Seite 7 von 8 ErsteErste ... 345678 LetzteLetzte
Ergebnis 121 bis 140 von 150

Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 3 – No Hope left

  1. #121
    Der Bucaneer starrte dem Kolben mit aufgerissenen Augen entgegen, dann krachte das stabile Holz des Gewehrs mitten in sein Gesicht.
    Seine Knollennase brach, der Knacken war deutlich zu vernehmen, Blut schoß ihm aus der Nase, die beiden vorderen Schneidezähne flogen in hohem Bogen in den Sand, als er keuchend und schnaufend zusammenbrach und sich dann auf dem kargen Boden der Einöde wand.

    Der Plünderer starrte seine beiden Schneidezähne an, die blutend und gebrochen vor ihm im Sand steckten, dann fing er hysterisch an zu lachen und starrte Lancaster direkt an.
    "Ihr seid sowas von im Arsch..." , er drehte sich ächzend auf den Rücken und sah gespenstisch aus mit dem Blut, das ihm aus Mund und Nase lief. "Ihr habt keine Ahnung, wer eure Siedlung zerstört hat, wer eure Feinde sind...", dann lachte er nochmal los, bervor er sich an seinem eigenen Blut verschluckte und sich keuchend auf den Boden drückte...

    Geändert von Daen vom Clan (02.10.2015 um 17:40 Uhr)

  2. #122
    Irgendwie hatte Evi nicht erwartet, dass Eryn irgendeine Art von Humor hatte, die Abseits dem Umgang mit grölenden Gästen zum Tragen kam. Sie musste auch grinsen, während ihr Blick ebenfalls auf Jack fiel. "Jaah. Ich bin sicher es wird noch oft Gelegenheiten geben, Leute auf Müllhaufen zu entdecken und mit Alligatoren zu ringen. Quasi jeden Tag, da wirst du mir wohl zustimmen." Sie lachte kurz, sah die Bardame dann aber mit einem Lächeln an, das Dankbarkeit ausdrückte. Nichts von dem, was sie gesagt hatte, hatte irgendwie aufgesetzt gewirkt, nur damit sie sich besser fühlte. Und obwohl die beiden Frauen grundverschieden waren, hatte es sich angefühlt, als würde Eryn sie wirklich verstehen. "Jetzt hast du auf jeden Fall die Person aufgemuntert, die den Müllhaufenmann gefunden hat, das ist schon auch ziemlich krass. Außerdem hast du das Sarin zu den Sabals geschmuggelt, und ich bin sicher das schockiert dich, aber ich hätte dir das niemals zugetraut." Die Taucherin zwinkerte und stemmte die Hände in die Hüften. Das waren Themen, mit denen sie etwas anfangen konnte.
    ...Ob Eryn schon einmal verliebt gewesen war? Angebote bekam sie ja quasi dauernd, aber dafür musste sie ja selbst nie viel dazu beitragen. Hatte sie schon einmal Schmetterlinge im Bauch gehabt, dass ihr beinahe schlecht davon gewesen wäre? Konnte sie, wenn sie die Augen schloss, das Gesicht von irgendjemandem vor sich sehen? War es normal, in ewigen Tagträumen zu versinken, obwohl man eigentlich eine wichtige Aufgabe hatte?
    Das hier war vermutlich die Chance, endlich einmal eine Frau zu solchen Themen befragen zu können! Und jetzt, wo sie sich etwas besser fühlte, tat es nicht mehr so weh, an Sheng zu denken. Viel mehr regte sich langsam eine versteckte Kraft, an seinem Überleben festzuhalten und daran zu glauben. Genauso wie an das aller anderen verschwundenen Siedler.
    "Hey Eryn, kann ich dich-"
    Plötzlich schoss Haile an ihnen vorbei, so schnell, dass man sie fast nur an der blonden Mähne erkannte. Jack sah Eryn und Evi fragend an, während die beiden Frauen panisch der Kulstistin hinterhersahen. Es dauerte nicht lange, bis sie ihr mit ihren Blicken folgten und erkannten, dass im Wasser jemand verzweifelt strampelte. "Ach scheiße!", murmelte die Taucherin und begann ebenfalls zu laufen, aber glücklicherweise hatten anderen die Situation früher erkannt - Haile eben, und Léo, die anscheinend in der Nähe gewesen war. Zu zweit hatten sie den Ertrinkenden, der sich als Jackal herausstellte, mit vereinten Kräften befreit und ans Ufer gebracht.

    Als Evi ankam, rang Jackal bereits gierig nach Luft, und Haile sah ihn mit tropfendem Gesicht an. Auch Léo, die nicht zu wissen schien, ob sie ihn anschreien oder erleichtert sein sollte, war pitschnass.
    "Ich hole euch was zum Abtrocknen.", murmelte die Taucherin und startete gleich zu ihrer Hütte. Eigentlich war es lächerlich, kein Mensch trocknete sich heutzutage noch ordentlich ab, vor allem wenn es so warm war. Meine Güte, vor nicht allzu langer Zeit hatte Evi noch Stunden völlig schmutzig verbracht, weil sie sich erst irgendwann die Mühe gemacht hatte, Schlamm von dem Alligatorenkampf wegzuwaschen. Aber irgendetwas musste sie tun. Vorranging wollte sie rennen, um den dunklen, imaginären Griffeln zu entkommen, die leise "nutzlos~" zu singen schienen.

    Keuchend kam die Taucherin vor ihrer Hütte an, und als erstes fiel ihr auf, dass es aussah, als hätte sie jemand betreten. Der alte Vorhang, den sie als Tür benutzte, weil sie Nachts immer gerne eine Brise fühlte, war zur Seite geschoben. Drinnen sah alles aus wie immer, aber es gab auch nicht viel, das man hätte ruinieren oder durchwühlen können. Aber auf der alten Matratze, wo zusammengeknüllt ihre Laken waren, lag ein einzelnes Blatt Papier. Mit zitternden Händen hob Evi es auf. Sie blickte in ihr eigenes Gesicht. Irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, eine Zeichnung von ihr anzufertigen und sie hier in ihr Heim zu legen. Als würde erwartet werden, dass sie es finden würde. Und das hatte in diesem Moment nun wirklich nichts Schmeichelhaftes, es war einfach nur gruselig. Was zum Teufel ging hier vor?
    Hektisch sah sie sich um, als würde sie an irgendetwas erkennen können, wer oder was hier gewesen war. Dann setzte sie sich zitternd auf den Boden, abwechselnd die Zeichnung und wieder das Innere der Hütte inspizierend.
    Sie fühlte sich plötzlich fremd in ihrem eigenen Heim, aber vielleicht war das nicht schlimm, wo sie wohl sowieso nicht wieder hier leben können würde. Nie mehr. Nie mehr!
    Die Taucherin schloss die Augen. Gerade hatte sie sich besser gefühlt, aber jetzt war sie wirklich völlig gelähmt.
    "Du jetzt bist nur Haufen Elend."
    Es war als würde die Stimme von Jäger die Stille durchbrechen, obwohl sie sich einfach nur versucht hatte zu erinnern, was sie aus ihrer letzten Krise geholt hatte. Aus irgendeinem Grund musste sie nun laut loslachen. Ja, sie war ein Haufen Elend. Und gerade auch ein Haufen Scheiße. Aber das war nicht immer so.
    Die anderen hatten ihr oft genug bewiesen, dass sie an sie glaubten. Selbst Leute, die sie gar nicht gekannt hatten. Wie Needles. Leute, mit denen man wochenlang nicht geredet hatte. Wie Sheng. Oder Leute, mit denen man augenscheinlich nichts gemeinsam hatte. Wie Eryn.

    So stand Evi wieder auf, zerknüllte die Zeichnung von ihr und warf sie ins Meer vor ihrer Hütte. Dann packte sie eines ihrer Laken und ihr einziges Handtuch und machte sich auf den Weg zurück zum Strand. Haile, Léo, Jackal, Jack und Eryn waren immer noch dort. Die zwei, die den Ertrinkenden gerettet hatten, schwiegen gerade, genau wie er selbst. Die Taucherin wusste nicht, ob sie in etwas reingeplatzt war oder sich einfach alle erst beruhigen mussten, aber sie warf Jackals das Handtuch zu und drückte der Kultistin das Laken in die Hände. Sie schenkte ihr einen warmen Blick, der ihr Bewunderung und Dankbarkeit deuten sollte, dass sie erneut jemandem das Leben gerettet hatte, und Léo bekam denselben. Aber sie wollte nicht stören, falls sie das tat, und wandte sich nun wieder an Eryn. Jack war von ihr offenbar gerade darüber aufgeklärt worden, wer diese plötzlich aufgetauchten Personen waren.
    Die Taucherin grinste die Bardame schief an. "Nächstes Mal bin ich dann vielleicht wieder nützlich." Es war leichtfertig gesagt, aber es war auf jeden Fall ein fester Vorsatz. "Ist alles in Ordnung?", fragte Eryn, der es wahrscheinlich seltsam vorkam, dass Evi einfach so davongerannt war. Und auch jetzt wirkte sie bestimmt alles andere als ruhig. "Ja, es geht schon. Aber hey, danke, dass du fragst." Es freute sie wirklich.
    Das war das, was ihr Kraft gab, auch wenn sie es irgendwie eine Zeit lang vergessen hatte. Schon damals als sie nach Shengs Hope gekommen war, nachdem sie ihren Vater und seine Freunde verloren hatte, waren es die Menschen gewesen, die sie wieder aufgepäppelt hatten. Sie wussten es nicht, aber langsam und unterbewusst hatten sie ihr geholfen, sich in den Griff zu kriegen. Und jetzt war es genau so.
    "Ich finde es schön, mal jemanden zum Reden gehabt zu haben.", sagte sie dann noch zu Eryn. "Oh, und hast du Jäger in letzter Zeit gesehen? Ich muss ihm auch mal danken."

    Geändert von Lynx (03.10.2015 um 13:18 Uhr)

  3. #123
    Während Evi verschwunden war - sie eilig in ihre Hütte rannte und die Barfrau verdutzt stehen ließ -, nutzte sie die Zeit, um dem Neuen zu erklären, um was für kuriose Gestalten kam es sich bei ihren Leidensgenossen handelte. Sie kam sich blöd vor.

    "Ah... also das da ist übrigens Haile... ja, genau die. Und das ist... äh... achso, das ist Leo. Und der da, der... ja, wer sonst? Ja, das ist Jackal. Also... fast wie Jack. Nur mit einem... 'Al' am Ende, eben. Aber man... ja, man spricht das Jackal, nicht Jack-Al. Glaube ich. Waren das alle?"

    Die 25-Jährige war daher erleichtert, als die Taucherin zurückkehrte - mit einem Handtuch. Eryn kam das vor, als würde sie versuchen, einen Krokodilsbiss mit einem kleinen Stoffpflaster abzukleben, doch da war sie nicht die Expertin. Schließlich kehrte die kampferfahrene Frau zurück an ihre Seite. Sie wirkte aufgebracht, weswegen die Barfrau sich kurzerhand nach dem Wohlbefinden des wasseraffinen DD-Stammgastes erkundete.

    "Ja, es geht schon. Aber hey, danke, dass du fragst. Ich finde es schön, mal jemanden zum Reden gehabt zu haben. Oh, und hast du Jäger in letzter Zeit gesehen? Ich muss ihm auch mal danken." Das musste sein, um was sie hatte bitten wollen, bevor das Kultistenmädchen an ihnen vorbeigesprintet war und ihre Konversation damit störte. Doch Eryn konnte nur mit dem Kopf schütteln. "Keine Ahnung. Ich bin mit Tunnelblick in den Pub gerannt und habe hinten geschaut... aber... wenn du noch kurz mit mir in die Wäscherei kommst, helf' ich dir danach beim suchen, okay?"

    Ihr gefiel es, mal wen um sich zu haben. Jemanden, der nicht nur Gast in einem Pub war, und mit dem man auch Worte wechseln konnte, wie belanglos sie auch immer waren. Das gefiel ihr schon bei Will - und jetzt auch mit Evi. Abgesehen von Derreck hatte sie zuvor so jemanden nie gehabt. "Okay, ich meine: Vier Augen sehen immerhin mehr als zwei", antwortete die Taucherin. Die Kellnerin wusste nicht, ob sie damit das Umschauen in der Wäscherei meinte oder das Finden des verschollenen Jäger, doch sie musste unwillkürlich grinsen. Vielleicht war ihr einfach danach, vielleicht rührte es aber auch daher, dass sie bei der toughen Halb-Vulture oft an eine Piratin hatte denken müssen und sie sich Evi hin und wieder mit Augenklappe vorgestellt hatte.

    So betraten die beiden Frauen die Wäscherei. Eryn hatte das lediglich als kurzen Abstecher geplant. Natürlich hatte die Verwüstung auch vor diesem nah am Strand gelegenen Gebäude nicht halt gemacht, doch sie hoffte dennoch darauf, etwas zu finden, das nicht total ruiniert war.

    In Begleitung von Evi suchte Eryn also nach ganz gebliebenen, nicht verkohlten und bereits sauberen Stoffen, wie dem Kleid, das sie vor ihrer Abreise bei Ben abgegeben hatte. Auch erinnerte sie sich daran, dass Sheng sie beim letzten Mal hier Sandtarnjacken abholen ließ. Womöglich waren davon ja wieder welche fertig geworden. Sowas wäre auf ihrer Mission doch von Nutzen.

    "Ich weiß, was du denkst. Sheng's Hope liegt in Trümmern und ich denke nur an saubere Kleidung..."

    Geändert von MeTa (02.10.2015 um 19:45 Uhr)

  4. #124
    Zu viel... überall Wasser, es trug ihn ganz, bettete ihn in wohlige Wärme, dämpfte seine Angst. Mums ausgestreckte Hand, er griff nach ihr, war bereit dafür, egal was auf ihn wartete...
    In meiner Karawane wird nicht geschlafen!“ Schmerz. Der ihn ins Hier zog. Husten. Mehr pochender Schmerz in den Rippen. Rasendes Herz. Ein Hammerschlag auf seinen Bauch. Übelkeit. Erlösung. Luft. Kalte, klare Luft. Wer hatte November auf seinen Bauch springen lassen? Er musste den Rüden echt erziehen.
    "... das tötet Menschen!"

    Ein wirres, goldnes Farbspiel in der Luft flirrte um ihn her. Heißer Wind von den Brandherden zog schmerzhaft über seine bloße Haut. Welcher Idiot hatte ihn den ausgezogen? Und das nichtmal richtig, irgendwie fühlte sich der Stoff zerrissen an.
    Noch nicht ganz bei der Sache und zu unsortiert im Kopf, hielt er sich einfach an das, was sich intuitiv richtig anfühlte. Umarmte das angespannte blonde Bündel, das auf seinem Bauch saß, hob sie hoch, als er sich leicht nach vorne beugte und verwirrt an sich und ihr herunter sah. Setzte sie neben sich, musterte sie kurz. Lächelte, vielleicht grade weil sie ihn ansah, als habe sie ihn grade aus einem Klo gefischt. Vielleicht, weil sie furchtbar verzweifelt aussah. Knuffte ihr in die Schulter. Als wollte er sie nach einem kurzen Abschied einfach wieder ganz normal, ohne Worte, begrüßen.
    Und als die zweite, müde Welle sich zu ihnen auf den Kiesstrand schob, spritzte er erst sich, dann ihr, klares Meerwasser ins Gesicht. Um den Schreck fortzuwaschen. Und damit sie wieder ein andres Gesicht aufsetzte. Er machte den Mund auf, bekam aber nun nur selbst eine Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt. In seinem Blick, als er Haile nun nochmal richtig musterte lag zum ersten Mal mehr Verstehen als Fragen. Und Mitgefühl.
    "...ich verstehe jetzt mehr... hätte das nur nicht ohne dich machen sollen. Ich bin froh, das du mich gerettet hast. Wieder mal." Sein rasselnder Atem plagte ihn noch eine Weile.

    Langsam setzte das Brennen auf seiner Haut wieder ein, als die Schmerzen abebbten. Da waren auch neue Wunden, die zu Narben werden würden, dort wo man ihn freigehackt hatte. Ausgerechnet eine Schnittwunde am Arm kreuzte den wütenden Affen. Ironie des Schicksals wohl, dass sie sich darunter mit den zahllosen Narben verwob, die die Fesseln der Vultures auf ihm hinterlassen hatten.
    "....hab echt genug von Wasser... für die nächsten 20 Jahre etwa..."

    Ohne nach ihrer Erlaubnis zu fragen, zog er Haile ihre Decke aus der Hand und begann sie fachmännisch (oder eher... grobmotorisch; nichts anderes war wohl nach einem Fast-Ertrinken von jemandem wie Jackal zu erwarten, der zuviel Kraft, ein zu großes Herz und zuwenig Geist besaß um beides sinnvoll einzusetzen) darin einzuwickeln, bis sie aussah wie ein großer, weißer Tapas. Zu guter Letzt fand sogar seine Husterei ein Ende.


    "Ah... also das da ist übrigens Haile... ja, genau die. Und das ist... äh... achso, das ist Leo. Und der da, der... ja, wer sonst? Ja, das ist Jackal. Also... fast wie Jack. Nur mit einem... 'Al' am Ende, eben. Aber man... ja, man spricht das Jackal, nicht Jack-Al. Glaube ich. Waren das alle?" Die Stimme kannte er doch. Blue eyes. Nur was machte die hier, wo es nichts für sie zu holen gab? Und mit wem redete sie denn da?
    Irgendwoher kam dann ein weiches Tuch angeflogen, dass ihm kurzerhand wie von selbst die lockigen, dunklen Haare zu einer abstehenden Wuschelmähne, die nach allen Seiten abstand, zerrieb. Als er es sich über die Schultern legte bemerkte er grade noch, wie die Rothaarige - ausgerechnet - mit seinen Retterinnen vielsagende Blicke austauschte. Und irgendwie war er beinahe froh, dass sie ihn bei diesem 'Austausch' überging. Eindeutig zu viele Frauen auf einem Haufen, für seinen Geschmack. Aber er würde sich hüten, dass irgendwem hier auf die Nase zu binden. Lieber hustete er sich noch ein wenig 'nen Wolf.

    So langsam wurde er sich dank Evis Geste wohl auch endlich einmal der Schaulustigen bewusst, denn er hievte sich immer noch hustend endlich auch einmal aus dem Wasser, brachte Raum zwischen seine Retterinnen und sich. "Da man hier draussen ohne Hilfe nicht allein überleben kann... danke fürs retten."
    Und dann fügte er, mit dem Blick auf das Wasser ein "Gracias", hinzu. Scheinbar an niemand bestimmten, aber Léo würde wissen, dass sie gemeint war. Er sah sie nicht an. Sprach sie nicht an.. Naja, nicht direkt jedenfalls. Blieb wo er war, im hereinschwappenden Wasser der Bay. Hielt sich soweit an die Grenzen, die sie ihm in Furienmanier gesteckt hatte.

    "...vielleicht will mal wer nach Mula sehen? Nur um zu vermeiden, dass wir uns nochmal das Leben retten, wenn wir hier zusammenhocken, meine ich." Das Zwinkern in seinen Augen kam scheinbar nicht nur vom Wasser, es war klar, dass der Fingerzeig - der eindeutig auf Leos Kosten ging - freundschaftlich gemeint war. Ein ziemlich lauter Rumms vom Südwesten her ließ ihn plötzlich schreckhaft - und schmerzhaft wie an seinem Keuchen zu bemerken war - zusammen zucken und trotz der eigenen Zerschundenheit in Hailes Richtung springen. Wohl um den Tapas vor herumfliegenden Ziegeln, Zombietomaten und andren Trümmern zu schützen. Doch es kam wie es kommen musste: Der 'Held' knickte nur mit dem kaputten Fuß um. Er musste sich wohl oder übel eingestehen, dass es keinen Grund gab, den starken Kerl zu markieren, wenn man eben fast abgesoffen war. Halbherzig versuchte er die Situation (und ein klein bisschen von seinem Stolz) mit Humor zu retten:
    "Eh, oder jemand sieht mal danach. Das klingt als wäre noch ein bisschen was zum demolieren übrig. Sobald ich wieder auf den Beinen bin, komm ich nach. Bin grad nur nicht so gut zu Fuß, so auf einem Fuß."

    Zuletzt drehte er sich ächzend auf dem kiesigen Boden herum und musterte den zweiten Neuankömmling (Jack). "Vielleicht bin ich ja doch tot... ah, besser nicht. Dann hätte ich das Beste ja glatt haarscharf verpasst." Er klang eindeutig positiv überrascht, von dem was er sah. Und so war es auch. "Also ist noch Militär hier an der Küste? Das ist die beste Neuigkeit seit dieser Thunfisch als Allheilmittel angepriesen wurde. Gibt es da draussen noch mehr von deiner Sorte, Soldat?" Scheinbar war Jack nicht der erste seit dem großen Zehren, den Jackal in schwarzen Armeesachen sah.

    Geändert von Viviane (02.10.2015 um 22:16 Uhr)

  5. #125
    Die Wäscherei war in der Tat eines der Gebäude, die weniger unter der Zerstörung gelitten hatten, den Angreifern wahrscheinlich schlichtweg zu unwichtig vorgekommen war. Trotzdem roch es ein wenig nach Benzin, als hatte man das Gebäude übergossen, dann jedoch vergessen, es anzuzünden, schwer zu erkennen, vielleicht war den Kultisten auch nur etwas dazwischengekommen...
    Eryn hoffte einfach darauf, dass Ben vorbeigekommen war und einem der Angreifer den Schädel gespalten hatte.

    Als die beiden Frauen die Tür öffnen wollten und feststellten, dass sie sauber abgeschlossen war, trat Evi sie mit einem beherzten Tritt ein, es schien, als würde das neu erworbene Erbe der Vultures durchkommen, auch wenn sie entschuldigend lächelte und mit der Kette aus Zähnen um ihre Hüfte einen seltsamen Anblick bot, tatsächlich halb Siedler, halb Vulture.

    Die Wäscherei war dunkel, trotzdem roch es angenehm nach sauberer Wäsche, es war bekannt, dass wenigstens ein paar Derjenigen, die diesen unbeliebten Job erledigt hatten, ab und an dem Seifenwasser noch Duftstoffe beimengten.
    Gezielt und schnell durchsuchten sie die Wäscherei und wurden fündig. Neben dem Kleid von Eryn, welches sauber zusammengelegt drapiert worden war und sogar mit einer Schnur mit kleiner Schleife zusammengehalten wurde, fanden sie auch den Rucksack mit den teilweise wieder reparierten Tarnklamotten.
    Es war genau ein Satz für eine Person, der bereits wieder vervollständigt worden war. Die Kleidung hatte unzählige Funktionstaschen und so geschnitten, dass man sich darin gut bewegen konnte, auch wenn man viel in die Taschen geladen hatte.

    (Genug, um einer Person den Trait Packesel ODER Terrainwissen:Ödland zu gewähren oder den vorhandenen Trait um 20% zu verstärken.)

    Als Eryn dann das kleine Paket mit ihrem wunderschönen Sommerkleid hochhob, bemerkte sie darin etwas unförmiges darin. Neugierig und verwirrt faltete sie es auseinander und fand einen uralten Schokoriegel darin, eingepackt und etwas weich. Am Schokoriegel war ein Herz aus Papier befestigt. Mit Sicherheit ein Abschiedsgeschenk von Ben, der mit Sicherheit unglaublich traurig gewesen sein musste, als sie das Kleid vor der Abreise nicht wieder abgeholt hatte und sie ihm somit auch die kleine Überraschung verdorben hatte, die er ihr vorbereitet hatte.
    Ein kleiner Blick auf den Riegel offenbarte ihr, dass er erst zehn Jahre abgelaufen war und dank der Hitze in der Wäscherei wohl auch etwas geschmolzen, trotzdem erzählten grade die Scavenger immer wieder davon, welche Waren man noch essen konnte, wenn man nur einen Magen hatte der stark genug war.
    Und die Geschichten, die man sich über Schoko-Karamell-Keks-Riegel erzählte, waren legendär.

  6. #126
    Als er das Knacken vernahm und den ersten Spritzer Blut durch die Luft flogen sah... es war befriedigend. Es tat gut dem Großmaul ordentlich eins zu verpassen. Wenn er gewusst hätte, dass Ihm dabei das Lachen nicht vergeht, dann hätte er härter zugeschlagen.

    "Ihr seid sowas von im Arsch..."

    Der Buccaner wälzte sich auf den Rücken, Blut floss ihm in Strömen aus der Nase und dem Mund.

    "Ihr habt keine Ahnung, wer eure Siedlung zerstört hat, wer eure Feinde sind..."

    Der Plünderer hustete schwer. Blut lief ihm auch den Hals hinab und sein hysterisches Lachen führte nur dazu, dass er fast daran erstickte. Das wäre eigentlich ein Tod gewesen der ihm gestanden hätte, aber der rasende Lancaster hatte anderes für den Buccaner geplant.

    "Weisst du wer jetzt erstmal im Arsch ist? Deine grinsende Visage du kleines Arschloch. So viel Scheiße wie da herauskommt..."

    Lancaster nahm sein Gewehr und warf es Will zu der es gerade eben so fangen konnte, Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

    "Pass auf die anderen beiden Clowns auf. Mein Kumpel und ich müssen kurz etwas klären."

    Lancaster griff mit seinen Fingern ineinander und streckte beiden Arme weit nach vorn. Das laute Knacken seiner Knochen war für alle deutlich zu hören.

    "Du glaubst, wir haben Angst?"

    Es war ein Relikt alter Tage, etwas was er häufiger getan hat als er noch in seinem alten Leben war. Ein Artefakt seiner eigenen Vergangenheit. Lancaster griff an seinen roten Kapuzenpulli und zog in sich in einer flüssigen Bewegung über den Kopf.
    Oberkörperfrei stand er nun vor dem blutenden Buccaner der immer noch wie eine Hyäne lachte.

    "Ich werde dir sowas von hart in deinen Arsch treten, dass du meine verfluchten Zehnägel abkauen kannst."

    Wie sein absoluter Lieblingsheld, über den er wirklich alles lernen musste, sprang er nun mit zur Seite ausgestreckten Armen nach vorn. Er winkelte extra sein Bein an nur damit er während seiner Landung sein Knie direkt in den Magen des Buccaners drücken konnte, der vor Schmerz aufschrie.
    Wie ein wilder Irrer fing er an mit seinen Fäusten auf den wehrlosen Plünderer einzuschlagen. Bei jedem Schlag brüllte er laut einen Namen.

    "Der ist für Sheng. Der ist für Wingman. Der ist für Sylvia. Die beiden für die abgefuckten Floyd-Williams. Der ist für Blades. Der ist für Sylvia. Der ist..."

    So ging es über 130 Mal. Jeder Schlag ein weiterer Name den er auf die Liste packte. Alles Bewohner von Shengs Hope. Er kannte niemanden wirklich gut, aber alle ein bisschen. Dem ranzigen, dreckigen, vermüllten aber trotzdem schönen Sheng's Hope.

    Erst als seine Fäuste vor Blut tropften atmete Lancaster durch und bäugte sich auf, starrte dann mit eiskaltem Blick zu den anderen beiden Plünderern.

    "Und wenn ihr Freaks irgendwas wisst... und es verheimlicht... dann endet Ihr wie euer Freund Kartoffelbrei hier."

    Geändert von Gendrek (03.10.2015 um 11:24 Uhr)

  7. #127
    "Ich weiß, was du denkst. Sheng's Hope liegt in Trümmern und ich denke nur an saubere Kleidung..."
    Evi lachte, als sie auf die Tür der Wäscherei zutraten. "Ich wollte dich eigentlich gerade damit aufziehen." Dann machte sie einen überraschten Laut, weil das Gebäude tatsächlich abgeschlossen war. Also trat sie ein paar Schritte zurück und deutete Eryn, etwas zu Seite zu gehen. "Aber wirklich gedacht habe ich das nicht, nein. Und außerdem- " Sie brachte sich in Position, "hat jeder so seine kleinen Eigenarten." Mit einem starken Tritt fiel die Tür aus den Angeln. War wohl nicht besonders stabil gewesen. "Nach Ihnen, Madame." Evi trat grinsend zur Seite und machte eine ausufernde Bewegung, um Eryn den Vortritt zu lassen. Den hochgezogenen Augenbrauen der Bardame entgegnete sie ein entschuldigendes Lächeln.

    Der Duft nach Wäsche war eine willkommene Abwechslung, und die Taucherin nutzte die Gelegenheit um ein paar Mal tief einzuatmen. Eryn fand indessen ihr Kleid, es war aber offenbar nicht das einzige, was sie suchte. Fast zielsicher kramte sie hinter einem Haufen zusammengelegter Wäsche einen Rucksack hervor. Mit einem Funkeln in den Augen packte sie die darin befindliche Kleidung aus und breitet sie vor sich aus, um sie zu inspizieren. "Ich wusste es!", sagte sie schließlich zufrieden und wandte sich an Evi. "Du hast nicht zufällig Lust auf eine neue, schicke Jacke?"
    "Was, sehe ich schon so abgefuckt aus?" Die Taucherin grinste, schob aber ein paar saubere Stofftücher, die sie gerade durchwühlt hatte, zur Seite und gesellte sich zur Bardame. Ein anerkennender Pfiff folgte. "Die ist nicht schlecht. Hat sogar genug Taschen für meine Souveniers." Ohne zu zögern zog Evi ihr Hemd aus und die Sandtarnjacke an. Spielerisch drehte sie sich vor Eryn, die nun ebenfalls grinsen musste. "Damit würdest du fast als seriös durchgehen. Ohne den Nagel, die Hose, die Krokodilszähne, die unterschiedlichen Schuhe und... naja, wie gesagt, fast." Die beiden Frauen lachten. "Und du willst sie nicht haben? Du hast sie immerhin gefunden.", fragte Evi schließlich, als sie ein paar Sachen von ihrem Rucksack bereits in die Taschen des neuen Kleidungsstückes packte. Die Drachme von ihrem Vater saß nun direkt über ihrem Herzen, gemeinsam mit der angefangenen Rede von Sheng.
    Eryn warf der Taucherin einen typischen "ernsthaft?"-Blick zu. "Ich werde mich mit meinem Kleid begnügen." Sie fingerte ein wenig daran herum und schien etwas in Händen zu halten, was Evi nicht sehen konnte. Ihr Blick wirkte nun irgendwie nachdenklich.



    Plötzlich machte irgendetwas einen lauten Rumms. Fast so, als wäre wieder ein Kran eingestürzt oder so. Evi warf einen Blick aus der Tür der Wäscherei. "Ich kann auf den ersten Blick nichts erkennen, weils wohl aus der Richtung vom Floyd-Williams-Bauernhof kam. Oder Dusty Derrecks, was ich eher nicht hoffe.", rief sie Eryn von draußen zu. "Hast du Lust, nachsehen zu gehen? Vielleicht kriegen wir doch noch ein Abenteuer. Auch wenn die Wäscherei hier natürlich schon ziemlich verschärft war."

  8. #128
    Eryn nickte nur. Und wenn es das Dusty Derrecks wäre - viel weniger als vorher würde da nun auch nicht mehr stehen. Das sagte sie aber nicht laut.

    Bens Geschenk hob ihre Laune. Es tat ihr gut, nach all der Zeit mal wieder so etwas wie Bewunderung zu spüren, wenn auch nur verpackt in eine Überraschung, die der Scavenger ihr nie hatte überreichen können. Sie hatte Will damit aufgezogen, dass er ihr gefolgt war und ihm der Anblick von ihr - in Unterwäsche oder auch im Dienstmädchenkostüm - sicher gefallen hätte. Doch sie war sich ziemlich sicher, dass er keinerlei Interesse an ihr hatte - erstaunlich wenig Interesse.

    "Lass uns gehen!" Sie verbannte den Schokoriegel vorsichtig in das sorgfältig zusammengelegte Häufchen Stoff, in das sie in einem ruhigen Moment wieder steigen würde. Sie hatte nicht vor, die verkommene Köstlichkeit zu essen - jedenfalls nicht bald. Sie war aber auch zu schade, um sie zu teilen. So ließ die Barfrau die vielleicht heilste Stelle des Dorfes wieder zurück, um zu Evi aufzuschließen und gemeinsam mit ihr die Wäscherei zu verlassen, vorbei an der eingefallenen Hütte, die ehemals Vincents war. Er würde sie nicht mehr brauchen. Und sie hatte sich nie richtig bei ihm für die Rettung im Pub bedanken können, für die ganzen Hilfstätigkeiten. Er war Zeit seines Lebens vermutlich fleißiger gewesen als sie. Und sicher hatte Derreck ihn nicht so gut bezahlt wie die 25-Jährige.

    Auch am Bug der INS Ahladita traten sie zügig vorbei, um einen doch erleichterten Blick auf die ehemalige McDonalds-Filiale zu bekommen. Doch sie war auch weiterhin im selben Zustand wie ihr Gründer. Dreckig, kaputt - wenn nicht zerstört -, armselig; doch gerade noch am Leben. Jedenfalls war es das, was die Bardame hoffte. Sie tauschte einen entlasteten Blick mit der Taucherin aus, bevor sie weitergingen, nun in Richtung Westen. "Floyd-Williams hat ja wirklich die volle Breitseite abbekommen!", sagte sie, die Genugtuung nicht verstecken könnend und fast ein wenig grinsend, als klar wurde, dass das Geräusch tatsächlich durch das einstürzende Anwesen des Ermordeten verursacht worden war. Erklärend warf sie hinterher: "Du kannst gar nicht ahnen, was für ein Arschloch er war. Ich gönne niemandem den Tod, aber..." - ...ihm eigentlich doch.

    Eryn hielt sich gerade noch davon ab, den letzten Teil laut auszusprechen. "Wirklich: Er war das absolute Gegenteil von Gut. Das Gegenteil von so Leuten wie Sheng." Schon die Bardame selbst spürte den Hass in ihrer Stimme. Sie nahm sich zurück. Evi würde sicherlich wissen, dass George nicht zu den angenehmsten, gütigsten Gestalten der Siedlung gezählt hatte - doch vermutlich hatte sie zuletzt nicht so fürchterliche Erfahrungen mit dem Sklaventreiber gemacht. Ich hoffe, Georgina ist es ähnlich ergangen. Auch das kam zum Glück nicht laut heraus.

    Als sie sich den zerstörten, eingefallenen Bauten an und auf der ehemaligen Plantage des Reichen näherten, stieg noch immer Staub und Schutt auf. Plötzlich erstarrte die Kämpferin neben Eryn. Als sie ihr einen fragenden Blick zuwarf, sah Evi besorgt aus. "Ich hoffe, Jäger war nicht darin, als es einstürzte." Die Kellnerin warf den Blick wieder nach vorne, als Shengs Angebetete einige Schritte nach vorne machte. "Jääägeeer!" Im ersten Moment kam sie sich etwas albern vor, doch dann entschloss die Irin sich dazu, ihrer werdenden Freundin unter die Arme zu greifen. Das Kleid mit dem Schokoriegel vor sich in beiden Händen haltend, rief auch sie, ein wenig leiser als Evi: "Jäägeer!"

  9. #129
    "Und wenn ihr Freaks irgendwas wisst... und es verheimlicht... dann endet Ihr wie euer Freund Kartoffelbrei hier."

    Howard wandte sich wieder um, als ihr Anführer sich wieder beruhigt hatte und die inzwischen nassen Geräusche seiner Schläge verhallten.
    Von dem Bucaneer war nicht viel übrig geblieben. Die anderen beiden schienen vor Furcht erstarrt, von Geruch her hatte zumindest einer der beiden Probleme die Blase zu kontrollieren. Lancaster war ruhig, seine Blut verschmierten Hände hingen noch über der Leiche, deren Gesicht kaum mehr wieder zu erkennen war.

    "Lassen wir das, Lancaster. Wir sind besser als das." Ihr Anführer schwieg und wandte sich ab.

    Howard näherte sich den beiden anderen und löste ihre Fesseln. Will stand währendessen hinter ihm, und hatte die Waffe auf die beiden gerichtet. Schient nicht das erste Mal zu sein, dass er sowas gemacht hatte. Oder er konnte gut bluffen. Der Knoten war nicht alzu fest, und die beiden waren wieder frei. Doch die beiden schienen erstarrt, blickten auf den Leichnahm. Er musste ihr Anführer gewesen sein, ohne ihn wussten die beiden wohl nicht was tun. Howard seufste.

    "Wollt ihr warten bis er mit euch anfängt?"
    , fragte der alte Mann und blickte auf sie herunter. Sie sahen sich kurz an, und wie vom Blitz getroffen standen sie unbeholfen auf und rannten um ihr Leben. Lancaster rannte ihnen nicht nach, wie Howard feststellte. Nach so einer Aktion hätte er es ihm fast zugetraut. Aber scheinbar hatte er sich genügend abreagiert, die Wut und Frustration war von seinem Gesichtsausdruck gewichen.

    "Bevor wir wieder zurück gehen, schaue ich noch mal die Wägen selbst genauer an. Ich gehe nicht davon, aus die noch prall gefüllt sind, so dumm waren die Kultisten wohl eher nicht. Aber in dem Chaos kann man leicht etwas übersehen."

    Howard durchsuchte gründlich die übrigen Wägen nach wertvollen Ressourcen, allen voran Nahrung und Waffen. (Trait Ermittler)

  10. #130
    Jäger hatte sich etwas von dem eingestürzten Haus entfernt. Die aufgewirbelte Staubwolke drang ihm in Mund und Nase, von seinem Kopf rieselte grauer Staub jedes Mal wenn er mit der Hand über die Haare fuhr. Was für ein Reinfall, dachte er. Große Scheiße. An der Wand in dem kleinen perversen Gefängnis von Floyd, dem leicht exzentrischen Aristokrat mit seinem blöden schwachen Schließmuskel, war etwas eingezeichnet, das Jäger nicht rechtzeitig ausmachen konnte. Nur ein einziger Wortfetzen ist ihm ins Auge gefallen, ehe der Krach sein Crescendo erreichte und Jäger so schnell wie möglich da rauskommen musste. Raou. Also Raoul?Ihm ging immer noch kein Licht auf. Es kam ihm bekannt vor, irgendwo hatte er sicherlich diesen Namen schon einmal gehört. Oder vielleicht auch nicht.

    Seine Kleidung war von einem grauen Staubfilm bedeckt. Jäger beugte sich vor und klopfte die Hosenbeine ab, als der Staub wieder in die Luft wirbelte, reizte es seine Atemwege und er stieß einen Laut aus, der zum Teil wie Niesen, zum Teil wie Husten klang. Als er seinen Kopf wieder hob, sah er zwei Gestalten in der Staubwolke sehen, die sich noch nicht ganz gelegt hatte. Er erkannte Eryns wirren, schwarzen Haarschopf und die rötlich braunen Strähnen von Evi. Sie hatten ihm den Rücken zugewandt und schauten auf die Überreste von Floyds teurer Hütte.

    Er trat von hinten an sie heran. In seinen Ohren pfeifte es wie ein unzufriedenes Publikum bei einem missglückten Konzert und ihm war unklar, ob er nun für immer Taub war oder nicht. Er wartete eine Weile hinter ihnen, die eine Hand in die Hüfte gestemmt, mit der anderen bohrte er in seinem Ohr.

    "Was wir suchen?!", kam es viel zu laut aus seinem Mund, da er sich selbst kaum hören konnte. Eryns Ellenbogen grub sich in sein Brustbein noch ehe sie sich zu ihm umgedreht hatte. Jäger keuchte und taumelte einige Schritte rückwärts, beide Hände an die Brust gepresst.

    "Hey, ich bins! Ich unbewaffnet, okay?", rief er, diesmal mit Absicht. Während er sich die Brust rieb, sagte Jäger: "Ok, habt ihr den Name Raoul gehört? Euch das was sagt? Ah, Kacke. Bist du sicher, dass du kein Hobbyninja bist, Eryn? Tut weh wie Hölle. Du brauchst Waffenschein für deine Gliedmaßen. Ech."

    Geändert von BIT (03.10.2015 um 19:30 Uhr) Grund: Sig aus! ~ BIT

  11. #131
    "...ich verstehe jetzt mehr... hätte das nur nicht ohne dich machen sollen. Ich bin froh, das du mich gerettet hast. Wieder mal."

    Während sich Jackal hustend und prustend wieder ins Reich der Lebenden hiefte, wickelte er, quasi nebenbei, Haile in das weiße Tuch, bis sie sich kaum noch bewegen konnte. War das...normal? Oder hatte das Wasser in seinen Lungen doch mehr Schaden angerichtet, als ihn einfach nur zu ersticken?

    "..."

    Jackal taumelte ein wenig beim Aufstehen und hielt sich an der Leuchtturm-Mauer fest, während sich die Menschentraube langsam auflößte. Jack, der Neue, stand immer noch etwas unschlüssig bei ihnen und musterte den hustenden Jackal neugierig, Evi und Eryn, die nach drei Wochen anscheinend endlich beschlossen hatten, sich nicht mehr gegenseitig abschätzig zu mustern und sogar fast schwesterlich wirkten, machten sich schon wieder auf in Richtung der Siedlung und Leo roch nach Wut und Wasser.

    "..."

    Haile fühlte sich massiv fehl am Platze. Diese Menschen, die lebendigen Menschen, waren alle in Gefahr. Durch ihre reine Anwesenheit.

    Klatsch

    Und in Jackals Fall durch die reine Existenz. Irgendwie landete er mit einem leisen Schmerzenslaut direkt vor Hailes Füßen, während in der Ferne das große Anwesen mit einem Krachen zusammenbrach.

    "...Bin grad nur nicht so gut zu Fuß, so auf einem Fuß"
    "..."
    Scherzkeks.

    Immernoch in die Decke gewickelt hockte sich Haile neben den Kopf von Jackal und musterte seine Gesichtszüge. So richtig schlau wurde sie noch nicht aus ihm. Etwas unbeholfen tätschelte sie seine Schulter, während er sich auf dem Boden wand und Leo ein entschuldigendes Grinsen zuwarf. Von deren Seite kam nur ein entnervtes Schnaufen.

    "Ugh."
    "..."

    Jackal hatte sich dem Neuling an der Mauer zugewandt. Haile erhob sich vom Boden.

    Jetzt oder nie.

    "...Leo?"
    Ihr erstauntes Gesicht reichte Haile als Antwort. Sie hatte Leos volle Aufmerksamkeit. Müde hob Haile den Arm und zeigte auf die Rauchsäulen im Nordwesten.
    "Da."

    Mit einem Lächeln kippte Haile vornüber und landete direkt vor Leos Füßen. Sie war vor Erschöpfung zusamenngebrochen

  12. #132
    Zum Glück fing jemand Haile auf, ehe ihr Kopf Bekanntschaft mit den Kieseln machte. Da die meisten von ihnen noch unterwegs waren, war schnell klar, dass man vorerst hier bleiben und auf sie warten würde. Auf einer der Sandbänke in der Nähe des Leuchtturms, östlich von der liegengebliebenen Yacht, brachten sie mit dem angetriebenen Holz sogar recht schnell ein Lagerfeuer in Gang. In einem der riesigen Metallgitter, die einst als Leuchtfeuer die Bay erhellt hatten, wirkte es sogar fast heimelig. Und immerhin war das hier der einzige Ort, der nicht gebrannt hatte. Irgendwoher hatten sie sogar jede Menge Decken, Kissen, sogar saubere jede Menge saubere, warme und duftende Klamotten aus der nahen Wäscherei organisiert. Das Ächzen des riesigen Schiffrumpfes in den Ohren, trieb wenigstens klare Luft vom Meer her die Asche von ihnen weg. Und im Feuer hingen jede Menge Essensspieße, die sie aus einigen Überresten der Waren am Markt zusammengeschnitzelt hatten.

    Jackal nutzte die Zeit, die er neben Haile wachte um sich was anständiges - in seinem Fall Mantel und Schal - anzuziehen und seinen Knöchel notdürftig zu schienen. Evis Handtuch hatte er sorgsam zum trocknen über einen Stecken am Feuer gehängt, scheinbar in der Absicht es zu behalten.

    Hailes Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. "Leo? Da." Das war wichtig. Nordwesten also. Sie war für diese Info den ganzen Tag hier herumgeflitzt, hatte sich nichts anmerken lassen. Aber das hier hatte ihr den Rest gegeben. Er hoffte sehr, dass eine Mütze voll Schlaf genügen würde um sie wieder hinzubekommen. Trotzdem würde er den Doc bitten ein Auge auf sie zu haben. Er hatte auch Mary darum gebeten, etwas aufzusetzen, was di angespannten Nerven lockern würde. Selbst beisteuern konnte er nur ein winziges Fläschchen Rum, kaum mehr als eine Erinnerung an alte Zeiten. Und sonst hatte er in der Wartezeit nur dafür gesorgt, das das Lager am Strand und der Weg dorthin so gut ausgeleuchtet war, dass man sie leicht finden konnte. Ständig hoffte er, das Fuhrwerk zurückkommen zu hören, damit er endlich was von Mum hörte. Aber das einzige, was zu hören war, war Vogelkreischen und fernes Grollen, das möglicherweise Schüsse waren.

    "Wir sollten zusammenwerfen, was wir über die Gegend wissen. Alles, was wir an Karten und Gerüchten haben. Der Straße folgen, wie es die Botenreiter machen, wäre schneller... aber nicht die sicherste Variante. Diese Kultisten sind verdammt gut im ausspionieren und werden uns so sicher schon Tage vorher kommen sehen." Die Worte waren an niemand bestimmtes gerichtet. Trotzdem schien klar, dass Jackal Zusammenhalt und vor allem der Dialog mit den anderen verdammt wichtig war. Es war einfach zuviel schief gegangen, als das es in seinen Augen anders sein könnte.

  13. #133
    Will sah noch einige Sekunden dabei zu wie das Blut des Buccaneers im Sand versickerte und langsam begann zu gerinnen. Lancasters Auftritt war ihm eigentlich zuwider gewesen, aber er würde sich ihrem Anführer nicht in den Weg stellen. Was interssierte ihn das Leben dieser drei Plünderer. Will schulterte sein Gewehr und wandte sich ab. Selbst wenn die Buccaneers mit Verstärkung zurück kämen, Shengs Hope konnte ihnen nichts mehr bieten und sie würden bald weiterziehen.

    "Howard, du wirst hier nicht mehr finden." In Wills Stimme lag keinerlei Emotionen. Ihm war es egal, was mit der Karawane und Mum Perlmutter passiert war. Der Geruch von verwesendem Fleisch und ausgelaufenem Benzin der in der Luft lag interessierte ihn da schon mehr. "Wir sollten die Leichen verbrennen bevor sie noch mehr unangenehmen Besuch anlocken."

    Er drehte eine ihm nahe liegende Leiche mit dem Fuß um. Der arme Kerl hatte sein Gesicht bereits an die Natur verloren. Es war vermutlich von Tieren bis auf die Knochen abgenagt worden. Will krempelte seine Ärmel hoch und begann wortlos die Leichen von der Karawane wegzuziehen und aufzustapeln. Es war eine widerliche und anstrengende Arbeit aber die Leichen einzeln zu verbrennen würde mehr Ressorcen und Zeit beanspruchen.

    Mum Perlumtters Leiche lag noch immer an den Reifen gelehnt. In ihren herausgefallenen Eingeweiden krabbelten unzählige Insekten und aus ihrem aufgequollenes Gesicht blickten seelenlose Augen in den Himmel. Das Einschussloch von Lancasters Gewehr prangte wie ein roter Rubin auf ihrer Stirn.

    Ich sollte… schon tot sein… hatte das Licht gesehen… spürte das Blut… dann kam ein Kultist zurück… biss mir den Finger ab... durch die Infektion… lebe ich noch… um euch dies zu geben… er… er sagte, ich… soll es euch geben… dann würde ich Abschied nehmen dürfen… bei Menschen.


    Vielleicht war sie nicht mehr bei klarem Verstand gewesen. Will sah sich Mums Hände an. Es fehlte tatsächlich einer ihrer Finger.

  14. #134
    Raoul.

    Sie überhörte den Kommentar Jägers, der ihren Gliedmaßen galt. Die Barfrau hatte schon wieder vergessen, dass sie ihn mit dem Ellbogen in die Bauchgegend getroffen hatte. Warum fragte er nach Raoul, wenn er in der Nähe des ehemaligen Sitzes der Floyd-Williams' war?

    "Raoul?", hakte sie nach. Die 25-Jährige versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass der Name in ihr mehr auslöste als das anschließende Schulterzucken preisgab. "War das nicht einer von den streunenden Kindern?", tat sie als würde sie mehr spekulieren als es zu wissen. "Ich glaube, ich habe den Namen mal gehört." Sie wurde nervös. Viel nervöser als sie darauf hätte reagieren wollen. War der Junge etwa noch am Leben? Hatte Jäger ihn zufällig gefunden? Womöglich war George nicht mehr dazu gekommen, den Dieb endgültig zu 'entsorgen'. Und jetzt stand sie hier mit Evi und dem Russen und wünschte sich, dass sie falsch lag und er doch tot wäre. Und sie hasste sich für diesen Gedanken.

    "Eigentlich haben wir nach dir gesucht, also... so halb. Nachdem wir den Lärm gehört hatten, wollten wir hier erst mal gucken." Sie sah zu der Taucherin, die bestätigend nickte. Sie sah aus als würde sie etwas loswerden wollen. Na, klar - sie hatte ja noch vor, sich bei Jäger zu bedanken. Eryn wollte die Krokodilsfrau davon nicht lange abhalten. "Was ist denn mit... Raoul? Ist er etwa... da begraben?", fragte sie noch und gab sich sorgenvoll, während ein dunkler Teil von ihr doch wünschte, dass der Junge - oder besser seine Leiche - unrettbar unter den Trümmern verschollen war.

    Geändert von MeTa (03.10.2015 um 18:11 Uhr)

  15. #135
    Er war beim vorletzten Wagen, als der Junge das aussprach, was er sich selbst langsam denken konnte.

    Er selbst hatte sich schon gefragt, was sie mit den ganzen Leichen tun sollten. Früher, in der alten Welt, wäre das keine Frage gewesen. Eine gründliche Beisetzung aller verstorbenen in einem lokalen Friedhof wäre das Mindeste, was man sich hätte erwarten können. Aber die Gruppe war zu klein um sich um die Dutzenden Toten hier, und noch mehr im ehemaligen Sheng's Hope zu kümmern. Gleichzeitig konnten sie die Leichen nicht leichtfertig unter einen Haufen Steine, oder was auch immer, legen. Die Gefahr, das sie wieder zurück kamen war real.

    Howard wusste, was hier zu tun war, auch wenn es vielleicht für einige in der Truppe zu barbarisch klingen mochte, gerade wenn die Verstorbenen nahe Freunde waren. Aber es war die sicherste und effektivste Methode.

    Will begann bereits die Toten aufzutürmen. Howard brach seine Suche ab, und half ihm. Auch Lancaster brachte schließlich den Bucaneer den er selbst umgebracht hatte zu ihnen.

    Zu allerletzt holte Lancaster den Leichnahm von Mum Perlenmutter. Im Gegensatz zu den anderen Leichen, die sich recht simpel an Armen und Beinen gezogen hatten, nahm er sie vorsichtig auf beide Arme, eins unter ihren Rücken, eins auf die Kniekehlen. Langsam näherte er sich so, den aufgestabelten Leichenberg und legte sie vorsichtig auf den Rand. Hinter und neben ihr waren die sterblichen Reste ihrer Stammes.


    Zum Legen des Feuers brauchten sie natürlich zwei Dinge: Brennstoff, der das Feuer lange genug erhielt um die Leichen gründlich einzuäschern. Es würde natürlich reichen, wenn alle Muskeln komplett geschmolzen waren, das wusste Howard, denn auch der Virus konnte nicht Materie aus dem nichts erschaffen. Aber sicher war nun mal sicher. Darüber hinaus reduzierte das auch das Risiko der Ansteckung. Eine Infizierte Leiche konnte noch tagelang gefährlich sein. Für den Brennstoff holten sie sich trockene Teile der Wägen, zum Teil lagen ganze Bretter herum. Die Kultisten hatten hier ordentlich getobt. Als diese Reste alle aufgesammelt waren, mussten sie aber auch anfangen, die noch intakten Wägen auseinander zu nehmen. Hier half gerade Lancaster sehr mit, wie Howard auffiel.
    Zum Schluss brauchte es noch einen Zündstoff. Etwas leicht entflammbares, das den reinigenden Oxidationsprozess beginnen lassen würde. Hierfür rissen sie einigen der Toten die Kleider von den Körpern. Es hatte bei einigen bereits die Todesstarre eingesetzt und so schien es, dass die Toten sich nur ungern von ihrer Kleidung trennten.

    Glücklicherweise hatte Lancaster zwei Feuersteine dabei. Mit den hatten sie auf ihrer Reise in den Süden, und wieder zurück, oft genug ein Lagerfeuer bereitet. Es war wohl nur normal, dass gerade ihr Anführer diese wertvolle Ressource bei sich tragen würde. Howard dachte daran, als er sah wie sich der ältere Mann damit abrang einen Funken zu erzeugen, wie trivial so etwas in der alten Welt war. Den Wert eines Guts konnte man eben erst verstehen, wenn man ihn nicht mehr hatte.

    "Endlich, verdammt nochmal!",
    rief Lancaster, als sich der Stoff entzündete. Vorsichtig pustete er auf das junge Feuer und schnell bildete sich mehr und mehr Rauch, bis schließlich eine kräftige Flamme zu sehen war. Den Stoff legten sie vorsichtig unter zwei Holzbretter, die zentral gelegen waren. Es war gerade windstille, und das Feuer konnte ohne Probleme wachsen und verschlang nach einigen Minuten die Körper von Perlenmutter und ihrer Gang.

    Der Rauch wurde Howard unangenehm und er musste sich hustend entfernen. Es war nie ein schöner Anblick und den Gestank von brennenden Fleisch würde er wohl nie vergessen können. Auch die anderen wandten sich von ihrem Werk ab. Es war bereits Abend, einige Stunden waren vergangen seitdem sie hier angekommen waren. Ohne etwas zu sagen, machten sich die drei auf den Weg zurück, getragen von der tapferen Stute Merete. Es war eine stille Rückreise.

  16. #136
    Jäger schüttelte den Kopf, als Eryn ihn fragend aus ihren großen, dunklen Augen anschaute.

    "Ich dort keine Kind gesehen. Alte verschrumpelte Zombiefrau, ja. Aber kein Kind. Dieser Name wurde an Wand gemalt, in eine Geheimraum, den ich zufällig entdeckt. Da unten hat der alte Floyd Gitter und Ketten, wie Gefängnis. Mich nicht überraschen würde, wenn Untote seine Frau war, oder Großmutter? Vielleicht auch Kindermädchen. Sind die Williams nicht große Sippe? Wer weiß wen er da noch alles konserviert hatte." Er versuchte eine tröstende Miene aufzusetzen. "Keine Sorge, ich keine Leiche in Zelle gesehen. Vielleicht er abgehauen und wir ihn irgendwann finden. Die kleine Scheißer aus Shengs Hope alle wie Bandwürmer, können sich aus jede Situation rauswinden."

    Er spuckte auf den Boden aus, fühlte immer noch den schnellen Herzschlag in seiner Brust, und spürte wie die Lethargie dank der ganzen Aufregung aus seinem Körper wich. Es ging nichts über eine Leben-oder-Tod Situation um wieder in die Gänge zu kommen. In der Luft hing immer noch beharrlich der Staub, bis der sich wieder legt wird viel Zeit verstreichen. Apropos Zeit.

    "Lasst uns zu den Anderen gehen und Vorgehen besprechen, ja? Ich habe mulmige Gefühl bei ganze Sache hier, aber wir können nicht lange warten. Entscheidung muss gemacht werden. Vielleicht wir jemanden von unseren finden und helfen können, und wenn nicht ..." Er verzog angestrengt das Gesicht, als hätte man ihm plötzlich Säcke mit Ziegelsteinen über die Schultern gehangen. "Wenn nicht ... es gibt trotzdem Dinge, die wir immer noch machen können, nicht wahr? Damit ... damit sinnlose Tod unserer Leute nicht sinnlos bleibt?"

    Die Hoffnung Überlebende zu finden und aus ihren unbekannten Fängen zu befreien war gering, aber nicht ganz erloschen. Bald wird es wieder Zeit sein, das zu tun, was getan werden musste.

  17. #137
    "Floyd Williams hatte ein Gefängnis mit Untoten?" Ungläubig sah Evi auf das eingestürzte Haus, während Jäger seine Beobachtungen weiter ausführte. Man hörte ja immer wieder von Leuten, die sich von ihren Liebsten - lebendig oder untot - nicht trennen konnten, aber dass so etwas hier, mitten in Shengs Hope passiert sein sollte, war irgendwie gruselig. Und was hatte Raoul mit der ganzen Sache zu tun?
    "Vielleicht wurde Raoul auch entführt. Aus welchen Gründen auch immer... er hatte doch gar keine Verbindung zu irgendetwas, oder?", murmelte sie zu sich selbst und merkte gar nicht, dass Eryn ihre Lippen zusammenpresste, als wäre sie mit Jägers Antwort nicht zufrieden.

    "Lasst uns zu den Anderen gehen und Vorgehen besprechen, ja? Ich habe mulmige Gefühl bei ganze Sache hier, aber wir können nicht lange warten. Entscheidung muss gemacht werden. Vielleicht wir jemanden von unseren finden und helfen können, und wenn nicht ... Wenn nicht ... es gibt trotzdem Dinge, die wir immer noch machen können, nicht wahr? Damit ... damit sinnlose Tod unserer Leute nicht sinnlos bleibt?"" Er wollte sich gerade neben einer stummen Eryn zum Gehen bewegen, als Evi ihm vor die Füße lief.
    "Oh warte, warte." Er hielt verblüfft inne und beobachtete verdutzt, wie sie die Taschen auf ihrer neuen Jacke abtastete.
    "Wir haben dich ja eigentlich gesucht. Schon bevor diese Hütte hier eingekracht ist. Ah, da!" Triumphierend zog sie einen leeren Flachmann aus einer Innentasche. Dann legte sie ihren Rucksack ab, hockte sich hin und nahm den kleinen Flaschenhals dazu in den Mund, um beide Hände frei zu haben. "Meimnenlich mmllte mch mim mangem..." Prüfend sah sie die Kultistenmaske an, die sie gerade herausgefischt hatte, an und legte sie mit einem Schulterzucken auf den Boden. Auch ihr altes Taschenmesser landete daneben.
    Eryn und Jäger warteten verwirrt, was dies alles bedeuten sollte.
    Schließlich nahm Evi den Flachmann aus dem Mund und sie strahlte den Russen an. "Also, ich möchte dir etwas schenken." Er verstand immer noch nicht worauf sie hinauswollte, also erklärte sie es noch einmal: "Eigentlich wollte ich mich bedanken. Es ist dauernd so viel los und all diese schrecklichen Dinge passieren, deshalb bin ich noch nicht dazu gekommen. Aber du hast mich damals bei den Vultures wirklich aus der Scheiße geholt. Und... irgendwie auch heute ein bisschen. Also danke, dass du für mich da bist."
    Sie lächelte sanft, verzog ihren Mund dann aber zu einem Grinsen, damit sie nicht zu gefühlsduselig wirkte.
    "Ich hab nicht viel, aber irgendwas will ich dir geben. Ein Nein akzeptiere ich übrigens nicht, und ich lasse da nicht mit mir verhandeln." Sie zwinkerte. "Also es gibt diesen Flachmann - leider ohne Inhalt, aber vielleicht finden wir ja mal was -, dann ein kleines Messer, das du überhaupt nicht brauchen kannst, weil dein eigenes Taschenmesser viel besser ist.... äh, naja, selbiges gilt für den schon allseits bekannten Korkenzieher, den ich dir Notfalls auch überlassen würde. Nimm das als großes Kompliment, da haften Erinnerungen dran. Und dann habe ich noch ein besonderes Sammlerstück, nämlich diese gammelige Kultistenmaske. Kann man bestimmt gut benutzen, um... puh, um Leute zu erschrecken? Vielleicht auch als Knieschützer? Ist auf jeden Fall eine Seltenheit. Vermutlich."
    Erwartungsvoll sah sie Jäger - immer noch am Boden hockend und die Hände werbend über ihre Hab und Gut schwenkend - grinsend an.

    Geändert von Lynx (03.10.2015 um 21:26 Uhr)

  18. #138
    Zunächst stand Jäger eine Weile lang bedeppert da und wusste nicht so recht was er sagen oder tun sollte.

    "Uh."

    Phantastisch. Du beherrschst die Sprache von Puschkin, die Sprache von Goethe und die Sprache von Mickey Maus, und das Einzige was dir einfällt ist ein kaum wahrnehmbarer Laut, der deiner Kehle üblicherweise dann entweicht, wenn du mit herabgelassener Hose auf dem Topf sitzt.

    "Ich meine, viele Dank. Sehr, uh, unerwartet.", stammelte er unbeholfen. Kriegen Soldaten wirklich Geschenke? Sie verrichten ihren Dienst, trainieren, dienen der guten Sache, machen das, was nötig ist um zu überleben und den ein oder anderen am Überleben zu hindern. Wenn sie nicht vorher draufgehen, dann werden sie wie Bog, sein Kompanieführer; alt, grau, mit wachsamen Augen und abgehärteter Seele. Alles Geschenke eines sinnvollen Lebens, die sie an die Jüngeren weiterreichen. Jägers Gedanken schweiften ab. Hat der alte Putin, Gott sei seiner unsterblichen Seele gnädig, seinen Spetsnaz Einheiten auch irgendwann mal Blumenkörbchen und Halloween Masken geschenkt? Und wenn ja, wie zum Teufel haben sie darauf reagiert? Gibts einen militärischen Verhaltenskodex für solche Situationen??

    Oh.

    Er machte eine schnelle, stramme Verbeugung und kam sich dabei törichter vor als sonst. "Ich nehme deine Geschenke an und, uuuh ...", sagte er hölzern und suchte seine Taschen ab. "Ich ... hier ... uh."

    Aus dem Augenwinkel konnte er Eryn sehen, die Arme verschränkt, das Gewicht auf ein Bein verlagert, ohne recht zu wissen wohin sie gucken sollte. Das machte ihn noch nervöser, denn er hielt den Betrieb auf. Plötzlich fiel ihm etwas ein.

    "Ah. Hier.", sagte er triumphierend und fischte aus dem Innenfutter seines staubigen, löchrigen Pullovers einen kleinen, goldig glänzenden Ring heraus. Er hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger vor Evis Gesicht.

    "Keine Angst, ist kein Heiratsantrag, aber ... ich es vorhin bei eine verbrannte Leiche gefunden. Aber das ist okay, sie braucht es nicht mehr." Er seufzte. "Sorry, ich nicht gut mit sowas. Komplimente, Geschenke ... Ich einfach nicht dran gewöhnt, weißt du? Ich wusste nur, dass dieser Ring mitkommen muss. Mit mir, mit uns allen. Er gehört eine unserer Leute, denn sie alle waren unsere Leute. Ein Siedler, der hier gestorben ist. Die Alten in meine Dorf glaubten, ein Stück Seele bleibt in Sachen zurück, die dir gehören wenn du stirbst. Russischer Aberglaube, aber in dem Moment machte es für mich mehr Sinn als kleine Einmaleins. Wenn in ihm etwas Seele steckt, dann will ich, dass er unsere Vergeltung so nah wie möglich erlebt. Hier, bitte. Nimm es ruhig."

    Er nickte Evi zu.

  19. #139


    In Lancaster war es unruhig. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihm erheblich zugesetzt. Der Tod von Vincent, die Batterien. Die Auslöschung von Shengs Hope, das Großmaul von den Buccaneers.
    Die stumme Rückreise holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Er war vollkommen außer Kontrolle und fing an, dies auch langsam zu begreifen.

    Sie brauchten fast eine halbe Stunde, bis sie wieder an den Mauern von Shengs Hope waren. Der Abend dämmerte. Die Straßen waren leer gefegt.
    Er sah niemanden.
    Er hörte niemanden.
    Er spürte niemanden.
    Nur das leise Knistern sterbender Feuer, das grollende Schwehlen von verkohlten Holzscheiten. Die gesamte Atmosphäre erzeugte eine unmenschliche Menge an Unwohlsein in seinem Magen.

    Es warf in vollkommen von den Füßen, diese absolute Unbalance in ihm machte ihn fertig. Alleine die Stille trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen.
    Dabei verband er nicht viel mit diesem Ort. Für ihn war es wie so viele Stationen in seinem Leben einfach... ein Platz. Ein sicherer Platz, an dem er geduldet wurde.
    Lancaster trug immer noch seinen Kapuzenpullover in seinem Arm. Die Kälte des Abends zerrte an seinen Gliedern. Die fahle Haut, vom Alter gezeichnet, kühlte mit jeder weiteren Sekunde aus. Doch Lancaster schaffte es einfach nicht sich wieder anzuziehen. Alles was er an Kraft hatte... fehlte ihm.

    Der Geschichtenerzähler wollte wieder zurück zu seinem Zelt. Das Lächeln der Puppe ging ihm nicht aus dem Kopf. Es brannte sich so tief in sein Unterbewusstsein.
    Immer wenn er die Augen schloss, sah er immer wieder die aufblitzende Erinnerung.
    Es war wie der typische Autounfall. Es war beunruhigend, es war verstörend und doch... man musste immer wieder hinschauen.
    Der verstörende Ekel zog ihn wieder zu seinem Zelt, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und er fühlte die nackte Panik.

    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er sehr viel Angst. Die Gefahr selber war nicht da, aber er konnte etwas in seinem Schatten fühlen.
    Gefahr die ihm ins Auge blickte... kein Thema. Doch das Unbekannte, lauernde Etwas in seinem Rücken... es schnürte ihm die Kehle zu.

    "Hju!"
    Lancaster schrie vor Schreck auf. Er war so tief in seinem Unterbewusstsein gefangen, dass ihn sogar der einfache Ruf seines Namens kalt erwischte.
    "L... Léo."

  20. #140
    "...Leo?"
    Hailes Stimme schlug in ihr ein wie ein Blitz in einen Baum und vertrieb Leocadias immernoch muffige Gemütslage. Völlig baff starrte sie das Mädchen an.
    Müde hob Haileden Arm und zeigte auf einige Rauchsäulen im Nordwesten.
    "Da."
    Gerade als die Mexikanerin ihren Blick den Arm folgen ließ, spürte sie, wie Haile umkippte. Durch katzenhaften Reflexen schnellte sie nach unten und umfasste den blonden Kopf, ehe der auf die harten Kiesel landen und ernsthaften Schaden nehmen konnte.
    "iMierda!"
    Rasch stellte sie sicher, ob Haile noch atmete und keine offensichtlichen Verletzungen hatte, dann hob sie sie an, nach wie vor eingewickelt. Die Sonne ragte nur noch knapp über dem Horizont. Einige der Gruppe machten sich daran, ein beeindruckendes Lagerfeuer zu errichten. Léo indes trug in die Nähe und ließ sie nieder, Álvaro als improvisiertes Kissen nutzend.
    Ihr selbst fröstelte durch die sinkenden Temperaturen und die Tatsache, dass sie immer noch vor Wasser triefte. Die auflodernden Flammen des Lagefeuers spendeten mehr als willkommene Wärme. Doch Léo sorgte sich mehr um das Wohl ihrer fast stummen „Patientin“. Während sie ein Tuch am Strand befeuchtete sah sie nach Nordosten, Haile schien sich sehr sicher zu sein, dass die Rauchsäulen große Bedeutung hatten. Sie hatte dafür sogar gesprochen- es berührte sie auf seltsam schöne Weise. Schnell kehrte sie zurück, ließ sich nieder und begann, die blasse Stirn mit dem Tuch zu betupfen. Viel mehr gab ihr medizinisches Repertoire nicht her, sie konnte nur hoffen, dass die beiden „Ärzte“ bald wiederkehrten.
    Eines allerdings war ihr jetzt schon klar: Wenn Haile glaubte, dass sie dort hinsollten, würde Léo sie auf jeden Fall begleiten.

    ***

    Später am Abend war Léo unbeirrt mit der Betreuung des Kuttenmädchens beschäftigt. Sie hatte die alte Spieluhr hervorgeholt und aufgezogen, die Melodie mochte vielleicht sogar zu Haile vordringen.

    Das Treiben um sich herum bekam sie nur am Rande mit.
    Erst als das Dreiergespann von seiner Expedition zurückkehrte und seltsam ruhig wirkte, unterbrach sie ihre fast schon maschinelle Routine, um zu Will und Howard zu eilen.
    "Hey, kann sich einer von euch Haile mal ansehen? Sie ist vorhin ohnmächtig geworden und ich will sichergehen, dass nichts Schlimmes passiert ist."
    In ihrem Blick lag eine Eindringlichkeit und ehrliche Besorgnis, die den Beiden wohl nicht verborgen blieb. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sich der erste müde einverstanden erklärte, nach dem Mädchen zu sehen.
    "iMuchas Gracias!"
    Ehrliche Dankbarkeit lag in den Worten und gerade wollte sie wieder zurück zum Lagerfeuer, als ihr Blick auf den dritten der Rückkehrer fiel.

    Guapo gab ein verstörendes Bild ab. Die Hände getränkt in Blut, feine Spritzer desselben auf dem nackten Oberkörper und dem Gesicht verteilt. An sich sehr lecker anzusehen, wäre da nicht der Rest seines Auftretens. Der Blick starr geradeaus. Er wirkte wie ein Schatten seiner selbst, als wäre der eigentliche Hju gerade weit weit weg.
    Ein elektrosierendes Kribbeln durchfuhr Léo, doch es war leicht anders als sonst.
    "Hju!"
    Lancaster schrie vor Schreck auf. Als hätte er einen Geist gesehen, wand er seinen Kopf ihr zu und starrte sie an.
    "L... Léo."
    Mit großen Schritten ging sie auf ihn zu und kam etwa einen Meter vor ihm zum Stehen. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. Man musste ihn wieder in das Hier und Jetzt holen.
    "War es Dir nicht genug, die Batterie zu schrotten, die wir noch gut hätten gebrauchen können?“
    Ihr Ton war recht witzelnd, sie wollte ihn aufziehen, das hatte bisher ja ganz gut geklappt. Er allerdings schien kaum darauf einzugehen, stattdessen sah er langsam auf seine Hände.
    "Das... i...er hatte es ....verdient..."
    Léo runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm und es bereitete ihr ein unschönes Ziehen in der Magengegend. Sie kam näher zu ihm.
    „Hju...alles in Ordnung bei Dir?“
    Sie sah ihn eindringlich an. Vielleicht war es nur das Licht, aber er erschien ihr gerade... unglaublich alt und schwach. Sie erkannte nicht mehr viel von dem Mann, den sie so anziehend fand. Er brachte so etwas wie ein Nicken zustande und hob den Pulli leicht an. Die Hand bebte.
    Ohne großes Drumherum umschloss die Latina seine Hand mit ihrer eigenen. Sie war eiskalt. Mit der anderen fuhr sie fast schon sacht über seine feste, blutbesprenkelte Brust- ebenso kalt und leicht vor Kälte zitterend, das bisschen Wärme ihrer Hand gierig aufnehmend. Kein Wunder, wenn er wer weiß wie lange wie Tarzan herumläuft.
    "Du solltest Dich echt aufwärmen...“
    Noch näher rückte sie an ihn heran, die beiden Gesichter trennten nur noch Zentimeter.
    "Aber zuerst sollten wir die Spuren von... was auch immer abwaschen, nicht dass es mich stört, im Gegenteil, aber die anderen wollen ihren „Anführer“ wohl nicht unbedingt so ansehen.“
    Mit diesen Worten drehte sich Léo um und zog ihn am Handgelenk einfach mit sich in Richtung Strand.
    Wenige Meter vom Wasser entfernt ließ sie ihn los und ging allein weiter. Dabei griff sie den Saum ihres Kleides mit beiden Händen, zog es nach oben und warf es achtlos von sich. Stiefel und Slip folgten. Mochten die anderen gaffen und von ihr halten, was sie wollten, ihr war es herzlich egal. Es hatten sie bereits mehr als genug Menschen nackt gesehen.
    Als das Wasser ihre Waden umspülte, wand sie sich leicht um und bedeutete Hju mit einem Nicken, ihr nachzukommen.

    Geändert von Mephista (04.10.2015 um 13:43 Uhr) Grund: vergessene Spieluhr eingefügt ;D

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •