Chaik
14.01.2008, 22:31
Die Blätter der Bäume trugen ihr farbiges Kleid raschelnd zum Schmuck. In der Dunkelheit dieser Herbstnacht waren die farbenreichen Blätterkronen der Bäume für den einzigen Menschen in diesem Park nicht erkennbar. Einige Tiere, die in der Nacht nicht schliefen, sondern wachten, zogen mit dem von ihnen erzeugten Rascheln die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich, ehe er überlegte, dass es nur Tiere sein konnten, und seine Aufmerksamkeit wieder seiner Beschäftigung zuwandt.
Seine Beschäftigung war geprägt durch stundenlanges verharren, kein Einatmen der Luft durfte zu laut und keine Bewegung durfte zu hastig sein. Es galt jedes Geräusch zu vermeiden.
Wieder hörte er etwas. Schritte. Sie gingen in weiter Ferne. Er beobachtete durch sein Fernrohr den Parkeingang und brachte langsam sein Werkzeug in die richtige Position.
Er sah den Mann aus der Ferne. Er sah dem alten Bildnis das er vor sich hatte sehr ähnlich. Und noch ähnlicher sah er dem Mann, den er tagelang beschatten musste um ihn in jeder Lage erkennen zu können. Der Mann war das Ziel, das war sicher.
"Mr. Holzhoff. Im Namen ihrer Majestät, sie sind verhaftet." Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, voller Schrecken wandt er sich um, während er das dämonenhafte Geräusch hörte, das Pistolen machten sobald sie entsichert wurden. Zwei Beamte richteten ihre Waffen auf ihn. Sie wussten wer er war. Und nun auch was er tat, leugnen half nichts. Er setzte sich langsam auf, hob die Hände empor, und ließ sich die Handschellen anlegen. Sein Verstand suchte wie eine windende Schlange nach einem Ausweg aus dieser Situation. In seinem Kopf klangen Rufe vieler wehklagender Stimmen, einige die riefen, dass seine Verhaftung verdient sei. Andere fragten klagend, wieso er sich erwischen lasse. Einige klagten ihn einfach nur an. Holzhoff verstand die Welt nicht mehr. Die gepeinigten Stimmen begannen im Chor des Sterbens seinen Namen zu schreien. Noch während er vollends aufstand, um mit den Polizisten in den Gefangenentransporter zu steigen, begannen seine Augen einen zittrigen Tanz aufzuführen. Eine dunkle Leere befiel ihn.
Er stand in einem dunklen Raum. Er versuchte seinen Blick auf irgendetwas zu lenken, doch es gab kein Licht, nichts gab es, was er hätte sehen können. Nur absolute Dunkelheit. Und Stille.
Die Stille müsse ein Ende nehmen, wünschte er sich, wenigstens die Stille. Und das Licht, er wollte keine Finsternis. Sehen. Das wollte er. Sein flehen erhörte er selbst. Ein leises Murmeln verschiedenster Kehlen erklang, manche engelsgleich und Hell, während andere Kehlen wie kriegerische Biester ihren Hass hinaus keiften. Holzhoff konnte die Gespräche nicht verstehen, so sehr er sich auch zwang ihnen zu folgen, doch nach und nach begannen immer mehr Stimmen seinen Namen gierig zu rufen. "Alfred...." sprachen dutzende von Seelen, einzig gierend nach der Seinen.
Sein Gesicht war nass. Er lag wohl in einem Fahrzeug. Es rüttelte ihn von Zeit zu Zeit durch, noch waren seine Augen geschlossen, doch durch das sanfte Rucken des Wagens wurde er langsam wieder bewusster. Stille. Niemand redete. Niemand bewegte sich, oder Atmete laut. Kein Schweissgeruch hing in der Luft, und auch verzehrte sich niemand danach seinen Namen zu schreien. Er öffnete vorsichtig die Augen, nur einen kleinen Spalt um sich umzuschauen. Er sah zwei Polizisten, auf jeder Seite einen neben ihm Sitzen, ihre schwarzen Stöcke in der Hand, dazu bereit, sofort denjenigen zu Schlagen der benommen auf dem Boden des Wagens lag, sobald dieser Wach wurde und sich zu schnell bewegte. Ihn zu Schlagen.
Er lächelte innerlich über das kindliche Denken der Beamten. Sie wollten ihn, falls sie es für nötig befanden, mit körperlicher Gewalt überzeugen. Das bedeutete ihm nichts.
Holzhoff öffnete die Augen vollends, sofort blickten ihn die beiden Beamten an. Er las in ihren Blicken. Sie durften es nicht zeigen, aber sie zeigten es, sie zeigten ihre Abscheu vor ihm, ihren Hass auf seine Person. Er lächelte sie an. "Meine Herren, gedenken sie dieses einen frohen Abends, sie haben mich gefasst. Ich liege vor ihnen auf dem Boden, gefesselt an Händen wie an Füßen, ohne Möglichkeit zur Gegenwehr. Sie hassen mich, ich spüre ihre Verachtung für mich. Wieso zeigen sie es nicht? Ich kann mich nicht wehren."
Die Beamten blickten sich an, darum bemüht unberührt zu wirken, doch ihre gespannten Hände, die ihre Stöcke immer stärker umfassten, dazu das leichte Zittern ihrer Lippen sprach Bände, befand Holzhoff. Die Beamten schwiegen. Er sprach weiter. "Ich kann genau so wenig Wehr leisten, wie diese Frau, die ihre Kollegen, ja vielleicht sogar sie, vor einem Monat fanden. Den einen Teil in ihrem eigenen Keller, den anderen Teil noch in ihrem Gemach ruhend." Seine Worte unterlegte er mit einem Lächeln. Der Schlag des Beamten war zuviel, er kam zu schnell.
Schwärze, Stille, vorbeiziehende Seelen. Schreie.
Als er aufwachte, lag er auf einer Pritsche in einer grauen Zelle. Getrocknetes Blut zierte sein Gesicht, wie er fühlte. Er roch es gerade zu. Holzhoff setze sich hin. Blicke des ihn bewachenden Mannes trafen ihn. Harte Blicke. Hart, aber doch mit einer Art melancholischer Trauer untermalt. Der Mann, in eine schlichte Uniform gekleidet, sah wie Holzhoff langsam an die Stäbe trat. Alfred A. Holzhoffs Tat, an die Gitterstäbe zu treten wurde mit wachsendem Argwohn beobachtet.
Holzhoff blicke dem Mann in die Augen. Durch das offene Fenster fiel ein dünner Lichtstrahl in den Raum und Verkehrslärm war zu hören. Autos fuhren in unregelmäßigen Abständen an dem Fenster vorbei, man hörte Kinder vereinzelt lachen.
"Ich bewundere sie, wie sie ihr Leben verbringen, so gepeinigt von fremden Stimmen die sie quälen und die ihnen befehlen. Ihr Leben dem Ausführen des Willens Unbekannter gewidmet, bis es ein Ende findet. Das reine Vertrauen auf den Willen und die Befehle anderer. Ich wollte mein ganzes Leben frei sein, aber ich bin nur die Marionette anderer." Die beiden lächelten sich an und nickten sich zu.
Ein Schuss war zu hören. Einer der beiden hatte geschossen. Der andere starb, noch bevor Hilfe eintreffen konnte.
Der Lebende sprach, er bereue es nicht, den Toten erschossen zu haben, er hatte nur den Willen eines anderen ausgeführt.
Seine Beschäftigung war geprägt durch stundenlanges verharren, kein Einatmen der Luft durfte zu laut und keine Bewegung durfte zu hastig sein. Es galt jedes Geräusch zu vermeiden.
Wieder hörte er etwas. Schritte. Sie gingen in weiter Ferne. Er beobachtete durch sein Fernrohr den Parkeingang und brachte langsam sein Werkzeug in die richtige Position.
Er sah den Mann aus der Ferne. Er sah dem alten Bildnis das er vor sich hatte sehr ähnlich. Und noch ähnlicher sah er dem Mann, den er tagelang beschatten musste um ihn in jeder Lage erkennen zu können. Der Mann war das Ziel, das war sicher.
"Mr. Holzhoff. Im Namen ihrer Majestät, sie sind verhaftet." Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, voller Schrecken wandt er sich um, während er das dämonenhafte Geräusch hörte, das Pistolen machten sobald sie entsichert wurden. Zwei Beamte richteten ihre Waffen auf ihn. Sie wussten wer er war. Und nun auch was er tat, leugnen half nichts. Er setzte sich langsam auf, hob die Hände empor, und ließ sich die Handschellen anlegen. Sein Verstand suchte wie eine windende Schlange nach einem Ausweg aus dieser Situation. In seinem Kopf klangen Rufe vieler wehklagender Stimmen, einige die riefen, dass seine Verhaftung verdient sei. Andere fragten klagend, wieso er sich erwischen lasse. Einige klagten ihn einfach nur an. Holzhoff verstand die Welt nicht mehr. Die gepeinigten Stimmen begannen im Chor des Sterbens seinen Namen zu schreien. Noch während er vollends aufstand, um mit den Polizisten in den Gefangenentransporter zu steigen, begannen seine Augen einen zittrigen Tanz aufzuführen. Eine dunkle Leere befiel ihn.
Er stand in einem dunklen Raum. Er versuchte seinen Blick auf irgendetwas zu lenken, doch es gab kein Licht, nichts gab es, was er hätte sehen können. Nur absolute Dunkelheit. Und Stille.
Die Stille müsse ein Ende nehmen, wünschte er sich, wenigstens die Stille. Und das Licht, er wollte keine Finsternis. Sehen. Das wollte er. Sein flehen erhörte er selbst. Ein leises Murmeln verschiedenster Kehlen erklang, manche engelsgleich und Hell, während andere Kehlen wie kriegerische Biester ihren Hass hinaus keiften. Holzhoff konnte die Gespräche nicht verstehen, so sehr er sich auch zwang ihnen zu folgen, doch nach und nach begannen immer mehr Stimmen seinen Namen gierig zu rufen. "Alfred...." sprachen dutzende von Seelen, einzig gierend nach der Seinen.
Sein Gesicht war nass. Er lag wohl in einem Fahrzeug. Es rüttelte ihn von Zeit zu Zeit durch, noch waren seine Augen geschlossen, doch durch das sanfte Rucken des Wagens wurde er langsam wieder bewusster. Stille. Niemand redete. Niemand bewegte sich, oder Atmete laut. Kein Schweissgeruch hing in der Luft, und auch verzehrte sich niemand danach seinen Namen zu schreien. Er öffnete vorsichtig die Augen, nur einen kleinen Spalt um sich umzuschauen. Er sah zwei Polizisten, auf jeder Seite einen neben ihm Sitzen, ihre schwarzen Stöcke in der Hand, dazu bereit, sofort denjenigen zu Schlagen der benommen auf dem Boden des Wagens lag, sobald dieser Wach wurde und sich zu schnell bewegte. Ihn zu Schlagen.
Er lächelte innerlich über das kindliche Denken der Beamten. Sie wollten ihn, falls sie es für nötig befanden, mit körperlicher Gewalt überzeugen. Das bedeutete ihm nichts.
Holzhoff öffnete die Augen vollends, sofort blickten ihn die beiden Beamten an. Er las in ihren Blicken. Sie durften es nicht zeigen, aber sie zeigten es, sie zeigten ihre Abscheu vor ihm, ihren Hass auf seine Person. Er lächelte sie an. "Meine Herren, gedenken sie dieses einen frohen Abends, sie haben mich gefasst. Ich liege vor ihnen auf dem Boden, gefesselt an Händen wie an Füßen, ohne Möglichkeit zur Gegenwehr. Sie hassen mich, ich spüre ihre Verachtung für mich. Wieso zeigen sie es nicht? Ich kann mich nicht wehren."
Die Beamten blickten sich an, darum bemüht unberührt zu wirken, doch ihre gespannten Hände, die ihre Stöcke immer stärker umfassten, dazu das leichte Zittern ihrer Lippen sprach Bände, befand Holzhoff. Die Beamten schwiegen. Er sprach weiter. "Ich kann genau so wenig Wehr leisten, wie diese Frau, die ihre Kollegen, ja vielleicht sogar sie, vor einem Monat fanden. Den einen Teil in ihrem eigenen Keller, den anderen Teil noch in ihrem Gemach ruhend." Seine Worte unterlegte er mit einem Lächeln. Der Schlag des Beamten war zuviel, er kam zu schnell.
Schwärze, Stille, vorbeiziehende Seelen. Schreie.
Als er aufwachte, lag er auf einer Pritsche in einer grauen Zelle. Getrocknetes Blut zierte sein Gesicht, wie er fühlte. Er roch es gerade zu. Holzhoff setze sich hin. Blicke des ihn bewachenden Mannes trafen ihn. Harte Blicke. Hart, aber doch mit einer Art melancholischer Trauer untermalt. Der Mann, in eine schlichte Uniform gekleidet, sah wie Holzhoff langsam an die Stäbe trat. Alfred A. Holzhoffs Tat, an die Gitterstäbe zu treten wurde mit wachsendem Argwohn beobachtet.
Holzhoff blicke dem Mann in die Augen. Durch das offene Fenster fiel ein dünner Lichtstrahl in den Raum und Verkehrslärm war zu hören. Autos fuhren in unregelmäßigen Abständen an dem Fenster vorbei, man hörte Kinder vereinzelt lachen.
"Ich bewundere sie, wie sie ihr Leben verbringen, so gepeinigt von fremden Stimmen die sie quälen und die ihnen befehlen. Ihr Leben dem Ausführen des Willens Unbekannter gewidmet, bis es ein Ende findet. Das reine Vertrauen auf den Willen und die Befehle anderer. Ich wollte mein ganzes Leben frei sein, aber ich bin nur die Marionette anderer." Die beiden lächelten sich an und nickten sich zu.
Ein Schuss war zu hören. Einer der beiden hatte geschossen. Der andere starb, noch bevor Hilfe eintreffen konnte.
Der Lebende sprach, er bereue es nicht, den Toten erschossen zu haben, er hatte nur den Willen eines anderen ausgeführt.