Der Tag ging langsam zur Neige und nach gefühlt etlichen Stunden beendete Edmond seine Arbeit im Rathaus. Der Tod seines Sekretärs hatte verheerende Folgen für den gesamten Verwaltungsapparat zur Folge gehabt, sodass die Stadtbeamten an diesem Tag heillos überfordert waren und alles in einem gewaltigen Chaos versank. Zumindest am Ende schien sich die Lage allmählich wieder gebessert haben und erleichtert verließ Edmond das Gebäude, in freudiger Erwartung der bevorstehenden Versammlung.
Als er schließlich an seinem Anwesen ankam, waren die meisten Vertrauenspersonen bereits längst eingetroffen und hatten sich über den frischen Düsterburger Schinken hergemacht, welchen sie alle so sehr vermisst hatten. Selene und das restliche Arbeit hatten ganze Arbeit geleistet und so erstrahlte der Speisesaal im Schein der Kerzen und Kronleuchter in einem ganz besonders prächtigen Glanze und zu keinem Zeitpunkt hätte auch nur irgendjemand an dem angeblich unsagbaren Reichtum des Grafen gezweifelt.
Der Gastgeber nahm am Kopf des Banketts Platz und tauschte einige belanglose Worte mit seinen Sitznachbarn aus, während er die anderen Gäste beobachtete und selbst endlich wieder von dem köstlichen Schinken kostete. Es dauerte nicht lange und schon wurden die ersten Anklagen gegen andere Vertrauenspersonen erhoben. Zunächst sah es so aus, als sei man sich relativ einig, doch schon bald wurde klar, dass es diesem Abend viele Verdächtige gab und man hätte leicht den Eindruck gewinnen können, als ob so gut wie jede Person am Tisch ein potenzieller Mörder hätte sein können.
Nichtsdestotrotz erhob sich Edmond nun von seinem Platz und wartete erneut darauf, dass im Saal Ruhe eintrat und ihm alle ihr Gehör schenkten.
"Werte Bürgerinnen und Bürger Düsterburgs,
ich danke euch erneut für euer zahlreiches Erscheinen. Wie allen bekannt sein sollte, gab es in der letzten Nacht keinerlei Übergriffe von irgendwelchen Blutsaugern oder haarigen Ungeheuern. Dennoch mussten wir mit Bedauern den tragischen Tod von Marina, der jungen Sängern, feststellen. Noch wissen wir nichts genaueres über die Umstände ihres Todes, doch es scheint, als wäre sie vergiftet worden. Die Untersuchungen werden erst morgen abgeschlossen sein, doch scheint es, als ob es auch unter uns Menschen Personen gäbe, die uns schaden wollen. Wir sollten daher noch umsichtiger sein, als wir es ohnehin schon sind, und nicht mit unserer Aufmerksamkeit nachlassen.
Seltsamerweise gab es in den letzten Tagen Personen unter uns, welche sich trotz der Bedrohungen im Hintergrund hielten und für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar waren. Dabei geht es nicht nur um den allzu offensichtlichen Gelehrten Leonardo di Dragoneri, sondern auch um Gemeine, wie Sven Frankenfels, und viel mehr noch, ausgerechnet um die Adligen unter uns, welche sich noch viel mehr als die einfachen Stadtbewohner um die Entwicklung der Dinge sorgen sollten. Nicht wahr, Graf Zarroff, oder welches ist der Grund, dass Ihr so furchtlos auf euren Jagden in letzter Zeit gewesen seid? Und Ihr, Graf Rowan von Fiddleburg? Bis zu diesem Tage habt ihr Euch im Verborgenen gehalten und ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich euch zuletzt mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Und doch, interessanterweise scheinen andere Bürger ein größeres Potenzial für Mörder zu haben, wie man bisher an der Abstimmung sehen konnte. Vielleicht habt ihr ja eine Erklärung dafür?"