Du bist... Anfang 20? So um Dreh jedenfalls schätze ich. Überleg mal, wie viel du in diesen 20 Jahren (oder besser: in den Jahren, an die du dich davon erinnerst, immerhin hast du einen nicht zu knappen Teil davon als m.o.w. fremdbestimmtes Kind verbracht) erlebt hast, wieviele Menschen du getroffen und wieviele Situationen du erlebt und gemeistert hast. 70~80 ist inzwischen durchaus ein erreichbares Alter (wäre auch schlimm sonst, beim aktuellen Renteneintrittsalter...), das heißt du hast noch locker die drei- bis vierfache Zeit vor dir. Weswegen solltest du da alleine sein? Weswegen sollte diese Zeit schlechter sein, als das, was du hinter dir hast? Die Möglichkeiten sind so riesig, dass sich das doch kaum überblicken lässt. Selbst mit 40 hast du vermutlich gerade mal die Halbzeit erreicht.
Der einzige Weg, bei dem keine Chance mehr besteht, tolle Dinge zu erleben, ist der Tod (oder das dahinvegetieren im dunklen Kämmerlein). Bis dahin aber hast du verdammt viele Möglichkeiten, was du aus deinem Leben machst.
Überhaupt, ab 20 geht's doch erst los, immerhin hat der Durchschnittsmensch erst ab da so langsam erst den Erfahrungsschatz und die rechtlichen Möglichkeiten, sein Leben in allen Belangen selbst anzupacken. Ich will nicht sagen, dass man davor direkt eingeschränkt ist, aber zumindest bis ~15 läuft ein großer Teil des Lebens auf Schienen, die man nicht für sich selbst aussuchen konnte.
Genau das ist aber doch der Knackpunkt: Das Unterbewusstsein spielt eine riesige Rolle darin, wie du lebst. Schlaf ist von so essenzieller Bedeutung dafür, das Erlebte - egal ob bewusst oder unbewusst - zu verarbeiten und die nötige Kraft zu tanken, den restlichen Teil des Tages überhaupt ausschöpfen zu können, dass ich denke, dass Schlaf als verschwendet oder als "nicht gelebt" zu betrachten eine viel zu pessimistische Sichtweise ist.
Mag sein, dass ich beim Abwaschen bei Bewusstsein bin, dennoch würde ich eine gute Mütze voll Schlaf für meine Lebensqualität als entscheidender einordnen.
Ist dem wirklich so? Oder ist es nicht eher die Lebensqualität, die den Ausschlag gibt? Du kannst auf sehr, sehr viele Arten, die dich nicht umbringen, aber dir dennoch deutlich zusetzen, Schindluder mit deinem Körper treiben. Gesunde Ernärhung etwa: Niemand sagt, dass ein ungesunder Lebensstil zwangsläufig tödlich ist. Aber kaputte Zähne, krumme Knochen, schlechte Haut, mieser Kreislauf, etc. sind dennoch nicht schön.
Die Angst vor dem Tod ist da gar kein so großer Antrieb wie das Verlangen nach einem genießbaren Leben. Ich habe den Eindruck, du hast da eine sehr pessimistische Betrachtungsweise was das Leben angeht. ^^°
Tipp am Rande:
Schau dir wirklich mal die Lebensläufe von ein paar Leuten an, die dich inspirieren. Ich wette, dass da auch genügend Leute dabei sind, bei denen es ab 35+ überhaupt erst interessant wird. Ist sehr inspirierend und ermutigend, ich kann's dir nur empfehlen.