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Thema: [Werwölfe IV] Tag 3

  1. #1

    Examinierter Senfautomat
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    [Werwölfe IV] Tag 3

    Die Sonne erhob sich über Düsterwald. Anders als an den anderen Tagen zuvor schien sie heute allerdings nicht in einer Art feuerrot, sondern vielmehr sah sie für den Laien völlig normal aus. Je heller es wurde, desto offensichtlicher war es, dass das Dorf in einer trügerischen Stille lag. Zwar ließen sich keine Spuren eines möglichen Werwolfangriffs finden, aber war die Gefahr wirklich gebannt?

    Aber auch ohne die Werwölfe schienen komische Dinge vor sich zu gehen. Bereits seit zwei Tagen waren Lukas Schmied, Callan Fidian, Abelhard Heine und Thoman Linswege nicht mehr gesehen worden. Hatten auch hier höhere Mächte ihre Finger im Spiel oder waren sie einfach geflohen?


    Der Tag endet Mittwochabend.

    Hinweis: Kael und Liferipper sind zzt. abwesend. Sie können daher nicht hingerichtet werden!

    Geändert von Layana (29.08.2010 um 16:33 Uhr)

  2. #2
    Schon in den frühen Morgenstunden stand Lester vor der Ruine welche von Dirans Villa übriggeblieben war. Er wusste nicht wirklich, ob er über den Tod des Alchemisten traurig sein sollte oder nicht. Ganz gleich ob er nun ein Werwolf war oder nicht, aber wer lieber sein Haus in die Luft jagt als am Galgen zu baumeln kann nicht ganz richtig im Kopf gewesen sein. Wer weiß, was er in Zukunft noch angestellt hätte.
    Während er wieder Richtung Dorfplatz marschierte nagte aber noch etwas an ihm. Irgendwas stimmte nicht, nur was?
    ...
    Genau, es schien ein ganz normaler Tag zu sein. Jedenfalls gab es bisher keinerlei Anzeichen eines weiteren Angriffs. Aber selbst wenn Diran ein Werwolf gewesen wäre kann die Gefahr noch nicht gebannt sein, dafür hatten sie zu viele Spuren in den Wäldern entdeckt.
    War das die Ruhe vor dem Sturm oder hatte irgendeine höhere Macht ihre Finger im Spiel?

  3. #3
    Wie immer stand Ewald recht früh auf. Während er sich anzog, machte er sich wie gestern Gedanken über ihre gestrige Entscheidung. Es war wohl wahrscheinlich, dass der Alchimist einer der Werwölfe war oder zumindest als böse Hexer mit ihnen im Bunde gewesen sein musste, das seine ganze Hütte in die Luft flog war ein ganz eindeutiger Beweiß.
    "Zumindest diesesmal haben wir uns richtig entschieden, das mit diesem Söldner wird wohl hoffentlich ein trauriger Einzelfall bleiben", dachte sich Ewald aufmunternd.

    Als aus seiner Haustüre trat, fiel ihm auf, dass im Dorf alles ruhig zu sein schien, keine Menschenmenge vor irgendeinem vermeintlichen Tatort.
    Waren die Werwölfe etwas besiegt? War etwa wirklich Diran alleine hinter allem gewesen? Zumindest für Ewald war dies die offensichtliche Erkenntis.

    Er lief zum Dorfplatz, um sich wirklich zu erkundigen, dass nichts vorgefallen war. Dort angekommen traf er auf Lester, den Hauptmann.
    "Hauptmann! Gut, dass ich euch treffe. Ist heute wirklich nichts vorgefallen? War dieser verfluchte Alchimist wirklich der Einzige hinter diesen Morden? Ich hatte schon geahnt, dass mit dem Spinner irgendwas nicht stimmen kann.", sagte Ewald zum Hauptmann.

  4. #4
    "Bisher hat jedenfalls niemand eine Leiche entdeckt, aber ich werde euch leider trotzdem enttäuschen müssen. Wenn Diran der einzige Werwolf gewesen wäre hätten wir nicht die Spuren mehrer Wölfe entdecken müssen als ich diese mit den Hexenjägern verfolgte.
    Wieso dann heute niemand gestorben ist kann ich euch aber nicht erklären. Doch wenn es stimmt, dass hier noch andere Mächte am Werk sind, dann haben sie uns in dieser Nacht vielleicht beschützt. Jetzt untätig zu bleiben und zu hoffen, dass niemand mehr sterben wird, könnte jedenfalls eine fatale Entscheidung sein.
    "
    Natürlich wünsche sich Lester, dass sie die Krise bereits hinter sich hätten und niemand mehr sterben muss, aber leider war dem nicht so.

  5. #5
    Wieder war die unheilvolle Nacht über sie hereingebrochen, und einmal mehr war Lilith unbeschädigt aus einem unruhigen Schlaf erwacht. Mühsam quälte sie sich aus dem Bett, und während sie sich anzog, fragte sie sich, wofür sie eigentlich noch aufstand. Seit Tagen hatte sie kein Geschäft mehr gemacht, was früher ihren gesamten Lebenssinn ausgemacht hatte. Das Dorf, in dem sie nach dem Tod ihres Großvaters freiwillig geblieben war, ging langsam zu Grunde... sie wollte gar nicht wissen, was diese Nacht möglicherweise wieder geschehen war.
    Antriebslos ging Lilith in die Backstube, aber sie schenkte der Arbeitsplatte und dem großen Mehlbehälter nur einen verachtenden Blick. Mit einer forschen Handbewegung öffnete sie einen der kleinen Schränke und wischte ein staubiges Spinnennetz zur Seite. Schon lange hatte sie das kleine, hölzerne Kästchen, das dort drinnen war, nicht mehr herausgeholt und geöffnet. Nicht, weil es sie nicht interessierte, sie war einfach immer beschäftigt gewesen und hatte sich auf andere Dinge konzentriert... auf Dinge, die nun keine Bedeutung mehr zu haben schienen.

    Vorsichtig strich Lilith über die kleine Truhe, während sie sich an eine Melodie aus Kindheitstagen erinnerte, die sie nun leise summte. Sie öffnete das Kästchen und holte eine kleine Blockflöte heraus. An den Grifflöchern war das dunkle Holz abgegriffen, und die Bäckerin legte ihre Finger darauf. Sie hatte wenig Ahnung, wie man richtig spielte, und sie würde es jetzt auch nicht versuchen. Ihr Großvater hatte es ihr immer beibringen wollen, aber sie hatte sofort aufgegeben, nachdem beim ersten Versuch nur laute, schräge Töne herausgekommen waren. Aber sie hatte ihm gerne zugehört, vor allem als sie gerade erst zu ihm gekommen war, wenn er Abends, nachdem er sie ins Bett gebracht hatte, noch eine kleine Schlafmelodie für sie gespielt hatte.
    An dieses Lied würde sie sich immer erinnern, und auch an den Text, den sie selbst dazu gedichtet hatte.

    Der Mond geht auf, der Abendwind weht.
    Weiß man woher er kommt, wohin er geht?
    Dunkel verborgen mein Weg vor mir liegt,
    Niemand ist da, der die Ängste besiegt.
    Blinde so geh ich und gehe allein.
    Keiner kann mir ein Gefährte hier sein.


    Als sie den Text einmal unbewusst vor sich hin gesungen hatte, hatte Liliths Großvater aufgehört zu spielen, und sie lange und mit traurigen Augen angesehen. “Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist. Aber wenn du ein bisschen Zeit verstreichen lässt, wirst du dich bei mir wohl fühlen. Denn ich bin dein Großvater und habe nichts als Liebe für dich übrig.” Dann hatte er sich über sie gebeugt, ihr einen Kuss auf die Stirn gedrückt und beim Hinausgehen einen Spruch aufgesagt, den Lilith ebenfalls bis heute nicht vergessen hatte. Liebe wacht, hält dich bis zum Morgen, trägt dich durch die Nacht.

    Die Bäckerin legte die Flöte behutsam in das Kästchen zurück, stellte dieses jedoch nicht mehr in das Schränkchen zurück. “Viel zu lange war ich nicht an seinem Grabe...” ,flüsterte sie leise. “Vielleicht sollte ich doch noch einmal versuchen, die Flöte zu spielen... es wäre nicht wichtig, wie es klingt, so lange ich es nur versuche. Das würde ihn freuen.

    Und somit hatte sie einen Grund gefunden, wieso sie an diesem Tag aufgestanden war.

  6. #6
    Auch heute wurde Roland bereits früh geweckt. Nicht, weil im Dorf mal wieder ein riesen Tumult war, leider, oder zum Glück, das konnte man im Moment noch nicht sagen, sondern, weil er früh aufwachte und dann nicht wieder einschlafen konnte. So kam es also, dass Roland sich bereits früh aufmachte, in der Hoffnung, etwas neues heraus zu bekommen. Nach seinem täglichen Ritual verlies er sein Haus und kam auf seinem Weg unweigerlich am Haus, oder was davon übrig war, des Alchimisten vorbei. "Nur noch ein Haufen Trümmern. Leider haben wir nie wirklich Gewissheit bekommen, ob er nun ein Werwolf war, oder nicht..." er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte dabei Lester, den Hauptmann, und Ewald, den Holzfäller. "Schon so früh auf? Bisher scheint es ja kein neues Opfe gegeben zu haben. Ob das jetzt gut, oder schlecht ist... Gab es denn schon Fortschritte in den Ermittlungen, oder neue Spuren? Wär vielleicht ganz günstig, sich mal in den Überresten der Villa von Diran umzusehen." fragte er den Hauptmann.

  7. #7
    "Was erhofft ihr euch in der Ruine zu finden? Ich war vorhin bereits dort und es ist nichts als ein Haufen Trümmer und Asche übrig. Dort finden wir keine verwertbaren Spuren mehr. Wir werden also nie erfahren ob er ein Werwolf war oder nicht."

  8. #8
    "Noch weitere Wölfe? Verdammt..", gab Ewald als Antwort von sich.
    "Schade, nur, dass die anderen Dorfbewohner sich so normal verhalten, Diran hat es uns ja leicht gemacht."

  9. #9
    "Zumindest erscheint es äußerst eigenartig, wenn jemand sein Haus in die Luft jagt, weil er hingerichtet werden soll. Als wolle er irgendwelche Beweise vernichten. Mal davon abgesehen: so wie das Gebäude mit Fallen ausgestattet war, lässt sich leicht vermuten, dass dort irgendetwas, vielleicht sogar ein ganzer Raum, unbeschadet geblieben ist. Zumindest sollte man wenigstens die Trümmer wegräumen, da sie nichts desto trotz eine Gefahr darstellen, wobei, wenn wir Glück haben, verfängt sich dort ein Werwolf.", man sah Roland kaum an, dass er nur einen Witz gemacht hatte. "Wie soll das denn jetzt überhaupt weitergehen? Den Hinweisen, denen ich in den letzten Tagen nachgegangen bin, ist es sehr wahrscheinlich, dass kein Auswertiger ein Werwolf ist. Vielleicht kann man da ja anfangen."

  10. #10
    "Seht halt nach wenn ihr meint in den Trümmern noch irgendwas finden zu können. Ich bin zwar Hauptmann, aber ihr könnt doch auch handeln ohne das ich euch Aufgaben erteile.
    Und wie es weitergeht...nun, falls ihr mich nicht überstimmt werden wir weitermachen wie zuvor. Ich will jedenfalls nicht Schuld daran sein wenn wir heute untätig sind und morgen wieder jemand stirbt. Am besten hefte ich eine entsprechende Nachricht ans schwarze Brett. Wenn ihr mich also entschuldigen würdet.
    "
    Damit entfernte er sich von den beiden, besorgte sich einen Zettel aus der Schänke und nachdem er seine Nachricht verfasst hatte hängte er ihn ans schwarze Brett.

    Werte Dorfbewohner, heute Nacht mag niemand gestorben sein, aber es ist noch nicht vorbei! Aufgrund der Spuren die ich mit den Hexenjägern gefunden habe können wir davon ausgehen, dass die Werwölfe immer noch unter uns sind. Wir müssen also weiterhin so verfahren wie die letzten Tage. Ihr dürft jedoch gerne gegen diese Entscheidung stimmen, aber wenn morgen wieder jemand stirbt seid ihr schuld!

    Mehr konnte er momentan nicht tun und begab sich somit wieder in die Schänke und bereitete Frühstück vor.

  11. #11
    Von einer kühlen Brise geweckt, wachte Nadja schon etwas früher als ihre Schwester auf. Hatten sie gestern vergessen die Fenster zu schließen?
    Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf Nadeschka, die ebenfalls aufgewacht war und sie verschlafen ansah. Es war ungewöhnlich still draußen, anscheinend hatte der kräftige Knall gestern abend erstmal für Ruhe gesorgt. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte: Es hatte sich noch kein neuer Lynchmob gebildet - aber der Tag hatte ja auch gerade erst begonnen.

    "Ah, Nadeschka? Wir sollten uns aufmachen und die Anderen suchen. Mir ist unwohl dabei, hier alleine zu sein. Das ist irgendwie so, als säßen wir auf dem Präsentierteller"

  12. #12
    Gähnend streckte sich Nascha. Sie hatte beunruhigend gut geschlafen. Schon seltsam, wo sich doch am vorherigen Tag dieser Kerl mit samt seiner Hütte in die Luft gejagt hat, als man ihn der Werwolferei beschuldigte. Man konnte leider unter den Fetzen nicht feststellen, ob er nun wirklich einer war oder nicht. Es würde sich vermutlich heute zeigen. Ob wieder jemand gestorben war?
    Vom Schlaf lahm zogen sich die Schwester an und bewegten sich nach unten in die Wirtsstube, wo Lester bereits Frühstück machte. Und wie lecker das aussah. Nadeschka hatte großen Hunger und sah, dass es ihrer Schweste ebenso erging.
    "Hallo Wirt! Ist da auch etwas für uns?"
    Dann fiel ihr ein, dass sie ihn ja nach den aktuellen Ereignissen fragen könnte. Er schien ja schon etwas länger wieder auf zu sein.
    "Ist irgendwas passiert? Ist wieder jemand zum Opfer geworden?"

  13. #13
    Nachdem ihr Gespräch mit Godfrey jäh durch eine Explosion aus der Richtung des Dorfs unterbrochen worden war, waren die beiden auf schnellstem Wege dorthin geeilt um die Bürger zu schützen, und falls etwas geschehen war zu helfen.

    Allerdings stellte sie bald fest das es "nur", so hieß es aus dem Munde der meisten Bürger, der verrückte Alchimist gewesen sei, der sich in die Luft gejagt hatte.

    ,Die arme, verzweifelte Seele', dachte Isabella. Sie nahm sich vor am nächsten Tag nach dem Selbstmörder zu suchen - und vor allem nach Hinweisen darauf, was ihn zu dieser schrecklichen Tat getrieben hatte.

    Am nächsten Morgen stand sie schon vor Sonnenaufgang auf und streifte durchs Dorf. In den Trümmern des Hauses von Diran verborgen suchte sie - solange bis sie unter einem Dachbalken auf den Alchimisten stieß, neben ihm lag eine Eule deren Federn bis auf die Kiele abgebrannt waren. Unbehagen durchzog ihren Körper, aber so friedlich und lächelnd wie er dalag sah er ganz und gar nicht nach einem Verfluchten aus. Aber er blieb ein gezeichneter Selbstmörder. Deswegen spuckte sie sicherheitshalber dreimal vor ihre Füße und drehte sich einmal um die eigene Achse.

    "Sicher ist sicher. Nun, da unser Leben ganz und gar in Gottes Hand liegt und es einem Menschen nicht gestattet ist zu töten - ob sich oder andere ist gleich - und damit die Güte Gottes anzuzweifeln, der die Unschuldigen vor dem ungerechten Tode schützt, können wir den Alchimisten nicht in der geweihten Erde begraben, so wie unseren Kameraden. Was machen wir jetzt am besten mit dir?"

    Nachdem sie ihn nachdenklich betrachtet hatte wandte sie sich um und suchte neben dem Kamin den Boden ab. Dort lagen Bücher in rauhen Mengen, die vielleicht Aufschluss darüber gaben was er hier im Verborgenen getrieben hatte. Sie steckte drei kleine Bücher ein, die am wenigsten verkohlt waren, um sie später Niccolo und Godfrey zu zeigen.

    Auf ihnen stand in handgeschriebenen Lettern "Hegesias - Vom Elend der menschlichen Existenz", "Nero Claudius Caesar - Wie ich selbst Hand an mich legte und versagte" und "Hernando - Warum auf der Suche nach Gold zu sterben auch unterhaltsam sein kann".

    Während sie vorsichtig über die Dachbalken aus dem Gemäuer herausbalancierte überlegte sie mit wem sie das Begräbnis des Toten am besten besprechen konnte. Sie würde wohl den Priester aufsuchen, wenn die anderen noch schliefen und sich dann noch ein wenig umhören.

  14. #14
    Während Lester noch das Essen zubereitete kamen plötzlich die beiden Händlerinnen runter und verpassten ihm fast einen Herzinfarkt. Er rechnete jederzeit damit, dass doch noch etwas schlimmes passierte, dabei war diese Furcht doch unbegründet. Am Tage konnten ihnen die Werwölfe nichts anhaben. Er atmete also ein paar Mal tief durch bevor er antworte.
    "Natürlich, bedient euch nur. Und nein, heute hat sich überraschenderweise nichts zugetragen, aber ich traue diesem Frieden nicht. Selbst wenn Diran ein Werwolf war müssen noch mehr unter uns sein."
    Damit setzte er sich und begann zu essen. Dabei stiegen aus den Tiefen seines Gedächtnisses Erinnerungen an ein Festmahl hoch, welches ausschließlich aus Wildschweinspeisen zu bestehen schien.
    Verwirrt schüttelte er den Kopf und versuche sich nur auf sein Frühstück zu konzentrieren.

  15. #15
    Viele Dorfbewohner schienen noch nicht auf den Beinen zu sein, als Lilith sich, mit dem Kästchen in den Händen, auf den Weg zum Grab ihres Großvaters machte. Kurz spürte sie, wie erneut die Angst in ihr hochstieg, dass das halbe Dorf über Nacht ausgelöscht worden war, oder die Hexenjäger mit ein paar anderen geflohen waren. Doch für einen von Sorgen beherrschten Tag hatte sie sich nicht aus dem Bett gequält. "Heute soll kein Tag der Furcht sein, heute möchte ich die Vergangenheit ehren und an bessere Zeiten, und besondere Menschen denken." ,redete die Bäckerin sich ein, und die dunklen, giftigen Gedanken blieben vorerst tief in ihrem Inneren verschlossen. Wenn das Dorf verdammt, und sie alle vielleicht zum Sterben verurteilt waren, wollte sie ihre letzten Tage nicht mit Angst und Schrecken verbringen.

    Als Lilith einem kleinen Weg folgte, der an dem Haus des Alchemisten vorbei führte, hielt sie kurz inne. Natürlich hatte sie die Explosion bemerkt, aber für sie gab es nur eine Erklärung für Dirans Verhalten. Auch sie selbst hatte schon mit dem Gedanken gespielt, dem Ganzen selbst ein Ende zu setzen... einfach fliehen, nicht nur aus dem Dorf, sondern aus dem Leben selbst. Doch damit war niemandem geholfen, und so lange sie das Kreuz um ihren Hals trug, leuchtete der kleine Funken der Hoffnung in ihr, wie eine kleine, unendlich strahlende Sonne.
    Die Bäckerin blinzelte überrascht, als sie irgendwo zwischen den Trümmern des Hauses eine Person mit Hut erblickte. Augenblicklich breitete sich ein Gefühl der Erleichterung in ihr aus. Die Hexenjäger waren immer noch da, und scheinbar weiterhin motiviert und gewillt, das Dorf aus seiner Misere zu befreien.

    Etwas leichteren Schrittes ging Lilith nun weiter, und kam recht bald am Grab ihres Großvaters an. Es sah ein wenig verwarlost aus, und die Bäckerin begann in einem Anflug schlechten Gewissens, etwas Unkraut zu rupfen. "Es tut mir leid." ,sagte sie laut und zuckte gleichzeitig zusammen, als sie in eine hoch gewachsene Brennessel griff. Seufzend kniete sie sich an das Grab und besah sich ihre Hand, die nun leicht gerötet war. "Das geschieht mir ganz recht." ,dachte Lilith und holte nun die Flöte hervor. Worte der Reue konnten einem leicht über die Lippen kommen, sie bedeuteten oft nichts, entsprachen nicht der Wahrheit. "Aber wenn ich versuche, für dich zu spielen... dann verzeihst du mir, nicht wahr?" ,flüsterte die Bäckerin leise und setzte die Flöte an ihre Lippen.

  16. #16
    Argwöhnisch beobachtete Roland den Wirt, bis er wieder in seiner Taverne war. Es machte schon die ganze Zeit den Anschein, dass dieser nicht wirklich daran interessiert sei, nach Hinweisen zu suchen und die Werwölfe aufzuspüren, im Gegenteil: es schien fast so, als ob Lester keinerlei Interesse hegte, diese zu finden.

    Wie dem auch sei, es war noch früh und sicherlich hatte der Hauptmann schon längst eigene Vermutungen. Also fiel Rolands Blick erneut auf die Überreste und plötzlich machte er eine Bewegung aus. Das erste, was er sah, war ein merkwürdiger Hut und kurz darauf erkannte er die Hexenjägerin, welche scheinbar in der Ruine nach den Überresten des Alchimisten gesucht hatte.

    "Guten Morgen. Wie ich sehe, sind sie schon seit einiger Zeit wach, um nach dem Alchimisten zu sehen. Haben sie zufällig noch etwas gefunden, was für das Auffinden der Werwölfe von Interesse sein könnte?"

  17. #17
    Nach dem explosiven Finale des letzten Abends sollte Laurenz' nunmehr sechster Tag im Düsterwald einen ruhigen Anfang nehmen. Die Villa des Alchemisten wurde weitgehend zerstört, doch der einsetzende Regen konnte ein Ausbreiten des Feuers auf andere Gebäude weitgehend verhindern. Das Haus dieses Barden, Arithon, von dem einige der Dorfbewohner erzählten, wurde leicht beschädigt, die Scheiben waren von den umherfliegenden Trümmern eingeschlagen worden. Doch Arithon selbst wurde seit Tagen nicht mehr gesehen. Vielleicht war ihm die Flucht aus diesem verdammten Wald gelungen? Nein, ganz alleine und ohne Pferd hätte er mehrere Tage brauchen müssen. Wahrscheinlich wurde Arithon noch auf dem Weg Opfer dieser Mörderbande. Aber Laurenz hatte noch Schwarzdorn… sollte er aus dem Dorf fliehen? Oder lasse sich aus der ganzen Situation noch ein Vorteil ziehen?
    Laurenz beschloss kurz vor dem Morgengrauen, sich die Trümmer der Alchemisten-Villa genauer anzuschauen. Ein paar der Fallen waren offenbar noch intakt. Er kannte ein paar der typischen Mechanismen: Bodenplatten, Stolperdrähte, versenkbare Bolzen… er selbst hatte schon eine Reihe davon bei seinen Klienten installieren dürfen. Damals… er hatte nur noch wenige angenehme Erinnerungen an diese Zeit. Der Keller schien nicht von dem Einsturz betroffen zu sein, doch der Zugang war zu stark verschüttet, als dass Laurenz den Weg hätte freilegen können.
    Doch halt, da war noch jemand. Einer der Hexenjäger, wie es schien… Ja, diese Frau… Isabella hieß sie, eine Spanierin. Laurenz war sich nicht sicher, ob es ihm gefallen sollte, dass hier noch mehr Leute herumschnüffelten. Er beobachtete die Hexenjägerin, während er sich hinter selbst einem Haufen von Trümmern verschanzt hatte. Nach einiger Zeit verschwand sie wieder, jedoch nicht, ohne etwas mitgehen zu lassen. Isabella war an der Stelle, an der sich auch die entstellte Leiche des Alchemisten befand! Wollte sie Beweise verschwinden lassen, oder selbst Indizien anbringen. all dies erschien Laurenz sehr verdächtig. Um den toten Körper herum befanden sich nur noch abgefackelte Bücher. Aber eines davon sah sehr verdächtig aus. Tatsächlich, eine Metallkassette, die mit einem falschen Bucheinband getarnt war. Ein sehr primitives Schloss. Im inneren befand sich eine Flasche mit einer nach Alkohol aussehenden Flüssigkeit – wobei man sich da bei einem Alchemisten nie sicher sein konnte – ein Bernstein und ein kleiner Schlüssel. (Hehe, die wird wohl niemand vermissen.) Die Flasche ließ er in der Kassette zurück. Er wusste nicht, ob Diran nicht genau diese Flüssigkeit zum Entfachen des Feuers verwendet hatte.
    Deie Sonne war schon fast aufgegangen. Laurenz begab sich zurück zu seinem diesmaligen Nachtlager.

  18. #18
    Nachdem Ewald doch akkzeptierte, das die Werwolfplage wohl aller Wahrscheinlichkeit nach doch nicht vorbei war, entschloss er sich wieder seine Hütte aufzusuchen.
    Er hatte bereit etwas gegessen und machte sich nun wieder bereit in den Wald aufzubrechen.
    Als er so in seiner Hütte hockte und sich bereit machte aufzubrechen, fragte er sich kurz welchen Sinn es hätte, Holz zu hacken wenn jederzeit die Gefahr bestand am nächsten Tag von einer haarigen Bestie am lebendigen Leibe aufgefressen zu werden. Wie ein Damokles Schwert hing diese Gefahr über jedem Dorfbewohner, auch über ihm.

    Ewald versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, als er sich fertig anzog, die Axt über seine Schulter legte und mit festem Schritt in den Wald ging.
    "Wolf hin oder her, wenn ich diesen Albtraum überlebe möchte ich nicht hungern müssen weil ich nicht genügend Holz verkaufen kann.",begründete Ewald gedanklich seinen Entschluss trotz der Gefahren der letzten Tage seiner Arbeit nachzugehen.

  19. #19
    Raphael wachte schweißgebadet aus einem heftigen Alptraum auf. Er spürte furchtbare Schmerzen am ganzen Körper, besonders in der Magengegend. Hatte er sich etwa eine Grippe geholt? Er konnte viele blaue Flecken und scheinbar gereizte Einstiche erkennen. Vielleicht wurde er von einem Schwarm Mücken angegriffen. Raphael hatte nun keine Lust aufzustehen, darum griff er nach einem stinkenden Streichholz und zündete eine fast geschmolzene Kerze auf seinem Nachttisch an. Danach nahm er seine Bibel und las einige Psalme, um sich einzustimmen, in der Hoffnung, dass heute nicht nochjemand getötet wurde. Inzwischen ist eine ganze Stunde vergangen, und er sah, wie sein Tisch mit dem Qualmen anfing. Schmerzerfüllt aus dem Bett, warf ein feuchtes Tuch auf die Kerze und kratzte Wachs und Brandspuren weg. Er lehnte sich an ein fenster und sprach das Glaubensbekenntnis und erinnerte sich an die damaligen Zeiten, an die Seuche, welche genau den selben Anfang nahm. Er lauschte Düsterwald, hörte jedoch nur den Wind, roch den Qualm seines Tisches und sah alten Laub an den Ästen flattern. Es war ein milder Tag. Als plötzlich jemand Raphaels Zimmertür aufschlug, bewaffnete er sich mit seinem verstärkten Stab, welcher in Richtung Tür zeigt. Es war nur der andere Priester, welcher seine gestrige Abwesenheit begründete. "Eine Versammlung? Warum wurde ich nicht eingeladen? Warum hast du mich nicht informiert?" fragte Raphael. "Nunja, du hast deine Tür verriegelt und ich habe so laut wie eine Schmiedezunft an der Tür gehämmert, doch du warst nicht wachzukriegen. Darum bin ich alleine losgegangen", sagte der Pfarrer. "Ach, würdest mur mir wenigstens sagen, was auf der Versammlung besprochen wurde?" "Es war hauptsächlich eine Trauerfeier für den verstorbenen Bischof, er ist an einem Herzschlag gestorben." "Das war alles?" "Noch nicht ganz. Es wurden auch die Steuern besprochen, es wurde gefragt, wer als neuer Bischof am geeignetsen wäre. Achja, es ist eine Krankheit im Umlauf, angeblich sollte diese von Waschbären übertragen werden. Der Krankenanteil sollte im Schwarzwald am höchsten sein. Das war nun alles, ich wünsche dir noch einen schönen Tag." Der Pfarrer verschwand. Raphael nahm blickte noch einmal aus dem Fenster und ging seinem Kollegen gleich hinterher.

  20. #20
    Isabella und Godfrey waren den Abend zuvor noch lange am Grab von Konrad gesessen und hatten sich unterhalten, fast schien es, als wollten sie ihren gefallenen Kameraden in die Konversation mit einbeizehen, als sie nachdenklich und ernst über den Tod von Ralf sprachen, den Godfrey zwar für unschuldig, nicht aber schuldlos hielt und zum ersten Mal seit Anbeginn ihrer Reise begannen sie vorsichtig, aus ihren Leben zu erzählen, wobei Godfrey sich respektvoll zurückhielt und mehr die schöne Spanieren reden ließ.
    Als der Abend sich senkte und die ersten Sterne am nächtlichen Firnament sich zeigten, waren sie zusammengerutscht, wobei sie zueinander respektvoll und keuschen Abstand hielten, obschon das Schicksal selbst sich einen Schalk erlaubte, als beide sich abstützten und ihre Hände sich berührten, beide jedoch vorgaben, es nicht zu bemerken, wie die Haut einander wärmte, wie eine schwielige, narbenübersäte Pranke sachte auf der feingliedrigen Frauenhand lag, beide vermeinten ein Streicheln zu spüren, schoben es aber auf den Wind.

    Als es gerade an Godfrey war, dem Drängen Isabellas nachzugeben, mehr aus seinem Leben zu erzählen, durschnitt ein lautes Fauchen die silberne Mondstille, heller Feuerschein war zu sehen, eine Stichflamme jagte in den Himmel und beide rannten mit der Routine des stets bereiten Kriegers los, um zu retten, was zu retten war.

    Doch Diran hatte sein Haus in Brand gesteckt wie es schien...
    Und obschon der Hexenjäger den Brand für eine gute Möglichkeit hielt, die Wölfe mit ihrem animalischen Instinkt fernzuhalten, waren es doch zuviel Trubel und zuviele durcheinanderschreiende Menschen, um wirklich festzumachen, wer das Feuer mied und wer in vorderster Reihe stand.

    Schließlich brannte das Anwesen traurig herunter und es war an Godfrey, seine Patrouille zu laufen, was ihn des Morgens sterbensmüde auf sein Lager fallen ließ, versunken in einem tiefen - gottlob traumlosen - Schlaf, aus dem er erst erwachte, als die Sonne hoch am Himmel stand.

    So war er einer der Letzten, der diesmal bei Licht auf Dirans Anwesen eintraf.

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