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Mio-Raem
12.01.2008, 16:35
Der Flötenspieler


In einer großen Stadt, deren Namen ich schon lange vergessen habe, gab es einen alten Mann, der Flöte spielte. Er stand jeden Tag am gleichen Ort, nämlich exakt eine Meile weit in der Fußgängerzone mit all ihren Geschäften und Läden, dort am Platz vor der Stadtbibliothek, bei den beiden Pappeln, die den Eingang des gegenüberliegenden Gebäudes säumten, dort stand er, und spielte jeden Tag ein anderes Lied. Die Menschen, die die Straße auf und ab gingen, kannten ihn gut, er war ein netter Mensch, auch, obwohl er immer unzufrieden aussah wie so viele unter den Bettlern und Obdachlosen es tun. Durch seine Musik jedoch wussten die Leute, dass er den Glauben an ein besseres Leben noch nicht aufgegeben hatte, nicht nur am Straßenrand saß, und bettelte, und viele hatten Mitleid mit ihm, und gaben ihm Geld. Denn diese Musik war etwas besonderes, und der alte Mann war in der ganzen Stadt bekannt. Natürlich kamen die Leute nicht in die Fußgängerzone, nur um ihn spielen zu hören, aber wenn sie ihn sahen, blieben viele stehen, und lauschten seinem Lied. Viele schlossen dann die Augen, und waren wie verzückt. So verging Jahr um Jahr, und Kinder, die zunächst an den Händen ihrer Eltern vorbeigingen, sah der Mann heranwachsen. Dann brach ein Jahr an, das die Menschen der Stadt niemals vergessen sollten; denn im Sommer diesen Jahres kam noch ein anderer Künstler in die Stadt. Dieser spielte kein Instrument, im Gegenteil, er schluckte Feuer, und jonglierte mit den Fackeln, die er bei sich trug. Viele bewunderten seine Kunst, und oft bildete sich ein Halbkreis um ihn, während der alte Mann nur wenige Meter daneben stand. Mit der Zeit blieben immer weniger Menschen bei ihm stehen, denn was der Feuerschlucker ihnen bot, war um ein vieles spannender als bloßes Flötenspiel. Und als der Winter kam, verschwand der Mann eines Tages. Keiner wusste, wohin er gegangen war, doch ahnten die Menschen, warum er sie verlassen hatte. Bald darauf hies es,
dass in einer anderen Stadt ein Mann aufgetaucht war, der die Flöte meisterhaft beherrschte. Doch das war nur ein Gerücht. Viele Menschen jedoch meinten ein leises Flötenspiel zu hören, wenn der Winde stärker wehte, und die ersten Blätter zu Boden fielen.


Diese Geschichte ist mir vorhin spontan eingefallen. Es ist eine Kurzgeschichte, also behandelt sie auch so. Viel Spaß beim Lesen, Rezension wäre schön.


~Mio

qed
15.01.2008, 10:38
Moin

Also eigentlich gefällt mir deine Geschichte, sie ist zwar sehr kurz, hat aber einen schönen einfachen Inhalt, der mich auch leicht an ein Märchen erinnert. Das Problem sind nur manchmal diese langen Sätze mit den vielen Kommata, aus denen dann wiederum eine seltsame Satzbildung herauskommt. Dann hat es störende Elemente, ist es z.b. wichtig, dass der Leser weiss, dass der Prot genaue eine Meile Weit (von was auch immer entfernt) in der Fussgängerzone steht?



Doch das war nur ein Gerücht. Viele Menschen meinten jedoch ein leises Flötenspiel zu hören, wenn der Wind stärker wehte und die ersten Blätter zu Boden fielen liess.

der erste Satz ist afair ein Nebensatz und im zweiten Satz fand ich das jedoch falsch plaziert und Winde zu altertümlich.

Vielleichst solltest du ein paar Sätze kürzen oder aufteilen statt Kommas zu verwenden. Andererseits geht vielleicht gerade deswegen der Zauber dann etwas verloren, es ist einfach imho nicht ganz ausgereift.

Aber eben, um deinem zweitletzten Satz Folge zu leisten: Die Geschichte hat einen schönen Inhalt, der das Rad nicht neu erfindet, mit ein paar Holpersteinen, was sie jedoch noch nicht schlecht und noch ausbaufähig macht. Aber bei so spontanten Geschichten ist es ja dann meistens so, dass man einfach gerade während des Schreibens Lust dazu hat, bei der Überarbeitung liegen die Dinge dann oft etwas anders.

Sushi
24.01.2008, 09:55
1. Grund: Hat alles was eine Kurzgeschichte braucht in beinhaltet. Daher sehr schön.
Habe die ganze Zeit überlegt in welcher Zeit möge diese kleine Geschichte wohl spielen. Feuerspucker lassen auf Mittelalter schließen, aber auf die heutige Zeit nicht ausschließen.
Daher ist wohl vollkommen egal, in welcher Zeit das Geschehen spielt.

Ich fand schön wie du die Thematik in so ein paar Sätze gekriegt hast und auch da gibts bei mir wieder ein Plus.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist am Ende die Benennung der Personen. Ich kam durcheinander mit dem alten Mann und dem Feuerspucker. Aber am Ende weiß man es natürlich.

Das Ende war nett, nicht klischeehaft und nicht überefrig beendet. Meiner Meinung nach hast du das Ende perfekt gemacht.

Anonsten finde ich die Kurzgeschichte sehr gut gelungen und würde dir bis auf vielleicht ein paar Kleinigkeiten 8/10 Punkten geben...