So, gesehen. Klitzekleine Mini-Spoiler ahead. Nichts schlimmes. Einen S-Tag gibt's aber.
Weiß nicht ob der beste oder gar der schlechteste der neuen Filme. Muss nachdenken. Verarbeiten was ich sah. Hm. Ja, ich schätze, es ist der beste Teil der neuen Trilogie - doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass er massive Schwächen hat, und eine Reihe von absolut katastrophalen, jedem noch so kleinen Minifan der Bücher ins Gesicht spuckende Design-Fehlentscheidungen. Das schlimmste ist, und das kann man ja jetzt, wo es vorbei ist, auf die gesamte Trilogie projizieren, dass einfach gar nichts mehr echt ist. Und schlimmer noch, auch nicht echt aussieht. Uncanny Valley strikes so fucking bad bei diesen Filmen, dass einem die Tränen kommen. Ich möchte hier und jetzt Peter Jackson eine Kopfnuss nach der anderen geben, und seiner Ische Fran Walsh auch (Die ist immerhin für das Drehbuch verantwortlich), bis beide heulend in der Ecke sitzen und über ihre Fehler nachdenken. Warum so harsch? Ganz klar: Weil Peter Jackson mit der Ringe-Trilogie drei Filme lang bewiesen hat, dass er es eigentlich absolut fucking kann. Eigentlich. Noch jetzt bin ich traurig, wenn ich an Jacksons Zitat aus einem der VLOGS zum ersten Film denke: Ich möchte, dass alle sechs Filme wie aus einem Guss aussehen. Nun, wenn das wirklich von Herzen sein Ziel war, dann ist er mit Inbrunst, wehenden Fahnen und einem schallenden Halali auf den Lippen untergegangen. Denn dass sie das nicht tun, ist ja wohl jedem klar. In der neuen Trilogie sehen sich ja noch nicht einmal die drei Filme untereinander ähnlich (Man bedenke den quietschgelben Goldhaufen am Ende des ersten Teils, und wie Erebor dann in Teil 2 aussah). Ich vermute jetzt nach 3 Filmen voller Videospieloptik auf PS8-Niveau, dass er damit einfach das Art Design meinte. Insofern hatte Jackson Erfolg, aber vom Look her, forget it.
Warum ist der Film trotzdem der beste der dreien? Deswegen: Aus der Figur des Thorin wurde hier gekonnt das letzte Fitzelchen Charisma rausgekitzelt, und überhaupt ist der Film (abgesehen vom spektakulären Opening) bis zum abrupten Abbruch durch die titelgebende Orkschlacht ein Film der leisen Töne. Kaum zu glauben, ist aber echt so. Ein paar der Zwerge kommen noch mal zu Wort, und man sieht, wie die Gruppe darunter leidet, dass Thorin, jetzt wo er den Schatz hat, zusehends dem Wahnsinn verfällt, nur noch Verräter sieht, und sich überhaupt wie das größte Riesenarschloch aufführt. Seiner Degeneration wird eine kleine Ewigkeit gewidmet, was nichts geringeres als großartig ist. Obgleich der ganze Film CGI-überladen ist, erkennt man hier ganz klar die Kunst des Peter Jackson, die er seit seinen frühesten Tagen im Schlaf beherrscht, wenn er denn nur will. Nämlich durch gut geschriebene Dialoge sowie innere und äußere Monologe in Kombination mit wuchtigen, eindrucksvollen Bildern Szenen zu schaffen, die einem ganz einfach eine Gänsehaut nach der anderen bescheren. Wenn Thorin mitten im Gold steht, in seinem Kopf die dumpfen Stimmen seiner Kameraden einschließlich Bilbo hört, Smaug vor seinem Auge auf einmal wieder lebendig wird, und Bilbo feststellen muss, dass Thorin schlussendlich ein blanker Irrer ist, der mit grotesk verzerrter Stimme 1:1 die gleichen Phrasen über "sein" Gold herunterbetet wie Smaug im zweiten Teil (Eine phänomenale Szene), dann wird man abrupt daran erinnert, wovon man so gerne so viel mehr gesehen hätte in diesen Filmen.
Doch natürlich kann man nicht in einen Charakter dreißig tolle Minuten investieren, und dazu über 80 Minuten reines Gemetzel liefern, und dann noch ein Ende dranpacken, ohne dass andere Charaktere zu kurz kommen. Aber hey - das sind wir ja schon gewohnt aus den ersten beiden Teilen. Schlimm ist es trotzdem. Die anderen Zwerge, abgesehen von Balin, Dwalin und Bifur bleiben in dieser Trilogie weniger durch ihre Namen in Erinnerung (Und noch weniger durch ihre Taten) als dadurch, dass man sich bei jedem Wiedersehen denkt Ach, das sind die, die drei Filme lang keinen Text haben. Die besseren Statisten. Stattdessen bekommt Legolas unnötig viel Screentime, macht aber halt auch wieder wenig mehr als rumzuhüpfen und Orks zu plätten. Tauriel bekommt ebenso viel Screentime, macht aber noch weniger. Immerhin ist die erfundene Lovestory ganz nett inszeniert, und fügt sich zumindest soweit ein, dass es einen in diesem CGI-Overkill auch nicht mehr wirklich stört.
Bold und Azog bekommen endlich die Aufmerksamkeit, die man in den ersten Filmen vermisste. Obgleich Bolg urplötzlich einfach da ist, und Azog wieder wenig mehr macht als rumzubrüllen, spürt man doch einen ganz netten leichten Fokus, der hier auf die beiden gelegt wurde. Durch Close-Ups, wesentlich bessere Animationen als in den Vorgängern und einigem an Screentime nimmt man die beiden nun endlich als mehr wahr als bloße CGI-Pappkameraden, die durch die Gegend rennen und die Zwerge töten wollen weil halt. Bei Azog hat mir besonders sein großes Finale gefallen, und Bolg darf sich auch noch mal richtig heftig mit einem der Helden kloppen. Ansonsten sterben natürlich die Charaktere, die im Buch auch sterben, zumindest insofern bleibt Jackson der Vorlage noch treu. Das sind auch einige der wenigen Szenen, wo der CGI-Overkill dann auch rund und nützlich wirkt. Besonders bei dem, was man sich für den Endfight zwischen Thorin und Azog ausgedacht hat, wäre alles andere als CGI unzureichend weil nicht umsetzbar gewesen. Ihr werdet sehen, was ich meine. Ich mochte es jedenfalls sehr. (Click Spoilertag for loads of fun)
An die, die ihn schon gesehen haben: Mich interessiert, ob es das halbwegs trifft.
Ansonsten gibt es noch nette Sachen und schlimme Sachen. Nette Sachen sind Billy Connolly als Dain Eisenfuß auf einer Riesenkriegsmördersau, der Orks mit Kopfnüssen tötet (reihenweise) und Ryan Gage als Afryd, der hier noch eine richtig nette unsympathische Nebenrolle einnimmt (Am Ende allerdings zu sehr ins unnötige Comic Relief abdriftet). Schlimme Sachen sind die Schleifung von Dol Guldur, was wenig mehr ist als ein 3-Minuten-Cameo für Elrond, Saruman und Psycho-Galadriel, Sauron ist plötzlich eine Wuss sondergleichen (War der nicht noch in Teil 2 megacool? Ich fand schon. Hier jedenfalls ist er's nicht.) und außerdem die Tatsache dass Beorn original 4 Sekunden Screentime hat. Ich hab gezählt. Vier Sekunden. Von denen sind drei CGI als Bär. Grr. Ganz ganz arg doll fucking bad schlimme Sachen sind Uncanny Valley hoch 10 bei den Elben, wo ich vier fünf Mal das original gleiche regungslose Default-CGI-Elben-Gesicht im Getümmel ausgemacht habe, und die Horden von Trollen, die hier noch weniger können als in der Ringe-Reihe. Die tragen Schädelhelme und sollen wohl voll gefährlich sein und dann rennt einer gegen eine Wand und ist tot. Und einer hat allen ernstes Morgensterne als Beine und Eisenkeulen als Arme. Zum Kotzen.
8/10 für die Schauwerte.
6/10 für die Inszenierung insgesamt, denn der Film hat seine starken Story-Momente.
4/10 für die Buchumsetzung. Eher 3.
11/10 für das tolle tolle, schöne schöne, perfekte perfekte Ende.
DIE STRAFE: NACHSITZEN IM MITTELERDE-KURS FÜR DAS CORE TEAM.
DIE STRAFE TEIL 2: GALGEN FÜR DEN, DER SICH DEN KAMPFTROLL MIT DEN MORGENSTERN-BEINEN AUSGEDACHT HAT.
PS: Wir kriegen Werwürmer zu sehen. Ja wirklich. Jetzt weiß ich endlich wie diese faulen Orks ihre Tunnel graben.