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Thema: "Das Fläschchen voll Bergluft" - befremdende Prosa

  1. #1

    "Das Fläschchen voll Bergluft" - befremdende Prosa

    Soso, ich mag jetzt also auch meinen Prosathread haben, nachdem ich die Leute schon mit französischer Belanglosigkeit bewerfe tztz.
    Aber da müsst ihr durch ;_;".

    Ich würde gern mit einer spontanen Kürzestgeschichte anfangen, die ich heute morgen einfach mal so getippt hab. Schreibfehler sind mein geistiges Eigentum und sind mit denen von Elvis Presley weder verwandt noch verschwägert.
    Im großen und ganzen hab ich die Metaphern sehr einfach gehalten und ich denke, durch verschiedene Attribute und Substantivierungen, sollte der Inhalt des Textes recht ersichtlich sein, was bei einer Kürzestgeschichte nicht immer unbedingt gut ist, aber wehe ihr wagt euch was gegen zu sagen!



    Das Fläschchen voll Bergluft

    Das Fläschchen voll Bergluft begann sich stetig zu erhitzen und nahm nach und nach einen rötlichen Schimmer an. Der Liebende setzte sich neben die kleine Flamme auf den Tisch und beobachtete, wie ihre kleinen Finger geschickt um das bauchige Turmalingefäß tanzten und es mit ihrer Hitze in Ekstase hielten.
    Der Liebende erinnerte sich gut an dieses Gefühl, obgleich er die Flammen das letzte Mal vor langer Zeit entbrannt hatte. Es war für ihn wie der Hunger und der Drang zum Schlafen. Dennoch hatte er beides lange genug ignoriert, um in diesem Moment abgemagert und mit fast gänzlich schwarz unterlaufenen Augen hier auf dem Tisch zu sitzen und sich zu fragen, wie lange die Flammen wohl diesmal aushalten würden, bis sie erloschen, um eine unmerkliche braune Verfärbung an der Unterseite des Fläschchens zu hinterlassen.

    Seine Finger schoben sich unweigerlich auf der glatten Oberfläche des Tisches entlang, um kurz vor der Konstellation innezuhalten. Er traute sich nicht, über den sanften Abfall des kleinen Gefäßes zu streifen, ihren Hals zu berühren und schließlich die Hand in eben jene Flammen zu versenken, die das Fläschchen in ihrem verspielten Zaum hielten.

    Der Liebende zog seine Hand zurück und beruhigte seine Gänsehaut, indem er jene über seinen abgestützten Arm schob. Die Flammen züngelten weiter um den Bauch des edlen Behältnisses und setzten abermals ihren Betrachter in leblose Stille, die nur das Spiegelbild des Feuers in seinen feuchten Augen zuließ. Und diesmal wuchs das Verlangen zu einem übermächtigen Schwall aus Hitze in ihm an. Der Liebende wusste gut, dass Verzehr dem Aktiven zu eigen war – doch es verzehrte ihn. Solange, bis er zum Schatten seiner selbst schrumpfte und die Flammen die Oberhand gewannen.

    Der Liebende war gefangen. Es fiel Schnee, es fiel Regen und dann schließlich stießen knisternde Funken herab und gruben sich tief in die Haut seiner leblosen Hülle.

    Und obgleich es dem begehrten Feuer dienlich war und obgleich die Sehnsucht nach den Flammen größer war als der Schmerz; –
    Der Liebende löschte die Flammen mit einem einzigen, letzten Atemzug, der seine Lungen zu neuem, daseinslosem Leben erweckte.

    Das Fläschchen zischelte leicht vor sich hin, bevor es wieder in seiner alten Stummheit verharrte. Und zurück blieb ein Hauch von Bergluft und der Status quo eines Liebenden.

  2. #2
    mal so am rande: etwas wie ne "kürzestgeschichte" gibt es nich. die "kurzgeschichte" ist ne literarische gattung wie roman oder novelle und heisst wegen der kürze ihrer plotline so (direkter einstieg, keine elendig langen charakterentwicklungen usw), nicht weil die geschichte selbst kurz ist. ne kurzgeschichte kann auch länger als ein roman sein ums mal extrem zu sagen.

    jetzt zur geschichte an sich.
    liest sich irgendwie wie ne sexszene. die adjektive die du in den metaphern benutzt sowie wörter wie "ekstase" deuten das zumindest recht stark an. wenn es aber ne sexszene sein soll dann kann ich mit dem ende nichts anfangen. bis zum letzten absatz liest es sich wie eine aus metaphern bestehende beschreibung aber das ende klingt eher als wär die ganze beziehnung aus. da könnte man nen one-night-stand reininterpretieren allerdings find ich die vorhergehende beschreibung sowie die bezeichnung "der liebende" irgendwie zu persönlich dafür.
    summa summarum gefällt mir der text. die metaphern sind meistens passend gewählt und als leser wird man dazu aufgefordert sich selbst was vorzustellen.

  3. #3
    Um den Text als große Metapher oder Allegorie zu lesen, sind die Beschreibungen einfach zu konkret. Ich sehe da nichts weiter als eine Person, die irgendeine fetischistische Obsession gegenüber der Flasche entwickelt hat.

    Das ganze erinnert mich auch ein wenig an Das Perfüm.

    Bis auf die schöne und passende Sprache gefällt mir der Text nicht, weil ich die Symbolik und Metaphorik, die den Text ausmachen soll, kaum finden kann.

  4. #4
    Ich möchte nur kurz einige Anmerkungen fallen lassen und mich für die Beiträge bedanken. Letztendlich liegt die Deutung eines solchen Textes immer hundertprozentig im Auge des Betrachters und somit versage ich mir dahingehende Kommentare.

    Zitat Zitat
    mal so am rande: etwas wie ne "kürzestgeschichte" gibt es nich. die "kurzgeschichte" ist ne literarische gattung wie roman oder novelle und heisst wegen der kürze ihrer plotline so (direkter einstieg, keine elendig langen charakterentwicklungen usw), nicht weil die geschichte selbst kurz ist. ne kurzgeschichte kann auch länger als ein roman sein ums mal extrem zu sagen.
    Der Begriff der Kürzestgeschichte taucht in einiger Fachliteratur randweise auf und auch Wikipedia kennt den Begriff, obgleich ihm noch kein eigener Artikel gewidmet wurde. Soweit ich die Definition bisher herausgedeutet habe, spiegelt sich in der Kürzestgeschichte keinerlei feste Handlung wieder, sondern es geht darum, ein Gefühl oder eine Szene mit Metaphern und Symbolen kunstvoll zu schildern - ähnlich einem Gedicht, aber eben in Prosa, zumindest würde ich das so definieren.
    Und uns bringen sie in der Schule bei, dass eine Kurzgeschichte mit bis zu höchstens 15000 Wörtern auskommen sollte ;P.

    Zitat Zitat
    Bis auf die schöne und passende Sprache gefällt mir der Text nicht, weil ich die Symbolik und Metaphorik, die den Text ausmachen soll, kaum finden kann.
    ^^da macht man sich sonne Arbeit... tztz
    Meiner Meinung nach habe ich aber schon viele Metaphern, vorallem aber Symbole, wenngleich diese leicht unkonventionell sind, eingeflochten. (auch Ansichtssache )
    Ein kleiner Anstoß:


    Danke jedenfalls für die Beiträge =).

    Geändert von Mordechaj (12.08.2007 um 18:27 Uhr)

  5. #5
    hallo ich bins, welt!

    Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
    Der Begriff der Kürzestgeschichte taucht in einiger Fachliteratur randweise auf und auch Wikipedia kennt den Begriff, obgleich ihm noch kein eigener Artikel gewidmet wurde. Soweit ich die Definition bisher herausgedeutet habe, spiegelt sich in der Kürzestgeschichte keinerlei feste Handlung wieder, sondern es geht darum, ein Gefühl oder eine Szene mit Metaphern und Symbolen kunstvoll zu schildern - ähnlich einem Gedicht, aber eben in Prosa, zumindest würde ich das so definieren.
    Und uns bringen sie in der Schule bei, dass eine Kurzgeschichte mit bis zu höchstens 15000 Wörtern auskommen sollte ;P.
    tatsache! hab gerade mal nachgeschlagen. den begriff kann ich bisher nicht und der ist mir auch noch nie über den weg gelaufen. aber ok, scheint wirklich ein terminus aus der modernen literaturwissenschaft zu sein dann will ich mal nichts dagegen sagen.
    dass ne kurzgeschichte mit höchstens 15000 wörtern auskommen sollte is übrigens unfug. im normalfall tut sie das weil die meisten autoren ihre kurzgeschichten nicht so in die länge ziehen wollen denn sonst könnten sie gleich ne novelle oder nen roman schreiben aber es gibt auch vereinzelte gegenbeispiele. von stephen king findet man in seinen kurzgeschichtensammlungen kurzgeschichten die über rund 50 seiten gehen und wenn man mal den standard von 18000 anschlägen pro seite nimmt dann sind das durchaus mehr als 15000 wörter auch wenns natürlich die ausnahme is und bleiben wird

  6. #6
    Ich hab mich mal wieder ein wenig inspirieren lassen. herausgekommen ist ein kleiner Text von ungeahnter Kryptik .


    Kinder der Nacht

    Erneut enthüllen sich Flüsse von befleckter Reinheit, die die alten Furchen überschwemmen. Lautlos flattern die fadenförmigen Tänzerinnen vorüber und verlieren im Wind den Verstand.
    Hört doch, wie sie über uns spotten, Kinder der Nacht. Solang, bis sie sich schließlich selbst die Zähne zerfetzt haben.
    Lasst ihre Flöße auf unseren Flüssen schwimmen, um auf ewig die Bahre des Jadehasen zu bilden.
    Lasst sie ihre Blicke gen dem einsamen Exilanten richten und die Arme hinauf zu seinem Gipfel strecken, um schließlich sein blasses Antlitz zu streicheln.
    Kinder der Nacht, fühlt ihr nicht den Sturm, der in unseren Köpfen tobt? Seht ihr nicht, wie sich die Augenlider des mächtigen Zyklons langsam schließen?
    Ihr träumt ohne Unterlass und doch erinnert ihr euch nur, um zu vergessen.
    Denn wenn die Flöße erst einmal davon gespült sind, gibt es für euch keine Wiederkehr.

  7. #7
    Eins vorweg: Dieser Text mag sehr verworren sein und an bestimmten Stellen keinen Sinn ergeben, sodass die Frage aufkommt: "Was bitte?!" Ich bitte euch, solltet ihr geneigt sein, ihn zu kommentieren (wozu ich herzlich einlade), mich ruhig auf genau diese Stellen hinzuweisen, lasse aber den Vorbehalt, dass ich hier mit einer ziemlich krassen sprachlichen Emblematik rangegangen bin, weshalb diese Stellen auftreten können =).


    Schwarz/Weiß

    Die leichten erkennbaren Nuancen in der Schwärze begannen sich langsam zu drehen, als ich mich behutsam aufsetzte. Immer schneller und schneller – bis sie einen weißen Punkt bildeten, der langsam Form annahm und schließlich zu meinem Vertrauten wurde.
    „Wiedereinmal so traurig, hm?“, fragte eine Stimme in meinem Kopf. „Traurigsein ist die Vergänglichkeit, Kleiner. Die Welt gehört den Lächelnden.“ Ich verzog leicht gerührt die Mundwinkel und spürte, wie meine erhitzten Wangen eine sanfte, rote Wärme herausstoben. Der Punkt tanzte indessen verspielt vor meinen Augen hin und her, ohne dabei auch nur einen einzigen Ton zu erzeugen.
    „Na, was macht dir soviel Sorgen?“, forschte die Stimme mit überlegener, freundlicher Wärme. Du, hauchte ich. „Was?!“ – Du. Stille; -
    Der Punkt war vor meinen Augen zum Stehen gekommen und zitterte nur noch leicht, indem er auf mich zu schwebte. „Ich?!“, fragte die Stimme. Keine Antwort.
    „Aber...“ Die Stimme versank in Ratlosigkeit, die nur einen Augenblick später totaler Stille Platz machte. Ich hörte nichts als das dumpfe Pochen in meinen Schläfen. – Ich musste etwas sagen.
    Es ist die Dunkelheit... Sie wäre perfekt; - ohne dich. – „Ist das so?!“ Ich hörte deutlich die plötzliche Empörung. Versteh mich nicht falsch, ich bin nur... – „Oh, ich verstehe schon.“ Abermals Stille. Der Punkt stand nun regungslos zwischen meinen Augen, sodass ich erstmals sehen konnte, wie er pulsierte ... wie in Zeitlupe; auf, ab ... auf, ab...Schwärze. Meine Augen begannen zu kreisen.
    Bitte geh nicht. Keine Antwort. Bitte! Nichts... Bis auf: [FONT="Palatino Linotype"]Tapf tapf tapf[/FONT]. Ich drehte mich noch sitzend um und stützte meine Hände in das farblose Gras in der Schwärze, um zu sehen, wie zwei weiße Schuhe vor mir zum Stehen kamen. „Ich werde nicht gehen.“, meinte die Stimme in meinem Kopf. Gut., meinte ich und saß einen Moment später wieder reglos wie zuvor. Empört schoben sich die weißen Schuhe um mich herum, bis sie meine Sicht ein weiteres Mal erleuchteten. „Warum muss alles vollkommen sein?“, fragte die Stimme in meinem Ohr. „Warum kann nicht einfach alles unvollendet bleiben?“ – Weil dann nichts mehr sicher ist., antwortete ich bestimmt, wenngleich ich mir der zweifelhaften Logik dieser Antwort bewusst war. „Aha...“ Die Schuhe begannen vor meinen Augen miteinander zu tanzen und sich gegenseitig zu umschmiegen.
    „Aber was ist ‚Sicherheit’ und wofür brauchst du es?“, versuchte die Stimme nach einer Weile zu ergründen. Ich schloss kurz die Augen. Das verstehst du nicht. – „Ich will es aber verstehen!“ Die Bestimmtheit überraschte mich, verflog aber in den folgenden Worten wieder gänzlich: „Ich will dich verstehen. Wer bist du? Was machst du hier? Warum willst du Sicherheit? Was ist-“ – Wenn ich es doch sage... – „Nein, versuch es!“ Da war die Bestimmtheit wieder – ich schmunzelte für einen Sekundenbruchteil traurig in mich hinein. Ich weiß es selbst nicht. Ich wusste es tatsächlich nicht. Wer war ich? Was tat ich dort? Warum wollte ich Sicherheit? – Was ist aus mir geworden?
    „Du weißt es selbst nicht?“ Sie bohrte in meinem Kopf. Ich weiß es selbst nicht., wiederholte ich. Ratlose Stille.
    Ein weißer Handschuh legte sich auf meine Schulter und strich mir langsam den Nacken hinauf, sodass ich Gänsehaut bekam. „Dann bleib hier bei mir.“ – Ich kann nicht. Mein ohnehin von der Schwärze verwaiste Blick wurde schummrig und verschwamm schließlich, während ich blinzelnd gegen das kitzelnde Gefühl zwischen meinen Lidern ankämpfte. [FONT="Palatino Linotype"]Tapf tapf...[/FONT]

    Weiße Knie landen in meinem Schoß. Ich schließe abermals die Augen und schlucke. Ich kann nicht... Meine Stimme ist so hauchdünn geworden, dass ich mich selbst fast nicht mehr hören kann.
    Ein weißer Mund berührt den meinen und streicht zart über meine Lippen. Ich beginne wie wild zu blinzeln und spüre, wie mich eine sanfte, lähmende Wärme umfängt.
    Und während meine Hände noch silbern schimmernde Hüften umfassen, versinkt mein Kopf im Gras und alles um mich herum verschwimmt miteinander, bis schließlich nur noch kleine gräuliche Nuancen in der allumfassenden Schwärze zurückbleiben.
    Ich werde ein Teil dieser Schwärze. Doch aus irgendeinem Grund verspüre ich keine Angst, keine Unsicherheit. Ich weiß, dass ich jemand bin, ich habe alle Gewissheit, die mir diese sonderbare Welt vorenthalten hat - aber ich bin nicht glücklich...

    Und dann beginnen die leichten erkennbaren Nuancen in der Schwärze sich langsam zu drehen, als ich mich behutsam aufsetze. Immer schneller und schneller...

    Geändert von Mordechaj (20.10.2007 um 16:39 Uhr)

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