrückten Plänen die Abwehr nicht scheitern“: artikulierte Alina laut und schäumend einen wirklich brennenden Hass auf das gesamte Fürstenhaus, der seinem Zorn auf den Telvanni-Hexer im Speziellen in Nichts nachstand.

„Und um auf eure Frage zurückzukommen. Dieser Schweinehund Meradanz wird bisher von den Daedra in Ruhe gelassen. Womöglich hält er sie sich mit irgendeinem Zauber fern, den er aber gewiss nicht mit ins teilen will. Trotz der Tatsache, dass er wie Aryon auf dem Festland lebt, scheint er keine Sorgen wegen der Invasion zu haben. Ich vermute, dass er deshalb die Gefahr unterschätzt. Aber auch er wird noch seine Rechnung für seine Arroganz bekommen“: fügte sie noch eine Antwort auf seine Frage betreffs Tel Uvirith an. „Das wird er“: stimmte Tarrior ihrem letzten Satz gedanklich zu. Seine Gedanken schweiften zu den Provokationen durch den Hexer. Nach Aussage des Altmers damals in Chorrol soll wohl auch er für die magische Krankheit des Telvanni-Rates verantwortlich gewesen sein, obwohl er die Schuld der Magiergilde ebenso angelastet hatte. „Was bezweckt er damit? Will er einen Krieg zwischen Gilde und Fürstenhaus auslösen? Aber was hat er davon? Will er vielleicht dadurch seine eigene Stellung im Rat verbessern oder einfach nur die kaiserliche Bevormundung in Sachen Magie brechen?“: fragte sich der Dunmer in Gedanken und kam noch zu keinem wirklichen Sinn hinter diesen ganzen Aktionen, zumal die Telvanni so geschwächt würden. Eigentlich würde ein Krieg zwischen der Magiergilde und den Telvanni die gesamte Insel schwächen und damit den Daedra noch leichter ausliefern. Wenn Behram tatsächlich bereit war für schnöde Machtspielchen die Sicherheit Vvardenfells zu gefährden, dann musste er wirklich bald gestoppt werden. Und in diesem Moment war er ganz froh darüber, dass die jetzige Gildenleitung mit Hannibal Traven an der Spitze der Hauptgilde in Cyrodiil sowie mit der nüchternen Ranis Athrys als stellvertretende Erzmagierin von Vvardenfell die Situation nicht eskalieren ließ. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er an Alinas Worte dachte. Hätten die Fanatiker der Liga in der Gildenspitze eine Mehrheit wären sie wohl schon längst bereitwillig in die Falle getappt. Aber auch so war dieser Verein von leidenschaftlichen Narren ein Pulverfass. Eine Eskalation könnte allein schon dann ausbrechen, wenn die Liga unabhängig von der Gilde losschlägt, denn Behram würde sie als Fußsoldaten der Gilde bezeichnen und dieser damit unterstellen den Angriff zumindest geduldet, wenn nicht sogar unterstützt zu haben. Ihm stand nun deutlich vor Augen, dass es bei dem Treffen mit der Großmeister der Liga um mehr als nur seine Passage nach Mar Gaan gehen musste und eben dies sagte er auch Alina: „Ich denke es ist gut, dass eure Leute noch nicht gegen die Telvanni losgeschlagen haben. Ein Krieg würde furchtbare Folgen für die Verteidigung der Insel haben.“ Dann erläuterte er ihr kurz seine Gedanken. Als er geendet hatte, erreichten sie die angestrebte Tür. „Ihr habt mich nachdenklich gemacht. Allerdings bin ich jetzt nur noch bestärkt darin, diesen Meradanz dafür bluten zu lassen. Aber wir sollten die Gilden wirklich aus dem Spiel lassen. Wenn dieser Bastard nicht so feige wäre, würde ich ihn zum Zweikampf in der Arena von Vivec fordern! Aber egal, denn euer Zweikampf steht bevor. Hinter dieser Tür befinden sich der Sitzungsraum und damit unsere Führung, daher natürlich auch der Großmeister“: meinte die junge Bretonin.

„Ihr müsst nicht mit hinein kommen, wenn ihr nicht wollt. Ich möchte nicht, dass euer Ansehen in der Liga nur wegen mir sinkt. Allerdings wäre es bestimmt gut, wenn ihr mich vorstellen könntet, denn euer Wort hat wohl in der Versammlung mehr Gewicht als das Meine. Das zumindest würde sie zwingen mir zuzuhören und ich kann das gewünschte Duell fordern, um mich zu beweisen“: bot er ihr an, nicht mit ihm zu gehen. „Der Besuch in Mar Gaan muss wirklich außerordentlich wichtig für euch sein, wenn ihr dafür gegen unseren Anführer kämpfen wollt. Ich werde mit euch kommen, aber ich will euch warnen. Der Großmeister ist ein begabter Schwertkämpfer und ein noch begnadeterer Magier und das nicht nur in der Kunst der Zerstörung. Seid also vorsichtig“: warnte sie ihn, aber war bereit mit hinein zu kommen. So betraten sie gemeinsam nach einem lauten Klopfen den Raum durch die massive Holztür.

Umringt sahen sie sich bei ihrem Eintreten von mehr als einen Dutzend Augenpaaren. Man hatte mehrere Tische in U-Form um die Tür herum aufgestellt und genau gegenüber dem Eingang saß auf einem Stuhl mit höherer Lehne deutlich erkennbar der Großmeister vor einem riesigen Banner der Liga. Neugierig musterten die Anwesenden die Neuankömmlinge. Da nur spärliches Licht im Raum herrschte – es brannten nur wenige Fackeln an den Wänden und die schmalen Fensterschlitze waren mit Bannern verhängt – lag der Bereich des Großmeisters und seiner höchsten Offiziere im Dunkeln, doch Tarrior konnte die Missbilligung deutlich aus dem Schatten heraus spüren. Er ließ Alina den Vortritt, die sich nun in die Mitte des Raumes zur Hälfte auf den Anführer zu bewegte und mit einem kurzen Schwenk ihres Kopfes alle Anwesenden in den Blick nahm, bevor sie zu sprechen begann: „Ihr kennt mich. Ich war über die Zeit, die diese Krise des Kaiserreiches und damit unserer Gilde andauert, stets der Liga treu und loyal ergeben. Ich habe zusammen mit einigen von euch einen Plan ausgearbeitet, der geeignet schien die Daedra zu schlagen und bis zum Roten Berg zurückzuwerfen. Ein Plan der uns aus der Ohnmacht befreien und unsere Feinde zerschlagen sollte, doch stieß ich damit bei den anderen so genannten Verteidigern auf Ablehnung. Dieser Mann an meiner Seite, Mitglied unserer Magiergilde und auch frisches Mitglied der Liga ebenso wie Ratsherr im Fürstenhaus Hlaalu hat mir in seinem Haus Gehör verschafft und unseren Plan ebenso loyal unterstützt. Er verlangt nicht mehr, als eine kleine Geste der Liga gegenüber einem verdienten Mitglied. Dieser Mann, mit Namen Tarrior Gildres, möchte den nächsten Konvoi nach Mar Gaan begleiten und die Gründe sind dem Rat wohl bekannt...“ Sie wurde unterbrochen, als ein Stuhl umfiel. Neben dem Großmeister war ein bulliger Mann mit kahl rasiertem Schädel aufgesprungen. „Die Gründe sind uns wohl bekannt und euch sollte wohl bekannt sein, dass sein Ansinnen abgelehnt wurde, da wir es nicht riskieren können eine wichtige Lieferung jemanden anzuvertrauen, der nicht voll zuverlässig und entsprechend geeignet ist. Wir haben euren Boten abgewiesen und nun kommt ihr persönlich hierher und bringt diesen Dunmer auch noch hierher. Was wenn er ein Spion der Mythischen Morgenröte ist?!“: empörte er sich und drehte dabei mehrfach ruckartig den Kopf um die Anwesenden alle in seinem Blick zu fangen. Dabei fielen Tarrior dessen spitze Ohren auf, die auf einen Bretonen schließen ließen. Alina wollte etwas entgegnen, doch der Dunmer war schneller, schob sich an ihre Seite und richtete erbost das Wort an den Verleumder neben dem Großmeister. „Mich als einen dieser dreckigen daedra-verehrenden Verräter zu bezeichnen bzw. mir allein der Verdacht angedeihen zu lassen so einer zu sein, ist für mich ein Schlag ins Gesicht. Wagt es niemals wieder so etwas zu behaupten! Meine Anwesenheit ist eben aus dem vorgetragenen Grund mehr als erforderlich. Ihr habt mich aus diesen und jenen Gründen abgelehnt, aber wohl meine angebliche Unerfahrenheit vorgeschoben. So bin ich hier um euch zu beweisen, dass ich mehr als fähig genug bin!“

Die letzten Worte schrie und spie er regelrecht hinaus und bedachte den Bretonen mit einem wilden Blick. „Wie könnt ihr es wagen…“: wollte dieser ansetzen, wurde aber nun seinerseits von der Hand des Großmeisters zurückgehalten, die sich vor seine Brust schob. Er konnte erkennen, wie sich der Anführer der Liga auf seinem Stuhl etwas vorbeugte und sah, dass es wohl ein Kaiserlicher mit langen, offenen Haaren war, der dort saß. „Genug Ralvit! Sagt Herr Gildres, wie gedenkt ihr uns eure Fähigkeiten zu beweisen? Was glaubt ihr uns hier für nette magische Spielereien vorführen zu können, dass ihr uns als geeignet erscheinen würdet, diese wichtigen Versorgungslieferungen zu begleiten?“: wollte der Großmeister wissen. „Zum Beweis meiner Fähigkeiten fordere ich euch, den Großmeister der Liga der Magischen Gewalt, zum Duell heraus!“: rief er seinen Willen aus.

Golvin
05.11.2011, 18:07
Rufus seufzte. Er war hier als einer der Ersten gewesen, aber jetzt hatte die ganze verdammte Stadt hier ein Lager aufgeschlagen. Zumindest der Teil, der noch am Leben war. Der Vorteil an der ganzen Sache war, dass sie viel Nützliches bei sich hatten, kaum Wertsachen, hauptsächlich irgendwelche trockenen Brote. Aber es reichte auch Rufus zum Überleben, denn niemand bemerkte, wie er sich alles was er brauchte einfach nahm. Und die, die ihn sahen, hatten genug Angst, um ihm nicht in die Quere zu kommen. Obwohl die meisten der sogenannten Andenken an die Heimat, wo auch immer die gewesen sein mochte, wertloser Schrott waren, fanden sich auch wertvollere Dinge. Wie zum Beispiel ein altes Amulett, das auf eine seltsame Art und Weise Rufus Vorrat an magischer Energie anzapfte. Vielleicht könnte man das den Gildenmagiern verkaufen. Der Nachteil war allerdings, dass all jene, die Rufus während des Angriffs gesehen hatten, wie er ohne Bedenken um sich schlug und denen, die ihm im Weg standen, die Bäuche aufschlitzte, ihn anscheinend für einen äußerst begabten Heiler hielten. Obwohl es schon spät am Tag war, war er eben erst aufgewacht. Dieses Gesindel schaffte ihn. Aber er hatte keine Wahl, irgendwie musste er vorwärtskommen. Er fragte sich, wo seine Jugend geblieben war, als er sich unter Stöhnen von der Bettrolle hochstemmte und gebückt, wegen seiner beträchtlichen Größe, das Zelt verließ, in dem er geschlafen hatte. Als er dann einen Blick auf das Umland warf, blendete ihn die Sonne. Rufus erkannte, dass über den Ruinen von Kvatch noch immer Rauch aufstieg. Dennoch versuchte er, positiv zu denken: Er hatte alle erdenklichen Freiheiten. Ganz Tamriel lag vor ihm. Was mochte die Zukunft wohl bringen?

Als er aufhörte zu träumen, kam gerade ein Mann auf ihn zu, ein Rothwardone. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er einst ein reicher Mann, jetzt war auch er ein angekokeltes Überbleibsel der vergangenen Katastrophe. Rufus musste schmunzeln, all sein Geld hatte den Mann nicht vor den Daedra schützen können, genauso wenig wie die ach so großartigen Götter. „Gruß Euch, Meister“, begann er, „seid so gut und gewährt einem verzweifelten Flüchtling Heilung.“ „Wie ist Euer Name, Fremder?“, erkundigte sich Rufus rasch. „Voldon“, kam die Antwort. „Voldon, und weiter?“ „Voldon und… und… nichts weiter. Nur Voldon.“ Diese Rothwardonen waren bei der Namensgebung nicht sonderlich kreativ. Rufus entschloss sich, dem nervösen Mann zu helfen, denn dieser Voldon, wenn er wirklich so hieß, führte tatsächlich ein prall gefülltes Geldsäckel mit sich, und vielleicht würde ihn ja jemand vermissen, wenn er als Leiche verendete. Eine großartige Gelegenheit, dieses merkwürdige Amulett für einen viel zu hohen Preis zu verkaufen. „Was plagt Euch denn guter Mann?“, Rufus grinste, den Guten zu spielen hatte einen gewissen Reiz. „Kopfschmerzen, Herr, fürchterliche Kopfschmerzen“. Kopfschmerzen! Was für eine Zeitverschwendung. Zumindest wäre es eine gewesen, wenn es darum ginge, jemandem zu helfen, der wirklich Hilfe braucht. Aber der „Heiler“ sollte ja auch was davon haben. „Wie es der Zufall will, Voldon, “, führte Rufus aus, „besitze ich eben in diesem Moment ein von Stendarr gesegnetes Amulett. Für ein angemessenes Entgelt bin ich bereit es Euch zu überlassen, auf dass sich Eure Kopfschmerzen verflüchtigen mögen.“ Der Rothwardone war verwirrt: „Wie… wie viel soll ich Euch denn zahlen.“ „Wie viel könnt Ihr mir zahlen, Voldon?“ „1000… 1300 Septime, Meister. Aber natürlich habe ich so viel nicht bei mir, all mein Geld, all die Septime sind hier in der Nähe vergraben, und ich werde Euch verraten, wo, sobald ich das Amulett habe.“, stotterte der reiche Mann, wobei er nicht mehr lange reich oder lebendig bleiben sollte. Zumindest nicht reich, mal sehen, dachte Rufus. „In Ordnung, Voldon, hier habt Ihr das Amulett“, und mit diesen Worten nahm er das Amulett aus seiner Tasche, behielt es aber noch in der Hand, „jetzt führt mich zu Eurem Geld!“ Jetzt wurde Voldon erst richtig nervös: „Wenn ich ehrlich sein soll, mein Herr, dann muss ich Euch sagen, dass…“, stotterte er. „Ja?“, hakte Rufus nach. Sollte er gelogen haben, hatte Rufus immerhin ein neues Objekt zum Üben der Nekromantie… „Dass ich das Geld doch bei mir trage. Ich bin ja nicht geisteskrank, ich sage das mit dem Vergraben nur, damit niemand auf die Idee kommt, mich zu töten oder zu bestehlen oder derlei Dinge“, endete der Rothwardone endlich. Rufus musste ein Lachen unterdrücken, jetzt vertraute Voldon ihm vollends. „Dann her mit dem Geld!“, forderte er barsch. „Na… na gut, nehmt es, es ist sowieso wertlos für mich, solange diese Kopfschmerzen jetzt aufhören.“, erwiderte Voldon leicht verängstigt. Er überreichte Rufus den Geldsäckel. „Ach, noch etwas“, ergänzte Rufus, „Es kann sein, dass das Amulett erst in ein paar Tagen seine volle Wirkung entfaltet.“ Gute Idee, das war genug Zeit, ein für alle Mal von hier zu verschwinden. Voldon verabschiedete sich unverständliches nuschelnd, Rufus machte sich auf, seine Sachen für die Abreise zu packen.

Van Tommels
13.11.2011, 00:37
Draußen hatte es aufgehört mit Regnen und die Vögel kündigten den neuen Tag an, da erwachte Raccan; besser gesagt, er schlug die Augen auf, denn zu mehr war er im ersten Moment nicht in der Lage. Ein ohrenbetäubendes und dumpfes Hämmern gegen die Innenseite seines Schädels und den Ohren machte ihm deutlich, dass er in Zukunft die Finger von jeglicher Sorte Bieres hier in Cyrodiil lassen sollte. "Das ist doch alles nicht wahr...", ächzte er und vergrub den Kopf in dem Kissen. Kaum drehte er den Kopf Richtung Fenster, um wenigstens mal heraus zu schauen, meldete auch sofort sein Rücken erneuten Protest an, welcher die vorherige Nacht auf der weichen Unterlage schon nicht gut überstanden hatte und nun noch intensiver schmerzte. "Ich bin das reinste Wrack...", stammelte der Rothwardon und drückte sich schließlich, jeglichen Widerstand seines Körpers ignorierend, von der Matratze hoch und kam schwerfällig auf die Beine. Der ganze Raum drehte sich, schwankte wie ein Schiff bei Windstärke zwölf, und hätte sich Raccan nicht den Bettpfosten gegriffen, er wäre wohl sogleich in den Kleiderschrank getaumelt. So aber rieb er sich mit der freien Hand die Stirn und schloss die Augen, einen Moment lang wollten die farbigen Punkte und das Schwindelgefühl nicht verschwinden, dann aber schien sich sein Organismus an die aufrechte Haltung gewöhnt zu haben, und die Gleichgewichtsstörung verschwand. Erst verweilte der Assassine noch in der Pose, in Erwartung dass das Gefühl überfallartig zurückkehrte; dann aber streckte er sich ausgiebig, was durch ein lautes Knacken der Gelenke und des Rückens quittiert wurde. "Ich komm mir vor wie Koliux...", murmelte er und meinte damit einen alten Hohepriester seines Stammes, von dem niemand so genau wusste, wie alt er genau war; aussehen tat er jedoch wie eine ausgetrocknete Baumrinde und auch seine Antworten und Aussagen ließen vermuten, dass sein Hirn wohl denselben Zustand besaß.
Auf ein Frühstück verzichtete Raccan, und er war sich auch gar nicht mehr sicher, was er zu der Bretonin noch gesagt hatte. Tatsächlich hatte er keine Ahnung, dass er überhaupt schon aufgebrochen war, und erst hier auf dem Weg Richtung Bravil, an der kühlen, vom nächtlichen Unwetter erfrischten Morgenluft auf seinem Pferd wurde er allmählig klar und das taube Gefühl in seinem Kopf verschwand. Schweigend ritt er dahin und betrachtete abwesend die Ohren des Pferdes, welche sich in unregelmäßigen Abständen in alle möglichen Richtungen drehten, wie als würde das Tier jeden Moment mit einer Gefahr rechnen. Erst jetzt wurde Raccan bewusst, dass er bis jetzt großes Glück gehabt hatte. Die letzte Begegnung mit Banditen hatte er in Hammerfell; seitdem hatte er bis auf Probleme mit einem betrunkenen Seemann und der Umgehung von ein paar Wegelagerern keinerlei Probleme auf den Straßen Cyrodiils gehabt. "Vielleicht gibt es hier nicht so viele Banditen, oder die Wache ist präsenter...", aber wie um ihn Lügen zu strafen, kam kurze Zeit später eine kleine Gruppe Männer in Sicht, daneben ein Pferd. Es handelte sich um drei Personen, alle mit Rüstungen bekleidet, welche er schon am Grenzübergang an den kaiserlichen Wachen gesehen hatte. Zwei von ihnen trugen einen Bogen, der dritte Schwert und Schild, ihm gehörte wohl auch das Reittier, denn er hielt es an den Zügeln fest. Zu ihren Füßen lagen zwei Gestalten, offensichtlich tot, was die 'Verzierung' mit einer nicht zählbaren Anzahl an Pfeilen vermuten ließ. Als Raccan näherkam, merkte einer der Bogenschützen auf und stellte sich in den Weg, sodass der Rothwardon anhielt.
"Heda, wohin des Weges?".
"Nur auf der Durchreise nach Bravil", meinte Raccan kooperativ, auf Ärger mit der Wache war er nicht aus, schließlich musste er sich auch beeilen, wer weiß, vielleicht hatte der Khajiit schon Lunte gerochen und war weiter geflüchtet.
Die Wache blickte sich leicht hektisch um, für Raccans Geschmack war der Mann etwas zu nervös. Die Wächter tauschten Blicke aus, und dann wurde er durch gewunken. Mit einem Nicken bedankte sich der Rothwardon, und nachdem er sich nach zirka hundert Metern nochmals umdrehte, waren die Männer und die Leichen wie vom Erdboden verschwunden. Ihn beschlich ein Gefühl, als ob das gerade eben keine Wachen gewesen waren, sondern vielmehr die toten Körper am Boden, aber das Ganze ging ihn ja nichts an, er spielte hier nicht den Agenten vom Dienst.
Auf dem ganzen restlichen Weg, welcher durch dichten Wald und an einigen Herbergen vorbei führte, ließ Raccan seine Gedanken schweifen; anders als vermutet drehten sich diese jedoch nicht um die Situation mit den Wachen, sondern um einen Namen für sein Pferd, welches er von Sahi für seine Reise bekam. Und sogleich dachte er auch wieder an seine Schwester, welche nun wahrscheinlich in ihrem Dorf saß und sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihrem Bruder wartete. Nur diese bekam sie nicht, weil ihr Bruder immer wieder andere Ausreden fand, es zu verschieben. Er musste sich zusammenreißen; auch für ihre Sicherheit war es von größter Wichtigkeit, dass er sich meldete. Die Zeit ohne Nachricht, als er sein Gedächtnis verloren hatte, führte fast dazu, dass sie ihren Status im Dorf einbüßte, denn jeder rechnete mit dem Tod von Raccan. Also durfte er es diesmal nicht so lang schleifen lassen, daher nahm er sich nun wirklich vor, am heutigen Abend ihr eine Nachricht zu verfassen. Aber bis dahin sollte noch eine Menge 'Arbeit' auf den Assassinen zukommen.

Bravil stellte wirklich genau das dar, was man auf den Straßen, von Geschwätz, in Büchern und von den Leuten immer und immer wieder erfuhr: Diese Stadt war ein Dreckloch, das sah man ihr schon von Außen an. Die Stadtmauern waren verwittert und schmutzig, die hölzerne, morsch wirkende Brücke zum schäbigen Stadttor sah ebenfalls alles andere als einladend aus, und abseits des Weges lagen hier und da achtlos weggeworfene Trümmer und Müll herum; und auch den kurzen Blick, den Raccan durch das Stadttor in das Innere werfen konnte, stimmte ihn nicht optimistischer, auch wenn mittlerweile die Sonne hoch am klaren Himmel stand und ihr Bestes tat, um Bravil irgendwie einladend zu gestalten. Einzig das aus Brettern sorgsam gebaute Haus mitsamt großen stabilen Zaun vor der Brücke machte einen guten Eindruck, und so saß der Rothwardon von seinem Reittier ab und klopfte an die Tür. Eine Kaiserliche mittleren Alters öffnete ihm und bot ihm den Dienst einer Stallung an. Raccan zögerte; er musste an die Erzählungen der Leute denken. Schmuggler, Diebe, Banditen, quasi alle kriminelle Energie ballte sich in diesem Knotenpunkt, der den Namen Bravil trug. Die Frau, welche sich als Isabeau Bienne vorstellte, bemerkte die Unentschlossenheit des Mannes.
"Stimmt etwas nicht?", fragte sie zögerlich.
Raccan schaute nochmals Richtung Stadttor, dann wieder die Frau an. "Ist mein Pferd hier auch wirklich...sicher?".
Einen Moment lang schwieg Isabeau, dann nickte sie. "Ich zahle den Wachen Schutzgeld, darum traut sich niemand, mich oder die mir anvertrauten Tiere zu behelligen.". Sie sagte das, als ob es etwas ganz Normales wäre, für den Dienst der Diebstahlverschonung zu bezahlen, und das Erstaunen sah man dem Rothwardonen auch an. Die Kaiserliche aber fuhr fort, diesmal etwas leiser. "Ich würde auch keine wertvollen Gegenstände mit in die Stadt nehmen, die könntet ihr sehr schnell wieder los sein. Außerdem seht ihr sehr...sauber aus, ihr werdet auffallen. Eure Sachen könnt ihr bei mir lassen, wenn ihr möchtet, ich werde sie für euch verstecken...", meinte sie mit nettem Tonfall.
Sie klingt aufrichtig, ich denke ich kann ihr trauen. Und wenn nicht, ich werde mir meine Sachen wiederholen, so oder so. "Gut, einverstanden", nickte Raccan. Sein Pferd wurde in den Stall gebracht und seine Sachen verschwanden in einer Bodenluke, bei deren Öffnung der Assassine noch einige andere Gepäckstücke erspähen konnte. Die Frau lächelte verhalten.
"Ja, bevor ihr etwas sagt, ich bewahre auch für andere Reisende das Gepäck auf. Bei den Neun, bestimmt nicht für alle, aber für einen Bruchteil schon.".
"Ich danke euch. Einen Aufenthalt in einer Taverne oder Herberge in Bravil könnt ihr nicht empfehlen?".
Die Frau schüttelte den Kopf. "Nein, gar nicht. Da könnt ihr froh sein, den nächsten Tag zu erleben, gerade als Fremder ohne Kontakte und Schutz. Da ist es sicherer, wenn ihr im Wald übernachtet. Erledigt eure Angelegenheiten hier in Bravil am Besten so schnell wie irgend möglich.".
Genau das hatte sich Raccan schon gedacht, er hatte sowieso nicht vor, hier zu verweilen, diese Stadt stank schon von Weitem gegen den Wind, und das nicht nur sinnbildlich gesehen. Er verabschiedete sich von der Kaiserlichen und schritt auf das Stadttor zu. Dabei fragte er sich, was ihn dazu veranlasste, jeder nett wirkenden Person auf Anhieb zu vertrauen. Sicher, in Hammerfell tat er so etwas öfters, aber dort waren die Menschen auch...durchsichtiger...leichter durchschaubar...einfältig...nein. Sie waren schlicht und einfach nett. Raccan erkannte sofort, ob es jemand gut mir ihm meinte oder nicht. Es war einfach die Art der Leute in Hammerfell, die für ihn zu lesen war wie ein offenes Buch. Nur was sagte ihm jetzt, dass er auch hier so agieren konnte? Vielleicht waren die Bewohner Cyrodiils einfach nur schlitzohriger und er zu naiv? Wer sagt dass sie sich nicht alle gut verstellen konnten? Zu viele Vorhaben, zu wenig Aktion, denn er nahm sich schon wieder etwas vor, und zwar in Zukunft etwas skeptischer zu sein. Aber weiter kam er mit den gedanklichen Ausführungen nicht, denn am Tor wurde er erwartungsgemäß aufgehalten.
Der wenig sympathisch aussehende dickliche Wachmann stellte sich ihm in den Weg und ließ ein gelbes Grinsen sehen, sein Anhängsel (ein schmächtiger Kerl in Wachuniform) stand rechts hinter ihm Spalier. "Was willst du gestriegelter Hund denn in Bravil...", ließ der Fettwanst verlauten und musterte Raccan in seiner im Vergleich zur Umgebung sehr neu wirkenden Rüstung spöttisch von oben bis unten. Der Mundgeruch schlug dem Rothwardonen entgegen, aber er verzog keine Miene.
Die Kaiserliche erwähnte etwas von Korruption, kam ihm spontan der Geistesblitz. Ohne ein Wort zu sagen griff der Rothwardon in die Tasche, holte ein paar Münzen heraus und drückte sie dem Wachmann per Handschlag in die Hand, wie als ob er ihn gerade begrüßen würde. Es war riskant, wenn er sich irrte, dann würde er jetzt schneller in das Verließ wandern als er gucken könnte, aber seine Menschenkenntnis (auf die er sich eigentlich nicht mehr verlassen wollte, was er erst vor ein paar Sekunden sich selbst versprochen hatte) sagte ihm, dass er damit genau an der richtigen Adresse war; und genauso war es auch.
Der Mann schaute erst verdutzt, aber als er die Münzen fühlte, grinste er noch breiter als sowieso schon und lachte lauthals.
"Wir verstehen uns...willkommen in Bravil!", meinte er überschwänglich, schüttelte ruppig die Hand des Rothwardonen, ließ die Münzen verschwinden und trat zur Seite. Hinter sich hörte Raccan den Wächter noch zu seinem Kollegen sagen: "Siehst du, Ulf, so geht das. Autorität ist alles...", und wieder erklang das bellende Lachen.

Der Rothwardon stellte fest dass der äußere Eindruck der Stadt leider nicht täuschte, und das bedauerte er sehr, denn dieser Ort ließ seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Auch in Hammerfell fand man kaum befestigte Wege in den Städten, viel mehr war es festgetretener Sand, Ton und Dreck, was auch hier in Bravil der Fall war; jedoch kam ihm das Gesamtbild in seiner Heimat irgendwie…sauberer vor als dieses Mischmasch aus Matsch, Dreck, Müll und Pflanzenresten, dazu hier und da feuchte Stellen und der Geruch von Schimmel. Bedingt durch seine Lage und unzureichender Bausubstanz mochte sich Raccan lieber nicht vorstellen, wie es im Inneren des Mauerwerks oder gar in den Kellern der wahllos zusammengeschustert wirkenden Holzhäusern aussehen mochte. Die ersten Leute, die ihm bei seinen ersten Schritten durch die Stadt begegneten, waren ebenfalls alles andere als sympathisch und rundeten den ersten Gesamteindruck zu einer sehr eindeutigen Meinung ab. Der Assassine war sich sicher, wenn er nicht aufpasste, würde er heimlich, still und leise in irgendeinem dieser stinkenden Kanäle landen, wo niemand ihn auch nur ansatzweise vermissen würde; im Gegenteil, wahrscheinlich würde man seine Leiche noch nachträglich mit Steinen beschweren um quasi ‚aufzuräumen‘. An eben einem solchen Kanal stand er nun und schaute skeptisch in das schmuddelige Brackwasser. Die Holzstege an den Ufern des Kanals sahen verrottet aus und waren unaufgeräumt, mit kaputten Kisten übersäht, denen man ansah, dass sie wohl niemand mehr abholen würde. Hier und da hockte eine Gestalt auf dem Boden oder saß auf einem Holzstück; Argonier, Khajiit, aber auch menschliche Wesen, wobei die Tierrassen den Hauptanteil dieser Gestalten ausmachten. Einige waren verhältnismäßig gut angezogen, einige konnten über den einen Fetzen Stoff am Leib wohl froh sein. Raccan, der sich gebannt von soviel armer Atmosphäre nicht auf seinen Rücken konzentriert hatte, bemerkte so nun nicht den älteren, zahnlosen Mann, der hinter ihn getreten war und nun ein leises Kichern hören ließ. Der Rothwardon wurde aus seinen Gedanken gerissen und blickte den Anschleicher an. Die grauen langen Haare waren nur noch an der Seite des Kopfes vorhanden, das Gesicht des Bretonen war faltig, er sah mindestens aus wie hundert Jahre. Mit dem Stock in der Hand und der leicht gebückten Haltung sollte man meinen, er wirke gebrechlich und unbeweglich, aber irgendetwas an ihm strahlte Vitalität aus; vielleicht waren es seine grauen Augen, die unter den schweren Augenlidern den Assassinen wachsam musterten und etwas von dem alten Feuer und der Erfahrung verrieten, die in dem Greis noch schlummerten.
„Erschrocken über soviel Armut, Rothwardon?“, fragte der Bretone grinsend, aber in seiner Stimme schwang etwas Lauerndes mit.
„Ja, schon ein wenig…“, erwiderte Raccan knapp und nickte. Es trat eine kleine Pause ein, in welcher der Mann überlegen zu schien, was er von seinem Gegenüber halten sollte. Schließlich schlug er einen versöhnlichen Ton an.
„Wenigstens seid ihr ehrlich. Ihr kommt nicht von hier, Rothwardon, das sehe ich euch an. Hammerfell, richtig? Keine Stadt….die Wüste vielleicht?“, und Raccans überraschtes Gesicht quittierte der alte Mann mit einem weiteren hellen Kichern. „Betont einheimische, aber saubere Kleidung, eure Haut sieht ebenfalls sehr gleichmäßig aus als ob ihr ständig in der Sonne wärt, und euer Schwert da“, und er deutete auf das Langschwert mit dem schlangenhautbespannten Halfter am Gürtel des Rothwardonen, „sieht ebenfalls nicht von hier aus.“. Dieser Kerl ist schlau und weltgewandt, alle Achtung. Raccan versuchte betont lässig zu wirken, aber diese Durchsichtigkeit seinerseits gefiel ihm gar nicht, und das wusste der Bretone mit Sicherheit.
„Ihr seid gut…“, sagte Raccan und der alte Mann grinste noch breiter als ohnehin schon, „…und ihr kennt euch aus. Könnt ihr mir helfen? Ich bin auf der Suche nach jemanden…“. Das Grinsen des Bretonen gefror in seinem Gesicht, und der Tonfall wurde rauer.
„Natürlich seid ihr das. Warum sonst solltet ihr hunderte Meilen hierher zurücklegen, Assassine…“, und nun war es an Raccan, seine Gesichtszüge zu Eis erstarren zu lassen. „Nun zieht nicht so eine Fresse, glaubt ihr ich erkenne einen Meuchler nicht wenn ich ihn sehe? Alles an euch schreit nach Kaltblütigkeit, dazu eure Bewaffnung, damit werdet ihr wohl kaum Schmetterlinge jagen mit eurem Bogen und den Messern da, hab ich Recht?“. Raccan sagte nichts, das Gespräch wurde ihm immer unangenehmer; solange man ihm nichts nachweisen konnte, war er relativ sicher, aber zum einen würde, wenn diese Nachricht die Runde machte, es den Khajiit verschrecken, zum anderen konnte er sich nicht sicher sein wie diese korrupten Wachen auf einen Assassinen reagieren würden. Jetzt machte er sich tatsächlich Gedanken darum, wie er den Mann verschwinden lassen konnte, denn dieser war eine große Gefahr. In den Kanal schubsen? Ihn vergiften? Einfach grob abstechen und es wie einen Raub aussehen lassen? Die Möglichkeiten waren vielfältig in einer so von Armut durchzogenen Stadt, niemand würde diesen Greis da vermissen. Als sich Raccan jedoch bereits ausmalte, wie er es anstellen würde, prustete der Bretone plötzlich los und hielt sich krampfhaft an seinem Stock fest um nicht umzufallen.
„Ihr solltet euer Gesicht sehen, Rothwardone. Gerade malt ihr euch aus wie ihr mich loswerden könnt, weil ich zu viel weiß. Aha, ja, genau so ist es. Aber ich beruhige euch…“, und er blickte sich verschwörerisch um, und als er niemanden weiter sah, fügte er leise hinzu, „…denn ich gehorche der Mutter der Nacht.“. Raccan zeigte keine Reaktion, woraufhin der Bretone skeptisch nachhakte. „Ihr wisst von der Mutter der Nacht? Von Sithis?“. Noch immer zeigte Raccan keine Regung, aber in seinem Kopf arbeitete es. Sithis? Mutter der Nacht? Von was redete dieser Greis? Drehte er jetzt durch? Wieder dieser lauernde Blick des Alten. „Oder gehört ihr gar zur Morag Tong?“, und er musterte den Rothwardonen genauestens. Als dieser weiter schwieg, entspannte sich das Gesicht des Mannes. „Also ein freier Söldner, gut, dann habe ich nichts gegen euch…“, und die Stimme des Bretonen wurde freundlicher, „…im Gegenteil, ich glaube, wir könnten beide voneinander profitieren“, und ein verschlagenes Schmunzeln umspielte die spröden Lippen des Bretonen. Raccan unterdessen machte sich Gedanken, wovon der Mann vor ihm sprach. Morag Tong? War das nicht so eine Mördergilde? Wie hieß doch gleich diese inoffizielle Vereinigung in Hammerfell, von der jeder wusste, aber niemand sprach? Dunkler Bund, oder so ähnlich. Er hatte sich damit nie weiter beschäftigt, für ihn kamen Auftragsmorde gegen Geld nicht in Frage; dass er mit seinen Ritualmorden dabei auch keine bessere Moralvorstellung hatte, verdrängte der Assassine in die hinterste Ecke seines Kopfes, um sich wieder auf die jetzige Situation zu konzentrieren. Er durfte nun nichts Falsches sagen. Der Greis schien zu überlegen, ehe er fortfuhr. „Ihr sucht jemanden? Nun, dann habe ich einen heißen Tipp für euch. Unter der Hängebrücke, auf der Seite der Magiergilde, lungert öfters ein schwarzer Khajiit herum. Der weiß so einiges, man muss ihm nur manchmal etwas….auf die Sprünge helfen, ihr versteht? Holt euch eure Information und erledigt euren Auftrag. Und danach, wenn ihr frei seid, kommt bei mir vorbei, ich erwarte eine Gegenleistung für meine Hilfe…und ich rate euch, zu erscheinen, denn die Mutter der Nacht vergisst nie…“, und damit drehte sich der Bretone um und ließ den verdutzten Raccan zurück.
Was war hier eben geschehen? Bis eben dachte er, mit seinem Schweigen sei er auf der sicheren Seite. Nichts von sich preisgeben, das war ein guter Weg; in nichts einwilligen oder verwickeln lassen, der neutrale Pfad war immer noch am Besten. Aber dieser alte Mann war an Dreistigkeit nicht zu überbieten, und doch empfand der Assassine ein wenig Bewunderung für soviel Cleverness. Ohne Raccan auch nur den Hauch einer Chance zu lassen las dieser Bretone in ihm wie in einem Buch, versorgte ihn mit einer Information und nahm ihn damit in seine Pflicht. Aber was meinte er mit ‚die Mutter der Nacht vergisst nie‘? Vielleicht irgendeine religiöse Redensart? Er kannte immerhin nicht mal den Namen des Mannes, geschweige denn den Wohnort. Ob er diesen undurchsichtigen Greis je nochmal aufsuchen würde, das wusste Raccan selbst nicht; aber was konnte es schaden, dem Hinweis des Alten auf den Grund zu gehen?

Unter der Brücke sah es nicht viel anders aus als überall in Bravil. Morsche, kaputte Holzbretter, Schutt, Müll, Gestank, soweit das Auge und die Nase reichte. Hier und da saßen schmutzige Leute und Tierwesen auf Kisten, unterhielten sich oder vegetierten einsam und starr dreinblickend vor sich hin. Oh ja, das hier war kein Ort, an dem man sich gerne aufhielt; nur einer machte den Eindruck, als fühlte er sich hier pudelwohl. Der schwarze Khajiit unterhielt sich angeregt, fröhlich lachend und heiter mit ein paar übel dreinblickenden Kerlen, anscheinend erzählte er eine Geschichte, über die so gar niemand wirklich lachen konnte, aber man ließ ihn gewähren. Als Raccan hinzutrat, würdigte man ihn keines Blickes, und so hatte er Zeit zum studieren der Katze. Aus der Nähe wirkte der Khajiit nicht mehr heiter, sondern eher aufgedreht. Die Pupillen waren geweitet und er zappelte wild herum. Ganz klasse, eine Skoomakatze…, seufzte der Rothwardon gedanklich auf und verschränkte die Arme. Plötzlich blickte der Khajiit auf und Raccan direkt an, und mit einem Mal schien es, als ob jegliche Drogen aus der Blutbahn des Tieres gewichen waren. Angst schlich sich in die nun klaren Augen des Informanten, er war starr vor Schreck und hatte die Geschichte mitten im Satz abgebrochen; und gerade, als sich Raccan fragte, was denn nun schon wieder los sei, fuhr der Khajiit herum, machte einen großen Satz über einen sitzenden Ork hinweg und rannte hektisch davon. Was zum…, Raccan war zunächst zu überrascht, um zu reagieren, dann jedoch setzte er der Katze nach; er war flink, das musste man ihm lassen. Hektisch und sichtlich panisch rannte der Khajiit den Weg, den Raccan gekommen war und der zur Straße führte, hinauf. Der Rothwardon folgte ihm, und oben angekommen sah er gerade noch, wie der Flüchtende von einem Hausdach herunterblickte und dann verschwand. „Wie hat er das…“, fluchte Raccan, überlegte aber nicht groß, sondern tat es dem Khajiit gleich. Das hölzerne Haus bot zum Glück genug Querbalken und Vorsprünge, sodass der Assassine es schnell erklommen hatte; im Vergleich zu den Klettereien in der Wüste an Felswänden hinauf war diese Holzwand mehr oder weniger eine Leiter, und so schwang er sich innerhalb weniger Sekunden auf das Dach und blickte sich um. In etwa vierzig Metern Entfernung sprang der Khajiit von Dach zu Dach und hatte schon einen ordentlichen Vorsprung. Er würde entkommen, Raccan musste alles auf eine Karte setzen, und so nahm er in einer fließenden Bewegung den Bigen vom Rücken, sicherte seinen Stand, legte einen Pfeil in die Sehne, spannte den Bogen und zielte auf den Khajiit. Dieser hatte sich gerade umgedreht und der Schreck war der Katze deutlich anzusehen als sie realisierte, was Raccan vorhatte, und daraufhin rannte sie auf die nächstbeste Dachkante zu. Der Pfeil sauste los, und kurz darauf war er samt Khajiit vom Dach verschwunden. Raccan fluchte, er war sich sicher, verfehlt zu haben; er lief und sprang nun seinerseits über die Dächer auf die Stelle zu, an der sein Geschoß und seine ‚Beute‘ verschwunden waren, im Laufen verstaute er seinen Bogen wieder auf dem Rücken. An der Kante angekommen blieb er stehen und blickte hinunter. Eine schmale Seitengasse bot sich ihm dar, nicht zu hoch zum springen; von dem Khajiit keine Spur. „Verdammt…“, stieß er hervor und ließ sich langsam in die Seitengasse hinunter. Es war etwas düster, aber nicht zu dunkel um die Blutspur auf dem Boden zu erkennen. Die Miene des Rothwardonen hellte etwas auf, also hatte er doch getroffen. Mit den Augen folgte er der Spur, die hinter eine große Kiste führte. Langsam erhob er sich und schlich auf den hölzernen Würfel zu, einen Schritt vor den anderen setzend, und schaute schließlich, was sich dahinter verbarg.
Die Klinge des Dolches schoss genau auf sein linkes Auge zu, und nur seiner blitzschnellen Reaktion war es zu verdanken, dass er ohne eine Schramme davonkam. Der Khajiit hatte hinter der Kiste gelauert und ihn, kaum dass Raccans Kopf sichtbar wurde, mit dem Dolch zugestoßen. Der Assassine warf sich zurück, als das pelzige Wesen nochmal zustieß und sich dabei mit einer Hand an der Kiste festhielt um aufrecht zu stehen; Raccan Pfeil steckte im Fuß des Informanten und Blut floss in kleinen Rinnsalen auf den Boden. Als der Flüchtende nun ein drittes Mal zustieß, hatte sich der Rothwardon wieder gefangen, packte das Handgelenk des Khajiit und verdrehte es mit einem Ruck, sodass es laut knackte und der Dolch klirrend zu Boden fiel. Ein lauter Schrei ertönte, und sein Opfer machte Anstalten einzuknicken, aber der Assassine war schneller. Noch immer das Handgelenk festhaltend, warf er den Informanten herum, drückte ihn rücklings gegen die nahe hölzerne Hauswand und knallte die Pfote ebenfalls daran. Mit der freien Hand zückte er eines der Wurfmesser und rammte es dem Khajiit bis zum Heft mitten durch die Hand, sodass diese nun an die Wand genagelt war; ebenso verfuhr er mit der anderen Seite, und beide Mal jaulte der Khajiit laut auf. Danach trat Raccan zurück und schnaufte erst einmal durch, aber nur um dem Gekreuzigten an der Hauswand ansatzlos mit der linken Faust einmal kräftig gegen den Kiefer zu schlagen, sodass diese hör- und fühlbar brach und der Khajiit Blut spuckte. So verharrte Raccan vor dem Khajiiten, und auch von Diesem war erst einmal außer ein schmerzerfülltes Wimmern und gurgelnde Geräusche nichts zu hören. Gerade wollte der Assassine das Wort an sein Opfer richten, als er von der Seite angesprochen wurde.
„Hey, ihr da, was tut ihr da?“, und ein Wachmann trat von der Straße in die Gasse. Verdammte Scheiße, das darf doch nicht wahr sein. Aber was habe ich mir eingebildet, unbemerkt auf Dächer klettern und dann noch darauf hoffen, dass die Schreie des Khajiiten niemand hört? Träum weiter. Er war nun in der Zwickmühle, aber auch jetzt meldete sich sein Geistesblitz. Schnell griff er in die Tasche und erfühlte seinen Beutel voller Septime. Viel war nicht mehr darin, und es war sein letztes Geld, aber er hatte keine Wahl. Er zog den Beutel hervor, zeigte ihn kurz und warf ihn dann der Wache zu. Bitte, Bitte, Satakal, wenn es dich wirklich gibt, wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt deine Gunst zu zeigen….
Der Wächter war sichtlich überrascht, fing den Beutel aber und blickte hinein. Dann schaute er auf, besah sich die Szene und grinste. „Fünf Minuten…“, krächzte er, betont gleichgültig wirkend, drehte sich um und platzierte sich mit verschränkten Armen vor der Gasse, um neugierige Passanten abzuhalten. Der Khajiit hatte die Szene mit hoffnungsvollen Augen verfolgt, aber als sich die Wache abwandte, schüttelte er hektisch den Kopf, aber dies stimmte die Wache natürlich nicht um. Raccan wandte sich wieder an den Khajiiten. „Fünf Minuten würden reichen, um dich zehn Mal zu massakrieren, also sagst du mir lieber, was ich wissen will, du weißt doch sicher, wer ich bin…“.
Der Khajiit machte keine Anstalten zu antworten, nicht einmal ein Nicken oder Kopfschütteln gab es; Raccan spürte, wie die Wut in ihm wuchs, auf diese Spielchen hatte er keine Lust, und seine Zeit war ebenfalls begrenzt. Er hob den Dolch des Khajiiten vom Boden auf und schaute sein Opfer nochmals fragend an. „Kennst du mich, ja oder nein?“.
Als immer noch keine Antwort kam, packte einen der pelzigen Finger die kraftlos herunterhingen, setzte die Klinge an und schnitt ihn mit einer kräftigen ab. Wieder jaulte der Khajiit auf, die restlichen Krallen verkrampften sich, aber der Rothwardon hatte schon den nächsten Finger in der Hand und zog den Dolch auch hier gnadenlos durch. Achtlos, wie Müll, ließ er beide Extremitäten vor den Khajiit auf den Boden fallen und stellte sich mit fragendem Blick davor hin. Der Khajiit schnieft und wimmerte, daraufhin zuckte der Assassine mit den Schultern und packte den dritten Finger.
„Nein!!!“, jaulte der Informant auf als Raccan den Dolch ansetzte, und daraufhin verharrte der Rothwardon in der Bewegung und wartete regungslos. Nach einer kleinen Pause keuchte der Khajiit, leicht nuschelnd durch den gebrochenen Kiefer: „Ja, ich weiß es. Hawa'ajala sagte mir, dass ihr ihn suchen würdet.“. Die Katze spuckte Blut und betrachtete einen Moment lang ihre Finger auf dem Boden. „Aber er soll zu Dagon fahren, für ihn geh ich nicht drauf.“.
Raccan wunderte sich über die akzentfreie Sprache (abgesehen von der immagniären heißen Kartoffel im Mund), aber das war nun nebensächlich. Ohne den Dolch vom Finger zu nehmen fragte er mit monotoner Stimme: „Wo ist er?“.
Der Khajiit blickte auf und drehte den Kopf zu Raccan. „Im Westen befindet sich eine einsame Hütte im Wald. Weiß kaum einer davon. Da wollte er hin. Wer weiß ob er es geschafft hat, vielleicht haben ihn auch schon die Wölfe zerfleischt…ihr werdet büßen, Rothwardone…“, zischte das Katzenwesen und spuckte Raccan Blut ins Gesicht.
Dieser aber nahm den Dolch vom Finger, trat einen Schritt zurück und lächelte, während er sich mit der Hand das Blut aus dem Gesicht wischte. „Wenn du mich angelogen hast, schneide ich dir das nächste Mal etwas anderes ab…“, und kurz unter der empfindlichsten Stelle rammte er die Waffe zwischen die Beine des Informanten ins Holz. Dieser hatte aus Reflex aufgeschrien und blickte nun nach unten; so sah er nicht die Rechte des Rothwardonen heranfliegen, die den Khajiit an der Schläfe traf und ihn ausknockte.

Nun war es still in der Gasse, und Raccan schnaufte kurz durch. Dies war unschön gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen würde. Abgeklärt und fast geschäftsmäßig zog er die Wurfmesser aus der Wand und der Khajiit fiel wie ein nasser Sack zu Boden, danach riss er ohne Umschweife den Pfeil aus dem Fuß und verstaute alles. Der Informant blutete stark, aber nicht so dass er sterben würde, und so wandte sich Raccan zum Gassenausgang, ging wortlos an dem Wächter vorbei und ignorierte gekonnt die Blicke der Passanten, als er sich auf das Stadttor zubewegte. Auf dem Weg zu den Stallungen hing er seinen Gedanken nach. Der Khajiit war wirklich verdächtig schnell eingeknickt, es lag nahe dass es sich hierbei um eine Finte gehandelt hatte. Andererseits wirkte die Katze sehr geschockt von Raccans direktem Handeln ohne großes Zögern, und zugegebenermaßen war er selbst ein wenig überrascht von sich. Im Grunde hatte er nicht vor gehabt, ihn so zu verstümmeln, aber nach dem Dolchangriff war er in einen altbewährten Automatismus verfallen; stolz war er auf diese Fähigkeit, emotionslos und ‚spontan-kreativ‘ sein Opfer zu foltern, nicht, aber sie hatte ihm in vielen Situationen schon weitergeholfen.
Bei den Stallungen angekommen (die Wache hatte ihn ohne Zwischenfälle das Stadttor passieren lassen, freuten sich beide doch immer noch über sein Bestechungsgeld) öffnete Isabeau auf Raccans Klopfen, aber ihr freudiges Gesicht verzog sich zur Grimasse als sie den Rothwardonen erblickte, alles Blut hatte er wohl nicht abwischen können. „Was habt ihr getan…“, fragte sie halblaut und ging einen Schritt zurück, etwas Angst schwang in ihrer Stimme mit.
„Nichts, was der Rede wert ist. Er lebt noch, falls das eure nächste Frage gewesen wäre. Ich will meine Sachen und das Pferd holen“, erwiderte der Assassine mit monotoner Stimme, und daraufhin holte die Frau hektisch seine Sachen aus der Bodenluke und drücke sie ihm in die Hand, anscheinend konnte sie es gar nicht erwarten, den blutverschmierten Rothwardonen loszuwerden, und Raccan verübelte es ihr nicht. Knapp verabschiedete er sich, dankte für die Gastfreundschaft und sattelte draußen geschwind sein Pferd, um danach sogleich aufzusitzen und Bravil Richtung Westen zu verlassen. Kurze Zeit später saß er wieder ab, schaute sich um ob ihm jemand folgte, und schlug sich dann, als er niemanden sehen konnte, in die Büsche…

Am Abend saß Raccan am Ufer eines kleinen Sees und hatte hier sein Lager aufgeschlagen. Den ganzen Tag war er durch den Wald gelaufen, aber er war nur schwer vorangekommen; hier lag ein großer Baumstamm im Weg, dort war das Gebüsch zu dicht, an wieder anderer Stelle versperrte eine Barriere aus Felsen den Weg die er umgehen musste. An vielen verwitterten Ruinenresten war er vorbeigekommen, Tiere hatte er gesehen (aber keine Aggressiven) und sich bei dieser Gelegenheit einen genießbar aussehenden Vogel geschossen, der nun über dem kleinen Feuer hing und einen leckeren Geruch verbreitete. An sich war das Lagerfeuer nicht nötig, denn unweit des Sees befand sich eine dieser seltsamen magischen Energiequellen, die der Rothwardon schon an dem Weg nach Bravil gesehen hatte, aber auch jetzt hielt er gehörigen Sicherheitsabstand, er traute dieser Quelle immer noch nicht so ganz und warf ab und an einen argwöhnischen Blick hinüber. Abwesend stocherte er mit einem Stock in der Glut herum, als ihm einfiel, was er ja schon eine Zeitlang machen wollte, und welcher Zeitpunkt war günstiger als jetzt. Schnell war ein Stück Pergament und das Tintenfass mit dazugehöriger Feder in dem Gepäck gefunden, dazu ein glatter Felsen in der Nähe. Raccan hockte sich davor und setzte an, aber sogleich wieder ab. Ja, was wollte er denn schreiben? Wie er vorankam? Dass er Khajiits die Finger abschnitt? Dass er sich in dieser Provinz alles andere als wohl fühlte? Dass er hier wie ein einsamer alter Mann alleine im Wald saß? Der Rothwardon lächelte, er wusste, was Sahi hören wollte, und so begann er erneut.

Liebe Sahi,
entschuldige dass ich mich erst jetzt melde, aber es waren ereignisreiche, vergangene Tage. Mein Auftrag steht kurz vor der Erfüllung, ich glaube nun den Aufenthaltsort des Verräters zu wissen; Zalanu, Satakal und auch der Stamm darf sich bald wieder sicher fühlen.
Dies ist ein fremdes Land, daran ändert auch die Tatsache nichts, dass ich diesmal mit meinem kompletten Gedächtnis hierher zurückgekehrt bin, denn noch immer verwirrt mich das Verhalten der hier ansässigen Bewohner. Ich lernte eine junge Frau kennen (nein, Sahi, hör auf zu lächeln) welche mich durch geschickte Worte dazu gebracht hat, dass ich sie auf ein Treffen mit Edelleuten begleiten werde. Die Leute sind in einem Moment freundlich und zuvorkommend, im Anderen nehmen sie einen in die Pflicht und zwingen dir ihren Willen auf. Dieses Verhalten ist mir völlig unbekannt; jene Erfahrungen zu machen erweitern meinen Horizont, vergrößern jedoch auch mein Misstrauen gegenüber der Provinz. Außerdem sah ich Städte, große Städte, die mich sehr überraschten. Schmutzige Metropolen, prachtvolle Bauten, rege Geschäftigkeit, jede Stadt hält eine neue Überraschung bereit; ich wünschte du könntest es sehen. Wer weiß was Cyrodiil noch für mich bereit halten wird, ich werde dir davon berichten so gut und oft ich kann.
Pass auf dich auf.
Raccan

PS: Das Pferd ist schlauer als es zugeben will. Hat es einen Namen?

Bei dem letzten Satz blickte Raccan zu dem Pferd, welches unschuldig am Wasser stand. Nochmals las er den Brief durch, und erst jetzt fiel ihm auf, dass der in der Gasse doch tatsächlich ein gedankliches Stoßgebet an Satakal gesandt hatte, und dieser Schlangengott hatte ihn tatsächlich erhört. Wieder schüttelte er den Gedanken ab. Es war einfach nur Glück gewesen. Ja, ganz genau; Glück, dass in Bravil anscheinend jede Wache korrupt war; Glück, dass er gerade so die nötige Menge an Münzen da gehabt hatte; Glück, dass er es nicht schon vorher für etwas anderes ausgegeben hatte; und es war Pech, dass er nun gar kein Geld mehr besaß, somit war er wohl dazu gezwungen, zukünftig draußen im Freien zu übernachten. Raccan knetete die Hände und rollte dann den Brief zusammen. Von diesen Problemen musste Sahi nichts wissen, sie würde sich nur unnötig Sorgen machen. Ein verschließbarer kleiner Tornister aus leichtem Metall und einer Schlaufe am oberen Ende holte er aus seinem Gepäck und betrachtete das Utensil. Der Schraubverschluss lies sich schwer öffnen, was in Anbetracht des Verwendungszweckes auch angebracht war. Der Brief passte nicht ganz hinein, und so musste der Rothwardon ihn noch enger zusammenrollen. Etwas mühsam und schwergängig stopfte er das Pergament hinein, verschloss das Rohr und stellte es auf den Felsen vor sich. Einen Moment lang musterte er das Metallrohr und setzte sich dann wieder zurück ans Feuer, wo er die Pfeife abnahm und im flackernden Licht betrachtete. Raccan fragte sich, ob ihn der Falke wirklich immer begleiten würde, und so blies er kurzerhand hinein; abermals hörte er keinen Ton, aber kurz darauf das ihm sehr vertraute Flügelschlagen. Jail machte diesmal nicht so ein Brimborium um sein Erscheinen, sondern landete auf einem umgefallenen Baumstamm, der ebenfalls in der Nähe des Feuers lag. „Du bist wirklich so anhänglich wie ein Schatten…“, bemerkte der Rothwardon, aber dies war keineswegs anklagend gemeint, im Gegenteil; in gewisser Weise beeindruckte ihn der Falke, denn immer war er in Hörweite. Er würde das Ganze wohl noch einige Male testen um sich zu überzeugen, dass dieses Tier wirklich so treu war wie er dachte. Gut, wenn er den Brief dann fortschafft, wird er wohl kaum kommen …, und der Assassine hängte sich die Pfeife wieder um den Hals, erhob sich und nahm den Tornister auf. Langsam ging er auf den Falken zu um ihn nicht etwa zu verschrecken (nicht dass er dahingehend Bedenken hätte, aber sicher war sicher) und machte sich daran, die Schlaufe sicher und fest an den Klauen des Tieres zu befestigen. Die ganze Zeit über bewegte sich Jail nicht und ließ Raccan gewähren.
„Zu Sahi musst du fliegen…“, sprach der Rothwardon dem Falken zu als er die Nachricht befestigt hatte, und kaum hatte er dies ausgesprochen, stieß sich das Tier von dem Stamm ab und verschwand mit ein paar kräftigen Flügelschlägen in der Nacht. Etwas verdutzt blickte er Jail hinterher, aber dann setzte er sich wieder an’s Feuer und fing wieder an, darin herum zu stochern. Hatte er vielleicht irgendetwas Wichtiges vergessen? Das Geschenk? Den Splitter? Nein, den wollte er noch einfassen lassen. Aber wie sollte er das bewerkstelligen, ohne Geld? Raccan seufzte, er musste sich etwas einfallen lassen, er stolperte in dieser Provinz von einer Verlegenheit in die andere. Das Buch. Der Empfang. Die Ruine. Der alte Mann in Bravil. Seine Geldsorgen. Und jetzt wäre es ein Glücksspiel, wenn er sich einfach so schlafen legen würde, mitten in der Wildnis. Wer weiß, was für Banditen hier durchkamen und ihn im Schlaf einfach ausrauben oder abstechen würden. Aber was blieb ihm anderes übrig, schlafen musste er, und so entschied er sich dafür, nur leicht zu dösen, das musste einfach reichen. Etwas entspannter legte er sich zurück und schloss die Augen….

Van Tommels
29.12.2011, 18:03
Raccan befand sich wieder in seinem Dorf, genauer gesagt auf dem Hauptplatz. Alles war festlich geschmückt, es würde wohl wieder einmal ein Fest für Satakal stattfinden, an dem Raccan wie jedes Mal teilnehmen musste. Lust dazu hatte er keine, aber es musste sein. Komischerweise trug er weder Waffen noch andere Utensilien, ungewöhnlich für den Rothwardonen. Ein Blick in seine Umgebung verriet ihm ebenfalls, dass er komplett allein war. Das Dorf hatte nur im ersten Moment wie seine Heimat gewirkt; sicher, die Häuser fanden sich alle an der richtigen Stelle, der alte Baum etwas abseits auch. Aber ohne Bewohner wirkte dies alles so…fremd. Wie in Trance schlich Raccan durch den festgetretenen Wüstensand auf das Haus des Häuptlings zu und wagte einen Blick hinein. Der Thron war verwaist, dekoriert war es, aber niemand zu sehen. Verwirrt wiederholte der Assassinen dieses Prozedere bei weiteren Häusern, bis er schließlich vor dem seiner Schwester stand; ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als er die Hand nach dem Vorhang ausstreckte, welcher vor dem Eingang der Lehmhütte hing. Seine Finger berührten den Stoff und schoben ihn zur Seite, aber vor ihm tat sich nur ein gähnender schwarzer Schlund auf. Zwei Schritte nach vorn später stand er inmitten dieser Finsternis, seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, aber im selben Moment wünschte er sich, blind zu sein. Direkt gegenüber des Eingangs, an der Stelle wo er bei seinem Aufwachen im Dorf im Bett gelegen hatte, stand Sahi; nein, eher hing sie an der Wand, festgenagelt von unzähligen Schwertern, welche bis zum Heft in ihren Körper gerammt waren. Der sandige Boden hatte sich tiefrot verfärbt und zeigte ein skurriles Muster aus rotem Schlamm. Die Kehle seiner Schwester war durchgeschnitten und ihr Kopf hing kraftlos schräg nach vorne herunter, wobei sich ihre langen Haare im Blut an den Stichwunden verklebt hatten. Starr vor Angst konnte sich Raccan nicht rühren, er spürte ein Zittern in sich aufkommen; ein Zittern, welches er sich nicht fähig sah es zu kontrollieren. Mühsam zwang er sich einen Schritt auf den bestialisch zugerichteten Leichnam von Sahi zu, dabei streckte er langsam den Arm nach ihrem Kopf aus. Noch einen Schritt tat er vorwärts, Raccan fühlte sich als würde er durch Treibsand waten und mit jeder Bewegung tiefer sinken. Einen Meter vor seiner Schwester entfernt wurde die Last an seinen Füßen so schwer, dass er stehenblieb und nach unten blickte. Schlangen. Überall um seine Füße krochen Schlangen. Schlangen mit Fingern auf dem ganzen Körper. Der Rothwardon wollte einen Laut der Überraschung ausstoßen, aber er war stumm und brachte keinen Ton heraus. Hastig warf er den Kopf herum, der ganze Raum war mit diesen seltsamen Viechern überfüllt. Wieder schaute er auf die leblose Sahi, und gerade als er ihren Kopf berühren wollte, zuckte dieser hoch und leere, blutige Augenhöhlen starrten ihn an. Ein diabolisches Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht seiner Schwester, aber diese Abartigkeit hatte genau genommen nichts mehr mit seiner kleinen Schwester zu tun. „Na wen haben wir denn da…“, ertönte eine rauchige Stimme, als der Kiefer der an die Wand Genagelten hoch und runter klappte. Kurz darauf spürte Raccan ein Stechen am Hals, der Raum verschwamm und wurde strahlend weiß…

Als Raccan die Augen aufschlug, stand ein unrasierter und schmutziger Kaiserlicher in einer zerschlissenen Lederrüstung über ihm und hielt die Spitze seines schartigen Langschwerts auf die Kehle des Rothwardonen. Offensichtlich handelte es sich um einen Banditen, denn als der Assassine sich bemühte, einen klaren Blick für die Gesamtsituation zu bekommen, erkannte er am Rande seines Blickfelds weitere Gestalten und hörte auch Schritte und Geklapper. Zunächst aber konnte er sich darauf nicht konzentrieren, denn noch immer hatte er das Bild von Sahi vor seinem inneren Auge; wie sie aufgespießt an der Wand hing, blutüberströmt, tot. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, und das lag nicht an der Klinge an seinem Hals. Er musste wohl die Sache mit dem Khajiit irgendwie mit seiner Art Heimweh vermischt haben, aber trotzdem, so einen extremen Albtraum hatte er lange nicht mehr gehabt. Der schmierige Kerl riss Raccan schließlich aus seinen Gedanken.
„Hey, ich hab dich was gefragt…“, blaffte der Bandit und drückte zur Verdeutlichung seiner Worte das Schwert ein paar Millimeter Richtung Hals. Raccan fixierte ihn mit den Augen und zwang sich, dem Mann zuzuhören, dabei blickte er fragend drein.
„Sprichst du unsere Sprache nicht, oder bist du blöd? Ich hab dich gefragt wo du herkommst, nach deinem Aussehen zu urteilen aus einer Gegend ohne Bäume und Schatten…“, und der Kaiserliche lachte dumpf über seinen eigenen Witz. Aha, ein Rassist, das wird ja immer besser.
„Hammerfell“, antwortete Raccan kurz angebunden und warf einen Blick zur Seite. Gerade durchwühlte ein Ork seine Taschen, warf dabei die für ihn wertlos erscheinenden Gegenstände achtlos auf den Boden. Ab und an hörte man Glas klirren, und der Rothwardon musste sich beherrschen, nichts zu sagen, denn diese Achtlosigkeit traf ihn gerade wirklich. Aber sich groß darüber Gedanken zu machen schaffte er nicht, denn der augenscheinliche Anführer suchte wieder Raccans Aufmerksamkeit.
„Dein Pferd war schlauer als du und ist getürmt, aber das überrascht mich nicht, du scheinst ja nicht sonderlich helle zu sein. Ohne Nachtwache in der Wildnis zu schlafen. Was ist das, Ko’Luk?“, und die Frage ging anscheinend an den Ork, denn er hörte auf zu suchen und blickte zu ihnen herüber.
„Ähhhh….“, hörte man nur und er blickte ahnungslos drein.
„Dämlich ist das, Ko’Luk…dämlich. Wie du. Hast du was gefunden?“.
„Nichts, Chef. Nur wertlose Sachen hat er dabei. Keine Septime.“.
„Ohoh, das sieht nicht gut für dich aus, Rothwardon…“, und ein fieses Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des Kaiserlichen. Gerade als sich Raccan Gedanken darüber machte, wie er sich aus dieser Situation hätte retten können, wurde dieses Vorhaben im wahrsten Sinne des Wortes zerschlagen; denn in diesem Moment traf ihn die gepanzerte Faust des Orks direkt an der Schläfe. Raccan flog förmlich zurück und knallte hart auf dem Boden auf, ein ohrenbetäubender Kopfschmerz breitete sich in seinem Schädel aus. Der Kaiserliche sprach wieder, aber es klang sehr weit weg, wie als würde dieser Lump in einer Höhle aus großer Entfernung mit ihm reden. „Oh, Ko’Luk scheint dich ja sehr gern zu haben…“, und das Lachen des Banditen ging in dem tobenden Schmerz unter, der sich in Raccans Brust- und Magengegend ausbreitete, als der Ork anfing ihn mit Tritten zu malträtieren. Unter anderen Umständen hätte er diese Grünhaut ihre Grenzen aufgezeigt, aber nun war er so hilflos wie ein neugeborenes Baby, und so dauerte es nicht lang und er verlor das Bewusstsein…

Dunkelheit. Schmerzen. Ein dröhnendes Rauschen. Wie in Trance nahm er die Worte des Banditen wahr. Vergiss den Kerl, der ist fertig. Hat er wirklich nichts dabei? Verdammter Nomade. Klirrende und berstende Fläschchen, Stimmengewirr, ein metallischer Geschmack im Mund. Raccan versuchte sich zu bewegen, aber es tat sich nichts, zu groß das Gewicht seiner Gliedmaßen. War vielleicht besser, sie hielten ihn für tot. Wieder traf ihn ein Stiefel in der Magengegend, stechender Schmerz, aber er reagierte nicht. Lass es, spar deine Kräfte für das nächste Lager. Stille. Ewig lange Stille. Zeit vergeht. Und wieder wird er getroffen, diesmal am Kopf. Wie eine schwere Puppe rutscht er auf dem Boden herum. Dummer Mensch. Der Ork. Schritte entfernen sich. Stille...lähmender Schmerz…dann endlich…erlösende Bewusstlosigkeit…

Raccan wusste nicht, wie lange er hier gelegen hatte. Es konnten nur wenige Minuten gewesen sein (so fühlte er sich), oder aber auch mehrere Tage. Jeder Knochen im Leib schmerzte ihn als er sich versuchte zu bewegen, selbst die Augen zu öffnen kostete ihn eine Menge Energie. Sein linkes Auge bekam er so gut wie gar nicht geöffnet, und das Andere lieferte zunächst nur ein verschwommenes Bild seiner Umgebung. Ein Grasbüschel befand sich genau vor seinem Gesicht, einige Grashalme waren mit getrocknetem Blut bedeckt, mit großer Wahrscheinlichkeit stammte es von ihm, und er lag auf dem Bauch. Er versuchte die Hände zu bewegen, die Arme, sich irgendwie aufzurappeln, aber zuerst meldete sich nur der schon fast allgegenwärtige Schmerz in stechender Form in den Muskeln; sie fühlten sich wie Fremdkörper an, und nur unter größter Anstrengung gelang es Raccan, seine Hände neben seinen Kopf zu legen und in sein Blickfeld zu schieben. Er hatte Durst; unendlichen Durst. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel und leistete ihren Beitrag dazu. Nun komm schon…, sprach sich der Rothwardon in Gedanken Mut zu, denn um es laut auszusprechen fehlte ihm die Kraft.
Zwischen dieser Ermutigung und seinem anschließenden Hochstemmen lagen einige Minuten, denn es brauchte ein wenig, bis das Vorhaben von seinem Körper und Willen in die Tat umgesetzt wurde. Auf allen Vieren und zu Boden blickend schmerzte jeder Atemzug, der Geschmack von Blut im Mund fiel ihm erst jetzt auf; Ausspucken ging jedoch nicht, denn dazu hätte Speichel vorhanden sein müssen. Egal was Raccan tat, ob er seinen Kopf drehte oder sich gar nicht bewegte, er spürte jeden Muskel, und das nicht auf die gute Art. Schwerfällig blickte er auf und sich um, und was er sah, überraschte ihn zwar nicht, schockiert war er dennoch. Sein Lager sah aus als wär es von einer Schar Pferde überrannt worden. Zerbrochenes Glas, durcheinandergeworfenes Gepäck, seine Waffen und Kleidung lagen kreuz und quer verstreut, die Feuerstelle war zerstört worden. „Ihr Hunde, das werdet ihr mir büßen…“, fluchte er vor sich hin, aber sogleich verstummte er und griff sich an den Hals, das Sprechen bereitete ihm Probleme. Nüchtern betrachtet konnte er froh sein, den Angriff überlebt zu haben, anscheinend waren dieser Kerle zu blöd gewesen um zu erkennen dass er noch lebte, allerdings fühlte sich Raccan im Moment wirklich zum Sterben bereit. Aber erst einmal musste er etwas trinken, und so kroch er durch die Scherben und seinen verteilten Habseligkeiten Richtung des kleinen Sees. Hier angekommen wollte er natürlich sogleich das Wasser zu sich nehmen, aber kurz vor der Wasseroberfläche hielt er inne. Bei Satakal, er sah beinahe noch schlimmer aus als er sich fühlte, und das durfte bereits als Wunder bezeichnet werden. Sein linkes Auge war beinahe komplett zugeschwollen, sein Gesicht mit Schrammen und Blut übersät, die Unterlippe aufgeplatzt, an der linken Schläfe klaffte eine große, offene Wunde. Das Bild musste Raccan erst verarbeiten, wer weiß wie er unter der Rüstung aussah, die Schmerzen ließen ein ähnliches Bild vermuten, aber darum machte sich der Assassine erst einmal keine Gedanken mehr, denn der Wunsch nach der Löschung seines Dursts war mittlerweile so fordernd, dass er nun nachgab, seine hohle Hand in das kühle Nass tauchte und trank. Unglaublich, wie schnell man seine Ansprüche herabsetzen konnte um für den Moment zufrieden zu sein. Kraftlos ließ er sich zu Boden sacken, der Weg von seiner „Ruhestelle“ bis zum Ufer hatte Raccan ausgezehrt. Erschöpft wandte er sich zu seinem Lager herum und besah sich die Szenerie genauer; seine Heiltränke, Extrakte und Gifte waren zerstört, achtlos auf den Boden geworfen, seine Sachen ebenfalls. Plötzlich weiteten sich seine Augen (oder zumindest das eine, welches noch intakt war), und er kroch panisch zu seiner offenen Gepäcktasche, um darin hektisch etwas zu suchen; vergessen war in diesem Moment der Schmerz seiner Gliedmaßen. Dann, endlich hatte er gefunden nach was er gesucht hatte; der Zeremoniendolch lag schwer in Raccans Händen, und erleichtert atmete er aus. Dann aber beäugte er das Relikt genauer. Warum hatten die Banditen es nicht mitgehen lassen? Wertvoll sah er doch aus? Verzierungen am knöchernen Griff, eine geschwungene scharfe Klinge, welche eine schillernde Stahl-Maserung aufwies. Der Rothwardon erkannte nicht, dass es sich für ihn zwar um einen wertvollen Gegenstand handelte, für Außenstehende jedoch dies nur ein billiges Messer mit sinnfreien Schnitzereien ohne jeglichen Nutzen war. Er drehte die Waffe zwischen den Fingern, legte sie aber dann zurück in die Tasche und besah sich abermals das Chaos. Raccan schwor zwar auf die grünliche Paste des Schamanen aus dem Dorf, aber für Notfälle hatte er immer ein paar Heiltränke im Gepäck. „Ja, die Betonung liegt auf hatte…“, presste er angestrengt hervor und musterte die zerstörten Phiolen auf dem Boden. Nach einer kurzen Suche fand er in einem nicht ganz zerstörten Fläschchen im Gras noch eine fast vollständig vorhandene Heiltinktur. Vorsichtig hob er sie auf und hielt sie, ob seiner Schmerzen in den Armen, gegen das Licht um eventuell vorhandene Glassplitter auszuschließen. Erkennen konnte er nichts, was aber ein Vorhandensein Selbiger nicht ausschloss. Vorsichtig nippte der Rothwardon an dem scharfkantigen Gefäß und flößte sich langsam das Gebräu ein. Merklich ließen die Schmerzen nach, und den kleinen Rest, der noch übrig war, verrieb er zwischen seinen Händen und benetzte damit sein linkes Auge und die Schläfe. Die Heilung setzte sofort, jedoch nur langsam ein, und Raccan nutzte die Zeit um sich noch einmal umzusehen, und da entdeckte er in einiger Entfernung sein Pferd stehen. „Schlaues Tier, rechtzeitig getürmt und nachdem alles vorbei ist, wieder zurückgekommen…“, murmelte er und betastete seine Brust um weitere Verletzungen auszuschließen, und dabei traf es ihn wie ein Donnerschlag. Er befingerte die Wurfmesser, blickte sich heftig (zumindest soweit es sein schmerzender Nacken erlaubte) nach seinem Bogen um, erfasste ihn mit den Augen; seine grünumrandeten Pupillen zuckten weiter über den Boden, fanden die Pfeile, suchten weiter, sahen den Kampfdolch. Angestrengt dachte er nach, riss den Kopf zu dem Pferd herum, an den Satteltaschen hingen die beiden Krummsäbel wie er sie immer mit sich führte; aber so langsam dämmerte Raccan, was ihm die Banditen geraubt hatten. Das Schwert fehlte. Das Schwert, dessen Halfter und Heft mit Schlangenhaut bespannt war. Das Schwert, welches von Sahi gesegnet worden war. Das Schwert, welches ihn auf seiner Reise beschützen sollte. Der Assassine fühlte sich von einem Moment auf den anderen völlig kraft- und hilflos, ließ die Hände zu Boden sinken und starrte in den Himmel. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, lief in die offene Wunde und brannte unangenehm; aber der Rothwardon registrierte dies kaum, sondern flüsterte wie im Delirium vor sich hin, mit weit aufgerissenen Augen weiter nach oben schauend. „Was soll ich nur tun….das Schwert, weg, verloren…Satakal wird mich richten, vielleicht jetzt, vielleicht dann, vielleicht auch morgen. So kann ich nicht zu meinem Dorf zurückkehren. Sahi wird…“, und nur mit Mühe unterdrückte er das Bild aus seinem Traum. Plötzlich wurden die Augen wieder klarer, die Leere wich aus seinem Blick. Nein. Jetzt komm wieder runter, Raccan. Weder wird dich noch ein schlangenförmiger Blitz aus dem Himmel treffen und hier auf der Stelle richten, noch wird dich der Stamm verstoßen weil du das Schwert verloren hast. Zumindest Zweiteres wird nicht eintreten, wenn du den Auftrag zu Ende führst, denn das kannst du, der Zeremoniendolch ist schließlich noch da. Außerdem stellt sich die Frage nicht, ich hol das Schwert zurück…koste es was es wolle….
Den Rest des Tages (er hatte am Mittag das Bewusstsein wiedererlangt, welcher Tag nach seiner Ankunft wusste Raccan jedoch nicht) verbrachte der Rothwardon damit, sein Lager und das Gepäck wieder einigermaßen herzurichten und seine Wunden zu versorgen. Die Verbände, die er mit sich führte, waren größtenteils schmutzig geworden und der Assassine konnte nur noch einen kleinen Teil davon verwenden. Auf dem Oberkörper hatte er viele Blutergüsse entdeckt, er vermutete, dass mindestens zwei Rippen gebrochen waren und auch stellte er fest, dass ihm die Banditen den Ayleiden-Splitter abgenommen hatten, den er Sahi schenken wollte. Bis auf den letzten Umstand befand er aber, dass das alles halb so schlimm war, denn Raccan war sich sicher, er würde den Splitter und auch das Schwert wiederbekommen, und auch die Wunden würden heilen…

Spät in der Nacht lag der Assassine auch schon wieder im Gebüsch und beobachtete das Haus, welches direkt vor ihm lag; entdeckt hatte er das etwas verwitterte Gebäude weiter im Westen mitten im Wald. Das Pferd stand mitsamt Gepäck etwas abseits, denn Ballast konnte er jetzt nicht gebrauchen, dazu war er noch zu angeschlagen. Mit ausdruckslosem Gesicht rieb er sich seinen Brustkorb, die ganze Zeit hatte ein kleiner Stein dort gelegen und unangenehm auf seine Rippen gedrückt, und er schob das Stück Granit genervt zur Seite und spähte wieder auf die Fenster des Hauses. Die meiste Zeit über sah man weder Licht noch sonst irgendein Lebenszeichen, jedoch könnte Raccan schwören, dass er ab und an eine Bewegung wahrnahm. Er war es zwar gewohnt, lange Zeit auszuharren und nur zu beobachten, aber nicht bei diesen Temperaturen, und nun wurde ihm kalt. Ach verdammt; bringt ja nichts, hier noch weiter auf der faulen Haut zu liegen. Und ich fühle mich so oder so gerädert, also los…. Leise ächzend erhob er sich und rückte seine Waffen zurecht. Säbel, Dolch, Wurfmesser, Bogen; alles vorhanden. Vorsichtig schlich er zu seinem Pferd und hing sich das Seil von dem Ausrüstungshaken um die Schulter. Den Enterhaken lass ich hier, der macht zu viel Lärm, entschied der Rothwardon und machte sich auf den Weg. Geduckt und darauf achtend, worauf er seine Füße setzte, bewegte er sich an die Rückseite des Hauses heran, wobei er ein paar Meter vor der Hauswand innehielt, denn hier gab es keine Deckung mehr in Form von Bäumen oder einem Gebüsch. Er legte den Kopf in den Nacken, um schon einmal nach einem Angriffspunkt für sein Seil Ausschau zu halten, und wie der Zufall es wollte, stand einer der Dachgiebel etwas über, und darunter befand sich ein Fenster. Wie für mich gemacht. Der Assassine legte sich auf den Boden und atmete einmal ob der Schmerzen tief ein und aus, dann setzte er sich Richtung Hauswand kriechend in Bewegung. Stück für Stück robbte er vorwärts, bis er die hölzerne Barriere endlich erreichte und sich langsam und betont leise wieder aufrichtete und sich orientierte. Raccan drückte sich mit dem Rücken an die Wand, direkt rechts von ihm befand sich ein Fenster. Ein wenig ging der Assassine wieder in die Knie und riskierte einen Blick an der unteren Fensterecke in das Haus hinein. Stühle, ein Tisch, Regale, ein großer Kleiderschrank, dazu eine sehr unbenutzt aussehende große Feuerstelle; dass hier jemand wohnte oder sich versteckte, schien unwahrscheinlich, jedoch nicht unmöglich. Angestrengt suchten die grünen Augen die Dunkelheit ab, aber Raccan konnte kein Anzeichen von Leben entdecken. Gerade als er nach seinem Seil greifen wollte, hielt er inne und fixierte den Fensterrahmen. Warum eigentlich nicht, es könnte ja sein dass…, und er legte seine Hände lautlos auf das Fenster und drückte vorsichtig. Es bewegte sich ein wenig, quietschte aber auch demensprechend Holz-auf-holz-mäßig. Verdammt, aber jetzt ist es auch egal, und mit ein wenig mehr Druck schwang das Fenster nach innen auf. Raccan verharrte in der Bewegung und lauschte, aber bis auf dem leisen rauschen des Windes und einem kleinen Luftzug, entstanden durch die Öffnung, bemerkte er nichts. Geschwind schwang er sich auf die Fensterbank und ließ sich lautlos wie ein Ninja drinnen auf dem Boden fallen, wo er sich abfederte und schnell daran machte, das Fenster wieder zu schließen. Erst jetzt konnte er den Raum genauer unter die Lupe nehmen. Die Stühle standen auf den Tischen, die Regale waren leer, die geschlossenen Schränke mit großer Wahrscheinlichkeit auch, und Feuer hatte die Kochstelle ebenfalls lange nicht gesehen. Alles deutete darauf hin, dass niemand mehr hier gewesen war, und das lange nicht. Alles? Fast, denn der mit einer dicken Staubschicht bedeckte Boden sprach eine andere Sprache; hier zeichneten sich Fußspuren ab, welche sich im Mondschein recht gut untersuchen ließen. Schwere Stiefel, jedoch schon mit einer dünnen Schicht überzogen, wahrscheinlich Banditen auf der Suche nach Beute. Normale, kleine Schuhe, höchstwahrscheinlich von Kindern, das sah nach Mutprobe aus. Geh in das verlassene Haus, wer kennt das nicht.[/] Das Interessante an diesen Spuren war jedoch, dass es zwei Verschiedene gab; die einen waren ebenfalls alles andere als neu, die anderen aber sahen aus wie gerade eben erst entstanden. War die Bewegung hier im Haus, die er gesehen hatte, etwa ein Kind bei einer Mutprobe? Das würde die Sache verkomplizieren, denn Kinder würden nicht den Mund halten können. [I]Ein Rothwardon in voller Montur nachts in einem alten Haus, sehr unauffällig.[I] Mit den Augen verfolgte er die frische Spur, und ihm wurde bewusst, diese Fußspuren waren überall im Haus. Das sah nicht nach einer Bewährungsprobe aus, sondern schon beinahe wie wohnen. Würde er hier auf die Zuflucht eines Waisenkindes treffen? Das würde noch fehlen. Ein Zurück gab es jetzt aber wohl kaum, denn auch Raccan hatte hier seine Abdrücke im Staub hinterlassen, und so schlich er Richtung Treppe, denn hier entlang führte die Mehrzahl aller Spuren. Eine alte, knarzige Holztreppe, sehr schön. Das kannte man ja aus den Gute-Nacht-Geschichten; der Dieb/Mörder7Einbrecher verriet sich immer durch ein Knarren der Stufen beim Hinauflaufen. Aber hier wusste der Assassine Abhilfe, dies war nicht die erste hölzerne Treppe welche er zu bewältigen hatte. Vorsichtig setzte er einen Fuß ganz links auf die Erste Stufe, genau da wo das Trittbrett in der Wand verankert war, denn dies war die Stelle, welche am wenigstens Bewegung des Holzes zuließ. Ein sehr leises Knacken ertönte, aber sonst blieb alles ruhig, und der Rothwardon fühlte sich bestätigt. Über das Geräusch machte er sich keine Gedanken, es klang zwar laut, aber er wusste, bei hoher Konzentriertheit erschienen Geräusche oft lauter als sie eigentlich waren. Die nächste Stufe wurde betreten, diesmal gab es nicht den kleinsten Laut. Genau so musste das ablaufen. Die dritte bereitete etwas mehr Probleme, denn bei der kleinsten Belastung gab sie auch nahe der Wand enorm nach; Raccan überging sie kurzerhand, denn die Vierte war wieder in Ordnung. Mit dieser Vorgehensweise erreichte der Assassine schließlich das obere Ende der Treppe und fand sich in einem kleinen, rechteckigen Flur wieder, von dem 2 Türen nach links und rechts abgingen; zumindest sollte man das meinen, denn links die Tür stand neben dem dafür vorgesehenen Rahmen, herausgebrochen. Ein Blick zu Boden verriet: Die Spuren führten hier herein, und lautlos bewegte er sich auf den Durchgang zu und spähte hinein.
Der Raum war nicht groß und das Mobiliar in Form eines Bettes, Schranks und Tisches nicht herausragend auffällig, jedoch öffnete die Person, welche auf dem Schlafplatz lag, Raccan die Augen. Der Khajiit schlief offensichtlich ruhig und friedlich in dem Bett, auf dem Boden davor standen ein paar Schuhe, deren Größe eher zu einem Kind gepasst hätte. [I]Soso, das erklärt einiges. Auf dem Nachttisch stand eine kleine Kerze, welche fast heruntergebrannt war, das Licht aber reichte noch aus für eine Identifizierung, schließlich wäre es gut möglich, dass der Khajiit hier ein einfacher Landstreicher war, der nur eine Zuflucht suchte. Langsam schlich Raccan in das Zimmer, stellte sich vor das Bett und kramte das Pergament für seinen Auftrag aus einer der unzähligen Taschen, aber dazu, es hervorzuziehen, kam er nicht mehr. Die Katze sprang auf einmal fauchend auf, versetzte dem überraschten Rothwardonen einen Stoß sodass dieser nach hinten taumelte und sich auf den Hosenboden setzte. Der Khajiit aber verschwendete keine Zeit, sprang aus dem Bett und rannte zur Tür. Raccan schüttelte den Kopf, um den Schock irgendwie los zu werden, die Katze würde er nicht mehr einholen; kurz darauf aber hörte er das Krachen von Holz, ein Poltern, der Assassine konnte sogar schwören, dass das Haus kurz erbebte. Dann gespenstische Stille, kein Laut war mehr zu hören. Er blieb sitzen und lauschte weiter, aber kein Geräusch drang an sein Gehör. War der Khajiit aus dem Haus geflohen? Hatte er gar den Eingang präpariert um seine Flucht zu sichern? Der Assassine rieb sich die Seite, seine Rippen schmerzten nach diesem neuerlichen Angriff noch mehr als zuvor, verdammte Katze, und ächzend stemmte er sich hoch und schlurfte mit schweren Schritten zur Tür. Ich hätte vorsichtiger sein müssen, seit dem Banditenüberfall bin ich nicht mehr ganz bei mir. Sobald ich meinen Auftrag erledigt habe, muss ich erst einmal wieder zu mir finden. Den Türrahmen hatte er erreicht und lugte um die Ecke. Nichts zu sehen, im Mondschein hätte der Rothwardon aber schwören können dass der Staub in der Luft dichter war als zuvor, und dieser Eindruck wurde bestätigt, als Raccan an die Treppe trat. Am Fuße der Treppe lag der Khajiit mit ausgebreiteten Armen und Beinen und dem Bauch nach unten auf dem Boden, ganz offensichtlich bewusstlos. Die ersten drei Stufen der Treppe waren eingebrochen, anscheinend haben sie dem Aufprall des flüchtenden Wesens nicht standgehalten. Das war doch die Stufe, welche ich vorhin übergangen habe, schoss es dem Rothwardonen durch den Kopf, als er sich langsam die Treppe hinab bewegte; die letzten fehlenden Stufen übersprang er und landete knapp neben dem Khajiiten auf dem Boden. Aus der knieenden Haltung richtete sich Raccan etwas mühsam auf, körperlich war mit ihm echt nicht mehr viel anzufangen. Mit dem Stiefel stupste er die am Boden liegende Katze an um zu überprüfen ob sie diesmal wirklich außer Gefecht gesetzt war. Nichts regte sich. „Na endlich…“, seufzte er leise und holte das Pergament hervor, hielt es ins Mondlicht und besah sich die Skizze. Am Auffälligsten waren definitiv das zerfetzte Ohr und die schwarze Fellfärbung im Gesicht; wieder kniete sich Raccan hin und zog den Kopf des Khajiits zurück um sein Gesicht zu betrachten. Das linke Ohr war ausgefranzt, die Nase schwarz, ein gleichfarbiger Punkt mitten auf der Stirn, gleich daneben eine Platzwunde von dem Aufprall gerade eben auf der Diele. Unglaublich; Raccan war am Ziel. Er hatte Hawa'ajala gefunden. Den Khajiit, der sein Dorf verraten hatte. Was genau er getan hatte war unwichtig, ihm stand es nicht zu, über die Notwendigkeit der Bestrafung zu diskutieren. Ja, mehr oder weniger war er ein Werkzeug, ein willenloses Werkzeug, dessen war sich der Assassine bewusst. Aber es war für einen guten Zweck, wenn er die Wahl hatte zwischen seiner Schwester und jeder anderen Person, er würde sich immer für Erstere entscheiden.
Gut, nun hatte er den Augenblick lange genug wirken lassen, nun galt es, erst einmal Ordnung zu schaffen. Raccan schnappte sich einen der Stühle von dem Tisch, stellte ihn vor die Feuerstelle und wuchtete mit Mühe den Khajiit darauf, der nicht einmal ansatzweise wieder zu sich kam; dann nahm er sich das Seil von der Schulter und fesselte seinen „Auftrag“ doppelt und dreifach an das Sitzmöbel. Nach der Betrachtung seines Werks zog ein Stofftuch aus der Hosentasche und stopfte es dem Khajiit in den Mund; er würde schon nicht ersticken, und wenn doch, war das auch nicht so schlimm. Das Ritual schrieb zwar eine Häutung bei lebendigem Leib vor, jedoch würde es Satakal schon nicht so eng sehen wenn er es nicht so genau damit nahm. Raccan fühlte sich mit neuer Kraft durchströmt und war voller Tatendrang, und so machte er sich auf der Suche nach einem Keller im Haus, denn er konnte es sich nicht leisten, wenn zufällig vorbeikommende Leute die Schreie hörten oder bei seinem Ritual hereinplatzten. Der Zugang war relativ schnell gefunden, befand sich direkt unter der Treppe doch gleich eine Tür in das untere Gewölbe, und bei genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass dieser Keller zwar nicht groß war, sich aber ideal für Raccans Vorhaben eignete. Ein kleiner quadratischer Raum, in welchem sich an der Wand und der Decke verschiedene Ösen befanden; ursprünglich sollte dies wohl als Vorratskeller für große Fleischstücke zum Aufhängen dienen, jetzt aber würde es sich hervorragend für das Ritual eignen. Als er wieder nach oben ging, war die Katze noch immer nicht zu sich gekommen, dabei war sich der Rothwardon sicher, eine halbe Ewigkeit im Keller verbracht zu haben. Aber sei’s drum, noch brauchte er den Khajiit nicht, er musste noch Dinge vorbereiten, und so verließ er das Haus durch das Fenster auf der Rückseite des Hauses und holte sein Pferd zu sich. Als er es hinter dem Haus an einem Stützbalken anband, dämmerte bereits der Morgen. „Das wird ein denkwürdiger Tag…“, seufzte Raccan etwas melancholisch und kletterte, nachdem er sein Gepäck durch das Fenster geworfen hatte, in das Haus zurück…

Van Tommels
04.01.2012, 16:01
Raccan verbrachte den gesamten Vormittag damit, den Keller für sein Vorhaben herzurichten, denn dazu gehörte mehr als nur der bloße Vollzug; die Statuten Satakals hatten strikte Richtlinien für die Durchführung des Rituals parat, und auch wenn sich Raccan sicher war, dass es niemanden auffallen würde wenn er den Khajiit ohne großes Tamtam abstach, so brachte er es dennoch nicht fertig, einen solchen Betrug zu begehen. Schließlich wusste man nicht, welche Magie die Priester nun aus ihren symbolischen Ärmeln zogen; vielleicht ein Lügenzauber, vielleicht beobachteten sie ihn auch gerade eben. „Unwahrscheinlich, aber man weiß nie…“, und verstohlen blickte sich der Rothwardon um, ehe er fortfuhr, die vier Kerzen auf den Boden zu stellen. An die Seite legte er den verzierten Zeremoniendolch und ein Stück getrockneter Schlangenhaut, beides würde er für das Ritual benötigen, an zwei Ösen an der Decke befestigte er je ein Seilstück, an einer Öse an der Wand und der ihr Gegenüberliegenden ebenfalls. Zu guter Letzt kramte er ein Buch aus seinem Gepäck und begann darin zu blättern, denn irgendetwas falschmachen wollte er nicht; beim Lesen jedoch wurde ihm bewusst, dass er noch alles verinnerlicht hatte, sehr viele Schritte waren es sowieso nicht. Das Buch legte Raccan wieder zur Seite und untersuchte den Dolch nun genauer, er war rasiermesserscharf, und das war auch von Nöten. Erst jetzt wurde dem Rothwardon klar, dass er unbewusst versuchte zu verzögern. Genug, wies er sich im Geist zurecht, alles hat einmal ein Ende.
Mit schweren Schritten stapfte er die steinerne Treppe hinauf und stieß die Tür auf; wie erwartet war der Khajiit jetzt wieder bei Bewusstsein und zappelte nervös und schwer atmend auf dem Stuhl herum. Er warf den Kopf hin und her und versuchte sich zu befreien, als die gelben Augen jedoch Raccan erfassten, hielt Hawa'ajala inne. Sein Blick wanderte über Raccans Rüstung, zeigte Unverständnis und Skepsis. Als die Augen jedoch den Krummsäbel am Gürtel des Assassinen erblickten, weiteten sie sich und Panik schlich sich in das Gesicht des Khajiiten; er wusste definitiv, wen er vor sich hatte, und sogleich fing er wieder an mit zappeln, drehte sich von Raccan weg als sich dieser näherte bzw er versuchte es, natürlich erfolglos. Der Rothwardon packte den Kiefer von Hawa'ajala mit der rechten Hand und drehte dessen Kopf gewaltsam in seine Richtung, sodass dieser ihn anschauen musste. Einen Moment lang musterten sich die beiden emotionslos; plötzlich schnellte der Kopf der Katze nach vorn und Raccan wich reflexartig zurück; dieser Mistkerl hatte eine Kopfnuss versucht, ohne Gegenwehr würde er ihn nicht in den Keller bekommen. Noch immer hielt er den Kiefer des Khajiits fest, holte mit der linken Faust aus und schlug seiner Geisel kurz und trocken gegen die Schläfe. Hawa'ajala verdrehte die Augen und der Kopf glitt kraftlos aus Raccans Griff, jetzt musste der Rothwardon schnell handeln. Geschwind befreite er die Katze, warf sich das leblos wirkende Bündel Fell über die Schulter und schleppte den Khajiit in den Keller, wo er ihn zwischen den Kerzen in der Mitte des Raumes ablegte. Die Handgelenke der Katze fesselte er mit den Seilen, welche von der Decke hingen, sodass Hawa'ajala aufrecht vor Raccan „schwebte“, die Fußgelenke fanden Fixierung in den Seilen, die an den Wänden befestigt waren. Er konnte sich jetzt zwar noch bewegen, jedoch war dies im Grunde nur noch beschränktes Herumzappeln in der Luft. Nachdem sich Raccan nochmals über den festen Sitz der Fesseln versichert und auch die Kleidung der Katze entfernt hatte, schritt er die Treppe wieder hinauf und schloss die Tür von Innen; das Ritual konnte beginnen.
Wieder unten im Raum angekommen sah der Rothwardon, dass der Khajiit wohl wieder zu sich gekommen war, denn wie erwartet wand er sich in der unbequemen Fesselung, da er aber mit dem Rücken zu dem Assassinen „aufgespannt“ war, hatte die Katze Raccans Anwesenheit noch nicht bemerkt und atmete nur hörbar panisch ein und aus und schaute hektisch umher; Hawa'ajala hätte wohl auch geschrien, aber in weiser Voraussicht hatte der Rothwardon den Knebel da gelassen wo er war. In aller Ruhe und betont ordentlich machte der Assassine sich daran, seine Rüstung abzulegen und auf die Treppenstufen zu deponieren, ebenso seine Waffen; letztendlich stand er nur noch in seiner Leinenhose hinter dem Khajiit und betrachtete sich kurz selbst von oben bis unten. Die blauen Flecke vom Angriff der Banditen waren unübersehbar, aber das war jetzt zweitrangig, darum würde er sich später kümmern. Mit sicheren Schritt umrundete er Hawa'ajala und stellte sich vor ihn hin; dieser stellte sogleich die Befreiungsversuche ein und musterte Raccan. Die gelben Augen zuckten zu dem Schlangentattoo, und nun sah man deutlich die Panik darin aufsteigen. Die Katze versuchte etwas zu sagen, aber der Assassine interessierte sich dafür nicht; er wusste, wen er vor sich hatte. Durch nichts würde er sich davon abbringen lassen, seinen Auftrag auszuführen. Kein Geld. Keine Geschenke. Keine hohlen Versprechungen. Hier ging es um mehr als um das Leben eines Verräters; es ging um das seiner Schwester, und dies hatte in seiner Wertvorstellung sehr viel mehr Gewicht. Nein, nicht nur das; sie bedeutete ihm alles. Genau aus diesem Grund hätte er den Knebel im Mund des Khajiits lassen können, dennoch entfernte er ihn, denn die Katze konnte hier unten weder jemand schreien hören noch konnte das, was er zu sagen hatte, ihn irgendwie beeinflussen.
„Du kommst von Zalanu. Ich habe euch nichts gestohlen. Er belügt dich. Ich habe Gold, viel Gold. Gleich hier draußen vor der Hütte. In einem Baumstumpf. Du kannst alles haben. Befrei mich, ich führ dich hin. Oder willst du Edelsteine? Ich habe viele in Taneth versteckt. Viele Edelsteine. Du wirst reich sein! Nichts im Vergleich zu dem was dir Zalanu bieten kann. Feine Kleidung, die schönsten Pferde, ein großes Haus!“. Der Assassine war etwas überrascht von dem Wortschwall, der nur so aus dem Khajiit, der sich wohl mit dem Tod in Person Raccans konfrontiert sah, herausquoll, und er war noch lange nicht am Ende, denn während der Rothwardon in aller Ruhe umherging und die Kerzen anzündete, plapperte er weiter, die Lautstärke erhöhend. „Oder soll ich dein Diener sein? Oder willst du Frauen? Ich kann sie dir besorgen, viele Frauen! Oder bring mich in’s Gefängnis, dir fällt bestimmt etwas ein!“. Raccan ließ sich nichts anmerken und schwieg immer noch, bewegte sich mit ruhigen Schritten zu dem Dolch und hob ihn auf. Der Khajiit riss an den Fesseln, nun in allergrößter Todesangst, als Raccan sich umdrehte, Hawa'ajala fixierte und sich direkt vor ihm hinstellte.
„Fahr nach Oblivion, du Sklave Satakals! Du und deinesgleichen sollst verrecken! Ich werde in’s Paradies fahren und ihr im Feuer schmoren! Du Missgeburt, ich werde…AAAAAHHHHH“.
Raccan war während der Schimpftriade des Khajiits um ihn herum gegangen und hatte die Klinge des Dolches mit den Worten „Satakal, hiermit lasse ich diesen armen Geist eine Wiedergeburt erfahren, auf dass seine Seele gestärkt daraus hervor geht“ ihm auf Nackenhöhe in den Körper gerammt, ohne jedoch das Genick zu verletzen, und sie dann mit einem kräftigen Ruck nach unten bis zum Schwanz durchgezogen. Der Aufgeschlitzte krümmte seine Wirbelsäule krampfartig und unnatürlich anmutend zu einem Hohlkreuz durch und ließ einen markerschütternden Schrei hören, während das Blut erst zaghaft, dann in Strömen seine Beine hinablief und über die Seile die Wand und von dort den Boden erreichte. Diese Position hielt Hawa'ajala einen Moment lang, dann sackte er zusammen und hing kraftlos in der Seilschaft, unzusammenhängende Worte vor sich hinsprechend. „Missgeburt…Verrat…ich…nein, nicht ich…ich…“. Raccan aber kümmerte sich darum nicht, stach den Dolch wieder nur ein wenig in die Stelle über den Schwanz des Khajiits und riss ihn erst das eine Bein hinunter, dann das andere und zum Schluss den Schwanz der Länge nach, untermalt wurde dies von quälend klingenden Schmerzlauten, jedoch waren sie um einiges leiser als noch beim ersten Mal. So langsam bildete sich unter Hawa'ajala eine große, rote Pfütze, und auch der Rothwardon spürte das warme Blut zwischen seinen Zehen, aber Beachtung schenkte er diesem Umstand nicht. Zügig erhob sich Raccan wieder und schlitze nach demselben Verfahren von der Anfangswunde im Nacken aus auch die Arme der Katze auf, welche zwar zuckend reagierte, jedoch wirkte dies mehr als Reaktion des Körpers. als dass sie es wirklich registrierte, denn der Kopf des Ritualopfers hing schlaff vorneüber und die Augen flimmerten wie im Delirium. Mit der freien Hand griff der Vollstrecker den Schädel seiner Zielperson, riss ihn zurück und machte je auf einer Seite einen geschwungenen Schnitt von der Schläfe bis zum Genick. Raccan ließ los, und der Kopf schwang wieder nach vorn mit einem leisen, jämmerlich klingenden Stöhnen; der Rothwardon trat einen Schritt zurück um zu überprüfen ob er auch nichts vergessen hatte. Nicht einmal ansatzweise kam ihm gerade in den Sinn, dass das, was er soeben tat, auf andere Menschen abstoßend und unerklärlich grausam wirken musste; es war schlicht und ergreifend völlig normal. Er bekam einen Auftrag und führte ihn aus. Würde das nicht jeder tun? Vor allem wenn es um mehr ging als Ruhm, Anerkennung oder Gold? Der Assassine wischte diese Gedanken schnell beiseite, er musste hier weitermachen, und das tat er dann auch. Er kniete sich hin, packte das Fell an den Beinen von Hawa'ajala und begann zu ziehen, während er die Klinge durch den vorhin gemachten Schnitt gleiten ließ und somit die Haut von dem darunterliegenden Fleisch und Fettgewebe ablöste. Ein leises Stöhnen ertönte dabei von dem Khajiit, jedoch war herauszuhören, dass sich dieser bereits mehr auf der Seite der Toten befand als noch im hier und jetzt. Raccan fragte sich warum, denn eigentlich war es möglich, die Wiedergeburt ohne Weiteres bei vollem Bewusstsein des Opfers abzuschließen; entweder war der Stress zu hoch oder der Rothwardon hatte irgendwo eine wichtige Ader verletzt, das würde auch die Pfütze auf dem Boden erklären. Was soll’s, rückgängig machen konnte er den eventuellen Fehler sowieso nicht mehr, also fuhr er unbeirrt damit fort, die Haut beziehungsweise das Fell von dem Bein der Katze abzulösen, was ihm aufgrund seiner Geschicklichkeit und wohl auch Erfahrung darin bemerkenswert zügig gelang. Bei dem anderen Bein gelang ihm dies genauso gut, und in gewisser Weise konnte er über diese Fast-Bewusstlosigkeit der Katze froh sein, denn das Ganze würde bei Weitem nicht so ruhig und schnell vonstatten gehen wenn Hawa'ajala sich wehren würde. Stück für Stück arbeitete er sich vor, Zentimeter für Zentimeter Haut lösten sich von dem Khajiit, und nach stundenlanger blutiger und schweißtreibender Arbeit sah sich Raccan nur noch einer Hürde gegenüber, denn nur noch das Fell am Kopf seines Opfers war mit dessen Körper verbunden. Ein prüfender Blick auf die abgeschälte und blutige Brust von Hawa'ajala sagte dem Assassinen, dass dieser Kerl immer noch lebte, obwohl sich herausgestellt hatte, dass er bei seinem zweiten Schnitt die Hauptschlagader im Bein angeritzt und die Katze darum so schnell an Kraft verloren hatte. Also Willen hatte er, das stand mal fest; gerade als Raccan die Klinge am Hals des Khajiits ansetzen wollte, zuckten seine Augenlider nach oben, tote Augen starten den Rothwardonen an, und mit einem tiefen Atemzug wich die Luft aus den Lungen der Katze und das Herz versagte (aus der Sicht von Hawa'ajala endlich) seinen Dienst. Der Assassine hielt einen Moment inne und betrachtete den Verräter mit versteinerter Miene. Der Boden des kleinen Raums war mit Blut getränkt, er selbst sah auch nicht besser aus und die offenliegenden Muskelstränge des Khajiits verliehen diesem Raum einen abscheulichen Mittelpunkt, umgeben von fast heruntergebrannten Kerzen. Raccan befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, hier drin war es stickig, es roch nach Blut, er hatte Durst und der Dolcharm schmerzte ihn mittlerweile auch schon von der sich immer wiederholenden Schnittbewegung. Du hast es gleich geschafft, aber das Gesicht ist der schwerste Teil; nur wenn du es sehr gut hinbekommst, wird Zalanu an die Erfüllung des Auftrages glauben. Raccan ging um den Leichnam herum, setzte die Klinge im Nacken an und begann, die Kopfhaut vorsichtig vom Schädel der Katze zu lösen, vorbereitet war dieses Unterfangen bereits von den beiden geschwungenen Schnitten, welche er zu Anfang getätigt hatte. Stück für Stück arbeitete er sich vorwärts und ließ besonders an den Ohren des Khajiits große Vorsicht walten, um sie nicht zu verletzen, denn das war schließlich eines der beiden Markenzeichen. Als der Assassine schließlich auf Höhe der Schläfen angekommen war und das Fell einfach „Herumklappen“ konnte, fing er wieder im Nacken an und löste die Haut an beiden Seiten des Kopfes bis zum Hals hinunter wieder bis auf Höhe der Schläfen, sodass nun nur noch das Fell im Gesicht von Hawa'ajala mit dessen Körper verbunden war; die restliche „Hülle“ hatte Raccan über den gehäuteten Arm seines Opfers gelegt, damit das Gewicht keine Schäden am Fell verursachte. Er packte nun, nachdem er sich wieder vor den Khajiit gestellt hatte, das obere Fell auf dem Schädeldach, zog es nach vorn und begann, es vorsichtig von der Stirn herunterzuschälen, dann nach derselben Prozedur an den Wangen und dem Kiefer, an der Kehle und am Kinn. Konzentriert arbeitete er sich zu dem Gesichtsmittelpunkt vor, und als er schließlich die schnurrhaarbewehrte schwarze Nase des Ritualopfers erreichte und sie vom Knorpel trennte, atmete er entspannend aus. Es war geschafft. Raccan ließ den Dolch sinken, legte das „Gesicht“ ebenfalls auf den Arm des Gefesselten und blickte in die liderlosen, toten Augäpfel. Etwas gespenstisch sah das Ganze schon aus, aber anstatt Furcht oder gar Mitleid empfand der Rothwardon nichts als Befreiung und Erleichterung. Weder der See aus dem schon teilweise geronnenen Blut auf dem Boden, noch die nun eingetretene gespenstische Stille berührten ihn auch nur im Entferntesten; kompromisslos und mit geschäftsmäßiger Kälte schnitt er die Seile durch, welche den toten Khajiit hielten, und der gehäutete Körper sackte schmatzend auf den Boden zusammen Das Blut auf den blankliegenden Muskeln und Knochen war größtenteils schon getrocknet, sodass so gut wie nichts auf den Boden tropfte, als Raccan das grotesk aussehende Bündel aufhob, sich über die Schulter warf und damit die Treppe hinaufging; vorher hatte er sich noch das Lampenöl und das Stück Schlangenhaut geschnappt. Oben angekommen warf er Hawa'ajalas Überreste in die unbenutzte Kochstelle und verschnaufte erst einmal; wenn jetzt jemand hereinkäme, man würde ihn für einen Kannibalen halten, so blutverschmiert und primitiv wie Raccan jetzt aussah. Die Hälfte des Öls goss er über den Leichnam und machte sich dann daran, Holzscheite von dem nebenstehenden Holzstapel auf und um den Khajiit zu verteilen. Aufgrund der Tatsache, dass das Holz schon uralt war, zweifelte der Assassine nicht daran, dass es hervorragend brennen würde, denn es war knochentrocken; trotzdem begoss er es noch zusätzlich mit dem Rest des Öles und griff sich dann die neben der Feuerstelle liegenden Steine. Ein kurzes Aneinanderschlagen später flog ein großer Funken mitten in die hergerichtete Einäscherungsstätte, und sogleich fing diese Feuer. Ein beißender Geruch von verbranntem Fleisch breitete sich aus, sodass Raccans Augen begannen zu tränen, aber er wich nicht von der Stelle, kniete sich hin und warf das Stück Schlangenhaut in die gierigen Flammen. „Möge Satakal dir ein besseres Leben bescheren…“, murmelte er dabei die Ritusformel herunter, denn selbst daran zu glauben fiel ihm schwer. Das Ganze würde jetzt noch eine Weile brennen müssen; nachdem er ein paar weitere Scheite ins Feuer getan hatte, ging er wieder zurück in den Keller und wusch sich erst einmal mittels eines kleinen Wasserkrugs, den er sich in seiner Vorbereitung aus einem Brunnen vor dem Haus besorgt hatte, notdürftig und legte dann seine Rüstung wieder an. Das blutverschmierte Fell wickelte er in seine Leinenhose um es weniger auffällig transportieren zu können, denn nun musste er es haltbar machen, und dazu war es zwingend notwendig, zurück zum See zu reiten, an dem er bei seinem letzten Nachtlager überfallen worden war. Bei dem Gedanken schmerzten ihm wieder die Rippen, aber Raccan ignorierte das Pochen und stieg, nachdem er auch den Dolch im Gepäck verstaut hatte, mit eben selbigen und dem Fellbündel die Treppen wieder hinauf und verschloss den Keller. Er warf noch einen Blick auf das Feuer in der Kochstelle und den aufsteigenden Rauch, welcher im Kamin verschwand. „Das wird noch eine Weile brennen…“, befand er monoton murmelnd und kletterte aus dem Fenster auf der Rückseite des Hauses, befestigte sein „Gepäck“ auf dem Pferd und saß, nachdem er die Zügel von dem Balken gewickelt hatte, auf, um zu dem See zu reiten…

Einige Zeit später dämmerte der Abend, Raccan saß wieder vor der Feuerstelle im Haus und stocherte mit dem Feuerhaken in den letzten noch glimmenden Ascheresten des Khajiits herum. Der Auftrag war nun so gut wie erledigt, nun musste er das Fell nur noch zu seinem Stamm zurückbringen. Beim See angekommen hatte er zunächst alle Fleisch-, Fett- und Blutreste von der Innenseite der Haut entfernt und das Fell gründlich im Wasser gewaschen und es dann mit einer kleinen Phiole aus seinen Tasche eingerieben; das Mittel diente dazu, das Fell zu konservieren und das Wasser zu entziehen, und er tat dies sehr gewissenhaft. Dann musste es nur noch trocknen, und währenddessen rieb er es immer wieder mit einer fettartigen Substanz ein damit die Haut nicht riss und so den Pelz zerstörte.
Erst hier vor den Ascheresten wurde ihm bewusst, dass dabei sehr viel Glück eine Rolle gespielt hatte; dass niemand dazugekommen war während er den Khajiit gehäutet hatte; dass ihn niemand beim Gerben gesehen hatte. Und den Rauch hatte auch niemand bemerkt. Ein verstohlener Seitenblick traf das ordentlich zusammengelegte und verschnürte Pelzpaket, welches Raccan neben sich liegen hatte. Ja, der Auftrag war erledigt, so früh hatte er nicht mit dessen Abschluss gerechnet, und wenn er ehrlich war, so befreit von dem Druck hatte er noch gar keine Lust, wieder nach Hause zurückzukehren. Bei genaueren Nachdenken konnte er dies auch gar nicht, schließlich war sein Schwert gestohlen worden, die Buchautorin in dieser einen Stadt musste er noch besuchen, der Alte in Bravil schien ebenfalls noch mit Raccan zu rechnen, und zu guter Letzt war da noch Adya. Ach ja, und die Ayleiden-Ruine hatte er auch noch vor seinem geistigen Auge. Nun aber galt sein Fokus erst einmal unmittelbaren Problemen, denn Geld besaß er keines mehr, ebenso nichts von Wert was sich verkaufen ließ oder verkauft werden konnte. Die Glut war nun aus und der Leichnam restlos verbrannt, und als der Rothwardon in der Asche nach den Zähnen der Katze suchte, kam ihm ein Geistesblitz. Gut, es war kein ehrbarer Gedanke, aber hatte die Katze nicht etwas von einem Versteck mit Gold geplappert, als es ihr an den Kragen ging? Und brauchen würde sie es wohl kaum noch, ganz davon abgesehen war es mit Sicherheit sowieso Diebesgut. Nachschauen konnte nicht schaden, und nachdem er glaubte alle Zähne gefunden zu haben und sie in einem kleinen, extra dafür vorgesehenen Leinensäckchen verstaut hatte, stand er auf und ging zur Vordertür, um nach dem Versteck zu suchen.
Die Suche dauerte nicht lange, jedoch fiel die „Beute“ sehr bescheiden aus. Von dem versprochenen Reichtum des Khajiits konnte man ohne schlechtes Gewissen sehr enttäuscht sein, denn 30 Septime und ein Heiltrank musste schon sehr optimistisch betrachtet werden um es als Entlohnung zu sehen. Und damit wollte er sein Leben retten? Entweder war das Panik oder er hat keine sehr hohe Meinung von sich gehabt….mmmh, doch wohl Ersteres. Naja, immerhin war das ein Anfang, und den Heiltrank konnte er für seine Wunden gebrauchen. Das Geld steckte er ein und den Heiltrank behielt er in der Hand, während er in das Haus zurückging, die Tür schloss und sich auf den Stuhl setzte, auf dem noch vor Kurzem der Khajiit gehockt hatte. „Na dann, auf dich, Satakal…“, meinte er süffisant Richtung Holzdecke und stürzte den Trank mit einem Zug hinunter. Irgendwo ganz hinten in seinem Kopf wusste er, dass er mit diesem Sarkasmus einfach nur das dumpfe Gefühl in sich kaschieren wollte, welches sich immer ausbreitete, wenn er eines dieser bestialischen Rituale vollstreckt hatte, denn auch wenn er damit an sich keine Probleme hatte, wusste er doch, dass er damit alles andere als der Norm entsprach. Außenstehende würden ihn ohne weiteres als Monster bezeichnen, aber in seiner, in Raccans Welt, waren solche Dinge eben schon…normal. Ein schlechtes Gewissen aufgrund seiner Taten hatte er nicht, er fragte sich nur, was man hier mit ihm anstellen würde, sollte jemand davon erfahren. Während er so darüber nachdachte, spürte der Assassine bereits den Trank wirken; oft benutzte er diese Substanzen nicht, in seinem Dorf schwor man auf die natürliche Heilkraft, aber diese roten Gebräue hatten schon ihre Vorteile, das musste man ihnen lassen. Der Rothwardon spürte ein unangenehmes Ziehen kurz unter dem Herzen, anscheinend machte sich der Trank gerade über seine Rippen her. Kurz danach war es auch schon vorüber, und Raccan fühlte sich sichtlich entspannter. „Solche Tränke haben etwas für sich…“, befand er und warf die leere Phiole in die Feuerstelle. Dabei kam ihm in den Sinn, dass er durch den Überfall und seine Aktivitäten jetzt keinerlei Tränke, Gifte oder andere Substanzen mehr besaß, er war sozusagen alchemistisch abgebrannt. Bei dem Gedanken lächelte er ausdruckslos. „Ich seh mich schon durch den Wald robben und Kräuter sammeln…“, seufzte er, stand auf und platzierte den Stuhl wieder auf dem Tisch, da wo er ihn hergeholt hatte. Danach verstaute er sein Gepäck inklusive Fell auf dem Pferd und schaute sich danach noch einmal in dem Haus um, auch im Keller. Das Blut war mittlerweile größtenteils getrocknet und in den Ritzen auf dem Boden versickert, nur ein leichter rötlicher Schimmer bedeckte die Steine noch. Die Reste der Seile hingen noch an der Decke und der Wand, aber wozu diese entfernen, das war schließlich unnötig. Zufrieden mit sich selbst verschloss er den Keller wieder, verließ das Haus, saß auf und ritt den nach Nordwesten den Weg entlang, weg von dem Haus, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die Hauptstraße zu erreichen…

KingPaddy
16.01.2012, 22:23
Die Worte verklangen noch im Raum, als ein breites Geraune und Gemurmel einsetzte. Tarrior ließ seinen Blick durch die Menge schweifen und erkannte erstaunte, besorgte und auch pikierte Gesichter. Als eine besondere Anmaßung schien es der kahlköpfige Bretone aufzufassen, der, so sehr wie er zitterte, innerlich zu toben schien und sich kaum mehr beherrschen konnte. Wäre der Großmeister nicht gewesen, der ihn immer noch mit der Hand zurückhielt, wäre der Mann dem Dunmer wohl bereits an die Gurgel gegangen. Der Anführer erhob sich nun endgültig von seinem Stuhl und trat einen Schritt nach vorne ins Licht. Endlich konnte er den Mann in Gänze erkennen. Die schwarzen Haare – von etlichen grauen Strähnen durchsetzt - waren etwa schulterlang und fielen offen auf den massiven, stählernen Plattenpanzer, den er trug. Um seinen Hals hing ein goldenes Amulett, das das Symbol der Liga trug und wohl den Großmeister kennzeichnete. Der Großmeister, so schätzte Tarrior, musste wohl um die 1,90 Meter groß sein, was für einen Kaiserlichen, denn für diesen sprach die dunklere Haut, eine enorme Größe war. Schlussendlich schaute er seinem Gegenüber ins Gesicht. Eine lange Narbe zog sich vom rechten Ohr über eines der Augenlider bis hinunter zum Kinn. Der Blick war fest und überheblich. „Herr Gildres verzeiht, wenn ich es so offen sagen muss, aber ich bin von den Mitgliedern eures Hauses größere Höflichkeit und vor allem mehr Respekt gegenüber einflussreichen Personen gewohnt. Eure Leidenschaft ehrt euch, aber dies ist nicht der angemessene Weg, um euch zu beweisen. Ihr seid erst seit wenigen Tagen Mitglied der Liga und verlangt nicht nur das Geleit für einen der wichtigsten Konvois zu übernehmen, nämlich für den in das unglückliche Mar Gaan, sondern auch noch einen Zweikampf mit mir, dem Großmeister! Ihr seid ein Novize der Liga und aus einigen Erkundigungen zu eurer bisherigen Gildenvergangenheit, die ich einholte, als mich das Bittgesuch eurer Begleiterin erreichte, geht hervor, dass ihr auch dort keinen besonders hohen Rang bekleidet oder euch überhaupt in besonderer Weise hervor getan habt. Und eben mit dieser Reputation traut ihr euch ein Duell gegen MICH zu und vor allem glaubt ihr ein Anrecht auf dieses Duell zu haben! Diese Liga von Magiern ist für den Kampf gegen die Daedra gegründet worden. Wir sind nicht hier um uns gegenseitig umzubringen. Jeder Mann, der den Konvoi begleitet, ist von diesem Rat hier aufgrund seiner Fähigkeiten, seiner Loyalität und seiner herausragenden Dienste für die Ziele der Liga ausgewählt worden. Und ihr denkt, dass ihr als kleiner Novize nur mich zu fordern braucht und es sofort nach eurem Willen so geschehe? Herr Gildres, Nein! Dieser Zweikampf wird nicht stattfinden! Und nun geht, bevor ich euch entfernen lassen muss. Alina! Ihr bleibt hier!“: lehnte der Großmeister ab und wollte sich wohl Alina vorknöpfen, dafür dass sie ihn in die Festung hinein gebracht hatte.

Er schob sich vor die junge Bretonin und zog damit einen missbilligenden Blick des Großmeisters auf sich. „Lasst es gut sein Herr Gildres. Es wird kein Duell geben. Muss ich erst die Wachen rufen, damit ihr das einseht?“: bekräftigte der Kaiserliche seine Ablehnung. Tarrior schäumte innerlich. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und verkrampften sich langsam. Schon wieder stand ihm ein Fanatiker im Weg, doch war er auf diesen Fall vorbereitet. „Man muss sie nur an ihrer Ehre packen“: ging ihm sein Plan noch einmal durch den Kopf. So trat er nun auch einige Schritte auf den Anführer der Liga zu und fixierte ihn mit ausdruckslosem Gesicht: „Ihr seid ein Feigling! Ich will mich euch im Kampf beweisen und eben das sollte wohl meine Fähigkeiten am deutlichsten zeigen, als hier in diesem Lager herum zu sitzen und zu warten, bis ich „erwählt“ werde. Treibt euch etwa die Angst vor Spionen der Mythischen Morgenröte um? Würde etwa ein Spion gegen euch im Zweikampf antreten wollen, nur um vielleicht nach Mar Gaan gelangen zu können? Das ist lächerlich! Nein vielmehr sehe ich bei euch die Angst, dass ihr gegen einen, wie habt ihr es ausgedrückt, „kleinen Novizen“ verlieren könntet. Da fragt sich wer mutiger ist: Die Daedra-Anbeter die sich unter Lebensgefahr in unsere Lager schleichen oder der mächtige Großmeister, der sich nicht einmal getraut gegen ein einfaches Mitglied seiner Liga zu kämpfen?“ Fast gleichzeitig stützten sich der Bretone und sein Meister mit herab krachenden Händen auf den Tisch, an dem sie saßen. Der Stuhl des Großmeisters fiel nun ebenfalls mit dumpfem Ton zu Boden. „Wie könnt ihr es wagen mich mit diesen erbärmlichen Kreaturen zu vergleichen, die diese Welt zerstören wollen?! Ihr nennt mich feige und wollt einen Kampf haben? Den sollt ihr bekommen!“: brüllte der Großmeister ihn an. Seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht und aus seinem Blick sprach eine Todesdrohung. Noch schlimmer der Bretone, vor dessen Mund sich regelrecht Schaum zu bilden schien. „Dann seid auch nicht feige, Dunmer, und kämpft gegen uns beide! Zuerst machen wir das unter uns aus!“: kläffte Ralvit. „Ich mache gar nichts unter uns aus. Erstens habe ich mit euch nichts zu schaffen, zweitens seid ihr es nicht wert und drittens will ich dem Großmeister meine Fähigkeiten beweisen!“: schloss Tarrior ein Duell mit diesem fanatischen Narr von einem Bretonen aus, doch war der Großmeister anderer Ansicht: „Ihr habt Ralvit ebenso beleidigt wie mich, denn er ist schon so lange an meiner Seite, dass man uns beide beleidigt, wenn man nur den Einen beleidigt. Zudem ist er mein Adjutant und was soll ich mich mit euch beschäftigen, wenn ihr nicht einmal ihn besiegen könnt. Ihr werdet gegen Ralvit kämpfen!“ Alina sog scharf die Luft ein.

„Oh nein…“: murmelte sie. „Was ist los?“: wollte Tarrior wissen, der sich bereits damit abfand diese lästige Fliege hinfort zu fegen. „Ralvit ist der gefährlichste Zerstörungsmagier der Liga. Was allein die Kunst der Zerstörung angeht, ist sogar der Großmeister ihm unterlegen. Man sagt, dass sein Feuer selbst einem Dunmer die Haut von den Knochen brennen kann. Bitte lasst den Kampf bleiben. Gegen ihn habt ihr keine Chance“: bat Alina ihn den Kampf doch abzusagen. „Nein. Nicht nur das mein Ehre nun davon abhängt, sondern auch weil ich um jeden Preis nach Mar Gaan gelangen muss. Er schreckt mich nicht“: blieb er selbst hartnäckig und tatsächlich musste er sich wegen Ralvit wirklich nicht die geringsten Sorgen machen. „Ich akzeptiere den Kampf gegen euren Adjutanten. Soll er mir zeigen, was er kann und ich werde ihn niederwerfen“: rief Tarrior dem Großmeister zu. Dieser antwortete nur mit einem kurzen: „So sei es dann.“

Wenige Minuten später fand sich die gesamte Gildenführung auf dem Dach ein. Alina und Tarrior standen nun dem Großmeister und seinem Adjutanten direkt gegenüber. Die restlichen Offiziere umgaben sie in einem Halbkreis. Als Arena sollte wohl ein Aschebecken hier auf dem Dach der Festung dienen. Tarrior fand es geschmacklos den Kampf auf den Gebeinen Verstorbener auszutragen, aber im Moment war ihm auch dies recht und billig, um sein Ziel endlich zu erreichen. Auch war jetzt Alinas Schicksal in der Liga mit dem Ausgang dieses Kampfes verknüpft, denn sie würde bestimmt bestraft werden für ihre Mithilfe ihn nach Andasreth hinein gebracht zu haben. Etwas das Tarrior auf keinen Fall wollte. „Ich hoffe die Rüstung, die wir euch gegeben haben, sitzt auch richtig“: fabulierte der Großmeister über die schwere Stahlrüstung, die nun auf seinen Knochen lastete. Da er noch immer die Kleidung des vergangenen Abends trug, als sie hierher aufgebrochen waren, war es notwendig gewesen sich eine Rüstung auszuleihen. Sie war eigentlich viel zu schwer für ihn. Er war Rüstungen mit geringem oder mittlerem Gewicht gewohnt. Da war dieser Panzer aus Stahl eine deutliche Umstellung. Der Dunmer zwang sich zu einem Lächeln. „Besser hätte sie nicht sein können“: log er. Der Großmeister schien die Lüge aber zu durchschauen und setzte ein Grinsen auf. „Es ist egal ob mit oder ohne Rüstung. Ich werde diesen dunmerischen Hund für seine Anmaßungen büßen lassen“: gab er sich siegesgewiss und zog dabei einen Streitkolben, den er in den Himmel reckte. Die Waffe bestand offensichtlich aus Silber und der Griff war mit einigen Edelsteinen verziert. Eine magische Aura glänzte auf der silbrigen Oberfläche. Er spürte Alina an seinem Arm ziehen. „Das ist „Feuerfaust“. Ralvit hat ihn im Kampf gegen einen Nord gewonnen und, weil die Waffe einen Feuerzauber besaß, behalten. Die Flammenwelle, die der Zauber in Richtung des Gegners auslöst, ist selbst dann noch verheerend, wenn euch der Streitkolben auch nur kurzzeitig streift. Ihr müsst darauf achten, nicht von ihm getroffen zu werden“: schärfte ihm die Bretonin ein und das hatte er auch ehrlich nicht vor. Die Flammen machten ihm dabei wesentlich weniger Sorgen, als die Kraft, die hinter einem Kolbenschlag des Bretonen stecken konnte. Gebrochene oder verstauchte Gliedmaßen konnte er sich absolut nicht leisten.

„Dann lasst uns doch den Kampf beginnen. Also begebt euch in den Ring. Die Regeln sind einfach. Wer zu Boden geht und nicht mehr weiterkämpfen kann, der hat verloren und es ist verboten den Gegner umzubringen“: schlug der Großmeister vor und erläuterte kurz die wenigen Regeln, während sich Ralvit und Tarrior auf den Kampf einstellten. Sie standen sich nun einige Meter entfernt, Auge in Auge gegenüber. Als der Bretone seinen Streitkolben abermals vom Gürtel zog, zog auch der Dunmer seine Waffe, ein Silberlangschwert. „So beginnt dann also!“: befahl der Anführer und kaum einen Augenblick später stürmte auch schon der Adjutant auf ihn los. Der Magier zögerte nicht und schickte seinem Ansturm einige Feuerbälle voraus, die vor komprimierter Magie summten wie Bienenstöcke. Geschickt wich er den magischen Geschossen aus, die links und rechts von ihm explodierten und Asche in die Luft schleuderten. Er versuchte mit seinem Schwert nun vorzudrängen, doch hielt der Bretone ihn mit seiner kreisenden Waffe oder weiteren magischen Feuergeschossen auf Distanz. „Sie wissen Nichts von meiner Fähigkeit. Und es ist besser, wenn er es erst erfährt, wenn es zu spät ist. Leider komme ich wegen des Streitkolbens in keine günstige Position um anzugreifen“: analysierte Tarrior die Situation. Sein Gegenüber war zwar ein Magier, aber eben ein Kampfmagier der Gilde und daher auch körperlich in guter Verfassung, denn diese Leute durchliefen ein Training, wie es in der Legion üblich war, denn auch die Legion rekrutierte ihre Kampfmagier hauptsächlich aus der Gilde. Doch diese Gedanken lenkten ihn für einen Moment ab. Vor seinen Füßen explodierte eine weitere Feuerkugel, sengte seine Haare an und ließ ihn aus Reflex zurücktaumeln. Er geriet ins Straucheln und der Bretone setze mit einem weiteren Angriff sofort nach. Nur knapp entging Tarrior einem seitlich geführten Schlag und konnte im letzten Moment sein Schwert zwischen sich und den Streitkolben bringen, den der Bretone in eine fließende, aufsteigende Bewegung gegen ihn gelenkt hatte. Silber strich über Silber und unter dem Druck entwich ein Kreischen den beiden Waffen, doch brachte sein Gegner den Kolben mit einem kräftigen Ruck noch in der Luft kontrolliert zum Stehen und ließ ihn sofort wieder hernieder fahren. Tarrior blieb nur noch die Möglichkeit sich mit einem Satz zurück zu retten und fiel dabei schmerzhaft in den Dreck. Nun konnte auch Ralvit seine Waffe nicht mehr abbremsen, die mit Funkenschlag in die Asche fuhr und dann eine Welle aus Flammen entsandte und die Asche spritzend aufschleuderte. Der Dunmer fühlte die Hitze an seinem Gesicht. Der Streitkolben musste eine unglaubliche magische Kraft besitzen. Unter einem wilden Ächzen zog der Bretone den Kolben, der sich ein Stück weit eingegraben hatte, aus dem Becken heraus. Diese Chance nutzte Tarrior, um wieder auf die Füße zu kommen.

„Anmaßender Hund, nun kommt schon und kämpft! Duckt euch nicht weg wie ein Feigling“: versuchte Ralvit ihn zu provozieren, doch blieb er ruhig und packte sein Schwert fester. Langsam begannen sie sich wieder zu umkreisen. Diesmal ließ Tarrior seinen Gegner nicht aus den Augen, während er über eine Strategie nachsann: „Mit dem Streitkolben ist er vorallem im Angriff deutlich im Vorteil, allerding kann er mit ihm nicht so gut blocken, als wenn er ein Schwert verwenden würde. Wenn ich ihn stark genug bedränge, dann kann er mich nicht mehr damit abwehren und hat auch keinen Platz um zu einem weiteren Schlag auszuholen.“ Wieder setzte Ralvit zum Angriff an und pflügte ohne Gnade durch das Aschebecken auf ihn zu. Tarrior versuchte nicht einmal den kommenden Schlag zu parieren, sondern wich zur Seite aus, verlor jedoch auf dem lockeren Boden den Halt und rutschte weg. Auf solch eine Gelegenheit hatte sein Gegner nur gewartet und riss seinen Kolben seitlich herum und schlug Tarrior damit deutlich in die ungeschützte Seite. Der Dunmer fühlte sich, als hätte ihn ein Felsschlag getroffen, der daraufhin in Flammen explodiert war. Er kippte einfach in die Asche und schlitterte vom Schwung getragen noch etwas weiter. Das feine kristalline Material zerkratzte dabei die Rüstung. Gleichzeitig zu seinem Sturz entglitt dem Adjutanten die Waffe, die er aufgrund des starken Seitenschwunges nicht mehr zu halten vermochte. Eine weitere Funken sprühende Explosion auslösend landete er einige Meter neben Tarrior. Der aufgewirbelte Staub drohte in seine Augen zu geraten, so presste er die Lider fest aufeinander. Die Zeit, die er brauchte um wieder aufzustehen und sich zu orientieren nutzte der Kampfmagier um sich wieder zu bewaffnen und den nun geschwächten Gegner weiter anzugehen. Statt das Schwert wieder in Abwehrposition zu bringen, war der Dunmer nur noch in der Lage auszuweichen und irgendwie schwerfällig den Schlägen des Bretonen zu entkommen und gleichzeitig geworfenen Feuerbällen auszuweichen. Er hielt kaum mehr lange durch. Die Bewegung in der unpraktischen Stahlrüstung war viel zu anstrengend und er hielt es kaum aus sich mit ihr derart schnell zu bewegen. Er brauchte eine Idee, um sich zu befreien. Da kam ihm die Asche in den Sinn, die ihm vorhin fast in die Augen geraten wäre.

Als er einem weiteren seitlich geführten Streitkolbenhieb auswich, ließ er sich daher nun auf den Boden fallen, sodass es aussah, als wäre er abermals gestürzt. Mit einer schnellen Rolle zur Seite, so gut es der Stahlpanzer zuließ, brachte er sich vor dem Vernichtungsschlag von oben in Sicherheit und ergriff dabei eine volle Hand mit dem aschehaltigen Sand. Passenderweise drehte sich der Bretone gerade zu ihm um, sodass mit einem kurzen Wurf Alles im Gesicht des Menschen landete. Der Mann heulte auf und seine behandschuhten Pranken fuhren automatisch zu den Augen, in denen wohl die Körnchen wie Nadeln stachen. Der Dunmer brachte sich derweil endlich wieder auf Abstand und nahm wieder eine vernünftige Kampfposition ein. Schweiß lief ihm über Rücken und Stirn und sein Atem ging schnell, doch erkannte er, dass sein Plan voll aufging. Der Bretone, der inzwischen den Versuch, sich die Asche aus den Augen zu wischen, aufgegeben hatte, wandte sich ihm mit zornesrotem Gesicht zu. Die Augen waren blutunterlaufen und sprühten vor Wut. Ohne Vorwarnung begann der Koloss wieder Feuerzauber auf ihn zu werfen. Zunächst wich Tarrior den Geschossen aus, dann stürmte er nun seinerseits vorwärts. Der Bretone versuchte ihn einfach mit Zaubern auf Distanz zu halten und schoss eine Feuerkugel ab, die vor Magie stark knisterte. Mit siegesgewissem Lächeln sah er zu, wie die verheerende Magie direkt auf den Dunmer traf, der nicht einmal den Versuch machte auszuweichen und ihn in eine verzehrende Aureole aus Feuer hüllte, die genug Hitze ausstrahlte, dass sich die Anwesenden die Augen bedeckten.

Doch anstatt vor Schmerzen zu schreien oder gar zusammen zu brechen, wie es der Bretone wohl erwartet hatte, stürmte die flammende Gestalt weiter voran. Mit sich weitenden Augen sah der Adjutant zu, wie sich die Flammen von Tarrior zurückzogen und dieser unverletzt weiter auf ihn zuhielt. Er versuchte es mit einigen weiteren Feuerstößen, die allesamt keine Wirkung auf seinen Gegner hatten. Tarrior indes holte im Lauf zu einem Hieb aus. Der Kampfmagier, noch ganz geschockt von Wirkungslosigkeit seiner Zerstörungszauber, brachte gerade so den Kolben rechtzeitig zwischen sich und den Dunmer. Die beiden Waffen verkeilten sich ineinander und die beiden Kontrahenten rangen direkt miteinander. Eine gefühlte Ewigkeit pressten sie sich gegeneinander, sodass sie den Atem ihres Gegners spüren konnten, doch dann machte Tarrior einen Ausfallschritt gab damit den Streitkolben frei, aber konnte so eine freie Hand ins Spiel bringen. Geschickt griff er um die Waffe herum und packte mit der aschgrauen Hand den Bretonen am Hals. Als die Magie floss und der Adjutant vor brennendem Schmerz zu kreischen begann, war der Kampf entschieden. Ralvit brach in die Knie und ließ die Waffe sinken und dann knapp über dem Boden einfach niederfallen. Der Großmeister der Liga unterbrach das Duell. Als Tarrior daraufhin von ihm abließ, war eine große, übel aussehende Brandwunde in Form seiner Hand dort zurückgeblieben. Verächtlich schaute der Dunmer zu, wie sein Gegner nun umkippte und von zwei redoranischen Soldaten weggetragen wurde. Dem Großmeister schenkte er einen kühlen Blick.

KingPaddy
12.02.2012, 16:11
Der Blick des Großmeisters hatte sich verändert. Dies fiel Tarrior sofort auf. Die Überheblichkeit, mit der er zuvor auf ihn herabgesehen hatte, hatte sich nun in aufmerksame Vorsicht gewandelt. Der Kaiserliche musterte sein gegenüber sehr genau. Tarrior konnte die durchdringenden Blicke fast schon körperlich spüren. Kurz darauf nahm der Großmeister die Position seines besiegten Adjutanten im Aschering ein. „Interessant. Ihr seid ein stärkerer Magier als euer niedriger Rang in der Gilde vermuten lassen würde, aber ein einfacher Berührungszauber ist noch keine höhere Kunst. Und noch dazu seid ihr wohl, was selbst für einen Dunmer erstaunlich ist, gegen Feuer völlig immun. Zumindest zeigten selbst die stärksten Feuerzauber auf euch keine Wirkung. Ich werde euch nicht unterschätzen. Ralvit konntet ihr täuschen, in dem er seinen Zaubern ausgewichen seid, obwohl ihr das nicht musstet, aber Ralvit ist, nun ja, nicht dazu geschaffen viel zu denken. Mit mir werdet ihr nicht so ein leichtes Spiel haben. Ich bin Lord Magnus Castellan, Großmeister der Liga der Magischen Gewalt und Meistermagier der Kampfmagier der Magiergilde. Ich werde nicht zulassen, dass ihr unseren Bund zum Gespött macht“: sprach der Magier zu ihm. Tarrior verzog das Gesicht. Der Mann würde wohl nicht einfach Opfer seiner Überheblichkeit werden, wie Ralvit Opfer seines eigenen Jähzorns geworden war. Ihm stand wohl ein harter Kampf bevor. Allerdings gab es noch einen Trumpf. Zwar wusste Magnus nun um seine Feuerimmunität, doch hatte er sein magisches Potential noch nicht offenbart. „Er geht davon aus, dass ich nur über rudimentäre magische Fähigkeiten verfüge, weil ich in der Gilde nur so einen niedrigen Rang innehalte und daher auch keine Ausbildung für Fortgeschrittene durchlaufen habe. Wenn er wüsste, was ich alles gelernt habe“: überlegte Tarrior und ein diabolisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er fand es aber besser, wenn er seine Stärke noch eine Weile verbarg. Wie bei dem Bretonen konnte hier der richtige Moment absolut entscheidend sein. „Möge der Kampf beginnen“: ließ der Großmeister verlautbaren und stürzte los. Der Dunmer noch ganz in Gedanken wurde von dem plötzlichen Angriff überrascht. Sein Gegner führte ein eigentümliches Silberschwert, dessen Klinge wellenförmig gearbeitet war. Die Waffe war mit mehreren blauen Edelsteinen verziert und das Metall schimmerte vor pulsierender Magie. „Schon wieder eine verzauberte Waffe“: erkannte Tarrior genervt, als er sich mit einer schnellen Drehung in Sicherheit brachte.

Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Seite. Die Bewegung kam zu schnell. Der Schmerz verhinderte, dass er seine Waffe zog und so war er einem weiteren Angriff des Großmeisters ausgesetzt, der ebenfalls schnell herum wirbelte. Die Klinge kratzte über Tarriors Bruststück. Er hörte nur noch ein Knistern, bevor er den brennenden Schmerz auf seiner Haut fühlte, als die Schockmagie durch die Rüstung direkt in seinen Körper geleitet wurde. Keuchend taumelte er zurück, doch Magnus setzte ihm augenblicklich nach. Ein gezielter Hieb in Richtung seiner rechten Hand, verhinderte abermals, dass er seine Waffe ziehen konnte. Auch konnte er sich nicht schnell genug bewegen, um aus der Reichweite der Blitzklinge zu kommen, denn die Rüstung behinderte ihn noch mehr, als zuvor. Weitere prasselnde Schläge folgten und nötigten Tarrior einen einfachen Schildzauber ab, der die Klinge kurzerhand etwas ablenkte und so direkte Treffer verhinderte. Doch das Ausweichen fiel ihm jedes Mal schwerer. Die Erschöpfung des letzten Kampfes steckte noch in seinen Knochen und Magnus trieb ihn noch mehr an als Ralvit. „Pah dieser Schildzauber ist viel zu schwach. Er wird mich nicht aufhalten“: brüllte der Großmeister und stieß mit seiner Klinge nach vorne zu. Leider hatte er damit Recht. Tarrior verstand sich kaum auf Schildzauber. So glitt die Klinge einfach hindurch traf auf die Rüstung. Er konnte spüren, wie das Schwert von der Schockenergie durchpulst und damit noch schärfer das Rüstzeug zu durchdringen begann. Er erkannte eine knappe Chance und ließ sich in einer abgehackten Drehbewegung zur Seite fallen. Da die verzauberte Schneide schon zu einem Stück in seiner Rüstung steckte, zog er somit mit seinem ganzen Gewicht daran. Sie verkantete sich und wurde dem Kaiserlichen einfach aus der Hand geprellt. „Verflucht!“: zischte Magnus als ihm die Klinge durch die Finger glitt und in den Staub fiel. Tarrior erhoffte sich davon einen kurzen Moment Ruhe, doch der Anführer der Liga hatte wohl andere Pläne. Statt die Waffe aufzuheben, hüllte er seine Hand in blaues Glühen und schlug nun mit den gepanzerten Fäusten nach ihm. Gerade noch eine Rolle schaffte Tarrior in dem unpraktischen Rüstzeug und sah mit Schrecken zu, wie die Faust den Boden traf und dort die Asche in splitterndes Eis verwandelte. Das Leuchten wurde nun noch stärker. Mit lautem Krachen riss er die Faust aus dem Eis und holte zu einem neuerlichen Schlag aus. Wieder drang er auf den Dunmer ein. Eine weitere mühevolle Rolle folgte. Seine Kraft war fast ausgereizt. Wenn er nicht aufstehen konnte, dann war er erledigt, doch der Großmeister wollte ihm diese offenbar nicht einräumen. Er war das Symbol seiner Liga und kämpfte fanatisch und unerbittlich gegen ihn, ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Tarrior schluckte. Es gab nur eine Chance, ansonsten wäre er erledigt. Magnus nächster Schlag sauste auf ihn herab. Er sah die Faust auf sich zukommen. In seiner eigenen Hand hingegen knisterte bereits eine Menge Magie.

Die entstehende große Stichflamme, die Tarrior mit einem Aufschlag seiner Hand auf dem Boden auslöste, brachte den Ordensmeister von seinem Schlag ab und ließ ihn getroffen nach hinten wegtaumeln. Seine Hand war in einer reflexhaften Geste über das Gesicht gelegt. Doch sein langes Haar zierten nun angesengte Spitzen. Ein Geruch von verbranntem Horn lag in der Luft. Diese Verschnaufpause nutze der Dunmer nun, um aufzustehen und den Abstand zu dem Kaiserlichen noch weiter zu vergrößern. „Es hat keinen Sinn noch länger hinter dem Berg zu halten. Dieser Fanatiker will mich schnell erledigen. Zurückhaltung kann keine Taktik mehr sein“: schoss es ihm durch den Kopf und griff an seine Seite, um die Riemen des Brustpanzers zu lösen. Derweil hatte sich Magnus wieder gefasst. Als er die Hand herunternahm, erkannte Tarrior gerötete Augen, die den Flammen wohl etwas zu nah gekommen waren, aber noch allzu deutliche Blitze des Zorns verschossen. Auch sein Gegner schien die kurze Pause zu nutzen, um sich neu zu orientieren und ging langsam zu seinem Schwert hinüber, um es aufzuheben. Derweil fiel das Rüstzeug von Tarriors Körper und schlug mit einem dumpfen Geräusch in der Asche auf. Ebenso entledigte er sich der schweren Stiefel. Magnus schien keine Anstalten zu einem weiteren Angriff zu machen, sondern musterte ihn ebenso wie umgekehrt. Ein verwirrter Ausdruck stand dem Mensch ins Gesicht geschrieben. „Ihr legt diese Rüstung auf eure eigene Verantwortung hin ab. Wenn ich euch mit meiner Klinge tödlich verwunde, dann tragt ihr die Schuld selbst. Und glaubt mir. Noch einmal werdet ihr mich nicht mit so einer einfachen Feuerfontäne abhalten, noch einmal werde ich nicht darauf hereinfallen“: warnte ihn der Kaiserliche vor. Tarrior spuckte aus. „Danke für eure Fürsorge“: meinte er. Nur noch dieser Kampfmagier stand zwischen ihm und dem ersehnten Ziel. Er würde dieses Hindernis beiseite räumen.

Als der Dunmer nun auch sein Schwert und er seinem Gegenüber fest in die Augen schaute, meinte dieser wohl den richtigen Moment für einen Angriff gefunden zu haben und stürmte los. Die Reaktion des Dunkelelfen kam fast ebenso schnell. Mit einem lauten Kreischen verkanteten sich die Klingen einander, als ihre Waffenführer aufeinander eindrangen. Die silberne Schneide rutschte dabei über das Wellenmuster und erzeugte einen schrillen Ton, der in den Ohren schmerzte. Das Knistern der überspringenden Schockmagie war deutlich zu hören. Tarrior hielt jedoch mit seiner eigenen Kraft dagegen, indem er sie in Form von Feuer in sein eigenes Schwert fließen lies, was ein Brummen des Silberstahls zur Folge hatte. Arkane Funken sprangen an den Stellen, an denen sich die Klingen berührten, über. Seine Zähne knirschten und standen fest aufeinander, als er dem Kaiserlichen in die Augen blickte. Dessen Gesicht war ebenso von Anstrengung gezeichnet, doch auch in seinen Augen stand der unbedingte Wille nicht nachzugeben. Stattdessen lockerte der Gegner nur seinen Griff um die eigene Waffe, die sich nun unter dem Druck des gegendrängenden Silberschwerts gefährlich dicht an die Kehle des Menschen verlagerte und machte sich damit eine Hand frei. Umgehend ging ein blaues Leuchten von ihr aus und er streckte sie dem Dunmer entgegen. Tarrior konnte nur noch reagieren, stieß sich mit einem Ruck aus dem Zweikampf zurück und musste somit doch nachgeben, aber leider zu spät. Er spürte einen harten, kalten Schlag in seinen Magen krachen. Keine schützende Rüstung hielt den Frostzauber von ihm ab. Wie unter dem Aufprall einer Stahlfaust brach er in die Knie und krümmte sich nach vorne. Es dauerte einige Sekunden, bevor er überhaupt wieder atmen konnte. Durch tränenverschleierte Augen sah er erneut einen zustürmenden Großmeister. Seine Deckung war völlig offen und das Schwert wohl zum finalen Streich erhoben. Der Dunmer biss die Zähne zusammen rappelte sich zitternd auf und stieß einen Schrei aus. Dann leuchteten seine Hände in blutigem Rot und kurz darauf fegte eine große Kugel aus komprimierter Feuermagier auf den Kaiserlichen zu. Dieser stoppte abrupt und spürte enorme Hitze, als der Feuerball mit gewaltiger Wucht vor ihm explodierte. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Überraschung und Furcht ab, die Tarrior jedoch nur kurz auskostete, bevor er weitere Magie sammelte und neue Geschosse auf seinen Gegner abfeuerte.

Magnus konzentrierte sich immer stärker auf das Ausweichen, sodass er gar nicht bemerkte, dass Tarrior inzwischen wieder auf den Beinen war, zwar angeschlagen, aber noch nicht geschlagen und seine letzten physischen Kräfte für den, so hoffte er, entscheidenden Angriff mobilisierte. Er packte das Schwert fester, feuerte eine Salve weiterer schwächerer Feuerbälle ab und stürmte los. Sein Magen schmerzte und seine Kräfte waren von den zwei Kämpfen fast aufgebraucht, doch zwang ihn der Zorn über diesen jämmerlichen Fanatiker zum Durchhalten. Mit schnellen Schritten überwand der Dunmer die Distanz. Der abgelenkte Ordensmeister versuchte das Silberschwert wieder zwischen sich und Tarrior zu bekommen, doch diesmal legte er kurz vor ihrem Zusammentreffen noch einen Feuerball vor. Aus seiner freien Hand schoss das Feuer hervor, dabei waren vielleicht noch zwei Schritte zwischen ihnen. Das magische Geschoss traf die Hand des Kaiserlichen und zerstob in einer feurigen Wolke. Tarrior hielt den Atem an, tauchte in das Feuer ein mit seiner Waffe im Anschlag und stieß nach vorne zu. Der Weg der Klinge war frei, da der Großmeister der Liga das Schwert vor brennendem Schmerz, zumindest zeigte sein verzerrtes Gesicht diesen, fallen gelassen hatte. Die Nase und kurz danach die glühend roten Augen traten zuerst aus dem flammenden Nebel und fixierten noch einmal kalt das Gesicht des Großmeisters. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Dunkelelfen und dann fuhr die silberne Klinge, die Tarrior mit Feuermagie durchtränkt hatte, in das Rüstzeug seines Gegners, dem sichtbar die Luft aus den Lungen gepresst wurde und dann in einer feurigen Explosion nach hinten weg geschleudert wurde. Die Rüstungen verhinderte akrobatische Überschläge und ließ ihn schnell auf dem Boden aufschlagen und nur noch durch die Asche schlittern, bis er am gemauerten Rand des Beckens zum Liegen kam und sich nicht mehr rührte. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein eigener Atem schien unerträglich laut, als er seinen reglosen Gegner immer noch mit eiskaltem Lächeln musste. Freude und Genugtuung spielten mit hinein.

Erst allmählich nahm er die Welt um sich herum wieder war. Die Menge, die den Kampfplatz umstand schwieg voller Erstaunen, vielleicht war es auch Entsetzen. Den Großmeister niedergestreckt zu sehen, kam aber in jedem Fall völlig unerwartet für die Gildenmitglieder, die sich als Zuschauer hier versammelt hatten. Er ließ noch einmal seinen Blick durch die Menge schweifen und hob dann kurz den rechten Arm, was ihm ein besonders schlimmes Ziehen in der Magengegend verursachte, um seinen Sieg zu bekräftigen. In diesem Moment fand Alina, die die Kämpfe mit angesehen hatte, als Erste Worte für die Niederlage ihres Großmeisters. Sie stieg zu Tarrior in den Ring und gratulierte ihm vor aller Augen zu seinem Sieg: „Ihr habt unseren Großmeister besiegt und damit euer Können offenkundig unter Beweis gestellt. Ich beantrage hiermit erneut, dass Tarrior Gildres die nächste Versorgungslieferung nach Maar Gan als Teil der Eskorte begleiten wird.“ Von Jubel konnte bei den Umstehenden keine Rede sein, aber zumindest nickten sie zustimmend. Einige Redoran-Wachen kümmerten sich derweil um Magnus und halfen ihm hoch. Im Gesicht prangten einige krebsrote Brandwunden und sein Haar war an etlichen Stellen mehr oder weniger stark angesengt. Ein beschämter Ausdruck lag in seinem Gesicht. „Ihr habt gewonnen Gildres. Ich habe euch unterschätzt. Ihr dürft die Eskorte begleiten. Ich muss mich ausruhen“: sagte der Mann knapp und begab sich, gestützt von den Redoranern, zurück in die Festung. „Sieht so aus, als wären wir jetzt Quitt“: meinte Alina mit einem Lächeln. Tarrior erwiderte es gequält. Sein Magen schmerzte höllisch. „Euer Großmeister ist ein hervorragender Kämpfer, doch ich muss nun einmal in diese Stadt“: sagte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Das Sprechen fiel ihm schwer. Und jede kleine Bewegung ließ Schmerz durch seine Nerven jagen. Er fühlte, wie ihm plötzlich kalter Schweiß auf der Stirn stand. „Geht es euch nicht gut? Ihr seht so blass aus“: fragte die Bretonin besorgt. Tarrior wollte gerade den Kopf schütteln, als die Welt vor seinen Augen plötzlich verschwamm und er ungebremst in die Asche fiel und liegen blieb.

KingPaddy
26.02.2012, 14:06
„Ihr seid aufgewacht. Das ist gut. Wir befürchteten schon ihr hättet euer Bewusstsein gänzlich verloren“: drang eine Frauenstimme an seinen verwirrten und müden Geist. Gerade eben war er aus einem langen, viel zu langem Traum erwacht, doch die Erinnerung daran entglitt seinen Gedanken, noch ehe er danach greifen konnte. Wäre nur nicht diese penetrante Stimme. Er blickte sich um und versuchte ihr ein sichtbares Gesicht zuzuordnen, doch seine Augen waren verschleiert. Es war als läge ein milchiger Nebel über allem. Ein unbewusster Reflex ließ ihn die Hand heben und damit die verklebten Augen freireiben, doch sein Bewusstsein versuchte noch immer an die letzten Halme geklammert den Traum festzuhalten. Ein beißendes Gefühl vermittelte ihm den Eindruck, dass in ihm eine wichtige Information verborgen lag, die er keinesfalls verlieren durfte. Er zog die Brauen zusammen und versuchte sich zu konzentrieren. Er versuchte den Traum festzuhalten, ihn sich erneut bewusst zu machen, doch alle Konzentration half nicht weiter. Wie Schlieren schillernden Öls auf einem Fluss trieb die Sequenz einfach langsam fort. Er versuchte noch einen letzten Versuch, doch in diesem Moment schob sich ein Gesicht in sein Blickfeld. „Geht es euch gut?“: fragte Alina und die Erinnerung war entschwunden. Tarrior schüttelte sich.

„Alina? Ihr hier?“: fragte er. Sein Mund fühlte sich trocken an und die Worte kamen nur zitternd heraus. Er versuchte sich aufzusetzen, aber neben einem Ziehen in der Bauchregion machten ihm schwächelnde Muskeln einen Strich durch die Rechnung. Ihm kam plötzlich wieder der Kampf gegen den Großmeister in den Sinn. Seine letzte Erinnerung bestand im Jubel der Umstehenden, ansonsten war da nur dieser Traum, der sich ihm nun vollends entzogen hatte. „Der Kampf. Ich habe doch gewonnen“: brachte er hervor. Die Bretonin legte ihren Finger auf seine Stirn und drückte seinen Kopf zurück auf ein weiches Kissen. Er erinnerte sich an scharfkantigen Aschesand. „Was ist passiert?“: fragte er sich. „Ihr habt den Kampf gewonnen keine Sorge. Ihr habt uns alle ziemlich beeindruckt. Der Großmeister bat mich, euch seinen Respekt auszurichten. Er ist nach Balmora abgereist um sich mit der stellvertretenden Erzmagierin zu treffen“: sagte sie sanft. „Balmora? Aber er lag doch gerade noch im Staub. Ich… Ich…“: in seinem Kopf begann ein Schmerz zu pochen. „Beruhigt euch. Der Kampf ist jetzt bereits drei Tage her“: erklärte sie. Er versuchte sich zu erinnern, aber da war nur noch Schwärze. „Was ist geschehen?“: wollte Tarrior wissen. Alina strich durch seine roten Haare. „Ihr seid ohnmächtig geworden. Zunächst glaubten wir vor Erschöpfung, denn niemand bestreitet so einfach zwei harte Kämpfe direkt hintereinander, aber als wir euch entkleideten, bemerkten wir unseren Irrtum…“: berichtete sie, doch wurde sie von einem hochfahrenden Tarrior unterbrochen. „Drei Tage!“: stieß er hervor, als er nach oben schnellte, doch noch im selben Augenblick krümmte er sich vor schlimmen Schmerzen zusammen. „Das habt ihr nun davon“: sagte die Bretonin mit missbilligendem Unterton und streckte ihn behutsam wieder auf das Bett hin. Sie zog die einfache Soldatendecke, die ihn bedeckte, weg und zeigte dem Dunkelelf damit einen ausgedehnten Verband, der den Bereich knapp unterhalb und oberhalb des Nabels bedeckte. Der Schmerz ging eindeutig von der bandagierten Zone aus. Sie legte beide Hände auf seinen Bauch und ließ heilende Magie, Tarrior war sich aufgrund des stärkenden und schmerzlindernden Gefühls sicher, dass es solche war, in ihn strömen.

„Bewegt euch nicht. Zwar habt ihr das Gröbste hinter euch, aber jede schnellere Beugung könnte den Heilungsprozess verlangsamen und wird euch Schmerzen zufügen“: sagte sie und konzentrierte sich weiter auf den Heilzauber. Der Dunmer dachte nach. Er war sich sicher, dass weder der Großmeister noch der Adjutant ihn am Bauch verletzt hatten. Nur ein Zauber hat mich getroffen. „Ein Eiszauber“: wie ihm schmerzlich bewusst wurde. Er sprach seine Gedanken laut aus. „Ja. Es war schrecklich. Ich habe noch niemanden, auch keinen Dunmer, gesehen, der derart extrem auf die Einwirkung von Frostmagie reagierte“: kommentierte die junge Frau seinen Ausruf. „Wie meint ihr das?“: fragte er. Sie zuckte mit den Schultern. „Als wir euch entkleidet hatten, sahen wir euren Bauch. Das Fleisch um den Bereich, an dem euch der Großmeister mit dem Zauber getroffen hatte, war innerhalb kürzester Zeit abgestorben und schon ganz schwarz geworden und leider gingen die Verletzungen noch tiefer. Der Feldarzt meinte, als er das abgestorbene Gewebe herausschnitt, dass er noch nie solche tiefgreifenden Erfrierungen gesehen habe und dabei stammt er aus Himmelsrand. Er hat die Wunde ausgeschabt und euch einen Verband mit einer Tinktur umgelegt. Wir haben das Nachwachsen des Fleisches mit heilender Magie beschleunigt. Glücklicherweise hatte euch noch keine Infektion befallen. Allerdings würde ich an eurer Stelle euer Glück nicht herausfordern“: antwortete die Frau und nahm ihre Hände von den Bandagen. „Und ihr habt über mich gewacht?“: fragte er Alina. Die Bretonin setzte ein Lächeln auf. „Nicht die ganze Zeit. Auch ich muss schlafen, aber ich wollte mich dafür bedanken, dass ihr mir meinen Posten gerettet habt. Der Großmeister war damals ja drauf und dran mich dafür zu bestrafen, dass ich euch zur Festung brachte. Jetzt wird es mir als besonderes Zeichen von Weitsicht ausgelegt, weil ich einen starken Kämpfer für unsere Reihen rekrutiert habe. Hättet ihr den Kampf nicht gewonnen, wäre es wohl nicht so glimpflich für mich ausgegangen“: beantwortete sie auch diese Frage. Tarrior nickte. „Vermutlich wollte der Großmeister damit sein Gesicht wahren, um nicht zugeben zu müssen, dass seine Überheblichkeit ihn eigentlich besiegt hatte. Ihr müsst mir auch nicht dankbar sein. Ich habe euch schließlich dazu gezwungen mich in die Festung zu bringen“: wiegelte er ab. Doch die Bretonin sah ihm in seine roten Augen. „Vielleicht will ich euch aber trotzdem dankbar sein“: sagte sie mit einem Lächeln. In diesem Moment erinnerte sie ihn wieder an Naasira, die Heilerin aus Chorrol. Er betrachtete das gewellte, braune Haar und blieb einen Moment an ihren feinen Gesichtszügen hängen. Sie war schön, aber es lag keine zierliche Schönheit in ihrem Gesicht, sondern die herbe Schönheit, die Frauen besitzen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Auch Naasira hatte so ein Gesicht. Seine Betrachtungen wurden durch einen hereintretenden Mann gestört.

„Herrin, ihr wolltet informiert werden, wenn die Waren in der Festung eintreffen. Sie sind bereits auf dem Weg in die Kammer.“: vermeldete der Mann, bei dem es sich um einen Kaiserlichen in einfacher Leinenkleidung handelte. „Gut. Geht und informiert die Männer! Sie sollen sich bereit machen. Der Konvoi wird in etwa einer Stunde aufbrechen. Sie sollen also pünktlich sein!“: befahl sie und der Kaiserliche entfernte sich mit einem Nicken. „Welcher Konvoi?“: fragte Tarrior hellhörig. Ein kurzer Ausdruck von Selbsthass huschte über Alinas Gesicht. Vermutlich wünschte sie sich, dass sie nichts gesagt hätte. „Der Konvoi nach Maar Gan“: war ihre knappe Antwort. Wahrscheinlich hatte sie bereits vorhergesehen, dass Tarrior sich nun aufrappelte und Anstalten machte, aus dem Bett aufzustehen. Sie machte hingegen keine Anstalten ihn zurückhalten zu wollen. Vermutlich wusste sie, dass es Nichts bringen würde, denn alles in Tarrior war auf die Fortsetzung seiner Reise ausgerichtet. Das Lager hatte ihn bereits genug Zeit gekostet und der nächste Konvoi würde erst wieder in ein paar Wochen aufbrechen. So lange konnte und wollte er nicht mehr warten. Egal welches Geheimnis Behram verbarg, Tarrior wollte es endlich in die Finger bekommen und dazu musste er den Nord finden. „Ihr solltet euch wirklich schonen. Ich kann nicht erlauben, dass ihr in eurem Zustand den Konvoi begleitet. Eure Bauchwunde ist noch nicht fertig verheilt“: sagte sie. Tarrior zog derweil seine Sachen, die feinsäuberlich auf einem Schrank neben dem Bett lagen, an. Er befand sich, erst jetzt lenkte er seine Aufmerksamkeit darauf, noch immer in Andasreth in einer kleinen, engen Kate ohne Fenster, die von einigen Öllampen beleuchtet wurde. Er ignorierte ihren Einwand völlig. „Ich kann euch unmöglich einen so wichtigen Konvoi in angeschlagenem Zustand begleiten lassen. Wenn bei dem Transport irgendetwas schief geht, dann müssen alle kämpfen können und man muss sich auf jeden Einzelnen von euch verlassen können. Wenn ihr nun ausfallt…“: brachte Alina den nächsten Einwand vor. Tarrior sah sie missbilligend an. „Ich kann mich vielleicht nur schlecht bewegen, aber laufen wird gehen, denke ich. Und was den Kampf angeht… wahrscheinlich werde ich mich nicht in den Nahkampf begeben können, aber ich kann auch auf Entfernung meine Gegner grillen. Wie euch der Kampf bewiesen haben dürfte, bin ich ein besserer Magier als mein Rang in der Gilde vermuten lassen würde. Ihr könnt euch auf mich verlassen, wenn denn der Konvoi überhaupt angegriffen wird“: schmetterte er diesen Einwand sogleich ab.

Man konnte es in diesem Moment hinter der Stirn der Frau arbeiten sehen, wie sie ihn doch davon abhalten könnte, diese Reise mitzumachen. Sie setzte kurz darauf zu einem weiteren Argument an: „Der Arzt meinte auch noch, dass er euch noch einmal untersuchen wolle, wenn ihr wieder auf den Beinen seid. Ihr mögt zwar gesundheitlich wieder reisefähig sein, aber er hat Befürchtungen. Eure derart große Anfälligkeit für Frost bereitet ihm Sorgen. Er mutmaßt, dass ihr unter einer magischen Krankheit oder einem Fluch leiden könntet, der euch anfällig gegen diese Art Magie macht. Das allein wäre ein Grund die Konfrontation mit magiebegabten Dremoren zu meiden, denn wie ihr gesehen habt, kann jeder stärkere Frostzauber, den ihr ungeschützt abbekommt, euer Ende sein.“ Tarrior war inzwischen angezogen und band sich seine roten Haare wieder zu einem Knoten im Nacken zusammen. „Habt ihr mein Gepäck von Feldlager hierher verlegen lassen?“: fragte er und überging sie damit völlig. „Es liegt dort hinter dem Schränkchen neben der Tür“: antwortete sie und hoffte ihrerseits offensichtlich auf eine Reaktion ihres Gegenübers, die aber ausblieb. Tarrior wandte sich lieber seinem Gepäck zu und entnahm im die Knochenrüstung. Er strich über die einzelnen Platten und legte sich das Rüstzeug bereit. Alina wurde derweil immer ungehaltener. Schließlich brüllte sie ihn an: „Verflucht noch eins. Ignoriert mich nicht, sondern redet gefälligst mit mir!“ Nun besaß sie seine Aufmerksamkeit. Er dachte kurz nach, bevor er antwortete. Es war Zeit der Frau die Wahrheit zu sagen. „Macht euch keine Sorgen wegen einer Krankheit oder eines Fluches. Ihr dürftet festgestellt haben, dass mir Feuer nichts anhaben konnte. Das liegt daran, dass ich mir eine Feuerimmunität erworben habe. Das Problem daran ist, dass ich dadurch gleichzeitig anfällig für Frostzauber wurde. Der Zauber traf mich allerdings nur so schlimm, weil ich ihn direkt und ohne schützende Rüstung abbekam. Das lässt sich hiermit vermeiden“: rang er sich eine Antwort ab und klopfte beim letzten Satz auf den Knochen-Brustharnisch in seiner Hand. „Ich verstehe wirklich nicht, warum es euch soviel wichtiger ist nach Maar Gan zu gelangen, anstatt auf eure Gesundheit zu achten“: zeigte sie sich kopfschüttelnd. Auch hier zeigte sich Tarrior langsam bereit, mit ihr die Wahrheit zu teilen, um sie endlich zu überzeugen – zumindest einen Teil der Wahrheit. Der Dunmer seufzte, bevor er zum Reden ansetzte: „Alina ich sage euch dies jetzt, weil ich euch traue und auf eure Diskretion hoffe. Ich habe euch belogen, was die Gründe für meine Reise nach Maar Gan angeht. Ich will dort niemanden besuchen und auch der Schrein ist mir egal. Ich suche jemanden, der sich in der Nähe der Stadt versteckt. Dieses Treffen ist für mich überlebenswichtig. Er hat Informationen, die ich um jeden Preis bekommen muss. Allerdings komme ich ohne die Hilfe der Liga nicht an den Daedra vorbei oder überhaupt ins Aschland. Der Konvoi ist meine einzige Chance.“ Alina sah ihn ausdruckslos an. Während er erzählte, verschloss sich ihr Gesicht zunehmend.

„Die Frage ist, ob ich euch trauen kann. Warum habt ihr mir nicht gleich die Wahrheit erzählt?“: fragte ihn die Bretonin. Tarrior bedauerte in diesem Moment das Vertrauen, das er in die Frau gehabt hatte. Wieder musste er sich erklären. Er hasste es. „Alina. Ich erzählte euch dies, damit ihr mich besser versteht. Ich habe euch belogen, um eben diese Diskussion nicht führen zu müssen. Dieses Misstrauen behindert meine Weiterreise und ist gleichzeitig äußerst unproduktiv für beide Seiten“: versuchte er eine langwierige Diskussion abzuwürgen. „Ihr könntet ein Daedra-Anbeter sein. Was, wenn ich mit euch einen Kultisten der Mythischen Morgenröte in das verwundbare Maar Gan schicke?“: fragte sie sich mehr selbst als ihn. „Ihr könnt nur darauf vertrauen, dass ich kein Kultist bin. Die Lage hat sich damit auch nicht geändert. Zuvor musstet ihr darauf vertrauen, dass ich ein Pilger bin, der zum Schrein der Stadt will. Ich habe euch belogen und es tut mir leid, aber es ändert Nichts daran, dass ihr mich gehen lassen wolltet, wenn ich gesund genug wäre. Also schiebt jetzt nicht dieses scheinheilige Argument von Sicherheitsbedenken vor, denn meine Lüge war nur dazu gedacht, dass mir keine weiteren unbequemen Fragen über meinen Kontakt gestellt werden. Die Sache ist sehr persönlich und soll nur mich etwas angehen. Ich habe euch dies jetzt verraten, weil ich dachte, ich könnte euch vertrauen und die Situation zwischen uns beiden wäre geklärt!“: unternahm der Dunmer einen weiteren Versuch die Bedenken zur Seite zu wischen und tauschte dabei geschickt ihre Positionen. Alinas harte Maske brach und auf ihrem Gesicht stand Unsicherheit geschrieben. Er nahm sie bei den Armen und ließ sie seinen bestimmten aber sanften Griff spüren. Mit einem Lächeln schaute er ihr in die Augen. „Seid mir dankbar Alina“: sagte er. Sie nickte. „Ihr dürft den Konvoi begleiten. Wenn ihr ein Kultist der Mythischen Morgenröte, dann verbergt er dies meisterhaft. Ihr habt euch Nichts zu Schulden kommen lassen“: gab sie ihm nun ihre Erlaubnis. Tarrior war ein weiteres Hindernis losgeworden. Er wollte sich gerade wieder seiner Rüstung widmen, als die Bretonin etwas Unvorhergesehenes tat – sie umarmte ihn. Er wusste nicht wie ihm geschah. Ihm war die Berührung im ersten Augenblick furchtbar unangenehm. Seine Muskeln spannten sich derart an, dass er wohl mehr einem Brett als einem Lebewesen gleichen musste. Die Arme hingen nutzlos an seinem Körper herunter. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Sämtliche Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Er stand nur nutzlos herum. Es war, als hätte sein Verstand keinerlei Plan oder Handlungsvorschlag für eine solche Situation vorgesehen. Er wusste schlicht und ergreifend nicht, was er tun sollte.

Alina entfernte sich plötzlich wieder von ihm. Über ihr Gesicht huschte einen Moment lang ein Anflug von Enttäuschung und Verwirrung, doch dann überwand sie den peinlichen Moment, in dem sie Tarrior darauf hinwies, dass der Konvoi bald aufbrechen würde und er sich nun fertig ausrüsten solle. Sie wandte sich schleunigst um und verließ die Kate eine Spur zu schnell. Der Dunmer nutzte nun die Ruhe und machte sich abmarschbereit.

KingPaddy
09.03.2012, 16:38
Nach etwa einer halben Stunde verließ er die Kate und traf die Bretonin auf dem Gang wieder. Sein Gepäck hatte er nun geschultert. Das Gewicht drückte auf seine Muskeln und er konnte es auch auf seiner Bauchwunde lasten fühlen. Der Schmerz war zu ertragen und die Belastung gerade noch verträglich für die wunde Stelle. Alina wartete bereits vor dem Zimmer auf ihn. Schweigend gingen sie nebeneinander her nach draußen. Redoranische Wachen und Mitglieder der Liga, auf die sie unterwegs in den schmalen Gängen der Festung trafen, machten respektvoll vor ihm Platz. So erreichten sie recht schnell den großen Platz der Festung und die junge Frau lenkte ihre Schritte schnell zu dem hochaufragenden Nebengebäude. Soweit Tarrior wusste, war das eine Propylon-Kammer. In alter Zeit bildeten diese magischen Kristallstrukturen ein ganzes Portalnetz zwischen den alten Dunmer-Festungen auf Vvardenfell. Jede wichtige Befestigungsanlage besaß eine solche Kammer. Über das Portalnetz konnten schnell Botschaften übermittelt und Truppen verlegt werden. Dieses wirklich einmalige, magische Teleportationsnetz verfiel leider mit den Jahrhunderten in dem gleichen Maße, wie auch die Festungen verfielen. Heute konnte kaum mehr jemand das Propylon-Netzwerk nutzen. Soweit Tarrior dies wusste, fehlten dazu wichtige Bestandteile der einzelnen Anlagen. Womöglich hatte die Magiergilde die Propylon-Kammer von Andasreth wieder zum Laufen bekommen, allerdings verstand er den Grund nicht, warum der Konvoi ausgerechnet von hier aus teleportiert werden sollte. Maar Gan selbst besaß keine Propylon-Kammer und es lag auch keine Festung mit einer solchen in der Nähe. Doch er wollte sein Transportmittel auch nicht in Frage stellen.

Alina gab den beiden schwergepanzerten Kampfmagiern, die den Zugang bewachten, ein Zeichen und nannte ein geheimes Codewort und schon wurden sie eingelassen. Sofort als Tarrior die Schwelle überquerte, war als würde ihm flüssiges Feuer in die Lungen strömen, als er dann noch einatmete. Ein sanftes Prickeln auf seiner Haut jagte ihm Schauer über den Rücken. Die Luft schien zu schimmern und zu wabern. Es war als wäre der Raum mit einer Art lilafarbenem Nebel erfüllt, der doch so feinstofflich war, dass nur Nuancen von ihm in der Luft schimmerten, man aber alles mehr oder weniger klar und deutlich sehen konnte. Der gesamte Raum war geschwängert mit Magie. Man konnte sie geradezu riechen, schmecken und fühlen. Ein leichtes Knistern verriet auch, dass man sie hören konnte, wenn man sich darauf konzentrierte. Der Anblick, der sich dem Dunmer bot, war überwältigend. Das Zentrum des Raumes nahmen zwei Plattformen ein. Jede dieser etwa kreisrunden Plattformen wurde in je einen Drittel von einem großen, gebogenen, steinernen Monolithen umstanden, an dessen zum Kreiszentrum hin ausgerichteten Innenfläche eine kristallene Komponente angebracht war, die vor Energie nur so pulsierte. Alle sechs Kristallarme der beiden Plattformen gaben unaufhörlich rot-weiße Energietentakeln ab, die sich in alle Richtung hin ausbreiteten, aber sich vor allem auf den obeliskförmigen Monolithen im Zentrum der Plattform zubewegten und diesen wie ein Aureole einhüllten und umgaben. Das mussten die beiden Propylonen sein. Andasreth verfügte offenbar über mehr als einen. Er kannte diese Darstellung bereits von den Erzählungen einiger Gildemagier, aber es in Natura zu sehen, war wirklich ergreifend. Was er allerdings von den Beschreibungen nicht kannte, waren einige, offensichtlich von der Liga hinzugefügte, Erweiterungen. So bildete eine Anordnung mehrerer großer Kristalle, in denen Tarrior das Pulsieren gefangener Seelen spürte, ebenfalls eine Kreisform, die die beiden Propylon-Plattformen tangierte. In diesem Kreis aus Kristallen standen bereits die Wagen mit der Versorgungsgütern für das belagerte Maar Gan und ein Teil der Eskorte. Doch die Quelle für die enormen frei schwebenden Kräfte entdeckte Tarrior unterhalb der Decke der Kammer. In großen Käfigen, die an Ketten von oben herab hingen, saßen mehrere Sturm-Atronarchen eingepfercht. Es waren insgesamt sieben an der Zahl. Die Käfige besaßen in ihrem Boden jeweils einen großen Kristall. Sie leuchteten in dem dunklen Lila, das nebelartig die ganze Kammer durchzog. Unter jedem der Käfige stand jeweils ein Magier, erkennbar an den blauen Roben mit dem eingestickten Zeichen der Liga. Bei den meisten handelte es sich um Altmer, aber es waren auch einige Dunmer darunter. Menschen, abgesehen von Alina, sah Tarrior in dem Raum nur bei den Wachen und der Eskorte des Konvois. Die Magier, die sich um die Propylone kümmerten, waren ausschließlich Mer, wobei die Altmer in deutlicher Überzahl vorhanden waren. Auf einen ebensolchen hielt die Bretonin nun auch zu. Aufgrund der teuren und aufwändig gearbeiteten Robe hielt Tarrior ihn für eine Art Oberaufseher über die hiesigen Zauberer.

„Seid gegrüßt Lord Demawar. In welcher Laune ist heute der magische Fluss?“: begrüßte Alina den Hochelf. Dieser ließ seinen Blick über Tarrior wandern, bevor er antwortete: „Die Störungen haben wieder zugenommen. Heute ist nicht unbedingt der beste Tag für eine Reise, aber wir haben den Konvoi auch schon an schlechteren Tagen sicher hinüber gebracht. Da es nicht so aussieht, als würde sich der Fluss in nächster Zeit wieder beruhigen haben wir heute womöglich auch den bestmöglichen Tag der kommenden Zeit erwischt. Meine Magier werden wie immer ihr Bestes geben“: gab sich der Mann zuversichtlich, dann fügte er noch eine Frage an: „Doch lasst mich wissen, wer euer Begleiter ist.“ Tarrior kam einer Antwort Alinas zuvor, denn er wollte sich selbst vorstellen: „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres. Ich werde dem Konvoi als Begleitschutz dienen.“ Der Altmer zog seine wirklich langen, scharfgeschnittenen Augenbrauen hoch. Tarrior musterte sein Gegenüber nun etwas aufmerksamer. Der Altmer besaß auffällig helle Haut für sein Volk. Der Goldton war nur ein schwacher Schimmer, eine Nuance. Sein ganzer Teint sprach eher für einen Bretonen oder einen Kaiserlichen. Seine Ohren hingegen bezeugten deutlich seine elfische Abkunft. Sie waren spitz und ebenso wie die Augenbrauchen fast schon übertrieben lang und nach hinten gebogen. Seine goldblonden Haare fielen lang aus und waren auf seinem Rücken zu einem kunstvoll geflochtenen Zopf gebunden, während sein Gesicht von zwei langen, fülligen Strähnen links und rechts eingerahmt wurde. In den violetten Augen sah er ein geheimnisvolles Funkeln. Die blassen Lippen in seinem Gesicht rundeten seine feinen Züge perfekt ab. Alles in allem strahlte er die erhabene Dekadenz altmerischer Adliger aus. Tarrior verspürte eine instinktive Abneigung gegen ihn. Gedanklich ließ er sich etwas zu sehr auf ihn ein, sodass er zunächst nicht mitbekam, dass der Mann das Wort an ihn richtete: „… der Mann der den Großmeister der Liga geschlagen hat. Ich war nicht persönlich dabei, denn mein Platz ist hier, aber die Wächter erzählten davon. Ihr sollt dann allerdings am Ende gewesen sein. Ich bin überrascht euch hier zu sehen.“ Der Dunmer zog die Augenbrauen zusammen. „Man hat uns noch nicht vorgestellt, wer seid ihr eigentlich?“: fragte er nun und lenkte damit von sich ab.

„Oh verzeiht. Ich bin Demawar von Ersthalt, meiner Kunst wegen nennen sie mich Lord. Ich und meine Magier betreuen die Propylone und helfen der Liga der Magischen Gewalt bei der Versorgung von Maar Gan. Sehr erfreut“: stellte er sich vor und deutete mit einem leichten Senken des Kopfes und Oberkörpers eine Verbeugung an, ohne sich wirklich dabei zu bemühen. „Ich sah in euren Augen das Interesse für unsere Apparaturen. Dafür, dass wir damals auf die Schnelle eine sichere Möglichkeit des Transports ermöglichen mussten, ist es echte magische Qualitätsarbeit. Allerdings war es auch nicht ganz einfach. Sagt was haltet ihr davon?“: begann der Altmer ein Gespräch. „Was ich mich frage ist, wie ihr es überhaupt schafft? Teleportzauber sollen ja angeblich nicht mehr richtig funktionieren“: stellte er eine Gegenfrage. Demawar verzog das Gesicht. „Es sind die Daedra oder besser die Oblivion-Tore, die die magische Teleportation stören. Selbst ein meisterlicher Beschwörer wie ich kann nur mutmaßen, wie sich die zunehmende Zahl an Toren auf das Gleichgewicht Nirns auswirkt. Die Energie aus dem Reich des Vergessens, die in unsere Welt einsickert, stört zum Einen die Barrieren zwischen den Welten und bringt zum anderen unsere eigene aus dem Gleichgewicht. Unsere Magie, die aus Aetherius stammt, wird dadurch gestört. Bei einfachen Zaubern würde man diese Veränderung gar nicht bemerken, aber Teleportation und komplexe Rituale, die auf ein stabiles magisches Netz angewiesen sind, geraten so komplett aus ihrer Form. Um die Störungen abzufedern, müssen wir den Zauber mit starker Magie abschirmen. Wir schaffen mit Energie eine Art abgegrenzten Tunnel, durch den wir den Teleportzauber schleusen. Wir benutzen die Propylone, weil sie schon von Natur aus dafür geeignet sind Teleportationsmagie zu kanalisieren. Um größere Massen wie beispielsweise einen ganzen Konvoi mit Eskorte zu bewegen, haben wir die Transportfläche mit dem Kristallkreis deutlich erweitert. Allerdings sind die Kraft der gefangenen Seelen in den Kristallen und die der Propylone zu schwach, um einen ausreichend starken Tunnel zu ermöglichen und gleichzeitig soviel Materie zu bewegen. Das ist wohl auch der hauptsächliche Grund warum ich hier bin. Das Reich des Vergessens ist schuld daran, dass wir uns in einer derart improvisierten Lage befinden, also ist es nur gut und rechtens, wenn wir dessen Energie dazu benutzen unsere Magie zu stabilisieren. Zusammen mit meinen besten Magiern entrissen wir dem Chaos sieben seiner stärksten Kreaturen, banden sie an Nirn und unterwarfen sie unserer Macht, sodass wir nun die ihre kanalisieren können. So haben wir die Propylone mit ihren ursprünglichen Reisezielen vorerst gelöscht und auf das Ziel Maar Gan umgestellt. Wenn die Störungen nicht zu stark sind, dann können wir eine stabile Verbindung in die Stadt halten“: erklärte er die Funktionsweise des neuen Portals. Tarrior besah sich noch einmal beeindruckt die Atronachen, die in ihren Käfigen saßen und deren Magie ständig von den Kristallen im Käfigboden abgezapft wurde. „Wirklich beeindruckend“: sagte der Dunmer. „Natürlich. Ich bin schließlich ein Meister in der hohen Kunst“: meinte Demawar und er bereute das Kompliment sofort wieder.

„Genug der Worte. Der Konvoi sollte jetzt aufbrechen. Wir sind schon eine Woche überfällig und vermutlich wird in der Stadt schon rationiert. Also kommt Lord Demawar und bereitet das Ritual vor“: bat Alina den Obermagier. „Ich habe noch eine Frage.“: warf Tarrior ein: „Wie kommt die Eskorte eigentlich wieder zurück?“ Demawar lächelte, denn scheinbar genoss er das Interesse an seiner Arbeit. „Es gibt in Maar Gan einen ähnlichen Kristallkreis. Er allein kann natürlich nicht die nötige Energie aufbringen, um die Rückkehr zu ermöglichen, aber er gilt uns als Resonator für unseren hiesigen Zauber. Die Macht die wir hier kanalisieren erzeugt ein Echo in dem Kristallkreis und erschafft dort ein Portal zurück hierher. Der Rückkehrtermin wird vorher mit der Eskorte besprochen. Wer sich zum genannten Zeitpunkt nicht innerhalb des Kreises befindet, wird in Maar Gan bleiben müssen“: erklärte der Hochelf auch die Funktionsweise des Rückkehrportals. Ein lautes Räuspern und ein missbilligender Blick Alinas reichten, um Demawar in seinem Redefluss zu stoppen. „Verzeiht Mylady, ich werde mich sofort um den Zauber kümmern“: sagte er und küsste der Bretonin die Hand mit seinen schmierigen Lippen. „Und ihr nehmt besser eure Position im Kreis ein, wenn ihr wirklich nach Maar Gan wollt“: sagte er dann an Tarrior gewandt, als er sich entfernte, um die anderen Magier anzuleiten. So ging er mit Alina zum Kreis in der Mitte der Kammer. Als er hineintrat, blieb die Bretonin an der Grenze zurück. „Ich hoffe ihr wisst, was ihr tut. Passt auf euch auf“: sagte sie ihm noch zum Abschied. Tarrior bot ihr seine Hand an. „Ihr habt viel für mich getan, habt dank“: verabschiedete er sich ebenfalls. Die Frau griff mit einem undeutbaren Blick zu und entfernte sich dann eilenden Schrittes. Der Dunmer spürte umgehend, wie sich die Magie im Raum bewegte. Sie strömte auf den Kreis und somit auf ihn ein. Er schaute sich um und erkannte Demawar, der genau in der Mitte zwischen den beiden Propylonen und dem Teleportationskreis stand.

Langsam hob er seine Armee und Blitze zuckten zwischen seinen Händen und den Propylonen hin und her. Langsam bildete sich aber ein konstanter Strom knisternder Energie. Tarrior traute seinen Augen nicht, als der Altmer dann plötzlich den Boden unter den Füßen verlor und ganz langsam in die Höhe stieg. Es bildete sich andeutungsweise eine Gloriole lilafarbener Energie um ihn herum. Dies schien für die restlichen neun Magier, jeweils einer stand bei den Propylonen und sieben unter den Käfigen der Atronachen, das Zeichen zu sein, ebenfalls mit dem Kanalisieren des Zaubers zu beginnen. Die rot-weißen Energien der Monolithen begannen zu pulsieren und färbten sich mehr und mehr lila. Die Energietentakel reckten sich nun nicht mehr um den Propylon-Monolith, sondern züngelten um die Füße des Altmers und umwickelten schließlich dessen Beine. Die Aureole leuchtete nun noch intensiver und das Violett verschwand aus den Augen des Magiers und machte einem matten Weiß Platz. Die Zauberer unter den Atronachen schossen Energielanzen auf die Kristalle im Boden der Käfige ab. Das Brüllen der daedrischen Kreaturen verriet, dass man ihnen die Energie in diesem Moment stark aussaugte. Das Knistern um Tarrior herum wurde immer schlimmer und es war, als könne er in der erstickend magiegeladenen Luft kaum mehr atmen. Seine Lungen brannten. Die anderen Soldaten, die die Eskorte begleiten sollten, ließen sich derartige Gefühle nicht anmerken. Vermutlich waren sie bereits daran gewöhnt. Inzwischen war Demawar fast gänzlich in einer Wolke aus schillernder Magie verschwunden. Nur sein Kopf schaute noch heraus. Seine Augen glühten vor brennendem Weiß. Ebenfalls glühten nun die Kristalle des Kreises. Ein immer lauter anschwellendes Brummen ging von ihnen aus und bildete in seinen Ohren die Kakophonie tausender herumschwirrender Bienen. Mit einem Mal spürte er das Gewicht seines Gepäcks überdeutlich auf seinen Schultern und der Schmerz in seiner Bauchregion kam zurück, doch hielt er nur kurz an. Als sich der Mund des Altmers zu einem stummen Schrei öffnete, flutete ein greller Lichtblitz von den Kristallen aus über den Konvoi hinweg und es war Tarrior so, als zerreiße das Licht seinen Körper. Für wenige Augenblicke durchzuckte ihn das Empfinden von innen nach außen gestülpt zu werden und in winzigste Teile zu zerfallen. Im nächsten Moment drehten sich diese winzigsten Teile wie beim Mischen verschiedener Farben ineinander und es blieb ein Prickeln auf seiner Haut zurück, dass er noch bis in die Haarspitzen zu fühlen glaubte. Als der Dunmer die Augen aufschlug sah er Aschesand und spürte einen warmen Windhauch über sein Gesicht streifen.

TiberSeptim
05.04.2012, 16:34
Die Straße erstreckte sich dunkel und verlassen durch den Wald. Weit und breit war kein Lebewesen zu sehen oder zu hören ausser einem Reh das sich mitten auf dem Weg befand. Es lief hierhin und dorthin und Schnupperte. Es fühlte sich unwohl. Dann ein Schwirren und das Reh hüpfte im Todeskampf noch ein zwei Schritte nach vorn bevor der Giftpfeil in seiner Seite Wirkung zeigte und es Tot auf dem Weg zusammenbrach.

Erst war nichts zu hören dann kamen zwei Dunkel gekleidete Gestalten die Strasse herauf. Die eine hatte einen Bogen in der Hand die sie sich nun wieder auf den Rücken schnallte. Die Gestalt war klein und dünn. Die andere Gestalt war groß und breit gebaut und beugte sich nun über das niedergestreckte Reh. Ein helles blitzen war zu sehen als sie sich einen Silbernen Dolch aus dem Stiefel zog und sich daran machte das Reh zu zerlegen. "Beeilt euch Krieger. Ich will hier so schnell wie möglich weg. Irgendwie fühle ich mich hier gar nicht wohl in meiner Haut." flüsterte die kleine Gestalt. "Schweigt gebt mir keine Befehle Söldnerin oder ihr könnt vergessen das ihr auch nur noch einen Septim von mir bekommt." antwortete der Große barsch. "Hey seid mal nicht so unfreundlich immerhin habt ihr es mir zu verdanken das es heute was zu essen gibt. Ausserdem währt ihr schon gar nicht mehr am Leben wenn ich nicht gewesen wäre. Seid lieber froh das ich aus dem Kerker von Anvil wieder herausgeholt habe."anwortete die Söldnerin wütend "Ich habe gesagt ihr sollt die Schnauze halten." schrie der Krieger aufeinmal und sprang hoch. Das Messer in seiner hand funkelte bedrohlich und das Blut der Tieres tropfte herab.

"Ich sage es jetzt zum letzten mal. Seid still und stellt nicht noch ein einziges mal meine Befehle in Frage sonst werdet ihr es bereuen." Der Krieger starrte die Söldnerin wütend an als diese plötzlich ihren eigenen Dolch zog und sagte: "Wisst ihr was? Ich habe endgültig die Nase voll von euch. EURE Befehle haben uns bisher nichts als Ärger, und mehrere male fast den Tod gebracht. Was könnt ihr eigentlich ausser Schlechte Befehle zu geben die Leuten den Tod bringen?" Doch jetzt hatte sie zuviel gesagt. Mit einem Schrei der vor Wut, Hass und Leid nur so triefte sprang er auf die sehr viel kleinere Gestalt zu. Ungeachtet des Messers das sie in der Hand hielt riss er sie zu Boden und drückte mit seinen Händen ihre Kehle zu. Die Kapuze der Söldnerin rutschte nach hinten und entblößte ihr junges, hübsches Bosmergesicht das vor Schreck und Angst verzerrt war. Sie Strampelte und schrie mit erstickter Stimme unverstänliche Worte. Der Krieger drückte mit der Linken Hand weiter zu während er mit der rechten Hand mehrmals wie wahnsinnig in ihr gesicht schlug. Er spürte wie unter seinen Schlägen ihre Nase brach und das Blut in alle Richtungen spritze. Aber er schlug immer weiter auf ihr Gesicht ein obwohl sie sich schon lange nicht mehr wehrte und ihr letzter Kläglicher schrei schon seit mehreren Sekunden verklungen war. Schliesslich hörte der Krieger auf die Leiche zu Misshandeln und Kniete nun Schnaufend über ihr.

Nach einer Weile stand er auf und entfernte sich ein Stück. Als er wiederkam hatte er zwei Pferde dabei die er nun neber der Leiche an einen Baum band. Nun begann er damit die Tote zu entkleiden. Er packte die Kutte, die Lederrüstung und ihre Waffen auf den Schimmel, das das Pferd der Söldnerin gewesen war. Das Fleisch und das Fell des Rehs packte er in einen Ledersack der an der seite seines Rappens geschnallt war. Er ging nochmal zu der Leiche und entfesselte einen Flammenzauber der das Mädchen bis zur unkenntlichkeit verbrannte. Ohne die Überreste noch eines Blickes zu würdigen ging er zu den Pferden, stieg auf und ritt davon. Der Krieger zog sich die Kapuze vom Kopf und zeigte nun zum ersten mal sein Gesicht. Sein Pechschwarzes haar fiel ihm auf die Schulter und sein Gesicht blickte ausdruckslos während eine einzelne Träne über sein Gesicht rann. Er legte die Hand an die Stirn und senkte den Kopf. "Octavus.....es tut mir so leid". Der Krieger ritt weiter in die Dunkelheit.
Sein Name war Arcturus Erune.

TiberSeptim
20.04.2012, 15:54
Ein hochgewachsener Mann mit einem dunklen Umhang, dessen Kapuze sein Gesicht verhüllte, schritt in der Nacht durch das Hafenviertel der Kaiserstadt. Er lief leise, aber zügig, in Richtung der Baracken in denen die Armen und Diebe lebten. Die Legionäre an denen er Vorüber kam schauten ihm misstrauisch nach. Als er die Häuser erreichte trat eine ausgemergelte Gestalt aus einer dunklen Gasse hervor und sprach ihn an :"Herr habt ihr vielleicht ein paar Septime für mich?"
Der Mann stoppte und drehte sich langsam um.
Puny Ancus, so hieß der Bettler, bereute es sogleich die Gestalt angesprochen zu haben und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Mann starrte ihn unter seiner Kapuze hervor an und sprach schließlich mit heiserer Stimme :" Ich werde euch entlohnen wenn ihr mir ein paar Informationen geben könnt die ich benötige." "Was wollt ihr den wissen?" erwiderte Puny jetzt schon ein wenig ruhiger . "Was wisst ihr über einen Mann namens Arcturus Erune und wo kann man ihn finden?" fragte der Mann. Der Bettler überlegte kurz und antwortete:
"Nun ich könnte euch einiges über ihn erzählen aber diese Information hat einen nicht geringen Preis." Die verhüllte Gestalt zog einen kleinen Lederbeutel unter seinem Umhang hervor und warf ihn dem Bettler zu. Strahlend fing dieser den Beutel auf. Dem Gewicht nach zu schließen war genug Geld in dem Beutel um ihn für mindestens eine Woche über Wasser zu halten. "Nun ich kann euch Dinge sagen die ihr zweifelsohne schon wisst. Das er ein Deserteur und Mörder ist dürfte euch ja bekannt sein. Aber was sagt ihr dazu wenn ich euch sage das er momentan wieder hier in der Kaiserstadt weilt?" Der Gegenüber sprach nun mit leiser Überraschung in der Stimme: "Seid ihr sicher was dies betrifft? Und wenn ja wo genau kann ich ihn finden?"
"Ich bin mir dessen zu hundert Prozent sicher. Und finden könnt ihr ihn im Haus von Armand Christophe." "Nun gut das reicht mir schon ihr könnt jetzt gehen." erwiederte der Mann.
Puny wandte sich zum gehen als die Gestalt plötzlich ein Messer zog und einen schritt in Richtung des Bettlers machte. Weiter kam er jedoch nicht da auf einmal eine bisher unbemerkte Gestalt vom Dach, des Hauses unter dem sie standen, sprang.
Eine Silberne Axt zischte durch die Luft und Spaltete den Schädel des Meuchelmörders sauber in zwei Hälften. Der Luftröhre des Mannes entwich ein gurgelndes Röcheln, dann fiel der erschlaffte Körper mit einem plantschenden Geräusch zu Boden.
Puny drehte sich zu der neuen Gestalt um die sich gerade aufrichtete und sich die Pechschwarzen Haare aus dem Gesicht strich. "Ich danke euch Arcturus Ihr hattet recht was diesen Kerl betrifft. Woher habt ihr gewusst das er versuchen würde mich zu töten nachdem ich das von euch gewünschte zu ihm sagte?" fragte er den Kaiserlichen. "Erstmal sprecht bitte meinen Namen nicht so laut in dieser Stadt aus. Und um eure nächste Frage zu beantworten solltet ihr euch dies hier ansehen." Währen Arcturus sprach zog er dem toten die Kutte vom Körper.
Darunter kam die Lederrüstung eines Assassinen der Dunklen Bruderschaft zum Vorschein."Ich gehe nun einfach mal davon aus das das alle weiteren Fragen beantwortet." sagte Arcturus und zog einen Lederbeutel unter seinem eigenen Umhang hervor den er dem Bettler in die Hand drückte :"Nehmt das und vergesst das ihr mich getroffen habt." Mit diesen Worten drehte er sich um ließ Puny Ancus einfach stehen.
Der Bettler stand nun da mit einer Leiche und zwei Beuteln Gold in den Händen. Zweifelnd schaute er sich um und rannte dann so schnell er konnte zu seinem Lager zurück. Nachdem er die Zwei Beutel unter seinem Kissen versteckt hatte legte er sich auf seine Matte. Während er sich umdrehte dachte er sich :"In der Haut von diesem Mann will ich nicht stecken. Ein Meuchelmörder der Dunklen Bruderschaft. Ich glaube kaum das es ein Schlimmeres Schicksal für einen Menschen geben kann." Mit diesem Gedanken schlief er ein.
Was jedoch keiner der anwesenden Personen wusste war das noch ein vierter Mensch alles Beobachtet hatte. Er hielt sich versteckt auf der Großen Mauer die das Hafenviertel vom Armenviertel abgrenzte. Mit seinen Blauen Augen hatte er die ganze Szene mitangesehen und schickte sich nun an Arcturus zu folgen. Der Fremde ließ sich leise von der Mauer fallen und folgte ihm. "Du bist also wieder da alter Freund. Zuhause." dachte der Fremde und beschleunigte seine Schritte.
Arcturus verließ das Hafenviertel so schnell er konnte. Immer wieder schaute er sich um. Es kam ihm so vor als würde man ihm folgen. Plötzlich blieb er stehen und drehte sich abrupt um. Er war jedoch zu langsam und sah den Schatten nicht der hinter ein paar Fässer huschte und so dachte sich letztenendes nichts weiter dabei auch wenn das ungute Gefühl blieb.
Er verließ die Stadt und ritt zur Schenke "zum Schlechten Omen". Dort hatte sich Arcturus ein Zimmer gemietet und wollte jetzt erstmal schlafen.
Als er endlich dort ankam rannte Manheim Schmetterfaust, der Besitzer der Schenke, schon auf ihn zu ehe Arcturus überhaupt abgestiegen war. "Ich soll euch das hier geben. Es ist sehr dringend sagte mir derjenige von dem ich es bekam." sagte er keuchend. Arcturus öffnete den Brief und las. Mit aufgerissenen Augen, was dort stand.



Ich weiss wer ihr seid und habe gesehen
was ihr in der Kaiserstadt getan habt.
Aber keine Angst ich werde euch nicht verraten.
Im gegenteil ich werde euch helfen. Geht nicht in euer altes
Zimmer in der Schenke. Nehmt ein neues. In dem alten
werdet ihr schon erwartet.

Ein Freund

KingPaddy
23.06.2012, 14:49
Ein Hornstoß ertönte in einiger Entfernung hinter seinem Rücken und im nächsten Augenblick war die Luft von unmenschlichem Brüllen erfüllt, dass ihm bis ins Mark fuhr. Tarrior raffte sich schnell aus dem Staub auf und versuchte seine Besinnung zurückzugewinnen, die durch den magischen Transport ins Wanken geraten war. Ein schneller und gehetzter Blick verriet ihm, dass sie sich Aschland befanden. Am Horizont nur einige hundert Meter entfernt sah er die Häuser der redoranischen Siedlung Maar Gan aufragen. Er wagte kaum nach hinten zu schauen, von wo die bestialischen Geräusche an seine Ohren drangen, aber der Schrei eines Kameraden verriet ihm, dass dort wohl die daedrischen Horden lauerten und sie entdeckt hat. „LAUFT!“: schrien einige Krieger der Eskorte und um ihn herum kam Bewegung in den zerstreuten Konvoi. Als er ebenfalls zu laufen begann, wie seine Begleiter, ging ihm durch den Kopf, dass der Zauber versagt und sie vor der Stadt abgeworfen hatte. Ihm gingen ebenso Alinas Worte durch den Kopf, dass er sich mit seiner Bauchwunde lieber noch hätte ausruhen sollen. „Verdammt!“: zischte Tarrior als der Schmerz ausgehend von seiner Bauchregion über ihn hinweg brandete. Nach nur einigen Metern war es ihm als könne er nicht mehr weiterlaufen, während er deutliche Erschütterungen im Boden fühlte, deren Stärke zunahm, sodass der Verursacher langsam aber sicher herannahte. Das tierische Brüllen wurde stärker. Das gierige Verlangen nach Blut und Tod war fast greifbar, so als hätte man einen ausgehungerten Bluthund von der Kette gelassen. Er wurde langsamer, er merkte es. Die Schritte wurden kürzer und immer anstrengender. So sehr sich sein Geist auch bemühte, so sehr widersetzte sich der Körper. Adrenalin und Schmerz rauschten gleichwohl durch Adern und Nerven und es war als würde der Widerspruch den Dunmer innerlich zerreißen. Erste humanoide Schreie lenkten ihn einen kurzen Blick ab, sah er neben sich einen Kaiserlichen stürzen, dem ein martialischer mit Zacken und Widerhaken geschmückter Pfeil das Bein durchschlagen und zu Fall gebracht hatte. Doch nur einen Augenblick später war dieser Vorfall wieder aus seinem Geist gewischt, der kaum mehr etwas anderes zuließ als das Geräusch herannahender Feinde und der eigene Wille zur Flucht. Die Pfeile, die um ihn herum niedergingen, waren nicht mehr als ein Zischen und Brechen in seinen Ohren und verschwommene Schatten vor seinen Augen. Auch das angst- und schmerzerfüllte Schreien der Eskorte, die von den Geschossen niedergestreckt und dann von der folgenden Meute in Stücke gerissen wurde, war kaum mehr als ein Teil des Rauschens des Blutes, dass ihm die Sinne benebelte. Eine weitere schmerzende Welle – er stolperte, fiel in den Schmutz, rollte sich ächzend ab und kam in einer flüssigen Bewegung nach oben, um sich dann erneut vor Schmerzen zu krümmen. Der Gegner war nur noch knapp hinter ihm. Die Luft schien wie flüssiges Blei zu sein, durch das er waten musste. Es schien ihm, als käme er nicht mehr von der Stelle, während er den Geifer seiner Gegner heiß und giftig bereits im Nacken zu fühlen glaubte. Vor seinen Augen war alles nur noch verschwommener Nebel, doch er rannte, humpelte weiter auf die rettende Siedlung zu.

Er wähnte die Sicherheit in greifbarer Nähe als er vernahm, wie die Stadtwächter auf der vor ihm liegenden Stadtmauer Befehle von ihrem Kommandanten erhielten. Die Rettung war so nah, doch da ertönte wieder das Zischen. „Pfeile“: schoss es ihm durch den Kopf. Eine weitere Salve, die ihn wahrscheinlich nicht verschonen würde. Er warf sich nach vorne. Hoffte auf Rettung und hörte die Geschosse über ihn hinweg zischen. Er wollte wieder aufstehen, aber der Schmerz in seiner Bauchregion drückte ihn umgehend nieder. Es war vorbei. Die Pfeile hatten ihn offenbar verfehlt, aber seinen daedrischen Häschern konnte er nicht mehr entgegen. Da hörte er eine weitere Salve über ihn hinweg fliegen, doch diesmal ertönten keine menschlichen oder merischen Schreie mehr, sondern wieder das tierische Brüllen, aber diesmal mit einer von Schmerz gepeinigten Note. Zwei weitere Salven folgten in kurzer Zeit und er hörte wahre Kolosse zu Boden gehen. Zwei kräftige Arme packten ihn kurz darauf an den Schultern und zogen ihn unsanft hoch, sodass er gegen den Schmerz anschreien musste. „Kommt hoch!“: herrschte man ihn an. Auf zitternden Beinen schaffte er es, von den beiden Männern, die ihn aufgestellt hatten, gestützt, wieder zu laufen. Durch verschleierte Augen sah er, dass sie den niedrigen Wall der Stadt durch einen Torbogen passierten und hinter ihnen, wurde eben ein solchen geschlossen. Für einen Moment sah er voller Befremden das eine große Gruppe von Daedroths und Clanbannen, die sie zuvor verfolgt hatte, in kurzer Entfernung zum Wall in einem perfekten Halbkreis stehen blieb, während die Bogenschützen sie von oben aus Korn nahmen. Erst als ihre sicher geglaubten Opfer hinter dem Wall in Sicherheit waren, wandten sie sich mit wütendem und enttäuschtem Brüllen ab und entfernten sich in Richtung des Heeres, dass Tarrior nun unverhüllt als Masse aus dämonischen Leibern und schwarzgerüsteten Dremoren sehen konnte, bevor er einfach in die Knie ging und im weichen Aschesand zur Ruhe kam.

Es konnten kaum mehr als ein paar Minuten vergangen sein, als jemand seinen Kopf anhob und ihm ein Fläschchen an den Mund setzte. Zunächst verweigerte er reflexartig das Trinken, doch dann packte ihn eine behandschuhte Hand stark am Kiefer und drückte ihm den Mund mit Gewalt auf, sodass eine minzig-bittere Flüssigkeit seinen Rachen hinunterfloss und er sie unter lautem Husten herunterschluckte. Er fühlte eine ungewöhnliche Hitze in seinem Körper, die seinen matten Glieder vom einem Moment auf den anderen neue Kraft schenkte und sich dann auf seine Bauchregion konzentrierte und den Schmerz auf ein sanftes Poches zurückstufte. Hektisch schlug er die Augen auf und sah in das Gesicht eines vernarbten Dunmers mit tiefen Falten im Gesicht. Seine Rüstung wies ihn als redoranischen Wächter aus. Der Mann, offenkundig von wortkarger Natur, hielt ihm kommentarlos die Hand entgegen und zog ihn auf die Beine. „Danke“: murmelte Tarrior. Der Trank schien seine Zunge betäubt zu haben. „Nichts zu danken. Ihr habt uns Vorräte gebracht. Es war das Mindeste euch zu retten“: winkte der Mann ab. Während der Alte sich nun entfernte und zu einigen anderen Redoranern am Wall hinüber ging, sah sich Tarrior um. Einige andere Magier der Liga, die wie er die Eskorte des Konvois gebildet hatten, genossen gerade eine ähnliche Behandlung. Der Kaiserliche, der ihren Konvoi angeführt hatte, sah er im Gespräch mit zwei weiteren Dunmern. Der eine trat in einer Prunk-Knochenrüstung mit redoranischen Abzeichen auf und war wohl der Kommandant der Stadt, der andere trug eine rote Robe mit goldenen Stickereien und daedrischen Symbolen und war wohl der Hohepriester des örtlichen Tempels. Von den ursprünglich fünf Karren mit denen sie aufgebrochen waren, befanden sich nur noch vier hier in der Stadt. Der fünfte schien scheinbar samt Guar und Fahrer vor der Stadt verloren gegangen zu sein. „Wenn der Zauber uns inmitten der Daedra abgesetzt hätte, wären wir jetzt tot“: erfasste Tarrior ein Grausen. Die Bogenschützen auf den Wällen hatten ihm das Leben gerettet. Er stieg über eine Leiter den Wall hinauf und besah sich von dort noch einmal das Feld vor den Mauern. Er erkannte die Stelle, wo er zum Ende hin liegen geblieben war. Kurz dahinter war der Halbkreis aus toten Daedra, die von den Pfeilen der Wächter erwischt worden waren und dann wenige hundert Meter freie Fläche in dessen Mitte er anhand eines großen Wirbelmusters die Stelle erkennen konnte, an der sie angekommen waren. Am anderen Ende warteten die Daedra mit ihrer Armee vermutlich außer Reichweite der Bogenschützen der Stadtwache. Von hier oben war es nicht nur eine Wand des Todes sondern ein ganzer See, denn bis zum Horizont hin, hatte sich der Bereich zwischen den beiden Hügelketten mit Gegner gefüllt und er konnte sogar zwei Tore ins Reich des Vergessens ausmachen. Der Himmel über Mar Gaan war entsprechend blutrot und wurde regelmäßig von Blitzen durchzuckt, als wäre die Stadt schon selbst Teil der daedrischen Heimat.

Während Tarrior sich noch wunderte, warum die Daedra kurz vor dem Stadttor mit ihrem Ansturm gestoppt hatten, trat ein Wächter an ihn heran. „Serjo Gildres?“: fragte er. Der Dunmer nickte abwesend. „Euer Anführer möchte mit euch sprechen“: erklärte der Wächter und zeigte auf den Eskortenführer, der sein Gespräch mit dem Priester und dem Kommandanten dadurch beendete, dass er letzterem ein versiegeltes Schreiben übergab. Tarrior nickte erneut und stieg die Leiter hinunter, bevor er zu ihm hinüber ging. „Serjo Gildres. Es freut mich, dass ihr wohlauf seid. Ich fürchtete schon, dass ihr für uns verloren wäret. Madame Alina hat mich kurz vor unserer Abreise instruiert euch ziehen zu lassen, wenn ihr die Stadt verlasst. Wir werden euch mit einem Seil zwischen den großen Felsen im Nordosten herunterlassen, sobald ihr soweit seid. Allerdings sollte euch klar sein, dass ihr so nicht mehr in die Stadt zurückkehren könnt. Ich sollte euch daher empfehlen euch nach euren Erledigungen nach Norden an die Küste und von dort aus nach Khuul durchzuschlagen. Aufgrund der Bedrohung durch die Nord haben wir dort eine kleine Garnison stationiert, die euch zurück eskortieren kann“: erklärte der Mann ihm in zackigem Ton. Tarrior war überrascht, was Alina noch für ihn bewerkstelligt hatte. Er selbst hatte gar nicht überlegt, wie er nach seiner Suche nach dem Nordmagier nach Balmora zurückkommen sollte. „Vielleicht war es doch nicht so schlecht der Liga beizutreten“: überlegte er. „Richtet Alina meinen Dank aus. Ich werde mich erst einmal ausruhen. Ich denke das Beste wird es sein, wenn ich die Stadt in den frühen Morgenstunde verlasse“: schlug er vor. Der Mann nickte: „Ich hätte dasselbe vorgeschlagen. Auch die Späher der Dremora sind zu dieser Zeit unaufmerksamer und eure Chance, euch ungesehen bis zum Pass zu schleichen, ist damit größer.“ Dann verabschiedete sich Tarrior, um sich einen Platz zum Schlafen zu suchen.

Recht bald fand er heraus, dass der Außenposten und das Handelshaus keinen Platz mehr boten und auch die Bewohner von Maar Gan ihre Häuser bereits für weitere Soldaten und Flüchtlinge geöffnet hatten und nun ebenfalls belegt waren. Man verwies ihn an den örtlichen Schrein und Tempel des Tribunals in der Stadt, denn Alkama Deryth der örtliche Priester hatte ihn nach langem Zögern als Notunterkunft geöffnet. Tarrior jedoch war bei dem Gedanken daran, die Hilfe des Tempels in Anspruch zu nehmen, gar nicht wohl zumute. Er hasste den Tribunalstempel und vermied es nach Möglichkeit sich deren heiligen Stätten auch nur zu nähern. Jetzt sollte er sie nicht nur freiwillig besuchen, sondern dort auch noch übernachten. Geradezu ein Alptraum für ihn. Der Dunmer seufzte und ergab sich in sein Schicksal. Wenn er sich nicht ausruhte, würde er die Reise durch das Aschland nicht überstehen und womöglich fiel er geschwächt einer Patrouille der Daedra in die Hände, dann wäre es aus mit ihm. So ließ er die Vernunft über seine Abneigung triumphieren und schob sich aus dem Eingang des Andus Handelshauses und lenkte seinen Schritte in Richtung des Tempels. Im Gegensatz zu Ebenherz wirkte die Stadt hier trotz der ganzen Flüchtlinge wie ausgestorben. Die meisten Bewohner hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Auf der Straße sah man hauptsächlich Soldaten mit grimmigen Gesichtern oder Kinder, die der Gefahr um sie herum nicht wirklich bewusst waren und fast schon unbefangen spielten. Die wenigen Erwachsenen, die Arbeiten nachgingen, die für das Funktionieren der Stadt unerlässlich waren, hatten ebenso verschlossene Gesichter wie die Wächter, doch spiegelten ihre Augen andauernde Furcht wieder. Auch war ihre Konstitution nicht die beste. An vielen Leibern hingen die Kleider nur schon herunter oder mussten mit Gürteln eng an die schmalen Körper gebunden werden. Die Bürger hungerten nicht, aber die Rationierung der Mahlzeiten machte sich bemerkbar. Auch die neuerliche Vorratslieferung die neben Munition für Bögen und Armbrüste, Medikamenten und Befestigungsmaterial hauptsächlich Nahrungsmittel enthielt, schuf da keine Abhilfe. Vermutlich rechnete man bereits damit, dass sich die nächste Lieferung wiederum verzögern wird. Es war alles in allem eine Stimmung, die auf ihn mehr als bedrückend wirkte und der er sich mit schnellen Schritten zu entledigen suchte, aber leider hatte sie die gesamte Stadt erfasst, sodass es für ihn keinen Ausweg gab. Ganz auf das Elend um sich herum konzentriert, hatte er gar nicht bemerkt, dass er bereits auf den Vorplatz vor dem kleinen Tempelgebäude getreten war.

In der Sonne funkelte ein Ring aus großen Kristallen, der wohl der Resonanzring für sein Gegenstück in der Propylonkammer in Andasreth war. „Hier hätten wir also ankommen sollen“: stellte Tarrior mit Unbehagen fest. Der Teleport war wirklich eine gefährliche Art zu reisen, aber wohl die einzige Möglichkeit, wie die Stadt hier überhaupt versorgt werden konnte, wenn die Daedra sie eingeschlossen hatten. Ohne die Versorgung über die Liga wäre die Siedlung gewiss schon längst aufgegeben worden. Bei diesen Überlegungen wunderte er sich wiederum, dass die Daedra die Stadt noch nicht einfach überrannt hatten und warum die Daedroths ihren Angriff vorhin kurz vor den Stadttoren gestoppt hatten. Für diese gewaltigen Kreaturen wäre es doch kein großes Problem gewesen, dass Stadttor einzudrücken oder mit ihrem Klauen in Stücke zu schlagen. Er zuckte mit den Schultern, womöglich hatten die Magier einen Schild oder etwas in der Art gewirkt, der die Gegner fernhielt. Er durchschritt die Öffnung in der Mauer für den abgegrenzten kleinen Tempelbereich. Hier waren einige Frauen mit angestrengten Gesichtern dabei auf dem sandigen Boden Salzreis zu ziehen, wie Tarrior verwundert feststellte. Durch stetiges Ausbringen von Wasser hatte man den Boden schlammig gemacht und pflanzte kleine Sprösslinge dieser durchaus genügsamen Pflanze an. Allerdings würde die erste Ernte wohl erst in ein paar Monaten herangereift sein und dann wohl kaum den Bedarf eines nennenswerten Teils der Bevölkerung von Maar Gan decken. Und das auch nur, wenn die Siedlung den Daedra solange standhalten würde. „Ein paar Monate. Wenn sich diese Invasion noch solange hinzieht, dann wird Tamriel schließlich überrannt sein. Dann ist das Ende gekommen“: dachte Tarrior fatalistisch, denn diese Invasion konnte doch unmöglich zum Normalzustand werden. Es musste etwas geschehen. Die Tore mussten geschlossen werden. Allerdings kamen ihm wiederum die wenigen Monate, die die Krise nun schon im Gang war, fast vor, als dauerte sie bereits fünf oder sechs Jahre und ebenso lang kam ihm inzwischen diese Odyssee vor, die Behram ausgelöst hatte. Der Dunmer überquerte, während er noch diesen Gedanken nachhing den Hof und stand dann vor der Tür des Tempels und klopfte anschließend dreimal gegen das schwere Holz.

KingPaddy
29.06.2012, 11:17
Die Tür wurde von innen von einer großen und breitschultrigen Gestalt in einer goldenen Rüstung geöffnet. Tarriors Augen weiteten sich, als er in dem metallenen Ungetüm einen Ordinator in seiner prachtvollen Prunkrüstung erkannte. Die starre, goldene Maske des Kriegers schob sich in sein Gesichtsfeld und eine dumpfe, metallisch klingende Stimme sprach ihn an: „Was ist euer Begehr?“ Tarrior war im ersten Moment unfähig zu sprechen und ganz instinktiv begann er sich an seinen Unterarmen zu kratzen, auf denen noch immer die Narben prangten, die ihm zwei Ordinatoren im Zweikampf beigebracht hatten und den er nur mit Mühe und Not für sich entscheiden konnte. Die Kultisten, die damals an seiner Seite gekämpft hatten, waren allesamt getötet worden. Er schluckte und versuchte die Angst, die ihn plötzlich erfasst hatte, unter Kontrolle zu halten. Einen Moment lang glaubte er in den hohlen Augen der goldenen Maske die Folterkammer des Ministeriums der Wahrheit erkennen zu können. Dieser Moment ging erst vorbei, als der Wächter ihn ungeduldig anherrschte: „WAS IST EUER BEGEHR, Sera?!“ Das Wort Sera zischte er abfällig. Tarrior fing sich. „Ich hörte der Tempel würde Unterkünfte für Flüchtlinge und Pilger bereitstellen. Ich möchte den Schrein besuchen und hier übernachten“: bat er. Ein Schnauben drang hinter der Maske hervor und der Ordinator trat einen Schritt zur Seite um ihn einzulassen. Mit einem unguten Gefühl trat Tarrior in das dämmrige Innere. Der Ordinator schloss hinter ihm die Tür und der Dunmer sah nur noch eine schnelle Bewegung am Rand seines Blickfeldes, bevor er hart gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde. Ein weiterer Ordinator hatte sich im Raum befunden und ihn nun ergriffen. „Bitte ich habe nichts getan. Ich habe nichts getan“: stammelte Tarrior, der versuchte seine Arme aus dem Griff des Tempelkriegers zu entwinden, doch in den behandschuhten Pranken saßen sie fest wie in einem Schraubstock. „Legt dieses Amulett um!“: befahl der andere Ordinator, der die Tür geöffnet hatte und hielt ihm einen kleinen Silberanhänger mit einem eingefassten Stück Stein hin. Er war verwirrt und reagierte nicht sofort. „Legt es an!“: befahl der Wächter noch einmal und Tarrior griff mit der Hand zu, die der Mann, der ihn gepackt hatte, nun freigab und streifte sich den Anhänger mit Mühe über den Kopf und legte ihn sich um den Hals. Die Ordinatoren schienen auf eine Reaktion zu warten, die aber nicht kam und atmeten dann hörbar aus. Auf einen Wink hin, wurde Tarrior freigegeben und ihm das Amulett wieder abgenommen.

„Was sollte das!“: schrie er die beiden Tempelkrieger an, aber diese wandten sich nur desinteressiert ab und bezogen Stellung neben der Tür des Schreins. Stattdessen kam der Dunmer in der roten Robe mit den Goldverzierungen, den Tarrior schon bei seiner Ankunft gesehen hatte, aus dem Schatten auf ihn zu. „Verzeiht diese Behandlung, aber wir müssen vorsichtig sein und sicher gehen, dass ihr kein Agent des Feindes seid“: entschuldigte sich der Priester. Tarrior schluckte eine bissige Bemerkung herunter, als er bemerkte, dass eine der Masken sich in seine Richtung gedreht hatte. „Ihr habt wohl Recht, aber ich verstehe nicht ganz was ihr geprüft habt“: lenkte Tarrior mit unterdrückter Wut ein. „Das ist nicht schwer, mein Kind. Der Anhänger enthielt ein Stück des heiligen Artefakts, das wir hier verwahren. Hättet ihr bedenklichen Kontakt mit den Kultisten Mehrunes Dagons gehabt, hätte der Anhänger auf euch reagiert und die beiden heiligen Wächter, die man uns aus Vivec geschickt hat, hätten euch getötet“: erklärte der Priester. Tarrior versuchte sich an den Schrein vor Maar Gan erinnern. Soweit er wusste beteten sie hier einen Stein an, der irgendwie mit Vivec in Verbindung stehen sollte, aber Genaueres viel ihm zu der Geschichte nicht ein. „Erzählt mir von dem Artefakt, ich verstehe es nicht“: bat er. Der Mann schaute ihn verwirrt an. „Sagtet ihr nicht, dass ihr ein Pilger wäret? Und da kennt ihr die Geschichte von der Rettung der Dunmer durch Vivec vor dem Zorn Mehrunes Dagons nicht?“: zeigte sich der Priester nun misstrauisch. Er konnte aus dem Augenwinkel heraus wahrnehmen, wie die Ordinatoren ihre Hände zu ihren Waffen führten. „Verdammt. Ich hätte mich nicht als Pilger ausgeben sollen“: ging Tarrior auf. „Nun ja. Vielleicht ist der Begriff Pilger etwas übertrieben gewesen. Ich gehöre zu Haus Hlaalu und habe mich bisher zu meinem Leidwesen nur wenig mit dem Tempel befasst. Die Geschäfte und der Reichtum waren mir wichtiger. Doch diese Krise die uns alle bedroht, hat mich dazu gebracht, meine Situation zu überdenken und ich habe festgestellt, dass ich mich, sollten wir das hier überleben, ändern möchte und dem Tempel als Laien-Mitglied beitreten will. Um den Beistand des Tribunals zu erflehen und Vorsorge zu treffen, habe ich mich eigentlich ohne großes Wissen auf die Reise begeben. Ein befreundeter Händler erzählte mir von dem Schrein hier in Maar Gan und ich nahm einige Schwierigkeiten auf mich um hierher zu gelangen, aber ich muss zugeben, dass ich unwissend bin“: ließ er sich eine hoffentlich glaubwürdige Geschichte einfallen. Der Priester strich sich durch einen kleinen Kinnbart und lächelte dann, sodass sich auch die Ordinatoren wieder entspannten. „Dann heiße ich euch im Tempel von Maar Gan willkommen. Folgt mir, denn eure Unwissenheit will ich in diesem Fall schnell heilen“: bat er Tarrior ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie in einen extra abgetrennten Bereich des Tempel.

Gleich beim Eintreten fiel Tarrior der große, in einem Aschebecken, gelagerte Felsen auf, der den Raum offenkundig dominierte. Zu Füßen des Steins waren etliche Opfergaben dargebracht worden. Tarrior entdeckte sogar einen Propylon-Index auf einem Teller. So sehr er sich sonst dafür interessiert hätte und ihn zu stehlen versucht hätte, umso mehr ignorierte er ihn nun demonstrativ, da er jeden Ärger hier vermeiden wollte. Neben dem Stein fiel ihm auch ein Dremora auf, der neben diesem stand und ihn grimmig anschaute. Als ersten Reflex wollte er seine Klinge ziehen, doch der Priester hielt seine Hand zurück. „Das ist Anhaedra durch die Magie von Fürst Vivec ist er Diener unseres Tempels und zugleich Prüfung für alle, die in die höheren Ränge des Tempels aufzusteigen wünschen. Er ist an diesen Ort gebunden und kann uns nichts tun, sofern wir nicht die Prüfung mit ihm wünschen. Für euch allerdings sollte es ausreichen ein Gebet zu sprechen und eine Opfergabe darzubringen. Denn dies hier ist das Herz von Maar Gan. Dieser Fels dort ist der Turm-Schrein“: erklärte Alkama ihm. „Der Turm-Schrein also…“: murmelte Tarrior und legte seine Hand auf die steinerne und raue Oberfläche des Felsens. Er betrachtete ihn ausgiebig, aber konnte nichts Besonderes an ihm entdecken. „Verzeiht diese Frage eines Unwissenden aber was soll an diesem Felsen so heilig sein“: fragte er. Der Priester lächelte ihn an und trat näher. „Eure Worte geziemen sich für einen Hlaalu, für den nur der Geldwert eines Objektes wichtig ist. Setzt euch und ich werde euch die Geschichte des Steins erzählen“: bat er den Dunmer und gemeinsam ließen sie sich auf einem Teppich vor dem Monolithen nieder. Der Priester begann zu erzählen:

„Nachdem der Krieg des ersten Rates geschlagen worden war und die Dunmer das Land, dass sie den gotteslästerlichen Dwemern entrissen hatten, zu ihrem eigenen machten, erhoben sie das göttliche Tribunal, dass aufgrund ihrer Weisheit und Stärke den Status von Göttern erlangt hatte, zu ihren Göttern. Die Dunmer wandten sich ab vom Irrweg des alten daedrischen Kultes, der auch die zerstörerischen Kräfte der Säulen des Hauses des Chaos verehrte, die seit jeher nur Leid und Qual über unser Volk gebracht hatte. Die kultische Verehrung vereinigten nun die guten und gerechten Götter des Tribunals mit ihren daedrischen Abbildern Mephala, Boethia und Azura auf sich. Der schändlichen Verehrung der Daedra war damit in Morrowind endlich ein Ende gesetzt und unsere großen Götter konnten sich ganz dem Aufbau eines gläubigen Staatswesens unter ihrer weisen und gerechten Führerschaft widmen. Allerdings sollte das Haus des Chaos bald zu einer ständigen Prüfung für unser Volk werden, indem sie den rechtmäßigen Glauben an das Tribunal verdammten und die Gläubigen prüfen und zurück zu ihren schändlichen Kulten treiben wollten. So kam es, dass die Daedraprinzen Sheogorath, Mehrunes Dagon, Molag Bal und Malacath mehrfach ihren Zorn gegen die Gemeinschaft des Tempels und das Volk der Dunmer richteten. Allen voran tat sich der Zerstörer Mehrunes Dagon hervor. Und so kam es, dass er eines Tages hier auf Vvardenfell auf dem Roten Berg in seiner abscheulichen Gestalt erschien und drohte die Dunmer mit einem riesigen Felsen zu erschlagen, sofern sie ihn nicht länger fürchten und verehren wollten. Die Dunmer erbebten vor Furcht doch waren sie frohen Mutes, denn sie wussten, dass die Macht des Tribunals eine größere war und ihr Glaube größer war, als ihre Furcht vor dem Zerstörer, womit sie Dagons Zorn weiter schürten, der den Felsen mit seinem vier unheiligen Armen erhob und die Dunmer zu vernichten drohte. Doch bevor diese ruchlose Tat geschehen konnte, trat Fürst Vivec der große Gott unter den einfachen Dunmern hervor, als wäre er einer von ihnen und begann den Zerstörer zu verspotten und wortgewandt zu beleidigen. Blind in seiner Wut und seinem Zorn erkannte er Fürst Vivec nicht, der den Zerstörungswillen des Daedroth auf sich zog. Voller Groll, vergaß er die Dunmer und warf den Felsen stattdessen auf Fürst Vivec, der ihn noch bis zuletzt verspottete und den er damit nicht töten konnte, denn geschickt wich er dem Stein aus und verspottete den mächtigen Daedraprinzen triumphierend, ob seiner ungestümen Blindheit. Und als Mehrunes Dagon sah, dass die Dunmer durch diese List Vivecs noch am Leben waren, empfand er eine tiefe Schmach und kehrte besiegt in das Reich des Vergessens zurück. Fürst Vivec jedoch wurde von den Dunmer für seine Tapferkeit und seine Listigkeit gefeiert. Um den Felsen herum ließ er einen Tempel errichten, um auf ewig an die Schmach des Mehrunes Dagon zu erinnern und die ewige Güte, Gerechtigkeit und Fürsorge des Tribunals für das Volk der Dunmer zu demonstrieren. So band er mittels seiner Macht auch einen Dremora an diesen Schrein und gab dem Volk eine Pilgerstätte. So muss auch heutigen Tages jeder Adept, der die Reise zum Turm-Schrein wagt seine Tapferkeit und seine Wortgewandtheit unter Beweis stellen, in dem er den Dremora verspottet und sich ihm anschließend zum Kampf stellt. Das Ende aller Worte ist ALMSIVI“

Tarrior war eingenommen von der Erzählung. Auch wenn ihm jede Huldigung des Tribunals durch den Priester sauer aufstieß, so faszinierte ihn die Geschichte dennoch. Er sah diesen schnöden Felsen nun mit ganz anderen Augen. Auch wenn er der Botschaft des Tempels trotzdem nicht mehr abgewinnen konnte, empfand er doch einen gewissen Respekt gegenüber einem Mann, der es gewagt hatte, einen Daedraprinzen zu verspotten. Wenn er aber genauer darüber nachdachte, konnte es auch genauso gut von besonderem Größenwahn zeugen. Der Priester ließ seine Worte noch etwas im Raum verhallen, bevor er sich wieder an Tarrior wandte: „Versteht ihr nun die besondere Bedeutung dieses Felsens für unseren Tempel. Ganz Maar Gan entstand einst als Pilgerstadt um diesen Schrein hier herum.“ Tarrior nickte auf die Frage hin. „Jetzt verstehe ich auch, warum der Anhänger mich als Anhänger der Mythischen Morgenröte erkannt hätte, wenn ich das denn gewesen wäre“: dachte er laut. „So ist es. Aber das ist nichts im Vergleich zur Macht des Steines. Noch immer liegt der alte Segen auf dem Schrein. Der Fels gibt nicht nur Pilgern einen stärkenden Segen, sondern er ist auch der einzige Grund, warum unserer heiliger Außenposten den verderbten Heeren des Feindes widersteht“: ergänzte der Priester diesen Gedanken. Tarrior warf einen Blick auf den Felsen und jetzt ging ihm auf, warum die Daedra nicht näher an das Tor hatten herantreten können: „Durch den Felsen können die Daedra den Boden von Maar Gan nicht betreten!“ Es erinnerte ihn an die Kathedrale von Kvatch. Auch damals hatte er gehört, dass der geweihte Boden der Kathedrale von den Daedra nicht übertreten werden konnte. Ebenso musste es hier sein. „So ist es, mein Kind. Ich lasse euch nun für euer Gebet allein. Wenn ihr fertig seid, tretet in den Vorraum. Ich werde euch dann eure Unterkunft zeigen“: sagte er und verließ leisen Schrittes die Kammer. Tarrior war nun mit dem Dremora allein. Er kniete sich vor dem Stein nieder. Wenn dieser Felsen die Stadt beschützte, tat er auch ihm etwas Gutes. Vivec war ihm egal, aber diese schützende Kraft verdiente geehrt zu werden. So murmelte er ein kurzes Dankesgebet und legte einige Stapel an Münzen vor dem Monolithen nieder. Als er sich erheben und dem Priester folgen wollte, knurrte ihn der Dremora an.

„Ihr hasst den Tempel“: sagte der Daedroth frei heraus. Tarrior drehte sich langsam zu ihm. Sein Gesicht zeigte keine Regung. „Ich weis nicht wovon ihr redet“: widersprach er. „Oh doch. Ihr wisst das sogar sehr gut. Ich habe eure Ablehnung und euren Hass in den Augen gesehen, als euch der Priester die Geschichte von Vivec und Meister Dagon erzählt hat“: sprach das dämonische Wesen mit rauchiger Stimme weiter. „Und wenn es so wäre? Was geht es euch an, Kreatur?“: knurrte Tarrior nun seinerseits zurück. „Diese Stadt ist dem Untergang geweiht und ich erwarte die Ankunft desjenigen, der diesen Tempel und die Stadt der Vernichtung preisgeben wird“: faselte der Dremora. „Dir Kreatur hat wohl die lange Zeit, die du schon hier verbringst den Geist geschädigt. Diese Stadt wird nicht fallen“: machte er sich über den Daedroth lustig. Das Gesicht des Monsters verzog sich zu einem boshaften Grinsen. „Euch wäre genauso lieb wie mir, wenn der Priester ausgeweidet zu Füßen seines geliebten Felsens liegen würde, während der Tempel um ihn herum niederbrennt. Tut es und es soll euer Schaden nicht sein. Der Meister wird euch dafür reichlich entlohnen“: bot der Dremora an, doch Tarrior wandte sich mit einem Kopfschütteln ab und verließ den Raum. In der Vorhalle erwartete ihn der Priester des Tempels zusammen mit den beiden Ordinatoren. „Habt ihr Ruhe bei eurem Gebet gefunden?“: fragte der Mann der Götter. „Ja das hat es, auch wenn euer Dremora seltsame Worte von sich gibt. Aber ich würde mich jetzt gerne ausruhen“: bat Tarrior. Alkama runzelte bei der Erwähnung des Dremoras kurz nachdenklich die Stirn, aber zeigte sich dann bereit ihn zu führen. In einem kleinen Nebenraum gelangten sie über eine Leiter in weitere unterirdische Räume des Schreins, in denen sich die Kammern des Priesters und der Ordinatoren befand. Außerdem war dort ein umgebauter Lagerraum in denen man zwei Betten aufgestellt und drei Hängematten gespannt hatte. Ein Bett und zwei der Matten waren belegt mit Flüchtlingen oder Pilgern, die sich ebenso wie er ausruhen wollten. „Ihr habt die freie Wahl“: sagte Akama und ließ Tarrior dann allein. Der Dunmer wählte das freie Bett aus, legte seine Sachen ab und sich selbst auf die harte Matratze, die ihm nach der Flucht unendlich gemütlich vorkam. Recht bald schlief er ein.

Van Tommels
10.07.2012, 09:53
Beim Erreichen der Straße verschwand soeben die Sonne hinter dem Horizont, und Raccan versuchte sich in der eintretenden Dämmerung zu orientieren. Leider hatte er die Karte seiner gelaufenen Strecke nur ansatzweise im Kopf und konnte deswegen nur vage vermuten, wo er sich jetzt befand. Vielleicht irrte sich der Rothwardon auch; laut seiner Vermutung musste er sich jetzt nordöstlich von Skingrad befinden, wenn es so wäre, müsste ihm die Umgebung hier bekannt vorkommen. Andererseits wäre es auch möglich, dass er sich südlich der Stadt aufhielt, dann würde ihm auch das Wiedererkennen von Wegmerkmalen nicht helfen, denn dort war er ebenfalls schon entlanggekommen, wenn auch er mit den dort vorhandenen Wäldern schon etwas mehr Erfahrung hatte. Ja, diese Assassine spukte ab und an immer noch durch seine Gedanken. Egal, da ist später noch genug Zeit dafür. Der Ritualassassine saß von seinem Hengst ab und führte ihn an den Zügeln hinter sich her, als er ein paar Schritte den Weg entlang ging, er hatte sich dafür entschieden, dass Skingrad südwestlich seiner Position liegt.
Kurze Zeit später war es beinahe schon vollständig dunkel, als er vor sich plötzlich ein Lichtschein erkannte, offensichtlich von einem Lagerfeuer. Wer macht so nahe an der Reiseroute ein Lagerfeuer? Sein Gefühl lag selten falsch, und so führte er sein Pferd in ein Gebüsch und band es an dem Gestrüpp fest, um sich dann abseits des Weges an das Licht anzuschleichen. Das Terrain erhob sich leicht, es stellte sich heraus, dass sich das Lager direkt vor einem Höhleneingang befand, welcher direkt am Wegesrand lag. Raccan kroch den Hang hinauf und spähte über die Kante durch das Gras hinunter. Um das Feuer herum saßen drei Personen, allesamt bewaffnet, und mit schäbig aussehender Kleidung. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass es sich hierbei um Banditen handelte. Einer von ihnen, ein grobschlächtig anmutender Ork, rülpste laut und grinste in die Runde, aber die anderen beiden reagierten nicht einmal ansatzweise. Stattdessen lehnte sich einer von ihnen, ein Waldelf, der seinen Langbogen neben sich an den Baumstamm gelehnt hatte, nach vorn und stützte dabei die Ellenbogen auf den Oberschenkeln auf, um dann mit einem Stock in der lodernden Glut herumzustochern.
„Ich finde das hier Zeitverschwendung, heute Nacht ist es viel zu kalt, um irgendwelchen Händlern aufzulauern. Der Boss sitzt drin im Warmen und vergnügt sich wahrscheinlich mit Odessa, und wir frieren uns hier draußen den Arsch ab.“. Für einen Bosmer hatte der Bandit eine recht raue Stimme. Wahrscheinlich der Alkohol. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
„Dann geh doch rein und sag ihm das. Ich näh dich aber nicht wieder zusammen“, blaffte der Kaiserliche, welcher direkt vor dem Höhleneingang saß, trocken als Antwort zurück, woraufhin die Grünhaut das eben getrunkene Bier mit einem dumpfen Glucksen und Lachen wieder ausspuckte.
„Was ist los, Matschgesicht, schmeckt das Gesöff nicht?“, setzte der Kaiserliche nach. Der Ork verzerrte wütend das Gesicht und wollte sich schon erheben und nach seiner Axt greifen, da fuhr im der Bosmer in die Parade.
„Reiß dich zusammen, Balik; nicht schon wieder, du weißt doch wie er ist…“, woraufhin sich Balik etwas beruhigte und wieder niederließ. Allerdings war es nun an dem Unruhestifter, weiterzusticheln.
„Na, wie bin ich denn, du Baummade, sprich dich nur aus“. Meine Güte, diesem Stinkstiefel merkt man seine Laune aber wirklich an, dachte Raccan während er sich flach auf den Boden presste und lauschte. Der Waldelf jedoch ließ sich nicht provozieren und setzte sich ebenfalls wieder, ohne dem Kommentar irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Stille, welche nur durch das Prasseln des Feuers unterbrochen wurde, trat ein. Dann räusperte sich wieder der Waldelf, ganz offensichtlich war er an einem Gespräch interessiert um die Langeweile zu überbrücken.
„Was glaubt ihr, was er mit Odessa anstellt?“, und der Bosmer grinste verschlagen. Der Ork lachte kurz auf, biss ein Stück aus der Fleischkeule zu seinen Füßen und sinnierte kauend:
„Ihr aus einem Buch vorlesen wohl kaum…“, und beide brachen in Gelächter aus. Der Bandit an der Höhle stieß jedoch entnervt und betont laut die Luft aus, woraufhin die beiden anderen verstummten.
„Er macht das mit ihr worauf sie sich mit euch beiden nichtmal einlassen würde, wenn ihr die letzten Männchen in der gesamten scheiß Welt wärt. Lieber würde sie versuchen, mit einem verdammten Troll Nachkommen zu zeugen, anstatt es mit einem von euch Idioten zu treiben.“. Kawumm, dieser Kommentar hatte gesessen, und giftige Blicke trafen den Kaiserlichen, was ihm aber nichts ausmachte; er schien froh über die nun endgültig eintretende Stille zu sein. Raccan unterdessen fixierte, an den Grashalmen vorbei, den Ork. Irgendwie sahen sie alle gleich aus, und diesem ominösen Ko’Luk, der ihm am See eine Abreibung im Auftrag des Banditenchefs verabreicht hatte, sah er schon recht ähnlich. Aber nein, das hier war ein gewisser Balik. Insgeheim hatte sich der Rothwardon gewünscht, er hätte jene Banditen vor sich, das wäre interessant geworden. So aber war es nur ein einfaches Lager voller Gesinde, und es lohnte sich nicht, dieses auszuräuchern, erst recht nicht ohne jeglichen Rückhalt. Lautlos zog sich der Assassine zurück und schlich zu seinem Pferd, um dann dessen Zügel loszubinden und es tiefer in den Wald und im großen Bogen auf der rückwärtigen Seite um die Höhle herumzuführen. Nachdem er wieder auf den Weg angelangt war, blickte er sich noch einmal prüfend um und setzte seinen Weg fort.

Seine Reise durch die Dunkelheit Richtung Skingrad verlief ereignislos, abgesehen davon dass er wieder an einer dieser seltsamen magischen Quellen und einer verlassenen Mine vorbeikam, und schließlich tauchten die Lichter der Stadt und des Schlosses in der Nacht auf. Wieder drängte sich der Gedanke in den Vordergrund, welcher ihm schon einmal seit der Erfüllung seines Auftrags in den Sinn gekommen war. Eigentlich hatte er hier nichts mehr zu schaffen in Cyrodiil und im Grunde sollte er zurückkehren; allerdings hatte er bei seiner Reise genug Gründe gesammelt, um hier so schnell nicht mehr verschwinden zu können. Dazu kam noch der Raub seines Schwertes und die Tatsache, dass er hier quasi mittellos durch die Gegend zog. Im Moment wünschte er sich wirklich die Goldmünzen zurück, mit welchen er bei seinem allerersten Besuch in Skingrad bezahlt hatte. Aber als er unter der Brücke, welche über die Hauptstraße gebaut wurde und zum Schloss führte, hindurchging, schwenkten seine Gedanken wieder zu der frechen Waldelfe. Nüchtern betrachtet hatte sie Assassinen gründlich hereingelegt, denn im Grunde wusste sie gar nichts über den Khajiiten, und dass die Bettler etwas wussten, das hätte Raccan früher oder später auch selbst herausbekommen. Er kam sich vor wie ein armer Tropf, der ein Pferd gekauft, jedoch eine Packratte erhalten hatte. Seltsam genug, dass ihm diese Erkenntnis erst jetzt kam, noch dazu wusste er nicht einmal, wie lange sein Gespräch mit der Waldelfe her war; ehe er sich darüber jedoch weiter den Kopf zerbrechen konnte, war er schon bei den Stallungen, die vor den Stadttoren der Weinstadt errichtet waren, angekommen und hatte sein Pferd und Gepäck für 5 Septime sicher verwahrt. Die Stadtwache ließ den Rothwardonen ebenfalls wortlos passieren, jedoch nicht ohne einen skeptischen Blick auf den Krummsäbel an seinem Gürtel zu werfen.
Der Assassine steuerte zielstrebig die „Zwei-Schwestern-Taverne“ an, also jene, bei welcher er schon das letzte Mal genächtigt hatte. Die 10 oder 15 Septime, die es kostete, mussten einfach investiert werden, denn so kurz vor dem Ziel fühlte sich Raccan, als wäre er einmal zu Fuß quer durch die Alik'r-Wüste gelaufen. Die Straßen Skingrads waren zu so später Stunde zum Glück verlassen (abgesehen von den Stadtwachen), und so erreichte er ohne Umschweife besagtes Gasthaus.
Zu seiner Überraschung fand er wieder die Hochelfen-Nachtwache von seinem letzten Besuch hier vor, er hätte fast wetten können, dass sie keine Dauerlösung darstellte, aber anscheinend hatte er falsch gedacht. Als die Altmer den Assassinen erblickte, legte sie ihr allgegenwärtiges Buch weg und erhob sich, um den Zimmerwunsch des Gastes aufzunehmen.
„Ein Zimmer für eine Nacht…“, erwiderte Raccan auf den fragenden Blick von Elda, der Hochelfe, und ließ 15 Septime auf den Tresen klimpern, das würde das Frühstück mit einschließen. Die Frau musterte den Assassinen zögerlich und schrieb dann in das Gästebuch, während sie mir ruhiger Stimme sprach:
„Mit Verlaub, ihr saht auch schonmal besser aus; zumindest seit eurem letzten Besuch scheint ihr ein bisschen was durchgemacht zu haben?“.
Raccan setzte einen etwas perplexen Gesichtsausdruck auf; was hatte diese Frau für ein Interesse daran, was er erlebt hatte? Auch wenn der Assassine zugeben musste, dass er einen alles andere als guten Eindruck machte, denn die Wunden des Überfalls waren noch nicht vollständig verheilt, so stand dieser Hochelfe nicht das Recht zu, ihn darüber auszufragen. Dennoch antwortete er mit ruhiger Stimme.
„Es gab ein paar Zwischenfälle, danke der Nachfrage.“. Punkt. Dabei beließ es Raccan, und die Rezeptionistin schien sehr wohl zu bemerken, dass sie aus ihrem Gegenüber wohl nichts mehr herausbekommen würde.
„Dasselbe Zimmer wie letztes Mal. Die Treppe hinauf und die erste Tür rechts“, und damit legte sie den Schlüssel auf den Tresen, welchen Raccan sogleich aufnahm und sich mit schwerem Gang über den Holzboden Richtung Zimmer bewegte. Als er sich nochmal umschaute, war Elda verschwunden. Musste sie keine Nachtwache mehr halten? Ach was soll’s, mir egal. Schlafen. Nachdem er die Treppe hinaufgestiegen war, schloss er die Tür auf, schlurfte in’s Zimmer und ließ den Schlüssel von innen stecken nachdem er abgeschlossen hatte. Zügig legte er seinen Säbel, den Dolch, die Pfeile und den Langbogen auf das kleine Tischchen und entledigte sich dann seiner Rüstung, welche er auf den Boden neben das Bett platzierte. Nur noch mit der Unterhose bekleidet stellte er sich vor den schmalen Standspiegel und betrachtete sich selbst darin. Die blauen Flecken hatten eine hellere Farbe angenommen, und auch von den gebrochenen Rippen war dank des Heiltranks nicht mehr viel zu sehen außer ein paar dunkler Blutergüsse. Sein Gesicht zeigte ebenfalls noch ein paar Schwellungen, besonders an seinem linken Auge erkannte man noch die Spuren des Angriffs. In ein paar Tagen hat sich das wieder gegeben und die Schwellungen sind verschwunden, ist schließlich nicht meine erste Verletzung dieser Art. In der Tat fühlt sich Raccan an ein Ereignis in seiner Jugend erinnert, bei dem er einen Vorsprung an einer Felswand stabiler eingeschätzt hatte als dieser tatsächlich gewesen war; das Resultat waren einige Knochenbrüche, etliche Prellungen und ein Gesicht, als habe er bei drei Boxturnieren zeitgleich teilgenommen. Schulterzuckend wandte er sich von dem Spiegel ab und fixierte das Bett. Schlafen, das war der einzige Gedanke, den er jetzt noch hatte, und so verwunderte es nicht, dass der Assassine, kaum dass er sich hingelegt hatte, in einen traumlosen Schlaf fiel.

Ein unbeständiges Pochen auf Holz riss ihn aus einem tiefen Schlaf. Zunächst dachte er, es würde sich um den klopfenden Regen auf das Dach handeln, je wacher Raccan jedoch wurde, desto mehr drang das Geräusch in sein Bewusstsein, und ihm wurde klar, dass es sich mitnichten um fallende Wassertropfen handeln konnte. Er schlug die Augen auf, hob langsam den Kopf und blickte zur Tür. Nein, von da kam das Geräusch nicht. Sein Blick zuckte suchend umher und blieb schließlich an den geschlossenen Fensterläden hängen. Wieder ein Klopfen, drei Mal an der Zahl, und dann wieder Stille. Langsam erhob sich der Assassine von dem Bett und runzelte die Stirn. Wurde er jetzt verrückt? Da, wieder ein schnell aufeinanderfolgendes Pochen. Entschlossen schritt er zu den Holzbrettern, welche das Fenster verschlossen, öffnete sie nach kurzem Zögern mit einem Ruck und blickte nach draußen. Nichts war zu sehen außer Dunkelheit. Aber was war das für ein Geräusch? Lange konnte er nicht darüber nachdenken, da landete ein großer Schatten auf der Fensterbank und blickte ihn mit seinen stechend gelben Augen an. Raccan war ein Stück zurückgesprungen und sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus, dann aber erkannte er den Falken wieder.
"Jail, ich habe dir doch gesagt, lass diese dramatischen Auftritte...", meinte der Rothwardon resigniert, ging langsam auf das Tier zu und strich ihm über den gefiederten Rücken. Er besah sich den Vogel von oben bis unten, etwas dreckig war er schon, aber immerhin trug er den Tornister immer noch am Fußgelenk.
"Hast du eine Antwort von Sahi für mich?", fragte Raccan den Falken, was dieser mit einem starren Blick kommentierte. Geschickt löste er den Knoten, mit dem das Metallröhren befestigt war, und nahm es an sich. Jail unterdessen drehte sich, kaum dass der Fremdkörper entfernt war, auf der Stelle um, stieß sich ab und flog aus dem Fenster. Ja, war auch schön, Zeit mit dir verbracht zu haben, dachte Raccan zynisch und schloss das Fenster. Dann ließ er sich wieder auf der Bettkante nieder, löste den Deckel des Röhrchens und pfriemelte umständlich das Stück eng zusammengerolltes Pergament aus dem Behältnis. Überraschenderweise glitt es recht leicht heraus, aber Sahi hatte schon immer mehr Ahnung als er selbst gehabt, Briefe in dieses winzige Transportmittel zu verstauen. Wenn sie wöllte, bekäme sie bestimmt auch ein Stück Fleisch von der Größe eines Tellers hier hinein. Lächelnd rollte er vorsichtig das Pergament auseinander, strich es auf der Matratze ein paarmal glatt, sodass es sich nicht mehr einrollte, und begann zu lesen.

Lieber Raccan,
es tut wirklich gut, von dir zu lesen, lebe ich doch seit deinem vergangenen Auftrag in ständiger Angst, dir könnte wieder etwas zugestoßen sein. Auch ist es schön, dass du dein Ziel bereits vor Augen hast, aber gib trotzdem weiter auf dich Acht, schließlich weiß Hawa'ajala, dass der Stamm mit Verrätern nicht nachsichtig umgeht, ganz zu schweigen von Zalanu.
Ich wusste, dass du eine Frau kennenlernen wirst, du bist schließlich ein hübscher Mann; dass sie dich auf ein Fest eingeladen hat, sollte doch Fingerzeig genug sein, Satakal meint es gut mit dir.
Nur zu gern würde ich diese fremden Dinge, welche du beschreibst, mit eigenen Augen sehen, aber im Gegensatz zu dir würde ich in der Fremde gar nicht zurechtkommen. Pass bitte auf, wenn dir wirklich etwas geschieht, würde ich das wohl nicht überleben.
Das Pferd trägt keinen Namen, es würde sich jedoch bestimmt freuen, wenn du ihm einen geben würdest.
Ich werde Zalanu von deinen Fortschritten unterrichten, er wird erfreut sein, davon zu hören.

Satakal möge dich beschützen.
Sahi

Einen Moment lang dachte Raccan darüber nach, wie gottesfürchtig seine Schwester doch war, sie beide waren wirklich wie Feuer und Wasser, gegensätzlicher konnten zwei Geschwister nicht sein, und doch verband sie ein unsichtbares Band, welches sich niemals lösen würde. Kurz darauf zuckten seine Augen jedoch zu dem Satz „Pass bitte auf, wenn dir wirklich etwas geschieht, würde ich das wohl nicht überleben“. Wie Recht du doch hast, dachte der Rothwardone, denn so wie man diese Aussage im ersten Moment verstanden konnte, war sie nicht gemeint; vielmehr wies Sahi darauf hin, dass Raccans Tod wahrscheinlich auch ihren Tod bedeuten würde, denn dann gab es für Zalanu und seine Konsorten keinen Grund mehr, seine Schwester mit Samthandschuhen zu behandeln. Eilig wischte der Assassine diesen Gedanken beiseite, denn noch atmete er, und solange dies der Fall war, würde er für seine Schwester da sein.
Nun war die Frage, was er ihr antworten sollte; sicher, der Verräter war tot, aber sobald Zalanu dies erfuhr, würde er die Rückkehr des Assassinen einfordern, und ohne gesegnetes Schwert dort aufzutauchen war keine gute Idee. Leider hatte Raccan auch absolut keinen Schimmer, wo seine Waffe abgeblieben war, in diesem Land ein einzelnes gestohlenes Schwert zu finden würde sich als noch schwieriger herausstellen als es bei dieser Ratte Hawa'ajala der Fall gewesen war, und selbst hier musste der Rothwardon zugeben, dass er hier ebenfalls mehr Glück als normalerweise üblich gehabt hatte.
Mit einem langen Seufzer rollte er das Pergament wieder zusammen und legte es auf seine neben dem Bett befindliche Rüstung. Es brachte nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, denn nun überkam den Rothwardonen die Müdigkeit, und er legte sich wieder in’s Bett und schlief sogleich ein.

Am nächsten Morgen schlug Raccan die Augen auf und stellte fest, dass so ein Bett doch einen recht großen Unterschied machte was den Schlaf anging, zumindest im Vergleich zum Nächtigen in freier Natur. So langsam gewöhn ich mich daran, dachte er, setzte sich auf die Bettkante und bewege ein wenig sein Rückgrat hin und her. Nein, es waren keine Schmerzen feststellbar. Rasch kleidete sich der Rothwardon an und unterzog bei der Gelegenheit seinen Waffen auch noch einer Blickprüfung. Im Grunde war das Einzige, was ihm nach dem Überfall noch geblieben war, das was er am Leib trug, abgesehen von den Decken, dem anderen Säbel und dem Ritualdolch bei seinem Pferd; selbst sein Geld reichte nicht für einen Einkauf von Heiltränken, geschweige denn für mehr als eine weitere Nacht hier in der Herberge. Seine zweite Reise nach Cyrodiil entpuppte sich immer mehr zu einem ironischen Trip; da hatte er während seines Gedächtnisschwunds mit Gold nur so um sich geworfen, und nun war er mittellos.
„Erstmal raus hier“, befand er und verließ sein Zimmer Richtung Schankraum.
Eigentlich hatte Raccan vorgehabt, die Herberge sogleich zu verlassen, aber soweit kam es nicht. Am Tresen hatte er die Person schon erkannt, die sich mit der Hochelfe angeregt unterhielt, obwohl sie ihm nur den Rücken zudrehte. Sonderlich schwer war dies nicht: ein tiefrotes Kleid, betonte Rundungen, lange, schwarze und perfekt hergerichtete Haare, dazu silberne Ringe an den Ohren. Elda wies in seine Richtung, und schon wandte sich die Waldelfe um und kam auf ihn zu. Von vorn war sie ein keineswegs schlechterer Anblick, denn das Kleid zeigte einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel, und Raccan kam nicht umhin, seinen Blick kurz schweifen zu lassen, bis die Elfe vor ihm stand und zu ihm aufschaute.
„Vorsicht, Raccan, sonst merke ich noch, wo du hinstarrst“, sprach ihn Adya grinsend an, aber sogleich verschwand ihr Lächeln, als sie den Rothwardonen genauer anblickte.
„Wie siehst du denn aus?“, stieß die Bosmerin entsetzt aus und musterte die noch leicht sichtbaren Wunden im Gesicht des Assassinen.
„Nichts, nur eine kleine Auseinandersetzung“, erwiderte der Rothwardon wortkarg und machte keine Anstalten, noch etwas hinzuzufügen. Dies schien Adya nicht sonderlich zu gefallen, aber sie bemerkte, dass ihr Gegenüber nichts weiter dazu sagen wollte.
„Naja, bis zum Empfang siehst du hoffentlich weniger mitgenommen aus“, fügte sie mit einem Augenzwinkern an und strich Raccan leicht über den Arm. Tja, was sollte er jetzt dazu noch sagen? Dass er auf diesen Empfang keine Lust hatte? Dass er nicht als Trophäe einer selbstverliebten Elfe herhalten wollte? Innerlich sträubte er sich dagegen, aber letztendlich hatte er noch nie sein Wort gebrochen, und das würde auch jetzt nicht passieren.
„Ja, ich freu mich schon drauf“, zwang er sich zu sagen und lächelte, allerdings wirkte dies leicht gequält.
„Gib dir keine Mühe, aber ich sorge schon dafür, dass es dir Spass machen wird“, ließ sich Adya die Laune nicht verderben und umschlang dabei seinen linken Arm kurz. Ob die Zweideutigkeit ihrer Worte beabsichtigt war, wusste der Rothwardon nicht, und zum Nachfragen kam er nicht mehr, denn in diesem Moment betrat eine kleine Gruppe aus drei Leuten die Herberge, gefolgt von einem großen, grimmig aussehenden Nord. Die Gruppe bestand aus drei Männern; einem Dunmer, ein Bretone und ein Kaiserlicher. Alle sahen so aus, als ob sie noch nicht allzu alt wären, noch dazu machten sie keinen Hehl aus ihrem Reichtum, der sich durch ihre teure Kleidung bemerkbar machte. Mit geübtem Blick stellte Raccan fest, dass es sich bei dem Nord im Hintergrund wohl um sowas wie einen Leibwächter handelte, denn aufgrund seines Intellekt, den man ihm schon irgendwie ansah, wäre er wohl kaum zu einer so prächtigen Stahlrüstung gekommen.
Die drei doch recht halbstark wirkenden Adligen hielten kurz inne, als sie Adya und den Rothwardonen entdeckten, flüsterten sich etwas zu, lachten dreckig und hielten schließlich vor den beiden an.
„Adya, schöne Adya, sind wir wieder auf der Jagd?“, und unverhohlen blickte der Dunkelelf auf den Ausschnitt der Waldelfe. Der Kaiserliche und der Bretone ließen ebenfalls ungeniert ihren Blick auf den Brüsten von Adya ruhen, aber dann musterten sie allesamt Raccan mürrisch.
„Hast du es jetzt schon so nötig, dass du dich mit deinem Leibwächter vergnügen musst?“, spöttelte der Kaiserliche, und die anderen beiden stimmten in das Gelächter ein; der Nord hingegen verzog keine Miene, Raccan zweifelte sogar daran, dass er überhaupt verstand, was hier gesprochen wurde.
„Nein, du Küchenschabe, er ist meine Begleitung für nächste Woche“, und Adya umschlang wieder den Arm des Assassinen und legte ihren Arm auf seinen Rücken.
Einen Moment lang herrschte Stille, dann prustete der Dunkelelf los, und seine Kumpanen stimmten mit ein. Nun sollte man meinen, dass die Waldelfe beleidigt sein würde, schnippisch reagiert oder gar resigniert. Aber ihre Reaktion überrasche sowohl Raccan als auch die drei Adligen. Adya legte die Hand auf Raccans Brust und schmiegte sich fest an ihn, während sie die drei vor sich überlegen anschaute.
„Ja, lacht ihr nur, aber ich stehe nunmal auf Männer, und nicht auf solche Schlappschwänze wie euch“. Abrupt verstummte das Lachen, die Jugendlichen fühlten sich anscheinend in ihrer Ehre gekränkt. Wie lächerlich, sich von so etwas einschüchtern zu lassen, befand Raccan, aber diese drei waren auch noch jung und reagierten auf solche Kommentare wohl besonders empfindlich, und das wusste Adya ganz offensichtlich.
„Ich sollte meinen Nord sich um dich kümmern lassen“, zischte der Kaiserliche giftig und bedrohlich, worauf Adya aber nur mit einem müden Lächeln reagierte.
„Dass du es dir nicht zutraust, es mir zu besorgen und das deinen Schoßhund machen lassen musst, kann ich verstehen“, säuselte sie zuckersüß und streichelte unschuldig weiter Raccans Brust. Sie ist schlagkräftig mit Worten. Der Rothwardon war sichtlich beeindruckt, die Waldelfe nahm diese Halbstarken verbal regelrecht auseinander. Es wurde einen Moment lang still, man stand sich regungslos gegenüber. Dann aber wandte sich der Dunmer ab und stapfte wütend aus der Herberge, die beiden anderen und der Nord folgten ihm, und die Tür schlug sehr laut in’s Schloss.
„Na, das war doch ganz witzig“, grinste sich Adya eins und löste sich von dem Rothwardonen. Er war sehr irritiert und machte daraus auch kein Geheimnis.
„Und wer war das?“, fragte der Assassine verwirrt, deutete auf den Tisch und setzte sich dann. Adya ließ sich ebenfalls umständlich nieder und lächelte Raccan keck an, während sie antwortete.
„Talbor, Ignaz und Olgar mit ihrem nordischen Schoßhündchen. Die Drei sind Söhne von den Freunden meines Vaters. Und sie geifern mir bei jeder Gelegenheit hinterher, aber diesen Zahn hab ich ihnen spätestens jetzt gezogen“, sie zwinkerte.
„Die sahen nicht sonderlich erfreut aus“, bemerkte Raccan skeptisch. Tatsächlich hatte er bei diesen Kerlen ein ungutes Gefühl, so wie sie Adya angestarrt hatten.
„Ach, die sind harmlos. Viel zu feige, um ihren Worten Taten folgen zu lassen, sie verstecken sich lieber hinter dem Reichtum und dem Einfluss ihrer Väter. Sie werden jetzt heulend zu ihnen rennen und verlauten lassen, wie böse und gemein ich bin, und vor allem werden sie meinem Vater mitteilen, dass ich beabsichtige, dich als Begleitung auf den Ball zu nehmen“. Dies sprach Adya so selbstverständlich aus als ob sie sich gerade über das Wetter monieren würde, aber Raccan stockte für einen Moment der Atem, ehe er antwortete.
„Heißt das, dein Vater weiß gar nicht, dass du mich mit zum Empfang nehmen willst? Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte er ungläubig.
„Immer mit der Ruhe, Süßer“, grinste die Waldelfe noch breiter und lehnte sich zurück, wobei sie provokativ ihren Vorbau herausstreckte. „Mein Vater wäre nur zufrieden, wenn ich mit einem stinkreichen Muttersöhnchen angesehenen Hauses antanzen würde, und diese sind absolut gar nicht mein Geschmack; jeder andere wäre meinem Vater zuwider, also was soll’s. Und wenn ich als Bonus auch noch jemanden mitbringe, der mir wirklich gut gefällt…umso besser“, und Adya zwinkerte wieder schelmisch ihrem Gegenüber zu.
Raccan war für diesen Moment erstmal bedient, nach außen hin gab er sich jedoch Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. Diese Naivität und Gleichgültigkeit der Waldelfe war ihm vollkommen unverständlich, noch dazu dieses bewusst provokante Art; dies alles war sehr gewöhnungsbedürftig für den Assassinen, aber irgendwie machte dieses auf Krawall gebürstete Verhalten von Adya den Charme der Waldelfe für Raccan aus, und dieser Punkt führte letztendlich dazu, dass er sich ihr geschlagen gab.
„Gut“, nickte er, „ich habe dir mein Wort gegeben, und ich werde es halten“.
„Ich hätte dir auch nichts anderes geraten, schließlich habe ich den drei Gnomen dich jetzt schon vorgestellt“, antwortete sie locker.
„Wann genau ist der Empfang?“, fragte er nach einer kleinen Pause und drückte dabei die Fingerspitzen gegeneinander.
„In fünf Tagen, bis dahin hast du noch Zeit, dir etwas anderes als das da“, und sie deutete auf seine Rüstung, „zu besorgen“. Mit einem breiten Grinsen und den Kopf auf die Hände gestützt musterte sie dabei den Rothwardonen, ganz offensichtlich wartete sie nur darauf, um Hilfe gebeten zu werden. Bin ich wirklich so durchschaubar? Sieht man mir an, dass ich davon keine Ahnung habe und vor allem kein Geld?
„Nun, es wäre schön, wenn du mir dabei…“ und die Waldelfe fiel Raccan in’s Wort.
„…helfen könntest? Aber sicher doch, wir werden viel Spass haben!“, und sie stand auf, zog den Rothwardonen vom Stuhl hoch und führte ihn zur Tür. Auf was habe ich mich jetzt eingelassen, schoss ihm noch durch den Kopf, als er mit der Waldelfe nach draußen trat.

Die nun folgenden Stunden waren die definitiv ungewöhnlichsten und anstrengendsten Stunden in Raccans gesamten bisherigen Leben, abgesehen von der Zeit seines Gedächtnisverlustes, wobei diese Situation, die sich ihm jetzt darbot, schon relativ heftig an dem Thron rüttelte. Vergessen waren die Strapazen in der Schlangengrube; vergessen war der Irrweg durch die Wüste Hammerfells nur mit einem Messer bewaffnet; vergessen das mühselige und fast tödliche Herausklettern aus dem tiefen Canyon. Unzählige Anproben später entschied er (oder vielmehr Adya) sich für ein rotes, orientalisch angehauchtes Gewand, welches nach Meinung der Waldelfe am besten zu dem Eindruck ‚Der Fremde aus der Wüste‘ passte. Nachdem sie die Schneiderin verließen und vor der Tür standen, grinste Adya über beide Ohren.
„Na, das war doch toll, oder nicht?“.
„Ja, sehr außergewöhnlich, muss ich schon sagen“, bemerkte Raccan immer noch etwas geschockt und mit kühlem Unterton; diese Seite der Zivilisation hatte er bis jetzt nur von Weitem gesehen, jedoch mitten drin involviert zu sein hatte ihm jetzt eine Art kulturellen Schock versetzt, was die Frau neben ihm jedoch gekonnt herunterspielte.
„Ach was, du siehst darin wirklich bemerkenswert aus, dazu noch deinen Säbel, und du wirst auf diesem Empfang DER Blickfang sein“, und etwas freudiger fügte sie hinzu, „und noch dazu wirst du meine Freundinnen vor Neid platzen lassen“.
Und wieder kam sich Raccan wie eine Trophäe vor, anmerken ließ er sich aber wiederum nichts, schließlich war er hier an diesem Schlamassel im Grunde selbst schuld mit seiner leichtfertigen Einwilligung, als Begleitung zu fungieren. Er seufzte leise und betrachtete kurz das Paket unter seinem Arm, in dem sich die Kleidung befand.
„Und wo verbringst du jetzt die Zeit bis zum Empfang?“, fragte Adya plötzlich lauernd und blickte den Rothwardonen misstrauisch an.
„Ich denke, ich werde versuchen, ein wenig Geld zu verdienen bis dahin, 5 Tage sind eine Menge Zeit“, antwortete er vorsichtig.
„Ja, eine Menge Zeit um sich aus dem Staub zu machen oder sich zu verletzen? Hälst du es nicht für besser, noch etwas bei mir zu bleiben?“. Die Frage klang, als habe er eine Wahl, aber der Blick von Adya sprach mehr als tausend Worte, und im Grunde war die Entscheidung schon längst gefallen, es war jetzt nur noch die Frage, wie lange Raccan das Ganze hinauszögern würde. Der dominanten Ader der Waldelfe war der Assassine nicht gewachsen, zu sehr überforderte ihn diese bestimmende Art.
„Wenn du das für eine gute Idee hälst…“, antwortete Raccan schließlich ausweichend und ließ sich von der freudestrahlenden Adya etwas widerwillig die Straße Richtung Stadttor entlangführen…

KingPaddy
15.07.2012, 16:45
Gehetzt lief er durch die muffigen Gänge. Er hörte die schweren Schritte seiner Verfolger hinter sich. Er selbst bewegte sich jedoch geradezu lautlos und leichtfüßig durch die Tunnel unter Vivec. Der Lärm, den die Ordinatoren verursachten war weithin hallend zu hören. „Und sie wundern sich immer, warum sie uns nie erwischt haben. Man hört sie auf hunderte Meter durch den Tunnel stapfen und unsere Sinne beherrschen diese Katakomben. Diese Stadt gehört uns“: ging es in Tarriors Gedanken herum, während er seinen Dagoth-Dolch noch fester umklammerte. Er fühlte das Blut wie es seine Hand nässte und langsam trocknete. Er hatte die Klinge erst vor einigen Minuten genährt. Dreckige Fremdländer hatten ihr Leben unter seiner Klinge ausgehaucht. Leider konnte die kaiserliche Brut dieser Familie entkommen und alarmierte die Wachen, während er sie zu einer kompletten Waisen machte. Glücklicherweise kündigten sich die Ordinatoren ebenso dort oben wie auch hier unten durch ihre donnernden Schritte an. Er konnte direkt vor ihnen die Unterkunft der kaiserlichen Besatzer verlassen und durch die Wohninsel in die Kanäle fliehen. Nun versuchte er seinen Verfolgern zu entkommen. Als Träumerprophet war es seine Aufgabe mit gutem Beispiel voranzugehen und neue Mitglieder zu rekrutieren und nach dem Willen Dagoths die ungläubigen Fremdländer zu vernichten. Und im Versteck hier in den Kanälen würde er mit den Träumern zusammentreffen und dann würden sie ihre Basis räumen und in einen anderen Teil der Stadt ziehen. Die Ordinatoren waren zu langsam. Sie würden sie nie einholen. Tarrior sprang abwechselnd über die Kanäle, um die Gänge zu wechseln und kam dem Versteck immer näher. Die Ordinatoren waren kaum noch zu hören. Er hatte es fast geschafft. Er befand sich nur noch eine Abzweigung vor seinem Versteck als er plötzlich Bewegungen aus den Schatten heraus wahrnahm. Er konnte gerade noch ausweichen, als zwei Bolzen aus zwei Richtungen an der Stelle in den Boden einschlugen, an der er gerade noch gestanden hatte.

Zwei Ordinatoren stürzten aus der Deckung hinter zwei Kisten hervor und zogen jeweils ein mächtiges Bastardschwert, das sie mit einer Hand führten. In der anderen Hand hielten sie das typische Indoriil-Schild mit der bekannten Hand-Intarsie. Überrascht von dem plötzlichen Überfall konnte Tarrior gar nicht reagieren, sondern nur weiter in Richtung Versteck rennen, dass er auch noch einigen weiteren Schritten erreichte. Die Träumer erwarteten ihn bereits, aber erstarrten ebenso, als sie sie beiden Ordinatoren nahen sahen. „Nun haben wir euch verdammte Ketzer auf einem Haufen“: sagten sie mit ihren metallischen Stimmen. In ihren Stiefeln schwebten sie nur knapp über dem Erdboden. Die Levitationsstiefel hatten ihnen eine lautlose Bewegung und Annäherung ermöglicht. Tarrior steckte den blutigen Dolch weg und zog sein Schwert. Er stürzte sich auf die beiden Ordinatoren und wusste, dass seine Träumer ihrem Propheten folgen würden. Mehrere wirbelnde Schläge ließ er abwechselnd auf die Ordinatoren niederprasseln, doch ihre Rüstungen werten die meisten Schläge ab. So konzentrierte er sich auf seine Magie und packte die Ordinatoren mit je einer Hand und ließ magisches Feuer in seine Finger fließen. Doch als er gerade den Zauber entfesseln wollte, wurde er an der Schulter gepackt und zurückgerissen. Als er nach hinten fiel, schlitzten die Tempelkrieger seine Arme mit ihren Schwertern auf. „Was ist los?!“: er versuchte sich zu wehren, während seine eigenen Träumer ihn zu Boden zerrten. Er wehrte sich doch sie hielten ihn unerbittlich fest. Irgendetwas stimmte hier nicht mehr. Sie drückten ihn zu Boden. Er sah die Ordinatoren über sich und deren starre, ausdruckslose Helmmasken. Begleitet von einem lauten Knacken stellten sie sich auf seine Hände und zerquetschten sie mit ihren Stiefeln, deren Levitationszauber sie wohl beendet hatten. Schmerzen breiteten sich von seinen zerquetschten Händen aus. Etwas stimmte nicht. Es kam ihm so vor, als wäre das nicht so richtig. Er sah auch seine Träumer über ihm knien, wie sie ihn weiter festhielten. Mit Entsetzten sah er, wie sie ihre Dolche zogen. Im nächsten Moment spürte er, wie sie in sein Fleisch eindrangen. Er konnte nur noch schreien, während sie weiter auf ihn einstachen, aber aufpassten, dass sie keine lebenswichtigen Stellen verletzten. „Das kann einfach nicht sein. Ihr Verräter!“: brüllte Tarrior für Qualen, doch die Gesichter seiner ehemaligen Anhänger waren völlig ausdruckslos. Hinter den goldenen Masken der Ordinatoren glaubte er ein boshaftes Lächeln zu spüren. „Ihr werdet alle brennen. Fürst Dagoth wird euch alle vernichten“: brüllte er weiter, doch die Ordinatoren reagierten darauf nur, indem sie mit ihren Stiefel weiter seine zerschlagene Hand malträtierten.

Doch damit war es noch nicht getan. Aus dem Schatten tauchte ein weiterer Ordinator auf. In seiner Hand hielt er einen kleinen Krug. Auf einen Wink ließen die Verräter von ihm ab, hielten ihn aber weiter fest. Sein Körper war dutzendfach durchbohrt und Blut bedeckte um ihn herum den Boden. Er wand sich vor brennendem Schmerz, der ihn peinigte. Nur aus verschleierten Augen konnte er erkennen, dass der Ordinator näher trat und den Inhalt des Kruges über ihm ausleerte. Er musste prusten, als eine braune, schmierige Flüssigkeit ihn bedeckte. Er schmeckte Öl in seinem Mund. „Das wird euch nichts nützen, Tempelhunde“: sagte er, doch die Augen der Goldmaske blieben hohl und leer. Der Mann in der Rüstung nahm eine Fackel aus einer Halterung an der Wand und steckte ihn damit an. Entgegen der unweigerlichen Hitze, an die er gewöhnt war, fühlte er wahrhaft höllische Schmerzen, als sich das Öl entzündete. Es brannte nicht in einem feurigen rot, sondern in einem eiskalten blau und war so kalt wie das Meer Himmelsrands. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und sein Mund war zu einem andauernden Schrei geöffnet, den er schon selbst nicht mehr hörte, während die kühle Flamme seinen Körper verzehrte. Noch während ihm die Sinne schwanden und er starb, nahm der Ordinator mit dem Krug, der direkt über ihn gebeugt stand, seine Maske an und schaute Tarrior aus blassroten Augen an. „Deine Zeit läuft ab. Du musst dich beeilen“: sagte er mit echoender Stimme, die wie ein Hammerschlag in seinem Kopf wiederhallte. Dann wurde es schwarz um ihn.

Mit einem Schrei setzte Tarrior sich in seinem Bett auf und er schrie weiter, bis die Tür zu dem umgebauten Lagerraum aufgerissen wurde. Als er einen Ordinator im Türrahmen erblickte, entrang sich ein ganz und gar unmenschlicher Schrei seiner Kehle und er wand sich wie von Sinnen, als die behandschuhten Pranken des Mannes ihn packten und auf das Bett drückten. Er hörte andere eilige Schritte, die sich dem Bett näherten, aber sie kamen von leichterem Schuhwerk, als von den schweren Stiefeln der Tempelkrieger. Er hörte Alkamas Stimme, verstand die Worte aber nicht, die er mit dem Krieger wechselte. Tarrior wehrte sich immer noch mit Leibeskräften, dann jedoch berührte ihn die kühle Hand des Priesters auf der Stirn und nach einem kurzen Knistern, erfasste ihn eine selige schwere der Glieder und des Geistes. Sein Puls und sein Atem beruhigten sich. Kurz bevor er sich durch ein tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt hatte, sah er ein Bild des Roten Berges in seinen Gedanken aufglimmen, das aber sofort wieder verschwand. Einige Minuten blieb er ruhig atmend liegen, während der Ordinator sich nun langsam entfernte. Der Priester blieb jedoch auf dem Bett sitzen. „Alpträume zeugen von einem schlechten Gewissen. Wollt ihr darüber sprechen?“: fragte der ALMSIVI-Vertreter. Tarrior setzte sich auf und wuchtete sich aus dem Bett. „Daran habe ich keinen Bedarf“: lehnte Tarrior ab. Dieser Tempel hatte einen schlechten Einfluss auf ihn. Er machte die Nähe zum Schrein für seinen Traum verantwortlich. Ihm behagten das Tribunal und die Ordinatoren in seiner Nähe überhaupt nicht. Es wurde Zeit, dass er von hier verschwand und endlich zur Höhle aufbrach. Unter den nachdenklichen Blicken des Predigers, zog er seine Rüstung wieder an und packte seine Sachen zusammen. „Ihr wollt uns verlassen? Ihr werdet die Stadt nicht so einfach verlassen können. Der nächste Rückholzauber wird erst in ein paar Tagen gewirkt werden, bis dahin werdet ihr hier bleiben müssen“: wies er ihn auf den Belagerungszustand hin. „Ich werde Maar Gan über die Klippen verlassen. Ich möchte versuchen Sheogorad und die dortigen Schreine zu erreichen. Aber habt Dank dafür, dass ich hier ausruhen konnte“: bekundete Tarrior und ließ den Priester einfach dort sitzen, während er den Raum verließ und allein zurück nach oben ging. Die Ordinatoren würdigte er keines Blickes als sie ihn hinaus ließen.

Durch den Alptraum, das war wohl auch der einzige gute Aspekt daran, war er rechtzeitig aufgestanden. Der Himmel war zwar immer noch blutrot, aber wenn er sich konzentrierte, konnte er die Sterne und den sinkenden Mond durch die roten Schlieren erkennen. Auch war es noch recht dunkel in der Stadt. Es war noch vor dem Sonnenaufgang. Es war also noch genug Zeit diesen Alberich Schwarzherz aufzusuchen, von dem er in Caldera erfahren hatte und den genauen Standort der Höhle zu erfahren. Wäre er nicht so erschöpft gewesen, hätte Tarrior es lieber schon am vergangenen Abend getan. Er atmete tief ein. Der Traum ging ihm nicht aus dem Kopf. Er erinnerte sich an den Kampf damals. Nachdem er die beiden Ordinatoren mit seinen Feuerzaubern getroffen hatte, haben sie ihm noch die Arme aufgeschlitzt und dann stürzten sich seine Träumer ebenfalls ins Getümmel. Gemeinsam töteten sie einen der Ordinatoren und verloren zwei Leute. Die anderen drei starben gegen den anderen Ordinator, ermöglichten Tarrior aber einen letzten Angriff, der dem Ordinator die Maske vom Gesicht wirbelte und seine Kehle für einen direkten Treffer freigab. So war es damals geschehen. Er erinnerte sich genau daran. Diese Wendung, die der Traum genommen hatte, stimmte ihn daher besonders nachdenklich. Seine eigenen Leute hatten ihn verraten, gefoltert und dem Feuertod durch die Ordinatoren offenbart. Der Ordinator mit diesem seltsamen Öl kam ihm in den Sinn, doch das Gesicht, das ihm zuletzt durch die blauen Flammen so klar erschienen war, war jetzt in seiner Erinnerung wieder nicht mehr als ein verschwommener Schatten, so sehr er sich auch an den Traum zu erinnern versuchte. Fürst Dagoth hatte früher über Träume zu ihm gesprochen, doch waren die viel eindeutiger und leichter zu deuten, als diese verworrenen Bilder. „Vielleicht bin ich einfach zu erschöpft. Sobald ich den Telvanni erledigt habe, wird es mir wieder besser gehen und dann kann ich mich auch endlich ausruhen. Behram wird es noch bereuen, dass er mich erpresst hat“: schob Tarrior den Traum beiseite und konzentrierte sich lieber auf den nächsten Abschnitt seiner Reise. Nur das war jetzt wichtig und glücklicherweise hatte der sich der Anführer der Eskorte von der Liga sich an ihre Abmachung erinnerte. Tarrior entdeckte ihn bei den großen Felsen im Nordwesten von Maar Gan. Zwei andere Mitglieder der Liga sollten ihm scheinbar beim Herunterlassen des Seils assistieren. Er ging zu ihnen hinüber.

„Oh da seid ihr schon. Wir haben nicht so früh mit euch gerechnet“: meinte der Anführer. Tarrior lächelte schief. „Ich konnte einfach nicht mehr weiterschlafen. Außerdem gereicht uns jeder frühere Zeitpunkt zum Vorteil, um sich an den Daedra vorbeizuschleichen. Außerdem muss ich mir vorher noch von einem Ortskundigen einige Informationen beschaffen. Kennt ihr einen gewissen Alberich Schwarzherz?“: fragte der Dunmer. Der Eskortenführer sah ihn an. „Ja den kenne ich. Er wohnt dort drüben“: antwortete der Mann und zeigte auf ein Haus in Richtung des Handelshauses. „Der Mann unterstützt die Magiergilde und vor allem die Liga, in dem er Betten für unsere Mitglieder bereitstellt. Ein guter und geradliniger Mann. Ein Kundschafter schien er mir allerdings nicht zu sein“: wunderte sich der Ligamagier. Tarrior zuckte mit den Schultern. „Er wurde mir in Caldera empfohlen. Nächtigt ihr in seinem Haus?“: tat der Hlaalu ahnungslos. Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nein, er beherbergt derzeit vier unserer Leute, die auf den Mauern Wache halten. Ich persönlich hatte bisher nur mit ihm zu tun, um über die Unterbringung unserer wechselnden Besatzungen hier zu sprechen“: verneinte er. „Gut. Ich werde mal schauen, ob er wach ist. Es dürfte nicht lange dauern. Ich werde in ein paar Minuten zurück sein“: meinte Tarrior, während der Ligamagier ihn missmutig ansah. „Beeilt euch aber. Wenn es Tag wird, wird es schwierig für euch werden, durch die Reihen der Daedra zu kommen“: empfahl ihm sein Gesprächspartner. Mit einem Nicken wandte sich der Dunmer ab und dem Haus seines Informanten zu. „Eine Höhle nördlich von Maar Gan und deshalb vermutlich in der Schlucht gelegen. Jetzt muss ich nur noch vom Bruder des Nord erfahren, um welche Höhle es sich dabei genau handelt“: überlegte Tarrior noch und stand dann schon vor der angewiesenen Tür, an die er auch klopfte und die umgehend von einem hochgewachsenen Mensch mit langem blonden Bart und verfilzten Haaren geöffnet wurde. „Was?“: knurrte der Mann. Seine Augen zeigten Tarrior, dass er nicht so schlecht gelaunt war, wie er wirkte. „Seid ihr Alberich Schwarzherz?“: fragte der Dunmer. „Der bin ich“: antwortete der Mann knapp. „Ihr wünscht?“: wollte er wissen. „Ich wollte mit euch über einen Verwandten von euch sprechen“: antwortete Tarrior. „Ich habe keine Verwandten mehr“: sagte der Mann und wollte die Tür schließen. „Und was ist mit Jonicus?“: warf der Hlaalu schnell ein. Der Nord hielt inne. „Den kenn ich nicht“: behauptete der Hüne, doch Tarrior blieb hartnäckig: „Auch nicht seinen altmerischen Lehrling, der Hanibal Traven eine Nachricht schicken sollte?“ Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, überhaupt schien der Bart eine Menge der Regungen zu schlucken, doch seine Augen spiegelten Erstaunen wieder. „Kommt schnell herein“: zischte er und trat einen Schritt zur Seite. Als Tarrior ins Haus getreten war, sah sich der Mann mehrmals misstrauisch vor der Tür um und schloss sie dann. Tarrior nutzte die Gelegenheit um sich etwas im Raum umzuschauen, der von einem großen Ofen und einem Rundtisch dominiert wurde, um den fünf Stühle herumstanden. Im hinteren Teil gab es eine Leite, die nach unten führte. Dort lagen wohl die Schlafräume. Hier oberen Teil fanden sich ansonsten noch Regale und Transporturnen mit Vorräten und ebenso vielen Büchern. An der Wand standen ein Rüstungsständer mit einer mit nordischen Mustern verzierten Eisenrüstung, ein langer, klingenbewährter Stab und ein kleines Schränkchen, in dem sich magische Spruchrollen, erkennbar am Siegel der Magiergilde, stapelten.

„Hat euch der Magierrat geschickt?“: fragte Alberich ohne Umschweife. Der Eskortenführer hatte Recht. Der Mann war geradlinig und kam schnell zur Sache. „Nein, aber ich habe den Lehrling eures Verwandten in Cyrodiil kurz vor dessen Ermordung getroffen. Er hat es leider nicht bis zum Rat geschafft. Mächtige Männer wollten ihn wohl tot sehen. Er hat mir von den Angelegenheiten berichtet, in die Jonicus herein geraten ist“: erklärte Tarrior. Der Mann wurde misstrauisch. Nach einem Knistern stand plötzlich ein Dremora hinter Tarrior. Der Nord war ein Daedra-Kundler, wie er in Caldera erfahren hatte. Es war besser, wenn er ihn nicht provozierte. „Jonicus hat mir keine Einzelheiten seiner Probleme genannt, aber er wäre nicht ohne Grund so vorsichtig gewesen. Wenn ihr also nicht vom Magierrat gesandt worden seid, welchen Grund habt ihr dann ihm zu helfen. Vielleicht habt ihr seinen Schüler umgebracht und sucht ihn jetzt?“: wollte der Hüne wissen, der sich nun bedrohlich vor ihm aufbaute, obwohl er selbst sichtbar keine Waffen trug. „Ich würde euch auch ungern da mit hineinziehen, also nenne ich lieber keine Namen. Ich bin selbst Gildemagier, aber das ist nicht der Grund, warum ich eurem Verwandten helfen will, ansonsten hätte ich den Rat informiert, was ich nicht getan habe. Nein. Die Person mit dem er einen Zwist hat und die ihn tot sehen will, ist auch mir ein Dorn im Auge. Jonicus verfügt womöglich über Wissen, dass ich benutzen kann, um diese Person auszuschalten. Damit wäre auch Jonicus selbst geholfen. Ich muss ihn deswegen finden“: erklärte Tarrior weiter. Der Nord zog seine Augenbrauen hoch. „Und wer sagt mir, dass ihr nicht einfach jemand seid, der darauf angesetzt wurde, ihn zu finden und zu töten?“: fragte Alberich. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer werden würde“: dachte Tarrior zähneknirschend. „Ich kann euch nur mein Wort geben, dass alles, was ich sagte, der Wahrheit entspricht“: gestand der Dunmer ein und überlegte, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er gleich gelogen hätte. „Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Ihr versteht bestimmt, dass Blut dicker als Wasser ist, auch wenn wir nur Großcousins sind“: lehnte Alberich ab. Tarrior seufzte. „Ich habe so vieles auf mich genommen, um mich an diesem Mistkerl zu rächen, in dem ich Jonicus finde. Jetzt legt mir nicht auch noch Steine in den Weg. Ich werde euren Großcousin finden, auch wenn ich mir alle Höhlen nördlich von hier vornehmen muss“: sprach Tarrior und wollte schon gehen, als der Nord ihn zurückhielt. „Was habt ihr da gesagt?“: fragte der Mann umgehend. „Da ihr mir nicht helfen wollt herauszufinden, in welcher der Höhlen er sich genau versteckt, werde ich wohl jede durchsuchen müssen“: wiederholte der Dunmer noch einmal. „Niemand hat etwas von einer Höhle gesagt, woher wollt ihr wissen, dass sich Jonicus in einer Höhle versteckt hält?“: war der Daedra-Kundler nun interessiert. „Sein Lehrling erwähnte dies mir gegenüber, als ich ihn vor ein paar üblen Gesellen gerettet hatte und bevor er seinen Weg zur Kaiserstadt fortsetzte“: erzählte Tarrior gleichgültig. Der Nord machte plötzlich eine Handbewegung und der Dremora verschwand. Dann strich er sich durch seinen langen Bart. „Das hätte er niemals ausgespuckt, wenn er euch für einen Agenten dieses Mannes gehalten hätte“: sagte der Nord und atmete tief ein. „Egal was euch zur Rache bewogen hat, wenn ich euch helfe, möchte ich, dass ihr alles tut, um meinem Großcousin zu helfen“: forderte Alberich ein Versprechen, dass ihm Tarrior umgehend gab: „Der Kerl wird am Ende sein, wenn ich ausreichend Beweise bekomme. Wenn Jonicus mir weiterhelfen kann, dann ist er in jedem Fall in Sicherheit.“ Der Nord und offenbarte den Aufenthaltsort: „Die Höhle heißt Sha-Adnius. Ihr müsst der Foyada Bani-dad, die, wie ihr sicherlich wisst, hier hinter Maar Gan in Richtung Küste verläuft, bis fast zu ihrem Ende folgen. In den Hügeln, die das nördliche Aschland von der Foyada abgrenzen, müsstet ihr auf eurem Weg die Türme zweier Ruinen der Dwemer entdecken. Etwa auf halbem Weg zwischen diesen beiden Ruinen findet ihr die Höhle. Die Daedra halten nur das Umland von Maar Gan besetzt. In der Foyada dürftet ihr sicher sein. Helft Jonicus, bitte.“ „Das werde ich tun. Ich werde umgehend aufbrechen. Glaubt mir. Der Mann, der für diese Leiden verantwortlich ist, wird seine gerechte Strafe erhalten“: verabschiedete er sich und verließ den Nord und kehrte zu den Ligisten zurück, die inzwischen ungeduldig geworden waren.

„Ihr habt lange gebraucht“: bemerkte der Magier. Tarrior verzog das Gesicht. „Es gab noch einige Einzelheiten zu besprechen, auch was die Sicherheit der Reise anbetraf. Aber ich habe alle Informationen, die ich wollte. Hab ihr das Seil?“: erklärte er die längere Dauer und richtete seinen Blick auf den Himmel. Die Lichtverhältnisse waren immer noch vorteilhafte genug. Der Kampfmagier nickte: „Natürlich haben wir es.“ Sie ließen es über die Felsen hinweg die Anhöhe hinunter fallen. Die helfen Hände ergriffen den Strick, während Tarrior, sich daran festhaltend, über den Rand kletterte. Während die Männer es straff hielten, seilte er sich ab und setzte seine Stiefel bald wieder in die Asche des Bodens. „Mögen die Neun mit euch sein. Wir erwarten euch dann zu gegebener Zeit wieder im Lager“: verabschiedete sich der Liga-Magier von ihm. Tarrior nickte nur und hob als letzten Gruß die Hand, bevor er sich umwandte und sich festen Schrittes von Mar Gaan entfernte, ohne noch einmal zurückzuschauen. Seine Aufmerksamkeit galt den Daedra, die sich auch auf dieser Seite der Stadt wenn auch in kleinerer Zahl festgesetzt hatten. Die Dünen und die zwielichtigen Sichtverhältnisse gereichten ihm zu einem Vorteil. Eine graue Plane, mit der man ein Zelt hätte aufstellen können, hatte ihm der Magier noch nachgeworfen. So konnte er fast mit dem aschgrauen Boden verschmelzen und seine helle Rüstung fiel nicht weiter auf. So getarnt schlich er durch die daedrischen Reihen auf den Zugang zur Foyada zu. Ein Marsch durch die Asche stand ihm bevor.

KingPaddy
30.07.2012, 21:07
Tarriors Marsch durch die Asche setzte sich nach Stunden immer noch fort. Er war den daedrischen Patrouillen ausgewichen, die den Zugang zur Foyada bewachten und hatte sich in die relative Sicherheit zwischen den beiden Hügelketten links und rechts von ihm gerettet. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch Tiere und andere freie Daedra fühlte er sich hier wesentlich besser aufgehoben, als direkt im Operationsfeld der daedrischen Verbände Mehrunes Dagons, die nur darauf warteten einen jeden in Stücke zu hacken, der versuchte Maar Gan zu verlassen. Hier musste er nur den Bestien des Aschlandes ausweichen und nicht einer großen dämonischen Übermacht aus den Tiefen Oblivions. Doch der Weg wurde immer beschwerlicher. Aus irgendeinem Grund schien der Rote Berg wieder zu arbeiten und das sehr intensiv. Tarrior konnte so nahe am Vulkan die riesige Rauchsäule mehr als deutlich sehen, die sich über Inland erhob. Asche regnete in Mengen herab und es sammelte sich immer mehr davon beim Laufen auf seiner Kleidung und dem Boden ab. Seine Füße sanken immer weiter in den lockeren Boden ein und es behinderte ihn beim Vorankommen. Auch das Atmen viel ihm, trotz des Tuches um seinen Mund, dabei immer schwerer. Er hatte sich seinen Mantel eng um den Körper geschlungen, um ein Eindringen der Partikel in die Rüstung zu verhindern. „Was ist hier nur los? Seit Meister Dagoths Tod sollte sich der Vulkan doch beruhigt haben“: wunderte sich Tarrior, der kaum mehr aus den Augen schauen konnte, weil plötzlich auch noch Wind aufkam und die Aschepartikel in der Luft noch weiter beschleunigte und sie sich wie winzige Glasscherben in Gesicht und Augen zu bohren drohten. „Ob es etwas mit den Daedra zu tun hat? Vielleicht bringen die Oblivion-Tore das Erdfeuer durcheinander?“: überlegte der Dunmer, doch ein lautes Knurren riss ihn gerade noch rechtzeitig aus seinen Gedanken. Instinktiv ließ er sich zur Seite fallen und verspürte wieder ein widerliches Druckgefühl in seiner Bauchregion als er sich abrollte. Er versuchte noch in der Rolle wieder auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz ließ ihn einfach zusammen klappen. Er hörte das Donnern als ein massiger Körper an der Stelle, an der er zuvor noch gestanden hatte, in die Asche einschlug. Die Erschütterung drückte auch Tarrior noch zur Seite weg. Sich die Asche dem Gesicht wischend, versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, doch es war ihm nicht vergönnt, denn ein lautes langanhaltendes Klickern ertönte und dann ein lauter Schrei. Tarrior rollte sich noch einmal zur Seite weg und sah durch den Ascheregen hindurch, wie sich zwei riesige Hauer gefolgt von einem großen Maul neben ihm in den Boden bohrten. Umgehend riss der Kagouti seinen Kopf jedoch wieder aus dem flüchtigen Sand-Asche-Gemisch und verspritzte es in der Umgebung. Tarrior bedeckte sich schnell die Augen und nutzte die kurze Verwirrung des Tieres, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Bestie schüttelte sich und nahm ihn wieder in einen starren Blick ihrer kleinen Augen.

Der Dunmer ging mit gezogener Waffe auf Abstand zu diesem hungrigen Gegner, den es nach seinem Fleisch verlangte. Mit einem kehligen Laut stürmte sie wieder vor, senkte den Kopf, der zugleich einen Großteil des Körpers einnahm und öffnete das Maul. Tarriors Vorteil lag darin, dass er durch seine mittelschwere Knochenrüstung agiler bewegen konnte, als der schwerfällige Kagouti, aber er machte sich keine falschen Vorstellungen darüber, dass dieser Aschlandjäger ihm dennoch in dieser Umgebung überlegen war, sodass er kein Risiko einging und dem Angreifer zur Seite wirbelnd auswich, anstatt einen Angriff zu riskieren. Ein weiterer Ausfallschritt brachte ihn noch rechtzeitig außer Reichweite, um den herumfahrenden massigen Kopf und den Hauern des Biestes zu entgehen. Doch wieder stürzte der Kagouti vor und wollte erneut zubeißen und Tarrior blieb nichts weiter übrig, als wiederum auszuweichen, auch wenn er die vom Eis verbrannte Stelle am Bauch wieder deutlich spürte. Doch diesmal blieb er nicht einfach stehen, sondern brachte etwas Distanz zwischen sich und seinen Feind, der sich tänzelnd in der Asche bewegte und nach ihm Ausschau hielt. Der Dunmer versuchte sich nicht zu weit zu entfernen, um bei den, durch die Asche eingeschränkten, Sichtverhältnissen das Monstrum nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kagouti hingegen wusste genau, wo er sich befand. Das Tier reckte seinen Kopf mit der gewaltigen schützenden Hornplatte in die Höhe und schnüffelte nach ihm. Ein Muskel im Nacken stellte den Hornschmuck deutlich auf und auch die Hauer reckte es als deutliches Zeichen der Dominanz heraus. Das Biest versuchte Tarrior einzuschüchtern, doch der Dunmer war dafür nicht empfänglich. Viel mehr brachte er sein Schwert seitlich ausgestreckt in Position und brachte sich selbst in eine lockere Haltung. Dem Gegner schaute er direkt in die Augen und zeigte eine offene Deckung, die das Tier zu einem Angriff einlud. Noch einmal frischte der Wind auf und brachte neue Asche mit sich, die wie Nadeln in Tarriors Gesicht stach, doch den Kagouti ließ er nicht einen Moment unbeobachtet. Ein Fehler konnte jetzt tödlich sein.

Mit einem weiteren kehligen Schrei stürzte die Kreatur vor, senkte den Kopf ab und riss das Maul für einen weiteren Angriff auf, während sie auf ihn zustürmte. Tarrior neigte seinen Körper ein Stück nach rechts, umfasste sein Schwert fester und ließ den Feind näher kommen. Der Kagouti kam gerade so nah heran, dass er bereits den heißen Atem durch den Ascheregen hindurch spüren konnte. In diesem Moment ließ er sich zur Seite fallen und entließ aus seiner linken Hand einen Feuerball, der fauchend in den Ascheboden hineinfuhr und eine Fontäne aus schwarzgefärbten Sand und Aschepartikeln aufwirbelte. Er wandte sich schnell ab, während der Kagouti laut aufschrie und sich wild schüttelte und in Raserei geriet. Tarrior nutzte diese Chance ließ sein Schwert noch vom Erdboden aus einen Halbkreis beschreiben und direkt auf die Beine des Tieres zufliegen. Mit einem schmatzenden Geräusch drang die Klinge von hinten in eines der baumstammdicken Beine der Bestie ein und durchtrennte dort die Sehnen, sodass sie unter Schmerzenslauten seitlich in die Knie brach. Den Sack machte der Dunmer zu, indem er dies auch noch auf der anderen Seite tat. Der Kagouti war somit bewegungsunfähig, allerdings noch lange nicht wehrlos. Wild herum zuckend wand sich der Körper mit dem riesigen Maul auf dem Boden und drehte sich wild herum. Käme der Dunmer in die Nähe könnte ihm der Kiefer immer noch zum Verhängnis werden. Er hätte einfach gehen können, doch nach dem Kampf wollte er sich die Genugtuung eines Todes seines Gegners nicht entgehen lassen. Er wartete bis sich das Monstrum auf den Rücken gewunden hatte und den weichen, verwundbaren Bereich hinter der Hornplatte entblößte und fasste die Klinge fester. Dann war er mit einem beherzten Schritt auf dem Rücken des Untiers und bevor es nach ihm schnappen konnte, rammte er das Schwert mit einem Stoß genau in die weiche Schwelle. Noch ein letztes Mal zuckte der Kagouti und blieb dann regungslos im Staub zu seinen Füßen liegen. Hätte er irgendetwas von der Jagd verstanden, dass darüber hinausging Tieren das Fleisch herauszuschneiden, hätte er sich gerne das Leder seiner erlegten Beute oder einen der Hauer mitgenommen, aber so ließ er den Versuch lieber gleich bleiben und konzentrierte sich darauf die Höhle zu finden, denn durch den Kampf war ihm die Orientierung in der aschevernebelten Schlucht verloren gegangen.

Gerade als er sich mit einem suchenden Blick am Roten Berg orientiert hatte, brachen plötzlich vier Sandfontänen um ihn herum aus. Aus zusammen gekniffenen Augen sah er, wie sich vier riesige Käfer aus dem Untergrund wühlten und an der sich ausbreitenden Blutlache des Kagoutis Witterung aufnahmen. Die schwarzen Panzer hoben sich auch gegen den dunklen aschehaltigen Sand ab. Die Insekten erschienen Tarrior wie riesige Asseln und mit gerümpfter Nase griff er wieder zum Schwert, doch die Tiere ignorierten ihn zunächst. Erst als er sich dem Kadaver mit einem Schritt näherte, um in eine gute Kampfhaltung zu kommen, fauchten sie ihn an und zirpten aggressiv. „Sie wollen offenbar nur den Kadaver“: erkannte der Dunmer und wandte sich ab, während sich die Käfer über das tote Raubtier hermachten. Er stapfte die Foyada weiter in Richtung Meer entlang und hoffte, dass der Wind bald drehen und die Asche in eine andere Richtung treiben würde, sodass er hier wieder freie Sicht bekäme. Er hatte nur wenig Lust darauf die Höhle zu übersehen und dann noch einmal in der Schlucht zurücklaufen zu müssen.

Scheinbar war ihm irgendeine höhere Macht gewogen. Tatsächlich drehte der Wind nach wenigen Stunden als er langsam der Küste immer näher kam. Ein frischer Wind von Nordwest beendete den Ascheregen in der Foyada und blies die Luft frei und trug sogar noch auf die große Entfernung den Geruch von Salz in das Aschland. So konnte er gegen den blauen Himmel gut die Türme der beiden Dwemer-Ruinen erkennen, von denen Alberich berichtet hatte. Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite etwa in der Mitte der beiden Türme würde er fündig werden. Tarrior schritt nur noch langsam voran und musterte die Hügel aufmerksam nach einem versteckten oder offensichtlichen Höhleneingang. Es dauerte nicht lange, bis er eine auffällige Felsformation entdeckte, die direkt aus der Seite der Hügelkette herausragte. „Wenn das nicht ein perfekter Ort für einen Höhleneingang ist, weis ich es auch nicht mehr“: dachte Tarrior bei diesem Anblick und wandte seine Schritte dieser Stelle zu, zumal sie auch etwa mittig zwischen den beiden Türmen lag, wenn er das richtig abschätzte. Doch er war schon wieder erschöpft. Müde schleppte er sich hinüber zur Felsformation. Und schaute sich um. Tatsächlich fand sich zwischen einigen großen Findling etwas versteckt ein Höhleneingang, der mit einer klapprigen, alten Holztür gesichert war. Da man nie wusste, was sich alles für Kreaturen in solchen Höhlen einnisteten, beschloss er eine kurze Ruhepause einzulegen, bevor er die Kavernen betreten würde. Er setzte sein Gepäck zwischen den Felsen einige Meter von der Tür entfernt ab und nahm sich einige Vorräte und eine Decke zur Hand und machte eine Pause, die er auch dazu nutzen wollte, sich noch mit einem Heiltrank um seine Bauchwunde zu kümmern.

KingPaddy
07.10.2012, 01:30
Tarrior besah sich den Eingang von Sha-Adnius, vor dem er sich jetzt augenscheinlich befand, etwas genauer. Die Holztür war recht alt, denn sie schien schon lange dem Wetter ausgesetzt zu sein. Allerdings befand sich an ihr ein neues und unbeschädigtes Schloss, was darauf schließen ließ, dass sich hier jemand aufhielt, der nicht wollte, dass man ihn störte. Allerdings war der Aschesand vor dem relativ windgeschützten Eingang unberührt. Tarrior vermutete, dass die Person, die die Höhle bewohnte, diese schon lange nicht mehr verlassen hatte. Er rieb sich durch den Bart. „Wenn der Mann tatsächlich Beweise für die Verschwörung dieses dreckigen Hexers gegen die Magiergilde und den Rat der Telvanni besitzt, dann schwebt er wirklich in Lebensgefahr“: überlegte der Dunmer und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Es muss so sein. Behram war ganz erpicht darauf, dass ich den Altmer in Cyrodiil töte. Wenn ich Jonicus finde, ist das sein Ende“: dachte er erfreut und richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das Schloss, dass ihn daran hindern sollte, in die Höhle vorzudringen. Er kannte einen Schlossöffnungszauber. Dieser würde ihm hier gute Dienste leisten. Er konzentrierte etwas Magie in seinen Händen und formte mit ihnen in Gedanken einen Schlüssel. Er legte sie auf das Türschloss, fühlte die nackte, kantige Oberfläche an den Fingern und hörte das Knistern das zwischen seiner Haut und dem Metall doch statt des sanften Klickens der einrastenden Bolzen erklang ein disharmonisches Knirschen in seinen Ohren. Er erkannte die Falle zu spät. Noch ehe Tarrior seine Hand wegziehen konnte, wurde er von einer magischen Druckwelle erwischt, die ihn wie eine Wand erwischte. Er fühlte sich als würde er zerschmettert werden, ehe die Masse seines Körpers nachgab und er im hohen Bogen weggeschleudert und langgestreckt in den Aschesand der Foyada gedrückt wurde. Ihm blieb die Luft weg als er aufschlug, doch bremste der weiche Untergrund seinen Fall. Er blieb dennoch lange Minuten liegen, um sich von dem Sturz zu erholen. Er bemerkte wie Blut langsam aus seiner Nase sickerte. Instinktiv wischte er sich mit dem staubigen Mantel durch sein Gesicht und verfluchte sich danach selbst, als ihm die kratzige Asche, die sich auf seinen Mantel gelegt hatte, zusammen mit dem Blut im Gesicht klebte. „Verflucht“: stieß er aus und rappelte sich unter Schmerzen wieder auf. Er glaubte sein gesamtes Skelett zu spüren. Es war von dem Zauber geradezu innerlich erschüttert worden. Seine Hände zitterten, als er wieder stand. „Ein Magier baut auch magische Fallen ein. Ich hätte daran denken sollen“: maßregelte er sich einmal mehr selbst und ging wieder zum Höhleneingang hinüber.

Böse schaute Tarrior das Schloss an, das nun ganz offen vor Magie schimmerte. Hass baute sich auf. Er versuchte regelrecht mit seinen tiefen, roten Augen das Schloss kaputt zu starren. Als dies nicht gelang zog er die Brauen zusammen und schaute die Holztür wieder an. In seiner Hand sammelte sich erneut Magie doch diesmal in großer Menge und stark konzentriert. Mit einem fokussierenden Blick nahm er den Türrahmen im Bereich des Schlosses in den Fokus, streckte die Hand vor und ließ der Energie freien Lauf. Feuer entstand in der Luft und formte sich zu einer leuchtenden Kugel, die er nur noch mit einem Stoß in Richtung Tür schickte. Kurz bevor sie das Holz berührte, wandte sich der Dunmer ab und ging in die Hocke. Hinter ihm erschütterte eine Explosion den Boden und splitterndes Holz flog an ihm vorbei durch die Luft. Qualmende Holzspane lagen neben ihm im Sand. Als er sich wieder umdrehte, hatte die Tür nun anstatt eines Schlosses ein großes Loch. Mit einem Schubs drückte er sie auf und trat durch den niedrigen Türrahmen in die dahinterliegende Höhle. Der Lichtwechsel war dank des zugezogenen Himmels draußen nicht allzu stark, sodass sich Tarriors Augen schnell an das Dunkel des Tunnels vor ihm gewöhnten. Kleine Kristalle steckten in den Wänden und leuchteten. Das Licht reichte nicht einmal annähernd aus, um den Tunnel auch nur etwas zu erhellen, aber zumindest konnte er so erahnen, wo eine der Wände begann, denn umso weiter er sich nun der Tür entfernte, um so finsterer wurde es auch um ihn herum. Er wollte vermeiden allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen und verzichtete daher auf Fackeln oder andere Lichtquellen und folgte dem Gang langsam aber sich immer tiefer unter die Erde, bis er völlig von den Dunkelheit geschluckt wurde.

Es kam ihm mit der Zeit so vor, als er würde er sich durch das All bewegen – eine endlose Schwärze in der die Kristalle wie Sterne um ihn herum funkelten. Der Höhlenboden unter ihm war nicht etwa felsig, sondern er schien mit Aschesand bedeckt zu sein, zumindest war es unter seinen Füßen für einen Höhlenboden ungewöhnlich weich. Der Sand nahm nach einigen weiteren Schritten eine ekelhaft matschige Konsistenz an. Wenn er mit dem Stiefel auftrat gab es ein schmatzendes Geräusch, dass ihm kalte Schauer über den Rücken liefen. Er war so darauf konzentriert bloß nicht zu stürzen und „dort“ hinein zu fassen, dass er den üblen Geruch, der ihm so langsam in die Nase stieg, zunächst nicht einmal bemerkte. Erst als der Duft, der zuvor noch süßlich-scharf gerochen hatte, sich zu einem bestialischen Gestank ausdehnte, realisierte Tarrior diese Begebenheit. In diesem Moment war es auch, da er fühlte wie etwas nach seinem Bein griff. Er befand sich gerade im Schritt und geriet dadurch aus dem Takt. Er stolpert vorwärts stützte sich an der Wand ab. Als er ein lautes Stöhnen hinter sich hörte, brach ihm der kalte Schweiß aus. Er drehte sich blitzschnell um und in seiner Hand bildete sich noch in der Drehung eine Feuerkugel, die nur wenige Schritte vor ihm die hässliche, halb-verweste Fratze eines Zombies enthüllte. Vor Schreck stolperte er zurück, feuerte jedoch noch im Fallen den Feuerzauber ab, der den Untoten in den Bauchraum traf und diesen zu Boden streckte. Doch dem Dunmer wurde gewahr, dass seine Hände, mit denen er sich abgefangen hatte, nun in einer breiigen-fleischigen Masse steckten. Der gefallene Zombie brannte noch und erhellte so etwas den Gang. Mit schreckgeweiteten Augen richtete Tarrior seinen Blick auf den Boden, der mit dutzenden Leichen bedeckt war und in den nun langsam Leben kam. Verwinkelt abstehende Gliedmaßen, die aus der Masse herauslugten, begannen ekelhaft zu zucken und nach ihm zu tasten. Ebenso vibrierte der Fleischboden, auf dem er bis vor kurzem noch gelaufen war – tatsächlich war er, was ihn zumindest ein Stück weit beruhigte, bis auf die letzten fünf Meter über normalen Sand gewandelt. Tarrior rappelte sich sofort auf, denn unter ihm rumorte es auch und Hände brachen aus der Masse heraus und griffen nach ihm. Er trat nach den fauligen Armen und Händen, die zugreifen wollten und zerquetschte sie mit seinen Stiefeln. Da die Flammen auf dem verbrannten Untoten langsam erloschen, formte er eine weitere Feuerkugel in die Hand. Anstatt sie für einen Angriff zu gebrauchen, behielt er sie lieber als einzige Lichtquelle in der Hand. Er wollte seine magische Energie schonen. Die zwei Feuerbälle hatten ihn ein Stück weit erschöpft und bei den Untoten, die sich nun erhoben um ihn Weg und Rückweg zu versperren, war es zu erwarten, dass er seine magische Kraft noch dringend brauchen würde. Während er die Feuerkugel weiter über der geöffneten Handfläche schweben ließ, zog er mit der anderen Hand sein Silberschwert und brachte es zwischen sich und einen weiteren Zombie, der sich nun endgültig aus dem Knäueln verknoteter Leiber, aus denen der Boden bestand, herausgearbeitet hatte.

Überall um ihn herum war nun der Gestank von Verwesung und Tod, sodass ihm die Augen beim scharfen Duft der fauligen Gase bereits tränten. Die Kreatur streckte den Arm nach ihm aus und röchelte geifernd. Mit einem Streich hieb er die Gliedmaße ab, die sich krümmend auf den zuckenden Teppich aus Fleisch fiel, aus dem sich immer mehr Untote erhoben. Er spürte weitere Hände nach seinen Stiefeln greifen und schlug blind in Richtung Boden, um dann die Klinge wieder nach oben zu ziehen und den Zombie zurückzustoßen. Er stolperte mehr als er zurückwich, bis er mit dem Rücken endgültig zur Wand stand, während sich der Tunnel, der sich jetzt im Licht als kleine Zwischenhöhle erwies mit immer mehr auferstandenen Leichen füllte. Noch behinderten sich die Untoten beim Aufstehen gegenseitig, aber es würde nicht lange dauern, bis der gesamte Fleischboden in Form von röchelnden Zombies um ihn herumstand. „Hätte ich bloß kein Licht gemacht. Das muss sie aufgeschreckt haben“: vermutete Tarrior und besah sich das Feuer in seiner Hand. „Jetzt ist es eh zu spät“: dachte er mit einem Schulterzucken und verschaffte sich einen Überblick. Zwar kamen die Zombies röchelnd und stöhnend näher, aber da sie sich eher ungelenk bewegten, bestand zunächst keine Gefahr für ihn, wenn er mit dem Schwert den Halbkreis vor ihm freihielt. Er konnte den Gang sehen, durch den er hineingekommen war und er konnte auch einen weiteren Gang erkennen, in dem wieder schwarzer Sand auf dem Boden lag und in dem er wohl tiefer in das Höhlensystem konnte. Der Weg war nicht weit. Es waren nur ein paar Meter nach links. Einige Zombies versperrten den Weg und der Boden über den sich die Leichen bewegten, zuckte auch vor Leibern, die sich langsam erheben wollten. „Augen zu und durch“: sagte er sich, griff das Schwert so fest, dass sich die Knöchel weiß abzeichneten und sprengte los. Noch in der ersten Bewegung holte er aus und hieb einem Untoten den Kopf in einer flüssigen Bewegung ab. Anderen Leichen kam er bei, in dem er blinde Schnitte ausführte und dort aufgedunsene Körper aufschlitzte und Gliedmaßen abschnitt. Naturgemäß empfanden die Kreaturen keinen Schmerz und ließen sich auch weiter nicht beirren, doch so verschaffte sich wichtigen Platz in ihren Reihen, wo er sich durchdrängen konnte.

Kurz bevor er den Gang erreicht hatte, erwischte ihn ein Schlag von der Seite, der ihn taumeln ließ. Krallen bewehrte Zombiehände griffen nach ihm. Er reagierte schnell genug sich wegzudrehen und mit dem Schwertknauf zwei Zombies, die sich an ihm gütlich tun wollten, wegzustoßen. Der Schlag wurde von einem großen, massigen Zombie ausgeführt, der die Statur eines Schmiedes hatte und vor seinem Tod wohl ein stattlicher Nord gewesen war. Aus toten Augen starrte er Tarrior an. Der Dunmer erwiderte den Blick. Die Leiche stand ihm im Weg. Er fasste sein Schwert mit beiden Händen und wollte mit aller Kraft einen diagonalen Streich von oben nach unten gegen seinen Gegner führen. Scheinbar schaltete sich bei dem Nord ein alter Instinkt wieder ein, sodass dieser seine muskulösen, halbverwesten Arme hob. Die Klinge drang in den linken Arm ein und schnitt durch ihn hindurch, blieb aber bis zur Hälfte im Knochen des rechten Arms stecken. Die Kreatur riss den halb-abgetrennten Arm herunter und fast wäre die Klinge dem Dunmer aus der Hand geglitten. Er stemmte sich gegen den aufgedunsenen Körper und zog das Schwert mit einem schmatzenden Geräusch aus der Gliedmaße. Als das Biest erneut nach ihm schlagen wollte, stieß er die Klinge von unten nach oben auf den Kopf zu. Geradezu rechtzeitig lehnte sich der Untote, der offenbar über etwas mehr Intelligenz verfügte nach hinten und erhielt so nur einen tiefen Schnitt auf den Schädelknochen hinunter, der ihn zurücktaumeln ließ. Allerdings gab dies Tarrior die Möglichkeit seitlich an dem Koloss vorbei zu schlüpfen und somit endlich in den sicheren Gang und von den zuckenden Leichen herunter auf den ruhenden Sand zu kommen. Der massige Untote drehte sich jedoch schnell nach ihm um und auch die anderen Untoten wollten ihm nachsetzen. Seine Magie hatte sich inzwischen erholt. So ließ er noch mehr Magie in die Kugel in seiner Hand fließen. Als er die Hand ausstreckte flog sie los und traf seinen Widersacher frontal in den Bauch. Nach einer magischen Explosion ging die Kreatur endlich in Flammen auf und verwandelte sich regelrecht in einen riesigen Feuerball. Mit ihrem einem Arm und dem Armstummel wirbelte sie noch etwas herum, bevor der endgültige Tod über sie kam. Tarrior sah zu wie der brennende Kadaver zu Boden sank und sich die anderen Zombies in der Nähe daran entzündeten. „Die werden mir erst einmal nicht folgen“: kommentierte Tarrior dies in Gedanken und verschwendete keine Zeit mehr. Er folgte dem Gang weiter, während er diesmal zur Sicherheit gleich eine neue Feuerkugel als Lichtspender in der Hand behielt.

Allerdings erwies sich das als unnötig, als er nach wenigen Minuten weiterer Dunkelheit der Tunnel Licht am Ende des Ganges entdeckte. Er löschte die Feuerkugel. Der Sand auf dem Höhlenboden dämpfte seine Schritte. Langsam schlich er auf das Licht zu und fand sich erneut in einer großen Höhle ein. In der Mitte der Höhle fand sich eine große Senke, die mit dem schwarzen Sand gefüllt war, drum herum erstreckten sich terrassenartig abgestufte Wasserbecken. Die ganze Szenerie war mit Stalagmiten und Stalagtiten durchsetzt. Genau gegenüber dem Tunnel, in dem gerade stand, befand sich an die Wand der Höhle heran gebaut eine kleine Holzhütte, zu der von der Senke aus eine kleine Treppe, die direkt aus dem Fels geschlagen war, hinaufführte. Erleuchtet wurde die Höhle von verstreut stehenden Laternen und Fackeln. Außerdem ragten aus den Wänden wieder die gleichen leuchtenden Kristalle, die zuvor seinen Weg markiert hatten, doch waren diese hier wesentlich größer und manche Exemplare mannshoch. Zwischen den Holzplanken der Hütte schien Licht hindurch. Sie war offensichtlich bewohnt. „Da muss er drin sein“: dachte Tarrior. Allerdings schien ihm die Höhle auch wie eine Falle. Der Mann war vorsichtig, vielleicht schon paranoid. „Vermutlich erscheint dem Nord mittlerweile jeder Eindringling wie ein gedungener Meuchelmörder“: überlegte der Dunmer. Er hielt es für besser sich anzuschleichen, um dann Gelegenheit zu bekommen sich zu erklären, bevor der Mann ihm seine Kreaturen auf den Hals hetzt. Er ging in die Knie und nutzte den weichen Untergrund, um sich lautlos der Hütte zu nähern. Sie besaß keine Fenster und wenn der Nord nicht gerade zufällig durch einen der Spalte zwischen den Holzlatten schaute, würde er ihn auch nicht bemerkten, doch auch diesmal schien Tarrior die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. Als er sich bis zur Hälfte an den Unterschlupf heran gearbeitet hatte und er sich mitten im Sandbecken befand, brachen vor ihm plötzlich zwei Skelette aus dem Boden. Sie waren mit alten Rüstungsteilen aus Chitin gepanzert. Der eine Knochenmann war mit einer Streitaxt aus Vulkanglas bewaffnet und der andere mit einem Streitkolben, der eigentlich ein großes Stück Stein war, in dem sich noch kleine Stücken des grünen Glases befanden, die man aber scharf angeschliffen hatte, eine auf Vvardenfell durchaus übliche Waffe. Tarrior schluckte. Da der Nord sich noch nicht in der Tür hatte sehen lassen, ging er davon aus, dass wohl allein das Betreten des Sandes die Untoten aufgestört hatte. Zunächst versuchte er dem Kampf aus dem Weg zu gehen und zur Treppe durchzukommen, doch die Skelette versperrten ihm rigoros mit ihren Waffen den Weg. Es blieb also nichts anderes übrig, als wieder zu roher Gewalt zu greifen. Erneut zog er das Silberschwert, dessen Klinge langsam wieder ziemlich schartig wurde und bereitete sich auf den Kampf gegen die beiden knöchernen Gegner vor.

Das Silberschwert im Anschlag bewegte er sich im Halbkreis vor den beiden Gegnern hin und her, die ihn aus leeren Augenhöhlen heraus anstarrten. Allerdings ließen sie sich nicht dazu verleiten den Weg zur Hütte freizugeben. Tarrior erwartete einen Angriff, der allerdings ausblieb. Sie machten keine Anstalten selbst die Initiative zu ergreifen. Der Dunmer hatte keine Lust mehr mit diesen Knochenhaufen zu spielen und stürmte daher vor. Er schickte mit ausgestrecktem Arm zwei Feuerzauber vor, die die Untoten direkt am Kopf trafen und für einen Moment aus dem Takt brachten. Er nutzte den Moment der Verwirrung um das Schwert mit aller Kraft dem Skelett mit der Streitaxt über den Brustkorb zu ziehen. Der Aufprall erschütterte zwar das Knochengerüst, aber ein Schwert war offenbar nicht die richtige Waffe, um die Sache zu Ende zu bringen. Die Streitaxt wollte auf ihn hernieder fahren, doch rechtzeitig brachte er die Klinge dazwischen, die vom Aufprall eine weitere Scharte davon trug. Tarriors Aufmerksamkeit war so von dem einen Gegner gefesselt, dass er das andere Skelett erst wieder bemerkte, als er dessen Knurren direkt hinter sich hörte. Er versuchte noch zur Seite auszuweichen, doch er spürte die Keule, wie sie direkt in seinen Rücken krachte und ihn mit Schmerzen zu Boden schickte. Er krallte seine Finger in den Sand und stieß sich schnell wieder in eine kniende und dann stehende Position hoch. Ein brennender Schmerz fuhr ihm wieder durch die Bauchgegend. „Verflucht“: keuchte der Dunmer, aber biss sich auf die Lippen. An der Stelle, an der er gerade noch lag, fuhr die Streitaxt in den Sand. Schnell suchte er wieder etwas Entfernung zu den Gegnern, die ihn bedrängten, doch diesmal verhielten sie sich nicht abwartend, sondern setzten ihm umgehend nach. Tarrior blieb stehen und wirbelte einmal mit seinem Schwert herum, womit er die zwei Brustkörbe noch einmal traf und die Angriffsbewegung stoppte. Die Gelegenheit nutzte er für zwei weitere Feuerzauber, die er direkt mit dem Auflegen seiner beiden Hände auf je eines der Skelette losließ. Die Wucht des Feuerzaubers rußte seine Armschienen und drückte die Brustkörbe auseinander. Die Biester kreischten aus nicht vorhandenen Kehlen und holten mit ihren Waffen aus. In diesem Moment öffnete sich die Tür der Hütte wie Tarrior hörte.

„Was bei den Daedra ist hier los?!“: rief ein Mann aus, den Tarrior nicht sehen konnte, weil ihm die Gegner die Sicht blockierten. „Ah! Tötet diesen Bastard!“: rief die Stimme aus und hielt die Untoten an, die Sache zu Ende zu bringen, doch Tarrior war auch geneigt die Sache zu Ende zu bringen. Er wich den weiteren Schlägen der Skelette aus, trieb mit einigen angetäuschten Streichen die Beiden auseinander, um sich dann mit vollem Körper und quergelegter Klinge gegen das Skelett mit der Streitaxt zu werfen. Der Rempler warf es direkt zu Boden. Tarrior dreht sich schnell um und ließ eine Kaskade von Schlägen auf den Streitkolbenträger einprasseln. Das Skelett versuchte mit der Keule zu blocken, doch darauf hatte der Dunmer gewartet. Er trat einen Schritt zurück und nutzte einen weiteren schwächeren Feuerball. Er schleuderte ihn auf den Totenschädel, der erneut in Flammen aufging. Das Skelett ließ seine Deckung fallen und reckte den Arm mit der Keule von sich. Auf diese Gelegenheit hatte Tarrior gewartet und schlug mit einer Bewegung von unten nach oben den Unterarm am Ellenbogen ab. Dieser fiel zusammen mit Keule auf den Boden. Der Dunmer war sein Schwert weg, dann schickte er das Skelett mit einem Tritt zu Boden und griff nach der Waffe. Er zertrat die Hand mit seinem Stiefel und hob den Streitkolben schnell auf. Bevor sich der einarmige Gegner wieder erheben konnte, warf sich Tarrior auf den knöchernen Leib und erhob den Kolben gegen seinen einstigen Besitzer. Unter einem begleitenden „Nein“ der Stimme zerschmetterte er dem Untoten mit dem Streitkolben den Schädel. Es benötigte einige Schläge, doch am Ende war Ruhe. Keuchend kniete er über den zertrümmerten Schädel. Er brauchte eine Pause, doch die war ihm nicht vergönnt. Neben ihm schlug ein Schockzauber ein, der den Sand auseinander spritzen ließ. Tarrior wandte sich kurz zu der Hütte um und sah dort tatsächlich einen Nord, der Angriffszauber formte und nach ihm schleudern wollte. „Jonicus!“: rief Tarrior und der Mann schien sich durchaus angesprochen zu fühlen. „Verdammter Meuchler. Ich bring dich um“: schrie er und warf einen neuen Schockzauber. Der Dunmer wollte auf die Hütte losrennen, doch erneut verstellte ihm der andere untote Wächter den Weg. Das Skelett tauchte so schnell von der Seite auf, dass Tarrior keine Chance hatte dem Axtstreich auszuweichen. Sie durchdrang direkt am Rand der Schulterplatte etwa auf dem halben Weg zum Hals das Leder der Knochenrüstung und drang ihm in die Schulter ein. Er brüllte vor Schmerz auf. „Ja schlachte diesen Dreckskerl“: geiferte der Nord am andere Ende der Felstreppe, als das Skelett zu einem weiteren Schlag ausholte. Tarrior taumelte zur Seite und hielt sich die Schulter mit der Hand in der sich noch immer die Keule befand. „Zum Glück hat es nicht die Schulter meines Waffenarms erwischt“: dachte er, als er zurückwich und Mühe hatte den brennenden Schmerz in der getroffenen Schulter zu unterdrücken.

Weitere Schockzauber flogen heran. Da er sich ohne Schmerzen kaum mehr flüssig bewegen konnte, konnte er ihnen auch nur noch schwerfällig ausweichen und hätte mehr als einmal beinahe einen Treffer kassiert. „Jonicus. So hört doch. Ich bin hier um mit euch zu sprechen“: bat Tarrior, der immer noch vor der Kreatur zurückwich. „Ah Sprechen nennt man das jetzt also. Ich weis zwar nicht, wie du mich gefunden hast, aber deinen Auftrag werde ich dir mit dem Tod vergelten, Meuchler“: herrschte ihn der Mann und spuckte beim letzten Wort aus. „Nimm das hier“: rief er noch, bevor er den nächsten Schockzauber losließ. Tarrior hatte sich unterdessen etwas weiter bewegt und warf sich unter Schmerzen noch einmal auf die Seite. In letzter Zeit musste er häufiger auf diese unwürdige Art und Weise ausweichen, fiel ihm dabei auf, aber in diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel. Der Zauber des Nord verfehlte und flog nun direkt auf das Skelett zu, das etwas hinter ihm gestanden hatte und traf es frontal. Blitze hüllten das Knochengerüst ein und für einen Moment schien es, als würde der Zauber, der den Untoten zusammen hielt, seine Kraft verlieren, da die Knochen bedenklich wackelten. Doch das Skelett fing sich. Allerdings reichte der Moment aus, dass Tarrior an es herantreten konnte, um erneut mit der Keule zuzuschlagen. Da er durch die Verletzung beeinträchtig und wesentlich langsamer war, hatte sich das Skelett leider soweit erholt, dass es noch den Arm zur Verteidigung heben konnte. Die herniederfallende Keule zerschmetterte die Knochenhand und prellte die Streitaxt weg. In diesem Moment flog ein weiterer Schockzauber heran und traf den Dunmer im Rücken. Er brach in die Knie. Vor seinen Augen begannen sich weiße Schlieren zu bilden. Er musste sich stark beherrschen, um nicht die Besinnung zu verlieren. Die nicht zerschmetterte Pranke des Skeletts schnellte vor und packte ihn an der Kehle und drückte zu. Panik kam in ihm auf. Er bekam keine Luft mehr, aber er konnte sich nicht befreien. Er versuchte sich zu beruhigen und drängte die Panik, die sein Denken zu benebeln begann, zurück.

Die Meditationsübungen waren in diesem Fall endlich zu etwas gut. So konnte er in den wenigen Augenblicken ruhig nachdenken: „Ich kann meinen zweiten Arm wegen der Schulterwunde nicht bewegen und das Skelett… mit nur einer Hand abzuwehren… ist unmöglich. Ich bekomme diesen… Griff… niemals gelockert. Ich muss… die Keule… in der Hand behalten. Das ist meine… einzige Chance.“ Er stemmte sich hoch. Seine Muskeln zitterten noch immer von dem Stromstoß und wollten nicht so recht gehorchen, doch er zwang seinen widerspenstigen Körper unter seinen Geist. Das stahlharte Griff um seinen Hals verstärkte sich noch. Inzwischen konnte er nur noch röcheln. Langsam drückte sich Tarrior nach oben, kam langsam auf Brust- und dann auf Schulterhöhe des Skelettes nach oben. Als ihm schon die Sinne schwanden, schaute er der untoten Kreatur mit verschwimmendem Blick in die Augen. Mit letzter Kraft fasste er die Keule, holte aus und führte seitlich von unten einen letzten Schlag gegen den Schädel der Kreatur. An der Seite war der Knochen wesentlich instabiler. Unter der Wucht des Schlages gab er nach und drückte sich langsam nach innen. Von der Seite her zerschmetterte der Dunmer dem Skelett den Kopf. Augenblicklich ließ der Griff um seinen Hals nach und sein Widersacher stürzte als lebloser Haufen an Knochen zu Boden und rührte sich nicht mehr. Hustend und wild nach Luft schnappend stand er mit zitternden Beinen daneben, doch schnell lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Nord, der fassungslos im Rahmen der Tür seiner Hütte stand und ihn entsetzt anstarrte. Am Schweiß, der dem Nord über das Gesicht lief, konnte Tarrior erkennen, dass die ganzen Zauber, die er vermutlich auch mit voller Kraft gewirkt hatte, nicht spurlos an ihm vorrübergegangen waren. „Das kann nicht sein!“: stieß er noch hervor. Da seine magischen Reserven erschöpft schienen zog er sich umgehend in seine Hütte zurück. Tarrior steckte die Glaskeule an seinen Gürtel, griff sich wieder sein Langschwert und stürzte mit aller verbliebenen Kraft die Stufen zur Hütte hinauf.

Der Türriegel, der ihm nun noch den Weg versperrte, konnte dem Feuerzauber, den er mit letzter magischer Kraft wob, nicht standhalten. Ein letzter Stoß mit der nicht verletzten Schulter öffnete den Zugang. Im Inneren sah er den Nord, wie er hektisch in einem Schrank mit Ampullen wühlte und nach einer Flasche mit einer blauen Flüssigkeit griff. Der Dunmer wusste, worum es sich dabei handelte. Er zögerte nicht und zog die Keule hervor. Er holte nur noch kurz aus und warf den Glasstreitkolben. Die Waffe traf den Nord in dem Moment, in dem er sich die Öffnung der Flasche an den Mund geführt hatte, am Kopf. Bewusstlos sank der Magier zu Boden. Tarrior stolperte zu dem Schränkchen mit den Ampullen hinüber und fand nach kurzem Suchen eine ebensolche Flasche mit roter Flüssigkeit. Er schluckte sie sofort. Nach einem kurzen brennenden Stechen in der Schulter wurde sie völlig taub und der Schmerz verschwand. Der Trank war schwach, aber zumindest konnte er sich jetzt wieder einigermaßen bewegen. Sein Blick richtete sich auf den am Boden liegenden Mann. „Verdammter Nord-Hohlkopf“: zischte Tarrior, doch er wusste, dass dieser Mann seine beste Chance war, um sich endlich an Behram zu rächen.

KingPaddy
12.10.2012, 02:08
Jonicus saß vor ihm. Tarrior hatte ihn auf einen Stuhl verfrachtet und die Hände hinter der Lehne zusammen gebunden. Der Nord lebte offenbar schon einige Monate nur allein mit seinen Untoten in dieser Höhle und das in der ständigen Angst vor Attentätern. Da wäre er selbst womöglich auch schon leicht verrückt geworden. In dem Moment, in dem er an die auferstandenen Leichen dachte, fühlte er Verachtung für den Mann, der vor ihm saß. Er konnte Nekromanten noch nie leiden und dieser hier war sogar noch Mitglied der Magiergilde. Tarrior wollte gar nicht daran denken, woher der Nord die Gebeine für seine Wächter genommen hatte. Er schluckte seine Abscheu hinunter und nahm einen Tonkrug, den er draußen an den Wasserbecken gefüllt hatte und goss sie dem bewusstlosen Mann über den Kopf. Prustend wachte der Mann auf und brauchte einen Moment um zu begreifen, wo er war. Als er dann den Dunmer entdeckte, war Tarrior froh, dass er ihn festgebunden hatte. Sofort wollte der Mann ihm an die Kehle springen. Der Hlaalu packte ihn an den Schultern und drückte ihn auf den Stuhl zurück. „Sie sind Jonicus der Verwirrte nehme ich an“: versuchte er ein Gespräch zu beginnen. Der Nord spuckte ihm auf den Brustharnisch. „Bring es schon hinter dich du hinterhältiger Meuchelmörder. Ich werde nicht um mein Leben betteln. Ich werde wie ein Mann nach Sovngarde gehen“: gab sich der Magier unbeugsam. Für einen kurzen Augenblick überlegte Tarrior, ob er nicht nach seinem Dolch greifen und dem Magier etwas Angst machen sollte, aber dieser Moment ging schnell vorüber. „Wenn ich hier wäre, um euch zu töten, hätte ich das bereits erledigt. Euer Cousin in Maar Gan hat mir verraten, dass ich euch hier finde. Ich habe euch gesucht“: erklärte er und der Magier beruhigte sich etwas. „Mein Cousin hat euch zu mir geschickt?“: murmelte er nachdenklich und schien zu überlegen, was er davon halten sollte. „Ich habe ihm versprochen euch zu helfen, allerdings brauche ich auch eure Hilfe. Ich weiß vor wem ihr Angst habt und genau dieser Mann ist es, gegen den ich eure Hilfe benötige“: führte Tarrior es etwas aus. „Ihr habt euch Probleme mit Behram Meradanz?“: fragte der Nord hellhörig. „Sagen wir, dass er mich erpresste und, wenn er will, mich immer noch erpressen kann. Mir wäre sehr daran gelegen diesen Sohn einer Dirne zu stürzen“: sagte Tarrior und ballte vor Wut die Fäuste, als er daran dachte, zu was ihn dieser Hexer damals in Cyrodiil zwang. „Aber wie soll ich euch dabei helfen können? Ich sitze hier in dieser Höhle, weil ich Angst haben muss, von seinen Häschern umgebracht zu werden. Ich kann euch nicht helfen“: wies es der Nord von sich. „Eure untoten Diener erschienen mir nicht gerade wehrlos und ihr auch nicht. Auch wenn ich Totenbeschwörer wie euch verabscheue“: zischte der Dunmer und betrachtete den Nord erneut mit Abscheu. Das Wort „Ahnenschender“ ging ihm dabei durch den Kopf. Der Magier stutzte einen Moment und brach dann in Gelächter aus. „Haltet mich bitte nicht für so jemanden. Ich respektiere die Regeln der Magiergilde im Bezug auf die Beschwörung von Toten. Die Skelette und Leichen, die ihr dort draußen seht, sind entweder aus dem freigegebenen Bestand der Gilde, schriftlich beantragt und ordnungsgemäß vermerkt, oder Banditen hier aus dem Aschland, für deren Kadaver das kaiserliche Gesetz keine Beschränkung hinsichtlich der Freigabe für die Forschung macht. Außerdem trefft ihr mit eurer Kritik den Falschen. Ich verabscheue die Leichenbeschwörung, aber ich bin nun einmal ein Beschwörer. Mein Fachgebiet sind die Daedra, aber man kann selbst den beschworenen Dienern nicht mehr trauen, seit Mehrunes Dagon in Alles involviert ist. Man kann nie wissen, ob man einen Daedroth oder einen Skamp nicht aus den Totenländern statt einem anderen Reich herbei ruft und man weiß nie, was sie alles erzählen, wenn sie in das Reich des Vergessens zurückkehren. Ich muss leider auf diese stinkenden Kadaver zurückgreifen. Allerdings sind sie zuverlässigere Diener“: erklärte er sich und Tarrior gelang es bei dem Gehörten seine Abscheu etwas abzuschütteln. Er hieß zwar die generelle Praktik der Totenbeschwörung, auch wie sie vom Kaiserreich gesetzlich geregelt war, nie gut, aber immer hin hielt sich dieser Mann an Anstand und Regeln, auch wenn er nicht verstand, welche Sorgen er sich wegen der Daedra machte, wenn es nur darum ging, sich zu verteidigen.

Allerdings wollte er auch lieber zum eigentlichen Grund seiner Anwesenheit zurückkommen: „Herr Jonicus. Dieser Telvanni zwang mich zu einer Reise nach Cyrodiil, um dort Sachen zu tun, die ich lieber nicht näher beschreiben will. Einer seiner Aufträge sah vor, einen gewissen Altmer zu töten.“ In diesem Moment zog der Mann eine Augenbraue hoch und schien hoch aufmerksam. „Er war unterwegs zur Kaiserstadt, um mit dem Erzmagier zu sprechen“: erzählte Tarrior weiter und bemerkte, wie der Nord langsam sehr unruhig auf seinem Stuhl wurde. „Es war euer Lehrling“: sprach der Dunmer es endlich aus. „Habt ihr ihn umgebracht!“: brach es der Kehle des Magiers hervor, der aufzufahren versuchte, aber wieder von den Fesseln zurückgehalten wurde. „Nein, ich nicht. Ich befreite ihn aus einer Ruine, in die ihn Meradanz gelockt hatte, um ihn festzuhalten, anstatt ihn dort zu töten. Von ihm erfuhr ich von euch. Allerdings wollte er mir nicht allzu viel über euren Aufenthaltsort sagen, weshalb es noch Probleme gab, euch zu finden. Er starb wohl kurz nachdem wir uns getrennt hatten. Als Warnung an mich, deponierte man mir seinen Kopf im Bett“: Tarrior blieb ruhig und abgeklärt, als er dies erzählte, obwohl er innerlich brodelte. Der Nord allerdings war nicht so ruhig, sondern brach sogar in Tränen aus. Der Tod seines Schülers musste ihm wohl nahe gehen. „Ich hätte ihn nicht allein nach Cyrodiil schicken sollen. Aber ich hatte keine Wahl. Ich hatte gehofft, dass man ihn nicht mit mir in Verbindung bringen würde“: murmelte der Beschwörer und blickte betrübt zu Boden. Seine langen, grauen Haare fielen dabei strähnig über seinen Kopf. Erst jetzt wurde Tarrior gewahr, dass der Mann sich wohl lange nicht mehr richtig gewaschen hatte. Seine Haut und auch seine braune Robe sahen abgegriffen, ungepflegt und schmutzig aus. Tarrior trat hinter ihn und löste langsam die Fesseln. Die Arme des Nord hingen nutzlos herab. Der Dunmer gab ihm noch einen Moment, bevor er wieder das Wort an ihn richtete: „Euer Schüler hat mir von euren Problemen berichtet. Er schaffte es nicht mehr zu Erzmagier Traven und ich habe es gar nicht probiert. Ich ahnte schon, dass Behram das nicht zugelassen hätte und wollte kein Risiko eingehen, doch hatte ich eine Hoffnung. Euer Lehrling erwähnte mir gegenüber, dass ihr Beweise gegen den Hexer habt.“ Der Nord sah zu ihm auf. Seine Augen waren hart. „Das ist sinnlos. Wir können der Gilde hier in Morrowind nicht trauen. Haltet mich für paranoid, aber ich weiß es besser. Er hat bezahlte Späher überall“: klagte der Magier. „Ich sprach auch nicht davon, die Magiergilde von einer Dummheit abzuhalten, sondern ihn direkt auszuschalten. Die Vergiftung der Telvanni-Ratsherren dürfte doch wohl ein gutes Argument sein“: entgegnete Tarrior. „Wenn es das nur schon wäre… Aber wer würde uns schon glauben? Ich gelte als seltsam, nicht umsonst nennt man mich den Verwirrten. Welche Aussagekraft hätte ein Beweis, den ich vorlege?“: resignierte der Nord. „Welche Aussagekraft hätte ein Beweis, den ein angesehener Ratsherr von Fürstenhaus Hlaalu vorlegt?“: fragte der Dunmer zurück: „Ich vergaß mich vorzustellen. Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres, Ratsherr von Fürstenhaus Hlaalu, Plantagenbesitzer und zudem Freund von Dram Bero, der wiederum ein Bekannter von Herzog Vedam Dren ist, der wiederum auch dem Fürstenhaus Hlaalu angehört.“ Der Nord rappelte sich auf. „Euch würde man Glauben schenken“: murmelte der Mann. „Behram würde seine gerechte Strafe bekommen und ihr könntet endlich wieder diese Höhle verlassen“: gab Tarrior noch zu Bedenken und der Mann strahlte für einen Moment. „Das wäre wunderbar“: dachte er laut und schien plötzlich abwesend, was Tarrior dazu veranlasste, noch einmal über den Beinamen des Magiers nachzudenken. Er seufzte und beließ den Mann bei seiner Träumerei, denn es war besser, wenn er ihm gewogen blieb.

Stattdessen blickte er sich noch einmal in der Hütte um, in der dieser Mann über Monate gehaust hatte. Über einer kleinen Feuerstelle blubberte ein Topf mit Wasser. Auf einem schiefen Holztisch danebenlag ein großer Haufen von verschiedenen Pilzen. Bei dem Gedanken daran, dass sich Jonicus über Wochen nur von diesen Höhlengewächsen ernährt hatte, überkam ihn ein Stück weit Übelkeit. Er ließ den Blick umgehend weiter schweifen und entdeckte neben dem Schränkchen mit den Ampullen mit Tränken und alchemistischen Zutaten einen kleinen Tisch mit alchemistischem Gerät und zwei, der für jede Magierbehausung obligatorischen, Bücherregale mit entsprechendem Bestand. Der Tisch und die beiden Stühle, neben denen sie gerade ihre Unterhaltung führten, stellten wohl eine Art Sitzecke dar. Durch Trennwände aus Guarhaut waren ein Schlafbereich mit zwei Truhen abgegrenzt. Außerdem gab es eine kleine Ausbuchtung in der Felswand, die mit Teppichen abgehängt war. Dort drin befanden sich ein Seziertisch, auf dem ein blanken Skelett lag sowie ein Tisch mit Gerätschaften, von denen sich Tarrior nicht einmal vorstellen wollte, wofür sie von Totenbeschwörern beim Präparieren einer Leiche verwendet werden. Nichts Außergewöhnliches. Natürlich hatte er sich schon nach den Beweisen umgesehen, aber er hatte nichts gefunden, was auch zum Teil daran lag, dass er nicht wusste, wonach er überhaupt suchte. Umso mehr wurde es jetzt langsam Zeit, dass Jonicus mit der Sprache herausrückte.

Tarrior berührte ihn an der Schulter und der Nord zuckte zusammen und brauchte wieder einen Moment, um sich zu besinnen. „Verzeiht. Ich war gerade in Gedanken an die Heimat. Wenn euer Plan funktioniert und ich mich wieder frei bewegen kann, will ich unbedingt die verschneiten Gipfel und tiefen Wälder Himmelrands wiedersehen. Dann sollte ich euch die Beweise aushändigen“: kam der Nord glücklicherweise selbst zum Wesentlichen zurück. Als er die Beweise noch einmal erwähnte, fiel Tarrior allerdings etwas ein, was der Mann gesagt hatte. „Was meintet ihr vorhin eigentlich mit ‚Wenn es das nur schon wäre…‘?“: fragte der Dunmer, während er Jonicus in Richtung des abgehangenen Bereichs mit dem Seziertisch folgte. „Nun ja. Das Rezept für das Gift, das die Telvanni-Ratsherren über Wochen ihrer Stimme beraubte, kam von der Mythischen Morgenröte“: warf der Nord diese Bemerkung fallen. Tarrior blieb wie angewurzelt im Durchgang stehen. „Ich sagte ja, dass das völlig unglaubwürdig ist. Wer würde einem so eine verrückte Geschichte glauben, wenn man als „der Verwirrte“ bekannt ist?“: fabulierte der Magier einfach weiter. Tarrior schloss umgehend zu ihm auf, packte ihn und drehte ihn zu sich herum. „Wollt ihr mir damit etwa sagen, dass Behram Meradanz ein Mitglied der Mythischen Morgenröte ist?!“: fuhr er ihn an. „Nun ja. Ein angesehener Ratsherr eines Fürstenhauses, der alles hat und bereits mächtig ist, wer würde schon glauben, dass der auf die Zusammenarbeit mit den Daedra angewiesen ist.“ Tarrior fing an der Kopf zu dröhnen. „Meradanz studierte die Dwemer und die waren nicht sonderlich gut auf die Daedra zu sprechen, waren geradezu lästerlich den Daedra-Prinzen gegenüber. Außer schickte Meradanz mich in die Totenländer um dort Vholendrung zu stehlen. Das passt irgendwie nicht zusammen“: drehten sich seine Gedanken. Er ergriff noch einmal den Nord: „Ich glaube ihr müsst mir jetzt ein paar Sachen erklären. Was genau habt ihr nun in der Hand?“ Jonicus schaute ihn an und seufzte: „Also hat euch mein Lehrling wohl doch nicht so viel erzählt.“ Der Nord setzte sich auf den Seziertisch und musterte das Skelett für einen Augenblick nachdenklich. „Ich und mein Lehrling untersuchten eine daedrische Ruine auf halbem Weg zwischen Ald’rhun, als es noch nicht von den Daedra erobert war, und der Geisterpforte. Ich habe ihn hinunter zum Altar geschickt, um einige Zutaten von den dort lebenden Kultanhängern zu kaufen. Ich untersuchte die außen gelegenen Inschriften, als ein Mann in einer Zwergenrüstung plötzlich auftauchte. Ich versteckte mich zwischen den Säulen und wartete ab, während er inmitten eines zerfallenen Raums wartete. Nach einigen Minuten tauchte ein Mann in roten Gewändern, ein Anhänger der mythischen Morgenröte aus dem Schatten auf. Ich hielt mich weiterhin verborgen. Das Treffer dauerte allerdings nicht lange an. Der Mann in der Zwergenrüstung übergab ein versiegeltes Schreiben an den Daedra-Anhänger und verschwand dann. Der Agent der Morgenröte wartete bis sein Gesprächspartner weg war, erbrach das Siegel und wollte gerade die Nachricht lesen, als mein Schüler aus den Katakomben kam und laut auf sich aufmerksam machte. Der Kultist wollte ihn töten. Ich beschwor einen Daedroth zur Verteidigung und erwischte ihn von hinten mit einem Blitzzauber. Wir nahmen den Brief an uns und kehrten schnell nach Ald’rhun zurück, wo man uns für meine Forschungen Unterkunft gewährt hatte. Dort lasen wir dann den Brief. Die Mythische Morgenröte hatte das Rezept für das Gift, dass die langanhaltende Stummheit hervorrief für Meradanz zusammengestellt. Der bedankte sich in dem Brief nicht nur dafür sondern bat auch noch darum Oblivion-Tore auf den Inseln um Sadrith-Mora herum zu öffnen. Im Gegenzug für seine Hilfe einen Krieg zwischen der Magiergilde und den Telvanni zu provozieren, erinnerte er seinen Ansprechpartner an eine vereinbarte Gegenleistung. Natürlich wollten wir damit umgehend an die stellvertretende Erzmagierin herantreten und meldeten den Vorfall. Allerdings versuchte man uns noch in derselben Nacht, bevor wir nach Balmora aufbrechen wollten, im Schlaf zu ermorden. Die Mitteilung musste abgefangen worden sein. Also haltet mich nicht für paranoid, wenn ich sage, dass er oder die Mythische Morgenröte ihre Agenten überall haben. Auf jeden Fall verließen ich und mein Lehrling Ald’rhun umgehend und kamen hierher. Ich habe nur noch meinem Großcousin in Maar Gan das Nötigste von der Sache erzählt, als wir dort durchkamen. Ich wollte dann Erzmagier Traven in Cyrodiil informieren, dass er mich hier mit einem unabhängigen Begleitschutz herausholt und ich ihm den Brief als Beweis übergeben kann, aber ihr wisst ja wie das endete.“: berichtete Jonicus ausführlich, was sich zugetragen hatte.

Tarrior hörte aufmerksam zu und strich sich wieder durch den Kinnbart. „Woher wisst ihr, dass der Brief von Meradanz war?“: fragte er. „Das Siegel ist Seines. Im Schreiben bezeichnet er sich selbst als Magierfürsten und er hat es sogar unterschrieben. Er war offenbar völlig sorglos“: antwortete der Nord. „Er leidet an völliger Selbstüberschätzung und Arroganz. Das ist alles“: grummelte Tarrior. „Wo habt ihr den Brief?“: wollte er nun wissen. Der Nord lächelte. Ich habe ihn hier bei mir sicher verwahrt. Tarrior staunte nicht schlecht, als der Nord den Schädel des Skelettes auf dem Seziertisch ergriff und den Kiefer auseinander drückte. Tatsächlich befand sich im Mundraum eine zusammen gefaltete Nachricht. Ohne zu zögern übergab der Magier sie dem Dunmer. Tarrior konnte noch nicht glauben, dass er endlich die nötigen Beweise in Händen hielt. Und das hier war sogar noch besser als nur die Vergiftung des Rates der Telvanni. Mit diesen Beweisen würden die Ordinatoren hinrichten und egal, was er auch noch an Beweisen gegen ihn selbst vorlegen würde, würde alles an Bestandskraft damit verlieren. Tarrior war so glücklich wie lange nicht und wähnte sich fast am Ziel. „Ich muss diesen Brief nach Vivec bringen. Wenn die Ordinatoren das hier in die Finger bekommen, ist Meradanz‘ Zeit abgelaufen. Am besten wartet ihr solange hier in der Höhle. Hier ist es sicherer“: gab Tarrior Anweisungen, während er die Felsnische, dicht gefolgt von Jonicus, verließ und bereits auf dem Sprung zur Tür war. „Ihr seid ja so aufgedreht“: stellte der Nord fest, da traten sie gemeinsam auf die Treppe hinaus. „Wissen sie, wie lange ich jetzt auf der Suche nach diesen Beweisen war, um endlich meine Rache und meinen Frieden zu bekommen? Ich werde sie erst wieder hergeben, wenn ich sie dem obersten Ordinator höchstpersönlich in die Hand drücken kann. Vorher nur über meine Leiche!“: frohlockte der Dunmer, als plötzlich eine Stimme aus der Höhle heraus erklang: „Das würde ich mir noch einmal überlegen Serjo Gildres. Wir wollen doch nicht, dass wir euch beim Wort nehmen müssen.“ Ein junger Bretone trat aus dem Tunnel, durch den Tarrior zuvor hereingekommen war, in den Lichtschein der Fackeln. Ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen.

KingPaddy
14.10.2012, 22:55
Tarrior kannte ihn und nur wenig später fiel ihm auch der Name wieder ein: „Aytor!“ Der Nord schaute ihn fragend von der Seite an. Mit knirschenden Zähnen beantwortete der Dunmer die stumme Frage: „Das ist der Schüler von Behram Meradanz.“ Der Nord sog scharf die Luft ein, während der Bretone näher kam. „Es ist schön, dass ihr euch noch an mich erinnern könnt, obwohl es schon einige Wochen her ist, seit wir uns in Ebenherz sahen. Sagt, wie ist es euch ergangen? Vvardenfell hat sich seit eurer Abreise gewiss verändert“: begann der junge Mann ein Gespräch in einem höflichen Ton. Tarrior ging nicht darauf ein: „Was wollt ihr hier, wie habt ihr mich gefunden?“ Aytor zog seine Augenbrauen zusammen und die freundliche Maske, die er aufgesetzt hatte, wich einer eher kalten, geschäftigen Miene. „Glaubt ihr es bleibt unbemerkt, wenn ein Ratsherr von Haus Hlaalu unbedingt nach Maar Gan will und sich zu diesem Zweck sogar einen spektakulären Zweikampf mit dem Anführer einer großen Magischen Miliz liefert? Wir kamen kurz nach euch in Maar Gan an und es war ein Leichtes für mich, euch zu folgen, nachdem ihr euch über die Felswand abgeseilt und weggestohlen habt. Ich muss euch wirklich danken, dass ihr uns hierher geführt und uns sogar die Wächter aus dem Weg geräumt habt. Vielmehr muss ich sogar noch dafür danken, dass ihr dieses kleine Schriftstück für mich gefunden habt. Ich hätte ansonsten danach suchen müssen. Und nun gebt es her und liefert uns den alten Mann aus, dann können wir über diese kleine Unbotmäßigkeit von eurer Seite hinwegsehen, dass ihr euch Meister Meradanz widersetzt habt“: beantwortete der Bretone Tarriors Fragen. „Wer sind denn eigentlich ‚wir‘?“: wollte der Dunmer wissen, dachte aber schon darüber nach, wie er hier heraus kommen sollte. Der Bretone war gewiss nicht allein. „Nun ja. ‚Wir‘ sind zum Einen meine Wenigkeit und diese vier Herren hier, ihre schwere Rüstungen und ihre großen Waffen“: er deutete auf vier Wächter mit Telvanni-Helmen in Dwemer-Rüstungen, die nun aus dem Schatten des Gangs in die Höhle traten:“ und zum Anderen auch Meister Meradanz, der in Maar Gan einigen „Geschäften“ nachgeht.“ „Ihr verfluchten Bastarde ich weiß alles über eure Machenschaften“: schrie er den Bretonen an, doch versuchte er eigentlich noch etwas Zeit zu schinden, um eine Lösung zu finden. „Das bezweifle ich Serjo Gildres. Ihr versteht wahrscheinlich nicht einmal die Tragweite eurer eigenen Rolle. Aber nun ist es genug. Wir müssen noch ein Luftschiff bekommen. Übergebt uns den Nord und das Schriftstück freiwillig oder wir werden Gewalt anwenden müssen“: forderte Aytor. Seine Schergen zogen ihre Waffen – Langschwerter und Streitäxte nach dwemerischer Machart. Tarrior blickte zu dem Nordmagier an seiner Seite hinüber. Er sah entschlossen aus. Sie nickten sich zu. „Ohne einen Kampf werden wir hier nicht herauskommen“: dachte er und rief: „Ich sagte doch, dass ihr das Schreiben nur über meine Leiche bekommt und für den Magier gilt das Gleiche.“ Das Gesicht des Bretonen verzerrte sich einen Augenblick vor Ärger. „Angriff!“: befahl er und die Schergen stürmten los.

„Das habt ihr euch so gedacht“: erklang Jonicus‘ Stimme. Der Nord erhob die Hände und murmelte ein paar Worte. Aus dem Sandbecken, über das die Angreifer gerade zu ihnen übersetzen wollten, brachen drei Skelette bewaffnet mit Glaskolben und Glasstreitäxten heraus. Die überraschten Meuchler gerieten sofort in eine Kaskade aus niederprasselnden Schlägen. Die Dwemer-Rüstungen waren dick und stabil, aber einige Treffer fanden die Lücken im Rüstzeug und konnten blutige Wunden schlagen. Tarrior zog sein Schwert und stürzte sich in den Kampf. Der Nord hingegen begann mit Angriffszaubern unterstützend in den Kampf einzugreifen. Tarrior befürchtete aber, dass da nicht mehr viel kommen würde. „Er ist garantiert so geschwächt wie ich“: dachte er. Zwar konnte er zwischenzeitlich etwas ausruhen und einen Trank zu sich nehmen, aber er war vom Kampf gegen die Untoten und dem langen Marsch noch sehr erschöpft. Was die Magie anging musste es dem Nord mindestens ebenso gehen. Dieser Kampf musste ein schnelles Ende finden und so warf sich der Dunmer gleich mit aller Kraft gegen einen seiner Gegner und ließ den schwerfälligen Koloss taumeln, während er mehrere schnelle Schläge gegen ihn prallen ließ. Der Gegner rückte damit direkt in Jonicus‘ Schussfeld und ein Kugelblitz schlug kurz darauf in die Rüstung ein. Ein Schmerzensschrei war zu hören. Offenbar bewusstlos sank der Feind zu Boden. Allerdings war das kurze Stärkegleichgewicht nicht von langer Dauer, als Aytor mit einem eigenen Blitzschlag ein Skelett frontal erwischte und der Erweckungszauber unter der Wucht der Zerstörungsmagie kleinbeigab. Das Knochengerüst fiel in sich zusammen. Tarrior focht derweil mit einem weiteren Schergen und dessen Langschwert und sie schenkten sich Nichts. Mehr als einmal verkeilten sich die Klingen ineinander, als Block auf Schlag und Schlag auf Block folgten. Der Mann unter dem Kopffüßerhelm wusste was er tat und gab sich auch keine direkte Blöße. Während der Dunmer also alle Hände voll zu tun hatte, kämpften die verbliebenen Skelette erfolgreicher und drängten ihre beiden Kontrahenten etwas zurück. Aytor und Jonicus selbst bewarfen sich mit Zaubern oder verhinderten zumindest mit Schilden, dass der jeweils andere in den Kampf eingreifen konnte. Ein Erfolg verbuchten die Diener von Meradanz‘ erst als einer der Kämpfer seinem gegenüberstehenden Skelett den Waffenarm abschlug. Als er ihm nachsetzen wollte, traf ihn allerdings das andere Skelett mit seinem Glaskolben von der Seite am Kopf. Der Helm fing zwar den Angriff ab, aber ein großes Stück des Materials brach heraus und gab den Blick auf das blasse Gesicht darunter frei. Tarrior wollte diese Gelegenheit nutzen und verschaffte sich durch einen Rundumschlag etwas Raum und lief zum Gegner mit dem angekratzten Helm hinüber. Er war noch vom Angriff des Skeletts benommen, sodass er Tarrior erst bemerkte, als es zu spät war. Der Dunmer kam heran, drückte seine Hand in das Loch und ließ einen konzentrierten Feuerstoß gegen den Kopf seines Opfers los. Sofort breitete sich der Zauber unter dem Helm aus. Schreiend und versuchend sich den Helm abzureißen rollte sich der Krieger auf dem Höhlenboden. „Bleiben noch drei“: zählte Tarrior in Gedanken.

Das armlose Skelett verlor in diesem Moment allerdings auch seinen Kopf und war damit aus dem Spiel. Er und ein weiteres Skelett mit einem Glasstreitkolben gegen zwei schwer gerüstete Gegner. Die beste Chance für einen Sieg bestand in einem gemeinsamen Angriff. Der Streitkolben war kaum geeignet die dicken Rüstungen der Angreifer zu durchdringen. Er musste versuchten, dass die Gegner ihre Deckung gegen den Kopf fallen ließen. Das Problem bestand allerdings darin, dass er einen der beiden Angreifer dafür aus den Augen lassen musste und da der Mann mit dem Langschwert durchaus damit umzugehen verstand, war Tarrior nur wenig geneigt dies zu tun. Lauernd standen sie sich gegenüber und warteten auf einen Zug des jeweils anderen. „Bei den Göttern! Hampelt dort nicht rum. Ihr werdet dafür bezahlt, dass ihr mit euren Waffen zuschlagt und verstümmelt und nicht ein Tänzchen mit euren Gegnern beginnt. Wir haben nicht ewig Zeit. Stürzt euch auf sie“: forderte Aytor, der weiterhin halbuntätig am Rand des Sandbeckens stand und den Schild aufrechterhielt. Tarrior leckte sich die Lippen, packte sein Schwert fester und stürzte nach vorne los. Er hielt direkt auf den Schwertkämpfer zu, der sich bereits mit einem Bein abstützte und für einen Block bereithielt. Das Skelett rannte synchron mit ihm los. Auch der andere Kämpfer machte sich auf den Angriff gefasst, allerdings tat der Dunmer dann etwas, womit sie offenbar nicht gerechnet hatten. Er drehte kurz zuvor ab und führte aus dem Lauf heraus einen Streich gegen den Kontrahenten des Skeletts, worauf dieser nicht gefasst war. Taumelnd kassierte er einen Streich quer über den Brustpanzer, nur einen Augenblick später war auch der Schlag des Knochendieners heran. Der Streitkolben flog auf den Kopf zu und erwischte in einer Bewegung von unten das Kinn des Mannes. Tarrior mochte sich den Schmerz nicht einmal vorstellen, als es Meradanz‘ Scherge von den Füßen holte und nach hinten umwarf. Der andere Gerüstete nutzte allerdings seine Chance, sprang vor und köpfte auch das letzte Skelett. Tarrior schaffte gerade noch sein Schwert auf Brusthöhe zu bekommen, bevor der Krieger aus der Bewegung heraus den Schlag noch gegen ihn verlängerte. Wieder prallten die Klingen gegeneinander. In diesem Moment fiel der Schild um ihn herum zusammen. Der Dunmer wunderte sich, aber brachte seinen Gegner zwischen sich und Aytor, der offenbar die Chance schon ergreifen und einen Zauber schleudern wollte. Er selbst konnte Jonicus nun nicht mehr sehen, da er ihm den Rücken zugewandt hatte. Er hörte allerdings Schritte, die die Felstreppe hinunter eilten. Plötzlich hüllte ihn roter Rauch ein und ein außerordentlich bedrohliches Knurren erklang. Als er aus dem Augenwinkel heraus dann einen riesigen Berg aus Fleisch, Schuppen und Muskeln mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen neben sich bemerkte, setzte sein Herz für einen Moment aus und vor Schreck stürzte er in den Sand. Das war auch besser, wie sich kurz darauf herausstellte.

Die Bestie stürmte achtlos über die Stelle, an der er gestanden hatte, hinweg und fiel umgehend den letzten von Behrams Kriegern an. „Ich hoffe das hilft“: hörte er die Stimme des Nord hinter sich, der ihm auch wieder auf deine Beine half. Die Stimme und die Hand des Magiers zitterten. Seine Augen waren eingefallen und wiesen einen dunklen Rand auf. Er musste sich für diese Beschwörung völlig erschöpft haben. Doch jetzt schien sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden und sie wollten es endlich zu Ende bringen. Da der Daedroth sich nun mit dem Gerüsteten amüsierte, wandten sich Tarrior und Jonicus dem jungen Bretonen Aytor zu, der nun völlig schutzlos war und ihnen den Weg aus der Höhle versperrte. Er schien allerdings kaum beeindruckt. Tarrior fühlte wie Jonicus neben ihm noch einen schwachen Blitzzauber konzentrierte. Er selbst wollte dem nicht nachstehen und unterstützte das Vorhaben mit einem starken Feuerball. Die Energie zeigte sich bereits stofflich als Aureole um ihre Hände. Sie streckten sie gerade vor und wollten die Magie loslassen, um Behrams Lehrling das verächtliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, als dieser zwei dicke Schriftrollen von seinem Gürtel zog und sie mit einer geschickten Bewegung so warf, dass sie sich noch im Flug selbst aufrollten. Leuchtende daedrische Runen waren darauf zu sehen. Tarrior erkannte, worum es hier ging und feuerte den Zauber ab. Doch bevor diese ihr Ziel erreichen konnten, wuchsen zwei Zenturio-Sphären begleitet von einer weißen Wolke aus der Schriftrolle heraus. Die Zauber schlugen in die beiden Animunculi ein, die sich davon nur mäßig beeindruckt zeigten. Tarrior wusste, dass die Legierung nicht allzu anfällig gegen Zauber war. Außerdem hatten Maschinen kein empfindliches Fleisch, das durch Schock- oder Brandwunden geschädigt werden konnte. „Das sieht Behram ähnlich“: keifte Tarrior und erinnerte sich an den Animunculi-Diener damals bei ihrem ersten Treffen. Ein lautes Knirschen erklang in diesem Moment. Jonicus, er und auch Aytor richtete ihren Blick wieder auf den Daedroth, dem zwar das Langschwert seines Gegners tief in der Brust steckte, der aber diesem gerade den Helm und die Hälfte des Gesichtes weggerissen hatte. Mit wütendem Brüllen stürzte sich die daedrische Bestie auf die rechte der beiden Maschinen. Ihre Oberfläche begann lila zu leuchten. Tarriors Augen begannen sich zu weiten. Er schaute zu Aytor hinüber, dessen Hand ebenfalls leuchtete. Ein Lächeln stand in seinem Gesicht.

„Jonicus ruf den Daedroth zurück!“: rief Tarrior noch, doch die Bestie biss sofort in die dürren ausgefahrenen dürren Glieder des Animunculus und riss den Körper auf. Eine lilafarbene Welle übertrug sich vom Körper der Dwemer-Maschine auf den Dämon aus dem Reich des Vergessens. Er kreischte, zerdrückte noch den Kopf der Sphäre und zerstob in einer roten Wolke. Die andere Sphäre rollte sofort zu einem Angriff heran und hatte es offenkundig auf Jonicus abgesehen. Der Nord selbst keuchte, sodass Tarrior, dem es kaum besser ging eingreifen musste und sich dazwischen warf. Mit einem Zischen fuhr die Sphäre eine lange Klinge aus. Tarrior parierte sie mit seinem Langschwert im rechten Moment und ließ sich auf ein Kräftemessen mit den mechanischen Muskeln dieses Gegners ein. Die Maschine war ihm physisch nach den ganzen Kämpfen ganz klar überlegen, denn sie besaß keine Ausdauer und würde das Duell schon sehr bald gewinnen. Sie brauchten Magie und wenn es ihr letzter Rest war. Auch Aytor hatte viel Magie verbrauchen müssen, um diese Gerätschaften zu beschwören. Sie mussten diesen Gegner einfach überwinden. „Jonicus. Habt ihr noch Kraft für einen Zauber?“: fragte Tarrior der Nord, der hinter ihm stand und ziemlich keuchte. „Ich… ich bin… fast am Ende, aber für eine Attacke dürfte es noch reichen“: antwortete er. „Ich werde gleich die Waffe der Sphäre freigeben, dann legte eure letzte Kraft in einen Frostzauber und friert dieses Ding ein“: presste der Dunmer zwischen den Zähnen hervor. Seine Arme taten weh und er konnte die Klinge kaum noch halten. Er hatte auf der Rückreise nach Vvardenfell ein Buch gelesen, dass die Expedition in eine Dwemer-Ruine beschrieb. Dort stand auch drin, wie man Animunculi außer Gefecht setzen kann. Tarrior hatte die Taktik noch weiter entwickelt. Hoffentlich funktionierte das alles, wie er sich das vorstellte.

Er und der Nord tauschten noch ein Nicken aus und dann ließ Tarrior die Deckung fallen und rollte sich zur Seite ab. Der Animunculi ließ sich davon nicht beirren und wollte den Angriff auf den Nord wieder aufnehmen, doch dieser hielt bereits den Frostzauber bereit. Eine weiße Wolke hüllte die Maschine völlig ein und legte den Mechanismus im Inneren völlig lahm. Zwar funktionierte das Gerät nicht mit Dampf, aber eine vereiste Mechanik, kann auch nichts bewegen, weshalb damals beim Überflug über die Jeralls auch die Anlagen des Luftschiffes stets von Eis freigehalten werden mussten. Allerdings war der Zauber offenbar nicht stark genug. Ein Ruckeln ging durch die Sphäre und der Schwertarm begann sich mit abgehackten Bewegungen wieder zu bewegen. Tarrior handelte umgehend, konzentrierte Magie in der Hand und setzte einen letzten Feuerball gegen das Gerät. Es gab noch ein kurzes Zischen, bevor der Animunculus im nächsten Augenblick geradezu aufgesprengt wurde und als leblose, aufgerissene Hülle zurückblieb. Tarrior sah ein großes Zahnrad herausspringen, das dann irgendwo im hinteren Teil der Höhle verschwand. Sein Plan war aufgegangen. Der plötzliche Unterschied zwischen Kälte und Hitze hatte selbst das Metall der Dwemer zumindest an den Nähten nicht vertragen. Er sah zum Nord hinüber, doch Jonicus brach in diesem Moment offenbar vor Erschöpfung zusammen. Er entschied sich, sich um ihn zu kümmern, sobald sich die Angelegenheit hier geklärt hatte. Sofort richtete er seine Augen auf den jungen Bretonen, der mit etwas fassungslosem Blick, den Zugang zu den Tunneln blockierte. Tarrior erhob sich. Sein Blick spiegelte den Hass, den er im Moment empfand, deutlich wieder. Aytors Augen irrten hin und her und dann begann er mit den Zähnen zu knirschen. Im Näherkommen sah Tarrior, dass auch ihm Schweiß das Gesicht herunterlief. Der Dunmer war überrascht, als der Magier das Wort an ihn richtete: „Unglaublich, dass ihr mich dazu zwingt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr und der alte Mann solche Probleme machen würdet. Meister Meradanz hatte also Recht.“ „Dann war euer Meister intelligenter als ihr. Es wird Zeit diese Sache hier zu beenden, Aytor“: brüllte Tarrior und präsentierte die Klinge. Der Bretone kniete sich plötzlich hin und ein diabolisches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor es sich in tiefer Konzentration verhärtete. „Ohja Serjo Gildres. Zeit diese Sache zu beenden“: sagte er und zog noch eine dritte Rolle, die er am Gürtel hinter seinem Rücken getragen hatte. Sie war noch wesentlich dicker als die anderen Beiden und er entrollte sie ebenso gekonnt.

Tarrior war zu erschöpft um etwas zu unternehmen. Aus der weißen Kaskade wuchs vor ihm ein kolossaler Dampf-Zenturio in die Höhe. „Es war noch nie nötig ihn einzusetzen, doch ihr zwingt mich dazu. Ihr habt meinen Respekt verdient, doch jetzt ist es vorbei mit euch“: sagte Aytor, der neben dem Zenturio auftauchte und ebenso eingefallen aussah, wie der Nord. Tarrior sah dem metallenen Monstrum entgegen. „Es ist aus“: dachte er. Gegen diesen Gegner konnte er und konnte er vor allem in seinem jetzigen Zustand nicht ankommen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und die Höhle verschwamm in gleißendem Weiß. „Wie schwach du geworden bist. Besiegt von einem Fremdländer? Jämmerlich!“: sagte er eine spöttische Stimme. Die Vision ging genauso schnell vor rüber wie sie gekommen war. „Ich muss mich zusammenreißen. Niemand besiegt einen Dagoth!“: dachte er und packte das Schwert fester. Getrieben von blinder Wut stürmte er vor. Seine Zauberkraft war erschöpft, doch seine Wut war es lange nicht. Er stürzte sich mit manischem Gebrüll auf den Animunculi und hieb mit ungezügelter Gewalt auf den Metallkörper ein ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Knirschend holte er mit seinem rechten Arm aus, der nicht in einer metallenen Hand sondern einer riesigen mit stachelbewehrten Kugel auslief, die jeden Streitkolben als lächerlichen Fleischklopfer vorführte. Es bedurfte nur eines Hiebs, den Tarrior in seiner Raserei nicht kommen und ihn deshalb direkt und unabgebremst traf, um ihn durch die Höhle zu schleudern. Er konnte nicht mehr atmen, sein Körper war ein Schmerz und kurzerhand schwanden ihm die Sinne. Doch nicht für lange. Unsanft wurde er in das Wachen zurückgeholt. Er sah in das ausdruckslose Gesicht Aytors.

Seine Häme war verflogen, doch zu guter Letzt hatte er doch noch gesiegt. Tarrior hasste ihn, Meradanz und vor allem sich selbst dafür. Er versuchte sich zu bewegen, doch alles tat ihm weh, außerdem schien man seine Hände gefesselt zu haben. Als er versuchte sich auf Magie zu konzentrieren, bemerkte er an dem Schmerz an seinen Handgelenken, dass es wohl Sklavenfesseln sein mussten. „Er ist fixiert“: hörte er eine Stimme hinter sich, die bald darauf in sein Gesichtsfeld trat. Es war einer der Schergen, der offenbar wieder zu Bewusstsein gekommen war und scheinbar hatten sich auch noch zwei andere erholt, obwohl der Eine mit seinen schweren Brandwunden vermutlich einer weiterführenden Behandlung bedürfte. Der vierte Wächter, den der Daedroth erwischt hatte, lag noch immer tot im Staub. Die beiden Anderen waren gerade dabei Jonicus zu fesseln. Der Nord starrte ins Leere und sah fertig aus. „Wir haben nur ein Paar Sklavenfesseln dabei. Wie sollen wir den Magier ohne die sicher fesseln?“: fragte einer von Aytors Begleitern. Der Bretone wandte sich von Tarrior ab und ging zu dem Nord herüber. Er ließ sich von dem Kämpfer eine Axt geben. „Denkt doch mal nach. Wenn wir hierhergekommen sind, obwohl wir nur ein Paar Fesseln mithaben und ich euch anweise den Dunmer damit zu fesseln, was denkst du, soll wohl mit dem Nord gemacht werden?“: herrschte er seinen Untergebenen an, holte mit der Streitaxt aus und schlug sie Jonicus direkt in den Schädel. Blut spritzte aus der Wunde und der Nord kippte mit geschlossenen Augen zur Seite. Ein bedrücktes Schweigen trat ein, während Aytor die blutige Streitaxt seinem Krieger wieder in die Hand drückte. „Macht euch gefälligst nützlich. Holt die Guare hier herein und ladet die Leichen und die kaputten Zenturio-Sphären auf. Meister Meradanz bringt uns um, wenn wir seine Maschinen hier zurücklassen. Und dann zündet hier alles an. Verbrannte Erde. Ich will, dass keine Spuren übrig bleiben. Na los macht schon“: bellte der Bretone Befehle und die Männer machten sich murrend ans Werk. Auch sie waren deutlich vom Kampf mitgenommen und hätten eine Pause sicherlich gut gebrauchen können.

Tarrior brauchte seine gesamte Konzentration, um dem Geschehen zu folgen und nicht erneut in Ohnmacht zu fallen. Der Bretone wandte sich ihm wieder zu. „Was habt ihr jetzt mit mir vor?“: fragte Tarrior. Seine Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper, den er am liebsten ausgespuckt hätte. Der Bretone verzog keine Miene. „Der Meister hat euch davor gewarnt, euch in unsere Angelegenheiten einzumischen. Ihr wisst welche Strafe euch angedroht worden war“: antwortete Aytor. Der Dunmer begann zu lachen: „Behram wird mich also töten?“ Der Magier schaute ihn todernst an. „Es wird mir ein Vergnügen sein die Strafe noch hier an Ort und Stelle selbst zu vollstrecken“: sagte er. Tarrior schluckte. „Bring mir das Kästchen!“: brüllte der Bretone einem der Krieger zu, der kurz im Tunnel verschwand. Scheinbar hatten sie etwas Ausrüstung dabei. Und tatsächlich kam der Scherge mit einem kleinen Kasten aus Holz zurück und übergab es Aytor. Während sich die Augen des Dunmers weiteten, als er realisierte, dass sie ihn hier und jetzt töten wollten, schob der Magier den Deckel zurück. Als er allerdings den Inhalt herausnahm, konnte Tarrior kaum ein Lachen unterdrücken. In seiner Hand befand sich nur ein kleines, einfaches Silbermesser, das man nicht einmal als Dolch bezeichnen konnte. Aytor grinste plötzlich diabolisch. „Ihr lacht? Ihr solltet nicht über die Größe urteilen. Viel wichtiger ist was in dem Messer steckt oder besser womit es beschichtet ist“: wies er ihn hin. „Ein Gift“: keuchte Tarrior. „Das Gift ist geradezu tödlich, selbst in geringen Mengen. Der Meister hat einige Kanäle und so einige Draken bemühen müssen, um an einen Alchemisten heranzukommen, der ihm dieses Gift zusammen mischen konnte.“: erklärte der Bretone und es machte ihm sichtlich Spaß Tarrior mit dem Messer zu verunsichern. In einer schnellen Bewegung griff er nach Tarriors Haaren, zog daran und somit seinen Kopf nach hinten. „Das Messer ist kaum eine ernstzunehmende Waffe, doch ist sie dennoch tödlich. Eure Reise ist hier und jetzt vorbei“: sagte er und ritzte ihn schmerzhaft, aber nicht besonders tief der Länge der Klinge nach den Hals auf. Danach wischte er mit einem Tuch das Blut vom Messer und packte es zurück in das Kästchen. Tarrior spürte augenblicklich wie sein gesamter Körper taub wurde. Das Gift wurde von seinem immer schneller schlagenden Herzen in alle Teile seines Körpers gepumpt, wo es seine verheerende Wirkung tat. Im Kopf wirkte es zuletzt. Er fühlte wie ihm die Sinne schwanden und wie es eisig kalt in ihm wurde. Das Herz, das zuvor noch fast zum Zerreißen schnell schlug, schlug nun immer langsamer. Ein letzter Atemzug entwich Tarriors Lungen und der Herzschlag setzte endgültig aus. Er schloss die Augen – das Letzte, was er sah, war das Gesicht des Bretonen, der Anweisungen gab alles für die Reise nach Tel Uvirith aufzuladen – und Finsternis umfing ihn. „Ich sterbe“: war Tarriors letzter Gedanke.

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Erben der Häuser (http://www.multimediaxis.de/threads/137132-Die-Erben-der-H%C3%A4user)" fortgesetzt.

Glannaragh
02.02.2013, 04:08
Anschluss an die Handlung von "Schildstadt (http://www.multimediaxis.de/threads/131680-Schildstadt)".


Erynn machte sich bald zurück auf den Weg nach Skingrad. Sie hatte eine Nacht in der Gilde von Leyawiin verbracht und bemerkt, daß es ihr schwer fiel, sich wieder an die Gemeinschaft der Krieger zu gewöhnen. Sie waren so einfach, so herzlich, so... anders, als die Gesellschaft, die sie in den letzten Wochen und Monaten gepflegt hatte. Damit würde sie erst wieder klarkommen müssen.
Noch kam es ihr unwirklich vor wieder allein unterwegs zu sein, und vor allem so plötzlich wieder einen Teil der öffentlichen Ordnung zu repräsentieren. Zu sehr hatte sie sich an die Gesellschaft von Totenbeschwörern und Mördern gewöhnt, zu sehr war ihre Einteilung der Welt in schwarz und weiß erschüttert worden. Die Frau, die jetzt nach Hause zurückkehrte, war nicht mehr dieselbe, die vor mehreren Monaten irgendeinen Fremden in der Zwei Schwestern – Taverne angequatscht hatte, womit die ganze Geschichte ihren Lauf genommen hatte.
Erynn schob ihren Kummer beiseite – sie vermißte ihre beiden Begleiter, aus völlig unterschiedlichen Gründen. Aber das war nicht alles. Bisher war ihr Weg ihr vorgezeichnet erschienen: Karriere in der Gilde, vielleicht irgendwann nach Cheydinhal zurückkehren, wenn sie genug davon hatte, eine Familie gründen... Aber jetzt? Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich könnte alles tun, was ich will.

Nach zwei Tagen hatte sie Skingrad erreicht, ging den vertrauten Weg von den Stallungen hoch zum Gildenhaus. An der Pforte zögerte die Elfin kurz. Das Heimkehren erforderte mehr Mut als das Fortgehen.

Erynn stieß die Tür auf und trat in die vertraute Halle. Das übliche Bild, die gewohnten Gerüche und Geräusche. Nach und nach wandten sich ihr einige Gesichter zu. Sie lächelte. „Ja, ich bin zurück.“
Besonders Parwen und Bok freuten sich, die Dunmerin wiederzusehen, und es dauerte eine Weile, bis sie sich von beiden losmachen und mit ihrem Anführer sprechen konnte. Ah-Malz hatte sie ebenfalls begrüßt, sich dann aber in sein Büro zurückgezogen, wo Erynn ihn schließlich aufsuchte. Er versuchte sich an einem Lächeln, was in dem echsischen Gesicht eher wie ein Zähneblecken aussah, und wartete, bis die Elfin sich gesetzt hatte.
„Es ist schön, daß du wieder da bist. Zwischenzeitlich hatte ich daran gezweifelt, dich überhaupt jemals wiederzusehen.“
„Diesesmal werde ich bleiben“, antwortete Erynn. „Ich habe geregelt, was zu erledigen war und die Antworten gefunden, die ich gesucht habe.“
„Wo bist du überhaupt gewesen?“
„Vvardenfell...“
„Die alte Heimat?“
„Ja.“
„Du bist doch sonst nicht so schweigsam.“ Ah-Malz beugte sich über die Tischplatte und fixierte die kleinere Frau.
„Mag sein. Es ging um persönliche Angelegenheiten. Eine Familiengeschichte, wenn du so willst. Ich mußte wissen, wer ich bin. Wo ich hingehöre.“
„Hört sich ganz schön mysteriös an, Erynn.“
Die Elfin sah auf, schaute den Argonier an, als wolle sie jede Schuppe in seinem Gesicht einer genauen Musterung unterziehen. Ich weiß wie es sich anfühlt, solche Schuppen von den Knochen zu schälen... „Ja“, saget sie schließlich und war sich bewußt, daß ihre Stimme bestimmter war als sonst, wenn sie mit ihrem Vorgesetzten sprach. „So mag es klingen. Ich war auf Vvardenfell, um eigene Angelegenheiten zu regeln, welche die Gilde nicht betreffen. Und ich will sie hier nicht ausbreiten. Kann ich meine Kammer wiederhaben?“

Ah-Malz stutzte kurz. Solche Worte war er von ihr nicht gewohnt. Die Reptilienaugen mit den geschlitzten Pupillen verengten sich kurz, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. „Kannst du. Was weiter? Kann ich mit dir rechnen, oder verschwindest du morgen wieder für ein paar Monate, ohne, daß jemand weiß wohin und ob du lebst oder tot bist?“
„Ich sagte dir schon, daß ich bleiben werde. Du kannst auf mich zählen. Wenn es etwas zu tun gibt, bin ich bereit, meinen Teil zu leisten.“ Erynn schwieg einen Moment lang, versicherte sich, daß die Zimmertüre fest geschlossen war und fuhr dann ruhiger fort: „Gibt es denn etwas zu tun? Als ich aufgebrochen bin, war es hier sehr... ruhig. Wie ist die Situation? Ist die Blackwood Company...“
„Die Company soll nicht deine Sorge sein”, fiel der Argonier ihr hart ins Wort. Sie blickte überrascht auf.
„Was? Sie ist Sorge der Gilde, also auch meine. Was ist hier los?“
„Erynn.“ Ah-Malz stützte die Ellbogen auf den Tisch und fixierte sie mit einem sehr ernsten Blick. „Ich weiß nicht, was du in den letzten Mondläufen getrieben hast, und du willst nicht mit der Sprache rausrücken. Du sagst, du warst auf Vvardenfell, aber woher weiß ich, daß das auch wahr ist? Du warst nicht aufzufinden, wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt bist du plötzlich wieder da, vom Kampf gezeichnet und... verändert. Und das alles ohne eine vernünftige Erklärung!“

Das genügte, um die Elfin für einige Augenblicke zum Schweigen zu bringen. Die Temperatur in dem Zimmer schien um mehrere Grad zu fallen.
„Du glaubst doch nicht etwa...“ Sie sprang auf und brachte ihr Gesicht sehr nahe an das des Argoniers heran, während sie sich mit den Händen auf seinem Schreibtisch abstützte. „Du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, ich hätte mich mit dieser Räuberbande eingelassen!“ fauchte sie.
„Woher soll ich das wissen?“ wiederholte er.

Die Dinge müssen wirklich schlimm stehen, wenn wir uns jetzt schon gegenseitig dermaßen mißtrauen. Was ist hier bloß im Gange? „Ich bin der Gilde niemals untreu geworden“, gab sie kalt zurück.
„Dann beweise es mir.“
Frostige Stille folgte, während der sich Mer und Tiermensch anstarrten. „Es gibt ein Banditennest an der Grenze zum Hochland. Etwas an der Sache ist seltsam, darum will der Graf so viele dieser Galgenvögel lebendig, wie es möglich ist. Ein halbes Dutzend unserer Leute gehen da rein und ich will, daß du dabei bist. Glaubst du, du kriegst das hin?“
„Ja.“
„Gut. Bis dahin will ich, daß du das Gildenhaus nicht verläßt. Die Mission startet in zwei Tagen, nähere Informationen am Tag des Aufbruchs.“
Erynn brachte nicht mehr als ein knappes Nicken zustande, machte auf dem Absatz kehrt und ging die paar Schritte direkt zu ihrer Kemenate. Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloß. So hatte sie sich ihre Heimkehr beim besten Willen nicht vorgestellt.

Glannaragh
12.03.2013, 22:02
Erynn zerrte den Kürass über ihren Kopf, entledigte sich der Stiefel und Handschuhe und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie tat sich selbst fürchterlich leid. Schmollend starrte sie an die Decke und überlegte, daß es wahrscheinlich ein Fehler gewesen war, überhaupt wieder zurückzukommen. Ihr war zwar nicht ganz klar, was sie überhaupt erwartet hatte, aber das hier mit Sicherheit nicht.

Sie hielt ihr Versprechen und blieb im Gildenhaus. Nach ein paar Stunden traute sie sich, ihre Kammer zu verlassen Was solls? Ich kann ja schließlich nicht ewig hierbleiben.
Bok gesellte sich zu ihr, nachdem sie eine Weile allein im Gemeinschaftsraum gehockt und ein bißchen gegessen hatte. Der massige Ork ließ sich auf einen Stuhl neben der Elfin fallen. Er wirkte etwas unsicher, was, bedachte man seine beeindruckende Gestalt, durchaus etwas witzig wirkte.
„Erynn?“
„Mhm.“
„Alles in Ordnung?“
„Mhm.“
„Wo bist du so lange gewesen?“
Er sah ehrlich besorgt aus. Erynn kannte den Kerl noch nicht allzu gut, aber sie mochte ihn. Bok war vielleicht nicht der hellste Stern am Horizont, aber herzensgut. Sie hatte schon zuvor bemerkt, daß er es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, auf sie und Parwen aufzupassen. Ob das nun notwendig war oder nicht sei dahingestellt, aber Elfen wirkten nunmal häufig zerbrechlich. Das provozierte solche Reaktionen.
„Ich war in Morrowind. Auf Vvardenfell, um genau zu sein. Es war... sehr seltsam, weißt du? Ich bin dort geboren, in einem winzigen Dorf, dessen Name dir wahrscheinlich nichts sagen wird. Aber ich beherrsche weder die Landessprache, noch ist mir dieses Land irgendwie vertraut. Aber ich wollte wissen, wie es dort ist. Wo ich herkomme und so.“
Es kam der Wahrheit nichtmal im Entferntesten nahe. Vvardenfell steckte vielleicht tief in ihrer Seele, das war der Kriegerin bewußt geworden. Aber es war nicht der Grund, weshalb sie dort gewesen war „Jetzt bin ich zurück und weiß nicht mehr, wer ich eigentlich bin“, fuhr sie fort. Schon etwas näher an der Realität, aber immer noch vage genug, um keine Rückschlüsse zuzulassen. „Ich will eigentlich nicht darüber sprechen. Diese Erfahrung gehört mir, auch, wenn Ah-Malz das nicht begreift.“
Der Ork nickte. Er wußte zumindest ungefähr, was im Gildenhaus vor sich ging.
„Er macht sich Sorgen. Er...“ Der große Mann verstummte, schien wieder so unsicher.
Erynn winkte ab. „Schon gut. Du mußt mir nichts erklären. Ich darf im Moment nicht wissen, was vor sich geht, und ich will nicht, daß du dich in Schwierigkeiten bringst. Ich mache keinem von euch einen Vorwurf.“ Nicht mehr, jedenfalls...
Sie war so wütend gewesen, als sie aus dem Büro des Gildenleiters gestürmt war, aber jetzt nicht mehr. Was sie getan hatte, war nichts, was die Gilde gutgeheißen hätte. Tatsächlich, käme die Wahrheit ans Licht, wären die Kerker der Kaiserstadt noch immer eine Gnade gewesen. Sie mußte diese Sache allein durchstehen, ihre zukünftigen Taten für sich sprechen lassen, wenn sie das verlorene Vertrauen zurückgewinnen wollte.
„Bist du übermorgen dabei, Bok?“
„Ja. Das wird knifflig. Weißt du schon bescheid darüber, daß wir die Typen nicht einfach umnieten sollen?“
„Ja, hab ich gehört.“ Erynn seufzte leise. „Das wir interessant. Nicht, daß es mich stören würde, ich töte nicht gerne. Aber wenn sich die Frage stellt, ob mein Arsch oder der von irgendeinem Banditen, dann ist die Antwort klar.“
Der Ork mußte grinsen und konnte sich eine Bemerkung über Erynns Arsch nicht verkneifen, woraufhin er ein bißchen rot wurde und sich auf die Lippe biß, was mit seinen Hauern recht kurios aussah. Sie lachte.
Vor einigen Monaten noch wäre ich vor Scham im Boden versunken. Wie schnell sich die Dinge manchmal ändern.
Bok hob die Rechte und ballte sie bedächtig zur Faust. Die Elfin konnte nicht anders, als einen bewundernden Blick über seinen trockenen Bizeps gleiten zu lassen. „Ruhiggestellt krieg ich die schon“, brummte er mit unüberhörbarer Selbstzufriedenheit.

Erynns Zorn verrauchte zusehends. Auch auf Ah-Malz war sie nicht mehr böse, als sie sich zwei Tage später gemeinsam mit der Truppe abmarschbereit machte. Sie war ausgeruht und gut erholt, ein Luxus, den sie sich in letzter Zeit fast nie hatte gönnen können. Jetzt, als sie mit sechs weiteren Kriegern durch das Tor von Skingrad trat, waren alle harschen Worte vergessen. Das Jagdfieber hatte sie alle gepackt...

Glannaragh
19.07.2013, 19:11
Sie waren unterwegs. Erynn, Parwen, Bok, Fadus, ein Altmer namens Gelion und zwei Rothwardonen, deren Namen sich die Dunmer nicht merken konnte. Irgendwas Traditionelles, das schwierig auszusprechen war. Die Stadtwache hatte ihnen einen Gefangenenwagen gestellt, im Prinzip ein Käfig auf Rädern, gezogen von zwei kräftigen Falben. Der Kaiserliche Fadus saß auf dem Bock und hielt die Leinen in der Hand, Parwen, die es am wenigsten gewohnt war lange Strecken zu laufen, daneben. Der Rest trabte neben dem Gefährt her in Richtung Nordwest.
Erynn stellte fest, daß sie die Westebene furchtbar vermißt hatte. Sicher, sie zogen gerade in eine Schlacht, aber der süße Geruch der verschwenderisch wachsenden Blumen, die summenden Insekten und das Zirpen kleiner Grasvögel versetzte sie in friedliche Stimmung. Sie dachte an Arranges, der immer Ruhe in der Betrachtung der Natur gefunden hatte, und die Gedanken an ihn taten ihr noch immer im Herzen weh, aber es war nicht mehr ganz so schrecklich. Es konnte nicht sein, das akzeptierte die Kriegerin so langsam. Mit einiger Mühe wischte sie die Gedanken an den Beschwörer beiseite. Es kann nicht sein...

Der Abend dämmerte, als sie sich der namenlosen Höhle näherten. Sie ließen den Wagen hinter einigen großen Findlingen zurück, wo er nicht sofort auffallen würde. Erynn und Fadus spannten die Pferde aus, nahmen ihnen die Zäume ab und pflockten sie an, damit die Tiere ungestört grasen konnten. Eine kurze Sondierung der Umgebung ergab keine Störungen, und so begab sich die Gruppe auf den Höhleneingang zu. Hier, wo das Gelände von der Westebene zum colovianischen Hochland recht rapide anstieg, gab es mehrere Klüfte und Spalten, auch größere Höhlen, viele davon waren früher Bergbaustollen gewesen. Diese hier war jedoch neu. Oder zumindest lange Zeit unbekannt geblieben, weshalb es eine gewisse Zeit gebraucht hatte, das Versteck der Gesuchten zu finden. Sobald die Kundschafter der Stadtwache aber Erfolg gehabt hatten, waren Pläne geschmiedet worden, die in genau diesem Moment in die Tat umgesetzt wurden. Man hatte die Durchführung der Kriegergilde übertragen. Weil die Situation unklar ist. Weil man in der Krise keine Soldaten für so eine Aktion abstellen will. Weil wir entbehrlich sind, schoß es Erynn durch den Kopf. Es machte sie aus irgendeinem Grunde wütend. Das war die ganz normale Beschreibung für die Verwendung von Söldnern, aber die Dunkelelfin fühlte sich all dem nicht mehr zugehörig. Ich bin so viel mehr. Ich kann so viel mehr. Ich übertreffe euch alle, kann Schlachten befehligen. Kann feindliche Stützpunkte infiltrieren. Ich kann töten, kälter, als ihr es euch nur vorstellen könnt. Ich bin nicht mehr wie ihr.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schwall eisigen Wassers. Ich gehöre nicht mehr zu euch!
In ihrem Gesicht spiegelte sich all das nur als harter, kompromißloser Ausdruck wieder, nichts anderes, als sich auch in den Minen der anderen Gildenkrieger abzeichnete. Zusammen mit Parwen drang sie als erste in die Höhle vor. Normalerweise hätten die beiden Schützinnen die Nachhut gebildet, aber hier stellte sich die Situation anders dar. Sie würden auskundschaften, was in dem verdammten Rattenloch vor sich ging, vielleicht schon die ersten Gegner kampfunfähig machen und sich dann, wenn der Tumult losging, zurückziehen und den stärkeren und beeindruckenderen Kriegern den Vortritt lassen. Mit etwas Glück konnten Bok und die Rothwardonen diese Galgenvögel schon durch ihr Auftreten zum Aufgeben bringen; der hochgeschossene Altmer war allein durch seine Größe und die harten Gesichtszüge eine ehrfurchtgebietende Gestalt. Außerdem konnte er einige kleinere Zauber weben, die den gemeinen Wegelagerer durchaus ins Bockshorn zu jagen vermochten. Ah-Malz hatte eine gute Truppe zusammengestellt, wie immer.

Schon bald öffnete sich der schmale Spalt des Höhleneingangs zu einer größeren Grotte. Dies hier war offensichtlich niemals eine Miene gewesen, vielmehr mußte Wasser vor Urzeiten diesen Kessel in das Gestein gewaschen haben. Es schien recht übersichtlich, die Gestalten hier drinnen arglos.
Erynn und Parwen nickten einander zu und legten auf zwei der etwa ein Dutzend zählenden Banditen an. Auf jene, die am jüngsten und am schlechtesten ausgerüstet erschienen. Sie würden wahrscheinlich nicht wichtig sein. Scharfe Augen und ruhige Hände von Bosmer und Dunmer gleichermaßen führten zum Erfolg. Die ausgewählten Ziele stürzten, wanden sich noch kurz im Staub und lagen dann still.
„Ergebt euch“, brüllte Erynn in die Kaverne hinein, als die übrigen Ganoven überrascht und erschrocken aufsprangen. „Ergebt euch, und ihr werdet leben!“
Daraufhin zogen sich beide Elfinnen rasch zurück, drückten sich an die Wände des kurzen Tunnels, um die größeren Krieger vorbeizulassen. Ein Ork, zwei Rothwardonen und ein Altmerkampfmagier, das war schon ein Anblick. Fadus hielt sich zunächst etwas im Hintergrund und bellte Befehle, bevor auch er in den Kampf eingriff. Drei der Banditen starben noch, aber zuletzt hatten sie den gut organisierten und trainierten Gildenkriegern nichts entgegenzusetzen. Als Bok einen weiteren, wie zuvor versprochen, mit einem rechten Haken vorübergehend ins Reich der Träume schickte, ergab sich der Rest der abgerissenen Gestalten.
Parwen und Erynn kamen wieder aus ihrer spärlichen Deckung hervor und halfen dabei, den übriggebliebenen Schurken die Hände zu binden. Den Ohnmächtigen warf sich der Ork ohne viel Federlesens über die Schulter.

Glannaragh
02.09.2013, 18:12
Sieben waren es, die sie lebend fingen. Fünf von ihnen Kaiserliche – erbärmliche, winselnde Kaiserliche, wie man sie sich vorstellte. Nicht so wie Arranges. Er hätte sich ihrer geschämt und vermutlich eigenhändig geköpft ob ihrer Armseligkeit Nicht so wie Arranges... Erynn, denk nicht daran. Denk nicht daran! Das ist vorbei!
Ein zäher Nord und ein Argonier dazu. Die Elfin betrachtete vor allem letzteren mit kaltem Blick, als die stärkeren Krieger die beiden, in eine Haltung weit vornüber gebeugt gezwungen und die Arme hoch zwischen die Schulterblätter gedreht, an ihr und Parwen vorbeiführten.
Erynn mußte sich eingestehen, daß sie Argonier haßte. Ganz unabhängig davon, daß sie mit dem Wissen aufgewachsen war, daß alle Völker des Kaiserreichs gleichberechtigt waren, die Erfahrungen mit Gumora und die Worte Methys Galethrans taten ihre Wirkung.
Es dauerte eine Weile, bis der gesunde Merverstand wieder einsetzte: Dieser hier vor ihr in den Fesseln war ein Halunke, ebenso wie Gumora einer gewesen war. Aber sie waren halt einfach nur Verbrecher – waren es nicht deswegen, weil sie Schuppen hatten. Dennoch blieb für den Moment etwas, von dem sie wußte, daß es nicht in Ordnung war. Etwas, das sie nicht denken sollte. Aber damit würde sie sich später genauer befassen. Jetzt hatten sie anderes zu erledigen.
Befriedigt schaute die Kriegerin zu, wie die stärkeren Männer die Gefangenen in den Käfig trieben. Von ihrem früheren Sanftmut, dem Mitleid und dem Verständnis war nichts mehr übrig. All das war mit Gumoras Blut fortgewaschen worden.
Was für einen erbärmlichen Haufen diese da doch jetzt abgaben! Sie hatten sich stark gefühlt, als sie geraubt und getötet hatten. Jetzt waren sie nur noch... Beute. Ihre Beute, und die von Parwen und der Männer. Jegliche Aufmüpfigkeit unterband sie, indem sie ihren Bogen hob – zusammen mit Gelion, der ein deutliches, elektrisches Knistern um seine Finger spielen ließ. Wie armselig diese Halunken doch waren...

Gemeinsam mit Parwen fiel ihr die Ehre zu, sich zuerst ihren Teil aus der Beute auszusuchen. Als Vorhut hatten die beiden Elfinnen den riskantesten Part übernommen, daher stellte niemand dieses Vorrecht in Frage. Natürlich würden sie Maß halten, nicht all die guten Stücke für sich nehmen. Es war kein Gesetz in dem Sinne. Eher ein ungeschriebener Kodex. Man achtete aufeinander in der Gilde und paßte auf, daß jeder seinen Teil bekam.
Erynn sah sich den Hort an, nahm zwei schöne Topase und eine größere Anzahl Septime für sich, als ihr Blick auf eine außergewöhnliche Waffe fiel. Fast hätte sie das Schwert übersehen; es lag ein wenig im Schatten und war aufgrund der dunklen Scheide, in der es steckte, kaum auszumachen. Die Elfin griff danach. Glatt, fast flüssig fühlte sich der nachtschwarze Bezug an. Echsenleder? Nein... nein. Die Schuppen sind zu fein. Ist das etwa... Schlange?
Sie zog die Klinge ein Stück weit aus dem Futteral. Sie war, wie die Scheide schon vermuten ließ. Filigran, kunstvoll. Und von einer unglaublichen Schärfe. Nichts, was man in einer gewöhnlichen Schlacht führen würde. Eher ein Ritualgegenstand, eine Klinge für besondere Zwecke. Erynn schlug das Teil in ein paar herumliegende Lumpen ein und klemmte es sich unter den Arm. Sollte sie Drevenis Ruf doch noch irgendwann antworten, würde ihr diese Waffe mindestens ebenso gute Dienste leisten wie das Tanto. Die Dinge mußten mit Stil getan werden, vor allem, wenn man ein Leben nahm. Und Stil hatte dieses fremdartige Schwert, ohne Zweifel.

Parwens Ruf schreckte sie aus den Gedanken: „Hey! Kommt mal alle her! Ich hab hier was Seltsames.“
Erynn ging zu ihrer Freundin herüber. Mehr wollte sie ohnehin nicht haben, alle anderen Beutestücke sollten ihretwegen für den Rest der Gruppe bleiben.
Sie gesellte sich zu den übrigen Kriegern, die sich alarmiert um die Kiste geschart hatten, vor der die Bosmer hockte. Dunkle Kristalle lagen darin, bestimmt zehn oder fünfzehn Stück. „Was ist das?“ fragte Parwen.
Erynn nahm eins der Dinger in die Hand. „Schwarze Seelensteine“, sagte sie. „Dieser hier ist gefüllt. Man erkennt es an dem schwachen Leuchten, das er abgibt.“
„Was sind schwarze Seelensteine?“ Bok kratzte sich an der Nase.
„Du weißt, was Seelensteine sind? Sie speichern die Essenz eines Lebewesens. Normalerweise die von Tieren oder Monstern. Magierkram. Schwarze Seelensteine sind noch verderbter als die anderen. Sie können die Seelen von Menschen, Mer oder Tierwesen einfangen. Das ist schwärzeste Magie.“ Sie ließ den Kristall wieder zurück in die Kiste fallen. „Wir sollten das hier auf alle Fälle mitnehmen. Der Graf wird davon wissen wollen.“
Fadus schaltete sich ein: „Woher weißt du über diese Dinge bescheid, Erynn?“
Das ist eine sehr gute Frage, mein Lieber. Weil ich das letzte dreiviertel Jahr mit einem Nekromanten durch die Gegend gezogen bin, deshalb. „Für uns Dunmer gibt es kein schlimmeres Verbrechen als die Totenbeschwörung. Du weißt doch, daß ich auf Vvardenfell war, oder nicht? Dort habe ich mehr über diese abscheuliche Hexerei gelernt. Wie man sie erkennt, zum Beispiel. Die Leute in der Alten Heimat sind da sehr sensibel und wissen genau, worauf sie achten müssen. Ich habe mir dort ein bißchen Bildung angeeignet.“ Sie grinste humorlos. Die Erklärung, welche die Dunkelelfin ablieferte, war natürlich eine glatte Lüge. Aber plausibel genug. “Wie dem auch sei“, fuhr sie fort, „das hier ist wichtig. Packt die ganze Kiste ein. Diese Galgenvögel da draußen werden einiges zu erklären haben.“

Im Stillen machte Erynn sich große Sorgen. Wenn diese Steine in irgendeinem Zusammenhang mit der Gathering stehen würden, hatten sie ein großes Problem. Oder zumindest hätte Erynn ein Problem, denn sie war sich sicher, daß irgendein Botschafter sie früher oder später deswegen aufsuchen würde – ganz ungeachtet des Versprechens, welches die Großmeister Arranges gegeben hatten.
Aber was soll’s? Dann werde ich ihnen halt einfach sagen, was ich weiß. Wenn dieser Scheißverein seine Antworten bekommt, wird er mich auch wieder in Ruhe lassen.

Die übrigen Krieger wählten noch aus der Beute, was sie interessierte. Alles andere, von billigem Geschirr bis hin zu Waffen und Rüstungen, wurde separat verpackt, das würde zu Geld gemacht und der Stadtkasse zugute kommen. Die Seelensteine kamen gemeinsam mit einigen Schriftstücken, manche davon verschlüsselt, auf den Stapel mit Beweismitteln.

Es gab ein gewisses Aufsehen, als der Karren mit den Gefangenen am frühen Abend durch die Stadt rollte. Die Leute jubelten den Gildenkriegern zu und bedachten die Gefangenen mit Schmähungen, bespuckten sie oder bewarfen sie mit Dingen, die gerade herumlagen. Mal wieder was los in Skingrad.
Sie lieferten die Gefangenen zusammen mit den Beweisen im Kerker ab. Die Gefangenen brauchten sich nichts vorzumachen: Die nächsten Tage würden hart werden, und am Ende stand vermutlich der Galgen. Für so manchen von ihnen würde der Tod eine Erlösung sein, wenn es so weit war. Nachdem die Delinquenten in ihre Zellen verfrachtet worden waren, zogen sich die meisten Krieger zurück und gingen in Richtung Gildenhaus. Allein Fadus blieb noch zurück, um mit dem Hauptmann der Wache und wußten die Daedra wem sonst noch die Einzelheiten zu klären.
Erynn ließ sich von der gelösten Stimmung ihrer Kollegen mitreißen. Auf halbem Wege setzte Bok sie auf seine rechte, Parwen auf seine linke Schulter und stolzierte mit den beiden durch die Gassen, als seien sie eine Art Rangabzeichen. Es würde noch ein langer Abend werden, mit viel Essen, Alkohol und Gelächter. Alle hatten überlebt. Ein guter Tag für die Kriegergilde von Skingrad.

Van Tommels
05.09.2013, 16:37
Raccan sagte den gesamten Weg über kein Wort und ließ sich von Adya im übertragenen Sinne eigentlich die ganze Zeit über mitschleifen; er war froh, dass er es noch geschafft hatte, sein Pferd aus den Ställen zu holen, denn weitere Tage hätte er es nicht dort lassen können, sein Geld war nun vollendens aufgebraucht. So gingen sie also vom östlichen Stadttor aus nach Süden, bogen jedoch noch vor der Schlossbrücke nach Westen auf einen etwas schmaleren Seitenweg ab, welcher zwischen der Felswand des Schlosses und der Stadtmauer entlangführte. Breit genug für einen Wagen, aber zwei würden wohl kaum nebeneinander passen.
Der Weg führte sie noch einen kleinen Fußmarsch lang durch den dichten Wald, als sich dieser plötzlich lichtete und er sich mit Adya vor einem großen Eisentor wiederfand, von dem aus sich in beide Richtungen eine hohe Steinmauer erstreckte, nicht mal ebenso im Vorbeigehen zu überklettern. Neben dem Tor standen zwei Wächter mit Speeren, ihre Gesichter waren von dem Helmvisier verdeckt, aber Raccan spürte ihre Blicke auf sich liegen.
"Er gehört zu mir", flötete Adya fröhlich und lächelte dem Rothwardonen zu. Die Wächter unterdessen zögerten, tauschten Blicke, einer von ihnen zuckte mit den Schultern, woraufhin der andere an das Tor trat und es nach innen aufschwenken ließ.
"Dankeschön", freute sich die Waldelfe und zog Raccan mitsamt Pferd hinter sich her durch das Tor, welches kurz darauf hinter ihnen wieder geschlossen wurde. Und jetzt erst sah der Wüstenkrieger wirklich, wo er hier gelandet war.

In einiger Entfernung baute sich ein beeindruckendes, steinernes Herrenhaus auf. Die schwarzen Dachziegel schimmerten matt in der Sonne, die grauen naturbelassenen Mauersteine wurden an einigen Stellen von Efeu überzogen und verliehen dem Gebäude, welches von der Anzahl der Fensterreihen abgeleitet drei Stockwerke besaß, ein Aussehen wie aus dem Bilderbuch. Davor schlängelte sich ein breiter Schotterweg auf Adya und Raccan zu, welcher schließlich an dem Eisentor endete. Etwas abseits zweigte ein kleinerer Weg ab und führte zu einem hölzernen Nebengebäude, höchstwahrscheinlich die Ställe. Die Umgebung des Herrenhauses war von grünem Naturrasen bewachsen, ohne jedoch verwildert zu wirken. Raccan konnte nur erahnen, was sich hinter dem Gebäude befinden würde, aber anhand der Aussicht, die er auf die zerklüftete Landschaft Valenwalds hinter dem Fluss Strid von hier aus hatte, würde er beinahe darauf wetten, dass es sich um eine Terrasse oder ähnliches handelte.
Auf den zweiten Blick entpuppte sich das Anwesen als nicht mehr so einladend, denn vor dem Herrenhaus entdeckte er Wachen. Viele Wachen. Auch vor dem Stall stand ein kleines Grüppchen in voller Montur, desweiteren entdeckte der Rothwardon in der Ferne mitten auf der Wiese eine kleine Patrouille, welche wohl ihre Kreise um das Haus drehte. Und zum Abschluss lief direkt an der Mauer auch noch ein Zweiergrüppchen entlang.
Erst jetzt bemerkte Raccan, dass Adya ihn interessiert und mit amüsierten Gesichtsausdruck musterte, denn er war unbewusst stehengeblieben um die Szene zu mustern; wahrscheinlich sah er aber mittlerweile so aus wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal die Kaiserstadt gesehen hatte.
"So überrascht? Man könnte meinen, du hättest noch nie ein großes Haus gesehen", kicherte sie.
Raccan schwieg zunächst und verfolgte weiter die Wachen mit den Augen. Adya folgte seinem Blick, drehte sich dann wieder zu dem Rothwardonen und lachte.
"Achso, ich verstehe. Der böse, grimmige Krieger mustert die Feinde". Aus ihrem Mund klang das spöttisch. Geradezu herablassend.
"Die sind nur hier wegen der Oblivion-Krise. Vater geht kein Risiko ein, mir gefällt dieser Auflauf auch nicht, aber wenn er meint". Sie verdrehte dabei die Augen, nahm die Hand des Assassinen und zog ihn ein Stück weiter, um ihn zum Weitergehen zu animieren; widerwillig folgte Raccan, die Wachen nicht aus den Augen lassend.

Sie bogen Richtung Ställe ab, vorbei an dem kleinen Trupp Soldaten, der sie mürrisch musterte. Erst jetzt von Nahem fiel Raccan die geringe Körpergröße der Krieger auf, und bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass es sich ausschließlich um Waldelfen handelte.
Kurios.
Adya trat in den Hauptgang des Stalls und schaute sich um. Sie schien etwas oder jemanden zu suchen.
"Shan, wo bist du, komm her!". Der Tonfall klang alles andere als freundlich, im Gegenteil, eigentlich hätte nur noch gefehlt, dass sie 'du Stück Dreck' hinzufügte. Raccan nahm eine Bewegung rechts in einer der Boxen wahr. Die Tür schwang auf und zum Vorschein kam ein in ein grünes Gewand gehüllter, schmächtiger Khajiit. Geschwind eilte er herbei und blickte Adya unterwürfig und fragend an.
"Was glotzt du so? Los, kümmer dich um das Pferd. Das Gepäck schaffst du in's Haus.". Ohne eine Sekunde zu zögern, machte sich die Katze an's Werk, nahm Raccan die Zügel aus der Hand.
"Danke", erwiderte dieser daraufhin freundlich, woraufhin der Khajiit inne hielt und ihn mit riesigen Augen anschaute; auch Adya hatte sich zu ihm gedreht und blickte ihn ungläubig an. Shan fing sich aber gleich wieder, schaute zum Boden und führte das Pferd hinfort.
"Warum bedankst du dich? Ist doch nur ne Katze?". Desinteresse und Verachtung schwang in ihrer Stimme mit. Raccan schwieg, ihm wurde so langsam aber sicher sehr unwohl hier. Adya hingegen war ganz offensichtlich bester Laune und verließ mit Raccan den Stall Richtung Herrenhaus, wo wieder ein paar Wachen herumstanden; abermals Waldelfen. Aber noch ehe der Rothwardon darüber nachdenken konnte, waren sie auch schon an der Treppe angekommen und die Eingangstür schwang auf. Heraus trat, welch Überraschung, eine weitere Waldelfe, die sich als Hausmädchen herausstellte, in etwa in Adyas Alter und mit einem fein geschnittenen Gesicht. Soso, in's kostbare Haus auf den teuren Teppich darf der Khajiit wohl nicht. Das war mehr oder weniger nur Galgenhumor, denn Raccan erinnerte sich nicht, wann er sich das letzte Mal so unbehaglich wie in diesem Moment gefühlt hatte. Vorsicht, Raccan, eine Steigerung gibt's immer.
"Lady Adya, willkommen zuhaus...", aber beim Anblick des Rothwardonen stutzte sie.
"Hallo, Bianja. Das ist Raccan, meine Begleitung für den Empfang", antwortet Adya fröhlich und führte (oder vielmehr schob) den Rothwardonen durch die Eingangstür an der Waldelfe vorbei, welche zögerlich die Tür schloss und nicht so recht wusste, was sie davon halten sollte. Während sich Bianja flüsternd an Adya wandte, schaute der Assassine sich ein wenig um.

Bis heute konnte er nicht verstehen, wie Reichtum glücklich machen konnte; und wenn er an die paar Paläste und großen Häuser in Hammerfell dachte, die er bereits gesehen hatte, reizte ihn das absolut nicht. Dieses Haus hier war allerdings ein ganz anderes Kaliber, soviel stand fest. In der großen Empfangshalle führte mittig eine breite, mit Teppich ausgelegte Treppe nach oben, wobei sich diese im oberen Drittel zweiteilte und separat in geschwungenen Bögen je nach links und rechts in's Obergeschoss schlängelte. Hier im Erdgeschoss war neben dem obligatorischen roten Teppich, auf dem sich Raccan wie auf einer Wolke vorkam, alle Wände holzvertäftelt, Gemälde hingen hier, Statuen standen da, kostbar aussehende Holzmöbel waren dort. An der Decke hing ein silberner Kronleuchter und überall tauchten edel anmutende Kerzen die Halle in ein helles Licht. Ja, er konnte sich jetzt langsam vorstellen, dass man sich hier wohlfühlen konnte, auch wenn ihm der Gedanke, irgendwo 'angekettet' in Form eines festen Wohnsitzes zu sein, nicht so recht zusagte. Aber andere Provinzen, andere Sitten. Gut, sei's drum. Er hatte genug gesehen und konzentrierte sich wieder auf die beiden Frauen, welche arg am Diskutieren waren.
"Müsst ihr denn euren Vater immer so herausfordern?"
"Ich bin kein kleines Kind mehr, Bianja."
"Ihr wisst doch genau, wie das endet."
"Ja."
"Adya, ihr..."
"Genug, Bianja, du bist nicht meine Mutter! Vater sagte, ich solle mir endlich eine Begleitung für den Empfang suchen, hier ist sie!", und ihre Hand zeigte ausladend auf Raccan. Ein herrischer Tonfall ergriff die Waldelfe, sie erinnerte in diesem Moment mehr an ein bockiges Mädchen als an die elegante, immer fröhliche und sorgenlose Frau.
"Aber..."
"Nichts Aber. Ich werd es ihm schon sagen, ist nicht deine Sache, Bianja. Und jetzt richte das Gästezimmer oben her."
Eine kleine Pause folgte.
"Wie ihr wünscht, Adya", antwortete das Hausmädchen schließlich, sichtlich eingeschüchtert, warf Raccan noch einen mitleidigen Blick zu (zumindest interpretierte er das so) und verschwand dann die Treppe nach oben. Das ungute Gefühl verstärkte sich als Adya sich wie ausgewechselt zu Raccan herumdrehte, keine Spur mehr von der gerade noch befehlenden Art und Weise; im Gegenteil, die gute Laune war in das Gesicht der Elfe zurückgekehrt, als wäre nichts passiert.
"Und, gefällt's dir hier?", strahlte sie den Rothwardonen an, trat auf ihn zu und schmiegte sich, für Raccans Geschmack etwas zu aufdringlich, an seine Seite. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und tippte die kleine goldene Waage auf der Kommode, die neben ihnen stand, leicht an, sodass sie in eine wippende Bewegung verfiel.
"Doch, ja, schon recht schön", antwortete er ausweichend.
"Recht schön...", äffte sie ihn grinsend nach.
"Wegen dem Empfang...", setzte Raccan an und überging abermals den beißenden Spott Adyas, aber sie fiel ihm in's Wort.
"Jetzt fang du nicht auch noch an. Du hast es mir versprochen...", sie änderte dabei ihren freudigen Gesichtsausdruck nicht, jedoch lag etwas in der Stimme der Waldelfe, was den Assassinen stutzen ließ.
Sonst wird es mir leidtun, vervollständigte er Adyas Aussage in Gedanken. Ja, auf den ersten Blick wirkte diese Waldelfe naiv. Auf den Zweiten arrogant. Und auf den dritten Blick unglaublich hinterlistig und verschlagen, und der Rothwardon dachte zurück an die Situation, wie sie es überhaupt geschafft hatte, ihn für diesen Empfang zu 'verpflichten'.
Raccan seufzte.
"Ja, das habe ich", sagte er und hielt mit dem Finger die kleine Waage von ihrer Pendelbewegung ab.
Adya ließ sich nicht beirren, zog den Assassinen von der goldenen Dekoration weg und setzte ihr 'Gespräch' mit Raccan unbeirrt fort.
"Ich zeig dir jetzt mal das Haus, damit du dich nicht verläufst", kicherte sie und öffnete die Flügeltüren in den nächsten Raum.

[...]

Eine gefühlte Ewigkeit später saß Raccan allein auf dem weichen Doppelbett des Gästezimmers und ließ die Führung noch einmal gedanklich für sich ablaufen. Es wurden ihm soviele Zimmer und Räume gezeigt, dass er Mühe hatte, überhaupt noch alle zusammen zu bekommen. Der Speisesaal zu Anfang war sogleich beeindruckend, wirkte doch die riesige gedeckte Tafel in der Mitte immer noch zu klein für diesen großen Raum. 'Hier würde der Empfang stattfinden' hatte ihm Adya erzählt, aber im Grunde würden sich die Gäste im gesamten Haus frei bewegen können, mit Ausnahme des Obergeschosses. Das hatte die Waldelfe auch bei ihrer Führung ausgespart mit der Begründung, dass das die Gemächer ihrer Eltern seien. Nichtsdestotrotz waren die restlichen Örtlichkeiten trotzdem beeindruckend. Neben dem Speisesaal befand sich im Erdgeschoss ebenfalls ein großer Wohnbereich mit Kamin und der Ausgang zur Terrasse, welche sich wie vermutet hinter dem Haus befand. Die erste Etage beinhaltete vorrangig Gästezimmer, welche jedoch offensichtlich nur für gehobene Gäste gedacht waren, denn wenn sich Raccan hier so umschaute, konnte er sich nicht vorstellen, dass die Soldaten hier einquartiert wurden. Alles war aus bestem Material, wie in jedem der Räume, die er gesehen hatte. Der Höhepunkt der Führung war schlussendlich das Badezimmer, welches sich in derselben Etage wie die Gästezimmer befand. Weißer Marmor zierte Wände und Boden, und in Letzteren eingelassen war eine Art große Wanne, jedoch leer. 'Wenn du baden willst, dann sag Bianja Bescheid, sie leitet alles in die Wege', und Adya erklärte irgendetwas von einem ausgeklügelten System zur Beschaffung von warmen Wasser aus dem Keller bis hierher; Raccan verstand nicht so wirklich, was sie da erklärte, letztendlich schleppten sie wohl auch nur das Wasser irgendwie hier herauf.
All das konnte den Wüstenkrieger jedoch nur kurzzeitig von seinem Gefühl ablenken. Er wusste es nicht einzuordnen, ob es nun eher Skepsis oder eine böse Vorahnung war; vielleicht fühlte er sich auch einfach nicht wohl in dieser feinen Umgebung, auch das war möglich.
Der Blick zum Fenster verriet Raccan, dass es bereits dunkel geworden war, und er ging zu der verglasten Balkontür und schaute hinaus. Die auf dem Rasen entlanglaufenden Patrouillen waren von hier aus nur als Fackelpunkte erkennbar, und über den Baumkronen erhob sich in der Ferne die Stadt Skingrad. All das wirkte furchtbar idyllisch, wenn nicht sogar schon wieder zu sehr; der Rothwardon strich sich mit beiden Händen durch die Haare während er sich streckte und mit den Augen die kleinen Lichtquellen auf der Wiese verfolgte. Das werden lange Tage...

[...]

Während die streng aussehende Hochelfe das Gesicht des Assassinen betastete und mit einem Holzspatel einen seltsam riechenden Pflanzenbrei auf seine Wunden rieb, tigerte Adya in dem Zimmer auf und ab und schien recht nervös zu sein; Raccan freute sich zwar irgendwo über eine gewisse Art der Fürsorge, aber er hatte das Gefühl, dass diese nicht ihm galt. Die letzten Tage waren einfach so an ihm vorbeigezogen.
"Bis übermorgen muss das verschwunden sein. Wie soll das denn aussehen auf dem Empfang? Komplett entstellt", und sie deutete auf die kleine Schwellung an Raccans Schläfe, wo ihn Tage zuvor der gepanzerte Handschuh des Orkbanditen getroffen hatte. Entgegen der Einschätzung des Rothwardonen regenerierte sich das Gewebe nicht schnell genug, oder zumindest tat es das in den Augen der Waldelfe nicht.
"Morgen kommt mein Vater von seiner Reise zurück, und da kann ich ihm doch niemanden präsentieren, der aussieht, als hätte er an einer Hafenschlägerei teilgenommen", motzte Adya weiter, aber die Hochelfe erwiderte nichts und vollendete professionell ihre Arbeit.
"Solch eine Mühe...", murmelte die Frau und schüttelte leicht den Kopf. Raccan stutze, sagte jedoch nichts; anscheinend war die Elfe von Adya ziemlich genervt.
"Morgen lerne ich also deinen Vater kennen?", versuchte der Assassine das Thema aufzugreifen, erntete dafür aber nur einen verständnislosen Blick von Adya, ehe sie doch noch antwortete, diesmal etwas versöhnlicher.
"Ja. Aber du solltest mich reden lassen. Er kann ziemlich....aufbrausend sein".

[...]

"Sehr geehrte Gäste, ich begrüße sie in meinem bescheidenen Haus...". Während der etwas untersetzt wirkenden Waldelf am Kopfende der großen Tafel sich vor seinem mit Samt bespannten Lehnstuhl postiert hatte und begann, die Eröffnungsrede zu halten, blickte Raccan unauffällig in dem Speisesaal umher, musterte die Anwesenden und dachte über die letzten Tage nach, während Adya zufrieden lächelnd neben ihm saß und der Ansprache ihres Vaters lauschte. Es war eine skurrile und äußerst unangenehme Situation, in der sich der Rothwardon gerade befand, denn erst gestern hatte er erlebt, was Adya mit 'aufbrausend' gemeint hatte. Er lernte ihren Vater Trálír kennen, und dieser hatte daraufhin einen Wutanfall erlitten, in dem er sogar damit gedroht hatte, die Feierlichkeiten abzusagen. Nur dem guten Zureden seiner Frau und Adyas Mutter war es zu verdanken, dass der in ein prächtiges Gewand gehüllte Besitzer des Anwesens nun gute Miene zum bösen Spiel machte und mit einem leicht gequälten und aufgesetzt wirkenden Lächeln gerade etwas von dem wichtigen Status philosophierte, welchen der Adel in Skingrad einnahm und dass ohne sein Zutun die Stadt quasi nur ein Dorf wäre. Die Tatsache, dass er einer der wenigen Nicht-Elfen in diesem Raum war (tatsächlich entdeckte er außer sich nur noch zwei Kaiserliche und drei Bretonen, von denen ihm bereits die beiden Halbstarken aus der Taverne bekannt waren; bei dem Rest handelte es sich ausschließlich um Wald-, Dunkel- oder Hochelfen) machte es ihm nicht unbedingt leichter sich zu entspannen und den Abend zu genießen. Von der Seite blickte er in Adyas fein geschnittenes Gesicht und beugte sich leicht zu ihr herüber.
"Ich fühl mich irgendwie fehl am Platz...", flüsterte er kaum hörbar und blickte abermals in die Runde.
Ohne den Blick von ihrem Vater zu nehmen oder das Dauerlächeln einzustellen antwortete sie.
"Du hast es mir versprochen, vergiss das nicht.".
Wo werd ich denn, du wirst ja nicht müde, es zu erwähnen.
Der Kopf von Trálír ruckte in Raccans Richtung und fixierte den potentiellen 'Eindringling', während der Mann weitersprach: "...und welche Steine uns auch in den Weg gelegt werden, und welche unangenehmen Überraschungen das Schicksal für uns bereithält...", und er löste die Augen wieder von dem Assassinen, der es sich durch diese indirekte Zurechtweisung nun sparte, weiter mit Adya zu diskutieren und nun darauf konzentrierte, nicht aufzufallen. Gut, jetzt bist du hier, lässt sich nicht ändern. Wirst du schon schaffen.

Auf die Rede folgte das Abendmahl, welches keine sonderlich großen Überraschungen bereithielt. Raccan beschränkte sich darauf, gelegentlich auf Adyas Einlassungen und Fragen zu reagieren und verzehrte dabei die Rehkeule, welche zugegebenermaßen wirklich sehr gut schmeckte, obwohl der Rothwardon dieser seltsamen Zubereitung mit grünen Blättern und einer bräunlichen Soße optisch zunächst nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Mit seinem direkten Nachbarn rechts neben sich, ein Dunmer, wechselte er kein einziges Wort, wobei dieser sich sowieso alle Mühe gab, den einen Kopf größeren Raccan neben sich bewusst zu ignorieren. Auf den Hauptgang folgte eine Nachspeise, und nachdem auch diese überstanden war, ging die Allgemeinheit zum Klatsch und Tratsch über, während im Hintergrund eine für Raccans Ohren ungewöhnlich klingende Musik vor sich hinträllerte. Adya war anscheinend zum Plaudern aufgelegt, erhob sich und forderte den Rothwardonen auf, sie zu begleiten. Selbstverständlich hakte sie sich bei ihm ein und führte ihn zu einer Gruppe Frauen, allesamt Waldelfen und Adya in Sachen Aussehen keineswegs überlegen.
"Alién, Eire, Liloé, darf ich euch meine Begleitung vorstellen", säuselte sie vergnügt und kuschelte sich an die Seite des Rothwardonen, während dieser sich den musternden Blicken der Frauen ausgesetzt sah.
"Beeindruckend, Adya. Wie heißt er denn?", fragte die Kleinste der Elfen, Eire, ebenfalls wie Adya schwarzhaarig, mit schlanker Figur und giftgrünen Augen, während sie den Assassinen von oben bis unten musterte und ihre Haare mit dem rechten Zeigefinger aufwickelte. Raccan wollte gerade antworten, da fiel Adya ihm in's Wort.
"Raccan, ich hab ihn in der Stadt getroffen und er konnte mir nicht wiederstehen...", kicherte die Elfe und ihre Freundinnen stimmten mit ein, ehe die Brünette, Alién, nachsetzte.
"Wo kommt er denn her", und dabei ließ sich unschwer erkennen, dass sie den Rothwardonen quasi mit den Augen auszog.
Abermals wollte Adya antworten, doch diesmal fuhr der Assassine ihr in die Parade.
"Er kommt aus Hammerfell und kann auch sehr gut für sich selbst sprechen", bemerkte Raccan mit einem Seitenblick auf Adya, legte den Arm um sie und musterte dann nacheinander die drei Frauen vor sich, die ihn erstaunt anblickten wie als wollten sie 'Oh, es kann reden' sagen. Auch die Augen der Adligen waren auf den Rothwardonen gerichtet, und in etwa konnte er sich schon vorstellen, was in ihrem Kopf vorging. Umso überraschender war ihre Reaktion. Sie kicherte und streichelte seinen Rücken, während sie sich noch enger an ihn schmiegte.
"Entschuldige bitte, ich mach es später wieder gut...", und die Reaktion war ein zweideutiges Grinsen, welches sich auch auf die Freundinnen Adyas übertrug.

Der Abend schritt voran, und Raccan ertappte sich dabei, dass ihm die ganze Feier weitaus angenehmer wurde je länger sie dauerte. Tatsächlich unterhielt er sich angeregter als gedacht mit den anwesenden Gästen, sie interessierten sich für seine Herkunft und sein "ungewöhnliches" Leben in der Wüste. Viele Sachen sparte er aus, und doch kam sich Raccan mit der Zeit nicht mehr so unwillkommen wie noch am Anfang vor, im Gegenteil, man ging auf ihn ein. Zuerst kam ihm das verdächtig vor, doch er tat dies als Hirngespinst ab und fuhr mit den Unterhaltungen fort, bis sich kurz vor Mitternacht plötzlich Adya an seine Seite gesellte und seine Hand nahm. Ihm war ihr kurzzeitiges Fehlen bis dahin nicht weiter aufgefallen, aber jetzt zog sie ihn leicht zu sich hinab, stellte sich dabei auf Zehenspitzen und flüsterte in sein Ohr.
"Ich hab eine Überraschung für dich, Raccan...", säuselte sie, und der Rothwardon kam nicht umhin, sich zu fragen, was das wohl für eine Überraschung wäre; gut, zugegebenermaßen konnte er sich die grobe Richtung schon denken, Adyas Körpersprache war schon den ganzen Abend alles andere als abweisend gewesen, und so ließ er sich von ihr führen. Auf dem Weg stutzte er bereits, in dem Saal befanden sich kaum noch Leute, dabei machte der Empfang nicht den Eindruck, als ob er schon beendet wäre. Adya ließ sich davon nicht beirren, zog den Assassinen in Richtung geschlossene Terrassentür, stieß sie auf und trat mit ihm hinaus.
Ein seltsamer Anblick bot sich ihm. Alle Gäste hatten sich hier draußen versammelt, blickten den Rothwardonen und die Elfe beim Eintreffen direkt an, schienen auf etwas zu warten. In der Mitte der mit Steinplatten gepflasterten Terrasse befand sich ein von kleinen Fackeln eingerahmter leerer Kreis von etwa zwanzig Metern Durchmesser, um den sich die Leute gescharrt hatten. Raccans Augen zuckten zu dem Gebilde, musterten die Leute. Das sieht aus wie..., aber weiter kamen seine Gedanken nicht; plötzlich spürte er Adyas Hände in seinem Nacken, welche ihn sanft herunterzogen, ihre Lippen drückten sich auf seine, küssten den Assassinen innig. Raccan war perplex, erwiderte den Kuss zögerlich, aber dann ging alles rasend schnell. Die Elfe glitt mit ihren Fingern plötzlich von seinem Hals nach unten, griff den Kragen seines Gewands mit beiden Händen und riss ihn einfach herunter. Das Geräusch von reißendem Stoff drang an Raccans Ohren, er wollte sich von ihr lösen, doch zu spät. Die Kleidung fiel zu Boden, mit entblößtem Oberkörper stand er inmitten der Leute, den skurrilen Kreis in seinem Rücken. Adya löste den Kuss, lächelte, während sie mit den Händen über die tätowierte Brust des Rothwardonen strich, sich auf die Unterlippe biss und den Anblick sichtlich genoss. Ihr Kopf zuckte nach oben, sie fing Raccans verwirrten Blick mit ihren wunderschönen Augen ein.
"Mach mich stolz, Süßer...", säuselte sie wie in Trance, verwegen lächelnd, legte beide Hände auf den Oberkörper des Assassinen und stieß ihn sanft, aber bestimmt von sich. Er war wie gelähmt, überwältigt von der Situation, folgte der Bewegung, taumelte zurück und fand sich kurz darauf in der Mitte des Kreises wieder, umringt von den Adligen. Die Menge verschluckte Adya, versperrte jeglichen Ausweg, und verloren stand Raccan einfach nur da. Das Blut rauschte in seinen Ohren, all das kam ihm so unwirklich vor. Erlebte er das hier gerade wirklich? Stand er unter Drogen? War das echt?
Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn herumfahren, und als er den ihm bekannten Nord erblickte, welcher sich nur mit einem Lendenschurz bekleidet und eine schwere zweihändige Axt auf den Schultern ruhend durch die Menge schob und schließlich ebenfalls den Kreis betrat, dämmerte Raccan, in was er hier hineingeraten war.
Wie konnte er nur so blind gewesen sein. So naiv. Hatte es ihn nicht verwundert, dass er der einzige auf dem Empfang gewesen war, der eine Waffe trug? Hatte ihn Adyas Hartnäckigkeit nicht stutzig werden lassen? Hatte er all das verdrängt, nur aufgrund eines schelmischen Lächelns und eines Blicks, der mehr sagte als tausend Worte? Der Rothwardon ließ seine Augen über die fremden Gesichter wandern; über Gesichter, welche in freudiger Erwartung des bald folgenden Schauspiels lächelten und ihn interessiert musterten; nicht ihn als Person, sondern als fleischgewordene Unterhaltung. Was bildeten sie sich ein? Er würde diesen Nord niemals freiwillig töten. Freiwillig. Das war das Zauberwort. Nichts hier war freiwillig, und instinktiv schaute er nach oben. Und dort waren sie. Die ganze, schreckliche Familie, versammelt auf dem Balkon, mit bester Sicht auf den Kreis. Trálír. Zu seiner linken seine Frau. Zu seiner Rechten Adya, daneben ihre Freundinnen. Alle blickten sie auf ihn herab. Aufgrund der Dunkelheit konnte Raccan ihre Gesichter nicht sehen, aber er wusste, dass sie lächelten. Allesamt. Seine Augen zuckten auf die Balustrade. Dort standen Bogenschützen, hatten die Pfeile bereits angelegt, zielten auf ihn. Richtig, nichts hier war freiwillig.
"Willst du überleben, kämpfe, Rothwardon!", dröhnte es plötzlich vom Balkon mit Trálír's Stimme, und ein Geschoss zerbarst direkt vor Raccans Füßen.
"Doch sei gewarnt, unseren Golk konnte noch niemand bezwingen...", und wie zur Untermalung schnaubte der Nord laut und setzte die Axt mit einem metallischen Klirren auf dem Boden ab.
Raccans Blick wurde ausdruckslos, in seinem Kopf herrschte vollkommene Leere. Die Welt, so wie er sie kannte, zerbröckelte mit jedem Wort, mit jeder Silbe, mit jedem Buchstaben, den Trálír ihm entgegen schleuderte. Er war nur Mittel zum Zweck. Hatte sich von einer Frau um den Finger wickeln lassen, welche mit ziemlicher Sicherheit schon bei ihrer ersten Begegnung diesen Plan ausgeheckt hatte. All die spöttischen Bemerkungen ergaben nun einen Sinn. Der Streit mit ihrem Vater, ebenfalls fingiert. Der schüchterne Blick der Haushälterin. Der verängstigte Stall-Khajiit. Die Bemerkung der Hochelfe beim Versorgen seiner Kopfwunde. Alles Indizien, aber er war zu blind gewesen, es zu sehen; betört von dem üppigen Ausschnitt einer verwöhnten Göre, wie ein kleiner Junge war er ihr hinterhergehechelt.

Es genügte ein Wort, um seinen Kopf wieder zu füllen.
"Beginnt!", rief Trálír plötzlich laut, hob dabei die Arme und ein Raunen ging durch die Leute, als der Nord die Axt mit beiden Händen packte, seine Muskeln anspannte und auf Raccan zukam. Dieser warf den Kopf herum, griff instinktiv nach seinem Säbel und wog ihn locker in der Hand. Gegen die Waffe des Nords wirkte seine Klinge wie ein Spielzeug, in den Händen des Assassinen jedoch war sie eine tödliche Waffe. Während der Barbar ausholte und die Axt von oben auf Raccan niedersausen ließ, wich dieser behände zur Seite aus. Das riesige Schlaginstrument zertrümmerte eine Bodenplatte, kleine Steinsplitter spritzen umher, schmerzten auf der ungeschützten Haut. Aber davon bemerkte der Rothwardon rein gar nichts. In seinem Kopf überschlugen sich nun die Gedanken, sein Körper jedoch war voll einsatzbereit und instinktiv in den Kampfmodus gewechselt. Das hier würde nicht das Ende sein. Sein Ende wär auch Sahis Ende. Sahi. Die letzten Tage hatte er keinen Gedanken an sie verschwendet, hatte sie vergessen, ja, nicht einmal ihren Brief hatte er bis jetzt beantwortet. Er hatte seine kleine Schwester einfach vergessen. Was war er für ein Bruder, der nicht einmal seine Schwester beschützen konnte. Die Axt flog von der Seite heran, Raccan ging blitzschnell in die Knie, die Waffe strich haarscharf über seinen Kopf hinweg, beschrieb eine Kurve, der Nord wollten den Schwung nutzen und ließ die Axt wieder von oben auf seinen Gegner niedergehen, aber der Assassine rettete sich mit einer Hechtrolle zur Seite, federte sich geschmeidig ab und stand sogleich wieder auf den Beinen, den Barbaren fixierend, der soeben eine weitere Platte zerstörte. Die Rufe der Adligen blendete er aus, ihre lüsternen Blicke, welche nach Blut verlangten und sich an den durchtrainieren Körpern erfreuten. Jetzt hieß es er oder der Nord. Wollte Raccan überleben, musste er dieses perverse Spiel mitspielen. Denn sein Überleben war auch Sahis Überleben. Das Überleben seiner Schwester.
Fest griff er den Säbel, ließ ihn schwingen, während er im Halbkreis um den Nord herumschlich, lauernd wie eine Katze. Abermals der Angriff von Oben, eine Drehung und Raccan war ausgewichen, während die Steinplatte zerbrach. Die Chance war da, er schlug zu, die Klinge des Säbels fuhr über den Arm des Barbaren, schlitzte ihn auf, ein Schrei, der durch Mark und Bein ging. Die umstehenden Menge hielt den Atem an. Golk, der Unbesiegbare; er konnte bluten. Ungläubig blickte der Nord auf die Wunde, dann auf den Verursacher, welcher sich schon wieder auf Distanz begeben hatte und den Säbel locker hin und her schwang. Das Blut floss in Strömen, aber der Champion war nun in Rage; ungeachtet des hervorquellenden Lebenssaftes riss er die Axt aus dem Boden und stürmte in Raserei auf Raccan zu, schwang die Waffe wie ein tödliches Pendel, drängte den Rothwardonen zurück. Ein Schmerz wie das Einschneiden von Papier durchzuckte seine Wange, als die Klinge der Axt den Kopf des Assassinen nur um ein Haar verfehlte. Blut lief aus der hauchdünnen Schnittwunde, eine weitere Narbe für den Wüstenkrieger; es würde jedoch eine sein, die ihn für immer an das hier erinnern würde. Sie würde ihm eine Warnung sein. Und sie sollte das Ende von Golk, dem Unbesiegbaren symbolisieren.
Einen weiterer Pendelschlag des Nords nutze Raccan für eine gewagte Aktion. Er duckte sich nach unten weg, warf sich nach vorn und rollte sich durch die weit auseinanderstehenden Beine des Zwei-Meter-Hünen ab. Dieser verlor durch den Schwung kurzzeitig das Gleichgewicht, taumelte nach vorn, hätte mit seinem Axtschlag beinahe einen der Adligen erwischt, welcher erschrocken zurückwich. Der Assassine hatte sich unterdessen in einer fließenden Bewegung hinter dem Nord aufgebaut, holte aus und zog mit einem kräftigen Schlag den Säbel quer über den Rücken des Barbaren. Die Adligen schrien auf, das Blut spritzte, die Klinge stieß auf Knochen, traf die Wirbelsäule, schrammte darüber hinweg, schnitt sich dahinter abermals tief in den Körper des Nords. Ein Schrei wie der eines verwundeten Tiers, der Nord bog den Rücken vor Schmerzen durch, ließ die Axt zu Boden fallen, ging auf die Knie. Raccan aber zeigte keine Gnade, drehte sich einmal um die eigene Achse, richtete dabei den Säbel anders aus und schlug dem Barbaren ein tödliches Kreuz in den Rücken. Die Stimme erstickte, die Augen rollten nach oben bis nur noch das blutunterlaufene Weiß der Augäpfel zu sehen war. Wie in Zeitlupe kippte der Nord nach vorn und schlug mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aus, die Axt unter sich begrabend.

Es herrschte gespenstische Stille. Raccan blickte, den tropfenden Säbel in der Hand, auf den regungslosen Körper zu seinen Füßen. Sein Oberkörper war mit kleinen Blutspritzern übersät und aus dem Schnitt an seiner Wange floss ein kleines rotes Rinnsal. Golk war tot, daran gab es keinen Zweifel, und doch starrten die Adligen wie gebannt auf die Leiche ihres ehemaligen Champions, wie als würden sie hoffen, er würde sich doch noch einmal aufrichten. Aber es geschah nichts, der Körper bewegte sich nicht mehr, und eine Blutlache breitete sich bereits unter ihm aus. Raccans Kopf zuckte nach oben zum Balkon, er konnte Trálír erkennen, welcher sich auf dem Geländer aufstützte und fassungslos die Szenerie unter sich betrachtete. Der Rothwardon rechnete damit, dass der Elf jeden Moment den Befehl gab, ihn niederzuschießen, aber nichts dergleichen geschah, die Situation hatte ihn augenscheinlich überrumpelt. Der Assassine ließ den Kopf wieder sinken, warf noch einen Blick auf den toten Nord und ging dann langsam auf die Terrassentür zu. Die Menge teilte sich stumm, musterte ihn mit angsterfüllten Augen, keiner wollte sich ihm in den Weg stellen. Feiges Pack, und er schaute nicht zurück, als er die Tür leise hinter sich schloss und sich damit den Blicken der Menge entzog.

Wie in Trance war er die Treppen hinaufgelaufen und hatte sein Zimmer gefunden. Er musste hier weg, auf der Stelle. Gerade legte er seine Rüstung an, als er ein Geräusch hinter sich an der Tür vernahm und herumfuhr.
Da stand sie. Adya. Und...sie lächelte.
"Ich wusste, du schaffst es...", säuselte sie und trat in das Zimmer, die Haare auf ihre typische Art und Weise sich um den Zeigefinger wickelnd.
Raccan sagte nichts, zog die ledernen Laschen durch die Schnallen und zurrte den Wams fest. Den Säbel wischte er an der blutbespritzen Hose, welche auf dem Bett lag, ab und befestigte ihn an seinem Gürtel. Er drehte sich zur Tür wollte hier einfach nur noch raus, aber Adya stand nun direkt vor ihm, lächelte ihn sanft von unten herauf an.
"Du hast bewiesen, dass du unser Champion bist, du musst nicht gehen...", säuselte sie weiter und legte ihre Hände auf Raccans Brust. Dieser aber griff ihre Handgelenke, beugte sich nach unten und hielt erst wenige Zentimeter mit seinem Gesicht vor dem Ihren inne. Er las in ihren Augen, sie versuchte es wieder mit ihrem Blick, aber dieser wirkte bei Raccan nicht. Nicht mehr. Er lächelte ausdruckslos.
"Fahr zur Hölle", flüsterte er, stieß sie zurück und verließ das Zimmer, ohne noch einmal zurückzusehen.

Auf dem Weg nach draußen begegnete ihm niemand, man hielt ihn nicht auf, und unbedrängt betrat er den Stall. Der kleine Khajiit kam angelaufen, machte große Augen wie als hätte er nicht mehr mit dem Assassinen gerechnet.
"Mein Pferd...bitte", sprach Raccan kurz angebunden das Katzenwesen an, aber dieses rührte sich nicht.
"Bitte...", versuchte es der Rothwardon nochmals, und das schien den Stallburschen aus seiner Starre zu lösen, denn er wuselte davon und führte kurz darauf Raccans Pferd samt Ausrüstung zu ihm.
"Danke", und er wollte sich schon abwenden, aber dann wandte er sich doch noch einmal dem Khajiiten zu. "Du musst nicht hierbleiben...". Ausdruckslose und traurige Augen trafen Raccan, der Stalljunge ließ die Schultern hängen und schüttelte den Kopf. Es ließ sich nur erahnen, was ihm angedroht worden war, und so traurig es auch war, darauf konnte Raccan keine Rücksicht nehmen. Er fand es sowieso schon erstaunlich, so weit gekommen zu sein, ohne aufgehalten zu werden, da konnte er nicht das Risiko eingehen und unnötig Zeit verschwenden. So seufzte der Assassine nur, saß auf und machte sich auf dem Weg zum Tor des Anwesens. Bereits von Weitem hatte er seinen Bogen gezückt um sich notfalls den Weg durch die Torwächter freizuschießen, aber von denen fehlte jede Spur. Ein Hinterhalt? Skeptisch blickte Raccan sich um, prüfte vom Pferd aus das Tor, welches zu seiner Überraschung nur angelehnt war. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Aber dann besann sich der Rothwardon; wollte er hier wirklich warten, bis die Wachen aus dem Anwesen ihn aufhalten würden? Nein. Jetzt musste er darauf vertrauen, dass Satakal ihm den Weg geebnet hatte. Dies fiel ihm schwer, aber eine bessere Erklärung hatte er beim besten Willen nicht, und damit drückte er die Fersen in die Flanken des Pferdes und ritt im Dunkeln den schmalen Pfad Richtung Skingrad entlang...

Die Nacht war kühl und von der angenehmeren Sorte, aber davon merkte Raccan nicht viel, während er den Weg entlangritt, dann die Hauptstraße erreichte und sich ratlos umsah. Aus Reflex befühlte er seine Taschen, obwohl er wusste, dass sich kein einziger Septim darin befand. Das würde draußen schlafen bedeuten, aber derzeit hatte er sowieso das Gefühl, ständig die falschen Entscheidungen zu treffen, also was soll's. Er lenkte sein Pferd die Goldstraße Richtung Nordosten entlang und entschied spontan in den Wald abzubiegen. Unweit der Hauptstraße saß er ab und richtete sich ein provisorisches Lager her, und nachdem das Feuer endlich brannte, lehnte er sich an einen nahen Baum und rutschte daran hinab, wo er kraftlos sitzenblieb und in das kleine, flackernde Feuer starrte.
Dieses Land ist nichts für dich. Nur Intrigen und Verrat. Was machst du eigentlich noch hier? Du hast deinen Auftrag erfüllt, die Katze ist tot. Er warf einen Blick zum Pferd und seinem Gepäck, in dem das zusammengerollte Fell des Khajiits verstaut war. Richtig, das Schwert ist weg, was fast so schlimm ist als wenn ich selbst der Verräter wäre. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, es wiederzufinden? Wieviel Zeit war seitdem vergangen? Werden mir diese Adligen auf den Fersen sein?
Er befühlte seinen Hals, spürte Sahis Geschenk, betrachtete die kleine Pfeife lächelnd, blies lautlos hinein. Nichts geschah, nur das Rauschen der Bäume und das knisternde Feuer. Hatte Jail ihn verlassen? Es würde ihn nicht wundern. Noch einmal legte er die Lippen an das zierliche Instrument, endlose Sekunden verronnen, bis er endlich den vertrauten Flügelschlag vernahm, der Falke aus der Dunkelheit heran schoss und zielsicher auf einem umgekippten Baum neben dem Lagerfeuer landete. Ein schönes Tier, wie eh und je, anscheinend hatte er sich geputzt, denn von dem Sand war nichts mehr zu sehen. Natürlich nicht, es waren ja auch einige Tage vergangen. Zuviele Tage. Raccan streckte seinen Hand nach vorn aus und machte eine kleine Geste mit den Fingern, worauf sich Jail abstieß, zu Raccan herüberflog und auf seinem Handgelenk landete. Die scharfen Krallen bohren sich in seine Haut und hinterließen kleine, blutende Mahle, aber in diesem Moment war dem Assassinen das vollkommen egal. Er strich über den Kopf des Falken und seinen Rücken hinunter, woraufhin Jail innehielt und die ungewohnte Berührung sichtlich genoss.
Er musste diesen Brief schreiben, so schwer es ihm fiel. Er musste schreiben, dass er das Schwert verloren, dass er versagt hatte. Aber für den Moment gab nur ihn, den Falken, sein Pferd und die Nacht. Sonst niemanden.

TiberSeptim
06.01.2014, 21:00
Schenke zum Schlechten Omen



Als Arcturus die Schenke betrat schaute Mannheim ihm nervös entgegen."Was gibts es Mannheim?" fragte Arcturus vorsichtig."N-Nichts. Ich weiss nicht ähm wollt ihr auf euer Zimmer oder soll ich euch ertsmal was zu essen bringen?". Etwas zu essen könnt ihr mir bringen aber das Zimmer lassen wir erstmal ich bin nämlich nicht zufrieden damit. Ich möchte ein neues." Mannheim sah ihn erschrocken an und gab ihm wortlos die Schlüssel für das Kellerzimmer. Arcturus drehte sich um und ging zur Falltür die in den Keller führte. Am Zimmer angelangt legte er die Hand auf die Klinke und atmete tief durch und öffnete dann ruckartig die Tür.Er machte einen Schritt in den nur vom Kaminfeuer beleuchteten Raum.Der Lichtschein wurde jedoch in Zwei breite strahlen geteilt dadirekt vor dem Kamin eine Gestalt in einem Kapuzenumhang stand. Sie hatte Arcturus den Rücken zugekehrt. Als er gerade etwas sagenwollte begann die Gestalt zu sprechen: "Wie ich sehe habt ihr euch meine Nachricht zu herzen genommen mein alter Freund. Das ist gut sehr gut."


"Wer seid ihr" fragte Arcturus mit weit aufgerissenen Augen. "Was habt ihr hier zu suchen und wer ist in dem anderen Zimmer?" Der Mann drehte sich langsam um und sah Arcturus nun direkt an. Durch das dunkle in der Kapuze konnte man jedoch sein Gesicht nicht sehen. "Was glaubt ihr den wer ich bin? Ein weiterer Meuchelmörder der euch,aufgrund eurer Taten, auf den Hals gehetzt wurde? Nein das bin ich nicht. Macht euch mal keine sorgen Arcturus. Ich bin hier um euch zu helfen, nicht um euch zu töten."


Acrturus wich zwei Schritte zurück und zog seine Axt aus dem Gürtel die immer noch vom Blut des Assassinen bedeckt war. "Ich warne euch.Ich habe in der letzten Woche mehr als genug Menschen getötet, erklärt euch jetzt und zwar auf der Stelle sonst seid ihr des Todes!"

"Lasst mich euch erst etwas erklären. Wie gesagt bin ICH nicht hier um euch zu töten aber oben im Zimmer, das ihr zuvor bewohnt habe, werdeneuch zwei Vollstrecker und der Zuhörer der Dunklen Bruderschaft selbst erwarten. Die Bruderschaft hat endgültig genug. Sie wollen und werden keinen weiteren Assassinen mehr verlieren. Deswegen will der Zuhörer selbst nun ein Exempel an euch statuieren. Lasst mich euch helfen Arcturus... Bitte ich will euch nichts böses. Lasst uns zu diesen Schweinen nach oben gehen und sie fertig machen. Und nun lass mich ich dir beweisen das ich nicht dein Feind bin und auch nie dein Feind war."


Der Mann tratt einen Schritt auf Arcturus zu und zog dann seine Kapuze vom Kopf...es herrschte Stille. Minutenlang starrte Arcturus nur seinen gegenüber an den er konnte es einfach nicht fassen. "Decius."flüsterte er mit vor Tränen erstickter Stimme. Auf einmal ließ erseine Axt fallen und bevor er sichs versah lag er schluchzend in denArmen des Freundes den er so lange nicht gesehen hatte. Die beiden standen lange Zeit nur da und endlich, als sie sich trennten, sagte nun auch Decius, mit einer Träne in seinem ihm verbliebenen Auge:"Es freut mich sehr dich wiederzusehen mein Alter Freund. Zehn Jahre sind eine viel zu lange Zeit um einen Freund zu vermissen.""Da hast du wohl recht Decius, aber was machst du hier nur? Und wie hast du mich gefunden?" fragte Arcturus.


"Nunja ich habe meine Mittel und Wege." meinte Decius Augenzwinkernd."Aber alles andere Später. Wir müssen uns jetzt erstmal um diedrei Deppen kümmern die da oben ,sich die Beine in den Bauch,stehen." Arcturus erwiederte: "Also gut auf gehts."


Acrturus folgte Decius ohne zu zögern die Treppe nach oben. Vor dem Zimmer angelangt stellte sich Decis mit gespanntem Bogen vor die Tür und Arcturus öffente Blitzschnell von der Seite die Tür. Decius liesseinen Pfeil fahren und der landete direkt im Auge eines Assassinen.Die anderen beiden Personen im Raum sprangen auf und wollten zur Tür rennen, sie wurden jedoch beide von einem von Arcturus Feuerbällen an die Wand geschleudert. Während Arcturus mit seiner Axt das Endedes einen besiegelte rappelte sich der andere wieder hoch und wollte nochmal zur Tür rennen. Decius jedoch warf seinen Dolch mit eiskalter Präzision. Mit, vor Entsetzten, weit aufgerissenen Augen fasste der Assassine an seinen Hals, aus dem der Griff des Dolches herausragte. Seine Augen drehten sich noch während der Bewegung nach hinten und er sackte mit einem leisen gurgeln endgültig in sich zusammen.

Nachdem das Blutige Werk verrichtet war sahen sich die zwei Freunde die Leichen genauer an als Decius plötzlich erstarrte :"Verdammt der Zuhörer ist nicht hier."

weuze
16.09.2016, 02:35
Brutale Kopfschmerzen pressten von allen Seiten auf sein Bewusstsein ein. Was bei den vier Säulen? Er brachte nur ein gequältes Stöhnen zu Stande. Harter, felsiger Untergrund bohrte sich in seinen Rücken. Kalter, felsiger Untergrund. Es dauerte einige Augenblicke, bis Arranges zu der Erkenntnis kam, dass er... oder zumindest sein Oberkörper ziemlich nackt war. Die Situation passte überhaupt nicht dazu, wie er in der Taverne in Dagon Fel eingeschlafen war. Und da war noch etwas. Seine Gliedmaßen, Zehen, Finger! Alles war taub vor Kälte! Wie kann das sein?! Arranges Kontemplation und sein Wissen um Feuerzauber schützten ihn normalerweise automatisch vor Kälte im Schlaf. Sein Geist war derart neben der Spur, dass Arranges erst jetzt bemerkte, dass er gar nichts sah. Seine Augenlider waren geschlossen. Er versuchte sie zu heben.
Nichts.
Er versuchte überhaupt sich zu rühren.
Außer einem Zucken in den Armen geschah nichts. Erschreckend wenig. Der Magier horchte in sich hinein ob er irgendwelche Verletzungen hatte. Er war kein Heiler, aber an diesem Punkt konnte er sicher sagen, dass er keinen Blutverlust hatte und auch nichts gebrochen war. Kein Schlag auf den Kopf. Aber wer hat mich hierher - wo immer ich auch bin - gebracht und das völlig ohne dass ich irgendetwas bemerkt hätte? Arranges war vergleichsweise sicher alt, aber wenn jemand mächtig genug, ihn so zu überwältigen, in die Taverne in einem kaiserlichen Außenposten eingebrochen wäre, müsste er irgendetwas bemerkt haben.
Zunächst muss ich diese Taubheit in den Armen loswerden. Arranges fokusierte Magie in seine Fingerspitzen... Und bemerkte davon rein gar nichts. Was ist das? Es ist kein Lähmzauber, so viel steht fest. Eine generelle Kälte, nicht von außen, von innen!? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mehr. Allerdings konnte dies auch der Dauer geschuldet sein, die er bereits hier lag. In jedem Fall musste er hier weg, bevor seine Entführer nochmals zurückkehrten. Er spürte, dass er Beinkleider trug, ob es seine eigenen waren konnte er unmöglich sagen. der Kaiserliche atmete tief ein und aus. Und ein und aus. Das Pochen in seinem Hinterkopf legte sich ein wenig. Und ein und aus. Er konzentrierte sich auf seine Magie. Und ein und aus. Seine Brust begann zu schmerzen, während er in seinem Mund einen beißenden Rauchgeschmack hatte. Und ein und aus. Nadelstiche gingen durch seine Finger, er knirschte mit den Zähnen und verzog das Gesicht. Und ein und aus. Der Boden unter ihm erwärmte sich, seine Armmuskeln begannen sich anzuspannen. Und ein und aus. Er spürte, wie ihm Blut schmerzhaft in die Wangen schoss. Ein letztes Mal holte er tief Luft. Seine Hände gehorchten ihm plötzlich unter dem Druck seiner Feuermagie wieder. Er ballte sie zu Fäusten. Seine Lider hoben sich.
Ich bin... Seine Augen flitzten hin und her und versuchten die Szenerie zu erfassen. In einer Höhle... Die mittlerweile viel zu langen Haare fielen ihm in die Augen. Unter massiver Anstrengung gelang es ihm sich hochzustemmen. Links und rechts musste er sich mit den Händen stützen um nich direkt wieder umzukippen. Der Begriff Höhle war schon eher ein sehr überzogenes Kompliment für diesen Steunhaufen in dem zufällig genug Platz für einen, vielleicht zwei ausgestreckte Männer war.

Der Nekromant musste sich zuerst eine Weile umsehen, bevor sein Bewusstsein gänzlich wieder zur Realität durchgedrungen war. Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass etwas fehlte - abgesehen von seinem Hab und Gut. Seine Stirn warf tiefe Falten, die ihn plötzlich sehr viel älter erscheinen ließen, als er tatsächlich war. Rote Augen... weiße Haare. Der Kopfschmerz kehrte zurück, während Arranges angestrengt nachdachte. Er schaute auf seine Handflächen, als wolle er dort die Antwort auf sein Sinnen ablesen. Seine Lippen begannen zu beben und wie von selbst formten sie einen Namen: 'Erynn.'
Es war nicht mehr als ein Flüstern.
Langsam begann sein Kopf sich zu drehen. Mit der Erwartung, dass die in seiner Erinnerung zierliche Dunmer irgendwo hier in diesem Loch liegen musste, suchten seine Augen den Felsen ab.
Nichts.
Dieses nichts zeigt sich mir in der kurzen Zeit seit ich wach bin schon erstaunlich oft. Wird Zeit, dass ich aus einem nichts ein etwas mache...
Arranges hielt die Sorge um die Dunmer zunächst nieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ebenfalls entführt wurde und irgendwo in der Nähe war, war für ihn hoch genug um sich darum ersteinmal keine Gedanken zu machen. Mit glühenden Händen machte er sich daran, seine Beine von der grausamen Kälte zu befreien.

Nach einer Weile stand Arranges noch leicht wacklig in dem Loch. Er erkannte den typisch gesprenkelten Felsen der nördlichen und westlichen Regionen Morrowinds. Bei der Höhle handelte es sich um ein Loch, das gerade hoch genug war ihm im Stehen nicht den Schädel einzudrücken und führte nach wenigen Metern zu einem sehr zugewuchterten runden Ausgang. Tageslicht fiel zwischen den typisch braunen Blättern morrowindischer Vegetation hindurch. Das milchige Tageslicht der nördlichen Regionen außerhalb der Aschlande. Ein letztes Umsehen zog seine Aufmerksamkeit auf ein Funkeln zwischen zwei kopfgroßen Steinen. Arranges bückte sich danach und umschloß das Funkeln vorsichtig. Zum Vorschein kam ein Kettenhemd - so weit Arranges das in dem dämmrigen Licht beurteilen konnte.

Er trat nach draußen und stand nur wenige Meter vom Meer entfernt. Die Tatsache, dass in der Ferne der Gipfel des Roten Bergs fehlte und die Zahl der sich im leichten Wellengang der See spiegelnden Monoliten schon nach rund 100 Metern deutlich abnahm, deutete darauf hin, dass er gerade nach Norden blickte.
Der funkelnde Gegenstand war tatsächlich ein Kettenhemd. Und nicht nur irgendeines, es war sein Kettenhemd, das Erbstück seiner Familie. Allerdings war es grob zerfetzt und wies Spuren magischen Einwirkens auf. Ich wurde also nicht von gewöhnlichen Banditen verschleppt...

Der Hang, in dem sich die Höhle befand fiel über drei Meter steil zum kiesigen Strand hin ab. Arranges erklomm ihn mit einiger Mühe. Oben angekommen blickte er über einen leicht hügeligen Landstreifen, übersäht mit Geröll. Die Riesenpilze fehlten beinahe gänzlich bis auf eine Handvoll Ausnahmen. Arranges erinnerte sich nicht im Detail an die Karte Vvardenfells, aber die Riesenpilze gab es nur im Zentrum und im Osten. Er blickte sich weiter um, von Erynn war keine Spur. Für eine Weile stand er nur da und überlegte. Es war sehr lange her, dass er in einer derart prekären Lage war. Überhaupt waren seine Erinnerungen bestenfalls verschwommen. Nicht nur die letzten aus Dagin Fel, sondern alles. Nur eine Nachwirkung des Überfalls... Beruhigte sich der Beschwörer selbst.

Nachdem er die Steilküste ein wenig abgesucht hatte und keine Anzeichen von Menschen oder Mer gefunden hatte, kam er zu dem Entschluss, dass seine beste Option jetzt Dagon Fel war. Hätte er nicht bereits über die Geographie ausgemacht, wo Norden ist, wäre es mehr als schwer geworden die richtige Richtung einzuschlagen, da der Himmel mit dicken Wolken verhangen war, so aber folgte er der Küste einfach nach Osten. Das Mithrilkettenhemd hatte er sich in die schimmlige Schnur gesteckt, welche eine lottrige Hose um seine Hüften hielt. Während er barfuß über den groben Untergrund lief, sich immer wieder umschauend, versuchte er nochmals zu ergründen, weswegen er ursprünglich überhaupt hier gewesen war. Sie hatten jemanden gesucht... nein, gejagt. Einen Argonier. Aber der Grund dafür wollte ihm partout nicht mehr einfallen. Normalerweise werde ich doch auf Schritt und Tritt von der Gathering beobachtet, aber in dieser brenzligen Situation zeigt sich keiner von denen... überragende Pfeifen...

Arranges war etwas über einen Tag unterwegs gewesen - inklusive einer Schwimmeinlage - als er in der kalten Morgendämmerung den Turm des Kontors von Dagon Fel auftauchen sah. Na endlich... Sheogorad ist nicht so langgezogen, wie es auf der Karte anmutet... oder ich war nicht so weit weg von der Hauptinsel des Archipels... Arranges war sich seiner Erscheinung bewusst und bemühte sich seine Hände offen zu zeigen ohne auffällig zu wirken, als er sich den provisorischen Verteidigungsanlagen des Außenpostens näherte.
Eine kaiserliche Wache entdeckte ihn, bevor er jemanden auf den Palisaden ausmachen konnte.
'HALT! WER DA?'
Die Stimme des Legionärs klang grundlegend falsch, sie hatte etwas auffallend Panisches an sich. Und auch die Palisade selbst wirkte irgendwie übergewichtig, als hätte man einfach noch zusätzlich einige Stämme und Felsblöcke anmontiert ohne dabei auf Gleichmäßigkeit, sondern auf die pure Verstärkung der schützenden Funktion zu achten.
Arranges blieb stehen: 'Ich bin ein einzelner Wanderer, ausgeraubt von Banditen.'
'Kommt langsam näher!'
Arranges tat was die Wache ihn geheißen. Aus der Dämmerung schälte sich ein bizarres Bild. Von dem Kontor war nur noch die Hälfte übrig, den Hügel hinauf konnte man pechschwarze Brandspuren im Felsen entdecken, die Straße hinter dem Legionär wieß Risse auf, so, als ob jemand mit roher Gewalt versucht hätte sie zu spalten. Was zum Teufel war hier passiert?
Und genau diese Frage stellte er dem Legionär, welcher ihm den Zutritt versperrte und prüfend musterte.
'Vor einer Woche hat irgendein völlig Irrer eine Kreatur in der Taverne beschworen. Das Monstrum war so groß, dass es die eine Hälfte des Kontors einfach wegsprengte, als es aus Oblivion gerufen wurde. Die Wachen konnten sie wohl in die Flucht schlagen, das ganze Untier ist in die Wildnis nach Westen geflohen, vom Beschwörer selbst fehlt noch immer jede Spur.'
Beschwörer haben mich entführt? Das würde zumindest erklären, warum sie mir mein Kettenhemd gelassen haben, den Rest aber geklaut. Zeitlich passt der Ablauf aber nicht, ich kann unmöglich eine Woche in der Höhle gelegen haben.
'Seit dem lebt das Dorf in Angst. Die Wachen wurden wegen der strategischen Wichtigkeit dieses Ortes verdreifacht und die Mauern verstärkt so gut das möglich war mit dem was wir zur Verfügung hatten.'
'Habt ihr eine Dunmer aus dem Dorf flüchten sehen?'
'Eine Dunmer? Das halbe Dorf ist geflüchtet.'
'Lange weiße Haare.'
'Hmm... ihr könnt gern eine der Wachen am Dock befragen, ich bin erst seit 4 Tagen hier. Ihr könnt ins Dorf, bitte versucht einfach keine Aufregung zu verbreiten.'
Arranges trat an der Wache vorbei. Einige der Hütten wurden mit Felsblöcken verstärkt, während an einigen anderen Stellen nur noch verkohlte Reste übrig waren. Arranges trat auf eines der zwei Piers. Ein Langschiff lag dort vor Anker, zwei Legionäre unterhielten sich, während drei Männer Kisten von Bord schleppten. Erst die kritischen Blicke der Wachen machten ihn darauf aufmerksam, dass er immernoch halbnackt herumlief.
'Entschuldigt den Anblick... Banditen draußen in der Wildnis.'
Die Legionäre nickten nur verständnisvoll.
'Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass es nur Banditen waren...' Antwortete einer.
'Ja, ich habe gehört, was hier vorgefallen ist, ich möchte auch nur schnellstmöglich weg...'
'Ist euch nicht zu verdenken. Das Schiff dort wird gerade entladen, Wenn ihr in einer Stunde wiederkommt, setzt der Kapitän euch nach Vvardenfell über.' Der Legionär bedeutete Arranges näher zu kommen und drückte ihm dann ein paar Draken in die Hand. 'Geht zum Kontor und besorgt euch einen Gambeson oder irgendetwas, das ihr unter dem Kettenhemd tragen könnt, so ist es euch nicht sehr nützlich.' Sagte er mit gedämpfter Stimme.
Ich muss wohl sehr bemitleidenswert aussehen... Arranges schaute kurz an seinem nackten Körper herunter und stellte fest, dass er tatsächlich eine sehr narbenreiche Vergangenheit vorzuzeigen hatte.

Der Magier wandte sich zum Gehen in Richtung Kontor, er war gerade zwei Schritte gegangen, als plötzlich jemand hinter ihm auf dem Deck losbrüllte: 'HALTET IHN! DAS IST DER BESCHWÖRER DES FROSTMONSTERS!' Arranges blieb wie angewurzelt stehen. Frostmonster? Ein Frostatronach? Ich bin doch kein Eismagier?!.
'Halt!' Sagte eine der Wachen bestimmt, aber ruhig.
Arranges drehte sich langsam um. Hinter ihm hörter er weitere Wachen das Pier betreten. 'Da liegt sicher ein Missverständnis vor, sehe ich aus wie ein Magier, der einfach ein Außenposten in Schutt und Asche legt?'
'Nein, aber das ist kein Beweis dafür, dass ihr es nicht sein könntet.'
Der Arbeiter trat zitternd neben den Legionär. 'Er hat die Narbe auf dem Rücken.' Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich kann die Narbe nicht sehen und wenn, was soll sie beweisen?'
'In dem Untier schimmerte stetig der Schatten eines Menschen und auf dem Rücken hatte die Kreatur eine Zeichnung, welche ziemlich ähnlich wie die Narbe auf eurem Rücken aussah.' Antwortete eine der Wachen.
'Aber ich bin kein Magier.' Herrschte Arranges die Wache an.
'Das entscheidet der befehlshabende Kommandant, folgt uns bitte, wir wollen keine Aufregung im Dorf.'
Arranges Gemüt war schonmal leicht zu erhitzen, aber in solchen Situationen bewahrte er normalerweise einen kühlen Geist. Doch irgendetwas in seinem Hinterkopf entschied, dass Ruhe die falsche Reaktion wäre und zwang ihm Magie auf. Arranges hatte nicht die Reaktionsgeschwindigkeit um seine eigene Magie unter Kontrolle zu halten. Seine Arme hoben sich wie von selbst und die beiden Legionäre vor ihm wurden buchstäblich von innen wie Felsen durch Frost gesprengt. Gefrorene Splitter wirbelten durch die Luft. Die Arbeiter waren starr vor Entsetzen. Das Etwas in Arranges Kopf hatte sich aufgelöst und einen Großteil seiner gerade teils regenerierten Reserven mitgenommen. Arranges entschied, dass es jetzt zu spät war für diplomatische Ergüsse. Er konnte sich später Gedanken darum machen. Er hörte hinter sich die Schritte gepanzerter Füße schnell auf sich zukommen. So schnell es ihm seine Verwirrung gestattete drehte er sich um und zog vor sich eine brennende Linie über das Pier. Die Soldaten kamen stolpernd zum Stehen. Ein Pfeil verfehlte Arranges Kopf nur knapp. Seine beiden Hände fischte aus der Luft vor ihm Dolche. Er schritt entschlossen auf die Arbeiter zu. 'AN BORD ODER IHR ENDET WIE DIE LEGIONÄRE!' Brüllte er. Die pure Angst in den Augen hechteten die Arbeiter auf das Schiff. Arranges setzte mit einem langen Sprung hinterher. 'SEGEL SETZEN!' Die Arbeiter wirkten völlig geschockt, aber auf dem Schiff waren noch zwei Matrosen, welche nach einem kurzen Schreck handelten und das Segel setzten, Auch wenn ihre Bewegungen alles andere als routiniert aussahen, löste sich das Schiff allmählich vom Steg. Brandpfeile zischten am Schiff vorbei. Arranges fuchtelte in der Luft herum und es kostete ihn einiges an Konzentration um einen gewöhnlichen Feuerball zustande zu bekommen. Das Wasser zischte auf und nahm den Schützen auf dem Steg die Sicht. Die Brandpfeile nahmen ab.

'Setzt Kurs nach Schwarzlicht.' Sagte Arranges zusammengesunken an der Reling. Er war völlig ausgelaugt und verwirrd. Die Mannschaft - falls man die fünf Männer so nennen konnte - war völlig verängstigt und wagte es nicht in irgendeiner Form zu wiedersprechen.

weuze
16.09.2016, 19:14
Arranges erfasste sein unschätzbares Glück erst eine Weile nachdem die Silhoutte Dagon Fels im Dunst des Geistermeers verschwunden war. Es lag kein anderes Schiff vor Anker, das ihnen hätte folgen können.
Zusammengesunken lehnte er an einer Ruderbank. Die Mannschaft machte einen großen Bogen um ihn und wagte es kaum in seine Richtung zu blicken, von reden ganz zu schweigen. Ich habe also ein Schiff geklaut... das ist in jedem Fall neu in meinem Leben. Oder zumindest neu in dießem Ausmaß... Arranges blendete die Welt um sich herum aus und versuchte irgendwie seinen Geist zu sortieren, was sich als recht schwierig erwies. Es fühlte sich an, als hätte er für all seine Gedanken und Wissen plötzlich zu wenig Platz in seinem Kopf. Er vertiefte sich in Meditation und sehr langsam kehrten vereinzelt klare Bilder zurück.

Es war beruhigend zu wissen, dass er nicht unter komplettem Gedächtnisverlust litt. Wahrscheinlich war es sogar nur der Tatsache geschuldet, dass er irgendwie in den Vorfall mit dem Frostmonster in Dagon Fel verwickelt war und etwas abbekommen hatte. Was den Vorfall an sich anging, so konnte sich Arranges keinen Reim darauf bilden. Vor einer Woche also war er hier angekommen mit Begleitung und hat sich in einem Bett in der Taverne hingelegt. In der gleichen Nacht hat irgendein sehr unfähiger Magier eine Seele aus Oblivion gerufen, die wohl deutlich zu mächtig war. Und er muss unglaublich ungünstig in die ganze Sache verwickelt gewesen sein, wenn er eine neue Narbe auf dem Rücken hatte und sogar verschleppt worden war für keinen besonders plausiblen Grund. Er versuchte die Einzelheiten, die er bisher wusste zusammenzufügen sodass sie Sinn ergaben, aber es gelang ihm nicht. Langsam tauchte er aus seiner Meditation auf und öffnete die Augen. Es war Nacht, der Himmel war sternenklar, sie waren den ganzen Tag nach Westen gesegelt. Ihm gegenüber saßen die 5 Männer zusammengekauert zwischen einigen Kisten. 'Was ist in Dagon Fel genau geschehen?' Fragte der Kaiserliche ohne jemanden bestimmtes anzusprechen. Die Männer zögerten. Doch dann richtete sich einer der Arbeiter auf: 'Es war vor einer Woche...'
'Ja doch, die groben Einzelheiten kenne ich bereits, ich will wissen was exakt passiert ist!'
Der Arbeiter zuckte zusammen, antwortete dann aber mit leicht zitternder Stimme: 'Irgendjemand hat in der Taverne etwas beschworen. Eine Kreatur bestehend aus gefrorener Luft und Eisblöcken. Kein Atronach. Dieses Ding war deutlich größer als ein Atronach. Ich weiss nicht was es war, aber seine Präsenz konnte von den Mauern der Taverne nicht gehalten werden. Es drückte die Wände einfach auseinander.'
Als der Arbeiter nicht weitersprach, wurde Arranges etwas ungeduldig, was sich direkt in seiner Stimme wiederspiegelte: 'Weiter? Was geschah dann?'
'Nun... nichts. Die Kreatur stand hauptsächlich dort in den Trümmern und schien sich umzusehen. In ihrem eisigen Körper schimmerten die Umrisse eines Menschen. Legionäre stürmten heran und versuchten abzuschätzen ob es sich hierbei um einen Angriff direkt aus Oblivion handelte, aber es war kein Obliviontor weit und breit in Sicht. Die Kreatur schien aber auch nicht angreifen zu wollen, in jedem Fall zeigte sie keine direkt aggressives Verhalten... Einer der Soldaten wurde bereits nach wenigen Augenblicken unruhig und schleuderte seinen Speer auf das Ding. Danach brach die Hölle in Dagon Fel los. Ihr habt sicher schon einmal gesehen, wie Frost Felsen sprengt... Das erklärt woher die auffallenden Risse in der Straße vor dem Kontor kommen, welche euch kaum entgangen sein können.'
'Und wie kommt man dazu, das Ganze mir anzulasten, ich bin verschleppt worden... zugegeben in der selben Nacht, aber ich war über einen Tagesmarsch westlich von Dagon Fel.' Unterbrach Arranges den Arbeiter. Er konnte sich immernoch keinen Reim darauf machen. Sicher, die Magie, welche er auf die zwei Wachen auf dem Steg gewirkt hatte war eher überzogen gewesen. Zudem waren es mächtige Frostzauber, wie in der Molag Amur - seltsam daran erinnerte er sich direkt mit einer Schärfe, die nicht zu übertreffen war. Es ergab keinen Sinn. Arranges verfügte zwar über manche Kenntnisse der Eismagie, aber er beherrschte einfach keine derart mächtigen Formeln. Er musste sich später darum Gedanken machen.
'Ihr tragt die exakt selbe Zeichnung auf dem Rücken, welche auch die Kreatur aufwies.'
'Was für eine Zeichnung?'
Der Arbeiter ritzte mit einem kleinen Messer etwas in eine Ruderbank und deutete darauf. Wacklig kam Arranges auf die Beine und nahm die grobe Schnitzung in Augenschein: Ein Querbalken lag auf einem kleinen Kreis, links und rechts auf dem Balken waren Punkte. Mit viel Phantasie konnte man eine Waage erkennen. Mitten durch die gesamte Zeichnung verlief ein diagonaler Balken wobei am unteren Ende soetwas wie ein Pfeil war und am oberen Ende eine einfache Schneeflocke zu erkennen war. Arranges war das Zeichen völlig fremd und irgendwie zweifelte er an der Erinnerung des Arbeiters.
'Nun, nachdem was ihr auf dem Steg gesehen habt ist es nicht notwendig euch weiterhin glaubhaft machen zu wollen, dass ich keine Ahnung von Magie habe, was es mit der Beschwörung auf sich hat kann ich allerdings nicht sagen nur so viel, dass ich absolut nicht weiss, was da passiert sein könnte. Ich sollte schnellstmöglich jemanden aufsuchen, der mir eventuell sagen kann, was es mit dieser Zeichnung auf sich hat und ob eine Narbe auf meinem Rücken tatsächlich aussieht wie das Symbol... Aber davon einmal abgesehen wäre auch spannend zu erfahren, was mit den anderen passiert ist. Die Wache sagte, dass viele in der Nacht aus Dagon Fel verschwunden waren, tot, geflohen, verschleppt... Arranges wollte unbedingt daran glauben, dass die beiden Dunmer einfach geflohen waren... oder ihn suchten. In letzterem Fall hätte Erynn ihn längstens finden müssen, sie war zu gut im Spurenlesen um einen Haufen Banditen, die ihn verschleppten aus den Augen zu verlieren. Also waren sie ebenfalls geflohen. Arranges erzwang eine Verbitterung, aber sein Geist wollte bei der Emotion nicht mitspielen. Auch Trauer war eher nicht zu spüren. Der Schock des Erwachens saß wohl noch zu tief...

In den Kisten fand Arranges ein Hemd und etwas, das man Umhang nennen konnte, es war eine etwas seltsame.traditionelle Tracht der Dunmer vermutete der Magier. Aber sie würde ihren Zweck erfüllen und ihn einerseits warmhalten und andererseits das Mithrilhemd verbergen, welches er darunter trug. Eine bessere Hose als den Lumpen, den er jetzt trug konnte er nicht finden, dafür aber Sandalen. Nunja, besser als Barfuß.
Sie segelten in den nächsten 5 Tagen zwischen massigen Eisschollen an der nördlichen Küste Solstheims entlang. Arranges vertraute auf die Fähigkeiten der beiden Seeleute. Und sie waren sehr bemüht den Kaiserlichen nicht zu verärgern.

Die Standardbestückung der Vorräte hätte für die gesamte Mannschaft kaum ausgereicht über eine Reise von knapp 10 Tagen. Für 6 Männer an Bord reichten die zwei Kisten Salzfisch allerdings erstaunlich gut aus. Es war einmal nötig gewesen an der Westküste von Solstheim halt zu machen um aus dem Schnee die Wasservorräte aufzufüllen. Am Morgen des 10. Tages meldete einer der Männer Land voraus. Und tatsächlich, aus dem Dunst der Geistersee tauchten Lichter auf und dunkle Umrisse einer Stadt, Schwarzlicht. Während zwei Wachen in Knochenrüstung aufliefen um das höchstwahrscheinlich unerwartete Schiff in Augenschein zu nehmen, steuerten die Matrosen das Kai an. Arranges musste sich schnell eine kreative Allgemeinantwort auf die Fragen der Wachen einfallen lassen. Seinen Männern beschied er, dass sie gut daran täten nicht zu viel preiszugeben.

Als er auf das gemauerte Pier trat, verstellten ihm die beiden Dunmer den weg. 'Das Schiff ist augenscheinlich nicht mit erwarteter Fracht beladen und überhaupt erwarten wir aktuell keine Schiffe.' Knurrte einer der Soldaten hinter seinem geschlossenen Helm.
'Wir waren eigentlich auch auf dem Weg nach Vivec, als wir in einen Sturm gerieten. Nördlich von Solstheim. Das Schiff hat in der offenen See glücklicherweise nichts abbekommen, jedoch wurde der größte Teil der Mannschaft und der Ladung über Bord geschwemmt.'
'Ahja? Habt ihr irgendetwas um euch auszuweisen, seid ihr der Kapitän?'
'Nein und nein, leider wurde alles, was ich normalerweise bei mir Trage ein Opfer des Wellengangs. Ich bin nur ein Reisender an Bord.'
Die Wachen schwiegen kurz, bevor sie antworteten: 'Wir haben massenhaft Flüchtlinge aus den Bergen. Ein Tor soll sich dort vor einigen Wochen geöffnet haben. Wir sind kaum in der Lage die Mäuler zu stopfen, es wäre also ratsam sich nicht zu lange hier aufzuhalten.'
Arranges nickte, wandte sich zu den 5 Männern um, gab ihnen die Draken, die er ursprünglich von der Wache in Dagon Fel hatte und schärfte dem Haufen nochmals ein besser nicht zu viele Worte über die Wahrheit zu verlieren.

Arranges sah keinen Nutzen darin in Schwarzlicht zu bleiben, er hatte kein Geld sich ein Zimmer zu nehmen oder eine Waffe zu kaufen. Er nahm von dem Salzfisch mit, was er tragen konnte und verließ dann die Stadt Richtung Süden. Er hielt sich in Sichtweite der Küste. Auf keinen Fall wollte er herausfinden ob die Meldungen über ein Obliviontor in den Velothibergen stimmten. Ich muss zu Meister Jurano. Bei dem Gedanken war er selbst überrascht, dass ihm der Name so spontan und schnell eingefallen war. In der Zeit auf dem Schiff hatte er stets gegen Lücken in seinen Erinnerungen gekämpft. Auch in den jüngeren Erinnerungen, die kaum älter als ein Monat waren...

Irgendetwas ist in Dagon Fel passiert und ich muss wissen warum ich damit zusammenhänge... oder wenigstens wie. Eventuell kann Meister Jurano auch einen Botschafter zur Verfolgung Erynns abstellen. Arranges konnte keine Ambition aufbringen, sich - zumindest jetzt - selbst darum zu kümmern.

weuze
24.09.2016, 01:41
'Wieso müsst ihr irgendejmanden finden?'
'Weil ich Hilfe brauche, irgendetwas stimmt nicht.'
'Aber ihr habt doch bisher keinen Schaden davongetragen?'
'Ja richtig, aber ich fühle mich immer müde, immer unkonzentriert... und wo ist sie?'
'Wer?'
'Na sie!' Antwortete er mit Nachdruck.
'Ich weiss gerade leider nicht von wem ihr sprecht.'
'Na ihr wisst schon, etwas kleiner als ich, weiße Haare...' Antwortete der Magier um dem Kaiserlichen auf die Sprünge zu helfen.
'Hmm... ach das Mädchen, das ich vor einiger Zeit mal getroffen habe?' Überlegte Arranges.
'Ja, genau die.' Bestätigte der Nekromant.
'Ich habe sie doch noch gebeten, mir die Fäden zu ziehen.'
'Ja, das kann sie gut, dabei hat sie mir auch öfter geholfen.' Nickte sein Gegenüber.
Er besah sich seinen Gesprächspartner. 'Ihr brauchtet ihre Hilfe?'
Der Kaiserliche strich sich über die Mithrilkette und sah dann auf. 'Naja, die Rüstung ist zwar stark, aber hin und wieder geht doch etwas durch.'
Arranges sah sich prüfend um. Seltsam, seit er aus Schwarzlicht aufgebrochen war nach Süden hatte er keine Menschenseele mehr gesehen auf der Straße. Es schienen wohl bereits alle das Land im großen Umkreis verlassen zu haben aus Angst vor den Toren. 'Naja, besonders schön ist es hier draußen auch nicht.' Erinnerte ihn seine einzige Gesellschaft seit gestern daran, dass er nicht ganz allein war. 'Ja... recht windig...'
'Das ist die Innere See, deren Böen mir hart an die Nieren gehen.' Bekam der Magier zur Antwort auf seine Bemerkung.
Er fühlte sich unendlich erschöpft, aber er war trotzdem nicht direkt müde. 'Wir sollten uns eher Richtung Berge halten.'
'Ist es nicht klüger, der Küste nach Süden zu folgen?'
'Vor allem ist es nicht sicher im offenen Grasland herumzuwandern.'
Da musste er ihm in Gedanken zustimmen.
'Sag ich doch.'
Er zog kurz die Augenbrauen zusammen ob dieser etwas seltsamen Antwort. 'Naja vielleicht wäre ein geeigneter und etwas geschützter Lagerplatz keine schlechte Idee fürs erste.' Lenkte der Beschwörer ein und richtete seinen Blick in den Himmel, der langsam dunkler wurde.
Abseits der Straße wollte er ein Feuer aufschichten. 'Nein! Seid ihr wahnsinnig? Hier gibt es schlimmere Kreaturen als Wölfe oder Berglöwen...'
Das war allerdings richtig, er erinnerte sich kurz an die Kagouti, die zumindest auf Vvardenfell häufig in der Wildnis anzutreffen waren. Andererseits wurde es aber nachts auch schonmal sehr kalt so weit im Norden. 'Kälte ist im Vergleich zu wilden Bestien die angenehmere Wahl.' Bekam er zur Antwort, als hätte sein Begleiter seine Gedanken erraten. 'Ihr scheint euch ja sehr gut hier auszukennen...'
'Nun, ich bin sicher nicht allwissend, aber nachdem ich mein Kartenmaterial vor nicht all zu langer Zeit verloren habe, musste ich mich großteils durch die Leute fragen und mir die Informationen auch merken... und mit einigen der Kreaturen Morrowinds habe ich auch schon bekanntschaft gemacht.'
'Aha... Weswegen seid ihr nochmal hier unterwegs?'
'Ich muss jemanden ausfindig machen. An der Nordostgrenze von Cyrodiil... Und ihr?'
'Ebenfalls... in der selben Richtung.'
Suchen wir vielleicht sogar die selbe Person? Arranges besah sich seinen Gesprächspartner im Halbdunkeln. 'Nein, ich gehöre nicht dazu.' Bekam der Nekromant zur Antwort ohne etwas gefragt zu haben. Das muss die Müdigkeit sein... 'Ich glaube ihr seid sehr erschöpft, ich übernehme die erste Wache, legt euch hin und schlaft ein wenig.'
'Ja, das wird wohl das beste sein für den Moment.' Antwortete der Kaiserliche.
Er zog die paar Lumpen, die er trug enger um seinen Körper, es kühlte wirklich sehr schnell ab, sobald die Sonne weg war. Er begann zu zittern. Seltsam, das kannte er gar nicht. Kennt ihr nicht? Dann wird es Zeit, dass ihr es kennenlernt... Arranges öffnete stirnrunzelnd die Augen und blickte Arranges in die Augen. Das Gesicht des Kaiserlichen verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Arranges wusste gar nicht, dass er den Mund zu einem so extremen Grinsen verziehen konnte. 'Ihr müsst schlafen.' Sagte er zu Arranges. Die Augenringe des Kaiserlichen waren sogar noch in der voranschreitenden Dämmerung zu erkennen. Die Haut war leichenblass und der Blick wirkte gläsern. 'ja, ihr müsst dringend schlafen.' Sagte Arranges zu dem Nekromanten nochmals mit Nachdruck. Die Kälte kroch heran und umfing ihn wie eine Umarmung. Sein Zittern wurde heftiger. Sein gesamtes Skelett schien sich unter der Wucht der Krämpfe zu verbiegen und verkanten. 'Arranges?'
'Was? Moment, du bist jemand!'
'ARRANGES!?'
'Wo ist mein Begleiter?'

Ein Brodeln machte sich in seinem Hals breit. Mit einem Ruck fuhr der Kaiserliche hoch. Pfeifend und heulend strömte Luft in seine Lungen. Nur um im gleichen Augenblick wieder hervorgewürgt zu werden. Die überraschend warme Luft brannte in seinen kühlen Eingeweiden. Arranges stützte sich auf die Hände, hustete und würgte. Er erbrach kaum verdauten Fisch. Sofort schlug ihm der Gestank von reichlich Galle entgegen, die dem Fisch folgte. Sein Magen zuckte und krampfte und es fühlte sich an, als wäre da anstelle seiner Eingeweide einfach nur ein Loch. 'Gehts?' Arranges folgte der Stimme mit seinen Augen. Neben ihm kniete ein Bretone. Der Magier wandte seinen Kopf wieder dem Boden zu. Ein weiterer Schwall aus Magensaft und halb zerkauter Gräten verteilte sich über die sich bereits ausbreitende Lache am Boden. Keuchend wartete der Mann, dass der Würgereiz abebbte.
Er versuchte an dem bretonen vorbei in den Himmel zu blicken. Aber gerade eben war es noch Nacht gewesen, es war nun mitten am Tage. Arranges wischte sich mit einer Hand über die Augen. 'Wie lange habe ich geschlafen?'
'Geschlafen? Ihr seid seit über einem halben Tag, seit ich euch gefunden habe, der Einzige, der hier durchgehend nach Süden marschiert - entgegen des Flüchtlingsstroms.' Der Bretone deutete über seine Schulter zur Straße hin. Arranges folgte seinem Wink. Aber wie... gestern war hier keine Menschenseele... Die Straße war von Nord nach Süd voll mit Flüchtlingsgruppen. 'Aber hier war gestern noch keiner unterwegs.' Antwortete der Kaiserliche dem Bretonen.
'Doch, aber ihr ward der Einzige, der nach Süden zog und das mit einem Blick im Gesicht, als hättet ihr Mehrunes Dagon höchstpersönlich die Hand geschüttelt. Ihr seid völlig teilnahmslos über die Pflastersteine geschlurft. Ich habe euch gefunden, aber ihr habt auf nichts reagiert. Ich beschloss euch einfach nur mal zu folgen, bis ihr...'
'Wer seid ihr?'
'Ein Staffelläufer der Gathering, Anton de Silva, zu euren Diensten Mentor Arranges Moryn.' Ein vertrautes Wort. Arranges Verstand klärte sich. 'Gibt es Neuigkeiten von der Gathering? Wo sind die Botschafter?'
Der Staffelläufer verstand wohl sofort, auf was Arranges hinaus wollte. 'Ja, es gibt Neuigkeiten. euch ist nicht mehr gestattet eines der Anwesen oder eine der Konferenzhallen ohne ausdrückliche Erlaubnis zu betreten.'
Arranges starrte den Bretonen völlig verblüfft an. 'Gibt es dazu auch eine Begründung?'
'Herr,' Anton de Silva wich einen Schritt zurück, 'ich habe nur spärliche Informationen.'
'Dann rate ich euch besser schnell damit herauszurücken.'
'Während eurer Abwesenheit gab es nach dem Sieg über die Abtrünnigen eine große Konferez der Meister und Großmeister. Die Gathering hat Informationen mit mir unbekanntem Inhalt von Meisterin Marie erhalten. Daraufhin stimmten alle Anwesenden wohl einstimmig dafür euch zunächst von jeglichem Kontakt mit Meistern und Großmeistern auszuschließen.'
Ich habe es doch gesagt, du musst niemanden suchen.
Arranges Arm zuckte. Sein Mund und die Kifermuskulatur spannte sich, während seine Augen auf dem Boden nach irgendeiner Art der Antwort suchten. Mit bebenden Nasenflügeln sah er wieder den Bretonen an. 'Ich habe eine Nachricht für die Gathering, im Idealfall für die Großmeister: Ich will umgehend wissen, was hier läuft und welchen Grund es jetzt gibt mich aus der Gathering auszuschließen. Sollte ich nicht binnen einer Woche eine Antwort erhalten, wird es üblen Ärger geben. Und ich will wissen, was sie mit Erynn gemacht haben!'
Arranges wusste selbst, wie lächerlich die Drohung wirken musste, jedoch war ihm das in diesem Augenblick egal, er hatte alle erdenklichen Anstrengungen auf sich genommen um die Bruderschaft vor einer Katastrophe zu bewahren und das war jetzt der Dank. Und wieder verbarg sich irgendwo in dem Chaos der Name Marie.
'NA LOS! BEWEG DICH!' Herrschte er den Bretonen an. Die Luft zwischen seinen Fingern und um seinen Kopf begann zu flimmern vor Hitze. Ein wunderbar herrliches Gefühl, heißes Blut rauschte wieder durch seine Adern. Arranges spürte, wie seine Magie sich regte, die sich - wie er erst jetzt feststellte - zuvor völlig seinem Griff entwunden hatte.

Anton de Silva wich einen weiteren Schritt zurück, zögerte aber noch. 'Worauf wartest du noch?' Mit einem tiefen und dumpfen Scheppern platzte eine Flamme aus seiner Rechten und loderte in alle Richtungen gleichzeitig.
'Sehr wohl, Herr!' Es war immer wieder erstaunlich, wie viel Raum die Staffelläufer in nur einem Herzschlag gewinnen konnten. Die Flamme in des Magiers Hand verpuffte mit einem knackenden Laut. Die Flüchtlinge waren zu weit weg um sehr viel mitbekommen haben zu können. Arranges beschloss der Straße noch einen Tagesmarsch nach Süden zu folgen und dann nach Westen in die Berge abzubiegen. Nachdem was der Staffelläufer erzählt hatte, muss innerhalb der Gathering immernoch etwas extrem schief laufen. Er wollte es nicht riskieren der Ratshalle an der Grenze zwischen Morrowind und Cyrodiil oder Juranos Anwesen zu nahe zu kommen. Aber er musste wissen was eigentlich los war...

weuze
25.09.2016, 02:25
Die komplett tauben Finger des Kaiserlichen krallten sich in den nächsten von frostigen Kanten gesäumten Spalt im Felsen. Arranges fühlte nur noch den Druck, wenn er tatsächlich etwas mit seinen Händen berührte. In der Nacht hatte er nach zwei Tagen stetigen Marschierens die Berge erreicht. Bei Tagesanbruch hatte er die Baumgrenze passiert und wanderte nun entlang eines Steilhangs entlang nach Westen. Er empfand es als höchst praktisch nichts mehr in Händen und Füßen zu spüren. Die Kälte, welche ihm seit Stunden ins Gesicht schnitt, machte ihm zumindest nach seinem Empfinden nichts aus und wenn schon, im Notfall hatte er ja seine Feuermagie. Aber insgesamt fühlte sich die Temperatur völlig normal für ihn an. Sicher, Hände und Füße schmerzten, aber was war schon Schmerz? So lange sich die Gliedmaßen nicht dunkel verfärbten war alles in bester Ordnung. Und Schlaf, wer brauchte schon Schlaf? Arranges hatte früher nie viel Schlaf gebraucht, warum sollte das mit zunehmendem Alter anders werden? Viele der Meister mit deutlich mehr Jahren schliefen kaum noch.

Der Magier erreichte ein weites Schneefeld. Nach Süden hin abfallend, schien sich die gesamte Fläche über einen gähnend langen flachen Hang hin bis in ein Tal hin zu ziehen. Nach Westen hin war die Fläche so weit, dass Arranges das Ende in dem nicht vorhandenen Kontrast zwischem hellblauen und strahlend weißen Schnee kaum ausmachen konnte. Es war eine nicht zu überblickende Fläche aus weißer Masse. Die Sonne stand hoch am Himmel, leichte Briesen strichen über die Schneedecke und wirbelten teilweise etwas Pulverschnee auf. Der Nekromant drehte sich um sich umzusehen und schirmte reflexartig die Augen gegen die Sonne im Osten. Erst jetzt sah er die tief eingerissene Wunde an seiner Rechten. Er spürte keinen Schmerz. Das musste von der Kletterpartie stammen. An irgendeiner Felskante hatte er sich wohl die Hand aufgerissen ohne es zu bemerken. Mit einem ungeduldigen Ruck schüttelte der Magier das Blut ab. quer verteilten sich rote Sprenkel um ihn herum in dem bis dato makellos weißen Schnee.

'Sie kommen näher.'
'Ja, ich habe es auch schon bemerkt...'
'Was tust du?'
'Hmm...' Der Magier blickte sich um. Arranges folgte seinem Blick. Weiter unten auf dem Hang wurden drei Gestalten vom reflecktierenden Sonnenlicht überstrahlt, sodass der Nekromant nur grobe Umrisse erkennen konnte. Er drehte sich den Gestalten zu. 'Wer ist das?'
'Eventuell die Antwort auf die Nachricht des Staffelläufers...'
'Gut möglich.'

Arranges sog die wunderbar eisige Luft in seine Lungen. Tausende heißer Nadeln schienen ihn von innen heraus zerbersten lassen zu wollen. Er wartete, bis die drei gestalten nahe genug waren um Einzelheiten erkennen zu können. Ein hochgewachsener Dunkelelf gehüllt in einen dicken Mantel. Die Kaputze war mit weißem Pelz besetzt. Hinter ihm konnte Arranges zwei in grau gekleidete Botschafter erkennen. 'Ah, also doch die Antwort.'

'Mentor Arranges?' Es war der Dunkelelf, welcher den kaiserlichen ansprach. Die drei waren etwa 10 Meter von dem Nekromanten entfernt und schienen keine Anstalten zu machen um näher zu kommen. 'ist es neuerdings nötig Sicherheitsabstand zu halten?'
'Ich weiss nicht, vielleicht sollte ich fragen?'
'Arranges habe ich eure Aufmerksamkeit?'
'RUHE! Ich rede hier!'
'Achso, ich dachte ich rede, aber gut...'
'Nein, ich regle das?'
'Mit wem...?'
'Mit dem Meister.'
'Mit mir?'
'Ja, mit wem sonst?'
'Gut, dann werde ich euch nicht unterbrechen.'
Arranges nickte und sah dann den Meister an, der gerade nochmals etwas erwiedern wollte. Wenn ich red, werde ich nur ungern unterbrochen, Meister...?'
'Molentis, Meister Molentis.' Antwortete der Dunmer.
'Meister Molentis.'
'Arranges, ich bin hier um euch eine Nachricht als Antwort auf den Staffelläufer zu überbringen.'
'Dann lasst mal hören.'
'Vermutlich habt ihr selbst bereits gemerkt, dass ihr Schwierigkeiten habt, eure Magie zu kontrollieren.'
'Hmm... eigentlich kontrolliere ich sie besser als jemals zuvor.'
'Ist das so? Der Staffelläufer und Botschafter haben uns da aber andere Dinge berichtet.'
'Was für Dinge?'
'Ihr scheint in letzter Zeit eine ganz besonders beeindruckende Fähigkeit im Umgang mit Frostmagie entwickelt zu haben.'
'Ich habe Frostmagie schon immer beherrscht.'
'Sicher? Arranges wie genau haltet ihr euch hier eigentlich am Leben?' Meister Molantis blickte sich deutungsvoll um. 'Wäre Feuermagie nicht sehr viel praktischer?'
Arranges sah dem Dunmer kurz mit suammengezogenen Augenbrauen ins Gesicht ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Sein Kopf zuckte zur Seite, er blinzelte. 'Was meint ihr damit, Feuermagie wäre praktischer?'
'Die Gathering beobachtet seltsame Veränderungen an euch. Meisterin Marie ließ die Versammlung wissen, dass ihr in einem Buch gelesen habt, das vermutlich die Macht eurer Fähigkeiten lange übersteigt... Ihr habt euch irgendetwas... oder irgendjemanden eingefangen Arranges. Die Gathering ruft euch unbedingt zur Meditation und Ruhe auf.'
'Er redet Unsinn, ich habe bisher nur geholfen.'
'Stimmt, ich habe nur mein bestes gegeben.'
'Arranges!'
'Seht ihr nicht, dass ich mich unterhalte?'
'Arranges, wenn ihr nicht davon ablasst euren Geist aufzuwühlen, bin ich dazu verpflichtet, euch vorerst ruhig zu stellen.'
'Ich wühle gar nichts auf und ihr habt mir nicht zu drohen!'
'Arranges, wir haben euren Rotfuchs! Kommt zur Ruhe oder wir garantieren nicht länger für seine Unversehrtheit.'
Alle Anwesenden konnten beinahe spüren wie etwas im Kopf des Mentors knackte. Der Magier griff sich keuchend an die Kehle. 'Wir haben ihn vor einiger Zeit aus den Fängen des Todes befreit, wir können ihn den Totenlanden auch wieder zurückgeben.
Ein Bild, gezeichnet mit Blut, dekoriert mit Eingeweiden, zentriert um einen Fleischberg eingehüllt in braunrot leuchtendes, verkrustetes Fell krachte in den Kopf des Nekromanten. Sein Rotfuchs, mehr einem Igel gleich, zerrissen von vielen Bolzen und Pfeilen der Bravilwachen. Zuckend verblutend auf dem Westufer des Niben. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Verwirrung und Zorn zugleich ausstrahlte. 'Arranges, beruhigt euch, wir haben nicht vor euch zu bekämpfen. Wir wollen euch helfen. Erynn will euch helfen.'
'Ihr habt Erynn?!'
'Ja wir...'
Weiter kam Molantis nicht mehr. Arranges bewegte sich mit völlig irrwitziger Geschwindigkeit. Der Kaiserliche war heran und rammte Meister Molantis mit unnatürlicher Wucht. Der Dunmer wurde umgerrissen und krachte in den Schnee. Die beiden Botschafter reagieren nur einen Sekundenbruchteil später. Arranges wurde Ziel zweier Stillezauber gleichzeitig. Er duckte sich unter den glühenden Projektilen hinweg. Doch die Botschafter behielten ihre Disziplin bei. Ein Ruck lief durch die Arme des Kaiserlichen. Sie zitterten. Er wurde von einer Faust mitten ins Gesicht herumgeschleudert. Verwirrd blieb er auf dem Boden liegen. Molantis richtete sich auf und beugte sich über ihn. 'Wir wollen euch nichts Böses Arranges...' Daumendick wurden die Beine bis zur Hüfte von einer Eisschicht eingehüllt. 'Arranges stop!' Die Beine des Elfs zerbarsten in einer Kaskade aus gefrorenen Fleischfetzen und Knochensplittern. Völlig überrascht blickte der Beschwörer auf. Er hatte zumindest nicht direkt einen Frostzauber auf den Meister gesprochen. 'Unmöglich!'
'Gar nicht unmöglich, los weiter!'
Zappelnd klatschte der Torso des Meisters in den Schnee. Der Meister stand wohl selbst unter Schock - was ihm kaum zu verdenken war. Die beiden Botschafter ebenfalls völlig überrascht von diesem absolut unerwarteten und dazu noch erfolgreichen Angriff auf einen Meister. Zauber und Klingen flogen dem Magier gleichermaßen entgegen. Arranges spürte wie sein Mithrilpanzer auf einer Seite aufgerissen wurde und ihm in groben Fetzen um den Leib flog, während er sich mit lächerlich hoher Geschwindigkeit um die Botschafter herum bewegte. Es ist unmöglich einen Botschafter töten zu können, von einem Meister ganz zu schweigen.
Nichts ist unmöglich, ich kann das...
Ich bin Arranges!
Ich bin Arranges!
Seine Rechte hüllte sich in gleißendes Blau. Er schnellte vor und versenkte seinen kompletten Arm im Bauch des Botschafters, der ihm gerade am nächsten war. Gluckernd zock er die Hand zurück. In seiner Faust unzählige Schlingen eines Darms. Arranges riss daran, indem er sich mit Schwung um die Eigene Achse aus dem Blickfeld des sterbenden Botschafters drehte. Keine Sekunde zu früh. Die Brust des ausgeweideten Botschafters explodierte in grellem Licht als der zweite Botschafter ihn mit einem Feuerzauber berührte. Magen, Teile der Leber und andere Fetzen von Innereien verliehen dem zur Peitsche umfunktionierten Darm ungeahnten Schwung, in einem Bogen flog spritzend das blutige Etwas immernoch am Darm hänegnd um den Kopf des Botschafters. Wie ein gekonnt geschwungenes Seil wickelte sich der Verdauungstrackt um den Hals des noch lebenden Botschafters. Krächtzend und würgend landete dieser auf seinen Knien. Arranges warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Die Schlinge zog sich so eng um den Hals des Botschafters, dass Adern an seinem Hals schnell anschwollen. Ein ohrenbetäubender Schlag kündete von dem plötzlichen reißen des Darms, als der Botschafter ihn einfach mit einem Dolch durchtrennte. Doch die Schlinge saß bereits zu eng. Arranges stürzte vornüber in den Schnee, sprang aber direkt wieder auf. er wandte sich noch schnell genug um sehen zu können wie sich eine Spur von Blutsprenkeln scheinbar aus dem Nichts uneinholbar entfernten. Arranges Blick wanderte zu dem was von dem Meister noch übrig war. Seine Augen tasteten über die Leiche und plötzlich erschrak der Kaiserliche, als er blutverschmiertes, weißes Haar erkannte.
'Nein! Erynn.'
'Ihr Bastarde, ich muss mich beeilen, vielleicht kann ich ihr noch helfen!'
Arranges stürzte sich in den Schnee und griff nach dem vulominösen weißen Haar, das unter dem Meister hervolugte.
'Halt durch Erynn, ich helfe dir!'
Schiere Panik spiegelte sich in den Augen von Arranges wieder. Er zerrte dem Botschafter die Kutte vom Leib und breitete diese übr sie. Wo beginnen?!
Am besten bei ihrer Brust. Er hatte recht, die Arme und Beine waren vorerst weniger von Bedeutung. Lunge und Herz sollten zuerst versorgt werden. Was haben sie dir nur angetan?
Das werden sie mir büßen!
Erynn sah wirklich übel aus. Er riss sich selbst Mithrilkette vom Körper, das Hemd folgte. Letzteres schob er unter Erynns Haare um wenigstens ihren Kopf ersteinmal vom kalten Untergrund zu isolieren. Das genügt nicht... ich bin doch kein Arzt!
Nicht verzweifeln!
Hinauf bis zu den Schultern waren Arranges Arme bald von Blut benetzt. Es hatte bereits eine ganze Weile gedauert, aber schlussendlich bekam er Erynns Torso soweit versorgt und sortiert, dass sie durchhalten sollte, bis er einen richtigen Heiler gefunden haben würde. Arme und Beine...
Warte, ich sollte ihren Brustkorb irgendwie stützen, da waren doch einige gesplitterte Rippen dabei. Arranges wickelte Erynns Torso in seine Mithrilkette, die sollte alles zusammenhalten, seine Nähte waren lange nicht so effektiv wie jene, die Erynn zu fertigen im Stande war. Die Arme und Beine waren völlig desolat. Es brauchte eine ganze Weile, Arranges musste viele Knochen neu arrangieren und schienen. 'Halte durch Erynn...'

Er hatte die Dunmer größer in Erinnerung, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein, mehr Sorgen machte ihm, dass sie partout nicht die Augen öffnen wollte. Gut, das mochte vielleicht daran liegen, dass er Molantis Augen herausnehmen musste und ihr einsetzen, da die Augenhöhlen ihres Schädels im ersten Moment doch recht leer gewirkt hatten. Dafür hatte er ihr Gesicht aus dem was er noch zur Verfügung hatte doch recht gut wieder hinbekommen - zumindest so weit er das aus seiner Erinnerung noch konnte. Er musste das Kinn des Botschafterschädels ein paarmal brechen um die niedliche Rundung der Dunmer sauber hinbekommen zu können, aber dafür wirkte nun alles passend. Arranges war sich aber sicher, dass die weiße Mähne deutlich länger gewesen war als dieser pelzartige dicke Kranz aus flauschigem, weißem Material, den er sorgsam um ihren Kopf gelegt hatte. Vorerst musste sie auch damit leben, dass die meisten Nähte vor allem in ihrem Torso von Eisschichten unterstützt wurden, damit das Blut nicht einfach wieder herausfloss - Nähte an sich waren für den ungeübten bereits fordernd, Nähte aus Sehnen und Leinenfetzen dagegen die reinste Geduldsprobe. Aber ein geübter Heiler würde das wieder richten können. Auf dem Rücken mit extrem flachem Atem, trug Arranges sie durch den Schnee stapfend weiter über die Berge nach Westen, weiter nach Westen. Bruder Marbel wird ihr sicher weiterhelfen können...

weuze
02.03.2017, 18:49
Der dichte Nebeldampf über der von Eis und Schnee geharnischten Südflanke des Berges lichtete sich und gab mit fortschreitendem Vormittag die Sicht allmählich auf die massiven Berge rings um den Wanderer und seiner frostigen Begleitung frei. Arranges blieb stehen um sich orientierend umzusehen. Die Nacht war von dichten Nebelschleiern geprägt und es war unmöglich anhand der Sterne den Weg sicher zu finden und so war er hauptsächlich dem vagen Schein von Masser gefolgt, dessen blutrote Färbung sich mehr oder weniger deutlich durch den Nebel erkennen hatte lassen. Doch mit dem Sonnenstand stellte der Nekromant fest, dass er etwas von der eigentlich geplanten Route abgekommen war. Mit dem Gedanken im Hinterkopf einer gedehnten Kurve geschuldet des nach Süden hin abfälligen Geländes entgegenzuwirken, indem er sich leicht nordwestwärts hielt, war Arranges nun immernoch weit nördlich des Hauptmassivs der Jerallberge, obwohl er eigentlich längst einen weiten Pass nach Süden hätte überqueren müssen. Einen kurzen Moment nachdenkend, blickte er an sich herab. Das Leder seine Laufschuhe hatte den tagelangen Märschen über Eis und Schnee nicht sehr viel entgegenzusetzen gehabt und war nachsichtig ausgedrückt, etwas löchrig. Überall dort, wo Arranges seine Füße sehen konnte, war seine Haut blaugrau verfärbt. Er wusste, dass ihm diese Nekrose bald sichtlich zusetzen würde, umso mehr war er daran interessiert das Colovianische Hochland in Bälde zu erreichen um Bruder Murbel zu erreichen. Er konnte auf seine eigene Gesundheit wenig Rücksicht nehmen, da er zusehen musste Erynn zu einem richtigen Heiler zu bringen.

Vor zwei Nächten hatte die Dunmer wieder ins Hier und Jetzt gefunden. Arranges hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie bereits gestorben sei und mit naiv eisernem Willen weiter daran festgehalten, sie zu Bruder Murbel zu bringen, er selbst hatte getan, was in seiner Macht stand um sie wenigstens transportfähig zu bekommen. Sie war schwach und ihr Bewusstsein war nicht lange stabil genug um mehr als fünf Worte am Stück sprechen zu können oder den Kopf etwas zu neigen und so schleppte Arranges sie die meiste Zeit nur stumm und reglos auf seinem Rücken richtung Westen. Nach Westen, immerzu nach Westen. Es war ein Lauf gegen die Zeit - sowohl seine, als auch die der Elfe.

'Warum haben wir gehalten?' Flüsterte es hinter ihm und ihre weißen Haare raschelten durch seine, als sie den Kopf etwas bewegte um sehen zu können. 'Siehst du das Glitzern dort oben?' Fragte er und drehte sich, damit sie seinem Blick folgen konnte. Über ein flaches Tal, südlich ihrer Position, hinweg auf einem hohen, grob gezackten Gipfel war ein zwar winziger, aber auffällig unnatürlicher Kegel zu erkennen, welcher im Sonnenschein und der Klaren Luft glitzerte. 'Was ist das?' Fragte die bereits wieder an Kraft verlierende Stimme. 'Das dort oben ist der Schrein von Hermeus Mora, dem Daedrischen Prinzen des Wissens... verbotenes Wissen, hauptsächlich.'
Er bekam ein Seufzen als Antwort. Doch als er bereits wieder weitergehen wollte, da er dachte sie wäre bereits wieder weggedämmert, sprach die Dunmer nochmal: 'Dann müsste dieser Daedra ja dein bester Freund sein, hm?'
'Tatsächlich ist er ein verehrenswerter Daedra.' Bestätigte Arranges.
'Isanda... Isanda... Is...' War die Antwort, die er darauf erhielt. Damit wusste Arranges, dass Erynn wieder ohnmächtig oder zumindest wieder einem unruhigen Schlaf verfallen war. Der Name Isanda flüsterte sie seit sie überhaupt wieder ins Leben gefunden hatte immer wenn sie wieder kurz vor einer Ohnmacht stand. Zuerst hatte Arranges sich nichts dabei gedacht. Jemand, der derart schwer verletzt war und erstmals wieder die Augen aufschlug, mochte auch geistig etwas umnachtet sein, aber als die Dunmer den Namen immer häufiger nannten, hatte der Kaiserliche doch einmal nachgefragt. Die Antwort war so kurz wie seltsam: Es war der Name eines Familienzweigs von Arranges. Eine Urgroßmutter des Kaiserlichen musste irgendwann einmal einen Nord mit den Namen Isanda geheiratet haben. Wie diese Information nun aber zu Erynn kam, konnte er sich nicht erklären, war er sich bisher nichteinmal selbst über die Details seines Stammbaumes bewusst gewesen, was hauptsächlich daran lag, dass das Familienbuch eher eine sporadische Angelegenheit war und seit dem Unfall in seiner Kindheit wohl auch relativ sicher war, dass der Name Moryn mit ihm enden würde, auch nicht weiter von Belang. Vielleicht bildete sich Erynn auch nur etwas ein, jedoch war die Gewissheit, mit welcher sie den Hintergrund des Namens behauptete überraschend dafür dass ihr Bewusstsein sonst nicht sehr viel von der Realität um sie herum erfassen konnte.

Vielleicht würde er noch herausfinden, was dahinter steckte, jetzt allerdings musste er ersteinmal zu Bruder Murbel trotz der Hartnäckigkeit, mit der Erynn den Namen immer wieder aufsagte, lagen die Prioritäten im Moment wo anders. Knirschend brach der Schnee unter seinen Füßen, als er sich weiter westwärts bewegte.

weuze
05.03.2017, 03:15
Der Übergang von Jerallmassiv zu Colovianischem Hochland war fließend und das einzige Detail an welchem Arranges erkennen konnte, dass er sich bereits wieder auf dem Abstieg aus den eisigen Höhenlagen befand, waren vereinzelte, rostbraun verfärbte Grasbüschel, welche durch das weiße, felsige Meer stachen. Vier weitere, lange Tage mit einem Minimum an Schlaf waren vergangen, seit er den Schrein von Hermeus Mora hinter sich gelassen hatte. Wenn die Sicht es zuließ, konnte er jetzt zu seiner linken ins Herzland nach Osten hinunterblicken und die hellen Umrisse des Weißgoldturms erkennen. Vielleicht lag es an der vertrauten Umgebung oder den extremen Bedingungen, aber die geistige Apartheit, welche ihn noch bis in den Aufstieg ins Jerallgebirge von Morrowind aus gefangen gehalten hatte, war seither verschwunden. Tatsächlich fühlte er sich kräftiger denn je. Er musste sich zwar dann und wann über sich selbst wundern, da er trotz augenscheinlich völlig zerstörter Füße - geschwollenes Fleisch und schwarze Hautfetzen - keinerlei Schmerz oder Beeinträchtigungen wahrnahm. Die Muskulatur gehorchte ihm gänzlich, ohne, dass er irgendeinen Grund zu klagen gehabt hätte. Erynn ließ sich indessen nicht davon abbringen, diesen einen Namen immer wieder zu erwähnen, auch wenn sie sonst nicht sehr viel sprach oder überhaupt bei Bewusstsein war. Der Kaiserliche hatte aufgehört, sich darüber übermäßig viele Gedanken zu machen. So kurz er nur ein Elternhaus und eine Familie gehabt hatte, diesen Namen hatte er niemals gehört.

Am Nachmittag erreichte der Magier die Vegetationsgrenze. Kleinere Büsche drängten sich braun gefärbt an von Flächten überzogene Findlinge, welche halb im kiesigen Grund vergraben auf den sonst abfallend flachgeschmirgelten Hängen lagen. Auch war jetzt mit zunehmender Häufigkeit tatsächlich Bodengrund zu sehen wo sich der Schnee immer weiter zurückzog. Aus einem ihm unerklärlichen Gefühl heraus wurde ihm mulmig dabei, als er feststellte, dass Schnee bald mehr die Ausnahme als die Regel im Landschaftsbild sein würde.

Es dämmerte bereits, als Arranges vor einem langen, nur noch sanft abfallenden Feld, bewachsen von rostrotem Gras, ankam und sich sein gesamter Leib dagegen sträubte, die Fläche zu betreten, wo kein Schnee mehr lag. Seine Stirn legte sich in Falten, als er darüber nachdachte, warum er nun überlegen muss, wie er jetzt bestenfalls das Gras betreten solle. Er hob einen Fuß über das Gras, doch aus irgendeinem Grund wollte sich die Sohle nicht auf dem bewachsenen Boden absetzen. Der Magier versuchte es mit dem anderen Fuß und fühlt einen plötzlichen, nicht zu erklärenden Anflug von Schwäche. gerade so, als würden ihm die verdorrten Halme alle Lebensgeister absaugen wollen. Der Nekromant sah sich suchend um und fand einen etwas größeren, obenauf flachen Findling. Vielleicht war er im Moment nach diesem Marsch auch doch einfach nur einmal zu müde und übersah ein Detail. Dass die ganze Situation eigentlich höchst seltsam sein müsste wollte ihm in diesem Augenblick nicht einfallen. Warum auch, schließlich war der Schnee und die Kälte bisher seine treuesten Begleiter gewesen seit bald zwei Wochen. Wer brauchte schon ein Feuer...

Der Kaiserliche legte Erynn vorsichtig auf dem flachen Felsen ab und setzte sich nachdenklich daneben während er hinauf in den Sternenhimmel sah. 'Isanda... wer mochte das wohl in meiner Familie gewesen sein?'

weuze
02.04.2017, 01:50
Mit einer noch nie zuvor verspürten Leichtigkeit setzte Arranges einen Fuß vor den anderen. Feinster Pulverschnee federte seinen Schritt sobald er auftrat. Er sog die frische, eisige Luft, welche ihn umgab wie eine klare Nebelwolke, tief in seine Lungen und ließ den Blick über die saftig grünen Grasmatten unter blättertreibenden Baumgruppen rings um ihn herum auf dem leicht nach Süden hin abfallenden Hang schweifen, ohne dabei jedoch von seiner Richtung abzukommen. Knirschend zerbarst das Gras vor seinen Füßen, während sich wie von selbst in wenigen Schritten voraus auf seinem Weg Schneeflocken zwischen den Halmen aus dem Boden schoben, links und rechts des eisigen Pfades von gen Himmel ragenden, scharfkantigen Eiszapfen gerahmt und hinter ihm eine Schneiße der Unglaublichkeit zurückließ. Ein brauner Riss teilte die sonst blühende Landschaft. Braunes, zernichtetes Grün, wie es sonst nur nach verfrühtem Herbstfrost zu sehen gewesen wäre, kombiniert mit grotesken Furchen, in welchen sich das Tauwasser des schmelzenden Eispfades sammelte.

Den genialen Einfall den abstoßend warmen Boden mit Frostmagie annehmbar zu machen, hatte er vor einem Tag von Erynn gesagt bekommen. Auch wenn er anfänglich noch etwas verwundert war über die unverblümte Logik der Elfe, musste er sich jetzt fragen, warum sein Genie nicht vorher schon darauf gekommen war. Frostmagie war wohl die nützlichste Sache der Welt und er hatte sich Jahrelang eingeredet, Feuerzauber verkörperten wahre Macht...

Die Dunmer schien auch immer lebendiger zu werden, jedenfalls war sie mittlerweile mehr bei Bewusstsein, als ohnmächtig. Auch wenn sie sich doch etwas verändert zu haben schien, aber Arranges wusste auch nicht, was die Gathering mit ihr gemacht haben mochten. Aber die ganzen Meister und Großmeister würden in jedem Fall dafür bezahlen, das zumindest hatte sich der Kaiserliche geschworen.

Die Baumgruppen wurden alsbald dichter und weiteten sich zu kleinen Wäldchen aus. Seltsam auffällig war die komplette Abwesenheit von Tieren. Normalerweise hörte man in dieser praktisch unbesiedelten Ecke des Herzlandes viele Vögel und sah dann und wann auch mal Wild durchs Unterholz springen, aber um den Kaiserlichen herum war es totenstill.
Doch Arranges hatte nicht zu viel Zeit sich darüber zu wundern, denn vor ihm erspähte er jetzt einen unregelmäßigen Holzbau, welcher die Größe eines kleinen Bauernhofes hatte. Umgeben von einer überraschend massiven Palisade, erkannte Arranges in dem Gebäude das zu Hause von Bruder Marbell. 'Wir sind da Erynn... bald wirst du wieder bei vollen Kräften sein.' Sagte er halblaut. Ihr Kopf regte sich an seiner Schulter. 'Ich möchte stehen.' Flüsterte sie. Sie waren keine hundert Meter mehr von dem Anwesen entfernt, Arranges ging etwas in die Knie und ließ Erynn von seinem Rücken gleiten. etwas wacklig kam die Elfe zum Stehen, hielt sich aber noch mit einer Hand an seiner Schulter fest.
Eine große Tür, welche ins Schloß fiel war zu hören und einen Augenblick später trat jemand aus einem Durchgang in der Palisade außerhalb des Blickfeldes der beiden Ankömmlinge. Ein großer Mann gekleidet in eine abgetragene Wollkutte.

'Arranges?'
Erst jetzt fiel dem Kaiserlichen auf, dass der Mönch einen ebenmäßigen kaum verkennbaren Kampfstock in einer Hand hielt.
'Ihr tretet mir bewaffnet gegenüber? Ist diese Gegend gefährlicher geworden seit ich das letzte Mal hier war?'
'Nein. Zumindest nicht bis heute morgen, bis ihr gekommen seid.'
Arranges zog verwirrd die Augenbrauen zusammen. 'Ich bringe euch jemanden zur Heilung, eine treue Begleitung von mir, möglicherweise erinnert ihr euch an Erynn?'
'Ja, ich erinnere mich an sie, jedenfalls habt ihr sie einmal erwähnt und ich meine sie sogar einmal gesehen zu haben, als ihr euch auf ins Kloster in den Bergen machtet vor... sehr vielen Monden mittlerweile... und ich stelle erschrocken fest, ihr habt nicht nur gefunden wonach ihr damals gesucht habt, sondern auch dumm oder gierig wie ihr nunmal seid, euch mit Mächten eingelassen, die wir versucht haben zu konservieren. Das da,' der Mönch deutete auf die Gestalt neben Arranges, 'ist jedenfalls nicht Erynn.'
Arranges, völlig irritiert, drehte den Kopf und blickte Erynn an. 'Was bitte redet ihr? Natürlich ist das Erynn.'
Du musst ihn zerschmettern, er ist der Feind.
Nein, Bruder Marbell ist ein Freund, er wird Erynn helfen.
Ich kann sie übrigens hören...
Wen hören?
Isanda.
Misch dich nicht ein, Mönch!
Einmischung ist meine Aufgabe...
Worin einmischen?
'Arranges!'
'Wie...?'
'Tretet zur Seite, ich werde euch von ihr befreien. Isanda ist ein Geschöpf aus Zeiten, welche ihr euch nichteinmal vorstellen mögt.' Und deutete mit einem ungreifbar furchtsamen Blick auf die Eiskristalle, welche die Füße des Kaiserlichen umgaben.
'Welches Geschöpf?'
'Töte ihn Arranges, er macht mir Angst... er wird mich nicht heilen, er will mir etwas antun.'
'Nein, er wird dir helfen...'
'Arranges, Isanda ist eu-'
'SCHWEIG! Mönch! Nur einmal habt ihr es geschafft, mich festzuhalten, aber euer Orden ist nichts mehr, korrumpiert habe ich euch, von innen heraus zerfressen mit dem einfachsten Trick, den man sich denken kann. Alle Mönche lieben Bücher...' Es war ein Rauschen, welches Worte formte und überraschenderweise mit unnachvollziehbarer Kraft aus Erynns Kehle drang.
'Tretet zurück Arranges, bevor es zu spät ist.' Marbell begann mit von zuckender Statik eingehüllten Händen auf Erynn zu zielen.
'Hilf mir Arranges...' Flehte Erynn mit dünner Stimme.
'Ihr werdet Erynn nichts tun!'
Das Gesicht des Magiers verzog sich zu einer Fratze des Teufels. Der Boden schüttelte sich, Bruder Marbell verlor das Gleichgewicht und versuchte sich tänzelnd auf den Beinen zu halten. Die Muskeln in Arranges Armen schwollen an, während seine Füße einen breiteren Stand suchten. Die Finger zu steifen Klauen geformt, vollführte Arranges mit beiden Armen eine Bewegung, als würde er etwas sehr Schweres aus einem Brunnenschacht neben sich wuchten wollen. Ein Riss, mehrere Armlängen, knackte die Erde neben ihm unter lähmendem Getöse auf. Schwere, weißlich schimmernde Grabeskälte waberte aus dem tiefblauen Höllenschlund heraus. Eine von aus Frost, kristallen geformten Dornen gespickte Pranke erhob sich aus dem Riss, alleine große genug, ein Pferd ohne Mühe zerquetschen könnend. Eine zweite folgte und beide drückten sie mit ohrenbetäubendem Knirschen den zuvor schon riesenhaften Spalt im Erdreich auseinander. Arranges wuchtete weiter und weiter, als würde er Masser selbst aus dem Innern Tamriels emporheben wollen. Ein von abwerwitzig langen Eiszapfen gekrönter, riesiger Totenschädel erhob sich aus der Öffnung. Arranges führte seine Bewegung zu Ende, indem er eine unheimlich schwere, aber unsichtbare Last Richtung Marbell warf. Der Mönch konnte nur noch laut aufschreien. Kreischend spuckte die Frostbestie einen Strom aus flüssigem Eis. Ein Sturm unvorstellbarer Stärke ergoß sich über das Anwesen und hüllte für einen Augenblick die gesamte Lichtung in nicht zu beschreibendes Getöse...
Knackend und ächzend verflog die eiskalte Luftmasse. Das Monstrum aus Eis hatte sich mit dem Sturm aufgelöst wie es schien. Arranges blinzelte in die plötzliche Blendung durch Sonnenlicht aus allen Richtungen. Alles vor ihm, das Anwesen, einige Bäume, der Boden, alles war in eine daumendicke Eisschicht gehüllt und spiegelte die Sonne am klaren Himmel wieder. Vor sich konnte Arranges die eisige Gestalt mit zur verzweifelten Abwehr hochgerissenen Armen, eines Mönchs erkennen, bevor er selbst das Bewusstsein verlor und zusammensackte.

Leises Windheulen weckte den Magier. Er fühlte harten, steinigen Untergrund. Nur schwer ließen sich seine Augen öffnen. Das kommt mir irgendwie bekannt vor... Und tatsächlich, er lag in einer von Schnee und Regen ausgehöhlten Kule. Vorsichtig setzte er sich auf und versuchte sich zu orientieren. Ohne Zweifel befand er sich irgendwo im Herzland, im Südosten konnte er den Weißgoldturm erkennen.
'Keine Sorge, wir sind nicht wieder auf Sheogorath.' Hörte er Erynn neben sich sagen.

weuze
12.08.2017, 15:23
'Erynn, unser Sohn hat Hunger...'
Arranges hielt den kleinen bleichen Säugling in den Armen, während er durch das Kaminzimmer eines stattlichen Hauses in Cheydinhal in einen Gang blickte, aus dem eigentlich Erynn gleich auftauchen sollte um das Baby zu füttern. Der Säugling hatte Erynns feine Gesichtszüge und ebenfalls ihre feuerroten Augen, doch seine Haut war blass wie die eines Kaiserlichen. Arranges war sich bis zu diesem Zeitpunkt immernoch nicht sicher, ob ein Kind zu haben eine gute Idee war. Aber hier war es nun, knapp ein Jahr alt bereits. Arranges hatte mittlerweile deutlich graue Strähnen im Haar angesetzt. Aber nach Erynn war das wohl nur normal, nach allem, was er bis vor zwei Jahren noch durchstehen musste. Die Gathering hat sich nach und nach als rein bösartige Gruppierung herausgestellt und Arranges zunehmends zugesetzt. Zusätzlich wurde sie von der nicht mehr vorhandenen inneren Einheit zerfressen, die in Folge der Oblivionkrise zerbrochen war.

'Erynn?'
'Ich komme schon.'
Es folgte ein grobes Poltern. 'Erynn?' Arranges blickte den Gang hinunter, aber gerade als er aufstehen wollte um nach der Dunmer zu sehen, stürtzte halb hinter einer Biegung am Ende des Ganges eine Gestalt zu Boden. Arranges blinzelte um besser sehen zu können. Die Gestalt regte sich, bevor er rufen konnte. Der Kopf hob sich in seine Richtung. rote, aber völlig glanzlose Augen starrten ihn aus einem vermoderten, halb von Würmern zerfressenen Schädel an. Arranges war nicht in der Lage sich zu bewegen oder zu reagieren, sein ganzer Körper war plötzlich wie gelähmt. Das Etwas begann sich mit zerbröckelnden Händen um die Ecke zu ziehen und bewegte sich auf dem Boden, zerquetschte und verstümmelte Beine nachschleifend, auf ihn zu. Jede Faser im Körper des Kaiserlichen streubte sich gegen dieses Ding. Seine Gedanken waren wie seine Arme oder Füße zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Ein Gluckern von unten fuhr wie ein erlösender Blitz in seine Wahrnehmung. Arranges sah nach unten wo das Baby auf seinen Armen ruhte. Doch statt dem Baby war auch hier nur ein widerliches Etwas zu sehen. Die Kreatur schlug die Augen auf, wobei eines hellblau war und das andere rot. Arranges schrie wie ein Wahnsinniger aus voller Kehle...
... riss seine Glieder aus der Betäubung und sprang wild um sich schlagend auf. Wie ein gehetztes Tier blickte sich der Magier in der fast lückenlosen Finsternis des Tannenwaldes um. Kalte Nachtluft drang in seine Lungen vor, während sich seine Muskeln immernoch weiter aufpumpten und Adrenalin durch seinen Kopf rauschte. Nur seine Pupillen flitzten wild umher, suchend nach irgendetwas in der Dunkelheit. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wandte er langsam den Kopf zur Seite auf den Boden, bereits das Schlimmste befürchtend, doch Erynn lag ruhig atmend neben ihm. Was hab ich getan um solche Träume zu verdienen?

Die Farne des Waldbodens raschelten, als Erynn erwachte und sich langsam aus ihrer Decke schälte. Die Sonne war bereits seit zwei Stunden aufgegangen. Sie blickte auf und sah Arranges an einem Baum einige Meter entfernt lehnen. 'Du hast wieder nicht geschlafen?'
Der Magier schüttelte nur unmerklich den Kopf. 'Arranges, das geht nun bereits seit vier Tagen so, seit wir bei Bruder Murbel waren. Du musst schlafen. War es wieder ein Traum?'
Keine Antwort.
'Willst du mir denn nicht von diesen Träumen erzählen?'
Die Antwort war nur ein lautloses Starren aus blutunterlaufenen Augen mit maximal geweiteten Pupullen.
'Vielleicht kann ich dir helfen?'
'Und wie?'
Diesmal war sie es, die keine Antwort gab.
'Wir gehen nach Anvil, dort kann mir vielleicht jemand helfen?'
'Wer?'
'Jemanden, den ich kenne.'
'Ich dachte wir wollten zu Falanu?'
'Menschen ändern ihre Meinungen...'
'Ich-'
'Nein! Anvil!'

Arranges begann ohne Rücksicht loszustapfen, seine Beine weiterhin in eine Frostschicht gehüllt, hielt er sich abseits irgendwelcher noch so kleinen Trampelpfade und dachte derweil angestrengt nach, was eigentlich gerade passierte: Die Gathering griff ihn an, Bruder Murbel redete davon, dass Erynn nicht Erynn sei, Erynn flüstert immer weider einen seltsamen Namen und jetzt hat er selbst diese grauenhaften Träume... ganz zu schweigen von den Dingen, die in Morrowind passiert waren...

weuze
19.11.2017, 03:58
Sie müssen alle sterben, es sind alles üble Verräter, sie haben dich in einem Moment der Not allein gelassen!
...
Ich helfe dir wo ich es nur vermag, aber du musst mir vertrauen!
...
Weiter, immer weiter!
...
HALT!
...
Sie nicht, die brauchen wir vielleicht noch!
...
Ruh dich aus.

Arranges stand schwer atmend mit einem Felsbrocken in beiden Händen hoch über seinem Kopf erhoben über einer jungen Frau als er die Augen öffnete. Völlig verängstigt blickte Arranjenne Tyrin zu ihm auf. Die Bretonin hatte offensichtlich schwere Hiebe abbekommen. Ihr Atem ging schnell. Gehetzt blickte sie den Kaiserlichen an, der aussah, als hätte er die letzten 20 Jahre allein in den Bergen gelebt. Der Oberkörper und die Hüfte bestenfalls noch von Fetzen bedeckt, war sein Kopf von einem wirren Vollbart und einer wilden, zotteligen Mähne eingehüllt. Den Augen des Nekromanten war jetzt aber im Vergleich zu von vor 10 Herzschlägen deutlich anzusehen, dass er offensichtlich nicht ganz genau wusste, was er eben eigentlich noch im Begriff war zu tun. Langsam ließ er den Felsbrocken sinken und neben sich in das spärliche Gras plumpsen, wo dieser einige Meter den sanft ansteigenden Hügel hinunterrollte. Aus einigen Schnitten blutend, stand er jetzt die Stirn in Falten, vor Arranjenne und schien angestrengt sein Gehirn zu der rätselhaften Szenerie zu befragen.

Vor ihm den Hang hinauf, vielleicht 10 Meter entfernt, lagen zwei riesenhafte Gestalten im Gras. Einige Extremitäten schienen zu fehlen. Umgeben waren die beiden Botschafter von vielen großen und kleinen Eisbrocken, zwischen denen sich aberhunderte, teils tiefrot verfärbte Splitter aus Eis langsam wieder verflüssigten.

Die Botschafter waren ziemlich sicher tot. Und wieder war es dem Magier absolut schleierhaft, was eigentlich vorgefallen war. Dies war bereits das zweite Mal, dass er urplötzlich vor einer solchen Szene stand. Seit er vor nicht ganz 2 Wochen mit Erynn nach Anvil wollte, war vor 4 Tagen erst Erynn völlig verschwunden, nur um vor 3 Tagen... irgendwie zurückzukehren. Jedenfalls hörte er sie und sie musste demnach auch anwesend sein, die Dunmer konnte schließlich schlecht nur als Stimme in seinem Kopf existieren. Er sah sie eben nur nicht mehr. Dafür musste er sie aber auch nicht mehr tragen, weil sie selbst zu schwach zum selber laufen war. Und darüber hinaus hatte er eben seit einigen Tagen massive Gedächtnislücken. Erynn sagte, die Gatherin wäre daran schuld... überhaupt schien sie in den letzten Wochen seit Dagon Fel massives Wissen über sehr viele Dinge gewonnen zu haben. Das ist auch sicher kein Nachteil... Blitzte es durch den Verstand des Kaiserlichen.

Vor zwei Tagen dann standen plötzlich zwei Schüler und ein Botschafter vor ihm. Die faselten irgendetwas davon, dass er sich irgendeinen Fluch oder etwas eingefangen hätte. Aber wie hätte das passieren sollen? Er war unterwegs gewesen... in Morrowind... um plötzlich festzustellen, dass er auf Sheogorad eine halbe Stadt praktisch im Alleingang dem Erdboden gleichgemacht hätte - wobei er diese Idee nach wie vor für hochgradig seltsam und fraglich hielt - und sonst nichts weiter in Richtung irgendwelcher Experiemente oder Ähnlichem unternommen hatte wo er sich irgendeinen Fluch hätte einfangen können. Er hätte beinahe einen Meister in den Jerallbergen getötet, hatten sie ihm vorgeworfen. Ja sicher, weil er auch in der Lage war, soetwas zu vollbringen. Seit der Krise mit den Abtrünnigen schienen wohl alle etwas verrückt zu werden...

Und von einem zum nächsten Moment war der kleine Haufen dann tot. Vernichtet offensichtlich durch Eismagie. Und hier nun wollten diese beiden Botschafter und Arranjenne ihm nun wieder anhängen, dass er der Ursprung dieser schier unirdischen Magie war. Dabei wussten zumindest jene, die ihn sowieso auf Schritt und Tritt beobachteten, dass er Frostzauber nur marginal beherrschte. Langsam aber sicher glaubte Arranges Erynn, die ihm bereits vor Tagen erklärte, dass die Gathering ihn verraten würde, dass dem tatsächlich so war. Und selbst wenn er plötzlich aus heiterem Himmel Frostmagie beherrschte wie kein zweiter, warum genau sah es dann bis vor wenigen Augenblicken noch so aus, als würde er Arranjenne gleich mit einem Stein schlichtweg erschlagen?

'Arranges? Seid ihr es jetzt?' Fragte Arranjenne mit bebender Stimme und begann leicht zu zittern.
Wir sind viele und sprechen als eine... Knirschte die Stimme der Dunmer in seinen Ohren.
'Ja,' Antwortete Arranges.
'Was zum Teufel tut ihr?!' Flehte die Bretonin mit viel zu hoher Stimme.
'Wie, was...?'
'Woher habt ihr diese Macht und warum seid ihr allem und jedem feindlich gesonnen?' Kreischte sie nun eher als dass sie sprach.
'Bin ich nicht, nur den Verrätern der Gathering gegenüber.'
'Wir haben euch doch nicht verraten, noch planen wir irgendetwas in dieser Richtung!' Keuchte sie.
Arranges wartete auf einen Kommentar, doch er blieb aus. Etwas hilflos blinzelte er ob dieses nicht vorhandenen Rates. Wo vorher nur glanzlose blaue Augen aus dem Gesicht des Magiers gestarrt hatten, blitzten jetzt wieder die Pupillen des Arranges Moryn. 'Arranjenne? Was äh...?'
'Arranges?' Verzweifelte Erleichterung zeichnete sich auf dem Gesicht der Frau ab und stolpernd erhob sie sich. Für einen Augenblick hielt sie inne, als fürchte sie nochmals einen sehr plötzlichen Umschwung seines Verstandes. 'Ihr müsst zu Meister Jurano, er kann euch helfen, Eile ist-'
Noch während sie sprach wich der Glanz wieder aus dem rechten Auge Arranges. Leicht geneigte Lanzen aus massivem Eis fuhren plötzlich aus dem Boden und durchbohrten Arranjenne aus allen Richtungen gleichzeitig. Ein stummer Ausdruck der Überraschung blieb auf ihrem Gesicht...

Arranges keuchte überrascht und völlig entsetzt gleichermaßen. Das andere Auge wurde ebenfalls wieder stumpf Du musst zu Jurano, er ist offenbar der Drahtzieher hinter alldem. Arranges Stirn legte sich in tiefe Falten, so als versuchte er noch auf einem logischen Weg irgendeinen Zusammenhang oder auch soetwas wie Sinn hinter den so eben wenigen Augenblicken erfahrener Realität zu finden. Wir müssen uns beeilen, Arranges, die Verräter werden bald zurückkommen...

Arranges setzte sich mit schweren Schritten in Richtung Nordost in Bewegung.

weuze
13.06.2018, 09:19
Arranges irrte durch die Berge.

Nachdem er die Grenze von Morrowind nach Cyrodiil überschritten hatte - vor vielen Tagen - und bereits in Colovia auf dem direkten Weg nach Anvil war, war er nun wieder in entgegengesetzter Richtung zu Jurano in Morrowind unterwegs. Auf Erynns Anraten. Wenigstens gab es seit einiger Zeit kein Anzeichen mehr dafür, dass die Gathering ihn in irgendeiner Weise verfolgte oder Ähnliches.

Ein Rest Vernunft, so schien es ihm, zwang ihn immer wieder dazu wenigstens ein paar Stunden nachts zu schlafen. Sehr ärgerlich, auch Erynn schien das nicht gutzuheißen, sie hüllte sich ebenfalls seit einigen Tagen in Schweigen. Dafür aber blieben die Gedächtnislücken seit dem letzten Aufeinandertreffen mit der Bruderschaft aus. Arranges fühlte sich seit langer Zeit einmal wieder in der Lage an einem Stück klar zu denken. Wenn Erynns Schweigen der nötige Handel dafür war, dann war das eben so.

Während Arranges mit schwer in Mitleidenschaft gezogenen Füßen durch das unwegsame Gelände stapfte - von dem spärlichen Rest Lederwerk an seinen Sohlen konnte man nur mit sehr viel Überzeugung noch als Schuhe reden - grübelte er darüber nach, warum ihm neuerdings alle die Meisterschaft der Frostmagie anhängen wollten. Arranges hatte bei Jurano gelernt und er war ein Dunmer. Arranges hatte sich über so lange Zeit in erster Linie mit Feuer beschäftigt, dass er Eismagie höchstens in sehr einfacher Form kannte. Aber irgendwo war hier ein Fehler. Auf Vvardenfell hatte er zum ersten Mal in großem Stil Eiszauber gewirkt ohne es zu wissen. Erynn hatte ihn damals noch danach gefragt und er erinnerte sich, dass er darauf keine richtige Antwort geben konnte.

Als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen blieb der Kaiserlicher abrupt stehen. Er blickte wie ein Säugling, der zum ersten Mal die Anwesenheit seiner Extremitäten feststellte, auf seine Hände. Er hob die Rechte. Eine Flamme aus seiner offenen Handfläche entspringen zu lassen gehörte zu den Grundübungen eines jeden Magieschülers egal welcher Gilde er angehörte. Aber das Feuer verwehrte sich Arranges. Die Luft über seiner Hand schien zu klirren. Er versuchte mit immer größerer Anstrengung ein Flämmchen zu erzeugen. Doch statt einer hellen, heißen Flamme begann einige Augenblicke später kalter, weißer Nebel aus seiner Hand zu wabern. Erschrocken darüber, dass seine Magie ihm nicht mehr gehorchen wollte, schüttelte er seine Hand aus. Die Stirn in Falten überlegte er kurz angestrengt. Das Fabrikat der Welt muss hell erleichtet werden um Feuer und Licht zu erzeugen... Arranges konzentrierte bei diesem Gedanken massive Magie in seiner Hand und schleuderte sie weit ausholend auf den Boden. Die darauffolgende Explosion aus Feuer und Funken um ihn herum klang schmerzend in seinen Ohren nach während der entzündete Boden langsam und rusend wieder erlosch.

Knackend und knarzend schien sich etwas in seinem Kopf zu winden. Es wurde dunkel, Arranges bemerkte noch wie er umkippte, aber den Aufschlag auf dem Boden nahm ihm die einsetztende Bewusstlosigkeit gnädigerweise ab.