Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 20 von 42

Thema: [Werwölfe IV] Tag 9

  1. #1

    Examinierter Senfautomat
    stars_mod

    [Werwölfe IV] Tag 9

    Aus den Chroniken des Dorfes Düsterwald:

    Nach der Ruhe der vorherigen Tage war uns das Glück leider nicht länger hold. Zwei weitere Tote aus unseren Reihen mussten auf dem Dorffriedhof beerdigt werden: Callan Fridian und Nicolo de Beauvais sind vergangene Nacht von uns gegangen. Der Herr gebe ihnen die ewige Ruhe.

  2. #2
    Nicolo hatte keine Zeit zum Schlafen, er hätte es eh nicht gekonnt. Normalerweise wäre er glücklich gewesen einen Wolf getötet zu haben, doch dieses mal war es kein Wolf den er erlegt hatte - es war ein Freund.
    Er schrieb die ganze Nacht an seinem Buch weiter. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, dass ein Werwolf nicht nur eine hinterlistige Bestie, sondern auch ein treuer Kampfgefährte sein konnte. So viel hatte er lange nicht mehr geschrieben und sein bestes Werk sollte nun fast vollendet sein, die Aufklärung der letzten Wölfe sollte nicht lange dauern. Er schrieb eine lange Einleitung, die er Godfrey, Konrad und Isabella widmete.
    "Nun widme isch mein Buch welches 'exenjägern 'elfen soll gegen Werwölfe zu kämpfen einem Wolf." Nicolo schüttelte den Kopf: "Nein, ich widme es meinen Freunden.", korrigierte er sich in seinen Gedanken.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er griff nach seinem Hut und seiner Pistole und stürmte aus seinem Zelt. Hier musste einer dieser Wölfe sein und er würde ihn erlegen. Er sah sich kurz um und erkannte sofort eine dunkle pelzige Gestalt, die bereits auf ihn zustürmte. Nicolos Jagdfieber war wieder da und entschlossen lud er seine Pistole und richtete sie auf den Wolf.
    Der Wolf entdeckte die Pistole und stoppte vor ihm ab. Die beiden starrten sich an.
    Nicolo war wie gelähmt. Er sah dem Wolf in die Augen und erkannte keine Bestie. Er erkannte Godfrey. Er sah Lester. Er sah keinen Feind. Vielleicht waren die Wölfe ja gar nicht einfach nur böse. Er sollte dies noch dem Kapitel über Godfreys Tod in seinem Buch hinzufügen.
    Doch dazu würde es niemals kommen. Der Wolf bemerkte Nicolos Zögern und ließ ihm keine Chance. Nicolo bemerkte es nicht einmal und als die Sonne aufging hielt er immernoch seine geladene Pistole fest umklammert, in seiner Manteltasche sein Notizbuch welches wie durch ein Wunder unversehrt war.
    Vielleicht würde irgendjemand diese Notizen finden und das Buch des Aurasehers, Laienbruders und Hexenjägers vollenden.

  3. #3
    Schwach... so schwach... er saß auf einem Stuhl in seinem Haus als er noch die untergehende Sonne beobachtete und das Antlitz des Mondes grüßte welcher sich wohl erneut todbringend über das Dorf erhob.
    Er schaute auf seine Schulter, oberkörperfrei saß er da, da schwarze verkohlte Stück welches er nie wieder benutzen könnte... ein Anblick des puren Todes und selbst das vor Leben geradezu sprudelnde Fleisch drumherum, welches sich knallrot drumherumzog konnte ihm keine Hoffnung mehr schenken, längst war es entzündet und hat eine kränklich blasse Farbe angenommen.
    "Wenn die Geschichten stimmen... werde ich vielleicht zum Wolf... wenn nicht... sterbe ich qualvoll...
    Er erhob sich, nichts von beidem wollte er, ein blütlüsterndes Tier werden welches nur dazu da ist Leid und Schmerz zu verbreiten um die Gier seines Hungers zu stillen... aber er wollte auch nicht als Krüppel enden der unter Tränen seinem nahenden Tod entgegenblickt, der es nicht mehr verarbeiten kann, längst zerbrochen an den Qualen und der Pein...
    Er wollte friedlich sterben, einfach einschlafen, alles an sich vorbeiziehen lassen während er die Hand nach dem Frieden ausstreckt.

    Sein Vorhaben war vielleicht verpöhnt, doch er konnte nichts anderes tun, es war eine für ihn doch recht einfache Entscheidung, Qual, Tier oder Schlaf... und er wollte letzteres, nichts wollte er mehr als letzteres in diesem Moment.
    So ging er in sein Lager holte die mit Laudanum gefüllte Flasche, beruhigend sollte es sein, tödlich wird es nun für ihn sein.

    Die Flasche in der Hand ging er in sein Bett, legte sich ein letztes mal hin und deckte sich zu.
    "Es... soll so sein... so wie immer... "
    Er entkorkte die Flasche und setzte an, Schluck für Schluck leerte er sie und es vergingen nur einige Minuten bis er langsam merkte wie ihm die Sinne schwanden, wie ihm das Leben entglitt und als er die Augen schloss hörte er eine vertraute Stimme, eine Stimme die ihm immer wieder Kraft gab, die es ihm überhaupt erlaubte bis zum Äußersten zu gehen. Er wusste... nein... er vermutete, dass es das Medikament war, doch es war ihm egal denn diese Stimme nahm ihm die Furcht die sich in seinen Kopf schlich, die Angst nun doch zu gehen.
    Als wäre sie direkt neben ihm hörte er die zärtlich geflüsterten Worte... "Willkommen... Callan..."
    Dann rutschte ihm die Flasche aus der Hand, zerschellte am Boden und übrig vom einstigen Bader, blieb die leblose Hülle, mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen...

  4. #4
    Am Hexenjägerlager angekommen machte sich Isabella daran Godfreys und Konrads Zelt abzubauen. Sie und Nicolo würden die Habseligkeiten untereinander aufteilen und am nächsten morgen, so hoffte sie, mit dem ersten Sonnenstrahl das Dorf verlassen können welches ihnen soviel Gram gebracht hatte.

    Als sie jedoch in Godfreys Zelt stand und ihr Blick über die zerwühlte Lagerstatt schweifte, riss ihre eisige Maske ein weiteres, letztes Mal und sie sank auf die Knie und betete lautlos unter Tränen um Gnade und Frieden für Godfreys Seele, bis sie erschöpft eingeschlafen war.

    ~*~

    Der nächste Morgen brach lautlos an. Nur die schwachen Sonnenstrahlen weckten Isabella aus ihrem unruhigen Schlaf. Eine der kurzen Haarsträhnen kitzelte sie in der Nase, sie hatte Mühe die Haare unter den Hut einzuklemmen bis sie nicht mehr störten. Was war passiert?

    Sie beschloss das Denken sein zu lassen bis sie wirklich wach war und stolperte aus Godfreys Zelt hinaus – und fiel beinahe über Nicolos leblosen Körper.

    Entsetzt stolperte sie rückwarts in Nicolos Zelt hinein, die straff gespannte Plane hielt ihrem Gewicht aber stand und fing sie auf. Sie musste so müde gewesen sein das sie... sie hatte nichts gehört. Wie bei Konrad... das konnte doch nicht. Nicht auch noch der Gelehrte... nein... es hatte doch enden sollen. Mit dem schmerzlichsten Tod hatte all das enden sollen.

    Sie erinnerte sich an die Worte des Gelehrten, das die meisten törichten Gestalten die eine Leiche fanden meistens zu dumm waren und viele Spuren verwischten. Spuren... sie suchte nach Spuren und es war offensichtlich das wieder ein Wolf sein Unwesen getrieben hatte. Die zerfetzten Wundränder, die Pfotenabdrücke – all das hatte sie schon zu oft gesehen.

    Der Franzose hielt offensichtlich etwas umklammert... sie kniete sich vorsichtig neben ihn. Die geladene Waffe hatte er in seiner Rechten, seinen Degen hatte er nicht einmal gezogen. Wieso hatte er nicht geschossen? Sie wäre wach geworden... und hatte vielleicht all das verhindern können.

    Unter seiner zusammengekrallten Linken hielt er das Notizbuch. Sie lächelte leicht, als sie den verwischten Titel sah: „Geteilte Loyalitäten“ … sie konnte inzwischen schon besser lesen, sie hatte wann immer sie Zeit hatte versucht ihre Lesekünste zu verbessern.

    Sie schloss die Augen ihres letzten Gefährten und wickelte ihn in die Zeltplane, die sie von Konrads Zelt bereits beiseite gelegt hatte. Es wurde Zeit im Dorf erneut auf Jagd zu gehen – nachdem sie für ein anständiges Begräbnis gesorgt hatte.

    ~*~

    In der Bäckerei war bereits so kurz nach Sonnenaufgang viel los. Sie musste nicht reden um zu erfahren das in der letzten Nacht mehr als nur drei Jäger gestorben waren. „Callan ist heute morgen in seinem Bett gefunden worden. Lydia wollte nach ihm sehen, aber er lag einfach nur da. Friedlich, als hätte eine höhere Macht ihn von seinem Fluch und den Schmerzen befreit.

    Callan war also auch tot. Sie hatten 5 Wölfe unter die Erde gebracht und es waren nur noch vier von den ursprünglichen Bewohnern übrig. Avery, Laurenz, Roland und sie. Einer von den Männern hatte Nicolo auf dem Gewissen. Sie hoffte auf Konrad, der sie hoffentlich von der Bürde einer weiteren falschen Wahl erretten würde.

    Dann schrieb sie auf einen kleinen Zettel die Worte „Callan + Nicolo – begraben“ und gab ihn Lydia die als einzige noch resolut genug aussah um Entscheidungen zu fällen. „Mädchen, Mädchen was denkt ihr denn? Wir haben uns natürlich sofort um Callan gekümmert, immerhin verdanken hier viele ihm ihr Leben. Aber Nicolo... was ist denn geschehn?

    Isabella zeichnete die Grimasse eines Wolfes auf das Papier, dann erhob sie sich und schlich ins Lager zurück um die übrigen Zelte abzubauen und nachzudenken.

  5. #5
    Schweißgebadet wachte Roland schon sehr früh auf. Gestern hatten sie zwar einen der Werwölfe beseitigen können, aber zu welchem Preis? Ein weiterer unschuldiger Dorfbewohner musste sterben... Mit trauriger Gewissheit wusste Roland aber, dass das ganze Szenario bald vorbei sein würde und zwar mit einem tragischen Ende...

    Im Zimmer hatte sich eine Art Dunst gebildet, denn Roland hatte versucht, das, was in den Plänen stand, mit Hilfe der Materialien, die er die Tage gesammelt hatte, nach zu brauen. Es war bald soweit und wenn es soweit war, dann müssten sie nie wieder irgendwelche Wahlen treffen, vorausgesetzt natürlich, dass es funktioniert. So verbrachte Roland die frühen Morgenstunden damit, dem Gebräu das da Gestalt an nahm, zuzusehen. Die einzige Unterbrechung, die sich ergab, war, als plötzlich Agatha vor der Tür stand und von Callans Tod berichtete. "Ich soll beim Begräbnis helfen? Moment..."

    Im Keller waren glücklicherweise ein paar Schaufeln, denn ansonsten dürfte man kaum noch welche auftreiben dürfen, denn durch die gestrigen Hamsteraktionen der fliehenden Bevölkerung waren diese mittlerweile auch rar. Roland brachte ein paar Schaufeln nach oben und sofort begaben sie sich zum Friedhof, um Callan noch vor den ersten Sonnenstrahlen unter die Erde zu bringen. Heute war es draußen sehr viel wärmer als gestern und als sie Callan begraben hatten, eilte Agatha zugleich in die Bäckerei, zusammen mit den wenigen Verbliebenen des Dorfes. Die Söldner, die gestern überlebt hatten, waren wohl vor Anbruch der Dunkelheit ebenfalls geflohen.

    Roland war nun allein auf dem Friedhof, mal von den vielen Toten, die den Werwölfen, oder Wahlen, zum Opfer gefallen sind, abgesehen. So besah er sich eine Zeit lang jedes einzelne Grab der Opfer dieses Wahnsinns, während nebenbei die Sonne sich den Weg zum Himmel erkämpfte.

  6. #6
    Mit dem Tod Godfreys war ein mächtiger Kämpfer – erst auf Seiten des Dorfes, dann auf Seiten der Wölfe – verloren gegangen. Laurenz' Auftrag schien nun beendet, aber er hatte das ungute Gefühl, dass noch nicht alles durchgestanden sei.
    Mit diesem Gedanken gelang es ihm kaum, die Nacht ein Auge zu zu tun. Er war sich sicher, dass er Geräusche gehört hatte. Doch sie kamen aus der Ferne. Dorther, wo auch das Lager der Hexenjäger lag. Hatte es neben Godfrey einen weiteren Wolf beherbergt?
    Doch die Geräusche entfernten sich schließlich immer weiter von Laurenz' Nachtlager. Diese Nacht sollte es nicht zu einem Kampf kommen. Nicht für ihn.

    ~*~

    Als Laurenz am nächsten Morgen das Dorf betrat, kam ihm nicht nur zu Ohren, dass Callan seinen Verletzungen erlegen war, sondern auch, dass der Hexenjäger Nicolo sein Ende gefunden hatte. (Bleibt also nur noch Isabella…) Laurenz müsste mit ihr sprechen. Den Dorfbewohnern zufolge war sie zurück zu ihrem Lager gegangen. Laurenz würde ihr folgen müssen.
    Als er dort ankam, war Isabella mit dem Abbau der Zelte beschäftigt.
    "Isabella! Ich… habe gehört, was mit Nicolo passiert ist. Ich kannte ihn zwar bei weitem nicht so gut wie Ihr, doch ich fand in ihm einen ehrbaren Streiter.
    Ihr seid wahrscheinlich nicht in der Stimmung, aber… ich muss mit Euch reden. Doch nicht jetzt, und vor allem nicht hier. Hier im Wald gib es zu viele potentielle Mithörer. Können wir uns später treffen? An einem sicheren Ort?"

  7. #7
    Sie hatte gerade das letzte, ihr Zelt abgebaut, als Laurenz das Lager betrat. Zumindest das was davon übriggeblieben war.

    Die Dörfler hatten sich dem toten Gelehrten erbarmt und ihn, gleich nach Callans Bestattung, ebenfalls auf dem Friedhof neben Konrad beerdigt. Sie hatte währenddessen kein Wort verloren und war froh das andere den Segen für ihn gesprochen hatten.

    Und nun war einer der potentiellen Täter hier, ein Mann für den Nicolo nicht die Hand ins Feuer gelegt hätte. Ein Mann der vertraulich reden wollte, wo er doch seine Geheimnisse auch einfach frei von der Leber zu reden schien. Ob dies Wahn oder Dummheit war wusste sie nicht.

    Nachdem er seine Bitte vorgetragen hatte verstaute sie noch zwei der Steckstühle auf einem Haufen, den sie verkaufen würde. Es war zuviel um es mit sich herum zu schleppen... und sie war zu schwach um die liebgewonnenen Dinge mit zu nehmen. Aber sie trug Konrads Schnitzerei, Nicolos Buch und Godfreys Hut. Das musste genügen.

    In diesem Haufen von seltsamen Kostbarkeiten stemmte sie ihre Hände in die Hüften und schnalzte missbilligend mit der Zunge als sie sah das der Händler, Spion, wasauchimmer er sich bezeichnete immer noch da stand und eine geheime Unterredung führen wollte.

    Sie schüttelte den Kopf und die kurzgeschorenen Haare flogen strähnenweise aus ihrem Hut. Dann trat sie auf Laurenz zu und mit einem eiskalten Blick, der das Grün in ihren Augen wie erfrorenen Klee aussehen ließ, flüsterte sie ihm ins Ohr.

    "Wenn ihr eine Unterredung führen wollt, dann nur in Gegenwart der anderen beiden. Jetzt noch Geheimnisse zu haben ist sinnlos Lachesis."

    Sie hinterließ keinen Duft, nur die Kälte, die von ihr auszugehen schien kroch über seinen Körper. Ihr Bein pochte schmerzhaft, aber jetzt einzuknicken wäre nur das was sie sich erhoffen würden. Sie war ein Narr gewesen, ihre Stimme war immerzu fehl gegangen. Sie hatte ein Talent dafür Zeichen falsch zu deuten - oder sich von anderen in die Irre führen zu lassen.

    "Wir führen die Unterredung, wenn die Sonne am höchsten steht. Bis dahin habe ich euch nichts zu sagen."

    Sie hoffte das er den anderen beiden, Avery und Roland bescheid geben würde. Ansonsten würde sie bei den beiden vorbeischauen wenn sie hier fertig war.

    Dann machte sie sich wieder daran für eine weitere Wanderschaft die am wenigsten geflickten Zeltplanen für sich herauszusuchen. Und sie war nicht überrascht das es Godfreys waren, da er sein Hab und Gut immer am besten gepflegt hatte.

    Die teuren Gegenstände schloss sie in die Kleidungstruhe, die ihr gehörte. Dann packte sie weiter, unermüdlich, wie von einem unsichtbaren verzweifelten Fieber gepackt das keine Untätigkeit erlaubte.

  8. #8
    Laurenz hatte nicht zu erwarten, dass Isabella auf sein Angebot eingehen würde. Mit einem kalten Blick in den Augen schritt sie auf ihn zu und flüsterte ihm etwas zu. "…Lachesis."
    Sie musterte ihn weiter mit diesem Blick, doch Laurenz zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt.
    "Ihr glaubt hinter ein großes Geheimnis gekommen zu sein, doch Ihr irrt Euch. Namen sind nicht mehr als Schall und Rauch. Entscheidend ist, weshalb wir hier sind… und was wir daraus machen. Und diese Frage geht nur euch etwas an, nicht Roland, Avery oder die anderen Dorfbewohner. Ihr tätet gut daran, sie unter meinen Bedingungen zu stellen. Die Zeit und den Ort solltet ihr bestimmen."
    Isabella trug ihm auf, die anderen zu einem gemeinsamen Treffen unter der Mittagssonne aufzurufen. Laurenz willigte ein, doch auch er bestand darauf, ihr noch etas zuzuflüstern.
    "Dass wir beide noch leben, kann fast nur bedeuten, dass wir im Kampf gegen die Wölfe auf der gleichen Seite stehen.
    Wäre ich einer der Wölfe, hätte ich mit Sicherheit Euch zuerst das Leben genommen, nicht Nicolo, der mir am ehesten vertraute.
    Und wärt Ihr einer von ihnen, hättet Ihr mich zu töten versucht, nicht Euren Gefährten. Außerdem, solltet Ihr tatsächlich mit ihnen im Bunde stehen, so stünde das Ende dieser Geschichte schon geschrieben… und jede Unterhaltung wäre nichtig."

    Mit diesen Worten verbleibend, machte sich Laurenz auf den Weg zurück ins Dorf, um den anderen von dem für den Mittag vorgesehenen Treffen zu berichten.

  9. #9
    "Lachesis? Wartet einen Moment. Lasst uns jetzt sprechen, bevor wir uns mit den anderen Treffen. Am besten gehen wir ins verlassene Gasthaus, wegen mir auch noch in den Keller falls ihr Angst habt das die Wände euch zuhören. Also, lasst uns gehen."

    Sie wischte sich über die staubige Stirn und lief neben ihm her, interessiert daran warum er annahm irgendetwas von ihr fordern zu können. Sie war neugierig. Und sehr gespannt.

  10. #10
    Schwerer Nebel lag über allem, der Welt, seinen Gedanken, seiner Erinnerung. Eine stimmungslose Müdigkeit fing Konrad ein, zog ihn sanft vom Dorf weg und schien unendwegt zu flüstern "Es ist vorüber. All deine Begehren sind doch nur müßig, irgendwann muss jeder sterben. Und ändern kannst du daran nichts."
    Doch irgendwo tief in ihm regte sich ein Widerwille, Gefühl das er schon seit tausend Jahren nichtmehr gehört zu haben schien, längst vergessen und doch immer da - wenn er sich jetzt dahintreiben ließ würde er nie mehr zurückkehren... nie mehr...
    Nein!
    Ein mal noch riss er sich los, ein mal noch versuchte er irgendwo hinter der Schläfrigkeit Kräfte zu finden, ein mal noch...
    Würde er etwas...
    da lassen...
    ein...
    mal...



    Wer als nächstes nächstes durch die Wirtshaustür treten würde, würde ein riesiges, eingekerbtes "A" dort erkennen.

  11. #11
    Laurenz konnte sich das Schmunzeln kaum verkneifen, doch er war sich der möglichen Gefahr durchaus bewusst.
    "So sei es. Gehen wir."

    ~*~

    Im Keller des Gasthauses angekommen, machte sich Laurenz daran, den Raum zu untersuchen.
    "Alles sicher. Niemand scheint uns gefolgt zu sein… Verzeiht mir die Merkwürdigkeiten. Sind eine Gewohnheitssache."
    Er stellte für Isabella und sich jeweils einen Schemel in die Mitte des Raums. Mit einiger Distanz voneinander.
    "Wie soll ich anfangen… Ihr habt sicher bemerkt, dass ich nicht als einfacher Händler ins Dorf gekommen bin? Ich verfolge andere Interessen. Doch bevor ich weiter rede… erzählt mir zur Erinnerung noch einmal, weshalb Ihr Hexenjäger in das Dorf gekommen seid."

    Geändert von Don Cuan (27.09.2010 um 23:49 Uhr)

  12. #12
    Während der auf Geheimniskrämerei abzielende "Händler" einfach so durch die Wirtshaustür schritt, fuhr die Spanierin mit den Fingerspitzen über Kerben im Holz. Es sah aus als hätte irgendjemand mit einer Axt ein großes "A" in das Holz geschlagen.

    "Lachesis? Habt ihr das hier schon gesehen?"

    Danach begaben sie sich in den Keller des verfallenen Gebäudes. "Wir vier verfolgten die Spur des Alphawolfes, dem Godfrey anscheinend vor Jahren bereits einmal begegnet ist. Wir wussten das wir die Jagd wohl mit Verletzungen bezahlen müssten - doch wir waren sehr stolz und glaubten nicht daran das es Gestalten gibt die listiger sind als wir.

    Wir haben nicht viel Zeit, Lachesis. Sagt einfach was ihr zu sagen habt, beschuldigt wen ihr verdächtigt. Oder erzählt mir was in eurem Herz herumstreift wie einer der Wölfe - denn ich sehe die Sorge in eurem Gesicht. Ich traue euch nicht und das wisst ihr inzwischen wohl nur zu gut.

    Dieses "A" - ihr wisst nicht zufällig wofür das stehen könnte?"

    Ihre Augen blitzten ihn wissend an und dann nahm sie ihm das Wort aus dem Mund.

    "Ich habe mich umgehört... man erzählt sich das ihr früher, dort wo ihr angestellt wart Architekt wart. Und nun sagt mir nochmal wieso ich euch vertrauen sollte, Lachesis. Und lasst nichts davon aus."

  13. #13
    Die Sonne schien und es war wirklich warm für die Zeit. Es erschien fast so, als ob sich die Natur über die wenigen verbliebenen Dorfbewohner lustig zu machen schien. Nachdem nun auch Nicolo beerdigt werden musste, wusste nun niemand so recht, was er als nächstes tun sollte. Roland brachte die Schaufeln nach Hause, überprüfte noch einmal alles auf seine Korrektheit und begab sich anschließend zum Dorfplatz.

    Dort nahm er sich einen der wenigen verbliebenen Tische an der Taverne und setzte sich. Früher, oder später würden die anderen hier mit Sicherheit auftauchen und vielleicht ließe sich ja etwas finden, was man noch tun könnte. Wie er so da saß, viel Roland alsbald ein merkwürdiges Zeichen auf, das aussah wie ein A. Scheinbar ein neues Zeichen von diesem Geist, aber was sollte es bedeuten? Ausländer, Architekt,...

    Vielleicht haben die anderen ja noch ein paar Ideen...

  14. #14
    "Die Suche nach dem Alphawolf? Wegen dem wir auch auf dem Hexenfelsen waren? Ihr scheint nicht die ganze Wahrheit zu wissen…"
    Isabella wurde ungeduldig und bat ihn, zur Sache zu kommen. Sie fragte ihn nach diesem A, welches er auch an der Tür gesehen hatte.
    "Ein Architekt? Ich weiß nicht, aus welcher Quelle ihr solche Vermutungen zieht, aber Ihr liegt falsch. Ich habe nie als Architekt gearbeitet. Und selbst, wenn es stimmen sollte, woher sollte Konrad dieses Wissen haben? Ich kenne zwar jemanden, der zumindest auf dem Gebiet bewandert ist… aber den habe ich einige Zeit nicht mehr gesehen."
    Er war sich im Klaren, dass Isabella davon nicht sonderlich überzeugt sein würde.
    "Wir… Ich kam in das Dorf, um sicher zu stellen, dass jeder in Eurer Gruppe wie vorgesehen den Tod findet. Dass nur Ihr vier hergeschickt wurdet, war eine ausgemachte Falle. Euch wurde nicht zugetraut, dass Ihr Euch so lange gegen die Wölfe halten würdet. Und doch sah es bis gestern beinahe so aus, als wären die Jäger der Herausforderung gewachsen.
    Aber das Blatt hat sich gewendet. Nach allem, was wir wissen, steht es nunmehr zwei gegen zwei."

    Laurenz stand auf und ging zu einem der Regale, in denen Lesters edelste Branntweine standen. Er nahm eine der Flaschen aus dem Regal und prüfte das Bouquet des Weins.
    "Winfried ist nicht einfach an dem Wein zugrunde gegangen. Ich sagte doch, dass ich mich mit Giften auskenne. Das war nicht gelogen, aber mir fehlten die nötigen Mittel, dieses Wissen hier im Dorf zur Anwendung zu bringen. Das selbe gilt für die Herstellung von heilenden Tinkturen. Nun ist es aber zu spät, um an deren Beschaffung zu denken.
    Hehehehe… eine seltsame Annahme, die ich gerade treffen muss. Eine Frau, die man ob ihres Wissens der Hexerei beschuldigen würde, mitten unter einer Gruppe von Hexenjägern. Doch wenn Ihr nicht auch diejenige wart, die Lesters Tropfen vergiftet hatte, werden die Wölfe bereits die Oberhand haben."

    Er setze sich wieder auf seinen Schemel.
    "Ich könnte versuchen, Euch hier und jetzt zu töten, oder hätte es bereits eben im Wald oder auf der Hexenspitze tun können. Doch läge ich damit falsch, wäret Ihr also kein Werwolf, so würde mir bei meiner Abreise ein Hinterhalt blühen. Mein Auftrag ist es nicht, Euch zu töten, sondern die Kunde von Eurem Tod zu bringen. Aber dafür muss ich den Wald lebend verlassen…
    Und auch Ihr werdet den Düsterwald ohne mich nicht in einem Stück verlassen können. Seid Ihr ein Werwolf, werdet ihr früher oder später im Kampf niedergestreckt. So lange ihr Euch von der Mine fern haltet, würde der Fürst dieses Landes euch vielleicht dulden, wie er das Dorf mit seinen verfluchten Bewohnern geduldet hatte. Aber jenseits der Wälder wärt Ihr Freiwild. Seid Ihr dagegen unschuldig, versucht aber, mich auszuliefern, so werdet Ihr allein sein und wenig länger überleben als ich.
    Genug mit dem Fatalismus. Habt Ihr noch Fragen, oder soll ich zu meinem Verdacht kommen?"

  15. #15
    "Sprecht, wenn ihr noch etwas zu sagen habt. Meiner Meinung nach redet ihr zwar jetzt schon zuviel und euch damit um Kopf und Kragen, aber es ist euer Leben das ihr in die Waagschale werft. Wenn ihr fertig seid würde ich vorschlagen das wir die anderen beiden suchen und unsere Ideen zu dem "A" zusammentragen. Da wir weder Arzt noch Anatom, Archäologe noch Artisten hier im Dorf haben bleibe ich vorübergehend bei meinem Verdacht euch dem Architekten gegenüber."

    Isabella zeigte keine Regung und saß still und entspannt auf dem Schemel. Aber in ihrem Kopf pochte es wütend "Ihr scheint nicht die Wahrheit zu wissen... ich kam hierher damit jeder in eurer Gruppe den Tod findet. Es war eine Falle... mein Auftrag ist es Kunde von eurem Tod zu bringe..."

    Er hatte gelogen. Er war wahnsinnig. Und sie hatte keine Angst vor einem Wicht wie ihm.

    Godfreys Jagd - die Jagd der Hexenjäger - hätte gar keine Falle sein können. Sie waren dem Wolf aus freien Stücken hierher gefolgt. Dieser Mann der vor ihr stand musste einfach verrückt sein - zumal er gestern noch behauptet hatte jemand zu sein der sich "mit Giften auskennt" und ihr nun diese Fähigkeiten zuschieben wollte. Was hatte er vor? War er ratlos, verwirrt und glaubte sie mit seinem Gestammele aus der Reserve zu locken?

    Sie blickte ihn kühl an und wartete ob er eine Verdächtigung aussprechen würde - denn sie wusste das Avery keine Schuld treffen konnte. Sie selber hatte Nicolos Versprechen das der Junge unschuldig war. Er war kein Wolf.

  16. #16
    "Der Junge Avery… ist mit Sicherheit nicht der, von dem die Gefahr ausgeht. Die Zeichen haben nie direkt auf Namen verwiesen, was ihn also ausschließt. Und auch Ihr scheidet aus. Das A weist nicht auf Euch, außerdem wäre der Verdacht dann schneller auf Euch gelenkt worden. Weder Avery, noch Ihr werdet wird ein Wolf sein, aber einer von euch steht steht scheinbar dennoch auf ihrer Seite. Ich muss davon ausgehen, dass Avery zugunsten der Wölfe handelt. Den Grund, dass ich Euch nicht verdächtige, habe ich schon zur Genüge genannt.
    Bleiben also Roland und ich. Auch wenn Ihr mit Eurer Vermutung falsch liegt, ich sei ein Architekt gewesen, könnte das A durchaus für mich stehen.
    Aber auch für Roland, der sich als Tagelöhner, als Aushilfskraft verdingt. Er hat einiges Interesse an Dirans Brauereien gezeigt, aber wenig von diesem Wissen mit uns geteilt. Vielleicht gab es einen solchen Trank nie, oder aber Roland wollte verhindern, dass das Wissen über seine Herstellung nach außen dringt.
    Außerdem… haben wir ähnlich abgestimmt, wenn es daran ging, Werwölfe zu richten. Stets, wenn das Ergebnis schon so gut wie feststand. Doch am Abend von Lesters Hinrichtung habe ich mich stattdessen gegen Euch gestellt, als Ihr auf Nadeschka losgehen wolltet… Warum wohl? Sie war es, deren Tinkturen und Kräuter ich brauchte. Heilpflanzen, die nicht in diesem Wald wachsen. Ingwer, Nieswurz und Tausendgüldenkraut. Ich hätte als ein zweiter Heiler einspringen und vielleicht Ewald, Callan oder gar Nicolo schützen können. Aber diese Möglichkeit ist mit Nadeschkas Dahinscheiden erloschen.
    Und damit wisst Ihr genug über mich. Ich mag als Euer Feind gekommen sein, aber heute zählt das Überleben mehr als alte Feindschaften. Ob Ihr meiner Geschichte glauben schenkt oder nicht, das müsst Ihr entscheiden. Noch seid Ihr Eures Schicksals Schmied. Doch selbst, wenn Ihr mir nicht traut, Roland solltet Ihr mindestens genauso verdächtigen.
    Wenn Ihr nichts mehr hinzuzufügen habt, schlage ich vor, nach oben zu gehen."

  17. #17
    "Lasst uns nach oben gehen und Avery und Roland suchen. Ich denke alles weitere sollten wir mit ihnen besprechen. Ich danke euch für eure Offenheit, aber es gibt zuviele Rätsel um eure Person als das ich euch wirklich trauen würde. Was seid ihr wirklich, Lachesis? Heiler, Hexer, oder nur ein Derwisch der als Fähnchen im Wind versucht das Beste für sich herauszuholen? Falls es euch interessiert - und ich bin mir sicher das tut es - ich bin keines davon. Lasst uns gehn."

    Sie stiegen die alten Stiegen der Taverne in den Schankraum hinauf, Laurenz hatte zwei von Lesters kostbaren Weinen mitgenommen, deren Geruch ihn anscheinend überzeugt hatte und sie blickten oben in das erstaunte Gesicht von Roland der sich an den letzten noch stabil aussehenden Tisch gesetzt hatte - es war der Tisch an dem vor einer Woche noch der Wirt, der Söldner und Godfrey Karten gespielt hatten.

    Für einen kurzen Augenblick schienen die erloschenen Kerzen wieder zu leuchten, durch die verschmutzten Scheiben brach wieder das helle Licht der Sonne und im Schein des Feuers klimperten Schnapsgläser. Isabella hörte wie von Ferne das verlegene Lachen der Dorfbewohner... sie erblickte Liliths errötetes Antlitz dort vor der Holzvertäfelung, Andreas interessierte und wache Blicke als er ihr von der Heimat erzählte die sie alle suchten, sie hörte Lesters barsche Fragen "wer hat dieses Loch in meinem Keller gegraben?" und musste beinahe Schmunzeln als sie sich an seine unbeholfene Trägheit erinnerte, dann dachte sie an Winfried, den eifrigen Schreiberling der sicherlich ebenso gut wie Nicolo diese Geschichte hätte erzählen können. Und natürlich Godfrey, der hier am ersten Abend ohne seinen Mantel und abgerissen von der jahrelangen Jagd dennoch eine erstaunliche Erscheinung abgegeben hatte.

    All diese Gesichter, all diese Geschichten und die Lichter verloschen jedoch auf einen Schlag als Laurenz sich zu Roland setzte, ein schwerer Holzstuhl über den mit Blut verschmierten Boden kratzte und ihr Rolands Blick auffiel, der die beiden mit großen Augen ansah und sich wohl so seine Gedanken machte was der schöne Hauptmann und ein zwielichtiger Händler alleine im Keller getrieben hatten.

    "Wir haben versucht den Geheimgang zu Dirans Keller wieder aufzubekommen. Aber leider erfolglos.", erklärte sie kurz und schob sich einige Strähnen die sich gelöst hatten wieder unter den Hut. "Roland, habt ihr das Zeichen an der Tür gesehen, das aussieht als wäre es von einem heißen Finger in das Holz gebrannt? Was glaubt ihr wofür es steht?" Bevor der Tagelöhner mit einer Erklärung anfangen konnte bat sie ihn jedoch kurz zu warten, bis sie Avery auch hergeholt hatte.

    Den Jungen fand sie unausgeschlafen und bleich aussehend in seiner Hütte. Er nahm die Einladung in die Taverne an, nachdem Isabella ihm etwas zu Essen versprach. Sie hatte nicht vor den Jungen verhungern zu lassen - er sah nämlich so aus als würde er jeden Moment umkippen.

    Bis sie in der Bäckerei etwas Kuchen und Rosinenschnecken organisiert hatte, sich nach den neuesten Nachrichten von den Söldnern erkundigt hatte und Bescheid gegeben hatte das sie vier eine Unterredung dort führten bei der sie nicht gestört werden wollten, war Avery auch in der Schänke eingetroffen.

    Laurenz hatte inzwischen einen der Weine entkorkt und genoss sichtlich den teuren Wein. Avery saß ein wenig zusammengesunken auf seinem Stuhl und nur Roland war wirklich entspannt. Isabella legte zuerst das Essen auf den Tisch, dann machte sie sich daran für etwas Licht in dem Raum zu sorgen und stellte auch noch einige Kerzen auf die Theke und neben den Tisch.

    Währenddessen erzählte sie den Anwesenden die Neuigkeiten. "Die wenigen Söldner des Grafen, die übrig geblieben sind, nachdem die Bestien ihre Reihen gnadenlos dezimiert haben, werden heute Nacht nicht hier beim Dorf verweilen, sondern dem Grafen Meldung geben das Andreas von Hohenstein hier im Dorf residiert. Das wird denjenigen die hier bleiben werden sicherlich noch Probleme bereiten, ich hoffe sehr das wir bis dahin eine Lösung gefunden haben."

    Roland, Avery und sich stellte sie drei kleine Tonkrüge hin, die sie mit Met füllte. Sie würden eine Weile hier bleiben, hoffte sie und vielleicht auch Antworten finden.

    "Nun zu dem Grund dieses Treffens. Wir sind die letzten vier Bewohner die an dieser Geschichte beteiligt sind. Durch unsere Wahlen haben wir uns alle mitschuldig gemacht, aber natürlich auch getan was getan werden musste um die Wölfe zu enttarnen. Es waren 5... genug um einen mit Alpträumen für ein Leben zu versorgen."

    Bei diesen Worten blickte sie besorgt auf Avery.

    "Genug um einen an seiner eigenen Vorstellung von gut und böse zweifeln zu lassen, da die, die wir... zu kennen glaubten und denen wir vertrauten ebenfalls dem Fluch anheim gefallen waren. Und das hat uns wahrscheinlich am meisten verletzt."

    Sie wärmte den Met leicht zwischen ihren Händen an und blickte in die Gesichter der anderen Drei, in der Hoffnung wie früher darin lesen zu können. Aber Todgeweihte, die wissen das es um alles geht zeigen keine Regung. Es gab in solchen Momenten, wie sie sie bereits bei Verhören erlebt hatte, entweder Wut und Wahnsinn, Resignation wie sie Avery zu zeigen schien oder eisige Kälte mit der man sich selber zu schützen suchte.

    Es würde nicht leicht werden das weiß vom schwarz zu trennen. Aber wenn es nach ihr ginge würde kein einziger von ihnen vieren diesen Raum verlassen, bevor sie keine Entscheidung getroffen hatten und den Mörder von Nicolo ausfindig gemacht hatten.

    "Ich möchte das jeder von euch, vor den anderen seine Meinung zu dem Angriff heute Nacht und natürlich auch zu den bisherigen Angriffen äußert. Ich hoffe dadurch nicht irgendjemanden bloß zu stellen sondern vielleicht die Möglichkeit zu haben zu lernen. Und vielleicht wird euch auch etwas klar, was ihr bisher nicht erkannt habt.

    Wenn ihr möchtet beginne ich..."


    Zustimmendes Nicken und abwartende Stimmung lag in der Luft.

    "Bereits als Konrad getötet wurde dachte ich das wir vier Hexenjäger die ersten wären die in den Nächten verschwinden würden. Ich weiß das ihr mir nicht traut weil ich der einzige Hauptmann bin der, entgegen der Sagen die man so hört, nicht dem Fluch erliegt das er wenn er die Nacht überlebt ein Wolf sein muss und deswegen hingerichtet wird. Ich weiß nicht wieso, ehrlich gesagt glaube ich das ich oftmals zu leicht zu beeinflussen war und meine Stimme deswegen leider auch mehr als einmal zugunsten der Wölfe verschenkt habe. Oder mit ihr sogar das Leben einiger der hier Anwesenden, wie das von Ralf, besiegelt hatte.

    Das Godfrey einer von ihnen war wusste ich nicht. Lesters Warnung hatte ich bis dahin keine Beachtung geschenkt, da ich den Worte eines Wolfes kaum Beachtung schenken wollte. Die Wunde an seinem Arm hatte erst seit gestern früh begonnen sich zu entzünden und ich bin keine Gelehrte und auch kein Medicus. Das habe ich euch ja bereits gesagt, Lachesis. Ich bin nur eine ganz gewöhnliche Frau mit einer nicht ganz so gewöhnlichen Lebensgeschichte die mich auf den Weg des Jägers gebracht hat.

    Ich habe hier im Dorf viel gelernt - mehr als mir lieb ist. Und das heute Nacht Nicolo gestorben ist... ich möchte mich nicht hinter dem Tod meiner Kameraden verstecken. Aber er hatte Fähigkeiten, versteht ihr? Er konnte durch die Menschen... hindurchsehen und erkennen ob mehr in ihnen steckte als es auf den ersten Blick möglich war.

    Er hat Avery von jedem Verdacht freigesprochen. Er und ich haben keinerlei Bezug zu dem Buchstaben der dort an der Tür prangt. Und doch gibt es wieder zwei, die nun im Verdacht stehen - Laurenz erwähnte das ihr euch als Aushilfe verdingt habt Roland. Aber er selber betrieb früher den Beruf des Baumeisters, eines Architekten. Und...
    "

    Sie atmete tief durch und blickte Laurenz dann direkt in die Augen, dabei war sie sich bewusst das er darauf hoffte das sie seinen Bitten Glauben schenkte, seiner Theorie das wenn er ein Wolf wäre er doch sie getötet hätte...

    "... er weiß mehr als er wissen sollte. Ihr habt uns an dem Tag an dem die Söldner hier einmarschierten gegeneinander aufgerieben, Spion. Ihr sagtet mir und Nicolo das ein Verräter in unseren Reihen wäre. Und ihr habt auch noch offen zugegeben das ihr hierher geschickt wurdet um die 4 Köpfe der Hexenjäger irgendjemandem abzuliefern. Ich sage euch etwas, Schlange mit der gespaltenen Zunge, ich denke nicht das dieses Dorf eine Falle für die ehrbaren Krieger war die dort draussen auf dem Friedhof liegen.

    Ich denke dieses Dorf war eine Falle für euch und dieses mal werdet ihr euren Fuß nicht so leicht aus der Bärenfalle ziehen. Lachesis, der mit zwei Zungen spricht, der der behauptet Heiler, Hexer und Lebensretter zu sein der jedoch nur wie ein Spion hinter den anderen herschleicht um sie dann zu ermorden und das Kopfgeld zu kassieren.


    Laurenz, ich verdächtige euch am meisten.
    "

    Mit einer ausschweifenden Handbewegung gab sie den anderen das Wort und wartete ab, was vor allem der Händler, Spion und Architekt sagen würde. Vor allem da sie sich sicher war das er sie nur deswegen nicht umgebracht hatte um ein Alibi zu haben... jemanden zu ermorden der einem vertraut... den galligen Geschmack in ihrer Kehle ließ der Met zumindest verschwinden. Das aufgeriebene Gefühl, das nach Kampf und Krieg schmeckte jedoch nicht.

  18. #18
    Ein Schatten außerhalb der Taverne hatte gerade Rolands Aufmerksamkeit erregt, als plötzlich Isabella und Laurenz aus dem Keller kamen. Als Isabella ihn daraufhin ansprach, zuckte er kurz zusammen, bis er begriff, das er nun doch nicht mehr hier alleine war. "Wir haben versucht den Geheimgang zu Dirans Keller wieder aufzubekommen. Aber leider erfolglos." Das war es, was sie sagte, doch Roland wusste, dass es das nicht sein konnte, hatte er doch erst kürzlich selbst nachgesehen. Mit der Absicht, nun noch Avery zu holen, verließ Isabella den Raum, während dieser Laurenz sich setzte und zugleich eine der Flaschen öffnete.

    Was wusste Roland über ihn? Er war ein Händler, der es aber vorzog, im Wald selbst zu übernachten, hatte er denn keine Angst davor, erwischt zu werden? Roland hatte den Mann nicht oft in Aktion erlebt und wenn doch, dann war er nur mäßig erfolgreich, fast als wolle er, dass sie alle sterben und er nur seine wahren Absichten verbergen wolle. Stumm verbrachten sie die Zeit, die Isabella brauchte, um Avery zu holen.

    Sie kehrte mit Avery zurück und zu viert saßen sie nun alle am Tisch. Keiner von ihnen traute den anderen über den Weg, aber dennoch musste eine Entscheidung getroffen werden. So begann Isabella alles zu sagen, was sie wusste. Roland hörte aufmerksam zu und es kam der Zeitpunkt, an dem er etwas sagen musste. "Ich hoffe, jedem von uns ist klar, dass heute vielleicht die letzte Chance ist, diesen Fluch, diese Werwölfe, loszuwerden. In den letzten Tagen haben wir mehr Tod gesehen, als die meisten von uns, mich eingeschlossen, davor zusammen. Was diese Kreaturen planten war, das ganze Dorf auszulöschen, was auch immer sie sich davon erhofften, sie haben es fast geschafft, aber dass wir noch hier sind, bedeutet, dass wir noch eine Chance gegen sie haben."

    "Stellt sich die Frage, wie wir den, oder die, letzten enttarnen können. Mein ganzes Leben lang war ich mir im klaren, dass selbst der unschuldigst wirkende Charakter dennoch schuldig sein kann. Aus diesem Grunde werde ich Avery nicht wie ihr aus der Verdächtigenliste streichen. Er ist für mich so verdächtig, wie jeder andere von uns. Genauso seid ihr, Hauptmann, ebenfalls mindestens genauso verdächtig."

    "Aus diesem Grunde werde ich auch niemandem versuchen, seine Meinung über mich auszureden, denn genauso, wie ich jeden von euch verdächtige, sollt ihr jeden anderen als euch selbst verdächtigen können. Das ich als Aushilfe gearbeitet haben soll, stimmt nur teilweise, denn eine Aushilfe arbeitet, wieder Name schon sagt, als Aushilfe für eine kürzlich ausgefallene Person. Ich arbeite nur dort, wo eine zusätzliche Hand erforderlich ist und ein Tagelöhner hat auch kein eigenes Haus, sondern wohnt dort, wo er Arbeit findet."

    "Ein A kann viele Bedeutungen haben, doch meist sind es jene Bedeutungen, die man ihnen unterbewusst einredet. Zu meinem Leidwesen wüsste ich nicht, wofür es stehen könnte, ich mutmaße nur, dass es für Wörter wie Ausländer, oder wie ihr bereits sagtet Architekt steht. Es würde mich außerdem interessieren, was für Händlersaufgaben ihr Laurenz denn so ausführt. Mit was handelt ihr? Es scheint fast so, als ob der Handel nicht eure eigentliche Berufung ist, insofern arbeitet ihr nicht vielleicht selbst als Aushilfe? Des weiteren ist der Begriff Lachesis gefallen, darf man daraus schließen, dass ihr eure wahre Identität verborgen haltet? Sozusagen arbeitet ihr auch anonym?"

    "Wie euch aufgefallen ist, habe ich mich die letzten Tage mit der Wahl zurückgehalten. Zum einen, weil es mir sehr schwer fällt, ohne nötige Beweise jemanden anzuklagen und zum anderen, weil ich mir erhofft hatte, vom Wahlverfahren der anderen die Werwölfe zu enttarnen. Dabei ist mir ebenfalls aufgefallen, dass ihr Laurenz, oder welchen Namen ihr denn nun tragt, euch sehr zurück gehalten habt.", nun kam Roland zu Avery.

    "Avery, über euch etwas zu erfahren ist praktisch unmöglich und eure Reputation selbst wankt sehr stark. Niemand weiß, wer oder was ihr seid, denn ihr haltet euch gekonnt aus allen wichtigen Sachen heraus. Ihr glänz im Moment eher mit eurer Abwesenheit, vor allem seit dem Tode Lilith, welche selbst zu den Wölfen gehört hat. Doch gerade deswegen fehlen fiele Hinweise, die eventuell euch endgültig aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen können, genauso wenig, wie diejenigen, die euch überführen könnten.", schlussendlich kam nun Isabella an die Reihe.

    "Isabella, ihr habt als letzte der Hexenjäger überlebt. Hinzu kommt noch, dass Lilith euch als ihren Nachfolger ernannt hat. Hinter euer Naivität könnte viel mehr stecken, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Zu meinem Leidwesen allerdings, habe ich auch bei euch kaum Hinweise, weder auf das eine, noch auf das andere.", Roland nahm sich einen Schluck Tee und endete damit:

    "Im Moment verdächtige ich den angeblichen Händler, den ich auch weiterhin mit Laurenz benennen werde."

  19. #19
    Rolands Worte waren klug gewählt und er hätte sicherlich auch einen sehr guten Hauptmann abgegeben, da er sehr bedacht und vorsichtig vorging.

    Anonym... war das des Rätsels Lösung? Der Mann ohne Namen, der von sich selbst sagte das sein Name nur Schall und Rauch war? ... Auch das mit der Aushilfe schien ihr bedenklich. Arbeitkraft... Arbeiter ... Angestellter... sie schob sich Godfreys Hut tiefer in den Nacken und kramte nach ihrer Pfeife und entzündete nachdenklich den süßlich duftenden Tabak der als bläuliche Fähnchen durch den Raum schwebte.

    Der Mann gab ihr zu denken und das war gut so. Auch das Avery sehr still geworden war traf zu ... aber sie vertraute Nicolos Schlussfolgerung und seinen letzten Schlüssen. Nachdenklich klappte sie auch das Notizbuch auf und hoffte vielleicht in dem Gewirr der Buchstaben einen Hinweis zu finden. A... wofür stand dieses verflixte A?

    "Avery, wollt ihr nicht auch etwas sagen? Eure Stimme ist genauso wichtig wie die von jedem von uns. Und ich hoffte vor allem darauf das du mir dabei helfen könntest das Rätsel zu lösen."


    Aufmunternd blickte sie ihn an und es war der leise Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen zu sehen als sie ihn ansah. Sie erkannte in ihm die Pein die auch ihre Seele durchlaufen hatte. Nur war sie erfahren genug um sich zu schützen und ihre Gefühle zu verbergen.

  20. #20
    "Nun.....", sprach Avery zu Roland und Isabella, nachdem er aufgestanden und mit Isabella Richtung Schänke geschlurft war, wo sich das große "A" fand, "Ich habe mich wahrlich etwas zurückgezogen, seitdem Lilith, die leider Gottes eine dieser Bestien war, das Zeitliche gesegnet hat, aber, Roland, das könnt ihr nicht wirklich für einen Hinweis halten, dass ich ein Werwolf sei. Unser werter Konrad hat ja, nach dem Irrtum mit Raphael, seinen Hinweis extra noch einmal verstärkt, um mich zu schützen. Von daher wage ich dies zu verneinen. Der Architekt dagegen scheint mir schon etwas schlüssiger, da Konrad einen Großteil der Werwölfe durch ihren Beruf entlarvt hat. Ich muss sagen, werter Hauptmann, dass ich euch nicht von Anfang an getraut habe, doch diesmal sprechen die Zeichen wirklich anscheinend gegen Euch. Ich fand es leicht bizarr, dass Ihr trotz des Amtes des Hauptmanns bisher so lange überlebt habt. Er holte tief Luft. "Aber dennoch, ich danke euch für das vertrauen, das ihr in mich legt und ich werde mein Bestes tun, um eine weitere dieser Bestien aufzuspüren. im moment ist mein Kandidat auch Laurenz, obgleich ich diesbezüglich noch etwas unsicher bin. Sollten wir einen unschuldigen Bürger mit unserer Wahl treffen, ist unser aller Schicksal besiegelt."

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •