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Thema: [Werwölfe IV] Tag 4

  1. #201

    Examinierter Senfautomat
    stars_mod
    Das Dorf hatte sich entschieden: Der Hauptmann Lester sollte nach dem Willen des Pöbels heute Abend gerichtet werden. Aber waren sie sich auch der Konsequenzen bewusst, die eine solche Entscheidung haben konnte? Bald würden sie mehr wissen. Entweder würde sie Glück erwarten oder neues Unheil würde über das arme Dorf Düsterwald hereinbrechen.

    Die nachtaktiven Rollen melden sich bitte schnellstmöglich bei CGF.

    Geändert von BIT (06.09.2010 um 23:40 Uhr)

  2. #202
    Es war soweit. Ewald kam in die Schänke um den Hauptmann zum Galgen zu führen während Godfrey und Nicolo bei der Händlerin blieben. Lester hauchte noch "Es tut mir leid." in Nadeschkas Richtung und wurde daraufhin nach draußen gebracht. Zornige und misstrauische Blicke beobachteten ihn von allen Seiten, aber es kümmerte ihn nicht mehr.
    Sie führten ihn zum Galgen, doch kurz bevor sie ihn erreicht hatten brach er zusammen und wand sich schmerzverzerrt am Boden obwohl keinerlei äußere Einflüsse ersichtlich waren.
    Einige Minuten vergingen und Lesters grauenhafte Schreie ließen den Anwesenden beinahe die Trommelfelle zerplatzen, doch von einen Moment auf den andern war es wieder still. Vorsichtig trat Ewald näher um nachzusehen ob der Hauptmann noch am Leben war, aber was er erblickte ließ ihn zurückschrecken. Das war nicht mehr der alte, pummelige Lester sondern ein junger Mann anfang 20, dessen einzige Ähnlichkeit mit dem Wirt die weißen Haare waren. Selbst seine Wunden waren allesamt verheilt.
    Stöhnend erhob er sich und starrte sie für einen Moment verwirrt an.
    "Was ist passiert?"
    Zuerst rührte sich niemand, doch schlussendlich setzte Isabella sich in Bewegung und reichte ihm einen Spiegel, jederzeit die Pistole auf ihn gerichtet um ihn bei einer falschen Bewegung zu erschießen. Erst schien Lester nicht zu begreifen was geschehen war, doch dann fing er an zu lachen.
    "Hahahahahaha, endlich wieder jung! Wie habe ich es bloß in diesem alten und fetten Körper ertragen?!"
    Jedoch erstarb sein Lachen als er den Galgen erblickte.
    "Oh...da war ja noch was. Aber den Galgen werden wir nicht benötigen."
    Daraufhin richtete Isabella die Pistole auf ihn, doch in einer blitzschnellen Bewegung schleuderte Lester die Waffe davon und verpasste der Hexenjägerin solch heftige Schläge, dass sicher einige Rippen brachen. Dann wirbelte er herum und zerschmetterte Ewalds Axt, der sie ihm gerade auf den Kopf niedersausen ließ.
    "Keine Angst, ich habe nicht vor zu fliehen. Das könnte ich auch gar nicht. Egal wohin ich gehe, er wird mich finden. Ihr müsst wissen, dies ist nicht das 1.Mal, dass ich gestorben bin."
    Verwirrt starrten die Dorfbewohner ihn an. Schonmal gestorben? Was war das für ein Schwachsinn? Doch aufgrund der Ereignisse der letzten Tage war wohl alles möglich.
    "Vor langer Zeit, von euch aus gesehen jedoch einige Jahrhunderte in der Zukunft, war ich der Wirt einer Hexe namens Astarah und ich hatte es fast geschafft ein tödliches Spiel für sie zu gewinnen als höhere Mächte eingriffen und alles ruinierten, wodurch ich schlussendlich in die Hölle hinabfuhr. Doch ich wollte mich nicht damit abfinden und kämpfte mich jahrelang durch das Inferno, bis ich schlussendlich die Aufmerksamkeit eines Dämons auf mich zog. Ihn hatte mein Durchhaltevermögen beeindruckt und er bot mir einen Pakt an, durch den ich auf die Erde zurückkehren und erneut Macht an mich reißen könnte. Ich nahm natürlich dankbar an und erlangte diese Gabe."
    Mit ausgebreiteten Armen drehte er sich zu den restlichen Dorfbewohnern und innerhalb eines einzigen Schrittes hatte er sich in einen Werwolf verwandelt. Solch eine flüssige Transformation war normalerweise nur nach jahrelangem Training möglich, aber ihn schien es nichtmal anzustrengen.
    "Der Rest meines Rudels wird meinen Verlust wahrscheinlich bedauern, aber woher solltet ihr auch wissen, dass ich niemals vorhatte euch am Leben zu lassen? Ich war schon immer ein einsamer Wolf und hätte euch liebend gern mitsamt den Dorfbewohnern ausgelöscht. Wäre nur Konrad nicht gewesen..."
    Und damit verwandelte er sich zurück.
    "Bitte vernichtet sie! Ich habe mittlerweile eingesehen, dass die Bösen schlussendlich immer verlieren...aber ich kann es nicht riskieren Godfrey zum Hauptmann zu erwählen, von daher...Lilith! Die Entscheidung mag schwachsinnig erscheinen, aber ich vertraue euch, trotz allem was vorgefallen ist. Zusammen mit Godfrey schafft ihr das schon!"
    Grinsend drehte er sich um und starrte in die Mündung von Isabellas Pistole. Sie drückte ab, doch bevor die Kugel ihn überhaupt erreichen konnte zerbarst sie in tausend Splitter und Lester wechselte für den Bruchteil einer Sekunde in seine Werwolfsform und rammte sie in einen Baum.
    "Wir sehen uns in der Hölle!"
    Daraufhin begann die Erde zu beben und ein rotglühender Riss tat sich vor Lesters Füßen auf. Schließlich schoss eine Feuerstrahl in die Höhe und eine dämonische Kreatur erhob sich in die Lüfte.
    "Mephisto!"
    Der Dämon haftete seinen Blick auf den ehemaligen Hauptmann.
    "Schade, ich hatte eigentlich gehofft, dass du die Siegesbedingungen unseres Paktes erfüllen könntest. Du hättest diese Welt bis in alle Ewigkeit beherrschen können, aber nun wirst du leider bis ins Ende aller Zeiten Höllenquallen erleiden!"
    "Tu nicht so scheinheilig! Du hast alles mögliche getan um meinen Sieg unmöglich zu machen!
    Als das mit den Werwölfen losging sind rein zufällig Hexenjäger im Dorf aufgetaucht von denen einer auch noch Seher war und sich heute als Geist zurückgemeldet hat!
    Und von einen Moment auf den anderen verliebe ich mich auch noch in Nadeschka, wo du mir wohl weißmachen wolltest es wäre Liebe auf den ersten Blick indem du sie ins Dorf gelockt hast!
    "
    Bei diesen Worten fing Mephisto an zu lachen.
    "Hahahahahahahahaha!! Du hast mich ertappt. Doch kannst du mir wirklich nicht die Schuld daran geben! Du bist derjenige, der die Bedingungen festgelegt hat und wenn man einen Pakt mit einem Dämon schließt sollte man darin alle Eventualitäten bedenken, sonst wird man es irgendwann bereuen! Hättest du mir doch nur verboten dir irgendwelche Hindernisse in den Weg zu werfen!"
    Und damit schossen feurige Peitschen aus dem Abgrund und schlangen sich um Lester. Natürlich versuchte er sich zu befreien um seinem unvermeidlichen Schicksal zu entgehen, aber es half alles nichts. Schließlich stürzte er und wurde an den Rand des Abgrunds gezerrt.
    "NEIN! BITTE, NOCH EINE CHANCE!!"
    "Niemand bekommt eine dritte Chance!"
    Somit stürzte Lester in die Tiefen der Hölle um bis in alle Ewigkeit zu leiden. Teuflisch grinsend starrte Mephisto die restlichen Einwohner Düsterwalds an. Das würde noch ein schönes Schauspiel werden.
    "Viel Spaß! Ich freue mich schon auf weitere Morde!"
    Und damit verschwand auch der Dämon im Abgrund, welcher sich daraufhin schloss ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.

    Somit endete die Herrschaft des einsamen Werwolfhauptmanns und Liebhabers Lester Kyrien.

    Geändert von ~Jack~ (06.09.2010 um 23:30 Uhr)

  3. #203
    Währenddessen in der Taverne...

    Nun würde es also beginnen.
    Nicolo und Godfrey hatten sich zu der jungen Russin gekniet und zu beten begonnen, zusammen mit ihr wisperten sie leise Gebete, zusammen mit ihr sangen sie einen leisen Choral, nichts konnte aber das Johlen der Meute verstummen lassen, die vor der Taverne ihren Hauptmann aufknüpften.

    Schließlich erstarben die Geräusche, alles war zu hören war, war ein langgezogener Klagelaut der Frau in ihrer Mitte, als Tumult losbrach. Godfrey und Nicolo hielten die Stellung in der Taverne, was auch immer draußen vorging, wichtiger als jedes Gefühl der Rache oder Genugtuung war, die junge Frau vor dem schrecklichen Anblick zu beschützen, wie ihr Geliebter zu Tode kam - auf welche Weise auch immer dies geschehen sollte...

    "Reims. Keine Kompromisse, mein Bruder?" knurrte Godfrey düster und Nicolo nickte sachte und er flüsterte "Keine Kompromisse, mon Ami."
    Grob packte Godfrey die kleine Russin im Nacken und zerrte sie hoch, dann band er ihr die Hände auf den Rücken und Nicolo öffnete die Tür.

    Die beiden Hexenjäger kamen mit der in Tränen aufgelösten Frau draußen an, die Abendsonne schien ihnen in das Gesicht, die Dorfbewohner, von denen die meisten rote Tuniken trugen, waren bleich, schienen aber erleichtert, Godfrey jedoch konnte in die allgemeine Erleichterung nicht einstimmen, zu schlimm schien die Aufgabe, die ihn nun erwarten würde.

    Während Nicolo die Lippen schürzte und eine Schaufel an sich nahm, die an der Tavernenwand lehnte, die einst das Heim ihres nun toten Geliebten war, trat Godfrey an Isabella heran. "Wir bringen dies nun zu Ende, Isabella.", sprach er. "Sorg dafür, dass die Menge ruhig bleibt, entehre nicht ihren Tod, nur weil wir die Frucht ihres Leibes tot sehen wollen." Isabella blickte ihn ruhig an. "Dies ist ein Befehl und eine Bitte, Himmel, wenn ich jemals eine an dich gerichtet habe." knurrte Godfrey und tippte sich dann an seine Hutkrempe.

    "Bewohner von Düsterwald. Dies ist das Ende der jungen Russin und ihres ungeborenen Kindes. Wir haben den verfluchten Gemahl den reinigenden Flammen übergeben, nun soll die Brut sterben, denn Nattern können nur Natterngezücht hervorbringen." brüllte er donnernd und er hieb mit der flachen Hand Nadeschka ins Gesicht, dass ihre Lippe aufplatzte.
    "Dies war für deine Unzucht, Buhle.", knurrte er und Nicolo schnaubte böse.

    "Trotzdem ist sie ein Mensch, auch wenn die Frucht Satans in ihrem Leib heranwächst, sie hat sich bisher keines Vergehens schuldig gemacht, auch wenn das Böse durch ihre Adern fließt."
    Godfrey spannte die massiven Schultern.
    "Für solche Kreaturen ist kein Platz im Königreich Gottes und nicht auf der Erde, aus diesem Grunde wird auch dieses Weib sterben."

    Er zog seine Pistole aus seinem Mantel und legte ihn der Frau in den Nacken, diese musste das kalte Eisen spüren, Godfrey konnte ihre Angst und Verzweiflung riechen.

    "Dieses Dorf hat genug Blut gesehen und es wird das Blut eines törrichten dummen Mädchens sein, welches in Liebe entbrannte, das an unseren Händen kleben wird. Gleichwohl, ihr Leib soll nicht Futter für die Hunde werden.

    Hiermit verurteile ich Nadejschka Kraft meines Amtes als Hexenjäger zum Tode durch die Hinrichtung, in Anbetracht ihres ungeborenen Kindes verzichten wir auf hochnotpeinliche Befragung und überantworten sie schnell und schmerzlos dem Tode.

    Richtet uns eine Schüssel mit heißem Wasser, wenn wir wiederkehren, sie wird im Wald bei den Bestien sterben, mit denen sie sich eingelassen hat und ihre verfemte Frucht soll im Wald verscharrt sein, vergessen und verwesend."


    Damit versetzte er der Frau einen Stoß und führte das schluchzende kleine Häufchen Elend aus dem Dorf und in den Wald hinein. Sie gingen tief, tiefer, bis sie außer Sichtweite des Dorfes waren und sich sicher sein konnten, das ihnen niemand gefolgt war.
    Dann drückte er die Frau sanft auf die Knie nieder, ließ sich neben ihr ebenfalls sinken und begann mit ihr zu beten.

    Nadeschka konnte hören, wie Nicolo unermüdlich ein Loch aushob, dabei leise keuchte und der Schweiß in Strömen ihm vom Gesicht rann, während die heiligen Worte an ihr vorbeirauschten, eine tiefe Tonlosigkeit ihr Herz erfüllte, Gefühllosigkeit sich in ihr breitmachte, während der abendliche Waldboden grimmig seine Kälte in ihre Füße und dann in ihren Leib wandern ließ.

    Schließlich war Bruder Nicolo fertig und er warf die Schaufel beiseite und sagte "Es ist Zeit...".

    Godfrey nickte stumm, er trat hinter die schluchzende Frau und griff in seinen Mantel, deutlich hörte die junge Russin, wie die Pistole durchgeladen wurde, ihr Mund wurde trocken, ein gleißender Lichtblitz aus warmer, mütterlicher Liebe jagte durch ihren Leib, umfing das ungeborene Kind und ein leises "...ich will doch leben... mit der Kleinen...", waren ihre letzten Gedanken, ehe ein peitschender, lauter Knall durch den Wald jagte, von den Bäumen zurückgeworfen wurde und leise noch im Dorf zu hören war....

    Godfrey und Nicolo sahen einander an und ein unsichtbares Band entflocht sich zwischen den Beiden. Nun waren sie so weit gekommen, sie waren tatsächlich im Begriff, das Unaussprechliche zu tun, hatten es bereits getan, ein junges Leben war genommen worden...


    Das Gesicht der jungen Russin war voller Blut, es klebte in ihren Strähnen, an ihrer Wange, ein Rinnsal floss an ihrem Hals entlang und tränkte ihre Gewänder.


    Doch der Schmerz kam nicht. Sie blinzelte das Blut von ihren Wimpern, der Schießpulvergestank stach in ihrer Nase. "Hatten sie danebengeschossen? Wer blutete dann...?" jagten Fetzen von unbeantworteten Fragen durch das Chaos ihrer Seele.

    Warum sah Nicolo so entspannt, so glücklich aus, warum nestelte er an seinem Rucksack herum.
    Sie blickte vorsichtig und furchtsam nach oben.
    Godfreys Gesicht war voller Blutspritzer, seine Miene war eisern und ausdruckslos, Blut klebte an seiner Lederrüstung und an seinem Mantel und in der einen Hand hielt er seine schmauchende Pistole....

    ...während die andere Hand ein blutbespritztes Bündel aus weißem Fell hielt. Die Kugel war tief in das Kaninchen eingedrungen, hatte dessen Eingeweide zerfetzt, das Blut verspritzt.

    Godfrey blickte sie an.

    "Deine Tage in Düsterwald sind gezä'lt. Mademoiselle."
    "Du lebst und existierst nicht mehr. Für Niemanden. Dein Leben hat nur noch eine einzige Aufgabe. Mach aus dem kleinen Wurm einen rechtschaffenen Streiter, erziehe ihn zu einem Menschen Gottes, einer Kreatur, die das Leben liebt, Gesetze achtet und den Engeln ein Wohlgefallen ist."

    Er lächelte sie voller Zärtlichkeit an und in Nicolos Augen schimmerte es feucht, er schluckte und half ihr dann galant auf die Beine. "Vergiss niemals, was 'eute gesche'en ist." sagte er leise und feierlich und reichte ihr einen Rucksack.
    "Dort drinnen findest du die Dinge, die du brauchst, um ein Leben zu beginnen, welches du deinem Kinde widmen kannst. Dein Gold ist dort drin, wir haben versprochen, es für einen hehren Zweck zu verwenden." Nicolo nickte sachte, dann fuhr er fort: "Kleidung, warm, sie werden disch bis an den Waldrand bringen und das Wischtigste - die 'eilige Schrift unseres 'errn. Sie soll sich daran erinnern, das es kein größeres Geschenk Gottes gibt als das Kind."

    Nadeschka stammelte unter Tränen unverständliche Sätze, ihre Hand wanderte in den Rucksack und dort fand sie auch den Dolch Godfreys vor, ein letztes Geschenk, ein letztes Mahnmal, sie lächelte, bis die Hexenäger sich umsahen und sie zur Eile gemahnten.

    Mit fliegender, blutbesudelter Mähne verschwand sie im Wald, rannte fort vom Dorf...

    "Ihr Schicksal ist nun in Gottes Hand, mein Freund und Waffenbruder."
    "Wie in Reims." Godfrey nickte stumm und wisperte.
    "Wie in Reims."
    Nicolo und er sahen sich an, das Erblühen einer tiefen Männerfreundschaft zweier Kerle, die sich zu schätzen wussten und sich vertrauen.
    "Wir werden alt.", murmelte Godfrey.
    "Und weich.", ergänzte Nicolo.
    "Sie ist stärker und entschlossener als wir Beide zusammen.", flüsterte Godfrey und Nicolo nickte, Isabella würde eine bessere Jägerin abgeben, als sie beide jemals zusammen.

    Aber für heute Abend, hatte Gott sie nur zu einem Zweck entsandt und Godfrey spürte den gleißenden Funken Liebe wieder in seiner Seele, die Liebe seines Gottes, stilles Gottvertrauen, ein Gedanke, der es wert war, dafür zu sterben und zu büßen, wie er befand.

  4. #204
    Nicolo wusste, dass er das richtige getan hatte. Trotzdem konnte er nicht schlafen. Er saß noch lange an Konrads Grab und dachte nach: "Vielen Dank für deine 'ilfe Konrad. Wir sind den verräterischen 'auptmann los, doch können wir wenigstens dem neuen 'auptmann trauen?"
    Dabei fiel Nicolo auf, dass er noch gar nicht wusste wer Lesters Nachfolge angetreten hatte. Doch dies würde er heute nicht mehr in Erfahrung bringen, denn langsam wurde er müde und machte sich auf den Weg zu seinem Zelt.

  5. #205
    Die Menge zerstreute sich rasch, nach dem unglaublichen Anblick eines leibhaftigen Dämons. Die Schaulust war den meisten vergangen, spätestens als sie einen befriedigenden Knall im Wald hörten. Ein neuer Hauptmann war bestimmt und dies war auch das neue Gesprächsthema, das nicht mehr flüsternd von Ohr zu Ohr getragen wurde sondern das Lilith offen mit Schulterklopfen und Lob entgegenkam.

    "Für Ordnung sorgen muss ich dann ja wohl nicht mehr..."
    , knirschte Isabella leise, hielt sich weiterhin tapfer aufrecht, nachdem sie ihren zerquetschen Körper aus dem Baumstamm gewuchtet hatte (dabei machte sie nicht mal den Versuch professionell und elegant auszusehen - bei den ganzen Brüchen und blutenden Wunden wunderte sie sich sowieso weshalb *sie* auf *die* aufpassen sollte - und wankte dann hinter der nächsten Häuserecke hinter Callan her.

    An seinem Haus angekommen klopfte sie, trat ein und blickte dem jungen Mann tief und hilfesuchend in die Augen - bevor die gebrochenen Rippen, die zerquetschte Hüfte und die geprellten Schultern und das Blut das sich in ihren Lungen angesammelt hatte ihren Tribut einforderten und sie sich Hilfe suchen an einer Stuhllehne festkrallen musste.

    Callan indessen improvisierte rasch aus einigen Decken eine Lagerstatt nahe am Kamin und stellte ihr Wasser und eine Schale bereit wenn sich das Blut durch den Husten seinen Weg suchte, nachdem er ihren Brustkorb (mit züchtig abgewandtem Gesicht) fest bandagiert hatte. Er murmelte noch etwas, wie das die Verletzungen ernst aussähen und das sie sich schonen müsste. Am besten sollte sie sich einen Tag lang nich bewegen, wenn sie etwas brauchte würde er es ihr bringen.

    Sie war froh hier zu sein... im Moment fühlte sie sich nach den Anschuldigungen die in der Luft hingen in Godfrey und Nicolos Gesellschaft einfach nicht mehr wohl. Und ihren geschundenen Körper konnte sie nicht mehr hochhieven und ihn selber pflegen. Nicht nach dieser Aktion.

    Der Hauptmann hatte sich auf seine Weise zweifach bei ihr gerächt... "Wir sehen uns in der Hölle" - was hatte er damit gemeint? Sie hatte Menschen umgebracht, ja, aber doch immer nach bestem Wissen und Gewissen im Namen des Herrn dem sie diente? In ihrem Kopf schwirrten auch Godfreys Worte umher "ein Befehl und eine Bitte", die Tatsache das er ihr das in ihrem Zustand aufgetragen hatte ... sich nicht für ihre Wunden interessiert hatte... und der Schmerz umfing sie viel zu spät, aber endlich mit seinen schwarzen samtnen Flügeln und trug sie davon.

  6. #206
    Während Isabella schlief, war Godfrey mit seinem Begleiter aus dem Wald gekommen, das Blut an ihrer Kleidung und der dreckverschmierte Spaten ließen keinen Zweifel daran, dass das mörderische Scharfrichterwerk getan war.

    Beide Männer blickten sich in die Augen, sie nickten einander stumm zu und gaben sich die Hand, indem sie den Unterarm des jeweils anderen fassten.
    "Reims." lächelte Nicolo und selbst Godfrey zog amüsiert eine Augenbraue hoch, er wusste, dass sie sich im Schatten befanden.

    Und während Nicolo von dannen zog, um das Lager aufzusuchen, machte Godfrey sich daran, die Lagerstatt Isabellas aufzusuchen, er konnte aber nur in Erfahrung bringen, dass sie sich verletzt hatte, als sie sich dem Dämon entgegenwarf.

    Hätte es einen weiteren Beweis ihrer unglaublichen Willenskraft gebraucht, damit Godfrey sie noch mehr bewunderte, dies wäre er gewesen.

    Im Haus des Baders angekommen, sah er, wie dieser an den Wunden der Frau seine Kunst ausführte und Godfrey spürte einen Stich in seinem Herzen. Gottlob schlief die Schönheit und Godfrey bezahlte den Bader für seine Dienste mit einem hohen Trinkgeld und der Bitte, all' seine Kunst aufzuwenden.

    Dann musste Callan aus dem Hinterzimmer neue Bandagen holen und Godfrey saß mit ihr alleine im Raum, sie war so schön wie ein Engel, doch grausam wie eine Hyäne.
    So lieblich und lebenslustig, wie der Frühling, doch von einer Kälte wie der Winter.

    Sie war schön und stark, stärker als er vielleicht. Und doch spürte Godfrey, dass er niemals das Bild aus seinen Gedanken brennen würde können, wie sie versucht hatte, das ungeborene Kind zu erschießen und es schnürte ihm die Kehle zu.

    Sie lag da, im flackernden Schein der Kerzen, die Versuchung in Person, fleischgeworden und doch so unnahbar. Und Godfrey dämmerte es, dass sie nur die falsche Frau sein konnte.
    Er hatte sein Leben zu lange alleine gelebt, er hatte sich augenscheinlich daran gewohnt, der kurze Schauer an wohltuendem Regen hatte sein Herz erblühen lassen, doch Liebe...?
    Er wusste es nicht.
    Was er heute getan hatte, hatte er mit dem Mut seines Herzens und seiner Überzeugung getan, einer Kraft, die noch da war, die stark in ihm war.

    Er lächelte und küsste die Hand Isabellas mit spröden Lippen.
    Was für ein wunderschöner Traum dies gewesen war.
    Was für ein törichter Traum dazu.

    Und dann war es für ihn Zeit zu gehen.

  7. #207
    Isabella schlief, träumte aber so lebendig das ihre Lippen Worte formten und die Geschichte, die sie teilweise wieder durchlebte sickerte von ihren Lippen wie früher Tau.

    Godfrey hatte sich gerade erhoben als sie, mit Schweißperlen auf der Stirn, keuchend ein "Nein Vater. Nein. Bitte habt Erbarmen." herausmurmelte. Entsetzen lag in der Luft, ihre Hände krallten sich in die weichen Decken, ihre Augen bewegten sich lebhaft unter ihren schimmernden Lidern.

    "Wir haben nur getanzt. Nur getanzt Vater. Es ist nichts verwerfliches. Nichts. Nein. Wieso? Vater, bitte. Inquisitor... ich verspreche ich werde nie wieder dorthin gehen. Nie wieder. Nein. Lügen, sie erzählen Lügen um deinen Ruf zu schädigen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wie ich das wiedergutmachen kann. Ich weiß es nicht."

    Sie wurde kurze Zeit ruhiger, ein engelhafter Ausdruck lag auf ihren Zügen, ihre Lippen formten sich wie zum Kuss, sie lächelte und dann sang sie einen Namen und fuhr sich über den Bauch. "András"

    Ihr Gesicht fiel zur Seite, lag im Feuerschein bloß da wie eine zum sterben Geweihte.

    "Pater ihr wollt uns helfen? Geheim... ja... es muss geheim sein. Ihr dürft es niemandem sagen. Die Amme hat versprochen zu schweigen. Ich vertraue ihr, ja. Ja... bis in den Tod."

    Dann lag sie still, schluchzte nur kurz auf, Tränenbäche stürzten von ihren Augen herab.
    "Nein, nicht das Brandeisen. Ich habe nichts getan! Wo ist er, was habt ihr mit ihm getan? Was habt ihr ihm angetan? Wir wollten doch fort. Weit fort. Dorthin wo uns niemand folgen kann. Dorthin wo mein Leben das deine nicht berührt. Deine Vorstellungen von Ehre. Inquisitor Carnita. Wieso lässt du uns nicht gehen? ... Er ist tot? Halt, nein, das kann nicht... wieso gönnst du mir dieses Leben nicht? Dieses Glück? VATER WIESO?!"

    Mit diesem Aufschrei krallten sich die schönen Finger in ihre Schulter und ihr Arm schlang sich fest um ihren Bauch bis ein blutiger Abdruck von den Wunden durch den Verband sickerte.

    Es war eine finstere Nacht für die Spanierin; aber ob sie heller gewesen wäre wenn Godfrey und Nicolo sie eingeweiht hätten? Wer weiß... sie hatte gelernt mit ihren eigenen Augen das helle vom dunklen zu Unterscheiden. Erbarmen war etwas das sie niemals kennengelernt hatte und das sie nicht verstand.

  8. #208
    Er kam gerade aus dem Lagerraum wieder, sah nurnoch wie Godfrey gerade gehen wollte als Isabella, wie im Fieberwahn anfing zu reden, Godfreys Blick, der ihn daraufhin traf machte ihm deutlich seine eigenen Gebote der Privatsphäre zu wahren und ging hinaus und betrat das Haus erst wieder als es ihm gestattet wurde.

    Er schaute leer in den Raum Solange ich hier stehe...wird niemand einfach so wegsterben...
    Mit diesen Worten und einem Gesichtsausdruck der vor Ernsthaftigkeit, Zielstrebigkeit...aber auch kalter Präzision zeugte machte er sich daran Isabella genauer zu untersuchen, hörte ihre Atmung, strich über den Brustkorb, versuchte zu erahnen wo ihre Verletzungen genau liegen...

    Er griff zu den Verbänden, oft musste er sie wechseln, immer wieder drückte sich das Blut durch die dicke Schicht Stoff, tränkte mit dem Blut welches im Feuerschein dunkel schimmerte.
    Callan schluckte schwer, er war sich bewusst, dass es nicht gerade rosig für sie aussah, doch es ein geradezu fanatischer Eifer hielt ihn bei der Stange, lies keinen Moment der Unaufmerksamkeit zu.

    "Rippenbrüche...Blut in der Lunge..." Innerlich riss sein Gedankengang kurz ab ehe er weiterging "Wenn sie hustet...ich muss schnell sein, eine weitere Verwundung...nein, das wird nicht passieren...bleib stark Callan, du kannst sie durchbringen, kannst es schaffen...sie kann es schaffen...

    Und so würde er wohl den Rest der Nacht verbringen und auch wenn ihr die Müdigkeit übermannen sollte, er wurde auf dem Stuhl unter ihm sitzen, zwar in sich zusammengesackt doch... er würde neben Isabella wachen...

    Geändert von Gendrek (07.09.2010 um 01:28 Uhr)

  9. #209
    Godfrey war wie ein riesenhafter Schatten verborgen in der Dunkelheit der spärlich beleucheteten Baderhütte verharrt und hatte Isabella gehört, er spürte ihre Pein wie die Seine, er wusste, dass der Eintritt in den Orden meistens mit großem Schmerz und unendlichem Leid erkauft wurde und das viele daran verzweifelten und die wenigsten so lange den schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Schmerz, Last und Bürde, Glaube und Buße wandern konnte.

    Godfrey trat schnell näher, er schloß die Augen und legte seine Pranke auf ihre Stirn, fühlte die Hitze dort und als Callan mit den neuen Verbänden wiederkam, scheuchte er ihn mit einem Blick weg, da der Fremde nicht die Pein der Frau hören sollte, ihre Beichte, die wortgeschriebenen Tränen ihres Herzens.

    Sanft ruhten zwei Fingerspitzen auf der Stirn, sie konnten nicht verhindern, dass sie alles durchlebte, aber Godfrey betete mit großer Inbrunst für den Seelenfrieden der zornigen und wechselhaften Frau. Er flehte Michael an, ihren Schmerz zu dem seinen werden zu lassen, er, der er soviel Leid schon mit sich herumgetragen hatte und dem der HERR heute soviel Gutes getan hatte.

    Als Isabella sich beruhigte, küsste er seine Fingerspitzen und drückte sie sachte gegen ihre Stirn, er wollte ihr ersparen, ihn sehen zu müssen, wenn sie aufwachen sollte, sie hatte ihre Gründe gehabt, ihn nicht eingeweiht zu haben und er wusste auch, dass sie ihn nach wie vor mit ihren kalten Augen ausschimpfen oder mustern würde.
    Sie war nun mal wie sie war.

    Er deckte die schlotternde Frau vorsichtig zu, nachdem er den Verband mit den kundigen Fingern eines Heilers erneuert hatte, es dabei zwinglichst vermied, sie unschicklich zu berühren, dann bettete er sie in Decken und Kissen und er fand Callan vor dem Hause vor. Seines Hauses.

    "Ich muss mich in aller Form entschuldigen, dich deines Hauses verwiesen zu haben, es stand mir nicht zu.", knurrte er und verneigte sich tief.
    "Doch hatte ich meine Gründe und ich werde dir nie vergessen, dass du keine Fragen gestellt hast. Freund Callan. Meine Kameradin da drin schläft nun, ich wünsche mir, dass es ihr an nichts fehlt, was immer du brauchst, soll meine Reisekasse dir bezahlen, ich bitte dich darum, dass du dich um sie kümmerst, als wäre sie deine Tochter."

    Er nickte kurz und tippte an seine Hutkrempe, dann schritt er hinaus in die Nacht.
    Seine Wachschicht würde bald beginnen und selbst das verkniffene Gekeife von Agatha würde ihm heute wie Balsam vorkommen, hauptsache nur etwas irdisches und einfaches.

  10. #210
    Dunkelheit umgab die Bäckerin, als sie spät in ihre Backstube zurück gekehrt war. Sie hatte keine Kerze entzündet, denn jede Quelle des Lichts erschien ihr unpassend an einem Abend wie diesem.
    Sobald sie über die Türschwelle getreten war, hatte sie den Speer, der immer noch an der Tischplatte lehnte, energisch an sich gerissen, weil es etwas Greifbares war, etwas Reales. Ein Ding, das bloß das war, was es sein sollte - ohne dunkle Geheimnisse oder versteckte Hintergründe.

    Voller Verzweiflung krallte Lilith sich so fest an die Waffe, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, und mit dem Holz in der Hand ließ sie sich auf ihr Bett sinken, da sie nicht sagen konnte, wie lange ihre Füße sie noch tragen konnten.
    Lange lag sie so da, der Speer an ihrer Seite wie eine Puppe, die ein Kind zum Einschlafen benötigte. Die Dunkelheit, in die sie dabei starrte, erschien ihr nicht wie ein unergründliches Nichts, in dem sie nichts erkennen konnte. Vor ihr tanzten die Schatten, die sich nach und nach zu Gestalten formten, sich wieder auflösten und neue Bilder ergaben.

    "Warum?" ,sprach die einsame Stimme der Bäckerin, als sie meinte, die Flammen zu sehen, in denen Lester verschwunden war.
    "Die Entscheidung mag schwachsinnig erscheinen, aber ich vertraue euch."
    Was bedeutete das überhaupt? Wie konnte jemand wie Lester von Vertrauen sprechen? Nicht nur, dass er das von ihnen allen missbraucht hatte... er hatte sich um niemanden gekümmert, außer seiner Liebsten wahrscheinlich, er hätte das ganze Dorf ausgelöscht... Also, in welcher Hinsicht mochte er ihr vertrauen? Was erwartete er? Oder waren es nur leere Worte eines verdammten Mannes gewesen, der sein Zerstörungswerk einfach fortführen wollte?
    "Welcher Irre ernennt mich denn zum Hauptmann?" , stieß Lilith unter zusammengepressten Zähnen hervor, und eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange und befeuchtete, da sie auf dem Rücken lag, ihr Ohr, was ein ziemlich ungutes Gefühl war.

    Einige Dorfbewohner hatten sie beglückwünscht, andere hatten gar nichts gesagt... aber ihr Verhalten bedeutete nichts, denn im Herzen dachten sie alle dasselbe. Ihre Augen hatten sie allesamt verraten, und ihr Misstrauen, ihre Angst, hatten sie nicht verbergen können. "Warum du?" stand fast auf ihrer Stirn geschrieben, und Lilith konnte es ihnen nicht einmal verdenken.
    Eine zweite Träne trat hervor und sammelte sich im Ohr, gefolgt von einer dritten... einer vierten... bis sie unzählbar geworden waren und Lilith so schluchzte, dass das ganze Haus von dem Geräusch erfüllt war.
    "Ich... ich kann das nicht!" ,brach aus ihr hervor, obwohl es ja doch niemand hörte. "Wer... wer kann mir jetzt noch helfen?"
    Sie weinte noch eine ganze Weile lang, zusammengekauert in der Dunkelheit, zurückgeworfen in ihren Käfig der Einsamkeit, aus dem sie so verzweifelt versucht hatte, auszubrechen.

    Irgendwann schlief sie schließlich vor Erschöpfung ein, in der einen Hand den Speer, in der anderen das hölzerne Kreuz des Hexenjägers, doch beides vermochte nicht, ihren Schmerz zu lindern.

  11. #211
    "Oh nein. Nichts da." Avery war voller Wut auf Lester. Wie konnte diese Ausgeburt der Hölle es auch noch wagen, Lilith, die Dorfschönheit, zum nächstbesten Hauptmann zu machen? Am liebsten würde er ihn ja glatt noch einmal wiederbeleben, nur um ihn noch einmal heftig aufgrund dessen zu verprügeln. Was für ein Saftsack er doch war. Hätte er doch irgendjemand anderen genommen........aber doch nicht Lilith. Er versuchte, ihr offenbar irgendetwas anzuhängen, das war klar. Doch dann stutzte er. Was wollte dieser Mann damit bewirken? Er war kein Dorfbewohner gewesen, soviel war offensichtlich. Doch stand er auch nicht direkt auf der Seite der Bösen. Er wollte ja nur letztendlich seine Liebe mit Nadeschka ausleben. "Die Schöne und das Biest.......was für ein Quark!", sagte er sich, während er Richtung Backstube lief. "Was hat er sich nur dabei gedacht, gerade eine Menschensfrau aus dem dorf zu nehmen? Hätte er nicht genausogut eine Dame im Pelz nehmen können? Da beißen sich die Gesetze der Natur!" Avery war wirklich stinksauer auf Lester. Er konnte diese Kreatur einfach nicht nachvollziehen.
    Außer Atem erreichte er die Backstube. "Das gibt es doch nicht.", meinte Avery. "Das darf einfach nicht wahr sein." Er klopfte. Nichts kam. Er klopfte nochmal. Es kam immernoch nichts. Nach dem dritten Mal Klopfen ließ er es bleiben. "Armes Ding.", sagte er sich. "Ist bestimmt totunglücklich und erschöpft, weil dieser Teufel sie zum neuen Hauptmann ernannt hat." Er ballte die Fäuste.
    "Sie wird aber kein derartiges Ende nehmen. Das schwöre ich mir." Und so setzte er sich demonstrativ neben das Haus, damit dem neuen Hauptmann auch ja nichts zustoßen würde. Es war kühl. Aber das machte ihm auch im Moment nichts aus. Sollten diese Viecher nur kommen. Irgendwann verließ ihn aber dann auch das Bewusstsein und er schlief ein.

  12. #212
    Gerade zu Hause angekommen, hörte Roland jede Menge lauter Stimmen vom Dorfplatz herkommen. Die Stimmen waren so laut, dass sie ihn am einschlafen hinderten, weshalb er kurzum wieder zum Markplatz lief, um sich zu erkundigen, was denn dort vor sich ginge. "Macht sich der Mob bereit, mich zu hängen?"

    Nach kurzer Zeit kam er dort an und sah, dass sich ein Meute vor der Taverne versammelt hatte. Dem Gebrüll zu urteilen schienen sie sehr aufgebracht zu sein und Roland erfuhr von einem der Dorfbewohner, dass Lester wohl doch ein Werwolf war und schlimmer noch, er hatte als letzten Ausweg seine Geliebte ans Messer geliefert. Roland war sprachlos und kurz danach kam Lester auch schon aus der Taverne, bereit, gerichtet zu werden.

    Das Schauspiel, welches Roland dann ansehen musste, lag bar jeder Glaubwürdigkeit, würde er jemandem außerhalb davon erzählen, niemand würde ihm glauben. Nicht nur WAR Lester ein Werwolf, nein, er war einer der Alphawölfe, jene, die nur durch einen Pakt mit dem Teufel kreiert werden können und welche mächtiger als alle anderen Werwölfe waren. Nachdem Lester tot war, atmete Roland auf. "Wir haben heuten einen sehr mächtigen Feind verloren, aber die Gefahr ist noch immer nicht gebannt..."

    So umkam ihm erneut die Müdigkeit und Roland begab sich endlich nach Hause. Allerdings beschäftigten ihn Lesters letzte Worte doch sehr, hatte er doch Lilith zum nächsten Hauptmann ernannt. Mitten in seinen Gedanken schlief er dann ein.

  13. #213
    "Was für ein Hundsfott..." knurrte Godfrey und zog den Hut tiefer ins Gesicht, während die Hutkrempe einmal tiefrot und gülden aufleuchtete, als er wütend an seiner Pfeife zog, während Brucer Nicolo an seiner Seite den Kopf schüttelte.

    "Schläft bei der Wasche ein, formidable wirklisch formidable.", pflichtete Nicolo ihm zu knetete seine - für einen Hexenjäger und Mann der Jagd - eher feingliedrigen und geschickten Finger.

    "Also?", schnaufte Godfrey und sah sich in ihrer Deckung um, dem kleinen Garten gegenüber der Backstube, in dem sie sich verschanzt hatten und von dem aus sie sowohl das Badehaus mit ihrer verletzten Kameradin im Sichtfeld hatten, wie auch das Haus ihrer neuen Frau Hauptmann, geschützt waren sie durch die dichten Hecken des Gartens, in dem es betörend nach Tymian und Salbei roch und Nicolo kaute schmunzelnd an einigen Radieschen, die er vor sich aus dem Boden gezogen hatte, da sie wussten, das der Besitzer des Hauses - die keifende Agatha - gerade ihren Patrouillendienst versah.

    "Also?", wiederholte Godfrey seine Frage und der Laienbruder nahm den Hut ab und betrachtete ihn lange und nachdenklich, ehe er antwortete.

  14. #214
    Raphael hämmerte irgendeine Botschaft an einen Baum in der Nähe des Steinwaldes und hörte einen Schuss. Seine Augen folgten zwei Hexenjägern aus einem dunklen Waldplatz bis zu einer Lichtung. Er ahnte nur wenig über den Vorfall. Er ging zum Kirchfriedhof, hob das lockere Grab aus und hackte in dieser jungen Nacht mit einer Axt aus Ewalds Holzfällerlager an den Bäumen und steckte die Holzstücke senkrecht in einer bestimmten Ordnung anschließend in das Grab, welches er anschließend wieder zuschüttete. Mit dieser Tat übernachtete er wieder im Keller der Kirche, doch davor meldete er sich bei Godfrey zur Patroullie.
    Doch Raphael konnte seinen dramatisch-vampirischen Blick einsetzen, um Nicolos Seele zu foltern und zum Reden zu bringen xD

    Geändert von relxi (07.09.2010 um 12:44 Uhr)

  15. #215
    "Isch denke…", sagte Nicolo langsam und machte eine weitere kleine Pause, "isch denke wir sollten vorerst den irren Priester im Auge be'alten."
    Nicolo aß das letzte Radieschen und setzte seinen Hut wieder auf: "Aber zuerst sollten wir Isabella in unsere weiteren Pläne einwei'en. Außerdem ist sie verletzt und wir können es uns nischt leisten noch einen Compagnon zu verlieren. Also ge'en wir zuerst zu ihr und kümmern uns dann morgen gemeinsam um Raphael. Was 'altet ihr davon?"

  16. #216
    Godfrey mahlte mit den Zähnen, er erinnerte sich daran, wie der Priester sich freiwillig zur Patrouille gemeldet hatte und er begann sich zu fragen, wie Lilith die Belastung durch die Patrouillen durchstehen würde und all die anderen, brutalen Entscheidungen, die auf sie zukommen würde.
    Und dann war da noch Isabella, über die er nun soviel wusste, die fast sein Herz gebrochen hätte, wäre er nicht rechtzeitig wieder unter den schützenden Mantel des Glaubens zurückgekehrt.

    Trotzdem war sie eine von ihnen, immer schon gewesen.
    Sie hatte soviel Leid erfahren müssen wie er in seinem Leben und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, er lächelte Nicolo an, der ihn dann mit fragend hochgezogener Augenbraue anblickte. "Du weißt nicht, was für ein Glückskind du wirklich bist, mein Freund...", sagte er und klopfte Nicolo auf die Schulter, was dieser mit amüsiert fragendem Gesichtsasudruck geschehen ließ.
    "Man wird nur Jäger durch großen Schmerz, der deine Existenz von der Welt löst, oder durch außerordentliches Wissen...", sagte Godfrey nachdenklich und eine kleine Stimme tief in seinen Eingeweiden brachte schüchtern den Vorschlag, Isabella zu verzeihen, doch starrten die Ombudsmänner des Glaubens und der Rechtschaffenheit den Stimmträger noch nieder...
    Godfrey jedoch spürte den Drang, sich Isabella zu nähern und sei es nur, sie zu beschützen und er schob es grantig auf sein Pflichtbewusstsein.

    "Wenn Ihr mit Tagträumen fertig seid, mon General?", feixte Nicolo und Godfrey kaute ertappt auf dem Mundstück seiner einfachen Holzpfeife herum.
    "Mmmja, gehen wir.", murmelte er knurrig und warf einen letzten Blick auf die Bäckerei, wo er noch immer Avery sah. Der quirlige kleine Bengel oder der weise Winfried waren eher die Gesellschaft, mit der sie sich umgeben sollte. Seine Dienste als erfahrener Anführer würde sie vielleicht später noch in Anspruch nehmen.

    Und sie schritten beide durch den Garten von Agatha, als Godfrey einen Kiesel im Nacken spürte, der ihn schmerzhaft traf.
    "Raus aus meinem Garten!", keifte die alte Agatha und Godfrey knurrte nur "Patrouille.", was die Steinewerferin mit einem verlegenen "Entschuldigung, Herr Godfrey" kommentierte, während ihre Begleiter peinlich berührt in jede beliebige Himmelsrichtung blickten.

    "Das Dorf ist nochmal mein Tod...", murrte Godfrey.

  17. #217
    "Wenn euch die Steine am meisten Angst machen", lachte Nicolo, "dann sollten sich die Wölfe vor euch wohl in Acht nehmen!"
    Zusammen gingen die beiden zum Badhaus und Nicolo dachte über das nach was Godfrey ihm gesagt hatte. Er hatte wirklich Glück: Er hatte nie wirklich großes Leid erfahren müssen. Auch wenn sein ältester Bruder als Erbe natürlich eine bessere Stellung hatte, so ging es Nicolo und seinen anderen Brüdern niemals schlecht. Vielleicht hatte er sich deshalb nie wirklich mit Godfrey anfreunden können - die Motivation der beiden für Gott zu kämpfen war eine völlig andere. Doch mittlerweile hatte sich dies geändert. Nicolo war sich bewusst, dass Godfrey sich nicht mit jedem über das Gesetz hinweggesetzt und das kleine Mädchen verschon hätte. Er war tatsächlich sogar etwas stolz, dass Godfrey, der mehr Lehrer als Freund war, ihn mittlerweile als gleichberechtigten Kameraden sah.
    Nicolo konnte es kaum erwarten zusammen mit ihm und Isabella nun auch die weiteren Wölfe zu jagen. Er war sich bei einigen schon ziemlich sicher und auch Godfrey wirkte sehr zuversichtlich. Zusammen mit der klugen Isabella und Konrads Beistand sollten sie keine Probleme haben diese Untiere zu vernichten.

  18. #218
    Schließlich waren sie beide in der Badestube angekommen.
    Callan hatte ihnen müde und übernächtigt die Tür geöffnet, es hatte den Anschein, als hätte der treue Bader tatsächlich die halbe Nacht an der Seite Isabellas zugebracht und Godfrey nickte ihm dankbar zu, hieb ihm mit einer Pranke wohlmeinend auf die Schulter.

    "Unsere Gefährtin ist in diesem Zustand ein gefundenes Fressen für die Wölfe." grollte Godfrey und Nicolo ließ von hinten vernehmen: "Im wa'rsten Sinne des Wortes.", während er seinen stets sauberen und gepflegten Mantel ablegte und über den Rand des Zubers drapierte.
    Godfrey hatte sich immer schon gefragt, wie der Laienbruder es verstand, mit oft so sauberen Kleidern zu erscheinen, vielleicht putzte er sich ja heimlich wie ein Kätzchen, wenn er nicht hinsah?
    Godfrey wedelte den dummen Gedanken beiseite und stapfte leise mit den beiden anderen in den Raum, in dem Isabella noch immer lag, zugedeckt und augenscheinlich ruhiger schlafend.

    "Wir übernehmen abwechselnd die Wache, Waffenbruder.", murrte Godfrey und stopfte sich seine Pfeife neu, während er seine Pistole aus dem Mantel zog, auf Nicolo zutrat und sie auf den Tisch legte, neben den er sich gesetzt hatte - in einen bequemen Ohrensessel hinein, Isabella und die Tür gut im Blick.
    "Die erste Wache übernimmst du, ich spüre jeden alten morschen Knochen.", sprach Godfrey und schlurfte zurück in die Ecke des Raumes, weit aus der Sichtweite von Isabella, was Nicolo zu einem amüsiert fragenden Gesichtsausdruck verführte.

    "Ich soll nicht das Erste sein, was die Spanierin sieht, wenn sie aufwacht. Sie ist mir gram, Gott weiß warum." knurrte Godfrey und Nicolo nickte ernst. "In Ordnung, isch verste'e. Und der wa're Grund?"
    "Wenn ich Isabella ansehe, dann beginne ich zu träumen. Und Träume kann ich mir grade nicht erlauben.", seufzte Godfrey, dann stockte er, als ihm gewahr wurde, dass er vertrauliche Gespräche mit einem Untergebenen geführt hatte und dem Laienbruder auch sein Herz in einer Weise geöffnet hatte, wie er es sonst niemals getan hätte. Und während er die Kissen der bequem aussehenden Liegestatt mit seinen behandschuhten Fäustzen traktierte, um sie in die rechte Form zu bringen, spürte er das tiefe Vertrauen, das sich zwischen den beiden Männern entwickelt hatte und die Dankbarkeit, dass er heute loyal an seiner Seite gestanden war und ein tödliches Risiko eingegangen war.
    Er schielte zu Nicolo, der das Stocken nicht bemerkt hatte und sich beide Pistolen nun in angenehme Griffreichweite zurüchtrückte, den Blick auf Isabella und die Tür gerichtet.
    Godfrey schmunzelte.

    "Wenn Jemand reinkommt, dann verpasst du ihm eine Kugel, in jedes Auge eine."
    "Außer es ist der Bader?"
    Godfrey paffte an seiner Pfeife, knurrte, zog die Decke bis zur Brust und murrte:
    "Außer es ist der Bader."

  19. #219
    Einige Zeit saß Nicolo neben der Tür und schrieb wieder in sein Notizbuch:

    "Nacht des vierten Tages
    Wir sind vermutlich verloren wenn jetzt kein Wunder mehr geschieht. Ich rechne weiterhin mit ungefähr 7 Wölfen, die meisten Dorfbewohner werden heute Nacht vermutlich das Dorf verlassen sodass wir nicht mehr als 14 sein sollten.
    Ich rechne nicht damit, dass Godfrey, Isabella und ich diese Nacht überleben werden. Zuviel wissen wir über diese Wölfe. Lesters Nachfolgerin wird vermutlich auch zu ihnen gehören, denn warum sollte er einen Menschen zu seinem Nachfolger gemacht haben. Wie gerne würde ich sie einfach diese Nacht töten, mit einem Gift zum Beispiel. Doch dafür reichen meine Fähigkeiten nicht aus. Ich bin nur ein Mann des Glaubens und deshalb bleibt mir nicht viel übrig als zu beten, dass uns jemand helfen kann.
    Zusätzlich zur Bäckerin halte ich mit großer Wahrscheinlichkeit Raphael und Avery für Wölfe. Avery wird zu sehr von ihnen in Schutz genommen und auch Raphael versuchte gezielt die Aufmerksamkeit von Lester zu lenken.
    Vertrauen kann ich, außer Godfre und Isabella, noch Roland, denn dieser wurde immer das Ziel der Wölfe.
    Laurenz wird kein Wolf sein. Er wollte Lester schon vor dem heutigen Tage einmal töten. Auch meine Kameradin Isabella hat dies getan womit ich mir sicher sein kann, dass sie auf meiner Seite ist.
    Andreas versuchte sich sehr auffällig nicht verdächtig zu machen.Zur Zeit ist er verschwunden, doch er wird sicher wiederkommen.
    Wilhelm und Ewald sind vermutlich auch keine Wölfe. Sie haben sehr ehrlich Lester angeklagt.
    Übrig bleiben noch Callan und Winfried. Ich habe keine Idee was mit ihnen ist, aber wenn noch Wölfe da sind, wird mindestens einer von ihnen wohl dazugehören.
    Oh Herr, rette uns!"

    Doch dieses mal schloss Nicolo sein Notizbuch nicht sondern riss zwei Seiten hinaus und schrieb seine Überlegungen auf jede Seite ab. Er faltete die zwei Seiten zusammen und ging zu den beiden Schlafenden. Er versteckte die beiden Seiten bei den beiden so, dass sie sie am nächsten morgen finden würden selbst wenn die Wölfe ihn heute Nacht erwischen würden und seine Kameraden sein Notizbuch nicht mehr finden würden.
    Es waren noch ein paar Stunden bis er Godfrey wecken würde und seine Wachschicht zu Ende sein würde. Nicolos Jagdfieber war verschwunden, was blieb war nur noch Angst.

    Geändert von Ranarion (07.09.2010 um 18:15 Uhr)

  20. #220
    Da waren sie wieder, seine Träume...
    Es schien zu reichen, einen bestimmten Menschen alleine in seiner Nähe zu wissen...

    "Godfrey, sie haben den Einbrecher ausmachen können." platzte es aus Peter heraus, der während der Morgenandacht hereingestürmt kam, eine Kappe aus Leder auf dem scmalen Schädel, einen Wurfspeer in der Hand.
    Der junge schottische Laienbruder schürzte die Lippen und lächelte böse, während er nach seinem Dolch und seinem Speer griff.
    "Du kannst es endlich wieder gut machen, was du durch deinen Fehler bei der Wache angerichtet hast.", frohlockte Peter und es schien ihm keinen Augenblick in den Sinn kommen, von Godfreys Seite zu weichen, sie würden den verdammten Bastard zur Strecke bringen, der eingebrochen war und die Dokumente des Inquisitors geklaut hatte, die er seit seiner Ankunft mit sich herumtrug und deren Inhalt die meisten Kirchenoberen in Angst versetzte, wann immer ihre blassen Gesichter dieser ansichtig wurden.

    Godfrey würde beweisen, was in ihm stecke, zusammen mit Peter und zwei weiteren jungen Burschen rannten sie los, der Fährte folgend und Godfrey spürte instinktiv den Weg, den er gehen musste, die Fährte schien im klar vor Augen wie Gottes Fingerzeig - als hätte Erzengel Michael ihn höchstpersönlich zum Jäger ausgebildet...


    Unruhig warf Godfrey sich herum, Traumfetzen der letzten Tage spukten in seinem Geist, marterten seine Seele, dann holten ihn weitere Gespinste der Vergangenheit ein.

    Es war heiß in diesem Zelt und es war Hochsommer, Godfrey lief der Schweiß nur so über das Gesicht, trotzdem wagte er es kaum, sich zu bewegen oder zu atmen.
    Seine Wunde über dem rechten Auge schmerzte höllisch, er betete inbrünstig zu Gott und den Engeln, dass der Feldscher seine Drohung nicht wahrmachen würde, das Augen entfernen zu müssen, bevor es zu eitern beginnen würde.

    Draußen erkannte Godfrey endlosen Weiten der Steppe, ein Feld in weiter Ferne, übersät von Leichen, die Schlacht war geschlagen.
    Ein heiseres Husten ließ ihn herumfahren.
    "Godfrey...", sprache eine uralte, heisere, kraftlose Stimme.
    "Eminenz, ich bin hier." wisperte Godfrey und er spürte sein Gesicht glühen und wie der Schweiß sich im Schorf seiner fast abgeheilten Brandwunden im Gesicht fing und dort schmerzte.
    "Godfrey, mein Godfrey..." kam abermals das Wispern. "Mein guter Junge, mein Sohn..."
    Godfrey lächelte berührt, so hatte der alte Mann ihn noch nie genannt.
    "Mit mir geht es zu Ende, aber ich bin froh, den Tod dieses Ketzers noch erlebt haben zu dürfen und dich, wie du zum Mann wurdest. Ich erinnere mich..." Ein Husten schüttelte den Leib... "...wie du zu mir kamst, dreckig, gerupft und weinend, nachdem die Dokumente gestohlen wurden und du sie gefunden hattest, wie schwer dein Herz war und deine Seele in Flammen stand."
    Godfrey schluckte schwer und er blickte mit eiserner Miene nach draußen, unfähig, zu weinen.
    "Du hast mir seitdem gut gedient und ich habe selten einen bessere Jäger als dich gesehen, ich will dir etwas schenken." keuchte er und reichte Godfrey ein Messer mit Einlegearbeiten aus Silber. Godfrey nahm es entgegen, nickte stumm, seine andere Hand fuhr zu dem Amulett um seinen Hals. "Geh nun, lass einen alten Mann schlafen.", keuchte die schwache Stimme ersterbend...
    Und Godfrey trat nach draußen.



    Es war weit nach Mitternacht, als der schottische Hüne geweckt wurde, Nicolo gab ihm ein Zeichen und murrend erhob sich der kantige Mann, er schritt auf dicken Socken durch das Zimmer und streckte sich.
    Schließlich kam er am Fenster zu stehen und er blickte nach draußen, wo das Dorf in vollkommener Stille und Ruhe lag. Tiefschwarze Nacht hatte alles eingefärbt und Godfrey ballte frustriert die Hände in den Mantel, wo er eine Notiz, ein Stück Papier fand und dieses durchlies, zweimal, dreimal, dann ein viertes Mal und sein Blick wanderte anerkennend zu Nicolo, der nun tief und fest schlief.

    Godfrey konnte dem Mann in allen Punkten zustimmen und er wusste auch, dass die heutige Nacht die Schlacht mehr beeinflussen und entscheiden würde wie alles andere und das Geplänkel der letzten Tage.
    Er hoffte inständig, dass es unter den Dorfbewohnern noch besonnene und kluge Christen gab, die ihre Fähigkeiten einsetzten, wie er die seinen einzusetzen gedachte.
    Er streichelte über den Griff beider Pistolen, die vor ihm auf dem Tisch lagen und er nickte grimmig.
    Sollen sie nur kommen, er sollte verflucht sein, gelänge es ihm nicht, eine der Kreaturen mit in den Tod zu reißen, um seine beiden wertgeschätzten Kampfgefährten zu beschützen. Er kannte keine Sorge und keine Angst mehr, nur noch Entschlossenheit und Hoffnung. Die er mit Blei zu teilen bereit war.

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