Fire Emblem: Ankoku Ryuu to Hikaru no Tsurugi
Nach Mother habe ich mir Fire Emblem: Ankoku Ryuu to Hikaru no Tsurugi (NES) vorgenommen – das erste Fire Emblem, das bereits mit dem dritten Teil soweit ich weiß ein erweitertes Remake erhielt. Später gab es dann jeweils von FE1 und FE3 ein erweitertes Remake für den NDS, die oft als FE11 und FE12 betitelt werden. FE11 ist hier erschienen, FE12 hat es niemals aus Japan herausgeschafft, aber es gibt einen kompletten Übersetzungspatch. Ich hatte vorher nur wirklich ausführlich Fire Emblem 7 für GBA gespielt, zweimal bis zum letzten Kapitel. Sacred Stones hatte ich angespielt, aber später dummerweise verkauft, was ich mittlerweile bereue. Den Wii-Teil kenne ich vom Zuschauen und von FE11 und Awakening habe ich ein kleines bisschen gesehen.
Das erste, was mir beim Spielen von Fire Emblem 1 aufgefallen ist: Die Serie hat sich in ihren Grundzügen im Laufe der Zeit nicht groß geändert. Die Idee ist die gleiche, das Gameplay ist das gleiche. Natürlich gibt es diverse Veränderungen und ein paar Ideen, die mal in einem Teil vorkamen oder sogar für die gesamte Serie übernommen wurden, aber im Kern ist das Gameplay immer das gleiche und sogar viele der Details waren im ersten Teil schon so weit ausgearbeitet, dass sie in fast der gleichen Form in allen anderen Teilen vorhanden sind.
Fire Emblem ist ein SRPG und war quasi genreprägend. Es gab auch vorher schon Titel in dieser Richtung, auch aus dem Westen, aber Fire Emblem hat die SRPGs geformt die Dragon Quest die klassischen JRPGs geformt hat. Man Spiel auf einem großen Spielfeld, das in Kästchen eingeteilt ist, und bewegt eine oft große Zahl von Figuren über das Feld. Jede Figur kann sich einmal pro Zug bewegen, die Reihenfolge kann man selbst bestimmen.
Jede Figur hat eine eigene Klasse und individuelle Statuswerte wie Bewegungsradius, HP, Stärke und so weiter. Die Kämpfe laufen nach einer Konfrontation automatisch ab und entscheiden sich durch angelegte Waffen und die Statuswerte. Neben Waffen gibt es noch Zauber und viele weitere Gegenstände. Das klassische Dreieck: Schwert schlägt Axt schlägt Speer schlägt Schwert gab es auch schon im ersten Teil. Es gibt 20 Level, einige Klassen können sich mit bestimmten Items ab Level 10 weiterentwickeln (z.B. Social Knight → Paladin oder Pegasus-Reiter → Drachenreiter). Sie beginnen dann auf Level 1, übernehmen aber die Statuswerte der alten Klasse, oft sogar in verbesserter Form. Die Erhöhung der Statuswerte bei einem Level Up erfolgt halbzufällig. Charaktere haben eine grobe Richtung, in die sie sich entwickeln, aber die genauen Endstatuswerte stehen nicht fest.
Eine Besonderheit von SRPGs ist, dass man im großen Stil taktisch denken und klug vorausplanen muss. Dazu gehört auch, dass die Gegner intelligent sind. Und so etwas gab es in RPGs bis dahin noch nicht, denn in rundenbasierten Kämpfen waren die Angriffe der Gegner meistens vorgeskriptet oder zufällig bestimmt und auch in Action-RPGs wie Ys haben die Gegner nur sehr primitiv auf Spieleraktionen reagiert. Nicht so in Fire Emblem. Die Gegner greifen vorzugsweise den schwächsten oder geschwächtesten Charakter an, gerne auch den Hauptcharakter, dessen Tod ein Game Over bedeutet. Alle anderen Charaktere dürfen sterben, aber dann sind sie auch endgültig Tod. Im vorletzten Kapitel erhält man die Möglichkeit, einen Charakter wiederzubeleben.
Das Spiel setzt sich aus 25 Kapiteln zusammen, die recht überschaubar starten, aber sehr schnell größer werden. Verliert man, muss man das Kapitel neu starten. Das empfiehlt sich auch, wenn wichtige Charaktere sterben. Leider gab es im ersten Teil einige sinnvolle SRPG-Standardfunktionen noch nicht. Man kann z.B. nicht sehen, wie weit sich ein Gegner bewegen kann, wie viel Schaden ein Angriff macht oder mit welcher Wahrscheinlichkeit er trifft. Die eigenen Kalkulierungen müssen also oft auf gemachten Erfahrungen beruhen. Ein kritischer Treffer kann einem auch schnell ein Strich durch die Rechnung machen, und den kann man leider vorher kaum einkalkulieren. Leider läuft auch alles sehr langsam ab, im Gegensatz zu den späteren Spielen der Serie, die für SRPGs recht schnell sind. Final Fantasy Tactics ist auch langsam, aber dort sind auch weniger Figuren auf dem Spielfeld. In Fire Emblem sind das gerne mal 30-40 Einheiten.
Fire Emblem ist kein einfaches Spiel, aber es ist nicht unschaffbar. Die erste Spielhälfte ist auf jeden Fall machbar, im späteren Verlauf gibt es ein paar knifflige Kapitel. Man wird aber mit jedem Versuch erfahrener. Man muss allerdings aufpassen, dass man gut haushaltet, z.B. ist es wichtig, welche Charaktere man levelt. Anfangs starke Charaktere fressen EXP und haben oft nur schlechte Wertsteigerungen während sehr Charaktere später sehr stark werden können. Das ist von jeder Figur abhängig und leider kann man nicht voraussagen, wer gut und wer schlecht ist. Wer die falschen Figuren levelt, hat eventuell später Probleme, aber glücklicherweise gibt es auch viele Charaktere, die schon anfangs gut sind und nur noch besser werden.
In den meisten Kapitel gibt es einen oder ein paar neue Charaktere. Insgesamt gibt es glaube ich über 40 Einheiten, die man kontrollieren kann. Es gibt im Spiel einige Arenen, die man nutzen kann, um seine Charaktere schnell zu leveln. Das ist nicht ganz ungefährlich, aber sehr sinnvoll und besonders gegen Ende auch notwendig.
Die Story ist leider nur sehr minimalistisch umgesetzt. Anders als bei Spielen wie Dragon Quest oder Final Fantasy bekommt man auch durchs Erkunden des Szenarios (Besuchen von Dörfern) nicht sooo viel von der Welt mit. Wer spätere Teile der Serie gespielt hat, weiß, dass es zwischen den Kapiteln sehr lange Dialoge gibt. In Fire Emblem 1 sind das meist nicht mehr als einige wenige Textboxen. Die Geschichte ist aber leider auf politischer Ebene recht komplex: Es gibt viele Königreiche, Personen, Namen und eine wichtige Hintergrundgeschichte. Die Zusammenhänge zu verstehen ist aber oft leider schwer, weil eben so wenig geredet wird. Die Übergänge zwischen den Kapiteln sind oft sehr abrupt. Aber immerhin gab es ein nettes Ending, in dem man erfahren hat, was mit den Charakteren nach Abschluss des Spiels passiert. :3
Ich habe für Fire Emblem länger als für die meisten alten Spiele gebraucht, obwohl ich es wegen der langsamen Spielgeschwindigkeit fast immer in beschleunigter Form gespielt habe. Das war auch kein großer Verlust: Die Musik in fast jedem Kapitel ist eh die gleiche. Nur die Dialoge habe ich mir in normaler Geschwindigkeit durchgelesen. Es war aber trotzdem ein nettes Spiel und ein guter Start für die Serie.
Fazit: Wäre das erste Fire Emblem nicht so furchtbar langsam und so knapp im Storytelling, könnte man es auch heute noch spielen. Klar, ein paar Komfortfunktionen fehlen, aber im Grunde genommen ist im Spiel alles vorhanden, was die Serie ausmacht. Die Feinpolitur ist allerdings erst in späteren Teilen erfolgt. Mit Emulator und Save States hatte ich sogar meinen Spaß an dem Spiel.
Spielzeit: 15:25h
Gesamtwertung: 4,0/10
Auf Einzelwertungen verzichte ich mal, weil man klassische SRPGs abgesehen von Hybriden wie Arc The Lad meiner Meinung nach nicht wirklich mit anderen RPGs vergleichen kann.
Nächster Halt: Final Fantasy III.
Aber vorher kommt nach Catherine, wo ich nicht mehr weit vom Ende entfernt bin. Wollte ja eigentlich zu jedem Tag was schreiben, aber nachdem ich dann 2,5 Tage am Stück gespielt hab, hatte ich keine Lust mehr dazu. Auf verschiedene Fragen und meine Antworten werde ich aber vielleicht trotzdem eingehen.