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Thema: [Werwölfe IV] Tag 6

  1. #21
    "Godfrey, ihr seid schon wach? Nehmt euch ruhig noch etwas von dem Eintopf, den hab ich vorhin frisch zubereitet. Brot und Butter ist auch noch in Rauhen Mengen da.", sie erhob sich und schüttelte den Regen vorsichtig von ihren Schultern. Dann ging sie, ganz nah an dem Hexenjäger vorbei, streifte mit ihren Fingerspitzen den Kragen seines Mantels und lächelte ihn an. Sie verschwand kurz in ihrem Zelt, wo sie den weißen Schal zum trocknen ausgebreitet hatte, legte ihn sorgfältig zusammen und bestäubte ihn vorsichtig um die Schrift nicht zu verwischen mit ihrem Parfüm, das nach Zimt, Vanille und Honig roch. Und nach ihrem eigenen Duft - nach Wildrosen.

    Im Mantel verborgen lief sie damit wieder hinaus in den Regen und stand dann dem Mann gegenüber, dem sie mehr vertraute als jedem anderen hier. "Godfrey ich möchte mich bei euch bedanken. Eure Worte haben wahrlich mein Herz berührt und ich möchte euch etwas geben, damit ihr auch etwas als Talisman bei euch tragen könnt... so wie ich jetzt." Sie griff keck in ihr Mieder und zauberte den zusammengefalteten Brief von Godfrey heraus. Der verschwand auch blitzschnell wieder, als sie plötzlich blitzschnell zu ihrer Waffe griff und sie auf einen Hasen richtete der panisch durchs Lager sprang und einen Haken schlug als der die Jäger sah.

    "Er kam aus dem Dorf. Ich denke wir sollten uns nicht mehr allzuviel Zeit lassen, was meint ihr?"
    Sie steckte die Waffe weg und das fiebrige Glänzen in ihren Augen erstarb langsam und machte einem weichen lächeln Platz. "Ich würde es aber auch sicherlich nicht bereuen noch ein wenig Zeit mit euch hier zu verbringen und lesen zu lernen. Oder mich in anderen Künsten zu üben." Sie grinste frech und übergab mit einem Kuss auf die vernarbte Wange ihr weißes Seidentuch auf dem in weichen, geschwungenen Lettern stand "Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe."

    Ihr Hände zitterten leicht als sie Godfreys warme Haut bei der Übergabe sanft berührte. Er würde sicherlich hören das ihr Herz so rasch klopfte wie das des Hasen der vorübergeeilt war. Er würde es hören und vielleicht würde er sich entsinnen was dieses Klopfen früher bedeutet hatte. Sie blickte ihn mit festem Blick an und sagte "Ich vertraue euch, Godfrey. Und ihr seid der einzige dem ich wirklich und wahrhaftig vertraue. Und ja zusammen jagen heißt zusammen leben. Es gibt nichts was ich mir mehr wünschen würde als mit euch diesen düsteren Ort zu verlassen und weiterzuleben."

    In den groben Händen des Jägers sah das Tuch ein wenig fehl am Platze aus, aber sie sah dieses versteckte Schmunzeln in seinen Wangengrübchen als er es in eine Innentasche seines Mantels steckte. Graziös faltete sie die Hände hinter dem Rücken und begann zu erzählen - vom Pater, der die Waffen entwendet hatte und sich mehr schlecht als recht versuchte herauszureden. Von dem Händler Laurenz von dem sie auch nicht wusste was sie halten sollte. Von dem Jungen Kael, der ausgesehen hatte wie ein Geist als sie ihn nach der Patroullie gesehen hatte.

    Und sie griff nach seiner Hand und erzählte, dass sie hoffte Konrad würde ihnen heute wieder beistehen. Es würde soviel einfacher machen. "Und dann reisen wir mit Nicolo weiter und treffen im nächsten Dorf sicherlich die Vampyrplage von der Raphael erzählt hat. Aber Werwölfchen und Vampyre - es gibt nichts wogegen wir nicht ankommen würden." Sie drückte ihren schmalen Körper an seinen und der Regen stieg in leichten Schwaden vor ihnen auf. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen, es war kühl geworden. Wie selbstverständlich legte Godfrey seinen Arm um sie und staunte, wie richtig es sich anfühlte.

    Vielleicht war er nicht ganz so unfähig Zuneigung zu zeigen wie er dachte. Isabella zumindest hätte geschnurrt, wenn sie es gekonnt hätte. So blickte sie nur entspannt ins Feuer und murmelte

    "Ein wunderliches Zwielicht spielt
    Beschaulich über Berg und Tal;
    Natur, halb warm und halb verkühlt,
    Sie lächelt noch und weint zumal.

    Die Hoffnung, das Verlorensein
    Sind gleicher Stärke in mir wach;
    Die Lebenslust, die Todespein,
    Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.

    Ich aber, mein bewusstes Ich,
    Beschau das Spiel in stiller Ruh,
    Und meine Seele rüstet sich
    Zum Kampfe mit dem Schicksal zu."


    Ein letzter zärtlicher Seitenblick, dann wand sich die bleiche und schöne Gestalt aus den Armen des Schotten und rang einen Moment mit sich als der kalte Regen sie wieder ohne Schutz umfing.

    "Wir müssen gehen. Wir müssen."

    Trauer war in ihrem schönen Gesicht zu sehen und der Regen mischte sich mit ihren Tränen. Sie hatte bis eben gedacht das Liebe sie retten konnte. Wenigstens einen Teil von ihr. Aber etwas in ihr ahnte das die Bürger Düsterwalds und vor allem die Wölfe mitzuentscheiden hatten wie es endete. Wie alles endete.

    Sie fing Godfreys Blick ein und hörte auf zu weinen. Es war gut, er war da. Und er würde an ihrer Seite sein. Wenn alles endete.

  2. #22
    ''NEIN!''Avery fuhr schweißgebadet hoch. Seine Hände umklammerten die dünne Wolldecke und sein Augen schweiften ruhelos durchs Zimmer, beführchtend die Schatten seiner Träume mögen ihm in die Realität gefolgt sein. Nachdem er viele Sekunden später immer noch nichts Beunruhigendes entdecken konnte, bezwang er seine Panik.''Ein Traum...'',murmelte er vor sich hin,''Nur...ein Alptraum...''

    Als er am frühen Morgen Isabellas Rat zu Ruhen hatte befolgen wollen, hatte er nicht einschlafen können. Er hatte sich die ganze Zeit schlaflos hin- und hergewältzt und versucht, die aufkommenden Gedanken zu verdrängen. Er hatte, mit ganzem Herzen, an Godfreys Worte zu glauben wollen: Dass Lilith ihn nicht benutzt, sondern ihn wirklich gemocht und nur von dem schrecklichen Fluch Satans dazu gebracht worden ist, all die fürchterlichen Dinge zu tun.
    Nach vielen Stunden war er endlich weggedöst, doch auch dann hatte er keinen Frieden finden können, da ihn die Werwölfe im Schlaf verfolgten, ihre Fratzen zu einem hässlichen Grinsen verzogen.

    Er erhob sich unüblig schwerfällig von seinem Schlafplatz und tappte vorsichtig zu seinem Waschzuber, wo er sich den Schweiß,der ihm immer noch auf der Stirn stand, aus dem Gesich wischen wollte. Als er sich das eiskalte Wasser ins Gesicht spritzte, überkam ihn eine neue Flutwelle von Gefühlen, unter der er zusammenzuckte. ''Verdammt!!!'', schrie er und kippte sich den ganzen Bottich voll Wasser über den Kopf. Danach blieb er noch eine Weile so stehen, schwer atmend und zitternd, bis er laut fluchend die Wanne in eine Ecke schmetterte.

    Geändert von Kael (15.09.2010 um 17:42 Uhr)

  3. #23
    "Poesie..." murmelte Godfrey berührt, als sie ihm ins Ohr wisperte. "'Die Sturmleiter der Gelehrten und Sanftmütigen, der Rammbock der Sensiblen und Verliebten, gedacht, jede Festungsmauer aus Eis und jedes Tor aus Desinteresse zu überwinden, auf dass die Saat der Liebe innerhalb der Mauern sprieße und reiche Frucht trage.' Aliysa Haschkami - Das Wüstendornen-Gedicht, 1367, Bagdad."

    Er nahm sie fest in den Arm, als sie sich an ihn schmiegte, doch nur ihre Atemwölkchen vereinigten sich zum Kuss, zu innig und heilig schien der Moment, um ihn durch einen profanen Kuss zu entwürdigen.

    "Bringe dein Herz zur Ruhe, Weib.", sagte er sanft, als er ihre Tränen sah. "Wie kannst du weinen, nun, wo du das Herz eines Mannes erobert hast und das Leuchtfeuer deines dir anvertrauten Dorfvolkes bist? Wie kannst du weinen, wo die Engel sich für unseren Sieg in Position begeben, uns beistehen und der Frühling Einzug hält in meine Seele, wiewohl der Mut in die Herzen der Corfbewohner."
    Dann küsste er sie sachte auf die Stirn, sie entwand sich seinem Griff lächelnd und sie schritten beide auf die Dorfmitte zu.

    Er band sich den Seidenschal, den wundervoll duftenden, um sein Handgelenk und im Geiste ging er ihre Worte durch.
    Durch das erneute Verschwinden eines Dorfbewohners konnten sie keinen entscheidenden Vorteil erringen, es galt also nach wie vor, ihre wenigen verbliebenen Züge geschickt und klug auszuspielen um aus dem derzeitigen Gleichstand einen Sieg zu formen.
    Vor allem galt seine ganze Hoffnung und sein Vertrauen ihrem erschienen Schutzengel Konrad, der sie auf gerechte Fährte führte.

    Trotzdem ging Godfrey - ganz der Jäger der er war - auch die Entscheidungen und seltsamen Fährnisse der Vergangenheit durch und seine Verdachtsmomente erhärteten sich auf eine Person.

    Nicolo schloß sich ihnen auf halbem Wege an, grimmig nickten sich die Drei zu, denn es würde nicht leichter und nicht friedlicher werden. Doch beide waren an Schwur, Glauben und Loyalität aneinander gebunden und würden die Wahrheit finden.
    Dazu waren sie erzogen wurden, dazu waren sie ausgebildet worden, damit schufen sie ihr Seelenheil und sie hatten nicht vor zu scheitern.

  4. #24
    Godfrey hatte Recht - Tränen würden sie nicht weiterbringen.

    Sie wusch sich noch schnell das Gesicht ehe sie den beiden auf dem Fuße folgte und sie sahen schon bald drei Gestalten am Waldrand stehen, fast so als würden sie auf etwas warten.

    Es waren Roland, der immernoch leicht verletzt war von ihren Kampf gegen die Söldner, der Händler Laurenz der ununterbrochen etwas von "Söldern, ich sag euch sie kommen!", in seinen Bart murmelte und der Priester Raphael.

    Eine bessere Expeditionsmannschaft konnte man nicht bekommen. Isabella nickte den Männern zu und erkundigte sich nach Vorkommnissen. Es war anscheinend tatsächlich nichts in der Nacht geschehen und so wollten sie den alten Plan, den Hexenfelsen noch einmal zu erkundigen, wahr machen.

    Isabella war schon beim letzten Mal nicht dabei gewesen und auch dieses Mal erschien es ihr nicht sonderlich wichtig. Aber was Laurenz betonte, das es ein ausgezeichneter Aussichtspunkt war, machte sie neugierig. Auch wollte sie als Hauptmann nicht zurückbleiben, wo andere voranpreschten.

    "Es ist zwar schon spät, aber ich denke auch das wir die Expedition besser heute als morgen unternehmen. Wenn wir zurückkommen
    sehe ich noch nach Callan und Andreas. Auch Averys Gesichtsausdruck heute morgen hat mir nicht wirklich gefallen ... und weiß irgendjemand wo Wilhelm steckt? Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen."


    Ein rauher Wind kam auf und hüllte die 6 Personen in dichten Staub. Eigentlich hatte sie auf ein Zeichen warten wollen. Aber Konrad würde sich ihnen an allen Orten zeigen könnte wenn er es wollte. Das hoffte sie zumindest.

  5. #25
    "Ich hoffe, wir haben alles, was wir benötigen werden. Roland, zeig uns mal bitte deine Karte." Roland hielt Raphael und Isabella die Karte hin und zeigte unseren momentanen Standort und den Hexenfelsen. "Genau der kleinwüchsige Zwilling des höchsten Berges. Dort, wo der leicht versteckte Stollen liegt." Es wird wahrscheinlich eine buchstäblich "atemberaubende" Gebirgswanderung.

    Geändert von relxi (15.09.2010 um 18:13 Uhr)

  6. #26
    Godfrey schulterte das Gepäck und gab den anderen das Zeichen, das er aufzubrechen bereit sei.
    Vielleicht würde eine erneute Besichtigung des Leichnams des Alphawolfes weitere Erkenntnisse bringen.

  7. #27
    So kam es also, dass die kleine Gruppe sich aufmachte, erneut eine Expedition zum Hexenfelsen zu unternehmen. Godfrey und Raphael gingen voran, Raphael als Kartenleser und Godfrey, um die Umgebung vor ihnen zu beobachten. Roland und Laurenz in der Mitte, hatten die Seiten und Isabella und Nicolo den hinteren Bereich im Auge. Um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie keinen Söldnern in die Hände laufen, entschieden sie sich, einen kleinen Umweg durch den Wald zu unternehmen.

    Das Dorf allerdings blieb nicht ungeschützt. Die tapfersten der vebliebenen Dorfbewohner stellten Wachen auf und ließen auch die Schutzeinrichtungen, Zaun und der gleichen, überprüfen. Sollte also wirklich ein Angriff stattfinden, so waren sie wenigstens geschützt. Währenddessen wurde es bereits wieder dunkel, denn die Sonne verschwand bereits wieder hinter dem Hexenfelsen.

    Im dunklen Wald aber bekam niemand etwas davon mit. Mittlerweile liefen sie schon einige Zeit, schienen aber nicht aus dem Wald herauszukommen. nach gefühlten Stunden hielten sie mitten im Nirgendwo und Raphael, der auf Grund der Dunkelheit nun endgültig die Orientierung verloren hatte, versuchte nun verzweifelt, eine Route herauszufinden. Laurenz währenddessen versuchte, die Spur auf seine Art und Weise wieder zu finden, was soviel hieß, dass er nahezu eine Stunde benötigte, wieder zu den anderen zurückzufinden.

    Wie es schien, hatten sie sich nun komplett im Wald verlaufen, jedesmal, wenn sie eine Richtung einschlugen, kamen sie nach kurzer Zeit wieder dort an, wo sie losgegangen waren. "Wer kam auf die Idee, unbedingt einen Umweg machen zu wollen?" Godfreys gute Laune hatte sich mittlerweile sehr ins Negative gewandelt. Doch es half nichts.

    Mit einem Mal ertönte ein schrillen Lachen und aus dem Unterholz schälte sich eine schrecklich menschlich wirkende Gestalt. "Ihihihihi, wen haben wir denn da?", ertönte es von diesem Wesen und ein Blick in das Haupt eines der Hexenjäger ließ erahnen, um was für eine gestalt es sich hierbei handelte.

  8. #28
    Es war Taddäus Tentakel, welcher Klarinette spielen wollte Es war eine Gruppe wildernder Söldner, welche nur darauf gewartet hatte, die Silberplünderer auf frischer Tat zu ertappen. "Was seid ihr für Gestalten? Schert euch zurück ins Unterholz!" rief Raphael den fünf entgegen. "Wir haben euch Räuber und Mörder auf dem Plateau gesehn': ihr werdet Wunde für Wunde für eure Untaten bezahlen! Es sei de..." Kurze Stille. So schnell, wie sie aufgetaucht sind, verschwanden sie in einem Hilfeschrei wieder. Als wurden sie von irgendetwas vergrault...

  9. #29
    "Rosa Wolke eingeatmet...vielleicht...ja...möglich"
    Er ging, sich das stoppelige Kinn kratzend und die Augenbrauen zusammenziehend, in sein Lager.
    Andreas hörte wie Callan Flaschen zum klirren und klingen brachte ehe er mit einer großen Holzschale in der linken und einer dicken Flasche mit bräunlichem Glas in der rechten zurück kam.
    Er erhitze Wasser, schüttete ein wenig der roten Flüssigkeit die sich in der Falsche befand in die Schale und füllte sie dann, sobald das Wasser anfing zu dampfen in die Schale.
    "Einatmen, wenn es dir noch zu heiß ist warte ein wenig. Die Wolke hat wohlmöglich deine Atemwege angegriffen... er verschwand wieder in seinem Lager, abermals hörte man wie er den Schrank durchwühlte und hier und da auch wieder etwas Glas klirrte "...wenn sie giftig war hast du verdammtes Glück, dass du noch nicht tot bist und das schlimmste scheinst du ebenfalls hinter dir zu haben."
    Er schritt wieder in den Raum hinein, knackte kurz mit den Fingern "Ich sag es nur ungern, aber...Vergiftungen...nie mein Lieblingsgebiet, wärst du mit Wundbrand oder etwas ähnlichem gekommen, da hab ich mehr Erfahrung als mir lieb ist. Aber..." er grinste breit, kam auf Andreas zu und klopfte ihm einmal auf die Schulter "...mach dir darum keine Sorgen, wenn es schlimmer ist als gedacht finde ich schon was"

  10. #30
    Irgendwie klang das nicht sehr vertrauenserweckend. Andererseits hatte er keine Wahl, wenn er wieder auf die Beine kommen wollte. Vorsichtig hielt er seine Hand über die schale, zog sie aber sofort wieder zurück, als er sich fast an dem heißen Dampf verbrüht hätte. Als er es nach einigen Minuten erneut versuchte, kam er zu dem Schluss, dass er es jetzt wohl wagen könnte. Vorsichtig näherte sich sein Gesicht der Schale, und als er schließlich direkt darüber war, nahm er einen tiefen Atemzug.
    Er konnte ees gerade noch vermeiden, die Schale von dem Tisch zu stoßen, als er erneut in einen gewaltigen Hustenanfall ausbrach. Von hinten klopfte ihm Callan auf den Rücken.
    "Oh, das wollte ich dir ja noch sagen: Ganz normal atmen!"
    Andreas wettete, dass Callan im Moment breit grinste, und hätte ihm nicht dafür die Kraft gefehlt, hätte er sich wohl umgedreht, um ihm einen wütenden Blick zuzuwerfen.
    Doch so wartete er einfach, bis sein Husten nachgelassen hatte, ehe er seinen Kopf erneut zu der Schale hinabsenkte, und diesmal versuchte, nicht zu tief einzuatmen.

  11. #31
    Der Regen hatte den Boden soweit aufgeweicht das die Gruppe um Godfrey und Raphael bis zu den Knien matschbedeckt war. Als sie sich dann auch noch augenscheinlich verirrt hatten ließ nicht nur Godfreys Geduld nach - auch der Hauptmann knurrte wütend in Richtung des Priesters, weil sie mit ihrer Krücke schon genug Ungemach hatte und jetzt steckten sie auch noch fest.

    Als dann die fünf Söldner auftauchten und zwischen ihren sich lichtenden Reihen eine Gestalt auftauchte die "Ihihihihi" machte, wurde es dem Hauptmann zu bunt. Egal was da jetzt auf sie zukam sie würde dafür sorgen das sie diese Expedition so schnell wie möglich zuende brachten.

    Sie sammelte sich, trat nach vorne zwischen Raphael und Godfrey und redete so laut das alle anwesenden es hören konnten: "Pater Raphael, seid doch mal ein wenig freundlicher zu unserem Besuch. Immerhin haben sie ja Recht mit ihren Forderungen. Und wie ihr sicherlich wisst kann auch ein stattlicher Kämpfer nicht von Gräsern und Beeren leben - was also sollten sie im Unterholz machen, wenn sie von uns doch viel mehr fordern können."

    Dann nahm sie ihren Hut ab und verbeugte sich vor der herannahenden Gestalt. Die Lichtflecke des grauen Himmels tanzten vor ihren Augen, auch die Schmerzen die in ihrem Bein, das sie voll belastete um nicht verletztlich zu wirken, schränkten ihre Sicht ein. "Erlaubt mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Isabella Carnita Carmencita. Zur Zeit steht das Dorf unter meinem Oberhaupt, nachdem der letzte Hauptmann sich leider als unfähig und haarig herausgestellt hat. Wir hatten keine bösen Absichten, wir brauchten das Silber um uns gegen die Werwölfe welche sich in unsrem Dorf ausgebreitet haben wie eine schwarze, bösartige Brut von Aasgeiern, zu besiegen. Ihr...", sie hob den Kopf und ein stummes Keuchen entrang sich ihren Lippen als sie sah, was da vor ihr stand.

    Die Gruppe um sie herum war still. Die Hände lagen an den Waffen, auch die Söldner schauten verbissen aus dem Dickicht zu ihnen. Vor Isabella stand eine kleine untersetzte Frau mit einer schwarzen, zerzausten Katze auf der Schulter die an einer grauen Motte herumkaute. Das erschreckende war das Gesicht der Frau - es war aschfahl, mit Beulen und Entzündungen bedeckt. Genauso wie ihre Hände an denen lange Fingernägel wucherten die aussahen wie Krallen. Sie blickte Isabella direkt mit ihren hellblauen Glubschaugen an und grinste. Zwischen ihren Zähnen sickerte grünlicher Saft hervor.

    "Wir machen die Angebote, Kleines. Und glaubt mir, Fürst Balduin der uns ausgesandt hat ist nicht daran interessiert irgendeine rührselige Geschichte zu hören."
    , jedesmal wenn sie sprach zischte sie als gäre ein unseliger Saft in ihr. Plötzlich ließ sie einen lautknallenden Furz los, der von gackerndem, irren Lachen begleitet wurde und der ihre Söldner noch mehr ins Dickicht trieb.

    "Wisst ihr er hat einen gewissen Standart."
    , fast schon zärtlich fuhren die Finger der Hexe (ein anderes Wort für so eine Gestalt fiel Isabella nicht ein) über einen Schädel der an ihrer Hüfte festgemacht war. Es war der Kopf eines Menschen. "Und er möchte mehr haben als Entschuldigungen. Ihr versteht das sicherlich."

    Isabella versuchte die Lage einzuschätzen. Diplomatie. Sie brauchten etwas Überzeugendes. Mit Gewalt würden sie hier nicht weiterkommen. Grade als sie sich auf die Unterlippe biss schritt Godfrey vor und auch ohne sie anzublicken, ohne ihr seine Hand auf die Schulter zu legen wusste sie das er ihr zu verstehen geben wollte das alles gut gehen würde.

    "Verzeiht, ihr spracht von Fürst Balduin von Falkenwald, wenn ich mich nicht täusche, Verehrteste? Wisst ihr, wir wären bereit ihn hier und jetzt in Gold für das Silber auszulösen. Und es ist eine Tatsache das wir niemanden getötet hätten, der nicht auch versucht hätte uns zu überrumpeln. Lester hatte versucht mit ihnen zu verhandeln - schon damals wollten wir nicht stehlen, sondern das Silber auslösen. Ihr seht sicherlich ein, das euer Lehnsherr ein wenig übereifrig reagiert wenn er jemanden bestraft sehen will."


    Die Alte musterte den Schotten und lachte wieder auf. Es würden zähe Verhandlungen werden... mit einer irren Frau die jederzeit ihre Kampfhunde losschicken konnte. Doch auch Nicolo kam ihnen jetzt zu Hilfe. "Grob geschätzt haben wir 20 Barren Silber gegossen aus dem was wir in der Miene geborgen haben. Da Gold 40mal soviel Wert ist wie Silber, auch wenn wir ausser acht lassen das die geborgenen Erzklumpen mit dem Silber eine sehr geringe Reinheit aufwiesen, schulden wir euch einen halben 100g-Barren Gold. Oder in anderen Worten 3 Goldstücke.", der Hexenjäger kramte in seinen Hosentaschen und legte zwei Goldmünzen auf ein Tuch und reichte es den anderen. Isabella und Godfrey taten es ihm nach.

    "Nehmt das übrige Gold, Verehrteste und seht es als Dank für euer Entgegenkommen an."

    Nachdruck lag in Godfreys Stimme. Spannung lag in der Luft. Wie würde sich die Abgesandte entscheiden? Ihre Glupschaugen lagen gierig auf den glänzenen Scheiben. Und ihre Hände zitterten.

    Isabella war sich sicher das sie gewonnen hatten. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

  12. #32
    Die Alte nahm das Gold an, natürlich auch die drei Münzen die sie zusätzlich bekommen hatte und blickte die sechs scharf an. "Kein Wort von niemandem darüber."

    Dann machte sie eine kreisende Bewegung mit ihrem Arm und der Wald um die Gruppe herum verschwand - sie waren wieder im Dorf. "Wenigstens den gefallen hat sie uns noch getan.", murmelte Isabella und fiel schweratmend auf die Knie.

    Inzwischen war es dunkel geworden, die Grillen zirpten und in Avery und Callans Haus brannte bereits Licht. Isabella seufzte, denn weder Konrad hatte sich bemerkbar gemacht noch hatte einer der Bewohner sich ausserordentlich verdächtig gemacht. Und sie hatten es auch nicht zum Hexenfelsen geschafft, dem Priester, den Söldnern und der verfluchten Hexe sei dank.

    Mit einem kühlen Blick musterte sie die Truppe. Raphael und Roland waren bleich aber wohlauf und froh der Hexe entronnen zu sein. Nicolo und Godfrey, die die Taschenspielertricks von Hexen kannten die der goldgier (+12) verfallen waren, zählten einvernehmlich ihr Gold. Laurenz lag auf dem Boden und hämmerte mit der Faust auf die Grasnarbe ein "So war das aber nicht gedacht!".

    Ein wunderschöner Tag war es gewesen. Und der morgige würde sicherlich mindestens genauso schön werden. Jetzt hoffte sie nur auf ein Zeichen von Konrad... "Nicolo, Godfrey?", sie nickte in Richtung Friedhof. Die beiden folgten ihr, zählten aber unentwegt ihr Gold.

    Am Grab angekommen kniete sie sich nieder und erzählte Konrad alles was passiert war. Sie hoffe auf ein Zeichen, das ihre Wahl erleichtern würde. Denn wie leicht könnte ihr Wort jemanden umbringen.

  13. #33
    "Es ist schon schlimm genug, dass sie sich in der einen Hecke versteckt haben, welche wir schon hunderten von Malen begegnet sind. Und jetzt erst kamen sie auf die Idee, mich einfach so zu erschrecken?" Raphael blickte auf den gierig grinsenden Anführer. "Wenn ihr verhandeln wolltet, hätte es eine offene Begegnung auch gebracht. Da sollte man keinen Priester aus der bitteren Dunkelheit einen Lacher entgegenwerfen. Verzeiht mir meine Unhöflichkeit." Raphael ließ nun Isabella sprechen.

  14. #34
    "Wir können nischt mehr lange warten. Die Sonne wird bald unterge'en und wir 'aben immernoch kein Zeischen von Konrad. Doch so schwer ist die Wahl eigentlisch nicht: Wir sollten uns zwischen dem verrückten Priester Raphael, der frü'er scheinbar gegen uns arbeitete und dem Wolfsfreund Avery entscheiden. Beide 'aben sich in der letzten Zeit als wir nach und nach Wölfe enttarnten immer weniger verdächtig gemacht, doch ich 'abe die Tage davor nischt vergessen.
    Und wir sollten uns etwas wegen diesem Andreas überlegen. Sein Misstrauen uns gegebüber gefällt mir immernoch nischt. So langsam glaube ich, dass es mehr als nur Unwissen'eit ist."

    Nicolo wünschte, dass Konrad ihnen wieder einen Hinweis geben würde, doch alles war ruhig. Dieses mal müssten sie ohne seine Hilfe auskommen.

  15. #35
    Während Nicolo die Verdächtigungen aussprach dachte Isabella an die Personen - der Priester dessen eigene Taten nicht nur ihn verwirrten, der blasse und traurige Avery der so sehr an Lynx gehangen hatte, Andreas der schwerverletzt wie aus dem Nichts gekommen war. In ihren Augen waren sie so verdächtig wie jeder andere.

    Es würde eine schwere Entscheidung werden, dessen war sie sich bewusst. Aber Nicolo hatte Recht auch wenn es kein Zeichen von Konrad gab, so würden sie sich entscheiden müssen. "Kameraden, ich besuche noch Avery und Andreas und mache mir ein Bild von ihrem Zustand. Ich bin mir nicht sicher wen ich Anklagen soll... aber ich möchte nicht das jemand stirbt nur weil ich als Hauptmann nicht aufmerksam genug war um die Zeichen zu deuten."

    Sie stand auf und bewegte sich langsam, fast schon träge im untergehenden Sonnenlicht. Sie betrachtete das Dorf, in dessen Mitte die leere Taverne stand. Aus der Bäckerei drang Rauch. Vielleicht würde sie dort Antworten finden. Als sie die Stube betrat wurde sie herzlich willkommen geheißen, es wurde warmer Wein getrunken und Nusshörnchen gebacken. Isabella freute sich über die Wärme - dachte aber auch an die, denen es im Moment nicht vergönnt war hier zu sein. Also wollte sie so schnell wie möglich wieder los. "Kann mir eventuell jemand zeigen wo Wilhelm wohnt? Der alte Mann scheint sich sehr bedeckt zu halten... ich hoffe doch es geht ihm gut. Und hat jemand heute schon Avery gesehen?"

    Es wurde verneint und sie machte sich noch mehr Sorgen um den Jungen. Hatte Lynx Tod ihn tatsächlich so erschüttert? Oder war da mehr... wie es Nicolo und Godfrey vermuteten. Vielleicht war sie zu vertrauensselig gewesen und war dem Jungen damit auf den Leim gegangen. Nachdenklich blieb starrte sie in das Feuer, das unterm Backofen loderte, und hing die Zeit vergessend ihren Gedanken nach.

  16. #36
    Godfrey trat hinter sie, legte ihr schwer und kraftvoll die Hand auf die Schulter.
    "Du solltest nicht alleine durch das Dorf stapfen.", meinte er mit tiefer Stimme. "Vor allem nicht, weil du wichtig für das Dorf bist..." Und viel leiser kam es schnarrend von ihm: "Und wichtig für mich, nun da du dort innelebst, wo einst nur Wüste und Leere war."

    Er sah sich in dem Raum und fast schien es, als würde er die Schultern von Isabella sachte massieren, streichelnd den Nacken berühren, gefolgt von - nach einer viel zur kurzen Zeit des zärtlichen Berührens - zwei kräftigen Schulterklopfern. Godfrey griff an Isabellas Seite und setzte ihr den Hut auf.

    "Komm nun, Frau Hauptmann. Das Dorf versinkt in Schwäche und Lethargie, sie verstecken sich in ihren Häusern und nur wenige sind noch bereit, die Dinge zu tun, die getan werden müssen. Es ist bald an der Zeit, als erste die Fackel der Rechtschaffenheit und die Bürde voranzutragen und wir wollen an deiner Seite stehen."

    Nicolo nickte zu diesen Worten, die Provianttasche der Hexenjäger dabei mit dem Gebäck füllend.

  17. #37
    Er wandte sich dem Feuerkorb zu, griff nach dem Schürhaken, deutlich spürte er die Wärme der Glut, er rüttelte die Kohlen durch, Asche fiel in den Auffangbehälter.
    Er holte seine letzte verliebene Raiserklinge hervor, hielt sie in das dämmernde Licht der Sonne, begutachtete sein Spiegelbild ehe er alles für eine Rasur vorbereitete.
    "Ordnung muss sein..."
    Seine Gedanken rasten während er sich mit der tödlich scharfen Klinge übers Gesicht führ fuhr.
    "Zwei...entweder er...oder...nein...ein Dritter ist da noch, der alte Kerl...vielleicht...so zurückgezogen..."
    Ein letzter Strich über sein Kinn, fertig.
    "Andreas...was...ich meine, auch wenn ihr einige Zeit lang weg wart, was haltet ihr von dem alten Mann...Wilhelm?"

  18. #38
    Verzauberte Wälder, furzende Hexen, feige Söldner… langsam glaubte Laurenz, dass die größte Bedrohung für das Dorf nicht vom Können seiner Feinde ausging, sondern von deren Torheit und Wahnsinn.
    "Genug ist genug! Raphael, Ihr seid es, mit dem dieser ganze Wahnsinn begonnen hat, und mit Euch soll er auch enden. Ihr könnt von Glück reden, dass Ihr auch den Feind mit eurer Tollheit angesteckt hattet. Ein guter Söldner hätte uns nicht für etwas Gold laufen lassen, wenn er einen höheren Preis für Euren Kopf bekommen hätte. Ihr habt Euren Teil dazu getan, dass es zum Kampf auf dem Plateau kam. Dazu, dass das Dorf von Söldnern bedroht wurde. Wir können von Glück reden, wenn die Späher dicht halten, um ihren eigenen Kopf zu retten.
    Uns alle habt Ihr in Gefahr gebracht. Mehrfach! Aber nicht länger! Eure Krankheit gehört ausgebrannt! Sprecht Eure letzten Gebete, falscher Pfaffe!"

  19. #39
    "Dass es soweit kommen musste: erst ein Kind, nun ein Gottesdiener. Doch beantwortet mir eine Frage: seit wann ist mein Kopf mehr als einen Pfifferling wert? Steckbriefe gab es nirgends... oder seid ihr etwa ein Spion des Königs, welcher des öfteren Informationen aus der fernen Stadt bezieht? Ich denke Ihr (Laurenz) handelt im Dienste des tyrannischen Königs, um das Dorf auszulöschen! Die Leinen der Bestien in euren truggoldenenen Klauen!"

  20. #40
    "Wilhelm..."
    Andreas merkte, dass das Gemisch des Baders ihm wirklich zu helfen schien. Obwohl sie immer noch krächzend kam, hatte seine Stimme inzwischen wieder etwas an Kraft gewonnen.
    Jetzt stockte er jedoch und musste kurz überlegen.
    "Ich muss zugeben, dass ich nicht viel mit ihm zu tun hatte. Er scheint ein Einzelgänger zu sein, und scheint bevorzugt für sich zu bleiben. Vielleicht einige unangenehme Erinnerungen in seiner Vergangenheit. Er ist alt genug, um davon einige angesammelt zu haben...
    Aber das ist es nicht, was ihr wissen wollt, habe ich Recht? Es geht immer noch um diese Werwolfgeschichte, nicht wahr?"
    fragte er seufzend. Die harte Wirklichkeit hatte ihn wieder eingeholt.

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