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Etwas enttäuscht blickte der tadellos in schwarz gekleidete Mann vor dem Eingang zum nächtlichen Museum über die fröhlichen Wanderer, die sich zur Führung eingefunden hatte. Zwei stattlich aussehende Herren diskutierten gerade animiert mit einem dritten, der nur halb so groß war wie sie, über die Autos, mit denen sie angereist waren. „Der silberne Reno da hinten ist meiner!“ , meinte der Kleine stolz und wurde sofort von den anderen dafür ausgelacht. „Das kleine Caprio da hinten?“
Der Museumsführer seufzte und ließ seinen Blick zu einem Paar amerikanischer Liebchen wandern, das ebenfalls nicht den Anschein erweckte, als wäre es an der Kunst des negativen Denkens, die hier ausgestellt war, interessiert. Die Frau war eine typische amerikanische Schönheit, die sich wahrscheinlich lieber durch einen Dschungel Lippenstifte gewühlt hätte, als hier zu sein.
Der Rest setzte sich zusammen aus einer wilden Meute an Jugendlichen, die sich gerade angeregt über ihren letzten Coup unterhielten, zumindest schloss der Museumsführer dies aus ihren Worten. „Der große Knall hätte in der Theorie bis in die Nachbarstadt hörbar sein sollen.“ „Jaah, in Wahrheit wars aber nur mächtig viel Wind beim Mädchen nebenan."
Der Museumsführer räusperte sich laut, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erhalten und wartete darauf dass Schreie und Flüstern erstarben. „Und nun... meine Damen und Herren... mein Name ist Oskar und ich werde Sie durch unsere nächtliche Galerie führen.“
Der Museumsführer begann auf fröhlichen Füßen die Gruppe durch den L-förmigen Saal zu geleiten. „Darling Darling, findest du nicht er sieht ein wenig aus wie unsere Nanny?“ , meinte die hübsche Frau von der Straße unbeeindruckt. Ihr Mann lachte herzhaft und erklärte den umstehenden, obwohl niemand danach gefragt hatte: „Sag nicht „Nanny“, Nicole, sag Kindermann, wir sind in Deutschland, dem Tal der Ahnungslosen. Sonst versteht keiner was du meinst.“ Einer der harten Jungs sagte daraufhin mit spöttischer Miene: „It interests us not a Bean, Mister.“ „Sieht ihre Nanny aus wie ein wandelnder Toter?“ ,fragte ein anderer amüsiert und zeigte ein Zwinkern und ein Lächeln. „Ja, tanzt als wäre er im Bann der Dämonen.“ Der gesetzestreue Amerikanische Staatsbürger schüttelte den Kopf und murmelte zu sich selbst: „Well, aren't you some extraordinary gentlemen?”
Der nächste Raum sah eine Prise mehr wie ein Raumschiff ,als ein Museumssaal aus, und im Zentrum befand sich ein einziges Gemälde, hell erleuchtet von Lichtern, die nur Freitag Nachts brannten.
„Das Bild kenne ich! Von DeVito…“ „Sie meinen DaVinci.“ ,warf Oscar ein und die Teenager lachten. „Johann, du Depp.“ Aber Johann hörte kein hämmern oder bellen mehr, sondern schien beeindruckt von der Dame auf dem Gemälde zu sein. „Faszinierendes Lächeln“, murmelte er, und der Museumsführer blickte ihn überrascht an. Vielleicht hatte hier ja doch jemand einen sechsten Sinn für Kunst, selbst wenn man kein goldenes Auge brauchte, um die übernatürlichen Fähigkeiten des Malers zu erkennen. Dennoch schien es für diesen Club, deren Sinn für Kunst und Posie er für verstorben gehalten hatte, noch Hoffnung zu geben.
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