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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 5 – Crossroads - "Zwischenspiel"

  1. #61
    Evi hatte Jäger noch nie so reden hören. Erst einmal war da auffällig wenig Gestammel, was schon ziemlich bezeichnend für eine tiefgründige Unterhaltung zwischen ihnen beiden war. Aber es war auch der Ton. Sie kannte ihn aufgebracht, mutig, zackig, verlegen, lustig,... aber das hier war anders. Und deshalb war es auch nicht so schwierig, einfach zuzuhören. Ihm nicht nur ihre Gefühle klarmachen zu wollen, sondern erstmals seine auch wirklich zu verarbeiten und zu verstehen.

    "Ich weiß du wütend auf mich, weil ich unser Plan als Wahnsinn bezeichnet habe. Dir zuliebe ich es gerne wieder zurücknehmen würde, aber ich das einfach nicht kann. Ich müsste lügen und das ich auch nicht kann. Nicht hier, nicht jetzt."

    Sie hatte doch genau dasselbe mit ihm getan, was sie ihm vorhin vorgeworfen hatte - sie hörte ihn, aber dachte nicht darüber nach. Jemanden verstehen zu wollen, weil man es sich nicht mit ihm verscherzen wollte war etwas anderes, als wirklich zu verstehen.

    "... und mich wirklich, ich meine wirklich verstehst, dann hier ich bin. Wenn du aber denkst mir unsere Leute egal und ich mich um nichts kümmere, dann ich werde auch verstehen. Wir können dann immer noch wie echte Soldaten sein, eine Hand wäscht die Andere und einer für alle. Hoffentlich ... wir aber mehr sein können als das, ja?"


    Ein seltsames Gefühl erfasste die Taucherin, und sie wusste nicht so recht wohin damit. Es war eine merkwürdige Art von Freude, vielleicht war sie sogar ergriffen, aber irgendwie auch traurig. Fast fühlte sie sich sogar schuldig.
    Jägers Hand ragte ausgestreckt vor ihr, und sie konnte sehen, wie die Schwerkraft den Speichel daran zäh und langsam nach unten bewegte.

    "Wenn es dir egal wäre, wärst du längst nicht mehr hier.", sagte sie leise, immer noch den nassen Punkt auf seiner Haut fixierend. "Es stimmt, es wird eine Falle sein und es wird schwierig. 'Wenige retten, um viele in Gefahr zu bringen.' Du hast recht, das klingt nach Wahnsinn." Sie lachte etwas bitter.
    "Ich glaube ich konnte einfach nicht verstehen, wie wütend und energisch - ohne Rücksicht auf Verluste - du dich ausgedrückt hast. Oder ich wollte nicht. Ich wollte das einfach nicht hören. Aber jetzt sehe ich es etwas klarer."

    Und damit machte sie einen langgezogenen, kehligen Laut und spuckte in ihre eigene Hand. Die Taucherin sah dem Russen in die Augen, als sie seine Geste annahm und der feste Händedruck die Freundschaft mit einem leisen Pftsch besiegelte.
    "Ich werde nichts unversucht lassen, um sicherzustellen, dass der Wahnsinn es am Ende wert war."

    "Aber wenn es dir hilft, können wir uns auch immer noch prügeln.", sagte Evi schließlich grinsend, als sie ihre Hände wieder lösten und sie eine Faust bildete, um die feuchte Stelle wie etwas ganz Besonderes zu bewahren. "Nur musst du sanft zu mir sein, ich glaube ich habe all meine Kraft und Muskeln auf dem Weg ins Land der weinerlichen Pussys abgegeben."

  2. #62
    "So, jetzt mal Jalapeños bei die Tacos... ich weiß, Du willst nicht mit mir plaudern, weil Du mich auf einmal magst, sondern weil ich mit zu diesem Alomdome kommen soll."

    Mhh.

    "Das wird wohl jetzt so ablaufen: Nachdem wir ne Weile stumm futtern, blubbern wir ein wenig über dies und das, reden dann über voll privates Zeug aus unserm tiefsten Inneren und dann, weil wir uns ja damit ach so vertraulich geworden sind, kommst Du und sagst: ‚Hey Léo, komm doch mit’ und ich soll dann auf einmal durch dieses super Gespräch total dabei sein, oder? Ist das so ungefähr der Plan?"

    Léo schaute ihn nun direkt an, leicht schmunzelnd. Die ganze Szene schien sie eher zu belustigen.

    "Nein, der Plan war eher dir klar zu machen, dass ich das hier genau so wenig für mich mache."

    Jackman wandte sich zu Léo und schaute ihr direkt in die Augen.

    "Weisst du, ich habe alles durch diesen ganzen Mist verloren. Ich hatte eine Karriere, ich hatte ein Haus, ein Auto, eine Familie und Freunde. Das alles habe ich nicht mehr. Ich habe es auch nie wieder geschafft mir auch nur im Ansatz etwas aufzubauen. Ich habe nichts zu gewinnen wenn ich zum Alamodome gehe."

    Hugh griff wieder an seinen Flachmann und wischte die letzten Reste Asche vom Blech herunter, welche er zuvor hinterlassen hatte.

    "Ich glaub dir wird es ähnlich gehen. Wie gesagt... ich habe keine Ahnung was bei dir passiert ist. Ich hab dich nur damals als das kleine Mädchen kennen gelernt was nach ihrem Vater sucht und das war bereits beschissen genug."

    Gedankenverloren blickte er an Léo vorbei zu der Gruppe und versicherte sich selbst noch einmal, dass er ihnen wirklich helfen wollte.

    "Also... blubbern über dies und das? Ne, nicht wirklich. Ein bisschen privates Zeug was einen voll bewegt? Möglich, keine Ahnung wie es dir dabei geht. Letztlich aber... ja, ich will das du mitkommst. Wie gesagt, für mich gibt es beim Dome nichts zu holen. Aber für die da hinten? Eine Menge und ich werde dafür sorgen, dass Sie auch das erreichen, was sie erreichen wollen... und wenn ich mich dabei opfern muss."

    Jackman schaute Léo wieder an und wirkte dabei ernster als er es je tat.

    "Und wenn dich das nicht überzeugt, dann schau dir die Stadt genauer an. Siehst du diese unbeugsame und untote Armee die sich zum Forschungszentrum bahnen wird sobald wir dort sind? Selbst wenn wir es schaffen ein Heilmittel zu bekommen... was denkst du, wie viel wird es uns bringen wenn wir kurz darauf von Untoten überrannt werden die gezielt zu uns gelenkt werden? Ich denke, dass wir der Schlange den Kopf abtrennen sollten. Wir retten die Familien, töten die Obermufftis und retten dann die Welt. Wie in einem Action Film... und mit denen... kenne ich mich aus."

  3. #63
    "Weisst du, ich habe alles durch diesen ganzen Mist verloren. Ich hatte eine Karriere, ich hatte ein Haus, ein Auto, eine Familie und Freunde. Das alles habe ich nicht mehr. Ich habe es auch nie wieder geschafft mir auch nur im Ansatz etwas aufzubauen. Ich habe nichts zu gewinnen wenn ich zum Alamodome gehe."
    Deswegen war er ja auch der Anführer der Gruppe. Keine großen eigenen Interessen, am Ziel orientiert, aber noch genug Empathievermögen. Für ihre Truppe hier ideal.
    Sie sah gerade aus zum Horizont und der dunklen Masse, die sich kaum ausmachbar näherte.
    "Ich glaub dir wird es ähnlich gehen. Wie gesagt... ich habe keine Ahnung was bei dir passiert ist. Ich hab dich nur damals als das kleine Mädchen kennen gelernt was nach ihrem Vater sucht und das war bereits beschissen genug."
    Damals war sie wenigstens noch glücklich gewesen und hat die Welt als großen Spielplatz gesehen, der nur darauf wartete, von ihr erobert zu werden. Léo würde alles geben, wenn sie nur einen Tag wieder wie damals werden könnte.
    Beiläufig rührte sie weiter in der Dose herum, deren Inhalt langsam anfing zu köcheln.
    Hju sprach weiter, aber sie bekam es nur am Rande mit. Wie eine Machine stellte sie den Gaskocher aus und kramte mit einer Hand zwei Löffel hervor, ohne den Blick vom Horizont abzuwenden.
    Erst, als sie den Blick Jackmans auf sich spürte, wandte sie sich ihm ebenfalls zu.
    "Und wenn dich das nicht überzeugt, dann schau dir die Stadt genauer an. Siehst du diese unbeugsame und untote Armee die sich zum Forschungszentrum bahnen wird sobald wir dort sind? Selbst wenn wir es schaffen ein Heilmittel zu bekommen... was denkst du, wie viel wird es uns bringen wenn wir kurz darauf von Untoten überrannt werden die gezielt zu uns gelenkt werden? Ich denke, dass wir der Schlange den Kopf abtrennen sollten. Wir retten die Familien, töten die Obermufftis und retten dann die Welt. Wie in einem Action Film... und mit denen... kenne ich mich aus."
    Das Grinsen kam wieder auf ihr Gesicht.
    Sie drückte ihm einen Löffel in die Hand, ehe sie die heißen Ravioli packte und zwischen sich und Hju hielt.
    "Es ist angerichtet!“
    Damit schlug sie ihren Löffel gegen seinen, ehe sie ihn in die Masse tunkte und sich gleich in den Mund stopfte.
    "Hmm..“
    Voller Genuss stöhnte sie auf. Es war unglaublich, welche Arbeit Konservierungsstoffe leisteten, dieses Zeug auch nach Jahrzehnten noch so gut schmecken zu lassen.
    Fast schon zelebrierend ließ sie sich Zeit, zu kauen und hinunterzuschlucken.

    "Du gehst wirklich davon aus, dass ich glaube, dass ich diese Scheiße überleben werde und will, oder?"
    Sie lachte bitter auf, bemerkte dann aber seinen Blick und das Lächeln erstarb.
    "Madre mía ,Du hast das geglaubt...oh man. Du hast Recht, das Heilmittel wird uns einen Scheiß gegen die Armeen da helfen und die meisten von uns werden wohl dabei drauf gehen... Ich bin in diese Mission gegangen mit dem Vorsatz, bis zum Ende durchzuhalten und mich dann zu opfern, wenn es sein muss. Ein Meer von Untoten, dass gezielt zu uns kommt, klingt sehr nach Sackgasse für mich, so oder so.
    Was ich nicht sehe, ist, einer Schlange den Kopf abzuhacken. Für mich sieht es so aus, dass wir entweder direkt zum Forschungszentrum gehen, Zeit haben, das Heilmittel zu kriegen, wie auch immer, und uns vorbereiten können, damit wenigstens 2 oder 3 von uns den Ansturm überleben und die Welt retten können...“
    Haile und Evi.
    "...oder wir vergeuden die Zeit der Vorbereitung, verlieren Kraft und Leute bei dem Versuch, vielleicht ein paar von den Anhängen zu retten- wo die Gruppe sich hassen wird danach, weil das immer so ist- um dann garantiert alle zu sterben, wenn die „ Sie nickte in Richtung der schwarzen Masse am Horizont, “endlich da sind...Vielleicht habe ich keine Ideale mehr oder die falschen, aber ich will mich nicht für die falsche Sache opfern, nicht, wenn wir so kurz davor sind.“
    Eigentlich wollte sie es dabei belassen und einfach weitermampfen, aber nach einigem halbherzigen Herumrühren entschied sie sich anders. Léo fasste Hju fest in ihren Blick.
    „Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet. Vor 20 Jahren war ich mit einer Gruppe unterwegs, die eine Dosis Heilmittel verschießen konnte, frag nicht wie, die Geschichte ist viel zu lang. Ich hab meinen Papa da das Letzte Mal lebend gesehen... auf einem Monitor, völlig am Ende, Aber anstatt meine Leute anzuflehen, seine Militärbasis zu beschießen, damit die so die Zombiesache regeln können oder andere fadenscheinige Gründe vorzugaukeln, bittet er sie, es hier, in dieses verfickte Forschungszentrum da zu schießen, damit die ganze Welt geheilt werden kann.
    Er hatte nichts mehr zu verlieren, denn er war überzeugt, ich wäre tot, nachdem er mich ein Jahr lang nicht finden konnte... also hatte er keinen Grund mehr, der ihn daran hindern konnte, das Richtige zu tun, auch wenn es seinen eigenen Tod bedeutete.“
    Die Spriale bebte an ihrer Unterlippe, ihre Augen glitzerten hinter den Wasseransammlungen. Sie umfasste die Dose stärker und knickte sie dabei ein wenig ein.
    „Als Achtjährige hatte ich damals, unschuldiges, naives Mädchen Léo- noch geglaubt, dass die Großen natürlich das Logische tun würden. Die Welt retten, damit man nicht 20 Jahre lang später hier an so einer scheiß Klippe hocken muss.
    Aber meine Leute, meine Freunde, meine Familie zu der Zeit...haben in ihrer unglaublichen Selbstlosigkeit das Mittel auf sich selbst geschossen, um wieder aus dem Dschungel zu kommen.
    Bei denen, und ihrer ‚unsere eigenen Leute zuerst’-Mentalität kannst Du Dich bedanken, dass das wir immernoch so ein Leben haben.“
    Tränen rollten ihr die Wangen hinab.
    „Ich habe mir geschworen, meinen Vater zu rächen... Es war nicht mal das Schlimmste, dass er wohl deswegen auf jeden Fall starb, sondern dass sein Opfer so völlig sinnlos war.
    Ich will diesen Fehler nicht wiederholen...
    Also ja, ich habe nichts mehr, außer diese Mission und die Hoffnung, es wieder gut zu machen.“
    Fahrig wischte sie sich über die geröteten Augen. Das war so verdammt peinlich, Tränen waren wie überflüssige Gefühle, die aus deinem leckgeschlagenen Körper rinnen.
    „So, da hatten wir den privaten Scheiß....“
    Hastig stopfte sich Léo noch ein paar Löffel hinein und meinte kauend:
    „Vielleicht sehe ich auch etwas ganz simples für Alamodome nicht, aber etwas sehe ich auf jeden Fall:
    Egal wo ich hingehe, Adam kommt nur über meine Leiche mit zu Alamodome. Das ist bescheuert und wird nur kacke ausgehen können. Die Spaten da könnten wissen, wie wichtig er ist und wir sollten ihm ihnen nicht noch auf dem Silberteller servieren. Allein deswegen sollten wir uns aufteilen. Wenn schon nicht losgehen, dann lass einen Teil der Leute, die eh immer bei ihm hocken, hier, ihr zieht euer Ding durch und bringt die Mission an sich nicht in Gefahr.
    Das ist schonmal meine erste Bedingung, bevor ich überhaupt drüber nachdenke, euch bei euerm bekloppten Kamikaze-Kommando zu helfen.“
    Die Latina schnalzte und lehnte sich zurück. Wieso genau dachte sie auf einmal darüber nach, doch mitzukommen?
    „Denn dafür musst Du schon noch ne ganze Ecke überzeugender werden als mit Dosenravioli und Gutmensch-Gefasel aufzuwarten...Ne ganze Ecke..“
    Wirklich tolle Ansage, wenn sie nichtmal selbst wusste, was sie damit eigentlich bezweckte.

  4. #64
    "Aber wenn es dir hilft, können wir uns auch immer noch prügeln. Nur musst du sanft zu mir sein, ich glaube ich habe all meine Kraft und Muskeln auf dem Weg ins Land der weinerlichen Pussys abgegeben."

    Jäger schob seine Hände in die Hosentaschen, damit sie nicht nutzlos von seinen Schultern herabbaumelten.

    "Du denkst ich lebensmüde? Habe schon gestern Prügel von Muskelberg kassiert. Jetzt soll mir noch eine rothaarige Biest den Arsch versohlen?" Er grinste sie schief an. "Dann was? Während ich auf Boden in Schmerzen liege kommt Eryn heranspaziert und knallt mir mit Gewehr ein Loch in den Kopf, so ganz wie nebenbei? Habe gesehen wie die vorhin auf mich gezielt hat, traue der alles zu. Die Frauen aus Shengs Hope sind alle Nummer für sich, ich muss sagen." Damit schüttelte er den Kopf in gespielter Entrüstung. "Teufelsweiber." Dann verstummte Jäger plötzlich, sein Gesicht nahm einen unheilverkündenden Ausdruck an, als wäre ihm gerade eine schelmische Idee in den Sinn gekommen. Das Grinsen wurde breiter und er starrte Evi so lange an, bis sie errötete und die Augenbrauen hochzog, unsicher ob sie lachen oder sich Sorgen machen sollte.

    "Was guckst du mich so an?", sagte sie schließlich als die Stille unerträglich wurde und lachte nervös.

    "Ich habe bessere Idee als Prügeln. Hast du schon mal eine Russe nackt gesehen, Ev?", sagte er in einer fremd klingenden Stimme. Evi öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Sie wirkte ein wenig wie ein Fisch. "Na?" Er kam näher auf sie zu, packte sie dann prompt an den Oberarmen und brachte sein Gesicht näher an sie heran, bis sie seinen Atem spüren konnte. "Hier ist was wir machen. Wenn das alles hier vorbei ist und wir nicht nur unsere Freunde befreit, den Zombievirus besiegt und den ganzen Mist auch noch überlebt haben ..." Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. "... dann ich werde alle meine Kleider auf Boden werfen, mich in deine Fahne wickeln und laut schreiend durch die Stadt rennen. Ich werde so laut schreien, dass es die Zombieficker bis in Reich der Toten hören können!" Er ließ sie los und trat lachend wieder einen Schritt zurück. "Beste Idee, die ich jemals hatte. Wird große Spaß. Aber ich dich warne, Ev. Jahrelanges Futtern von Soljanka und Schweinespeck hat aus diese Körper eine Marmorskulptur von Michelangelo gemacht!" Er klopfte sich stolz auf die Brust. "Du könntest vor Ehrfurcht tot umfallen, also guck nicht direkt in die Sonne, wenn du verstehst." Vor Lachen fing sein Bauch an zu schmerzen, aber er konnte nicht mehr aufhören. All die Strapazen der letzten Tage, der Frust, die Angst und Kummer entluden sich in einem hysterischen Lachanfall. Jäger beugte sich nach vorn, mit einer Hand rieb er sich die Augen, die Andere hielt er Evi hin, wie zu einer Bitte ihm kurz Zeit zu geben bis er sich gleich wieder beruhigte. Irgendwo in seinem Kopf flüsterte eine leise Stimme. Sie ermahnte ihn, dass es der letzte Ausbruch von unangebrachten Emotionen sein wird, bis die Mission erfüllt und die Welt gerettet ist. Also ließ er alles raus bis nichts mehr übrig war, als würde Wasser in einer Badewanne nach und nach durch den Abfluss verschwinden. Bis einfach nichts mehr da war.

    Geändert von truecarver (20.10.2015 um 19:10 Uhr)

  5. #65
    Nach ihrer Rede war Haile wieder ein bisschen in sich zusammengesunken. Das war...merkwürdig. Sehr merkwürdig. Die meisten Zuhörer sahen massiv geschockt aus, insbesondere Jackman, dem fast seine Zigarre aus dem Mund gefallen wäre, und Eryn, deren leises "Scheiiße." die Stille füllte.

    "..."

    Okay, mehr konnte wirklich niemand erwarten. Solange eine kleine Gruppe - wie klein auch immer - den Dom stürmt, würde alles gut werden. Wir können sie retten. Wir können meine Fehler begleichen.

    Hailes Hand ballte sich zur Faust.

    Sheng hat mich gerettet. Ich werde Sheng retten.

    "..."
    "Das nenne ich ja einmal mitreißend."
    "..."

    Eryn war neben Haile erschienen, ihre Katze auf dem Arm. Sie ließ sich neben dem Feuer nieder, das schwarze Fellknäul immer noch an ihre Brust gedrückt und zeigte mit ihrem Arm auf den Platz neben sich.

    "Das...das meine ich nicht einmal böse. Du hast nämlich Recht."
    "..."
    "Und wenn du willst, dann kämpfen ich und das Teil hier..."
    Sie tätschelte das Gewehr an ihrem Rücken.
    "...und werden so gut helfen, wie wir können."
    "..."

    Was macht man in so einer Situation? Drei vollständige Sätze machten Haile ja schließlich noch nicht zum Kommunikationsgenie. Also...danke? Sagt man da Danke? Wobei, ein Danke wäre vielleicht grundsätzlich eine Idee. Schließlich war Eryn es, die sich immer wieder in tödliche Aktionen warf, um ein Vorankommen zu ermöglichen. Nur schien die dunkelhaarige Schönheit das nicht so ganz zu verstehen.

    "..."
    "..."
    "...Danke."

    Geändert von Caro (20.10.2015 um 23:19 Uhr)

  6. #66
    Ein Sprichwort aus der alten Zeit, das besonders ältere, faule Leute oft vor sich her trugen war: "Weniger ist mehr."

    Wenn es jemals gepasst haben sollte, dann war das in längst vergangenen Tagen. Weniger war selten mehr. Und besonders Haile stellte das abermals unter Beweis. Bei ihr hatte jedes Wort mehr auch ein Mehr an Bedeutung. Und für jemanden, der so gut wie nie sprach, klang ihre Stimme zudem äußerst angenehm. Vielleicht war das auch nur der akute Kontrast zum Keuchen des Russen, der gerade an einem hysterischen Lachanfall zu verrecken schien. Unsere Freunde will er nicht retten. Aber an einem eigenen Witz zu sterben hält er für machbar. Leider konnte sie nicht ganz so herzhaft lachen, doch dank Haile war zumindest ein leises Schmunzeln möglich.

    "Nichts, wofür du dich bedanken bräuchtest", teilte sie dem Kultistenmädchen lächelnd mit. Kurzerhand fügte sie noch etwas hinzu, damit ihre Worte nicht falsch verstanden würden: "Auch, wenn ich dich gerne reden höre. Jedenfalls lieber als andere." Sie grinste die ehemals Stumme offen an. Es war das erste Mal, dass sie Haile - oder überhaupt jemandem - so bewusst in die Augen sah. Vielleicht färbte das ehrliche Wesen des Mädchens ja langsam ab. Noch vor einigen Wochen wäre Eryn mit Sicherheit zu arrogant gewesen, um überhaupt anzuerkennen, dass es Dinge gab, die andere ihr voraus waren. Und nun stand sie hier, eine Scheibe von Hailes Authentizität abschneiden wollend.

    "Du bist so unglaublich interessant!", platzte es dann aus der Barfrau heraus. Sie schüttelte den Kopf. Es kam so plötzlich und durchbrach die Stille in einer ungeschickten Manier, die darauf hätte schließen lassen können, sie wäre die Wortunerfahrene der beiden. Ein weiteres Grinsen folgte. "Tut mir Leid. Ich meine; du bringst mich unglaublich viel zum Nachdenken, vor allem über mich selbst. Ich weiß nicht genau, wieso. Aber ich weiß, dass es gut ist. Ich wäre gern mehr wie du."

    Der letzte Satz war womöglich bedeutungsschwerer als er wirken musste. Und er redete beinahe von sich selbst. Indem die Schönheit ihn aussprach, hatte sie einen Schritt in Richtung von Offenbarung getan, in Richtung von mehr Ehrlichkeit. Die schöne Fassade bröckelte. Doch was sie hätte nervös machen können, war in erster Linie ein begrüßenswerter Umstand.

  7. #67
    Jackman lauschte angestrengt. Es schien so, als würde sich die Frau das erste Mal seit langer Zeit wieder öffnen. Einfach mal sagen was Sache ist und dabei vor allem rausklotzen wie sie sich bei dem ganzen Scheiß eigentlich fühlt.

    Hugh verstand sie. Deswegen wollte Gabe niemals über diesen ganzen Mist reden und jetzt war Jackman auch froh, dass er Léo gegenüber nie erwähnt hat, das er mit Gabe immer noch sporadischen Kontakt hält.
    Er hatte also damals so eine Möglichkeit gehabt? Er wollte seinen Kumpel nicht verurteilen. Er kannte die Hintergründe nicht genau, wusste aber, dass der Franzose dazu neigte sich selbst als erstes zu sehen.
    Auch wenn er Dinge für andere tat, er hoffte immer auf Anerkennung, Dank und Ruhm. Etwas was er wohl schmerzlich vermisste und deswegen kompensieren musste.
    Ein Heilmittel dabei auf jemand anderes zu werfen und dann dabei draufgehen... das würde vermutlich niemand mitbekommen, ergo...
    Es war auch egal. Er wollte ihn nicht verurteilen. Die Situation war wie sie ist und sie mussten jetzt das beste daraus machen.

    „Vielleicht sehe ich auch etwas ganz simples für Alamodome nicht, aber etwas sehe ich auf jeden Fall:
    Egal wo ich hingehe, Adam kommt nur über meine Leiche mit zu Alamodome. Das ist bescheuert und wird nur kacke ausgehen können. Die Spaten da könnten wissen, wie wichtig er ist und wir sollten ihm ihnen nicht noch auf dem Silberteller servieren. Allein deswegen sollten wir uns aufteilen. Wenn schon nicht losgehen, dann lass einen Teil der Leute, die eh immer bei ihm hocken, hier, ihr zieht euer Ding durch und bringt die Mission an sich nicht in Gefahr.
    Das ist schonmal meine erste Bedingung, bevor ich überhaupt drüber nachdenke, euch bei euerm bekloppten Kamikaze-Kommando zu helfen.“


    Léo lehnte sich zurück und blickte ihn immer noch an.

    „Denn dafür musst Du schon noch ne ganze Ecke überzeugender werden als mit Dosenravioli und Gutmensch-Gefasel aufzuwarten...Ne ganze Ecke..“

    "Glaubst du ich möchte Adam mit zum Dome nehmen? Ich bin doch nicht bescheuert. Die Obermufftis wollen doch gerade das. Den Gefallen werd ich ihnen nicht tun. Mir hat nur der Gedanken Bauchschmerzen bereitet den Sarg in Jackals Obhut zu geben... aber das hat sich ja anscheinend erledigt."

    Jackman steckte sich ein paar weitere Ravioli in den Mund und blickte in Gedanken versunken nach San Antonio.

    "Aber die Leute die den Sarg sonst bewachen... das ist eine gute..."

    Léo stupste ihn an und schaute fragend drein. Als hätte er sie vergessen.

    "Mhh... unser bekloppter Kamikaze Versuch wird stattfinden. Aber ohne Adam. Was dich angeht..."

    Jackman stellte die Ravioli beiseite und schob sich ein Stück von der Klippe weg, seine Beine hingen so nicht mehr baumelnd über dem Abgrund.

    "...keine Ahnung. Es ist schwer jemanden zu überzeugen der so sturr ist wie du. Ich mein... jetzt mal ehrlich, du scheinst dir deine Meinung ja bereits gebildet zu haben. Was könnte ich da also noch groß sagen? Wenn ich sage, dass wir der Schlange den Kopf abschneiden können glaubst du nicht, dass es sowas wie einen Anführer gibt. Wenn ich sage, dass die Leute Ihre Familien retten wollen, tust du es als Egoismus ab. Wir sagen, wir dürfen sie nicht im Stich lassen und müssen sie retten, du sagst wir opfern uns für die falsche Sache. Das Ding ist... selbst wenn ich jeden deiner Einwände entkräften würde... würdest du vermutlich trotzdem einen Grund finden um nicht mitzukommen. Du hast keine Einwände, du hast nur Vorwände. Es gibt hier kein richtig, es gibt kein falsch. Du glaubst es sei richtig zum Forschungszentrum zu gehen? Du hast recht, es wäre richtig dorthin zu gehen. Doch es ist falsch dafür Menschen zu opfern, die man nicht opfern muss. Es wäre richtig die Leute von Shengs Hope sofort zu retten, aber es ist falsch dafür die Mission in Gefahr zu bringen."

    Jackman atmete tief ein und aus. Argumente ließen sich entkräften. Ein sturer Wille und pures... nicht wollen... lässt sich nicht einfach umstimmen.

    "Ich für meinen Teil werde definitiv zum Alamodome gehen und Adam garantiert nicht mitschleifen. Denn ich bin fester Überzeugung, dass wir das für uns richtige tun. Also... danke... für die Ravioli. Wer weiss ob wir die Gelegenheit noch einmal haben."

    War das noch erntsgemeinte Warnung oder schon emotionale Erpressung? Keine Ahnung, aber egal was es war... er würde noch plakativ eine Schippe davon drauf legen.
    Er legte seine Rechte in Ihren Nacken und während er sich nach vorn beugte, zog er Léo Kopf langsam zu sich und drückte Ihr einen Kuss auf die Lippen.

    Die Berührung war nur von kurzer Dauer, er löste sich wieder von ihr und schaute ihr in die Augen.

    "Wofür du dich auch immer entscheidest... teils mir einfach mit. Wenn du dich nicht entscheiden kannst... teils mir einfach mit. Vielleicht finden wir ja noch eine Möglichkeit dich zu überzeugen. Dann muss ich das nicht allein machen."

  8. #68
    "Hast du schon mal eine Russe nackt gesehen, Ev?"
    Waaas?
    Evi war eigentlich ziemlich sicher, dass gleich etwas unglaublich Witziges folgen würde, aber aus irgendeinem Grund brachte sie keinen Ton heraus. Fast hätte sie ihm reflexartig eine verpasst, als der Russe sie packte und sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem eigenen entfernt war. Das war doch alles ein Scherz... nicht wahr? Sie spürte seinen Atem und ihr Blick wanderte zu seinen Augenbrauen. Ja, Augenbrauen waren gut, völlig ungefährlich. Waren seine tatsächlich etwas heller als sein Haupthaar? War das üblich? Waren Augenbrauen nicht normalerweise eher dunkler als die Haarfarbe?

    "... dann ich werde alle meine Kleider auf Boden werfen, mich in deine Fahne wickeln und laut schreiend durch die Stadt rennen. Ich werde so laut schreien, dass es die Zombieficker bis in Reich der Toten hören können!"
    Jäger fing an zu lachen, während Evi ihm mit immer noch feuerrotem Kopf gegenüber stand.
    "Du könntest vor Ehrfurcht tot umfallen, also guck nicht direkt in die Sonne, wenn du verstehst."
    Jetzt kriegte er sich gar nicht mehr ein, und irgendwann musste schließlich auch die Taucherin losprusten, als der Russe sich schon den Bauch hielt und sein Gesicht vor lauter Lachen rot angelaufen war.
    Wenn irgendjemand im Lager das hörte, musste er sie für verrückt halten.

    Nachdem Jäger nach einer Weile nur noch ein Kichern zustande brachte, weil er sich so verausgabt hatte, trat Evi ihm ganz leicht gegen das Bein. "Idiot.", sagte sie grinsend, während der Russe tief durchatmete und sich letzte Lachtränen wegwischte.
    "Ja, das ist sicher die beste Idee, die du je hattest, aber die ist noch nicht ganz ausgereift." Sie nickte in Richtung des Lagers. "Du wirst Eryn die Flagge schon vom Leibe reißen müssen, wenn du sie haben willst. Die gibt dir die nie. Und dann erschießt sie dich wirklich. Aber wenn wir das alles hinter uns haben, male ich dir mit meinen unvergleichlichen, künstlerischen Fähigkeiten eine eigene. Mit dem großen Vodkafluss und zwei Männern, die sich in einem Kreis aus hässlichen Kerlen im Schlamm wälzen, ja? Das wird richtig gut, ich sags dir."
    Jäger brachte noch einmal ein bellendes Lachen hervor, aber zum Glück war er zu erschöpft, um wieder hysterisch zu werden.

    "Na komm, du russischer Adonis. Lass uns zurück zu den anderen gehen." Evi klopfte ihm beherzt auf den Rücken, während sie ihre andere Hand noch einmal zu einer sanften Faust ballte. Egal wohin der Weg sie nun bringen würde, an diesen Moment wollte sie sich immer erinnern.

  9. #69
    "Du bist so unglaublich interessant!"
    Sie weiß nicht, wovon sie redet.

    "Ich wäre gern mehr wie du."
    Sie weiß wirklich nicht, wovon sie redet.

    Haile schaute Eryn mit einem komplett entgeisterten Gesichtsausdruck an. Mehr wie ich? Ich wäre gerne mehr wie DU. Nicht besonders. Viel besser, als ich es mir selbst einrede. Mit einem guten Herz unter all dem Dreck. Und mit einer Katze.

    "..."
    "Ähm...habe ich was falsches gesagt?"
    "...!"
    "Nein, ehrlich...du bist mutig, ehrlich, eine Heldin..."

    Jetzt musste Haile tatsächlich kurz schnauben. Ehrlich? Ja, klar, lügen ging ja auch schlecht. Und sie war ziemlich genau das Gegenteil einer Heldin. Eryn stellte sich das alles sehr einfach vor. Mit guten und schlechten Menschen, mit klaren Zielen und Motiven. Vielleicht therapierte sie sich gerade selber auch ein bisschen. Aber egal. Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf.

    "...!"
    "...Nicht?"

    Eryn klang ernsthaft verletzt. Als hätte Haile ihren Gedankengang komplett aus den Fugen gehauen.

    "..."
    "Es...tut mir Leid. Also, nicht, das ich dich gerne reden höre und alles, aber...ich kenne dich ja kaum."
    "..."
    "Es wird Zeit, oder?"

    Sie zeigte auf den schwarzen Alamodome, der sich unter ihnen erstreckte.

    "...!"

    Haile erhob sich, gerade als auch Jäger und Evi wieder zur Feuerstelle kamen. Jäger hatte einen hochroten Kopf und atmete schwer, er hilet sich die Seite und brach hin und wieder in leises Kichern aus. Eryn schnaubte kurz verächtlich, und drehte sich zu der Klippe. Haile kam ihr hinterher, gefolgt von den anderen, die auch noch um den Lagerplatz versammelt waren. Gemeinsam, als Familie standen sie da und schauten sich das Ziel vor ihren Augen an.

    Ein letzter Moment der Stille.

    Geändert von Caro (21.10.2015 um 19:19 Uhr)

  10. #70
    "Glaubst du ich möchte Adam mit zum Dome nehmen? Ich bin doch nicht bescheuert. Die Obermufftis wollen doch gerade das. Den Gefallen werd ich ihnen nicht tun. Mir hat nur der Gedanken Bauchschmerzen bereitet den Sarg in Jackals Obhut zu geben... aber das hat sich ja anscheinend erledigt."
    Das war schonmal beruhigend. In der Tat war der Latina schon aufgefallen, dass sich Jackal nach der Auseinandersetzung mit dem Anführer wohl still und heimlich aus dem Staub gemacht haben muss, um auf eigene Faust zum Forschungszentrum zu gehen.
    Ruhe in Frieden, so gut wie er auf sich selbst aufpassen konnte.
    Hju spachtelte munter weiter, offenbar in Gedanken versunken.
    Das war’s schon gewesen?
    Irgendwie hatte sie sich da schon etwas mehr erhofft, nachdem sie ihm mehr oder weniger freiwillig fast schon ihr Herz ausgeschüttet hat.
    Léo stupste ihn an und schaute fragend drein.
    "Mhh... unser bekloppter Kamikaze Versuch wird stattfinden.“
    Das zu verhindern hatte sie innerlich schon aufgegeben. Viel zu viele Wischi-waschis hier.
    „Aber ohne Adam. Was dich angeht..."
    Jackman stellte die Ravioli beiseite und schob sich ein Stück von der Klippe weg, seine Beine hingen so nicht mehr baumelnd über dem Abgrund.
    "...keine Ahnung. Es ist schwer jemanden zu überzeugen der so stur ist wie du.“
    Muchas Gracias, señor.
    „Ich mein... jetzt mal ehrlich, du scheinst dir deine Meinung ja bereits gebildet zu haben.“
    Absolut.
    „Was könnte ich da also noch groß sagen? Wenn ich sage, dass wir der Schlange den Kopf abschneiden können glaubst du nicht, dass es sowas wie einen Anführer gibt. Wenn ich sage, dass die Leute Ihre Familien retten wollen, tust du es als Egoismus ab. Wir sagen, wir dürfen sie nicht im Stich lassen und müssen sie retten, du sagst wir opfern uns für die falsche Sache. „
    Gute Zusammenfassung ihrer 1-A Argumentation.
    „Das Ding ist... selbst wenn ich jeden deiner Einwände entkräften würde...“
    Was er eh nicht schaffen würde...
    „Würdest du vermutlich trotzdem einen Grund finden, um nicht mitzukommen.“
    Hat sie auch schon jetzt.
    „Du hast keine Einwände, du hast nur Vorwände.“
    Den Spieß könnte man auch umdrehen.
    „Es gibt hier kein richtig, es gibt kein falsch.“
    ...Díos mio, jetzt wird er mit Ansichtenscheiß kommen...bitte nicht.
    „Du glaubst es sei richtig zum Forschungszentrum zu gehen? Du hast recht, es wäre richtig dorthin zu gehen. Doch es ist falsch dafür Menschen zu opfern, die man nicht opfern muss. Es wäre richtig die Leute von Shengs Hope sofort zu retten, aber es ist falsch dafür die Mission in Gefahr zu bringen."
    ...und da haben wir den Ansichtenscheiß. Zwei Seiten der Medaille, blabla. Léo hasste es, wenn man ihr damit kam Denn leider kann man da wenig gegen sagen.
    Dadurch werden nur jegliche Meinungen und Entscheidungen gutmenschig auf eine Ebene gestellt, was das Eine so gut wie das Andere macht und damit egal, wie man sich entscheidet. Also im Endeffekt entschied dann die Mehrheit, der allein macht es wenig Sinn, das Forschungszentrum aufzusuchen.
    Solche Logik ist ne ganz miese, ausgelutschte Puta. Aber echt.
    Jackman atmete tief ein und aus.
    "Ich für meinen Teil werde definitiv zum Alamodome gehen und Adam garantiert nicht mitschleifen. Denn ich bin fester Überzeugung, dass wir das für uns Richtige tun. Also... danke... für die Ravioli. Wer weiss ob wir die Gelegenheit noch einmal haben."
    Der Ton in seiner Stimme gefiel ihr überhaupt nicht und ließ sich alle ihre Nackenhaare aufstellen.
    Da war eine Schwere, die alle Alarmglocken klingeln ließ bei der Schwarzhaarigen.
    Doch noch ehe sie irgendwie reagieren konnte, krönte Hju seine „Darbietung“.
    Er legte seine Rechte in Ihren Nacken und während er sich nach vorn beugte, zog er Léo Kopf langsam zu sich und drückte Ihr einen Kuss auf die Lippen.
    Bingo. Alles in ihr begann zu kribbeln.
    Die Berührung war nur von kurzer Dauer, er löste sich wieder von ihr und schaute ihr in die Augen.
    All die unerfüllten körperlichen Sehnsüchte der letzten Wochen kamen wieder in ihr hoch und schrien ihr zu, wie sehr sie das wollte. Mit aller Mühe unterdrückte sie den Drang, ihn nicht einfach hier an Ort und Stelle zu nehmen.
    "Wofür du dich auch immer entscheidest... teils mir einfach mit. Wenn du dich nicht entscheiden kannst... teils mir einfach mit. Vielleicht finden wir ja noch eine Möglichkeit dich zu überzeugen. Dann muss ich das nicht allein machen."
    Der Sack wusste ganz genau, was er tat und sie war so sehr Sklave ihrer Instinkte und Leidenschaften, dass sie dem Nichts entgegen zu setzen hatte. Da hätte er dieses schmalzige Ende nicht noch dransetzen müssen.
    Léo wurde klar, wie verdammt gut er Leuten etwas vormachen konnte. Denn sie konnte nicht sagen, ob er das ernst meinte oder es einfach ne verdammt gute „Geschichte“ war, die er ihr auftischte.
    Ihre Gesichter immernoch nur Zentimeter voneinander entfernt, schweifte ihr Blick zum Rest der Gruppe.
    Jegor hatte sich wegen irgendwas scheckig gelacht und ging nun friedlich neben Evi zu den Anderen am Lagerfeuer. Also hat er sich weichklopfen lassen.
    Absolut glänzend.
    Er war der Einzige gewesen, mit dem sie fest gerechnet hatte von seinem Auftreten und der Leidenschaft seiner Worte her.
    Alleine macht es keinen Sinn, zum Forschungszentrum zu gehen. Die Hockerbande, die sicher bei Adam bleibt, hat garantiert zu viel Schiss dazu. Und mit denen Löcher in die Luft gucken, während die Gutmenschen zum Dome gehen und sich gegenseitig zerfetzen werden... dann packt sie sich lieber ein paar Nüsse ein und genießt da die Show.
    Mierda, mierda, mierda.
    Zähneknirschend sah sie wieder Hju an. Léo packte ihn an seinem engen Shirt.
    "Esta gacho....also gut, aber das heißt nur, dass ich mitkomme, nicht, dass ich gleich meinen Arsch für irgendeine Roulladentrulla oder so riskiere."
    Sie ließ ihn los und stieß ihn weg.
    "Du schuldest mir was für diese Schleimtour...“
    Damit wandte sie ihren Blick von ihm ab und blickte wieder stur hinaus in die Ferne.
    So eine verdammte Scheiße.

  11. #71
    Léo knirschte hörbar mit den Zähnen. Hoffentlich hatte er es gescahfft Ihre Meinung so mürbe zu machen, wie auch das Geräusch für ihn zermürbend war. Dann packte sie ihn fest an seinem Shirt und ballte die Hand zu einer Faust.

    "Esta gacho....also gut, aber das heißt nur, dass ich mitkomme, nicht, dass ich gleich meinen Arsch für irgendeine Roulladentrulla oder so riskiere."

    Sie öffnete die Hand wieder und stieß ihn mit der Handfläche weg.

    "Du schuldest mir was für diese Schleimtour...“

    Damit wandte sie ihren Blick von ihm ab und blickte wieder stur hinaus in die Ferne.
    Jackman konnte sehen wie es in der Latina brodelte und er fühlte sich auch schlecht dabei so eine Nummer mit ihr abzuziehen.
    Doch er hielt einfach nicht viel davon die Gruppe in zwei verschiedene Richtungen zu senden von denen beide gefährlich waren.
    Ein paar die hier bleiben und aufpassen und sich nur im Notfall aus dem Staub machen? Das klang nach einem Plan der ihm besser gefiel.


    "Keine Sorge, sobald das vorbei ist werd ich was ordentliches kochen. Vielleicht Dosen-Frühstücksfleisch mit einer Dosen-Erbsen und Vakuum-Knäckebrot Panierung und dazu Dosen-Bohnen Carpaccio"

    Léo schaute ihn entgeistert an.

    "Muchacho... Carpaccio ist aber auch nur ein fancy Begriff dafür, dass du Bohnen in Scheiben schneidest."

    Ja, natürlich war es das. Mit solchen Begriffen schaffte es jeder Koch aus dem kleinsten Scheiß etwas zu machen was einfach nur gut klingt, aber halt trotzdem... kleinster Scheiß war.

    "Klar, ich könnte natürlich sagen... Jo, ich schab mal so nen lappigen Fleischkloß aus ner Büchse, schmier da zerdrückte Erbsen drauf und brösel Knäckebrot drüber. Danach schneid ich dicke Bohnen in Scheiben und ab geht die Lutzi. Aber das klingt halt scheiße."

    Jackman stand nun auf und zog die Schultern nach oben.
    Manchmal ist es die Illusion von etwas besserem was uns wirklich von etwas überzeugt und Hugh wusste... auch wenn die Leute hinter Ihrer Sache standen. Ab und an bräuchten sie jemanden der ihnen alles nochmal ein wenig schmackhafter machte.

    "Ich glaub wir sollten uns auch bald wieder auf den Weg machen... vorher... muss ich aber noch was loswerden."

    Hugh lief langsam wieder auf die Gruppe zu. Alle waren sie mittlerweile wieder um das schwelende Lagerfeuer versammelt, ließen noch ein wenig die Strapzen der letzten Stunden abklingen. Man sah ihn allen deutlich an, dass nicht nur die letzten Stunden sondern auch Tage arg in Leidenschaft gezogen haben.
    Doch die nächsten Stunden die folgen, würden vermutlich alles in den Schatten stellen.
    Sie begaben sich in den Bauch der Bestie.

    Der ehemalige Schauspieler ging langsamen Schrittes zum Lagerfeuer schaute noch einmal kurz zum Alamodome.



    Bedrohlich erhob sich das Stadion vor ihnen. Die schwarzen Vorhängen die jede ehemalige Öffnung verdeckten. Die lodernen Flammen welche das Gebäude in ein unheimliches Licht tauchten.
    Jackman war sich sicher. Egal was sie dort erwartete. Es würde ihre bisher tödlichste Station sein.
    Alles was ihnen vorher entgegengeworfen wurde war nur Vorbereitung, jetzt wird es ernst. Wirklich ernst.

    "Hey."

    Der gealterte Mann drehte sich zum Rest seiner Truppe und überblickte sie.

    "Passt mal auf. Ich weiss, es gab ein wenig Streit zwischen uns was wir als nächstes tun sollten. Aber ich denke, das konnten wir beilegen. Das ist auch gut so. Denn jetzt brauchen wir mehr Zusammenhalt denn je."

    Jackman steckte seine Linke in die Hosentasche und deutete mit einer ausschweifenden Geste der Rechten über die Landschaft hinter sich.

    "Ich will euch nicht erzählen, dass wir da jetzt reinspazieren, unsere Leute rausholen und uns dann ein Happy End haben werden. Wir sind in keinem Film aus den 90ern. Das ist 2033 und das echte Leben. Ich muss euch auch alle nicht daran erinnern, dass wir bereits einige... Verluste... haben."

    Jackman schluckte schwer und senkte den Blick.
    Er ging all die Leute durch die nicht mehr unter ihnen weilten. Sei es, weil sie gestorben oder einfach... gegangen sind.
    Jeder einzelne traf die Gruppe schwer.

    Doch wenn sie zusammenhielten... dann waren sie stark und würden alles schaffen können.

    "Es wird nicht einfach... aber wir sind so weit gekommen. Haben so viel geschafft und in uns brennt immer noch das Feuer. Seit heute vermutlich heißer als zuvor. Ihr alle macht mich stolz. Keiner von euch hat jemanden von uns bisher im Stich gelassen und ich will auch nicht, dass irgendwer von euch das denkt!"

    Er selbst zweifelte an sich und seinen Entscheidungen. War es wirklich richtig gewesen Vincent im Dschungel mitkämpfen zu lassen? Hätte vielleicht nicht er selbst das Gitter nehmen sollen anstelle von Will?
    Er zweifelte... und doch wusste er, dass sich manche Dinge nicht vermeiden lassen und es keinen Sinn macht sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen und selbst zu zerstören.



    "Haile! Du hast dich immer wieder in Gefahr gebracht, sieh wo du heute stehst. Seite an Seite mit deiner Familie.
    Eryn! Vor 2 Wochen noch Barfrau und jetzt? Bedienst du Flammenwerfer und Gewehre.
    Howard? Du bist definitiv weiser und besonner als. Ohne dich hätte ich bestimmt großen Mist gebaut.
    Frank, du wirfst dich immer wieder in die Schusslinie. Ohne deinen mutigen Einsatz und deine Erfahrung hätten sich andere in Gefahr begeben müssen, dafür danken wir dir alle!
    Léo... auch wenn es manchmal so aussiehst als hättest du keinen Bock auf alles hier... du machst einen verdammt guten Job, ehrlich jetzt.
    Und Mensch, Evi. Die Frau für alles, wenn ich je draufgehe, bist du die nächste Anführerin dieser Truppe.
    Hey... und Jäger."


    Jackman ging auf den Russen zu der fast schon instinktiv die Haken zusammenschlagen wollte, doch bevor er irgendwas machen konnte salutierte Hugh noch vor ihm.

    "Ich hab keine Ahnung von dem ganzen Militär Kram... aber du bist der beste Soldat den sich diese Truppe wünschen kann."

    Vom Eifer gepackt griff Jackman an sein Gewehr und lief wieder auf die Klippe zu.
    Er fühlte sich gerade wie diese halbnackte Frau im Gemälde "Die Freiheit führt das Volk".
    Ihm hingen zwar keine Titten aus dem Ausschnitt, aber er hatte ein Gewehr, und stand auf einer kleinen Erhöhung und ja... vielleicht fehlte ihm auch die Flagge. Doch die hätte er Eryn ja auch schwer vom Leib reißen können.
    Stattdessen reckte er halt die Faust in die Luft.

    "FÜR HOPE!"

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