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Thema: Muss ich mich eigentlich schlecht fühlen, wenn ich keine Dramen mag?

  1. #1

    Muss ich mich eigentlich schlecht fühlen, wenn ich keine Dramen mag?

    Ähm, ja, der Titel ist Programm.
    Früher mochte ich so ganz typische Dramen mal, aber inzwischen machen sie mir allen voran schlechte Laune und die Zeit fühlt sich verschwendet an. Dramenelemente dagegen sind mir in meinen Filmen sehr willkommen, aber dann brauche ich immer noch einen Gegenpol, sei es nun Humor oder Fantasy oder Action oder was auch immer.
    Ist das jetzt verwerflich oder eskapistisch oder so?

    Werde vielleicht später nochmal was zu den Gründen sagen, aber erstmal wären ein paar Meinungen ganz nett.

  2. #2
    Nettes Thema, me approves .

    Ich für meinen Teil bin ein absoluter Fan von Dramatismus, jedoch auch nur wenn zum Ende hin ein schlagartiger Wandel stattfindet, das dramatische löst sich auf und wir ersetzt durch etwas angenehmes, schönes.
    Ein pures Drama in dem alles den Bach heruntergeht... die Katharsis die da aufkommen soll entfaltet sich bei mir nicht wirklich, demnach würde ich auch dazu tendieren zu sagen, dass ein reines Drama mMn und völlig auf mich bezogen verschwendete Zeit ist, wenn ich mich nach dem lesen/hören/anschauen eines Dramas einfach nur mies fühle ist es "irgendwo" sinnfrei sich Dramen anzutun, da kann ich viel lieber eine Komödie schauen, lachen und mich gut fühlen.

    Auf der anderen Seite bin ich, wie ich bereits erwähnte, ein Fan vom Dramatismus, denn wenn es in einer erzählten Geschichte, in der viel Dramatik aufkommt, zum Ende einen schlagartigen Wechsel kommt, das Drama sozusagen von jetzt auf gleich nicht mehr existiert, dann ist es für mich umso schöner die jeweilige Geschichte erlebt zu haben, die Freude die ich am Ende dabei dann empfinde ist um einiges höher als sie es ohne Dramatik gewesen wäre, vermute ich zumindest.

    Also würde ich auch mehr in die Richtung gehen, dass ein reines Drama ein Griff daneben ist, das Element der Dramatik hingegen als unterstützenden Faktor der dazu dient einer Erzählung eine schöne Wendung zu geben ist bei mir immer recht herzlich willkommen.
    Was jedoch verwerflich daran sein soll Dramen nicht zu mögen erschließt sich mir nicht, ebenso warum es eine Realitätsflucht sein sollte Oo. Die Welt mag vielleicht nicht immer grün und knuffi-bunti sein, aber deswegen muss man sich doch nicht noch zusätzlich mit etwas belasten, dass doch "eigentlich" für den Moment unnötig ist.
    Dann könnte man doch auch gleich sagen, dass ein Actionfilm eskapistisch ist oder eine Komödie, ich denke keiner von uns wird Bruce Willis like einen Turm von Terroristen säubern, trotzdem hat man den Film geschaut und sich darüber gefreut.
    Die Flucht fängt denke ich da nicht an, da müsste schon einiges mehr an Abschottung dazukommen o.o.

  3. #3
    Kann ich so unterstreichen, mein bestes Positivbeispiel wäre da The Shawshank Redemption. Ist aber nicht die einzige Möglichkeit. American History X fand ich trotz (und auch wegen) des Endes absolut großartig. Wobei ich zugeben muss, dass ich speziell bei der Shawshank Redemption mittendrin einige Male kurz davor war, auszuschalten.

  4. #4
    Kannst du mal ein paar Beispiele geben, um "reine" Dramen von solchen abzugrenzen, die durch Action, Humor, Fantasy etc. einen Gegenpol besitzen? Ich tu mich da gerade ein bisschen schwer. "American History X" ist schon so lange her und "The Shawnshank Redemption" habe ich nicht gesehen.

    Grob würde ich schätzen, dass es stark mit der Thematik zusammenhängt. Wenn ich mich mit dieser identifizieren kann, wenn ähnliche Probleme mich selbst beschäftigen oder wenn ich einfach die dargestellte Sichtweise gut finde, dann kann es sein, dass ich ein reines Drama liebe. Da fällt mir als Beispiel jetzt "Das Leben der Anderen" ein, vielleicht noch "Schindlers Liste", wobei ich mir das heutzutage wahrscheinlich auch nicht mehr "einfach so" ansehen würde. (Ersteren Film schon, allerdings weniger aufgrund der Handlung und mehr aufgrund der tollen Charakterisierungen.)
    Was ich definitiv nicht mag, sind allzu theatralische Dramen, sowas wie "Precious" oder so. Da muss sich der Film schon mehr Mühe geben, um mich begeistern zu können.

  5. #5
    Schindlers Liste ist schon ein ganz gutes Negativbeispiel. Wobei der Film wenigstens den "Licht im Dunkeln" Aspekt hat (ihn aber mit Maschinengewehrfeuer auf die Tränendrüse zerschmettert). Sonst habe ich die Tage auch Babel gesehen, der zwar extrem gut gemacht war und mich durch die dargestellten Unterschiede ziemlich beeindruckt hat, den ich mir aber doch nicht bis zum Ende angucken wollte. Irgendwie hatte der Film ein ständiges "abwärts" Gefühl, als wollte man das Negative mit Gewalt (?) in den Mittelpunkt stellen (geht er gut aus, mag mich mal jemand spoilern? ).
    Ich glaube, das ist mein Problem: Pessimismus. Ich brauche keinen Optimismus, aber eine einigermaßen neutrale Herangehensweise und damit Atmosphäre wäre schön. Was einige Dramen ja durchaus hinkriegen (Shawshank Redemption als gutes Beispiel); vielleicht ist der Titel etwas irreführend.

    Zitat Zitat
    Was jedoch verwerflich daran sein soll Dramen nicht zu mögen erschließt sich mir nicht, ebenso warum es eine Realitätsflucht sein sollte Oo.
    Keine Ahnung, vielleicht hat mich die Indi-Szene zu gut konditioniert.

    Geändert von La Cipolla (09.12.2010 um 12:48 Uhr)

  6. #6
    Ich find's okay, wenn auch so gar nicht nachvollziehbar. Ist wohl eine Gefühlssache, aber ich kann dafür Filme nicht ausstehen, aus denen die Glückseligkeit nur so heraussprudelt. Oder jene Kategorie, bei der alles auswegslos erscheint, bis dann die große Rettung kommen und sich alle lieb haben. Ich weiß nicht, ich finde so etwas irgendwie immer unrealistisch, obwohl es zweifellos viele Situationen im echten Leben gilt, in denen sich plötzlich alles zum Guten wendet. Aber meiner Ansicht nach sind die in der Minderheit und eine "realistischere" Herangeweise somit jene darstellt, in der eben nicht alles gut geht, Menschen scheitern, enttäuscht oder verletzt werden und sich damit abfinden müssen. Was natürlich nicht bedeutet, dass Realismus ein Merkmal für einen guten Film ist. Mir sagt er nur eher zu als zu weit von meinen eigenen Erfahrungen entfernte Szenarien, obwohl die selbstverständlich auch ihre Berechtigung haben.

  7. #7
    Guter Punkt, aber ich finde halt, übertriebener Optimismus is genau so schlimm wie übertriebener Pessimismus - der Unterschied ist, dass zweiteres bei "ernsten" Filmen durchaus akzeptiert scheint.

    Mir gefällt etwa der britische Realismus sehr gut, sowas wie Brassed Off, My Son the Fanatic u.ä. Da gibts zwar auch krass deprimierende Filme, aber viele bringen eine gute Portion Hoffnung und Humor mit rein - und ich behaupte mal, das ist realistischer als die übliche Tragödie, ohne das Ernsthafte zu überspielen.

  8. #8
    Schindlers Liste ist ein ziemlich hirnloser Effektfilm. Wenn man das Drama schimpft, dann ist alles einerlei.

    Zitat Zitat
    Da gibts zwar auch krass deprimierende Filme, aber viele bringen eine gute Portion Hoffnung und Humor mit rein
    Erinnert mich an den Film über den vaterlosen Jungen, der Neonazi wird. Wir haben uns so was wie Son of Rambow erwartet.


  9. #9
    Hm, hmm. Ich glaub das kommt ganz und gar alleine auf den jeweiligen Film an. Man kann ja auch nur schwer abgrenzen, wo Drama aufhört und etwas anderes anfängt. Wenn in einer Geschichte alles nur den Bach runtergeht und der Schluss auch noch ein Bad Ending ist, nachdem man sich nur mies fühlt, ist das wahrscheinlich auch für mich nichts. Allerdings gibt es ab und zu durchaus Filme, in denen das der Fall ist, die aber aufgrund einer tieferliegenden Thematik zum Nachdenken und reflektieren anregen. Wenn man sich also nicht bloß mies fühlt, sondern ins Grübeln verfällt und möglicherweise sogar die ein oder andere kleine oder große Erkenntnis gewinnt. Dann wärs in Ordnung. Aber das ist recht selten so, und ich muss gestehen, dass mir grade keine guten Beispiele für solche Filme einfallen.

    Dramen, in denen alles negativ ist und dann am Ende auf einmal das große Happy End kommt, mag ich nicht. Erscheint mir oft unglaubwürdig. Aber auch die gibt es nur recht selten, denn meistens schwingt selbst bei den Filmen mit gutem Ende immer eine Menge Wehmut und Melancholie usw. mit. Zum Beispiel wenn die Hauptfiguren zwar am Ende Freiheit und Genugtuung bekommen, aber trotzdem ihr halbes Leben hinter Gittern verbringen mussten

    Drama-Elemente sind mir jedoch in so ziemlich allen anderen Genres willkommen. So lange es nicht übertrieben theatralisch wird, geben sie einer Handlung meistens erst die nötige Würze. Ohne "Dramatik" würden zahllose Filme doch völlig belanglos wirken.

    The Shawshank Redemption ist toll, btw.

  10. #10
    Kann schon sein, aber welche wirklich deprimierenden Filme ohne jegliche Hoffnung kennst du denn? Mir fallen da ehrlich gesagt keine ein - aber ich hab auch ein schlechtes Gedächtnis. Wenn ich so darüber nachdenke, hat doch jeder Film zumindest ein bisschen was Positives, und sei es auch nur durch wage Andeutungen in Form eines offenen Endes, vermittelt etwa durch eine bestimmte Kameraeinstellung oder das Verhalten der Charaktere zum Schluss.

    Nachtrag: Requiem for a Dream ist vielleicht so ein Fall, wo alles nur negativ ist. Aber das ist auch eine große Ausnahme, finde ich.

    Eternal-Sunshine-Spoiler

  11. #11
    Gibt es tatsächlich nicht so oft. Mir fällt da grade auch nur noch 'Million Dollar Baby' von Eastwood ein. Die können handwerklich und schauspielerisch noch so super gemacht sein, manche Filme sind so depri, dass ich daran keine Freude habe :-/

  12. #12
    Von überallher als sehr schlecht verschrien, aber trotzdem wunderbar durchgehend depri ist auch die Neuauflage von "On the Beach" (das Original hab ich noch nicht gesehen, leider) - irgendwie gefällt mir der Film richtig gut, gerade wegen der Konsequenz der depri-Atmosphäre. Zu oft darf ich ihn mir aber nicht geben, sonst halte ich die Stimmung (und die Logiklöcher) nicht aus. .__.

  13. #13
    Stimmt, das ist auch ein gutes Beispiel. Aber genauso wie bei den Junkies von Requiem würde ich mir regelrecht verarscht vorkommen, würde sich da alles plötzlich zum Guten wenden. Manche Situationen - und eine Querschnittslähmung oder jahrelange Heroinabhängigkeit gehören in 90% der Fälle dazu - sind nun mal vollkommen hoffnungslos und ohne Aussicht auf wirkliche Besserung für die Betroffenen - und wenn sich ein Film damit betont auseinandersetzt, muss er eben auch diesen Aspekt berücksichtigen, ohne aufgesetzt positiv zu wirken, was meiner Meinung nach eindeutig ein schlechtes Kriterium ist. Bei Liebesfilmen schaut's natürlich schon wieder anders aus...

  14. #14
    Jap, muss er wohl so machen. Aber ich muss mir sowas dann nicht anschauen wollen (geschweige denn es gut finden), denke ich, auch wenn es noch so realistisch ist.

    Letztendlich ists eine Gefühlssache für mich. Klar gibt es eigentlich immer was Positives oder Auflockerndes, aber wenn sich ein Film scheiße anfühlt, fühlt er sich für mich allen voran erstmal scheiße an. Und dann muss ich mich meistens schon ganz schön durchquälen.

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