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Thema: Deutsche Grammatik

  1. #1

    Deutsche Grammatik

    Hallo,

    Ich hätte eine Frage, ich hoffe, jemand kann sie mir beantworten. Es geht um folgenden Satz:

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potential, z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli, welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."

    Aussage des Satzes soll sein, dass eben Potential vorhanden war, dies aber nicht genutzt wurde. Wenn sie es genutzt hätten, wäre es ein Meisterwerk geworden.

    Ein Freund von mir meint, dieser Satz wäre widersprüchlich, und es ist eine regelrechte, kleine Diskussion entbrannt. Die Meinung eines besser Wissenden wäre uns jetzt wirklich hilfreich, vorallem, weil ich dann einen eventuellen Fehler beheben könnte.

    Natürlich kann der Thread für alle anderen Deutsch Fragen genutzt werden, daher habe ich den Titel allgemein gehalten.

    Gruß,

    Desmond

  2. #2
    Also ich würde den Satz so stehen lassen.
    Wenn du ganz auf Nummer Sicher gehen willst, könntest du es eventuell umformulieren zu etwas in der Richtung: "Das große Potential, das die Band hatte, wurde zudem nicht vollends ausgenutzt, bla bla bla"

  3. #3
    "[..]Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potential - z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli -, welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."

    oder aber:

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli sehr viel Potential, welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."

    So wäre die Sache meiner Meinung nach ziemlich klar .

    Allerdings würde ein konditionaler Nebensatz das Ganze noch deutlicher machen:

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potential - z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli -, welches, wenn sie es genutzt hätte, die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."

    oder eben:

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli sehr viel Potential, welches, wenn sie es genutzt hätte, die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."


    Alternativ könntest du den Satz auch vollkommen auseinandernehmen:

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potenzial, z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli. Hätte sie es genutzt, hätte das die EP zu einem Meisterwerk werden lassen können.



    Im Übrigen würde ich statt nur "sehr viel Potenzial" schreiben: "sehr viel von ihrem Potenzial". Das zeigt deutlicher auf, dass ja Potenzial besteht, es nur nicht ausgeschöpft wurde .

  4. #4
    Danke für die klärenden Antworten. ^^

    Geändert von Desmond (14.03.2008 um 18:04 Uhr)

  5. #5
    bin zwar keine granate in deutsch, aber für mich ist dieser Satz auf jeden fall widersprüchlich. und zwar versuche ich das mal so zu erklären...

    Zitat Zitat
    "[..]Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potential,...
    ok, sie verschenkte Potential...

    Zitat Zitat
    z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli,
    ok, also durch die Gitarrensoli ging das potential verloren....

    Zitat Zitat
    welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."
    hä? wie jetzt? Ich denke, durch die Gitarrensoli (das wort welches nimmt bezug darauf), ging potential verloren? Wie hätte es dann durch jene zu Meisterwerk werden können?

    Wenn ich falsch liege, hätte ich gerne eine erläuterung, anders versteh ich den satz nicht.

  6. #6
    Zitat Zitat von Van Tommels Beitrag anzeigen
    hä? wie jetzt? Ich denke, durch die Gitarrensoli (das wort welches nimmt bezug darauf), ging potential verloren? Wie hätte es dann durch jene zu Meisterwerk werden können?

    Wenn ich falsch liege, hätte ich gerne eine erläuterung, anders versteh ich den satz nicht.
    Nein, "welches" bezieht sich eindeutig auf das Potential, immerhin sind "die Gitarrensoli" ja nicht Singular sondern Plural, weswegen es "welche" heißen müsste, wenn darauf Bezug genommen würde.

    Das Potential an sich ist es, welches die Band hat und mit welchem sie die EP zu einem Meisterwerk hätte machen können. Dadurch, dass das P. - z.B. mit schlechten Soli - verschenkt wurde, ist die EP eben kein solches.
    Eigentlich recht simpel (und auch grammatikalisch richtig), allerdings kann ich verstehen, dass man etwas durcheinander kommen kann. Deswegen würde ich den Satz eher so formulieren:
    "Zum anderen verschenkte die Band sehr viel Potential, welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können - z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli."

  7. #7
    Lies den Satz mal so :

    "[..]Zum anderen verschenkte die Band, z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli, sehr viel von ihrem Potential, welches die EP zu einem Meisterwerk hätte werden lassen können."

    Im Übrigen steht "Gitarrensoli" im Plural, folglich kann sich "welches" garnich darauf beziehen .


    Ein Relativsatz nimmt immer Bezug auf den vorhergehenden Satzteil (sprich Subjekt oder Objekt); bei "z.B. durch den lächerlichen Ausbau der Gitarrensoli" handelt es sich um eine Modalbestimmung im Hauptsatz. Allerdings stellen Adverbialbestimmungen mit Partikeln wie "zum Beispiel" bzw. "beispielsweise", "unter anderem", "nämlich" etc. eine Apposition dar (die durch die Nachstellung in Kommata gehört bzw. parenthetisch gebraucht eher in Gedankenstriche [ich bewege mich hier auf Glatteis, aber naja]), weil sie eine Erläuterung zum einem anderen Satzteil geben, in diesem Fall zu "verschenken", was wiederum linguistisch einen direkten Bezug darstellt (Glatteis =)) ), da die Modalbestimmung selbst mit "durch" anschließt, welche den Akkusativ verlangt.
    Da aber auch der Akkusativ "sehr viel Potential", der von der Rektion des Verbes verlangt wird, einen direkten Bezug darstellt, sind beide austauschbar.

    Ein anderes Beispiel:

    "Wir schickten ihm per Post eine Ansichtskarte."

    Subjekt: Wir (Nom.)
    Prädikat: schickten (1.P.Pl.Präteritum)
    Dativobjekt (= indirektes Objekt): ihm
    1. Akkusativobjekt (= direktes Objekt): eine Ansichtskarte
    2. Akkusativobjekt (= direktes Objekt): per Post (per verlangt den Akkusativ)

    Durch die Satzumstellung kann man auch folgende Sätze bilden, ohne gegen grammatische Regeln zu verstoßen und ohne den Sinn zu ändern:

    "Per Post schickten wir ihm eine Ansichtskarte."
    "Eine Ansichtskarte schickten wir ihm per Post."
    "Wir schickten ihm eine Ansichtskarte per Post."


    Ähnlich ist das mit folgendem Satz:

    "Wir hätten ihm ein Paket senden können, z.B. per Expressliferanten."

    oder aber:

    "Wir hätten ihm, z.B. per Expressliferanten, ein Paket senden können."
    "Ein Paket hätten wir ihm z.B. per Expressliferanten senden können."


    Wenn wir jetzt noch einen Relativsatz anfügen, hängt dessen Stellung im Satzgefüge von seinem Bezugswort ab:

    "Wir hätten ihm ein Paket senden können, z.B. per Expressliferanten, welcher aber sehr teuer ist."
    Hier ist der Relativsatz der Adverbialbestimmung untergeordnet und beschreibt den Liferanten näher.

    "Wir hätten ihm ein Paket senden können, z.B. per Expressliferanten, welches ihm sicher eine Freude bereitet hätte."
    Hier wiederum ordnet sich der Relativsatz dem Hauptsatz unter und beschreibt dessen Akkusativobjekt näher, wobei die Modalbestimmung nachgestellt als Einschub fungiert.


    In dem Fall ist es tatsächlich etwas verwirrend, da die Nachstellung immer auf einen Schluss aus der Kasus-Numerus-Genus-Übereinstimmung aufbaut (stände dort übrigens statt den Gitarrensoli "z.B. durch das schlechte Spielen", dann könnte man nur noch aus dem Kontext Schlüsse ziehen).


    Im Allgemeinen ist es aber sowieso gut, zumindest in der Schriftsprache - weil man hier eindeutig die komplizierteren Sätze formt - die Relativsätze an das jeweilige Bezugswort anzuheften. In diesem Fall:

    "Wir hätten ihm ein Paket, welches ihm sicher eine Freude bereitet hätte, z.B. per Expressliferanten senden können.

    Allerdings kommt es hier wiederum bei mehreren Relativsätzen schnell zu einer recht chaotischen Nachstellung à la "...würden haben müssen, gewesen sein wollen, empfangen haben" (jetzt mal übertrieben ).
    Mit diesem Wissen kann man aber auch Sätze im Stile des lieben Immanuel Kant schaffen:

    "Dass wir daheim erfahren hätten, dass, wenn wir ihm ein Paket, welches ihm sicher eine Freude bereitet hätte, z.B. per Expressliferanten, welcher aber sehr teuer ist, woraufhin wir ihm nur eine Ansichtskarte, die einen Sonnenuntergang zeigte, sendeten, gesendet hätten, er längt verstorben gewesen war, hätte niemand ahnen können; so aber bekamen wir die Nachricht erst, als seine Haushälterin, die den Zimmerschlüssel, den sie zuvor von ihm erhalten hatte, in der Tür, die er, kurz bevor er diesen tragischen Unfall hatte, verriegelt hatte, ihn in dem Bademantel, den er immer trug, wenn er daheim war, auffand und nicht schon zwei Wochen zuvor. Was ein Expressliferant, der wie schon erwähnt zu teuer, und doch - angesichts der Lage unseres Freundes - ein früher Bote, den wir uns aber gespart hatten, gewesen wäre, doch hätte ausrichten können!"


    ...Soviel dazu XD. Und ja, ich hab zu viel Zeit

    ...oh, und ich hab entschieden zu lang gebraucht ;_;".

    Geändert von Mordechaj (18.03.2008 um 20:01 Uhr)

  8. #8
    *schiefgrins* ...

    Auch euch nochmal vielen Dank für die .. ausführlichen Darstellungen.

    @Eynes'Prayer: Du hast 50 Minuten an den Post gesessen, und broken chords can sing a little ist dir zuvorgekommen?

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