„Los beweg dich!“ Tarik erhob sich und schaute Ramon an. Er war wütend auf diesen Kaiserlichen, der nur wegen irgendeiner Kiste mit wertvollem Inhalt, die Tarik’s Onkel angeblich irgendwo in Vvardenfell versteckt hatte, ihn folterte und beinahe eine unschuldige Person getötet hätte.
“Die Kiste ist eine Lüge Ramon“, sagte Tarik unvermittelt als sie ein paar Schritte gegangen waren. “Ha! Darauf falle ich nicht rein. Du weißt wo die Kiste ist und du wirst es mir sagen“, antwortete Ramon. Tarik verdrehte die Augen. “Bist du so blöd? Die Kiste existiert nicht!“, sagte er. Es stimmte nicht ganz. Er konnte sich nicht an eine Kiste erinnern. Ob sie wirklich existierte? “Wer weiß?“, überlegte Tarik. “Los sag mir wo die Kiste ist und vielleicht helfe ich dir dann hier raus“, raunte ihm Ramon zu. Tarik schaute ihn mit einem übertriebenen Ausdruck der Verwunderung an. “Das ist nicht dein ernst?“ „Doch das ist es. Wo ist die Kiste?“, fragte Ramon. “Ich gehe davon aus dass diese Kiste nicht existiert und selbst wenn es sie wirklich gäbe, könnte ich mich an den Standort nicht erinnern“, meinte Tarik. Das schien Ramon fürs erste zu reichen. Er bedrängte ihn nicht weiter mit Fragen über den Standort der Kiste. “Was könnte der Inhalt sein, wenn sie so versessen darauf sind, diese Kiste zu haben?.....Geld, vielleicht eine Schatzkarte. Oder irgendwelche alten Gegenstände?......oder es bringt ihnen Vorteile in der jetzigen Situation.“ Egal welche Gedanken ihm zum Inhalt der Kiste einfielen, er hatte keine Beweise für seine Überlegungen. “Am besten ich frage sie selbst“, dachte er und war erstaunt als sie so plötzlich den großen Raum erreicht hatten.

Jerandir, Varus und Martus warteten schon auf den Kaiserlichen. “Da ist ja unser widerspenstiger Gast. Mal sehen wie es heute um seine Redefreudigkeit bestellt ist“, sagte Jerandir und sein Gesichtsausdruck sowie die Art wie der Nekromant sprach ließen Tarik ungutes vermuten. “Tut was ihr nicht lassen könnt, ich sage euch sowieso nichts“, war der einzige Kommentar, den Tarik abgab. Danach schwieg er wieder.
Man fesselte ihn wieder auf den Thron. Tarik erwartete Schläge, jedoch blieben diese aus. Stattdessen nahm der Nekromant seltsam aussehende Steine und legte sie auf die Muster, die auf den Boden gezeichnet worden waren. Manche Steine kamen Tarik bekannt vor, andere wiederum waren völlig neu für ihn. “Was macht er da?“, dachte der Kaiserliche und sah dem Nekromanten mit einem unguten Gefühl bei der Arbeit zu.
Jerandir tat die Arbeit mit einem feierlichen Anmut. Der Nekromant kramte in einer Kiste und holte weitere Steine, Pflanzen und Schriftrollen. Diese verteilte er scheinbar wahllos auf und zwischen den Mustern. “Was bei allen Höllen Oblivions macht er da? Was will er damit bezwecken?“, dachte Tarik und versuchte dabei das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Der Nekromant bewegte seine Hände in seltsamen Mustern. Manchmal strich er über eine Stelle auf dem Boden. Dann ging er weiter und zeichnete ein Muster in die Luft. Plötzlich traf Tarik etwas Hartes am Hinterkopf und er fiel in Ohnmacht.

„Was war das?“, überlegte Tarik als er wieder bei Bewusstsein war. Jedoch blieb ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken, da Jerandir ihn angrinste und seine Stirn berührte. Sofort verlor Tarik die Orientierung und er hatte das Gefühl zu fallen, sehr tief zu fallen. Ein seltsamer Scherz machte sich in seinem Kopf breit und ließ ihn schreien. Bilder tauchten vor seinem Auge auf und verschwanden so rasch wie sie gekommen waren. Der Schmerz wurde größer und eine Stimme flüsterte: “Ich will jetzt wissen wo diese Kiste ist. Zeig mir den Ort.“ Tarik wollte sich wehren jedoch versagten seine Kräfte und er verlor das Bewusstsein.

„Tarik, wach auf. Wir müssen los“, sagte sein Onkel. Der Kaiserliche erhob sich schwerfällig. Sie waren nun schon seit 3 Monaten in Vvardenfell. Langsam gewöhnte sich Tarik an die neue Umgebung. Er hatte schon viel Sonderbares gesehen und er hatte den Verdacht dass er so einige Eigenheiten des Landes noch gar nicht gesehen hatte. Die Sonne erhob sich langsam und der Nebel schwand. Die Gruppe wurde allmählich wach. Einer nach dem anderen kroch aus seiner Decke hervor. Tarik blickte in einige verschlafene Gesichter. “Warum müssen wir nach so ein paar lausigen Banditen suchen?“, grummelte Wulfgar. „Die Bezahlung war scheinbar hoch genug“, gab Alen zurück. Wulfgar kommentierte das mit einem kurzen auflachen. Tarik schüttelte den Kopf und kramte in seinem Rucksack nach etwas getrocknetem Schlachterfisch und Brot. “Lecker, salziger Fisch zum Frühstück“, dachte er und begann zu essen. Die anderen hatten auch ihre Rationen genommen und aßen das gewöhnungsbedürftige Frühstück.
„In Ordnung, laut unserem Auftraggeber ist die Höhle der Banditen ganz in der Nähe. Wir sollten bis zur Mittagszeit dort sein. Sobald, die Höhle in Sichtweite ist, bewegt ihr euch leise. Wir teilen uns in 2 Gruppen auf. Tarik, Alen, Arden und ich suchen den zweiten Eingang zu dem Versteck der Räuber. Wulfgar, Leandir und Firun gehen mit Titus durch den vorderen Eingang“, sagte Tarik’s Onkel.“ Seit so leise wie möglich und solltet ihr entdeckt werden, versucht nicht zu sterben oder euch ernsthaft zu verletzten“, meinte Titus. Die Anderen nickten. “Gut dann los.“ Die Gruppe packte ihr Sachen und legte die letzte Strecke bis zur Höhle ohne Zwischenfälle zurück.
Ein leichtes Nebelband lag noch immer in der Luft als sich die beiden Gruppen mehr oder weniger schleichend der Höhle näherten.

Während die Gruppe um Titus den Haupteingang umstellte, schlichen die restlichen 4 eine kleine Anhöhe hinauf. Tarik versuchte etwas durch das Nebelband zu erkennen, jedoch packte Alen ihn an der Schulter und flüsterte: “Hier gibt es nichts außer kahlem Fels und Sand, konzentriere dich auf einen Eingang.“ Tarik nickte und versuchte am Boden irgendwelche Einkerbungen, Ritze oder sonstiges zu sehen, was auf einen zweiten Eingang hinweisen könnte. Jedoch sah er nichts dergleichen. Die Anderen 3 hatten auch keinen Erfolg. Ein kleines quietschen der Türangeln verriet das die erste Gruppe gerade die Höhle betrat.
Die 4 standen ratlos auf der Anhöhe. “Bist du dir wirklich sicher das es einen zweiten Eingang gibt?“, fragte Arden. “Unser Auftraggeber meint, es gäbe einen…..“, setzte Tarik an als Alen ihn mit einer Handbewegung unterbrach. Die 3 schauten interessiert zu Alen, als dieser langsam auf einen nur für ihn ersichtlichen Punkt zuging. Er ging in die Hocke und wischte mit der Hand etwas Staub zur Seite. Seine Augen suchten einen Fels ab, dann wischte er wieder etwas Staub von einer Stelle.....und mit einem lächeln präsentierte Alen die soeben geöffnete Geheimtür. “Glückspilz“, meinte Arden. Alen grinste und stieg die Leiter hinab. Ihm folgten Tarik, dessen Onkel und zum Schluss der Heiler Arden.

Kaum hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit der Höhle gewöhnt, folgten sie dem Gang ehe sie an eine Biegung kamen. “Wartet hier, ich sehe ob die Luft rein ist“, flüsterte Alen und schlich ohne jegliches Geräusch um die Ecke. “Die Banditen sind alle entbehrlich. Wir müssen diesen Gegenstand finden, also nur keine Zurückhaltung. Tötet sie so schnell wie möglich dann haben sie weniger Zeit um uns den Rest der Bande auf den Hals zu hetzten“, sagte Tarik’s Onkel. Kurz darauf stand Alen wieder vor ihnen. “Die Luft ist rein, passt auf das ihr euch die Stiefel nicht versaut“, meinte der Waldelf. Die Gruppe setzte ihre Erkundung fort und im schwachen Lichtschein der Fackeln konnte Tarik etwas dunkles Erkennen, in dem sich der Lichtschein schwach widerspiegelte. “Was ist das?“, fragte er sich und ging in die Hocke um seine Entdeckung näher zu betrachten. Er berührte dieses Etwas mit dem Finger, hielt es näher ans Licht und erschauderte als er erkannte was es war: Blut. Tarik wischte das Blut in den sandigen Boden, den Rest rieb er ab und schloss raschen Schrittes wieder auf.“ Alen versteht sein Handwerk…….dem möchte ich nicht Nachts in einer Gasse begegnen“, dachte Tarik.
Lange Zeit trafen sie auf niemanden. Sie fanden nur ein paar Kisten in denen sich außer Kleidung und Schnaps nichts befand. “Hier ist es doch zu ruhig“, dachte Tarik. Er konnte sein mulmiges Gefühl nicht verdrängen. Mit wachsendem Unbehagen schlich er den anderen hinterher. Am Ende des Tunnels schien es heller zu sein, außerdem waren Stimmen zu hören. “Schätze gleich geht’s rund“, sagte Arden und zog sein Kurzschwert. Die Anderen nickten zustimmend und zogen ebenfalls ihre Waffen. Schnell gelangte die Gruppe zu dem Licht und musste feststellen das die erste Gruppe erwischte worden war und nun gut 20 Banditen gegenüberstand. Niemand bemerkte die Gruppe, welche sich von hinten anschlich.
Tarik’s Onkel nickte, das war das Signal. Tarik, und dessen Onkel holten ihre Bögen und spannten Pfeile ein. Alen zog 2 spezielle Wurfmesser aus seinem Gürtel. Nach einem weiteren Nicken lagen 4 Banditen Tod auf dem Boden. Noch ehe der Rest begriff was geschah, lagen 2 weitere Tod auf dem Boden. Augenblicke später brach in der Höhle ein Kampf aus. Tarik ließ seinen Bogen fallen, zog sein Schwert und konnte gerade noch eine Attacke seines Gegners parieren. Kaum hatte Tarik sich wieder aufgerichtet, kam der nächste Schwerthieb. Die Angriffe prasselten nur so auf ihn ein. Tarik beschränkte sich auf seine Verteidigung und versuchte nicht getroffen zu werden, was ihm auch gut gelang. Er wich langsam in Richtung Tunnel zurück, da er dort bessere Möglichkeiten sah sich zu wehren. Die Hiebe wurden jetzt stärker und Tarik musste nach jedem Schlag in die Knie gehen. Plötzlich splitterte sein Schild und Tarik fiel wie betäubt auf den Boden. Er schaute seine linke Hand an und sah Blut aus einem langen tiefen Schnitt hervorquellen, jedoch fühlte er keinen Schmerz. Seine Aufmerksamkeit galt sofort wieder seinem Gegner, welcher den letzten Stoß setzten wollte. Tarik hob verzweifelt seinen linken Arm und fing damit den Stoß ab. Die Spitze des Schwerts durchdrang den Armschutz und bohrte sich in seinen Arm. Der Bandit zog das Schwert sofort wieder heraus, jedoch reichte die Zeit für Tarik um seinen Gegner am Bein zu verletzten. Dieser schrie vor Schmerz. Tarik rappelte sich hoch und sein nächster Schlag galt dem Hals des Banditen. Ein gurgeln war zu hören und der Bandit sackte schwer getroffen zu Boden. Tarik sah aus den Augenwinkeln etwas auf ihn zukommen. Er drehte sich herum jedoch war es zu spät. Der Schlag traf ihn mit voller Wucht. Sein Harnisch splitterte im Bereich unter der linken Schulter. Tarik stürzte zu Boden und lag schwer atmend im Dreck. Seine Wunden schmerzten zwar nicht, jedoch konnte er sich nicht mehr bewegen. Hilflos musste Tarik mit ansehen wie der Kampf weiterging. Er versuchte irgendwie die blutende Wunde zuzuhalten, jedoch gelang ihm das nicht. Panik stieg in ihm auf. Sein neuer Gegner wurde von Wulfgar mit einem mächtigen Axthieb ins Oblivion befördert. Wulfgar sagte irgendwas, jedoch konnte Tarik ihn nicht verstehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und er fühlte seinen Puls hämmernd im Kopf. Wie ein Schlag traf er ihn jedes Mal und zwang ihn endgültig zu Boden.
Plötzlich beugte sich eine Gestalt über ihn. Sie sagte irgendwas, jedoch konnte Tarik sie nicht verstehen. Hände zerrten an Teilen seiner Rüstung, zogen sie von seinem Körper runter. Sein Adrenalin, welches ihn die ganze Zeit bei Bewusstsein gehalten hatte, verschwand und ihm wurde schwarz vor Augen.
Tarik öffnete die Augen und sah in den Himmel. Er versuchte seinen Kopf zu drehen, jedoch gelang ihm das nicht. “Alles in Ordnung?“, fragte eine Stimme, dann verlor er das Bewusstsein.

„Sind sie wach?“, wieder diese Stimme. Tarik öffnete die Augen und spürte den Schmerz in seinem gesamten Körper. Er richtete sich mühsam auf und sah sich um. Erst war ihm nicht ganz klar, wo er sich befand, dann erinnerte er sich wieder. “Ich bin immer noch in dem Versteck. Aber was war das für ein Traum?“, überlegte Tarik. Jedoch rief das Grübeln nur Schmerzen hervor und so ließ er es bleiben. “Geht es ihnen gut?“ Tarik schaute nach links und entdeckte eine fremde Person. “Wer sind sie?“, fragte er.“ Ich bin ein Heiler und werde von Jerandir dafür bezahlt das sie wieder fit werden“, antwortete die Person. “Hören sie zu! Sie müssen mir helfen, der Mann der der sie bezahlt ist ein Nekromant!“, sagte Tarik. Der Heiler sah ihn an. “Bitte, sie müssen mir helfen, geben sie mir irgendetwas damit ich von hier fliehen kann!“, setzte der Kaiserliche nach. Der Heiler schwieg und schien nachzudenken. Tarik umfing wieder Dunkelheit.

Der Kaiserliche erwachte und schaute in einen Sternenhimmel. Er wurde getragen, nur von was oder wem konnte er nicht sagen. Er hatte Schmerzen, jedoch waren sie nicht mehr so stark. “Wo bin ich?“, murmelte Tarik. Titus schien bemerkt zu haben dass der Kaiserliche wieder bei Bewusstsein war. “Wir sind kurz vor Pelagiad. Arden hat dich noch während des Kampfes versorgt. Du hattest Glück, wenn der letzte Schlag ein Stück weiter nach rechts gegangen wäre, würdest du jetzt nicht mehr unter uns weilen“, antwortete Titus. Tarik brachte ein schwaches lächeln Zustande. “Wie geht es dir?“, fragte Titus. “Wenn man die Schmerzen und die Wunden ignoriert, super“, antwortete Tarik. Titus lachte kurz auf und ging dann weiter nach vorne. Tarik betrachtete wieder den Sternenhimmel, als sie gerade Pelagiad erreichten…….