-
Fossil
Leyawiin => Skingrad
Anschluss an die Handlung von "Schildstadt".
Erynn machte sich bald zurück auf den Weg nach Skingrad. Sie hatte eine Nacht in der Gilde von Leyawiin verbracht und bemerkt, daß es ihr schwer fiel, sich wieder an die Gemeinschaft der Krieger zu gewöhnen. Sie waren so einfach, so herzlich, so... anders, als die Gesellschaft, die sie in den letzten Wochen und Monaten gepflegt hatte. Damit würde sie erst wieder klarkommen müssen.
Noch kam es ihr unwirklich vor wieder allein unterwegs zu sein, und vor allem so plötzlich wieder einen Teil der öffentlichen Ordnung zu repräsentieren. Zu sehr hatte sie sich an die Gesellschaft von Totenbeschwörern und Mördern gewöhnt, zu sehr war ihre Einteilung der Welt in schwarz und weiß erschüttert worden. Die Frau, die jetzt nach Hause zurückkehrte, war nicht mehr dieselbe, die vor mehreren Monaten irgendeinen Fremden in der Zwei Schwestern – Taverne angequatscht hatte, womit die ganze Geschichte ihren Lauf genommen hatte.
Erynn schob ihren Kummer beiseite – sie vermißte ihre beiden Begleiter, aus völlig unterschiedlichen Gründen. Aber das war nicht alles. Bisher war ihr Weg ihr vorgezeichnet erschienen: Karriere in der Gilde, vielleicht irgendwann nach Cheydinhal zurückkehren, wenn sie genug davon hatte, eine Familie gründen... Aber jetzt? Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich könnte alles tun, was ich will.
Nach zwei Tagen hatte sie Skingrad erreicht, ging den vertrauten Weg von den Stallungen hoch zum Gildenhaus. An der Pforte zögerte die Elfin kurz. Das Heimkehren erforderte mehr Mut als das Fortgehen.
Erynn stieß die Tür auf und trat in die vertraute Halle. Das übliche Bild, die gewohnten Gerüche und Geräusche. Nach und nach wandten sich ihr einige Gesichter zu. Sie lächelte. „Ja, ich bin zurück.“
Besonders Parwen und Bok freuten sich, die Dunmerin wiederzusehen, und es dauerte eine Weile, bis sie sich von beiden losmachen und mit ihrem Anführer sprechen konnte. Ah-Malz hatte sie ebenfalls begrüßt, sich dann aber in sein Büro zurückgezogen, wo Erynn ihn schließlich aufsuchte. Er versuchte sich an einem Lächeln, was in dem echsischen Gesicht eher wie ein Zähneblecken aussah, und wartete, bis die Elfin sich gesetzt hatte.
„Es ist schön, daß du wieder da bist. Zwischenzeitlich hatte ich daran gezweifelt, dich überhaupt jemals wiederzusehen.“
„Diesesmal werde ich bleiben“, antwortete Erynn. „Ich habe geregelt, was zu erledigen war und die Antworten gefunden, die ich gesucht habe.“
„Wo bist du überhaupt gewesen?“
„Vvardenfell...“
„Die alte Heimat?“
„Ja.“
„Du bist doch sonst nicht so schweigsam.“ Ah-Malz beugte sich über die Tischplatte und fixierte die kleinere Frau.
„Mag sein. Es ging um persönliche Angelegenheiten. Eine Familiengeschichte, wenn du so willst. Ich mußte wissen, wer ich bin. Wo ich hingehöre.“
„Hört sich ganz schön mysteriös an, Erynn.“
Die Elfin sah auf, schaute den Argonier an, als wolle sie jede Schuppe in seinem Gesicht einer genauen Musterung unterziehen. Ich weiß wie es sich anfühlt, solche Schuppen von den Knochen zu schälen... „Ja“, saget sie schließlich und war sich bewußt, daß ihre Stimme bestimmter war als sonst, wenn sie mit ihrem Vorgesetzten sprach. „So mag es klingen. Ich war auf Vvardenfell, um eigene Angelegenheiten zu regeln, welche die Gilde nicht betreffen. Und ich will sie hier nicht ausbreiten. Kann ich meine Kammer wiederhaben?“
Ah-Malz stutzte kurz. Solche Worte war er von ihr nicht gewohnt. Die Reptilienaugen mit den geschlitzten Pupillen verengten sich kurz, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. „Kannst du. Was weiter? Kann ich mit dir rechnen, oder verschwindest du morgen wieder für ein paar Monate, ohne, daß jemand weiß wohin und ob du lebst oder tot bist?“
„Ich sagte dir schon, daß ich bleiben werde. Du kannst auf mich zählen. Wenn es etwas zu tun gibt, bin ich bereit, meinen Teil zu leisten.“ Erynn schwieg einen Moment lang, versicherte sich, daß die Zimmertüre fest geschlossen war und fuhr dann ruhiger fort: „Gibt es denn etwas zu tun? Als ich aufgebrochen bin, war es hier sehr... ruhig. Wie ist die Situation? Ist die Blackwood Company...“
„Die Company soll nicht deine Sorge sein”, fiel der Argonier ihr hart ins Wort. Sie blickte überrascht auf.
„Was? Sie ist Sorge der Gilde, also auch meine. Was ist hier los?“
„Erynn.“ Ah-Malz stützte die Ellbogen auf den Tisch und fixierte sie mit einem sehr ernsten Blick. „Ich weiß nicht, was du in den letzten Mondläufen getrieben hast, und du willst nicht mit der Sprache rausrücken. Du sagst, du warst auf Vvardenfell, aber woher weiß ich, daß das auch wahr ist? Du warst nicht aufzufinden, wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt bist du plötzlich wieder da, vom Kampf gezeichnet und... verändert. Und das alles ohne eine vernünftige Erklärung!“
Das genügte, um die Elfin für einige Augenblicke zum Schweigen zu bringen. Die Temperatur in dem Zimmer schien um mehrere Grad zu fallen.
„Du glaubst doch nicht etwa...“ Sie sprang auf und brachte ihr Gesicht sehr nahe an das des Argoniers heran, während sie sich mit den Händen auf seinem Schreibtisch abstützte. „Du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, ich hätte mich mit dieser Räuberbande eingelassen!“ fauchte sie.
„Woher soll ich das wissen?“ wiederholte er.
Die Dinge müssen wirklich schlimm stehen, wenn wir uns jetzt schon gegenseitig dermaßen mißtrauen. Was ist hier bloß im Gange? „Ich bin der Gilde niemals untreu geworden“, gab sie kalt zurück.
„Dann beweise es mir.“
Frostige Stille folgte, während der sich Mer und Tiermensch anstarrten. „Es gibt ein Banditennest an der Grenze zum Hochland. Etwas an der Sache ist seltsam, darum will der Graf so viele dieser Galgenvögel lebendig, wie es möglich ist. Ein halbes Dutzend unserer Leute gehen da rein und ich will, daß du dabei bist. Glaubst du, du kriegst das hin?“
„Ja.“
„Gut. Bis dahin will ich, daß du das Gildenhaus nicht verläßt. Die Mission startet in zwei Tagen, nähere Informationen am Tag des Aufbruchs.“
Erynn brachte nicht mehr als ein knappes Nicken zustande, machte auf dem Absatz kehrt und ging die paar Schritte direkt zu ihrer Kemenate. Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloß. So hatte sie sich ihre Heimkehr beim besten Willen nicht vorgestellt.
Geändert von KingPaddy (29.03.2013 um 23:34 Uhr)
-
Fossil
Erynn zerrte den Kürass über ihren Kopf, entledigte sich der Stiefel und Handschuhe und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie tat sich selbst fürchterlich leid. Schmollend starrte sie an die Decke und überlegte, daß es wahrscheinlich ein Fehler gewesen war, überhaupt wieder zurückzukommen. Ihr war zwar nicht ganz klar, was sie überhaupt erwartet hatte, aber das hier mit Sicherheit nicht.
Sie hielt ihr Versprechen und blieb im Gildenhaus. Nach ein paar Stunden traute sie sich, ihre Kammer zu verlassen Was solls? Ich kann ja schließlich nicht ewig hierbleiben.
Bok gesellte sich zu ihr, nachdem sie eine Weile allein im Gemeinschaftsraum gehockt und ein bißchen gegessen hatte. Der massige Ork ließ sich auf einen Stuhl neben der Elfin fallen. Er wirkte etwas unsicher, was, bedachte man seine beeindruckende Gestalt, durchaus etwas witzig wirkte.
„Erynn?“
„Mhm.“
„Alles in Ordnung?“
„Mhm.“
„Wo bist du so lange gewesen?“
Er sah ehrlich besorgt aus. Erynn kannte den Kerl noch nicht allzu gut, aber sie mochte ihn. Bok war vielleicht nicht der hellste Stern am Horizont, aber herzensgut. Sie hatte schon zuvor bemerkt, daß er es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, auf sie und Parwen aufzupassen. Ob das nun notwendig war oder nicht sei dahingestellt, aber Elfen wirkten nunmal häufig zerbrechlich. Das provozierte solche Reaktionen.
„Ich war in Morrowind. Auf Vvardenfell, um genau zu sein. Es war... sehr seltsam, weißt du? Ich bin dort geboren, in einem winzigen Dorf, dessen Name dir wahrscheinlich nichts sagen wird. Aber ich beherrsche weder die Landessprache, noch ist mir dieses Land irgendwie vertraut. Aber ich wollte wissen, wie es dort ist. Wo ich herkomme und so.“
Es kam der Wahrheit nichtmal im Entferntesten nahe. Vvardenfell steckte vielleicht tief in ihrer Seele, das war der Kriegerin bewußt geworden. Aber es war nicht der Grund, weshalb sie dort gewesen war „Jetzt bin ich zurück und weiß nicht mehr, wer ich eigentlich bin“, fuhr sie fort. Schon etwas näher an der Realität, aber immer noch vage genug, um keine Rückschlüsse zuzulassen. „Ich will eigentlich nicht darüber sprechen. Diese Erfahrung gehört mir, auch, wenn Ah-Malz das nicht begreift.“
Der Ork nickte. Er wußte zumindest ungefähr, was im Gildenhaus vor sich ging.
„Er macht sich Sorgen. Er...“ Der große Mann verstummte, schien wieder so unsicher.
Erynn winkte ab. „Schon gut. Du mußt mir nichts erklären. Ich darf im Moment nicht wissen, was vor sich geht, und ich will nicht, daß du dich in Schwierigkeiten bringst. Ich mache keinem von euch einen Vorwurf.“ Nicht mehr, jedenfalls...
Sie war so wütend gewesen, als sie aus dem Büro des Gildenleiters gestürmt war, aber jetzt nicht mehr. Was sie getan hatte, war nichts, was die Gilde gutgeheißen hätte. Tatsächlich, käme die Wahrheit ans Licht, wären die Kerker der Kaiserstadt noch immer eine Gnade gewesen. Sie mußte diese Sache allein durchstehen, ihre zukünftigen Taten für sich sprechen lassen, wenn sie das verlorene Vertrauen zurückgewinnen wollte.
„Bist du übermorgen dabei, Bok?“
„Ja. Das wird knifflig. Weißt du schon bescheid darüber, daß wir die Typen nicht einfach umnieten sollen?“
„Ja, hab ich gehört.“ Erynn seufzte leise. „Das wir interessant. Nicht, daß es mich stören würde, ich töte nicht gerne. Aber wenn sich die Frage stellt, ob mein Arsch oder der von irgendeinem Banditen, dann ist die Antwort klar.“
Der Ork mußte grinsen und konnte sich eine Bemerkung über Erynns Arsch nicht verkneifen, woraufhin er ein bißchen rot wurde und sich auf die Lippe biß, was mit seinen Hauern recht kurios aussah. Sie lachte.
Vor einigen Monaten noch wäre ich vor Scham im Boden versunken. Wie schnell sich die Dinge manchmal ändern.
Bok hob die Rechte und ballte sie bedächtig zur Faust. Die Elfin konnte nicht anders, als einen bewundernden Blick über seinen trockenen Bizeps gleiten zu lassen. „Ruhiggestellt krieg ich die schon“, brummte er mit unüberhörbarer Selbstzufriedenheit.
Erynns Zorn verrauchte zusehends. Auch auf Ah-Malz war sie nicht mehr böse, als sie sich zwei Tage später gemeinsam mit der Truppe abmarschbereit machte. Sie war ausgeruht und gut erholt, ein Luxus, den sie sich in letzter Zeit fast nie hatte gönnen können. Jetzt, als sie mit sechs weiteren Kriegern durch das Tor von Skingrad trat, waren alle harschen Worte vergessen. Das Jagdfieber hatte sie alle gepackt...
-
Fossil
Westebene, am Rand des Hochlands
Sie waren unterwegs. Erynn, Parwen, Bok, Fadus, ein Altmer namens Gelion und zwei Rothwardonen, deren Namen sich die Dunmer nicht merken konnte. Irgendwas Traditionelles, das schwierig auszusprechen war. Die Stadtwache hatte ihnen einen Gefangenenwagen gestellt, im Prinzip ein Käfig auf Rädern, gezogen von zwei kräftigen Falben. Der Kaiserliche Fadus saß auf dem Bock und hielt die Leinen in der Hand, Parwen, die es am wenigsten gewohnt war lange Strecken zu laufen, daneben. Der Rest trabte neben dem Gefährt her in Richtung Nordwest.
Erynn stellte fest, daß sie die Westebene furchtbar vermißt hatte. Sicher, sie zogen gerade in eine Schlacht, aber der süße Geruch der verschwenderisch wachsenden Blumen, die summenden Insekten und das Zirpen kleiner Grasvögel versetzte sie in friedliche Stimmung. Sie dachte an Arranges, der immer Ruhe in der Betrachtung der Natur gefunden hatte, und die Gedanken an ihn taten ihr noch immer im Herzen weh, aber es war nicht mehr ganz so schrecklich. Es konnte nicht sein, das akzeptierte die Kriegerin so langsam. Mit einiger Mühe wischte sie die Gedanken an den Beschwörer beiseite. Es kann nicht sein...
Der Abend dämmerte, als sie sich der namenlosen Höhle näherten. Sie ließen den Wagen hinter einigen großen Findlingen zurück, wo er nicht sofort auffallen würde. Erynn und Fadus spannten die Pferde aus, nahmen ihnen die Zäume ab und pflockten sie an, damit die Tiere ungestört grasen konnten. Eine kurze Sondierung der Umgebung ergab keine Störungen, und so begab sich die Gruppe auf den Höhleneingang zu. Hier, wo das Gelände von der Westebene zum colovianischen Hochland recht rapide anstieg, gab es mehrere Klüfte und Spalten, auch größere Höhlen, viele davon waren früher Bergbaustollen gewesen. Diese hier war jedoch neu. Oder zumindest lange Zeit unbekannt geblieben, weshalb es eine gewisse Zeit gebraucht hatte, das Versteck der Gesuchten zu finden. Sobald die Kundschafter der Stadtwache aber Erfolg gehabt hatten, waren Pläne geschmiedet worden, die in genau diesem Moment in die Tat umgesetzt wurden. Man hatte die Durchführung der Kriegergilde übertragen. Weil die Situation unklar ist. Weil man in der Krise keine Soldaten für so eine Aktion abstellen will. Weil wir entbehrlich sind, schoß es Erynn durch den Kopf. Es machte sie aus irgendeinem Grunde wütend. Das war die ganz normale Beschreibung für die Verwendung von Söldnern, aber die Dunkelelfin fühlte sich all dem nicht mehr zugehörig. Ich bin so viel mehr. Ich kann so viel mehr. Ich übertreffe euch alle, kann Schlachten befehligen. Kann feindliche Stützpunkte infiltrieren. Ich kann töten, kälter, als ihr es euch nur vorstellen könnt. Ich bin nicht mehr wie ihr.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schwall eisigen Wassers. Ich gehöre nicht mehr zu euch!
In ihrem Gesicht spiegelte sich all das nur als harter, kompromißloser Ausdruck wieder, nichts anderes, als sich auch in den Minen der anderen Gildenkrieger abzeichnete. Zusammen mit Parwen drang sie als erste in die Höhle vor. Normalerweise hätten die beiden Schützinnen die Nachhut gebildet, aber hier stellte sich die Situation anders dar. Sie würden auskundschaften, was in dem verdammten Rattenloch vor sich ging, vielleicht schon die ersten Gegner kampfunfähig machen und sich dann, wenn der Tumult losging, zurückziehen und den stärkeren und beeindruckenderen Kriegern den Vortritt lassen. Mit etwas Glück konnten Bok und die Rothwardonen diese Galgenvögel schon durch ihr Auftreten zum Aufgeben bringen; der hochgeschossene Altmer war allein durch seine Größe und die harten Gesichtszüge eine ehrfurchtgebietende Gestalt. Außerdem konnte er einige kleinere Zauber weben, die den gemeinen Wegelagerer durchaus ins Bockshorn zu jagen vermochten. Ah-Malz hatte eine gute Truppe zusammengestellt, wie immer.
Schon bald öffnete sich der schmale Spalt des Höhleneingangs zu einer größeren Grotte. Dies hier war offensichtlich niemals eine Miene gewesen, vielmehr mußte Wasser vor Urzeiten diesen Kessel in das Gestein gewaschen haben. Es schien recht übersichtlich, die Gestalten hier drinnen arglos.
Erynn und Parwen nickten einander zu und legten auf zwei der etwa ein Dutzend zählenden Banditen an. Auf jene, die am jüngsten und am schlechtesten ausgerüstet erschienen. Sie würden wahrscheinlich nicht wichtig sein. Scharfe Augen und ruhige Hände von Bosmer und Dunmer gleichermaßen führten zum Erfolg. Die ausgewählten Ziele stürzten, wanden sich noch kurz im Staub und lagen dann still.
„Ergebt euch“, brüllte Erynn in die Kaverne hinein, als die übrigen Ganoven überrascht und erschrocken aufsprangen. „Ergebt euch, und ihr werdet leben!“
Daraufhin zogen sich beide Elfinnen rasch zurück, drückten sich an die Wände des kurzen Tunnels, um die größeren Krieger vorbeizulassen. Ein Ork, zwei Rothwardonen und ein Altmerkampfmagier, das war schon ein Anblick. Fadus hielt sich zunächst etwas im Hintergrund und bellte Befehle, bevor auch er in den Kampf eingriff. Drei der Banditen starben noch, aber zuletzt hatten sie den gut organisierten und trainierten Gildenkriegern nichts entgegenzusetzen. Als Bok einen weiteren, wie zuvor versprochen, mit einem rechten Haken vorübergehend ins Reich der Träume schickte, ergab sich der Rest der abgerissenen Gestalten.
Parwen und Erynn kamen wieder aus ihrer spärlichen Deckung hervor und halfen dabei, den übriggebliebenen Schurken die Hände zu binden. Den Ohnmächtigen warf sich der Ork ohne viel Federlesens über die Schulter.
-
Fossil
Westebene => Skingrad
Sieben waren es, die sie lebend fingen. Fünf von ihnen Kaiserliche – erbärmliche, winselnde Kaiserliche, wie man sie sich vorstellte. Nicht so wie Arranges. Er hätte sich ihrer geschämt und vermutlich eigenhändig geköpft ob ihrer Armseligkeit Nicht so wie Arranges... Erynn, denk nicht daran. Denk nicht daran! Das ist vorbei!
Ein zäher Nord und ein Argonier dazu. Die Elfin betrachtete vor allem letzteren mit kaltem Blick, als die stärkeren Krieger die beiden, in eine Haltung weit vornüber gebeugt gezwungen und die Arme hoch zwischen die Schulterblätter gedreht, an ihr und Parwen vorbeiführten.
Erynn mußte sich eingestehen, daß sie Argonier haßte. Ganz unabhängig davon, daß sie mit dem Wissen aufgewachsen war, daß alle Völker des Kaiserreichs gleichberechtigt waren, die Erfahrungen mit Gumora und die Worte Methys Galethrans taten ihre Wirkung.
Es dauerte eine Weile, bis der gesunde Merverstand wieder einsetzte: Dieser hier vor ihr in den Fesseln war ein Halunke, ebenso wie Gumora einer gewesen war. Aber sie waren halt einfach nur Verbrecher – waren es nicht deswegen, weil sie Schuppen hatten. Dennoch blieb für den Moment etwas, von dem sie wußte, daß es nicht in Ordnung war. Etwas, das sie nicht denken sollte. Aber damit würde sie sich später genauer befassen. Jetzt hatten sie anderes zu erledigen.
Befriedigt schaute die Kriegerin zu, wie die stärkeren Männer die Gefangenen in den Käfig trieben. Von ihrem früheren Sanftmut, dem Mitleid und dem Verständnis war nichts mehr übrig. All das war mit Gumoras Blut fortgewaschen worden.
Was für einen erbärmlichen Haufen diese da doch jetzt abgaben! Sie hatten sich stark gefühlt, als sie geraubt und getötet hatten. Jetzt waren sie nur noch... Beute. Ihre Beute, und die von Parwen und der Männer. Jegliche Aufmüpfigkeit unterband sie, indem sie ihren Bogen hob – zusammen mit Gelion, der ein deutliches, elektrisches Knistern um seine Finger spielen ließ. Wie armselig diese Halunken doch waren...
Gemeinsam mit Parwen fiel ihr die Ehre zu, sich zuerst ihren Teil aus der Beute auszusuchen. Als Vorhut hatten die beiden Elfinnen den riskantesten Part übernommen, daher stellte niemand dieses Vorrecht in Frage. Natürlich würden sie Maß halten, nicht all die guten Stücke für sich nehmen. Es war kein Gesetz in dem Sinne. Eher ein ungeschriebener Kodex. Man achtete aufeinander in der Gilde und paßte auf, daß jeder seinen Teil bekam.
Erynn sah sich den Hort an, nahm zwei schöne Topase und eine größere Anzahl Septime für sich, als ihr Blick auf eine außergewöhnliche Waffe fiel. Fast hätte sie das Schwert übersehen; es lag ein wenig im Schatten und war aufgrund der dunklen Scheide, in der es steckte, kaum auszumachen. Die Elfin griff danach. Glatt, fast flüssig fühlte sich der nachtschwarze Bezug an. Echsenleder? Nein... nein. Die Schuppen sind zu fein. Ist das etwa... Schlange?
Sie zog die Klinge ein Stück weit aus dem Futteral. Sie war, wie die Scheide schon vermuten ließ. Filigran, kunstvoll. Und von einer unglaublichen Schärfe. Nichts, was man in einer gewöhnlichen Schlacht führen würde. Eher ein Ritualgegenstand, eine Klinge für besondere Zwecke. Erynn schlug das Teil in ein paar herumliegende Lumpen ein und klemmte es sich unter den Arm. Sollte sie Drevenis Ruf doch noch irgendwann antworten, würde ihr diese Waffe mindestens ebenso gute Dienste leisten wie das Tanto. Die Dinge mußten mit Stil getan werden, vor allem, wenn man ein Leben nahm. Und Stil hatte dieses fremdartige Schwert, ohne Zweifel.
Parwens Ruf schreckte sie aus den Gedanken: „Hey! Kommt mal alle her! Ich hab hier was Seltsames.“
Erynn ging zu ihrer Freundin herüber. Mehr wollte sie ohnehin nicht haben, alle anderen Beutestücke sollten ihretwegen für den Rest der Gruppe bleiben.
Sie gesellte sich zu den übrigen Kriegern, die sich alarmiert um die Kiste geschart hatten, vor der die Bosmer hockte. Dunkle Kristalle lagen darin, bestimmt zehn oder fünfzehn Stück. „Was ist das?“ fragte Parwen.
Erynn nahm eins der Dinger in die Hand. „Schwarze Seelensteine“, sagte sie. „Dieser hier ist gefüllt. Man erkennt es an dem schwachen Leuchten, das er abgibt.“
„Was sind schwarze Seelensteine?“ Bok kratzte sich an der Nase.
„Du weißt, was Seelensteine sind? Sie speichern die Essenz eines Lebewesens. Normalerweise die von Tieren oder Monstern. Magierkram. Schwarze Seelensteine sind noch verderbter als die anderen. Sie können die Seelen von Menschen, Mer oder Tierwesen einfangen. Das ist schwärzeste Magie.“ Sie ließ den Kristall wieder zurück in die Kiste fallen. „Wir sollten das hier auf alle Fälle mitnehmen. Der Graf wird davon wissen wollen.“
Fadus schaltete sich ein: „Woher weißt du über diese Dinge bescheid, Erynn?“
Das ist eine sehr gute Frage, mein Lieber. Weil ich das letzte dreiviertel Jahr mit einem Nekromanten durch die Gegend gezogen bin, deshalb. „Für uns Dunmer gibt es kein schlimmeres Verbrechen als die Totenbeschwörung. Du weißt doch, daß ich auf Vvardenfell war, oder nicht? Dort habe ich mehr über diese abscheuliche Hexerei gelernt. Wie man sie erkennt, zum Beispiel. Die Leute in der Alten Heimat sind da sehr sensibel und wissen genau, worauf sie achten müssen. Ich habe mir dort ein bißchen Bildung angeeignet.“ Sie grinste humorlos. Die Erklärung, welche die Dunkelelfin ablieferte, war natürlich eine glatte Lüge. Aber plausibel genug. “Wie dem auch sei“, fuhr sie fort, „das hier ist wichtig. Packt die ganze Kiste ein. Diese Galgenvögel da draußen werden einiges zu erklären haben.“
Im Stillen machte Erynn sich große Sorgen. Wenn diese Steine in irgendeinem Zusammenhang mit der Gathering stehen würden, hatten sie ein großes Problem. Oder zumindest hätte Erynn ein Problem, denn sie war sich sicher, daß irgendein Botschafter sie früher oder später deswegen aufsuchen würde – ganz ungeachtet des Versprechens, welches die Großmeister Arranges gegeben hatten.
Aber was soll’s? Dann werde ich ihnen halt einfach sagen, was ich weiß. Wenn dieser Scheißverein seine Antworten bekommt, wird er mich auch wieder in Ruhe lassen.
Die übrigen Krieger wählten noch aus der Beute, was sie interessierte. Alles andere, von billigem Geschirr bis hin zu Waffen und Rüstungen, wurde separat verpackt, das würde zu Geld gemacht und der Stadtkasse zugute kommen. Die Seelensteine kamen gemeinsam mit einigen Schriftstücken, manche davon verschlüsselt, auf den Stapel mit Beweismitteln.
Es gab ein gewisses Aufsehen, als der Karren mit den Gefangenen am frühen Abend durch die Stadt rollte. Die Leute jubelten den Gildenkriegern zu und bedachten die Gefangenen mit Schmähungen, bespuckten sie oder bewarfen sie mit Dingen, die gerade herumlagen. Mal wieder was los in Skingrad.
Sie lieferten die Gefangenen zusammen mit den Beweisen im Kerker ab. Die Gefangenen brauchten sich nichts vorzumachen: Die nächsten Tage würden hart werden, und am Ende stand vermutlich der Galgen. Für so manchen von ihnen würde der Tod eine Erlösung sein, wenn es so weit war. Nachdem die Delinquenten in ihre Zellen verfrachtet worden waren, zogen sich die meisten Krieger zurück und gingen in Richtung Gildenhaus. Allein Fadus blieb noch zurück, um mit dem Hauptmann der Wache und wußten die Daedra wem sonst noch die Einzelheiten zu klären.
Erynn ließ sich von der gelösten Stimmung ihrer Kollegen mitreißen. Auf halbem Wege setzte Bok sie auf seine rechte, Parwen auf seine linke Schulter und stolzierte mit den beiden durch die Gassen, als seien sie eine Art Rangabzeichen. Es würde noch ein langer Abend werden, mit viel Essen, Alkohol und Gelächter. Alle hatten überlebt. Ein guter Tag für die Kriegergilde von Skingrad.
Geändert von Glannaragh (02.09.2013 um 17:18 Uhr)
-
ᵵ Ghost Rider ᵵ
Skingrad [Umgebung]
Raccan sagte den gesamten Weg über kein Wort und ließ sich von Adya im übertragenen Sinne eigentlich die ganze Zeit über mitschleifen; er war froh, dass er es noch geschafft hatte, sein Pferd aus den Ställen zu holen, denn weitere Tage hätte er es nicht dort lassen können, sein Geld war nun vollendens aufgebraucht. So gingen sie also vom östlichen Stadttor aus nach Süden, bogen jedoch noch vor der Schlossbrücke nach Westen auf einen etwas schmaleren Seitenweg ab, welcher zwischen der Felswand des Schlosses und der Stadtmauer entlangführte. Breit genug für einen Wagen, aber zwei würden wohl kaum nebeneinander passen.
Der Weg führte sie noch einen kleinen Fußmarsch lang durch den dichten Wald, als sich dieser plötzlich lichtete und er sich mit Adya vor einem großen Eisentor wiederfand, von dem aus sich in beide Richtungen eine hohe Steinmauer erstreckte, nicht mal ebenso im Vorbeigehen zu überklettern. Neben dem Tor standen zwei Wächter mit Speeren, ihre Gesichter waren von dem Helmvisier verdeckt, aber Raccan spürte ihre Blicke auf sich liegen.
"Er gehört zu mir", flötete Adya fröhlich und lächelte dem Rothwardonen zu. Die Wächter unterdessen zögerten, tauschten Blicke, einer von ihnen zuckte mit den Schultern, woraufhin der andere an das Tor trat und es nach innen aufschwenken ließ.
"Dankeschön", freute sich die Waldelfe und zog Raccan mitsamt Pferd hinter sich her durch das Tor, welches kurz darauf hinter ihnen wieder geschlossen wurde. Und jetzt erst sah der Wüstenkrieger wirklich, wo er hier gelandet war.
In einiger Entfernung baute sich ein beeindruckendes, steinernes Herrenhaus auf. Die schwarzen Dachziegel schimmerten matt in der Sonne, die grauen naturbelassenen Mauersteine wurden an einigen Stellen von Efeu überzogen und verliehen dem Gebäude, welches von der Anzahl der Fensterreihen abgeleitet drei Stockwerke besaß, ein Aussehen wie aus dem Bilderbuch. Davor schlängelte sich ein breiter Schotterweg auf Adya und Raccan zu, welcher schließlich an dem Eisentor endete. Etwas abseits zweigte ein kleinerer Weg ab und führte zu einem hölzernen Nebengebäude, höchstwahrscheinlich die Ställe. Die Umgebung des Herrenhauses war von grünem Naturrasen bewachsen, ohne jedoch verwildert zu wirken. Raccan konnte nur erahnen, was sich hinter dem Gebäude befinden würde, aber anhand der Aussicht, die er auf die zerklüftete Landschaft Valenwalds hinter dem Fluss Strid von hier aus hatte, würde er beinahe darauf wetten, dass es sich um eine Terrasse oder ähnliches handelte.
Auf den zweiten Blick entpuppte sich das Anwesen als nicht mehr so einladend, denn vor dem Herrenhaus entdeckte er Wachen. Viele Wachen. Auch vor dem Stall stand ein kleines Grüppchen in voller Montur, desweiteren entdeckte der Rothwardon in der Ferne mitten auf der Wiese eine kleine Patrouille, welche wohl ihre Kreise um das Haus drehte. Und zum Abschluss lief direkt an der Mauer auch noch ein Zweiergrüppchen entlang.
Erst jetzt bemerkte Raccan, dass Adya ihn interessiert und mit amüsierten Gesichtsausdruck musterte, denn er war unbewusst stehengeblieben um die Szene zu mustern; wahrscheinlich sah er aber mittlerweile so aus wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal die Kaiserstadt gesehen hatte.
"So überrascht? Man könnte meinen, du hättest noch nie ein großes Haus gesehen", kicherte sie.
Raccan schwieg zunächst und verfolgte weiter die Wachen mit den Augen. Adya folgte seinem Blick, drehte sich dann wieder zu dem Rothwardonen und lachte.
"Achso, ich verstehe. Der böse, grimmige Krieger mustert die Feinde". Aus ihrem Mund klang das spöttisch. Geradezu herablassend.
"Die sind nur hier wegen der Oblivion-Krise. Vater geht kein Risiko ein, mir gefällt dieser Auflauf auch nicht, aber wenn er meint". Sie verdrehte dabei die Augen, nahm die Hand des Assassinen und zog ihn ein Stück weiter, um ihn zum Weitergehen zu animieren; widerwillig folgte Raccan, die Wachen nicht aus den Augen lassend.
Sie bogen Richtung Ställe ab, vorbei an dem kleinen Trupp Soldaten, der sie mürrisch musterte. Erst jetzt von Nahem fiel Raccan die geringe Körpergröße der Krieger auf, und bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass es sich ausschließlich um Waldelfen handelte.
Kurios.
Adya trat in den Hauptgang des Stalls und schaute sich um. Sie schien etwas oder jemanden zu suchen.
"Shan, wo bist du, komm her!". Der Tonfall klang alles andere als freundlich, im Gegenteil, eigentlich hätte nur noch gefehlt, dass sie 'du Stück Dreck' hinzufügte. Raccan nahm eine Bewegung rechts in einer der Boxen wahr. Die Tür schwang auf und zum Vorschein kam ein in ein grünes Gewand gehüllter, schmächtiger Khajiit. Geschwind eilte er herbei und blickte Adya unterwürfig und fragend an.
"Was glotzt du so? Los, kümmer dich um das Pferd. Das Gepäck schaffst du in's Haus.". Ohne eine Sekunde zu zögern, machte sich die Katze an's Werk, nahm Raccan die Zügel aus der Hand.
"Danke", erwiderte dieser daraufhin freundlich, woraufhin der Khajiit inne hielt und ihn mit riesigen Augen anschaute; auch Adya hatte sich zu ihm gedreht und blickte ihn ungläubig an. Shan fing sich aber gleich wieder, schaute zum Boden und führte das Pferd hinfort.
"Warum bedankst du dich? Ist doch nur ne Katze?". Desinteresse und Verachtung schwang in ihrer Stimme mit. Raccan schwieg, ihm wurde so langsam aber sicher sehr unwohl hier. Adya hingegen war ganz offensichtlich bester Laune und verließ mit Raccan den Stall Richtung Herrenhaus, wo wieder ein paar Wachen herumstanden; abermals Waldelfen. Aber noch ehe der Rothwardon darüber nachdenken konnte, waren sie auch schon an der Treppe angekommen und die Eingangstür schwang auf. Heraus trat, welch Überraschung, eine weitere Waldelfe, die sich als Hausmädchen herausstellte, in etwa in Adyas Alter und mit einem fein geschnittenen Gesicht. Soso, in's kostbare Haus auf den teuren Teppich darf der Khajiit wohl nicht. Das war mehr oder weniger nur Galgenhumor, denn Raccan erinnerte sich nicht, wann er sich das letzte Mal so unbehaglich wie in diesem Moment gefühlt hatte. Vorsicht, Raccan, eine Steigerung gibt's immer.
"Lady Adya, willkommen zuhaus...", aber beim Anblick des Rothwardonen stutzte sie.
"Hallo, Bianja. Das ist Raccan, meine Begleitung für den Empfang", antwortet Adya fröhlich und führte (oder vielmehr schob) den Rothwardonen durch die Eingangstür an der Waldelfe vorbei, welche zögerlich die Tür schloss und nicht so recht wusste, was sie davon halten sollte. Während sich Bianja flüsternd an Adya wandte, schaute der Assassine sich ein wenig um.
Bis heute konnte er nicht verstehen, wie Reichtum glücklich machen konnte; und wenn er an die paar Paläste und großen Häuser in Hammerfell dachte, die er bereits gesehen hatte, reizte ihn das absolut nicht. Dieses Haus hier war allerdings ein ganz anderes Kaliber, soviel stand fest. In der großen Empfangshalle führte mittig eine breite, mit Teppich ausgelegte Treppe nach oben, wobei sich diese im oberen Drittel zweiteilte und separat in geschwungenen Bögen je nach links und rechts in's Obergeschoss schlängelte. Hier im Erdgeschoss war neben dem obligatorischen roten Teppich, auf dem sich Raccan wie auf einer Wolke vorkam, alle Wände holzvertäftelt, Gemälde hingen hier, Statuen standen da, kostbar aussehende Holzmöbel waren dort. An der Decke hing ein silberner Kronleuchter und überall tauchten edel anmutende Kerzen die Halle in ein helles Licht. Ja, er konnte sich jetzt langsam vorstellen, dass man sich hier wohlfühlen konnte, auch wenn ihm der Gedanke, irgendwo 'angekettet' in Form eines festen Wohnsitzes zu sein, nicht so recht zusagte. Aber andere Provinzen, andere Sitten. Gut, sei's drum. Er hatte genug gesehen und konzentrierte sich wieder auf die beiden Frauen, welche arg am Diskutieren waren.
"Müsst ihr denn euren Vater immer so herausfordern?"
"Ich bin kein kleines Kind mehr, Bianja."
"Ihr wisst doch genau, wie das endet."
"Ja."
"Adya, ihr..."
"Genug, Bianja, du bist nicht meine Mutter! Vater sagte, ich solle mir endlich eine Begleitung für den Empfang suchen, hier ist sie!", und ihre Hand zeigte ausladend auf Raccan. Ein herrischer Tonfall ergriff die Waldelfe, sie erinnerte in diesem Moment mehr an ein bockiges Mädchen als an die elegante, immer fröhliche und sorgenlose Frau.
"Aber..."
"Nichts Aber. Ich werd es ihm schon sagen, ist nicht deine Sache, Bianja. Und jetzt richte das Gästezimmer oben her."
Eine kleine Pause folgte.
"Wie ihr wünscht, Adya", antwortete das Hausmädchen schließlich, sichtlich eingeschüchtert, warf Raccan noch einen mitleidigen Blick zu (zumindest interpretierte er das so) und verschwand dann die Treppe nach oben. Das ungute Gefühl verstärkte sich als Adya sich wie ausgewechselt zu Raccan herumdrehte, keine Spur mehr von der gerade noch befehlenden Art und Weise; im Gegenteil, die gute Laune war in das Gesicht der Elfe zurückgekehrt, als wäre nichts passiert.
"Und, gefällt's dir hier?", strahlte sie den Rothwardonen an, trat auf ihn zu und schmiegte sich, für Raccans Geschmack etwas zu aufdringlich, an seine Seite. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und tippte die kleine goldene Waage auf der Kommode, die neben ihnen stand, leicht an, sodass sie in eine wippende Bewegung verfiel.
"Doch, ja, schon recht schön", antwortete er ausweichend.
"Recht schön...", äffte sie ihn grinsend nach.
"Wegen dem Empfang...", setzte Raccan an und überging abermals den beißenden Spott Adyas, aber sie fiel ihm in's Wort.
"Jetzt fang du nicht auch noch an. Du hast es mir versprochen...", sie änderte dabei ihren freudigen Gesichtsausdruck nicht, jedoch lag etwas in der Stimme der Waldelfe, was den Assassinen stutzen ließ.
Sonst wird es mir leidtun, vervollständigte er Adyas Aussage in Gedanken. Ja, auf den ersten Blick wirkte diese Waldelfe naiv. Auf den Zweiten arrogant. Und auf den dritten Blick unglaublich hinterlistig und verschlagen, und der Rothwardon dachte zurück an die Situation, wie sie es überhaupt geschafft hatte, ihn für diesen Empfang zu 'verpflichten'.
Raccan seufzte.
"Ja, das habe ich", sagte er und hielt mit dem Finger die kleine Waage von ihrer Pendelbewegung ab.
Adya ließ sich nicht beirren, zog den Assassinen von der goldenen Dekoration weg und setzte ihr 'Gespräch' mit Raccan unbeirrt fort.
"Ich zeig dir jetzt mal das Haus, damit du dich nicht verläufst", kicherte sie und öffnete die Flügeltüren in den nächsten Raum.
[...]
Eine gefühlte Ewigkeit später saß Raccan allein auf dem weichen Doppelbett des Gästezimmers und ließ die Führung noch einmal gedanklich für sich ablaufen. Es wurden ihm soviele Zimmer und Räume gezeigt, dass er Mühe hatte, überhaupt noch alle zusammen zu bekommen. Der Speisesaal zu Anfang war sogleich beeindruckend, wirkte doch die riesige gedeckte Tafel in der Mitte immer noch zu klein für diesen großen Raum. 'Hier würde der Empfang stattfinden' hatte ihm Adya erzählt, aber im Grunde würden sich die Gäste im gesamten Haus frei bewegen können, mit Ausnahme des Obergeschosses. Das hatte die Waldelfe auch bei ihrer Führung ausgespart mit der Begründung, dass das die Gemächer ihrer Eltern seien. Nichtsdestotrotz waren die restlichen Örtlichkeiten trotzdem beeindruckend. Neben dem Speisesaal befand sich im Erdgeschoss ebenfalls ein großer Wohnbereich mit Kamin und der Ausgang zur Terrasse, welche sich wie vermutet hinter dem Haus befand. Die erste Etage beinhaltete vorrangig Gästezimmer, welche jedoch offensichtlich nur für gehobene Gäste gedacht waren, denn wenn sich Raccan hier so umschaute, konnte er sich nicht vorstellen, dass die Soldaten hier einquartiert wurden. Alles war aus bestem Material, wie in jedem der Räume, die er gesehen hatte. Der Höhepunkt der Führung war schlussendlich das Badezimmer, welches sich in derselben Etage wie die Gästezimmer befand. Weißer Marmor zierte Wände und Boden, und in Letzteren eingelassen war eine Art große Wanne, jedoch leer. 'Wenn du baden willst, dann sag Bianja Bescheid, sie leitet alles in die Wege', und Adya erklärte irgendetwas von einem ausgeklügelten System zur Beschaffung von warmen Wasser aus dem Keller bis hierher; Raccan verstand nicht so wirklich, was sie da erklärte, letztendlich schleppten sie wohl auch nur das Wasser irgendwie hier herauf.
All das konnte den Wüstenkrieger jedoch nur kurzzeitig von seinem Gefühl ablenken. Er wusste es nicht einzuordnen, ob es nun eher Skepsis oder eine böse Vorahnung war; vielleicht fühlte er sich auch einfach nicht wohl in dieser feinen Umgebung, auch das war möglich.
Der Blick zum Fenster verriet Raccan, dass es bereits dunkel geworden war, und er ging zu der verglasten Balkontür und schaute hinaus. Die auf dem Rasen entlanglaufenden Patrouillen waren von hier aus nur als Fackelpunkte erkennbar, und über den Baumkronen erhob sich in der Ferne die Stadt Skingrad. All das wirkte furchtbar idyllisch, wenn nicht sogar schon wieder zu sehr; der Rothwardon strich sich mit beiden Händen durch die Haare während er sich streckte und mit den Augen die kleinen Lichtquellen auf der Wiese verfolgte. Das werden lange Tage...
[...]
Während die streng aussehende Hochelfe das Gesicht des Assassinen betastete und mit einem Holzspatel einen seltsam riechenden Pflanzenbrei auf seine Wunden rieb, tigerte Adya in dem Zimmer auf und ab und schien recht nervös zu sein; Raccan freute sich zwar irgendwo über eine gewisse Art der Fürsorge, aber er hatte das Gefühl, dass diese nicht ihm galt. Die letzten Tage waren einfach so an ihm vorbeigezogen.
"Bis übermorgen muss das verschwunden sein. Wie soll das denn aussehen auf dem Empfang? Komplett entstellt", und sie deutete auf die kleine Schwellung an Raccans Schläfe, wo ihn Tage zuvor der gepanzerte Handschuh des Orkbanditen getroffen hatte. Entgegen der Einschätzung des Rothwardonen regenerierte sich das Gewebe nicht schnell genug, oder zumindest tat es das in den Augen der Waldelfe nicht.
"Morgen kommt mein Vater von seiner Reise zurück, und da kann ich ihm doch niemanden präsentieren, der aussieht, als hätte er an einer Hafenschlägerei teilgenommen", motzte Adya weiter, aber die Hochelfe erwiderte nichts und vollendete professionell ihre Arbeit.
"Solch eine Mühe...", murmelte die Frau und schüttelte leicht den Kopf. Raccan stutze, sagte jedoch nichts; anscheinend war die Elfe von Adya ziemlich genervt.
"Morgen lerne ich also deinen Vater kennen?", versuchte der Assassine das Thema aufzugreifen, erntete dafür aber nur einen verständnislosen Blick von Adya, ehe sie doch noch antwortete, diesmal etwas versöhnlicher.
"Ja. Aber du solltest mich reden lassen. Er kann ziemlich....aufbrausend sein".
[...]
"Sehr geehrte Gäste, ich begrüße sie in meinem bescheidenen Haus...". Während der etwas untersetzt wirkenden Waldelf am Kopfende der großen Tafel sich vor seinem mit Samt bespannten Lehnstuhl postiert hatte und begann, die Eröffnungsrede zu halten, blickte Raccan unauffällig in dem Speisesaal umher, musterte die Anwesenden und dachte über die letzten Tage nach, während Adya zufrieden lächelnd neben ihm saß und der Ansprache ihres Vaters lauschte. Es war eine skurrile und äußerst unangenehme Situation, in der sich der Rothwardon gerade befand, denn erst gestern hatte er erlebt, was Adya mit 'aufbrausend' gemeint hatte. Er lernte ihren Vater Trálír kennen, und dieser hatte daraufhin einen Wutanfall erlitten, in dem er sogar damit gedroht hatte, die Feierlichkeiten abzusagen. Nur dem guten Zureden seiner Frau und Adyas Mutter war es zu verdanken, dass der in ein prächtiges Gewand gehüllte Besitzer des Anwesens nun gute Miene zum bösen Spiel machte und mit einem leicht gequälten und aufgesetzt wirkenden Lächeln gerade etwas von dem wichtigen Status philosophierte, welchen der Adel in Skingrad einnahm und dass ohne sein Zutun die Stadt quasi nur ein Dorf wäre. Die Tatsache, dass er einer der wenigen Nicht-Elfen in diesem Raum war (tatsächlich entdeckte er außer sich nur noch zwei Kaiserliche und drei Bretonen, von denen ihm bereits die beiden Halbstarken aus der Taverne bekannt waren; bei dem Rest handelte es sich ausschließlich um Wald-, Dunkel- oder Hochelfen) machte es ihm nicht unbedingt leichter sich zu entspannen und den Abend zu genießen. Von der Seite blickte er in Adyas fein geschnittenes Gesicht und beugte sich leicht zu ihr herüber.
"Ich fühl mich irgendwie fehl am Platz...", flüsterte er kaum hörbar und blickte abermals in die Runde.
Ohne den Blick von ihrem Vater zu nehmen oder das Dauerlächeln einzustellen antwortete sie.
"Du hast es mir versprochen, vergiss das nicht.".
Wo werd ich denn, du wirst ja nicht müde, es zu erwähnen.
Der Kopf von Trálír ruckte in Raccans Richtung und fixierte den potentiellen 'Eindringling', während der Mann weitersprach: "...und welche Steine uns auch in den Weg gelegt werden, und welche unangenehmen Überraschungen das Schicksal für uns bereithält...", und er löste die Augen wieder von dem Assassinen, der es sich durch diese indirekte Zurechtweisung nun sparte, weiter mit Adya zu diskutieren und nun darauf konzentrierte, nicht aufzufallen. Gut, jetzt bist du hier, lässt sich nicht ändern. Wirst du schon schaffen.
Auf die Rede folgte das Abendmahl, welches keine sonderlich großen Überraschungen bereithielt. Raccan beschränkte sich darauf, gelegentlich auf Adyas Einlassungen und Fragen zu reagieren und verzehrte dabei die Rehkeule, welche zugegebenermaßen wirklich sehr gut schmeckte, obwohl der Rothwardon dieser seltsamen Zubereitung mit grünen Blättern und einer bräunlichen Soße optisch zunächst nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Mit seinem direkten Nachbarn rechts neben sich, ein Dunmer, wechselte er kein einziges Wort, wobei dieser sich sowieso alle Mühe gab, den einen Kopf größeren Raccan neben sich bewusst zu ignorieren. Auf den Hauptgang folgte eine Nachspeise, und nachdem auch diese überstanden war, ging die Allgemeinheit zum Klatsch und Tratsch über, während im Hintergrund eine für Raccans Ohren ungewöhnlich klingende Musik vor sich hinträllerte. Adya war anscheinend zum Plaudern aufgelegt, erhob sich und forderte den Rothwardonen auf, sie zu begleiten. Selbstverständlich hakte sie sich bei ihm ein und führte ihn zu einer Gruppe Frauen, allesamt Waldelfen und Adya in Sachen Aussehen keineswegs überlegen.
"Alién, Eire, Liloé, darf ich euch meine Begleitung vorstellen", säuselte sie vergnügt und kuschelte sich an die Seite des Rothwardonen, während dieser sich den musternden Blicken der Frauen ausgesetzt sah.
"Beeindruckend, Adya. Wie heißt er denn?", fragte die Kleinste der Elfen, Eire, ebenfalls wie Adya schwarzhaarig, mit schlanker Figur und giftgrünen Augen, während sie den Assassinen von oben bis unten musterte und ihre Haare mit dem rechten Zeigefinger aufwickelte. Raccan wollte gerade antworten, da fiel Adya ihm in's Wort.
"Raccan, ich hab ihn in der Stadt getroffen und er konnte mir nicht wiederstehen...", kicherte die Elfe und ihre Freundinnen stimmten mit ein, ehe die Brünette, Alién, nachsetzte.
"Wo kommt er denn her", und dabei ließ sich unschwer erkennen, dass sie den Rothwardonen quasi mit den Augen auszog.
Abermals wollte Adya antworten, doch diesmal fuhr der Assassine ihr in die Parade.
"Er kommt aus Hammerfell und kann auch sehr gut für sich selbst sprechen", bemerkte Raccan mit einem Seitenblick auf Adya, legte den Arm um sie und musterte dann nacheinander die drei Frauen vor sich, die ihn erstaunt anblickten wie als wollten sie 'Oh, es kann reden' sagen. Auch die Augen der Adligen waren auf den Rothwardonen gerichtet, und in etwa konnte er sich schon vorstellen, was in ihrem Kopf vorging. Umso überraschender war ihre Reaktion. Sie kicherte und streichelte seinen Rücken, während sie sich noch enger an ihn schmiegte.
"Entschuldige bitte, ich mach es später wieder gut...", und die Reaktion war ein zweideutiges Grinsen, welches sich auch auf die Freundinnen Adyas übertrug.
Der Abend schritt voran, und Raccan ertappte sich dabei, dass ihm die ganze Feier weitaus angenehmer wurde je länger sie dauerte. Tatsächlich unterhielt er sich angeregter als gedacht mit den anwesenden Gästen, sie interessierten sich für seine Herkunft und sein "ungewöhnliches" Leben in der Wüste. Viele Sachen sparte er aus, und doch kam sich Raccan mit der Zeit nicht mehr so unwillkommen wie noch am Anfang vor, im Gegenteil, man ging auf ihn ein. Zuerst kam ihm das verdächtig vor, doch er tat dies als Hirngespinst ab und fuhr mit den Unterhaltungen fort, bis sich kurz vor Mitternacht plötzlich Adya an seine Seite gesellte und seine Hand nahm. Ihm war ihr kurzzeitiges Fehlen bis dahin nicht weiter aufgefallen, aber jetzt zog sie ihn leicht zu sich hinab, stellte sich dabei auf Zehenspitzen und flüsterte in sein Ohr.
"Ich hab eine Überraschung für dich, Raccan...", säuselte sie, und der Rothwardon kam nicht umhin, sich zu fragen, was das wohl für eine Überraschung wäre; gut, zugegebenermaßen konnte er sich die grobe Richtung schon denken, Adyas Körpersprache war schon den ganzen Abend alles andere als abweisend gewesen, und so ließ er sich von ihr führen. Auf dem Weg stutzte er bereits, in dem Saal befanden sich kaum noch Leute, dabei machte der Empfang nicht den Eindruck, als ob er schon beendet wäre. Adya ließ sich davon nicht beirren, zog den Assassinen in Richtung geschlossene Terrassentür, stieß sie auf und trat mit ihm hinaus.
Ein seltsamer Anblick bot sich ihm. Alle Gäste hatten sich hier draußen versammelt, blickten den Rothwardonen und die Elfe beim Eintreffen direkt an, schienen auf etwas zu warten. In der Mitte der mit Steinplatten gepflasterten Terrasse befand sich ein von kleinen Fackeln eingerahmter leerer Kreis von etwa zwanzig Metern Durchmesser, um den sich die Leute gescharrt hatten. Raccans Augen zuckten zu dem Gebilde, musterten die Leute. Das sieht aus wie..., aber weiter kamen seine Gedanken nicht; plötzlich spürte er Adyas Hände in seinem Nacken, welche ihn sanft herunterzogen, ihre Lippen drückten sich auf seine, küssten den Assassinen innig. Raccan war perplex, erwiderte den Kuss zögerlich, aber dann ging alles rasend schnell. Die Elfe glitt mit ihren Fingern plötzlich von seinem Hals nach unten, griff den Kragen seines Gewands mit beiden Händen und riss ihn einfach herunter. Das Geräusch von reißendem Stoff drang an Raccans Ohren, er wollte sich von ihr lösen, doch zu spät. Die Kleidung fiel zu Boden, mit entblößtem Oberkörper stand er inmitten der Leute, den skurrilen Kreis in seinem Rücken. Adya löste den Kuss, lächelte, während sie mit den Händen über die tätowierte Brust des Rothwardonen strich, sich auf die Unterlippe biss und den Anblick sichtlich genoss. Ihr Kopf zuckte nach oben, sie fing Raccans verwirrten Blick mit ihren wunderschönen Augen ein.
"Mach mich stolz, Süßer...", säuselte sie wie in Trance, verwegen lächelnd, legte beide Hände auf den Oberkörper des Assassinen und stieß ihn sanft, aber bestimmt von sich. Er war wie gelähmt, überwältigt von der Situation, folgte der Bewegung, taumelte zurück und fand sich kurz darauf in der Mitte des Kreises wieder, umringt von den Adligen. Die Menge verschluckte Adya, versperrte jeglichen Ausweg, und verloren stand Raccan einfach nur da. Das Blut rauschte in seinen Ohren, all das kam ihm so unwirklich vor. Erlebte er das hier gerade wirklich? Stand er unter Drogen? War das echt?
Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn herumfahren, und als er den ihm bekannten Nord erblickte, welcher sich nur mit einem Lendenschurz bekleidet und eine schwere zweihändige Axt auf den Schultern ruhend durch die Menge schob und schließlich ebenfalls den Kreis betrat, dämmerte Raccan, in was er hier hineingeraten war.
Wie konnte er nur so blind gewesen sein. So naiv. Hatte es ihn nicht verwundert, dass er der einzige auf dem Empfang gewesen war, der eine Waffe trug? Hatte ihn Adyas Hartnäckigkeit nicht stutzig werden lassen? Hatte er all das verdrängt, nur aufgrund eines schelmischen Lächelns und eines Blicks, der mehr sagte als tausend Worte? Der Rothwardon ließ seine Augen über die fremden Gesichter wandern; über Gesichter, welche in freudiger Erwartung des bald folgenden Schauspiels lächelten und ihn interessiert musterten; nicht ihn als Person, sondern als fleischgewordene Unterhaltung. Was bildeten sie sich ein? Er würde diesen Nord niemals freiwillig töten. Freiwillig. Das war das Zauberwort. Nichts hier war freiwillig, und instinktiv schaute er nach oben. Und dort waren sie. Die ganze, schreckliche Familie, versammelt auf dem Balkon, mit bester Sicht auf den Kreis. Trálír. Zu seiner linken seine Frau. Zu seiner Rechten Adya, daneben ihre Freundinnen. Alle blickten sie auf ihn herab. Aufgrund der Dunkelheit konnte Raccan ihre Gesichter nicht sehen, aber er wusste, dass sie lächelten. Allesamt. Seine Augen zuckten auf die Balustrade. Dort standen Bogenschützen, hatten die Pfeile bereits angelegt, zielten auf ihn. Richtig, nichts hier war freiwillig.
"Willst du überleben, kämpfe, Rothwardon!", dröhnte es plötzlich vom Balkon mit Trálír's Stimme, und ein Geschoss zerbarst direkt vor Raccans Füßen.
"Doch sei gewarnt, unseren Golk konnte noch niemand bezwingen...", und wie zur Untermalung schnaubte der Nord laut und setzte die Axt mit einem metallischen Klirren auf dem Boden ab.
Raccans Blick wurde ausdruckslos, in seinem Kopf herrschte vollkommene Leere. Die Welt, so wie er sie kannte, zerbröckelte mit jedem Wort, mit jeder Silbe, mit jedem Buchstaben, den Trálír ihm entgegen schleuderte. Er war nur Mittel zum Zweck. Hatte sich von einer Frau um den Finger wickeln lassen, welche mit ziemlicher Sicherheit schon bei ihrer ersten Begegnung diesen Plan ausgeheckt hatte. All die spöttischen Bemerkungen ergaben nun einen Sinn. Der Streit mit ihrem Vater, ebenfalls fingiert. Der schüchterne Blick der Haushälterin. Der verängstigte Stall-Khajiit. Die Bemerkung der Hochelfe beim Versorgen seiner Kopfwunde. Alles Indizien, aber er war zu blind gewesen, es zu sehen; betört von dem üppigen Ausschnitt einer verwöhnten Göre, wie ein kleiner Junge war er ihr hinterhergehechelt.
Es genügte ein Wort, um seinen Kopf wieder zu füllen.
"Beginnt!", rief Trálír plötzlich laut, hob dabei die Arme und ein Raunen ging durch die Leute, als der Nord die Axt mit beiden Händen packte, seine Muskeln anspannte und auf Raccan zukam. Dieser warf den Kopf herum, griff instinktiv nach seinem Säbel und wog ihn locker in der Hand. Gegen die Waffe des Nords wirkte seine Klinge wie ein Spielzeug, in den Händen des Assassinen jedoch war sie eine tödliche Waffe. Während der Barbar ausholte und die Axt von oben auf Raccan niedersausen ließ, wich dieser behände zur Seite aus. Das riesige Schlaginstrument zertrümmerte eine Bodenplatte, kleine Steinsplitter spritzen umher, schmerzten auf der ungeschützten Haut. Aber davon bemerkte der Rothwardon rein gar nichts. In seinem Kopf überschlugen sich nun die Gedanken, sein Körper jedoch war voll einsatzbereit und instinktiv in den Kampfmodus gewechselt. Das hier würde nicht das Ende sein. Sein Ende wär auch Sahis Ende. Sahi. Die letzten Tage hatte er keinen Gedanken an sie verschwendet, hatte sie vergessen, ja, nicht einmal ihren Brief hatte er bis jetzt beantwortet. Er hatte seine kleine Schwester einfach vergessen. Was war er für ein Bruder, der nicht einmal seine Schwester beschützen konnte. Die Axt flog von der Seite heran, Raccan ging blitzschnell in die Knie, die Waffe strich haarscharf über seinen Kopf hinweg, beschrieb eine Kurve, der Nord wollten den Schwung nutzen und ließ die Axt wieder von oben auf seinen Gegner niedergehen, aber der Assassine rettete sich mit einer Hechtrolle zur Seite, federte sich geschmeidig ab und stand sogleich wieder auf den Beinen, den Barbaren fixierend, der soeben eine weitere Platte zerstörte. Die Rufe der Adligen blendete er aus, ihre lüsternen Blicke, welche nach Blut verlangten und sich an den durchtrainieren Körpern erfreuten. Jetzt hieß es er oder der Nord. Wollte Raccan überleben, musste er dieses perverse Spiel mitspielen. Denn sein Überleben war auch Sahis Überleben. Das Überleben seiner Schwester.
Fest griff er den Säbel, ließ ihn schwingen, während er im Halbkreis um den Nord herumschlich, lauernd wie eine Katze. Abermals der Angriff von Oben, eine Drehung und Raccan war ausgewichen, während die Steinplatte zerbrach. Die Chance war da, er schlug zu, die Klinge des Säbels fuhr über den Arm des Barbaren, schlitzte ihn auf, ein Schrei, der durch Mark und Bein ging. Die umstehenden Menge hielt den Atem an. Golk, der Unbesiegbare; er konnte bluten. Ungläubig blickte der Nord auf die Wunde, dann auf den Verursacher, welcher sich schon wieder auf Distanz begeben hatte und den Säbel locker hin und her schwang. Das Blut floss in Strömen, aber der Champion war nun in Rage; ungeachtet des hervorquellenden Lebenssaftes riss er die Axt aus dem Boden und stürmte in Raserei auf Raccan zu, schwang die Waffe wie ein tödliches Pendel, drängte den Rothwardonen zurück. Ein Schmerz wie das Einschneiden von Papier durchzuckte seine Wange, als die Klinge der Axt den Kopf des Assassinen nur um ein Haar verfehlte. Blut lief aus der hauchdünnen Schnittwunde, eine weitere Narbe für den Wüstenkrieger; es würde jedoch eine sein, die ihn für immer an das hier erinnern würde. Sie würde ihm eine Warnung sein. Und sie sollte das Ende von Golk, dem Unbesiegbaren symbolisieren.
Einen weiterer Pendelschlag des Nords nutze Raccan für eine gewagte Aktion. Er duckte sich nach unten weg, warf sich nach vorn und rollte sich durch die weit auseinanderstehenden Beine des Zwei-Meter-Hünen ab. Dieser verlor durch den Schwung kurzzeitig das Gleichgewicht, taumelte nach vorn, hätte mit seinem Axtschlag beinahe einen der Adligen erwischt, welcher erschrocken zurückwich. Der Assassine hatte sich unterdessen in einer fließenden Bewegung hinter dem Nord aufgebaut, holte aus und zog mit einem kräftigen Schlag den Säbel quer über den Rücken des Barbaren. Die Adligen schrien auf, das Blut spritzte, die Klinge stieß auf Knochen, traf die Wirbelsäule, schrammte darüber hinweg, schnitt sich dahinter abermals tief in den Körper des Nords. Ein Schrei wie der eines verwundeten Tiers, der Nord bog den Rücken vor Schmerzen durch, ließ die Axt zu Boden fallen, ging auf die Knie. Raccan aber zeigte keine Gnade, drehte sich einmal um die eigene Achse, richtete dabei den Säbel anders aus und schlug dem Barbaren ein tödliches Kreuz in den Rücken. Die Stimme erstickte, die Augen rollten nach oben bis nur noch das blutunterlaufene Weiß der Augäpfel zu sehen war. Wie in Zeitlupe kippte der Nord nach vorn und schlug mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aus, die Axt unter sich begrabend.
Es herrschte gespenstische Stille. Raccan blickte, den tropfenden Säbel in der Hand, auf den regungslosen Körper zu seinen Füßen. Sein Oberkörper war mit kleinen Blutspritzern übersät und aus dem Schnitt an seiner Wange floss ein kleines rotes Rinnsal. Golk war tot, daran gab es keinen Zweifel, und doch starrten die Adligen wie gebannt auf die Leiche ihres ehemaligen Champions, wie als würden sie hoffen, er würde sich doch noch einmal aufrichten. Aber es geschah nichts, der Körper bewegte sich nicht mehr, und eine Blutlache breitete sich bereits unter ihm aus. Raccans Kopf zuckte nach oben zum Balkon, er konnte Trálír erkennen, welcher sich auf dem Geländer aufstützte und fassungslos die Szenerie unter sich betrachtete. Der Rothwardon rechnete damit, dass der Elf jeden Moment den Befehl gab, ihn niederzuschießen, aber nichts dergleichen geschah, die Situation hatte ihn augenscheinlich überrumpelt. Der Assassine ließ den Kopf wieder sinken, warf noch einen Blick auf den toten Nord und ging dann langsam auf die Terrassentür zu. Die Menge teilte sich stumm, musterte ihn mit angsterfüllten Augen, keiner wollte sich ihm in den Weg stellen. Feiges Pack, und er schaute nicht zurück, als er die Tür leise hinter sich schloss und sich damit den Blicken der Menge entzog.
Wie in Trance war er die Treppen hinaufgelaufen und hatte sein Zimmer gefunden. Er musste hier weg, auf der Stelle. Gerade legte er seine Rüstung an, als er ein Geräusch hinter sich an der Tür vernahm und herumfuhr.
Da stand sie. Adya. Und...sie lächelte.
"Ich wusste, du schaffst es...", säuselte sie und trat in das Zimmer, die Haare auf ihre typische Art und Weise sich um den Zeigefinger wickelnd.
Raccan sagte nichts, zog die ledernen Laschen durch die Schnallen und zurrte den Wams fest. Den Säbel wischte er an der blutbespritzen Hose, welche auf dem Bett lag, ab und befestigte ihn an seinem Gürtel. Er drehte sich zur Tür wollte hier einfach nur noch raus, aber Adya stand nun direkt vor ihm, lächelte ihn sanft von unten herauf an.
"Du hast bewiesen, dass du unser Champion bist, du musst nicht gehen...", säuselte sie weiter und legte ihre Hände auf Raccans Brust. Dieser aber griff ihre Handgelenke, beugte sich nach unten und hielt erst wenige Zentimeter mit seinem Gesicht vor dem Ihren inne. Er las in ihren Augen, sie versuchte es wieder mit ihrem Blick, aber dieser wirkte bei Raccan nicht. Nicht mehr. Er lächelte ausdruckslos.
"Fahr zur Hölle", flüsterte er, stieß sie zurück und verließ das Zimmer, ohne noch einmal zurückzusehen.
Auf dem Weg nach draußen begegnete ihm niemand, man hielt ihn nicht auf, und unbedrängt betrat er den Stall. Der kleine Khajiit kam angelaufen, machte große Augen wie als hätte er nicht mehr mit dem Assassinen gerechnet.
"Mein Pferd...bitte", sprach Raccan kurz angebunden das Katzenwesen an, aber dieses rührte sich nicht.
"Bitte...", versuchte es der Rothwardon nochmals, und das schien den Stallburschen aus seiner Starre zu lösen, denn er wuselte davon und führte kurz darauf Raccans Pferd samt Ausrüstung zu ihm.
"Danke", und er wollte sich schon abwenden, aber dann wandte er sich doch noch einmal dem Khajiiten zu. "Du musst nicht hierbleiben...". Ausdruckslose und traurige Augen trafen Raccan, der Stalljunge ließ die Schultern hängen und schüttelte den Kopf. Es ließ sich nur erahnen, was ihm angedroht worden war, und so traurig es auch war, darauf konnte Raccan keine Rücksicht nehmen. Er fand es sowieso schon erstaunlich, so weit gekommen zu sein, ohne aufgehalten zu werden, da konnte er nicht das Risiko eingehen und unnötig Zeit verschwenden. So seufzte der Assassine nur, saß auf und machte sich auf dem Weg zum Tor des Anwesens. Bereits von Weitem hatte er seinen Bogen gezückt um sich notfalls den Weg durch die Torwächter freizuschießen, aber von denen fehlte jede Spur. Ein Hinterhalt? Skeptisch blickte Raccan sich um, prüfte vom Pferd aus das Tor, welches zu seiner Überraschung nur angelehnt war. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Aber dann besann sich der Rothwardon; wollte er hier wirklich warten, bis die Wachen aus dem Anwesen ihn aufhalten würden? Nein. Jetzt musste er darauf vertrauen, dass Satakal ihm den Weg geebnet hatte. Dies fiel ihm schwer, aber eine bessere Erklärung hatte er beim besten Willen nicht, und damit drückte er die Fersen in die Flanken des Pferdes und ritt im Dunkeln den schmalen Pfad Richtung Skingrad entlang...
Die Nacht war kühl und von der angenehmeren Sorte, aber davon merkte Raccan nicht viel, während er den Weg entlangritt, dann die Hauptstraße erreichte und sich ratlos umsah. Aus Reflex befühlte er seine Taschen, obwohl er wusste, dass sich kein einziger Septim darin befand. Das würde draußen schlafen bedeuten, aber derzeit hatte er sowieso das Gefühl, ständig die falschen Entscheidungen zu treffen, also was soll's. Er lenkte sein Pferd die Goldstraße Richtung Nordosten entlang und entschied spontan in den Wald abzubiegen. Unweit der Hauptstraße saß er ab und richtete sich ein provisorisches Lager her, und nachdem das Feuer endlich brannte, lehnte er sich an einen nahen Baum und rutschte daran hinab, wo er kraftlos sitzenblieb und in das kleine, flackernde Feuer starrte.
Dieses Land ist nichts für dich. Nur Intrigen und Verrat. Was machst du eigentlich noch hier? Du hast deinen Auftrag erfüllt, die Katze ist tot. Er warf einen Blick zum Pferd und seinem Gepäck, in dem das zusammengerollte Fell des Khajiits verstaut war. Richtig, das Schwert ist weg, was fast so schlimm ist als wenn ich selbst der Verräter wäre. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, es wiederzufinden? Wieviel Zeit war seitdem vergangen? Werden mir diese Adligen auf den Fersen sein?
Er befühlte seinen Hals, spürte Sahis Geschenk, betrachtete die kleine Pfeife lächelnd, blies lautlos hinein. Nichts geschah, nur das Rauschen der Bäume und das knisternde Feuer. Hatte Jail ihn verlassen? Es würde ihn nicht wundern. Noch einmal legte er die Lippen an das zierliche Instrument, endlose Sekunden verronnen, bis er endlich den vertrauten Flügelschlag vernahm, der Falke aus der Dunkelheit heran schoss und zielsicher auf einem umgekippten Baum neben dem Lagerfeuer landete. Ein schönes Tier, wie eh und je, anscheinend hatte er sich geputzt, denn von dem Sand war nichts mehr zu sehen. Natürlich nicht, es waren ja auch einige Tage vergangen. Zuviele Tage. Raccan streckte seinen Hand nach vorn aus und machte eine kleine Geste mit den Fingern, worauf sich Jail abstieß, zu Raccan herüberflog und auf seinem Handgelenk landete. Die scharfen Krallen bohren sich in seine Haut und hinterließen kleine, blutende Mahle, aber in diesem Moment war dem Assassinen das vollkommen egal. Er strich über den Kopf des Falken und seinen Rücken hinunter, woraufhin Jail innehielt und die ungewohnte Berührung sichtlich genoss.
Er musste diesen Brief schreiben, so schwer es ihm fiel. Er musste schreiben, dass er das Schwert verloren, dass er versagt hatte. Aber für den Moment gab nur ihn, den Falken, sein Pferd und die Nacht. Sonst niemanden.
-
Schwertmeister
- Schenke zum Schlechten Omen
Als Arcturus die Schenke betrat schaute Mannheim ihm nervös entgegen."Was gibts es Mannheim?" fragte Arcturus vorsichtig."N-Nichts. Ich weiss nicht ähm wollt ihr auf euer Zimmer oder soll ich euch ertsmal was zu essen bringen?". Etwas zu essen könnt ihr mir bringen aber das Zimmer lassen wir erstmal ich bin nämlich nicht zufrieden damit. Ich möchte ein neues." Mannheim sah ihn erschrocken an und gab ihm wortlos die Schlüssel für das Kellerzimmer. Arcturus drehte sich um und ging zur Falltür die in den Keller führte. Am Zimmer angelangt legte er die Hand auf die Klinke und atmete tief durch und öffnete dann ruckartig die Tür.Er machte einen Schritt in den nur vom Kaminfeuer beleuchteten Raum.Der Lichtschein wurde jedoch in Zwei breite strahlen geteilt dadirekt vor dem Kamin eine Gestalt in einem Kapuzenumhang stand. Sie hatte Arcturus den Rücken zugekehrt. Als er gerade etwas sagenwollte begann die Gestalt zu sprechen: "Wie ich sehe habt ihr euch meine Nachricht zu herzen genommen mein alter Freund. Das ist gut sehr gut."
"Wer seid ihr" fragte Arcturus mit weit aufgerissenen Augen. "Was habt ihr hier zu suchen und wer ist in dem anderen Zimmer?" Der Mann drehte sich langsam um und sah Arcturus nun direkt an. Durch das dunkle in der Kapuze konnte man jedoch sein Gesicht nicht sehen. "Was glaubt ihr den wer ich bin? Ein weiterer Meuchelmörder der euch,aufgrund eurer Taten, auf den Hals gehetzt wurde? Nein das bin ich nicht. Macht euch mal keine sorgen Arcturus. Ich bin hier um euch zu helfen, nicht um euch zu töten."
Acrturus wich zwei Schritte zurück und zog seine Axt aus dem Gürtel die immer noch vom Blut des Assassinen bedeckt war. "Ich warne euch.Ich habe in der letzten Woche mehr als genug Menschen getötet, erklärt euch jetzt und zwar auf der Stelle sonst seid ihr des Todes!"
"Lasst mich euch erst etwas erklären. Wie gesagt bin ICH nicht hier um euch zu töten aber oben im Zimmer, das ihr zuvor bewohnt habe, werdeneuch zwei Vollstrecker und der Zuhörer der Dunklen Bruderschaft selbst erwarten. Die Bruderschaft hat endgültig genug. Sie wollen und werden keinen weiteren Assassinen mehr verlieren. Deswegen will der Zuhörer selbst nun ein Exempel an euch statuieren. Lasst mich euch helfen Arcturus... Bitte ich will euch nichts böses. Lasst uns zu diesen Schweinen nach oben gehen und sie fertig machen. Und nun lass mich ich dir beweisen das ich nicht dein Feind bin und auch nie dein Feind war."
Der Mann tratt einen Schritt auf Arcturus zu und zog dann seine Kapuze vom Kopf...es herrschte Stille. Minutenlang starrte Arcturus nur seinen gegenüber an den er konnte es einfach nicht fassen. "Decius."flüsterte er mit vor Tränen erstickter Stimme. Auf einmal ließ erseine Axt fallen und bevor er sichs versah lag er schluchzend in denArmen des Freundes den er so lange nicht gesehen hatte. Die beiden standen lange Zeit nur da und endlich, als sie sich trennten, sagte nun auch Decius, mit einer Träne in seinem ihm verbliebenen Auge:"Es freut mich sehr dich wiederzusehen mein Alter Freund. Zehn Jahre sind eine viel zu lange Zeit um einen Freund zu vermissen.""Da hast du wohl recht Decius, aber was machst du hier nur? Und wie hast du mich gefunden?" fragte Arcturus.
"Nunja ich habe meine Mittel und Wege." meinte Decius Augenzwinkernd."Aber alles andere Später. Wir müssen uns jetzt erstmal um diedrei Deppen kümmern die da oben ,sich die Beine in den Bauch,stehen." Arcturus erwiederte: "Also gut auf gehts."
Acrturus folgte Decius ohne zu zögern die Treppe nach oben. Vor dem Zimmer angelangt stellte sich Decis mit gespanntem Bogen vor die Tür und Arcturus öffente Blitzschnell von der Seite die Tür. Decius liesseinen Pfeil fahren und der landete direkt im Auge eines Assassinen.Die anderen beiden Personen im Raum sprangen auf und wollten zur Tür rennen, sie wurden jedoch beide von einem von Arcturus Feuerbällen an die Wand geschleudert. Während Arcturus mit seiner Axt das Endedes einen besiegelte rappelte sich der andere wieder hoch und wollte nochmal zur Tür rennen. Decius jedoch warf seinen Dolch mit eiskalter Präzision. Mit, vor Entsetzten, weit aufgerissenen Augen fasste der Assassine an seinen Hals, aus dem der Griff des Dolches herausragte. Seine Augen drehten sich noch während der Bewegung nach hinten und er sackte mit einem leisen gurgeln endgültig in sich zusammen.
Nachdem das Blutige Werk verrichtet war sahen sich die zwei Freunde die Leichen genauer an als Decius plötzlich erstarrte :"Verdammt der Zuhörer ist nicht hier."
Geändert von TiberSeptim (06.01.2014 um 20:07 Uhr)
-
Legende
Sheogorad, nordwestlich von Dagon Fel, Küste zum Geistermeer
Brutale Kopfschmerzen pressten von allen Seiten auf sein Bewusstsein ein. Was bei den vier Säulen? Er brachte nur ein gequältes Stöhnen zu Stande. Harter, felsiger Untergrund bohrte sich in seinen Rücken. Kalter, felsiger Untergrund. Es dauerte einige Augenblicke, bis Arranges zu der Erkenntnis kam, dass er... oder zumindest sein Oberkörper ziemlich nackt war. Die Situation passte überhaupt nicht dazu, wie er in der Taverne in Dagon Fel eingeschlafen war. Und da war noch etwas. Seine Gliedmaßen, Zehen, Finger! Alles war taub vor Kälte! Wie kann das sein?! Arranges Kontemplation und sein Wissen um Feuerzauber schützten ihn normalerweise automatisch vor Kälte im Schlaf. Sein Geist war derart neben der Spur, dass Arranges erst jetzt bemerkte, dass er gar nichts sah. Seine Augenlider waren geschlossen. Er versuchte sie zu heben.
Nichts.
Er versuchte überhaupt sich zu rühren.
Außer einem Zucken in den Armen geschah nichts. Erschreckend wenig. Der Magier horchte in sich hinein ob er irgendwelche Verletzungen hatte. Er war kein Heiler, aber an diesem Punkt konnte er sicher sagen, dass er keinen Blutverlust hatte und auch nichts gebrochen war. Kein Schlag auf den Kopf. Aber wer hat mich hierher - wo immer ich auch bin - gebracht und das völlig ohne dass ich irgendetwas bemerkt hätte? Arranges war vergleichsweise sicher alt, aber wenn jemand mächtig genug, ihn so zu überwältigen, in die Taverne in einem kaiserlichen Außenposten eingebrochen wäre, müsste er irgendetwas bemerkt haben.
Zunächst muss ich diese Taubheit in den Armen loswerden. Arranges fokusierte Magie in seine Fingerspitzen... Und bemerkte davon rein gar nichts. Was ist das? Es ist kein Lähmzauber, so viel steht fest. Eine generelle Kälte, nicht von außen, von innen!? Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mehr. Allerdings konnte dies auch der Dauer geschuldet sein, die er bereits hier lag. In jedem Fall musste er hier weg, bevor seine Entführer nochmals zurückkehrten. Er spürte, dass er Beinkleider trug, ob es seine eigenen waren konnte er unmöglich sagen. der Kaiserliche atmete tief ein und aus. Und ein und aus. Das Pochen in seinem Hinterkopf legte sich ein wenig. Und ein und aus. Er konzentrierte sich auf seine Magie. Und ein und aus. Seine Brust begann zu schmerzen, während er in seinem Mund einen beißenden Rauchgeschmack hatte. Und ein und aus. Nadelstiche gingen durch seine Finger, er knirschte mit den Zähnen und verzog das Gesicht. Und ein und aus. Der Boden unter ihm erwärmte sich, seine Armmuskeln begannen sich anzuspannen. Und ein und aus. Er spürte, wie ihm Blut schmerzhaft in die Wangen schoss. Ein letztes Mal holte er tief Luft. Seine Hände gehorchten ihm plötzlich unter dem Druck seiner Feuermagie wieder. Er ballte sie zu Fäusten. Seine Lider hoben sich.
Ich bin... Seine Augen flitzten hin und her und versuchten die Szenerie zu erfassen. In einer Höhle... Die mittlerweile viel zu langen Haare fielen ihm in die Augen. Unter massiver Anstrengung gelang es ihm sich hochzustemmen. Links und rechts musste er sich mit den Händen stützen um nich direkt wieder umzukippen. Der Begriff Höhle war schon eher ein sehr überzogenes Kompliment für diesen Steunhaufen in dem zufällig genug Platz für einen, vielleicht zwei ausgestreckte Männer war.
Der Nekromant musste sich zuerst eine Weile umsehen, bevor sein Bewusstsein gänzlich wieder zur Realität durchgedrungen war. Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass etwas fehlte - abgesehen von seinem Hab und Gut. Seine Stirn warf tiefe Falten, die ihn plötzlich sehr viel älter erscheinen ließen, als er tatsächlich war. Rote Augen... weiße Haare. Der Kopfschmerz kehrte zurück, während Arranges angestrengt nachdachte. Er schaute auf seine Handflächen, als wolle er dort die Antwort auf sein Sinnen ablesen. Seine Lippen begannen zu beben und wie von selbst formten sie einen Namen: 'Erynn.'
Es war nicht mehr als ein Flüstern.
Langsam begann sein Kopf sich zu drehen. Mit der Erwartung, dass die in seiner Erinnerung zierliche Dunmer irgendwo hier in diesem Loch liegen musste, suchten seine Augen den Felsen ab.
Nichts.
Dieses nichts zeigt sich mir in der kurzen Zeit seit ich wach bin schon erstaunlich oft. Wird Zeit, dass ich aus einem nichts ein etwas mache...
Arranges hielt die Sorge um die Dunmer zunächst nieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ebenfalls entführt wurde und irgendwo in der Nähe war, war für ihn hoch genug um sich darum ersteinmal keine Gedanken zu machen. Mit glühenden Händen machte er sich daran, seine Beine von der grausamen Kälte zu befreien.
Nach einer Weile stand Arranges noch leicht wacklig in dem Loch. Er erkannte den typisch gesprenkelten Felsen der nördlichen und westlichen Regionen Morrowinds. Bei der Höhle handelte es sich um ein Loch, das gerade hoch genug war ihm im Stehen nicht den Schädel einzudrücken und führte nach wenigen Metern zu einem sehr zugewuchterten runden Ausgang. Tageslicht fiel zwischen den typisch braunen Blättern morrowindischer Vegetation hindurch. Das milchige Tageslicht der nördlichen Regionen außerhalb der Aschlande. Ein letztes Umsehen zog seine Aufmerksamkeit auf ein Funkeln zwischen zwei kopfgroßen Steinen. Arranges bückte sich danach und umschloß das Funkeln vorsichtig. Zum Vorschein kam ein Kettenhemd - so weit Arranges das in dem dämmrigen Licht beurteilen konnte.
Er trat nach draußen und stand nur wenige Meter vom Meer entfernt. Die Tatsache, dass in der Ferne der Gipfel des Roten Bergs fehlte und die Zahl der sich im leichten Wellengang der See spiegelnden Monoliten schon nach rund 100 Metern deutlich abnahm, deutete darauf hin, dass er gerade nach Norden blickte.
Der funkelnde Gegenstand war tatsächlich ein Kettenhemd. Und nicht nur irgendeines, es war sein Kettenhemd, das Erbstück seiner Familie. Allerdings war es grob zerfetzt und wies Spuren magischen Einwirkens auf. Ich wurde also nicht von gewöhnlichen Banditen verschleppt...
Der Hang, in dem sich die Höhle befand fiel über drei Meter steil zum kiesigen Strand hin ab. Arranges erklomm ihn mit einiger Mühe. Oben angekommen blickte er über einen leicht hügeligen Landstreifen, übersäht mit Geröll. Die Riesenpilze fehlten beinahe gänzlich bis auf eine Handvoll Ausnahmen. Arranges erinnerte sich nicht im Detail an die Karte Vvardenfells, aber die Riesenpilze gab es nur im Zentrum und im Osten. Er blickte sich weiter um, von Erynn war keine Spur. Für eine Weile stand er nur da und überlegte. Es war sehr lange her, dass er in einer derart prekären Lage war. Überhaupt waren seine Erinnerungen bestenfalls verschwommen. Nicht nur die letzten aus Dagin Fel, sondern alles. Nur eine Nachwirkung des Überfalls... Beruhigte sich der Beschwörer selbst.
Nachdem er die Steilküste ein wenig abgesucht hatte und keine Anzeichen von Menschen oder Mer gefunden hatte, kam er zu dem Entschluss, dass seine beste Option jetzt Dagon Fel war. Hätte er nicht bereits über die Geographie ausgemacht, wo Norden ist, wäre es mehr als schwer geworden die richtige Richtung einzuschlagen, da der Himmel mit dicken Wolken verhangen war, so aber folgte er der Küste einfach nach Osten. Das Mithrilkettenhemd hatte er sich in die schimmlige Schnur gesteckt, welche eine lottrige Hose um seine Hüften hielt. Während er barfuß über den groben Untergrund lief, sich immer wieder umschauend, versuchte er nochmals zu ergründen, weswegen er ursprünglich überhaupt hier gewesen war. Sie hatten jemanden gesucht... nein, gejagt. Einen Argonier. Aber der Grund dafür wollte ihm partout nicht mehr einfallen. Normalerweise werde ich doch auf Schritt und Tritt von der Gathering beobachtet, aber in dieser brenzligen Situation zeigt sich keiner von denen... überragende Pfeifen...
Arranges war etwas über einen Tag unterwegs gewesen - inklusive einer Schwimmeinlage - als er in der kalten Morgendämmerung den Turm des Kontors von Dagon Fel auftauchen sah. Na endlich... Sheogorad ist nicht so langgezogen, wie es auf der Karte anmutet... oder ich war nicht so weit weg von der Hauptinsel des Archipels... Arranges war sich seiner Erscheinung bewusst und bemühte sich seine Hände offen zu zeigen ohne auffällig zu wirken, als er sich den provisorischen Verteidigungsanlagen des Außenpostens näherte.
Eine kaiserliche Wache entdeckte ihn, bevor er jemanden auf den Palisaden ausmachen konnte.
'HALT! WER DA?'
Die Stimme des Legionärs klang grundlegend falsch, sie hatte etwas auffallend Panisches an sich. Und auch die Palisade selbst wirkte irgendwie übergewichtig, als hätte man einfach noch zusätzlich einige Stämme und Felsblöcke anmontiert ohne dabei auf Gleichmäßigkeit, sondern auf die pure Verstärkung der schützenden Funktion zu achten.
Arranges blieb stehen: 'Ich bin ein einzelner Wanderer, ausgeraubt von Banditen.'
'Kommt langsam näher!'
Arranges tat was die Wache ihn geheißen. Aus der Dämmerung schälte sich ein bizarres Bild. Von dem Kontor war nur noch die Hälfte übrig, den Hügel hinauf konnte man pechschwarze Brandspuren im Felsen entdecken, die Straße hinter dem Legionär wieß Risse auf, so, als ob jemand mit roher Gewalt versucht hätte sie zu spalten. Was zum Teufel war hier passiert?
Und genau diese Frage stellte er dem Legionär, welcher ihm den Zutritt versperrte und prüfend musterte.
'Vor einer Woche hat irgendein völlig Irrer eine Kreatur in der Taverne beschworen. Das Monstrum war so groß, dass es die eine Hälfte des Kontors einfach wegsprengte, als es aus Oblivion gerufen wurde. Die Wachen konnten sie wohl in die Flucht schlagen, das ganze Untier ist in die Wildnis nach Westen geflohen, vom Beschwörer selbst fehlt noch immer jede Spur.'
Beschwörer haben mich entführt? Das würde zumindest erklären, warum sie mir mein Kettenhemd gelassen haben, den Rest aber geklaut. Zeitlich passt der Ablauf aber nicht, ich kann unmöglich eine Woche in der Höhle gelegen haben.
'Seit dem lebt das Dorf in Angst. Die Wachen wurden wegen der strategischen Wichtigkeit dieses Ortes verdreifacht und die Mauern verstärkt so gut das möglich war mit dem was wir zur Verfügung hatten.'
'Habt ihr eine Dunmer aus dem Dorf flüchten sehen?'
'Eine Dunmer? Das halbe Dorf ist geflüchtet.'
'Lange weiße Haare.'
'Hmm... ihr könnt gern eine der Wachen am Dock befragen, ich bin erst seit 4 Tagen hier. Ihr könnt ins Dorf, bitte versucht einfach keine Aufregung zu verbreiten.'
Arranges trat an der Wache vorbei. Einige der Hütten wurden mit Felsblöcken verstärkt, während an einigen anderen Stellen nur noch verkohlte Reste übrig waren. Arranges trat auf eines der zwei Piers. Ein Langschiff lag dort vor Anker, zwei Legionäre unterhielten sich, während drei Männer Kisten von Bord schleppten. Erst die kritischen Blicke der Wachen machten ihn darauf aufmerksam, dass er immernoch halbnackt herumlief.
'Entschuldigt den Anblick... Banditen draußen in der Wildnis.'
Die Legionäre nickten nur verständnisvoll.
'Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass es nur Banditen waren...' Antwortete einer.
'Ja, ich habe gehört, was hier vorgefallen ist, ich möchte auch nur schnellstmöglich weg...'
'Ist euch nicht zu verdenken. Das Schiff dort wird gerade entladen, Wenn ihr in einer Stunde wiederkommt, setzt der Kapitän euch nach Vvardenfell über.' Der Legionär bedeutete Arranges näher zu kommen und drückte ihm dann ein paar Draken in die Hand. 'Geht zum Kontor und besorgt euch einen Gambeson oder irgendetwas, das ihr unter dem Kettenhemd tragen könnt, so ist es euch nicht sehr nützlich.' Sagte er mit gedämpfter Stimme.
Ich muss wohl sehr bemitleidenswert aussehen... Arranges schaute kurz an seinem nackten Körper herunter und stellte fest, dass er tatsächlich eine sehr narbenreiche Vergangenheit vorzuzeigen hatte.
Der Magier wandte sich zum Gehen in Richtung Kontor, er war gerade zwei Schritte gegangen, als plötzlich jemand hinter ihm auf dem Deck losbrüllte: 'HALTET IHN! DAS IST DER BESCHWÖRER DES FROSTMONSTERS!' Arranges blieb wie angewurzelt stehen. Frostmonster? Ein Frostatronach? Ich bin doch kein Eismagier?!.
'Halt!' Sagte eine der Wachen bestimmt, aber ruhig.
Arranges drehte sich langsam um. Hinter ihm hörter er weitere Wachen das Pier betreten. 'Da liegt sicher ein Missverständnis vor, sehe ich aus wie ein Magier, der einfach ein Außenposten in Schutt und Asche legt?'
'Nein, aber das ist kein Beweis dafür, dass ihr es nicht sein könntet.'
Der Arbeiter trat zitternd neben den Legionär. 'Er hat die Narbe auf dem Rücken.' Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Ich kann die Narbe nicht sehen und wenn, was soll sie beweisen?'
'In dem Untier schimmerte stetig der Schatten eines Menschen und auf dem Rücken hatte die Kreatur eine Zeichnung, welche ziemlich ähnlich wie die Narbe auf eurem Rücken aussah.' Antwortete eine der Wachen.
'Aber ich bin kein Magier.' Herrschte Arranges die Wache an.
'Das entscheidet der befehlshabende Kommandant, folgt uns bitte, wir wollen keine Aufregung im Dorf.'
Arranges Gemüt war schonmal leicht zu erhitzen, aber in solchen Situationen bewahrte er normalerweise einen kühlen Geist. Doch irgendetwas in seinem Hinterkopf entschied, dass Ruhe die falsche Reaktion wäre und zwang ihm Magie auf. Arranges hatte nicht die Reaktionsgeschwindigkeit um seine eigene Magie unter Kontrolle zu halten. Seine Arme hoben sich wie von selbst und die beiden Legionäre vor ihm wurden buchstäblich von innen wie Felsen durch Frost gesprengt. Gefrorene Splitter wirbelten durch die Luft. Die Arbeiter waren starr vor Entsetzen. Das Etwas in Arranges Kopf hatte sich aufgelöst und einen Großteil seiner gerade teils regenerierten Reserven mitgenommen. Arranges entschied, dass es jetzt zu spät war für diplomatische Ergüsse. Er konnte sich später Gedanken darum machen. Er hörte hinter sich die Schritte gepanzerter Füße schnell auf sich zukommen. So schnell es ihm seine Verwirrung gestattete drehte er sich um und zog vor sich eine brennende Linie über das Pier. Die Soldaten kamen stolpernd zum Stehen. Ein Pfeil verfehlte Arranges Kopf nur knapp. Seine beiden Hände fischte aus der Luft vor ihm Dolche. Er schritt entschlossen auf die Arbeiter zu. 'AN BORD ODER IHR ENDET WIE DIE LEGIONÄRE!' Brüllte er. Die pure Angst in den Augen hechteten die Arbeiter auf das Schiff. Arranges setzte mit einem langen Sprung hinterher. 'SEGEL SETZEN!' Die Arbeiter wirkten völlig geschockt, aber auf dem Schiff waren noch zwei Matrosen, welche nach einem kurzen Schreck handelten und das Segel setzten, Auch wenn ihre Bewegungen alles andere als routiniert aussahen, löste sich das Schiff allmählich vom Steg. Brandpfeile zischten am Schiff vorbei. Arranges fuchtelte in der Luft herum und es kostete ihn einiges an Konzentration um einen gewöhnlichen Feuerball zustande zu bekommen. Das Wasser zischte auf und nahm den Schützen auf dem Steg die Sicht. Die Brandpfeile nahmen ab.
'Setzt Kurs nach Schwarzlicht.' Sagte Arranges zusammengesunken an der Reling. Er war völlig ausgelaugt und verwirrd. Die Mannschaft - falls man die fünf Männer so nennen konnte - war völlig verängstigt und wagte es nicht in irgendeiner Form zu wiedersprechen.
-
Legende
Geistermeer
Arranges erfasste sein unschätzbares Glück erst eine Weile nachdem die Silhoutte Dagon Fels im Dunst des Geistermeers verschwunden war. Es lag kein anderes Schiff vor Anker, das ihnen hätte folgen können.
Zusammengesunken lehnte er an einer Ruderbank. Die Mannschaft machte einen großen Bogen um ihn und wagte es kaum in seine Richtung zu blicken, von reden ganz zu schweigen. Ich habe also ein Schiff geklaut... das ist in jedem Fall neu in meinem Leben. Oder zumindest neu in dießem Ausmaß... Arranges blendete die Welt um sich herum aus und versuchte irgendwie seinen Geist zu sortieren, was sich als recht schwierig erwies. Es fühlte sich an, als hätte er für all seine Gedanken und Wissen plötzlich zu wenig Platz in seinem Kopf. Er vertiefte sich in Meditation und sehr langsam kehrten vereinzelt klare Bilder zurück.
Es war beruhigend zu wissen, dass er nicht unter komplettem Gedächtnisverlust litt. Wahrscheinlich war es sogar nur der Tatsache geschuldet, dass er irgendwie in den Vorfall mit dem Frostmonster in Dagon Fel verwickelt war und etwas abbekommen hatte. Was den Vorfall an sich anging, so konnte sich Arranges keinen Reim darauf bilden. Vor einer Woche also war er hier angekommen mit Begleitung und hat sich in einem Bett in der Taverne hingelegt. In der gleichen Nacht hat irgendein sehr unfähiger Magier eine Seele aus Oblivion gerufen, die wohl deutlich zu mächtig war. Und er muss unglaublich ungünstig in die ganze Sache verwickelt gewesen sein, wenn er eine neue Narbe auf dem Rücken hatte und sogar verschleppt worden war für keinen besonders plausiblen Grund. Er versuchte die Einzelheiten, die er bisher wusste zusammenzufügen sodass sie Sinn ergaben, aber es gelang ihm nicht. Langsam tauchte er aus seiner Meditation auf und öffnete die Augen. Es war Nacht, der Himmel war sternenklar, sie waren den ganzen Tag nach Westen gesegelt. Ihm gegenüber saßen die 5 Männer zusammengekauert zwischen einigen Kisten. 'Was ist in Dagon Fel genau geschehen?' Fragte der Kaiserliche ohne jemanden bestimmtes anzusprechen. Die Männer zögerten. Doch dann richtete sich einer der Arbeiter auf: 'Es war vor einer Woche...'
'Ja doch, die groben Einzelheiten kenne ich bereits, ich will wissen was exakt passiert ist!'
Der Arbeiter zuckte zusammen, antwortete dann aber mit leicht zitternder Stimme: 'Irgendjemand hat in der Taverne etwas beschworen. Eine Kreatur bestehend aus gefrorener Luft und Eisblöcken. Kein Atronach. Dieses Ding war deutlich größer als ein Atronach. Ich weiss nicht was es war, aber seine Präsenz konnte von den Mauern der Taverne nicht gehalten werden. Es drückte die Wände einfach auseinander.'
Als der Arbeiter nicht weitersprach, wurde Arranges etwas ungeduldig, was sich direkt in seiner Stimme wiederspiegelte: 'Weiter? Was geschah dann?'
'Nun... nichts. Die Kreatur stand hauptsächlich dort in den Trümmern und schien sich umzusehen. In ihrem eisigen Körper schimmerten die Umrisse eines Menschen. Legionäre stürmten heran und versuchten abzuschätzen ob es sich hierbei um einen Angriff direkt aus Oblivion handelte, aber es war kein Obliviontor weit und breit in Sicht. Die Kreatur schien aber auch nicht angreifen zu wollen, in jedem Fall zeigte sie keine direkt aggressives Verhalten... Einer der Soldaten wurde bereits nach wenigen Augenblicken unruhig und schleuderte seinen Speer auf das Ding. Danach brach die Hölle in Dagon Fel los. Ihr habt sicher schon einmal gesehen, wie Frost Felsen sprengt... Das erklärt woher die auffallenden Risse in der Straße vor dem Kontor kommen, welche euch kaum entgangen sein können.'
'Und wie kommt man dazu, das Ganze mir anzulasten, ich bin verschleppt worden... zugegeben in der selben Nacht, aber ich war über einen Tagesmarsch westlich von Dagon Fel.' Unterbrach Arranges den Arbeiter. Er konnte sich immernoch keinen Reim darauf machen. Sicher, die Magie, welche er auf die zwei Wachen auf dem Steg gewirkt hatte war eher überzogen gewesen. Zudem waren es mächtige Frostzauber, wie in der Molag Amur - seltsam daran erinnerte er sich direkt mit einer Schärfe, die nicht zu übertreffen war. Es ergab keinen Sinn. Arranges verfügte zwar über manche Kenntnisse der Eismagie, aber er beherrschte einfach keine derart mächtigen Formeln. Er musste sich später darum Gedanken machen.
'Ihr tragt die exakt selbe Zeichnung auf dem Rücken, welche auch die Kreatur aufwies.'
'Was für eine Zeichnung?'
Der Arbeiter ritzte mit einem kleinen Messer etwas in eine Ruderbank und deutete darauf. Wacklig kam Arranges auf die Beine und nahm die grobe Schnitzung in Augenschein: Ein Querbalken lag auf einem kleinen Kreis, links und rechts auf dem Balken waren Punkte. Mit viel Phantasie konnte man eine Waage erkennen. Mitten durch die gesamte Zeichnung verlief ein diagonaler Balken wobei am unteren Ende soetwas wie ein Pfeil war und am oberen Ende eine einfache Schneeflocke zu erkennen war. Arranges war das Zeichen völlig fremd und irgendwie zweifelte er an der Erinnerung des Arbeiters.
'Nun, nachdem was ihr auf dem Steg gesehen habt ist es nicht notwendig euch weiterhin glaubhaft machen zu wollen, dass ich keine Ahnung von Magie habe, was es mit der Beschwörung auf sich hat kann ich allerdings nicht sagen nur so viel, dass ich absolut nicht weiss, was da passiert sein könnte. Ich sollte schnellstmöglich jemanden aufsuchen, der mir eventuell sagen kann, was es mit dieser Zeichnung auf sich hat und ob eine Narbe auf meinem Rücken tatsächlich aussieht wie das Symbol... Aber davon einmal abgesehen wäre auch spannend zu erfahren, was mit den anderen passiert ist. Die Wache sagte, dass viele in der Nacht aus Dagon Fel verschwunden waren, tot, geflohen, verschleppt... Arranges wollte unbedingt daran glauben, dass die beiden Dunmer einfach geflohen waren... oder ihn suchten. In letzterem Fall hätte Erynn ihn längstens finden müssen, sie war zu gut im Spurenlesen um einen Haufen Banditen, die ihn verschleppten aus den Augen zu verlieren. Also waren sie ebenfalls geflohen. Arranges erzwang eine Verbitterung, aber sein Geist wollte bei der Emotion nicht mitspielen. Auch Trauer war eher nicht zu spüren. Der Schock des Erwachens saß wohl noch zu tief...
In den Kisten fand Arranges ein Hemd und etwas, das man Umhang nennen konnte, es war eine etwas seltsame.traditionelle Tracht der Dunmer vermutete der Magier. Aber sie würde ihren Zweck erfüllen und ihn einerseits warmhalten und andererseits das Mithrilhemd verbergen, welches er darunter trug. Eine bessere Hose als den Lumpen, den er jetzt trug konnte er nicht finden, dafür aber Sandalen. Nunja, besser als Barfuß.
Sie segelten in den nächsten 5 Tagen zwischen massigen Eisschollen an der nördlichen Küste Solstheims entlang. Arranges vertraute auf die Fähigkeiten der beiden Seeleute. Und sie waren sehr bemüht den Kaiserlichen nicht zu verärgern.
Die Standardbestückung der Vorräte hätte für die gesamte Mannschaft kaum ausgereicht über eine Reise von knapp 10 Tagen. Für 6 Männer an Bord reichten die zwei Kisten Salzfisch allerdings erstaunlich gut aus. Es war einmal nötig gewesen an der Westküste von Solstheim halt zu machen um aus dem Schnee die Wasservorräte aufzufüllen. Am Morgen des 10. Tages meldete einer der Männer Land voraus. Und tatsächlich, aus dem Dunst der Geistersee tauchten Lichter auf und dunkle Umrisse einer Stadt, Schwarzlicht. Während zwei Wachen in Knochenrüstung aufliefen um das höchstwahrscheinlich unerwartete Schiff in Augenschein zu nehmen, steuerten die Matrosen das Kai an. Arranges musste sich schnell eine kreative Allgemeinantwort auf die Fragen der Wachen einfallen lassen. Seinen Männern beschied er, dass sie gut daran täten nicht zu viel preiszugeben.
Als er auf das gemauerte Pier trat, verstellten ihm die beiden Dunmer den weg. 'Das Schiff ist augenscheinlich nicht mit erwarteter Fracht beladen und überhaupt erwarten wir aktuell keine Schiffe.' Knurrte einer der Soldaten hinter seinem geschlossenen Helm.
'Wir waren eigentlich auch auf dem Weg nach Vivec, als wir in einen Sturm gerieten. Nördlich von Solstheim. Das Schiff hat in der offenen See glücklicherweise nichts abbekommen, jedoch wurde der größte Teil der Mannschaft und der Ladung über Bord geschwemmt.'
'Ahja? Habt ihr irgendetwas um euch auszuweisen, seid ihr der Kapitän?'
'Nein und nein, leider wurde alles, was ich normalerweise bei mir Trage ein Opfer des Wellengangs. Ich bin nur ein Reisender an Bord.'
Die Wachen schwiegen kurz, bevor sie antworteten: 'Wir haben massenhaft Flüchtlinge aus den Bergen. Ein Tor soll sich dort vor einigen Wochen geöffnet haben. Wir sind kaum in der Lage die Mäuler zu stopfen, es wäre also ratsam sich nicht zu lange hier aufzuhalten.'
Arranges nickte, wandte sich zu den 5 Männern um, gab ihnen die Draken, die er ursprünglich von der Wache in Dagon Fel hatte und schärfte dem Haufen nochmals ein besser nicht zu viele Worte über die Wahrheit zu verlieren.
Arranges sah keinen Nutzen darin in Schwarzlicht zu bleiben, er hatte kein Geld sich ein Zimmer zu nehmen oder eine Waffe zu kaufen. Er nahm von dem Salzfisch mit, was er tragen konnte und verließ dann die Stadt Richtung Süden. Er hielt sich in Sichtweite der Küste. Auf keinen Fall wollte er herausfinden ob die Meldungen über ein Obliviontor in den Velothibergen stimmten. Ich muss zu Meister Jurano. Bei dem Gedanken war er selbst überrascht, dass ihm der Name so spontan und schnell eingefallen war. In der Zeit auf dem Schiff hatte er stets gegen Lücken in seinen Erinnerungen gekämpft. Auch in den jüngeren Erinnerungen, die kaum älter als ein Monat waren...
Irgendetwas ist in Dagon Fel passiert und ich muss wissen warum ich damit zusammenhänge... oder wenigstens wie. Eventuell kann Meister Jurano auch einen Botschafter zur Verfolgung Erynns abstellen. Arranges konnte keine Ambition aufbringen, sich - zumindest jetzt - selbst darum zu kümmern.
-
Legende
'Wieso müsst ihr irgendejmanden finden?'
'Weil ich Hilfe brauche, irgendetwas stimmt nicht.'
'Aber ihr habt doch bisher keinen Schaden davongetragen?'
'Ja richtig, aber ich fühle mich immer müde, immer unkonzentriert... und wo ist sie?'
'Wer?'
'Na sie!' Antwortete er mit Nachdruck.
'Ich weiss gerade leider nicht von wem ihr sprecht.'
'Na ihr wisst schon, etwas kleiner als ich, weiße Haare...' Antwortete der Magier um dem Kaiserlichen auf die Sprünge zu helfen.
'Hmm... ach das Mädchen, das ich vor einiger Zeit mal getroffen habe?' Überlegte Arranges.
'Ja, genau die.' Bestätigte der Nekromant.
'Ich habe sie doch noch gebeten, mir die Fäden zu ziehen.'
'Ja, das kann sie gut, dabei hat sie mir auch öfter geholfen.' Nickte sein Gegenüber.
Er besah sich seinen Gesprächspartner. 'Ihr brauchtet ihre Hilfe?'
Der Kaiserliche strich sich über die Mithrilkette und sah dann auf. 'Naja, die Rüstung ist zwar stark, aber hin und wieder geht doch etwas durch.'
Arranges sah sich prüfend um. Seltsam, seit er aus Schwarzlicht aufgebrochen war nach Süden hatte er keine Menschenseele mehr gesehen auf der Straße. Es schienen wohl bereits alle das Land im großen Umkreis verlassen zu haben aus Angst vor den Toren. 'Naja, besonders schön ist es hier draußen auch nicht.' Erinnerte ihn seine einzige Gesellschaft seit gestern daran, dass er nicht ganz allein war. 'Ja... recht windig...'
'Das ist die Innere See, deren Böen mir hart an die Nieren gehen.' Bekam der Magier zur Antwort auf seine Bemerkung.
Er fühlte sich unendlich erschöpft, aber er war trotzdem nicht direkt müde. 'Wir sollten uns eher Richtung Berge halten.'
'Ist es nicht klüger, der Küste nach Süden zu folgen?'
'Vor allem ist es nicht sicher im offenen Grasland herumzuwandern.'
Da musste er ihm in Gedanken zustimmen.
'Sag ich doch.'
Er zog kurz die Augenbrauen zusammen ob dieser etwas seltsamen Antwort. 'Naja vielleicht wäre ein geeigneter und etwas geschützter Lagerplatz keine schlechte Idee fürs erste.' Lenkte der Beschwörer ein und richtete seinen Blick in den Himmel, der langsam dunkler wurde.
Abseits der Straße wollte er ein Feuer aufschichten. 'Nein! Seid ihr wahnsinnig? Hier gibt es schlimmere Kreaturen als Wölfe oder Berglöwen...'
Das war allerdings richtig, er erinnerte sich kurz an die Kagouti, die zumindest auf Vvardenfell häufig in der Wildnis anzutreffen waren. Andererseits wurde es aber nachts auch schonmal sehr kalt so weit im Norden. 'Kälte ist im Vergleich zu wilden Bestien die angenehmere Wahl.' Bekam er zur Antwort, als hätte sein Begleiter seine Gedanken erraten. 'Ihr scheint euch ja sehr gut hier auszukennen...'
'Nun, ich bin sicher nicht allwissend, aber nachdem ich mein Kartenmaterial vor nicht all zu langer Zeit verloren habe, musste ich mich großteils durch die Leute fragen und mir die Informationen auch merken... und mit einigen der Kreaturen Morrowinds habe ich auch schon bekanntschaft gemacht.'
'Aha... Weswegen seid ihr nochmal hier unterwegs?'
'Ich muss jemanden ausfindig machen. An der Nordostgrenze von Cyrodiil... Und ihr?'
'Ebenfalls... in der selben Richtung.'
Suchen wir vielleicht sogar die selbe Person? Arranges besah sich seinen Gesprächspartner im Halbdunkeln. 'Nein, ich gehöre nicht dazu.' Bekam der Nekromant zur Antwort ohne etwas gefragt zu haben. Das muss die Müdigkeit sein... 'Ich glaube ihr seid sehr erschöpft, ich übernehme die erste Wache, legt euch hin und schlaft ein wenig.'
'Ja, das wird wohl das beste sein für den Moment.' Antwortete der Kaiserliche.
Er zog die paar Lumpen, die er trug enger um seinen Körper, es kühlte wirklich sehr schnell ab, sobald die Sonne weg war. Er begann zu zittern. Seltsam, das kannte er gar nicht. Kennt ihr nicht? Dann wird es Zeit, dass ihr es kennenlernt... Arranges öffnete stirnrunzelnd die Augen und blickte Arranges in die Augen. Das Gesicht des Kaiserlichen verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Arranges wusste gar nicht, dass er den Mund zu einem so extremen Grinsen verziehen konnte. 'Ihr müsst schlafen.' Sagte er zu Arranges. Die Augenringe des Kaiserlichen waren sogar noch in der voranschreitenden Dämmerung zu erkennen. Die Haut war leichenblass und der Blick wirkte gläsern. 'ja, ihr müsst dringend schlafen.' Sagte Arranges zu dem Nekromanten nochmals mit Nachdruck. Die Kälte kroch heran und umfing ihn wie eine Umarmung. Sein Zittern wurde heftiger. Sein gesamtes Skelett schien sich unter der Wucht der Krämpfe zu verbiegen und verkanten. 'Arranges?'
'Was? Moment, du bist jemand!'
'ARRANGES!?'
'Wo ist mein Begleiter?'
Ein Brodeln machte sich in seinem Hals breit. Mit einem Ruck fuhr der Kaiserliche hoch. Pfeifend und heulend strömte Luft in seine Lungen. Nur um im gleichen Augenblick wieder hervorgewürgt zu werden. Die überraschend warme Luft brannte in seinen kühlen Eingeweiden. Arranges stützte sich auf die Hände, hustete und würgte. Er erbrach kaum verdauten Fisch. Sofort schlug ihm der Gestank von reichlich Galle entgegen, die dem Fisch folgte. Sein Magen zuckte und krampfte und es fühlte sich an, als wäre da anstelle seiner Eingeweide einfach nur ein Loch. 'Gehts?' Arranges folgte der Stimme mit seinen Augen. Neben ihm kniete ein Bretone. Der Magier wandte seinen Kopf wieder dem Boden zu. Ein weiterer Schwall aus Magensaft und halb zerkauter Gräten verteilte sich über die sich bereits ausbreitende Lache am Boden. Keuchend wartete der Mann, dass der Würgereiz abebbte.
Er versuchte an dem bretonen vorbei in den Himmel zu blicken. Aber gerade eben war es noch Nacht gewesen, es war nun mitten am Tage. Arranges wischte sich mit einer Hand über die Augen. 'Wie lange habe ich geschlafen?'
'Geschlafen? Ihr seid seit über einem halben Tag, seit ich euch gefunden habe, der Einzige, der hier durchgehend nach Süden marschiert - entgegen des Flüchtlingsstroms.' Der Bretone deutete über seine Schulter zur Straße hin. Arranges folgte seinem Wink. Aber wie... gestern war hier keine Menschenseele... Die Straße war von Nord nach Süd voll mit Flüchtlingsgruppen. 'Aber hier war gestern noch keiner unterwegs.' Antwortete der Kaiserliche dem Bretonen.
'Doch, aber ihr ward der Einzige, der nach Süden zog und das mit einem Blick im Gesicht, als hättet ihr Mehrunes Dagon höchstpersönlich die Hand geschüttelt. Ihr seid völlig teilnahmslos über die Pflastersteine geschlurft. Ich habe euch gefunden, aber ihr habt auf nichts reagiert. Ich beschloss euch einfach nur mal zu folgen, bis ihr...'
'Wer seid ihr?'
'Ein Staffelläufer der Gathering, Anton de Silva, zu euren Diensten Mentor Arranges Moryn.' Ein vertrautes Wort. Arranges Verstand klärte sich. 'Gibt es Neuigkeiten von der Gathering? Wo sind die Botschafter?'
Der Staffelläufer verstand wohl sofort, auf was Arranges hinaus wollte. 'Ja, es gibt Neuigkeiten. euch ist nicht mehr gestattet eines der Anwesen oder eine der Konferenzhallen ohne ausdrückliche Erlaubnis zu betreten.'
Arranges starrte den Bretonen völlig verblüfft an. 'Gibt es dazu auch eine Begründung?'
'Herr,' Anton de Silva wich einen Schritt zurück, 'ich habe nur spärliche Informationen.'
'Dann rate ich euch besser schnell damit herauszurücken.'
'Während eurer Abwesenheit gab es nach dem Sieg über die Abtrünnigen eine große Konferez der Meister und Großmeister. Die Gathering hat Informationen mit mir unbekanntem Inhalt von Meisterin Marie erhalten. Daraufhin stimmten alle Anwesenden wohl einstimmig dafür euch zunächst von jeglichem Kontakt mit Meistern und Großmeistern auszuschließen.'
Ich habe es doch gesagt, du musst niemanden suchen.
Arranges Arm zuckte. Sein Mund und die Kifermuskulatur spannte sich, während seine Augen auf dem Boden nach irgendeiner Art der Antwort suchten. Mit bebenden Nasenflügeln sah er wieder den Bretonen an. 'Ich habe eine Nachricht für die Gathering, im Idealfall für die Großmeister: Ich will umgehend wissen, was hier läuft und welchen Grund es jetzt gibt mich aus der Gathering auszuschließen. Sollte ich nicht binnen einer Woche eine Antwort erhalten, wird es üblen Ärger geben. Und ich will wissen, was sie mit Erynn gemacht haben!'
Arranges wusste selbst, wie lächerlich die Drohung wirken musste, jedoch war ihm das in diesem Augenblick egal, er hatte alle erdenklichen Anstrengungen auf sich genommen um die Bruderschaft vor einer Katastrophe zu bewahren und das war jetzt der Dank. Und wieder verbarg sich irgendwo in dem Chaos der Name Marie.
'NA LOS! BEWEG DICH!' Herrschte er den Bretonen an. Die Luft zwischen seinen Fingern und um seinen Kopf begann zu flimmern vor Hitze. Ein wunderbar herrliches Gefühl, heißes Blut rauschte wieder durch seine Adern. Arranges spürte, wie seine Magie sich regte, die sich - wie er erst jetzt feststellte - zuvor völlig seinem Griff entwunden hatte.
Anton de Silva wich einen weiteren Schritt zurück, zögerte aber noch. 'Worauf wartest du noch?' Mit einem tiefen und dumpfen Scheppern platzte eine Flamme aus seiner Rechten und loderte in alle Richtungen gleichzeitig.
'Sehr wohl, Herr!' Es war immer wieder erstaunlich, wie viel Raum die Staffelläufer in nur einem Herzschlag gewinnen konnten. Die Flamme in des Magiers Hand verpuffte mit einem knackenden Laut. Die Flüchtlinge waren zu weit weg um sehr viel mitbekommen haben zu können. Arranges beschloss der Straße noch einen Tagesmarsch nach Süden zu folgen und dann nach Westen in die Berge abzubiegen. Nachdem was der Staffelläufer erzählt hatte, muss innerhalb der Gathering immernoch etwas extrem schief laufen. Er wollte es nicht riskieren der Ratshalle an der Grenze zwischen Morrowind und Cyrodiil oder Juranos Anwesen zu nahe zu kommen. Aber er musste wissen was eigentlich los war...
-
Legende
Jerallgebirge
Die komplett tauben Finger des Kaiserlichen krallten sich in den nächsten von frostigen Kanten gesäumten Spalt im Felsen. Arranges fühlte nur noch den Druck, wenn er tatsächlich etwas mit seinen Händen berührte. In der Nacht hatte er nach zwei Tagen stetigen Marschierens die Berge erreicht. Bei Tagesanbruch hatte er die Baumgrenze passiert und wanderte nun entlang eines Steilhangs entlang nach Westen. Er empfand es als höchst praktisch nichts mehr in Händen und Füßen zu spüren. Die Kälte, welche ihm seit Stunden ins Gesicht schnitt, machte ihm zumindest nach seinem Empfinden nichts aus und wenn schon, im Notfall hatte er ja seine Feuermagie. Aber insgesamt fühlte sich die Temperatur völlig normal für ihn an. Sicher, Hände und Füße schmerzten, aber was war schon Schmerz? So lange sich die Gliedmaßen nicht dunkel verfärbten war alles in bester Ordnung. Und Schlaf, wer brauchte schon Schlaf? Arranges hatte früher nie viel Schlaf gebraucht, warum sollte das mit zunehmendem Alter anders werden? Viele der Meister mit deutlich mehr Jahren schliefen kaum noch.
Der Magier erreichte ein weites Schneefeld. Nach Süden hin abfallend, schien sich die gesamte Fläche über einen gähnend langen flachen Hang hin bis in ein Tal hin zu ziehen. Nach Westen hin war die Fläche so weit, dass Arranges das Ende in dem nicht vorhandenen Kontrast zwischem hellblauen und strahlend weißen Schnee kaum ausmachen konnte. Es war eine nicht zu überblickende Fläche aus weißer Masse. Die Sonne stand hoch am Himmel, leichte Briesen strichen über die Schneedecke und wirbelten teilweise etwas Pulverschnee auf. Der Nekromant drehte sich um sich umzusehen und schirmte reflexartig die Augen gegen die Sonne im Osten. Erst jetzt sah er die tief eingerissene Wunde an seiner Rechten. Er spürte keinen Schmerz. Das musste von der Kletterpartie stammen. An irgendeiner Felskante hatte er sich wohl die Hand aufgerissen ohne es zu bemerken. Mit einem ungeduldigen Ruck schüttelte der Magier das Blut ab. quer verteilten sich rote Sprenkel um ihn herum in dem bis dato makellos weißen Schnee.
'Sie kommen näher.'
'Ja, ich habe es auch schon bemerkt...'
'Was tust du?'
'Hmm...' Der Magier blickte sich um. Arranges folgte seinem Blick. Weiter unten auf dem Hang wurden drei Gestalten vom reflecktierenden Sonnenlicht überstrahlt, sodass der Nekromant nur grobe Umrisse erkennen konnte. Er drehte sich den Gestalten zu. 'Wer ist das?'
'Eventuell die Antwort auf die Nachricht des Staffelläufers...'
'Gut möglich.'
Arranges sog die wunderbar eisige Luft in seine Lungen. Tausende heißer Nadeln schienen ihn von innen heraus zerbersten lassen zu wollen. Er wartete, bis die drei gestalten nahe genug waren um Einzelheiten erkennen zu können. Ein hochgewachsener Dunkelelf gehüllt in einen dicken Mantel. Die Kaputze war mit weißem Pelz besetzt. Hinter ihm konnte Arranges zwei in grau gekleidete Botschafter erkennen. 'Ah, also doch die Antwort.'
'Mentor Arranges?' Es war der Dunkelelf, welcher den kaiserlichen ansprach. Die drei waren etwa 10 Meter von dem Nekromanten entfernt und schienen keine Anstalten zu machen um näher zu kommen. 'ist es neuerdings nötig Sicherheitsabstand zu halten?'
'Ich weiss nicht, vielleicht sollte ich fragen?'
'Arranges habe ich eure Aufmerksamkeit?'
'RUHE! Ich rede hier!'
'Achso, ich dachte ich rede, aber gut...'
'Nein, ich regle das?'
'Mit wem...?'
'Mit dem Meister.'
'Mit mir?'
'Ja, mit wem sonst?'
'Gut, dann werde ich euch nicht unterbrechen.'
Arranges nickte und sah dann den Meister an, der gerade nochmals etwas erwiedern wollte. Wenn ich red, werde ich nur ungern unterbrochen, Meister...?'
'Molentis, Meister Molentis.' Antwortete der Dunmer.
'Meister Molentis.'
'Arranges, ich bin hier um euch eine Nachricht als Antwort auf den Staffelläufer zu überbringen.'
'Dann lasst mal hören.'
'Vermutlich habt ihr selbst bereits gemerkt, dass ihr Schwierigkeiten habt, eure Magie zu kontrollieren.'
'Hmm... eigentlich kontrolliere ich sie besser als jemals zuvor.'
'Ist das so? Der Staffelläufer und Botschafter haben uns da aber andere Dinge berichtet.'
'Was für Dinge?'
'Ihr scheint in letzter Zeit eine ganz besonders beeindruckende Fähigkeit im Umgang mit Frostmagie entwickelt zu haben.'
'Ich habe Frostmagie schon immer beherrscht.'
'Sicher? Arranges wie genau haltet ihr euch hier eigentlich am Leben?' Meister Molantis blickte sich deutungsvoll um. 'Wäre Feuermagie nicht sehr viel praktischer?'
Arranges sah dem Dunmer kurz mit suammengezogenen Augenbrauen ins Gesicht ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Sein Kopf zuckte zur Seite, er blinzelte. 'Was meint ihr damit, Feuermagie wäre praktischer?'
'Die Gathering beobachtet seltsame Veränderungen an euch. Meisterin Marie ließ die Versammlung wissen, dass ihr in einem Buch gelesen habt, das vermutlich die Macht eurer Fähigkeiten lange übersteigt... Ihr habt euch irgendetwas... oder irgendjemanden eingefangen Arranges. Die Gathering ruft euch unbedingt zur Meditation und Ruhe auf.'
'Er redet Unsinn, ich habe bisher nur geholfen.'
'Stimmt, ich habe nur mein bestes gegeben.'
'Arranges!'
'Seht ihr nicht, dass ich mich unterhalte?'
'Arranges, wenn ihr nicht davon ablasst euren Geist aufzuwühlen, bin ich dazu verpflichtet, euch vorerst ruhig zu stellen.'
'Ich wühle gar nichts auf und ihr habt mir nicht zu drohen!'
'Arranges, wir haben euren Rotfuchs! Kommt zur Ruhe oder wir garantieren nicht länger für seine Unversehrtheit.'
Alle Anwesenden konnten beinahe spüren wie etwas im Kopf des Mentors knackte. Der Magier griff sich keuchend an die Kehle. 'Wir haben ihn vor einiger Zeit aus den Fängen des Todes befreit, wir können ihn den Totenlanden auch wieder zurückgeben.
Ein Bild, gezeichnet mit Blut, dekoriert mit Eingeweiden, zentriert um einen Fleischberg eingehüllt in braunrot leuchtendes, verkrustetes Fell krachte in den Kopf des Nekromanten. Sein Rotfuchs, mehr einem Igel gleich, zerrissen von vielen Bolzen und Pfeilen der Bravilwachen. Zuckend verblutend auf dem Westufer des Niben. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Verwirrung und Zorn zugleich ausstrahlte. 'Arranges, beruhigt euch, wir haben nicht vor euch zu bekämpfen. Wir wollen euch helfen. Erynn will euch helfen.'
'Ihr habt Erynn?!'
'Ja wir...'
Weiter kam Molantis nicht mehr. Arranges bewegte sich mit völlig irrwitziger Geschwindigkeit. Der Kaiserliche war heran und rammte Meister Molantis mit unnatürlicher Wucht. Der Dunmer wurde umgerrissen und krachte in den Schnee. Die beiden Botschafter reagieren nur einen Sekundenbruchteil später. Arranges wurde Ziel zweier Stillezauber gleichzeitig. Er duckte sich unter den glühenden Projektilen hinweg. Doch die Botschafter behielten ihre Disziplin bei. Ein Ruck lief durch die Arme des Kaiserlichen. Sie zitterten. Er wurde von einer Faust mitten ins Gesicht herumgeschleudert. Verwirrd blieb er auf dem Boden liegen. Molantis richtete sich auf und beugte sich über ihn. 'Wir wollen euch nichts Böses Arranges...' Daumendick wurden die Beine bis zur Hüfte von einer Eisschicht eingehüllt. 'Arranges stop!' Die Beine des Elfs zerbarsten in einer Kaskade aus gefrorenen Fleischfetzen und Knochensplittern. Völlig überrascht blickte der Beschwörer auf. Er hatte zumindest nicht direkt einen Frostzauber auf den Meister gesprochen. 'Unmöglich!'
'Gar nicht unmöglich, los weiter!'
Zappelnd klatschte der Torso des Meisters in den Schnee. Der Meister stand wohl selbst unter Schock - was ihm kaum zu verdenken war. Die beiden Botschafter ebenfalls völlig überrascht von diesem absolut unerwarteten und dazu noch erfolgreichen Angriff auf einen Meister. Zauber und Klingen flogen dem Magier gleichermaßen entgegen. Arranges spürte wie sein Mithrilpanzer auf einer Seite aufgerissen wurde und ihm in groben Fetzen um den Leib flog, während er sich mit lächerlich hoher Geschwindigkeit um die Botschafter herum bewegte. Es ist unmöglich einen Botschafter töten zu können, von einem Meister ganz zu schweigen.
Nichts ist unmöglich, ich kann das...
Ich bin Arranges!
Ich bin Arranges!
Seine Rechte hüllte sich in gleißendes Blau. Er schnellte vor und versenkte seinen kompletten Arm im Bauch des Botschafters, der ihm gerade am nächsten war. Gluckernd zock er die Hand zurück. In seiner Faust unzählige Schlingen eines Darms. Arranges riss daran, indem er sich mit Schwung um die Eigene Achse aus dem Blickfeld des sterbenden Botschafters drehte. Keine Sekunde zu früh. Die Brust des ausgeweideten Botschafters explodierte in grellem Licht als der zweite Botschafter ihn mit einem Feuerzauber berührte. Magen, Teile der Leber und andere Fetzen von Innereien verliehen dem zur Peitsche umfunktionierten Darm ungeahnten Schwung, in einem Bogen flog spritzend das blutige Etwas immernoch am Darm hänegnd um den Kopf des Botschafters. Wie ein gekonnt geschwungenes Seil wickelte sich der Verdauungstrackt um den Hals des noch lebenden Botschafters. Krächtzend und würgend landete dieser auf seinen Knien. Arranges warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Die Schlinge zog sich so eng um den Hals des Botschafters, dass Adern an seinem Hals schnell anschwollen. Ein ohrenbetäubender Schlag kündete von dem plötzlichen reißen des Darms, als der Botschafter ihn einfach mit einem Dolch durchtrennte. Doch die Schlinge saß bereits zu eng. Arranges stürzte vornüber in den Schnee, sprang aber direkt wieder auf. er wandte sich noch schnell genug um sehen zu können wie sich eine Spur von Blutsprenkeln scheinbar aus dem Nichts uneinholbar entfernten. Arranges Blick wanderte zu dem was von dem Meister noch übrig war. Seine Augen tasteten über die Leiche und plötzlich erschrak der Kaiserliche, als er blutverschmiertes, weißes Haar erkannte.
'Nein! Erynn.'
'Ihr Bastarde, ich muss mich beeilen, vielleicht kann ich ihr noch helfen!'
Arranges stürzte sich in den Schnee und griff nach dem vulominösen weißen Haar, das unter dem Meister hervolugte.
'Halt durch Erynn, ich helfe dir!'
Schiere Panik spiegelte sich in den Augen von Arranges wieder. Er zerrte dem Botschafter die Kutte vom Leib und breitete diese übr sie. Wo beginnen?!
Am besten bei ihrer Brust. Er hatte recht, die Arme und Beine waren vorerst weniger von Bedeutung. Lunge und Herz sollten zuerst versorgt werden. Was haben sie dir nur angetan?
Das werden sie mir büßen!
Erynn sah wirklich übel aus. Er riss sich selbst Mithrilkette vom Körper, das Hemd folgte. Letzteres schob er unter Erynns Haare um wenigstens ihren Kopf ersteinmal vom kalten Untergrund zu isolieren. Das genügt nicht... ich bin doch kein Arzt!
Nicht verzweifeln!
Hinauf bis zu den Schultern waren Arranges Arme bald von Blut benetzt. Es hatte bereits eine ganze Weile gedauert, aber schlussendlich bekam er Erynns Torso soweit versorgt und sortiert, dass sie durchhalten sollte, bis er einen richtigen Heiler gefunden haben würde. Arme und Beine...
Warte, ich sollte ihren Brustkorb irgendwie stützen, da waren doch einige gesplitterte Rippen dabei. Arranges wickelte Erynns Torso in seine Mithrilkette, die sollte alles zusammenhalten, seine Nähte waren lange nicht so effektiv wie jene, die Erynn zu fertigen im Stande war. Die Arme und Beine waren völlig desolat. Es brauchte eine ganze Weile, Arranges musste viele Knochen neu arrangieren und schienen. 'Halte durch Erynn...'
Er hatte die Dunmer größer in Erinnerung, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein, mehr Sorgen machte ihm, dass sie partout nicht die Augen öffnen wollte. Gut, das mochte vielleicht daran liegen, dass er Molantis Augen herausnehmen musste und ihr einsetzen, da die Augenhöhlen ihres Schädels im ersten Moment doch recht leer gewirkt hatten. Dafür hatte er ihr Gesicht aus dem was er noch zur Verfügung hatte doch recht gut wieder hinbekommen - zumindest so weit er das aus seiner Erinnerung noch konnte. Er musste das Kinn des Botschafterschädels ein paarmal brechen um die niedliche Rundung der Dunmer sauber hinbekommen zu können, aber dafür wirkte nun alles passend. Arranges war sich aber sicher, dass die weiße Mähne deutlich länger gewesen war als dieser pelzartige dicke Kranz aus flauschigem, weißem Material, den er sorgsam um ihren Kopf gelegt hatte. Vorerst musste sie auch damit leben, dass die meisten Nähte vor allem in ihrem Torso von Eisschichten unterstützt wurden, damit das Blut nicht einfach wieder herausfloss - Nähte an sich waren für den ungeübten bereits fordernd, Nähte aus Sehnen und Leinenfetzen dagegen die reinste Geduldsprobe. Aber ein geübter Heiler würde das wieder richten können. Auf dem Rücken mit extrem flachem Atem, trug Arranges sie durch den Schnee stapfend weiter über die Berge nach Westen, weiter nach Westen. Bruder Marbel wird ihr sicher weiterhelfen können...
Geändert von weuze (25.09.2016 um 01:34 Uhr)
-
Legende
Westliches Jerall
Der dichte Nebeldampf über der von Eis und Schnee geharnischten Südflanke des Berges lichtete sich und gab mit fortschreitendem Vormittag die Sicht allmählich auf die massiven Berge rings um den Wanderer und seiner frostigen Begleitung frei. Arranges blieb stehen um sich orientierend umzusehen. Die Nacht war von dichten Nebelschleiern geprägt und es war unmöglich anhand der Sterne den Weg sicher zu finden und so war er hauptsächlich dem vagen Schein von Masser gefolgt, dessen blutrote Färbung sich mehr oder weniger deutlich durch den Nebel erkennen hatte lassen. Doch mit dem Sonnenstand stellte der Nekromant fest, dass er etwas von der eigentlich geplanten Route abgekommen war. Mit dem Gedanken im Hinterkopf einer gedehnten Kurve geschuldet des nach Süden hin abfälligen Geländes entgegenzuwirken, indem er sich leicht nordwestwärts hielt, war Arranges nun immernoch weit nördlich des Hauptmassivs der Jerallberge, obwohl er eigentlich längst einen weiten Pass nach Süden hätte überqueren müssen. Einen kurzen Moment nachdenkend, blickte er an sich herab. Das Leder seine Laufschuhe hatte den tagelangen Märschen über Eis und Schnee nicht sehr viel entgegenzusetzen gehabt und war nachsichtig ausgedrückt, etwas löchrig. Überall dort, wo Arranges seine Füße sehen konnte, war seine Haut blaugrau verfärbt. Er wusste, dass ihm diese Nekrose bald sichtlich zusetzen würde, umso mehr war er daran interessiert das Colovianische Hochland in Bälde zu erreichen um Bruder Murbel zu erreichen. Er konnte auf seine eigene Gesundheit wenig Rücksicht nehmen, da er zusehen musste Erynn zu einem richtigen Heiler zu bringen.
Vor zwei Nächten hatte die Dunmer wieder ins Hier und Jetzt gefunden. Arranges hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie bereits gestorben sei und mit naiv eisernem Willen weiter daran festgehalten, sie zu Bruder Murbel zu bringen, er selbst hatte getan, was in seiner Macht stand um sie wenigstens transportfähig zu bekommen. Sie war schwach und ihr Bewusstsein war nicht lange stabil genug um mehr als fünf Worte am Stück sprechen zu können oder den Kopf etwas zu neigen und so schleppte Arranges sie die meiste Zeit nur stumm und reglos auf seinem Rücken richtung Westen. Nach Westen, immerzu nach Westen. Es war ein Lauf gegen die Zeit - sowohl seine, als auch die der Elfe.
'Warum haben wir gehalten?' Flüsterte es hinter ihm und ihre weißen Haare raschelten durch seine, als sie den Kopf etwas bewegte um sehen zu können. 'Siehst du das Glitzern dort oben?' Fragte er und drehte sich, damit sie seinem Blick folgen konnte. Über ein flaches Tal, südlich ihrer Position, hinweg auf einem hohen, grob gezackten Gipfel war ein zwar winziger, aber auffällig unnatürlicher Kegel zu erkennen, welcher im Sonnenschein und der Klaren Luft glitzerte. 'Was ist das?' Fragte die bereits wieder an Kraft verlierende Stimme. 'Das dort oben ist der Schrein von Hermeus Mora, dem Daedrischen Prinzen des Wissens... verbotenes Wissen, hauptsächlich.'
Er bekam ein Seufzen als Antwort. Doch als er bereits wieder weitergehen wollte, da er dachte sie wäre bereits wieder weggedämmert, sprach die Dunmer nochmal: 'Dann müsste dieser Daedra ja dein bester Freund sein, hm?'
'Tatsächlich ist er ein verehrenswerter Daedra.' Bestätigte Arranges.
'Isanda... Isanda... Is...' War die Antwort, die er darauf erhielt. Damit wusste Arranges, dass Erynn wieder ohnmächtig oder zumindest wieder einem unruhigen Schlaf verfallen war. Der Name Isanda flüsterte sie seit sie überhaupt wieder ins Leben gefunden hatte immer wenn sie wieder kurz vor einer Ohnmacht stand. Zuerst hatte Arranges sich nichts dabei gedacht. Jemand, der derart schwer verletzt war und erstmals wieder die Augen aufschlug, mochte auch geistig etwas umnachtet sein, aber als die Dunmer den Namen immer häufiger nannten, hatte der Kaiserliche doch einmal nachgefragt. Die Antwort war so kurz wie seltsam: Es war der Name eines Familienzweigs von Arranges. Eine Urgroßmutter des Kaiserlichen musste irgendwann einmal einen Nord mit den Namen Isanda geheiratet haben. Wie diese Information nun aber zu Erynn kam, konnte er sich nicht erklären, war er sich bisher nichteinmal selbst über die Details seines Stammbaumes bewusst gewesen, was hauptsächlich daran lag, dass das Familienbuch eher eine sporadische Angelegenheit war und seit dem Unfall in seiner Kindheit wohl auch relativ sicher war, dass der Name Moryn mit ihm enden würde, auch nicht weiter von Belang. Vielleicht bildete sich Erynn auch nur etwas ein, jedoch war die Gewissheit, mit welcher sie den Hintergrund des Namens behauptete überraschend dafür dass ihr Bewusstsein sonst nicht sehr viel von der Realität um sie herum erfassen konnte.
Vielleicht würde er noch herausfinden, was dahinter steckte, jetzt allerdings musste er ersteinmal zu Bruder Murbel trotz der Hartnäckigkeit, mit der Erynn den Namen immer wieder aufsagte, lagen die Prioritäten im Moment wo anders. Knirschend brach der Schnee unter seinen Füßen, als er sich weiter westwärts bewegte.
-
Legende
Grenze Colovia Hammerfall
Der Übergang von Jerallmassiv zu Colovianischem Hochland war fließend und das einzige Detail an welchem Arranges erkennen konnte, dass er sich bereits wieder auf dem Abstieg aus den eisigen Höhenlagen befand, waren vereinzelte, rostbraun verfärbte Grasbüschel, welche durch das weiße, felsige Meer stachen. Vier weitere, lange Tage mit einem Minimum an Schlaf waren vergangen, seit er den Schrein von Hermeus Mora hinter sich gelassen hatte. Wenn die Sicht es zuließ, konnte er jetzt zu seiner linken ins Herzland nach Osten hinunterblicken und die hellen Umrisse des Weißgoldturms erkennen. Vielleicht lag es an der vertrauten Umgebung oder den extremen Bedingungen, aber die geistige Apartheit, welche ihn noch bis in den Aufstieg ins Jerallgebirge von Morrowind aus gefangen gehalten hatte, war seither verschwunden. Tatsächlich fühlte er sich kräftiger denn je. Er musste sich zwar dann und wann über sich selbst wundern, da er trotz augenscheinlich völlig zerstörter Füße - geschwollenes Fleisch und schwarze Hautfetzen - keinerlei Schmerz oder Beeinträchtigungen wahrnahm. Die Muskulatur gehorchte ihm gänzlich, ohne, dass er irgendeinen Grund zu klagen gehabt hätte. Erynn ließ sich indessen nicht davon abbringen, diesen einen Namen immer wieder zu erwähnen, auch wenn sie sonst nicht sehr viel sprach oder überhaupt bei Bewusstsein war. Der Kaiserliche hatte aufgehört, sich darüber übermäßig viele Gedanken zu machen. So kurz er nur ein Elternhaus und eine Familie gehabt hatte, diesen Namen hatte er niemals gehört.
Am Nachmittag erreichte der Magier die Vegetationsgrenze. Kleinere Büsche drängten sich braun gefärbt an von Flächten überzogene Findlinge, welche halb im kiesigen Grund vergraben auf den sonst abfallend flachgeschmirgelten Hängen lagen. Auch war jetzt mit zunehmender Häufigkeit tatsächlich Bodengrund zu sehen wo sich der Schnee immer weiter zurückzog. Aus einem ihm unerklärlichen Gefühl heraus wurde ihm mulmig dabei, als er feststellte, dass Schnee bald mehr die Ausnahme als die Regel im Landschaftsbild sein würde.
Es dämmerte bereits, als Arranges vor einem langen, nur noch sanft abfallenden Feld, bewachsen von rostrotem Gras, ankam und sich sein gesamter Leib dagegen sträubte, die Fläche zu betreten, wo kein Schnee mehr lag. Seine Stirn legte sich in Falten, als er darüber nachdachte, warum er nun überlegen muss, wie er jetzt bestenfalls das Gras betreten solle. Er hob einen Fuß über das Gras, doch aus irgendeinem Grund wollte sich die Sohle nicht auf dem bewachsenen Boden absetzen. Der Magier versuchte es mit dem anderen Fuß und fühlt einen plötzlichen, nicht zu erklärenden Anflug von Schwäche. gerade so, als würden ihm die verdorrten Halme alle Lebensgeister absaugen wollen. Der Nekromant sah sich suchend um und fand einen etwas größeren, obenauf flachen Findling. Vielleicht war er im Moment nach diesem Marsch auch doch einfach nur einmal zu müde und übersah ein Detail. Dass die ganze Situation eigentlich höchst seltsam sein müsste wollte ihm in diesem Augenblick nicht einfallen. Warum auch, schließlich war der Schnee und die Kälte bisher seine treuesten Begleiter gewesen seit bald zwei Wochen. Wer brauchte schon ein Feuer...
Der Kaiserliche legte Erynn vorsichtig auf dem flachen Felsen ab und setzte sich nachdenklich daneben während er hinauf in den Sternenhimmel sah. 'Isanda... wer mochte das wohl in meiner Familie gewesen sein?'
Stichworte
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln