Simon
24.12.2007, 08:46
http://stereology.de/images/covers/107.jpg
Ich kann mich immer wieder über mich selber wundern: Bands, mit denen ich jahrelang so viel anfangen konnte, wie ein Blinder mit einem Pornoheft, schaffen es plötzlich, mich mit ihrem neusten Output zu fesseln und mich dazu zu bringen, das, was sie da fabriziert haben, ansatzweise "gut" zu finden.
Zu diesen Bands dürfen sich auch die Jungs von Good Charlotte zählen, mit denen ich bis dato nicht wirklich viel anfangen konnte. Einige Songs, wie der Smasher "I Just Wanna Live" von ihrem 2004er Erfolgsalbum "The Chronicles Of Life And Death" ware in dieser Hinsicht das Maximum, das Höchste der Gefühle. Wie gesagt: waren.
Denn nun steht mit dem mittlerweile vierten Longplayer ein Album der ehemaligen Neo-Punks ins Haus, der sich von allem bisherigen, was auf "Good Charlotte" (2000), "The Young & The Hopeless" (2002) oder genanntem Erfolgsalbum geboten wurde, meilenweit unterscheidet. Diese Band scheint sich vom poppigen Neo-Punk ihrer Anfangstage die gepiercte Nase gestrichen voll zu haben und daher widmen sich die Brüder Joel Reuben Madden (Sänger), Benjamin Levi Madden (Gitarre/Gesang) und ihre Mitstreiter einer neuen Ausrichtung. Eine Ausrichtung, die sie aus den Gefilden (der mittlerweile aufgelösten) Blink 182 heraus in Richtung Alternative Rock der Marke Nickleback, 3 Doors Down und Konsorten wandern lässt. In Kurzfassung bedeutet das: "Good Mornin Revival" (der Name ist Programm) lebt nicht mehr von Punkrhythmen sondern eher vom straighten Rock in Kombination mit Elektronik, Samples und einem guten Schuss der alten Linkin Park. Und allein für dieses Experiment, sich von einem Erfolgskurs zu entfernen und etwas Neues aus zu Probieren, gebührt der Band schon Respekt. Doch wie gut ist das Experiment gelungen?
Ziemlich gut muss ich sagen - ich erinnere nochmal, dass ich mit Good Charlotte nicht viel anfangen konnte.
Beispiele erwünscht? Von mir aus! Der sich ans Intro anschließende Opener "Misery" zum Beispiel strahlt bereits die Affinität zu den ehemaligen New Metal-Helden Linkin Park aus, was den Song gleich zum Tanzflächenfeger mutieren lässt, während der schmissige Rocker "The River" (in Zusammenarbeit mit M. Shadows und Synyster Gates von Avenged Sevenfold) mehr als nur deutlich zeigt, dass Good Charlotte auch im neuen Soundgewand ein verdammt gutes Gespür für klebrige Refrains haben, die einem unweigerlich in der Rübe haften bleiben. In der "Dance Floor Anthem" wird's ein wenig Discolastiger, die 80er stellen sich bei dem jüngeren Publikum vor und laden zum lustigen Tänzchen ein, während die erste Single "Keep Your Hands Off my Girl" wohl den Überhit der Scheibe markiert. Ein verdammt cooler Einsatz von Elektronik und eine Eingängigkeit, bei der man sich am liebsten die Haare raufen will zeigten nicht nur im Vorfeld des Albums, dass sich die neue Ausrichtung mehr als nur gelohnt hat, sondern demonstriert mal wieder das Näschen für die perfekte Single.
Und auch der Rest des Materials scheut sich nicht, Konventionen aufzubrechen, musikalisches Neuland (aus Bandsicht) zu betreten und mal eben die Ideen, die andere Musiker für mindestens 3 oder 4 Songs nutzen würden, in einen zu pressen, ohne sie dabei überladen wirken zu lassen.
Da darf natürlich auch nicht die Klischee-Ballade (Where Would We Be Now) fehlen, der beschwingte Sunnyboy-Song (Beautiful Place) oder der melancholische Rausschmeißer "March On".
Nach der Hälfte des Albums verliert das Material, das sich ansonsten sehr positiv durch die Runden geschlagen hat, an Biss, wirkt ein wenig abgeschlafft und doch etwas ideenlos. Die zweite Hälfte des Albums kann leider nicht mit dem hohen Niveau der ersten 5-6 Songs mithalten und schwächelt im Vergleich kräftig, auch wenn die beiden Bonus-Tracks (ein netter Remix von "Keep Your Hands Off my Girl" und das punkige "Face The Strange") einen Anspieler verdient hätten.
So gibt es von mir am Ende positiven Beifall und 6 Däumchen nach oben für die Musik und einen Extra für den Überraschungseffekt.
Trackliste
1. Good Morning Revival (00:56)
2. Misery (03:49)
3. The River (featuring M. Shadows and Synyster Gates) (03:15)
4. Dance Floor Anthem (04:04)
5. Keep Your Hands Off My Girl (03:25)
6. Victims of Love (03:45)
7. Where would We Be Now (03:58)
8. Break Apart Her Heart (03:19)
9. All Black (04:19)
10. Beautiful Place (03:50)
11. Something Else (03:19)
12. Broken Hearts Parade (03:15)
13. March On (03:13)
14. Keep Your Hands Off My Girl (Broken Spindles Remix) (Bonus Track) (04:35)
15. Face The Strange (Bonus Track) (02:58)
Ich kann mich immer wieder über mich selber wundern: Bands, mit denen ich jahrelang so viel anfangen konnte, wie ein Blinder mit einem Pornoheft, schaffen es plötzlich, mich mit ihrem neusten Output zu fesseln und mich dazu zu bringen, das, was sie da fabriziert haben, ansatzweise "gut" zu finden.
Zu diesen Bands dürfen sich auch die Jungs von Good Charlotte zählen, mit denen ich bis dato nicht wirklich viel anfangen konnte. Einige Songs, wie der Smasher "I Just Wanna Live" von ihrem 2004er Erfolgsalbum "The Chronicles Of Life And Death" ware in dieser Hinsicht das Maximum, das Höchste der Gefühle. Wie gesagt: waren.
Denn nun steht mit dem mittlerweile vierten Longplayer ein Album der ehemaligen Neo-Punks ins Haus, der sich von allem bisherigen, was auf "Good Charlotte" (2000), "The Young & The Hopeless" (2002) oder genanntem Erfolgsalbum geboten wurde, meilenweit unterscheidet. Diese Band scheint sich vom poppigen Neo-Punk ihrer Anfangstage die gepiercte Nase gestrichen voll zu haben und daher widmen sich die Brüder Joel Reuben Madden (Sänger), Benjamin Levi Madden (Gitarre/Gesang) und ihre Mitstreiter einer neuen Ausrichtung. Eine Ausrichtung, die sie aus den Gefilden (der mittlerweile aufgelösten) Blink 182 heraus in Richtung Alternative Rock der Marke Nickleback, 3 Doors Down und Konsorten wandern lässt. In Kurzfassung bedeutet das: "Good Mornin Revival" (der Name ist Programm) lebt nicht mehr von Punkrhythmen sondern eher vom straighten Rock in Kombination mit Elektronik, Samples und einem guten Schuss der alten Linkin Park. Und allein für dieses Experiment, sich von einem Erfolgskurs zu entfernen und etwas Neues aus zu Probieren, gebührt der Band schon Respekt. Doch wie gut ist das Experiment gelungen?
Ziemlich gut muss ich sagen - ich erinnere nochmal, dass ich mit Good Charlotte nicht viel anfangen konnte.
Beispiele erwünscht? Von mir aus! Der sich ans Intro anschließende Opener "Misery" zum Beispiel strahlt bereits die Affinität zu den ehemaligen New Metal-Helden Linkin Park aus, was den Song gleich zum Tanzflächenfeger mutieren lässt, während der schmissige Rocker "The River" (in Zusammenarbeit mit M. Shadows und Synyster Gates von Avenged Sevenfold) mehr als nur deutlich zeigt, dass Good Charlotte auch im neuen Soundgewand ein verdammt gutes Gespür für klebrige Refrains haben, die einem unweigerlich in der Rübe haften bleiben. In der "Dance Floor Anthem" wird's ein wenig Discolastiger, die 80er stellen sich bei dem jüngeren Publikum vor und laden zum lustigen Tänzchen ein, während die erste Single "Keep Your Hands Off my Girl" wohl den Überhit der Scheibe markiert. Ein verdammt cooler Einsatz von Elektronik und eine Eingängigkeit, bei der man sich am liebsten die Haare raufen will zeigten nicht nur im Vorfeld des Albums, dass sich die neue Ausrichtung mehr als nur gelohnt hat, sondern demonstriert mal wieder das Näschen für die perfekte Single.
Und auch der Rest des Materials scheut sich nicht, Konventionen aufzubrechen, musikalisches Neuland (aus Bandsicht) zu betreten und mal eben die Ideen, die andere Musiker für mindestens 3 oder 4 Songs nutzen würden, in einen zu pressen, ohne sie dabei überladen wirken zu lassen.
Da darf natürlich auch nicht die Klischee-Ballade (Where Would We Be Now) fehlen, der beschwingte Sunnyboy-Song (Beautiful Place) oder der melancholische Rausschmeißer "March On".
Nach der Hälfte des Albums verliert das Material, das sich ansonsten sehr positiv durch die Runden geschlagen hat, an Biss, wirkt ein wenig abgeschlafft und doch etwas ideenlos. Die zweite Hälfte des Albums kann leider nicht mit dem hohen Niveau der ersten 5-6 Songs mithalten und schwächelt im Vergleich kräftig, auch wenn die beiden Bonus-Tracks (ein netter Remix von "Keep Your Hands Off my Girl" und das punkige "Face The Strange") einen Anspieler verdient hätten.
So gibt es von mir am Ende positiven Beifall und 6 Däumchen nach oben für die Musik und einen Extra für den Überraschungseffekt.
Trackliste
1. Good Morning Revival (00:56)
2. Misery (03:49)
3. The River (featuring M. Shadows and Synyster Gates) (03:15)
4. Dance Floor Anthem (04:04)
5. Keep Your Hands Off My Girl (03:25)
6. Victims of Love (03:45)
7. Where would We Be Now (03:58)
8. Break Apart Her Heart (03:19)
9. All Black (04:19)
10. Beautiful Place (03:50)
11. Something Else (03:19)
12. Broken Hearts Parade (03:15)
13. March On (03:13)
14. Keep Your Hands Off My Girl (Broken Spindles Remix) (Bonus Track) (04:35)
15. Face The Strange (Bonus Track) (02:58)