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Thema: "Lebensbedrohliches Chatroulette" alias "SR im Chatsystem"

  1. #1

    "Lebensbedrohliches Chatroulette" alias "SR im Chatsystem"

    Am Dienstag Abend dieser Woche habe ich als Spielleiter eine Testrunde Shadowrun 4 geleitet. Als Einsteigerspieler hatten sich die drei Forenrollenspieler unserer Herzen - Zitroneneis, MeTaLeVeL und Nonsense - bereiterklärt, ihre Seelen ein wenig von den Schatten der Sechsten Welt verderben zu lassen; ein erfahrener Pen&Paper-Rollenspieler mit dem Namen Nerduin (der jedoch nicht im MMX registriert ist) hat in der Runde dagegen kaum an Verderben hinzugewonnen, weil sich bekanntermaßen wahnwitzige und durchgedrehte draufgängerische Charaktere, auf deren Stinkefingerzeig selbst Götter sich nicht zu reagieren trauen, sich nicht irgendwie verderben lassen.

    Das Besondere an der Runde war jedoch, dass es weder IRL mit Knabberzeug und Würfeln, die sich alle 5 Minuten unter dem Sofa verlieren, gespielt wurde, noch im Forum mit tagelangen Abständen zwischen Postings stattfand - wir fünf wohnten alle einer Chatkonversation in Skype bei, in welcher wir schriftlich das Abenteuer spielten und dabei Momente und Erfahrungen verschiedenster Arten begegneten. Es gab stressige Szenen, es gab entspannte Szenen, es gab fesselnde Szenen, es gab langweilige Szenen - Turbolenz und Action waren drin, aber auch Momente, an denen der Spielleiter nicht genug Zeit hatte, jedem Spieler Input zu geben, um so Beschäftigung auf allen Fronten zu halten.

    Angefangen hat es mit einem sehr zähen Einstieg. Die Gruppe war, aus welchen Gründen auch immer, unterwegs zu einem großen Sportevent in Frankfurt am Main, um dort ein wenig in Menschengruppen herumzulungern und einer Spitzenathletin beizuwohnen, welche gepannt den Instruktionen in die erste Disziplin des Events lauschen wollte. Doch unerwartet und aufregend wandelte sich die gesamte Situation in einen September 1972, als Terroristen das Stadion übernahmen, Athleten als Geiseln nahmen und mit Bombeneinsatz drohten, wenn Widerstand seitens der Security oder von Polizeikonzernen drohte. In interessanten taktischen Manövern und einigen (bei Rollenspielen normalen) Missverständnissen schaffte es die Spielergruppe, bestehend aus einer Schwertadeptin, einer Magierin, einer Spitzenathletin und einem Kerl mit zwei Daumen und richtig geilem Sinn für gute Sprüche, die Lage unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei auch nur eine Person fatal zu verwunden. Wenn man tollkühne Entmannungen und Onehit-Überraschungsmesserstichangriffe nicht als fatal betrachtet...
    Die Situation führte dazu, dass ein übermütiger Kurgan-Troll, der anscheinend eine gewisse Mitverantwortung für die Situation zu haben schien, von 998 Kugeln und zwei Klingenhieben zur Strecke gebracht wurde - was sich allerdings als zäh umgesetzter, dennoch halbwegs kurzer Teil des Abenteuers herausstellte. Das Ende bestand aus ruhigem Characterplay und einer satten Belohnung für die tapferen und geschickten Charaktere, dazu ein wenig Fazit für mich und der optionalen Hausaufgabe für die Spieler, jeweils einen Epilog für die Charaktere zu verfassen.

    Im Chatsystem hielt ich Abenteuer schon seit gut einem ganzen Jahr ab, was sich für mich persönlich als meine liebste Form des Spielleitens herausstellte - in der Zeit, in der man schreibt, hat man als Spielleiter die Chance, über das Abenteuer, die Situation und das selbst Geschriebene nachzudenken und damit mögliche Fehler oder Unklarheiten auszubügeln. In einer RL-Runde müsste man sich schon die Zeit zum Überlegen nehmen, was unprofessionell und wegen dem praktisch gestoppten Rollenspiel sogar nervig wirkt. Zudem kann man in einem Chatsystem nachlesen, was jeder einzelne geschrieben hat, und so Missverständnisse und Nachfragereien einschränken. Im Gegensatz zu Forenrunden hat das Chatsystem auch den Vorteil, dass man auf Fragen binnen einer Minute eine Reaktion erwarten kann (sofern kein Spieler gerade die Aufmerksamkeit der SL hat). In Wartezeiten kann man nebenbei auch am eigenen Rechner ein wenig herumkrakelen, bevor man wieder Input hat, um rollenspieltechnisch weitermachen zu können. IRL kann man zwar auch nebenbei etwas machen, wenn man sich eindeckte, doch kann dabei riskieren, wichtige Informationen nicht mitbekommen zu haben. Im Chat liest man sie einfach nach.
    Die klaren Nachteile sind dagegen zum einen das Fehlen des physischen Schauspieleindrucks, der einen großen Reiz des Pen&Paper-Rollenspielwesens ausmacht. Dies kann allerdings durch die Chance, Reaktionen schön und üppig beschreiben zu können, gekontert werden. Zum anderen dauern Chatrunden natürlich ein wenig länger und zerren Situationen mit viel Debatten und Besprechungsfaktor (Planungen) in sehr langatmige Länge. Zum dritten fehlt auch die direkte Empathie der Spieler und des Spielleiters, welche viel des Spielgefühls und auch der Vermittlung von Information ausmachen.

    Zum Abenteuer selbst habe ich als Spielleiter so einige wichtige Punkte festgestellt und sowohl Komplimente als auch Kritik erhalten, welche praktisch in folgende Erkenntnisse mündeten:
    - Im Chat merkt man den Unterschied zwischen vier und drei Spielern gewaltig. Es ist bei dreien weitaus entspannter und von der Aufmerksamkeitswidmung her ausgeglichener. Ich selbst bin es gewohnt, Abenteuer für zwei oder sogar nur einen Spieler zu leiten, wenn sich keine Gruppe finden konnte. Vier Spieler waren für mich eine gute Abwechslung und zugleich Herausforderung, die sich als anstregend, aber farbenfroh, kreativ und abwechslungsreich herausstellte. Denn bei zweien oder nur einem Spieler werden Aktionen letztenendes sehr berechenbar, und man gewinnt ein zu gutes Gespür dazu, welchen Herausforderungen und Situationen der Spieler selbst gewachsen ist und an welchen er lange grübeln würde. Mehr Spieler dagegen bringen Vielfalt ins Szenario, neue Ideen, und vor allem gegenseitige Reaktionen aufeinander. Man kann ahnen, was Alfred, Dieter, Karl oder Hans als Einzelne machen oder sagen würden - doch die Ideen, zu denen sich die vier gemeinsam inspirieren, hätte man sich im Leben nie vorstellen können. Von daher sind Chatrunden mit mindestens vier Spielern weitaus interessanter und unterhaltsamer. Doch man darf keinesfalls vergessen,
    - allen Spielern genügend Aufmerksamkeit zu widmen und neue Situationen/Fragen zu stellen. Ich selbst habe an mir gemerkt, dass ich mich stellenweise zu sehr im Voranbringen der Situation eines Spielers verlor und damit den anderen dreien minutenlang nicht genug neuen Input gab, an dem sie kauen konnten.
    - Lange Bosskämpfe, die nur aus eintönigen Aktionen und ohne richtigen Stress bestehen, taugen einfach nichts. Sie nerven, sind langweilig und tragen kaum etwas zum Reiz des Abenteuers bei. Beim Kurgan-Troll hätte ich durchaus mal Decken einkrachen oder ihn mal schöne Kommentare reißen lassen sollen, damit die Spieler auch wissen, dass sie da gegen einen harten Gegner und keine harte Tresortür kämpfen. Das können sie ruhig in Abenteuern tun, die dafür ausgelegt sind (spielt Payday! Es inspiriert!).
    - Mein Abenteuer war improvisiert gewesen, weswegen ich mir Details, die ich nebenbei erwähnte (Sicherheitsvorkehrungen), nicht selbst verinnerlichte, was dazu führte, dass der Charakter mit den beiden Sprengbedienungsdaumen seine Bomben im Apartment lassen musste, während die Schwertadeptin einfach ihr scharfes Silberrapier und die Magierin ihre Kung-Fu-Butterflyschwerter ins Stadion mitschleppen und dort zum Einsatz bringen durften. Daher sollte man kein Detail auf die leichte Schulter nehmen, besonders nicht, wenn es mit den Standardfragen in jedem Shadowrunabenteuer zu tun hat ("Wie gut sind die Sicherheitsvorkehrungen dort?").
    - Man sollte sich stets die Mühe und Zeit nehmen, gute Ausgangspositionen für ein Abenteuer zu finden. Jeder Spieler hasst zähe Einstiege, obwohl sie durch interessante und zum Rollenspiel beitragende Startsituationen gekontert werden können. Die Spitzenathletin hatte nur als einzige eine gute Situation - sie war ja auch in einem Stadion, mit Interviewern und Spotlight. Doch für die anderen drei nahm ich mir leider nicht die Zeit, ihnen einen charakterzugehörigen und reizenden Abenteuerbeginn zu geben.

    Soviel ersteinmal von meiner Seite. Nonsense sitzt gerade mühsälig am Abenteuerprotokoll und sortiert die wichtigen Stellen heraus, da enorme Mengen vom Chat aus Off-Topic, humorischen Kommentaren oder einfach nur eher belanglosen Fragen bestanden. Ich weiß, wie lange das Protokoll ist, und mir treibt schon der Gedanke an das Herausarbeiten Schweißperlen ins Gesicht. Daher ein großes Lob an Nonsense, dass er sich die Mühe macht, euch die Runde in ein Format zu übertragen, das auch interessant und lesbar ist!

    Ansonsten halte ich jetzt den Thread für Postings der anderen Teilnehmer offen.

    Geändert von relxi (31.10.2014 um 03:49 Uhr)

  2. #2
    Wie relxi erwähnte, sitze ich seit anderthalb Tagen daran, den sechsstündigen Chatverlauf zu filtern, und werde voraussichtich noch etwa bis Morgen Abend brauchen. Ob es lesenswert wird kann ich nicht sagen, ich habe eben das Relevanteste und so gut wie jede Charakteraktion herausgepickt und stellenweise etwas geordnet, weswegen das Meiste aus dem Kontext gerissen, wirr und zusammenhangslos wirken wird, aber es war eine Testrunde, und weder relxi noch ich haben so weit gedacht, dass sich ein unbearbeitetes Chatprotokoll kein Mensch durchliest. Deswegen retten wir jetzt, was zu retten ist, denn die paar Charakter-Interaktionen waren zu gut, um sie zu verdumpen.

    Ich würde also morgen Abend hier einen neuen Post reinsetzen, das Protokoll, einmal im Thread, einmal als herunterladbare Textdatei und einmal in Google Docs. Danach würden wir unsere Epilogs posten können und dann könnt ihr posten.

    Geändert von Holo (02.11.2014 um 18:22 Uhr)

  3. #3
    Testrunde, grobes Protokoll:

    Google Docs:
    https://docs.google.com/document/d/1...Rv6wTxJ48/edit

    Thread:


    Eine Textdatei wird relxi sicherlich vorbereiten und im Startpost verlinken. Das Protokoll ist nur der Vollständigkeit halber da, für Hardcore-Rollenspiel-Leser quasi... Steckbriefe mit kurzen Profilen der Charaktere kommen sicher bald, das wird das Lesen vereinfachen.

    Geändert von Holo (03.11.2014 um 17:47 Uhr)

  4. #4
    Abenteuer 1, Epilog Nuo'sza Valatess:

    Früher Abend hielt Einzug in Frankfurt, Nuo'sza schlenderte zufrieden aus dem von der Polizei abgeriegelten Stadion, während sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ihre verdienten Credidsticks begutachtete. Die Sonne war bereits zum Großteil im Horizont versunken, was ihre dunkelelfischen Augen enorm entspannte. Erwartungsgemäß hatte die Stadionleitung ihr für ihre Beteiligung als Söldnerin eine großzügige Belohnung zukommen lassen, eine noch größere als sie hörten, dass Nuo'sza unter anderem für Ares tätig war.
    "Leicht verdientes Geld, nuo." säuselte das Mädchen. Und interessant war dieser Ausflug auch gewesen... eine bekannte Sportlerin, die eigentlich eine akrobatische Halbelfe war, eine verschlossene Geisterbeschwörerin und ein unkontrollierbarer Menschenfreak. Gesichter, die sich die Dunkelelfe merken würde. Ein Befehl ihrer Intuition. Als sie mit ihrem Verdienst fertig war, kramte sie ihr Kommlink heraus und wählte die Nummer Kommisar Alan Chandlers, ihrem wichtigsten und einzigen Kontakt bei der französischen Polizei. Es tutete dreimal, dann klackte es und seine rauchige Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung.
    "Nuo'sza, du? Lass mich raten... du bist gerade in Deutschland." Darum mochte sie ihn, und darum konnte sie jedes Mal grinsen, wenn sie mit Alan sprach. Er war ein typischer Polizist mit gutem Instinkt.
    "Frankfurt, nuo. Ich habe ein paar Krachmacher verprügelt, sogar ein mieser Troll war dabei... und ein paar interessante Personen habe ich kennengelernt, nuo. Von dem Honorar der Stadionleitung ganz zu schweigen..." einige Sekunden nichts, dann antwortete ihr der Mann mittleren Alters.
    "Du solltest gerade bei sowas wie Trollen vorsichtiger sein. Auch du bist verletzbar, behalte das im Hinterkopf." Sie zuckte die Schultern, auch wenn Alan sie nicht sehen konnte. Wie er sich wieder aufspielt!
    "Ja, oh du mein Vater, deine kleine Nuo'sza wird in Zukunft vorsichtiger sein, versprochen. Also sei nicht mehr böse, ja?" Stille, er hatte keinen Sinn für Humor, aber deswegen zog die Dunkelelfin ihn umso lieber auf.
    "Also, warum rufst du mich an?" fragte er kurzangebunden.
    "Das war kein spontaner Anschlag mit niederen Motiven, das war etwas Größeres. Kannst du mir ein paar Informationen besorgen?" Nuo'sza konnte das Rascheln von Papier hören, und es dauerte etwas, ehe Alan sich wieder meldete.
    "Mal sehen, gib mir ein paar Tage... wir haben auch eben erst durch die Medien davon erfahren."
    "Ich schulde dir was, nuo." Wieder folgte auf Stille seine knappe Antwort.
    "Pass einfach auf dich auf." Es tutete. Nuo'sza steckte ihren Kommlink weg und machte sich gemütlich auf den Weg zum Bahnhof.
    "Hm... ob ich heute noch bei Lua'sza vorbeischaue...? Ach nein ieber nicht, die belehrt mich nur wieder, nuo. Vielleicht einen Trinken mit Reeza, das wäre mal wieder nötig, hihi..." Und schon war der Stadion-Vorfall vergessen, stattdessen grübelte die Dunkelelfin darüber nach, wo ihre Freundin sie wohl heute hinschleifen würde.

  5. #5
    Epilog von MeTaLeVeL / Liasanya:

    "Wie gefällt dir: Filmstar und Ausnahmeathletin Dearing entkommt deutschem Sport-Terror?"

    Sie konnte es nicht fassen. "WIE GEFÄLLT DIR: FILMSTAR UND AUSNAHMEATHLETIN DEARING TÖTET IHREN MANAGER, DUUU....HUUUHU.... MAAAN?!" Zwei Atemzüge später hatte sie sich so weit gefasst, ihre Drohung nicht in die Tat umzusetzen. "Ich wäre fast gestorben, wegen eines sch... Wettbewerbs, den DU mir organisiert hast, du miese, miese, miese, miese Null. Wie kann man davon bitte nicht mitkriegen, da muss doch iiiiirgendwas angekündigt worden sein, oder...." - "Lia, das wäre nicht passiert, hätte irgendwer etwas mitge..." - "Unterbrich mich nicht!"

    Sie war nun wirklich nicht in der Stimmung, mit einem Angestellten zu diskutieren. Die Tatsache, dass sie nur knapp einer lebensbedrohlichen Situation entkommen war, nahm dennoch einen äußerst geringen Platz in ihren Gedanken ein, wenn man sie mit der Neugier verglich, die ob des Geschehenen entstanden war. Alle Terroristen schienen einen indianischen Akzent zu haben, es gab ein ganz bestimmtes Ziel, welches zumindest in ihrem Umkleideraum nicht gefunden wurde und das selbe hat schon einen Monat zuvor stattgefunden. Doch für sich alleine waren die anfänglichen Informationen, die sie wohl eher durch Zufall erlangt hatte, wenig aufschlussreich. Aber sie mussten ja nicht alleine bleiben. Wenn jemand wie sie involviert war, würde die Presse gleich hundert mal mehr Arbeit in die Recherche stecken. Und ihrer Karriere würde es sicher auch nicht schaden, wenn...

    "Weißt du was? Sag der Presse das doch so. Aber vielleicht etwas weniger boulevardesk. Ich habe Fakten und Hinweise, die interessant genug sind, um sie nicht noch künstlich ausstaffieren zu müssen. Ich will befragt werden, also bleib trotzdem vage. Ich will keine freie Minute haben. Meine Mailbox soll mit Interviewanfragen voll sein, ist das klar?"

    Nicht zuletzt ging es ihr auch um persönliche Rache. Dem Funker hatte sie durch den gezielten Tritt auf seinen Waffenarm womöglich schon genug eingeheizt, doch er nannte sie unbedeutend. Und mit Hilfe öffentlicher Instrumente würde sie ihm nun zeigen, wie bedeutend sie sein konnte.

    Und so stieg die prominente Halbelfin mit einem vorfreudigen Grinsen auf dem Gesicht in das Flugzeug, welches ihr den Heimweg sichern sollte.

    Epilog von Zitroneneis / Kiyori:

    Die Eingangstür knarzte leise, als Kiyori die Bar betrat.
    Stickige Wärme, der Geruch von Zigarettenrauch und der Klang von elektrischen Gitarren stiegen ihr sofort entgegen.
    Die Bar war altmodisch eingerichtet, bei ihrer Eröffnung vielleicht recht chic gewesen, nun aber etwas heruntergekommen und für Außenstehende womöglich gar zwielichtig – wie alles in der Gegend.
    Für Kiyori war das Nachtleben hier ihr zweites Zuhause.
    Nach anstrengenden Aufträgen oder einem Tag, an dem ihr nicht einmal die simpelsten Reparaturen der einfachsten Geräte gelingen wollten, gab es nichts, das entspannender für sie war, als in der nächstbesten Bar zu versinken und dort bis drei Uhr Nachts zu bleiben.
    „Das Übliche“, teilte sie dem Barkeeper mit, als sie sich an die Theke setzte.
    Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie ein junger, anscheinend schon recht angetrunkener Mann ihr ein schmieriges Grinsen und Blicke zuwarf, mit denen er vermutlich schon einige Misserfolge bei Frauen gehabt hatte. Nicht, dass es bei ihr anders sein würde. Aber ihr war kein bisschen danach, einen Streit vom Zaun zu brechen. Den Arm würde sie ihm immer noch brechen können, wenn er sie anspräche.
    „Warst in Frankfurt, habe ich gehört“, bemerkte der Barkeeper, als er ihr den Drink reichte.
    Kiyori seufzte und nahm einen tiefen Schluck, schmeckte Anis und Honig auf ihrer Zunge, dann eine wohlige Schärfe in ihrem Rachen, ehe sie schlicht antwortete: „Ja.“
    Wie auf Geheiß hörte sie, wie eine Gruppe junger, männlicher Orks, die ein Stück hinter ihr an einem Holztisch saßen, der schon weitaus bessere Tage gesehen hatte, aufgeregt über die Ereignisse in der Arena zu sprechen begannen. Die Art und Weise, wie sie die Ereignisse anordneten und ausschmückten, kamen selbst Kiyori grotesk übertrieben vor.
    Sie verzog die Miene und leerte ihr Glas zur Hälfte.
    Kiyoris Gegenüber hob eine Braue.
    „Anstrengender Ausflug?“
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern.
    „Weiß nicht. Habe nicht viel von der Sache mitbekommen. War eh nur für ein Autogramm da.“ Ein weiteres Mal nippte Kiyori an ihrem Drink, fuhr dann fort: „Habe es dann vorhin meiner Mutter gebracht und sie hat sich beschwert, dass ich nicht auch noch eins von einem jungen, knackigen Sportler mitgebracht habe.“
    Der Barkeeper schmunzelte, während seine Hände damit beschäftigt waren, ein Glas zu polieren.
    „Gut, dass dir nichts passiert ist. Ohne dich könnt ich den Laden hier dicht machen.“
    „Schleimer.“
    „Nein, nein, ist mein völliger Ernst. War ja auch gefährlich da, mit den Terroristen und“, er hielt kurz inne, „den magischen Biestern.“
    Kiyori verzog keine Miene.
    „Keine Ahnung. Ich habe nur gehört, dass jemand Nacho-Wurfsterne hatte.“
    Sie leerte ihr Glas und erhob sich. Es gab noch viele Bars abzuklappern.
    Das Geld hatte sie allemal.
    Kurz nachdem sie gezahlt hatte und durch die Eingangstür getreten war, verließ auch ein anderer Gast das Gebäude.
    „Na, Süße? Wo willst du denn so alleine hin?“
    Kiyori schnitt eine Grimasse und drehte sich zu dem Kerl um, musterte ihn kühl.
    „Irgendwohin, wo mich keine gruseligen Penner verfolgen.“
    Mit breitem Grinsen trat der Mann näher.
    „Ich kann dich ja vor ihnen beschützen.“
    „Wie, indem du von der nächsten Brücke springst?“
    Der Mann lachte.
    „Nein, aber für dich würde ich das glatt tun.
    Du kannst aber auch was anderes von mir haben.
    Komm, ich lad dich auf ’nen Drink ein.“
    Kiyori verdrehte die Augen und war schon im Begriff, etwas Schnippisches zu erwidern, als der Kerl eine Hand um ihre Taille legte.
    Sie seufzte, atmete tief durch.
    Und dann brach sie seinen Arm.

    Geändert von relxi (03.11.2014 um 20:17 Uhr)

  6. #6
    Eure Epilogs sind ganz große Klasse, besonders das Ende von deinem, Zitro. Muss man hier einfach nochmal sagen.

    Puh, was für eine Arbeit wieder in so einem als kleiner SoL-Post geplanten Text steckt, vorallem wenn man ihn zu zweit macht... relxi hat einen großartigen Ork gespielt.

    Oh, ich mache mir nach desem Post übrigens gar nicht mehr die Mühe zu beteuern, dass Nuo'sza keine ••••••••, sondern ein vollkommen unschuldiger Charakter ist. Werde ich wohl einfach mit der Zeit beweisen müssen und ihr Image damit reinwaschen, wenn man sieht, was da so dahinter steckt.

  7. #7
    Ist dein Char ein Pokemon, Nonsense, oder warum gibt sie stündig "Pika, Pika, Pikachu" die ersten drei Silben ihres Namens wider?

  8. #8
    Ich würde es sehr schätzen, wenn du deine Resignation Forenrollenspielen gegenüber oder was auch immer dich zu dieser PN veranlasst hat, nicht an mir auslassen würdest, danke.

    E: Haben jetzt etwas per PN gesprochen. Ist okay. Was das nuo angeht... warte es ab.

    Geändert von Holo (15.11.2014 um 21:18 Uhr)

  9. #9
    ^^
    Mein Entschluss, mir nicht mehr die Arbeit des Leitens zu machen, hat nichts mit meiner Liebe zum RP (und zu Geschichten) zu tun.
    Tut mir leid, wenn das grober rüberkam als beabsichtigt.

  10. #10
    Trotzdem hast du mir meinen kompletten Charakter zernommen. Natürlich mit viel Mühe, mir zu helfen, Tipps zu geben und aufzuschlüsseln, was ich besser machen kann, und dafür bin ich auch dankbar. Aber ich habe trotzdem jetzt kaum noch Lust, weiter am RP teilzunehmen. Es ist zum Kotzen, wenn man immer die gleichen Charaktere macht, auch wenn man versucht, sie zu differenzieren, und ich glaube nicht, dass sich an meinen Postings viel ändern würde, Tipps hin oder her. Die setz ich eh nicht bewusst um, kann ich gar nicht.

    Wenn sich also noch jemand von meiner coolen, abgehobenen, unrealistischen, unantastbaren, auf sexy getrimmten, pubertären, überzeichneten Nuo'sza gestört fühlt, bitte sagen. Dann kann ich mir die Teilnahme sparen und habe wieder viel Zeit für andere Sachen.

    Ansonsten versuch ich, meinen Charakter realistischer zu machen. Wird eh nichts, eher kracht der Mond in die Sonne, aber nuff said. Ach ja, und die nächsten 20 Würfelproben verhaue ich alle absichtlich.

    Geändert von Holo (15.11.2014 um 23:09 Uhr)

  11. #11
    Jetzt entscheide dich ob du diese Diskussion öffentlich oder per PN machen willst, sonst kann ich dir aber gerne meine Tipps auch noch hier posten.

    Und lass dich von einer einzelnen Meinung eines Einzelnen nicht aus der Bahn werfen.
    Du findest da draußen hunderte von verschiedenen Auffassungen und Meinungen wie ein Char aussehen kann.



    Ich gehe einmal davon aus, dass ihr es hier postet, weil ihr es anderen Lesern zum Geschenk macht.
    Insofern erdreiste ich mir die Kritik in dem ich eben sage, dass derzeit aufgrund der (zu stark) ausgespielten Chars und ihrer Möglichkeiten noch keine echte Spannung aufkommen mag, bzw. der Funken noch nicht überspringt.

    Ich hatte am Anfang ja angemerkt, dass es extrem schwer war, den Chars zu folgen und zu wissen wer nun was wann und wo wie macht. Das habt ihr ja auch super gelöst.

    Davon ab: Es ist und bleibt die Meinung eines Einzelnen. Eines einzelnen, der hier mitliest, aber nur eine Meinung.


    Zitat Zitat
    Ach ja, und die nächsten 20 Würfelproben verhaue ich alle absichtlich.
    Ach schade, dass ich dir meine Vorschläge nicht näherbringen oder verständlich machen konnte.

    Geändert von Daen vom Clan (16.11.2014 um 14:57 Uhr)

  12. #12
    Als Motivation für eifrige Spieler, mitzumachen:
    Jeder Teilnehmer darf meinen Charakter mindestens einmal verprügeln oder bloßstellen!

    Na, ist das was? Das ist was!

  13. #13
    Und nebenbei, weil es mir so auffällt:Kritiken und Verbesserungsvorschläge von Mitlesern wie Daen werden zur Kenntnis genommen und näher kommentiert, allerdings hinter den Szenen (PNs, Skype). Nicht dass ihr jetzt denkt, hier sitzen nur Sturköpfe, die einfach ihr Ding ohne Rücksicht auf andere durchziehen.

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