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Thema: Unterwegs [Kurzgeschichte]

  1. #1

    Unterwegs [Kurzgeschichte]

    Schritt für Schritt ging ich weiter. Die Bäume schlugen ein dunkles Zelt über mich. Ich sah kaum noch die Straße neben mir, obwohl ich mich schon eine ganze Zeit lang an ihr orientiert hatte.
    Schritt für Schritt. Ich zog den Ärmel meiner dicken Winterjacke hoch und blickte auf meine Uhr. Viel zu spät… ich wollte schon vor einer Stunde zu hause sein. Die Uhr beschlug sofort durch meinen Atem. Es war kalt… verdammt kalt.
    Schritt für Schritt… meine Füße froren, doch ich musste weiter, entweder in diese Richtung oder in die andere. Da war mir der Weg Richtung Heimat lieber. Welche Richtung kürzer war, wusste ich nicht.
    Schritt für Schritt. Immer wieder knackte ein Ast unter meinen Füßen, aufgeweicht vom nassen Wetter der letzten Tage. Zum Glück regnete es heute nicht. Manchmal musste ich wirklich aufpassen, dass ich nicht ausrutsche und in den Straßengraben fiel.
    Schritt für Schritt. Ich fand es merkwürdig. War es denn wirklich schon so spät, dass keine Autos mehr unterwegs waren, dass mich hätte mitnehmen können? Seit der ganzen Stunde, die ich jetzt bereits unterwegs war, hatte ich nicht ein Auto gesehen. Vielleicht war es auch einfach nur Pech. Pech wie zum Beispiel das mein Auto aus mir unerfindlichen Gründen den Geist aufgab, Pech wie das ich ausgerechnet an diesem Tag mein Handy auf der Arbeit vergessen hatte und Pech wie das es heute auch noch der Geburtstag meiner Freundin war. Sie würde es mir nie verzeihen, dass ich nicht da wäre. Da war ich mir fast sicher.
    Schritt für Schritt wurde mir kälter. Ich zog meinen Reißverschluss bis hoch ins Gesicht. Natürlich hatte ich keine Mütze dabei, ich rechnete ja auch nicht damit, dass ich noch stundenlang durch die Eiseskälte gehen müsste. Und eigentlich war es doch meine Schuld: Hätte ich zumindest mein Handy dabei, dann hätte ich schon längst zuhause angerufen, wäre abgeholt worden und wäre wieder in einem warmen Zimmer mit einem heißen Glass Tee.
    Ich steckte mir meine Kopfhörer ins Ohr. Wenn ich schon frieren würde, dann könnte ich wenigstens Musik zittern. Wie passend es dagegen war, dass das erste Lied „November“ von Juli war, sei dahingestellt.
    „Sie vermisst mich bestimmt… sie wird sich bestimmt sorgen machen.... “ Ich weiß nicht, warum ich mir Sorge um meine Freundin machte. Sie wüsste genau, dass ich sie viel zu sehr liebe, als das ich das absichtlich machen würde. Und genau deswegen würde sie sich sorgen um mich machen… und wenn sie sich sorgen um mich machte kam sie auf die unmöglichsten Ideen.
    Vor mir wurde es heller. Zwei große Lichter fuhren auf der Gegenfahrbahn mir entgegen, deren Lichtkegel den ganzen Waldweg um mich herum beleuchtete. Plötzlich ergriff mich ein Gefühl der Hoffnung.
    Ich hob meine Arme in die Luft und wedelte wie Wild, schrie, dass man doch bitte anhalten solle. Die Lichter kamen näher, doch sie wurden nicht langsamer, sondern kamen sogar scheinbar schneller auf mich zu. Immer noch fuchtelte ich mit meinen Armen in der eisigen Luft hin und her. Ich sprang auf und ab und schrie so laut ich konnte.
    Die Lichter kamen, die Lichter gingen und wurden zu zwei roten, kleinen Lichtern.
    Ich war enttäuscht. Man hätte mich doch sehen müssen, wie konnte man nur weiterfahren? Was wäre, wenn wirklich ein Unfall passiert wäre und ich nun auf der Suche nach Hilfe wäre? Machte sich denn niemand Sorgen um einen Mann, der nachts alleine an einer Straße entlang ging und wie irre um Aufmerksamkeit rang? Man hätte doch nur kurz anhalten müssen und das Fenster runterkurbeln, was denn los sei.
    Immer noch enttäuscht blickte ich den roten Lichtern nach, steckte meine Hände wieder in meine Taschen, drehte mich um und ging weiter.
    Irgendwie konnte man sie auch verstehen. Nachts alleine unterwegs, da traut man keinem Fremden, egal wie unscheinbar er auch am Straßenrand steht und den Daumen rauszeigt.
    Ich dachte darüber nach, an wie vielen Anhalter ich schon vorbeigefahren bin, ohne auch nur daran zu denken, anzuhalten. Es konnte Regnen oder noch mitten am Tag sein… und eigentlich hat man keinen Grund dazu. Ich war schon immer recht kräftig gebaut, mir konnte eigentlich niemand so leicht etwas anhaben. Vielleicht war es auch einfach nur die Angst vor dem Fremden!
    Wieder wurde es hell, doch diesmal nicht von vorne. Ich blickte nach hinten und sah wieder zwei Lichter auf mich zukommen. Wieder hob ich die Arme und winkte den Lichtern entgegen. Es sah allerdings wieder nicht so aus, als würde der Wagen anhalten.
    Die Lichter zogen an mir vorbei. Doch die Roten Lichter wurden plötzlich heller. Man bremste, man hatte mich bemerkt. Schnell lief ich zum Wagen, der ein paar Meter vor mir zum halten kam.
    Es war ein alter Opel, hinter dessen Steuer eine Frau saß, vielleicht 30 Jahre alt, und das Fenster runterkurbelte.
    „Kann ich ihnen helfen?“ fragte sich mich mit einer recht sorgenvollen Stimme.
    „Ja, mir ist vor einer Stunde mein Auto zusammengebrochen und ich hab mein Handy vergessen.“ – „Dann steigen sie erstmal ein.“ Sie deutete auf die Beifahrerseite.
    Ihre offene Einladung verwunderte mich doch ein wenig. Dennoch nahm ich sie gerne an.
    Ich öffnete die Tür und das Licht im Wagen ging an. Nur kurz sah ich beim einsteigen, das hinten ein Kind angeschnallt saß und tief am schlafen war.
    „Wo müssen sie den hin?“ fragte sie mich, bevor ich überhaupt die Tür zu hatte.
    „Nur bis zur nächsten Stadt, da wohne ich!“ – „Das wären ja noch glatt ein oder zwei Stunden Fußmarsch gewesen… da hatten sie aber echt Glück, dass ich hier vorbeikam.“
    Ich schnallte mich schnell an. „Glück im Unglück… meine Freundin hat heute Geburtstag.“ – „Die wird das sicher verstehen!“ Ich nickte ihr mit einem dankbaren lächeln zu.
    Mein blick fiel auf den kleinen Jungen, der hinten tief schlummerte. Er sah wirklich süß aus.
    „Wie alt ist er?“ frage ich sie. „Fünf, im Mai wird er Sechs.“
    Schon lustig der Gedanke, dass ich vielleicht auch mal so einen kleine Jungen haben könnte. Nicht jetzt, aber vielleicht in Zukunft.
    „Sagen sie, finden sie es nicht zu gefährlich, nachts auf einer dunklen Straße mitten im Wald einen Anhalter mitzunehmen? Ich hätte das nicht getan.“ – „Nun…“ sie zögerte kurz. „… ich denke, ab jetzt werden sie es auch tun. Denn wer einmal in dieser Situation war, wird andere besser verstehen können.“ Irgendwie hatte sie Recht.
    Schon bald waren wir an der Stadt angekommen. „Könnten sie mich dann dort vorne rauslassen?“ – „Natürlich.“ Sie fuhr langsamer und hielt rechts an der Straße an.
    „Und ich wünsch ihnen viel Spaß auf dem Geburtstag ihrer Freundin.“ – „Vielen Dank, und ihnen einen guten Heimweg. Und danke für alles.“
    Ich machte die Wagentür langsam und leise zu, blickte noch kurz hinterher und ging dann in die Nebenstraße, die zum Haus meiner Freundin führte. Ich sah es schon von weitem, doch erst als ich näher kam, sah ich eine Gestalt vor der Tür hocken.
    Sie sah mich, stand auf und rannte auf mich zu. „Du Dummkopf, wo warst du denn?“ Sie umarmte mich mit Tränen in den Augen. „Ich konnte dich nicht einmal auf Handy erreichen und ich hab mir so sorgen gemacht. Sie drückte ihren Kopf auf meine Brust, ich streichelte ihren Kopf und den Rücken. „Mein Wagen ist auf der Hälfte des Weges stehen geblieben, und ich habe mein Handy auf der Arbeit vergessen.“ – „Bist du jetzt den ganzen Weg gelaufen?“ – „Nein, ein guter Mensch hat mir geholfen.“ – „Hmmm… das es solche Leute noch gibt.“
    Sie schmunzelte. Ich drückte sie fest an mich. „Alles Gute zum Geburtstag! Ich liebe dich!“

  2. #2
    Leider kann ich nichts Besonderes - weder sprachlich noch inhaltlich - an der Geschichte finden. Wo bleibt der *Kick*, der dafür sorgt, dass einem die Geschichte in Erinnerung bleibt?

    Immerhin ist sie *relativ* fehlerfrei (achte auf die Konjunktion "dass"). Nebenbei erwähnt fällt mir beim zweiten Überfliegen auf, dass du das Wort sehr oft verwendest. Beim ersten Lesen hats mich nicht gestört, achte aber in Zukunft auf abwechslungsreichere Wortwahl und auf richtige Plots, Pointen oder sowas

    Näö

  3. #3
    Zuerst einmal Danke für die Kritk!

    Zum zweiten soll es in der Story nicht wirklich einen Höhepunkt geben... der meiner Meinung nach auch nicht in jeder Geschichte nötig ist... sondern die Geschichte soll zum denken anregen, in dem man sich in diese Person reinversetzt... war jedenfalls meine Absicht! ^^'

    Bin aber gespannt auf weitere Kommentare.

  4. #4
    hmm...
    schwierige Geschichte,einerseits stimme ich Neo zu,andererseits finde ich es auch interessant eine Story ohne "wahren" Plot zu lesen.Man wartet die ganze Zeit das was passiert-aber es will nichts kommen,du bist übermäßig gespannt und bekommst die Spannung gar nicht los- das wirkt dann doch irgendwie unbefriedigend.
    Vielleicht wäre es anders gewesen wenn du im Rückblick,also er ist bei seiner Freundin und sagt „Hmmm… das es solche Leute noch gibt.“ ,erzählst und dann den Hergang rekapitulierst?-fände ich glaube ich besser,man wüsste es gibt kein großes Ereignis,sondern der Fokus liegt eigentlich auf dem Verhalten der Mutter...naja...

    Und eine Aussage hast du ja,wenn auch eine,meiner Meinung nach, etwas zu plump formulierte.

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