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Thema: [Vampire von Düsterburg] Tag 1

  1. #61
    Rebecca berichtete ausschweifend von den Geschehnissen des Morgens. Sie wusste nicht viel, aber ein Dienstmädchen wie sie wusste, wie man eine Erzählung ausschmückt. Ob die von Buschs es inzwischen gewohnt oder einfach zu müde waren, sie ertrugen es. Nachdem ihr Bericht geendet hatte, schwiegen alle Beteiligten zunächst einmal, bis Herr von Busch sie vor die Tür schickte. Neben der Tür wartend, hörte sie, wie sich das Ehepaar wusch und ankleidete. Wenig später kamen beide voll angezogen und nur dezent aufgehübscht aus dem Zimmer. Beide Blicke waren Ernst, Caspar von Busch war sich bewusst, dass seine erste Amtstat wenig ruhmreich war.
    "Führe uns hin.", sagte er knapp.

    Rasch führte Rebecca sie zum Markt, wo sich bereits eine Masse an neugierigen Leuten gebildet hatte.
    "Macht Platz für den Bürgermeister, den hohen Caspar von Busch und seinem holden Weibe!", rief das oberste Dienstmädchen in die Menge. Fast automatisch teilte sich diese um dem neuen Herren der Stadt Platz zu machen. Alle waren neugierig, was er wohl zu sagen hätte.

  2. #62
    Da war er schon wieder, dieser Mann. Keine zwei Armlängen von ihr entfernt. Neben Adryan stand ein junger Mann, den Libra selbst noch nicht kannte, und das Barmädchen aus der Schenke.

    "Ah, solche Sachen sprechen sich anscheinend sehr schnell rum. Ich sage doch, diese Stadt ist ein Pfuhl an Lästereien und Gerüchten. Gibt es hier eigentlich keinen Priester oder Geweihten?" Wieder einmal seufzte Libra leise. "Nunja, wenn ihr schon so fragt: Ja, ein junger Mann wurde ermordet, und die Stadt wurde abgeriegelt. Und wenn sich nicht herausfinden lässt, wer es war, wird heute Abend schon jemand hingerichtet. Martialisch, oder?"
    "Und...was man sich erzählt, über die Wunden?"
    "Wir haben die Leiche nicht gesehen." Libra warf einen Seitenblick auf Grandy, der schmollte, und Dankwart.
    "Was erzählt man sich denn?" fragte Dankwart besorgt.
    "Thorben soll..."Elly senkte ihre Stimme, "von Werwölfen ermordet worden sein. Kann man das glauben?" Das Mädchen wirkte ganz aufgeregt.

    Dankwarts Augen weiteten sich. "Werwölfe?"
    "Nana, da ist wohl ein bisschen Volksglauben in die Gerüchte geraten" antwortete Adryan, der solche Ammenmärchen nicht glaubte. "Es waren vermutlich ganz einfach wilde Tiere. In dem Fall verstehe ich aber nicht, warum wir hier festgehalten werden."
    "...Vielleicht waren es Tiere....oder sehr grausame Menschen...können Menschen überhaupt so grausam sein?"
    Libra schüttelte den Kopf

    "Sehr wohl können Menschen das." Ein älterer Mann, der soeben die Straße herunterkam, antwortete ihr. "Menschen sind grausam. Nichtmal die eigene Familie ist ihnen heilig. Als seien wir wilde...." Er suchte ein Wort "...wilde Tiere! Selbst Wölfe haben Respekt vor ihrem Rudel!"
    "Und sie sind?" fragte Grandy mit hochgezogener Augenbraue, sichtbar unerfreut über weiteren männlichen Beistand in der Nähe seiner Libra."Friedrich Miller. Organist. Was geht hier vor sich?"

    "Mord. Und wir sind grade auf dem Weg zum großen Platz - wir wollen etwas mehr herausfinden."

    Als sie auf dem Marktplatz ankamen, sahen sie schon eine große Tafel, auf der bereits einige Namen standen. Man raunte sich zu, auf diese Liste sollte jeder in der Stadt Anwesende den Namen schreiben, den er des Mordes bezichtigte. Also waren diese Gerüchte tatsächlich wahr?

    Geändert von Caro (13.11.2011 um 15:50 Uhr)

  3. #63
    Mit immernoch leicht brummendem Schädel aber dafür gut gefülltem Magen machte sich Elizabeth auf zum Marktplatz. Es lag Spannung in der Luft.
    Nanu? Nur wegen einem neuen Bürgermeister soviel Unmut? Und auf was warteten eigentlich alle?
    Plötzlich vernahm sie die Stimme ihrer Schwester, die die Ankunft des neuen Bürgermeisters verkündete. Irgendso ein Typ mit braunem Haar. Und auch der sah irgendwie nicht so aus, als sei ihm zum Feiern zumute.

  4. #64
    Ava sah eine größere Gruppe von Dörflern den Marktplatz betreten und auf die kürzlich ausgehangene Liste zueilen. Ava hatte ihren Augen nicht trauen können, als sie die Wachen die Liste an einer Tafel hat anbringen sehen. Man konnte doch nicht von ihr erwarten, ihre eigenen Freunde und nachbarn des Mordes zu bezichtigen? Noch am vergangenen Tage hatte sie noch mit ungetrübter Freude mit ihnen an ihrem Stand geplaudert und nun war das alles wahrscheinlich für immer zerstört. Niemand würde in Zukunft seinen Bekannten so vertrauen können, wie er es früher zu tun pflegte.
    Ava wandte sich wieder an Rafael: "Es scheint, als hätten auch die anderen die Misstände bemerkt. Ich werde sie fragen, was nun vorhaben. Wenn es Euch beliebt, könnt Ihr mich gerne begleiten." Sie warf Rafael noch einen kurzen Blick zu und machte sich dann auf, um sich zu der Gruppe zu gesellen.
    Ava nickte kurz in die Runde und fragte dann besorgt: "Wisst ihr etwas über die Gerüchte? Ich habe vorhin ein junges Mädchen mit ihrer Freundin über Werwölfe schwatzen hören. Selbst die Waschweiber reden von kaum etwas anderem mehr. Auch die Stimmung heizt sich immer mehr auf, ich befürchte, es wird bald zur Eskalation kommen. Wie sollen wir nun handeln? Und was sollen wir bezüglich dieser Liste tun?" Sie musste erst einmal schluckten. "Die Wachen erwähnten, es wäre eines jeden Bürgers Pflicht, einen Namen zu nennen. Doch das ist... das ist zu grausam..."

  5. #65
    Grandy beäugte die Liste sehr genau. Noch stand kaum ein Name auf ihm, doch allein die Tatsache, dass man abstimmte anstatt zu untersuchen, gefiel ihm nicht. Er war vielleicht mehr ein Mann der Tat, als ein Mann des Verstandes, doch selbst er sah keinen Sinn darin einen nach dem anderen zu töten. Doch die Düsterbürger schienen von dieser uralten Tradition überzeugt zu sein. Zwei Wachen standen vor dem Schild und kontrollierten, dass jeder nur einen Namen nannte und die Liste nicht von irgendwelchen Vandalen besudelt wird. Die, die des Schreibens nicht fähig waren, konnten sogar die einen Vorseher für sich schreiben lassen.

    Grandy, Libra und Dankwart waren wieder am Marktplatz, in Begleitung des unsympathischen Adryans und nun auch eines zersausten Friedrich Miller, der unaufhaltsam von Werwölfen sprach, als hätte er jemals eines dieser Sagenhaften Gestalten gesehen. Grandy war mit diesen Geschichten vertraut, er erinnerte sich wie eine alte Frau ihm als Kind düstere Märchen erzählte, war es eine Großmutter, seine Tante gewesen? Er konnte es beim besten Willen nicht sagen. Aber es blieb dabei, Vampire, Werwölfe, Hexen und andere Ungeheuer waren der Stoff aus dem Gruselgeschichten sind. Davon war er überzeugt.

    „Erwarten sie wirklich von allen Bürgern, dass bei diesem Wahnsinn mitmachen? Wir können doch nicht irgendjemandem auslosen?“
    , der Gedanke daran, dass jemand unschuldiges aufgrund der Paranoia der Bürger umgebracht wird, machte Grandy wütend. „Der Bürgermeister kann diesem Unfug doch niemals seinen Segen geben. Wo bleibt dieser Scharlatan überhaupt, selbst der schwächste und älteste Greis der Stadt würde bei solchen Ereignisen nicht ruhig schlafen können.“

  6. #66
    Miller betrachtete die Tafel auf dem Marktplatz und seufzte. "Ist es also wieder an der Zeit, die Stadtbewohner gegeneinander aufzuhetzen. Ihr seid alle Fremde hier, darum seid ihr vielleicht nicht mit dieser sehr eigenen Sitte Düsterburgs vertraut. Ich will es euch erklären. Jeder Bürger wählt einen seiner Mitbürger und bezichtigt ihn des Mordes. Derjenige, der von den meisten verdächtigt wird, gilt als der Täter und wird hingerichtet. Es ist ein grausames, mittelalterliches Verfahren. Normalerweise verkündet die Stadtwache einen Verdächtigen, den sie aufgrund ihrer Ermittlungen für den Täter halten, so dass die öffentliche Meinung in diese Richtung beeinflusst wird. Aber wenn sie keine Hinweise gefunden haben, so sind sie Wachen verpflichtet, keine Aussage zu treffen und das Volk entscheiden zu lassen."
    Er betrachtete die Namen auf der Liste. Er kannte einige von ihnen und meinte auch gelegentlich, eine Handschrift zu erkennen. Keiner der Namen hatte jedoch mehr als eine Stimme erhalten. Er schüttelte den Kopf.

    "Dies ist nicht die Art, wie man einen Täter finden kann! Es hat sich schon öfter gezeigt, dass eine Persönlichkeit der Stadt hingerichtet wurde, nur weil jeder sie kannte und einige mit ihr unzufrieden waren, das ist oft schon alles, was man braucht. In Zeiten eines Mordes, bei dem es keinerlei Hinweise gibt, lebt ein Bürgermeister gefährlich, wenn er sich durch schlechte Entscheidungen unbeliebt gemacht hat. Glücklicherweise ist dies heute nicht zu erwarten, da der Bürgermeister erst gestern gewählt wurde."

    Miller wandte sich seinen Begleitern zu, die sich als Libra, Grandy, Dankwart und Adryan vorgestellt hatten. "Wie dem auch sei. Das Gesetz will es so, und wir haben uns daran zu halten. Wer sich enthält, gilt als verdächtig. Es hält aber niemanden davon ab, sich genau zu informieren, und das sollten wir tun. Also: Wer kannte das Opfer? Ich muss gestehen, dass ich noch nie von ihm gehört habe, aber vielleicht habt ihr ihn ja gestern irgendwo gesehen? Mit wem war er unterwegs, hat er sich mit irgendjemandem gestritten?"

    Friedrich Miller blickte auf Julie in einem plötzlichen Eingabe. "Verzeiht mir, Herr Grandy, ich möchte keine Anschuldigungen aus der Luft ziehen, aber... ihr habt einen Hund. Gewiss sieht dieser Hund nicht sehr gefährlich aus, doch die Gerüchte besagen, dass der Leichnam von einem wolfsähnlichen Tier zerfetzt wurde. Gleichzeitig sucht die Stadtwache einen Mörder. Die Idee liegt nahe, dass es eine Person mit einem abtrainierten Hund sein müsste. Bedenkt, dass meine Worte Sinn ergeben."

  7. #67
    "Werwölfe?!" antwortete Talis "So was solls geben, solche Dinge wurden doch bereits vor ewiger Zeit in dieser Zeit mit einer Mordserie verbunden, wenn ich mich recht an die Geschichtsbelehrung durch den Antiquar bei meinem Einzug erzählt. Wo ist der eigendlich? Ich auf jeden Fall halte diese Legenden für Mumpitz, im Gegensatz zur Inkompetenz des Herrn Bürgermeisters!" Danach dieser Aussage drehte er sich wieder zum Behelfswirt um, immernoch auf Bier und Antwort wartend.

  8. #68
    An diesem Tag haben lediglich drei Kunden die Barbierstube besucht und haben Sven über den Mordfall des heutigen Tages informiert. Aber es interessierte ihn nicht. In Laufe der letzten Wochen verlor er immer mehr von seiner Lebensfreude und Emotion. Als wäre er von einem Menschen zu einer versteinerten Ziege mutiert. "Wir müssen den Mörder ausfindig machen und lynchen" sprach sich in der gesamten Stadt herum.
    Heute schloss Sven sein Geschäft etwas früher als gewöhnlich und machte sich auf den Weg zur bekannten Stadtkneipe. Ein bisschen Alkohol und Musik dürften den grauen Nebel in seinem Geist vertreiben - oder Sven noch weiter erblinden lassen. Vielleicht kann er auch neue Kunden anwerben.

  9. #69
    "Bedenkt, dass meine Worte Sinn ergeben."
    Grandy musste sich zusammenreißen um seine Antwort nicht durch seine Wut zu verfärben. Er atmete ein und aus, bevor er versuche ruhig zu antworteten.
    "Ihr verdächtigt Julie? Zuerst redet ihr stundenlang etwas über Werwölfe und was weiß ich für Märchen und nun wollt ihr meinen Hund als schuldig darstellen?
    Falls ich einen Streit mit irgendjemandem habe, würde ich die Person, wie es sich für einen echten Kämpfer gehört, zu einem öffentlichen Duell herausfordern. Ein echter Mann braucht nicht die Hilfe von Hund oder Tier. Vielleicht rege ich mich manchmal zu schnell auf, wenn ich meine Ehre verletzt sehe, aber ich würde niemals jemandem hinterrücks angreifen. Nichteinmal den abscheulichsten Verbrecher. Ich verberge nicht, wenn ich mein Schwert gebrauche. Und lassen sie Julie in Ruhe. Wie sollte auch ein einzelner Hund einen erwachsenen Mann komplett zerstückeln?"

    Er konnte nicht fassen, dass jemand allen ernstes seiner Hündin die Schuld an einem Mord zu schreiben könnte, die Bürger dieser Stadt waren wohl wirklich barbarisch. Er verstand langsam warum man diesen Ort "Düster" nannte.
    "Und warum gibt die Wache überhaupt keine Aussage? Sie könnten zumindest sagen, was sie gefunden haben. Das ist doch absolut unverantwortlich und es ist eine einfache Art den Mord an einem Unschuldigen zu rechtfertigen."

  10. #70
    Mit fassungslosem Staunen betrachtete Adryan die Szenerie, die sich vor seinen Augen abspielte; wie von Sinnen strömten die Menschen zu der großen Tafel, um eilig den Namen desjenigen darauf zu schreiben, den sie für schuldig hielten. Wie viele von ihnen schwärzten wohl ihren eigenen Nachbarn, Vater, Mutter, Bruder, Schwester oder Ehepartner an? Dies schien für Viele die perfekte Gelegenheit, jahrelang unterdrückte Missgunst raus zu lassen.
    Adryan seufzte und schüttelte traurig den Kopf. "Iustitia wird vergewaltigt...", murmelte er und wollte seinen Gedanken weiter nachhängen, da schnappte er die Unterredung zwischen dem eifersüchtigen Grandy und einem Mann mit Namen Miller. Dabei fielen ihm zwei Dinge auf:
    Erstens musste er Grandy, so ungern er es zugeben mochte, Recht geben. Dies hier war Wahnsinn.
    Zweitens war die These von Miller, der Hund wäre der Mörder, absolut absurd.
    Doch vorerst wollte er sich nicht einmischen und verfolgte gespannt die weitere Unterhaltung...

    Geändert von Simon (13.11.2011 um 17:15 Uhr)

  11. #71
    Train näherte sich Grandy. Er hatte zugehört und schüttelte den Kopf.

    "Was erwartet ihr? Die Wachen wissen scheinbar nichts, weil sie auf den Bürgermeister warten mussten der erst bis Mittags im Bett lag und jetzt die ganze Zeit gelangweilt umher sieht. Vielleicht sollten wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Und euer Hund? Wie sollte euer Hund den Mord begangen haben? Das ist doch verrückt!"

  12. #72
    Caspar stand vor den Menschen. In seiner Hand hielt er seine Rede. Noch einmal überflog er sie - sie war gut, das wusste er. Er räusperte sich:

    Sehr geehrte Bewohner der Stadt Düsterburg, ich möchte mich aufrichtig bei euch bedanken.
    Ihr habt euer Vertrauen in diesen schweren Zeiten wirtschaftlicher Engpässe gegeben und ich möchte dieses Vertrauen nicht enttäuschen. Erst neulich musste ich beispielsweise feststellen, dass es zur Zeit beinahe unmöglich ist, den berühmten Düsterburger Schinken zu erstehen - noch dazu wird das Handelsgeschäft immer schwieriger und unrentabler. Ich möchte daher vor allem die Zollschraube drehen und somit den Händlern ermöglichen ihre Waren günstiger hier einzuführen, um sie daran zu hindern, in andere Städte auszuweichen.
    Liebe Düsterburger, vor uns stehen große Aufgaben, doch ich bin mir sicher, gemeinsam bekommen wir die aktuelle Krise in den Griff. Düsterburg wird in meiner Amtszeit erblühen, ihr werdet alle teilhaben können am wirtschaftlichen Wohlstand ...


    Caspar redete sich in einen wahren Rausch, in dem er nicht bemerkte, wie die Stimmung, die sowieso schon gegen ihn gerichtet war, immer weiter kippte. Er sprach weiter über die Wirtschaft, über Kultur, aber nicht über den Mord, der stattgefunden hatte.

  13. #73
    "Du, Edmond. Warum redet Herr Caspar nicht von dem Mord?", fragte Maxim Edmond von der Seite, "Bei all der Aufregung hätte das oberste Dienstmädchen Rebecca doch schon längst davon erzählt haben, oder nicht?" Ein Mitlauscher dachte über Maxims Worte nach und schrie dann in die Menge: "Genau, warum redet Ihr nicht von dem Mord von gestriger Nacht?! Warum weicht Ihr in solch banalen und irrelevanten Themen aus, die doch gerade niemanden interessieren?! Seht Ihr denn nicht, weswegen wir alle hier sind?" Die Menge wurde unruhig und jeder war mit sich selbst beschäftigt. Allein vor einer tuschelnden Menge stand der Bürgermeister nun vor ihnen.

  14. #74
    Friedrich Miller hatte bereits geahnt, dass diese Person, Grandy, die Aussage missverstehen würde. Es wunderte ihn allerdings, dass er in seinem Missverständnis sofort Zustimmung eines Mannes erhielt, der sich zu ihnen gesellte. Er machte eine abwehrende Handbewegung und sagte "Ich bitte sie, niemand beschuldigt ihren Hund. Wer würde das Schwert beschuldigen für die Gräuel, die es unter Führung eines niederträchtigen Mannes ausübte?"
    Er merkte an Grandys Gesichtsfarbe, dass diese Worte nicht weise gewählt waren. "Was ich sagen will ist: Vielleicht ist es nicht ratsam, einen Hund bei sich zu haben, wenn man als Fremder in einer Stadt ist, in der etwas als Mord bezeichnet wird, das von einem Tier ausgeübt wurde. Ich gebe Ihnen allerdings Recht, Sie erscheinen mir auch wie ein Mann, der den offenen Kampf und das Duell einem hinterhältigen Angriff vorziehen würde."

    In Gedanken versunken überlegte Miller kurz, dann murmelte er: "Werwolf... das ist die einzige Erklärung, die mir sonst noch einfällt. Oder haben sie einen besseren Vorschlag, Herr Grandy?"

    Da fing der Bürgermeister seine Rede an. Erst jetzt bemerkte Miller, dass er sich noch gar nicht informiert hatte, wer gewonnen hatte, und als er Caspar von Busch sprechen sah, zogen sich tiefe Sorgenfalten über seine Stirn. "Auch das noch", knurrte er.
    Er hörte der Rede zu, und seine Sorgenfalten wichen einer Zornesröte. "Bei allem was recht ist, was soll denn der Bockmist?!", rief er schließlich. Dann noch einmal lauter rief er: "Erzählen Sie uns jetzt sofort etwas von dem Mordfall, sonst setzt es etwas!"

  15. #75
    Nachdem Rafael Ava eher, weil er nichts besseres zu tun gehabt hatte, zu einer anderen Gruppe von Leuten gefolgt war, sich aber dezent im Hintergrund gehalten hatte, statt sich in die immer verrückter werdenden Theorien einzumischen (obwohl immer noch niemand mit Sicherheit wusste, was genau geschehen war), empfand er eine Erleichterung, als endlich Herr von Busch auftauchte und begann seine Rede zu halten.
    Zumindest anfangs. So gern Rafael auch etwas von wirtschaftlichem Aufschwung hörte, so musste er doch dem Kerl, der da gerade eben gerufen hatte, im Stillen recht geben. Im Moment war die Stimmung in der Stadt am Kochen, und wenn nicht bald ein paar klare Worte zur Situation gesprochen würden, würde es wahrscheinlich Tote geben.
    Besonders, nachdem er von dem barbarischen Brauch, einfach wahllos Menschen anzuklagen, wenn man keine Beweise hatte, gehört hatte, war er der Überzeugung, dass etwas Vernunft hier dringender als alles andere gebraucht wurde. Er hatte selbst nichts von diesem "Brauch" gewusst, da in der Zeit, die er in der Stadt verbracht hatte, noch kein Mord geschehen war, aber das war doch einfach barbarisch. Sie lebten doch nicht mehr im finsteren Mittelalter, wo man die Probleme mit einer Hexenjagd beilegte! Aber je länger Herr von Busch redete, desto mehr schwand Rafaels Zuversicht hinsichtlich eines Endes dieses Wahnsinns...

  16. #76
    Sophia hatte ihren Gatten zum Marktplatz begleitet, und ließ ihren Blick durch die Menge schweifen, während Caspar redete. Natürlich entging ihr nicht, dass es allmählich nicht nur unruhig, sondern regelrecht laut unter den Zuhörern wurde, einige riefen dem Bürgermeister etwas zu, andere konnten nur fassungslos zusammenhanglose Wörter hervorbringen.
    "... denn unsere Stadt hat all die Vorraussetzungen, ihren Wohlstand zu vergrößern und langfristig zu erhalten, mit meinen..." Nach einer Weile räusperte Sophia sich. "Liebling, der Mord.", sagte sie sanft zu Caspar. Sie wusste, dass er es nicht gerne hatte, unterbrochen zu werden, doch in diesem Falle ging sie das Risiko ein. "Du vergisst den Mord. Die Leute möchten erst gerne hören, was du in dieser Sache unternehmen möchtest, danach kannst du Düsterburg erblühen lassen." Sie lächelte, denn sie mochte es sehr, wenn ihr Gatte sich leidenschaftlich in eine Rede hineinsteigern konnte, trotzdem musste er ein wenig gebremst werden.

  17. #77
    "Eh... eh! Moment, warum schreit Ihr so?", sagte Maxim besorgt. "B-bitte, es war nicht meine Absicht, dass ihr alle so unruhig werdet! Der Bürgermeister wird sicher noch bald-" Gewaltsam von der tobenden Menge wurde Maxim unterbrochen. Die Leute fingen an mit ihren Armen rumzuschwenken und Maxim bekam eine volle Rechte in sein Gesicht zu spüren. Er lag verletzt mit dem Bauch zum Boden und dem Gesicht zur Seite herum. Die Menge wurde immer dichter und Edmond wurde zur Seite geschoben. "Bei allem was recht ist, was soll denn der Bockmist?!", schrie Miller in das Tohuwabohu, "Erzählen Sie uns jetzt sofort etwas von dem Mordfall, sonst setzt es etwas!" Die Leute schrien und fingen sogar an Von Busch auszubuhen. Dann sah man Caspars Frau ihn unterbrechen. Sie sagte schlicht und einfach: "Liebling, der Mord." Die Menge schien zu sehen, dass seine Frau wieder den Bogen kriegte und wurde wieder ruhiger. In dieser Zeit lief eine bestimmte Frau los und kam zu Maxim: "Geht es dir gut? Armer Jüngling, du kannst doch nicht einfach so in einer unruhigen Debatte mitmischen." Marina reichte ihm die Hand.

  18. #78
    "Was für eine Farce..." Dankwart war sichtlich vom hiesigen Adel enttäuscht, die Zeiten in denen Blaublütige sich einen Dreck um ihre Leibeigenen scherten waren vorbei und doch schien es so, als würde den jungen Caspar nichts anderes interessieren als Profit und Geschäfte, aus denen er zweifelsfrei als größt möglicher Sieger hervorging.
    "Ich rechnete mir Angst und Ratlosigkeit, aber nicht mit solcher Inkompetenz und solch falschen Idealen... wahrlich, hier haben wir nichts mehr verloren, meint ihr beiden nicht auch?" Dankwart schaute zu Grandy und Libra, sein Gesicht war deutlich gezeichnet von reinstem Fremdschämen, so nickten die beiden nur seinen Worten zu, ebenfalls durch die Traurigkeit des Schauspiels was sich ihnen bot verwirrt.
    Dankwart interessierte sich in keinster Weise was noch kommen könnte, "Wenn der Bürgermeister erst auf das wichtigste aufmerksam gemacht werden muss, dann kann dort nicht viel bei herauskommen."

    Er wandte sich herum, ging ziellos durch die Menschentraube die sich auf dem Platz versammelt hatte, wie ein Geysir warteten sie, jederzeit bereit erneut auszubrechen wenn Caspar seine Worte nicht weise wählt.
    Es dauerte ein paar Minuten bis die drei sich aus dem Knubbel an Personen befreien konnten und eine der Hauptstraßen mit den prunkvollsten Gebäuen betraten, große Villen in denen nur die Adeligen oder wohlhabenden Händler leben konnten die sich ein Imperium, aufgebaut auf Tabak, Kaffee, Schinken und anderen wertvollen Dingen.
    Jedes Licht war in den Fenster gelöscht, so stand nur eines der Gebäude heraus welches hell von innen erleuchtet war, weiße Vorhänge in den Fenstern die keinerlei Blick nach innen erlaubten, bis auf eines...

    Der Dreietrupp schritt die Straße entlang, Dankwarts Blick schweifte umher, war immer noch beschäftigt mit der Unfähigkeit dieses Adeligen, dieses von Busch, erst als er die Gestalt hinter den Glasfenster erblickte, von hinten erleuchtet konnte er die Gedanken loslassen.
    "Ein Bürger der nicht auf dem Marktplatz war? Sehr eigenartig..."
    Er beobachtete die Gestalt kurz, doch als diese merkte, dass der alte Mann zu ihr hochschaute schaute sie nur hinab, ging einen Schritt zurück und zog die Vorhänge zu.
    "Eigenartig, sehr eigenartig... ein Eigenbrötler?"

    Dankwart schaute zu seinen Freunden, die ihn ratlos anschauten, nicht wussten was der alte Mann hier überhaupt wollte.
    Er hörte Schritte von hinten, sah über seine Schulter um einen kleinen Jungen zu sehen, dreckig von unten bis oben, in seiner Hand ein Brief, ein Kurier der sich sein Taschengeld verdienen wollte... oder Geld zum überleben.
    "Ha ha halt Kleiner..." Dankwart streckte seinen Arm aus, lächelte den Jungen mit der Freundlichkeit eines Großväterchens an. "Sag, du kennst dich hier doch bestimmt aus..."
    "Sicher Sir!"
    "Weisst du wer dort in diesem Haus wohnt?" Der Finger von Dankwart deutete auf die erleuchteten Fenster "Da wohnt der Leo... Leonat... Leonar...do di dragonitski!"
    "Leonardo di dragonitski? Seltsamer Name..." "Bin mir bei dem Nachnamen nicht sicher Sir, habe ihn nur einmal auf der Straße gesehen, ist hier ganz neu hingezogen und lässt sich fast nie in der Öffentlichkeit sehen"
    "Mhh... vielen Dank Jüngchen, hier, eine Münze für dich." Dankwart gab dem Burschen eine Goldmünze als Bezahlung ehe sich dieser wieder aus dem Staub machte und nur weitere Fragen hinterlies...

    Geändert von Gendrek (13.11.2011 um 18:28 Uhr)

  19. #79
    Caspar hielt inne.

    Er blickte in die Menge. Die Schmährufe und fassungslosen Zwischenrufe, die vorhin an seinem Redefluss abgeprallt waren, schlugen nun mit voller Wucht auf ihn ein. Sophia hatte anscheinend Recht.

    Ach ja, der Mord. Eine Dienerin hat mich über die Ereignisse informiert, da ich selbst leider verhindert war und sie deshalb nicht anders mitbekommen konnte. Ich habe auch gehört, dass gewisste Gerüchte über die Beschaffenheit des .... Mörders die Runde machen. "Werwölfe". Pah. Glaubt ihr tatsächlich an diese Ammenmärchen? Nein, der Mörder ist unter uns. Ich werde aus den hier Anwesenden einige auswählen, die besonders auf das Verhalten der anderen achten sollen und mir heute Abend Bericht erstatten. Der für schuldig befundene wird danach seiner gerechten Strafe zugeführt.

    Caspar wählte unter den Anwesenden 26 Vertrauenspersonen aus verschiedenen sozialen Schichten, wobei völlig zufälligerweise die Mehrheit aus den höheren Schichten zu kommen schien und auch seine Frau Sophia darunter war.

    Um zur Zukunft Düsterburgs zurückzukommen - der Zustand der Straßen hier ist desaströs, die Karren der Händler erleiden unnötige Schäden ..., und er setzte seine Rede fort.

  20. #80
    Seinen Blick ganz auf den neuen Bürgermeister gerichtet, bemerkte Edmond erst nach einigen Minuten, welchen Tumult Caspars Rede ausgelöst hatte. Die Menge schien wahrhaft erbost, dass er noch immer nichts über den Mord letzter Nacht verlauten ließ. Was interessierte es schon die Gemeinen, was der Bürgermeister in naher Zukunft mit dem Zoll geplant hatte, geschweige denn seine Bemerkung zum Düsterburger Schinken, wo die meisten Bürgerinnen und Bürger doch offenbar Angst um ihr Leben hatten?
    Mit einiger Mühe schaffte Edmond es, sich durch die Menschenmassen zurück zu Maxim und Marina zu drängen, welche er beinahe vollkommen aus den Augen verloren hatte. Marina war gerade dabei, dem jungen Maxim wieder auf die Beine zu helfen, welcher sichtlich mitgenommen wirkte. "Maxim, bist du etwa verletzt? Der Mob ist bei solchen Tumulten nicht gerade zimperlich! Geduldet euch noch einen Augenblick, sicherlich wird der Herr von Busch sich gleich auch zu dem Mord noch äußern. Als neu gewählter Bürgermeister ist es ihm wohl unangenehm, direkt mit den schlechten Nachrichten beginnen zu müssen, wo er seinen Worten nach doch vielmehr danach strebt, Düsterburg zu neuem Glanz zu verhelfen! Und Maxim, du weißt ganz genau, wie wankelmütig der einfache Pöbel hier ist, da musst du sie nicht noch unnötig mit Zwischenrufen aufwiegeln..."
    Mit hochgezogenen Brauen starrte Edmond Maxim für einen Moment an und ließ es dabei bewenden. Alle Drei lauschten wieder gebannt den Worten des Bürgermeisters, der sich nun endlich auch zu dem Verbrechen äußerte. Am Ende waren sie dennoch enttäuscht über die schnelle Vorgehensweise, mit der Caspar von Busch sich wieder auf andere Themen konzentrierte. Bei den meisten Menschen auf dem Marktplatz hatte er wohl den Eindruck hinterlassen, dass er selbst mit den Geschehnissen überfordert war und so verließen Viele den Platz wieder mit gemischten Gefühlen.
    "Ich fürchte, nach dieser Rede sind die Einwohner noch verunsicherter als zuvor. Caspar scheint bisher genauso wenig über den Mord zu wissen wie wir alle, dennoch ist er ebenfalls der festen Überzeugung, dass der oder die Mörder immernoch unter uns weilen. Interessanterweise hat er trotzdem Gerüchte über Werwölfe erwähnt, hätte er nicht wissen müssen, dass die nur allzu leichtgläubigen Menschen dadurch nurnoch mehr von der Furcht gepackt werden? Zumindest scheinst du mit deiner Meinung nicht alleine zu stehen, Maxim, doch wir wollen zunächst abwarten, zu welchen Ergebnissen heute Abend diese "Vertrauenspersonen" kommen werden..."
    Einen Moment lang musterte Edmond ganz in Gedanken seinen Begleiter und wandte sich wieder an die junge Sägerin. "Liebe Marina, all diese Geschehnisse und Gerüchte müssen Euch sicherlich innerlich ganz verrückt vor Sorge machen, und ich wünschte, es würde sich alles nur als ein böser Traum herausstellen. Und doch, Unser Freund Maxim hier hat Recht, schon zu der Zeit, als Düsterburg nicht mehr als ein kleines unbekanntes Dorf war, wie ich Euch gestern schon erzählte, soll es angeblich eine Gefahr durch eben solche Bestien, auch Werwölfe genannt, gegeben haben. Wir sollten beizeiten vielleicht unserem Antiquar Havelock einen Besuch abstatten, gewiss besitzt er Aufzeichnungen aus jener Zeit in seiner Sammlung. Doch seid ohne Furcht, was auch immer hinter alle dem stecken mag, so lange wir nicht kopflos und ohne Sinn und Verstand handeln, so bin ich mir gewiss, wird uns auch nichts geschehen!" Edmonds Stimme wirkte beruhigend auf alle umstehenden Zuhörer und man konnte fast schon die Hoffnung haben, dass sich noch an diesem Tage alles aufklären würde. Und doch, was war wirklich dran an den Gerüchten, es könnte sich bei den Mördern tatsächlich um Werwölfe handeln?

    Geändert von Edmond Dantès (13.11.2011 um 18:53 Uhr)

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