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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Die Reinheit der Schwachen"



Vio
03.07.2003, 07:19
Ich hab heute ein gutes Quote in einem wundervollen Buch gefunden, dass ich moin hier vorstellen werde (denk ich) und wollte deshalb auch diesen Thread eröffnen:


Sie war von jener Art Schönheit, zu der nur unterlegene fähig sind. Und sie besaß die Reinheit der Schwachen. Und die vollkommene Einsamkeit dessenm was verlorenging.

weil ich's grade gelesen habe ^^
meine frage in diesem zusammenhang - kennt ihr irgendetwas, dass das versinnbildlicht??
die klassischen "lucky looser" des alltäglichen lebens, diese art "reinheit" der schwachen?? (natürlich nicht wie im Hollywood-kino die Popcorn-beispiele, mehr Real Life-mäßig ;))

ich hätte ein paar rennwagen aber die zählen hier nicht :D
also mal ran mit den Beispielen


und als anregung - ich würde gerne hier drüber diskutieren inwiefern ihr findet dass das stimmt, nicht stimmt, oder einfach was euch dazu einfällt. wäre super ein feedback zu bekommen,

greets levio ^^

-[IoI]-Ins@ne
03.07.2003, 18:32
Nun die Reinheit der Schwachen...

Ich glaube das da eine tief verankerte Wurzel in der Psyche jedes Menschen sich da festgesetzt hat...
Beispiel: Das wohl typischte von allen:
Starker Mann beschützt die Reinheit schwacher Frau
Dieser Heroische Gedanke ist so tief in jener Männerpsyche verankert, dass alte Romantiker wie ich gar nicht anders können als ihn zu befolgen..
Klar, die Zeiten ändern sich, aber ich kann mir gut vorstellen das ein kluger Mann dies einmal gesagt hat, damit die Männer ihr Frauen (die dahmals ja ohne Rechte wahren) auch ehren und eben ihre "Reinheit" beschützen, weil sie selbst dazu (angeblich) zu schwach sind..
Insofern könnte ich mir vorstellen das dies ein geschickter Zug war, dass Männer ihr Frauen nicht ausnützen wenn sie glauben sie beschützen zu müssen und nicht glauben das sie sie besitzen und damit alles machen können..
Das war möglicherweiße dahmals so...



"lucky looser"
Nun ja, hier kommt die Frage zu, was ist den nun gewinnen? Wer gewinnt, der Unglückliche der alles bekommt oder der Glückliche der alles verliert? Wird hier insofern auf die "Reinheit" der Seele des Menschen angespielt, da jemand der trotzdem glücklich ist obwohl er alles verloren einen reinen Charakter haben muss?
Oder Gegenteilig ist der jenige der Alles gewinnt und höhstes anstrebt ein "unreiner" Mensch weil er sich darauf versteift hat materielle Schätze sich zu verschaffen anstatt der Glückliche der spirituellen Reichtum besitzt?

Alles im allen ist klar, dass nicht der offenscheinlich Starke wirklich der Gewinner ist, wo der Schwache doch seine Reinheit behält...
Aber ist es nicht auch möglich das der Starke seine Reinheit behält?
Musste der Starke zuviel für seine Reinheit opfern damit er seine Stärke bekam.. Wenn ihr mich fragt: Ja..

Ich bin der Starke, weil ich mein Leben lang gekämpft habe, im Geist gefochten mit meinem Schicksal, geringt mit meinen Schmerzen, zerstört von meinen Qualen, gequält von meiner Hoffnung, besiegt von der Pein..
Nun bin ich stark, unendlich viel stärker, als ich das euch vorstellen könnt..
Doch der Preis der dafür zu bezahlen war ist ungleich höher, als es auch nur ansatzweiße gerechtfertigt gewesen wäre..
Ich habe eine Mauer um meine Seele aufgebaut, mich zusammengekrümmt in mir und mein Herz abgeschlossen... Immer noch spüre ich die unendliche Pein..

Und genau das ist es, warum ich stark geworden bin.. Ich will anderen diese Pein ersparen, damit sie ihre Reinheit behalten..
Und vielleicht ist es das, dieser edle Gedanke, der noch die letzte Mauer vor dem Verlust meiner Reinheit hält...

Vio
03.07.2003, 20:08
Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
Nun ja, hier kommt die Frage zu, was ist den nun gewinnen? Wer gewinnt, der Unglückliche der alles bekommt oder der Glückliche der alles verliert?
Gewinnen und Verlieren liegt ja so nahe beinander, und es ist eine zweischneidige Sache (wie immer im Leben ^^)... das eine bedingt das andere:
Man gewinnt etwas und verliert dafür etwas anderes, sei es z.b. man gewinnt die Sympathien der älteren Herren und verbockt es sich automatisch mit der Jugend wenn deren Einstellung "contra-alte Leute" ist.
Oder sei es in welchem Wettbewerb auch immer: man gewinnt durch unlautere Mittel (;)) und ist der "Sieger", hat aber dadurch eigentlich nur verloren...
klar ist es immer die Sichtweise der Person, wenn sie damit leben kann ist's kein Problem aber ich z.b. würde einen "Sieg" nicht feiern können wenn ich zu dreckigen Mitteln greifen müsste :D
naja, ich schweife ab :rolleyes:



Wird hier insofern auf die "Reinheit" der Seele des Menschen angespielt, da jemand der trotzdem glücklich ist obwohl er alles verloren einen reinen Charakter haben muss?
Oder Gegenteilig ist der jenige der Alles gewinnt und höhstes anstrebt ein "unreiner" Mensch weil er sich darauf versteift hat materielle Schätze sich zu verschaffen anstatt der Glückliche der spirituellen Reichtum besitzt?
Sicher ist der Gewinner nicht immer der gelackmeierte oder hängt mit einer (Oriol-)Schnute in der Gegend herum und ist mies drauf ;)
Dies trifft eher auf die "Verlierer" zu, denn Gewinnen ist so viel leichter als verlieren, was das Resultat betrifft - sich freuen kann man leichter als die Niederlage einstecken ;)


naja, ich merke selber... das problem an dem Thema ist dass es zu allgemein gefasst ist, aber man kann es irgendwie schwer fassen ^^*
deswegen würd ich trotzdem alle ermuntern auch was zu schreiben was sie allgemein dazu denken ^^

ich überlege mir nochmal zu dem von insane geschriebenen was ich in der richtung denke ^^*

Muhrray
04.07.2003, 04:03
Hey Teamkollege

Das is mal wirklich ein komplexes Thema und wiedermal mach ich mir Gedanken um Dinge, auf die ich wohl ohne dich nie gestoßen wäre: Danke!

Was mir als erstes zu dazu eingefallen ist: Ein Schmetterling, der gefangen ist in einem Spinnennetz. "Schönheit" und "unterlegen", meine erster Gedankegang ging in die Richtung.

Ansonsten verbinde ich diese Schönheit auch meist mit Frauen, die eine gewisse Reinheit ausstrahlen. Wenn ich "schwach" jetzt noch darauf beziehen darf, dass dieser Mensch eben nicht "vollkommen" ist und irgendwie "leidet" (durch was auch immer, evtl. die Stärke anderer), ist der Drang dies auf eine Art schön zu finden (nich im Sinne von "Gegenteil hässlich"!) bzw. beschützen/helfen zu wollen bei mir sehr stark.
Und eine Reinheit entsteht wohl durch Mitgefühl und diesen "extremem Gefühlen" zu dem unterlegenen/schwachen Menschen, die nicht durch andere Gefühle verblendet werden: sie sind eben REIN und wirken unglaublich schön.

Vielleicht bin ich aber auch in einem gewissen Grad manipuliert durch dein "Sie war von der art Schönheit" im Beispiel (welches Buch ist das?), denn eigentlich können auch Situationen, in denen du dich selber schwach und hilflos fühlst, sehr rein für dich sein. Eben auch diese reinen, tiefen Gefühle, die man emfindet: es sind ja dann auch sehr emotionale und unvergessliche Momente.
Und als Musiker muss ich hier wieder anmerken: auch Musik ist wunderschön und kann so rein sein, dass euch die Tränen kommen. Dabei können es die leisesten Töne sein, die evtl. schwach klingen mögen: sie sind so rein für dich: Ich liebe Musik.

Auf der anderen Seite:
Ich habe mich jetzt auch mühevoll durch mein Leben gekämpft und stehe gerade gar nicht so unglücklich da, dass ich wohl eher der Typ Schmetterling bin, der jetzt mit Spinnfäden an den abgefledderten Flügeln aus dem Netz entkommen ist und evtl. nich mehr Reinheit ausstrahlen mag (um bei meinem komischen Beipsiel zu bleiben). Aber auch das ist schön, auf die eigene Art und Weise: und eine kleine Schwäche behält man wohl immer, und wenn sie in deiner Erinnerung existiert. Und dann ist man selbst oder die Person wieder fähig solche Reinheit zu erleben.

Muhrray

Vio
04.07.2003, 04:54
so, ich hab doch die zeit gefunden, den Textauszug ganz zu tippen, wieder erwarten. Hier bitte, das ist der ganze Auszug, der mich zu dem Thema hier bewegt hat ^^

und ein Danke an damaniac Muhrray für seinen post, der vergleich mit dem Schmetterling gefällt mir echt gut, :A

Am äußersten Rand der Welt gelegen, einen Schritt nur vom Ende des Meeres entfernt, duldete die Pension Almayer auch an jenem Abend, daß die Finsternis die Farben ihrer MAuern nach und nach verblassen lies: wie auch die der ganzen Erde und des gesammten Ozeans.
Er schien - so einsam daliegend - wie etwas Verlorengegangenes. Fast so, als sei eines Tages eine Prozession von Pensionen jeder Sorte und jedes Alters am Meer entlang dort vorbeigezogen. Eine hatte sich dabei von den anderen gelöst und war erschöpft zurückgeblieben.
Sie lies die Mitpilger weiterziehen und beschloß, der eigenen Schwäche nachzugeben, auf dieser Andeutung eines Hügles haltzumachen und mit gesenkten Kopf auf das Ende zu warten. So eine war die Pension Almayer. Sie war von jener Art Schönheit, zu der nur Unterlegene fähig sind. Und sie besaß die Reinheit der Schwachen. Und die vollkommene Einsamkeit dess, was verloren ging.

Tiaiel
04.07.2003, 15:10
@vio81
Bei dem Buch handelt es sich wohl um "Oceano Mare".Lese es grade zum zweiten Mal durch.Im Alltag gibt es eigentlich für mich diese "Reinheit der Schwachen" nicht,weil kaum jemand nach außen zerbrechlich wirken möchte,so zerbrechlich,wie Elisewin in dem Buch beschrieben wird.

Vio
04.07.2003, 18:33
Original geschrieben von Tiaiel
@vio81
Bei dem Buch handelt es sich wohl um "Oceano Mare".Lese es grade zum zweiten Mal durch.Im Alltag gibt es eigentlich für mich diese "Reinheit der Schwachen" nicht,weil kaum jemand nach außen zerbrechlich wirken möchte,so zerbrechlich,wie Elisewin in dem Buch beschrieben wird.

Hab auch einen Thread zum Buch eröffnet *g* (http://forum.rpg-ring.com/forum/showthread.php?s=&threadid=10291)