Auch wenn der Dragon-Quest-Serie nachgesagt wird, sie würde sich kaum ändern, lassen sich unter den ersten Teilen ziemlich bemerkenswerte Änderungen feststellen. Während der vierte Teil die Geschichte aus Perspektive verschiedener Charaktere, deren Wege am Ende alle zusammenführten, erzählte, hat Dragon Quest V noch einen anderen Ansatz gewählt: Es erzählt eine Geschichte über viele Jahre, von der Kindheit des Hauptcharakters an bis zu einer Zeit, in der seine eigenen Kinder schon fast erwachsen sind. Und das tut Dragon Quest V sehr gut.
Es ist das erste Dragon Quest -- und eines der wenigen Spiele dieser Zeit--, das mich mit seiner Handlung ernsthaft beeindrucken konnte. Das war eine sehr positive Überraschung, und ich denke, dass ich mit diesem Spiel meinen Lieblingsteil der Reihe gefunden haben könnte.
Um das verständlicher zu machen, hier ein Überblick über die Ereignisse im Leben des Hauptcharakters (Achtung, Spoiler), der bei mir Darius hieß:
Spielerisch bleibt an sich alles beim Alten, mit einer wichtigen Neuerung: Man kann nun Monster in seine Party aufnehmen. Jedes Monster ist ein vollwertiges Gruppenmitglied, kann Items tragen, Gegenstände ausrüsten, läuft außerhalb des Kampfes hinter dir her, wenn es in der aktiven Gruppe ist. Der einzige Unterschied ist, dass Monster für die Geschichte keinerlei Relevanz haben, und dass sie erst ab einer Intelligenz von 20 im Kampf manuell steuerbar sind.
EXP bekommen übrigens auch inaktive Mitstreiter, was das ganze angenehmer macht, da jedes Monster auf Level 1 startet. Anders als in Pokémon fängt man die Monster in DQV nicht, sondern es besteht, wie in Ni no Kuni, nach dem Kampf einfach die(recht niedrige) Chance, dass sich ein Monster anschließen will.
Abgesehen davon hat Dragon Quest V ein paar weitere Neuerungen eingeführt:
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Insgesamt sind die Kämpfe aber weiterhin nicht aufregend, und die Encounter-Rate im späteren Spielverlauf viel zu hoch. In der ersten Hälfte muss man kaum Grinden, später zieht der Schwierigkeitsgrad etwas an. Das Dungeon-Design ist zum Glück etwas ansprechender als in den Vorgängern, denn in einigen Dungeons gibt es nun kleine Rätsel (mehr als in IV), die auch nicht alle ganz uninteressant sind.
Gegen Ende flacht die Darstellung der Handlung leider etwas ab. Obwohl der Hauptcharakter schließlich seine Mutter findet, wird diese Szene nur sehr schnell umgesetzt, viele Emotionen kommen nicht auf. Auch der letzte Boss ist (wie auch in den Vorgängern) äußerst lahm, seine Existenz offenbarte sich erst kurz vor dem Schluss und seine Beweggründe wirken generisch und aus den Fingern gesaugt.
Das Ende selbst ist aber nett, denn man bereist noch einmal kurz viele der Städte, bevor es eine abschließende Szene gibt. Das typische Happy End stimmt zwar sehr versöhnlich, kommt aber nicht an die besten Szenen des Spiels heran.
Wieder einmal bleibt festzuhalten, dass in Dragon Quest viele Storypassagen zu schnell abgehandelt werden. Die Dialoge beschränken sich oft auf das Mindeste, weshalb die meisten Szenen nicht ihre volle Wirkung erfassen. Einer Szene im Spiel wird eine mehrminütige Cutscene gewidmet, das war auch die Szene, die mich am meisten beeindruckt hat.
Leider schafft es Dragon Quest auch nach wie vor nicht, seinen Charakteren abgesehen von dem Charme nennenswert Persönlichkeit zu geben. Da die Handlung diesmal so sehr um den Hauptcharakter aufgebaut ist, fällt merklich ins Gewicht, dass er stumm ist, aber auch die Persönlichkeit der anderen Charaktere kann nur als "basic" bezeichnet werden. Die Dialoge sind oft unterhaltsam, aber es passiert nur selten, dass ich mich wirklich für das Schicksal der Figuren interessiere und Anteil daran nehme.
Abgesehen von diesen Story-Momenten lebt Dragon Quest V aber nach wie vor von seinem Charme, und den hat das Spiel mindestens so sehr wie seine Vorgänger. Positiv hervorzuheben ist, dass das Tag-Nacht-System in den Städten nun noch lebendiger umgesetzt ist.
Fazit: Auch wenn die Kämpfe auf Dauer wegen ihrer Einfachheit und Häufigkeit ermüdend wirken, ist Dragon Quest V als Gesamtwerk ein großer Schritt nach vorn: Die Grafik ist zwar auf unterem SNES-Niveau, aber dafür weiß der Ansatz der Handlung zu gefallen, ja, stellenweise sogar zu beeindrucken, und der Witz, der Einfallsreichtum und die Schrulligkeit, die die Serie so besonders machen, sind erneut reichlich vertreten. Die spielerischen Neuerungen, die Dragon Quest V mit sich bringt, ändern das Spielerlebnis nur ein wenig, sind aber willkommene Abwechslungen. Insgesamt setzt sich der Trend der Vorgänger fort: Die Serie wird immer besser.
Story
7.0
Charaktere
5.0
Gameplay
6.0
Kämpfe
5.0
Optik
5.5
Musik
7.0
Atmosphäre
6.5
Spielzeit
18:45h
Gesamt
7.0
Nun steht als nächstes Tales of Zestiria. Ein bisschen glaube ich, dass mir das Spiel besser als die Xillia-Teile gefallen wird, und ich will Go Shiinas Musik hören. Ob das Spiel die 30-35 Stunden, die ich darin investieren werden, wert ist, werde ich am Ende sehen, aber zumindest kann ich mir dann ein eigenes Urteil bilden. Ein Highlight wird es aber definitiv nicht werden, diese Erwartungen habe ich aber selbstverständlich auch nicht.
Wann ich mit Dragon Quest VI weitermachen werde, weiß ich noch nicht, aber ich habe nun nach ca. zwei Jahren mal wieder Blut geleckt und hätte schon Lust drauf. Bis zum Ende des Jahres steht aber noch eine Menge an, wie etwa Life is Strange, mein aktueller Durchgang von Trails in the Sky und schließlich das Release von Trails in the Sky SC, dessen Datum nun endlich sehr bald bekanntgegeben werden wird, denke ich.