Ah, das ist genau das, was ich meinte ...
Ich wüsste gerne mal, warum das so ist.
Warum sind die Leute hier im Forum denn überhaupt JRPG-Fans? Was sind denn die Qualitäten die ein "gutes" RPG hat und welche demnach die Nischennischen-Titel anscheinend nicht mehr haben?
Ich ignorier das mal, weil ich davon ausgehe, dass du hier einfach nur aus rhetorischen Gründen übertrieben hast. Ich erwähne nur mal nebenbei, dass Atelier-Spiele auch im Westen schon lange keine Nische mehr sind und einen Kult-Status ähnlich etwa wie die Disgaea-Serie genießen.Zitat
Dass Neptunia 1 ein schlechtes Spiel ist (Spiel im Sinne von Gameplay), darüber müssen wir gar nicht diskutieren (obwohl Kiru das Gameplay aus mir unerfindlichen Gründen ja gefallen hat, aber objektiv gesehen ist es natürlich Murks). Dass dann aber so oft im gleichen Atemzug auch Trinity Universe, Agarest oder Cross Edge genannt werden, ist völlig ignorant, denn dies sind durchaus gute Spiele (im Sinne des Gameplays).Zitat
Ich meine, schau doch mal in die letzten beiden Seiten vom Agarest-Thread. Dort wird ununterbrochen über die verschiedenen Aspekte des Gameplays von diesem Spiel diskutieren (und später sogar etwas über Cross Edge, da dies ähnlich ist). Ist für mich ein Zeichen, dass dieses Spiel nicht auf Fanservice runtergebrochen werden kann.
Entweder du hast es nur angespielt oder du hast keine Affinität zur Anime-/Otaku-/Internet-Szene, ansonsten wäre es mir unverständlich, wie man an dem Spiel keinen gefallen finden kann. Im Neptunia mk2-Thread gibt es von denen, die es gespielt haben, durchweg nur sehr gute Eindrücke. Ein Meta-Blick auf das Spiel ist natürlich vonnöten. Aber dazu in einem der nächsten Absätze mehr.Zitat
Ich finde diese Aussage sehr interessant. The Witch and the hundred Cavalrymen ist noch nicht einmal in Japan erschienen, alles was wir von dem Spiel wissen basiert einzig auf Art und Konzept.Zitat
Mugen Souls ist bereits erschienen, man kann sich ein Bild über Gameplay, Story, Charaktere und andere Eigenarten machen.
Ich finde es immer sehr schwer mich für ein Spiel zu hypen, von dem ich nichts weiß. Ich gehe nicht davon aus, dass Witch schlecht sein wird und es wird auch sicherlich ein Tag-1-Kauf für mich werden, aber bei Mugen Souls kann ich ziemlich sicher sein, nach Videos, Reviews und sonstigen Kommentaren im Internet zu urteilen, dass es ein gutes Spiel sein wird. Ich denke es wird eine schon seit Ewigkeiten offene Lücke schließen, und zwar die eines rundebasierten gameplay postgame-grinders, den es in der Form bisher noch nicht gegeben hat und sicherlich das Genre nun auch im Westen sehr bereichern wird.
Als ich den Trailer zu Ar tonelico 2 gesehen hatte, dachte ich mir auch. "oh gott, was wird das denn für ein lesbeninferno?". Dann hab ich es gespielt und es stellte sich raus, dass eine der besten und komplexesten Charakterstudien in RPG-Form ist, die ich bisher gespielt hab. Schlimm dieses fehlleitende Marketing. Und dann kommt Ar tonelico 3 und dann ist das dann wirklich der dreck, den ich eigentlich beim zweiten Teil erwartet hätte. Oh man, GUST ist wirklich immer wieder für Überraschungen gut. ^^Zitat
Ich muss dir an dieser Stelle sicher recht geben. Ich sehe das sehr ähnlich wie du. Aber von diesen Spielen habe ich gar nicht geredet. Atelier und Ar tonelico sind populär dank des guten Rufs, die sie während der PS2-Ära erlangt haben. Qualitativ lassen sie aber derzeit doch stark nach. Es ist schade, dass Atelier jetzt immer mehr zu einem Yuri-Mädchen-Spiel verkommt statt eines simpel aber komplexen Timemanagement-Spiel, was es eigentlich sein sollte.
Man sollte viele Japan-Produkte, insbesondere die, die auf Anime-Tropen basieren, über eine oder mehrere Meta-Ebenen betrachten. Eine jung aussehende Anime-Figur ist eben nicht mit einem jungen Mädchen zu assoziieren. Vielleicht empfindest du es anders, aber einer der Aspekte, die für mich ein JRPG ausmachen, ist der, dass dort nicht versucht wird, realitätsnahe Charaktere zu erschaffen sondern dass dort personifizierte Ideale und Eigenschaften miteinander agieren. (Das ist nebenbei gesagt auch der Grund, warum ich fast nichts mit West-RPGs anfangen kann, dort sind mir die Charaktere einfach zu "menschlich".)Zitat
Es ist übrigens das gleiche bei Anime. Ich finde es immer etwas unverständlich, wenn kritisiert wird, ein Charakter oder ein Plot-Element sei unrealistisch. Natürlich ist es das. Dies ist Fiktion. Sie will nicht die Realität abbilden, sie will einfach nur irgendetwas, sei es eine tiefere Message oder einfach nur eine Geschichte erzählen. Realitätsnähe kann ein gutes Erzählelement sein, wenn es im Kontext passt, muss aber auch nicht.
Worauf will hinaus? JRPGs bauen wie Anime in meinem Augen sehr stark auf bestimmte Assoziationen auf, die wir mit bestimmten Merkmalen verknüpfen. Und die sind nicht eins zu eins auf die Realität abbildbar.
Charaktere haben zum Beispiel oft farbenfrohe Haare, nicht weil wir in Wirklichkeit gerne gefärbte Haare sehen, sondern weil wir unterbewusst bestimmte Farben mit bestimmten Eigenschaften verknüpfen.
Helden haben oft eine naive und idealistische Weltanschauung und das nicht, weil sie irgendwie als realitätsfern dargestellt werden sollen, sondern weil konzeptuell die Geschichte höchstwahrscheinlich auf einen Konflikt gegensätzlicher Philosophien zusteuert.
Japanische Unterhaltung setzt sehr stark auf diese Abstraktion von atomaren Eigenschaften oder Gefühlen. Es ist für mich der Grund, warum ich sie oft interessanter und auch intellektuell ansprechender finde als vergleichbare Unterhaltung, die weniger meta ist. Das ist aber auch wahrscheinlich der Grund, warum sie so oft falsch verstanden wird, insbesondere von Außenstehenden, die mit diesem Erzählstil nicht vertraut sind.
Um auf das eigentliche Thema wieder zurück zu kommen. Lolis sind keine kleinen Mädchen! Das muss ich an dieser Stelle noch einmal klar feststellen. Sie sind ein Konzept, eine grobe Stereotyp-Schablone um eine bestimmte Art von Figur zu erschaffen, auf die der Zuschauer auf eine bestimmte Art und Weise und mit bestimmten Assoziationen reagiert (und wessen Assoziationen da in eine Pädobär-Richtung gehen, der macht da gehörig was falsch). Ich zum Beispiel assoziiere jung dargestellte Anime-Figuren oft mit einer naiven Kindlichkeit und damit mit einer nicht durch (Lebens-)Erfahrungen korrumpierten Reinheit an Einstellungen und Idealen, was sowohl in eine gute, also tugendhafte Richtung als auch in eine negative, eher eingebildet arrogante Richtung gehen kann.
Ich kann das gerne mal im Kontext von Mugen Souls und seiner Badeszenen erläutern, weil hier wohl kaum jemand den Hintergrund dieses Minispiels kennt.
Chou-Chou, die Loli-Protagonistin des Spiels ist eine Art selbsternannter Overlord des Universums. Sie ist arrogant, überheblich und extrem schizophren, denn sie hat 8 verschiedene Persönlichkeiten. (Diese Figur allein ist schon genial. Sie ist nicht nur eine Hommage an das Nippon Ichi-Netherworld-Universum und dessen Protagonisten, sie ist auch noch die Personifikation aller bedeutenden Anime-Stereotyp-Tropen! Das ist imho brillianter Meta-Humor.) Erkennt man nun, warum ein Loli-Charadesign hierbei die bestmögliche Darstellungsform ist?
Sie zieht durch die Welt um starke Leute zu besiegen und sie zu ihren Handlangern zu machen. Weniger starke Doods verwandelt sie in Badezubehör wie Handtuch und Bürste um sich damit zu waschen sie so ultimativ zu erniedrigen. Und ich finde es großartig.
Diese Badeszenen sind die ultimative Verkörperung ihrer sadistischen Persönlichkeit, sie wirken im Kontext der Hommage des Overlords und als Überspitzung des Stereotyps einfach perfekt.
Es ist Erwachsenenunterhaltung, das sicher, aber das Spiel hat ja in Japan nicht umsonst ein M-äquivalentes Rating bekommen. Ich kann aber beim besten Willen nicht sehen, wie es irgendwie abseits des guten Geschmacks sein sollte. Dafür ist die Pointe viel zu gut. Es ist kein plumper Fanservice.
Ich glaube, der Schaden, den GUST mit der Arland-Serie angerichtet hat, ist größer als vermutet. Die Atelier-Serie hatte vor Arland absolut gar keine Sexual Innuendos, das ist eine Entwicklung, die ich selbst schon hier an vielen Stellen kritisiert habe, zuletzt vor einigen Tagen im Mugen Souls-Thread (welcher nur Alibi-mäßig Mugen Souls heißt, denn wie zu erwarten war gibt es dort natürlich nur eine Diskussion rund um das Thema Zensur und Anzüglichkeiten in RPGs). Sie sind plump, werden immer schlimmer und machen selbst der Ar tonelico-Serie Konkurrenz. Wenn das nicht mit Ayesha aufhört, sehe ich da ehrlich gesagt etwas schwarz für die Zukunft der Serie ...Zitat
Ich hoffe, dass diese Zitatschlacht hier nicht einen negativen Eindruck gemacht hat. Ich bin froh, dass du, thickstone, das Thema mal weiter angesprochen hast, und ich hoffe, dass ich mit meiner Argumentation etwas mehr Objektivität (aus meiner Sicht zumindest ^^'') auf die Thematik werfen konnte. Ich bin zwar der Ansicht, dass das Genre durch den Konsolengenerationswechsel eine etwas andere Richtung als früher eingeschlagen hat, was sicherlich im Detail auch viel differenzierter betrachtet werden muss, dies allerdings keinesfalls einem generellen Qualitätseinbruch gleich kommt, wie es aber so oft verallgemeinernd behauptet wird.
Zum Schluss sollte ich vielleicht auch noch einmal erwähnen; wenn ich im Agarest-Thread mit Fanservice-Bildern für den neue Teil werbe oder zuletzt im Neptunia V Thread das Spiel auf Oppai und Waifus runterbreche, dann meine ich das ironisch sarkastisch. Ich mache mich damit über das fehlleitende Marketing lustig, ich prangere damit die Reduzierung qualitativ hochwertiger Spiele auf Fanservice-Orgien an. Ich möchte damit sagen: "hey Leute, schaut euch das mal an. Es ist wirklich gut, egal was es in der Werbung für einen schlimmen Eindruck macht."
Ich dachte eigentlich, das wäre klar, aber manchmal denke ich, das viele hier glauben, ich würde nur so Schlonz spielen, was ich sicherlich nicht tue.