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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 5 – Crossroads - "Zwischenspiel"

  1. #1

    [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 5 – Crossroads - "Zwischenspiel"



    Spielleitung: Daen
    Grafiken: Shinshrii


    Station 5 – Crossroads (Somerset, 10 Meilen südwestlich San Antonio)
    Startzeit der Station im Spiel: 04. Oktober 2033, nachmittags
    Dauer des Tages in realer Zeit: Mittwoch Abend, 21.10.




    Einleitung:



    Direkt vor ihnen erstreckte sich San Antonio, die Stadt, die Rettung versprach. Die Stadt, in der die Menschheit die größte Katastrophe ihrer Existenz abwenden können würde.

    Und es war der Ort, an dem nicht nur Adam seine finale Bestimmung würde finden können, Nein, es war auch der Ort, an den man ihre Familien und Freunde und jede Seele aus Shengs Hope verschleppt hatte.

    Sie konnten sie sehen, beide Orte…

    Im Nordwesten der Stadt, auf einem kleinen Hügel gelegen, lag das Forschungszentrum. Die älteren Reisenden unter ihnen erinnerten sich noch daran, wie in den Nachrichten berichtet wurde, dass schweres Militärgerät und Forscher hierher gebracht wurden, um eine Safezone zu errichten, in der Hoffnung, Mexiko würde die Flüchtlinge aus den USA aufnehmen, so sie denn in geordneten Strömen kämen. Auf dem Hügel gelegen, vielleicht nur fünf Meilen entfernt, lag es nun: Das Forschungszentrum San Antiono, umgeben von einer stabilen Mauer aus Militärbestand und trotzdem war das Gebäude, das einstmals in weiß und Glas erstrahlte, schmutzig und grau – als hätten dort ebenfalls Kämpfe stattgefunden. Trotzdem war es ein silberner Lichtstreif der Hoffnung, gemessen an dem Gebäude, welches sich im Osten von ihnen befand!

    Der Alamodome, einst ein Tempel des Sports, war es nun die Kultstätte der Kultisten. Das riesige Gebäude war heruntergekommen und in wahnsinniger Kleinarbeit hatten der verrückte Kult begonnen, sämtliche Wände und Öffnungen mit schwarzem Tuch zu verhängen. Meterhoch ragten der Stoff nun von den Balken und gab dem gesamten Bauwerk den Anstrich einer schwarzen, schwärenden Wunde. Einstmals war das Stadion von vier großen Balken an jeder Seite gestützt worden, Diese waren nun ebenfalls geschwärzt und zwischen den Balken waren Seile gespannt worden, wahrscheinlich riesige, feste Stahlseile, an denen nun Leiber baumelten. Verrottet und verwest, also schon seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, dem Untode anheim gefallen und hier hängend wie ein Mahnmal. Wie perverser Christbaumschmuck, eine Zierart, die den wahnsinnigen Charakter der Kultisten und ihre Liebe zum Tod unterstrich – denn ab und an bewegten sich die Hängenden müde oder stöhnten leise in den Wind hinein, ein hundertfach gebrochener Laut aus staubigen Kehlen, der bis zu ihnen drang und in der Nähe des Stadions permanent zu hören sein musste. Und wahrscheinlich jeden langsam wahnsinnig machte…
    Kultsymbole und Familienzeichen waren auf die verschiedenen Stoffbahnen gepinselt worden, man konnte sie von hier aus erkennen und wieder war es an Haile und Jackal zu wissen, dass dies ein Tribut und Zeichen an alle Kultisten war, sich hier zu versammeln. Zu nichts Anderem denn einer letzten, finalen Schlacht.

    Und sie waren gekommen! Mit Feldstechern und Ferngläsern aus ihrer Ausrüstung konnten sie erkennen, dass sich aus dem Norden und dem Osten jeweils zwei große Armeen näherten. Die Staubwolken, aufgewirbelt durch marschierende Feinde, kündeten vom Kommen! Beide Armeen zusammen mussten tausend Gegner zählen. Natürlich war der Löwenanteil dieser todbringenden Horde das einfache Fußvolk an Zombies, die noch immer seltsam kontrolliert als wimmelnder Heerwurm in ihre Richtung marschierten. Dazwischen waren jedoch auch immer wieder wahre Kultisten zu erkennen, groß und breitschultrig, gesegnet von einer Mutation des Zombievirus‘ und geschultert hatten sie ihre schweren Stahlwaffen. Und dann, auf Pferden reitend, die Anführer, die einzelnen Kultistenfamilien, die in Adam ihren religiösen Messias sahen und ihn um jeden Preis befreien wollten. Beide Armeen waren noch weit weg. Es war noch Zeit, genug Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.
    Würden sie zuerst den Dome angreifen und ihre Freunde befreien, dann wären die Armeen heran und würden kurz nach ihnen auf dem Forschungsgelände auftreffen. Natürlich würde selbst dann genug Zeit bleiben, um Abwehrmaßnahmen zu ergreifen, aber mit dieser Armee im Rücken würde es deutlich schwerer werden, Adam seinem Schicksal und seiner Bestimmung zuzuführen.

    Sollten sie jedoch die Gunst der Stunde nutzen und zum Forschungszentrum durchstoßen, während die Kultisten vor Ort noch die Opferung ihrer Familien vorbereiten würde, könnte nur ein Bruchteil der feindlichen Armee rechtzeitig vor Ort sein, um zu versuchen, ihnen Adam zu entreißen.
    Nun mussten sie sich entscheiden…
    Doch was immer sie auch tun würden - nun galt es, Atem zu schöpfen und sich nach dem Gewaltmarsch zu erholen.
    Eine willkommene Gelegenheit, so oder so.






    Zitat Zitat
    Lagebericht:
    Leben und Verderben lagen nun in ihren Händen und Beides harrte ihrer Entscheidung. Sie würden Leben retten, wenn sie auf den Forschungskomplex mit aller Eile vordringen würden, doch war es auch an ihnen, das Leben geliebter Menschen zu retten, sollten sie zuerst den Alamo-Dome angreifen und so ihre Familien und Freunde befreien.

    Zitat Zitat
    Crossrads
    Anzahl: Alle
    Hintergrund: Trefft die schwerste Entscheidung, die Menschen jemals zu treffen, gezwungen waren!

    Geändert von Daen vom Clan (02.11.2015 um 11:55 Uhr)

  2. #2
    Der Tod von Will hatte Howard schwer getroffen. Er war noch so verdammt jung gewesen. Falls sie wirklich schaffen sollten, eine Impfung zu finden wäre er sicher unter denjenigen, die die Früchte ihrer Arbeit sehen und selbst an dieser neuen Zukunft arbeiten konnte. Gerade als Mediziner würde ihm hier eine Schlüsselrolle zukommen. Stattdessen war er bereits der zweite in ihrer Gruppe, der sein Leben im Kampf gab. Howard fühlte sich schuldig, auch wenn er rational verstand, dass er getan hatte, was er konnte.
    Was ihn auch schlaflose Nächte bereitete auf ihrem Weg nach San Antonio, waren die Bilder, die er während des Kampfes gesehen hatte. Die Kultisten hatten es geschafft auf irgendeine latente Fähigkeit der Infizierten zuzugreifen. Er hatte schon länger spekuliert, dass dieser Virus militärischen Ursprung gehabt haben muss. Das war nun der Beweis. Auch, wenn ihr Experiment fehlgeschlagen hatte, teile davon schienen zu funktionieren. Und dieser Gedanke machte Howard Angst. Selbst wenn sie eine Impfung hätten, es musste noch Milliarden an Infizierten geben. Jemand der all diese Massen kontrollieren kann, war immer noch eine enorme Gefahr für den Rest der Menschheit. Er hoffte, dass sich diese Fähigkeit nur auf eine seltene Mutation des Virus' beschränkte. Aber war es genug zu hoffen, war es nicht ihre Pflicht, etwas zu tun?

    In den Tagen während ihrer Reise wandte er sich an ihren Anführer, Jackman. Er hatte Glück, dass er gerade alleine war, nicht von seinem neuen Fangirl begleitet.

    "Falls wir das alles hier schaffen, eine Impfung finden. Es könnte sein, dass es nicht ausreicht. Falls diese Kultisten es schaffen, eine immer größere Menge an Infizierten .. an Zombies, wenn du willst, .. unter ihre Kontrolle zu gewinnen, ist es egal ob wir uns selbst vor der Krankheit schützen können, eine Armee von Millionen kann niemand abwehren, weder vor 20 Jahren, noch heute. Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht passieren kann, sonst ist alles umsonst."


    Er sprach nicht aus, was er genau meinte. Aber er sah in Jackmans Augen, dass er verstand. Eine solche Aufgabe könnte Jahre dauern, die Kultisten waren fast überall, aber ignorieren konnten sie nicht.

    Den Rest der Reise versuchte Howard einfach forwärts zu denken, nicht zurückblicken. Es gelang ihm auch eingermaßen. Sie kamen einigermaßen gut voran, so gut wie es die Ruinen der verfallenen Großstadt eben zuließen.

    Bis die dann, an einer Erhöhung, ankamen und es vor sich sahen.

    San Antonio.


    Und das Zentrum allen ihres Übels, ihr "Hauptquartier". Es mussten hunderte Kultisten sein. Tausende vielleicht. Und ihnen gefolgt war auch ihre treue Armee an Untoten.

    Howard blickte zu Jackman, der seinen Blick erwiederte. Ob jetzt, oder später, sie konnten sie nicht lebend von ihr gehen lassen, nicht wenn sie zukünftige Generationen verdammen wollten.

    Geändert von Mivey (17.10.2015 um 14:05 Uhr)

  3. #3


    In ihren Gedanken sah sie ihn noch immer fallen. Sie sah unzählige Male die Hand vor sich, die an Wills Knöcheln riss und ihn in sein Verderben stürzte, blickte auf seinen Körper, in den sich unzählige, verfaulte Zähne gruben, immer und immer wieder. Bis er nicht mehr schreien konnte. Erst dann hielt sie den Flammenwerfer wieder in die Menge, verbrannte nicht nur seine Mörder, sondern auch ihn, um ihnen nicht die Chance zu geben, seinen Leib weiter zu schänden.

    An Schlaf war nicht zu denken. In ihr regierten Trauer, Wut und Gleichgültigkeit allem Weiteren gegenüber. Immer wieder holten körperliche Reaktionen sie ein; Übelkeit, Schweißausbrüche. Sie wusste nicht, ob es lediglich Wills grausamem Tod geschuldet war oder sich die Infektion den Weg durch ihren Körper bahnte. Viel mehr als eine wütende Hülle war sie nicht. Ungefähr so müssten sich die Zombies fühlen.

    Der Arzt selbst war es, mit dem sie darüber gesprochen hatte.

    "Und eigentlich bin ich ganz froh darüber, dass das alles so ist wie es ist. Ich musste nie mit ansehen wie mein Vater starb. Oder meine Mutter. Mein Bruder. Ich habe sie einfach... irgendwann nicht mehr gesehen. Das habe ich vielen voraus. Das hört sich kalt an, aber... allein zu sein - also: Ohne Leute zu leben, die wirklich auf Augenhöhe mit mir sind -... das hat für mich immer gut funktioniert."

    Sie hatte an ihre Worte geglaubt. Doch jetzt hatte sie nur noch ein verbittertes Lächeln für die Erinnerungen an das Gespräch mit Will übrig. Jetzt wünschte sie sich, dass der Mediziner nicht der erste, große Verlust in ihrem Leben gewesen wäre, dass irgendetwas zuvor sie hätte abhärten können. Denn es traf sie so schwer, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.

    Snowball versuchte immer seltener, sie aufzuheitern. Die Katze schien mehr und mehr verstanden zu haben, das ein süßer Fellknäuel nicht genug war, um den Verlust eines guten Freundes wett zu machen. Die Menschen sagten oft, dass alle irgendwann sterben. Dass es im Vergleich zu früher normal sei, wenn das passierte. Bullshit. Sie kannte früher nicht. Und es war nicht normal. Die Gefahr war größer, was die Menschen mehr kämpfen ließ. Und je mehr man kämpft, umso größer war der Fall.

    Als sie vor der Entscheidung standen, war diese erstaunlich leicht. Sie überlegte nicht eine Sekunde. Will selbst hätte nicht einen Moment gezögert, nicht nur wegen seinem Vater. Will tat immer, was anderen half. Und sie würde jetzt seinen Part einnehmen. Wenn nicht für sich oder für Torres oder für irgendjemanden auf der Welt, dann für ihn. Freunde müssten gerettet werden, bevor es zu spät war. Und erst dann würde man sich der Mission widmen. Sie würde ihre Trauer bei Seite schieben, zumindest so lange alles getan war, was getan werden musste. Es war keine Zeit für Trauer. Es war Zeit für Taten. Eryn erhob die Stimme vor all ihren Begleitern:

    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!"

  4. #4
    Das ist es also. San Antonio. Dieser Name wird nach den Ereignissen der nächsten Tage entweder als der Beginn einer neuen, freien Welt in die Geschichte eingehen, oder zum bitteren Ende einer letzten Hoffnung der Menschheit werden. Trostlos erstreckten sich die verlassenen Gebäude vor ihnen, dreckige Fenster klafften wie tausend Augenhöhlen aus den farblosen Betonkörpern. Die Stadt selbst ein toter Koloss, dessen Adern seit Langem aufgehört haben mit Leben zu pulsieren. Nur der Alamodome im Osten der Stadt durchbrach die Tristesse, erhob sich in der Ferne wie ein schwarzer Tumor. Der Himmel wirkte blass, bedrückende Stille legte sich über die Wanderer, umhüllte sie, zerrte an ihren aufgerütteten Nerven.

    Nachdem das modifizierte Gefährt durch den waghalsigen Einsatz von Eryn, Léo, Evi und Will eine Schneise der Verwüstung in die Zombiehorde geschnitten hatte, wurde es für die Nachzügler ein leichtes Spiel die Barrikade zu passieren und sich den Anderen wieder anzuschließen. Der gesamte Highway war meilenweit überwuchert mit verwesten Körpern. Manche brannten immer noch, das Feuer wanderte mit dem Wind von einer Leiche zur nächsten und hinterließ nur verkohlte, harmlose Überreste. Bisweilen griffen dürre Hände nach ihren Stiefeln, einige konnten sogar immer noch stehen und ihnen entgegen torkeln. Sie fielen ohne die geringste Chance auf Gegenwehr. Pflichtbewusst hielt JägerAusschau nach den lebenden Toten, solche die von dem Wagen nicht erwischt oder nur geringfügig verletzt wurden und weiter in ihrer ewigen, ziellosen Trance durch die Leichenberge wanderten. Es wird Andere geben, die ebenfalls diesen Weg aus welchen Gründen auch immer einschlagen werden. Und es lag an jedem Einzelnen diese Arbeit fortzuführen, bis kein Untoter mehr übrig ist. Wer weiß, es könnte zu einer Art Pilgerfahrt werden. Find a Zombie, kill a Zombie. Menschen würden sich zusammentun und ihren Anspruch auf ein freies, geordnetes Leben einfordern. Sie würden alles tun, was notwendig sein wird um ihren Kindern eine andere, eine bessere Welt zu zeigen, eine, die nicht übersät ist mit Tod und Verwesung. Genug des ständigen Überlebenskampfes, genug von diesem Kultisten-Bullshit, von diesem Geschwür, das die Welt als ihre Geisel hält.

    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!"

    Eryns leidenschaftliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er war dankbar dafür. Noch ein Stück weiter und er hätte an Will gedacht, der nicht mehr in der Gruppe gewesen ist, als Jäger und der Rest zu den Kämpfern hinzu gestoßen waren. Er hatte nicht nach ihm gefragt. Hat nur stillschweigend seine Abwesenheit wahrgenommen und als schließlich der Marschbefehl kam, warf er sich den schweren Rucksack über die Schulter und setzte den Weg fort. Später, wenn das Alles vorbei ist, wird Zeit zum Trauern bleiben. Immerhin ereilte den Arzt ein wahrer Heldentod, mehr konnte man nicht verlangen. Jäger war müde, er sehnte sich bereits danach.

    "Ich.", sagte er leise zu niemand Bestimmtem. Dann etwas lauter: "Ich. Ich bin dagegen." Er spürte die Blicke der Anderen auf ihm ruhen und senkte seinen Eigenen. In seinem Körper machte sich eine Leere breit, die er nicht mehr aufhalten konnte und wollte, und so ließ er es gewähren. Zersetze meine Eingeweide, nimm mir mein Gehirn und mein Herz. Eine leere Hülle soll sich dieser Übermacht am Horizont entgegen werfen, ohne Emotionen, ohne Angst. Etwas Anderes würde die Mission zum Scheitern verurteilen, und für ihn gab es nur diese eine Mission. Eine Einzige, seit Sheng ihm die Hand auf die Schulter gelegt und ihm tief in die Augen geschaut hatte. Wie gerne er sie alle wiedersehen würde. Stark schlug die Lust nach Rache in seiner Brust und er betete zu allen Göttern die es gab, dass das Pochen aufhören und von der Leere rasch verschluckt werden würde. Keine Ablenkung, kein unnützes Gefühl durfte seine Hand führen, seinen Blick von dem wahren Ziel wegführen. Nur die Strategie und der Kampf müssen übrig bleiben.

    Er sagte es noch einmal:

    "Ich bin dagegen. Es ist zu gefährlich für unsere Mission, zu knapp bis die Horde uns Weg abschneidet. Die Menschen, die wir lieben werden sterben, damit so viele andere Menschen überleben können. Wirmüssen erfolgreich sein, und wenn es unser letzte Atemzug und den unsere Freunde bedeutet. Es gibt keine andere Weg. Rettung der Welt ...", er machte eine Pause und seine Augen blieben an der schwarzen Festung hängen und dem blanken Wahnsinn, den sie beherbergte. "Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände." Er empfand einen Funken Stolz er als den letzten Satz hervorbrachte ohne über die komplizierten Worte zu stolpern. Gleichzeitig hoffte er, dass auch dieses Gefühl bald im Nichts verschwindet. Für Stolz gab es keinen Platz mehr.

    Geändert von truecarver (17.10.2015 um 15:05 Uhr)

  5. #5
    Die Reise war still. Vorher, selbst nach Vincents Tod, gab es einige Gespräche, ein Lachen, mehr als unruhige Konzentration und ein stumpfer Wille zum vorwärts kommen. Haile saß auf Jacks Pferd, dass unter ihrer Führung langsam, sehr langsam seine blutunterlaufenen Augen verlor und nicht mehr so aggressiv auf alle anderen Wesen reagierte. Sie ritt immer etwas vor dem Rest der Reisegruppe, als Späherin, und weil sie versagt hatte. Es war genau so gekommen, wie es vorausgesagt wurde. Sie hatte ihren Vater getötet. Sie wird alle ins Verderben stürzen.

    "..."

    Als sich San Antonio im Licht der aufgehenden vor ihnen erhob, konnte Haile sofort sehen, was sie erwarten würde. Und was ihre Entscheidung sein würde. Die Minuten vergangen, bis alle anderen langsam aufholten und schließlich auf der Anhöhe, wie an einer Perlschnur aufgereiht, zum Stehen kamen.

    Wenn sie beobachtet werden würden, würden die Kultisten keine zerstörten, gebrochenen Siedler sehen. sondern entschlossene Menschen, die im Sonnenaufgang standen und alles tun würden, um ihre Familie zu schützen. In welcher Form auch immer.

    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!"
    "...!"

    Haile blickte zu Eryn, deren Dunkelheit im Herzen immer stärker wurde. Aber gerade nicht. Gerade war dort nur Licht. Die Schönheit blickte nach oben, direkt in Hailes Augen. Das Mädchen und die Frau, unterschiedlicher hätten sie nicht sein können. Aber hier waren sie sich einig:

    Wir retten unsere Familie.

  6. #6
    Jackman spürte keine Freude über irgendeinen Erfolg. Ihm war es recht egal wie weit Sie gekommen waren.
    Am Anfang der Reise hätte es ihn wenig interessiert wer wo und wie stirbt. Er hatte mit der Welt und seinen Bewohnern abgeschlossen.
    Aber als Sheng ihnen diese Chance gab. Den einen Lichtblick seit 20 Jahren... etwas erwachte dort in ihm. Ein Feuer welches er seit so langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

    Doch die Ernüchterung und die Tragik die sich im Dschungel abspielte.
    Die Flammen am Horizont.
    Der Verlust von Will an der Barrikade.

    Jackman spürte wie sein anfänglicher Enthusiamus vom Würgegriff der Zombies und Kultisten langsam erdrosselt wurde.

    Aber als sie in San Antonio ankamen und sahen was dort vor ihnen lag. Das Forschungszentrum auf der einen, der Dome auf der anderen Seite.
    Die zahlreichen Untoten die sich durch die Straße schoben, ihren neuen Herren treu ergeben...

    "Falls wir das alles hier schaffen, eine Impfung finden. Es könnte sein, dass es nicht ausreicht. Falls diese Kultisten es schaffen, eine immer größere Menge an Infizierten .. an Zombies, wenn du willst, .. unter ihre Kontrolle zu gewinnen, ist es egal ob wir uns selbst vor der Krankheit schützen können, eine Armee von Millionen kann niemand abwehren, weder vor 20 Jahren, noch heute. Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht passieren kann, sonst ist alles umsonst."

    Howard hatte Recht. Jackman nickte einfach nur ab. Was sollte er groß hinzufügen? Die Situation war einfach beschissen und nahezu auswegslos.
    Die beiden sahen sich wissend an als sie erneut über die schlurfenden Massen blickten.
    Es gab nur eine Option die sie ergreifen konnten, da war sich Jackman sicher und Eryn war die Erste die sie aussprach.

    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!"

    Jackman wollte lächelnd auf sie zugehen und ihr einfach nur beiseite stehen, als er jedoch eine leise Stimme vernahm.

    "Ich."

    Dann erneut, etwas lauter:

    "Ich. Ich bin dagegen."

    Jäger blickte starr auf die schwarze Festung, den Dome.

    "Ich bin dagegen. Es ist zu gefährlich für unsere Mission, zu knapp bis die Horde uns Weg abschneidet. Die Menschen, die wir lieben werden sterben, damit so viele andere Menschen überleben können. Wir müssen erfolgreich sein, und wenn es unser letzte Atemzug und den unsere Freunde bedeutet. Es gibt keine andere Weg. Rettung der Welt... Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände."

    Jackman dachte daran wie er noch in Shengs Hope lebte, unter all den Leuten. Niemand von ihnen lag ihm damals am Herzen und auch heute... die meisten waren für ihn Gesichtlose Menschen, ohne Eigenschaften, ohne Verbindung zu ihm. Denn so wollte Jackman er damals. Er wollte keine Nähe mehr zulassen.

    Doch als er in die Gesichter seiner Gruppe blickte erkannte er, dass er diesen Grundsatz schon lange gebrochen hatte.
    Sie waren seine Freunde. Sie waren seine Familie und wenn er selbst niemanden hatte den er wirklich retten wollte... dann half er dabei seinen Freunden die zu retten, die ihnen am Herzen lagen.

    "Jäger... ich hab die Mission anfangs auch vor alles gestellt. Ich wollte sie bewältigen, wollte unser Ziel erreichen, der Menschheit eine strahlende Zukunft bereiten. Aber weisst du was? Ich sehe in die Augen der Leute um mich herum und weiss... wie sollen sie in eine strahlende Zukunft blicken, wenn alles was sie haben im Dome festgehalten wird, vielleicht auch gefoltert wird oder noch schlimmeres."

    Jackman schluckte und blickte nervös in die Gesichter seiner Freunde.

    "Ich kann das nicht zulassen. Ich bin in die Jahre gekommen, ich habe nicht mehr viel zu verlieren. Du sagst, wir würden viel mehr verlieren wenn wir nicht sofort zum Forschungzentrum gehen... vielleicht. Vielleicht hast du Recht. Aber ich will die Chance nicht einfach wegschmeißen auch den anderen Menschen von Shengs Hope eine Zukunft zu geben. Mir ist es egal durch wie viele Zombies, Kultisten und andere wahnsinnige Fanatiker ich mich schießen und prügeln muss und wenn ich am Ende halb tot bin, infiziert wurde und selber kaum noch laufen kann... mich wird nichts mehr aufhalten. Selbst wenn ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen muss, ich lasse diese Menschen nicht im Stich. Ich lasse euch nicht im Stich. Ich... ich lasse meine Familie nicht im Stich."

    Jackman griff an den Lauf seines Gewehres und hob es in die Luft. Wie ein Freiheitskrieger stand er nun dort, sein Gesicht gezeichnet vom stählernen Willen die Menschen von Shengs Hope zu retten.

    "Für Hope!"

    Geändert von Gendrek (17.10.2015 um 15:28 Uhr)

  7. #7
    Es war eine deprimierende Weiterreise gewesen. Alleine Wills Tod wog schwer - jemanden aus der Gruppe zu verlieren war schrecklich, aber direkt dabei zu sein und hilflos zuzusehen war noch einmal ein ganzes Stück härter. Und auch wenn er selbst keine Sorgen mehr hatte, was Evi sich bei der Erinnerung an sein schauriges Ableben immer einredete, blieb sein Geist wie eine schwarze Wolke über den Hinterbliebenen. Vor allem Eryn. Die Taucherin hatte nicht den Mut gefunden, sie anzusprechen. Sie wirkte als hätte sie eine dicke Mauer aus stummer Trauer und Wut aufgebaut, und das war nur, was man nach außen hin erkennen konnte. Innen drinnen war es bestimmt noch härter für sie.
    Auch Haile war irgendwie seltsam. Noch mehr als sonst. Evi war erleichtert gewesen, als sie auf ihrem neuen, schwarzen Pferd, das auch ein bisschen gruselig aussah, zu ihnen gekommen war. Aber wirklich reden konnte sie mit ihr auch nicht, weil sie für die Gruppe spähte und meist etwas weiter vor ihnen ritt.
    Irgendwie wollte niemand so richtig eine Unterhaltung, als hätten sie alle tief drinnen gewusst, was sie als nächstes erwarten würde. Trotzdem war es irgendwie ein Schock.

    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!", hörte man Eryns Stimme, die schneidend klang, weil man sie einfach so lange nicht richtig gehört hatte. Creep war offenbar derselben Meinung, und Howard hatte Lancaster etwas zugemurmelt.
    Aber dann kam Jäger.

    "Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände."

    Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf - verstand er denn nicht, dass es hier kein "Entweder Oder" gab, sondern beides klappen würde?
    Lancaster war der erste, der Worte fand, um zu antworten. Und sie waren gut. Richtig rührend, und weil sie so aufgewühlt war, kamen ihr fast die Tränen.
    Aber der Kloß in ihrem Magen, der sich bei Jägers Worten augenblicklich gebildet hatte, lockerte sich etwas. Sie wollte es nicht zugeben, aber ihr ganzes Herz schrie danach, einfach zu den Kultisten zu spazieren und alle herauszuholen. Sheng herauszuholen. Ihn an der Hand zu nehmen und zu sagen "Du hast mir gefehlt." Und dann würde er nach Adam fragen, und sie würde stottern und antworten, dass sie noch dabei waren.... Ach ja. Sheng würde niemals wollen, dass sie die Mission wegen ihm gefährdeten.
    Aber Sheng wurde nicht gefragt.

    Evi wandte sich eher an Jäger, aber alle konnten sie hören.
    "Wir brauchen keine zweite Chance für Adam. Wir schaffen beides. Wir befreien unsere Leute und dann erfüllen wir unsere Mission, so einfach ist das. Jäger, glaubst du wirklich so wenig an uns? Ich habe vertrauen in die Leute dieser Gruppe und deshalb weiß ich, dass wir das hinkriegen. Wir haben so viel bisher geschafft, warum sollten wir jetzt plötzlich denken, dass wir dazu nicht mehr fähig sind?"

    Sie wandte Jäger nun den Rücken zu und sprach zu allen.

    "Rache bringt denen, die ihre Liebsten in den Händen der Kultisten wissen, nichts. Das motiviert uns nicht. Sie zu retten, das motiviert uns. Ich sage euch nur eines: Wenn wir ihnen nicht helfen, ist die Chance, Adam sicher an sein Ziel zu bringen, viel unwahrscheinlicher, weil die Hälfte unserer Leute nicht mit dem Herzen dabei ist. Klar ist es das "größere Wohl", einfach unsere Mission zu erfüllen, aber Menschen funktionieren nicht so. Persönliche Gründe sind immer eine größere Motivation, sie geben uns Antrieb, legen ungeahnte Kräfte frei, lassen uns Stärke finden, wo wir keine vermuteten.
    Eine Gruppe, bei der die Hälfte der Leute trauert, weil wir die Chance hatten, unsere Freunde zu befreien und es aber nicht gemacht haben, ist schwach. Eine Gruppe, die es gerade geschafft hat, ihre Liebsten zu retten, hat ungeahnte Kraft und wird sich auch schwierigen Herausforderungen mit einem Lächeln entgegenstellen."


    Sie sprach allgemein und war der Überzeugung richtig zu liegen, aber eigentlich sprach sie am allermeisten für sich. Sie wusste nicht, woher sie noch die Motivation holen sollte, den Sarg an irgendeinen Ort zu bringen, wenn nicht nur Shengs Hope, sondern auch seine Leute verloren waren. Und zwar, weil sie nicht einmal versucht hatten, sie zu retten. Das war unverzeihlich. So wollte sie nicht weiterkämpfen, so konnte sie es nicht.
    Schließlich stellte sie sich zu Lancaster, nickte ihm ernst zu und wiederholte seine Worte. "Für Hope!"

    Geändert von Lynx (17.10.2015 um 15:45 Uhr)

  8. #8
    Starr blickte sie zur Stadt, die Gruppe im Rücken, Mula grasend neben sich.
    Seit der Barrikade und des Todes des jungen Arztes Will lag eine bleierne Schwere über ihnen allen. Natürlich hat es wieder Jemanden getroffen, der wichtig gewesen war, der einen Beitrag geleistet hat. Wenn die faulen Säcke wegsterben würden, wäre das ja alles kein Problem, aber so...
    Es hätte diese heuchlerische, nervende Kerosin sein sollen, die ihre Hilfe angeboten hatte und dann nichts, rein nichts getan hat, außer sich an Hju ranzuschmeißen. Aber würde sie das ansprechen, würde sie garantiert wieder Gegenwind kassieren. Der Anführer schien zwar nicht begeistert von ihr, aber das musste noch lange nichts heißen. Wenn das noch lange so weiterging, würde sie Amok laufen und ihr war noch nicht klar, wer von beiden zuerst dran glauben würde.
    Viel schlimmer wog für sie, Haile die Tage immer an der Vorhut auf ihrem neuen Rappen reiten zu sehen. Mit Blut erkauft, dem Blut des Mannes, den sie dafür getötet hatte. An sich vernünftig, der Typ war offensichtlich eine Gefahr gewesen und einen reitbaren Untersatz zu haben, konnte nie schaden. Aber etwas stieß ihr mehr als sauer auf. Die Schnipselbotschaften waren für sie absolut idiotisch gewesen, doch für die Teenagerin hatten sie irgendeine tiefere Bedeutung gehabt. Und der Typ hatte diese blonden Haare gehabt... da war etwas zwischen den beiden gewesen, was sich die Latina vielleicht garnicht ausmalen sollte.
    Denn sie musste sich etwas eingestehen.
    Sie hatte den einen, entscheidenden Fehler gemacht.
    Haile war Léo wichtig geworden. Ihr war nicht egal, was das Mädchen tat oder dachte.
    Genau wie bei Evi. Und Hju, trotz oder gerade wegen Kerosin.
    Selbst Jegor, Jack und Mary waren ihr zumindest nicht vollkommen egal.
    Das waren viel zu viele Menschen.
    "Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!", hörte sie Eryn hinter sich sagen.
    Eure Freunde. Nicht meine. Eure Familien, nicht meine.
    "...!"
    Meine...“Freunde“, meine „Familie“ waren wenn dann in dieser Gruppe hier. Und verdammt, sie würde sie „retten“, indem sie ihnen nicht einem unnötigen Risiko aussetzte, wahrscheinlich sowieso schon tote Leute zur Hilfe zu eilen.
    Léo umfasste den Zahn des Zombrillas, den sie sich nun mit einem kleinen Loch an ihrer Kette eingefädelt hatte.
    Ausgerechnet die Stimme des Russen erhob sich nun: "Ich. Ich bin dagegen.
    "Ich bin dagegen. Es ist zu gefährlich für unsere Mission, zu knapp bis die Horde uns Weg abschneidet. Die Menschen, die wir lieben werden sterben, damit so viele andere Menschen überleben können. Wir müssen erfolgreich sein, und wenn es unser letzte Atemzug und den unsere Freunde bedeutet. Es gibt keine andere Weg. Rettung der Welt... Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände."
    Danke, eine Stimme der Vernunft. Es war hart, aber wahr.
    "Jegor hat Recht.", meinte sie halblaut, ohne zu wissen, ob es Jemand hörte.
    Dann brandeten ausgerechnet Guapo und Evi mit Reden dagegen auf und schloßen mit einem:
    "Für Hope!"
    Diese Ironie.
    "Für die Hoffnung?", hob Léo nun deutlicher zu vernehmen an und drehte sich um.
    "Adam ist unsere Hoffnung, die Hoffnung aller. Wir sind die Hoffnung, denn wir bringen Adam dahin, wo er hin soll. Und die meisten von euch halten nicht viel von mir, aber Eryn hat Recht: Ich lasse nicht zu, dass die Leute, die mir wichtig sind, verdammt werden. Und das werden sie, wenn sie zu den wahrscheinlich eh schon toten Überresten Shengs Hopes gehen. Ihr denkt vielleicht, dass ich mich „nicht integriere und helfe“, aber im Gegensatz zu so manch anderem hier habe ich jedes Mal meinen Arsch riskiert, um euch zu retten und zu helfen, und das nicht mehr nur für die Mission, sondern wegen den paar unter euch, die mir was bedeuten.“
    Ihre Augen flackerten.
    "Also nein, ihr seid meine Hoffnung, verdammter Scheiß. Und diese Hoffnung wird sich nicht einfach das Klo runter spülen, indem sie sich an eine falsche Hoffnung hängt...“

    Geändert von Mephista (17.10.2015 um 15:50 Uhr)

  9. #9
    Damit hatte er gerechnet. Jäger ging immer davon aus, dass es in dieser Welt keine Zivilisten mehr gab. Jeder ist ein Soldat, ob er es will oder nicht. Ob er Angst vor dem Tod hat oder nicht, ob er den Willen hat, das Unmögliche zu vollbringen oder nicht. Wir alle sind Armeen, deren Reihen sich während des nie enden wollenden Ausnahmezustandes lichten. Nach und nach fressen uns die Menschen, die wir einst liebten. Und diese Leute hier ... ja, sie waren Soldaten. Bis zu Letzt folgten sie den militärischen Tugenden. Taktisches Planen, Schwächen des Feindes ausnutzen, situationsgemäß überlebenswichtige Entscheidungen treffen im Angesicht einer Übermacht. Der Hunger, die Kälte, der Schmerz. Diese Reise hatte aus einer handvoll Siedlern Krieger gemacht. Sie haben ihre Talente erweitert und die eigenen Bedürfnisse an letzte Stelle gestellt. Wenn jemand diese Reise zu Ende bringen konnte, dann dieser ungleiche Haufen gleichgesinnter Individuen.

    So dachte er bis zu diesem Augenblick. Jägers Schultern sanken nach unten, je mehr er den Worten von Lancaster und Evi lauschte. Je mehr sie von Hoffnung redeten, umso mehr schwand die Seinige. Als sie fertig waren, trat Stille ein. In seinem Kopf hatten sich bereits Worte gebildet, die er ihnen entgegen schleudern wollte. Mit denen er sie wachrütteln wollte. Aber sie kamen nicht über seine Lippen. Er fühlte nicht die Kraft, das zu sagen was gesagt werden musste. In den Augen seiner Mitstreiter loderte es leidenschaftlich, sie gingen völlig in ihren Gefühlen auf. In ihrer Nächstenliebe, ihrer Sentimentalität, der kindlichen Hoffnung, dass man doch alles erreichen konnte, wenn man nur fest genug daran glaubt. Wenn ihr eine Sternschnuppe seht, dann Macht eure Äuglein ganz fest zu und wünscht euch etwas und seht wie der Wunsch in Erfüllung geht. Nein. Diese Welt bestand nicht aus Regenbögen und Einhörnern. Sie bestand aus nacktem Beton und dem Gestank verfaulter Leichen. Sie bestand aus der harten Entscheidung das Leben der Wenigen für das Überleben aller zu opfern.

    Dann hörte er Léos Stimme und nahm ihre Nähe neben sich wahr, als sie sich sich neben ihn stellte. Sie hatte also auch eine Entscheidung getroffen und sie ist ihr bis zu Letzt treu geblieben. Er nickte, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem.

    "Man braucht ... chahones, ja? ... um nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Leben Anderer für Mission zu opfern.", sage er langsam, jedes Wort musste einzeln aus dem Mund gedrängt werden, sonst weigerten sie sich von alleine herauszukommen.

    "Ihr macht große Fehler, wenn ihr eure Emotionen euer Handeln beeinflussen lasst." Er wandte sich zu Evi. "Ich sage: wenn jemand wertet seine eigene Bedürfnis, seine Liebste wieder zu sehen, höher als seine Pflicht zu tun, so kurz vor Ziel, dann das ist kein Mut. Das ist kein Held. Das ist Wahnsinn. Es widerspricht jeder taktischen Überlegung."

    Ihm war nicht aufgefallen, wie sich seine Nägel in die Handflächen bohrten. Kleine weiße Halbmonde blieben zurück, als er seine Hände wieder entspannte.

    "Meine eigene Familie ist tot. Sie tot und nichts sie wird zurückbringen. Und trotzdem stehe ich hier. Trotzdem werfe ich mich auf scharfe Klinge wenn das uns dem Ziel näher bringt. Denn ihr Tod macht mich nicht schwächer, er macht mich stärker. Ich will das allen anderen ersparen, versteht doch! Kein Kind mehr soll mit eigene Augen ansehen, wie seine Familie vergewaltigt oder zerfleischt oder in Zombie verwandelt wird. Wir haben eine Verantwortung, blyat, weil wir Einzige sind, die dem können ein Ende machen! Wir uns nicht leisten können, Chancen in Wind zu schießen, denn der Feind wird es nicht auch tun. Er wird alles war er hat nutzen um uns aufzuhalten, alles! Denkt an Shengs Hope. Er machte weder vor Frauen noch Kinder halt um uns zu stoppen! Und nun hat er endlich das, was er damit erreichen wollte. Mit Zerstörung unserer Siedlung und der Entführung machte er uns unkonzentriert, drängte uns von unserem Weg ab. Auch mich! Doch ich tanze nicht mehr nach seine Pfeife. Befreit euch von Emotion, das euch zurückhält das Richtige zu tun. Hört auf Verstand, nicht auf Herz. Das nicht Grimms Märchen! Wenn Horde sich zwischen uns und Adam stellt, wenn ihre Basis zu hohe Verluste für uns bringt, dann wird der Weg nicht der Selbe sein. Die Chance das Richtige zu tun sind geringer, der Letzte von uns wird fallen ehe Adam seine Aufgabe erfüllen kann. Wir das nicht zulassen können! Wir das doch nicht verantworten können!"

    Seine Brust hob und senkte sich, die Luft strömte wild durch seine Nasenlöcher. Gab es denn sonst niemanden, der die schwere Entscheidung tragen wollte, weil man solch große Angst vor dem eigenen schlechten Gewissen hatte? Weil man vergaß, dass nicht immer alle gerettet werden konnten, selbst wenn das Herz vor Eifer aus der Brust sprang? Er kannte bereits die Antwort. Es war aussichtslos.

    Geändert von truecarver (17.10.2015 um 16:57 Uhr)

  10. #10
    Howard konnte die Überlegungen von Jäger gut verstehen. Bisher hatten sie alles ihrem einen Ziel hintangestellt. Die oberste Priorität war klar gewesen, hierher zu kommen zählte alles. War das wichtigste überhaupt. Aber man durfte nicht vergessen, dass alles was sie taten für die Zukunft galt. Eine Zukunft mit den Kultisten war für ihn ununterscheidbar von einer Niederlage. Bis die Inifzierten vollkommen verschwanden würden Jahrzehnte vergehen. Genug Zeit für diese verrückten einen letzten Großen Schlag gegen alle Zivilisation zu landen. Die Gefahr hier war für ihn viel imanenter, als der Virus selbst, die Gefahr die vom Missbrauch des Virus ausging.

    "Ich habe das, falls mein Gedächtnis micht nicht im Stich lässt, noch nie jemanden anvertraut, doch jetzt haben Geheimnisse auch keinen Sinn mehr. In meinen letzten Tagen in der alten Welt, arbeitete ich in Australien in einem kleinen Team an einem Heilmittel für das Virus. Wir wussten nichts, man hatte uns kaum etwas genaues mitgeteilt, wollte lediglich Resultate sehen. Hätten wir es geschafft, wären wir heute nicht hier, ich muss euch also nichts über unseren Erfolg sagen. Wir wurden überrannt bevor wir ernste Fortschritte machen konnten. Und wir hatten nicht so viel Glück wie die sagenhaften Überlebenden von Sydneys Flughalle. Nein, ich bin wohl der einzige, der es geschafft hat. Und der Preis war, .. zu hoch."

    Er hielt seine Hand an die Stelle, wo das Medaillon über seinem Herzen lag.
    "Und doch war unsere Arbeit nicht vollends sinnlos. Eines wurde uns klar, auch wenn ich es damals noch nicht glauben wollte, so offensichtlicher ist es mir heute. Dieser Virus war kein Unfall. Keine Strafe der Götter. Es war eine Waffe. Jemand wollte unbesiegbare, unsterbliche Soldaten. Und es kostete unserer Spezies fast alles. "

    Er hielt inne. Die Ruinen um sie herum unterstrichen seine Worte besser, als die beste Rethorik je könnte.

    "Doch scheinbar haben es diese Wilden geschafft, einen Strang des Virus zu finden, der tatsächlich Kontrolle gewährt. Es mag viellleicht nicht die Vision des Millitärs sein, aber die Gefahr ist genauso real. Eine Armee dieser Untoten, die Befehle folgen kann, ist eine größere Gefahr, als der Virus selbst. Selbst wenn wir heute eine Impfung finden, und es schaffen Heil davon zu kommen, wer sagt, dass sich nicht andere verrückte wie dieser Blondschopf finden, und eine noch größere Armee bilden, während wir nicht mehr an sie denken? Wir müssen dem ein Ende setzen. Sonst haben wir keine Hoffnung
    . Ich bin für den Angriff.", sprach er schließlich die Worte, die in keinster Weise zu seiner sonst ruhigen Manier passten, und doch in jenem Augenblick ihm aus dem Herzen sprachen.

    Geändert von Mivey (17.10.2015 um 16:23 Uhr)

  11. #11
    Evi schüttelte leicht den Kopf, nachdem Léo und Jäger gesprochen hatten. Sie lächelte, aber ihr Herz hämmerte so stark gegen ihre Brust, dass ihr beinahe schlecht wurde.
    Was war das hier für ein Blödsinn? Das Letzte was sie wollte, war mit Leuten, die sie liebgewonnen hatte, über so eine Sache zu streiten. Weil es tief ging und nicht mit einem "Verzeihung" abgetan sein würde.
    Nachdem ihr Vater und seine Crew gestorben waren, sie dann Jahre später ihre neue Heimat Shengs Hope verlassen und die Menschen dort schließlich auch verloren hatte, wollte sie nichts lieber, als sich in den Schoß dieser Gruppe zu legen und sie als Familie zu bezeichnen. Das durfte nicht enden. Sie wollte nicht streiten.

    "Ihr macht große Fehler, wenn ihr eure Emotionen euer Handeln beeinflussen lasst." Er wandte sich zu Evi. "Ich sage: wenn jemand wertet seine eigene Bedürfnis, seine Liebste wieder zu sehen, höher als seine Pflicht zu tun, so kurz vor Ziel, dann das ist kein Mut. Das ist kein Held. Das ist Wahnsinn. Es widerspricht jeder taktischen Überlegung."
    Er redete wirklich leidenschaftlich, und wirkte wie eine andere Person.
    "Hört auf Verstand, nicht auf Herz. Das nicht Grimms Märchen! Wenn Horde sich zwischen uns und Adam stellt, wenn ihre Basis zu hohe Verluste für uns bringt, dann wird der Weg nicht der Selbe sein. Die Chance das Richtige zu tun sind geringer, der Letzte von uns wird fallen ehe Adam seine Aufgabe erfüllen kann. Wir das nicht zulassen können! Wir das doch nicht verantworten können!"

    Immer noch lächelte Evi, auch wenn es ihr wie eine traurige, schlechte Grimasse vorkam.
    "Mein Verstand sagt dasselbe wie mein Herz.", sagte sie leise zu Jäger. "Und ich bin nach wie vor überzeugt: Wir brauchen Emotionen. Sie sind das, was uns antreibt. Soldaten werden darauf trainiert, Befehle zu befolgen und ihre Pflicht zu erfüllen, aber selbst sie funktionieren besser, wenn ihre Moral hoch ist. Und wir sind alles Menschen, die irgendetwas brauchen, wofür sie kämpfen." Sie legte die Hand auf ihr Herz und sah ihn entschuldigend an. "Ich kenne die alte Welt nicht, sie ist für mich nicht greifbar und nicht fühlbar. Also woher soll ich meine Motivation ziehen, wenn nicht aus meinen Emotionen für andere? Verstehst du denn nicht, dass jeder hier irgendeinen Grund braucht, um dies hier zu Ende zu bringen und stark sein zu können?"

    Sie sah nun kurz zu Boden, aber da war noch mehr, das sie loswerden wollte.
    "Du weißt, ich mag dich, Jäger." Dann sah sie Léo an, die selbst voller Emotionen gesprochen hatte. Damit war es vielleicht noch schlimmer, weil dieselbe Art von Zuneigung zu völlig unterschiedlichen Meinungen führte. Es wäre faszinierend gewesen, wenn es nicht so ernst gewesen wäre.
    "Und Léo mag ich auch. Ich mag euch sogar sehr. Wir alle haben andere Erfahrungen gemacht, wir haben eigene Gedanken und Ansichten. Da können wir nicht aus unserer Haut, nicht wahr? Deshalb verstehe und respektiere ich eure Meinungen. Ich werde euch sicher nicht anfallen, nur weil wir unterschiedlicher Ansicht sind.."
    Sie schluckte kurz und sah Jäger dann nicht direkt in die Augen, als sie leise hinzufügte: "Aber ändern wird man meine Ansicht sicher nicht damit, wenn man mich als Wahnsinnige bezeichnet. Das... das hat weh getan."

    Und damit zog sie sich zurück. Howard trat nun vor, um etwas zu sagen, aber sie hörte gar nicht richtig zu. Sie wollte das jetzt nicht machen, sie schaffte das einfach nicht. Sie musste alleine sein, aber hier gab es ja praktisch nirgends einen Platz, an den man sich zurückziehen konnte. Also ging sie einfach an den Wagen, wo Adam in seinem Sarg sorglos schlummerte, setzte sich an die Seite, die sie am ehesten von der Gruppe abschottete und schloss die Augen.
    Es durfte nicht enden.

    Geändert von Lynx (17.10.2015 um 17:52 Uhr)

  12. #12
    Jetzt warte doch, wollte Jäger ihr hinterherrufen, dann setzte aber Howard zum Sprechen an, der Älteste in der Gruppe und wenn ein Älterer das Wort ergreift, dann hat man zuzuhören. Dieser Respekt wurde ihm als Grünschnabel eingebläut und gilt nach wie vor. Jäger folgte Evi mit den Augen, als sie langsam hinter dem Wagen verschwand, mit dem sie die Barrikade durchbrochen haben. Aber welchen Unterschied würde es überhaupt machen, wenn er ihr nachläuft und mit seinem dicken Akzent den Mund erneut aufmacht. Er besann sich wieder auf die alles verschlingende Leere, die ihn nach und nach aus dem Hier und Jetzt entfernen und durch die letzte Hürde tragen wird. Schmerz und Wut werden zu bloßen Vokabeln, diese Gesichter, an die er sich so sehr gewöhnt hatte, wie an die Gesichter seiner Basa-Leute von damals, waren dabei zu ausdruckslosen, nicht unterscheidbaren Figuren zusammenzuschrumpfen, die sich taktisch auf einem Spielfeld positionieren werden. Und Jäger wird genauso einer von ihnen sein. Ein Bauer auf dem riesengroßen, tödlichen Schachbrett.

    Die Wahrheit lag nicht in Worten, sondern in Taten. Unabhängig davon, wohin sie nun aufbrechen, was zählt ist ein kühler Kopf und die Bereitschaft alles zu geben. Die Gruppe hatte sich offenbar entschieden, auch wenn so mancher noch schwieg. Frank blickte aufmerksam in die Runde, beobachtete die Leute, hörte zu. Es war nicht schwer einzuschätzen, welchen Weg er einschlagen wird. Auch Jackal hatte sich mit verschränkten Armen zu ihnen gestellt, hörte zu, wägte ab. Für ihn, der selbst in Gefangenschaft gesessen hatte, durfte es ebenso nur eine Option geben. Und der Chef. Tja, seine Einstellung hat er bereits geäußert. Genau genommen betrieb Jäger gepflegte Insubordination, indem er den Worten des Skippers widersprach. Es hieß wir gehen gen Osten, also gab es keine Diskussion. Der alte Bog hätte Jäger dafür schon längst bis zum Hals in der Erde vergraben lassen und seinen Kopf mit eiskaltem Wasser besprüht. Aber er musste es einfach versuchen. Er musste zur Vernunft aufrufen, die Situation erforderte dieses Mal keine Maschine, die Befehle ausführt, sondern jemanden, der widerspenstig hinterfragt. Selbst wenn er damit gegen den wichtigsten Codex seines Lebens verstieß.

    Nachdem Howard geendet hatte, verharrte Jäger nachdenklich auf seinem Platz. Ja, eine kontrollierbare Armee der Untoten stellte eine ganz eigene Gefahr dar. Aber es gab genug Überlebende, um sich gegen sie zu stellen. Kampferprobte Veteranen, die noch ziellos durch die Gegend streifen und einfach nur überlebten, oder gar Gruppen wie diese eine war. Sie würden sich zusammentun um den Rest zu beseitigen nachdem Adam sein Ding vollführt hatte. Sie würden sich ihnen entgegenstellen und keine eigenen Opfer scheuen, die Welt ein für alle Mal von der Plage zu befreien. Doch damit sie eine Chance hätten, lag es an ihnen, den Freiwilligen aus Shengs Hope, den ersten Schritt zu tun, dafür zu sorgen, dass mit jedem gefällten Untoten keine zehn Neue auf die Beine kommen. Ist der Virus ausgelöscht, wird es eine Frage der Zeit sein bis die Armee der Untoten durch den Kampfeswillen der Lebenden zusammenschrumpft und schließlich wie eine welke Blume verkümmert. Das alles und noch mehr hätte Jäger gerne gesagt, aber mit seinen Worten hätte er noch mehr Leute verletzt. So kurz vor der finalen Schlacht ein unverantwortliches und furchtbares Ding. Wenn schon Worte, dann sollten sie inspirieren, nicht entmutigen. Damit hielt er seinen Mund. Die Entscheidung stand längst fest, und er tat gut darin, sich mit ihr anzufreunden. Wenn die totale Apokalypse hereinbrechen sollte, werden wir alle wenigstens vereint sein und sich dem nahenden Ende gemeinsam entgegen stellen. Unter anderen Umständen wäre es ein schöner Gedanke gewesen, aber sein Herz war längst nicht mehr dafür empfänglich.

    Dennoch hoffte er auf eine Gelegenheit, mit Evi allein zu sein. Hatte er ihr nicht einst das Leben gerettet? Waren sie nicht dabei in die Höhle des Löwen hinabzusteigen? Wenn es einen von ihnen erwischen sollte, werden dies die letzten Worte sein, die sie miteinander gewechselt hatten? Er rieb sich müde die Augen. Jeder schien nun seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, kein Wort wurde gesprochen, man hörte nur den Wind, der durch die leerstehenden Häuser pfiff, und irgendwo in der Ferne stöhnte leise der Tod, lockte sie in sein Reich, wo er alle Karten in der Hand hielt. Jäger griff in das Innenfutter seines Pullovers und zog Evis Flachmann hervor. Das Fläschchen lag leicht in seiner Hand, die schwungvollen Verzierungen waren etwas verblasst, aber die sorgfältige Hand, die sie vor langer Zeit eingeprägt hatte, war immer noch in ihnen zu erkennen. Trotz der schwachen Sonnenstrahlen, glänzte es wie ein zwinkerndes Auge.

    Geändert von truecarver (17.10.2015 um 18:51 Uhr)

  13. #13
    Hinter dem Sarg-Gespann, an dem Evi lehnte, ratschte es in unregelmäßigen Abständen. Ein Messer glitt wieder und wieder durch Fett und Sehen hindurch, schabte an Knochen entlang. Jemand hockte dort, ein Teil der Gruppe und doch vollkommen aussen vor. Der Sklave. Das Geschenk der Vulture. Einer von Perlmutters Jungs. Der Schakal. The Jackal. J. Er, der wie ein Schatten ihrer Gruppe um Adam gefolgt war, bis hierher, bis seine Schuhsohlen Pergament geworden waren. Nur ganz kurz war er bei ihnen gestanden. Mit verschränkten Armen. Solange bis der Schlaf seine Lider mit sanften, unnachgiebigen Fingern herabzwang und er beinah auf Jegor drauf gekippt wäre. Dann zog er sich zurück um Kraft zu sammeln, auf Ödländerart. Erst meditierte er. Halb im Schlaf, halb im Wachen. Die halb geschlossenen Lider über der Asche seiner Toten auf der Haut gesenkt, deren Muster er auswendig kannte und nun wieder und wieder mit den blutigen Fingern nachfuhr. Nur ab und an schreckte ihn ein vom Wind herangetragenes Stöhnen auf. Dann folgte ein weiteres ratsch, ein weiterer Schnitt, mehr Blut. Diesesmal stopfte er sich frische Kaninchenleber in den Mund. Wippte wieder zurück vom Ballen auf den Spann und die Ferse. Langsamer wieder. Die Augen geschlossen.

    Sorgsam las er mit blutigen Händen in den Eingeweiden des frisch geschlachteten Kaninchens vor ihm. Musste kein zweites Mal an den Horizont blicken, wusste was dort lag. Als Jegor sagte, was wahr war. Und die Latina sagte, was wichtig war, wusste er, das er in der Debatte nicht gebraucht wurde. Allein noch wer auf seinem Pfad mitkommen würde, war interessant für ihn. Also wartete er. Er wusste ohne hinzusehen, die beiden Wanderer würden ebenso wachen wie er. Wusste das Novs Ohren gespitzt waren, auch wenn der begeistert die zugeworfenen Kaninchenohren zerkaute. Seine Gedanken murmelte er vor sich hin, so als müsse er sie mit dem Fleisch zusammen durchkauen, oder sie mit dem großen ums Lager streifenden Hund teilen, um sie gänzlich zu begreifen. Die Worte waren so leise, dass die einzige zu erwartende Antwort das beständige Heulen und Kreischen und Schreien im Wind war. Und das Klirren der tausend mal tausend Dolche aller Stämme der Kultisten.

    "Der Kampf unausweichlich. Aber wo und wie und mit welchen Waffen. Ob sie in die Falle tapsen. Oder nicht. Ob sie sich ein blutiges Rückszugsgefecht mit ihrer 'Familie' an der Seite liefern wollen, nach dem Befreiungskampf, eingekreist von der Armee. Oder nicht. Ob wir Es haben, wenn es dazu kommt. Und Adam, natürlich. Der sie vielleicht aufhält... oder nicht. Im Labor dann wieder Rückzug, wieder in der Falle, jeden Millimeter und jede Sekunde mit Leben bezahlen müssen. Unnötige Kämpfe. Jemand sollte sie davor beschützen. All diese hübschen kleinen, ganz besonderen Schneeflocken. Es wird sie zerstören, was sie dort sehen." Und ihn, wenn er mit ihnen kam. "Letztlich ist es egal. Wir teilen uns auf. So oder so. Jeder tut was er tun muss." Offensichtlich hatte er nicht mehr vor irgendwem zu folgen, sondern kannte seinen eigenen Weg bereits.

    Er leckte sich nach der blutigen Mediation das Rot aus den Mundwinkeln. Wieder murmelte er etwas, ganz leise, hinab zu seinen Füßen: "Alles was bleibt ist das alte Versprechen. Das, was ich ihm gegeben hab." Er fischte nach der grob geschnitzten hölzernen Tigerfigur, mit den blauen Tigerpflastern darauf. Verfiel mehr und mehr in den Dialekt der Ödländer. Und lächelte. "Ihm und allen, denen er's versprochen hat, das Mittel zu finden. Er und sie und all die zahllosen, vergessenen Helden, die drüben an der Bar warten. Und auch Sheng und sein Lebenswerk." Seine Stimme war bitter, wie Kaffeebohnen.

    "Shengs Joke, in der Tat", wisperte er sanft. Er lachte leise über diese Ironie des Schicksals.


    Dann ging er auf die junge Frau mit dem rabenschwarzen Haar zu, die verloren wirkte in all dem Chaos um sie her. "Mary? Meinst du es wäre möglich..." Unterbrach sich. Legte den Kopf schief, als nehme er Witterung auf. Sorge umwölkte sie. Und der Hauch von etwas endgültigem. Er legte vorsichtig eine Hand an ihre Stirn, als ob er Fieber messen wollte. Bemerkte selbst nicht einmal, das er ihr Kaninchenblut an die Stirn schmierte dabei, bis Nov zu ihr hochlinste und es abschlecken wollte. Er hielt erschrocken inne und fasste erst wieder einen Gedanken, als der Hund seine Finger abzulecken begann. Beinahe zärtlich, als ginge es ihm nicht um das Salz und das Blut und den Fleischgeschmack, sondern um etwas ganz anderes.
    Ihre Augen. Da war etwas in ihren Augen, das auch in Lauras gestanden hatte.
    "Hey... du willst doch jetzt nicht das Lager abbrechen und dich davon machen? Wobei..." Er betrachtete nachdenklich die blutigen Linien auf seinen Armen, alles was vom gefressenen Kaninchen übrig geblieben war. "...es gibt durchaus schlechtere Pläne.."

    Geändert von Viviane (17.10.2015 um 21:11 Uhr)

  14. #14
    Wie ein lautloser Schatten war Mary auf der Reise an Jackals Seite geblieben, wieder rum gefolgt von ihrem eigenen, wuscheligen Schatten. So war sie auch nicht weit, als Jackal auf sie zukam. Ihr Gesicht hatte sie mit einer seltsamen grauen Maske aus Asche bemalt, die entfernt an eine Kriegsbemalung erinnerte, ihr schmales Gesicht jedoch noch schmaler erschienen lies. Als Jackal irgendetwas vor isch hin murmelnd auf sie zukam, stand sie auf und begrüßte ihn mit ihrem üblichen, sanften Lächeln.
    "Jackal. Was..." Verdutzt blieb ihr das Wort im Hals stecken, als Ihr der Mann gegenüber mit der blutigen Hand über die Stirn fuhr und eine großzügige rote Spur auf ihrem Gesicht hinterließ. Und trotz des absolut unpassenden Moments... musste sie leise lachen. "Jackal, ist alles in Ordnung bei dir?Ich hab kein Fieber, vielen Dank!" Sanft legte sie einen Arm um seine Schulter und zog ihn in eine halbe Umarmung. "Mach dir keine Sorgen. So leicht wird man mich nicht los." Sagte sie , laut genug für alle, halb in sein Ohr un verwuschelte seine Haare. Wärme lag in ihrem Blick, als sie sich von ihm löste und einen Blick in die Runde warf. "Das gilt für euch alle. ich stehe euch zur Seite." Demonstrativ ließ sie sich auf den Boden nieder, und musterte die Truppe im Schneidersitz. "Auch wenn seltsam ist, dass ihr losgegangen seid, ohne zu wissen, wohin und warum. War euch das in Shengs Hope nicht klar? " Ihr großer, flauschiger Hund ließ sich neben ihr nieder , hechelte und warf Jackal und Leo einen treudoofen Blick zu.

    Geändert von Soladra (17.10.2015 um 22:40 Uhr)

  15. #15
    Ein breiter Strich auf der Stirn, der Horizont auf den alles gerichtet war. Drei Punkte darüber, die Gefahr sehen sollten. Eine Linie, zum Kinn hin, das Zeichen der Heilung. Verwischt, vom Lachen. Zittriges Rot brach sich durch das fahle Grau, Leben schwemmte in die Düsternis die über allem lag. Und dazwischen das Grün der Hoffnung, wie zwei spiegelblanke Seen in denen das Morgenlicht auf ewig gebunden war. Wie von selbst war das Schutzzeichen entstanden. Und so sollte es sein. Sie sollten die Jüngeren beschützen, nicht anders herum. Jemand anders als der junge Arzt hätte... zu spät. Viel zu spät dafür.

    "Jackal. Was... Jackal, ist alles in Ordnung bei dir? Ich hab kein Fieber, vielen Dank!"
    "Nein, nichts ist in Ordnung." Seine Stimme kaum mehr als ein müder Hauch. Er lehnte sich voll in ihre angebotene Umarmung und wieder schwankte er. Vor Müdigkeit. Vor Anspannung.
    "Mach dir keine Sorgen. So leicht wird man mich nicht los." Seine Haare kitzelten am Ohr. Oder waren das ihre?
    "Hätte schwören können, das ich die ganze Zeit hinter dir war auf dem Weg. Aber ich bin froh... mich wirst du auch nicht so schnell los. Aber da ist was, dass ich dir..."
    Es war seltsam, als Marys Blick seinen kreuzte, musste er zurück lächeln. Sein Gesicht wirkte komisch, weil er die Nase kraus zog, aber in seinem Kopf war ein Gefühl, als würden sich Spinnweben auflösen. Verlegen senkte das Kinn auf die Brust und wandte den Kopf ab, grade genug, das ihre Hand, leicht wie eine Feder noch auf seinem wirren Haar lag.

    Ich will nicht das du mit ihnen gehst, Mary.
    Aber da war sie auch schon fort, so wie Kinder eben sind. Offenes Herz, voller Hoffnung. Wie ein Vogel, der zart auf dem Finger landet und wieder fort ist ehe man seine Stimme in sein Herz gelassen hat. Zu spät. Ungesproch'ne Worte.

    "Das gilt für euch alle. ich stehe euch zur Seite."
    Er drehte sich nach ihr um und wankte wieder, diesesmal gab sein Bein nach und er kniete sich ächzend in den Staub. Es half sehr, das Mary sich direkt an seinen Rücken setzte. Als fiele eine große Last von ihm ab, ließ er die Schultern sacken und plumste direkt hinter Mary zu Boden, rutschte heran & während sie die Runde musterte, blickte er nur zu Nov hinab, der einen Moment später warm und japsend auf seinem Oberschenkel lag und sich mit vollem Gewicht auf ihn und Mary schmiss. Urvertrauen, sowas vielleicht. Als wusste er, das er hier in Sicherheit war, schloss er mit einem stummen Gähnen die Augen und nur die Nase zuckte ab und zu, wenn Mary ihre Worte mit Gesten untermalte. J.s Kopf ruckte erneut herab, auf die Brust. Auch er gähnte und streckte sich, bis er Marys Rücken fest hinter seinem spürte. Und abgewandt von neugierigen Blicken wie er war, erlaubte er es sich einen Moment lang zu trauern. Weil er musste.

  16. #16


    Als Jackal sich so gegen sie lehnte schlich sich für einen Augenblick eine Spur von Kummer in ihren Blick, den sie über die Schulter auf den so viel älteren Mann warf. nach einem Moment stand sie wieder auf. auch November rappelte sich wieder von Jackals Schoß und schleckte ihm einmal über die Wange, während Mary ihm eine Hand hinhielt. "Komm, Jackal. Wir zwei hübschen gehen mal 'ne Runde Spazieren." Mit einem Ruck zog sie ihn Hoch, schlang salopp einen Arm um seine Schulter, als wäre sie Betrunken, und wanderte mit ihm in unbestimmte Richtung davon, gefolgt von Nov.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder die Stimme hob."Weißt du...ich komme aus Seattle. Und ich finde Enten süß. Magst du auch Enten?" Jackal Hob den Blick, fuhr sich mit einem Ärmel grob übers Gesicht und sah sie verwirrt an."Enten?" Seine Stimme war heiser, brüchig. "Ja genau. Enten. Diese Quakenden Viehcher, die so zerknauscht aussehen,wenn sie klein sind." Er nickte nur schwach. Seine Hand fuhr wieder geistesabwesend in das weiche Fell in Novembers Nacken.
    "Weißt du... in Seattle gab es einen Park mit hohem Gitter... und einen See. Mein Vater hat mich immer dorthin mitgenommen. Wir haben dort geangelt und im Winter sidn wir Schlittschuh gelaufen. kannst du dir vorstellen, wie unglaublich amüsant ein Zombie auf Eis sein kann?" Sie lachte laut und schüttelte den Kopf darüber. Inzwischen waren de Anderen Bewohne von Shengs Hope in Stück in die Ferne gerückt, kaum mehr als bunter Striche, die zusammen standen, nur leise tönten noch Gesprächsfetzen heran.
    "Auf alle Fälle... Der letzte Winter, den ich mit meinem Dad erlebt habe, war der kälteste, des ich je gesehen habe. Und der ganze See war voller Enten. Hunderte, tausende, so viele Enten kannst du dir gar nicht auf einem Flecken vorstellen, der ganze See war bedeckt."
    Sie machte eine kurze Pause und wuschelte sich selbst durch die Haare, die sie nach dem Kochen irgendwie wieder einigermaßen gebändigt hatte und die ihr jetzt lang und mehr oder weniger glatt den Rücken hinab und teilweise ins Gesicht fielen.Sie glich mehr denn je ihrem Hund, noch dazu mit der grauen Aschemaske im Gesicht.
    "Auf jeden Fall wurde es am Abend so kalt, dass der See trotz der vielen Enten einfach zufror. Ein einziger großer Eisklumpen, ich hab es selbst kaum glauben können. Und weißt du , was dann passiert ist?" Sie lächelte und hob die freie Hand in einer weitfahrenden Geste "Die Enten flogen weg und nahmen den See einfach mit! Und sie flogen so weit und so hoch, dass sie über die Wolken flogen und man sie nicht mehr sehen konnte. Alles was blieb, war ein Krater, der sich langsam mit dem fallenden Schnee füllte."
    Sie schlang den Arm fester um Jackals Schulter und sah ihn fest an. " Und jetzt, Jackal, jetzt liegt dieser See irgendwo in Georgia." Ihr Lächeln wurde breiter, zuversichtlicher. "Wer weiß? Vielleicht finden wir ihn! " Sie ließ ihn los , lief eine weile neben ihm her "Wenn wir fest genug daran glauben, finden wir ihn.", sagte sie leise, wenn auch mehr zu sich selbst.
    Dann begann sie, wie wild in ihren Taschen zu kramen...fluchte" Ach scheiß drauf, was solls'" sie griff an ihren Hals und löste einen der Zahlreichen Lederbändel. " Wehe dir, du passt nicht drauf auf. Dann kannst du dich hinter jeder noch so großen Zombiehorde verstecken, ich finde dich!" Das Lachen in ihrer Stimme und ihrem Blick nahm ihren Worten die Spitze, als sie Jackal das schwarze Lederband um den Hals hängte. Unten baumelte ein kleiner, fünfzackiger Stern aus beinahe schwarzem Holz, eingeramt zwischen jeweils zwei blauen und roten Holzperlchen, auf denen irgednwelche krypischen Symbole prangten. Flink zog Mary ihr Messer und schnitze mit ruhiger Hand ein kantiges, jedoch erkennbares "J" in das weiche Holz. "So. Damit ist es vom Umtausch ausgeschlossen. Bei Beschwerden melden sie sich bitte an der Firmenleitstelle." Während sie das Messer wieder wegsteckte, strahlte sie Jackal mit hoffnungsvollen, kindlich großen Augen an.

    "Freust du dich?"

    Geändert von Soladra (18.10.2015 um 00:39 Uhr)

  17. #17
    Er schüttelte sanft den Kopf, so dass ihm die wilden Locken nur so ins Gesicht flogen, als Mary ihn nach den Zombies im Eis fragte. Fast so, als glaube er ihr die Geschichte nicht so Recht. Hielt sie für einen Auswuchs an unbändiger Fantasie. Aber, als sie von ihrem Vater sprach, stolperte er beinah über Nov, der zwischen ihnen seine Achten drehte und aufgeregt auf Anweisung wartete.
    Als er an Ort und Stelle gefror, an einer Kuppe die freien Blick nach Nordwesten offenbarte und unter ihnen die Skyline San Antonios... oder das was davon übrig war, hielt Nov das kurz für ein Zeichen für Gefahr. Und J. bemühte sich, in Rufweite der Gruppe zu bleiben, denn hier draussen war Todeszone. Und sie leichte Beute. Auch ohne von fabelhaften Knautsch-Enten-Geschichten abgelenkt zu sein.

    Doch nach der ersten Beunruhigung wirkte der Vorsprung der kleinen, steilen Klippe wie ein perfekter Rückzugspunkt. Ein Nest, sehr gute Aussicht rundum, eine kleine Baumgruppe die gegen allzu rauhes Wetter abschirmte und Sichtschutz gab. Jackal legte sanft die Hand auf den schmalen, grauen Wischmopp-Kopf, vergrub beide Hände tief unter den Ohren und blickte dem Rüden in die goldenen Augen, während sie beide Marys Worten lauschten, das wie Wasser im Gebirge herabplätscherte. Leicht, hell, klar... als wäre es gestern erst geschehen. Als könnten sie jeden Moment zurück zu ihren Familien.

    Als sie ihn fest an der Schulter packte, kamen ihm wieder die Tränen. Er blickte diesesmal nicht weg, konnte nicht. Ihre Schritte führten sie in den kleinen Hain hinein. Der sie umgab wie ein sicheres Fort. "Ja, vielleicht finden wir ihn eines Tages." Er schüttelte immer noch den Kopf, lächelte aber sachte. Und dann legte er ihr den Finger an die Lippen und deutete auf seine Ohren, damit sie lauschte. Irgendwo im Dickicht nag-nagte eine kleine Entenmutter nach ihren gelben, fluffigen Kinderchen. Der Fluss war nicht weit. Ein Stück Normalität, das so war, wie es sein sollte. "Ich wünsche mir, das wir ihn finden. Ich glaub dir die Geschichte, natürlich..." Da er anfing leise zu glucksen knuffte sie ihn kurzerhand in die Seite.

    Ihre plötzliche, heftige Umarmung jedenfalls schmolz den Schnee, der sich in seinem Inneren breit gemacht hatte.

    "Im Ernst, Mary. Dieser See... ein Rieseneumel aus Eis. Das klingt nach dem Stoff aus dem meine Alpträume sind, wenn ich nicht grade wieder mal von diesen Scheiß Urwaldhexen oder Leos komischen Selbstgesprächen träume. Seen sollten nicht einfach auftauchen oder davonfliegen. Die sollen bleiben wo sie sind, damit ich im nächsten Jahr wieder dort hin kommen kann, wenn es dort gutes Wild gab oder Beeren oder 'nen schicken Sandstrand. Ich weiß nicht, ob ich nicht lieber den Wodkafluss von Jegor finden will. Wobei, wenn der Wodkafluss aus dem Enteneis-Dingsbums entspringt, wäre das ne feine Sache. Stell dir mal all die eingelegten Enten vor, die nur darauf warten aus dem Eis gehackt zu werden. Hm. Also halten wir Ausschau nach Regenbögen und aus dem Himmel fallende gefrorene Enten, ja?"

    Ihr Geschenk indes und das sie fluchte, wie eine Ödlandwhiskey-Destillateurin brachte sehr viele, sehr gute Erinnerungen in ihm zurück. Er hielt still, als er ihr das Lederband umlegte. Es war breit, weich wie Butter und der Anhänger aus Holz war noch leicht warm, von ihrer Berührung.
    "Was bedeutet er? Oder ist das nur Novs alte Hundemarke und du willst, das ich bei Verlust zurückgebracht werde? Das kannst du gern haben, Fräulein."
    Er piekste sie in die Seite, als sie ihn 'vom Umtausch ausschloss'. Als würde er daran auch nur denken.


    "Freust du dich?"
    "Klar freu ich mich. Sogar... sehr. Das ist 'n besseres Andenken als alles, was ich im letzten Monat erlebt hab... nichts, was du wissen willst, sicherlich..."
    Als schmerze ihn seine Schulter mal wieder, rieb er fest über eine dunkel eingefärbte Stelle dort... genug um die Asche fortzuwischen und Hauer von Affe und Kralle vom Greifen freizulegen. Als er das bemerkte, hielt er die Stelle fest und bedeckt und beeilte sich wieder in den Mantel zu schlüpfen.

    "Erzähl mal, was macht deine Firma so? Ausser unbekannte kalte Enten observieren?"
    Er lenkte ab, wie immer wenn ihm etwas unangenehm war.
    "Wenn ihr in Seattle sowas habt... dann zeig ich dir mal was wir Ödländer hier so eingebürgert haben. Ich hab da nämlich auch was für dich. Wenn du möchtest."

    Sacht zog er sie an eine Stelle zwischen den Bäumen, an der das Licht durchsickerte. Auf seiner Hand lag ein Beutel, in dem allerlei kleiner Zierrat steckte. Darunter auch ein sorgsam zusammengebundenes Stück Stoff, das einem Band ähnelte, als er es losknotete.

    Es war ein dreifach gefaltetes, dunkelgrünes Satinband, auf dem seltsame Stickereien zu sehen waren. Als es in Jackals Händen entfaltet wurde jedoch, konnte Mary Kreuze und Sternchen ausmachen, kleine gestrichelte Linien und Landmarken, wie die Hochhäuser vor ihnen, die Statue die in der Bucht stand, den Dschungel. Es erinnerte ein wenig an eine Schatzkarte, nur das der Großteil der Karte der Sternenhimmel war.

    "Hier, ich zeig dir wie du's verwendest. Das ganze Jahr über siehst du diesen Stern hier, genau da. Die hier drehen sich um ihn, deswegen wirst du auch sie immer sehen können. Das sind die Winde hier in der Gegend. Und die sicheren Straßen, hier der Fluss, der zum Meer führt. Merk dir den, ja? Und wenn du das Band dabei hast, kannst du auch in der Dunkelsten Nacht nicht verloren gehen. Jeder von uns Führern hatte so eines. Aber ich kenne es in und auswendig und hab den Kopf voller Karten. Dir nützt es mehr. Allein schon, wenn du dir die Zotteln aus dem Gesicht streichst, so. Und so." Man traute es dem Wuschelkopf vielleicht nicht zu, aber er konnte durchaus flechten. Und das nicht mal übel. Zwei simple Stränge fanden nun in einem vom Seidenband durchwobenen Haar zueinander. "Hier. Das ist doch was. Dann siehst du wieder aus wie ein Mensch. Pass auf mit den Aschebemalungen, sonst hält dich noch irgendwer für einen durchgeknallten Plünderer, wie mich." Er grinste und rieb sich ein wenig verlegen von diesem unfreiwilligen Geständnis über die Oberlippe. Und viel half auch das Haarband nicht. Mit dem Staub und dem Blut im Gesicht sahen sie alle zwei aus wie zwei Hippies nach einer Schlammschlacht und rochen wohl sowieso wie November.

    Aber das machte keinem von ihnen etwas aus und tat noch viel weniger dem Gefühl des Verstehens Abbruch, das sich zwischen ihnen ausbreitete. Es war nur ein Hauch, der Jackals Lippen umspielte, aber als er Mary noch einmal sehr kurz und sehr fest an sich drückte, mit dem heilen Arm - da wogte eine warme Welle von Dankbarkeit zu ihr hin. Und sie hätte schwören können, das der Kerl schon wieder weinte, aber diesmal aus einem ganz anderen Grund.

    Geändert von Viviane (18.10.2015 um 02:17 Uhr)

  18. #18
    Es erleichterte Eryn, dass das tapfere Kultistenmädchen, ihr Anführer, der verbliebene Mediziner und ihre engste noch lebende Vertraute der selben Meinung waren wie sie. Doch zumindest für den Moment war die Wut auf die anderen größer.

    Selbstgerechte Arschlöcher.

    Eryn blickte in Richtung von Jäger und Leo. Die Mexikanerin log nicht. Sie hatte sich - wie Evi, Haile und Eryn selbst auch - jedes Mal für die Gruppe in Gefahr gebracht. Doch ihren Punkt verstand die Barfrau nicht. Gab ihr das zweimalige Retten anderer im dritten Fall das Recht, still zu sitzen und die ihrem Schicksal zu überlassen, die ihnen nah waren? Ihre Freundin, die Taucherin, war eindeutig verletzt von - vor allem - den Worten des Russen. Nachvollziehbar. Besäße Eryn mehr Empathie, ginge es ihr womöglich genau so.

    "Ich nicht!", schloss sie sich einem Teil von Evis Ausführungen an, ohne dass irgendjemand die Chance hatte, nachzuvollziehen, was sie meinte. Sie machte es deutlicher. "Ich respektiere eure Meinungen nicht, ich verstehe sie nicht!" Sie schüttelte den Kopf. "Ich wollte euch nur wissen lassen, dass Evi in dieser einen Sache nicht für mich spricht." Sie war in Rage. "Versucht eure egoistische Scheiße nicht als rationale Überlegungen zu tarnen, ihr..." - ein tiefer Atemzug und sie vergaß die Beleidigung, die folgen sollte. "Kein Kind mehr soll mit eigenen Augen ansehen, wie die Familie vergewaltigt und zerfleischt wird? Achso, und wir lösen das Problem, indem wir uns das nicht ansehen, sondern weggucken und es einfach geschehen lassen. Clever!", fasste sie zusammen und packte so viel Sarkasmus in die Worte, wie sie in ihrem Inneren finden konnte.

    "Sprich nicht von Verstand!", fuhr sie fort und blickte dabei Jäger "Du willst Freunde sterben lassen, die uns prima dabei helfen könnten, unsere Mission zu Ende zu bringen. Was, wenn wir da stehen und nicht weiter wissen? Brauchen wir nicht einen Sheng, der mehr Ahnung von all dem hat als jeder von uns? Wenn wir einer Übermacht an Feinden gegenüberstehen... brauchen wir dann nicht erfahrene Scavenger, die uns helfen, die Armee der Untoten zu bewältigen? Also bitte - du willst den einfachen Ausweg, nicht die logische oder sogar richtige Wahl. Arschloch!"

    Und dann entfernte sie sich das kleine Stück und ging zu Adams Wagen, an dem auch Evi saß. Anstatt der Kämpferin jedoch die Ruhe zu stehlen, die sie sich offenbar hat nehmen wollen, waren ihr Ziel die Vorräte. "Der Scheiß liegt hier schon so lange unberührt!", meinte sie lautstark und griff nach dem Jagdgewehr. "Wenn erfahrene Soldaten nicht kämpfen wollen, macht man es eben selber!", warf sie fast anklagend hinterher. "Frank, kannst du mir beibringen, wie man das Ding benutzt?"


  19. #19
    "Im Ernst, Mary. Dieser See... ein Rieseneumel aus Eis. Das klingt nach dem Stoff aus dem meine Alpträume sind, wenn ich nicht grade wieder mal von diesen Scheiß Urwaldhexen oder Leos komischen Selbstgesprächen träume. Seen sollten nicht einfach auftauchen oder davonfliegen. Die sollen bleiben wo sie sind, damit ich im nächsten Jahr wieder dort hin kommen kann, wenn es dort gutes Wild gab oder Beeren oder 'nen schicken Sandstrand. Ich weiß nicht, ob ich nicht lieber den Wodkafluss von Jegor finden will. Wobei, wenn der Wodkafluss aus dem Enteneis-Dingsbums entspringt, wäre das ne feine Sache. Stell dir mal all die eingelegten Enten vor, die nur darauf warten aus dem Eis gehackt zu werden. Hm. Also halten wir Ausschau nach Regenbögen und aus dem Himmel fallende gefrorene Enten, ja?"

    Lachend schüttelte Mary den Kopf ."Jackal, Manche Dinge müssen passieren. ob es ein wandernder See ist oder nicht." Ihr Tonfall klang, als müsste sie einem Erstklässler behutsam erklären, dass das ABC aus mehr als drei Buchstaben bestand. "Es gibt Dinge, darauf hat man keinen Einfluss. Und die meisten Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben, sind die , die uns am Ende in die Verzweiflung treiben, wenn wir nicht aufpassen. Pass auf, dass dir das nicht passiert, ja?"
    Dann nahm ihre Stimme wieder ihren gewohnten Singsang an. "Und nein, dass ist Nicht Novembers Hundemarke. Also ab er sowas brauchen würde. Das..." Sie brach ab und schien kurz zu überlegen, ob sie weitersprechen sollte. "Das habe ich selber gemacht. Es gibt nicht viele, für die ich sowas mache, also passt wirklich darauf auf! " Den Knuff bekam er Postwendend zurück, genau gezielt zwischen zwei Rippen.

    Als Jackal ihr jedoch das Haarband überreichte, Leuchteten ihr Augen selbst wie zwei Sterne auf. Vollkommen verdattert stand sie mit dem Tuch in den Händen da und schien Jackals Ausführungen gar nicht zu hören. Plötzlich hüpfte sie wie eine Bekloppte auf und Nieder, um Klammerte dabei Jackals vernarbte Hande und quietschte ihre Freude in die Welt hinaus."Ohmygoshohmygoshohmygosh! Niemand, NIEMAND hat mir jemals so was Wunder-Wunder-Wunderschönes geschenkt! Danke Danke Danke Danke!" Jedes weitere, ungefähr zwei Oktaven zu hohes Danke wurde von einem kleinen, aufgedrehten Hüpfer begleitet. November schaute seiner Herrin nur hinterher, um sich dann die linke Vorderpfote mit einem leisen Winseln auf die Schnauze zu legen. "Danke! Danke! Dan..ke.." Offensichtlich viel Mary auf, wie sehr sie sich daneben Benahm. sie räusperte sich deutlich, während ihr die Röte ins Gesicht stieg. "Ähem... ja...Einigen wir uns einfach darauf, dass das hier nicht an die Öffentlichkeit sollte." Wie ein braves Kind saß sie Still, als Jackal ihr die Haare flocht und das Haarband anlegte. Plötzlich lachte sie wieder ihr Silbernweiches Lachen. " Jetzt kann keiner von uns beiden mehr verloren gehen! Du hast eine Sternmarke und ich hab eine Sternkarte! Jetzt kann ja gar nichts mehr schief gehen!"

    Und als Jackal sie wieder in den Arm nahm, lehnte sie sich leicht gegen ihn. "Mach dir keine Vorwürfe. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen. Du hilfst niemandem, wenn du ihn in einen goldenen Käfig einsperrst." Dann machte sie sich gemütlich mit ihm auf den Rückweg, und trug dabei ihren neuen Schatz stolz wie eine Königinnenkrone.

  20. #20
    Frank hatte damit gerechnet, dass soetwas passieren würde, sobald sie gesehen hatten, was mit Shengs Hope passiert war. Das sie sich entscheiden musste was sie tun würden. Die Bewohner von Shengs Hope retten oder sie sterben lassen. Für ihn selbst war Glasklar wofür er sich entscheiden würden, dass hatte bereits festgestanden, als er in seine Wohnung angekommen war und entdeckt hatte, dass sie wirklich weg waren. Bestärkt wurde er nur noch durch Roberts Schicksal und er war froh das viele seine Meinung teilte. Weniger wütend als traurig stimmte es ihn jedoch, wie viele sich dafür aussprachen sie zurück zu lassen.
    Ihr kennt meine Meinung, ich bin dafür, unsere Freunde, unsere Familien und alle anderen aus Shengs Hope zu retten die noch leben oder es zumindest zu versuchen. Natürlich werden wir wahrscheinlich nicht alle retten können, sosehr ich es mir auch wünsche, dass ist mir bewusst. Wenn wir es jedoch nichteinmal versuchen, sie alle einfach sterben lassen, sie diesem Schicksal mit diesen Worten zeigte er auf den Almodome und insbesondere auf die Leichen und Untoten die dort aufgehangen waren dann weiß ich nicht, ob ich jemals wieder guten Gewissens in den Spiegel werde blicken können.
    Unser Auftrag, die Heilung des Virus ist natürlich wichtig, mehr als einfach nur das aber sind diese Leute, die von den Kultisten mit hinein gezogen wurden nicht auch wichtig? Es ist schließlich nicht ihrer Schuld das sie hier sind. Vergesst nicht: Wir müssen uns auch Fragen was wir bereit sind, für diese Mission alles zu Opfern und ich denke nicht, dass wir beginnen sollten diese Menschen zu opfern. Natürlich ist die Entscheidung angesichts der Situation nicht leicht aber wir müssen es probieren, denn wie Eryn hier eben schon richtig sagte, die anderen können uns durchaus helfen. Wingman beispielsweise ist ein großartiger Kämpfer und Shengs Verlust wäre ein schwerer Schlag für die Moral vieler hier, zudem hat er mit das Umfangsreichste Wissen über Adam und all das.
    nannte er nur 2. Seine eigene Famile nannte er bewusst nicht, da sowieso jeder wusste, das er sie retten wollte. Mit diesen Worten stellte er sich zu denen die seiner Meinung waren.

    Als er von ihr angesprochen wurde, blickte er zu Eryn, die sich gerade das noch unbeanspruchte Gewehr genommen hatte. Natürlich, wenn du willst können wir gleich nachher anfangen. stimmte Frank zu und nickte dabei um das zu unterstreichen. Kämpfer konnten sie in ihrer Situation kaum genug haben.

    Geändert von wusch (18.10.2015 um 09:53 Uhr)

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