In Hamburg ist es etwas mehr, aber immer noch besser als die 300-400 Euro im Schnitt für Wohnung oder WG-Platz (nach oben offen; für das eine Zimmer, in das ich im September hier in Chemnitz ziehe, würde ich in Hamburg etwa 600 Euro bezahlen). Dementsprechend begehrt sind die Wohnheimplätze aber auch.
Ansonsten hat Zel im Zitat gesagt, was meiner Meinung nach auch das beste ist. Es ist sicher nicht schön, was da bei euch abgeht, aber ich sage es auch gern nochmal, viele haben ziemlich viel Schrott von ihren Leuten fressen müssen, ohne gleich frühzeitig auszuziehen, und sie haben es trotzdem überlebt. Setz deine finanzielle Sicherheit nicht auf's Spiel, nur weil dein Phadda etwas ... wunderlich ist und rumnervt.
Edit: Cool, case in point. Also ...
Ich halte mich seit etwa anderthalb Monaten wieder größtenteils bei meinen Eltern auf, weil mein Wohnheimzimmer total lutscht. So richtig. Mir sind Pflanzen eingegangen, die ich regelmäßig, ausreichend und nicht zu viel gegossen habe -- durch Lichtmangel. Es riecht nach 409 (Zeug, das man zum Urin Entfernen benutzt) und noch nach anderem Kram; Gerüche, die man einfach nicht rausbekommt. Neben meiner Tür ist der Durchgang zu allen anderen Zimmern der Etage, sodass jeder an meinem Fenster vorbeigeht und reingafft. Mein Wohnheimpartner (aka: Küche- und Badmitbenutzer) ist so hygienisch und ordentlich wie eine Nacktschnecke.
Gut, hab ich mir gesagt, erstmal wieder zu den Eltern, im September dann endlich die neue Wohnung; müsste kein Problem sein, immerhin arbeitest du seit mehreren Monaten 3-4 Tage die Woche nachts, damit die über die Runden kommen, nachdem sie meiner Schwester ein Darlehen geben mussten, die war vor 6 Monaten pleite gegangen und ist jetzt fünfstellig in den Miesen.
Das lief so lala. Ich bin wieder in das alte Hausmädchen-Muster gerutscht, ist ja auch richtig so, schließlich studiere ich nur, das heißt, ich mache eigentlich nichts Ernstzunehmendes und nichts Zeitaufwändiges, also kann ich ruhig den Haushalt machen, alle bedienen und ihnen den Arsch abwischen, wenn sie mit dem Glöckchen klingeln. Das war's mir eigentlich ganz gut wert, ich kann meine Familie die meiste Zeit ganz gut leiden und, dass sie so sind, wie sie sind, hab ich inzwischen zu verkraften gelernt.
Die Sache ist ... ich hab momentan genug anderes um die Ohren. Meine Hausarbeiten fressen Zeit, Freunde und Bekannte von mir ziehen um und da will ich gern helfen, weil mir später auch geholfen werden wird, wenn ich dann umziehe (Gott bewahre, dass ich neulich das Auto brauchte, um langsam meinen Kram hin und her zu schaffen -- was nehme ich mir überhaupt raus), ich muss Geld und Unterlagen durch die Gegend schaffen, weil Wohnung und BAföG miteinander Hand in Hand gehen wollen und es ein ziemlicher Kampf ist, aus dem Wohnheim vor Vertragsende rauszukommen und einen Termin zur Abnahme mit dem äußerst beschäftigten Hausmeister zu bekommen. Nebenher arbeite ich immer noch 3-4 Nächte die Woche, gebe Nachhilfe und hab noch sowas wie Freizeit und soziales Leben. Das heißt, es wird nicht alles sofort und ich kann mich nicht wirklich um alles kümmern. Ist wiederum aber auch viel verlangt, mal selbst einkaufen zu gehen. Das versteh ich schon.
Seit etwa der Anfang Pfüfungszeit wird mir jedes Mal, wenn jemandem etwas nicht passt, vorgehalten, dass ich doch der einzige bin, der hier nichts zu schaffen hat, alle anderen gehören zur hart arbeitenden Bevölkerung (eh ... ja; mein Bruder geht von 8 bis 16°° arbeiten und hat dann noch Energie, bis 3°° nachts rumzudaddeln; meine Mutter macht wahlweise Ausflüge in die Innenstadt oder telefoniert stundenlang oder schläft; mein Vater hat einen Bürojob) und ich hab ja ohnehin nichts zu tun und verbringe meine Zeit nur am Laptop.
Für meine Eltern heißt "am Laptop" übrigens: Spielen. Weil man mit dem Ding nichts anderes machen kann. Diese komische Vorstellung hat sich etwa vor 8 Jahren etabliert, als ich halt zu jung war, wirklich viel anderes mit dem Teil zu machen; und sie hält sich wohl deshalb bis heute, weil mein Bruder damit nichts anderes anzufangen weiß. Ein Worddokument ist einfach ein kompliziertes Gezocke, dass niemand ganz versteht (mit einmaliger Grafik).
So nebenbei fließt dabei dann immer der Kommentar ein, dass ich hier ja nicht wohne, mich aber trotzdem mit "durchfresse". Von Essen, das ich gekauft habe. Von Geld, das entweder von meinem Konto kommt, oder von einem anderen Konto, auf das regelmäßig Geld aus meiner Arbeit fließt. Aber mein Bruder zahlt ja Miete und Kostgeld und ich nicht! Halt. der zahlt 200 Euro im Monat. Das reicht für ein Zimmer, Essen, 24/7-Bedienung, die Erlaubnis ununterbrochen wahlweise mürrisch oder total entnervend zu sein und Zucker im Arsch? Toll, dann beanspruche ich das plus zwei zusätzliche Zimmer. Es sollte ja gerecht bleiben.
Aber ich mache ja nichts. Und ich kümmere mich um nichts. Natürlich. War ja auch ich, der meine Semesterbescheinigung zwei Monate zu spät abgeschickt hat, nachdem sie "irgendwo drunter" lag und der deshalb jetzt mit etwa der gleichen Zeit an Kindergeldausfall zu rechnen hat (oh, Letzteres bin ja tatsächlich ich; hoppla, was sind wir wieder verantwortungsbewusst). Bin ja nicht ich, der immer noch einmal im Monat Scheinbewerbungen schreibt, damit meine Mutter Geld vom Arbeitsamt erstattet bekommt, weil sie das selbst nicht hinbekommt. Bin ja nicht ich, der seit Jahren dafür Sorge trägt, dass diese Familie funktioniert. Aber ja, ich wohne hier nicht, also was stelle ich auch die Forderung, einigermaßen gleichberechtigt behandelt zu werden. Und es ist auch nicht mein Auto, das ich hin und wieder benötige, wenn hier die Busse nicht fahren, wenn ich Dinge abholen oder zur Arbeit muss. Warum hab ich dann den TÜV erledigt und die letzten beiden Tankfüllungen bezahlt? Ach ja. Weil ich auch mal was dazutun muss.
Ich bin ehrlich gesagt schön blöd, dass ich das mit mir machen lasse. Aber mich mit ihnen drüber zu unterhalten -- neeh, bis ich mir den Schmarn antu, müsstense mich schon in den Keller sperren wollen. Das ist kein Spaß und kein Kompliment.